Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik ...

durch Rudolf von Gneist in die deutsche Staatsrechtwissenschaft
eingeführt. 2 Dabei ging das Schrifttum aufgrund der
historischen Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung
durch die Städteordnung des Freiherrn von Stein vom 19.
November 1808 und den Selbstverwaltungsvorstellungen
von Gneist lange Zeit von einem politischen und einem juristischen
Selbstverwaltungsbegriff aus. 3
Diese früher vorgenommene Unterscheidung zwischen
Selbstverwaltung im politischen und Selbstverwaltung im
juristischen Sinn kann nach dem heutigen Forschungsstand
nicht mehr aufrecht erhalten werden. 4 Vielmehr wird heute
von einem formellen und einem materiellen Selbstverwaltungsbegriff
ausgegangen.
Dabei wird mit dem materiellen Begriff der Selbstverwaltung
Inhalt und Wesen der Selbstverwaltung umschrieben. 5 Wichtigstes
Wesensmerkmal der Selbstverwaltung ist dabei die
Aktivierung der Beteiligten für ihre eigenen Angelegenheiten,
wobei nicht nur an die Belebung der Gemeinschaft angeknüpft
wird, sondern vor allem die eigenverantwortliche Erfüllung
der öffentlichen Aufgaben durch die betroffenen Bürger
im Vordergrund steht. 6 Für den Selbstverwaltungsbegriff
spielt es dabei keine Rolle mehr, ob alle Bürger zur Teilnahme
an der Eigenverwaltung aktiviert werden. Vielmehr ist
allein die Möglichkeit einer direkten oder indirekten Einfluss-
2 Pfeiffer, Nürnbergs Selbstverwaltung 1256-1956, S. 5.
3 Stober, Kommunalrecht in der Bundesrepublik Deutschland, S. 59.
4
Matzerath, Nationalsozialismus und kommunale Selbstverwaltung, S.
24 ff.; Lintz, Die politischen Parteien im Bereich der kommunalen Selbstverwaltung,
S. 31 m.w.N.
5
Vgl. Becker, Kommunale Selbstverwaltung, S. 695 f.
6 Vgl. Köttgen, Selbstverwaltung, S. 224; BVerfGE 11, S. 266 ff.
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