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slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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1.3. Grundprinzipien der Wortbildung 111<br />

c) Bedeutungsfunktion<br />

Stamm und Formativ stehen in einer bestimmten Wechselbeziehung, die den allgemeinen<br />

Rahmen für die mögliche Bedeutung der Formation bestimmt. Diese Beziehung wird normalerweise<br />

in einem bestimmten Schema erfasst, das auf alle Ausdrücke mit verwandter<br />

Struktur anwendbar ist; z.B.:<br />

badacz ‚Forscher’ ‚ten, kto´ry bada’, sΩuchacz ‚Hörer’ ‚ten, kto´ry sΩucha’, biegacz<br />

‚Läufer’ ‚ten, kto´ry biega’<br />

Diese Bedeutung, die sich aus der Struktur <strong>des</strong> Ausdrucks ergibt, nennen wir ‚strukturelle<br />

Bedeutung’ (znaczenie strukturalne). Sie bildet den Rahmen der möglichen Verwendungen<br />

der lexikalischen Einheit. In der eigentlichen lexikalischen Bedeutung wird nur ein Teil<br />

dieser Möglichkeiten realisiert; z.B. biegacz ‚Läufer’ ist nicht jeder, der läuft, sondern nur<br />

derjenige, der regelmäßig läuft wie ein Sportler.<br />

Eine zentrale Rolle bei der Bildung der Formation spielt das Formativ. Seine<br />

Grundfunktion der Schaffung neuer Strukturen bezeichnen wir als ‚strukturell’. Darüber<br />

hinaus kann das Formativ auch weitere Funktionen erfüllen. Beispielsweise weist das Suffix<br />

-acz in den Ausdrücken badacz ‚Forscher’, biegacz ‚Läufer’ und sΩuchacz ‚Hörer’ auf<br />

die Zugehörigkeit nicht nur zur Klasse der Substantive, sondern auch zur Klasse der Nomina<br />

agentis (Handlungsausführenden) hin. Die Funktion der Zuordnung in eine allgemeine<br />

semantische Kategorie nennen wir ‚Bedeutungsfunktion’. Einige Formative können markierte<br />

Ausdrücke bilden. Die Substantive domek ‚Häuschen’ und nosek ‚Näschen’ geben<br />

nicht nur an, dass die Gegenstände klein sind, sondern auch dass der Sprecher eine bestimmte<br />

emotionale Beziehung zu ihnen hat. Entsprechend beinhalten die Ausdrücke domisko<br />

‚Riesenhaus’ und nosisko ‚Riesennase’ eine negative Einstellung <strong>des</strong> Sprechers zu<br />

den bezeichneten Gegenständen. Die Formative -ek und -isko erfüllen hier eine expressive<br />

Funktion.<br />

In der Kenntnis <strong>des</strong> Bestands an Stämmen und Formativen kann der Sprecher neue<br />

Formationen bilden. Schriftsteller tun dies bewusst zu künstlerischen Zwecken, Wissenschaftler<br />

zur Benennung bestimmter Erscheinungen. Der durchschnittliche Sprecher bildet<br />

unbewusst neue Formationen, gezwungen durch die Notwendigkeit, den alltäglichen Wortschatz<br />

zu erweitern. Er stützt sich dabei auf bestimmte Gebrauchsnormen, die die semantische<br />

und formale <strong>Verb</strong>indbarkeit der einzelnen Elemente bestimmen.<br />

d) Wortbildungstypen<br />

Neue Ausdrücke entstehen nach bestimmten Schemata, die aus einer größeren Anzahl von<br />

identischen Strukturen abstrahiert wurden; z.B. wiederholt sich in der Gruppe koparka<br />

‚Bagger’, spawarka ‚Schweißgerät’ und spre±z˙arka ‚Kompressor’ das gleiche Schema:<br />

<strong>Verb</strong>stamm (kop-, spaw-, spre±z˙-) + Formativ -arka = Bezeichnung für eine Maschine. So<br />

ein Modell läßt sich vervielfältigen und wir können neue Ausdrücke bilden wie kruszarka

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