Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik ...

nahme des Kaufhauses Ruschkewitz durch Josef Neckermann
1935 versuchte der christliche Textileinzelhandel den
Stadtrat davon zu überzeugen, die Firma Zapf zu liquidieren.
Dabei ging es in erster Linie wohl nur um die Beseitigung
eines lästigen und erfolgreichen Konkurrenten, da man sich
auch gegen eine mögliche Übernahme durch einen arischen
Betreiber aussprach. 1060 Entgegen der herrschenden nationalsozialistischen
Auffassung, dass Kaufhäuser den Mittelstand
zerstörten, unterstützte Oberbürgermeister Memmel
die Pläne zur Liquidierung von Zapf nicht und begründete die
Notwendigkeit von Kaufhäusern im Hinblick auf weniger
vermögende Volksgenossen; eine „Arisierung“ befürwortete
er dabei aber ausdrücklich. 1061 Die Intervention Memmels
blieb allerdings erfolglos. Das Kaufhaus Zapf schloss noch
1937 seine Tore. 1062
Am Abend der Reichspogromnacht, 1063 am 9. November
1938, hatte sich Oberbürgermeister Memmel im Platz’schen
Garten mit Mitgliedern der SS, der HJ, des BDM und einzelner
NSDAP-Ortsgruppen eingefunden, um an der Gedenkfeier
zur Erinnerung an den Hitlerputsch im Jahre 1923 teilzunehmen.
Ob er oder andere führende Mitglieder der Stadtverwaltung
an den anschließend stattfindenden antijüdischen
Ausschreitungen beteiligt waren, lässt sich allerdings nicht
nachweisen. 1064
1060 Flade, Die Würzburger Juden, S. 276 f.
1061 RP 400, Ratssitzung am 19.10.1937.
1062 Flade, Die Würzburger Juden, S. 277.
1063 Zur Reichspogromnacht, vgl. Ströhlein, Die Reichskristallnacht in
Würzburg.
1064
Schultheiß, Juden in Mainfranken, S. 70 ff.
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