Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik ...

henen Pfänder die Verfallszeit auf sechs Monate herabgesetzt,
gleichzeitig wurden die Scheingebühren, Versteigerungsgebühren
und Schätzungsgebühren erhöht und es erfolgte
die Anordnung, dass Pfanddarlehen mit 24 % für mindestens
zwei Monate – später sogar auf 36 % für mindestens
drei Monate – zu verzinsen waren. Des Weiteren wurde aus
Kostengründen mit Wirkung vom 15. Dezember 1922 bestimmt,
dass der Publikumsverkehr nur noch vormittags stattfinden
sollte. 778
Da auch diese Maßnahmen nicht geeignet waren, die ständig
wachsenden Ausgaben der Leihanstalt auszugleichen,
mussten weiterhin vorläufige Betriebsmittel in Form von Vorschüssen
der Städtischen Sparkasse zur Verfügung gestellt
werden. Bis zum Rechnungsjahr 1922/23 betrug der Gesamtvorschuss
bereits rund 2.900.000 Mark. Dieser Gesamtvorschuss
wurde am 27. Januar 1923 zurückbezahlt
und dafür der Leihanstalt ein Kontokorrentkredit von 6 Millionen
Mark bei der Städtischen Sparkasse eröffnet, der durch
mehrere Stadtratsbeschlüsse bis auf 70 Millionen Mark erhöht
wurde. 779
Aufgrund der hohen Kosten und des Umstandes, dass die
Leihanstalt immer weniger genutzt wurde – Ende August
1923 wurden durchschnittlich nur noch sieben Pfänder pro
Tag gebracht, im Rechnungsjahr 1920/21 waren es noch im
Schnitt über 30 Pfänder täglich – beschloss der Stadtrat am
6. September 1923 ihre Schließung zum 1. April 1924. 780
778
XXV. Verwaltungsbericht, S. 61.
779
RP 379, Stadtratssitzung am 29.05.1923; RP 379, Stadtratssitzung
am 21.06.1923; RP 379, Stadtratssitzung am 16.08.1923.
780 RP 379, Stadtratssitzung am 06.09.1923; XXV. Verwaltungsbericht, S.
62.
209