Für das Jahr 2<strong>01</strong>7 zeigt sich der Feuerring in einzigartigen Inszenierungen. Entstanden sind wunderbar ästhetische und höchst reduzierte Fotos, ein Linien-, Farben- und Schattenspiel und überraschende Kombinationen und Sichtweisen. Foto © Sylvan Müller
INTERVIEW MIT: Andreas Reichlin (AR), Sylvan Müller (SM) und Ivan Marty (IM) Wie reduziert man „Fülle“, damit man auf Wesentliches kommt? SM: Ich lasse sehr gern weg, weil ich mich besser konzentrieren kann, wenn ich nicht so viele Sachen um mich herum habe. Wie entscheidest Du, was Du weglässt? SM: Intuitiv. Oder, indem ich bewusst nicht ausschmücke. So erhält das fotografierte Objekt die nötige Wichtigkeit, ich lenke nicht ab. Wenn etwas in der Qualität genügt, muss man nicht dekorieren. Andreas, was hat das Thema Reduktion für eine Bedeutung für den Feuerring? AR: Je einfacher eine Form ist, desto besser „funktioniert“ sie in verschiedenen Kontexten. Der Feuerring passt in einen historischen Raum genauso wie in moderne Architektur. Der Feuerring hätte schon vor 300 Jahren funktioniert und tut dies auch in 300 Jahren. Foto © Daniela Kienzler IM: Zeitloses Design! Beim Feuerring regt die Reduziertheit Experimentierfreude an. Deine Projekte, Ivan, zeigen einen sehr reduzierten Stil. IM: Reduktion ist ein zentrales Thema neben dem der verwendeten Materialien. Gute Architektur funktioniert unter dem Aspekt der Materialehrlichkeit und Reduktion auf Wesentliches. Gibt es die perfekte „Form-Raum-Lösung“ gemäß der Theorie des „goldenen Schnitts“? IM: Wenn ich mit Kunden im Gespräch bin, gehe ich immer vom Wohlgefühl aus. Meine Klassikerfrage: Wenn Du in ein Restaurant kommst, wo setzt Du Dich hin? In die Mitte des Raumes oder mit dem Rücken zur Wand? Dann leuchtet ein, was für den Kunden „richtig“ ist. Ich glaube, das ist etwas Übergeordnetes. AR: Es gibt Situationen, in der eine Plastik „richtig“ steht. Du könntest sie anders setzen, dann gäbe es aber eine andere Sprache. Ich glaube auch, dass es Anordnungen gibt, für die man global sagen kann, sie sind „richtig“. SM: Mir gefällt das Wort „stimmt“ mehr als „richtig“. Es gibt stimmige Anordnungen. Die Frage ist, welche Stimmung ich erzeugen möchte. Mich interessiert darum die Geschichte, die ich erzählen möchte. Ivan, Du entwickelst Konzepte, die auf den Kunden zugeschnitten sind. Wie gehst Du mit Kompromissen um? IM: Kompromisslos sein, ist bei uns nicht möglich; die größten Kompromisse sind schon die Rahmenbedingungen. Es geht ja auch nicht um meine Befriedigung, sondern der Kunde soll für sich das Richtige finden. AR: In der Kunst darf die wirtschaftliche Seite nicht interessieren. Ich muss z.T. enorme Investitionen tätigen und dies ohne die Aussicht auf Verkauf. Eine Arbeit mache ich in erster Linie für mich. IM: Das ist sicher ein Unterschied zur Auftragsarbeit. In der Kunst geht es um Selbstverwirklichung. Wir erhalten ein Korsett, auf das wir eingehen müssen. Foto © Daniela Kienzler SM: Als Ausführender muss ich ehrlich sein und dem Kunden sagen, dass ich nicht der Richtige für seine Idee bin. Schaffen wir es, im Gespräch zu bleiben, gibt es wieder Anknüpfungspunkte. Meine Ehrlichkeit und die Offenheit des Kunden sind für einen guten Prozess nötig. 60 | 61