Hessen - Deutscher Mieterbund - Landesverband Hessen eV
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■Gießen - „Die auf der Bilanz-Pressekonferenz<br />
der<br />
Stadtwerke Gießen (SWG) vom<br />
Vorstand geäußerten Überlegungen,<br />
nach Auswegen suchen<br />
zu wollen, falls, wie zu erwarten,<br />
die Landeskartellbehörde<br />
eine Verfügung zur Senkung<br />
der überhöhten Wasserpreise in<br />
Gießen erlässt, sprechen für<br />
sich“, kritisiert der Vorsitzende<br />
des Mietervereins Gießen, Stefan<br />
Kaisers. „Aus der immer<br />
wieder betonten Verbraucherfreundlichkeit<br />
des stadteigenen<br />
Unternehmens spricht der<br />
Hohn.“<br />
Nirgendwo in Europa seien die<br />
Wasserpreise so hoch wie in<br />
Deutschland. Allein in <strong>Hessen</strong><br />
gebe es bei Wasser erhebliche<br />
Preisunterschiede, die sich nicht<br />
mit den Förder- und Aufbereitungskosten<br />
vor Ort rechtfertigen<br />
ließen. In den Wasserbetrieben<br />
vieler Kommunen sei noch<br />
immer eine „Ingenieurmentalität“<br />
verbreitet, die Überkapazitäten<br />
mit teurer und aufwendiger<br />
Technik vorhalte, ohne hinreichend<br />
auf die Wirtschaftlichkeit<br />
zu achten. Denn die zu hohen<br />
Kosten habe man bislang<br />
bequem auf die Bürger abgewälzt<br />
und niemand habe das beanstandet.<br />
„Da ist es erfreulich,<br />
wenn eine Kartellbehörde endlich<br />
Licht in den undurchsichti-<br />
16 MieterZeitung 5/2010<br />
Nachrichten aus dem <strong>Landesverband</strong><br />
<strong>Hessen</strong><br />
Stadtwerke Gießen<br />
wollen Kontrolle ihrer<br />
Wasserpreise umgehen<br />
Wasserpreise in Gießen wenig verbraucherfreundlich<br />
gen Preisdschungel beim Wasser<br />
wirft und die Versorger mit<br />
den höchsten Preisen dazu<br />
zwingt, diese zu senken und zukünftig<br />
rationeller zu arbeiten.<br />
Schließlich hat der Verbraucher<br />
keine Wechselmöglichkeit, es<br />
gibt für Wasser keinen Markt.<br />
Die Bürger sind dem Preisdiktat<br />
ihres lokalen Wasserversorgers<br />
gänzlich ausgeliefert“, so Kaisers.<br />
Wenn nun der SWG-Vorstand<br />
überlege, statt der „Wasserpreise“<br />
wieder „Wassergebühren“<br />
zu verlangen, so mache er das<br />
nur deshalb, weil bei Gebühren<br />
nicht mehr das Landeskartellamt<br />
beim Hessischen Wirtschaftsminister<br />
zuständig ist,<br />
sondern die Kommunalaufsicht,<br />
also der Regierungspräsident.<br />
Von dem sei aber keine wirksame<br />
Kontrolle zu erwarten, wie<br />
die Vergangenheit gezeigt hat.<br />
Darauf spekulieren offenbar die<br />
SWG. „Dabei haben die Preissenkungsverfügungen<br />
des Landeskartellamtes<br />
den Segen des<br />
Bundesgerichtshofes (BGH)<br />
bekommen, der in einem interessanten<br />
Urteil alle Entscheidungsgründe<br />
der Behörde für<br />
rechtmäßig erkannt hat“, so<br />
Kaisers. Das Urteil habe bundesweit<br />
große Resonanz erzeugt<br />
und nun auch in anderen Bundesländern<br />
dazu geführt, dass<br />
dort Wasserpreisüberprüfungen<br />
im Interesse der Verbraucher in<br />
