Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik ...

2. Mai 1933 erfolgte im Rahmen der Stadtratssitzung die
Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Reichspräsident Paul
von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler „in dankbarer
Anerkennung der großen Verdienste um Volk und Vaterland“.
928 Während die SPD-Fraktion diesem Ereignis fernblieb,
waren sämtliche Mitglieder der BVP-Fraktion anwesend
und stimmten den Ehrenbürgerschaften per Akklamation
zu. Ob die Stadträte sich für dieses Abstimmungsverhalten
aufgrund drohender Repressionen entschieden oder sich
tatsächlich durch die zuvor von Oberbürgermeister Memmel
gehaltene patriotische Rede hatten blenden lassen, darüber
kann allenfalls spekuliert werden. 929
Der Übergang zum rein nationalsozialistischen Stadtrat ließ
nicht lange auf sich warten. Nachdem der bayerische Innenminister
Adolf Wagner auf einer Kundgebung in Regensburg
am 15. Mai 1933 das Ende aller Parteien außer der NSDAP
angekündigt hatte, wurden nun – nachdem es bereits Repressionen
gegen die sogenannten „marxistischen“ Parteien
wie SPD und KPD gegeben hatte – vereinzelt auch BVP-
Mitglieder in Schutzhaft genommen, Hausdurchsuchungen
vorgenommen und durch Versammlungsverbote die politische
Arbeit unmöglich gemacht. 930
Zeitgleich zu diesem reichsweiten Niederringen der Parteienlandschaft
begann auch die Auflösung der Rathausfraktionen
von BVP und SPD. Nachdem Innenminister Wagner am 18.
sitzung am 24.05.1933; BayHStA, MK 33850, Bestätigung des Innenministeriums
vom 22.05.1933.
928
RP 398, Stadtratssitzung am 02.05.1933, Zum Ablauf der Sitzung mit
Abdruck der Ansprache Theo Memmels, WGA, Nr. 101, 03.05.1933, S. 3.
929 Vgl. Weidisch, S. 109.
930 Weidisch, S. 111 ff.
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