SH Magazin Brevier 1-2017
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
evier<br />
das Futterjournal<br />
St. Hippolyt – Füttern wie die Natur!<br />
Lesens- & Wissenswertes<br />
Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
Sonderausgabe Equitana<br />
Aus Liebe zum Pferd / kostenfrei<br />
Bioverfügbarkeit der<br />
Spurenelemente<br />
Wussten Sie schon?<br />
Hippo Kids<br />
Interview mit Mara Xander<br />
DocBrandon<br />
Differenzierte Pferdefütterung<br />
Eine Frage des<br />
Geschmacks<br />
Melasse in der<br />
Pferdefütterung<br />
Viel zu oft verurteilt ohne<br />
die Fakten zu kennen<br />
Interview<br />
Christian Hess<br />
Die Gärten von<br />
Urcando<br />
Das Refugium für<br />
alte Pferde im Elsass<br />
Grünlippmuschel<br />
≠<br />
Grünlippmuschel<br />
2<br />
4<br />
6<br />
7<br />
8<br />
10<br />
12<br />
16<br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 1 03.03.17 10:22
Bioverfügbarkeit<br />
der Spurenelemente<br />
Wussten Sie schon?<br />
Die bessere Bioverfügbarkeit der Spurenelemente in organischer Bindungsform<br />
wird als ökologisch günstig beurteilt, da das Pferd weniger davon aufnehmen<br />
muss und vor allem auch weniger davon ungenutzt in die Umwelt<br />
ausscheidet.<br />
Spurenelemente sind, wie der Name schon sagt, nur<br />
in sehr geringen Mengen im Körper vorhanden. Als<br />
wichtiger Bestandteil vieler enzymatischer Reaktionen<br />
sind sie maßgeblich an der Gesunderhaltung<br />
und Regeneration des Organismus beteiligt. Die<br />
Versorgung der Spurenelemente ist bei freilebenden<br />
Pferden über die Aufnahme von Gräsern, Pflanzen,<br />
Baumrinden und geringen Mengen Erde, die an den<br />
Wurzeln der Gräser haften bleibt, gewährleistet.<br />
Im Gegensatz dazu stehen die Versorgungsbedingungen<br />
bei unseren domestizierten Pferden. Die<br />
zunehmend wirtschaftlich orientierte Nutzung der<br />
Wiesen geht einher mit einem Verlust der Gräserund<br />
Kräutervielfalt. Daher sind unsere Wiesen und<br />
die daraus hergestellten Konserven, wie Heu und<br />
Heulage, als Spurenelementquelle oft unzureichend.<br />
Verschlimmert wird diese Situation in Gebieten mit<br />
begrenzten Weideflächen, die als Standweiden genutzt<br />
werden. Die Folgen sind oftmals Übernutzung<br />
und zu geringe Erholungsphasen für den Gräserund<br />
Kräuterbestand. Daher ist die Zufütterung von<br />
Spurenelementen unumgänglich, sei dies über ein<br />
mineralisiertes Mischfutter, über ein Mineralfutterkonzentrat<br />
oder über ein Monoprodukt zur Supplementierung<br />
eines bestimmten Spurenelements bei<br />
einem bestehenden Mangel. Welches der Produkte<br />
auch immer verabreicht wird - die Bioverfügbarkeit<br />
der darin enthaltenen Spurenelemente ist von<br />
zentraler Bedeutung.<br />
Bioverfügbarkeit? - was bedeutet das?<br />
Unter Bioverfügbarkeit versteht man das Ausmaß<br />
und die Geschwindigkeit, mit der ein Nährstoff, wie<br />
z.B. ein Spurenelement, in den Blutkreislauf gelangt.<br />
Die Gesundheit der Darmschleimhaut spielt dabei<br />
eine wichtige Rolle. Bereits die Darmpassage des<br />
Futters kann zu einem Abrieb der Darmschleimhaut<br />
mit Teilverlust der Darmzotten führen. Die<br />
resultierende Abnahme der Darmoberfläche führt<br />
zu einer geringeren Absorptionsrate, was sich<br />
wiederum negativ auf die Bioverfügbarkeit auswirkt.<br />
Verdauungsstörungen, welche die Gesundheit<br />
der Darmschleimhaut zusätzlich beeinträchtigen,<br />
können weitere Gründe für eine herabgesetzte Bioverfügbarkeit<br />
sein. Ebenso von zentraler Bedeutung<br />
für die Bioverfügbarkeit ist die Bindungsform der<br />
Spurenelemente, in welcher diese in den Futtermitteln<br />
vorhanden sind.<br />
Anorganisch vs. organisch<br />
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen anorganischen<br />
Bindungsformen (z. B. Sulfate, Oxide, Chloride<br />
oder Carbonate) und organischen Bindungsformen<br />
(Chelate, Asparate, Citrate, Proteinate oder<br />
Fumarate), die im Unterschied zu anorganischischen<br />
Bindungsformen Kohlenstoff enthalten. Die bessere<br />
Bioverfügbarkeit der Spurenelemente in organischer<br />
Bindungsform wird als ökologisch günstig beurteilt,<br />
da das Pferd weniger davon aufnehmen muss und<br />
2 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 2 03.03.17 10:22
vor allem auch weniger davon ungenutzt in die<br />
Umwelt ausscheidet. Gewisse Spurenelemente<br />
haben die gleiche Aufnahmestelle im Darm, weshalb<br />
sie bei gleichzeitiger Verabreichung in Konkurrenz<br />
zueinanderstehen und nur bis zu 50% der betroffenen<br />
Spurenelemente in den Körper gelangen. Dies<br />
sollte unbedingt bei der Dosierung berücksichtigt<br />
werden und ist natürlich ein weiterer Grund, um auf<br />
eine hohe Bioverfügbarkeit zu achten.<br />
Studien mit organisch gebundenen Spurenelementen<br />
konnten eine Verbesserung der Fortpflanzung,<br />
des Immunstatus, der Hufqualität und der Wachstumsrate<br />
aufzeigen. Speziell beim Pferd konnte ein<br />
verbesserter Immunstatus aufgrund der besseren<br />
Bioverfügbarkeit nachgewiesen werden. Der Bedarf<br />
an Spurenelementen ist auch leistungsabhängig,<br />
weshalb Pferde in intensivem Training einen<br />
erhöhten Bedarf an Spurenelementen haben.<br />
Daher sind sie auf eine zuverlässige Versorgung mit<br />
Spurenelementen angewiesen.<br />
Welche Bindungsformen werden<br />
in Futtermittel verwendet?<br />
Futtermittelhersteller berücksichtigen bei der<br />
Auswahl der Bindungsform der Spurenelemente für<br />
die Herstellung ihrer Produkte zwei Faktoren: Die<br />
Verdaulichkeit bzw. die Bioverfügbarkeit und die<br />
Kosten für den Kunden. Die Chelat-Verbindungen<br />
stellen dabei die teuerste Variante dar, verfügen aber<br />
über die höchste Bioverfügbarkeit. Verschiedene<br />
Hersteller wählen deshalb kostengünstigere,<br />
anorganische Bindungsformen und erhöhen dafür<br />
die Menge. Dies führt jedoch nachgewiesenermaßen<br />
nur zu einer geringgradig vermehrten Aufnahme<br />
im Darm. Ein Großteil der Spurenelemente wird<br />
vom Pferd ungenutzt wieder in die Umwelt ausgeschieden.<br />
Fazit: Produkte mit vergleichsweise<br />
großen Mengen eines Spurenelements, das in einer<br />
anorganischer Bindungsform vorliegt, bedeutet<br />
