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Ostern<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong> Nr. <strong>621</strong> 13. April 2017 Seite 9<br />
Leopoldstal<br />
in<br />
Helfer gesucht<br />
Osterveranstaltung am 15. April<br />
Auch dieses Jahr gibt es eine Osterveranstaltung<br />
vom Heimatverein<br />
Leopoldstal, Treff ist am Samstag,<br />
15. April 2017. Beginn ist um 18<br />
Uhr an der Steinmetz-Grillhütte,<br />
Waldweg. Es gibt wie gewohnt<br />
Essen und Trinken, ein gemütliches<br />
Lagerfeuer, einen Ostergruß für die<br />
Kinder, und reichlich Gespräche<br />
in der herrlichen Umgebung der<br />
Mergelkuhle. Vorab wird eine kleine<br />
Wanderung dorthin angeboten,<br />
Treffen dazu ist um 17 Uhr an der<br />
Silbergrund-Turnhalle. Der Verein<br />
würde sich über weitere Helfer zur<br />
Mithilfe freuen, am Donnerstag,<br />
13. April ab 15 Uhr vorbereitende<br />
Arbeiten am Grillplatz, Sonntag ab<br />
10 Uhr Aufräumen.<br />
Umweltaktion<br />
Leider gab es auch dieses Jahr<br />
wieder einiges an Müll und Unrat<br />
in der Landschaft zu finden, beim<br />
Umwelttag in Leopoldstal konnte<br />
vieles davon wieder aufgesammelt<br />
werden. Die Umwelt und der Heimatverein<br />
Leopoldstal bedanken<br />
sich bei den Helfern, die fleißig mit<br />
geholfen haben.<br />
Konzert des Gemischten Chores Leopoldstal<br />
am Samstag, dem 29. April<br />
Kaffee und Gesang in Leopoldstal<br />
Erfolgreiche Umweltaktion des Heimatvereins Leopoldstal. Am 15. April lädt der Verein zur Osterveranstaltung.<br />
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie<br />
frohe Ostern!<br />
Am Samstag, dem 29. April können Gäste in der Kirche Leopoldstal ein<br />
Konzert des Gemischten Chores Leopoldstal unter der Leitung von Maik<br />
Friesen erleben.<br />
Bereits um 14.30 Uhr können Sie an einer Kaffeetafel im Gemeindesaal<br />
teilnehmen, das Konzert folgt dann um 15.30 Uhr. Begleitet wird der<br />
Chor am Klavier von Henry Friesen, weitere Mitwirkende sind der Männergesangsverein<br />
Wöbbel unter der Leitung von Markus Güldenring und<br />
das Querflötentrio der Kreismusikschule Paderborn. Der Eintritt beträgt<br />
sechs Euro.<br />
Serie des <strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong>s: Wie Martin Luther die Welt veränderte<br />
Stationen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017<br />
Von Arnold Pöhlker<br />
Am 31. Oktober jährt sich zum<br />
500. Mal die Veröffentlichung der<br />
95 Thesen, die Martin Luther, der<br />
Überlieferung nach, an die Tür der<br />
Schlosskirche in Wittenberg schlug.<br />
Das war der Beginn der Reformation.<br />
„Wie Martin Luther die Welt<br />
veränderte“ lautet eine Serie, die<br />
bis Oktober erscheint. In einem<br />
frei erfundenen Interview fragt<br />
unser Redakteur Arnold Pöhlker<br />
den Wegbereiter der Reformation,<br />
was er immer schon von ihm wissen<br />
wollte. Und der Reformator<br />
antwortet in der Sprache unserer<br />
Zeit. Bisher sind schon verschiedene<br />
Beiträgen erschienen, nachzulesen<br />
in den Ausgaben des <strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong><br />
Nr. 612 bis 619. Heute folgt ein<br />
neues Gespräch „Luther: Von der<br />
babylonischen Gefangenschaft der<br />
