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COMPACT-Magazin 05-2017

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

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<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Der Osten leuchtet<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Sachsens Glanz und Preußens Gloria: Wo die deutsche Vergangenheit noch in den<br />

Herzen der Gegenwärtigen schlägt, lässt es sich am besten leben. Hier gedeihen<br />

Schaffensfreude und Lebenslust – und spotten der üblen Nachrede interessierter<br />

Kreise.<br />

Wo sind die Wurzeln von uns Deutschen? Die<br />

meisten im Westen werden darauf mit einem Achselzucken<br />

antworten, die politisch Verbildeten werden<br />

irgendetwas von Auschwitz murmeln. Im Osten<br />

weiß man es besser: Der erste König unseres Volkes,<br />

Heinrich I., wurde in Quedlinburg im Harz gekrönt;<br />

im thüringischen Kyffhäuser schlummert der<br />

Sage nach Kaiser Barbarossa, um dereinst mit dem<br />

untergegangenen Reich wieder zu erwachen; auf<br />

der Wartburg bei Eisenach übersetzte Luther die Bibel<br />

und schuf damit die Grundlage für unsere geistliche<br />

und geistige Emanzipation; das Völkerschlachtdenkmal<br />

in Leipzig erinnert an die Befreiungskriege<br />

gegen Napoleon Bonaparte; in Sanssouci residierte<br />

Friedrich der Große, der Preußen als Weltmacht<br />

etablierte – und als Garanten der deutschen Wiedergeburt;<br />

Weimar, also Goethe und Schiller, gebar<br />

die im Deutschen erdachte, aber die ganze Menschheit<br />

umarmende Klassik; von Dresden, Elbflorenz genannt,<br />

strahlte die Potenz von August dem Starken<br />

bis nach Polen aus – und geht die Botschaft in die<br />

Welt, wie sehr auch wir unter dem Inferno des Weltkrieges<br />

leiden mussten.<br />

König Kurt und der Baulöwe<br />

Natürlich findet man auch in den alten Bundesländern<br />

Zeugnisse unserer Vergangenheit – das<br />

Holstentor in Lübeck, der Kölner Dom, die Nürnberger<br />

Burg, Rothenburg ob der Tauber oder Neuschwanstein<br />

sind Attraktionen, die mehr Besucher<br />

anziehen als vergleichbare Ziele zwischen Elbe und<br />

Oder. Aber es gibt einen großen Unterschied: Im<br />

Westen geht es vor allem um Business, Tourismus<br />

eben – in den neuen Bundesländern dagegen sind<br />

die Stadt-, Denkmals- und Brauchtumspflege großen<br />

Teilen der Bürgerschaft ein Herzensanliegen. Dabei<br />

hat auch der kapitalistische Teilstaat eine positive<br />

Rolle gespielt: Erst durch die Wiedervereinigung bekamen<br />

die unter der SED Bevormundeten die wirtschaftlichen<br />

Möglichkeiten und – zunächst – die politischen<br />

Freiheiten, ihre innige aber platonische Liebe<br />

auch praktisch werden zu lassen. Mit Geld aus<br />

Bundesmitteln und von reichen Finanziers, viele davon<br />

einst aus der DDR geflohen, konnten die Brüder<br />

und Schwestern sich an die Sanierung ihrer Heimat<br />

machen.<br />

Von hier strahlte Preußens Glanz:<br />

Das 1747 fertiggestellte Schloss<br />

Sanssouci («Ohne Sorge») in Potsdam<br />

entstand nach den Vorstellungen<br />

Friedrichs des Großen. 1991<br />

ging auch der letzte Wunsch des<br />

Monarchen in Erfüllung: «Man<br />

bestatte mich in Sanssouci auf der<br />

Höhe der Terrassen in einer Gruft,<br />

die ich mir habe herrichten lassen.»<br />

Foto: Pixabay<br />

Im Kyffhäuser<br />

schlummert der<br />

Sage nach Kaiser<br />

Barbarossa.<br />

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