nicht, dass das Pferd entsprechend mehr Nutzen<br />
davon hat.<br />
Bioverfügbarkeit: anorganische(Zinkoxid) versus<br />
organische Verbindung (Zink – Aminosäure)<br />
Darm<br />
Zinkoxid<br />
Zink-Aminosäure (Chelat)<br />
Quelle: Prof. Dr. Klaus Männer (2013): BfR Symposium: Die Rolle der Bioverfügbarkeit im Rahmen<br />
der Risikobewertung am Beispiel Spurenelemente; Hudson, C. A. et al. (2000): The effects of intake level<br />
on the digestibility and retention of copper, zinc and manganese in sedentary horses, Kentucky Equine<br />
Research, Inc., Advances in Equine Nutrition II<br />
3 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 3 03.03.17 10:22
Hippo Kids<br />
Interview mit Mara Xander,<br />
15 Jahre alt, Mitglied des<br />
Reitvereins Nordheim,<br />
Europameisterin im Voligieren<br />
Das „Dream-Team“ - Luigi, Mara Xander und<br />
Longenführerin Andrea Blatz<br />
Hipp: Mara, Du hast es geschafft, mit Deinen grade mal 15<br />
Jahren, „Europameisterin“ zu werden. Das ist eine unglaubliche<br />
Leistung. Uns interessiert, wie Du diesen Weg bestritten hast.<br />
Mara: Mit 5 1/2 Jahren saß ich zum 1. Mal auf dem Pferd.<br />
Zunächst wollte ich gerne voltigieren, um dann später reiten<br />
zu können.<br />
Wir hatten damals als Voltipferd einen Haflinger, den Max.<br />
Der ist immer losgerannt ist und ich bin ständig runtergefallen.<br />
Ich kann mich noch gut erinnern wie ich oft dachte: Oh<br />
Gott, schon wieder Montag - Voltistunde!<br />
Trotzdem habe ich so viel Spaß gehabt, dass ich dabeiblieb.<br />
Als Kind fühlt man sich in einer Gruppe „aufgehoben“, das<br />
war und ist für mich sehr wichtig. Ich wurde von den damals<br />
größeren/älteren Kindern behütet und umsorgt. Als ich 7<br />
Jahre alt war, durfte ich mit nach Italien. Die Großen haben<br />
meine Haare gerichtet, mir mein Vesper gemacht - das ist<br />
einfach unglaublich, dieser Zusammenhalt.<br />
Hipp: Ihr habt in Nordheim derzeit 50 voltigierende Kinder, die<br />
jüngsten sind 4 Jahre alt. Wie verläuft die Ausbildung bzw. das<br />
Training?<br />
Mara: Die 1. Stufe ist „Schritt/Schritt“, das ist ab 4 Jahren<br />
möglich. Dann kommt die 2. Stufe „Schritt/Galopp“ ca. ab 6<br />
Jahren und in der 3. Stufe ist es wie bei der Dressur- oder im<br />
Springsport, Gruppen „A-L-M-S“. Natürlich wird auch Zusatztraining<br />
in der Halle auf Matten gemacht. Ein Handstand<br />
z.B. muss zuerst auf dem Boden klappen, bevor das auf dem<br />
Pferderücken geübt wird.<br />
Hipp: Wie oft trainierst Du?<br />
Mara: 5 Mal pro Woche, auch sonntags. Da müssen wir<br />
schon um 6.3o in die Halle. 2 Mal pro Woche bin ich noch im<br />
Leistungsturnen und 2 Mal reite ich.<br />
Hipp: Das erfordert aber wohl äußerste Disziplin. Fällt Dir das<br />
nicht auch manchmal schwer, z.B. sonntags so früh aufstehen?<br />
Mara: (Lacht). Ja klar, das ist mal kurzfristig ein Gedanke.<br />
Aber durch die Gemeinschaft (das Team) hat man einen<br />
stärkeren Antrieb.<br />
Hipp: Du erwähnst immer wieder das „Team“. Das scheint eine<br />
ganz große Rolle zu spielen?<br />
Mara: Tut es auch. Wenn ich andere Sportarten sehe, in<br />
denen jeder für sich alleine kämpft, ist das zu uns Voltigierern<br />
ein riesengroßer Unterschied. Es geht nicht nur um unser<br />
eigenes Team, auch die anderen Teams helfen sich gegenseitig.<br />
Wenn z.B. auf dem Turnier mal ein Pferd ausfällt, verletzt<br />
ist oder so. Wir haben sofort ein anderes Pferd zur Verfügung.<br />
Das ist bei uns selbstverständlich, dass man sich gegenseitig<br />
hilft.<br />
Hipp: Ihr macht auch Aufführungen, wie Märchen?<br />
Mara: Ja, z.B. bei Vereinsfesten. Das macht unglaublich viel<br />
Spaß und bessert die Vereinskasse auf.<br />
4 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 4 03.03.17 10:22
Voltigiererinnen der L - Gruppe,<br />
Reitverein Nordheim<br />
Hipp: Erzählt uns mal ein bisschen über Euren LUIGI. Der mächtige,<br />
1,86 große Rheinländer war ja, wenn ich es richtig weiß, ehemals ein<br />
Springpferd.Wenn‘s um Luigi geht leuchten die Augen von Mara und<br />
Longenführerin Andrea.<br />
Andrea: Das ist richtig. Er war ein Springer. Wir haben Luigi mit 9<br />
Jahren bekommen, jetzt ist er 16. Die Ausbildung zum Volti-Pferd dauert<br />
normalerweise ca. 2 Jahre. In sage und schreibe 4 Monaten hat Luigi<br />
„alles“ gelernt und ist dann gleich auf‘s Turnier „Sichtung Deutsche<br />
Meisterschaft“ mitgegangen. Wertnote: 8,0.<br />
Er ist Landesmeister im Einzel und Gruppenwettbewrb, Deutscher<br />
Meister, Bronzemeister und Europameister der Junioren. Er war Sieger<br />
in Belgien mit Mara im Einzel und in der Gruppe platziert.<br />
Luigi ist ein absolutes Verlasspferd. Einfach ein Traum.<br />
Mara: Wenn wir mit Luigi gearbeitet haben und fertig sind „wiehert“ er.<br />
Dann müssen alle Kinder zu ihm hin und ihn loben! Das hat er irgend<br />
wann mal angefangen und macht das seitdem immer.<br />
Hipp: Wie sieht der Trainingsplan der Volti-Pferde aus?<br />
Andrea: Die Pferde werden alle nur 2 Mal pro Woche zum Voltigieren<br />
eingesetzt. Die anderen Tage werden sie geritten (auch ins Gelände)<br />
und dürfen auf die Koppel.<br />
St. Hippolyt: Wir danken Euch herzlich für das Interview und<br />
wünschen Euch eine erfolgreiche Saison!<br />
Das Interview für St. Hippolyt führte Elke Horlacher.<br />
5 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 5 03.03.17 10:22
Differenzierte<br />
Pferdefütterung<br />
Kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit!<br />
Heute sind sich viele Pferdebesitzer der Bedeutung einer<br />
differenzierten Pferdeernährung bewusst, deutlich mehr als<br />
noch vor zehn Jahren. Dazu beigetragen haben unzählige<br />
Studien, die während den letzten Jahren auf diesem Gebiet<br />
durchgeführt wurden. Je nach Futtermittelhersteller fließen<br />
viele der gewonnenen Erkenntnisse aus diesen wissenschaftlichen<br />
Projekten in die Entwicklung neuer Pferdefutter bzw. die<br />
Optimierung und Weiterentwicklung bereits bestehender Futter<br />
ein. Fakt ist – das Zeitalter von Wasser, Heu und Hafer haben<br />
wir schon länger hinter uns gelassen!<br />
Zum einen wurde in vielen Gebieten die Nutzung der Weideflächen<br />
intensiviert. Die Folgen sind ein Verlust der Kräuter- und<br />
