COMPACT-Spezial "Asyl unsere Toten"
Asyl, Unsere Toten Unsere Toten, Unsere Trauer
Asyl, Unsere Toten
Unsere Toten, Unsere Trauer
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Keine Tränen für Deutsche: Der unwürdige Umgang mit den Hinterbliebenen<br />
Ein mörderischer Sommer: Die Kanzlerin wäscht ihre Hände in Unschuld<br />
Blutige Weihnacht: Der Dschihadist, der V-Mann und die verscharrten Leichen<br />
Rapefugees welcome: Die allgegenwärtige Angst <strong>unsere</strong>r Frauen
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Gegenwart: Warum der Islam mit <strong>unsere</strong>m Grundgesetz nicht vereinbar ist<br />
Zukunft: Wie wir das Abendland und <strong>unsere</strong> Werte verteidigen können<br />
Kampf ums Weiße Haus: Fakten, Fälscher und Finanziers<br />
Trump ist Trumpf: Mit Patriotismus für Frieden und sichere Grenzen<br />
Schattenregierung: Wall Street, Pentagon und Geheimdienste<br />
Hillary ist Killary: Präsidentin für Weltkrieg und Masseneinwanderung<br />
Rothfront marschiert: Wahljahr 2017 – Die Grünen auf dem Weg zur Macht<br />
Abendland wird abgebrannt: Die Ideologie von Multikulti und Volkszerstörung<br />
Nie wieder Krieg ohne uns: Make Love and War – vom Kosovo bis Syrien<br />
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<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Editorial<br />
Fünf Tage Totenstille<br />
Die Arbeit an dieser <strong>COMPACT</strong>-Sonderausgabe<br />
war nicht leicht. Bei der Recherche wurden wir mit<br />
Menschen aus der Mitte <strong>unsere</strong>s Volkes konfrontiert,<br />
deren Leben von einem auf den anderen Tag<br />
ausgelöscht wurde. Ihr Schicksal – droht das nicht<br />
auch uns und <strong>unsere</strong>n Angehörigen? An jenem<br />
Abend, als der Dschihadist Anis Amri den Todes-<br />
Lkw in den Weihnachtsmarkt steuerte, wollten ursprünglich<br />
auch meine Frau und ich dort sein...<br />
Besonders niederdrückend ist die Medienzensur,<br />
die offensichtlich immer dann verhängt wird,<br />
wenn die Täter Migranten sind. Allein in den letzten<br />
fünf Tagen der Endredaktion dieses Heftes haben<br />
wir neun weitere Todesfälle gefunden, die es<br />
nie in die überregionale Berichterstattung geschafft<br />
haben, obwohl sie grausig sind.<br />
Am 27. Februar 2017 wurden in Rott am Inn (Bayern)<br />
der 73-jährige Helmut H. und die 66-jährige Elisabeth<br />
G. erstochen. Die Bluttat ereignete sich in einem<br />
Mehrfamilienhaus. Bewohner hatten sich über<br />
den Partylärm aus einer Wohnung beklagt, als plötzlich<br />
ein 25-jähriger Türke von dort herausstürmte<br />
und mit dem Messer auf die beiden einhieb.<br />
Am 28. Februar wurde in Leipzig Haftbefehl gegen<br />
Dovchin D. erlassen. Der gebürtige Mongole<br />
hat gestanden, im April und November 2016 zwei<br />
Frauen grausam zerstückelt zu haben.<br />
tritt er «mit großer Gewalt» so brutal auf sie ein,<br />
dass sie kurz darauf stirbt.<br />
Nochmal 3. März: In einer Wohnung in Mönchengladbach-Rheydt<br />
wurde die Leiche von Nicole M.<br />
(47) gefunden. Die Mordkommission hat die Fahndung<br />
nach dem Mieter Ahmed Salim eingeleitet.<br />
Chefredakteur Jürgen Elsässer.<br />
Foto: Jörg Gründler<br />
Am 1. März wurde in Cottbus ein syrischer<br />
Flüchtling verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, am 9.<br />
Dezember die 82-jährige Rentnerin Gerda K. ermordet<br />
zu haben, vermutlich in ihrer eigenen Wohnung.<br />
«Die Tat hat mit der Nationalität des Täters nichts<br />
zu tun», so Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU).<br />
3. März, noch einmal Leipzig, noch einmal ein<br />
Doppelmord, bei dem die Leichen zerstückelt wurden:<br />
Die Staatsanwaltschaft (StA) erhebt Anklage<br />
gegen den Tunesier Fawzi M., der im Juli 2016 ein<br />
Ehepaar, Landsleute von sich, zerhackt und die Einzelteile<br />
in einem kleinen Badesee versenkt haben soll.<br />
Ebenfalls am 3. März erhebt die StA Osnabrück<br />
Anklage gegen einen 18-jährigen Somalier. Er sei<br />
am 22. Oktober nachts in ein Altersheim in der Grafschaft<br />
Bentheim eingedrungen, «um an den Bewohnern<br />
sexuelle Handlungen vorzunehmen». Sein erstes<br />
Opfer ist ein 59-jähriger Mann, der nach einem<br />
Schlaganfall halbseitig gelähmt ist. In einem anderen<br />
Zimmer nimmt er «sexuelle Handlungen» an einem<br />
schwer demenzkranken 87-Jährigen vor. Als<br />
dessen gleichaltrige Ehefrau ihn dabei überrascht,<br />
Nicht in diese Übersicht wurde ein weiterer<br />
Mord aufgenommen, der immerhin bundesweit<br />
Schlagzeilen machte: Am 25. Februar raste ein Auto<br />
in Heidelberg in eine Menschengruppe, einer der<br />
Verletzten starb später im Krankenhaus. Der Fahrer<br />
flüchtete mit einem Messer, Beamte mussten ihn<br />
mit einem Bauchschuss stoppen. Die Behörden beschwichtigten<br />
sofort, dass der Mann keinen Migrationshintergrund<br />
habe. Seltsam ist nur: Über seine<br />
Religionsangehörigkeit wurde nicht informiert, neben<br />
seinem Namen blieb selbst sein Vorname geheim.<br />
Unabhängig von dieser sogenannten Amokfahrt<br />
stehen die erwähnten neun Mordmeldungen<br />
aus nur fünf Tagen als Flammenschrift an der Wand.<br />
Wer hat auch nur von einer in den großen Medien<br />
gelesen? Warum werden wir nicht über die unheimliche<br />
Häufung der Bluttaten informiert? Warum<br />
warnt der Staat <strong>unsere</strong> Rentner nicht vor gewalttätigen<br />
Fremden? Vor allem: Wie lange wollen wir noch<br />
eine Regierung ertragen, die den Volkstod deckt?<br />
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<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Themen<br />
Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />
Ein mörderischer Sommer<br />
6 Wir gedenken<br />
8 Zitate zum Thema<br />
Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
10 Trauern verboten<br />
Die namenlosen Toten vom 19.12.2016<br />
12 «Wir haben Dich sehr lieb»<br />
Stefan B. aus Ragösen/Brandenburg<br />
15 Das Mädchen und der Tod<br />
Valeriya und die Leichenbürokratie<br />
17 Herr, erbarme Dich<br />
Trauerrede eines Geistlichen<br />
19 Erschlagen, verbrannt, vergessen<br />
Die schlimmsten Fälle 2012 bis 2014<br />
21 Mord-Mob in der Mainacht<br />
Bad Godesberg trauert um Niklas<br />
23 Keine Tränen, keine Trauer<br />
Warum <strong>unsere</strong>r Toten nicht gedacht wird<br />
26 Multikulti-Bereicherung mit Todesfolge<br />
Chronologie der Mordfälle seit 2015/2016<br />
Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />
32 «Die Kanzlerin hat das<br />
Grundgesetz missachtet»<br />
Interview mit K. A. Schachtschneider<br />
35 Der große Austausch<br />
Deutsche wandern aus, Fremde ein<br />
36 Der Schleusersultan und<br />
die Schlepperkönigin<br />
Stationen der <strong>Asyl</strong>invasion 2015/2016<br />
Ein mörderischer Sommer<br />
40 Terrorists welcome<br />
Die Kanzlerin und die ersten Attentate<br />
45 Alles Amok – oder was?<br />
Der Münchner Massenmörder<br />
49 Bombenstimmung in Chemnitz<br />
Posse um einen IS-Killer<br />
64 Requiem für Jolanta<br />
Trauer in Polen, Kälte in der BRD<br />
67 Die Vertreibung aus dem Paradies<br />
Die Ermordung Marias in Freiburg<br />
70 Eine unfassbare Tat?<br />
Eine <strong>Asyl</strong>helferin wird erstochen<br />
Was tun?<br />
72 Merkel? Verhaften!<br />
Verfassungsbruch im Amt<br />
76 Plädoyer für die wehrhafte Demokratie<br />
Der Staat muss das Volk schützen<br />
79 Wehrhafte Demokratie – aber wie?<br />
Ermächtigungsgesetze als Gefahr<br />
81 «Wenn andere Abhilfe nicht möglich ist»<br />
Der Widerstandsparagraph 20,4 GG<br />
82 Pfefferspray genügt nicht<br />
Die Ohnmacht der Vereinzelten<br />
<strong>COMPACT</strong> Impressum<br />
Herausgeber & Verlag<br />
<strong>COMPACT</strong>-Magazin GmbH<br />
Geschäftsführer Kai Homilius<br />
Am Zernsee 9, 14542 Werder (Havel)<br />
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<strong>COMPACT</strong> Redaktion (NEU!)<br />
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Chefredakteur Jürgen Elsässer (V.i.S.d.P.)<br />
Chef vom Dienst Martin Müller-Mertens<br />
Blutige Weihnacht<br />
Blutige Weihnacht<br />
52 Ein Dschihadist im Paradies<br />
Anis Amri und die Geheimdienste<br />
56 Narkotika fürs Volk<br />
Das GEZ-Fernsehen und der Anschlag<br />
Cover/Illustrationen Iris Fischer, Bildmaterial<br />
von Shutterstock (Seite 9/31/39/51/57/72)<br />
Fotoquelle Cover ballyscanlon, Photodisc,<br />
Getty Images<br />
Layout/Bild Steffen Jordan<br />
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Gedruckt in Deutschland<br />
Die Angst der Frauen<br />
Die Angst der Frauen<br />
58 Polizistin mit Eiern<br />
Der Aufschrei einer Migrantentochter<br />
61 Vergewaltigt und verhöhnt<br />
Der Fall Lisa und die Medien<br />
Redaktionsschluss<br />
4.3.2017<br />
Erscheinungsdatum<br />
der nächsten Ausgabe<br />
Samstag, 1. Juli 2017<br />
5
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Wir gedenken<br />
Wir gedenken<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
Eine Aufstellung aller Deutschen, die von Einwanderern und <strong>Asyl</strong>anten<br />
in den letzten Jahren ermordet wurden. Der starke Anstieg der Fälle im<br />
Jahr 2016 spricht für sich. Staat und Staatsmedien haben die Opfer nie<br />
gewürdigt. Aber wenigstens wir sollten sie nicht vergessen.<br />
2009<br />
Marita D. (49), Schwabach<br />
Claudia Küfte (27), Berlin<br />
Andreas H. (41), Berlin<br />
Magdalena S. (24), München<br />
Marlis K. (53), Doberlug-Kirchhain<br />
Nicole B. (41), Hamburg<br />
Josefa Thalmann (83), Hörstel<br />
Name unbekannt (97)<br />
Thomas M. (44), Hamburg<br />
Klaus B. (62), Berlin<br />
Christiane H. (23), Schramberg<br />
Beata S. (22), Landau<br />
Kevin Wiegand (18), Schöppingen<br />
Andrea W. (36), Jengen<br />
Hanna H. (29), Köln<br />
Benjamin Diegmann (18), Wipperfürth<br />
Steffen M. (46), Lauchhammer<br />
Name unbekannt (25), Rosenheim<br />
Karina (Name geändert) (46), Rimsting<br />
Susanna Hinkel (18), Dresden<br />
2010<br />
Peter L. (58), Nienstedten<br />
Name unbekannt (55), Heilbronn<br />
Felix S. (35), Kiel<br />
Tanja A. (39), Marburg<br />
Saskia S. (18), Kiel<br />
Mel D. (19), Hamburg<br />
Klaus B. (51), Kamp-Lintfort<br />
Klaus Kandaouroff (80), Datteln<br />
Sieglinde F. (67), Linsengericht<br />
Zana O. (32), nahe Bodensee<br />
Pascal E. (22), Hamburg<br />
Samuel Fischer (25), Hamburg<br />
Name unbekannt (24), Völklingen<br />
Bernhard K. (47), Berlin<br />
Alex M. (23), Schlüchtern<br />
Iris S., Grevenbroich<br />
Andres O. (34), Köln<br />
Laura V. (29), Köln<br />
Gerd H. (50), Stade<br />
Janine F., Bad Homburg<br />
Wolfgang K. (49), Engelskirchen<br />
Name unbekannt (19), Köln<br />
Joanna S. (22), Hannover<br />
2011<br />
Berthold Franzmann (57), nahe Neuss<br />
Martina Kreutzer (23), Krefeld<br />
Tim Kreutzmann (20), Soest<br />
Arno Georg Kupka (74), Dülmen<br />
Klaus Johannsen (58), Berlin<br />
Matthias B. (50), Chemnitz<br />
Frieda H. (76), Nürnberg<br />
Patrick D. (29), Berlin<br />
Michael A. (27), Lohmar<br />
Werner Velhorn (67), Reuth<br />
Name unbekannt (51),<br />
Andernach-Miesenheim<br />
Harry T. (89), Ort unbekannt<br />
Bianca S. (37), Arnsberg<br />
Matthias B. (22), Osnabrück<br />
Mario Guhl (42), Berlin<br />
Michael Kaubisch (51), Chemnitz<br />
Stephanie S. (23), Berlin<br />
Mathias Vieth (41), Augsburg<br />
Name unbekannt (26), Bocholt<br />
Sarah S. (24), Hannover<br />
Diana T. (26), Mauenheim<br />
Name unbekannt (17), Ranschbach<br />
Hannelore R. (67), Mönchengladbach<br />
Agnes M. (55), Traunstein<br />
2012<br />
Ungeborenes Kind, Münsterland<br />
Name unbekannt (34), Alsfeld<br />
Herman (52), nahe München<br />
Angelika B. (51), nahe München<br />
Dirk Dahmen (41), Montabaur<br />
Name unbekannt (28), München<br />
Diana P. (20), Augsburg<br />
Name unbekannt (52), Siegburg<br />
Saskia Sänger (26), Neuss<br />
Jörg H. (46), Bremen<br />
Stefan Erdt (22), Heidenheim<br />
Irene N. (32), Neuss<br />
Christa Haase (76), Hannover<br />
Name unbekannt, Hessen<br />
2013<br />
Name unbekannt (48), Bad Krozingen<br />
Name unbekannt (38), Heilbronn<br />
Daniel Siefert (25), Kirchweye<br />
Name unkenannt (39),<br />
Köln oder Umgebung<br />
Marcel M. (82), Berlin<br />
Ingeburg Lewandowski (89), Berlin<br />
Hans-Peter W. (43), Wilflingen.<br />
Vanessa W. (22), Wiesbaden<br />
Viola G. (43), Marktrodach<br />
Marco Gutschner (21), Rosenheim<br />
Marina L. (34), Berlin<br />
Ulla N. (45), Berlin<br />
Vanessa (30), Wülfel<br />
Name unbekannt (38), Barsbüttel<br />
Henry B. (67), Hamburg<br />
2014<br />
Oliver F. (50), Frankfurt am Main<br />
Ulrike F. (54), Düsseldorf<br />
Bernhard L. (61), Düsseldorf<br />
Edith (84), Hamburg<br />
Veronika N. (22), Fürth<br />
Leila (9), Jena<br />
Johanna B. (16), Münster<br />
Johannes Weyer (81),<br />
Mönchengladbach<br />
Boje-Peter Voß (73), Heide<br />
Angelika D. (58), Reutlingen<br />
Joey K. (21), Hannover<br />
Dirk W. (43), Dortmund<br />
2015<br />
Katrin W. (33), Lüneburg<br />
Maria P. (19), Berlin<br />
Jaquelin F. (21), Hamburg<br />
Jessica Bastian (22), Frankfurt/M.<br />
Name unbekannt (68), Mannheim<br />
Udo Z. (50), Freiberg<br />
Christian G. (27), Saarbrücken<br />
Renate P. (50), Frankfurt/M.<br />
Nadina (29), Modautal<br />
Name unbekannt (56), Winterberg<br />
Frank M. (43), Essen<br />
2016<br />
Name unbekannt (54), Nürnberg<br />
Name unbekannt (69), Bremerhaven<br />
Name unbekannt (57), Fürth<br />
Maria D. (43), Leipzig<br />
Niklas Pöhler (17), Bonn<br />
Wiebke O. (29), Köln<br />
Name unbekannt (86), Landau<br />
Name unbekannt (70),<br />
Bad Friedrichshall-Untergriesheim<br />
Nicole G. (42), Emmerich<br />
Julia B. (35), Berlin<br />
Arno S. (75), Bremen<br />
Name unbekannt (44), Hamburg<br />
Anna Voltz (36), Eching<br />
Anton Voltz (7), Eching<br />
Name unbekannt (28), Saarbrücken<br />
Name unbekannt (69), Paderborn<br />
Name unbekannt (51), Freiburg<br />
Maria Ladenburger (19), Freiburg<br />
Victor E. (16), Hamburg<br />
Claudia S. (39), Frankfurt am Main<br />
Name unbekannt (87), Neuenhausen<br />
Werner Landscheidt (79), Krefeld<br />
Anja B. (40), Leipzig<br />
Sebastian Berlin (32), Berlin<br />
Dorit Krebs (53), Berlin<br />
Angelika Klösters (65), Berlin<br />
Christoph H., Berlin<br />
Gregoriy Bagratuni (44), Berlin<br />
Anna Bagratuni (44), Berlin<br />
Peter Volker (62), Berlin<br />
Gudrun B. (75), Unterwellenborn<br />
Gerda Krüger (82), Cottbus<br />
2017<br />
Nicole M. (47), Mönchengladbach<br />
Silvia B. (40), Offenbach<br />
Helmut H. (73), Rott am Inn<br />
Elisabeth G. (66), Rott am Inn<br />
Name unbekannt (41), Hamm<br />
6<br />
Berücksichtigt wurden nur eindeutig nachgewiesene Fälle. Details finden Sie auf den folgenden Seiten beziehungsweise auf Seite 3.
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Wir gedenken<br />
KIEL<br />
HEIDE<br />
BREMERHAVEN<br />
STADE<br />
HAMBURG<br />
BARSBÜTTEL<br />
BREMEN<br />
KIRCHWEYE<br />
LÜNEBURG<br />
NEUENHAUS<br />
HÖRSTEL<br />
OSNABRÜCK<br />
HANNOVER<br />
SCHÖPPINGEN<br />
BOCHOLT MÜNSTER<br />
DÜLMEN<br />
EMMERICH ESSEN<br />
DATTELN HAMM PADERBORN<br />
KAMP-LINTFORT<br />
DORTMUND<br />
SOEST<br />
KREFELD NEUSS<br />
ARNSBERG<br />
DÜSSELDORF<br />
M.GLADBACH<br />
WINTERBERG<br />
WIPPERFÜRTH<br />
GREVENBROICH<br />
KÖLN<br />
ENGELSKIRCHEN<br />
LOHMAR<br />
JENA<br />
BONN SIEGBURG<br />
UNTERWELLENBORN<br />
ANDERNACH<br />
REUTH<br />
MARBURG ALSFELD<br />
BAD HOMBURG<br />
SCHLÜCHTERN<br />
WIESBADEN<br />
LINSENGERICHT<br />
FRANKFURT AM MAIN<br />
MARKTRODACH<br />
MONTABAUR<br />
MODAUTAL<br />
OFFENBACH<br />
MANNHEIM<br />
FÜRTH<br />
VÖLKLINGEN<br />
LANDAU<br />
NÜRNBERG<br />
SCHWABACH<br />
SAARBRÜCKEN<br />
BAD FRIEDRICHSHALL-UNTERGRIESHEIM<br />
RANSCHBACH<br />
HEILBRONN<br />
BERLIN<br />
COTTBUS<br />
DOBERLUG-KIRCHHAIN<br />
LAUCHHAMMER<br />
LEIPZIG<br />
DRESDEN<br />
CHEMNITZ<br />
FREIBERG<br />
ORT UNBEKANNT:<br />
REUTLINGEN<br />
HEIDENHEIM<br />
SCHRAMBERG<br />
FREIBURG<br />
AUGSBURG<br />
ECHING<br />
MÜNCHEN<br />
BAD KROZINGEN<br />
WILFLINGEN<br />
JENGEN<br />
ROTT AM INN<br />
ROSENHEIM<br />
RIMSTING<br />
TRAUNSTEIN<br />
Todesopfer 2009 bis 2014 Todesopfer 2015 bis 2017 Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
7
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Zitate zum Thema<br />
8<br />
Der polnische Lkw-Fahrer Lukasz Urban war vermutlich<br />
das erste Opfer des Terroranschlags am<br />
19.12.2016. Foto: picture alliance / Tone Koene<br />
Finde den Fehler!<br />
«Die Terroranschläge in Bayern haben nach<br />
Ansicht einer klaren Mehrheit der Deutschen<br />
mit der umstrittenen Flüchtlingspolitik<br />
von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nichts<br />
zu tun. Nach einer Forsa-Umfrage für das<br />
Magazin Stern hält nur eine Minderheit von<br />
28 Prozent eine Schuldzuweisung an Merkel<br />
für berechtigt – darunter allerdings 78<br />
Prozent der AfD-Wähler.» (waz.de, 3.8.2016)<br />
Hat nichts mit dem Islam zu tun…<br />
«Ja, ganz bestimmt gibt es gewaltbereite<br />
Islamisten unter den Hunderttausenden<br />
von Flüchtlingen, die nach Deutschland eingereist<br />
sind. Das ist keine Überraschung, das<br />
ist eine Selbstverständlichkeit. Es gibt sie<br />
schließlich auch fast überall sonst auf der<br />
Welt. Aber sollte ein Islamist tatsächlich der<br />
Mörder auf dem Weihnachtsmarkt gewesen<br />
sein, dann sagt das nichts über die große<br />
Mehrheit derjenigen aus, die hier Schutz suchen.»<br />
(Taz Online, 20.12.2016)<br />
Nie wieder Merkel<br />
Reporter: «Warum sind Sie eigentlich hierhergekommen<br />
heute?»<br />
Vater: «Weil unser Kind hier schwer verletzt<br />
worden ist, und… Dankeschön, Frau Merkel!<br />
(…) Dich wähle ich mein ganzes Leben<br />
lang nicht mehr und hoffentlich meine ganze<br />
Familie und meine Freunde auch…» (Aus<br />
einem Interview des dänischen Senders TV2 mit<br />
Angehörigen der Opfer auf dem Berliner Weihnachtsmarkt,<br />
The European, 26.12.2016)<br />
Urlaub geht vor<br />
«Ich finde die mangelnde Beachtung vonseiten<br />
des Staates traurig und unwürdig. (…) Der<br />
Bundestag war nicht mal zur Unterbrechung<br />
der Weihnachtspause für eine Schweigeminute<br />
bereit. Und Politiker erklären ständig,<br />
dass man jetzt schnell zur Normalität übergehen<br />
sollte. Aber für uns wird es eine solche<br />
Normalität nie wieder geben. (…) Der Lkw-<br />
Fahrer ist in Polen mit großer Anteilnahme<br />
beigesetzt worden. Hier gab es einen Gedenkgottesdienst<br />
am Tag nach der Tat. Aber da hatten<br />
viele Angehörige ganz andere Sorgen. Soll<br />
es das wirklich gewesen sein? (…) Von den<br />
Opfern weiß und hört man so gut wie nichts,<br />
jedenfalls nicht von den deutschen.» (Petra K.<br />
war am 19. Dezember auf dem Breitscheidplatz. Ihr<br />
langjähriger Lebensgefährte wurde bei dem Anschlag<br />
schwer verletzt und kämpft seither um sein<br />
Leben, Tagessspiegel Online, 8.1.2017)<br />
Freie Fahrt für Terroristen<br />
«Die Frage ist doch, warum die Betonpoller<br />
rund um den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz<br />
erst nach dem Anschlag aufgestellt<br />
wurden und nicht vorher. Spätestens<br />
nach dem Anschlag von Nizza wäre es doch<br />
naheliegend gewesen, dies zur Sicherheitsauflage<br />
für Weihnachtsmärkte zu machen.»<br />
(Opferanwalt, Tagesspiegel Online, 13.1.2017)<br />
Placebo vom <strong>Asyl</strong>-Onkel<br />
«Der scheidende Bundespräsident Joachim<br />
Gauck hat – ganz im Stillen – nochmals<br />
ein Zeichen gesetzt: Ohne Pomp hat<br />
er im Schloss Bellevue am Freitagnachmittag<br />
rund 50 Angehörige der Todesopfer des<br />
Attentats vom Breitscheidplatz empfangen<br />
und ihnen seine Anteilnahme ausgesprochen.<br />
(…) Gauck sowie der ebenfalls anwesende<br />
Bundesinnenminister Thomas de<br />
Maizière (CDU) versprachen nach Angaben<br />
von Teilnehmern, in Zukunft die Kommunikation<br />
bei ähnlichen Ereignissen – die nicht<br />
kommen sollten – zu verbessern.» (Tagesspiegel<br />
Online, 19.2.2017)<br />
Verwandte durften nicht<br />
zum Trauergottesdienst.<br />
Mitgefühl? Fehlanzeige!<br />
«Bis zu drei Tage irrten Angehörige durch<br />
die Stadt und klapperten Krankenhäuser<br />
ab, um zu erfahren, ob vermisste Angehörige<br />
unter den Opfern waren. Das ermittelnde<br />
Bundeskriminalamt hatte zunächst eine<br />
Nachrichtensperre verhängt. (…) Aber es<br />
ging noch weiter: Angehörige, die wussten,<br />
dass sie Verwandte verloren hatten, wurden<br />
(…) am Tag danach von Sicherheitsleuten<br />
daran gehindert, am Trauergottesdienst in<br />
der Gedächtniskirche teilzunehmen. Begründung:<br />
In der Kirche säßen hochkarätige Politiker.<br />
(…) Auch zunächst ahnungslose Angehörige<br />
seien unsensibel behandelt worden,<br />
berichteten Betroffene. So habe die Polizei<br />
nach ”aussagekräftigem DNA-Material”<br />
von Angehörigen gefragt, ohne den Grund zu<br />
nennen. Eine Antwort sei gewesen: ”Wer<br />
jetzt nicht wisse, worum es gehe, sei selbst<br />
schuld.”» (Tagesspiegel Online, 19.2.2017)<br />
Bloß ein Unfall<br />
«Die Familie der Italienerin Fabrizia Di L., die<br />
bei dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz<br />
am 19. Dezember getötet wurde,<br />
hat schwere Vorwürfe gegen deutsche Behörden<br />
und Politiker erhoben. Sie seien ”wütend”<br />
darüber, wie sie nach dem Tod der jungen Frau<br />
von den zuständigen Stellen in Berlin behandelt<br />
worden seien (…). Außerdem beklagen<br />
sie, dass ihnen keine angemessene Entschädigung<br />
für den Tod der Tochter zustehe; es sei<br />
”absurd”, dass der Anschlag in dieser Hinsicht<br />
”wie ein normaler Verkehrsunfall” angesehen<br />
werde.» (Berliner Morgenpost Online, 28.2.2017)<br />
Käthe Kollwitz’ Mutter mit totem Sohn steht seit<br />
1993 in der Berliner Neuen Wache, dem heute zentralen<br />
Gedenkort der Bundesrepublik. Foto: Beko, CC<br />
BY-SA 4.0, Wikimedia Commons
Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Der größte Terroranschlag in <strong>unsere</strong>m Land seit 36 Jahren –<br />
aber der deutschen Opfer wurde nicht gedacht.<br />
9
Trauern verboten<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
Haben die Deutschen sich selbst aufgegeben? Oder treibt uns<br />
nur die Regierung in den Untergang? Jedenfalls muss bestürzen,<br />
dass nach den zwölf Toten auf dem Berliner Weihnachtsmarkt von<br />
Betroffenheit nichts zu spüren war.<br />
hatten alle Massenmedien über die Menschen berichtet,<br />
die Fanatismus und Hass aus dem Kreis ihrer<br />
Familie gerissen hatten. Das offizielle Deutschland<br />
trauerte um diese Toten – damit war das Gedenken<br />
an sie zur Staatsräson geworden.<br />
10<br />
Mit einem 450-PS-starken Lkw<br />
raste Anis Amri fast 80 Meter<br />
durch den Weihnachtsmarkt an<br />
der Berliner Gedächtniskirche.<br />
Foto: picture alliance / Bernd von<br />
Jutrczenka/dpa<br />
Die deutschen Opfer<br />
wurden verscharrt,<br />
ohne dass<br />
die Öffentlichkeit<br />
ihre Namen erfuhr.<br />
Nach diesem Terror war das ganze Land geschockt.<br />
Die gesamte Staatsspitze hatte sich zu einer<br />
Trauerfeier versammelt, das Fernsehen übertrug<br />
die Zeremonie live. Die Bundeskanzlerin saß<br />
in der ersten Reihe, neben und hinter ihr die Angehörigen<br />
der Opfer. Angela Merkel hielt eine bewegende<br />
Rede: «Bevor wir die alles überragenden Fragen<br />
– ”Wie konnte das geschehen?” (…) ”Warum<br />
konnten wir das nicht verhindern?”– beantworten,<br />
bitte ich darum, dass wir schweigen. Schweigen,<br />
so wie heute um 12 Uhr Beschäftigte im ganzen<br />
Land schweigen werden. Gewerkschaften und Arbeitgeber<br />
haben das vereinbart.» Und weiter: «Viele<br />
Hinterbliebene sind heute unter uns. Ich weiß, wie<br />
schwer Ihnen das gefallen ist. Sie haben mir vorhin<br />
von ihrem großen Schmerz erzählt. Sie haben mir<br />
erzählt, wie allein gelassen sie sich gefühlt haben.<br />
Umso dankbarer bin ich, dass wir heute gemeinsam<br />
hier sein können.» Die Kanzlerin las die Namen<br />
der Ermordeten vor. Große Fotos von ihnen waren<br />
neben dem Rednerpodest aufgestellt. Schon zuvor<br />
Trauer nur für Ausländer<br />
Diese Geschichte hört sich an wie ein Märchen,<br />
denn jeder weiß, dass es eine solche Staatstrauer<br />
nach dem Berliner Weihnachtsmassaker nicht<br />
gegeben hat. Trotzdem ist alles wahr – es spielte<br />
sich lediglich viereinhalb Jahre früher ab: Im Februar<br />
2012 fand diese bewegende Feier statt, und<br />
die mitfühlenden Sätze hat die Rautenfrau tatsächlich<br />
gesprochen. Der Hintergrund: Die Ermordeten<br />
waren fast alle Ausländer gewesen, angeblich erschossen<br />
durch Inländer, durch Mitglieder des Nationalsozialistischen<br />
Untergrunds (NSU). Streiten<br />
wir nicht über die Gräber hinweg, was daran stimmt<br />
oder nicht: Gut war jedenfalls, dass der Toten würdig<br />
gedacht wurde.<br />
Es stellt sich aber die Frage, warum um die Opfer<br />
des 19. Dezember 2016 nicht in ähnlicher Weise<br />
getrauert wurde. Immerhin handelte es sich um<br />
den größten Terroranschlag seit 36 Jahren, seit der
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Bombe auf dem Oktoberfest 1980. Von den zwölf Toten<br />