Gang kommen“, erklärt Kaisers.<br />
„Die Chefetage der SWG ist gut<br />
beraten, wenn sie weniger darüber<br />
nachdenkt, wie man sich der<br />
verbraucherfreundlichen Preiskontrolle<br />
entziehen kann. Stattdessen<br />
sollte sie ihre Anstrengungen<br />
darauf richten, zu einer<br />
wirtschaftlicheren Wasserproduktion<br />
im eigenen Unternehmen<br />
zu kommen“, meint der<br />
Mietervereinsvorsitzende abschließend.<br />
■<br />
Deutsche Annington: Weiß da die Linke noch, was die Rechte tut?<br />
■Welcher Mieter kennt keine<br />
Auseinandersetzungen<br />
mit der Deutschen Annington?<br />
Eine unendliche Geschichte!<br />
Und wer kann nicht darüber berichten,<br />
mit welcher Penetranz<br />
die Deutsche Annington ihre<br />
Mieter mit Mahnungen überzieht,<br />
wenn diese ihren Forderungen<br />
nicht nachkommen,<br />
ganz gleich, ob diese Forderungen<br />
berechtigt sind oder nicht.<br />
Ein besonderes Kuriosum passierte<br />
im August dieses Jahres einemMieterinWiesbaden,derder<br />
unberechtigten Abbuchung von<br />
strittigen Forderungen der Deutschen<br />
Annington widersprach<br />
und darauf dann mit Schreiben<br />
vom 20. August 2010 folgende<br />
Mitteilung erhielt: „Vereinbarungsgemäß<br />
haben wir wiederholtversucht,diefälligeMieteper<br />
Lastschrift von Ihrem Bankkonto<br />
einzuziehen. Die mit der unten<br />
aufgeführten Bankverbindung<br />
vorgelegte Lastschrift wurde uns<br />
jedoch gebührenpflichtig zurückbelastet.Somitsehenwirunsnunmehr<br />
gezwungen, Sie ab sofort<br />
vom Abbuchungsverfahren auszuschließen.WirfordernSiehiermit<br />
auf, Ihre monatliche Mietzahlung<br />
gemäß der vertraglichen<br />
Vereinbarung rechtzeitig per<br />
Überweisung oder Dauerauftrag<br />
Foto: BilderBox<br />
aufdiegenannteBankverbindung<br />
zu überweisen“. Und dann folgt<br />
noch die Angabe eines angeblichen<br />
Mietrückstands, über den<br />
aber schon seit langem gestritten<br />
wird. So weit, so gut oder<br />
schlecht.<br />
Der Mieter staunte nicht<br />
schlecht, als er vier Tage später<br />
erneut ein Schreiben von der<br />
Deutschen Annington erhielt<br />
mit folgendem Wortlaut: „Als<br />
Anlage senden wir Ihnen den<br />
Zahlschein für Ihre Zahlungen.<br />
Bitte überweisen Sie den ausgewiesenen<br />
Betrag rechtzeitig gemäß<br />
der vertraglichen Vereinbarung<br />
an uns. Über 185.000<br />
unserer Kunden nutzen eine einfachere<br />
Zahlungsweise. Haben<br />
Sie schon einmal über die Erteilung<br />
einer Einzugsermächtigung<br />
nachgedacht? Die Vorteile<br />
liegen auf der Hand ... Haben<br />
wir Ihr Interesse geweckt? Dann<br />
senden Sie uns doch bitte einfach<br />
die beigefügte Einzugsermächtigung<br />
ausgefüllt und unterschrieben<br />
zurück.“<br />
Da staunt man als Mieter nicht<br />
schlecht. Entweder hält die<br />
Deutsche Annington ihre Mieter<br />
für „geistig unterbelichtet“<br />
oder im Haus der Deutschen<br />
Annington weiß die Linke nicht,<br />
was die Rechte tut. ■<br />
15, 07,
Verbandsdirektor Jost Hemming<br />
■Die Mietervereine stellen<br />
