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<strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong> Nr. <strong>621</strong> 13. April 2017 Seite 22<br />
Burgmuseum geht in die neue Saison 2017: Ein barocker Stuhl, eine Ahnentafel<br />
und die Vorbereitungen auf ein Jubiläum<br />
„Horner Netzwerk“ bereichert das Museum<br />
Karfreitag ist traditionell Saisonstart<br />
im Burgmuseum Horn. Das<br />
Museum bietet viele Informationen<br />
und Fundstücke für die an der <strong>Stadt</strong>und<br />
Burggeschichte interessierten<br />
Besucher. Das Museumsteam steckt<br />
aber auch viel Arbeit in ihre Aufgabe,<br />
Angebote für Kindergärten und<br />
Schulklassen zu machen. Immer<br />
mehr Kinder gehen auf Zeitreisen<br />
mit Burggespenstern, Burgherren,<br />
Hexen und Industriekapitänen und<br />
tauchen in eine Welt ein, die sie nur<br />
aus Märchenbüchern kennen. Der<br />
zweite Raum, der sogenannte „Rote<br />
Saal“, wurde 2013 mit öffentlichen<br />
Fördermitteln auf Basis des Konzeptes<br />
„Kinderburg“ für kinderpädagogische<br />
Angebote genau für diesen<br />
Zweck umgestaltet. Hier geht es<br />
ums Mitmachen, Entdecken, Stöbern<br />
und Verkleiden, denn gerade Kinder<br />
sollen wissenswerte Dinge ja nicht<br />
bloß bestaunen, sondern vor allem<br />
„begreifen“, schreibt die fördernde<br />
NRW-Stiftung.<br />
Dabei helfen im Roten Saal – von<br />
einer kleinen Französin spontan<br />
nach der Bodenfarbe so getauft<br />
– Geheimfächer, Kostüme, ein<br />
Riesen-Burgbuch und ein hölzernes<br />
Burgmodell. Mit höfischen Kleidern<br />
und ritterlichen Umhängen können<br />
die jungen Besucher schnell in<br />
neue Rollen schlüpfen: Einmal<br />
Fürstin oder Prinzessin, Ritter oder<br />
Edelmann sein. Das kommt bei den<br />
Kindergärten und Schulklassen und<br />
bei den vielen kleinen Besuchern zu<br />
Kläschen mit Bardentreffen an. Jetzt<br />
kommen zwei neue Ausstellungsstücke<br />
hinzu: Ein opulenter Barocksessel<br />
aus einer Horner Meisterwerkstatt<br />
und eine lippische Ahnentafel aus<br />
der Feder einer Horner Kalligraphin.<br />
Stoffe wie bei Harry<br />
Potter<br />
Verkleidungsfotos als Burgfräulein?<br />
Für das perfekte Foto fehlte<br />
bisher der perfekte Sessel. Und da<br />
funktionierte das „Horner Netzwerk“<br />
des Heimatvereins. Waltraud<br />
Schönlau arbeitet im Museumsteam<br />
und ist Frau des Horner Raumausstattermeisters<br />
Gerhard Schönlau. Er<br />
erstellte vor 30 Jahre barocke Sessel<br />
für den Landesverband und hatte<br />
tatsächlich noch ein Exemplar auf<br />
Lager, das er dem Verein schenkte.<br />
Vor zirka fünf Jahren übernahm der<br />
Raumausstattermeister Manfred<br />
Wick das Handwerksunternehmen<br />
der Schönlaus (Schönlau Polstermöbel<br />
und Raumgestaltung) an der<br />
Bahnhofstraße und bot seine Hilfe<br />
an. Wick ist schon seit seiner Jugend<br />
an historischen Möbeln interessiert.<br />
Auf der Suche nach einem passenden<br />
Stoff wurde Wick in der Krefelder<br />
Weberei Rentmeister fündig, die<br />
unter anderem auch Stoffe für die<br />
Harry-Potter-Filme gewebt haben.<br />
Ein prächtiger roter Gobelinstoff<br />
mit Vogel- und Pflanzenornamenten,<br />
noch dazu handgewebt, fand<br />
die Zustimmung im Museumsteam.<br />
Ein Stoff, der ins 17. Jahrhundert<br />
passt und das Herrschaftliche des<br />
Sessels betont. Damals, so erzählt<br />
Ein Sessel wie bei Grafens: Anne Oelers-Albertin nimmt auf dem barocken<br />
Sessel Platz, der von Manfred Wick (stehend) gepolstert wurde.<br />
Der handgewebte Gobelinstoff stammt aus der Weberei Rentmeister<br />
in Krefeld. Hier lassen Fürstenhäusern aus aller Welt, Raumausstatter,<br />
Polsterer und Restauratoren, Schiffsausrüster, Hotels, staatliche<br />