des Breitscheidplatzes sind fünf Ausländer. Ihre<br />
Namen sind bekannt, weil ihre Regierungen ihnen<br />
die letzte Ehre erwiesen haben: Am Sarg des Lkw-<br />
Fahrers Lukasz Urban kniete der polnische Staatspräsident<br />
Andrzej Duda. An der Trauerfeier für die<br />
junge Italienerin Fabrizia Di Lorenzo nahmen der<br />
Staatspräsident Sergio Mattarella und der Innenminister<br />
Marco Minniti teil. Über die Israelin Dalia<br />
Elyakim berichtete die Presse ihres Landes, aber<br />
auch die New York Times in großer Aufmachung.<br />
Das Volk wird von der Politik im<br />
Stich gelassen.<br />
Die deutschen Opfer aber wurden verscharrt,<br />
ohne dass die Öffentlichkeit je ihre Namen erfuhr.<br />
Nirgendwo erschien ein Foto von ihnen. Die Öffentlichkeit<br />
weiß, ganz anders als bei den NSU-Toten,<br />
nichts von ihrem Leben, ihrer Arbeit, ihren Träumen.<br />
Nur über eine einzige Beerdigung wurde berichtet,<br />
weil eine einzige Regionalzeitung einen Reporter<br />
geschickt hatte: Am 6. Januar wurde Sebastian B.<br />
im brandenburgischen Ragösen beigesetzt. Fast<br />
300 Trauernde zwängten sich in die kleine Dorfkirche,<br />
die Türen konnten kaum geschlossen werden.<br />
Das heißt: Das Volk empfindet sehr wohl Schmerz<br />
und Verzweiflung. Aber es wird von der Politik im<br />
Stich gelassen: Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />
(SPD) ließ sich gerade mal dazu herab, eine Kondolenzkarte<br />
zu schicken. Schäbiger geht’s nicht.<br />
Terror-Deutschland<br />
Offiziell bestätigte islamistische Anschläge seit 2011<br />
Herford<br />
August 2014<br />
Messerattacke<br />
Essen 16.4.2016<br />
Bombenattentat<br />
3 Verletzte<br />
Ramstein<br />
Köln<br />
Düsseldorf<br />
Frankfurt/M. 2.3.2011<br />
Schusswaffenangriff<br />
2 Tote<br />
Anschläge<br />
Quelle: wikipedia <br />
Hamburg<br />
Frankfurt/M.<br />
Berlin<br />
geplante Anschläge<br />
Hat nichts mit dem Islam zu tun<br />
Berlin 19.12.2016<br />
Lkw-Angriff<br />
12 Tote, 49 Verletzte<br />
Hannover 26.2.2016<br />
Messerattacke<br />
1 Verletzter<br />
Würzburg 18.7.2016<br />
Axtangriff<br />
1 Toter, 5 Verletzte<br />
Ansbach 24.7.2016<br />
Bombenanschlag<br />
1 Toter, 15 Verletzte<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
Die Trauer ist unerwünscht, weil beim Weihnachtsanschlag<br />
ein Moslem der Täter war – und<br />
die meisten Opfer Deutsche sind. Die Multikulti-<br />
Ideologie aber hat festgelegt: Terror hat nie etwas<br />
mit dem Islam zu tun, und die Deutschen sind immer<br />
die Schuldigen. Was dazu nicht passt, wird wegzensiert.<br />
Aber wollen wir uns wirklich nicht nur <strong>unsere</strong><br />
Heimat und unser Leben, sondern auch <strong>unsere</strong> Toten<br />
stehlen lassen?<br />
Zweierlei Maß?<br />
«Die Opfer der rechtsextremen<br />
Terrorgruppe NSU sind von der<br />
Bundesregierung mit 900.000<br />
Euro entschädigt worden. Das<br />
teilte das Bundesjustizministerium<br />
mit. Das Geld kommt aus<br />
einem Fonds für die Opfer extremistischer<br />
Übergriffe. (…)<br />
Laut einem früheren Schreiben<br />
des Bundesjustizministeriums<br />
vom März 2012 erhalten Ehepartner<br />
und Kinder der ermordeten<br />
neun Kleinunternehmer eine<br />
Pauschale von 10.000 Euro, Geschwister<br />
5.000 Euro.» (zeit.de,<br />
29.10.2012)<br />
«Fast zwei Monate nach dem<br />
Berliner Terroranschlag haben<br />
Opfer und Angehörige rund<br />
203.000 Euro Entschädigung<br />
vom Bund bekommen. ”Weitere<br />
Zahlungen erfolgen laufend”,<br />
teilte das Bundesjustizamt am<br />
Donnerstag mit. Mit Stand 8.<br />
Februar seien 51 Anträge von<br />
Opfern und Hinterbliebenen erfasst.»<br />
(Berliner Morgenpost,<br />
9.2.2017)<br />
Der 37-jährige Lkw-Fahrer Lukasz<br />
Urban lebte im polnischen Greifenhagen<br />
an der Oder. Ilustration: IF<br />
Fabrizia Di Lorenzo stammte aus<br />
den italienischen Abruzzen und<br />
starb mit 31 Jahren. Ilustration: IF<br />
Italiens Präsident Sergio Mattarella<br />
empfängt am 24.12.2016 die<br />
sterblichen Überreste von Fabrizia<br />
Di Lorenzo am Flughafen Rom-<br />
Ciampino. Foto: picture alliance /<br />
AP Photo<br />
11
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
«Wir haben Dich sehr lieb<br />
und vermissen Dich sehr»<br />
_ von Martin Müller-Mertens<br />
Nach dem Terroranschlag von Berlin steht ein Brandenburger Dorf<br />
noch immer unter Schock. Einer der Söhne von Ragösen ist unter<br />
den Opfern. Zur Beerdigung kamen Paparazzi statt Politiker. Eine<br />
Spurensuche.<br />
Im Januar fuhren<br />
die Feuerwehrautos<br />
von Bad Belzig<br />
mit Trauerflor.<br />
In den Tagen nach dem Anschlag,<br />
hier am 21.12.2016, trauerten die<br />
Berliner um die Toten. Foto: picture<br />
alliance / Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa<br />
Als das Vaterunser verklungen war, senkte sich<br />
Stille über Ragösen. Rund 300 Trauernde wollten<br />
Abschied nehmen. Nicht alle fanden Platz in der<br />
von Fachwerk geschmückten Kirche des kleinen<br />
Dorfes im brandenburgischen Landkreis Potsdam-<br />
Mittelmark. Die Übrigen harrten draußen im Frost<br />
aus – man schrieb den 7. Januar 2017. Sebastian<br />
B., einen der ihren, geleiteten sie auf seinem letzten<br />
Gang. 32 Jahre war er alt, als der Attentäter<br />
Anis Amri ihm sein Leben nahm.<br />
Die meisten deutschen Toten des Berliner Breitscheidplatzes<br />
haben bis heute weder Namen noch<br />
Gesicht. Vielleicht ist das sogar in ihrem Sinne.<br />
Wahrscheinlich wollte auch Sebastian nie bekannt<br />
werden. Er war kein Held, nur ein Opfer. Er wartete<br />
in der Schlange eines Glühweinstandes, als Anis<br />
Amri den gekaperten Sattelschlepper von der Hardenbergstraße<br />
in den belebten Weihnachtsmarkt<br />
lenkte. Was er dachte, fühlte, hoffte in jenen Augenblicken,<br />
als Tonnen von Stahl auf ihn zuschossen –<br />
niemand wird es jemals erfahren. Es waren die letzten<br />
Sekunden eines Lebens, das doch erst am Beginn<br />
seiner Blüte stand. Zurück bleibt Hilflosigkeit:<br />
«Unsere Hände erreichen Sebastian nicht mehr. Wir<br />
können nichts mehr für ihn tun», sagte Pfarrer Jens<br />
Meiburg während der Messe und richtete sich dann<br />
direkt an Gott: «Halte ihn fest in Deiner Treue und<br />
lass uns nicht allein in <strong>unsere</strong>m Kummer.»<br />
Ein Schal von Borussia<br />
Es ist Ende Februar, gut zwei Monate nach der<br />
Todesfahrt von Berlin – die Vorboten des Frühlings<br />
legen sich über Ragösen, ein Straßendorf am Randes<br />
des Flämings. Die ersten Hügel des eiszeitlichen<br />
Höhenzuges erheben sich am Ende des Ortes.<br />
Kaum einen der 600 Einwohner treffen wir auf<br />
der Straße. Die Bäckerei Krause hat Ruhetag, der<br />
alte Dorfkonsum ist wohl schon längere Zeit verwaist.<br />
Ein halbes Dutzend Bauarbeiter errichtet eine<br />
neue Bushaltestelle. Ein Schotterbett kündet von<br />
der längst aufgegebenen Bahnlinie. Keine hundert<br />
Meter neben dem Friedhof harkt Walter F. (Name<br />
geändert) seinen Garten. «Ja, Sebastian», sagt er<br />
mit leiser Stimme. «Klar kannte ich ihn, ich war ja<br />
sein Lehrer. Er war sehr ruhig, gewissenhaft. Hat<br />
immer seine Arbeit gemacht.» Walter F. denkt an<br />
die Mutter und wirkt mit einem Male fast ängstlich:<br />
«Die arme Frau. Geh’n Sie da bloß nicht hin...»<br />
Das kurze Leben des Sebastian B. begann am<br />
20. September 1984. Es war ein Donnerstag. Das<br />
Wetteramt der DDR meldete 17 Grad Celsius. In<br />
Belzig, Bezirk Potsdam, brachte Ilona B. einen Sohn<br />
zur Welt – während in der libanesischen Hauptstadt<br />
Beirut ein Selbstmordattentäter mit seinem sprengstoffbeladenen<br />
Auto die Absperrung der US-Botschaft<br />
durchstieß – 22 Menschen starben.<br />
Von Sebastians Jugend sind nur Bruchstücke bekannt,<br />
auch heute bleiben die Ragösener darüber im<br />
Ungefähren. Als Kind hat er gern gebastelt, sagte<br />
der Pfarrer während der Trauerrede. Vielleicht spielte<br />
er im Schatten jener Linde neben dem Kriegerdenkmal,<br />
die seit 1910 Luise, Preußens Königin der<br />
Herzen, gewidmet ist. Vielleicht fieberte er mit den<br />
Fußballern des SV Eiche Ragösen. Auf seinem Grab<br />
liegt ein Fanschal von Borussia Dortmund. Irgendwann<br />
wird er das erste Mal verliebt gewesen sein.<br />
12<br />
Im Jahr von Sebastians Geburt lernte Irene M.<br />
(Name geändert) ihren Mann kennen, 1986 zog sie<br />
in das Dorf in der märkischen Provinz. Nun, Ende Fe-
uar, wartet sie auf den Bus. Ein leichtes Nicken.<br />
«Sebastian. Mein Sohn und er waren zusammen in<br />
der Pubertät. Zwei Wochen vorher habe ich ihn noch<br />
gesehen.» In letzter Zeit trafen sie sich seltener,<br />
nachdem Sebastian wohl wegen der Arbeit in die<br />
Stadt Brandenburg an der Havel gezogen war. Doch<br />
ganz abgebrochen ist der Kontakt nie. Sebastian B.<br />
war einer, auf den sie stolz sein konnten in Ragösen.<br />
Mit Begeisterung diente er bei der Freiwilligen Feuerwehr,<br />
deren kleine Wache ein paar hundert Meter<br />
entfernt steht. Im Kreisfeuerwehrverband Potsdam-<br />
Mittelmark war er zeitweise Schriftführer. «Sebastian<br />
war sehr angesehen», sagte Stadtwehrführer<br />
Olaf Beelitz der örtlichen Märkischen Allgemeinen.<br />
Im Januar fuhren die Feuerwehrautos von Bad Belitz<br />
mit Trauerflor. Viele Kameraden waren zur Totenfeier<br />
geeilt, eine Feuerwehrfrau brach während<br />
des Gottesdienstes ohnmächtig zusammen.<br />
Sebastian wollte die Welt erleben. Ein Bild auf<br />
Facebook zeigt ihn mit Kletterausrüstung in den<br />
USA. In Brandenburg an der Havel arbeitete er als<br />
Prüfer beim Wareneingang für den Getriebehersteller<br />
ZF, studierte nebenbei Ingenieurswesen. An jenem<br />
verhängnisvollen Montag im Dezember hatte er<br />
eine Prüfung bestanden – mit zwei Freunden wollte<br />
er auf dem Weihnachtsmarkt darauf anstoßen.<br />
Trauer und Wut<br />
Was an jenem 19. Dezember 2016 im Zentrum<br />
Berlins geschah – hier in Ragösen hat es klaffende<br />
Wunden hinterlassen. Carla Poggendorffs Laden<br />
Blumenkörbchen Julia an der Bundesstraße 102 ist<br />
eine Art Zentrum des Dorfes. «Es ist an meinem Geburtstag<br />
passiert» sagt sie. Ihre Tochter studiert in<br />
Berlin und arbeitete im Dezember auf einem anderen<br />
Berliner Weihnachtsmarkt. Natürlich kannte<br />
sie Sebastian: «Meine Freundin ist seine Tante.»<br />
In die Trauer mischt sich Zorn: auf Behörden, die<br />
endlose Tage für eine DNA-Identifizierung benötigten;<br />
auf Journalisten, die längst informiert waren,<br />
den Ort und die Familie regelrecht belagerten. Ungeniert<br />
mischten diese sich sogar unter die Gäste<br />
des Gottesdienstes. «Es ging immer nur um den<br />
Täter», ärgert sich Carla Poggendorff. «Was ist mit<br />
den anderen Opfern? Wie viele waren es überhaupt?»<br />
Das hätten sich viele im Ort gefragt. Antworten<br />
erhielt niemand, nicht einmal Pfarrer Meiburg.<br />
Kein Mitglied der Bundesregierung bequemte<br />
sich nach Ragösen. Auch Brandenburgs Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke blieb der Trauerfeier fern.<br />
Der SPD-Politiker war nur zum zentralen Gedenkgottesdienst<br />
in der Stadt Brandenburg erschienen.<br />
Dort hatte Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann<br />
(CDU) die Sicherheits- und Flüchtlingspolitik kritisiert,<br />
bei der «einiges im Argen» liege. So auch in<br />
Brandenburg, wo nach Einschätzung der Behörden<br />
Mitte letzten Jahres etwa 50 gewaltbereite Islamisten<br />
lebten. Nach Ragösen schickte Woidke lediglich<br />
eine Kondolenzkarte, wie sein Sprecher der<br />
Öffentlichkeit kundtat. Genau wie an die Angehörigen<br />
von Doris K., dem zweiten Brandenburger Opfer.<br />
Doch mit der Politik haben viele Ragösener offenbar<br />
abgeschlossen. «Die Wut steht mir bis hier»,<br />
sagt Irene M. «Auf die Regierung, die das ganze<br />
Kroppzeug reinholt. In meinen Augen sind das keine<br />
Kriegsflüchtlinge. Eines Tages müssen wir Deutsche<br />
alle auswandern. Aber man darf ja nichts sagen,<br />
dann ist man gleich rechtsradikal.»<br />
Auf diesem Friedhof in Ragösen<br />
liegt Sebastian B. begraben. Foto:<br />
Martin Müller-Mertens<br />
Sebastian B. wurde zu den Klängen<br />
von Eric Claptons «Tears in Heaven»<br />
beigesetzt. Ilustration: IF<br />
«Aber man darf<br />
ja nichts sagen,<br />
dann ist man gleich<br />
rechtsradikal.» <br />
Irene M.<br />
13
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Die Pfarrgemeinde Ragösen entstand<br />
um das Jahr 1500.<br />
Foto: Martin Müller-Mertens<br />
Die 60-jährige Israelin Daliya Elyakim<br />
hinterlässt ihren Ehemann und<br />
zwei erwachsene Kinder.<br />
Ilustration: IF<br />
14<br />
Die Familie von Christoph H. bat<br />
<strong>COMPACT</strong>, keine Details über die<br />
Identität des Verstorbenen zu veröffentlichen.<br />
Foto: izzzy71, shutterstock.com<br />
Der 62-jährige Richard Ramirez zog<br />
vor etwa zehn Jahren aus Texas.<br />
nach Berlin. Ilustration: IF<br />
Angelika Klösters aus Nordrhein-<br />
Westfalen wurde 61 Jahre alt. Foto:<br />
Screenshot dg-lanzerath.de<br />
So war es auch nach dem Terror von Berlin. «Es<br />
ist aber auch deutlich geworden, wie bestimmte<br />
Akteure skrupellos versuchen, aus dem unsäglichen<br />
Leid der Opfer und ihrer Angehörigen politisches<br />
Kapital zu schlagen», behaupteten die Berliner<br />
Landtagsfraktionen von SPD, Grünen und<br />
Linken in einer gemeinsamen Erklärung. Der zumindest<br />
in der Vergangenheit vom Bundesinnenministerium<br />
geförderte sogenannte Informationsdienst<br />
Blick nach Rechts titelte «Rechte Pilgerstätte<br />
Breitscheidplatz». «So nutzen Rechte die Tat in<br />
Berlin für ihre Zwecke», skandalisierte der Spiegel-<br />
Ableger Bento. Manche der Reaktionen erinnern in<br />
ihrer Borniertheit an die letzten Monate der DDR.<br />
Einen Soundtrack zu deren Untergang spielte die<br />
Band Keimzeit 1989: «Irre ins Irrenhaus, die Schlauen<br />
ins Parlament. Selber schuld daran, wer die Zeichen<br />
der Zeit nicht erkennt …» Keimzeits damaliger<br />
Schlagzeuger Roland Leisegang ist heute Bürgermeister<br />
von Bad Belzig, zu dem auch Ragösen<br />
gehört. «Es ist Betroffenheit und Bedrücktheit, dass<br />
es auch uns hier draußen in einem kleinen Dorf treffen<br />
kann», sagte er nach dem Anschlag.<br />
Unter Polizeischutz<br />
Was über den Ort hereinbrach, überstieg die<br />
Kräfte vieler Einwohner. Einen Tag vor der Beisetzung<br />
verwandelte die Polizei Ragösen in eine Art<br />
Hochsicherheitszone. Vor dem Pfarrhaus wartete<br />
ein Streifenwagen, um Sebastians Mutter Ilona,<br />
Schwester Steffi und Bruder Danny notfalls abzuschirmen.<br />
Von persönlichen Beileidsbekundungen<br />
am Grab bat die Familie abzusehen. Ihr Haus steht<br />
nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt. Das<br />
Erdgeschoss wirkt ausgeräumt. Die Familie leidet<br />
still. «Deine Nichte Lisa und auch dein Neffe Thilo<br />
hätten viel von Dir lernen können, sie haben Dich<br />
sehr lieb und vermissen Dich sehr», heißt es auf einer<br />
Gedenkseite im Internet.<br />
Es war schon der zweite Schicksalsschlag für die<br />
Familie. 2004 kam Sebastians Vater Günther gerade<br />
von der Landwirtschaftsmesse Grüne Woche nach<br />
Hause. «Er sagte noch: ”Mir geht’s nicht gut”», erinnert<br />
sich Walter F. Kurz darauf war Günther tot –<br />
Herzinfarkt mit 47 Jahren. Neben seinem Vater hat<br />
nun auch Sebastian auf dem kleinen Friedhof von<br />
Ragösen seine letzte Ruhe gefunden.<br />
«Wenn wir an Dich denken,<br />
fallen Sonnenstrahlen in <strong>unsere</strong><br />
Seelen.» <br />
Traueranzeige<br />
Die Rosen auf dem Grab haben zu welken begonnen.<br />
Noch mahnen Schleifen und Kerzen. «Keine<br />
Chance dem Terror. Mach’s gut Basti», steht in<br />
goldenen Lettern auf grünem Stoff. Carla Poggendorff<br />
will eigentlich nicht mehr über die Ereignisse<br />
sprechen. «Man muss es erstmal sacken lassen.<br />
Langsam geht’s wieder», sagt sie. An Sebastians<br />
Geburtstag werde es wohl noch einmal schlimm<br />
werden – und natürlich am Jahrestag des Anschlages.<br />
Irgendwann einmal wird die Wunde zur Narbe<br />
werden. Was bleibt, ist die Erinnerung. «Immer<br />
wenn wir an Dich denken und von Dir erzählen, fallen<br />
Sonnenstrahlen in <strong>unsere</strong> Seelen», heißt es in<br />
der Traueranzeige.
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Das Mädchen und der Tod<br />
_ von Marc Dassen<br />
Jetzt hat sie gar nichts mehr. Anis Amri, der Loser, Spieler, Attentäter vom Berliner<br />
Breitscheidplatz, nahm der 22-jährigen Valeriya den Vater und die Mutter. Doch statt<br />
Mitgefühl und Hilfe vom Staat zu erhalten, gerät sie in die Mühlen der rot-rot-grünen<br />
Bürokratie. Ein Armutszeugnis.<br />
Ihr Lächeln wirkt seltsam kühl auf den Fotos, die<br />
die Reporter der Bild-Zeitung in ihrer dreiteiligen<br />
Serie über sie abdrucken. Tief hinter den blaugrünen<br />
Augen des Mädchens meint man den Abgrund<br />
an Traurigkeit zu erahnen, der sich heute in ihr auftut.<br />
Es sind Tore zu einer gemarterten Seele. Die<br />
Berliner Studentin Valeriya Bagratuni, jung, blond,<br />
bildhübsch, steht vor dem Nichts wie vor einem tiefschwarzen<br />
Loch, dass ihr Lebensglück, ihre Zukunft<br />
zu verschlingen droht.<br />
Ihre Mutter Anna und ihr Vater Georgiy, beide<br />
erst 44 Jahre jung, kamen vor 15 Jahren aus der<br />
ukrainischen Hauptstadt Kiew nach Berlin, als Valeriya<br />
noch ein kleines Mädchen war. Sie eine Ingenieurin,<br />
er selbstständiger Unternehmer mit einer<br />
eigenen Computerfirma, waren seit 25 Jahren<br />
verheiratet, hatten ein eigenes Haus – und eine<br />
wunderbare Tochter. Familienfotos zeigen die drei<br />
kurz vor der Katastrophe im Glück vereint vor einem<br />
geschmückten Weihnachtsbaum. Eine einzige kalte<br />
Nacht genügte, um die Zukunft dieser Familie zu<br />
vernichten. Das einzige Kind steht nun einsam vor<br />
den Scherben seiner Existenz.<br />
Erste Meldungen von diesem schrecklichen Ereignis<br />
erreichen sie gegen 21 Uhr. Die Tochter hat<br />
ihr Handy im Hotel vergessen und versucht daher,<br />
ihre Eltern mit dem Telefon ihres Freundes zu kontaktieren,<br />
immer wieder. Nichts. «Beide gingen<br />
nicht ran, aber ich habe mir keine Sorgen gemacht»,<br />
so die 22-Jährige gegenüber Bild. Als sie dann bei<br />
ihren Nachbarn anruft, teilen die ihr mit, dass das<br />
Auto ihrer Eltern nicht in der Einfahrt steht. «Ich<br />
hatte mir vorgenommen, sauer auf meine Eltern zu<br />
sein – weil ich mir umsonst Sorgen gemacht habe»,<br />
erinnert sie sich. «Ich wollte den Gedanken, dass<br />
meinen Eltern etwas zugestoßen ist, einfach nicht<br />
zulassen.» Es folgt eine unruhige Nacht. Der Vater<br />
ihres Freundes ist zwar Notarzt in Berlin, doch<br />
auch er kann ihr keine Gewissheit verschaffen. Die<br />
Telefonleitungen für Angehörige sind ständig belegt.<br />
Valeriya Bagratuni. Foto: Screenshot<br />
Bild Online<br />
«Ich wollte den Gedanken,<br />
dass meinen<br />
Eltern etwas<br />
zugestoßen ist, einfach<br />
nicht zulassen.»<br />
Valeriya<br />
Anna und Georgiy Bagratuni.<br />
Ilustration: IF<br />
Gegen halb sechs an jenem Vorweihnachtsabend<br />
tippt Valeriya die letzte Nachricht an ihre<br />
Eltern in ihr Smartphone. Warum die beiden nach<br />
einem langen Arbeitstag noch ausgerechnet zum<br />
Breitscheidplatz fahren, wird sie wohl nicht mehr<br />
erfahren. «Wir waren vorher nie auf diesem Weihnachtsmarkt.<br />
Es gibt doch so viele andere in Berlin»,<br />
erzählt sie den Bild-Journalisten, die als einzige mit<br />
ihr sprechen konnten.<br />
Quälende Ungewissheit<br />
Genau acht Minuten, bevor Amri den Sattelschlepper<br />
in die belebte Gasse des Weihnachtsmarktes<br />
steuert, ihre Eltern und ein Dutzend weitere<br />
Menschen überrollt, nimmt ihr Vater noch einen<br />
letzten Schnappschuss auf, den er seiner Tochter<br />
kommentarlos aufs Handy schickt. Darauf zu sehen<br />
ist ihre Mutter. Lächelnd hält sie eine rote Tasse<br />
Glühwein in die Kamera. Valeriya ist gerade mit ihrem<br />
Freund Malte in Hamburg unterwegs, erledigt<br />
noch einige Geschenkeinkäufe, als sie das letzte<br />
Lebenszeichen empfängt.<br />
15
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Die Tschechin Nada Cizmar hatte<br />
einen fünfjährigen Sohn und war<br />
Kollegin von Fabrizia Di Lorenzo.<br />
Ilustration: IF<br />
Peter Volker stammte wie sein<br />
Lebenspartner Richard Ramirez aus<br />
den USA und war 72 Jahre alt. Ilustration:<br />
IF<br />
Die dem Islamischen Staat nahestehende<br />
Nachrichtenagentur Amaq<br />
bezeichnete Amri als «Soldaten»<br />
der Terrororganisation. Foto: picture<br />
alliance / Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa<br />
Auch am nächsten Morgen: keine Nachricht. Das<br />
Hoffen und Bangen beginnt. Geschlagene vier Tage<br />
dauert es, bis Valeriya endlich die Wahrheit erfährt.<br />
Das LKA kennt die Faktenlage längst, rückt aber<br />
nicht mit der Sprache heraus, vertröstet sie immer<br />
wieder. Weitere sechs Tage gehen ins Land, bevor<br />
sie ihre toten Eltern identifizieren kann. «Damit die<br />
Identitäten des Paares sicher festgestellt werden<br />
können, muss Valeriya unangenehme Fragen beantworten,<br />
zum Beispiel, ob ihr Vater beschnitten sei»,<br />
berichtet der Merkur.<br />
Es dauert bis zum 4. Januar – da endlich erfährt<br />
sie, dass ihr Vater noch vor Ort verstarb, ihre Mutter<br />
schwer verletzt in die fast zehn Kilometer entfernte<br />
Steglitzer Charité eingeliefert wurde. Dort<br />
konnte man nichts mehr für sie tun. Die persönlichen<br />
Habseligkeiten ihrer Eltern, ihre Eheringe und<br />
Papas Brieftasche, werden ihr nach der Leichenschau<br />
ausgehändigt.<br />
In den Klauen der Bürokratie<br />
Mit ihren Problemen und Ängsten steht Valeriya<br />
alleine da. Wird sie weiter in ihrem Elternhaus<br />
leben können? Die noch zu zahlenden Schulden für<br />
den Hauskredit, wie soll sie die abzahlen? Und wie<br />
soll sie ihre Studiengebühren zusammenbekommen?<br />
In ihre Wut, Trauer und Ohnmacht mischen<br />
sich Existenzängste. Der Vater ihres Freundes setzt<br />
sowohl bei Berlins regierendem Bürgermeister Michael<br />
Müller (SPD) als auch beim damaligen Bundespräsidenten<br />
Joachim Gauck alle Hebel in Bewegung,<br />
schreibt «Bettelbriefe», wie er sagt. Valeriya<br />
erhält telefonisch Antwort vom Bürgeramt:<br />
«Der Bürgermeister», so die Stimme am Telefon, sei<br />
«kein kleiner König», der einfach «in die Schatulle<br />
greifen kann, um Geld herauszunehmen». Bei der<br />
Beantragung der Sterbeurkunden verlangt das Bezirksamt<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf 30 Euro Gebühr<br />
von dem traumatisierten Mädchen.<br />
Nachdem Bild eine Spendenaktion startete, der<br />
Opferverband Weisser Ring und die Schaustellervereinigung<br />
ihr mehrere Tausend Euro Soforthilfe<br />
auszahlten und sogar der Berliner Tennisverein,<br />
in dem Valeriya und ihr Vater spielten, Hilfsgelder<br />
sammelte, konnte die erste Not überwunden werden,<br />
doch die Zukunft bleibt ungewiss. Ob staatliche<br />
Stellen finanzielle Hilfe leisten werden, ist zunächst<br />
nicht klar. Erst Ende Januar gab das Bundesjustizministerium<br />
bekannt, dass Valeriya als Angehörige<br />
von Terroropfern 20.000 Euro Schmerzensgeld<br />
zustehen – 10.000 pro Kopf. Ein Skandal für sich.<br />
«Kein einziges Beileidsschreiben<br />
ist bei der Studentin eingegangen,<br />
kein Kranz, keine Blume.» Bild<br />
Statt einer Überweisung bekam die völlig überforderte<br />
junge Frau aber zunächst einen bürokratischen<br />
Schrieb nach dem anderen. Man müsse «Zuständigkeiten»<br />
klären und zuerst prüfen, «ob und ggf.<br />
in welchem Umfang ein Anspruch besteht», heißt<br />
es da etwa. «Das Opferentschädigungsgesetz», so<br />
schreibt der Merkur vier Wochen nach der Tat, greife<br />
nicht, wenn «die Schäden» durch «ein Kraftfahrzeug<br />
verursacht wurden». Justizminister Heiko Maas versprach<br />
baldige Abhilfe, will eine Gesetzesänderung.<br />
Am 12. Januar trägt die Tochter ihre Eltern zu<br />
Grabe. Verwandte und Vertraute stehen ihr bei,<br />
doch Offizielle bleiben der Zeremonie fern. Kein hoher<br />
Beamter, kein Bürgermeister, keine Kanzlerin,<br />
kein Minister ist da. «Kein einziges Beileidsschreiben<br />
ist bei der Studentin eingegangen, kein Kranz,<br />
keine Blume», heißt es in Bild zunächst. Erst nach<br />
vier Wochen trifft ein Brief von Frank-Walter Steinmeier<br />
ein, datiert vom 11. Januar, abgestempelt am<br />
17. Januar. Ihr Vorname ist darin falsch geschrieben,<br />
und der damalige Außenminister kondoliert ihr nur<br />
zum Tod des Vaters…<br />
16<br />
Valeriya, durch den Anschlag nun Vollwaise, plagen<br />
bald ganz andere Dinge. Vor allem die Kosten<br />
der Bestattung bereiten der Medizinstudentin Kopfzerbrechen.<br />
Als sie bei der «Verkehrsopferhilfe» um<br />
Unterstützung bittet, erhält sie ein Schreiben der<br />
HUK-Coburg-Versicherung mit der Betreffzeile: «Kfz-<br />
Haftpflichtschaden vom 19.12.2016». Die Bürokratie<br />
kennt keine Trauer, keine Pietät, kein Mitleid.