Gräservielfalt, Nährstoffverarmung der Böden und eine<br />
zunehmende Mykotoxinbelastung der vermehrt angesäten,<br />
ertragsreichen Gräsersorten. Zum anderen hat sich die<br />
Nutzung des Pferdes verändert und damit die Zuchtziele. Die<br />
Anforderungen im Sport sind gestiegen und die Freizeitreiterei<br />
erfreut sich zunehmender Beliebtheit. All dies resultiert in<br />
unterschiedlichen Bedürfnissen der Pferde bezüglich Nährstoffversorgung,<br />
die über die traditionelle Fütterung nicht mehr<br />
gewährleistet ist.<br />
Trotzdem erstaunt es, wie häufig Besitzer noch scheinbar<br />
gleichgültig dem Thema «differenzierte Pferdefütterung» gegenüberstehen<br />
und deren Bedeutung ignorieren. Viele, die ihr<br />
Pferd eingestellt haben, scheinen nur sehr ungenaue Vorstellungen<br />
von der Qualität, Quantität und Zusammensetzung der<br />
Futterration ihres Pferdes zu haben. Über die Gründe kann ich<br />
nur spekulieren, doch habe ich öfters den Eindruck, dass es ein<br />
vermeintlich finanzielles Problem ist, denn schliesslich ist das<br />
Futter in der monatlichen Stallmiete mit inbegriffen. Also wozu<br />
für etwas Geld ausgeben, wofür bereits bezahlt wurde. Eine<br />
Ernährung, die auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt<br />
ist, wird daher gerne als Luxus eingestuft. Doch wie steht es<br />
mit den Versuchungen, die uns im Reitgeschäft locken? Oft<br />
haben genau diese Pferde mehrere Decken, Satteldecken und<br />
Gamaschen. Verstehen Sie mich nicht falsch – als Pferdebesitzer<br />
weiss ich, wie schwer es ist, all den schönen Dingen, die da<br />
locken zu widerstehen. Doch sollte nicht das Wohl des Pferdes<br />
an erster Stelle stehen? Meine Erfahrungen als Tierärztin<br />
bestätigen immer wieder die Beobachtung, dass viele der<br />
gesundheitlichen Probleme der Pferde durch uns Menschen<br />
mitverursacht werden, weil die zur Verfügung stehenden<br />
finanziellen Mittel zu wenig in die Haltung, die Ernährung, den<br />
Beschlag, das pferderelevante Equipment oder das Training<br />
fließen. (Manchmal scheint die Verlockung der Glitzersteine zu<br />
groß). Ohne dies mit Zahlen belegen zu können, bin ich überzeugt,<br />
dass die Gesundheitskosten gesenkt werden könnten,<br />
wenn mehr auf diese grundlegenden Dinge der erfolgreichen<br />
Pferdehaltung geachtet werden würde – (vielleicht klappt es<br />
dann ja auch wieder mit den Glitzersteinen). Übrigens heißt<br />
dies nicht, dass in einem Stall mit sechzig Pferden, jedes<br />
einzelne davon anders gefüttert werden soll. Dies wäre schon<br />
vom Betriebsablauf her nicht möglich – nein, es geht darum, ein<br />
Fütterungskonzept für das eigene Pferd zu entwickeln, wobei<br />
die entscheidenden Faktoren mitberücksichtigt werden. Ist der<br />
Bedarf über das Grundfutter nicht abgedeckt, gibt es genügend<br />
qualitativ hochwertige Ergänzungsfuttermittel, die für eine<br />
ausgewogene, den individuellen Bedürfnissen entsprechende<br />
und praktikable Fütterung eingesetzt werden können. Da die<br />
Komplexität der Pferdeernährung stark zugenommen hat, die<br />
Qualität der zahlreichen Produkte auf dem Markt aber sehr<br />
unterschiedlich ist, empfiehlt es sich eine Fachperson für eine<br />
Beratung beizuziehen. Inzwischen gibt es immer mehr fachkompetente<br />
Studienabgänger auf dem Gebiet der Pferdeernährung<br />
mit viel praktischer Erfahrung. Oft kennen diese die<br />
Thematik auch aus Sicht des Pferdebesitzers. Mehr und mehr<br />
Tierärzte haben dies ebenfalls erkannt und greifen auf dieses<br />
Wissen zurück. Daraus entstand eine wertschöpfende Zusammenarbeit<br />
zum Wohl des Pferdes, die in Zukunft hoffentlich<br />
noch weiterwachsen wird.<br />
Doc Brandon, März <strong>2017</strong><br />
6 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 6 03.03.17 10:22
Eine Frage des<br />
Geschmacks<br />
Auch unter den Pferden und Ponies gibt es Feinschmecker, Tiere mit ganz<br />
unterschiedlichen Vorlieben, was die Zusammensetzung, Konsistenz oder<br />
Geruch ihres Futters angeht. Daher kommt es durchaus vor, dass Pferdebesitzer<br />
Futter im Eimer oder sogar gleich im großen Sack kaufen, um<br />
ihren Tieren etwas Gutes zu tun. Die Enttäuschung ist dann groß, wenn die<br />
Tiere deutlich anzeigen, dass die Besitzer so gar nicht ihren Geschmack<br />
getroffen haben und ihr neues Futter ganz oder teilweise verweigern. Oft<br />
versucht man dann mit verschiedenen Hilfsmitteln wie Äpfeln, Apfelessig,<br />
Apfelmus, Karottensaft oder Honig das neugekaufte Futter schmackhafter<br />
zu machen; die Akzeptanz ist trotzdem oft eher mäßig oder bleibt aus.<br />
Es ist zudem ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Pferde nur das fressen,<br />
was ihr Organismus tatsächlich braucht. Viele Pferdehalter sind der Meinung,<br />
ihre Tiere wären mit Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen<br />
ausreichend versorgt, wenn sie konsequent und hartnäckig die Aufnahme<br />
des neuen Mineralfutters verschmähen. Wenn dem so wäre, würden<br />
Pferde auch keine Giftpflanzen fressen, die ihr Körper ganz sicher nicht<br />
haben möchte!<br />
Die Entscheidung, künftig ein neues Futter einzusetzen, bedeutet für<br />
Pferdehalter oft, dass sie viel Geld für etwas ausgeben, das dann nicht<br />
angenommen wird. Damit Ihnen das nicht passiert und Sie entspannt<br />
probieren können, ob sie mit dem ausgewählten Futter den Geschmack<br />
Ihres Pferdes getroffen haben, bieten wir von den meisten unserer Basisfuttermittel<br />
kostenlose Geschmacksmuster in Papiertüten mit 150-200g<br />
Inhalt an. Diese Menge reicht auf jeden Fall aus um zu testen, ob ihr Pferd<br />
das ausgewählte Futter tatsächlich mag oder nicht.<br />
Auf Wunsch können wir Ihnen auch gerne von den Horse Care Produkten<br />
Geschmacksmuster anbieten. Das ist möglich, weil die Mustertüten nicht<br />
maschinell, sondern von Mitarbeitern der Mühle Ebert in Handarbeit bzw.<br />
Heimarbeit abgefüllt werden.<br />
Sie erhalten die Futterproben<br />
bei unseren St. Hippolyt<br />
Händlern oder bei unserer<br />
Beratung: info@st-hippolyt.de<br />
Uns ist natürlich bewusst, dass der allererste Kontakt eines neuen Kunden<br />
zu unserem Futter eine solche Probentüte ist. Der erste Blick oder der<br />
erste Atemzug entscheidet darüber, ob der Kunde das bei der Beratung<br />