Einrichtungen und Filmstudios produzieren. Die Stoffe sind auch in<br />
den Harry-Potter-Filmen zu sehen.<br />
Foto: Manfred Hütte<br />
es Anne Oelers-Albertin, war es<br />
nur Herrschern erlaubt, auf derart<br />
repräsentativen Sesseln Platz zu<br />
nehmen. Das gemeine Volk nahm auf<br />
Hockern oder Schemeln Platz. Der<br />
Horner Stuhl ist aus Eiche, hat eine<br />
geschwungene Armlehne und eine<br />
hohe fast senkrechte Rückenlehne.<br />
So wie er jetzt im „Roten Saal“ steht,<br />
hätte er hier zu den Blütezeiten der<br />
Burg im 17. Jahrhundert stehen können.<br />
Auffällig ist die große Sitzfläche<br />
des Sessels. „Damals waren die<br />
Menschen kleiner aber stämmiger als<br />
heute“, meint Anne Oelers-Albertin.<br />
Der barocke Sessel wurde durch<br />
Spenden von Vereinsmitgliedern<br />
und durch die Unterstützung der<br />
beiden Handwerksmeister möglich<br />
gemacht.<br />
17 Generationen<br />
Burggeschichte<br />
Hinter einer großen Truhe am Eingang<br />
zum „Roten Saal“ ist das zweite<br />
Ergebnis des „Horner Netzwerkes“<br />
zu betrachten. Die pensionierte<br />
Kunstlehrerin Isolde Merker versteht<br />
Fast 600 Jahre Familien- und Burggeschichte sind auf der von Isolde<br />
Merker gestalteten Ahnentafel verewigt. Sie ist zur Saisoneröffnung im<br />
Burgmuseum zu sehen, so Anne Oelers-Albertin. Foto: Manfred Hütte<br />
sich auf Siegelherstellung und Kalligraphie.<br />
Sie beherrscht die Kunst<br />
des „Schönschreibens“ von Hand<br />
mit Federkiel, Pinsel, Filzstift oder<br />
anderen Schreibwerkzeugen und<br />
lehrt sie im Rahmen der museumspädagogischen<br />
Angebote. Immer<br />
wieder wurden auf Burgführungen<br />
Fragen nach der lippischen Herrscherfamilie<br />
und ihre Beziehungen<br />
zur Burg gestellt. Bei einem Besuch<br />
der Falkenburg-Ausstellung<br />
im Landesmuseum 2015 sah Anne<br />
Oelers-Albertin eine Ahnentafel der<br />
lippischen Herrscherfamilien und<br />
die Idee war geboren. Nach etlichen<br />
Tinte- und Schriftproben machte sich<br />
Isolde Merker ans Werk, insgesamt<br />
17 Generationen Familiengeschichte<br />
(1194 – 1756) auf eine Tafel zu<br />
zeichnen. Für diese Fleißarbeit waren<br />
mehrere Anläufe notwendig und auch<br />
die Tafel, die zur Saisoneröffnung im<br />
Burgmuseum steht, wird noch einmal<br />
neu gezeichnet. Auffällig: Der aus der<br />
Hornschen Sage von der Befreiung<br />
des Grafen bekannte Bernhard VII<br />
zeugte mit einer Konkubine eine neue<br />
Linie des Adelsgeschlechtes. Der aus<br />
dieser Beziehung stammende Sohn<br />
Johann von der Lippe hatte ebenfalls<br />
eine Vorliebe für eine Konkubine<br />
(nichteheliche Geliebte).<br />
Neuer Museumsraum<br />
im Jubiläumsjahr<br />
2018 wird es auch genau 25 Jahre<br />
her sein, dass die <strong>Stadt</strong> Horn-Bad<br />
Meinberg das Burgmuseum neu<br />
eröffnete. In diesem Jahr soll auch<br />
der erste Raum, der seit 1993 eine<br />
Ausstellung zur <strong>Stadt</strong>- und Burggeschichte<br />
und zu den Externsteinen<br />
beherbergt, neu gestaltet werden.<br />
Vitrinen und Ausstellung sind fast<br />
25 Jahre alt und benötigen dringend<br />
einer Auffrischung und Modernisierung.<br />
Da liegt viel Arbeit vor den<br />
ehrenamtlich aktiven Museumshelfern<br />
und der Vorsitzenden Anne<br />
Oelers-Albertin. Ein paar Ideen<br />
liegen bereits vor: Vielleicht wird die<br />
kleine Externsteine-Ausstellung, die<br />
seit vielen Jahren das Museum als<br />
Leihgabe ziert, im Infozentrum an<br />
den Externsteinen eine neue Heimat<br />
finden. An die Stelle soll eine Art<br />
Forum entstehen, in der Aktivitäten<br />
wie Vorträge, Vorlesungen oder<br />
Theater stattfinden können, erklärt<br />
Anne Oelers-Albertin.<br />
Burgmuseum Horn<br />
Burgstraße<br />
32805 Horn-Bad Meinberg<br />