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Herr, erbarme Dich<br />
_ O-Ton von Thomas Wawerka<br />
Am 21. Dezember 2016, zwei Tage nach dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt<br />
am Breitscheidplatz, organisierte die Bürgerinitiative Einprozent mit Unterstützung<br />
von AfD-Politikern, Pegida, Sezession und <strong>COMPACT</strong> eine Andacht für die Toten<br />
am Bundeskanzleramt. Etwa 400 Menschen nahmen teil. Auf Reden wurde verzichtet<br />
– in stiller Trauer hörten die Versammelten die Predigt eines mutigen Christen, die<br />
wir im Folgenden ungekürzt dokumentieren.<br />
« Liebe Brüder und Schwestern in Christus, liebe<br />
Berliner, liebe Gäste,<br />
Sie wundern sich vielleicht, warum hier jemand<br />
im Talar vor Ihnen steht. Ich will es gleich vorweg<br />
sagen: Ich bin nicht im Auftrag meiner Kirche hier.<br />
Nach dem bestürzenden Attentat, das vorgestern<br />
diese Stadt und die ganze Republik erschüttert hat,<br />
wollte ich gern etwas tun, ein Zeichen setzen, so<br />
schwach es auch sein mag. Der Veranstalter hat<br />
mich um ein geistliches Wort gebeten, und ich bin<br />
meinem Gewissen gefolgt und habe zugesagt.<br />
Wie Sie bestimmt auch, so frage ich mich, wie<br />
man denn auf ein solches Ereignis angemessen reagieren<br />
soll. Was man angesichts der Toten und der<br />
Verletzten sagen soll. Und ich denke, es gibt keine<br />
richtigen Worte dafür. Politische Parolen sind nicht<br />
angemessen, aber auch hohle und leere Phrasen<br />
nicht. Am besten ist es zu schweigen und zu beten,<br />
und zum Gebet will ich Sie auch gleich einladen.<br />
«Was Ihr selbst für einen der Geringsten<br />
getan habt, das habt Ihr<br />
für mich getan.» Jesus Christus<br />
Erlauben Sie mir dennoch, vorher noch ein paar<br />
Worte zu sagen. Ich habe reiflich überlegt, welches<br />
biblische Wort ich Ihnen heute als Botschaft mitteilen<br />
will, und mich für ein Wort des Apostels Paulus<br />
aus dem 2. Tim entschieden: «Gott hat uns nicht<br />
den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft,<br />
der Liebe und der Besonnenheit.» Das, liebe Mitbürger,<br />
muss die christliche Reaktion auf das Attentat<br />
sein, das uns so tief getroffen hat: Kraft. Liebe.<br />
Besonnenheit.<br />
Ich weiß nicht, mit welcher emotionalen Gemengelage<br />
Sie hier hergekommen sind. Ich verspüre<br />
bohrenden Schmerz, Sorge, Trauer, Ärger, ja auch<br />
Wut und Verzweiflung. Mein stärkstes Gefühl aber<br />
ist das Gefühl der Ohnmacht. Man will gern irgendetwas<br />
tun – und weiß doch nicht, was.<br />
Dennoch denke ich, dass wir, die wir uns hier<br />
versammelt haben, genau das Richtige tun. Hier<br />
sind wir an der richtigen Stelle. Genau hier will der<br />
Geist Gottes uns haben und uns mit Kraft, mit Liebe<br />
und mit Besonnenheit ausrüsten. Das ist die richtige<br />
Antwort auf den Terror.<br />
Ich muss dieser Tage oft an Dietrich Bonhoeffer<br />
denken, mein großes theologisches Vorbild. Er befand<br />
sich in der Sicherheit des US-amerikanischen<br />
Exils. Er sollte dort warten, bis die Zeit des NS-<br />
Terrors vorüber wäre, um danach ein Bischofsamt<br />
in der Kirche zu übernehmen. Aber er hielt es dort<br />
nicht aus, aus Liebe zu seinem Land und zu seinem<br />
Volk kehrte er zurück, um «dem Rad in die Speichen<br />
zu fallen». Er hielt es für seine patriotische Pflicht,<br />
Widerstand gegen den Terror zu leisten.<br />
Mahnwache am 21. Dezember:<br />
Rechts die AfD-Politiker Alexander<br />
Gauland und Björn Höcke.<br />
Foto: picture alliance / Bernd von<br />
Jutrczenka/dpa<br />
Wir trauern um<br />
Frau Dorit Krebs<br />
Mitarbeiterin der Deutschen Bank<br />
Mit großer Bestürzung mussten wir erfahren, dass <strong>unsere</strong><br />
langjährige Kollegin am 19. Dezember 2016 verstorben<br />
ist. Frau Krebs war viele Jahre für die Deutsche Bank in<br />
Berlin tätig. Wir durften während all dieser Zeit immer<br />
wieder ihre hohe fachliche und menschliche Kompetenz<br />
erleben. Auch bei <strong>unsere</strong>n Kunden genoss <strong>unsere</strong> Kollegin<br />
eine außerordentlich große Wertschätzung.<br />
Wir behalten die Verstorbene mit tiefem Respekt in dankbarer<br />
Erinnerung. Unser Mitgefühl gilt allen Angehörigen<br />
der Familie.<br />
Deutsche Bank AG<br />
Aufsichtsrat und Vorstand<br />
Deutsche Bank AG, Berlin<br />
Geschäftsleitung, Betriebsrat und Mitarbeiter<br />
Die 53-jährige Dorit Krebs lebte<br />
im brandenburgischen Eichwalde<br />
und arbeitete in Berlin. Foto: maztrauer.de<br />
17
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
_ Thomas Wawerka war bis August<br />
2016 Pfarrer auf Probe in der evangelischen<br />
Landeskirche Sachsen.<br />
Sein Vertrag wurde offensichtlich<br />
aus politischen Gründen nicht verlängert.<br />
Im Interview mit Sezession<br />
im Netz äußerte er dazu: «Der<br />
Kern war der für mich absurde<br />
Vorwurf der ”Menschenfeindlichkeit”.<br />
Es gab da einen gut gefüllten<br />
Aktenordner, der alle Kommentare<br />
enthielt, die ich auf Sezession im<br />
Netz, auf Facebook und wohl auch<br />
anderswo gepostet habe.» Sein<br />
früherer Arbeitgeber zeigte sich<br />
empört über den nebenstehend<br />
dokumentierten Auftritt auf der<br />
Mahnwache für die Opfer des<br />
Berliner Terroranschlages. «Der<br />
Missbrauch von Amtskleidung auf<br />
einer Rechtsaußen-Veranstaltung<br />
kurz nach der fürchterlichen<br />
Gewalttat von Berlin ist ein<br />
wirklicher Affront», kritisierte der<br />
Ratsvorsitzende der Evangelischen<br />
Kirche in Deutschland (EKD),<br />
Heinrich Bedford-Strohm.<br />
Das stille Gedenken wurde von kreischenden<br />
Antifa-Rowdys gestört.<br />
Foto: picture alliance / Bernd von<br />
Jutrczenka/dpa<br />
Wenn Unschuldige angegriffen und mit Mord<br />
und Totschlag bedroht werden, dann gilt nicht das<br />
Wort Jesu: «Du sollst die andere Wange hinhalten!»<br />
– Dieses Wort gilt dem Jünger, der angegriffen<br />
wird, es ist seine Entscheidung, ob er der<br />
Jüngerethik Folge leisten und auf Widerstand verzichten<br />
will. Wenn aber neben ihm ein Unschuldiger<br />
steht und angegriffen wird, dann hat er die<br />
Pflicht, den anderen zu verteidigen. Dann gilt das<br />
Wort: «Was Ihr selbst für einen der Geringsten getan<br />
habt, das habt Ihr für mich getan.» Um es klar<br />
zu sagen: Wenn <strong>unsere</strong> Mitmenschen getötet und<br />
verletzt werden, haben wir auch als Christen das<br />
Recht, Widerstand zu leisten.<br />
Allerdings, wie soll dieser Widerstand aussehen?<br />
Wir können ja nicht die Dreschflegel und<br />
Mistgabeln aus <strong>unsere</strong>m Keller holen und damit<br />
durch die Straßen ziehen. Das funktioniert nicht,<br />
das wäre auch nicht aus dem Geist der Kraft, der<br />
Liebe und der Besonnenheit geboren.<br />
Es muss durch das freie und klare Wort geschehen.<br />
Wir können und wir sollen beharrlich und beständig,<br />
ruhig, fest und ohne Hysterie darauf hinweisen,<br />
dass es so wie bisher nicht weitergehen<br />
kann. Es sind politische Fehlentscheidungen getroffen<br />
worden, die unter anderem zu diesem Terroranschlag<br />
geführt haben. Aber diese Entscheidungen<br />
sind keine Gesetze. Man kann sie rückgängig machen,<br />
und sie müssen rückgängig gemacht werden.<br />
Der Weg, auf dem sich <strong>unsere</strong> Gesellschaft befindet,<br />
ist ein Irrweg, aber wir können umkehren. Darauf<br />
können und sollen wir <strong>unsere</strong> Mitmenschen immer<br />
wieder hinweisen, frei, klar, ohne Furcht.<br />
Friede oder Grabesruhe?<br />
Liebe Mitbürger, es ist Weihnachtszeit – eine<br />
Zeit des Friedens. Wir erinnern uns an den Gesang<br />
der Engel: «Friede auf Erden und den Menschen<br />
sein Wohlgefallen!» – Und wir sind so erschreckend<br />
weit davon entfernt! Die weltweite Lage und nun<br />
auch die Lage in <strong>unsere</strong>m Land erinnert mich an ein<br />
anderes Wort Jesu: «Sie sagen ”Friede!, Friede!”,<br />
und es ist doch kein Friede.»<br />
Wir haben keinen Frieden. Wir erleben ein Deckeln<br />
der Konflikte, ein Aufschieben der Lösungen,<br />
ein Ruhigstellen. Im Kochtopf dampft und brodelt<br />
es gewaltig, aber wir erleben, dass der Deckel immer<br />
nur fester draufgedrückt wird.<br />
Echter Friede ist nicht damit erreicht, dass die<br />
Waffen ruhen, dass man Konflikte abdämpft, dass<br />
man Ruhe erzwingt. Das ist nur eine Art Grabesruhe.<br />
Echter Friede ist an Recht geknüpft. Eine funktionierende<br />
Rechtsordnung ist die einzig tragfähige<br />
Grundlage für echten Frieden, und für eine solche<br />
müssen wir uns mit Wort und Tat einsetzen, im<br />
Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.<br />
Echter Friede ist an Recht geknüpft.<br />
Lasst uns beten! Im Namen Gottes, des Vaters<br />
und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.<br />
Allmächtiger und barmherziger Gott, sieh uns an<br />
und erbarme Dich. Wir sind gekommen mit Trauer,<br />
Schmerz und großer Sorge. Wir sind tief erschüttert<br />
und fühlen uns machtlos. Herr, gib uns Deinen Geist<br />
der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit! Wir rufen<br />
zu Dir: Herr, erbarme Dich!<br />
Gott, sieh die Opfer dieses Anschlags an und erbarme<br />
Dich. Nimm die Verstorbenen in Deinen Frieden<br />
auf. Erfülle die trauernden und verzweifelten<br />
Angehörigen der Getöteten mit Deinem Trost. Steh<br />
auch denen bei, die im Krankenhaus liegen und leiden.<br />
Wir rufen zu Dir: Herr, erbarme Dich!<br />
18<br />
Gott, sieh unser Land und unser Volk an und erbarme<br />
dich. Hilf, dass wir Spaltung und Hass überwinden<br />
und zur Erhaltung und Erneuerung <strong>unsere</strong>r<br />
Gesellschaft beitragen können. Halt deine schützende<br />
Hand über die Schwachen. Gib Frieden, Gott! Wir<br />
rufen zu Dir: Herr, erbarme Dich! Vater unser…»
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Erschlagen, verbrannt, vergessen<br />
_ von Jürgen Elsässer/Martin Müller-Mertens<br />
Schon vor dem <strong>Asyl</strong>-Tsunami 2015 haben orientalische Gewalttäter eine Blutspur<br />
durch Deutschland gezogen. <strong>COMPACT</strong> holt die grausamsten Fälle aus der<br />
Vergessenheit.<br />
Der militante Islam hat Deutschland den Krieg<br />
erklärt. Spätestens seit dem Anschlag auf den Berliner<br />
Weihnachtsmarkt leben wir mit der Frage:<br />
Wann wird es wieder passieren?<br />
Die Antworten der Politiker machen wütend.<br />
Über deutsche Dschihadisten, die sich zu Hunderten<br />
der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen<br />
haben, sagte Innenminister Thomas de Maizière<br />
im Herbst 2014: «Es sind <strong>unsere</strong> Söhne und<br />
Töchter.» Das ist eine Lüge. Diese Kopfabschneider<br />
sind kein Produkt der deutschen Gesellschaft, sondern<br />
einer antideutschen Parallelgesellschaft. Politiker<br />
wie de Maizière haben diese Struktur in den<br />
Ghettos <strong>unsere</strong>r Großstädte zugelassen, anstatt mit<br />
pädagogischer, juristischer und polizeilicher Konsequenz<br />
dazwischenzuhauen. So hatte es die Berliner<br />
Jugendrichterin Kirsten Heisig vorgeschlagen,<br />
die 2010 unter mysteriösen Umständen zu Tode kam.<br />
Die Kanzlerin selbst spuckte auf das Grab der mutigen<br />
Frau, als sie 2011 den schier unglaublichen Satz<br />
sprach: «Wir müssen akzeptieren, dass die Zahl der<br />
Straftaten bei jugendlichen Migranten besonders<br />
hoch ist.» Müssen wir das wirklich?<br />
Der Mord an Jonny<br />
Nur ein halbes Jahr richtigen Knast: So viel ist<br />
in Deutschland in Menschenleben wert, jedenfalls<br />
wenn Migranten es genommen haben. Erst Ende<br />
2014 schlossen sich die Gefängnistore hinter jenen<br />
Tottretern, die im Oktober 2012 Jonny K. mitten<br />
auf dem Berliner Alexanderplatz den Schädel<br />
zerschlugen. Doch bereits seit Frühjahr 2015 können<br />
zwei der Täter, Hüseyin I. und Bilal K., wieder<br />
durch die Stadt schlendern. Im Juni 2015 wurden<br />
sie in den Offenen Vollzug verlegt. Auf Anordnung<br />
des Gerichts – gegen den Willen der Gefängnisleitung.<br />
«Wir sind alles andere als glücklich über diese<br />
richterliche Anweisung, können aber nichts dagegen<br />
tun», zitierte der Berliner Kurier einen Mitarbeiter<br />
der Justizverwaltung.<br />
Der Tod von Jonny K. war in den Augen der Berliner<br />
schlichter Mord. «Völlig grundlos» hätten sich<br />
die Angeklagten an «Schlägen beteiligt, durch die<br />
der Tod eines Menschen verursacht wurde», Jonny<br />
K. «einen kräftigen Fußtritt versetzt», ihn attackiert,<br />
bis er «mit dem Hinterkopf wuchtig auf das Straßenpflaster<br />
aufschlug», die brutalen «Angriffe auf den<br />
Geschädigten auch noch fortgesetzt, als dieser schon<br />
zu Boden gegangen war», verlas Oberstaatsanwalt<br />
Burkhard Zuppe zu Prozessbeginn 2013 die Anklage.<br />
Der Mord an Daniel<br />
Der Prozess gegen die Schläger vom Alex hatte<br />
noch nicht begonnen, da ereignete sich bereits die<br />
nächste Gewaltorgie gegen einen Deutschen. Im<br />
März 2013 trat der Türke Cihan A. im niedersächsischen<br />
Kirchweyhe den 25-jährigen Daniel Siefert<br />
zu Tode. Bis auf die Regionalpresse verschwiegen<br />
die Medien das Thema, doch Blogeinträge verbreiteten<br />
sich wie ein Lauffeuer. Daniel hatte auf der<br />
Rückfahrt von einer Disco im Bus einen Streit zwischen<br />
zwei Türken schlichten wollen. Die riefen per<br />
Handy Verstärkung. An der Haltestelle am Bahnhof<br />
von Kirchweyhe sprang Cihan A. mit «menschenverachtendem<br />
Vernichtungswillen» Daniel «aus<br />
vollem Lauf heraus mit einer Sprungbewegung<br />
wie ein Kickboxer» in den Rücken, hieß es später<br />
vor Gericht. Während des Prozesses gegen Cihan A.<br />
ließ die Staatsanwaltschaft eine zunächst geplante<br />
Mordanklage fallen und schloss einen deutschfeindlichen<br />
Hintergrund der Tat kategorisch aus.<br />
Verurteilt wurde Cihan A. schließlich wegen Körperverletzung<br />
mit Todesfolge zu nur fünf Jahren und<br />
neun Monaten Jugendhaft. Zugleich kritisierte der<br />
Vorsitzende Richter, dass Cihan A. in der Presse als<br />
«Killer» und «Komaschläger»bezeichnet wurde.<br />
Jonny K.: Seine Angehörigen<br />
mußten sich im Gerichtssaal von<br />
den Freunden der Täter verhöhnen<br />
lassen. Ilustration: IF<br />
«Da wird ein junger<br />
Mensch gelyncht,<br />
mitten unter<br />
uns, weil jemand<br />
schlechte Laune<br />
hatte.»<br />
Daniel Siefert. Ilustration: IF<br />
19
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Arabische<br />
Intensivtäter<br />
Roman Reusch leitete in Berlin<br />
von 2003 bis 2008 eine damals<br />
neu gegründete Justizabteilung<br />
für jugendliche Intensivstraftäter.<br />
Seine Erkenntnisse trug er<br />
2007 auf einer Tagung der CSUnahen<br />
Hanns-Seidel-Stiftung<br />
vor: «Die Masse der Intensivtäter<br />
wird demnach von orientalischen<br />
Migranten gestellt. (…)<br />
Nicht etwa die Türken als kopfstärkste<br />
Migrantengruppe stellen<br />
die relativ meisten Täter,<br />
sondern die Araber, die an der<br />
Berliner Bevölkerung nur einen<br />
verschwindend geringen Anteil<br />
haben. Diese wiederum setzen<br />
sich überwiegend aus den bereits<br />
erwähnten Palästinensern<br />
sowie Angehörigen hochkrimineller<br />
Großfamilien mit türkischkurdisch-libanesischen<br />
Wurzeln<br />
zusammen, die arabische Muttersprachler<br />
sind und in Berlin<br />
weite Bereiche des organisierten<br />
Verbrechens beherrschen.<br />
Ausgerechnet bei der kriminell<br />
aktivsten Gruppe der Migranten,<br />
nämlich den Arabern, ist auch<br />
der Einbürgerungsanteil mit<br />
knapp 44 Prozent am höchsten.<br />
Zum Vergleich liegt er bei den<br />
Türken bei knapp 35 Prozent.<br />
Insgesamt haben knapp 80 Prozent<br />
aller eingetragenen Intensivtäter<br />
einen Migrationshintergrund.<br />
Der Anteil der ethnischen<br />
Deutschen liegt nach Abzug der<br />
Russlanddeutschen bei rund 17<br />
Prozent, bei Zuzählung derselben<br />
bei rund 20 Prozent.»<br />
Tugce Albayrak wurde nach ihrem Tod auch noch beschuldigt,<br />
den Täter provoziert zu haben. Ilustration: IF<br />
Der Mord an Tugce<br />
Am 28. November 2014 stellten die Ärzte<br />
im Krankenhaus Offenbach die lebenserhaltenden<br />
Geräte am Bett von Tugce Albayrak ab – es<br />
war ihr 23. Geburtstag. Gut 14 Tage zuvor hatte<br />
die Studentin mit Freundinnen ein Schnellrestaurant<br />
in der hessischen Stadt besucht. Dort soll sie<br />
zwei deutsche Mädchen vor den Nachstellungen<br />
mehrerer Migranten in Schutz genommen haben.<br />
Was genau im McDonald’s geschah, ist zwar umstritten,<br />
was sich kurze Zeit später auf dem Parkplatz<br />
ereignete, hielt dagegen eine Überwachungskamera<br />
fest. Pixelig, ohne Ton, anscheinend unvollständig.<br />
Sanel M. – aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach ein Muslim aus der serbischen Provinz Sandschak,<br />
der sich im Internet auch JugoBetrugo nannte<br />
– verließ die McDonald’s-Filiale, ging schnell zu<br />
einem geräumigen BMW höherer Preisklasse. Plötzlich<br />
entbrannte ein Tumult, Sanel M. rannte zurück,<br />
schien etwa sechs Passanten auf dem Parkplatz anzupöbeln.<br />
Den Grund verrät das stumme Video nicht.<br />
Als die Gruppe um Tugce ebenfalls den Parkplatz betrat,<br />
rastete der Täter völlig aus.<br />
Ein Menschenauflauf bildete sich. Ein Bekannter<br />
von Sanel M. wollte ihn zurückhalten, scheiterte<br />
jedoch. «Dann ist er auf Tugce zugelaufen und<br />
hat zugeschlagen. Ein unglaubliches Geräusch war<br />
zu hören.» Der Schlag traf Tugce so hart, «dass sie<br />
umgefallen ist wie ein Baum», heißt es in einer Zeugenaussage.<br />
Von stumpfer Gewalt spricht der Obduktionsbericht.<br />
rück. Drei Jahre seien «nicht genug für ein Leben»,<br />
sagte die Großmutter. Dabei ist noch nicht einmal<br />
klar, ob Sanel die Tat überhaupt hinter Gittern verbüßen<br />
muss. Sein Anwalt Heinz-Jürgen Borowsky<br />
kündigte Revision an, hatte im Prozess eine Bewährungsstrafe<br />
verlangt.<br />
Der Mord an Maria<br />
Bestialischer ist ein Mord kaum vorstellbar:<br />
Am 22. Januar 2015, irgendwann zwischen 21 und<br />
22:30 Uhr, rammte Eren T. ein Messer in den Bauch<br />
seiner schwangeren Exfreundin Maria P. Unter einem<br />
Vorwand hatte er die 19-Jährige zuvor in ein<br />
Waldstück des Berliner Stadtteils Treptow gelockt.<br />
Schließlich übergoss T. die Schwerverletzte mit<br />
Benzin. Gleich zwei Feuerzeuge soll er zur Sicherheit<br />
mit sich geführt haben, behauptete später sein<br />
Handlanger Daniel, der Maria festhielt. Ungerührt<br />
zündete T. die Hochschwangere an. «Was zur Folge<br />
hatte, dass die Geschädigte, wie von den Angeklagten<br />
beabsichtigt, bei vollem Bewußtsein qualvoll<br />
verbrannte», beschrieb die Staatsanwaltschaft<br />
den unfassbaren Gewaltakt.<br />
Der Mord an Maria P. erschütterte die Berliner.<br />
Die organisierten Betroffenheitsrituale der Multikulti-Lobby<br />
blieben jedoch aus: Kein Schweigemarsch,<br />
keine Lichterkette erinnerten an die 19-Jährige.<br />
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller<br />
(SPD) gab am Rande einer SPD-Konferenz in Leipzig<br />
lediglich eine kurze Erklärung ab. Maria P. war<br />
eben nur eine Deutsche.<br />
Der Täter, Eren T., ist alevitischer Kurde. Die Familie<br />
lebt in einem heruntergekommenen Altbau in<br />
Neukölln. Der Vater musste sich nach Angaben der<br />
Staatsanwaltschaft 2009 wegen Nötigung verantworten.<br />
Gegen einen Onkel liegt seit Oktober 2014<br />
eine Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung<br />
vor. «Wir sind bestens integriert», sagte derselbe<br />
Onkel nach dem Ehrenmord an Maria P. telefonisch<br />
gegenüber der Zeit.<br />
20<br />
Kein Schweigemarsch,<br />
keine Lichterkette<br />
erinnerten<br />
an die 19-Jährige.<br />
Auch in diesem Fall übte die Justiz viel Milde<br />
mit dem Täter. Eine Jugendstrafe von drei Jahren<br />
verhängte das Landgericht Darmstadt im Juni 2015.<br />
Nach der Hälfte der Haftzeit soll eine Entlassung<br />
geprüft werden. Sanel M. sei «kein Killer, Totschläger<br />
oder Koma-Schläger», hatte Richter Jens Aßling<br />
auch noch verharmlosende Worte für den Angeklagten<br />
parat. Tugces Familie blieb entsetzt zu-<br />
Maria P. Ilustration: IF
Mord-Mob in der Mainacht<br />
_ von Tino Perlick<br />
Anders als bei dem 2013 totgetretenen<br />
Daniel Siefert konnte Niklas P.<br />
zumindest ohne Störungen durch<br />
Freunde des Täters beerdigt werden.<br />
Foto: picture alliance/dpa<br />
War Niklas zur falschen Zeit am falschen Ort? Die Frage ist falsch gestellt: No-go-<br />
Gebiete, wo Migrantenkiller auf Beute lauern, gibt es mittlerweile fast überall in Bad<br />
Godesberg.<br />
Es war ein endgültiger Abschied. Vier Wochen<br />
nach dem Tod des 17-jährigen Niklas versammelten<br />
sich in den Abendstunden des 9. Juni 2016 rund<br />
350 Menschen im Kurpark des Bonner Stadtteils<br />
Bad Godesberg zu einer Schweigestunde. Sie kamen<br />
mit Lichtern und Kerzen, die sie um einen stolzen<br />
Ahornbaum stellten. Kurz vor Anbruch der Dunkelheit<br />
läuteten die Kirchenglocken. Hier, in einem<br />
der islamisiertesten Gebiete Deutschlands, kommt<br />
der Klang einem Schwanengesang gleich.<br />
Drei Jugendliche hatten Niklas und seine Freunde<br />
in der Nacht zum 7. Mai 2016 nach einem Konzertbesuch<br />
mit massiven Schlägen und Tritten attackiert<br />
– bewusstlos wurde er ins Krankenhaus<br />
eingeliefert. Sechs Tage später erlag er seinen<br />
schweren Verletzungen. Am 17. Mai nahm die<br />
Mordkommission den marokkanischstämmigen<br />
Walid S. als Hauptverdächtigen fest, zwei weitere<br />
Tatverdächtige blieben auf freiem Fuß. Insgesamt<br />
sechs Ermittlungsverfahren laufen bereits seit 2015<br />
gegen den Intensivtäter, davon drei wegen gefährlicher<br />
Körperverletzung. Bevor es zur tödlichen Begegnung<br />
mit Niklas kam, war der 20-Jährige in jener<br />
Nacht schon zwei Mal von Beamten vorläufig<br />
festgenommen und wieder freigelassen worden.<br />
«Da gab es vorher keinen Streit oder so. Der Täter<br />
wollte einfach draufhauen und hat’s gemacht.»<br />
So wie die 17-jährige Paulina es schildert, wollen<br />
es auch ihre Freundinnen gehört haben. Eben haben<br />
sie gemeinsam Kerzen abgelegt. «Die Bürgermeisterin<br />
hat das als Einzelfall dargestellt, was uns schockiert<br />
hat», sagt die gleichaltrige Joanna. «Wir gehen<br />
öfters weg und kommen dann abends um elf hier<br />
lang, und man wird immer angesprochen, man wird<br />
immer blöd von der Seite angemacht. Ohne Pfefferspray<br />
geh ich gar nicht mehr raus.» Angst hat auch<br />
Paulina, «definitiv».<br />
Vom Vorzeigeviertel zum Vorzeigeghetto<br />
Paulina und ihre Freundinnen sind mit dem Gefühl<br />
der Angst aufgewachsen. Das noble Bad Godesberg<br />
aus Bonner Hauptstadtzeiten haben sie<br />
nicht mehr kennengelernt. Die heile Welt hat nur<br />
im Villenviertel überlebt, wo nach wie vor pensionierte<br />
Diplomaten und Ministerialbeamte sowie gut<br />
situierte Bürger wohnen, die ihre Kinder auf Privatschulen<br />
schicken. Der restliche Stadtteil erinnert<br />
heute eher an den Gazastreifen. Fast jeder zweite<br />
Bewohner hier ist nichtdeutscher Herkunft, statt<br />
Multikulti-Idylle grassiert die Gewalt.<br />
Bad Godesberg erinnert<br />
heute eher<br />
an den Gazastreifen.<br />
Niklas. Ilustration: IF<br />
21
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Welten belegt, dass <strong>unsere</strong> zivilisierten Regeln vielen<br />
Jugendlichen aus dem Migrantenmilieu nichts<br />
bedeuten. «Ich sag nicht, Deutsche sind schwach,<br />
aber die trauen sich nicht, wie Ausländer draufzuschlagen»,<br />
wird ein 19-jähriger syrischer Kurde<br />
zitiert. «Sie lassen sich auch viel gefallen. Die wehren<br />
sich nicht. Die tun nur zu ihren Eltern gehen und<br />
sagen, der hat mich geschlagen.»<br />
«Der Reflex, nicht zuzutreten, wenn jemand am<br />
Boden liegt, ist kulturell einstudiert, nicht vererbt.<br />
Wo also lernen das junge Menschen?», fragt sich<br />
Pfarrer und Dechant Dr. Wolfgang Picken. Als Seelsorger<br />
erfährt er fast täglich von der Gewalt. «Bei<br />
muslimischen Jugendlichen würden wir uns als Bürgerstiftung<br />
nicht verschließen, bei der Finanzierung<br />
eines arabischen Streetworkers zu helfen», sagte Picken<br />
dem Bonner General-Anzeiger. «Aber da müssen<br />
als Erstes die aktiv werden, die etwas von dieser<br />
Gruppe verstehen, etwa die Moscheegemeinden.<br />
Ich kenne diese Jugendlichen zu wenig.»<br />
22<br />
Auch am 20. Mai 2016, fast zwei<br />
Wochen nach dem Verbrechen,<br />
trauerten die Bonner noch am<br />
Tatort. Foto: picture alliance/dpa<br />
Alles nicht so<br />
schlimm?<br />
Beim Trauergottesdient für Niklas<br />
strömten die Bad Godesberger<br />
zu Hunderten in die St.-<br />
Marien Kirche. Einige Dutzend,<br />
die keinen Platz mehr bekamen,<br />
verfolgten die Predigt draußen<br />
über Lautsprecher. Zur Fronleichnamsprozession,<br />
die auch<br />
am Tatort vorbei führte, reichten<br />
die von Pfarrer Wolfgang Picken<br />
ausgeteilten tausend Hostien<br />
nicht aus. Picken verurteilte die<br />
ausbleibende Anteilnahme der<br />
Landesregierung: «Das ist eine<br />
vertane Chance, auch als Signal<br />
in die Öffentlichkeit. Denn die<br />
ist schon politikverdrossen genug.»<br />
NRW-Innenminister Ralf<br />
Jäger (SPD) beruft sich derweil<br />
auf die Statistik: Mit 5.918 Delikten<br />
im Vorjahr sei der Stadtteil<br />
so sicher wie seit 2006 nicht<br />
mehr. Er wisse aber auch, erklärte<br />
Jäger am 2. Juni 2016<br />
schnippisch, dass «man in Bad<br />
Godesberg mit Statistiken nie<br />
überzeugen» könne.<br />
Doch an die Polizei glaubt hier schon lange niemand<br />
mehr. «Jetzt stehen vor der Schule mindestens<br />
drei Polizeiautos, aber vorher ist man durch Godesberg<br />
gelaufen, nachts wie tagsüber, und da war<br />
nie ein Polizist», schildert Paulina die Lage. 2013<br />
engagierte der Verein Stadtmarketing im Schulterschluss<br />
mit mehreren Einzelhändlern einen privaten<br />
Sicherheitsdienst, um die Innenstadt zu kontrollieren.<br />
«Wir zahlen für Schutz Geld, und wenn man das<br />
Wortspiel umdreht, dann ist das halt Schutzgeld»,<br />
fasste ein Ladeninhaber die Situation im Lokalfernsehen<br />
zusammen. «Die Rechte der Bürger hier werden<br />
nicht gewahrt», schimpft eine ältere Dame im<br />
Kurpark, die Kerzen zum Gedenken an Niklas verteilt.<br />
Sie möchte «einfach, dass alle Gruppen – Ausländer,<br />
Inländer – hier anständig und ohne Stress<br />
leben können». Niklas habe auch türkische und marokkanische<br />
Freunde gehabt – diese Feststellung<br />
ist ihr wichtig.<br />
Deutsche Jugend im Visier<br />
«Es ist einfach traurig, dass sich jetzt alle über<br />
die Sache mit Niklas aufregen – und vorher gab’s<br />
tausend Fälle, die nicht so schlimm waren, wo keiner<br />
zu Tode gekommen ist, und da wurde geschwiegen»,<br />
klagt Joanna. Vor allem deutsche Jugendliche<br />
bewegen sich hier seit Jahren in einem ständigen<br />
Angstraum. Die Zäsur war vermutlich im August<br />
2007, als eine in Kleinbussen angekarrte Migrantengruppe<br />
mehrere feiernde Schüler eines Privatgymnasiums<br />
im Kurpark mit Baseballschlägern attackierte.<br />
Der Fall veranlasste das Theater Bonn zu<br />
einer Recherche, die 2009 als Buch erschien. Zwei<br />
«Die Burka ist herabwürdigend für<br />
alle Frauen, eine Provokation.»<br />
<br />
Juppi Schaefer<br />
«Was mir passiert ist, passiert auch anderen»,<br />
berichtete der 18-jährige Tim P., der nach einer<br />
Prügelattacke auf der Rheinaue rund einen Monat<br />
vor Niklas’ Tod mit Schädel-Hirn-Trauma und einer<br />
Blutung im Kopfinneren auf die Intensivstation kam.<br />
«Gewalttätige Auseinandersetzungen gab es immer,<br />
und es wird sie immer geben», zitiert der General-<br />
Anzeiger Tims Vater. Der Wille, jemanden zu zerstören,<br />
ihm aus Frust massive Gewalt anzutun, sei<br />
jedoch neu.<br />
In Bad Godesberg, wo sogar die linke Taz Multikulti<br />
für «gescheitert» erklärt hat, kommt jede Form<br />
von Sozialarbeit zu spät. «Was sich hier seit Jahren<br />
abspielt, ist nicht mehr akzeptabel», sagt Klaus K.<br />
«Wenn die eigenen Kinder gefährdet werden, ist es<br />
Zeit zu gehen.» Zwei 15-jährige Bandenmitglieder<br />
nordafrikanischer Herkunft hatten am 4. Juni 2016<br />
seinen zwölfjährigen Sohn in ihre elterliche Wohnung<br />
verschleppt. 50 Euro sollte er besorgen, befahlen<br />
ihm seine mit Schlagstock und Klappmesser bewaffneten<br />
Peiniger. Falls er die Polizei rufe, werde<br />
man ihm «in einer Badewanne sämtliche Knochen<br />
brechen». Der mutige Junge verständigte seinen<br />
Vater, der daraufhin Anzeige erstattete. Es folgten<br />
Drohanrufe: «Ich werde Dich jagen und verfolgen»,<br />
so habe es geheißen. «Ich weiß von einigen, die ähnliche<br />
Erfahrungen gemacht haben», sagt Klaus K.,<br />
«sich aber nicht trauen, zur Polizei zu gehen».