geplante Futter mag oder nicht. Der Kunde trifft also eine Vorauswahl<br />
lange vor seinem Pferd.<br />
Die Mitarbeiter wissen genau, dass die kleine Probe den Eimer oder<br />
großen Sack repräsentieren muss und kein Fremdeinfluss Aussehen und<br />
Geruch ändern darf. Sie werden bei dieser Arbeit unterstützt von Beschäftigten<br />
örtlicher Behindertenwerkstätten, mit denen wir seit vielen Jahren<br />
gut und gerne zusammenarbeiten. Die Leute arbeiten gewissenhaft<br />
und mit Eifer und sind ebenfalls sensibilisiert, wie wichtig die sorgfältige<br />
Handhabung jeder einzelnen Probentüte ist.<br />
Das gewählte Verpackungsmaterial ist identisch mit unseren Futtersäcken,<br />
so dass Geruch und Konsistenz des Futters bewahrt werden. Ihr<br />
Pferd kann also sicher entscheiden, ob es dieses Futter künftig im Trog<br />
finden möchte.<br />
Sie erhalten die Futterproben bei unseren St. Hippolyt Händlern oder bei<br />
unserer Beratung: info@st-hippolyt.de.<br />
7 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 7 03.03.17 10:22
Melasse in der<br />
Pferdefütterung<br />
Viel zu oft verurteilt ohne<br />
die Fakten zu kennen<br />
Die Melasse ist eine sirupartige, braune Flüssigkeit,<br />
die als Nebenerzeugnis bei der Zuckerherstellung<br />
aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr anfällt. Sie findet<br />
seit über 100 Jahren Verwendung in der Futtermittelherstellung,<br />
doch vielerorts haftet ihr - zu Unrecht -<br />
ein negatives Image an. Einer der häufigsten Gründe<br />
dafür ist sicherlich die Angst der Pferdebesitzer vor<br />
zu viel Zucker in der Futterration mit einem entsprechenden<br />
Anstieg des Insulins im Blut. Gerade im<br />
Zeitalter des Equinen Metabolischen Syndroms, des<br />
Equinen Cushing Syndroms und der viel diskutierten<br />
Insulinresistenz als mitverantwortlicher Auslöser für<br />
Hufrehe ist diese Angst nicht ganz unberechtigt.<br />
Trotzdem alledem sollten die Relationen und der<br />
Blick für das Wesentliche nicht verloren gehen,<br />
denn ein gewisser Anteil an Zucker und Stärke als<br />
Nahrungsbestandteil für die Aufrechterhaltung<br />
lebensnotwendiger Stoffwechselvorgänge ist<br />
unerlässlich. Eine gänzlich zuckerfreie (kohlenhydratfreie)<br />
Ernährung ist nicht möglich!<br />
Ein praktischer Fütterungsversuch, den das Kentucky<br />
Research 2012 durchgeführte, hat gezeigt, dass<br />
der Blutzuckerspiegel als Antwort auf eine Kombination<br />
von 0,9 kg ganzer Hafer + 0,1 kg Melasse nur<br />
unwesentlich anstieg. Im Gegensatz dazu stieg der<br />
Blutzuckerspiegel nach der Verabreichung einer<br />
Kombination aus 0,9 kg geschrotetem Mais + 0,1 kg<br />
Melasse deutlich mehr an.<br />
Im Vergleich zu den Rationen im vorausgehend<br />
erwähnten Versuch sind in einem Kilogramm<br />
Müsli- bzw. Pelletfutter in der Regel 60 % weniger<br />
Melasse enthalten - das sind gerade mal 30 g, was<br />
ca. 3 Esslöffel entspricht. Tatsächlich enthält Melasse<br />
neben den 42 – 47 % Saccharose (Saccharose<br />
= Glucose und Fruktose) Invertzucker vergleichbar<br />
mit demjenigen in Bienenhonig. Invertzucker<br />
wird im Dünndarm kaum absorbiert und dient als<br />
Probiotikum für die Dickdarmflora – einer der vielen<br />
positiven Eigenschaften der Melasse.<br />
Doch viel wichtiger sind die reichhaltig vorhandenen<br />
wertvollen Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffen<br />
wie Polyphenole, die als Antioxidans<br />
wirken. Sie schützen Körperzellen und wichtige<br />
funktionelle Strukturen wie Insulinrezeptoren vor<br />
oxidativen Schäden. Außerdem gehört Melasse zu<br />
den chromreichsten natürlichen Futterkomponenten<br />
in der Pferdeernährung. Welche zentrale Bedeutung<br />
Chrom hat, geht aus Studien hervor, die aufzeigen,<br />
dass Chrom als Bestandteil des Glukosetoleranzfaktors<br />
der Insulinintoleranz entgegenwirkt, was die<br />
Gefahr einer Hufrehe mindert. Ein Mangel an Chrom<br />
wird auch im Zusammenhang mit der Entstehung<br />
von Diabetes und dem Equinen Metabolischen Syndrom<br />
diskutiert, denn Chrom scheint einen Einfluss<br />
auf die Verstoffwechselung von Stärke zu haben.<br />
Chromhefe wurde bereits wirksam zur Reduzierung<br />
chronischer Hufrehe bei Ponys eingesetzt. Das Auftreten<br />
des Tying up Syndroms (chronischer Kreuzverschlag)<br />
konnte bei Pferden mit einer Intoleranz<br />
gegen stärkereiche Rationen durch die Umstellung<br />
auf eine chromreiche Futterration reduziert werden.<br />
Ein positiver Einfluss auf die nervliche Belastbarkeit<br />
und den Energiestoffwechsel gehört ebenso zum<br />
Wirkungsspektrum des Spurenelements Chrom.<br />
Außerdem dient die Melasse als hochwertiges,<br />
natürliches Konservierungsmittel und als Hilfsmittel<br />
bei der Pressung von Pellets. Sie verhindert eine<br />
Entmischung der Einzelkomponenten von Müslifutter<br />
und verbessert die Akzeptanz von weniger<br />
8 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 8 03.03.17 10:22
Melasse gehört zu den chromreichsten natürlichen Futterkomponenten<br />
in der Pferdeernährung. Welche zentrale Bedeutung Chrom hat, geht aus<br />
Studien hervor, die aufzeigen, dass Chrom als Bestandteil des Glukosetoleranzfaktors<br />
der Insulinintoleranz entgegenwirkt, was die Gefahr einer Hufrehe<br />
mindert.<br />
geschmackvollen Zusätzen wie Mineralstoffe und Bierhefe.<br />
Anstatt geringe Mengen Melasse als Ursache für eine ungewollte<br />
Gewichtszunahme, das Equine Metabolische Syndrom,<br />
Hufrehe oder erhöhtes Temperament zu suchen, sollte man ein<br />
Augenmerk auf die Zusammensetzung der gesamten Futterration,<br />
inklusive Heu, werfen. Gegebenenfalls sollte man die<br />
Fütterungsmenge anpassen, die Trainingsintensität steigern<br />
sowie die Haltungsbedingungen optimieren. Letztendlich<br />
kommt es auch bei der Pferdefütterung auf die Dosierung<br />
an - schon der Schweizer Arzt, Alchemist und Philosoph<br />
Paracelsus (1493-1541) sagte „… allein die Dosis macht‘s, dass<br />
es kein Gift sei.“. So macht ein Zusammenspiel vieler Komponenten<br />
die Wertigkeit eines guten Futtermittels aus. Wenn wir<br />
Futtermittel ohne chemische Zusätze konservieren wollen und<br />
die geschmackliche Akzeptanz ohne synthetische Aromen<br />
