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slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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barbarzynća → barbarzyn´stwo ‚Barbarei’<br />

mieszkaniec → mieszkanka ‚Bewohnerin’<br />

Dieser Stamm kann bestimmten lautlichen Alternationen unterliegen:<br />

portret → portrecik ‚kleines Portrait’, czΩowiek → czΩowieczy ‚menschlich’<br />

1. Grundlagen<br />

Die Unregelmäßigkeiten in den Wortbildungsmodellen sind nicht zuletzt durch die Tradition<br />

bedingt. Im Laufe der Geschichte kam es zu Veränderungen im Bestand der Modelle<br />

und auch in ihrer Produktivität. Einige kommen gänzlich außer Gebrauch, andere werden<br />

häufiger oder seltener gebraucht und es tauchen neue Modelle auf. Solche Veränderungen<br />

betreffen gleichermaßen die Formative. Die Ausdruckseinheiten, die nach einem alten Modell<br />

gebildet worden sind, verbleiben in der Sprache und sind durch den Usus eindeutig<br />

akzeptiert. Die Stabilität dieser Einheiten hemmt die Möglichkeit neue Modelle zu verwenden.<br />

Die feste Position, die die Lexeme wspo´lnota ‚Gemeinschaft’, upo´r ‚Starrsinn’,<br />

walka ‚Kampf’ u.ä. im Lexikon <strong>des</strong> Polnischen einnehmen, verhindert die <strong>Verb</strong>reitung <strong>des</strong><br />

regelmäßigen Typs wspo´lnos´c´, upartos´c´, walczenie, die trotz der systemischen Korrekheit<br />

in der Norm nicht akzeptiert werden.<br />

<strong>Das</strong> parallele Auftreten von Ausdrücken, die nach unterschiedlichen Modellen gebildet<br />

sind, wirkt sich auf den Gebrauch beider aus. Meistens sind sie stilistisch differenziert,<br />

der eine gehört allen Stilen an (wywoz˙enie ‚Ausfuhr’, wpadnie±cie ‚Hereinfallen’)<br />

während der andere stilistisch beschränkt ist (wywo´zka ‚Abtransport’, wpadka ‚Reinfall’).<br />

Die stilistische oder emotionale Markiertheit kann auch durch den Stamm der<br />

Formation bedingt sein, was sich ebenfalls hemmend auf das reguläre Funktionieren <strong>des</strong><br />

Modells auswirkt; denn nicht alle Vertreter der Kategorie sind mit dieser Markierung kompatibel.<br />

Es kommt vor, dass die Bildung eines stilistisch neutralen Ausdrucks nicht möglich<br />

ist. Solche Beispiele finden sich in der Bildung von weiblichen Personenbezeichnungen<br />

aus den entsprechenden männlichen Lexemen.<br />

h) Lexikalisierung<br />

(leksykalizacja) Neben den unterschiedlichen Verschiebungen im Wortbildungssystem<br />

vollziehen sich auch Veränderungen in der motivierten Lexik. Parallele Einheiten, die<br />

urprünglich synonym waren, beginnen sich in einem langsamen Prozess semantisch auszudifferenzieren.<br />

Die Ausdrücke können immer weniger in den gleichen Kontexten eingesetzt<br />

werden. Schließlich verlieren sie jeglichen Zusammenhang (owocny ‚fruchtbar’, owocowy<br />

‚Obst-’) oder sie stimmen nur noch in einzelnen Bedeutungen überein (wieczorny ‚1. abendlich,<br />

2. Abend-’, wieczorowy ‚Abend-’).<br />

Die Veränderungen im Wortschatz beruhen auch auf dem Verschwinden <strong>des</strong> offensichtlichen<br />

Zusammenhangs zwischen den Wortbildungsformationen und den Basislexemen,<br />

die die Bedeutung motivieren. Je länger ein Ausdruck ‚lebt’, <strong>des</strong>to eher kommt es<br />

zur Auflösung <strong>des</strong> Zusammenhangs, dann sprechen wir von ‚Lexikalisierung’. Dieser Prozess<br />

kann in unterschiedlichem Maße fortgeschritten sein. Die von der Lexikalisierung

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