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Keine Tränen, keine Trauer<br />
_ von Martin Lichtmesz<br />
Es ist verräterisch, mit welchen Floskeln sich Angela Merkel nach den islamistischen<br />
Terroranschlägen an die Öffentlichkeit wandte. Kein Wunder: Ein Gedenken<br />
mit Würde wird von der Staatsführung nur dann zelebriert, wenn es sich um ausländische<br />
Opfer handelt, beispielsweise bei den Toten der sogenannten NSU-Mordserie.<br />
Wie zu erwarten, galt auch nach dem Anschlag<br />
auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember<br />
2016 Angela Merkels dringlichste Sorge der<br />
Reputation ihrer Flüchtlingspolitik: «Ich weiß, dass<br />
es für uns alle besonders schwer zu ertragen wäre,<br />
wenn sich bestätigen würde, dass ein Mensch diese<br />
Tat begangen hat, der in Deutschland um Schutz<br />
und <strong>Asyl</strong> gebeten hat. Dies wäre besonders widerwärtig<br />
gegenüber den vielen, vielen Deutschen,<br />
die tagtäglich in der Flüchtlingshilfe engagiert<br />
sind, und gegenüber den vielen Menschen, die <strong>unsere</strong>n<br />
Schutz tatsächlich brauchen und die sich um<br />
Integration in unser Land bemühen.» (bundesregierung.de,<br />
20. Dezember 2016).<br />
Flucht aus der Verantwortung<br />
Dies war eine Art Selbst-Recycling der Kanzlerin.<br />
Am 28. Juli desselben Jahres hatte sich Merkel<br />
nach einer urlaubsbedingten Verzögerung endlich<br />
dazu bequemt, ein paar Worte über die ersten<br />
Regungen des islamischen Terrors in Deutschland<br />
[siehe Seite 38 ff.] zu verlieren. Sie äußerte sich<br />
damals mit beinahe identischen Worten wie später<br />
im Dezember, als die Anschläge von Würzburg<br />
und Ansbach um ein Vielfaches überboten wurden:<br />
«Dass zwei Männer, die als Flüchtlinge zu uns gekommen<br />
waren, für die Taten von Würzburg und<br />
Ansbach verantwortlich sind, verhöhnt das Land,<br />
das sie aufgenommen hat. Es verhöhnt die ehrenamtlichen<br />
Helfer, die sich so sehr um die Flüchtlinge<br />
gekümmert haben, und es verhöhnt die vielen<br />
anderen Flüchtlinge, die wirklich Hilfe vor Gewalt<br />
und Krieg bei uns suchen, die friedlich in einer<br />
für sie auch fremden Welt leben wollen, nachdem<br />
sie woanders alles verloren haben.» (bundesregierung.de)<br />
Und sie fügte hinzu: «Dabei ist es im Übrigen<br />
völlig egal, ob diese Flüchtlinge gemeinsam mit<br />
den so vielen Flüchtlingen schon vor oder nach dem<br />
4. September des vergangenen Jahres 2015 zu uns<br />
gekommen sind.» Was wollte Merkel mit diesem<br />
seltsamen Satz sagen? Wollte sie damit etwaigen<br />
Vorwürfen zuvorkommen? Ein Kommentator auf Pi-<br />
News hatte es wohl richtig erkannt (28. Juli 2016):<br />
«Es verhöhnt die<br />
ehrenamtlichen<br />
Helfer, die sich so<br />
sehr um die Flüchtlinge<br />
gekümmert<br />
haben…» <br />
Angela Merkel<br />
Kanzlerin Angela Merkel am<br />
23.2.2012 bei der zentralen Trauerkundgebung<br />
für die NSU-Opfer im<br />
Berliner Schauspielhaus. Foto: picture<br />
alliance / dpa<br />
23
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Bevor ich fortfahre, möchte ich ausdrücklich betonen,<br />
dass ich die offizielle Version der NSU-Geschichte<br />
für unglaubwürdig halte. Die Masse an<br />
Ungereimtheiten, Desinformation und ungeklärten<br />
Umständen gibt erheblichen Anlass zum Zweifel.<br />
Streichkonzert mit Schuldstolz<br />
Die offizielle NSU-Erzählung, die sich sehr rasch<br />
etablierte und in seinen Grundzügen bis dato nicht<br />
in Frage gestellt wird, traf einen nationalspezifischen<br />
Nerv der Deutschen und löste eine Kette von<br />
politischen Bußritualen sowie Schuld- und Schambekenntnissen<br />
aus. Der Höhepunkt war eine effektvoll<br />
inszenierte Gedenkveranstaltung im Konzerthaus<br />
Berlin am 23. Februar 2012, die zum symbolpolitischen<br />
Hochamt geriet und mit landesweiten<br />
Maßnahmen wie Gedenkminuten in Schulen und<br />
Betrieben sowie mit breiter Rundfunkauswertung<br />
und Lautsprecherdurchsagen im Nahverkehr von<br />
Berlin und Hamburg unterstrichen wurde. «Der<br />
Saal im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt<br />
ist abgedunkelt. Zwölf Kerzen brennen. Für jedes<br />
der zehn Opfer der Neonazi-Zelle eine», schrieb der<br />
Stern. «Außerdem ist eine Kerze entzündet stellvertretend<br />
für alle anderen Opfer rechtsextremer Gewalt<br />
und eine als Symbol für die gemeinsame Hoffnung<br />
und Zuversicht.»<br />
24<br />
Am 12.1.2017 gedachte das Berliner<br />
Abgeordnetenhaus der Toten des<br />
Breitscheidplatzes. Foto: picture<br />
alliance / Jörg Carstensen/dpa<br />
_ Martin Lichtmesz (* 1976) ist<br />
ein österreichischer Publizist und<br />
schreibt unter anderem für die<br />
Zweimonatsschrift Sezession.<br />
Der Text ist ein gekürzter und<br />
bearbeiteter Auszug seines gerade<br />
erschienenen Buches Die Hierarchie<br />
der Opfer (Verlag Antaios,<br />
96 Seiten, 8.50 Euro, antaios.de).<br />
«Frau Angela Merkel leugnet somit völlig ihre mögliche<br />
Verantwortung, obwohl sie alleine die Grenzen<br />
für Flüchtlinge, die Terroristen beinhalten, geöffnet<br />
hat. Denn Öffnung bedeutet die Erlaubnis,<br />
ohne Prüfung nach Deutschland und Europa zu gelangen.<br />
Merkel hat somit ab dem 4. September 2015<br />
faktisch allen Terroristen dieser Welt ein freies Geleit<br />
nach Deutschland und mittelbar in angrenzende<br />
Länder wie Frankreich gewährt.»<br />
Man kontrastiere nun dieses Verhalten mit der<br />
Reaktion der Kanzlerin auf einen weiteren Komplex<br />
von Terrorakten, der nach offizieller Version<br />
zehn Todesopfer forderte. Demnach soll die neonazistische<br />
Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund<br />
(NSU), der die seit 1998 untergetauchten<br />
Rechtsextremisten Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt<br />
und Beate Zschäpe angehörten, zwischen 2000 und<br />
2006 neun Einwanderer sowie 2007 eine Polizistin<br />
ermordet haben. Die Taten wurden jedoch erst<br />
Anfang November 2011 bekannt, nachdem Böhnhardt<br />
und Mundlos sich auf der Flucht vor der Polizei<br />
selbst getötet und Zschäpe sich gestellt hatten.<br />
Der seit 2013 andauernde Prozess ist bis dato<br />
nicht abgeschlossen, und es liegt immer noch kein<br />
Geständnis der angeklagten Tatverdächtigen vor.<br />
Merkel badete während ihrer<br />
Rede im für deutsche Politiker obligaten<br />
Schuldstolz.<br />
«Um 10:30 Uhr tritt Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
in schwarz gekleidet vorn ans Pult. Hinter ihr<br />
hängt eine glänzende Deutschlandflagge. Sie beginnt<br />
mit ruhiger Stimme die Rede, die eigentlich<br />
der Bundespräsident hätte halten sollen. Sie bittet<br />
um schweigendes Gedenken. “Mit diesem Schweigen<br />
ehren wir die Opfer der Mordserie“, sagt die<br />
Kanzlerin. Sie nennt jeden Namen der zehn Opfer<br />
und sagt ein paar Sätze zu jedem. “Er glaubte<br />
als Geschäftsmann an seine Zukunft in Deutschland.“<br />
Oder: “Er hat seinen Traum von einem Blumenladen<br />
erfüllt.“» Auch die Süddeutsche Zeitung<br />
trug dick auf: «Zur Ehrung der Angehörigen gehört<br />
auch, dass ein türkischer Komponist gespielt wird,<br />
Cemal Resit Rey. Eine dichte, intensive Musik für<br />
Violine und Streicher. So emotional berührend wie<br />
auch das Gedicht “Schnee“ von Ahmet Muhip Diranas,<br />
gelesen von Erol Sander. Oder “Entwöhnung“<br />
von Erich Fried, gelesen von Iris Berben. Abschied,<br />
darum geht es. Abschied von den Lieben. Ein Abschied,<br />
der den Angehörigen der Opfer viel zu lange<br />
viel zu schwer gemacht wurde.» Zusätzlich wurde,
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
wie übrigens drei Jahre später im Pariser Bataclan<br />
am Tag nach dem IS-Massaker im November 2015,<br />
John Lennons Hymne «Imagine» angestimmt: Der<br />
Text fordert die Abschaffung von Religionen, Nationen<br />
und Besitztümern, damit eine Welt erstehe,<br />
die sich alle Menschen brüderlich und friedlich teilen.<br />
Mit anderen Worten: Das Lied war eine durchaus<br />
passende Kirchenmusik, um die Ideologie der<br />
One World zu verkünden.<br />
Merkel badete während ihrer Rede im für deutsche<br />
Politiker obligaten Schuldstolz und bat die Angehörigen<br />
der Opfer «um Verzeihung» dafür, dass<br />
sie teilweise selbst Gegenstand der Ermittlungen<br />
waren, mithin also dafür, dass die Polizei ihre Routinearbeit<br />
getan hatte. Der Satz «Dafür bitte ich Sie<br />
um Verzeihung» wurde von der Presse suggestiv<br />
als Bitte um Verzeihung für die Taten selbst hingestellt<br />
– ein Satz, der im Juli und Dezember 2016<br />
weitaus angemessener gewesen wäre, dann aber<br />
einen Rücktritt der Kanzlerin zur Folge hätte haben<br />
müssen. So brachte die Berliner Zeitung am<br />
Tag nach der Gedenkfeier ein ganzseitiges Bild von<br />
Merkel auf der Titelseite, wie sie einem Angehörigen<br />
der Opfer die Hand schüttelt, Überschrift:<br />
«Deutschland sagt: Biz özur diliyoruz. Wir entschuldigen<br />
uns!» Damit wurde de facto den Türken, wie<br />
wohl den Einwanderern generell, suggeriert, dass<br />
ihnen als Ganzes ein Unrecht geschehen sei, für<br />
das das ganze deutsche Volk mitverantwortlich sei.<br />
Die ausgefeiltere Exegese übernahmen schließlich<br />
die Hohepriester der Qualitätspresse, wie etwa<br />
Georg Paul Hefty in der FAZ (23. Februar 2012). Merkels<br />
«feierliche Rede» sei der Staat «seinen Bürgern<br />
ausländischer Herkunft, jedoch ebenso der ganzen<br />
Gesellschaft, eigentlich auch sich selbst, schuldig»<br />
gewesen. Es sei «eine Tragik, dass unser Staat von<br />
Verbrechern und unzulänglichen Behörden in die Defensive<br />
gezwungen worden ist, kurz nachdem er mit<br />
dem Integrationsgipfel, der Islamkonferenz, der Anerkennung<br />
des Islams als nunmehr zugehöriger Religion<br />
und dem präsidialen Wort von der bunten Republik<br />
in Sachen Einwanderung in die Offensive gegangen<br />
war.» Die Verbrechen des NSU «zielten auf<br />
die Spaltung in Einheimische und Eingewanderte,<br />
auf die Zerstörung der Integrationsfortschritte und<br />
die Unterminierung des beiderseitigen (sic!) Integrationswillens».<br />
Einheit im Zeichen des Blutes<br />
des Blutes der Opfer des NSU zu stiften: Migranten<br />
und zerknirschte Deutsche konnten sich nun im<br />
Zeichen des «Niemals wieder» über ihren Gräbern<br />
die Hände reichen, unter einmütiger und einigender<br />
Verstoßung des rechtsradikalen Sündenbocks. So interpretierte<br />
auch Hefty die Feier im Konzerthaus als<br />
«Markstein im Zusammenwachsen der Bevölkerung<br />
Deutschlands», die «im Laufe von Jahrzehnten nicht<br />
lediglich europäischer und transatlantischer, sondern<br />
globalisierter geworden» sei.<br />
«Deutschland sagt: Biz özur diliyoruz.<br />
Wir entschuldigen uns!» <br />
<br />
Berliner Zeitung<br />
Nach dem Anschlag auf den Breitscheidplatz in<br />
Berlin lässt sich der Zusammenhang zwischen Terrorismus,<br />
Islamisierung und «Flüchtlingskrise» kaum<br />
mehr bestreiten, ebenso wenig wie die evidente<br />
Mitverantwortung Angela Merkels. Einige Abwehrgefechte<br />
werden noch geführt. Am 21. Dezember<br />
2016 fragte die Bild-Zeitung den Bundesinnenminister<br />
Thomas de Maizière, was er Menschen antworte,<br />
die sagen: «Das sind Merkels Tote!» De Maizière:<br />
«Eine solche zynische Behauptung hat mit der<br />
Realität nichts zu tun. Das finde ich widerwärtig.»<br />
Was hätte er auch anderes sagen sollen als einer,<br />
der selbst bis zum Hals in der Verantwortung drinsteckt?<br />
«Wie Schweine<br />
töten»<br />
In dem Bekennervideo des Berliner<br />
Attentäters Anis Amri, vom<br />
IS am 23. Dezember 2016 veröffentlicht,<br />
heißt es: «Ich verspreche,<br />
mich aktiv am Dschihad<br />
gegen die Feinde Allahs zu<br />
beteiligen, soviel ich kann. Und<br />
was jene Ungläubigen betrifft,<br />
die die Moslems jeden Tag bombardieren,<br />
schwöre ich, dass wir<br />
sie jagen und wie Schweine für<br />
das töten werden, was sie mit<br />
diesen Moslems tun. (…) Ich<br />
bete zu Allah, um mir den Weg<br />
zu ebnen, jene Ungläubigen zu<br />
töten, die den Islam und die<br />
Moslems bekämpfen.»<br />
Anis Amri. Foto: Youtube<br />
Vom Volk abgeschirmt: Dutzende<br />
Staats- und Regierungschefs während<br />
eines inszenierten Trauermarsches<br />
in Paris nach dem Anschlag<br />
auf Charlie Hebdo. Foto: picture alliance<br />
/ dpa<br />
Man kann jedoch nicht spalten, was gar nicht geeint<br />
ist. Die Ideologen des Multikulturalismus stehen<br />
vor dem permanenten Problem, die gewünschte<br />
«Vielfalt» durch wachsende ethnokulturelle Fragmentierung<br />
auf einen gemeinsamen staatlich-gesellschaftlichen<br />
Nenner zu bringen. Die Gedenkzeremonie<br />
zielte darauf ab, diese Einheit sozusagen mithilfe<br />
25
Multikulti-Bereicherung mit Todesfolge<br />
_ von <strong>COMPACT</strong>-Redaktion<br />
26<br />
Die Blutopfer der <strong>Asyl</strong>invasion: Von September 2015, als wir die<br />
letzte Übersicht veröffentlichten, bis Jahresende 2016 wurden 38<br />
Deutsche von Ausländern getötet. Die folgende Liste enthält nur<br />
Fälle aus überprüfbaren Quellen. Die Dunkelziffer dürfte groß sein.<br />
7.10.2015: Der 43-jährige Pferdepfleger<br />
wurde wegen einer Schachtel<br />
Zigaretten und einem Handy<br />
ermordet. Ilustration: IF<br />
«Der Angeklagte<br />
habe wie von Sinnen<br />
auf ihr Gesicht<br />
eingestochen.»<br />
9.8.2015: Der Türke Enver G. (34) metzelt im südhessischen<br />
Modautal seine 29-jährige Ehefrau nieder,<br />
nachdem diese ihm beichtete, dass sie fremdging.<br />
Eine Zeugin gibt an, die Deutsche sei «aus dem<br />
Wohnzimmer geflüchtet und auf der Terrasse zusammengebrochen.<br />
Der Angeklagte sei ihr gefolgt,<br />
habe sich auf sie gesetzt und wie von Sinnen immer<br />
wieder auf ihr Gesicht eingestochen» (echo-online.de,<br />
13.7.2016).<br />
September 2015: In Winterberg-Niedersfeld sticht<br />
ein Unbekannter mehrfach auf einen 56-Jährigen<br />
ein. «Ich gebe alles zu (…)», sagte der wegen Totschlags<br />
Angeklagte. «Das Opfer sei ein Ungläubiger<br />
gewesen, gab der 27-jährige Deutsch-Marokkaner<br />
an.» (www1.wdr.de, 17.3.2016).<br />
7.10.2015: Pferdepfleger Frank M. (43) wird in Essen<br />
von den türkischstämmigen Cousins Firat A. (16) und<br />
Sami M. (15) bedroht. Danach schlägt Kampfsportler<br />
A. ihn mit dem Ellenbogen so heftig, dass er mit<br />
dem Hinterkopf gegen den Bordstein prallt: A. hätte<br />
«als Intensivtäter (…) zur Tatzeit eigentlich eine<br />
Strafe im Jugendarrest (…) absitzen müssen» (derwesten.de,<br />
24.4.2016). Am 12.10. stirbt Frank M. an<br />
seinen schweren Verletzungen.<br />
13.1.2016: Ein abgelehnter <strong>Asyl</strong>bewerber aus Indien<br />
(30) ersticht in der Nürnberger Wohnung einer<br />
54-Jährigen, die er zur Absicherung eines weiteren<br />
Aufenthalts in der BRD heiraten wollte, deren<br />
Lebensgefährten mit einem Küchenmesser (infranken.de,<br />
4.5.2016).<br />
20.2.2016: Ferdi M., ein 23-Jähriger mit südländischem<br />
Teint, der später vor Gericht einen Dolmetscher<br />
benötigen wird, schlägt in Bremerhaven, vermutlich<br />
mit einer Axt, auf den Kopf eines 69-Jährigen<br />
ein. Der Eigentümer eines Parzellengrundstücks<br />
hatte ihn beim Einbruch erwischt und erliegt später<br />
im Krankenhaus seinen schweren Kopfverletzungen.<br />
(kreiszeitung.de, 9.8.2016)<br />
7.3.2016: Ein 57-jähriger Obdachloser wird in einem<br />
leerstehenden Fürther Wohnhaus gefesselt, geschlagen<br />
und erwürgt. Dringend tatverdächtig ist<br />
neben einem ungenannten und unbeschriebenen<br />
Mann, nach dem gefahndet wird, ein 58-jähriger<br />
Bulgare, der schon einmal inhaftiert war (nordbayern.de,<br />
14.12.2016).
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Menschen umzubringen» (swr.de, 27.9.2016). Dann<br />
habe er Wände sowie eine Schrankwand mit religiösen<br />
Schriftzügen beschmiert, Geld und Wertsachen<br />
geraubt. «Am Tatort wurden DNA-Spuren<br />
gesichert, die dem Mann, der bereits wegen weiterer<br />
Delikte polizeilich in Erscheinung getreten ist,<br />
zugeordnet werden konnten» (presseportal/blaulicht,<br />
23.5.2016).<br />
2.6.2016: Der Inder Sarbjit (oder Ajav) S. (30) tritt in<br />
Emmerich die Tür seiner Ex-Freundin Nicole G. (42)<br />
ein. Dann ersticht er sie; ihr neuer Freund (29), den<br />
S. auch mit dem Messer verletzt, überlebt (waz.de,<br />
16.1.2017).<br />
16.5.2016: Wiebke O. wurde nur 29<br />
Jahre alt. Ilustration: IF<br />
An dieser Stelle wurde Niklas überfallen. Der Bonner Stadtteil<br />
Bad Godesberg gilt heute als heimliche Burka-Hauptstadt<br />
Deutschlands. Foto: picture alliance / dpa<br />
13.05.2016: Niklas Pöhler (17) stirbt nach einer brutalen<br />
Prügelattacke auf ihn und zwei Begleiter in<br />
Bonn-Bad Godesberg. Der Körperverletzung mit Todesfolge<br />
angeklagt ist der im italienischen Piacenza<br />
geborene Sohn marokkanischer Eltern Walid S.<br />
(20), ein polizeibekannter Gewalttäter, der Blut und<br />
andere DNS-Spuren des Opfers an seiner Jacke<br />
hatte. Er soll Niklas den tödlichen, «sehr wuchtigen»<br />
Faustschlag gegen die Schläfe versetzt haben.<br />
Nachdem das Opfer zusammengesackt war, sei S.<br />
zurückgekommen, «um ihm noch mit voller Wucht<br />
gegen den Kopf zu treten» (express.de, 18.6.2016).<br />
16.5.2016: Wiebke O. (29) wird in Köln von ihrem türkischen<br />
Verlobten Yakub B. (30) nach einem Streit<br />
erdrosselt. Schon zuvor hatte er sie oft misshandelt<br />
(express.de, 9.9.2016).<br />
18./19.5.2016: Eine 86-jährige Rentnerin wird in ihrem<br />
Haus in Landau-Mörlheim mit Tritten und Schlägen<br />
schwer misshandelt und stirbt im Laufe der<br />
Nacht. Angeklagt werden zwei als Diebe polizeibekannte<br />
Rumänen (swr.de, 23.2.2017).<br />
10.6.2016: Ein «tunesischer Flüchtling tötet seine<br />
deutsche Ex-Freundin» Julia B. (35) mit sieben<br />
Messerstichen (welt.de, 5.1.2017). Die von ihm<br />
Schwangere hatte den in der BRD «geduldeten»<br />
Merwan B. (29) im April verlassen.<br />
17.6.2016: Der alkoholisierte 75-jährige Fußgänger<br />
Arno S. versucht trotz roter Ampel eine Bremer Straße<br />
zu überqueren. Da mit Tempo 100 (statt der erlaubten<br />
50) unterwegs, erfasst ihn der Deutsch-Türke<br />
Alperen T. (24) mit seinem Motorrad. Zudem filmt<br />
«Alpi» für Youtube-Videos, mit denen er Geld verdient,<br />
auch diese Fahrt via Helmkamera (goettinger-tageblatt.de,<br />
12.12.2016). Arno S. stirbt noch<br />
am Unfallort.<br />
17./18.6.2016: Hamburg-Eimsbüttel – «Ein 39-jähriger<br />
Senegalese steht im Verdacht, seine 44-jährige<br />
Verlobte getötet zu haben»; er erhängte sich (presseportal.de/blaulicht,<br />
18.06.2016).<br />
7.8.2016: Die 36-jährige Anne<br />
Voltz wurde von ihrem arabischen<br />
Exfreund erdrosselt. Ilustration: IF<br />
Zwei Särge: Neben Anna Voltz<br />
ermordete der Orientale auch deren<br />
siebenjährigen Sohn. Foto: picture<br />
alliance / dpa<br />
18./19.5.2016: In Bad Friedrichshall-Untergriesheim<br />
erwürgt mutmaßlich ein 27-jähriger <strong>Asyl</strong>bewerber<br />
eine 70-Jährige, in deren Haus er eingebrochen<br />
war, um «einen aus seiner Sicht ungläubigen<br />
27
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Zur Quellenlage<br />
Da die Polizei keine entsprechende<br />
Statistik führt, nutzten<br />
wir die Gedenkseite<br />
ehrenmord.de, die Einzelfall-<br />
Map 2016 beziehungsweise<br />
2017 sowie die «Liste der von<br />
Ausländern in Deutschland getöteten<br />
Deutschen» bei de.metapedia.org.<br />
Sehr hilfreich war<br />
auch presseportal.de/blaulicht,<br />
wo unter anderem Pressemeldungen<br />
der Polizei gesammelt<br />
werden.<br />
Man beachte: Die Zahl der von<br />
Migranten getöteten Ausländer<br />
ist geschätzt zehn Mal so hoch<br />
wie die der getöteten Deutschen.<br />
Oft bringen sich <strong>Asyl</strong>bewerber<br />
gegenseitig um –<br />
aus politischem oder religiösem<br />
Wahn oder auch ganz banal<br />
aus Habgier oder Eifersucht.<br />
So sind für «Mord, Tötung (auch<br />
versucht)» in der Einzelfall-Map<br />
2016 insgesamt 331 Fälle gelistet.<br />
Bild links: Kondolenzbuch für die<br />
vergewaltigte und ermordete Carolin<br />
Gruber. Der Täter könnte nach<br />
Polizeiangaben «mit hoher Wahrscheinlichkeit»<br />
bereits 2014 eine<br />
20-Jährige in Tirol ermordet haben.<br />
Foto: picture alliance / ROPI<br />
Bild rechts: Ein Bild aus glücklicheren<br />
Tagen. Am 16. Oktober 2016<br />
wurde die Freiburger Studentin<br />
Maria Ladenburger zunächst vergewaltigt<br />
und anschließend ermordet.<br />
Ilustration: IF<br />
16.10.2016: Der 16-jährige Victor E. stirbt durch die Messerstiche<br />
eines Südländers. Ilustration: IF<br />
7.8.2016: Mohamed (49), Franzose «marokkanischer<br />
Abstammung», erdrosselt in Eching am Ammersee<br />
seine Ex-Freundin Anna Voltz (36) sowie Anton<br />
Voltz (7), den gemeinsamen Sohn (tz.de, 20.8.2016).<br />
Mohamed hatte «von einer neuen Liebe erfahren,<br />
tobte vor Eifersucht und soll auch öfter gegenüber<br />
der 36-Jährigen und ihrem Sohn handgreiflich geworden<br />
sein» (merkur.de, 19.8.2016).<br />
17.9.2016: Ein Rumäne (25) rast mit seinem Lkw-Gespann<br />
trotz des Wochenendfahrverbots durch die<br />
Saarbrücker Innenstadt. Dabei erfasst er einen<br />
28-jährigen Radfahrer und schleift ihn unter dem<br />
Fahrzeug mehrere hundert Meter mit. Die Todesfahrt<br />
des wohl Alkoholisierten beendet erst ein Betonpfeiler<br />
(blaulichtreport-saarland.de, 18.9.2016).<br />
29.9.2016: Der Türke Faruk Kiskanc (56) soll in Paderborn<br />
seinen Vermieter (69) während eines Streits<br />
erstochen haben. «Der Tatverdächtige soll am 12.<br />
Januar in der Türkei festgenommen worden sein,<br />
nachdem er sich selbst gestellt habe» (nw.de,<br />
13.2.2017).<br />
12.10.2016: In Freiburg verrichtet ein 51-Jähriger im<br />
Bereich der Johanniskirche seine Notdurft, woraufhin<br />
er von vier «südländisch aussehenden» Männern<br />
(drei circa 30, einer Mitte 50) beleidigt wird. Dann<br />
gehen sie ihn körperlich an. Trotz starker Schmerzen<br />
im Oberkörper zieht der Deutsche keinen Arzt<br />
zu Rate: Noch am selben Tag stirbt er «aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach» an den Folgen des körperlichen<br />
Übergriffs (presseportal/blaulicht, 20.10.2016).<br />
16.10.2016: Medizinstudentin Maria Ladenburger<br />
(19) wird von dem afghanischen <strong>Asyl</strong>bewerber Hussein<br />
K. vergewaltigt und in der Dreisam «entsorgt»;<br />
sie ertrinkt. Schon 2013 in Griechenland überfiel K.<br />
eine Frau und warf sie eine Klippe hinunter. Nach<br />
Jugendstrafrecht zu 10 Jahren Haft verurteilt, war<br />
er per Sammelamnestie freigekommen (swp.de,<br />
6.12.2016).<br />
16.10.2016: Ein Südländer, Mitte 20, sticht in Hamburg<br />
mehrere Male auf Victor E. (16) ein. Er war von<br />
hinten an ihn und seine 15-jährige Freundin herangetreten,<br />
welche er noch in die Alster stößt, bevor<br />
er davonläuft. Sie überlebt, Victor stirbt im Hospital.<br />
(presseportal.de/blaulicht, 17.10.2016).<br />
20.10.2016: In Frankfurt massakriert Ousseini O. aus<br />
Kamerun (47) Claudia S. (39). Die 3-fache Mutter<br />
«starb an Schlägen mit einem Beil, die ihre Schädeldecke<br />
trafen. (…) Das Paar lebte in Trennung und<br />
stritt (…) um das Sorgerecht für die Kinder» (kreisblatt.de,<br />
25.10.2016).<br />
22.10.2016: Gegen 4 Uhr entdeckt ein Pfleger in einem<br />
Neuenhauser Seniorenheim einen Somalier<br />
(18), der flieht, als er ihn anspricht. Bei der Kontrolle<br />
aller Zimmer findet die Polizei eine 87-Jährige tot<br />
in ihrem Bett. Laut Staatsanwaltschaft »wurde starke<br />
Gewalt auf sie ausgeübt, alles war voll Blut». Der<br />
28
Nichts ist<br />
Anzeige<br />
friedlich am<br />
radikalen Islam<br />
„Religion des Friedens“.<br />
So stellt sich der Islam<br />
selber dar. Aber stimmt<br />
das wirklich?<br />
Mohammed war nicht nur<br />
Religionsstifter. Er war<br />
auch Politiker und Kriegsherr.<br />
Wer sich seinen<br />
Ideen in den Weg stellte,<br />
der wurde – ohne mit der<br />
Wimper zu zucken – ganz<br />
einfach umgebracht.<br />
Das alles wird jetzt in einer<br />
fundierten und gut verständlichen<br />
Broschüre beschrieben,<br />
die Sie kostenlos<br />
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Gravierender<br />
Unterschied<br />
zwischen<br />
Christus und<br />
Mohammed<br />
Die Unterschiede zwischen<br />
Islam und Christentum<br />
sind gravierend.<br />
Jesus Christus und Mohammed<br />
haben nicht die<br />
geringsten Gemeinsamkeiten.<br />
In der Broschüre wird der<br />
Unterschied zwischen<br />
Christentum und Islam<br />
sehr gut erklärt.<br />
Bewiesen wird auch die<br />
Tatsache, daß der Koran<br />
selber die Handlungsanweisungen<br />
zum barbarischen<br />
und unmenschlichen Umgang<br />
mit „Ungläubigen“<br />
gibt.<br />
Erklärt wird auch, daß der<br />
Koran erst viele Jahre<br />
nach Mohammeds Tod<br />
aufgeschrieben wurde.<br />
Mohammed selber konnte<br />
weder lesen noch schreiben.<br />
Wer beim Thema Islam<br />
mitreden möchte – der<br />
muß diese Broschüre<br />
gelesen haben.<br />
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Kostenlose Bestellung<br />
Von der Broschüre<br />
Allahu Akbar<br />
Islamistischer Terror<br />
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Glasklare Fakten auf 44 Seiten. Titel der neuen Broschüre<br />
Allahu Akbar – Islamistischer Terror
Sonder-Ausgabe Nr. 7 | 8,80 EUR (D) · spezial.compact-online.de<br />
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />
Mindestens 190 ermordete<br />
Deutsche<br />
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<strong>Asyl</strong>schwindel: Unterdrückte Zahlen Zahlen und und Fakten | Deutsche | Mieter werden<br />
zwangsgeräumt | Milliarden | für für Migranten | | Abschiebungen: Fehlanzeige<br />
Flüchtlinge als als Waffe Waffe | Die | Die Profiteure des des Notstands | Scharia | schlägt Verfassung<br />
Die Die verschwiegenen Morde Morde der der Zuwanderer | Auf | Auf dem Weg zum Bürgerkrieg<br />
Die nebenstehende Aufstellung<br />
erfasst in einem Zeitraum von<br />
20 Monaten (August 2015 bis<br />
Februar 2017) insgesamt 38 von<br />
Ausländern getötete Deutsche –<br />
also etwa zwei jeden Monat.<br />
In <strong>COMPACT</strong>-<strong>Spezial</strong> Nr. 7 <strong>Asyl</strong>.<br />
Die Flut dokumentierten wir die<br />
Todesstatistik von Mai 2013 bis<br />
August 2015 – in diesem Zeitraum<br />
von 28 Monaten starben<br />
32 Deutsche eines gewaltsamen<br />
Todes.<br />
In <strong>COMPACT</strong>-<strong>Spezial</strong> Nr. 8 <strong>Asyl</strong>.<br />
Das Chaos rekonstruierten wir<br />
die Morde der Jahre 2009,<br />
2010, 2011, 2012 und die ersten<br />
vier Monate 2013 – in diesen 52<br />
Monaten starben 120 Deutsche.<br />
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Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Bild oben rechts: Im hessischen<br />
Offenbach starb am 17.2.2017 Silvia<br />
B. durch die Hand ihres türkischen<br />
Freundes. Foto: picture alliance /<br />
Frank Rumpenhorst/dpa<br />
Somalier «wurde im Laufe des Tages festgenommen.<br />
Er ist dringend tatverdächtig» (presseportal.<br />
de/blaulicht, 22.10.2016).<br />
26.10.2016: Werner Landscheidt (79) wird in seiner<br />
Krefelder Wohnung «an Händen und Füßen mit Paketband<br />
gefesselt» aufgefunden. Auch den Kopf inklusive<br />
Nase und Mund bedeckten mehrere Lagen.<br />
Wohl schon am Vortag war er «elendig erstickt».<br />
Tatverdächtig waren zwei Frauen, «die von Zeugen<br />
als ”Zigeuner” beschrieben wurden» (bild.de,<br />
18.1.2017). Mittlerweile wurden diese beiden und<br />
weitere Mitglieder ihrer Diebesbande festgenommen.<br />
Gegen drei der Männer wurde Mordanklage<br />
erhoben, nachdem ihre DNA-Spuren am Opfer festgestellt<br />
wurden. (rp-online, 18.1.2017)<br />
19.12.2016: Der Tunesier Anis Amri (24), ein IS-Terrorist,<br />
erschießt in Berlin den Lkw-Fahrer Lukasz Urban<br />
(37) aus Polen, steuert mit dem erbeuteten Laster<br />
den Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche<br />
an, fährt quer durch eine Budenreihe. Zwölf Menschen<br />
sterben, 50 werden verletzt.<br />
20.12.2016: Gudrun B. (75) wird in Unterwellenborn<br />
von dem Türken Emrah Mutlu (35) erstochen. Ihre<br />
Enkelin, die von ihm getrennt lebende Frau Verena<br />
B. (26), und die wenige Monate alte gemeinsame<br />
Tochter verletzt «DJ Emrah Happy» lebensbedrohlich<br />
(bild.de, 22. und 24.12.2016).<br />
17.2.2017: Offenbach – Der Türke Volkan T. erschießt<br />
seine Freundin Silvia B. und wird vom SEK festgenommen.<br />