verbessern möchten, sollten wir geringe Mengen Melasse in<br />
Futtermitteln nicht nur tolerieren, sondern sollten uns vor allem<br />
auf die wertvollen Eigenschaften der Melasse besinnen.<br />
Quelle: Kirchgeßner et al. (2011): Tierernährung, Landwirtschaftskammer NRW; Kentucky Equine Research (Molasses used<br />
in Horse Feed for Palatability and Energy, 2003; Supplements for Horses with Equine Metabolic Syndrome Researched, 2011;<br />
Using Molasses in Horse Feeds, 2012, Importance of Chromium in the Diet, 2013; Molasses in Horse Feeds , 2014; Chromium, an<br />
Important Micromineral for Horses, 2015); Meyer und Coenen (2014): Pferdefütterung<br />
9 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 9 03.03.17 10:22
Interview<br />
Interview mit<br />
Christian Hess<br />
Christian Hess (geb. 20.06.1980) ist Pferdewirtschaftsmeister,<br />
ehemaliger Verkaufsleiter beim Holsteiner Verband und hat<br />
bei den Größen des Springsports, wie Heinrich-Wilhelm<br />
„Kaiser“ Johannsmann, dem erfolgreichsten Springreiter aller<br />
Zeiten, Hans Günther Winkler und dem heutigen Bundestrainer<br />
der Springreiter Otto Becker, gelernt. Seit 2012 ist er auf<br />
dem Radesforder Hof zwischen Bad Segeberg und Neumünster<br />
selbstständig tätig und hat sich vor allem der Ausbildung<br />
junger Springpferde verschrieben. Als amtierender deutscher<br />
Vize-Meister ist er sehr erfolgreich im nationalen und<br />
internationalen Springsport.<br />
St. Hippolyt: Du hast im Laufe Deiner Ausbildung in unterschiedlichen<br />
Ställen und durch Deine Arbeit beim Holsteiner<br />
Verband vielfältige Erfahrungen sammeln können. Gibt es einen<br />
Lehrmeister oder einen Ort, der Dich besonders geprägt hat?<br />
C.H.: Ich hatte großes Glück in jungen Jahren bei vielen tollen<br />
Lehrmeistern reiten und lernen zu dürfen. Mein erster Trainer<br />
war damals der Bundestrainer der Ponyreiter, Lutz Merkel,<br />
der mich sicherlich sehr stark geprägt hat. In der Folge<br />
konnte ich bei Hans Günther Winkler, „Kaiser“ Johannsmann<br />
und dem heutigen Bundestrainer Otto Becker trainieren.<br />
Bei Letzterem war ich fünf Jahre als Bereiter angestellt, wo<br />
ich sehr viel über das Training als auch das Management<br />
moderner Sportpferde gelernt habe.<br />
St. Hippolyt: Als Sohn des Ausbildungsbotschafters der FN<br />
(Christoph Hess) war dein Ausbildungsweg von der klassischen<br />
Reitausbildung geprägt. Welche Rolle spielt für Dich die<br />
dressurmäßige Arbeit im täglichen Training?<br />
C.H.: Mein Vater hat sicherlich maßgeblichen Einfluss auf<br />
meine Philosophie des Reitens. Das dressurmäßige Reiten<br />
ist für mich und mein ganzes Team sowie meine Schüler<br />
von größter Bedeutung. Ich bin davon überzeugt, dass für<br />
ein Springpferd die dressurmäßige Arbeit unerlässlich ist.<br />
Nur so sind auf den Punkt Höchstleistungen im Wettbewerb<br />
abrufbar. Darüber hinaus sind die korrekte dressurmäßige<br />
Arbeit und die damit einhergehende Gymnastizierung für die<br />
Gesunderhaltung der Pferde unerlässlich.<br />
St. Hippolyt: Du hast aktuell 15 Pferde in unterschiedlichen<br />
Altersklassen unterm Sattel. Gibt es darunter sowas wie ein<br />
Herzenspferd für Dich?<br />
C.H.: Ich hatte das Glück schon viele tolle Pferde reiten zu<br />
dürfen. Jedes Pferd, ob jung oder alt, hat seine Individualität<br />
und somit seine Einzigartigkeit! Das reizt mich an der Ausbildung<br />
von jungen Springpferden besonders!<br />
Im Moment ist sicherlich „Bastian“, mit dem ich letztes Jahr<br />
die Silbermedaille auf der deutschen Meisterschaft gewinnen<br />
konnte, ein Pferd, was mir ganz besonders am Herzen liegt. Er<br />
hat es mir ermöglicht meinen großen Traum zu verwirklichen<br />
und beim CHIO Aachen starten zu dürfen! Allein dadurch hat<br />
er für mich einen besonderen Status.<br />
Aber auch in der Vergangenheit gab es ganz besondere Pferde,<br />
wie zum Beispiel RPM Canturado, der mich nach meiner<br />
10 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 10 03.03.17 10:22
Zeit beim Holsteiner Verband wieder in den internationalen<br />
Sport zurück gebracht hat.<br />
St. Hippolyt: Bei Dir und Deinem Team steht das Wohlbefinden<br />
Eurer Pferde ganz oben auf der Prioritätenliste. Dürfen auch<br />
Deine voll im Training stehenden Pferde von den großzügigen<br />
Weiden und dem tollen Ausreitgelände des Radesforder Hof<br />
profitieren?<br />
C.H.: Für mich ist es von größter Bedeutung, dass die<br />
Pferde abwechslungsreich trainiert werden. Wir wollen der<br />
Monotonie entgegenwirken. Alle unsere Pferde kommen<br />
zwei bis drei Mal am Tag raus. Neben der Arbeit kommen die<br />
Pferde täglich in die Führanlage sowie auf die Weide bzw. den<br />
Paddock. Bei uns gibt es kein Pferd, das keinen Weidegang<br />
erhält. Vor allem in den Sommermonaten genießen wir und<br />
die Pferde das weitläufige Ausreitgelände, was auch dem<br />
Nervenkostüm der Pferde sehr zu Gute kommt.<br />
St. Hippolyt: Ihr bietet Euren Kunden ein ganzheitliches<br />
Management an. Jedes Pferd bekommt einen individuellen<br />
Futterplan. Wie beurteilst Du den Einfluss der Fütterung auf<br />
Leistungsbereitschaft und Wohlbefinden?<br />
C.H.: Für die Gesunderhaltung unserer modernen Sportpferde<br />
ist neben der artgerechten Haltung auch die Fütterung für<br />
uns von größter Bedeutung. Jedes Pferd bekommt einen auf<br />
ihn abgestimmten Futterplan, weil ich davon überzeugt bin,<br />
dass die Pferde damit deutlich zufriedener sind, sich wohler<br />
fühlen und damit schließlich auch vitaler und leistungsbereiter<br />
sind. Damit sind die Voraussetzungen für Höchstleistung<br />
im Wettbewerb geschaffen.<br />
St. Hippolyt: Gibt es da etwas, wo Du den Fütterungserfolg als<br />
besonders beeindruckend empfindest?<br />
C.H.: Meine Turnierpferde werden primär mit Struktur<br />
Energetikum und Hafer gefüttert. Für mich ist es immer<br />
wieder beeindruckend, wenn ich neue Pferde in meinen Stall<br />
bekomme, wie sich die Pferde nach der Futterumstellung<br />
äußerlich wie auch charakterlich zum positiven verändern.<br />
Das ist in allen Bereichen zu beobachten: Wir sehen oft nach<br />
relativ kurzer Zeit Veränderungen im Fellglanz, in der Bemuskelung,<br />
aber eben auch im allgemeinen Wohlbefinden. Sie<br />
