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COMPACT-Magazin 05-2017

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

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<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Atatürk verdammt<br />

den Koran<br />

Kemal Atatürk war nach dem<br />

Ersten Weltkrieg der Gründer<br />

der modernen Türkei. Er schuf<br />

einen laizistischen Staat mit<br />

strikter Trennung von Politik und<br />

Religion. Zur Begründung sagte<br />

er 1922:<br />

freunde und Gutmenschen besteht darin zu glauben,<br />

irgendjemand auf der Welt, der noch ganz bei<br />

Trost ist, wolle so werden wie sie. Ihre eigene Lächerlichkeit<br />

bleibt ihnen nur deshalb verborgen, weil<br />

die von ihresgleichen besetzte Ideologiebranche ihnen<br />

gleichsam auf die Schulter klopft.<br />

Aus der Sicht von Moslems (oder überhaupt von<br />

Menschen mit traditionelleren Wertvorstellungen)<br />

erscheinen sie jedoch als genau das, was sie sind:<br />

als Neurotiker, die ihre Neurosen ihrem ganzen Volk<br />

aufzwingen und es dadurch in den Untergang führen.<br />

Verachtet werden demgemäß nicht nur die Neurotiker<br />

selbst, sondern auch das Volk, das sie ernst<br />

nimmt.<br />

Der Realsozialismus wurde irgendwann<br />

konservativ, der westliche<br />

Utopismus endete im Amok.<br />

Gerade in der direkten Konfrontation mit einem<br />

auf Stabilität ausgerichteten Gesellschaftssystem<br />

wie dem Islam, das die Einhaltung von Normen rigide<br />

einfordert, zeigt sich die fatale Kehrseite eines<br />

westlichen Freiheitspathos, für das jede Art von<br />

Pflicht und Bindung bereits per se «repressiv» ist.<br />

Wenn jeder frei von Bindungen ist, kann sich niemand<br />

auf den anderen verlassen, und die eingeforderte<br />

unterschiedslose Solidarität mit allen Menschen<br />

dieses Planeten ist eine Mogelpackung: Wer<br />

mit allen Menschen solidarisch sein will, ist es in<br />

Wirklichkeit mit niemandem und erfährt seinerseits<br />

keine Solidarität, wenn er sie braucht.<br />

Die westliche Gesellschaft hat zweifellos viel<br />

Dynamik entfesselt – überhaupt leistet kein Wortpartikel<br />

so gute Dienste bei ihrer Beschreibung wie<br />

gerade «Ent-»: Entfesselung, aber auch Entgrenzung,<br />

Entortung, Entstrukturierung, Entwaffnung. Unsere<br />

Gesellschaft ist sehr gut im Niederreißen, aber unfähig,<br />

sich auch nur die Frage vorzulegen, was wohl<br />

besser gebunden, begrenzt, verortet oder bewaffnet<br />

bleiben sollte.<br />

Der konservative Sozialismus<br />

Dass die neuen Bundesländer gegen die – nicht<br />

einmal mehr schleichende – Landnahme durch<br />

Fremde so viel mehr Widerstandskraft aufbringen<br />

als die alten, hat damit zu tun, dass nach 1945 auf<br />

deutschem Boden zwei einander entgegengesetzte<br />

Gesellschaftskonzepte ausprobiert wurden. Beide<br />

waren beziehungsweise sind revolutionär, aber das<br />

östliche verstand Revolution primär als Errichtung<br />

einer konkreten neuen Ordnung, das westliche als<br />

Entfesselung (schon wieder!) eines Prozesses der<br />

permanenten Liberalisierung, bei der jedes erreichte<br />

Ziel nur neue Forderungen weckt. Der Realsozialismus<br />

als Versuch der Verwirklichung einer konkreten<br />

Utopie konnte, ja musste irgendwann konservativ<br />

werden, während der abstrakte westliche<br />

Utopismus, der nur eine Richtung, aber weder Maß<br />

noch Ziel kennt, über kurz oder lang in einen selbstzerstörerischen<br />

Amoklauf münden musste.<br />

Mainstream-Journalisten stellen häufig und<br />

meist mit hämischem Unterton die Frage, warum der<br />

Osten, in dem so wenig Ausländer leben, sich ganz<br />

besonders gegen Einwanderung sträubt. Eine der vielen<br />

im Establishment unerwünschten, aber gerade<br />

deshalb als zutreffend erkennbaren Antworten lautet,<br />

dass die Deutschen östlich der Elbe immer noch mit<br />

dem gesunden Menschenverstand ausgestattet sind,<br />

den sie mit einem Großteil der übrigen Menschheit<br />

(einschließlich der meisten Einwanderer) teilen, und<br />

deswegen kein Interesse daran haben, so zu werden<br />

wie besagte grünwählende Schreiberlinge, Multikultifreunde<br />

und Gutmenschen.<br />

«Seit über fünf Jahrhunderten<br />

haben die Regeln und Theorien<br />

eines alten Araberscheichs<br />

und die unsinnigen Auslegungen<br />

von Generationen schmutziger<br />

und unwissender Pfaffen<br />

in der Türkei sämtliche Einzelheiten<br />

des Zivil- und Strafrechts<br />

festgelegt. Sie haben die Form<br />

der Verfassung, die geringsten<br />

Handlungen und Gesten im<br />

Leben eines jeden Bürgers festgesetzt,<br />

seine Nahrung, die<br />

Stunden für Wachen und Schlafen,<br />

den Schnitt seiner Kleidung,<br />

was er in der Schule lernt, seine<br />

Sitten und Gewohnheiten und<br />

selbst die intimsten Gedanken.<br />

Der Islam ist die absurde Gotteslehre<br />

eines unmoralischen<br />

Beduinen, ist ein verwesender<br />

Kadaver, der unser Leben vergiftet.»<br />

(zitiert nach Bernd Rill,<br />

Kemal Atatürk, rororo-Monographien,<br />

1999)<br />

Mustafa Kemal Atatürk,1923. Foto:<br />

Public domain, Wikimedia Commons<br />

Bild oben links: Ein affektiert ausgelebter<br />

Hedonismus hat die westlichen<br />

Gesellschaften weitgehend<br />

wehrlos gemacht. Foto: Melanie<br />

Lemahieu/shutterstock.com<br />

_ Manfred Kleine-Hartlage ist<br />

freier Publizist und Buchautor,<br />

unter anderem im Antaios-Verlag.<br />

Regelmäßig nimmt er auf<br />

seinem Blog korrektheiten.com zu<br />

aktuellen Themen Stellung.<br />

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