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Wiehre Magazin, Ausgabe Unterwiehre (April 2017)

Der Lichtkünstler: Konrad Wallmeier schafft leuchtende Kunstobjekte, gespickt mit Technik und spielerischem Humor

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PORTRAIT<br />

Natürlich ist Johannes Koch schwindelfrei. Sonst<br />

könnte er gewiss nicht mit solch liebevoller Überzeugung<br />

von seinem Lieblings-Arbeitsplatz erzählen:<br />

„Auf dem Dach der Chorkapelle, unter den Strebebögen<br />

– da ist es ziemlich schön. Mit diesen Bögen, die sich über<br />

einem ziehen... das ist toll!“ In seine Stimme mischt sich<br />

ein Hauch begeisterter Verklärung. Und selbst wenn man<br />

den Ort nicht kennt (und wohl auch niemals kennenlernen<br />

wird), lässt sich das Gefühl von Freiheit und Schönheit erahnen,<br />

das in bogengeschützter Höhe zu spüren sein dürfte.<br />

Ein Freiheitsfan ist der <strong>Wiehre</strong>mer, der mit seiner Familie „im<br />

Elternhaus, nein, im Großelternhaus, ach nein, im Urgroßelternhaus“<br />

am Annaplatz lebt. Ebenso aber gilt: „Ich bin ein ziemlicher<br />

Familientyp“, räumt er unumwunden ein. Einer der die Stimmung<br />

im Viertel gerne mag und durchaus Parallelen zwischen<br />

dem Annaplatz seiner Kindheit und dem Annaplatz von heute<br />

feststellt: „Man kennt sich untereinander und kann auch mal<br />

gegenseitig auf die Kinder aufpassen.“<br />

Wobei das nicht immer so war, meint Johannes Koch: „Es gab<br />

mal eine Zeit, vor etwa zehn Jahren, in der es hier zwar viele<br />

Familien gab, aber immer, wenn das zweite Kind kam, zogen<br />

sie weg, weil die Wohneinheiten hier eher klein sind. Sobald es<br />

sich die Leute leisten konnten, ins Rieselfeld oder sonst wohin zu<br />

ziehen, waren sie weg. Ich habe das Gefühl,<br />

so etwas geht heute nicht mehr. Die Leute<br />

Und bald war mir klar,<br />

dass ich nichts anderes<br />

mehr machen würde.<br />

bleiben eher in ihren kleinen Wohnungen.<br />

Das ist dann zwar eng, so zu viert oder zu<br />

fünft, aber dafür ist es drum herum toll: Die<br />

Kinder können raus, es sind viele andere da<br />

und man kann sie auch mal alleine lassen.“ Johannes Koch, Steinmetz<br />

Johannes Koch weiß das Annaplatz-Flair zu<br />

schätzen – und auch die glücklichen Umstände,<br />

die ihn nach Ausbildung und mehrjährigem Aufenthalt<br />

in Konstanz zum Zweck der Münstersanierung überhaupt erst<br />

wieder nach Freiburg brachten. Schließlich war die Chance, an<br />

seinem „Heimatmünster“ tätig zu werden, relativ gering. „Eigentlich<br />

wollte ich nach England. Es gab damals ein Angebot, für ein<br />

Jahr nach Gloucester zu gehen, um dort zu arbeiten. Da wollte<br />

ich hin und habe mich für die Zeit danach sicherheitshalber<br />

einfach schon mal in Freiburg beworben. Schließlich hieß es<br />

immer, dass sie sich hier vor Bewerbern und Anträgen nicht ret-<br />

Johannes Koch fährt leidenschaftlich gern Motorrad und hat zwei<br />

Maschinen.<br />

Foto: Barbara Breitsprecher<br />

ten könnten. Nach ein paar Wochen kam ein Anruf – ich könne<br />

direkt anfangen. Da konnte ich natürlich nur ganz schlecht Nein<br />

sagen. Ich dachte, wenn ich das ausschlage, kommt so etwas<br />

nie wieder!“ Johannes Koch hat Ja gesagt und<br />

kennt inzwischen das Münster Unserer Lieben<br />

Frau in all seinen Einzelteilen.<br />

„Ich mache Steine“, lacht der Münstersteinmetz,<br />

wenn er nach seinem Tätigkeitsprofil<br />

gefragt wird. Und man kann sich den dynamischen,<br />

energiegeladenen Mann mit Kappe<br />

und Pferdeschwanz gut dabei vorstellen, wie<br />

er sich mit Hammer und Meißel über einen<br />

Sandsteinblock hermacht. Dabei war Steinmetz gar nicht mal<br />

sein ursprünglicher Traumberuf, erzählt Johannes Koch. Nach<br />

hingeschmissenenem Erststudium – „es war einfach das falsche<br />

Fach“ – hatte er sich zunächst für ein neues Studienfach beworben.<br />

Und als ihm der Platz sicher war, ging er ernsthaft in sich.<br />

„Da habe ich ein bisschen gekniffen. Ich dachte, Naja, ich mache<br />

vielleicht erstmal eine Lehre. Mein Gedanke war, dass ich mit<br />

Steinmetz oder Bildhauer das Handwerkliche mit dem Künstlerischen<br />

verbinden kann.“ Rückblickend belächelt er diesen<br />

Als Steinmetz gilt es sowohl<br />

filigrane Arbeiten wie auch<br />

echte Knochenarbeit für<br />

Johannes Koch zu erledigen<br />

©Foto: Münsterbauhütte Freiburg<br />

Der idyllische Annaplatz:<br />

Hier wohnt Johannes Koch, wie<br />

schon vor ihm seine Vorfahren.<br />

14 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadt-<strong>Magazin</strong>

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