gucken außerdem zufriedener! Wenn wir das Gefühl haben,<br />
dass Magenprobleme vorhanden sein könnten, verzichten wir<br />
auf Hafer und füttern stattdessen Brandon xl mit Gastrointestinal.<br />
Es ist absolut erstaunlich, wie hier eine deutliche und<br />
langfristige Verbesserung oft nach kurzer Zeit eintritt!<br />
St. Hippolyt: Hast Du ein Futter-Erfolgsrezept für Nervenstärke,<br />
Leistungsfähigkeit und Durchhaltevermögen?<br />
C.H.: Unsere modernen Sportpferde werden immer<br />
blütiger und sensibler. Dieser Entwicklung müssen wir<br />
futtertechnisch Tribut zollen. Ich habe festgestellt, dass wir<br />
durch Haferreduzierung diesen Pferden helfen können. Wir<br />
schonen das Nervenkostüm, was sich wiederum positiv auf<br />
die Leistung auswirkt. Wenn wir die Grundration aus Struktur<br />
Energetikum oder Brandon xl mit Gold Medal ergänzen,<br />
merken wir deutliche Vorteile in der Leistungsfähigkeit sowie<br />
dem Aufbau und der Regeneration der Muskulatur.<br />
St. Hippolyt: Gibt es bei Euch eine besondere, futtertechnische<br />
Unterstützung auf längeren Transporten?<br />
C.H.: Wir haben beobachtet, dass wir gerade bei längeren<br />
Transporten die Pferde sehr gut mit Irish Mash unterstützen<br />
können. Damit können wir die Verdauung unterstützen und<br />
helfen außerdem dem wichtigen Ausgleich im Elektrolyt- und<br />
Flüssigkeitshaushalt.<br />
St. Hippolyt: Die grüne Saison steht vor der Tür. Kannst Du<br />
unseren Lesern Tipps für Training und Fütterung geben?<br />
C.H.: Es ist wichtig, frühzeitig mit dem Training draußen<br />
anzufangen. Ein ganzheitliches Training beinhaltet auch das<br />
Geländereiten. Je früher die Pferde auch draußen arbeiten,<br />
desto besser. Eine gute Vorbereitung heißt für uns auch, die<br />
Futterpläne der Pferde regelmäßig checken zu lassen. Damit<br />
können eventuelle Defizite ausgeglichen werden bzw. die<br />
Pferde in ihrer Entwicklung optimal unterstützt werden.<br />
Darüber hinaus hat es sich bewährt von Zeit zu Zeit auf<br />
„fremde“ Plätze zum Reiten und Springen zu fahren, bevor die<br />
ersten Turniere anstehen!<br />
St. Hippolyt: Verrätst Du uns Deine sportlichen Ziele für die<br />
kommende Saison?<br />
C.H.: Zuallererst wünsche ich mir, dass mich die Pferde<br />
gesund und mit Spaß an der Sache durch die kommende<br />
Saison begleiten! Gerne möchte ich natürlich an die Erfolge<br />
der letzten Saison anknüpfen. Die deutsche Meisterschaft<br />
ist hierbei sicherlich als ein Highlight zu sehen. Angedacht<br />
ist auch, für Deutschland einen Nationenpreis zu reiten. Und<br />
natürlich wünsche ich mir, möglichst viele internationale<br />
Platzierungen besonders in den großen Preisen.<br />
St. Hippolyt: Wir danken Dir herzlich für das Interview und<br />
wünschen Dir eine erfolgreiche Saison mit gesunden, leistungsbereiten<br />
und zufriedenen Pferden!<br />
Das Interview für St. Hippolyt führte Sarai Fauerbach-Preuß.<br />
11 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 11 03.03.17 10:22
Die<br />
Gärten<br />
von<br />
Urcando<br />
das Refugium für<br />
alte Pferde im Elsass<br />
Urcando du Désiri ist mit seinen inzwischen fast 31 Jahren,<br />
das Älteste von vier Pferden. Ihn einzuschläfern, nur, weil er<br />
„zu“ alt war? Das wollte und konnte ich nicht. Deswegen ist<br />
er auch der ausschlaggebende Grund für die Verwirklichung<br />
meiner Vision, ein Refugium für alte Pferde zu schaffen:<br />
„Die Gärten von Urcando“. Um dessen Fortbestehen zu<br />
sichern, haben wir später den Verein „Die Hufe von Urcando“<br />
gegründet.<br />
Der Verein setzt sich in erster Linie zum Ziel, älteren, kranken<br />
und rekonvaleszenten Pferden eine gezielte Betreuung und<br />
Pflege zukommen zu lassen, um ihre Lebensqualität zu verbessern.<br />
Oberstes Gebot bei dieser Arbeit ist der Respekt den<br />
Pferden gegenüber. Außerdem ist es Teil der Vereinsphilosophie<br />
nach Möglichkeit auf natürliche Produkte und zurückzugreifen<br />
und alternative Behandlungsmethoden integrativ<br />
zu nutzen, um das Wohlbefinden der alten und teilweise<br />
chronisch kranken Pferde zu unterstützen.<br />
Aus diesem Grund arbeiten wir mit verschiedenen Fachleuten<br />
zusammen. Dank der Kooperation mit fachkompetenten<br />
Tierärzten im Bereich der Pferdegeriatrie und mit Spezialisten<br />
auf den Gebieten Phytotherapie, Tierheilpraktik und Osteopathie,<br />
sind wir in der Lage für jedes Pferd ein individuelles<br />
Behandlungsprogramm zusammenzustellen.<br />
Sehr oft sind diese Fachleute auch Referenten bei unseren<br />
Studientagen, Workshops, Konferenzen oder anderen<br />
öffentlichen Veranstaltungen in den Bereichen Hippologie,<br />
tierärztliche Versorgung, Pferdeverhalten und Pferdepflege<br />
12 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 12 03.03.17 10:22
Gute Lebensbedingungen zusammen mit einer ausgewogenen, gesunden Ernährung,<br />
ausreichende Pflege der Hufe, körperliche Aktivität und Bewegungsfreiheit sind<br />
ohne Zweifel sehr wichtig für das Wohlbefinden älterer Pferden.<br />
etc., die wir monatlich organisieren. Im Fokus dieser Veranstaltungen<br />
steht die Pferdegeriatrie. Krankheiten wie Equines<br />
Cushing Syndrome (ECS), das Equine Metabolische Syndrom<br />
(EMS) und Folgeerkrankungen wie Hufrehe, -abszesse und<br />
Infektionen der oberen Atemwege sowie deren verschiedenen<br />
Behandlungsansätze gehören zu den Themen, die besonders<br />
aufgegriffen werden. Die wichtige Bedeutung der Ernährung,<br />
der Unterbringung der Pferde und der Hufpflege werden im<br />
Rahmen einer möglichst umfassenden Behandlung bzw. Pflege<br />
natürlich ebenfalls regelmäßig thematisiert.<br />
Hufrehe ist mit Sicherheit die am häufigsten auftretende<br />
Folgeerkrankung von ECS und EMS und diejenige, die wir<br />
am meisten fürchten. Von unseren vier Pferden, hatten<br />
bereits drei mehrere Reheschübe. Als Folgeerkrankung<br />
können wir Hufrehe nur symptomatisch behandeln. Um einen<br />
möglichst dauerhaften Erfolg zu haben, setzen wir deshalb vor<br />
allem auf Prävention. Dazu gehört die Behandlung der Grunderkrankung,<br />
wobei wir verschiedene Therapieansätze aus<br />
der Naturheilkunde und der Schulmedizin anwenden. Beispielsweise<br />
haben wir schon erfolgreich Bachblüten und Schüssler<br />
