Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik ...

Die Gemeindeordnung von 1869 löste die Staatskuratel, die
mit zahlreichen staatlichen Eingriffsmöglichkeiten verbunden
war, ab. Stattdessen wurde in Art. 156, 157 GO 1869 zumindest
in Grundzügen die noch heute bestehende Staatsaufsicht,
die zwischen Rechts- und Fachaufsicht unterscheidet
eingeführt. 208
Mit Ausnahme der Einführung eines gemeindlichen Klagerechts
durch das Verwaltungsgerichtsgesetz vom 8. August
1878 wurde der mit der Gemeindeordnung von 1869 erreichte
Rechtszustand bis zum Erlass des Selbstverwaltungsgesetzes
am 22. Mai 1919, also 50 Jahre lang, nicht wesentlich
verändert. 209
Bis zum In-Kraft-Treten der Weimarer Reichsverfassung vom
11. August 1919 210 hatte sich in Deutschland ein Grundrecht
der Gemeinden auf Selbstverwaltung noch nicht durchsetzen
können. Nun hatten die Väter der Verfassung reagiert und in
Art. 127 WRV festgelegt: „Gemeinden und Gemeindeverbände
haben das Recht der Selbstverwaltung innerhalb der
Schranken der Gesetze“.
Selbstverwaltung wurde dabei als die Wahrnehmung öffentlicher
Funktionen durch öffentlich-rechtliche Körperschaften
an Stelle des Staates verstanden, als eine dezentralisierte
und übertragende Staatsgewalt in Verbindung mit vom Staa-
208
Knemeyer, Die bayerischen Gemeindeordnungen 1808-1945, S. 86;
Probst, S. 119; Seydel, Bayerisches Staatsrecht, Bd. 2, S. 23 f. und 32 f.
209
Vgl. Laforet / von Jan / Schattenfroh, Die Bayerische Gemeindeordnung,
S. 127 f.; Knemeyer, Die bayerischen Gemeindeordnungen 1808 –
1945, S. 86.
210
RGBl. 1919 II, 1383.
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