Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik ...

Nach Ende der Spielzeit 1929/1930 fand wiederum ein Intendantenwechsel
statt. Smolny hatte einen Ruf an das
Stadttheater Hagen erhalten und die Stadt Würzburg kam
seinem Wusch, den bestehenden Vertrag aufzulösen,
nach. 404 Zum neuen Intendanten wurde am 5. August 1930
der frühere Intendant des Stadttheaters Heidelberg, Eugen
Keller, ernannt. 405 Erstmals seit der Spielzeit 1928/29 stand
1930 wieder eine Operette auf dem Programm. 406 Bereits in
der Spielzeit darauf wurde nach Beratung mit dem Theaterausschuss
neben verschiedenen Operetten auch wieder eine
Oper in den Spielplan aufgenommen, was einen regelrechten
Ansturm des Theaterpublikums verursachte. 407
Unter der Intendantschaft Kellers ereignete sich nach einer
Aufführung des Stücks „Dybuk“ vom jüdischen Moskauer
Staatstheater Habima am 19. November 1930 der sogenannte
Habima-Skandal, in dem sich die wohl schwersten antisemitischen
und rechtsradikalen Ausschreitungen in Würzburg
vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten
ereigneten. 408 Die Aufführung im Würzburger Stadttheater
wurde von nationalsozialistischen Demonstrationen begleitet,
durch welche sich die überwiegend jüdischen Theaterbesucher
nach dem Ende der Veranstaltung massiven Anfeindungen
und Belästigungen ausgesetzt sahen. Nachdem heftige
Vorwürfe gegen das Verhalten der Sicherungskräfte bei
den Ausschreitungen laut geworden waren, debattierte der
404 RP 392, Sitzung des Polizei und Verwaltungssenats am 05.06.1930;
XXVIII. Verwaltungsbericht, S. 170.
405
RP 393, Stadtratssitzung am 05.08.1930.
406
XXIX. Verwaltungsbericht, S. 177.
407
XXIX. Verwaltungsbericht, S. 179.
408
Vgl. Steidle, Der Habima-Skandal in Würzburg 1930/31.
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