Salze eingesetzt, um das Wohlbefinden unserer Pferde zu<br />
erhöhen und die negativen Nebenwirkungen der verabreichten<br />
Medikamente zu mildern.<br />
Und schließlich legen wir, als Teil unseres Prävention Konzeptes,<br />
besonderes Augenmerk auf eine passende Unterkunft, eine<br />
ausgewogene und gesunde Ernährung und eine sorgfältige<br />
Pflege, insbesondere der Hufe.<br />
13 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 13 03.03.17 10:22
Unterkunft und Bewegungsfreiheit<br />
Jedes der vier Pferde hat eine frei zugängliche Box in einem<br />
geschlossenen Stall, in der es sich Tag und Nacht ausruhen<br />
kann und die eine individuelle Fütterung ermöglicht. Weidegang<br />
ab dem Morgen erlaubt ihnen, sich jeden Tag ausreichend<br />
zu bewegen. Dies fördert die Blutzirkulation der Hufe<br />
und ermöglicht ein angemessenes soziales Leben in der<br />
Gruppe mit dem Vorteil einer mittäglichen Ruhepause.<br />
Pferde mit erhöhtem Reherisiko tragen Fressbremsen auf<br />
der Koppel. Dadurch wird die Aufnahme von Gras reduziert,<br />
ohne den Pferden den Kontakt zu den Artgenossen oder den<br />
Weidegang zu verwehren. Besonders vorsichtig sind wir im<br />
Frühjahr beim ersten Wuchs des Grases und im Herbst, wenn<br />
die Tage kürzer werden. Dies sind die Zeiten, während denen<br />
das Risiko eines Reheschubs bei älteren oder durch Krankheiten<br />
geschwächten Pferden besonders hoch ist.<br />
Ernährung ohne Getreide oder Melasse<br />
Wir füttern unseren Pferden eine Mischung aus Equigard Müsli<br />
und Brandon xl. Beides sind getreidefreie Futtermittel, die<br />
einen niedrigen Stärke- und Zuckergehalt aufweisen. Ergänzt<br />
wird die Futterration durch Produkte der Palatin Glyx-Wiese<br />
Reihe. Diese zeichnen sich ist durch Fasern und Kräuter aus<br />
der Bodenseeregion aus, wodurch die Heuration aufgewertet<br />
wird. Leinöl oder Leinsamen sind wertvolle Ergänzungen,<br />
die wir auch wegen dem hohen Fettghalt als Energiequelle<br />
verwenden, da sie wertvolles Eiweiß besitzen und kaum Zucker<br />
aufweisen. Außerdem fördern sie die Durchblutung, den Glanz<br />
des Fells und eine gute Struktur des Hufes.<br />
Heunetze, die wir aufgehängt haben, bringen gleich mehrere<br />
Vorteile. Einerseits können wir die Heuration kontrollieren,<br />
andrerseits sind die Pferde länger mit der Aufnahme von<br />
Heu beschäftigt, was eher den natürlichen Fresszeiten eines<br />
Pferdes entspricht und Magengeschwüren und Koliken<br />
vorbeugt.<br />
Vervollständigt wird die Futterration unserer Pferde durch<br />
Heilpflanzen. Zur Vorbeugung von Hufrehe nutzen wir die<br />
14 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 14 03.03.17 10:22
Mehr über unsere Veranstaltungen erfahren<br />
Sie auf Facebook: Les sabots d’Urcando<br />
Brennnessel, die die Blutzirkulation begünstigt und andere<br />
Pflanzen wie Kurkuma, die für ihre entzündungshemmende<br />
Wirkung bekannt ist.<br />
Hufpflege<br />
Pferde mit Hufrehe bedürfen besonderer Hufpflege und einer<br />
regelmäßigen Bearbeitung der Hufe durch einen Hufpfleger<br />
oder Hufschmied. Häufig sind Hufprobleme die Folge vorangegangener<br />
Reheschübe. Auch hier arbeiten wir mit Ärzten,<br />
Apothekern und Fütterungsexperten zusammen, die sich im<br />
Bereich der Naturheilkunde auskennen und uns spezifische<br />
Produkte für geschwächte und beschädigte Hufe empfehlen.<br />
Gute Lebensbedingungen zusammen mit einer ausgewogenen,<br />
gesunden Ernährung, ausreichende Pflege der Hufe, körperliche<br />
Aktivität und Bewegungsfreiheit sind ohne Zweifel sehr<br />
wichtig für das Wohlbefinden älterer Pferden. Die Selbstheilungskräfte<br />
der Pferde werden aktiviert, wenn das Tier unter<br />
optimalen Bedingungen lebt. Dies stärkt das Immunsystem<br />
und das Pferd hat mehr Lebensenergie. So tritt eine schnellere<br />
Heilung ein und Behandlungen schlagen schneller an.<br />
Wir unternehmen alle möglichen Anstrengungen, um den<br />
Pferden, die bei uns leben, die bestmögliche Lebensqualität zu<br />
ermöglichen. Wir hoffen, dass unsere gewonnenen Erfahrungen<br />
und Informationen anderen Rentnerstallbesitzern nützlich<br />
sein können.<br />
Daniele Rohrer, März <strong>2017</strong><br />
Association Les sabots d’Urcando<br />
15 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 15 03.03.17 10:22
Grünlippmuschel<br />
≠<br />
Grünlippmuschel<br />
Störungen des Bewegungsapparats – trägt<br />
die neuseeländische Grünlippmuschel effektvoll<br />
zur Regeneration des Knorpels bei?<br />
Die neuseeländische Grünlippmuschel (Perna canaliculus)<br />
weist aufgrund ihres besonderen Lebensraums einzigartige<br />
Syntheseeigenschaften auf. Sie enthält spezielle Glycosaminoglycane<br />
(GAG), natürliche Siliziumvorläufer und starke<br />
Antioxidantien, wie z.B. Furanfettsäure. Darüber hinaus besitzt<br />
sie einzigartige bioreaktive Eigenschaften, die gewährleisten,<br />
dass deren Moleküle mehrheitlich ans Zielort gelangen.<br />
16 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 16 03.03.17 10:22
Abb. 1<br />
Schematische Darstellung<br />
des histologischen Aufbaus<br />
von Gelenkknorpel<br />
Gelenkknorpel<br />
mit Chondrozyten<br />
(Knorpelzellen, die<br />
keine Matrix mehr<br />
bilden<br />
verkalkter Knorpel<br />
In der Studie mit Brandon ® plus<br />
arthrogard, das u.a. neuseeländische<br />
Grünlippmuschel enthält > Mobilisierung<br />
und Differenzierung von Vorläuferzellen<br />
von Chondroblasten (Knorpelzellen, die<br />
Knorpelmatrix bilden).<br />
Knochen<br />
Erkrankungen des Bewegungsapparates sind nicht nur sehr zahlreich,<br />
sondern auch der weitaus häufigste Grund für das Karriereende eines<br />
Sportpferdes bzw. die eingeschränkte Nutzung eines Freizeitpferdes.<br />
Die Gründe dafür sind vielseitig: Es kann an einer genetischen Disposition,<br />
einer Überlastung/Fehlbelastung des Bewegungsapparats oder auch<br />
an einer unausgewogenen Ernährung liegen. Das Hauptproblem bei der<br />
Regeneration von Knorpelgewebe ist die erschwerte Nährstoffversorgung,<br />
da Knorpelgewebe nicht durchblutet ist (Abb. 1). Darüber hinaus ist die<br />
Aktivität der entzündungsfördernden Botenstoffe in Gelenken mit einem<br />
entzündlichen Prozess erhöht. Diese Botenstoffe behindern den Heilungsprozess<br />