Heimatverein Horn<br />
c/o Anne Oelers-Albertin<br />
Tel. 05234 98545<br />
anne.oelers-albertin@heimatverein-horn.de<br />
Kontakt für Führungen<br />
(Erwachsene und Kinder)<br />
Heimatverein Horn<br />
c/o Annette Westphal<br />
anfrage@burgmuseum-horn.de<br />
Telefon 05234-4223 oder<br />
0151 11600984<br />
Die evangelisch-reformierten<br />
Kirchengemeinden Horn und Bad<br />
Meinberg arbeiten ab sofort stärker<br />
zusammen. Diese Kooperation<br />
soll die Struktur der Kirchengemeinden<br />
für die Zukunft stärken,<br />
die Nachbarschaft mit Leben<br />
füllen und die Arbeit der insgesamt<br />
drei Pfarrstellen in Bad Meinberg<br />
und in Horn unterstützen.<br />
Die beiden Kirchengemeinden<br />
haben in den vergangenen Jahren<br />
kontinuierlich in Arbeitsgruppen<br />
an der Vereinbarung gearbeitet.<br />
Die Anregung zu den Überlegungen<br />
gab der Kirchenältestentag<br />
2014 in Belle zur Struktur der<br />
beiden Kirchengemeinden. Denn<br />
als vor vier Jahren Pfarrer Maik<br />
Fleck die Kirchengemeinde Horn<br />
und dann vor drei Jahren Pfarrerin<br />
Stijohann die Kirchengemeinde<br />
Bad Meinberg verließ, erschien<br />
es erst mal nicht möglich, jeweils<br />
für eine halbe Stelle – diese waren<br />
nach der aktuellen Anzahl der<br />
Kirchengemeinden Horn und Bad Meinberg kooperieren<br />
Nachbarschaft mit Leben füllen<br />
Gemeindeglieder noch vorgesehen<br />
– geeignete Bewerber zu finden.<br />
Schließlich entstand die Lösung mit<br />
einer Verbundpfarrstelle, die nun<br />
Pfarrer Matthias Zizelmann innehat.<br />
Damit dieses Modell funktionieren<br />
kann, ist die Gemeindekooperation<br />
der nächste notwendige Schritt, sind<br />
sich die Verantwortlichen in den<br />
Kirchengemeinden einig.<br />
Die Anfänge des Zusammenwachsens<br />
waren nicht immer leicht, wie<br />
Erika Flake (Öffentlichkeitsausschuss<br />
Horn) und Rainer Holste<br />
(KV-Vorsitzender Bad Meinberg)<br />
wissen:<br />
„Ohne Not gibt keiner etwas auf.<br />
Aber als wir mit der konkreten Ausarbeitung<br />
angefangen habe, war die<br />
Stimmung fast schon euphorisch.“<br />
Denn dass sich etwas ändern müsse,<br />
sei allen klar gewesen. Zwei Gemeindeberater<br />
aus Westfalen seien<br />
hinzugezogen worden.<br />
Die Kooperationsvereinbarung<br />
sieht unter anderem vor, dass Pfarrer<br />
Matthias Zizelmann (Horn und<br />
Bad Meinberg), Pfarrerin Petra<br />
Stork (Horn) und Pfarrerin Irmela<br />
Lutterjohann-Zizelmann (Bad<br />
Meinberg) ein Pfarr-Team für die<br />
beiden Kirchengemeinden bilden.<br />
Mehr gemeinsame Gottesdienste<br />
sind geplant, damit die Gemeinden<br />
sich weiter kennenlernen können.<br />
2016 gab es bereits ein großes Begegnungsfest<br />
auf dem „Kreuzenstein“.<br />
Die Gemeindebriefe sollen ein<br />
gemeinsames Erscheinungsbild<br />
erhalten und die Zusammenarbeit in<br />
der Katechumenen- und Konfirmandenarbeit<br />
verstärkt werden. Auch ist<br />
für Horn künftig einmal pro Monat<br />
ein Kindergottesdienst vorgesehen<br />
– mit Starthilfe aus Bad Meinberg.<br />
Weiterhin geplant sind zwei gemeinsame<br />
Sitzungen der beiden<br />
Kirchenvorstände pro Jahr. Der<br />
jährliche Ehrenamtlichen-Dank soll<br />
ab dem kommenden Jahr gemeinsam<br />
stattfinden.<br />
Mit einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe<br />
zum Reformationsjubiläum<br />
„Typisch evangelisch?!“<br />
sind die beiden Gemeinden bereits<br />
gestartet. Erika Flake und Rainer<br />
Holste: „Wir wollen auf diese Weise<br />
unsere bisherige gute Zusammenarbeit<br />
weiter stärken und ausbauen,<br />
die Verbundpfarrstelle war da ein<br />
guter Anfang.“<br />
Kirchenälteste aus Horn und Bad Meinberg freuen sich: Das Bäumchen der Kooperation wird gepflanzt<br />
und eifrig begossen.