Die 40-Jährige hinterlässt zwei Kinder.<br />
(bild.de, Lokalausgabe Frankfurt, 19.2.2017)<br />
16.10.2016: Auch zum Mord an Victor E. in Hamburg bekannte<br />
sich der IS. Foto: picture alliance / dpa<br />
No-go-Areas in Deutschland Die größten Ängste 2016<br />
Meiden Sie bestimmte Orte in<br />
Ihrem Umfeld aus Sorge vor<br />
Kriminalität und Übergriffen?<br />
56<br />
30<br />
%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
77<br />
69<br />
69<br />
66 67<br />
64<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Terrorismus<br />
Quelle: Wendt, Deutschland in Gefahr, 2016; R&V Versicherung 2016<br />
Spannungen durch<br />
Zuzug von Ausländern<br />
Überforderung von<br />
Behörden/Bürgern<br />
durch <strong>Asyl</strong>bewerber<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
30
Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />
Der schleichende Austausch der Bevölkerung durch kulturfremde<br />
Zuwanderer ist seit 2015 in sein gewalttätiges Stadium<br />
getreten.<br />
31
«Die Kanzlerin hat<br />
das Grundgesetz missachtet»<br />
_ Interview mit Karl Albrecht Schachtschneider<br />
32<br />
Wenn die Bundesregierung massenhaft Flüchtlinge ins Land lässt,<br />
widerspricht das nicht nur dem <strong>Asyl</strong>gesetz, sondern den Kernaufgaben<br />
des Staates überhaupt. Dagegen müsste notfalls das Bundesverfassungsgericht<br />
einschreiten und wirksame Grenzschutzmaßnahmen<br />
anordnen.<br />
Grenzbelagerung durch <strong>Asyl</strong>forderer<br />
kurz vor Zakany an der ungarischkroatischen<br />
Grenze am 23.9.2015.<br />
Foto: picture alliance/AP Photo<br />
«Keiner der Flüchtlinge<br />
reist legal<br />
nach Deutschland<br />
ein, und keiner<br />
hält sich legal in<br />
Deutschland auf.»<br />
Auf der <strong>COMPACT</strong>-Freiheitskonferenz 2015<br />
haben Sie ausgeführt, dass alle an den deutschen<br />
Landesgrenzen ankommenden <strong>Asyl</strong>bewerber<br />
ohne weitere Prüfung sofort abgewiesen<br />
werden müssten. Wie begründen Sie das?<br />
Das steht in Paragraph 18 Absatz 2 <strong>Asyl</strong>gesetz, und<br />
diese Regelung folgt Artikel 16a Absatz 2 Grundgesetz,<br />
der <strong>Asyl</strong>bewerbern kein Grundrecht auf<br />
<strong>Asyl</strong>recht zugesteht, wenn diese aus einem Mitgliedstaat<br />
der Europäischen Union oder einem sicheren<br />
Drittstaat einreisen wollen. Deutschland ist<br />
ausschließlich von EU-Staaten sowie sicheren Drittstaaten<br />
wie der Schweiz und Liechtenstein umgeben.<br />
Damit steht allen Flüchtlingen, die auf dem<br />
Landweg nach Deutschland kommen, kein <strong>Asyl</strong>recht<br />
zu, wie das Bundesverfassungsgericht bereits 1996<br />
klargestellt hat.<br />
Können Bürgerkriegsflüchtlinge, etwa aus Syrien,<br />
nicht statt <strong>Asyl</strong> sogenannten subsidiären<br />
Schutz beantragen und auf dieser Grundlage<br />
bleiben?<br />
Das subsidiäre Schutzrecht wurde von der EU erst<br />
2011 eingeführt. Für dieses internationale Schutzrecht<br />
ist Artikel 16a Grundgesetz analog anzuwenden,<br />
weil es 1993, als die <strong>Asyl</strong>rechtsnovelle wegen<br />
des damaligen <strong>Asyl</strong>antenzustroms zum Schutz<br />
Deutschlands gemacht wurde, das vergleichsweise<br />
schwächere subsidiäre Schutzrecht noch nicht gab.<br />
In all diesen Fällen gibt es auch kein verfahrensrechtliches<br />
Bleiberecht bis zur Entscheidung über<br />
die Schutzanträge. Es ist nicht bekannt, dass der<br />
Bundesinnenminister eine Ausnahmeanordnung<br />
aus humanitären Gründen zugunsten der Bürgerkriegsflüchtlinge<br />
aufgrund des Absatz 4 Ziffer 2 des<br />
Paragraph 18 <strong>Asyl</strong>gesetz getroffen hätte, einer Vorschrift,<br />
die wegen der Unbestimmtheit erheblichen<br />
rechtsstaatlichen Bedenken unterliegt.<br />
Warum sollte der Bundesinnenminister nicht<br />
eine entsprechende Vorschrift treffen können?<br />
Die Schutzrechte sind selbst humanitäres Recht,<br />
das Grenzen hat, die nicht durch vermeintlich humanitäre<br />
Verwaltungsmaßnahmen ausgehebelt werden<br />
dürfen. Angemerkt sei, dass Flüchtlinge, die<br />
ihre Identifizierung verhindern oder sich nicht registrieren<br />
lassen, genauso wenig Schutz beanspruchen
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />
können wie die «Flüchtlinge», die sich aus Lagern<br />
der Türkei, des Libanons oder Jordaniens auf den<br />
Weg in das «gelobte Land» gemacht haben. Letztere<br />
sind nicht mehr in ihrer menschenwürdigen Existenz<br />
bedroht. Die Rechtslage ist eindeutig. Keiner<br />
der Flüchtlinge reist legal nach Deutschland ein,<br />
und keiner hält sich legal in Deutschland auf. Sie<br />
sind nach Paragraph 18 Absatz 3 <strong>Asyl</strong>gesetz zurückzuschieben,<br />
wenn sie in räumlichem und zeitlichem<br />
Zusammenhang der Einreise aufgegriffen werden.<br />
Hat die Kanzlerin mit der Entscheidung vom<br />
4. September 2015, die Grenzkontrollen aufzuheben,<br />
gegen das Grundgesetz verstoßen?<br />
Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-<br />
Peter Uhl monierte, dass ein so weitreichender<br />
Beschluss nur vom Bundestag hätte getroffen<br />
werden dürfen!<br />
Die Bundeskanzlerin hat das Grundgesetz missachtet.<br />
Sie steht nicht über dem Recht. Aber auch der<br />
Bundestag hätte ihre Maßnahme nicht rechtfertigen<br />
können. Nicht einmal ein verfassungsänderndes<br />
Gesetz, das mit Zweidrittelmehrheiten im Bundestag<br />
und Bundesrat beschlossen werden müsste,<br />
könnte die Rechtslage ändern. Der Schutz der<br />
Grenzen des Staates ist ein unabänderliches Prinzip<br />
der Souveränität, das nicht zur Disposition der<br />
Politik steht. Der wesentliche Zweck eines Staates<br />
ist die Sicherheit seiner Bürger; denn ohne Sicherheit<br />
gibt es keine Freiheit. Souveränität aber ist die<br />
Freiheit der Bürger. Sicherheit ist die Wirklichkeit<br />
der Gesetzlichkeit, die Legalität. Sicherheit muss<br />
im Innern und nach außen gewährleistet werden.<br />
Dafür gibt es die Polizei und die Bundeswehr. Sicherheit<br />
des gemeinsamen Lebens zu verwirklichen<br />
ist die Pflicht der Staatsorgane, nichts anderes –<br />
schon gar nicht, eine neue Welt zu schaffen, auch<br />
nicht eine neue Bevölkerung des Landes. Deutschland<br />
ist kein Einwanderungsland, sondern verfassungsgeschützt<br />
das Land der Deutschen. Das ergibt<br />
sich aus unabänderlichen Entscheidungen des<br />
Grundgesetzes in der Präambel, in Artikel 1 und Artikel<br />
20 Grundgesetz.<br />
Die Bundeskanzlerin hat die Entscheidung<br />
vom 4. September 2015, die Grenzen zu öffnen,<br />
mit einer Art humanitärem Notstand begründet.<br />
Ist das rechtlich möglich?<br />
Die Gesetze können nicht schlicht als «nicht funktionsfähig»<br />
abgetan werden. Es besteht kein Ausnahmezustand,<br />
weil Flüchtlinge massenhaft in das<br />
Land kommen wollen. Den Zustrom abzuwehren,<br />
ist kein Problem. Das schaffen auch andere Länder,<br />
wie das Beispiel Ungarn zeigt. «Souverän ist, wer<br />
über den Ausnahmezustand entscheidet», hat Carl<br />
Schmitt, der Dogmatiker der Diktatur, propagiert.<br />
So hat die Kanzlerin gehandelt. Das Grundgesetz<br />
dagegen kennt Regelungen des inneren Notstandes<br />
und des äußeren Notstandes, die eine derartige<br />
Missachtung der Gesetze keinesfalls zulassen –<br />
auch nicht in der Lage, die der Flüchtlingszustrom<br />
schafft. Und: Merkels Einladung an die Flüchtlinge,<br />
die die Grenze nach Ungarn überschreiten wollten,<br />
nach Deutschland zu kommen, hat die verheerende<br />
Lage überhaupt erst hervorgerufen.<br />
«Deutschland ist kein Einwanderungsland,<br />
sondern verfassungsgeschützt<br />
das Land der<br />
Deutschen.»<br />
Wird Deutschland nicht die Grenzschließung<br />
durch entgegenstehendes EU-Recht, etwa die<br />
Schengen-Verträge, verwehrt?<br />
Deutschland hat sich auf die Schengen-Politik eingelassen,<br />
die einen Raum ohne Binnengrenzen in<br />
der Europäischen Union vereinbart hat. Der aber<br />
setzt die wirksame Sicherung der Außengrenzen<br />
der Union voraus. Die gelingt nicht. Darum müssen<br />
um der unaufhebbaren Souveränität willen im Interesse<br />
der Sicherheit die Binnengrenzen wieder gesichert<br />
werden. Alle internationalen, europarechtlichen<br />
und auch nationalen Regelungen lassen die<br />
Verantwortung der Nationalstaaten für die Sicherheit<br />
und Ordnung unberührt. Die muss Deutschland<br />
um der Freiheit und um des Rechts willen gewährleisten.<br />
Es gibt keine Humanität gegen das Recht.<br />
Das Recht ist die Humanität, wenn auch nicht schon<br />
jedes Gesetz.<br />
Schachtschneider auf der<br />
<strong>COMPACT</strong>-Freiheitskonferenz 2015.<br />
Foto: Michael Jeinsen<br />
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<strong>Asyl</strong>. Das Chaos<br />
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Morde, Massaker und Migranten | Erdogan und Soros als Schlepper<br />
Die Terrorhelfer CIA und Muslimbrüder | Merkels Notstandsdiktatur<br />
<strong>COMPACT</strong>-<strong>Spezial</strong> Nr. 8: <strong>Asyl</strong>. Das<br />
Chaos. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Von Recht auf Invasion steht nichts<br />
im Grundgesetz. Foto: picture<br />
alliance/dpa<br />
33
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />
Artikel 38: Deutsches<br />
Deutschland<br />
Das Grundrecht des Artikel<br />
38 Absatz 1 Grundgesetz,<br />
das das Wahlrecht der Deutschen<br />
zum Deutschen Bundestag<br />
und die Vertretung des ganzen<br />
Volkes durch nach bestimmten<br />
Prinzipien gewählte Abgeordnete<br />
des Bundestages<br />
schützt, ist nach der Rechtsprechung<br />
des Bundesverfassungsgerichts<br />
auch verletzt, wenn<br />
die Identität der Verfassung,<br />
also des Grundgesetzes, beeinträchtigt<br />
wird. Zu dieser Identität<br />
gehören die Menschenwürde,<br />
die Menschenrechte und die<br />
Strukturprinzipien des Artikels<br />
20 Grundgesetz, also das demokratische,<br />
das rechtsstaatliche<br />
und das soziale Prinzip, aber<br />
auch das föderale Republikprinzip.<br />
Dazu gehört auch das Prinzip<br />
des Deutschen Deutschlands.<br />
Allemal verletzt, wie ich<br />
eingangs aufgezeigt habe, die<br />
systemische Missachtung der<br />
verfassungsgesetzlich gebotenen<br />
Vorschriften des <strong>Asyl</strong>rechts<br />
und des subsidiären Schutzrechts<br />
das Rechtsstaatsprinzip.<br />
Dessen wesentliche Materie ist<br />
die durch Gesetze verwirklichte<br />
Rechtlichkeit des gemeinsamen<br />
Lebens und damit die strikte<br />
Verwirklichung der Gesetze<br />
durch den Staat, wenn diese der<br />
Verfassung genügen. (Schachtschneider)<br />
BELGIEN<br />
NIEDER-<br />
LANDE<br />
«Das Widerstandsrecht ist ein<br />
ewiges<br />
DÄNE-<br />
Recht der Menschen gegen<br />
die Obrigkeit<br />
MARK<br />
(…).»<br />
ESTLAND<br />
Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund<br />
die Chancen, gegen die <strong>Asyl</strong>politik Merkels<br />
vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen?<br />
Das Recht beiseite zu schieben ist in jedem Fall<br />
eine Verletzung der freiheitlichen demokratischen<br />
Grundordnung, jedenfalls, wenn das in einer Weise<br />
geschieht, die die Souveränität der Bürger verletzt.<br />
In dieser Lage befindet sich Deutschland, wenn<br />
die Bundesregierung massenhaft illegal und strafbar<br />
nach Paragraph 96 Aufenthaltsgesetz Flüchtlinge<br />
ins Land lässt. Dagegen haben alle Deutschen,<br />
wenn das in der Absicht geschieht, «diese<br />
Ordnung», also die Identität der Verfassung, zu beseitigen,<br />
das Recht zum Widerstand. Das Widerstandsrecht<br />
ist ein ewiges Recht der Menschen gegen<br />
die Obrigkeit, die das Recht missachtet. Aber<br />
es ist seit 1968 in Artikel 20 Absatz 4 Grundgesetz<br />
NORWEGEN<br />
auch ausdrücklich geregelt. Das Widerstandsrecht<br />
ist ein Grundrecht, das vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
geltend gemacht werden kann. Es besteht<br />
nur, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. Diese<br />
andere Abhilfe kann und muss notfalls das Bundesverfassungsgericht<br />
selbst geben. Es könnte POLEN wirksame<br />
Grenzschutzmaßnahmen anordnen, um die<br />
Identität der Verfassung der Deutschen zu sichern.<br />
Aber auch das nebenstehend dargelegte Grundrecht<br />
auf Demokratie aus Artikel 38 Absatz 1 Grundgesetz<br />
kann durch Verfassungsbeschwerde geltend gemacht<br />
werden. (siehe Infobox)<br />
Die bayrische Staatsregierung hat den zwischenzeitlich<br />
ehemaligen Bundesverfassungsrichter<br />
Udo Di Fabio mit der Prüfung einer Verfassungsklage<br />
beauftragt. Könnten auch einfache<br />
Bürger wie Sie und ich in Karlsruhe<br />
klagen?<br />
Ein Land wie der Freistaat Bayern hat einen leichteren<br />
Zugang zum Bundesverfassungsgericht als<br />
der Bürger, der immer mit der Nichtannahme seiner<br />
Verfassungsbeschwerde zur Entscheidung rechnen<br />
muss.<br />
Wer heute verhaftet wird, weil er etwa einen<br />
Zufahrtsweg zu einem <strong>Asyl</strong>heim blockiert:<br />
Kann der sich auf den Widerstandsartikel 20,4<br />
Grundgesetz berufen?<br />
Ich halte illegale Widerstandsmaßnahmen nicht für<br />
rechtens, jedenfalls nicht, solange legale Maßnahmen<br />
noch nicht versucht wurden.<br />
Welche LITAUENProtestformen sind legal?<br />
Legal sind Demonstrationen, legal wäre ein Generalstreik,<br />
legal ist insbesondere die Verfassungsbeschwerde,<br />
die sich auf ein Grundrecht stützt. Der<br />
WEIßRUSSLAND<br />
zivile Ungehorsam hat vor Jahren, als er von Prominenten<br />
ausgeübt wurde, zu Strafmaßnahmen geführt.<br />
Die waren milde. In der gegenwärtigen Lage<br />
wären sie angesichts des gegenläufigen Moralismus<br />
sicherlich hart.<br />
UKRAINE<br />
RUSSLAND<br />
LUXEMBURG<br />
34<br />
ALGERIEN<br />
FRANKREICH<br />
DEUTSCHLAND<br />
bis 15.9.2015<br />
bis 11.11.2015<br />
ITALIEN<br />
Passau<br />
TSCHECHIEN<br />
ÖSTERREICH<br />
SLOWENIEN<br />
EU-Staaten<br />
Nicht EU-Staaten<br />
befestigte Grenzanlage<br />
Schlepperroute<br />
Wien<br />
Quelle: Der Spiegel Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
Parndorf<br />
UNGARN<br />
KROATIEN<br />
SLOWAKEI<br />
BOSNIEN-<br />
HERZEGOWINA<br />
Budapest<br />
SERBIEN<br />
MONTENEGRO<br />
KOSOVO<br />
ALBANIEN<br />
Röszke<br />
Subotica<br />
Debrecen<br />
Belgrad<br />
_ Professor Dr. Karl Albrecht<br />
Schachtschneider ist einer<br />
der wichtigsten Staatsrechtler<br />
Deutschlands. Immer wieder<br />
wies er auf das grundlegende<br />
Demokratiedefizit der EU und<br />
die Allmacht des Europäischen<br />
Gerichtshofes hin. Er führte<br />
BOSNIEN-<br />
Verfassungsklage unter HERZEGOWINA anderem<br />
gegen die Einführung des Euro<br />
(1998), gegen den Lissabon-<br />
Vertrag (2009) und gegen die<br />
sogenannte Griechenland-Hilfe<br />
(2010). In der Auseinandersetzung<br />
der NATO mit Russland zeigte er<br />
die völkerrechtlichen Fehlschlüsse<br />
und die Propagandatricks im<br />
Zusammenhang mit der Krim-<br />
Sezession auf. Interview: J. E.<br />
MAZE-<br />
DONIEN<br />
GRIECHENLAND<br />
Balkanroute<br />
2015 kamen die meisten<br />
Illegalen über den Westbalkan<br />
RUMÄNIEN<br />
Gevgelija<br />
BULGARIEN<br />
Athen<br />
Bodrum<br />
Kos<br />
Istanbul<br />
TÜRKEI<br />
TUNESIEN<br />
MALTA
Ausgabe 1/2015 | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de<br />
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />
Der große Austausch<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
<strong>Asyl</strong>zahlen<br />
1972 bis 2011<br />
Die Grenzöffnung durch Angela Merkel im September 2015 hat einen Prozess<br />
beschleunigt, der schon vor 25 Jahren begonnen hat: Der Anteil von Ausländern an<br />
der Bevölkerung steigt rapide an.<br />
Aus Sicht der <strong>Asyl</strong>lobby nimmt Deutschland<br />
nach wie vor zu wenige Flüchtlinge auf. Die nackten<br />
Zahlen des Statistischen Bundesamtes erlauben<br />
einen Blick auf die dramatischen Veränderungen:<br />
1990 lebten knapp 5,6 Millionen Ausländer im<br />
wiedervereinigten Deutschland. Bis dahin hatte es<br />
kaum Einbürgerungen von Zuwanderern gegeben. In<br />
den knapp 25 Jahren seither stieg die Zahl auf rund<br />
16,4 Millionen Personen. Allerdings spricht man jetzt<br />
nicht mehr von Ausländern, sondern von Menschen<br />
«mit Migrationshintergrund», da ein Großteil von ihnen<br />
deutsche Pässe bekommen hat. Die Entwicklung<br />
ist exponentiell: Allein von 2011 bis 2014 sind gut 1,5<br />
Millionen Neusiedler hinzugekommen (plus 10,3 Prozent).<br />
Gleichzeitig hat die Geburtenrate der Stammbevölkerung<br />
den weltweit tiefsten Stand erreicht.<br />
Der Anstieg der Nettozuwanderung (Zuwanderer<br />
einschließlich <strong>Asyl</strong>bewerber minus Auswanderer)<br />
ist erschreckend: Von lediglich 11.000 im Jahr 2008<br />
stieg die Zahl auf 300.000 (2011), 383.000 (2012)<br />
und schließlich 465.000 (2013). Damit war Deutschland<br />
unter den OECD-Staaten nach den Vereinigten<br />
Staaten das zweitwichtigste Zielland für Wanderungsströme.<br />
Im Jahr 2014 waren es 577.000,<br />
vermutlich auch aufgrund des Wegfalls von Arbeitsmarktbeschränkungen<br />
für Rumänen und Bulgaren.<br />
Das lässt an eine Äußerung von Altbundeskanzler<br />
Helmut Schmidt aus dem Jahre 1992 denken:<br />
«500.000 Menschen jährlich, das ist einfach zu<br />
viel.» Und weiter: «Kein Volk der Welt würde es ertragen,<br />
wenn jedes Jahr eine halbe Million Ausländer<br />
dazukommt, wie bei uns (…).» 2015 schließlich<br />
explodierte die Nettozuwanderung um fast 50 Prozent:<br />
Die Zahl der Ausländer in der Bundesrepublik<br />
stieg um 1,14 Millionen, den Löwenanteil bildeten<br />
<strong>Asyl</strong>bewerber aus islamischen Staaten.<br />
Vor mehr als 20 Jahren erlebte Deutschland<br />
schon einmal eine Flüchtlingsflut. 1991 beantragten<br />
256.000 Menschen <strong>Asyl</strong> in der Bundesrepublik, 1992<br />
bereits 438.000 und 1993 immer noch 322.000. Darunter<br />
waren nicht wenige Zuwanderer aus Rumänien<br />
und Bulgarien, die heute nicht mehr in den <strong>Asyl</strong>statistiken<br />
auftauchen, sondern im Rahmen der EU-Freizügigkeit<br />
nach Deutschland umsiedeln. Doch während<br />
die Flüchtlingswelle vor 20 Jahren durch eine Neufassung<br />
des <strong>Asyl</strong>gesetzes vorübergehend gestoppt<br />
werden konnte, bejubelt heute die politische Klasse<br />
den gefährlichen Trend als Beweis der Attraktivität<br />
Deutschlands. Im Oktober 2014 zog Angela Merkel<br />
einen gewagten Vergleich zwischen der deutschen<br />
Einheit und der Integrationspolitik: Deutschland werde<br />
weltweit für die Bewältigung der Wiedervereinigung<br />
und die Eingliederung der innerdeutschen Übersiedler<br />
gelobt. «Deshalb glaube ich, dass wir genauso<br />
das Potenzial und die Möglichkeiten haben, ein<br />
tolles Integrationsland zu sein.» Diese Steilvorlage<br />
nahmen in der Folge die Mitglieder des vom Berliner<br />
Senat eingesetzten Beirats für Flüchtlingspolitik auf:<br />
Ex-Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) schätzte<br />
die «Integrationsfähigkeit» der Hauptstadt freihändig<br />
auf «mehrere zehntausend Flüchtlinge».<br />
Die jährliche Nettozuwanderung<br />
nach Deutschland hat sich von<br />
2008 auf 2015 mehr als verhundertfacht.<br />
Die ehemalige Sozialsenatorin Ingrid Stahmer<br />
(SPD) legte noch eine Schippe drauf und erinnerte<br />
daran, dass Berlin vor 25 Jahren mit «deutlich höheren<br />
Flüchtlingszahlen» zu tun hatte – nämlich sowohl<br />
1989 wie 1990 mit jeweils über 100.000. Zum Vergleich:<br />
Im Jahr 2014 kamen 12.000 <strong>Asyl</strong>bewerber in<br />
die Hauptstadt, und schon das führte in den betroffenen<br />
Stadtteilen zu starken Protesten.<br />
Mutti<br />
Multikulti<br />
Merkels Migrationspolitik<br />
Tugce<br />
Die verhöhnten Opfer<br />
PEGIDA<br />
Dresden wehrt sich<br />
Ferguson<br />
Rambo gegen Django<br />
Mütter & Sex<br />
Baby da, Lust weg?<br />
Dossier: Frieden mit Russland<br />
Plädoyers für eine Achse Paris-Berlin-Moskau<br />
«In Westdeutschland erhöhte<br />
sich die Zahl der <strong>Asyl</strong>suchenden<br />
zwischen 1972 und 1980<br />
von 5.289 auf 107.818. In den<br />
drei Folgejahren ist die Zahl<br />
dreimal gesunken – auf unter<br />
20.000 im Jahr 1983. Mit Ausnahme<br />
des Jahres 1987 nahm<br />
die Zahl der <strong>Asyl</strong>suchenden in<br />
Westdeutschland beziehungsweise<br />
später in Deutschland<br />
zwischen 1983 und 1992 jedes<br />
Jahr zu. Mit 438.191 <strong>Asyl</strong>suchenden<br />
im Jahr 1992 wurde<br />
der bisherige Höchststand<br />
erreicht. Durch die <strong>Asyl</strong>rechtsreform<br />
1992/1993, das Ende<br />
der Kriegshandlungen im ehemaligen<br />
Jugoslawien sowie die<br />
Stabilisierung Osteuropas und<br />
anderer Regionen sank die Zahl<br />
der <strong>Asyl</strong>suchenden auf 322.599<br />
im Jahr 1993 beziehungsweise<br />
auf unter 128.000 in den Jahren<br />
1994/1995. In den Folgejahren<br />
ist die Zahl der <strong>Asyl</strong>bewerber –<br />
bis auf eine leichte Steigerung<br />
2001 – kontinuierlich gesunken.<br />
1998 lag sie erstmals seit 1987<br />
unter 100.000 und im Jahr 2007<br />
erreichte die Zahl der <strong>Asyl</strong>bewerber<br />
mit 19.164 den niedrigsten<br />
Stand seit 1977. Seit 2007<br />
ist die <strong>Asyl</strong>bewerberzahl allerdings<br />
vier Jahre in Folge gestiegen<br />
– auf 45.741 <strong>Asyl</strong>bewerber<br />
im Jahr 2011.»<br />
(Bundeszentrale für politische<br />
Bildung)<br />
Dieses <strong>COMPACT</strong>-Cover vom Januar<br />
2015 avancierte zum beliebten<br />
Motiv auf asylkritischen Demonstrationen.<br />
Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Bild oben links: 1992 strömten diese<br />
Ausländer in das damals für <strong>Asyl</strong>fragen<br />
zuständige Berliner Sozialamt<br />
am Friedrich-Krause-Ufer. Foto:<br />
picture alliance / zb<br />
35
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />
Der Schleusersultan<br />
und die Schlepperkönigin<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
Bundeskanzlerin Merkel und der türkische Präsident Erdogan haben<br />
in diabolischem Zusammenspiel die Tür für die islamische Massenmigration<br />
nach Europa aufgestoßen. Eine Chronik der Ereignisse.<br />
«Leistungen der<br />
Türkei können nicht<br />
hoch genug gewürdigt<br />
werden.»<br />
Angela Merkel<br />
Angriff auf Europa: Am 16. September<br />
2015 attackierten <strong>Asyl</strong>forderer<br />
die geschlossene serbisch-ungarische<br />
Grenze mit Brandsätzen und<br />
Steinen. Die deutsche Lügenpresse<br />
zeigte hingegen nur den Einsatz von<br />
Wasserwerfern der ungarischen<br />
Polizei, der jedoch eine Reaktion auf<br />
die Aggression war. Foto: picture<br />
alliance / dpa<br />
«Von diesem Sturz erbebt das Abendland.<br />
Schreckhaft hallt die Nachricht wider Rom, wie ein<br />
warnender Donner rollt sie nach Frankreich, nach<br />
Deutschland hinüber, und schaudernd erkennt Europa,<br />
dass dank seiner dumpfen Gleichgültigkeit<br />
durch die vergessene Tür, (…) eine schicksalhaft<br />
zerstörende Gewalt hereingebrochen ist, die jahrhundertelang<br />
seine Kräfte binden und lähmen wird.»<br />
So schrieb Stefan Zweig in seinem Buch Sternstunden<br />
der Menschheit über den schicksalshaften 29.<br />
Mai 1453 – den Tag, an dem das christliche Byzanz<br />
von den Osmanen erobert wurde. Die letzte<br />
Festung, die die muslimischen Heere bis dahin gebunden<br />
hatte, hatte damit kapituliert – in der Folgezeit<br />
sollten die Eroberer bis vor die Tore Wiens<br />
marschieren.<br />
2015 öffnete Europa seine Tore dem Millionenheer,<br />
ohne dass die Waffen sprachen. Die Verteidiger<br />
gaben den Weg frei, und nicht ein einziger<br />
Schuss fiel. Dabei waren die Angreifer alles andere<br />
als gewaltlos.<br />
Vom Fallen der Dominosteine<br />
Die Historiker werden sich in späteren Zeiten<br />
streiten, wo der entscheidende Durchbruch gelang.<br />
War es auf den Inseln in der östlichen Ägäis?<br />
Dort kamen seit Anfang August 2015 von der nahen<br />
türkischen Küste beinahe im Stundentakt die<br />
Schlauchboote an – von der griechischen Marine<br />
war weit und breit nichts zu sehen. In glühender<br />
Hitze warteten die Menschen im Stadion von Kos<br />
oder an der Promenade von Lesbos, bis große Fähren<br />
aus Athen kamen, tobten gegen die Registrierung<br />
durch Beamte und prügelten sich untereinander<br />
um die besten Plätze. Der Bürgermeister der Insel,<br />
Giorgos Kyritsis, warnte: «Wenn die Situation<br />
sich weiter verschlimmert, ist ein Blutbad unausweichlich.»<br />
Bevor es jedoch zum Äußersten kam,<br />
ließ man die Massen auf die Schiffe.<br />
Wer in Athen anlandete, für den war der Weg<br />
nach Norden frei – an die Grenze zu Mazedonien. Der<br />
kleine Balkanstaat ist den Hellenen seit seiner Neugründung<br />
1991 ein Dorn im Auge, da er schon mit<br />
seinem Namen an das Weltreich des großen Alexander<br />
erinnert, dessen Erbe auch Athen beansprucht.<br />
Zur Konfrontation kam es beim Städtchen Gevgelija:<br />
Die Polizei sicherte die Grenzen unter Einsatz<br />
von Tränengas – 4.000 Flüchtlinge saßen im Niemandsland<br />
fest. Am 21. August wurde ein Beamter<br />
von einem Migranten erstochen – das konnte<br />
man aber nicht in deutschen, sondern nur in österreichischen<br />
Medien lesen. Am nächsten Tag nutzte<br />
die Masse das humanitäre Entgegenkommen der<br />
Grenzschützer: «Nur wenigen Familien mit kleinen<br />
Kindern hatte die mazedonische Polizei laut Medienberichten<br />
die Weiterreise erlaubt. Dies soll das<br />
Chaos an der Grenze ausgelöst haben, da die Menge<br />
nachdrängte.» (zeit.de)<br />
Merkels Dolchstoß<br />
36<br />
In dieser sich zuspitzenden Situation baute die<br />
ungarische Regierung fieberhaft an einem Zaun,<br />
der – ganz nach Geist und Buchstaben der Schengen-Verträge<br />
– die Südgrenze des Landes und damit<br />
die EU-Außengrenze zum Nichtmitgliedstaat Serbien<br />
vor den illegalen Massen schützen sollte. Die<br />
Fertigstellung war für Ende August geplant. Doch<br />
die Bundesregierung stach den Ungarn den Dolch in<br />
den Rücken: Am 24./25. August 2015 ließ sie durch-
Ausgabe 10/2015 | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de<br />
blicken, dass Deutschland Syrer künftig auch dann<br />
als <strong>Asyl</strong>bewerber anerkennen werde, wenn sie über<br />
ein anderes Land einreisten – ein klarer Bruch des<br />
Dublin-Abkommens, das eine Registrierung im jeweiligen<br />
Ankunftsstaat festlegt. Damit hatte Merkel<br />
die Syrer «an den gedeckten Tisch eingeladen»<br />
(Premier Viktor Orbán). Die unmittelbare Folge: Am<br />
26. August wurde die ungarische Südgrenze erstmals<br />
großflächig überrannt, Tausende brachen aus<br />
Auffanglagern aus und machten sich auf den Weg<br />
nach Budapest. Ein schwunghafter Handel mit syrischen<br />
Ausweispapieren, echten und gefälschten,<br />
setzte ein – Emigranten jeder Nationalität sahen sie<br />
als Eintrittskarte für das gelobte Land.<br />
Kampf um Röszke<br />
Am 4. September 2015 verkündete Merkel den<br />
generellen Wegfall von Kontrollen an den deutschen<br />
Grenzen. Die Folgen zeigten sich in ihrer<br />
schlimmsten Form am 16. September an der ungarisch-serbischen<br />
Grenze bei Röszke. Tags zuvor<br />
hatte Budapest den Stacheldrahtzaun im gesamten<br />
Verlauf der 135 Kilometer langen Demarkationslinie<br />
zu seinem südlichen Nachbarstaat geschlossen,<br />
jedem illegal Einreisenden drohten seit Mitternacht<br />
mehrjährige Haftstrafen. Auf der serbischen<br />
Seite staute sich eine riesige Menschenmenge auf<br />
offenem Feld.<br />
Am Morgen stellten sie den ungarischen Grenzschützern<br />
ein Ultimatum: Sollten diese die Absperrung<br />
nicht binnen einer Stunde öffnen, würden sie<br />
angegriffen. Als nichts geschah, gingen die Militanten<br />
in die Offensive und bombardierten die Polizisten<br />
mit Stein-, Metall-, Beton- und Ziegelstücken,<br />
14 Beamte wurden verletzt. Auch nachdem die Menge<br />
zuerst den serbischen Kontrollpunkt überrannt<br />
und sich dann gegen den ungarischen Zaun geworfen<br />
hatte, hielten sich die Grenzschützer noch zurück.<br />
Erst als die vorderen Reihen auf ungarisches<br />
Territorium vordrangen, setzte die Polizei Tränengas<br />
und Wasserwerfer ein.<br />
Die Bilder gingen um die Welt, im Westen beklagte<br />
man die Herzlosigkeit und Brutalität der Regierung<br />
von Premier Viktor Orbán. Was nicht gezeigt<br />
wurde: Die Angreifer trugen in einigen Fällen Kinder<br />