Kirche“.<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong>: Hallo Herr Dr.<br />
Luther. Wortgewaltig sprechen Sie<br />
von der babylonischen Gefangenschaft<br />
der Kirche. Worum geht es<br />
hier?<br />
Martin Luther: Diese Schrift<br />
gehört ebenfalls zu meinen Hauptschriften,<br />
die ich 1520 verfasst habe.<br />
Drei davon kennen Sie ja bereits:<br />
„Von der Freiheit eines Christenmenschen,<br />
„An den christlichen<br />
Adel deutscher Nation: Zur Reform<br />
der Kirche“ und „Von weltlicher<br />
Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam<br />
schuldig sei“. In allen Abhandlungen<br />
weise ich auf meist selbst<br />
verordnete Bindungen und Zwänge<br />
hin, die gleichsam wie Ketten in<br />
einer Gefangenschaft wirken. Die<br />
weltliche und kirchliche Obrigkeit<br />
zu meiner Zeit hat den Menschen<br />
viele Freiheiten vorenthalten oder<br />
genommen. Aber ich zeige Lösungswege<br />
auf. Bei der jetzt in<br />
Rede stehenden Schrift geht es mir<br />
um die Sakramente (Anm.: Riten,<br />
religiöse Handlungen), dabei vor<br />
allem um das Abendmahl (Anm.:<br />
Erinnerung an das letzte Mahl Jesu<br />
mit seinen Jüngern). Das mag sich<br />
für theologische Laien womöglich<br />
sehr speziell anhören. Für die Kirche<br />
und Priester meiner Zeit war<br />
das, was ich anstoßen wollte, von<br />
weitreichender Bedeutung.<br />
StAz: Dann war es wohl mehr als<br />
eine reformatorische Veränderung?<br />
Es kam – heute sagt man – einer<br />
Revolution gleich. Mit Ihrer Schrift<br />
haben Sie Jahrhunderte alte Grunddogmen<br />
der Kirche ins Wanken<br />
gebracht.<br />
Luther: Genauso war es. Leider<br />
haben meine Erkenntnisse aber auch<br />
Gegensätze aufgerichtet, die bis<br />
in Eure Zeit im kirchlichen Leben<br />
nicht überwunden sind.<br />
StAz: Worum ging es Ihnen<br />
konkret?<br />
Luther: Im Gehorsam gegenüber<br />
der Bibel (Evangelium) bestritt<br />
ich zuallererst die „Siebenzahl“<br />
der Sakramente. Für mich waren<br />
nur die Taufe und das Abendmahl<br />
Sakramente. Denn nur sie sind<br />
von Christus selber eingesetzt. Mit<br />
Einschränkungen gehörte noch die<br />
Beichte (Buße) dazu. Anders betrachtete<br />
ich die übrigen vier Sakramente<br />
(Firmung, Krankensalbung,<br />
Ehe und Ordination (Weihe). Das<br />
waren für mich fromme kirchliche<br />
Bräuche und Zeremonien. Gegen<br />
sie sprach natürlich nichts. Deshalb<br />
konnten sie auch beibehalten<br />
werden. Aber es waren nach meiner<br />
Erkenntnis eben keine echten<br />
Sakramente.<br />
StAz: Sie forderten beim Abendmahl<br />
die Wiedereinführung des<br />
sogenannten Laienkelches. Was hat<br />
es damit auf sich?<br />
Luther: Hier erinnerte ich mich an<br />
Jan Hus (Anm.: Böhmischer Früh-<br />
Reformator, 1370 – 1415). Bereits<br />
er hatte sich für den Laienkelch<br />
ausgesprochen. Das war ganz in<br />
meinem Sinne.<br />
StAz: Wie begründeten Sie den<br />
Laienkelch?<br />
Luther: Lesen Sich mal die Einsetzungsworte<br />
zum Abendmahl, in<br />
denen Jesu sagt: „Trinket alle daraus“<br />
(Matthäus 26,27). Den Laien<br />
das Abendmahl in beiderlei Gestalt<br />
(Brot und Wein) zu verwehren, hielt<br />
ich deshalb für nicht schriftgemäß.<br />
Jesus sagt es ja nicht so, als ob er<br />
