26.04.2017 Aufrufe

COMPACT-Magazin 05-2017

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>COMPACT</strong> Thema NRW<br />

DITIB-Zentralmoschee in Köln.<br />

Foto: CEphoto/Uwe Aranas, CC-BY-<br />

SA-3.0, Wikimedia<br />

Bei der Großkundgebung mit<br />

Anhängern des türkischen Präsidenten<br />

Recep Tayyip Erdogan im<br />

Sommer 2016 in Köln empfingen<br />

40.000 Türken AKP-Politiker mit<br />

Allahu-Akbar-Rufen. Foto: picture<br />

alliance / dpa<br />

kischen Wurzeln, die bei uns leben, die hierhergekommen<br />

sind, ob sie oder ihre Vorfahren sich in das<br />

Gemeinwesen hier in Nordrhein-Westfalen einbringen.»<br />

Nota bene: Die Doppelpass-Türken können ohnedies<br />

bei uns mitwählen. Aber die SPD will partout<br />

alle Türken mitbestimmen lassen…<br />

Der Vorstoß bekam eine Mehrheit, aber nicht<br />

die zur Verfassungsänderung notwendige Unterstützung<br />

von zwei Dritteln der Abgeordneten. Dabei<br />

zielen die Pläne der Sozialdemokraten auf die<br />

Entdeutschung der gesamten Republik. Beauftragt<br />

damit ist die Türkin Aydan Özoguz, die als Staatsministerin<br />

für Integration in der Bundesregierung<br />

sitzt. Bereits im September 2015 veröffentlichte<br />

sie ein Strategiepapier, wonach sich «nicht nur die<br />

Menschen, die zu uns kommen, integrieren müssen».<br />

Mitte Februar <strong>2017</strong> veröffentlichte schließlich eine<br />

«Expert_innenkommission» der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

unter ihrem Vorsitz das Papier<br />

«Leitbild und Agenda für die Einwanderungsgesellschaft».<br />

Der zentrale Vorschlag ist derselbe wie in<br />

NRW: Wahlrecht auch für Ausländer, die nicht aus<br />

der EU kommen.<br />

Dass Krafts Beliebtheit dennoch nie ernsthaft<br />

Schaden nahm, erstaunt selbst Beobachter. Die populärste<br />

Politikerin im Land sei sie lediglich «wegen<br />

fehlender Konkurrenz», glaubt etwa Woyke. In<br />

manchem erinnert die Ministerpräsidentin an Angela<br />

Merkel: Beide Frauen exekutieren die Macht fast<br />

geräuschlos, lassen Vorwürfe und Affären wie Teflon<br />

von sich abperlen. Anders als die kühl-technokratische<br />

Kanzlerin mimt die gebürtige Mülheimerin<br />

jedoch zeitgleich die herzliche Tochter aus dem Revier<br />

– Kümmerer-Gen und etwas Knuddeligkeit inklusive.<br />

Als «offen und ehrlich, aber nicht immer bequem»<br />

beschreibt sich Kraft selbst auf ihrem Facebook-Profil.<br />

Mit mehr als 16.000 Euro Grundgehalt<br />

ist Kraft der bestbezahlte<br />

Landeschef Deutschlands.<br />

Tatsächlich repräsentiert Kraft den sozialdemokratischen<br />

Traum vom sozialen Aufstieg durchaus<br />

auch persönlich. «Wir lebten in einfachen Verhältnissen.<br />

Wenig Bücher, keine Kunst und Kultur.»<br />

Die Eltern – Straßenbahnfahrer und Schaffnerin –<br />

«schufteten im Schichtdienst», erzählte sie 2010.<br />

Die Maloche ermöglichte der Tochter als erste ihrer<br />

Familie ein Abitur. Danach studierte sie unter anderem<br />

am renommierten Londoner King’s College.<br />

Seit Sommer 2000 sitzt sie im nordrhein-westfälischen<br />

Landtag. Bereits ein Jahr später holte Ministerpräsident<br />

Wolfgang Clement die damals 40-Jährige<br />

als Ministerin ins Kabinett. Nach den Wahlen<br />

von 20<strong>05</strong> – bei der die SPD erstmals seit 1966 das<br />

Amt des Regierungschefs einbüßte – rückte Kraft an<br />

die Spitze der Landtagsfraktion. Fünf Jahre später<br />

kehrte die Partei an die Macht zurück. Mit mehr als<br />

16.000 Euro Grundgehalt ist die Blondine heute der<br />

bestbezahlte Landeschef Deutschlands.<br />

Rot-Rot-Grün in Düsseldorf?<br />

Zudem erwies sich Kraft immer wieder als geschickte<br />

Taktikerin. Vor der Landtagswahl 2010<br />

schloss sie eine Koalition mit der Linkspartei aus –<br />

vermied jedoch Äußerungen zu einer Duldung. Als<br />

es nach dem Urnengang für Rot-Grün nicht reichte,<br />

bildete sie offiziell ein Minderheitenkabinett mit<br />

wechselnden Mehrheiten – stützte sich also doch<br />

auf die Linke.<br />

28<br />

Auch <strong>2017</strong> laviert sie auffallend um eine klare<br />

Koalitionsaussage herum. «Ich würde mich freuen,<br />

wenn es wieder für Rot-Grün reicht», verriet Kraft<br />

wenig sensationell Ende März dem Bonner Generalanzeiger.<br />

Doch angesichts der schwächelnden Grünen<br />

dürfte die SPD einen dritten Partner benötigen.<br />

Krafts stoische Antwort auf entsprechende Fragen:<br />

Die Linke sei «weder regierungswillig noch regierungsfähig».<br />

Dass sie selbst ein solches Bündnis ablehnt,<br />

sagt die Ministerpräsidentin dagegen nicht.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!