als lebendige Schutzschilde vor sich her, zwei<br />
Kinder wurden sogar über den Zaun geworfen. Aufsehen<br />
erregte besonders die Szene, als eine ungarische<br />
Kamerafrau einen syrischen Flüchtling mit seinem<br />
Sohn zu Fall brachte – die Empörung über den<br />
angeblich rassistischen Vorfall war groß. Kaum einer<br />
der Empörten bekam mit, worauf die Kurdenmiliz<br />
PYD – der PKK-Ableger in Syrien – später in<br />
einer Presseerklärung hinwies: Bei dem vermeintlich<br />
armen Opfer handele es sich um Osama Abdul<br />
Mohsen, der in den Reihen der al-Nusra-Front, einem<br />
Ableger von al-Qaida, gekämpft hatte.<br />
Der Pakt mit dem Sultan<br />
Die Invasion über die Balkanroute hat vor allem<br />
der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan möglich<br />
gemacht. Die Frankfurter Allgemeine referierte<br />
dazu Kommentatoren aus Istanbul und Ankara:<br />
«Anfangs tat die Türkei alles, was sie konnte, um<br />
zu verhindern, dass die Seewege für die illegale<br />
Einwanderung nach Europa genutzt werden.» Das<br />
Gevgelija: Auch animiert von<br />
Nachrichten bereits Angekommener<br />
überrannten 2015 weitere<br />
sogenannte Flüchtlinge die Grenze<br />
nach Mazedonien. Dort begann die<br />
Balkanroute nach Deutschland.<br />
Foto: picture alliance/dpa<br />
Die Königin<br />
der Schlepper<br />
Wie Merkel Millionen<br />
ins Land holt<br />
Politikerpack<br />
Gabriel in Heidenau<br />
Modell DDR<br />
Ausländer im Osten<br />
Utopia lebt<br />
Königreich Deutschland<br />
Gothics<br />
Die klugen Schwarzen<br />
Dossier: Ungarn macht dicht<br />
Premier Orban: «Europa den Europäern!»<br />
Am 4.9.2015 öffnete Merkel die<br />
Grenzen. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Orban warnte vor<br />
einem «Geheimpakt»<br />
zwischen<br />
Berlin und Ankara.<br />
37
Ausgabe 4/2016 | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de<br />
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />
«Der ewige Muslimbruder»<br />
Merkel im<br />
Erdowahn<br />
Die türkische Kanzlerin<br />
AfD-Triumph<br />
Klatsche für Blockparteien<br />
Bargeld-Verbot<br />
Die digitale Enteignung<br />
HC Strache<br />
Das große Interview<br />
Spur zum Mossad<br />
Der Barschel-Krimi<br />
Dossier: US-Wahlen<br />
Präsidentin Killary Killary und und die die Neocons<br />
Überall, wo der Dschihad vorbereitet<br />
wird, finden sich Emissäre<br />
eines Geheimbundes: der<br />
Muslimbruderschaft (MB). Sie<br />
gilt als Spinne im Netz des islamischen<br />
Terrorismus auf allen<br />
Kontinenten und hat heute nach<br />
eigenen Angaben 100 Millionen<br />
Mitglieder, die in nationalen<br />
Sektionen in über 70 Ländern organisiert<br />
sind.<br />
Auch dem türkischen Präsidenten<br />
werden Verbindungen zur<br />
MB nachgesagt: «Recep Tayyip<br />
Erdogan, der ewige Muslimbruder»,<br />
titelte Die Welt Ende 2013.<br />
In jedem Fall gehörte Erdogans<br />
politischer Ziehvater Necmettin<br />
Erbakan der Geheimgesellschaft<br />
an: Die Muslimbrüder hatten<br />
auf die Gründung eines türkischen<br />
Zweiges verzichtet, weil<br />
sie in der von Erbakan geführten<br />
Milli-Görüs-Bewegung (Nationale<br />
Sicht) Gesinnungsgenossen<br />
sahen.<br />
Erdogans Ausspruch aus dem<br />
Jahr 1998 passt jedenfalls ganz<br />
gut zu dem Geheimbund: «Die<br />
Demokratie ist nur der Zug, auf<br />
den wir aufsteigen, bis wir am<br />
Ziel sind. Die Moscheen sind<br />
<strong>unsere</strong> Kasernen, die Minarette<br />
<strong>unsere</strong> Bajonette, die Kuppeln<br />
<strong>unsere</strong> Helme und die Gläubigen<br />
<strong>unsere</strong> Soldaten.»<br />
(Mehr zur Muslimbruderschaft<br />
in <strong>COMPACT</strong>-<strong>Spezial</strong> Nr. 8: <strong>Asyl</strong>.<br />
Das Chaos – So kommt der Bürgerkrieg<br />
zu uns.)<br />
habe sich aber 2015 geändert. «Enttäuscht von einer<br />
Welt, die seinen Ideen zur Befriedung Syriens nicht<br />
folgen will, habe sich Erdogan dazu entschlossen,<br />
die Flüchtlingsmassen nach Europa weiterzuleiten.<br />
Wer nicht hören will, muss aufnehmen.» Und weiter:<br />
«Erdogan lässt die Menschen aus Kalkül ziehen,<br />
er setzt die Flüchtlinge als Druckmittel gegen<br />
Europa ein.»<br />
«Gelangen IS-Terroristen über die Türkei in die<br />
Europäische Union?» lautete die Überschrift eines<br />
FAZ-Artikels vom 17. Januar 2015. «Dies bestätigte<br />
der Vorsitzende der türkischen Regierungspartei<br />
AKP in der Provinz Mersin», schrieb FAZ-Korrespondent<br />
Michael Martens weiter. Unter den sage<br />
und schreibe 110.000 Syrern, die sich damals in<br />
Mersin aufhielten, agierten Schlepperbanden mit<br />
Lockangeboten für den Transport in die EU. Zu den<br />
Vermutungen von Menschenrechtlern, der türkische<br />
Geheimdienst müsse von der Bandentätigkeit<br />
Kenntnis haben, sagte der Politiker: «Wenn (…)<br />
eine Person sagt, solche Dinge könnten nicht geschehen,<br />
ohne dass der Geheimdienst davon wisse,<br />
dann ergibt das auch für mich Sinn.»<br />
Bei dem vermeintlichen Opfer<br />
handelte es sich um einen Dschihadisten<br />
der al-Nusra-Front.<br />
Trotzdem handelte die Bundeskanzlerin mit Erdogan<br />
im Frühjahr 2016 einen Flüchtlingspakt aus.<br />
Gegen Zahlungen von sechs Milliarden Euro aus<br />
den EU-Kassen – deutscher Anteil: 855 Millionen<br />
Euro – erklärte sich der osmanische Despot bereit,<br />
alle aus seinem Land nach Griechenland kommenden<br />
Flüchtlinge zurückzunehmen, also nicht nur offensichtliche<br />
Betrüger mit rein wirtschaftlichen Interessen,<br />
sondern auch die Syrer, die tatsächlich<br />
humanitäre Schutzrechte beanspruchen könnten.<br />
Was sich auf den ersten Blick gut anhörte, hatte<br />
im Kleingedruckten einen riesigen Pferdefuß: Für<br />
jeden zurückgenommenen Migranten sollte Ankara<br />
einen anderen, der sich bisher schon in der Türkei<br />
aufhält, ganz offiziell an die EU überstellen können.<br />
dem Jumbo nach Berlin oder Düsseldorf geflogen.<br />
Auch diese Spesen – etwa 200 Euro pro Kopf – hätte<br />
der Fiskus in Deutschland zu finanzieren.<br />
Die Erpressung<br />
Den Verhandlungen vom März 2016 war ein monatelanges<br />
Powerplay vorangegangen, in dem Recep<br />
Tayyip Erdogan mit der kompletten Öffnung der<br />
Grenzen für Flüchtlinge drohte, sollte Brüssel seinen<br />
Forderungen nicht nachgeben. Die Website<br />
euro2day.gr veröffentlichte im Februar 2016 das<br />
vierseitige Protokoll eines Gesprächs, das der türkische<br />
Präsident mit EU-Kommissionschef Jean-<br />
Claude Juncker und EU-Ratspräsident Donald Tusk<br />
am Rande des G20-Gipfels im November in Antalya<br />
geführt haben soll.<br />
Als man sich beim Geld zunächst nicht einigen<br />
konnte, wurde der Autokrat giftig: «Wir können die<br />
Tore nach Griechenland und Bulgarien jederzeit öffnen<br />
und die Flüchtlinge in Busse setzen.» Provokativ<br />
stichelte Erdogan weiter: «Wie wollen Sie mit den<br />
Flüchtlingen umgehen, wenn Sie keine Einigung erzielen?<br />
Die Flüchtlinge töten?» Tusk habe geantwortet,<br />
man könne die EU weniger attraktiv für Migranten<br />
machen, aber das sei nicht die Lösung, die man<br />
wolle. Daraufhin habe Erdogan geantwortet, dass<br />
Europa mit mehr als nur einem toten Jungen an<br />
der türkischen Küste konfrontiert werde. «Es werden<br />
10.000 oder 15.000 sein. Wie wollen Sie damit<br />
umgehen?» Juncker soll ihn daraufhin besänftigt<br />
haben: «Wir arbeiten hart, und wir haben Sie<br />
in Brüssel wie einen Prinzen behandelt.» Erdogan<br />
habe zurückgegeben: «Wie einen Prinzen? Natürlich,<br />
ich repräsentiere kein Dritte-Welt-Land.»<br />
Als die Verhandlungen trotzdem nicht mit dem<br />
von ihm gewünschten Ergebnis endeten, setzte er<br />
Mitte Februar noch einmal die Daumenschrauben<br />
an: «Erdogan droht Merkel mit hunderttausenden<br />
neuen Flüchtlingen», meldeten die Deutsch Türkischen<br />
Nachrichten. Danach soll die Kanzlerin eingeknickt<br />
sein. Doch ihre Kapitulation war in Wirklichkeit<br />
Kollaboration: Die EU war nämlich im Februar<br />
2016 bei der Sicherung ihrer Außengrenze<br />
gar nicht mehr auf die Unterstützung durch Erdogan<br />
angewiesen.<br />
38<br />
<strong>COMPACT</strong> 4/2016. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Da mittlerweile über zwei Millionen Menschen<br />
aus den Kampfzonen zwischen Levante und Euphrat<br />
nach Kleinasien geflohen sind, könnte der Ringtausch<br />
ziemlich lange fortgesetzt werden, ohne<br />
dass die Zahl der nach Europa Kommenden abnähme.<br />
Es gäbe nur einen Unterschied: Die Neusiedler<br />
müssten sich ihren Weg ins gelobte Deutschland<br />
nicht mehr unter Strapazen und Gefahren selbst suchen<br />
und auch noch die Schleuser bezahlen, sondern<br />
würden bequem aus Istanbul oder Izmir mit<br />
Dank der Initiative des ungarischen Premiers<br />
Viktor Orbán hatten die Balkanstaaten nämlich von<br />
ganz alleine mit der Schließung ihrer Grenzen begonnen.<br />
Doch genau in dem Moment, als die Balkanroute<br />
wirklich dicht war und die Massen an der<br />
mazedonischen Grenze nicht mehr weiterkamen, erfand<br />
Merkel mit Erdogan zusammen eine Ausweichoption,<br />
wie künftig die Massen direkt von der Türkei<br />
nach Europa geflogen werden könnten – den oben<br />
beschriebenen Deal.
Ein mörderischer Sommer<br />
Lauter Einzelfälle: der Axtmörder von Würzburg, der Selbstmordbomber<br />
von Ansbach, der Machetenkiller von Reutlingen...<br />
39
Terrorists welcome<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
Merkel gibt Mördern <strong>Asyl</strong>: Von Paris und Brüssel über Würzburg,<br />
Reutlingen und Ansbach zieht sich die Blutspur, die vermeintliche<br />
Flüchtlinge durch friedliche Städte und Dörfer gezogen haben. Sie<br />
kamen, weil die Bundeskanzlerin Deutschland zum Multikulti-Paradies<br />
gemacht und die Grenzen geöffnet hat.<br />
lidarität zu zeigen. Während sie 2015 ihre Amtsgeschäfte<br />
unterbrochen hatte, um in Aufnahmelagern<br />
mit den <strong>Asyl</strong>bewerbern für Selfies zu posieren,<br />
blieb sie in diesen Horrortagen, als die ganze<br />
Nation in Angst und Panik war, eisern in ihrem Urlaubsort<br />
an der Uckermark.<br />
40<br />
Sie wiederholte die<br />
verhasste Formulierung:<br />
«Wir schaffen<br />
das.»<br />
2016 war der Sommer der Kanzlerin – ein blutiger<br />
Sommer. Hunderte von Übergriffen auf Frauen<br />
in Freibädern und auf Polizisten in Problemvierteln<br />
konnten die Lügenmedien verschweigen und zu<br />
Einzelfällen bagatellisieren. Aber als der fundamentalistische<br />
Terror, den man zuvor nur in Fernsehaufnahmen<br />
aus Städten im Ausland gesehen hatte,<br />
Ende Juli 2016 die Bundesrepublik erreichte, gewann<br />
der Schrecken für die Deutschen eine neue,<br />
eine erfahrbare Dimension. Der Axtkiller von Würzburg,<br />
der Machetenmörder von Reutlingen, der Nagelbomber<br />
von Ansbach – sie alle waren als Flüchtlinge<br />
gekommen, sie alle waren Moslems.<br />
Die Bundeskanzlerin sah sich in keinem dieser<br />
Fälle bemüßigt, die Schreckensorte aufzusuchen<br />
und den Verletzten in den Krankenhäusern ihre So-<br />
Keine Selbstkritik, nirgends<br />
Erst am 28. Juli bequemte sich Angela Merkel zu<br />
einer vorgezogenen Bundespressekonferenz nach<br />
Berlin – aber nur, um ihre Landsleute ein weiteres<br />
Mal zu verhöhnen. Erneut bekräftigte sie die<br />
Politik, durch die sie im September 2015 Deutschland<br />
zum Magneten für die weltweiten Migrationsströme<br />
gemacht hat: «Ich bin heute wie damals davon<br />
überzeugt, dass wir es schaffen, <strong>unsere</strong>r historischen<br />
Aufgabe – und dies ist eine historische<br />
Bewährungsaufgabe in Zeiten der Globalisierung –<br />
gerecht zu werden.» Arrogant wiederholte sie die<br />
mittlerweile im Volk verhasste Formulierung: «Wir<br />
schaffen das. Und wir haben im Übrigen in den letzten<br />
elf Monaten sehr, sehr viel bereits geschafft.»<br />
Wie müssen sich bei diesen Worten die Menschen
1<br />
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ein mörderischer Sommer<br />
zei, ein Mehr an Videoüberwachung und rigorosere<br />
Abschiebungen – Punkte, die schon oft angekündigt<br />
worden sind, ohne dass dies zu Resultaten geführt<br />
hätte.<br />
Milde für die Mörder<br />
Ausdrücklich betonte Merkel auf dieser Pressekonferenz:<br />
«Wir befinden uns in keinem Krieg oder<br />
keinem Kampf gegen den Islam.» Was aber, wenn<br />
die Anhänger des Propheten uns ihrerseits schon<br />
längst den Krieg erklärt haben? Der 17-jährige Riaz<br />
Khan Ahmadzai, der am 18. Juli 2016 in einem Regionalzug<br />
bei Würzburg mit Axt und Messer auf Mitreisende<br />
einhieb, sagte in seinem Bekennervideo:<br />
«Jeder Mudschahed wird zu Euch kommen und Euch<br />
in Euren eigenen Häusern töten. (…) Wie Ihr seht,<br />
habe ich in Eurem Land gelebt. Ich habe in Euren<br />
Häusern meinen Plan gemacht und werde Euch in<br />
Euren Häusern und auf der Straße töten, so dass Ihr<br />
Frankreich vergessen werdet.»<br />
Bundesinnenminister Thomas<br />
de Maizière kassierte das Burka-<br />
Verbot.<br />
Bruch des Dublin-<br />
Vertrages<br />
Das Dublin-Abkommen sieht<br />
vor, dass Flüchtlinge nur in dem<br />
Land <strong>Asyl</strong> bekommen können, in<br />
dem sie zum ersten Mal EU-Territorium<br />
betreten und einen Antrag<br />
stellen. Die Bundesregierung<br />
hält sich nicht an dieses<br />
Abkommen und schickt fast niemanden<br />
nach – zum Beispiel –<br />
Griechenland oder Italien zurück.<br />
Vertragstreu verhält sie<br />
sich nur, wenn andere Staaten<br />
von Deutschland verlangen, ihnen<br />
<strong>Asyl</strong>bewerber abzunehmen,<br />
weil sie über die BRD dorthin<br />
weitergereist sind. Durch<br />
die asymmetrische Auslegung<br />
des Dublin-Abkommens ist die<br />
absurde Situation entstanden,<br />
dass die Bundesrepublik im ersten<br />
Halbjahr 2016 mehr <strong>Asyl</strong>anten<br />
von den Vertragspartnern<br />
übernahm (6.657) als sie an diese<br />
überstellte (1.758).<br />
Dieses Bild vom Selfie des Syrers Anis M. mit der Kanzlerin<br />
wurde 2015 zu einem der Symbole der Merkelschen Refugeewelcome-Politik.<br />
Foto: picture alliance / dpa<br />
fühlen, die in den letzten elf Monaten Opfer von<br />
Merkels Refugees-welcome-Kurs geworden sind?<br />
Die «Würde des Menschen ist unantastbar», führt<br />
die CDU-Politikerin aus – und begründet mit diesem<br />
Grundgesetzartikel, warum man keinem <strong>Asyl</strong><br />
verweigern dürfe. Dass auch wir Inländer ein Recht<br />
auf Würde, auf Eigentum und auf körperliche Unversehrtheit<br />
haben und sie im Amtseid geschworen<br />
hat, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden<br />
– das kam ihr nicht über die Lippen.<br />
Wer immer gehofft hatte, in der Union würde das<br />
sture «Weiter so» ihrer Frontfrau einen Aufschrei<br />
provozieren, musste sich mit einem Sturm im Wasserglas<br />
begnügen. Die CSU attestierte ihr «Blauäugigkeit»<br />
und wiederholte ihre schon im Frühjahr<br />
zahnlos gewordene Drohung, einen eigenen Kanzlerkandidaten<br />
aufzustellen. Die Innenminister der<br />
Unions-regierten Länder brachten zwar kurzfristig<br />
einen Forderungskatalog in Umlauf, der auch ein<br />
Ende der doppelten Staatsbürgerschaft und ein<br />
Burka-Verbot umfasste – doch Bundesinnenminister<br />
Thomas de Maizière kassierte die Vorlage. Realistisch<br />
sind für ihn nur eine Aufstockung der Poli-<br />
Es wirft ein grelles Schlaglicht auf die Blindheit,<br />
wenn nicht den Verrat der politischen Klasse, dass<br />
die Frankfurter Allgemeine Zeitung dieselbe Seite,<br />
auf der sie diese Kriegserklärung des jungen Afghanen<br />
zitierte, unter anderem mit der dämlichen Frage<br />
aufmachte: «War der Angreifer von Würzburg psychisch<br />
krank oder ein überzeugter Islamist?» Letzteres<br />
ist für die Journaille offensichtlich erst dann erwiesen,<br />
wenn jemand einen Mitgliedsausweis des<br />
Islamischen Staates mit sich führt – ein Bekennervideo<br />
genügt nicht… Noch abstoßender waren nur<br />
die Kritik der grünen Politikerin Renate Künast an<br />
dem finalen Todesschuss, mit dem die Polizei den<br />
Dschihadisten schließlich gestoppt hatte, und die<br />
Islamversteherei des Bundespräsidenten im Bild-<br />
Interview zwei Tage nach Würzburg. Man müsse<br />
Lösungen suchen «auch bei der sozialen Integration,<br />
denn die Mehrheit der terroristischen Mörder<br />
kommt aus dem gesellschaftlichen Abseits», salbaderte<br />
Joachim Gauck. Dabei hat Deutschland<br />
dem Axtkiller ein Maximum an «sozialer Integration»<br />
geboten! Der minderjährige <strong>Asyl</strong>bewerber war<br />
zunächst monatelang in einem früheren Kolpingheim<br />
untergebracht – die «besonders gute Unterkunft»<br />
(FAZ) kostete den Steuerzahler in seinem Fall<br />
satte 50.000 Euro. Zwei Wochen vor der Tat durfte<br />
er dann sogar noch in eine Pflegefamilie wechseln.<br />
«Alles schien sich gut zu entwickeln; er bekam eine<br />
Praktikumsstelle in einer Bäckerei, eine Lehrstelle<br />
Mohamed Daleel.<br />
Foto: picture alliance / AP Photo<br />
Hochglanzmagazin des Islamischen<br />
Staates. Foto: Dabiq<br />
41
Ausgabe 9/2016 | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de<br />
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ein mörderischer Sommer<br />
Terrorists<br />
welcome<br />
Merkel gibt Mördern <strong>Asyl</strong><br />
Kein Amok<br />
Das München-Massaker<br />
Berlin kaputt<br />
Moscheen und Migranten<br />
Der Putsch<br />
USA gegen Erdogan<br />
Pokemon<br />
Monster fressen Nerds<br />
Dossier: Die Die neue neue Protestjugend<br />
Opposition<br />
Hip, konservativ, Hip, Querfront rebellisch – nicht – links, die – die Identitären nicht rechts kommen!<br />
<strong>COMPACT</strong>-<strong>Spezial</strong> Nummer 8 –<br />
«<strong>Asyl</strong>. Das Chaos.» Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Die Heimunterbringung<br />
des späteren<br />
Axtkillers kostete<br />
den Staat 50.000<br />
Euro.<br />
Bild links: Die Bombe von Ansbach<br />
zerstörte im Juli 2016 auch diese<br />
Scheibe. Foto: picture alliance / dpa<br />
Bild rechts: Auch der Axtschwinger<br />
von Würzburg kam als sogenannter<br />
Schutzsuchender nach Deutschland.<br />
Foto: picture alliance / dpa<br />
war in Aussicht», schreibt die FAZ. Doch die Gastfreundschaft<br />
führte den Fanatiker gerade nicht an<br />
<strong>unsere</strong> Gesellschaft heran, sondern offerierte ihm<br />
eine komfortable Ruhezone zur Vorbereitung seiner<br />
Verbrechen.<br />
Auf ähnliche Weise wurde der Anschlag in Ansbach<br />
durch falsch verstandene Rücksicht möglich<br />
gemacht. Der <strong>Asyl</strong>antrag des späteren Bombenlegers<br />
Mohamed Daleel wurde im Dezember 2014 abgelehnt,<br />
weil er aus dem sicheren Drittstaat Bulgarien<br />
gekommen war. Doch zur Rückführung dorthin<br />
kam es nicht – unter anderem, weil Harald Weinberg,<br />
Nürnberger Bundestagsabgeordneter der<br />
Linkspartei, sich für sein Bleiberecht einsetzte, sodass<br />
Daleels Abschiebung im Februar 2015 ausgesetzt<br />
wurde. Erst Mitte Juli 2016 – also 16 Monate<br />
später! – wurde dem Syrer mitgeteilt, dass<br />
er jetzt ausreisen müsse – und auch dagegen hätte<br />
er noch einen Monat lang Zeit zum Widerspruch<br />
gehabt. Weinberg bereute übrigens auch nach der<br />
Bluttat seinen Einsatz für Daleel nicht: «Nach allem,<br />
was ich damals wusste, würde ich heute wieder<br />
so entscheiden.»<br />
Totaler Kontrollverlust<br />
Von Anfang an profitierten die Killer von der –<br />
von oben angeordneten! – Passivität des Staates.<br />
Der Würzburger Täter reiste im Juni 2015 ein, also<br />
sogar noch vor Beginn der großen Flut, und trotzdem<br />
schaffte es die Bundespolizei schon zu diesem Zeitpunkt<br />
meistens nicht, von <strong>Asyl</strong>bewerbern Fingerabdrücke<br />
zu nehmen – so rutschte auch Ahmadzai<br />
durch. Personaldokumente hatte er ebenfalls nicht<br />
vorzuweisen – dennoch glaubte man seiner Angabe,<br />
dass er erst 16 Jahre alt sei. Deswegen durfte er<br />
«das für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge übliche<br />
Prozedere» durchlaufen und gleich erhebliche<br />
Privilegien in Anspruch nehmen: «einen möglichst<br />
sofortigen Zugang zu Schule und Ausbildung, Inobhutnahme<br />
durch das Jugendamt, Unterbringung in<br />
einer speziellen Unterkunft» (FAZ, 22. Juli 2016). Als<br />
dieser Skandal nach dem Würzburger Attentat «quälende<br />
Fragen nach der sicherheitspolitischen Lage in<br />
Deutschland» (ebenda) aufwarf, verteilte das Bundesamt<br />
für Migration und Flüchtlinge ein Placebo.<br />
«Alle Flüchtlinge in Deutschland seien mittlerweile<br />
registriert und polizeilich überprüft», wurde eine Behördensprecherin<br />
elf Tage später zitiert. Das stieß<br />
tags darauf selbst dem systemkonformen Mitteldeutschen<br />
Rundfunk sauer auf: «Zweifel sind erlaubt,<br />
schließlich sprechen Landespolitiker wie Ministerpräsident<br />
[Reiner] Haseloff in Magdeburg von<br />
100.000 oder mehr Menschen, die illegal kamen und<br />
von denen niemand weiß, wo sie leben.»<br />
Wie jemand «polizeilich überprüft» werden kann,<br />
der keine Personaldokumente vorzuweisen hat, ist<br />
ohnedies ein Rätsel. Das traf im Januar 2016 auf<br />
satte 77 Prozent der <strong>Asyl</strong>forderer zu – so die FAZ<br />
mit Verweis auf die Bundespolizei. Eine besondere<br />
Schwachstelle sind die unbegleiteten minderjährigen<br />
Flüchtlinge, die als besonders schutzbedürftig<br />
eingestuft und deshalb mit Samthandschuhen angefasst<br />
werden. Dabei ist es gerade diese Gruppe,<br />
die nach Angaben des Schweriner Innenministers<br />
Lorenz Cafier (CDU) «immer wieder durch Gewalt<br />
und Straftaten» auffalle – der Würzburger Mordbube<br />
war nur der bis dato schlimmste Fall. Im April<br />
2016 meldete das Bundesinnenministerium, dass<br />
8.629 minderjährige <strong>Asyl</strong>bewerber vermisst wer-<br />
42
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ein mörderischer Sommer<br />
den – keiner weiß, wie viele davon in illegale Kriminalität<br />
und Prostitution gezwungen wurden oder<br />
sich dem IS angeschlossen haben. Der Verfassungsschutz<br />
warnt jedenfalls schon seit Längerem, dass<br />
die Teenager «ein häufiges Ziel von Anwerbeversuchen<br />
islamistischer Extremisten» sind. «In den<br />
vergangenen Monaten seien mehr als 300 Fälle registriert<br />
worden», resümierte die FAZ am 20. Juli.<br />
Gefälschte Pässe<br />
Die Hauptverantwortliche dieser falschen Toleranzpolitik<br />
ist die Bundeskanzlerin. Sie hat die Richtlinienkompetenz<br />
über ihre Minister – und deshalb<br />
geht auf ihr Konto, dass <strong>unsere</strong> Grenzen so durchlässig<br />
wurden. Besonders verheerend für die Sicherheitslage<br />
war, dass sie am 4. September 2015 den<br />
förmlichen Verzicht auf alle Einreisekontrollen anordnete<br />
– in der Folge konnten Dschihadisten noch<br />
leichter ins Land kommen.<br />
So waren drei der acht IS-Attentäter, die am 13.<br />
November 2015 in Paris 130 Menschen töteten und<br />
352 verletzten, über das dank Merkel sperrangelweit<br />
geöffnete Einfallstor in Südosteuropa eingereist.<br />
Trotzdem verkündete Bundesjustizminister<br />
Heiko Maas damals dreist, es gebe «keine Verbindung<br />
zwischen Terror und Flüchtlingen».<br />
Nicht anders war es bei der Anschlagsserie am<br />
22. März 2016 in der belgischen Hauptstadt, mit 35<br />
Toten und über 300 Verletzten: «Zumindest drei der<br />
Attentäter von Brüssel sind als Flüchtlinge getarnt<br />
über die Balkanroute in die EU eingereist», meldete<br />
die Kronen Zeitung am 31. März. Später wurde klar,<br />
dass noch mehr Killer sich als <strong>Asyl</strong>bewerber kostümiert<br />
hatten. «Die IS-Terroristen, so glauben die<br />
französischen Ermittler inzwischen, reisten mehrheitlich<br />
als syrische Flüchtlinge getarnt auf der sogenannten<br />
Balkanroute in die Europäische Union»,<br />
referierte die Welt am 6. April den Ermittlungsstand.<br />
Auch dieses Mal versuchte Maas abzuwiegeln:<br />
«Die Terroristen sind keine Flüchtlinge», erklärte er.<br />
Als Organisator fungierte in beiden Fällen Salah<br />
Abdeslam, der Bruder eines der Selbstmordbomber<br />
vom 13. November 2015. Er pendelte immer wieder<br />
zwischen Griechenland und den späteren Anschlagsorten<br />
hin und her. Am 8. und 9. September 2015 fuhr<br />
er zum Beispiel gezielt von Belgien nach Budapest<br />
und parkte dort unweit des Ostbahnhofes, wo sich<br />
zu diesem Zeitpunkt Tausende von Syrern und anderen<br />
angeblichen Flüchtlingen in Erwartung der Weiterreise<br />
nach Mitteleuropa gesammelt hatten. Das<br />
Datum steht in unmittelbarer Verbindung mit dem<br />
Wegfall der deutschen Grenzkontrollen, den Merkel<br />
vier Tage zuvor verfügt hatte. Abdeslam erkannte<br />
offensichtlich, dass diese Situation günstig war,<br />
um mordlustige Dschihadisten zu schleusen. Erwiesen<br />
ist jedenfalls, dass er auf dem Rückweg Mohamed<br />
Belkaid und Nadschim Lachraoui im Auto hatte:<br />
den angeblichen Logistiker der Pariser Anschläge<br />
und einen der Attentäter vom Brüsseler Flughafen.<br />
Das Verblüffende: Die Killer wiesen sich beim<br />
Betreten von Schengen-Europa zumeist mit gefälschten<br />
Pässen als Syrer aus. Auf diese Idee hatte<br />
sie Merkel höchstpersönlich gebracht: Sie ordnete<br />
bereits in den letzten Augusttagen 2015 an,<br />
dass Flüchtlinge aus diesem Bürgerkriegsland unter<br />
Bruch des Dublin-Abkommens auf jeden Fall in<br />
Deutschland einreisen könnten und nicht in den<br />
Staat, wo sie zuerst in die EU gekommen waren,<br />
zurückgeschoben werden dürften.<br />
«Die Terroristen sind keine Flüchtlinge.»<br />
<br />
Heiko Maas<br />
Aber die Schuld der Bundeskanzlerin ist noch<br />
größer. Es stimmt nämlich nicht, wie die Leitmedien<br />
behaupten, dass man die gefälschten Personaldokumente<br />
nicht hätte entdecken können – weil es<br />
sich dabei gar nicht um Fälschungen handelte, sondern<br />
um originale Blankopässe, von denen der IS<br />
und die verbündete al-Nusra-Front schon 2015 insgesamt<br />
3.800 gestohlen hatten. Dabei wird geflissentlich<br />
übergangen, dass man die Inhaber dieser<br />
Papiere sehr wohl hätte identifizieren können, denn:<br />
«Die Nummern der gestohlenen Pässe sind den Behörden<br />
bekannt und zur Fahndung ausgeschrieben.<br />
Die Informationen gab Griechenland bereits im Juni<br />
in das Schengeninformationssystem (SIS) ein» (Berliner<br />
Zeitung, 24.9.2015). Hätte die Bundeskanzlerin<br />
also Anfang September des Jahres die Grenzkontrollen<br />
nicht aufheben und stattdessen jedes Ausweis-<br />
Siegesfeiern nach dem Einmarsch<br />
in Ungarn. Die Magyaren schlossen<br />
im Oktober 2015 als erstes europäisches<br />
Land ihre Grenzen für<br />
Illegale – gegen das Wutgeheul des<br />
bunten Establishments in Berlin und<br />
Brüssel. Foto: picture alliance / dpa<br />
Syrien-Dschihadisten<br />
aus Deutschland<br />
Aus Deutschland stammende<br />
Gotteskrieger<br />
120<br />
200<br />
240<br />
270<br />
300<br />
400<br />
450<br />
550<br />
60<br />
600<br />
700<br />
Quelle: Verfassungsschutz<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
12/2014<br />
01/2015<br />
06/2013<br />
08/2013<br />
10/2013<br />
12/2013<br />
01/2014<br />
02/2014<br />
08/2014<br />
09/2014<br />
05/2015<br />
43
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ein mörderischer Sommer<br />
44<br />
Das <strong>Asyl</strong>recht im<br />
Grundgesetz<br />
In Artikel 16a heißt es:<br />
(1) Politisch Verfolgte genießen<br />
<strong>Asyl</strong>recht.<br />
(2) Auf Absatz 1 kann sich nicht<br />
berufen, wer aus einem Mitgliedstaat<br />
der Europäischen Gemeinschaften<br />
oder aus einem<br />
anderen Drittstaat einreist, in<br />
dem die Anwendung des Abkommens<br />
über die Rechtsstellung<br />
der Flüchtlinge und der<br />
Konvention zum Schutze der<br />
Menschenrechte und Grundfreiheiten<br />
sichergestellt ist. Die<br />
Staaten außerhalb der Europäischen<br />
Gemeinschaften, auf die<br />
die Voraussetzungen des Satzes<br />
1 zutreffen, werden durch<br />
Gesetz, das der Zustimmung<br />
des Bundesrates bedarf, bestimmt.<br />
In den Fällen des Satzes<br />
1 können aufenthaltsbeendende<br />
Maßnahmen unabhängig von<br />
einem hiergegen eingelegten<br />
Rechtsbehelf vollzogen werden.<br />
(3) Durch Gesetz, das der Zustimmung<br />
des Bundesrates bedarf,<br />
können Staaten bestimmt<br />
werden, bei denen auf Grund<br />
der Rechtslage, der Rechtsanwendung<br />
und der allgemeinen<br />
politischen Verhältnisse gewährleistet<br />