es nur zuließe, sondern er gibt es<br />
vor. Deshalb kann das niemand<br />
verwehren, auch die kirchliche<br />
Obrigkeit nicht.<br />
StAz: Sie lehnten auch die Transsubstantiation<br />
ab. Ein kompliziertes<br />
Wort, das so viel bedeutet wie….<br />
Luther: …Lehre von der Wandlung<br />
von Brot in den Leib und Wein<br />
in das Blut Christi. Diese Lehre<br />
meiner Kirche war ebenfalls nicht<br />
biblisch gedacht, sondern philosophisch,<br />
um die Gegenwart Christi<br />
im Abendmahl rational zu erklären.<br />
Das aber lehnte ich ab. Ich hielt an<br />
dem einfachen Glauben fest, dass<br />
Christus beim Abendmahl tatsächlich<br />
unter uns ist. Darauf vertraute<br />
ich. Von daher brauchte es keine<br />
komplizierte theologische Lehre.<br />
StAz: In Ihrer Schrift gelangten<br />
Sie auch zu der Erkenntnis, dass<br />
das Abendmahl keine Opferhandlung<br />
sei.<br />
Luther: Ja, hierdurch sehe ich das<br />
Wesen des Abendmahls entstellt und<br />
verkehrt. Es geht beim Abendmahl<br />
und auch bei jeder Messe nicht<br />
darum, dass der Mensch ein „gutes<br />
Werk“ tun muss. Sondern uns Menschen<br />
ist etwas verheißen – etwas,<br />
was wir als Geschenk nur dankbar<br />
empfangen können. Deshalb ist mir<br />
deutlich geworden: In jeder Messe<br />
dient Gott uns – den Menschen, und<br />
nicht der Mensch Gott. Deshalb<br />
nannte ich die Messe auch Gottesdienst.<br />
In dem Zusammenhang<br />
ist mir auch deutlich geworden:<br />
Priester sind lediglich Diener. Sie<br />
haben keine – Ihr würdet heute<br />
sagen – Monopolstellung.<br />
StAz: Was sagen Sie den heutigen<br />
Menschen, was Ihnen das Abendmahl<br />
bedeuten kann?<br />
Luther: Am Abend vor seinem<br />
Frohe<br />
Ostern!<br />
Kreuzigungstod hat Jesus ein<br />
letztes Mal mit seinen Jüngern zu<br />
Abend gegessen. Dieses letzte Mahl<br />
mit den Seinen wurde zum ersten<br />
Abendmahl. Er gab ihnen Brot und<br />
Wein und sprach seine berühmten<br />
Worte. Jesus sagte ihnen, sie sollten<br />
das Abendmahl immer wieder feiern<br />
zur Erinnerung an ihn und um die<br />
Rettung zu verkündigen, die durch<br />
seinen Tod geschehen ist. Das stärkt<br />
unseren Glauben und unsere Gemeinschaft<br />
mit ihm – und unter uns.<br />
StAz: Und warum sollte man sich<br />
taufen lassen?<br />
Luther: Ob bei einem kleinen<br />
Menschenkind oder bei einem<br />
Erwachsenen – eigentlich ist die<br />
Antwort ganz einfach: Weil Jesus<br />
auch getauft wurde. Bei der Taufe<br />
kommen viele Gefühle und Hoffnungen<br />
zur Sprache.<br />
Weit über unser Verstehen hinaus<br />
reicht jedoch, was in der Taufe<br />
geschieht: Jesus Christus bindet<br />
sich an das Leben dieses Täuflings,<br />
bejaht es und sagt ihm ganz<br />
persönlich sein Weggeleit in guten<br />
und weniger guten Tagen zu („Ich<br />
habe dich bei deinem Namen gerufen,<br />
du bist mein“). Dieser Ruf gilt<br />
für alle Zeit, für immer und ewig!<br />
In Phasen von Anfechtung und<br />
Gefahr habe ich mich deshalb mit<br />
diesem Satz getröstet und mir Mut<br />
zugesprochen: „Ich bin getauft“!<br />
Ja, es stimmt, diesen Satz habe ich<br />
sogar mal auf einen Tisch geschrieben,<br />
als mich Zweifel an meiner<br />
Glaubensfestigkeit, an meinen<br />
theologischen Positionen und an<br />
meinem Tun plagten.