in der Beratungspraxis<br />
vermehrt fest, dass sich Vermieter,<br />
insbesondere die städtischen<br />
und landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften,<br />
von ihrer Renovierungspflicht<br />
befreien, indem<br />
sie versuchen, die Durchführung<br />
der Schönheitsreparaturen<br />
mit Tricks auf den Mieter<br />
abzuwälzen.<br />
Viele Formularmietverträge<br />
15, 07<br />
<strong>Mieterbund</strong> rät zur Vorsicht<br />
bei Vorabnahmeprotokoll<br />
enthalten unwirksame Klauseln<br />
zu den Schönheitsreparaturen.<br />
Häufig etwa wird im Mietvertrag<br />
vom Mieter verlangt, „spätestens“<br />
oder „mindestens“ alle<br />
drei bis fünf Jahre zu renovieren.<br />
Eine solche Formularklausel<br />
ist nach ständiger Rechtsprechung<br />
des Bundesgerichthofes<br />
unwirksam. Gleiches gilt für die<br />
häufig in Mietverträgen von<br />
Wohnungsbaugesellschaften<br />
enthaltene Schönheitsreparaturklausel,<br />
wonach der Mieter „nur<br />
mit Zustimmung des Vermieters<br />
von der bisherigen Ausführungsart<br />
abweichen darf“. Auch<br />
eine solche Formularklausel ist<br />
unwirksam. Rechtsfolge ist,<br />
dass die Durchführung der<br />
Schönheitsreparaturen dem<br />
<strong>Mieterbund</strong> Oberursel: Eine Ära ging zu Ende<br />
■ Oberursel<br />
- Angekündigt<br />
hatte sie es schon vor längerer<br />
Zeit, jetzt machte sie<br />
Ernst: Gisela Seyboth übergab<br />
ihr Amt als Vorsitzende des<br />
<strong>Mieterbund</strong>es Oberursel in jüngere<br />
Hände.<br />
1968 war Gisela Seyboth in den<br />
Verein eingetreten. Auslöser<br />
war eine zu hohe Nebenkostenabrechnung.<br />
Als engagierte<br />
„Orschelerin“ war schnell klar,<br />
dass Gisela Seyboth zu Höherem<br />
berufen war. 1976 wählte<br />
sie die Mitgliederversammlung<br />
zur 2. Vorsitzenden des Vereins<br />
und ab 1978 führte sie ununterbrochen<br />
den Verein als 1. Vorsitzende.<br />
Bei ihrem Amtsantritt<br />
gehörten dem Verein 170 Mitglieder<br />
an, ihrem Nachfolger<br />
übergab sie einen Mitgliederbestand<br />
von 1.141 Mieterhaushalten.<br />
„Sie hat ein Engagement gezeigt,<br />
wie man es nicht überall<br />
findet“, lobte der Vorsitzende<br />
des Deutschen <strong>Mieterbund</strong>es –<br />
<strong>Landesverband</strong> <strong>Hessen</strong>, Wolfgang<br />
<strong>Hessen</strong>auer, Gisela Seyboths<br />
Arbeit. Ein Engagement,<br />
das sich nicht nur in den stetig<br />
gestiegenen Mitgliederzahlen<br />
zeige. „Sie war 24 Stunden am<br />
Tag für die Mieter erreichbar,<br />
oft hat sie die Nacht hinzugenommen“,<br />
meinte Wolfgang<br />
<strong>Hessen</strong>auer schmunzelnd. Selten<br />
stand bei Gisela Seyboth das<br />
Telefon still, denn auf die offizielle<br />
Sprechstunde an den Freitagnachmittagen<br />
hat sie sich nie<br />
beschränkt.<br />
Jetzt freut sich Gisela Seyboth,<br />
endlich mehr Zeit für Reisen zu<br />
Vermieter obliegt. Häufig sind<br />
es gerade die ehemals gemeinnützigenWohnungsbaugesellschaften,<br />
die – wohl wissend,<br />
dass die Formulierung im Mietvertrag<br />