erscheint, dass dort<br />
weder politische Verfolgung<br />
noch unmenschliche oder erniedrigende<br />
Bestrafung oder Behandlung<br />
stattfindet. (…)<br />
(4) Die Vollziehung aufenthaltsbeendender<br />
Maßnahmen wird<br />
in den Fällen des Absatzes 3<br />
und in anderen Fällen, die offensichtlich<br />
unbegründet sind oder<br />
als offensichtlich unbegründet<br />
gelten, durch das Gericht<br />
nur ausgesetzt, wenn ernstliche<br />
Zweifel an der Rechtmäßigkeit<br />
der Maßnahme bestehen (…).<br />
(5) Die Absätze 1 bis 4 stehen<br />
völkerrechtlichen Verträgen von<br />
Mitgliedstaaten der Europäischen<br />
Gemeinschaften untereinander<br />
und mit dritten Staaten<br />
nicht entgegen (…).<br />
Geld gibt es in Germoney auch,<br />
wenn die Fahne falsch herum hängt.<br />
Foto: picture alliance / AP Photo<br />
dokument der Einreisenden überprüfen lassen, hätten<br />
durch SIS-Abgleich alle verdächtigen Personen<br />
sofort festgenommen und eingesperrt werden können.<br />
Nur weil das nicht geschah, konnten die Gotteskrieger<br />
durchschlüpfen und auf ihre Stunde warten.<br />
Merkel contra Sicherheit<br />
Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen<br />
gab Mitte April 2016 zu, dass man die Situation<br />
«zunächst falsch eingeschätzt» habe: Man habe<br />
es «für unwahrscheinlich gehalten, dass der IS den<br />
Flüchtlingsstrom nutzen» werde. Maaßen weiter:<br />
«Wir dachten, das Risiko sei schlichtweg viel zu<br />
hoch. Mittlerweile wissen wir: Was den IS angeht,<br />
müssen wir eben auch dazulernen.» Das «islamistisch-terroristische<br />
Potential» in der Bundesrepublik<br />
beziffert er auf 1.100 Personen, hinzu kämen<br />
8.650 Salafisten.<br />
Maaßen warnte schon damals vor Anschlägen<br />
auch bei uns: «Deutsche Städte werden in einem<br />
Zusammenhang mit anderen Metropolen wie Paris,<br />
London oder Brüssel genannt.» Der Axtschlächter<br />
von Würzburg und der Bombenleger von Ansbach<br />
zeigen, wie Recht er mit dieser Warnung hatte.<br />
Mittlerweile ist auch klar, «dass beide Männer<br />
mehrfach Kontakte zu Personen hatten, die mutmaßlich<br />
dem Islamischen Staat (IS) angehören, und<br />
dass sie bei der Ausführung ihrer Anschläge bis in<br />
deren Einzelheiten hinein gesteuert wurden» (FAZ,<br />
6. August 2016).<br />
Die Chefs von Bundespolizei und BND, Dieter Romann<br />
und Gerhard Schindler, hatten, zusammen mit<br />
Maaßen, schon im Herbst 2015 ein Ende der naiven<br />
Refugees-welcome-Politik gefordert. «Aufstand<br />
gegen Merkel?» fragte Die Welt Ende Oktober. «Sicherheitsbehörden<br />
warnen wegen der Flüchtlingskrise<br />
vor totalem Kontrollverlust. Sie halten den<br />
Kurs der Kanzlerin für brandgefährlich – und fordern<br />
die Schließung der Grenzen.» Jan Fleischhauer,<br />
einer der wenigen Realisten bei Spiegel-Online,<br />
erzählt das Trauerspiel weiter: «Im Kanzleramt hörte<br />
man sich ihre Sorgen an, aber man hatte immer<br />
neue Gründe, warum eine Abriegelung nicht möglich<br />
sei. Die Lage in Griechenland. Technisch nicht<br />
machbar. Zum Schluss hieß es, wenn Deutschland<br />
seine Grenze dichtmache, hätte das einen Krieg auf<br />
dem Balkan zur Folge. Wer einen der drei obersten<br />
Sicherheitsexperten in diesen Wintertagen traf,<br />
konnte ihre Verzweiflung mit Händen greifen.»<br />
Selbst nach dem blutigen Sommer 2016 will die<br />
Rautenfrau nicht auf ihre Sicherheitsexperten hören.<br />
«Nach <strong>unsere</strong>r Auffassung – nach meiner Auffassung,<br />
aber auch nach Auffassung der [EU-]Kommission<br />
– ist eine Zurückweisung eines <strong>Asyl</strong>suchenden<br />
nicht möglich», verkündete sie apodiktisch auf<br />
der Pressekonferenz am 28. Juli. «Damit ist eine<br />
Auffassung vom Tisch, die im Oktober vorigen Jahres<br />
auf vier dichtbeschriebenen Seiten von Fachleuten<br />
des Bundesinnenministeriums ausgearbeitet<br />
worden war, allerdings nicht als offizielle Position<br />
des Hauses. Die Autoren kamen ausdrücklich<br />
zu dem Schluss, dass auch die Dublin-Verordnung<br />
die Zurückweisung in einen sicheren Drittstaat zulasse»,<br />
kommentierte die FAZ. Das war gegenüber<br />
der Kanzlerin sehr höflich formuliert.<br />
Tatsächlich sind solche Zurückweisungen laut<br />
Dublin-Vertrag, vor allem aber gemäß Grundgesetz<br />
keineswegs nur zulässig, sondern zwingend vorgeschrieben,<br />
wenn ein Antragsteller aus einem sicheren<br />
Drittstaat – und das sind ausnahmslose alle<br />
an <strong>unsere</strong>n Grenzen – kommt. Nur wer auf dem Luftoder<br />
Seeweg deutsches Territorium erreicht, kann<br />
demnach <strong>Asyl</strong> beantragen. Deswegen gingen einige<br />
der damaligen Eingaben aus dem Innenministerium<br />
auch wesentlich weiter, als es die Merkel-Presse<br />
heute noch wahrhaben will. Wörtlich hieß es in<br />
einem der sogenannten Non-Papers, verfasst von<br />
einem «hochrangigen Sicherheitsmann aus dem<br />
Bundesapparat» (Die Welt), in Bezug auf Abweisungen<br />
an der Grenze: «Die Bundespolizei ist hierzu<br />
nach dem Aufenthaltsrecht verpflichtet; gegenteilige<br />
Weisungen der Bundesregierung sind rechtswidrig.»<br />
Ein weiterer «hochrangiger Beamter»,<br />
dessen Namen das Blatt ebenfalls nicht preisgab,<br />
argumentierte ähnlich: «Entgegenstehende Weisungen<br />
sind rechtswidrig und führen zur Strafbarkeit<br />
(…) wegen Anstiftung oder Beihilfe zur illegalen<br />
Einreise von Ausländern (…).» Damit wurden<br />
die Polizisten zur Meuterei aufgerufen; allerdings<br />
wäre das eine Meuterei im Sinne des Recht – gegen<br />
eine Regierungschefin, die den Rechtsbruch notorisch<br />
gemacht hat.
Alles Amok – oder was?<br />
_ von Marc Dassen<br />
Neun Tote und kein Einzeltäter: Das Blutbad in München am 22. Juli 2016 wurde von<br />
Staat und Medien fein säuberlich von den islamistischen Anschlägen in derselben<br />
Woche separiert. Der Mörder sei ein rechtsradikaler Deutsch-Iraner gewesen, will<br />
man uns einreden. Eine Spurensuche vor Ort verstärkt meine Zweifel.<br />
Wieder einmal soll es ein Einzeltäter gewesen<br />
sein, wieder einmal ein Depressiver. Dabei hatte es<br />
zunächst ganz andere Berichte gegeben: Bis in die<br />
späten Abendstunden gingen die Behörden von einer<br />
«Terrorlage» aus. Tausende Polizisten, dazu die<br />
Sondereinheiten GSG9 und die österreichische Cobra,<br />
waren im Einsatz, Feldjäger der Bundeswehr<br />
standen in Reserve – es war die vielleicht größte<br />
Operation der Sicherheitsorgane seit Bestehen<br />
der Bundesrepublik. Kein Wunder: Hunderte Zeugen<br />
hatten von mehreren Schützen mit «Langwaffen»,<br />
also Gewehren, auch in der Innenstadt berichtet.<br />
CNN telefonierte mit einer Zeugin, die am<br />
Tatort Allahu-akbar-Rufe gehört haben wollte. US-<br />
Präsident Barack Obama hielt eine Ansprache. Und<br />
das alles wegen des Amoklaufs eines verstörten<br />
Teenagers – so die offizielle Version, auf die sich<br />
Staat und Medien in den frühen Morgenstunden<br />
des 23. Juli festlegten?<br />
Es gab einfach zu viele Widersprüche in der Story,<br />
die mich nicht ruhen ließen. Ich musste los, mir<br />
selbst ein Bild machen. Ich fuhr nach München.<br />
Falsche Fährte nach rechts<br />
Die Tür des Aufzuges öffnet sich mit einem leisen<br />
Quietschen. Ich trete ein, fahre in den fünften<br />
Stock, um dort den wohl berühmtesten Augenzeugen<br />
im Fall München zu interviewen: Thomas Salbey<br />
– der Baggerfahrer, der von seinem Balkon aus<br />
mit dem mutmaßlichen Amokläufer auf dem Oberdeck<br />
eines Parkhauses gestritten, sogar eine Bierflasche<br />
nach ihm geworfen hat. Noch während der<br />
Fahrstuhl aufwärts rumpelt, fällt mir wieder ein,<br />
was der angebliche Amokläufer Ali David Sonboly<br />
zu Salbey sagte: «Jetzt muss ich ’ne Waffe kaufen…»<br />
Moment mal: Hatte er nicht gerade eine Pistole<br />
in der Hand? Ebenso rätselhaft der Satz: «Ich<br />
habe nichts getan.» Wie konnte er das behaupten,<br />
wo er doch gerade neun Menschen hingerichtet<br />
hatte? War er verwirrt? Ich frage auch Salbey.<br />
«Der hatte die Ruhe weg», erzählt er mir.<br />
Später stehe ich wieder vor dem Klingelbrett im<br />
Erdgeschoss, da fällt mir der Name M. A. Shehab<br />
auf. Als die Reporter von Spiegel TV bei ihm waren,<br />
Vorgriff auf <strong>unsere</strong> Zukunft? Wehrlose<br />
Deutsche werden nach den<br />
Todesschüssen in München am 22.<br />
Juli 2016 aus der Gefahrenzone<br />
eskortiert. Foto: picture alliance/<br />
SZ Photo<br />
Nachbarn und Bekannte<br />
bezeichnen<br />
Ali als «guten Menschen».<br />
45
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ein mörderischer Sommer<br />
Auch die von Bild und anderen Medien verbreitete<br />
Behauptung, dass bei Ali das «Breivik-Manifest»<br />
gefunden worden sei, in dem der norwegische<br />
Massenmörder seine Tat vor genau fünf Jahren<br />
rechtfertigte, musste das Landeskriminalamt<br />
später dementieren. Nicht einmal das Gerücht, der<br />
Junge habe selbst ein Manifest verfasst, bewahrheitete<br />
sich.<br />
Das Schweigegebot<br />
46<br />
Am Abend des 22. Juli 2016 in der<br />
Innenstadt: Polizisten führen einen<br />
weiteren Verdächtigen ab. Mittlerweile<br />
gilt Sonboly jedoch als Einzeltäter.<br />
Foto: Johannes Simon/Getty<br />
Images<br />
Ali David Sonboly. Fotos: Hamburger<br />
Morgenpost<br />
erzählte er ihnen, dass ihm der Mann auf dem Parkdeck<br />
«normal» vorgekommen sei. Ich klingele. Zweimal.<br />
Dreimal. Kein Glück. Auch in den kommenden<br />
Tagen öffnet mir keiner. Durch Zufall erfahre ich von<br />
einer Nachbarin, dass er rund 48 Stunden nach den<br />
Ereignissen «bei Nacht und Nebel» ausgezogen ist.<br />
Ein wichtiger Zeuge ist verschwunden.<br />
Sind der kaltblütige Killer vor dem McDonalds<br />
und der verpeilte Teenager auf dem Parkhausdach<br />
überhaupt ein und dieselbe Person? Nachbarn und<br />
Bekannte bezeichnen Ali, der in seiner Nachbarschaft<br />
Zeitungen austrug, als «guten Menschen» –<br />
nett, bestens erzogen und hilfsbereit. In psychiatrischer<br />
Behandlung war er dennoch: wegen Depressionen<br />
und Angstzuständen, die von jahrelangen<br />
Misshandlungen durch Migrantenkids herrührten.<br />
Es dauerte nicht lange, da wurde der Deutsch-<br />
Iraner als Rechtsextremist bezeichnet. Die Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung wollte das aus «Sicherheitskreisen»<br />
erfahren haben. «Der Täter von München<br />
war ein Rassist mit rechtsextremistischem<br />
Weltbild», hieß es da. Adolf Hitler und Anders<br />
Breivik seien seine Idole gewesen, er selbst soll<br />
sich als «Arier» gesehen haben. Die zuständige<br />
Staatsanwaltschaft München I widersprach: «Eine<br />
rechtsextreme Motivation» könne «nach derzeitiger<br />
Erkenntnislage nicht bestätigt werden», sagte ihr<br />
Sprecher Florian Weinzierl.<br />
Zurück am Tatort, stehe ich vor der McDonalds-<br />
Filiale. Hier soll Ali mit gezogener Pistole aus der<br />
Toilette gekommen und fünf Menschen routiniert<br />
erschossen haben, bevor er auf die Straße trat und<br />
drei weitere Jugendliche in den Tod schickte. Das<br />
Mordwerkzeug: Eine halbautomatische Glock17 –<br />
laut Polizei eine aufbereitete «Theaterwaffe» aus<br />
der Slowakei, bestellt im sogenannten Darknet. Von<br />
Waffenkundigen erfahre ich, dass eine solche «kastrierte»<br />
Pistole nur mit größtem Aufwand wiederhergestellt<br />
werden kann, wenn überhaupt. Selbst<br />
dann lässt sie nur Einzelschüsse zu, kein Dauerfeuer.<br />
Wo hat der erstaunlich zielsichere 18-Jährige –<br />
mit 57 Kugeln traf er neun Mal tödlich, 16 Menschen<br />
wurden verletzt – das Schießen und Töten<br />
überhaupt gelernt? Durch Computerspiele? Während<br />
eines Aufenthalts im Iran, wie manche Medien<br />
nun berichten?<br />
Eine Zeugin schwört, dass der<br />
Tote vor ihrem Haus Rechtshänder<br />
war – der Killer aber schoss<br />
mit links.<br />
Augenzeugen zu den tödlichen Minuten vor<br />
dem Schnellrestaurant finde ich keine – die McDonalds-Filiale<br />
ist komplett verrammelt, die Zentrale<br />
des Konzerns wimmelte mich telefonisch ab.<br />
Stattdessen begebe ich mich auf das berühmte<br />
Parkhausdach. Auf den vielen Videos von dort<br />
ist der mutmaßliche Täter kaum zu erkennen. Mit<br />
dem Schützen vor dem McDonalds hat der Typ kaum<br />
Ähnlichkeit. Körperbau und Gang passen nicht, der<br />
rote Rucksack ist nicht zu sehen. Umso merkwürdiger,<br />
dass die Bild-Zeitung plötzlich ein hochauflösendes<br />
Foto vom Parkdeck nachlieferte, das den<br />
Amokläufer allerdings nur von hinten zeigt. Jetzt<br />
passt scheinbar alles. Doch woher kommt dieses<br />
Foto? Warum nahm man nicht eins, dass sein Gesicht<br />
zeigt? Gerne hätte ich die Familie dazu befragt<br />
und sie gebeten, ihn auf den Videos zu identifizieren:<br />
Unmöglich. Sie alle werden nach Morddrohungen<br />
von der Polizei abgeschirmt.
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ein mörderischer Sommer<br />
Auf einem der Videos vom Parkdeck sieht man,<br />
wie Ali seelenruhig umherschlendert und dann von<br />
der Polizei beschossen – und anscheinend sogar getroffen<br />
– wird. Der Mann in Schwarz hält sich den<br />
Bauch, während er hektisch das Weite sucht. Hier<br />
verliert sich seine Spur für mehr als zwei Stunden.<br />
Später wird es heißen, er habe es irgendwie geschafft,<br />
die Polizisten auszutricksen, versteckt in einer<br />
der vielen Tiefgaragen in der Nähe.<br />
Am nächsten Tag fahre ich ins Olympia-Einkaufszentrum<br />
(OEZ). Dort war am meisten geschossen worden,<br />
auch wenn es nur einen Toten gab – aber viele<br />
Verletzte. Was mir sofort auffällt: An Eingang jedes<br />
einzelnen der zwei Dutzend Geschäfte in Schussweite<br />
befinden sich Kameras. Was auch immer hier passiert<br />
ist, wurde lückenlos aufgezeichnet. Warum hat<br />
man der Öffentlichkeit bisher nicht einmal ein Standbild<br />
gezeigt, um zu verifizieren, ob es tatsächlich nur<br />
einen Täter gab, der das Blutbad anrichtete? Ich beschließe,<br />
in allen Läden rund um den Tatort nachzufragen,<br />
und beginne in der Parfümerie Douglas direkt vor<br />
den Rolltreppen zum Untergeschoss. Schon aus der<br />
Ferne sehe ich die abweisende Miene des Geschäftsführers.<br />
Als ich mich noch vorstelle, fällt er mir ins<br />
Wort: «Nein, wir geben keine Auskunft, ok?», raunt<br />
er. «Wissen Sie was hier los war?», fährt er mich an.<br />
«Nein», gebe ich zu, «deshalb bin ich ja hier». Das Gespräch<br />
ist beendet, ich werde des Ladens verwiesen.<br />
Diese Szene wiederholt sich in den nächsten<br />
Stunden etwa 20 Mal. Ein junger Typ, Mitarbeiter<br />
in einem Café ganz in der Nähe, will gerade ansetzen,<br />
als sein Chef ihn beiseite schiebt: «Wir äußern<br />
uns nicht dazu.» Als ich das Gespräch mit dem Leiter<br />
eines Modegeschäfts beginne und ihn frage, ob er<br />
etwas gesehen hat, blickt er mich schweigend an.<br />
«Ich war hier», sagt er und wirkt dabei wie traumatisiert.<br />
Als ich ihn frage, was er gesehen hat, flackert<br />
unverkennbar Angst in seinen Augen auf, die<br />
Mundwinkel zittern. «Ich kann dazu nichts sagen.» –<br />
«Kann nicht, will nicht oder darf nicht?», frage ich<br />
frech. Er antwortet nicht. Ich bin schon fast wieder<br />
weg, da höre ich ihn flüstern: «Ich kann nur sagen,<br />
es war anders, aber mehr…» Er verstummt.<br />
Der Tote von der Isar<br />
Ich beschließe, zur nahegelegenen Henckystraße<br />
zu laufen, wo sich der angebliche Amokläufer erschossen<br />
hat. Hier treffe ich Gabriele M., die genau<br />
gesehen haben will, wie er abdrückte. Als ich mir im<br />
achten Stock zeigen lasse, von wo genau sie alles<br />
beobachtet hat, stelle ich verdutzt fest, dass Bäume<br />
die Sicht auf den Tatort verdecken.<br />
von McDonalds und vom OEZ-Parkhaus war ganz in<br />
Schwarz. Wie passt das zusammen? Auffällig ist:<br />
Stunden bevor die Polizei den Selbstmord in der<br />
Henckystraße gemeldet hatte, wollte sie die Leiche<br />
des Attentäters «in einer Nebenstraße an der<br />
Isar» gefunden haben, ebenfalls mit einem Kopfschuss.<br />
Das meldete der Radiosender RTF1 mit Bezug<br />
auf eine Pressekonferenz der Polizei um 22:35<br />
Uhr. Man beachte: Die Isar ist fünf Kilometer von<br />
der Henckystraße entfernt. Und: Von diesem Toten<br />
war später nie mehr die Rede. Wäre interessant<br />
zu wissen, was er für ein T-Shirt trug… Die Polizei<br />
versuchte die Sache mit dem Kleiderwechsel von<br />
Ali später damit zu erklären, dass es eine «Eigenart»<br />
von ihm gewesen sei, zwei T-Shirts übereinander<br />
zu tragen…<br />
Der Tote in der Henckystraße trägt<br />
ein blaues T-Shirt, der Schütze auf<br />
den Videos ein schwarzes.<br />
Noch etwas lässt mich daran zweifeln, dass<br />
der tote Deutsch-Iraner der Mehrfachmörder von<br />
McDonalds und OEZ war: Der Schütze auf den Videos<br />
ist Linkshänder. Doch Maria S., eine Anwohnerin<br />
in der Henckystraße, schwört mir gegenüber<br />
Stein und Bein, dass sie gesehen hat, wie die Polizei<br />
dem Selbstmörder die Waffe aus der rechten<br />
Hand nahm.<br />
Falsche Spuren<br />
Dank Internet wurde die offizielle<br />
Version von vielen Menschen<br />
sehr schnell angezweifelt. Einige<br />
der umstrittenen Punkte<br />
konnten aber geklärt werden.<br />
Geister-Video: In dem Clip,<br />
der die Schüsse vor McDonalds<br />
zeigte, sah es für viele so aus,<br />
als ob der Täter aus dem Nichts<br />
ins Bild springt – sie vermuteten,<br />
er sei nachträglich eingebaut<br />
worden. Doch eine Recherche<br />
von Fachleuten bei<br />
quer-denken.tv bewies: Das<br />
war nur bei schlecht aufgelösten<br />
Kopien der Fall, nicht im Original-Video.<br />
Falsche Schuhe: Es kursierte<br />
ein Foto des Selbstmörders, das<br />
ihn mit weißen Schuhen zeigt –<br />
nicht mit schwarzen wie auf den<br />
Videos. Doch das Bild stammt<br />
vom April 2016.<br />
Falsche Fotos: Einige besonders<br />
blutrünstige Aufnahmen<br />
waren Jahre alt und stammten<br />
nicht aus dem OEZ, sondern<br />
aus einem südafrikanischen Einkaufszentrum<br />
nach einem Feuerüberfall.<br />
Von seinem Balkon aus konnte Thomas<br />
Salbey – hier mit <strong>COMPACT</strong>-<br />
Redakteur Marc Dassen – das<br />
Olympia-Einkaufszentrum sehen.<br />
Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Auf Videos und Bildern erkennt man, dass der<br />
Mann, der da in seinem Blut liegt, ein blaues<br />
T-Shirt mit weißer Aufschrift trägt. Aber der Täter<br />
47
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1
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ein mörderischer Sommer<br />
Bombenstimmung in Chemnitz<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
Der Rechtsstaat blamiert, die Polizei am Pranger: Ein Terrorist hält eine Großstadt in<br />
Angst und Schrecken, fährt anschließend gemütlich durch halb Sachsen und wird<br />
ausgerechnet von syrischen Landsleuten überwältigt, die selbst alles andere als<br />
unverdächtig sind.<br />
Deutschland gleicht Anfang Oktober 2016 einem<br />
Käfig voller Narren. Den ersten Orden wider<br />
den tierischen Ernst bekommt die Polizei. Sie erhielt<br />
einen heißen Tipp: Ein gewisser Dschaber Albakr<br />
sei in Chemnitz am Bombenbauen. Die Fahnder<br />
stellten sich aber bei der Observierung von dessen<br />
Wohnung so tollpatschig an wie Dick und Doof. Als<br />
der Islamist stiften ging, kamen die hochgelobten<br />
Sondereinsatzkräfte nicht hinterher, weil sie mit 35<br />
Kilo <strong>Spezial</strong>gerät pro Nase bepackt waren wie auf<br />
einer Polarexpedition. Immerhin machten sie von<br />
dem Araber noch ein ziemlich gutes Foto. Trotzdem<br />
konnte der Flüchtige ungestört seine Meldeadresse<br />
im über 100 Kilometer entfernten Eilenburg und<br />
anschließend den – komplett videoüberwachten! –<br />
Leipziger Hauptbahnhof erreichen.<br />
Fesselspiele im Plattenbau<br />
Zwei Tage später sieht man die syrische Fachkraft<br />
mit frisch rasiertem Kopf, rosa Wangen und<br />
neuem T-Shirt ganz gelöst auf einem Sofa, Mimik<br />
entspannt, Augen geschlossen. Die Idylle hat nur<br />
ein paar Schönheitsfehler: Zwischen den Lippen<br />
schimmert Blut, die Füße sind mit einem Verlängerungskabel<br />
gebunden. Um den Hals des jungen<br />
Mannes schlingt sich ein dünnes Ärmchen, das einem<br />
schmächtigen Wesen gehört. Dessen Kopf<br />
erkennt man nicht, wohl aber eine schlanke Taille<br />
und einen neckischen weißen Schmuckgürtel.<br />
Hat der Kerl mit irgendeiner Fatima oder einer orientalischen<br />
Schwulette Fesselspiele gemacht? Die<br />
Bild-Zeitung klärt auf, dass nicht Aphrodite, sondern<br />
Mars bei dieser Szene Regie geführt habe: Das<br />
Foto zeige den Terroristen nach seiner Überwältigung<br />
durch drei seiner eigenen Landsleute in einem<br />
Leipziger Plattenbau.<br />
Mit diesem Schnappschuss betritt die zweite<br />
Narrenriege die Bühne – die Journalisten. Im Unterschied<br />
zur Polizei, die zumindest ab und an etwas<br />
Selbstkritik durchschimmern lässt, sind die Pappnasen<br />
der Schreib-und-Quak-Zunft allerdings von<br />
keines Zweifels Blässe angekränkelt. Bild schreibt<br />
durchgängig nur noch von «Helden-Syrern», andere<br />
Blätter kupfern das ab. Jubel auch beim Focus: «Es<br />
ist eine Geschichte, wie sie sich Hollywoods Drehbuchautoren<br />
nicht besser hätten ausdenken kön-<br />
Das sächsische Industriezentrum<br />
trug zwischen 1953 und 1990 den<br />
Namen Karl-Marx-Stadt. Neben<br />
Stalinstadt (heute Eisenhüttenstadt)<br />
und Marxwalde (heute Neuhardenberg)<br />
war es die einzige nach einem<br />
Politiker benannte Stadt der DDR.<br />
Foto: By pixel-liebe, CC BY-SA 3.0,<br />
Wikimedia Commons<br />
Dschaber Albakr. Foto: www.medienservice.sachsen.de<br />
Die Observierer<br />
stellten sich so tollpatschig<br />
an wie<br />
Dick und Doof.<br />
49
Ausgabe 2/2015 | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de<br />
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Ein mörderischer Sommer<br />
Syrienflüchtling auf<br />
Terrorurlaub<br />
Terrorziel<br />
Europa<br />
Dschihad und Geheimdienste<br />
Paris-Massaker<br />
Blutspur nach London<br />
Genug ist genug<br />
Ulfkotte zur Islamisierung<br />
AfD ohne Lucke?<br />
Interview mit Björn Höcke<br />
Der letzte Papst<br />
Franziskus am Ende<br />
Dossier: Ebola<br />
Panik, Pharma und Profit<br />
«Der im Juni 2015 als Flüchtling<br />
anerkannte Albakr hielt<br />
sich zuletzt nach Erkenntnissen<br />
des Spiegel und anderer Medien<br />
mehrere Monate lang in<br />
der Türkei auf. (…) Unklar ist,<br />
wann Albakr genau in die Türkei<br />
aufbrach und wie oft er einund<br />
ausreiste. Dem MDR zufolge<br />
reiste Albakr im Herbst vergangenen<br />
Jahres zwei Mal in<br />
die Türkei und hielt sich auch einige<br />
Zeit in Syrien, in der Stadt<br />
[Dschihadistenhochburg] Idlib,<br />
auf. (…) Zwar durfte Albakr<br />
nach seiner Anerkennung als<br />
Flüchtling im Juni 2015 grundsätzlich<br />
verreisen – den Bestimmungen<br />
ohne Visum zufolge<br />
aber nur innerhalb der<br />
EU und nicht in sein Herkunftsland.<br />
Für die Türkei wäre ein Visum<br />
nötig gewesen. Mit welchen<br />
Dokumenten und auf welchem<br />
Weg gelang es dem Terrorverdächtigen<br />
also, unbemerkt<br />
zwischen der Türkei oder Syrien<br />
und Deutschland hin und<br />
her zu reisen?» (Spiegel Online,<br />
13.10.2016)<br />
<strong>COMPACT</strong> 2/2015.<br />
Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Hinter diesen Mauern wurde Albakr erhängt in seiner Zelle<br />
gefunden. Foto: picture alliance / dpa<br />
nen.» Der Spiegel beweist seine Recherchequalitäten<br />
und findet überall auf Facebook Araber, die<br />
sich bei der Fahndung beteiligt haben wollen. In<br />
diesem medialen Umfeld laufen auch Politiker zu<br />
Hochform auf: Johannes Kahrs (SPD), Jürgen Klimke<br />
(CDU) und André Hahn (Die Linke) fordern das<br />
Bundesverdienstkreuz für die Drei aus dem Plattenbau.<br />
Ich glaube, die Tagesschau endet danach mit<br />
dem Narrhallamarsch…<br />
Der Journaille fällt nicht auf, dass Oberheld Mohamed<br />
nicht recht erklären kann, warum der Terrorist<br />
ausgerechnet bei ihm aufkreuzte. «Woher Dschaber<br />
Albakr seine Telefonnummer hatte, weiß Mohamed<br />
nicht», erfährt der RTL-Reporter beim Gespräch mit<br />
ihm. Oder weiß er es nur zu gut, weil vereinbart war,<br />
dass der Bombenbauer auf der Flucht bei ihm untertauchen<br />
sollte? Und lieferte er ihn der Polizei aus,<br />
nachdem klar war, dass Albakrs Versagen die ganze<br />
Helfer-Combo gefährdete? Der jedenfalls zögert<br />
nicht, bei seiner ersten Vernehmung ganz explizit<br />
das Heldentrio als Komplizen anzuschwärzen.<br />
Politiker der Blockparteien forderten<br />
das Bundesverdienstkreuz für<br />
die angeblichen Helden.<br />
Ein reiner Racheakt, wie die Medien unterstellen?<br />
Der Dschihadist kann nicht mehr dazu befragt<br />
werden – ein paar Stunden später hängt er tot in<br />
seiner Zelle. «Fremdverschulden sei nahezu ausgeschlossen»,<br />
referiert die FAZ die Stellungnahme<br />
des sächsischen Justizministers. «Nahezu» ist das<br />
Wort, das besonders Freude macht.<br />
Drei Chinesen mit dem Kontrabass<br />
Zu der ganzen blutigen Posse hat FAZ-Herausgeber<br />
Berthold Kohler einen neuen Text auf einen<br />
alten Gassenhauer gedichtet: «Drei Ex-Syrer mit<br />
dem deutschen Pass, saßen auf der Straße und fingen<br />
sich schnell was, da kam die Polizei, fragt, was<br />
ist denn das, drei Ex-Syrer mit dem deutschen Pass.»<br />
Die Willkommens-Karnevalistin Angela könnte hinzufügen:<br />
Wolle mer se roilasse?<br />
50<br />
Dieses Bild soll den überwältigten Albakr in Leipzig zeigen.<br />
Foto: Screenshot Spiegel TV
Blutige Weihnacht<br />
Der Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz war<br />
über ein Jahr lang im Visier der Fahnder – trotzdem<br />
ließ man ihn gewähren.<br />
851
Ein Dschihadist im Paradies<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
52<br />
Der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt hätte verhindert<br />
werden können. Der Attentäter Anis Amri stand seit über einem Jahr<br />
unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden und hätte aufgrund<br />
zahlreicher Straftaten hinter Schloss und Riegel kommen müssen.<br />
Nach den GPS-Daten brachte<br />
Anis Amri den Lkw am Tag des<br />
Anschlags etwa gegen 15:30 Uhr in<br />
seinen Besitz. Foto: picture alliance<br />
/ Paul Zinken/dpa<br />
Amri war in Ravensburg<br />
inhaftiert<br />
– aber nach zwei<br />
Tagen kam er frei.<br />
Es gibt wohl keinen Anschlag in der Weltgeschichte,<br />
der so einfach hätte verhindert werden<br />
können wie der auf dem Berliner Breitscheidplatz<br />
am 19. Dezember 2016. Sicher, auch am 11. September<br />
2001 waren einige der mutmaßlichen Terroristen<br />
schon vorher auf dem Radar der Geheimdienste<br />
gewesen, und die Massenmörder von Madrid<br />
2004, von London 2005 oder von Paris 2015<br />
hatten ebenfalls zum Teil dicke Polizeiakten gehabt.<br />
Aber keiner dieser Selbstmordbomber hat sich über<br />
fast anderthalb Jahre im Vorfeld dermaßen oft verdächtig<br />
gemacht und die Sicherheitsbehörden wieder<br />
und wieder bis in die höchsten Gremien beschäftigt<br />
wie Anis Amri.<br />
Der Tunesier scheint es seit seiner Ankunft aus<br />
Italien im Sommer 2015 geradezu darauf angelegt<br />
zu haben, inhaftiert oder abgeschoben zu werden –<br />
so lauthals posaunte er seine Mordabsichten in<br />
der Gegend herum. Doch ihm geschah nichts. Die<br />
Staatsorgane, die uns Bürger vor Terror schützen<br />
sollen, berieten wieder und wieder über den Gefährder<br />
– aber jedes Mal ließen sie ihn weitermachen,<br />
ja unterstützten ihn sogar.<br />
Chronologie des Grauens<br />
Der Buchautor Jürgen Cain Külbel hat für den<br />
Fernsehsender RTdeutsch die Stationen des Staatsversagens<br />
im Falle Anis Amri zusammengestellt.<br />
Wir übernehmen seine Dokumentation bis zum<br />
Frühjahr 2016 ungekürzt:<br />
■■<br />
28. Juli 2015: Anis Amri boxt auf dem Gelände<br />
des Berliner Landesamts für Gesundheit und Soziales<br />
(Lageso) einem Wachmann mit der Faust<br />
ins Gesicht.<br />
■■<br />
Sommer 2015: Ein Informant des Landeskriminalamtes<br />
Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) erklärt,<br />
Amri habe von Attentaten gesprochen. Einen<br />
V-Mann habe er gefragt, ob der Schusswaffen<br />
besorgen könne.<br />
■■<br />
November 2015: Amri erkundigt sich bei einem<br />
V-Mann, ob der eine Kalaschnikow für einen<br />
Anschlag besorgen könnte; er wolle «etwas in<br />
Deutschland unternehmen».
