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ReiterRevue-05/2017

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BRENNPU NKT<br />

Die hohe Belastung der Tierärzte<br />

Kein Doktor!<br />

Und das liebe Vieh?<br />

FOTO: FOTOLIA<br />

Auf der Liste der Wunschberufe kleiner Mädchen steht „Tierärztin“ weit oben.<br />

Doch die Vorstellung vom Traumjob und die Realität klaffen in manchen Bereichen weit<br />

auseinander. Droht analog zum „Landarztmangel“ deshalb bald ein Tierärztemangel?<br />

TEXT: DR. MICHAELA WEBER-HERRMANN<br />

Rund 42 Prozent der befragten<br />

2.600 Tierärztinnen und Tierärzte wiesen eine<br />

„erhöhte berufliche Belastung“ auf.<br />

Kennen Sie James Herriot? Unter<br />

diesem Pseudonym veröffentlichte<br />

ein britischer Tierarzt<br />

Erzählungen, die in den<br />

70er und 80er Jahren von der<br />

BBC verfilmt und hierzulande als<br />

Fernsehserie unter dem Titel „Der<br />

Doktor und das liebe Vieh“ ausgestrahlt<br />

wurden. Vermutlich prägte die<br />

Yorkshire-Schmonzette das Tierarzt-<br />

Bild einer ganzen Generation. Die<br />

harmlose Handlung plätscherte so dahin,<br />

Probleme gab es eigentlich keine,<br />

allenfalls sorgten der etwas exzentrische<br />

Chef Siegfried und ein verwöhnter<br />

Pekinese mit Namen Tricki-Woo<br />

für Verwirrung. Ansonsten: wunderschöne<br />

Landschaft, idyllische Höfe,<br />

gerettete Tiere, Besuche im Pub, Whisky<br />

vor dem Kamin und die große Liebe<br />

obendrein. Keine Spur von Burnout,<br />

und selbstmordgefährdet wirkte dieser<br />

Tierarzt nun wirklich nicht.<br />

Hohe Belastung<br />

In der Tat aus heutiger Sicht zu<br />

schön, um wahr zu sein. 2009 fasste<br />

der Deutsche Tierärztetag einen Beschluss<br />

zum Thema „Soziale Kompetenz<br />

im tierärztlichen Umfeld“. Die<br />

Bundestierärztekammer wurde darin<br />

unter anderem aufgefordert, die Tierärzteschaft<br />

über Gefährdung,<br />

Symptome<br />

und Hilfsangebote zu<br />

Mobbing, Burnout<br />

und Suchtgefährdung<br />

aufzuklären und „bei<br />

jungen Menschen, die<br />

den Tierarztberuf anstreben,<br />

... darauf hinzuwirken,<br />

dass das<br />

idealisierte Berufsbild<br />

korrigiert wird.“<br />

2011 wurde im Deutschen Tierärzteblatt<br />

das Ergebnis einer Online-Umfrage<br />

zum Thema „Stress und Gesundheitsbelastung“<br />

veröffentlicht, an der<br />

sich mehr als 2.600 Tierärztinnen und<br />

Tierärzte beteiligt hatten. Das Ergebnis:<br />

Rund 42 Prozent der Befragten<br />

wiesen eine „erhöhte berufliche Belastung“<br />

auf. Als Ursachen neben der eigentlichen<br />

Tätigkeit wurden vor allem<br />

Arbeitszeit, Verlust an Arbeitsfreude,<br />

Unverträglichkeit von Familie und Beruf<br />

sowie Unzufriedenheit mit der Bezahlung<br />

aufgeführt.<br />

Bis Ende November des vergangenen<br />

Jahres war erneut eine Umfrage online,<br />

der Titel: „Sind Tierärzte häufiger<br />

suizidgefährdet als andere Berufsgruppen?“<br />

Die Ergebnisse sind Grundlage<br />

einer Dissertation, die von Prof.<br />

Mahtab Bahramsoltani von der Freien<br />

Universität Berlin betreut wird. „Wir<br />

sind zwar schon bei der Auswertung“,<br />

so die Professorin, „aber erst Ende Mai<br />

werden die ersten Ergebnisse vorgestellt.“<br />

Eine Doktorandin hatte sich an<br />

sie gewandt, nachdem sie gelesen hatte,<br />

dass britischen und amerikanischen<br />

Studien zufolge das Selbst- ><br />

18 REITER REVUE INTERNATIONAL 5/<strong>2017</strong><br />

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