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COMPACT-Magazin 05-2017

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

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Aufstand der Wütenden<br />

_ von Martin Sellner<br />

40<br />

Die Präsidentschaftswahlen zeigen eine neue Polarisierung in<br />

Frankreich: Der traditionelle Gaullismus als Staatsideologie ist verschwunden<br />

– aber das heißt noch lange nicht, dass sein historischer<br />

Widerpart, die Linke, nun die Mehrheit hätte. Vielmehr ist eine<br />

alternative Rechte stark geworden, die Marine Le Pen in den Élysée-<br />

Palast bringen könnte.<br />

Die Identitäre Bewegung bei einer<br />

Bengalo-Demo in Paris.<br />

Foto: Facebook/GenerationIdentitaire<br />

«Eine Moschee in<br />

Poitiers ist eine<br />

Provokation für unsere<br />

Geschichte<br />

und Identität.»<br />

_ Martin Sellner ist einer der<br />

Köpfe der Identitären Bewegung<br />

Österreich. Regelmäßig veröffentlicht<br />

er aktuelle Video-Ansprachen<br />

auf seinem Youtube-Kanal.<br />

In Frankreich steht eine Präsidentenwahl an, die<br />

man zu Recht als schicksalshaft bezeichnen kann.<br />

Das Szenario ähnelt dem in Michel Houellebecqs<br />

Dystopie Unterwerfung. Das Land ist tief gespalten.<br />

Auf der einen Seite steht Marine Le Pen, die<br />

Grenzschließung, De-Islamisierung und Remigration<br />

befürwortet. Auf der anderen Seite versammeln<br />

sich alle anderen. Liberale, Islamisten, Kommunisten,<br />

Konzerne, Gewerkschaften und Antifa haben<br />

ein Bündnis gegen den Front National gebildet.<br />

Und wie in Houellebecqs Roman ist ein Sieg für die<br />

Patriotin in greifbarer Nähe…<br />

Diese Verschiebung ist Ausdruck einer Veränderung<br />

der gesamten französischen Gesellschaft: Vaterlandsliebe<br />

ist wieder en vogue. Neben vielen dissidenten<br />

Denkern der sogenannten Neo-Reactionaires<br />

oder unabhängigen Medienportalen wie Francais<br />

de souche (Stammesfranzosen) ist es vor allem eine<br />

Aktivistengruppe, die an dieser Veränderung großen<br />

Anteil hat. Auch sie kommt in Houellebecqs Buch<br />

an prominenter Stelle vor: die Identitären. Woher<br />

kommt die Bewegung?<br />

Über den Dächern Europas<br />

Die Geschichte beginnt vor viereinhalb Jahren.<br />

Ende Oktober ist es auch in Südfrankreich schon etwas<br />

kühl. Das ist auch der Grund, warum die jungen<br />

Männer und Frauen, die sich auf einem Parkplatz in<br />

der Kleinstadt Poitiers (bei Nantes) sammeln, schon<br />

Jacken und Schals tragen. Es sind rund 40, sie kommen<br />

aus dem ganzen Land, und viele von ihnen erfahren<br />

erst vor Ort, was heute auf dem Plan steht.<br />

Sie sprechen hastig und leise, teilen Aufgaben ein<br />

und tauschen Nummern aus. Unter einer Jacke blitzt<br />

ein Megaphon hervor. In wenigen Minuten geht es<br />

los. Bei den jungen Franzosen handelt sich um Aktivisten<br />

der Generation Identitaire, und was sie an<br />

diesem Tag in Poitiers tun, wird sie in ganz Europa<br />

bekannt machen.<br />

Jedem, der mich fragt, «wo genau» die Identitäre<br />

Bewegung entstanden ist, antworte ich: «Über<br />

den Dächern Europas.» Und wirklich: Es war eine<br />

Dachbesetzung, welche die Jugendbewegung medial<br />

bekannt machte. Am 20. Oktober 2012, dem<br />

Jahrestag der Schlacht von Tours und Poitiers, besetzen<br />

die 40 jungen Franzosen das Dach einer Moschee,<br />

welche dort 1280 Jahre nach dem Sieg des<br />

Franken Karl Martell über die maurischen Invasoren<br />

im Bau ist. Mit einem gigantischen Banner, Fahnen<br />

und Megaphonen verkünden sie ihre Botschaft<br />

der ganzen Welt: «Wir wollen keine Islamisierung<br />

und Masseneinwanderung, wir wollen keinen Be-

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