Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik ...

den in die Schuldenfalle gerieten, da sie die hohen Zins- und
Tilgungslasten oftmals nur mit erneuter Kreditaufnahme abtragen
konnten. 264 Eine von Reichsbankpräsident Hjalmar
Schacht begonnene Debatte um die Auslandsanleihen der
Großstädte führte dazu, dass die währungspolitische Kritik
an einer angeblich unproduktiven Verwendung von Auslandskrediten
für lokale Infrastrukturmaßnahmen in eine allgemeine
Polemik gegen „Luxusbauten“ und finanzielle Misswirtschaft
der Gemeinden umschlug. Tatsächlich betrugen
die gesamten Auslandsschulden der Gemeinden, die überwiegend
für die im Ersten Weltkrieg und in der Inflationszeit
stark sanierungs- und investitionsbedürftigen technischen
Werke verwendet wurden, lediglich ein Viertel der Auslandskredite
von Reich und Ländern. 265
Die anhaltende politische Polemik gegen die Selbstverwaltung
war ein Indiz für die innere Abkehr der besitzbürgerlichen
Schichten vom Verfassungskompromiss und von der
sozialen Ordnung der Weimarer Republik. Dies hatte eine
Vergiftung des politischen Klimas in Deutschland zur Folge,
in der in großen Verwaltungen unvermeidbare Unkorrektheiten
und Fehlleistungen in der Öffentlichkeit zu maßlosen Korruptionsskandalen
hochstilisiert und die Institutionen der
Selbstverwaltung verunglimpft wurden. 266
In den letzten Jahren der Weimarer Republik tauchte in der
wissenschaftlichen Literatur erstmals das Schlagwort von der
„Krise der kommunalen Selbstverwaltung“ auf. 267 Die Autoren
gaben durch ihre Veröffentlichungen erstmals der seit
264
Hansmeyer, S. 76.
265
Rebentisch, S. 97.
266
Rebentisch, S. 97 f.
267
Herzfeld, S. 32 ff.; Hofmann, Plebiszitäre Demokratie, S. 264 ff.
80