Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik ...

Erhebliche Veränderungen und deutliche Fortschritte hinsichtlich
der Entwicklung der gemeindlichen Selbstverwaltung
erzielte die bayerische Gemeindeordnung von 1869 im
Bereich der körperschaftlichen Selbstverwaltung. So konnten
die Gemeinden jetzt zur Erfüllung ihrer Aufgaben selbständig,
beschränkt durch die in Art. 61 ff. GO 1869 normierten
Verwaltungsgrundsätze, privatrechtliche Verpflichtungen ein-
gehen. 203
Wesentliche Unterschiede ergaben sich nun durch die in Art.
84 ff. GO 1869 geregelte Allzuständigkeit der Gemeinde im
eigenen Wirkungskreis. Damit waren die Gemeinden im eigenen
Wirkungskreis für alles zuständig, was ihnen nicht
ausdrücklich gesetzlich verboten war. 204 Im übertragenen
Wirkungskreis ergab sich nunmehr gemäß Art. 156 Abs. 5
GO 1869 eine Zuständigkeit der Gemeinde für die Aufgaben
der allgemeinen Staatsverwaltung, der gerichtlichen Polizei,
der Rechtspflege und der Finanzverwaltung. 205 Hinzu kam
als weitere Aufgabe die Heeresverwaltung. 206
Darüber hinaus wurde den Gemeinden durch die bayerische
Gemeindeordnung von 1869 ein Großteil der heute die Eigenverantwortlichkeit
ausfüllenden Hoheitsrechte wie Gebiets-,
Organisations-, Personal-, Finanz- und Steuerhoheit
sowie die Rechtssetzungs- und Verwaltungshoheit einge-
räumt. 207
203
Vgl. Probst, S. 101 f.
204
Probst, S. 102 f.
205
Vgl. zur Mittlerstellung der Polizeiverwaltung zwischen eigenem und
übertragenen Wirkungskreis Probst, S. 104 f.
206
Seydel, Bayerisches Staatsrecht, Bd. 2, S. 28.
207 Probst, S. 105 ff.
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