und sind der Hauptgrund für die fortschreitenden, entzündlichen<br />
Veränderungen im Gelenk. Diese können u.a. mit einer Verdickung der<br />
Gelenkskapsel, einer veränderten Menge und Viskosität der Synovia (Gelenkschmiere)<br />
und mit Knorpelschäden einhergehen. Nicht selten sorgen<br />
die genannten Veränderungen für andauernde Lahmheiten in unterschiedlicher<br />
Ausprägung. Dabei kann ein Pferd so stark beeinträchtigt werden,<br />
dass ein weiterer Einsatz als Reitpferd nicht mehr möglich ist.<br />
In den vergangenen 25 Jahren wurde oftmals darüber berichtet, dass<br />
biotechnologische Nahrungsbestandteile eine entscheidende Rolle<br />
bei der Regeneration des Knorpels spielen. Allerdings haben sich nur<br />
wenige von ihnen als tatsächlich wirksam erwiesen. Einer der wichtigsten<br />
und intensiv untersuchten Inhaltsstoffe ist die neuseeländische<br />
Grünlippmuschel (Perna canaliculus). Von besonderer Bedeutung ist<br />
ihr Lebensraum, denn die neuseeländische Grünlippmuschel weist, im<br />
Gegensatz zu den aus China oder anderen Teilen der Welt stammenden<br />
Grünlippmuscheln, einzigartige Syntheseeigenschaften auf. Sie enthält<br />
spezielle Glycosaminoglycane (GAG), natürliche Siliziumvorläufer und<br />
starke Antioxidantien, wie z.B. Furanfettsäure. Darüber hinaus besitzt die<br />
neuseeländische Grünlippmuschel einzigartige bioreaktive Eigenschaften,<br />
die gewährleisten, dass deren Moleküle mehrheitlich ans Zielort gelangen.<br />
Dort fördert die spezielle Kombination aus GAG’s, Siliziumvorläufern und<br />
Furanfettsäure aktiv die Regeneration von beschädigtem Knorpelgewebe,<br />
trägt zu einer Verbesserung der Zusammensetzung der Gelenkflüssigkeit<br />
und einer Minderung der Entzündung bei.<br />
17 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 17 03.03.17 10:22
Zusammenfassend bedeutet dies, dass die einzigartigen qualitativen<br />
Eigenschaften der neuseeländischen Grünlippmuschel<br />
auf ihren Lebensraum zurückzuführen sind. Deshalb können<br />
Grünlippmuscheln anderer geographischer Herkunft keine<br />
vergleichbare regenerative Wirkung haben - auch nicht, wenn<br />
sie in erhöhter Konzentration verabreicht werden. In jüngster<br />
Zeit gibt es auf dem Markt einige Produkte, die Muscheln<br />
einsetzen, aber nur wenige enthalten die Grünlippmuschel aus<br />
Neuseeland.<br />
In einer Zusammenarbeit mit dem Institut für Umwelt und<br />
Biowissenschaften der Universität Breslau wurde ein in vitro<br />
Versuch durchgeführt. Ziel war es den Einfluss von Brandon ®<br />
plus arthrogard (Medvetico) auf die Lebensfähigkeit, die<br />
Regeneration und auf eine entzündungshemmende Wirkung<br />
zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurden Pferdeknorpelzellen<br />
kultiviert und mit einem Extrakt von Brandon ® plus arthrogard<br />
ernährt. Als Kontrolle diente eine weitere Kultur von Pferdeknorpelzellen,<br />
der kein Extrakt von Brandon ® plus arthrogard<br />
beigefügt wurde. Verschiedene Färbetechniken mit anschließender<br />
elektronenmikroskopischer Untersuchung zeigten, dass<br />
das neu gebildete Knorpelgewebe der Kultur mit Brandon ® plus<br />
arthrogard vital und gesund ist.<br />
Falls Ihr Pferd unter Problemen des<br />
Bewegungsapparates leidet oder wenn<br />
Sie Schäden vorbeugen wollen, empfehlen<br />
wir deshalb eine tägliche Ergänzung<br />
der Futterration mit Brandon ® plus<br />
arthrogard (Medvetico) oder der Movicur ®<br />
(St Hippolyt). Beide Produkte enthalten<br />
die neuseeländische Grünlippmuschel.<br />
Untersuchungen auf genetischer Ebene untermauerten<br />
diese Beobachtungen (Abb. 2). Sie ergaben zudem, dass die<br />
Lebensdauer dieser Kultur länger ist im Vergleich zur Kultur<br />
ohne Brandon ® plus arthrogard (Abb. 3). Außerdem konnte<br />
aufgezeigt werden, dass entzündungsfördernde Gene herunter-<br />
und entzündungshemmende Gene hochreguliert wurden.<br />
Diese Resultate festigen die Hypothese, dass Brandon ® plus<br />
arthrogard die Lebensdauer und Regeneration von Knorpelgewebe<br />
unterstützt und entzündungshemmende Eigenschaften<br />
hat. Dies ist u.a. auf die Verwendung der neuseeländischen<br />
Grünlippmuschel in bester Qualität zurückzuführen.<br />
18 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 18 03.03.17 10:22
Qn [COL-1/GAPDH]<br />
1.4<br />
1.2<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
Collagen-1<br />
H<br />
ARTH CTRL<br />
Qn [BMP-2/GAPDH]<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.5<br />
0.4<br />
BMP-2<br />
ARTH<br />
H<br />
CTRL<br />
Abb. 2:<br />
Hochregulierung von<br />
Genen, die für die Gesundheit<br />
des Knorpels von<br />
Bedeutung sind: Kollagen<br />
Typ I (Coll-1) und knochenmorphologisches<br />
Protein-2<br />
(BMP-2).<br />
Qn BCL 2/Qn BAX<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
BCL-2/BAX<br />
HHH<br />
Qn [p21/GAPDH]<br />
0.80<br />
0.75<br />
0.70<br />
0.65<br />
p21<br />
H<br />
Abb. 3:<br />
Hochregulierung von<br />
Genen, die Informationen<br />
für die Langlebigkeit (BCL-2)<br />
der Knorpelzellen besitzen<br />
und gleichzeitige Herabregulierung<br />
von Genen die für<br />
den Zelltod (p21) verantwortlich<br />
sind.<br />
ARTH<br />
CTRL<br />
ARTH<br />
CTRL<br />
19 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 19 03.03.17 10:22
Impressum<br />
Verantwortlich für den Inhalt:<br />
St. Hippolyt Nutrition Concepts Marketing- und<br />
Vertriebs-GmbH<br />
Verwaltung:<br />
Talstraße 41, D-69234 Dielheim<br />
Telefon +49 6222 990 - 100<br />
www.st-hippolyt.com<br />
info@st-hippolyt.de<br />
Die Deklarationen der Produkte sind aktuell<br />
zum Zeitpunkt der Drucklegung. Änderungen<br />
vorbehalten. Stand März <strong>2017</strong>.<br />
Konzept & Layout:<br />
www.ctballmer.ch<br />
Redaktion:<br />
Dr. med. vet. Claudia Kleiber<br />
Texte:<br />
Sarai Fauerbach – Preuß<br />
Elke Horlacher<br />
Scarlet Möller<br />
Dr. med. vet. Claudia Kleiber<br />
Dr. hab. Krzystof Marycz<br />
Lisa Suzuki<br />
Fotos:<br />
Jaques Toffi<br />
Valérie Laemlin<br />
Ludovic Loevert<br />
Druck:<br />
Krüger Druck & Verlag GmbH<br />
www.kdv.de<br />
Druck / ID: 11475-1702-1008<br />
<strong>SH</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Brevier</strong> 1-<strong>2017</strong>.indd 20 03.03.17 10:22