unwirksam ist – versuchen,<br />
Renovierungsarbeiten<br />
trotzdem auf den Mieter abzuwälzen.<br />
So vereinbaren sie vor<br />
dem Auszug eines Mieters eine<br />
Vorabnahme. Bei der Vorabnahme<br />
wird dann der Versuch unternommen,<br />
den Mieter durch Unterzeichnung<br />
eines Vorabnahmeprotokolls<br />
zur Durchführung<br />
der Schönheitsreparaturen zu<br />
verpflichten. Unterschreibt der<br />
Mieter ein solches Protokoll,<br />
kann es geschehen, dass er hiermit<br />
– trotz unwirksamer Renovierungsklausel<br />
im Mietvertrag –<br />
Wolfgang <strong>Hessen</strong>auer, 1. Vorsitzender <strong>Landesverband</strong> <strong>Hessen</strong>, Gisela<br />
Seyboth und Rechtsanwalt Michael Scheffels, 1. Vorsitzender Mieter-<br />
bund Oberursel (v. l.)<br />
haben. Bereits wenige Tage<br />
nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung<br />
ging es ab<br />
zu einer Renovierung verpflichtet<br />
wird.<br />
Der Deutsche <strong>Mieterbund</strong> –<br />
<strong>Landesverband</strong> <strong>Hessen</strong> verurteilt<br />
diese mittlerweile gängige<br />
Praxis: „Es besteht für den Mieter<br />
keine Pflicht, ein Vorabnahme-<br />
oder Wohnungsrückgabeprotokoll<br />
zu unterschreiben.<br />
Meist sind die Protokolle in einer<br />
Art verschlüsselt, dass sich<br />
dem Mieter nicht darstellt, ob<br />
und welche Renovierungsarbeiten<br />
er da gerade übernimmt. Wir<br />
raten betroffenen Mitgliedern<br />
deshalb dringend, bei Vorabnahmeprotokollen<br />
Vorsicht<br />
walten zu lassen und vor der<br />
Wohnungsrückgabe Rechtsrat<br />
einzuholen“, erklärt Verbandsdirektor<br />
Jost Hemming. ■<br />
Richtung Norwegen. „Der Norden<br />
liegt uns besonders, da sind<br />
wir immer wieder gerne.“ Doch<br />
auch England, die USA oder<br />
Australien hat die reiselustige<br />
Orschelerin schon gemeinsam<br />
mit der Familie besucht.<br />
Dem Verein will Gisela Seyboth<br />
aber auch weiterhin verbunden<br />
bleiben. Zur ihrem<br />
Nachfolger im Amt des 1. Vorsitzenden<br />
wählte die außerordentlicheMitgliederversammlung<br />
den Oberurseler Rechtsanwalt<br />
und Berater des Vereins,<br />
Michael Scheffels.<br />
Die Telefonnummer des Vereins<br />
und die freitäglichen Beratungsstunden<br />
in der Hospitalstraße 9<br />
bleiben vorerst bestehen. ■<br />
<strong>Mieterbund</strong> Oberursel Neue Kontaktdaten<br />
Änderung der Kontaktdaten des <strong>Mieterbund</strong>es Oberursel/Taunus:<br />
Postanschrift: Kumeliusstraße 30 in 61440 Oberursel/Ts.<br />
Telefon: 0 61 71/5 86 88 51, Fax: 0 61 71/58 68 52<br />
Telefonisch zu erreichen Montag und Mittwoch von 9.00 bis 12.00 Uhr.<br />
E-Mail-Adresse: info@mieterbund-oberursel.de<br />
Beratung findet jeweils freitags von 18.00 bis 19.30 Uhr im Alten<br />
Hospital, Hospitalstraße 9 in Oberursel/Ts., statt.<br />
DMB-<strong>Landesverband</strong> <strong>Hessen</strong> e. V., Adelheidstraße 70, 65185 Wiesbaden, Tel. 06 11/41 14 05-0.<br />
Verantwortlich für den Inhalt der Seiten 16–17: Jost Hemming, Wiesbaden<br />
5/2010 MieterZeitung 17