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Blutige Weihnacht<br />
■■<br />
25. November 2015: LKA NRW: «Anis» habe gegenüber<br />
einem V-Mann behauptet, er könne «problemlos<br />
eine Kalaschnikow in Napoli besorgen».<br />
■■<br />
3. Dezember 2015: Ein V-Mann sagt, «Anis» wolle<br />
in Paris Kalaschnikows kaufen, um in Deutschland<br />
Anschläge durchzuführen.<br />
■■<br />
18. Dezember 2015: Feststellung, dass sich Amri<br />
am 14. Dezember 2015 für chemische Formeln<br />
zur Herstellung von Sprengmitteln interessierte.<br />
■■<br />
29. Dezember 2015: Verdeckte Überwachungsmaßnahmen<br />
bringen Hinweise auf Raub- und<br />
Diebstahlpläne in Berlin zur Finanzierung terroristischer<br />
Aktivitäten. Die Berliner Polizei regt ein<br />
Strafverfahren bei der Staatsanwaltschaft an –<br />
die lehnt ab.<br />
■■<br />
Januar 2016: Das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
(BfV) erklärt, Amri reise unter diversen<br />
Identitäten nach Berlin, Nordrhein-Westfalen,<br />
Niedersachsen, Baden-Württemberg, werbe «offensiv»<br />
darum, mit ihm Anschläge zu begehen.<br />
Waffen wolle er sich in der französischen Islamisten-Szene<br />
besorgen, das zum Kauf notwendige<br />
Geld durch Einbrüche und Überfälle.<br />
■■<br />
26. Januar 2016: Zeugnis des BfV mit Hinweis auf<br />
mögliches Eigentumsdelikt in Berlin durch Amri<br />
zur Erlangung von Geldmitteln zwecks Vorbereitung<br />
eines Anschlages mit Schnellfeuergewehren.<br />
Generalstaatsanwaltschaft (GStA) Berlin<br />
lehnt am 29. Januar 2016 Einleitung eines Strafverfahrens<br />
ab.<br />
■■<br />
2. Februar 2016. Amri kontaktiert über den Instant-Messaging-Dienst<br />
Telegram Mitglieder des<br />
Islamischen Staates (IS), bietet sich als Selbstmordattentäter<br />
an.<br />
■■<br />
17. Februar 2016: Verdacht, dass Amri einen<br />
Mann in Falkensee töten will, um so Geld zum<br />
Einkauf von Waffen und Sprengstoffen zu besorgen.<br />
■■<br />
18. Februar 2016: Ergebnis der Auswertung von<br />
Amris Handy durch das LKA Berlin: Er hat sich im<br />
Internet nach Anleitungen zum Bau von Rohrbomben<br />
und chemischen Formeln zur Sprengstoffherstellung<br />
erkundigt.<br />
■■<br />
24. Februar 2016: Verdeckte Maßnahmen ergeben,<br />
Amri will «im Auftrag Allahs töten».<br />
■■<br />
25. Februar 2016: Das LKA NRW regt beim Generalbundesanwalt<br />
ein Verfahren gegen Amri<br />
wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden<br />
Gewalttat (§ 89a StGB) an: Generalbundesanwalt<br />
gibt an Generalstaatsanwaltschaft<br />
GStA Berlin ab.<br />
■■<br />
März 2016: Berlin ermittelt gegen Amri wegen<br />
des Versuchs der Mittäterschaft in einem Tötungsdelikt.<br />
■■<br />
23. März 2016: Die GStA Berlin findet keinen<br />
ausreichenden Anfangsverdacht für ein Strafverfahren<br />
gemäß Paragraph 89a Strafgesetzbuch<br />
(StGB). Stattdessen wird ein Strafverfahren<br />
wegen des Verdachts des Versuchs der Beteiligung<br />
an einem Mord (Paragraph 30/ 211 StGB)<br />
eingeleitet.<br />
■■<br />
28. März 2016: V-Mann: Amri habe einen Selbstmordanschlag<br />
mittels Sprengstoffgürtel im Visier.<br />
Terrorbasis NRW<br />
Zwar sind in mehreren Bundesländern – höflich<br />
ausgedrückt – Versäumnisse im Falle Amris festgestellt<br />
worden. Doch in NRW war der <strong>Asyl</strong>bewerber<br />
gemeldet – und hier erfreute er sich besonderer<br />
Förderung durch die Behörden. Das dortige Landeskriminalamt<br />
(LKA) – oberster Dienstherr ist Innenminister<br />
Ralf Jäger – hatte bereits Ende 2015 Erkenntnisse<br />
darüber, dass der Tunesier in Deutschland<br />
«etwas machen» wolle und man damit rechnen<br />
müsse, dass er seine Anschlagspläne «ausdauernd<br />
und langfristig verfolgen» werde. Im Februar 2016<br />
hielt das LKA den Tunesier für so gefährlich, dass<br />
man beim Generalbundesanwalt ein Verfahren wegen<br />
«Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden<br />
Straftat» beantragte. Doch man ließ es dabei<br />
bewenden, die Observation zu verstärken – obwohl<br />
allein die Tatsache, dass Amri den ihm zugewiesenen<br />
Wohnsitz in NRW verlassen hatte und sich häufiger<br />
in Berlin aufhielt, also sein fortwährender Verstoß<br />
gegen die sogenannte Residenzpflicht, Handhabe<br />
zur Verhaftung geboten hätte.<br />
Aber es kommt noch doller: Amri benutzte mindestens<br />
14 Alias-Identitäten, um seine Reisen zu<br />
verschleiern und sich staatliche Stütze zu erschleichen.<br />
Tatsächlich erstattete das LKA im Frühjahr<br />
2016 Strafanzeige wegen Leistungsbetrugs und<br />
Urkundenfälschung – aber die Staatsanwaltschaft<br />
Duisburg lehnte es ab, deswegen einen Haftbefehl<br />
Mit diesem Foto suchten die Behörden<br />
Anis Amri. Foto: Bundeskriminalamt<br />
Im September und<br />
Oktober 2016 gab<br />
es drei alarmierende<br />
Hinweise ausländischer<br />
Dienste.<br />
Der SPD-Politker Ralf Jäger ist seit<br />
2010 Innenminister von Nordrhein-<br />
Westfalen. Foto: picture alliance /<br />
Federico Gambarini/dpa<br />
53
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Blutige Weihnacht<br />
Austritt aus Protest<br />
Die langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Erika Steinbach<br />
hat Mitte Januar 2017 ihren<br />
Parteiaustritt angekündigt.<br />
«Dass monatelang Menschen<br />
unidentifiziert mit Bussen<br />
und Zügen über die Grenze geschafft<br />
wurden, war keine Ausnahme,<br />
sondern eine gewollte<br />
Maßnahme entgegen <strong>unsere</strong>r<br />
gesetzlichen Regelungen und<br />
entgegen EU-Verträgen», sagte<br />
sie der Welt am Sonntag. Besonders<br />
brisant: Sie beschuldigte<br />
die Bundesregierung, absichtlich<br />
für illegale Einwanderung<br />
zu sorgen, geht also über die bei<br />
Merkel-Kritikern sonst übliche<br />
Kritik an Pleiten, Pech und Pannen<br />
weit hinaus.<br />
Erika Steinbach sitzt seit 1990 im<br />
Bundestag. Foto: Deutscher Bundestag,<br />
CC BY-SA 3.0 DE<br />
Am 23. Dezember 2016 wurde Amri<br />
in Sesto San Giovanni bei Mailand<br />
erschossen. Foto: picture alliance /<br />
Daniele Bennati/B&V/dpa<br />
zu beantragen. Auch nachdem Amri wegen der letztinstanzlichen<br />
Ablehnung seines <strong>Asyl</strong>antrages seit<br />
Mitte Juni 2016 «vollziehbar ausreisepflichtig» gewesen<br />
war, unternahmen die NRW-Behörden nichts.<br />
Immerhin war die Bundespolizei auf Zack, als sie<br />
den Gefährder Ende Juli 2016 in Friedrichshafen am<br />
Bodensee aufgriff: Er hatte gefälschte italienische<br />
Papiere und Drogen bei sich, und das reichte für die<br />
Einweisung in die Justizvollzugsanstalt Ravensburg.<br />
Doch nun kamen ihm wieder seine Schutzengel aus<br />
NRW zu Hilfe: In Absprache mit Innenminister Jäger<br />
wies die Ausländerbehörde Kleve die baden-württembergische<br />
Justiz darauf hin, dass die Haft unzulässig<br />
sei, weil Amris Abschiebung «aus Gründen,<br />
die der Ausländer nicht zu verantworten hat, nicht<br />
innerhalb der nächsten drei Monate durchgeführt<br />
werden kann». Amri hatte das nicht zu verantworten?<br />
Richtig stellt der Vorsitzende des Deutschen<br />
Richterbundes, Jens Gnisa, fest, dass der Tunesier<br />
«seine Abschiebung unter anderem durch die Angabe<br />
verschiedener Alias-Namen verhindert» habe<br />
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.1.2017).<br />
Der spätere Terrorist kam schon am übernächsten<br />
Tag wieder auf freien Fuß. Und als sich im weiteren<br />
Verlauf des Jahres auch das länderübergreifende<br />
Gemeinsame Terrorabwehrzentrum (GTAZ) in<br />
Berlin insgesamt sieben Mal mit Amri beschäftigte,<br />
brachten die NRW-Vertreter regelmäßig den zitierten<br />
Einwand vor. «So drehte sich das Verfahren<br />
im Kreis – stets zugunsten Amris, der sich nach Belieben<br />
in Deutschland bewegen konnte», fasste die<br />
FAZ gallig zusammen.<br />
Das Argument, ein Gefährder könne nicht hinter<br />
Schloss und Riegel festgehalten werden, wenn man<br />
ihn kurzfristig nicht in sein Herkunftsland abschieben<br />
könne, ist freilich in der Sache ebenso idiotisch<br />
wie nach der Gesetzeslage falsch: Paragraph 58a<br />
des Aufenthaltsgesetzes bietet die Möglichkeit, «zur<br />
Abwehr einer besonderen Gefahr für die Sicherheit<br />
der Bundesrepublik Deutschland oder einer terroristischen<br />
Gefahr ohne vorhergehende Ausweisung (!)<br />
eine Abschiebungsanordnung» zu erlassen. Dies erlaubte<br />
bisher bereits eine Inhaftierung von gefährlichen<br />
Ausländern von bis zu 18 Monaten. Was dem<br />
Fass den Boden ausschlägt, ist, dass dieser Paragraph<br />
in den vergangenen Jahren von den Bundesbehörden<br />
gar nicht angewendet wurde. «Und auch<br />
jene Länder, in denen die meisten Gefährder gemeldet<br />
sind, haben auf diese ”Abschiebungsanordnung”<br />
in keinem Fall zurückgegriffen, weder Bayern, noch<br />
Baden-Württemberg, Berlin oder Nordrhein-Westfalen»,<br />
fasste Welt Online am 14. Januar zusammen.<br />
Demnach sind derzeit 550 islamistische Gefährder<br />
aktenkundig, bei 62 gibt es einen «vollziehbar abgelehnten<br />
<strong>Asyl</strong>antrag», bei 33 ist sogar das Aufenthaltsrecht<br />
erloschen oder widerrufen worden – aber<br />
all diese Terrorverdächtigen sind weiter auf freiem<br />
Fuß. In welchem Irrenhaus leben wir eigentlich?<br />
Der V-Mann und der Terrorist<br />
Trotz der Warnungen seit Sommer 2015 wollen<br />
die Behörden bei Amri bis Mitte September 2016 keine<br />
konkreten Anschlagsvorbereitungen festgestellt<br />
haben – es hieß sogar, er sei mittlerweile nicht mehr<br />
im dschihadistischen, sondern eher im kleinkriminellen<br />
Milieu unterwegs. Doch dann gab es Ende September<br />
sowie Mitte und Ende Oktober 2016 drei alarmierende<br />
Hinweise sowohl des tunesischen wie des<br />
marokkanischen Geheimdienstes: Amri sei Anhänger<br />
des Islamischen Staates (IS), bereite in Deutschland<br />
«ein Projekt» vor und halte sich in Berlin auf, wo er<br />
Kontakte zu anderen IS-Militanten habe.<br />
Der Fisch stinkt vom Kopf her –<br />
und dieser Kopf ist die Kanzlerin.<br />
Daraufhin befasste sich das GTAZ in seiner Sitzung<br />
am 2. November erneut mit dem Verdächtigen<br />
– nur, um wie bisher festzustellen, dass immer<br />
noch «kein konkreter Gefährdungssachverhalt zur<br />
Person von Amri vorliege». Dennoch führte man<br />
die Beobachtung fort. «Maßnahmen gegen ihn liefen<br />
bis zum Schluss», bestätigte das Bundesinnenministerium<br />
Mitte Januar. Aber offensichtlich haben<br />
im willkommensbesoffenen Deutschland<br />
«Maßnahmen» gar nichts zu bedeuten – es sind<br />
zahnlose Spielchen, die der Steuerzahler finanziert<br />
und die das Land nicht sicherer machen.<br />
54<br />
Doch es geht nicht nur um fahrlässiges Laisserfaire,<br />
sondern, zumindest im Falle des nordrheinwestfälischen<br />
LKAs, höchstwahrscheinlich um Bei-
Countdown zum Terror _ Anis Amri in Deutschland<br />
2011<br />
1<br />
Illegale Einreise nach Italien<br />
über Lampedusa.<br />
Juni 2015<br />
2<br />
Nach Haftentlassung illegale<br />
Einreise nach Deutschland.<br />
November 2015<br />
3<br />
Amri berichtet V-Mann des<br />
LKA NRW von Anschlagsplänen.<br />
Später wird ihn ein<br />
V-Mann mindestens einmal<br />
nach Berlin fahren.<br />
Dezember 2015<br />
4<br />
LKA NRW und Berlin regen<br />
erstmals Strafverfahren an,<br />
Berliner Justiz folgt dem nicht.<br />
Februar – März 2015 5<br />
LKA NRW stuft Amri als «Gefährder,<br />
Funktionstyp: Akteur»<br />
ein, da er «im Auftrag von Allah<br />
töten» wolle.<br />
Brüssel<br />
Lyon<br />
Amsterdam<br />
Ermittlungen wegen Diebstähle<br />
und Drogenhandel.<br />
Verurteilung zu fünf Jahren<br />
Haft in Abwesenheit.<br />
3<br />
7 4<br />
Berlin<br />
5<br />
4 DEUTSCHLAND<br />
6<br />
8<br />
2<br />
ITALIEN<br />
TUNESIEN<br />
Mailand<br />
1<br />
Ermittlungen wegen Gefährliche Körperverletzung,<br />
Urkundenfälschung, Drogenhandel,<br />
Erschleichung von Leistungen,<br />
Verdacht auf Terrorfinanzierung.<br />
Ermittlungen wegen Körperverletzung<br />
und Brandstiftung.<br />
Verurteilung zu vier Jahren<br />
Haft.<br />
LAMPEDUSA<br />
April – September 2015<br />
Observierung Amris wegen eines<br />
Tötungsdeliktes.<br />
Juli 2016<br />
6<br />
Amri wird in Abschiebehaft<br />
genommen, jedoch kurze Zeit<br />
später wieder freigelassen.<br />
September – Oktober 2016<br />
Tunesische und marokkanische<br />
Sicherheitsbehörden<br />
warnen BND und LKA NRW<br />
wiederholt vor IS-Kontakten<br />
und möglichen Anschlagsplänen<br />
Amris.<br />
November 2016<br />
Gemeinsames Terrorabwehrzentrum<br />
(GATZ) sieht keinen<br />
Gefährdungssachverhalt. 7<br />
19. Dezember 2016<br />
Anschlag auf dem Berliner<br />
Weihnachtsmarkt.<br />
8<br />
23. Dezember 2016<br />
Amri wird bei Mailand von der<br />
Polizei erschossen.<br />
<strong>Asyl</strong>anträge unter verschiedenen Namen<br />
Fluchtroute zwischen 19. und 20. Dezember<br />
hilfe zum 12-fachen Mord. Aktenkundig ist jedenfalls,<br />
dass ein Spitzel der Ralf Jäger unterstellten<br />
Behörde Amri zumindest ein Mal von Dortmund<br />
nach Berlin kutschiert hat.<br />
Murats Erzählungen<br />
Der verdeckte Fahnder war nach Recherchen der<br />
Bild-Zeitung ein Deutsch-Türke mit dem Decknamen<br />
Murat, den das LKA NRW unter dem Kürzel VP-01<br />
geführt habe und der bereits 2002 in die Islamistenszene<br />
eingeschleust worden sei. Seine Einsätze<br />
hätten in vielen Fällen zu Erkenntnissen geführt, mit<br />
denen Anschläge verhindert werden konnten. Auch<br />
bei Anis Amri habe er seine Vorgesetzten alarmiert –<br />
ohne aber Gehör zu finden.<br />
Ob diese Geschichte vom tapferen Murat und<br />
seinen verstockten Vorgesetzten stimmt oder nur<br />
von diesem selbst beziehungsweise den Springer-<br />
Leuten erfunden wurde, lässt sich nicht überprüfen.<br />
Vielleicht war es auch so, dass der Türke und der<br />
Tunesier ziemlich beste Freunde waren, weil Amri<br />
ebenfalls als V-Mann sein Salär verdiente? Dieser<br />
Verdacht, zunächst erneut von der Bild-Zeitung aufgebracht,<br />
wurde vom BfV-Chef Hans-Georg Maaßen<br />
am 19. Januar mit einer bemerkenswerten Formulierung<br />
dementiert: «Ich kann nicht die Hand ins<br />
Feuer legen für alle Dienste der Welt. Ich kann es<br />
für meine Behörde sagen, er war kein V-Mann von<br />
uns.» Könnte das bedeuten, Amri stand zwar nicht<br />
auf der Gehaltsliste eines inländischen, wohl aber<br />
eines ausländischen Dienstes? Fakt ist jedenfalls,<br />
dass die italienischen Schlapphüte ihn gerne rekrutiert<br />
hätten. In der Welt am Sonntag war am 22.<br />
Januar zu lesen: «Die Freilassung Amris aus italienischer<br />
Abschiebehaft im Juni 2015 könnte Teil einer<br />
Geheimoperation des italienischen Inlandsnachrichtendienstes<br />
AISI gewesen sein. Dies berichteten<br />
gleichlautend zwei mit der Untersuchung des Falls<br />
Amri unmittelbar befasste Quellen aus dem italienischen<br />
Sicherheitsapparat unabhängig voneinander<br />
der Welt am Sonntag. Die AISI-Aktion habe<br />
zum Ziel gehabt, Amri als Köder in der islamistischen<br />
Szene Italiens einzusetzen. Wegen einer Panne<br />
habe man Amri jedoch aus den Augen verloren.»<br />
Blut an der Raute<br />
Unabhängig von der Frage, wie Anis Amri der<br />
Observation durch Murat entschlüpfte und ob ein<br />
ausländischer Dienst dabei die Hände im Spiel gehabt<br />
hat, trägt Angela Merkel die Hauptverantwortung<br />
für den steigenden Blutzoll, den das deutsche<br />
Volk entrichten muss. Die von ihr kommandierte<br />
Willkommenskultur hat den Sicherheitsbehörden<br />
die Arbeit erschwert und die Wachsamkeit der gesetzestreuen<br />
Bürger gegenüber Flüchtlingen unter<br />
das Verdikt des Rechtspopulismus gestellt. Dass<br />
die juristischen Möglichkeiten zur Inhaftierung ausreisepflichtiger<br />
<strong>Asyl</strong>bewerber auch bei dringendem<br />
Terrorverdacht nicht ausgeschöpft wurden und werden,<br />
hätte sie mit ihrer Richtlinienkompetenz gegenüber<br />
den untergeordneten Ministerien und Dienststellen<br />
abstellen können und müssen. Und die Öffnung<br />
der Grenzen gegen den Rat aller Experten<br />
Anfang September 2015 ist ihrem einsamen Beschluss<br />
zu verdanken – sie hat ihn bis heute nicht<br />
zurückgenommen. Der Fisch stinkt vom Kopf her –<br />
und dieser Kopf ist die Kanzlerin.<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
Der italienische Geheimdienst<br />
wollte<br />
Amri anwerben.<br />
<strong>COMPACT</strong> 11/2015. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
55
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Blutige Weihnacht<br />
Narkotika fürs Volk<br />
_ von Hans-Hermann Gockel<br />
Da gibt es den größten islamistischen Terroranschlag in Deutschland<br />
– aber beim ZDF geht das Wohlfühl-Programm weiter wie<br />
gehabt. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hält der Willkommens-<br />
Kanzlerin den Rücken frei.<br />
in Mainz: «Hören wir, was es aus Berlin möglicherweise<br />
von politischer Seite inzwischen gibt. Auch<br />
an Einschätzungen. Bettina Schausten ist uns aus<br />
Berlin zugeschaltet, höre ich.»<br />
Frau Schausten sitzt derweil – fast zwei Stunden<br />
nach dem Anschlag! – ganz entspannt im wohltemperierten<br />
ZDF-Studio Unter den Linden: «Also,<br />
Offizielles gibt es in der Tat hier auch noch nicht.<br />
Unsere Kollegen aus dem Landesstudio Berlin sind<br />
natürlich zum Ort des Geschehens unterwegs. Und<br />
werden sich sicherlich, sobald technische Probleme<br />
gelöst sind, von dort direkt melden.» Dann endlich,<br />
gegen 22 Uhr, steht die Schalte. ZDF-Reporter Carsten<br />
Behrendt in seinem Aufsager vom Breitscheidplatz:<br />
«Telefonisch kommen wir momentan bei der<br />
Polizei gar nicht durch. Und ein Pressesprecher ist<br />
gerade hier für mich nicht greifbar.» Mit dem Zweiten<br />
sieht man besser? «Nichts hören! Nichts sehen!<br />
Nichts wissen!» – das wäre wohl die korrektere<br />
Botschaft.<br />
56<br />
Nichts sagen, nichts hören, nichts<br />
sehen: Die Mainzelmännchen<br />
stellen das neue ZDF-Motto vor.<br />
Foto: picture alliance / R. Goldmann<br />
Nichts hören!<br />
Nichts sehen!<br />
Nichts wissen!<br />
_ Hans-Hermann Gockel hat als<br />
TV-Journalist viele Jahre für RTL,<br />
SAT.1 und N24 gearbeitet. Heute ist<br />
er freier Journalist und Produzent.<br />
Der Islamist Anis Amri war am 19. Dezember<br />
exakt um 20:02 Uhr in den Weihnachtsmarkt am<br />
Breitscheidplatz gerast. Wenige Minuten später unterbrachen<br />
NTV und N24 ihre Programme und lieferten<br />
erste dramatische Bilder vom Ort des Terroranschlags.<br />
Die Privaten hatten schnell ihre besten<br />
Reporter vor Ort – im Gegensatz zum ZDF. Bis zum<br />
Beginn des Heute Journals um 21:45 Uhr spulte der<br />
Sender erst noch pflichtgemäß sein normales Programm<br />
herunter. Gotthard hieß der Spielfilm, er behandelt<br />
ein Bergdrama vor 150 Jahren – während<br />
in Berlin die Retter verzweifelt um das Leben Dutzender<br />
Menschen kämpften und die Leichen mit Tüchern<br />
bedeckten. Die Wohlfühltruppe des Zweiten<br />
auf dem Mainzer Lerchenberg lässt sich eben nicht<br />
so schnell aus der Ruhe bringen. Offizielle Stellen<br />
sprachen schon längst von einem Anschlag, da<br />
klammerten sich die Macher beim ZDF noch verzweifelt<br />
an die Hoffnung, es könnte ja auch «ein Unfall<br />
gewesen sein». Bedingt durch den Herzinfarkt<br />
eines Lkw-Fahrers. Narkotika fürs Volk.<br />
Wohltemperierte Analysen<br />
Das von Marietta Slomka moderierte und von Elmar<br />
Theveßen kommentierte Heute Journal an jenem<br />
Abend wird als eine Art Nachrichten-Kabarett<br />
in die Fernsehgeschichte eingehen. Als Beleg dafür<br />
reichen schon ein paar Sätze. Slomka im ZDF-Studio<br />
Aber auch die ARD stellte einmal mehr unter<br />
Beweis, warum die Bürger gut daran tun, den öffentlich-rechtlichen<br />
Sendern mit Misstrauen zu begegnen.<br />
Zwei Tage nach dem Terroranschlag gab<br />
es eine Mahnwache vor dem Kanzleramt. Hunderte<br />
Menschen, darunter die AfD-Politiker Alexander<br />
Gauland und Björn Höcke, gedachten der Opfer.<br />
Bereits gegen 19 Uhr berichtete N24 live von<br />
dem stillen Protest.<br />
Doch wer sich an diesem 21. Dezember nur im<br />
Ersten informierte, erfuhr davon nichts. Weder die<br />
Tagesschau noch die Tagesthemen berichteten über<br />
die Mahnwache, die natürlich auch ein Protest gegen<br />
die Politik der Kanzlerin war. Stattdessen zeigten<br />
die ARD-Tagesthemen eine Demonstration linker<br />
Gruppen, angeführt vom Berliner Bündnis gegen<br />
Rechts. Reporterin Marie von Mallinckrodt:<br />
«Draußen sind die Berliner auf den Straßen. Sie<br />
demonstrieren gegen die rechte Instrumentalisierung<br />
und rassistische Hetze in unmittelbarer Nähe<br />
des Tatortes.» Natürlich ließ die Reporterin – der<br />
politischen Korrektheit der Programmmacher huldigend<br />
– auch einen Politiker zu Wort kommen. Der<br />
Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu von den Grünen<br />
nutzte seine Chance. Er sprach von «Zeichen<br />
setzen» und dass man «unser Land nicht den Nazis<br />
überlassen» wolle. Mallinckrodt war zufrieden: «48<br />
Stunden nach dem Anschlag: Neben dem Sicherheitsgefühl<br />
spielen auch Solidarität und Gemeinsinn<br />
eine Rolle», kommentierte die ARD-Frau die<br />
Phrasen Mutlus. Lückenpresse vom Feinsten.
Die Angst der Frauen<br />
Multikultiland ist abgebrannt: Orientalische Machos<br />
nehmen sich, was sie wollen – keine ist mehr sicher.<br />
57
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Die Angst der Frauen<br />
Polizistin mit Eiern<br />
_ von Martin Müller-Mertens<br />
Eine deutsch-griechische Beamtin redet Klartext über den täglichen<br />
Terror moslemischer Parallelgesellschaften. Jetzt gerät sie<br />
ins Fadenkreuz der politisch korrekten Lobby.<br />
Seit Ende 2015 ist die 32-Jährige ein Medienstar<br />
wider Willen. Mit ihrem Buch Deutschland im Blaulicht<br />
hat sie sich den Frust von der Seele geschrieben:<br />
Über Gewalt und Respektlosigkeit männlicher<br />
Migranten, über islamische Parallelkulturen und deren<br />
patriarchalische Frauenverachtung. «Wir wollen<br />
ja alle immerzu politisch korrekt bleiben und bloß<br />
nichts Falsches sagen. Mir ist aber ein offenes Visier<br />
lieber als Scheinheiligkeit.» Nun steht die Beamtin<br />
auf politischem Glatteis – und die rot-grüne<br />
Lobby wetzt bereits die Messer.<br />
Tania Kambouri hätte einen leichteren Weg gehen<br />
können: Jung, hübsch, weiblich und aus einer<br />
Einwandererfamilie – perfekt, um als Alibi der Multikulti-Illusion<br />
herumgereicht zu werden. In den 1960er<br />
Jahren kamen die Großeltern als Gastarbeiter aus<br />
Griechenland nach Deutschland. «Man wollte ein<br />
bisschen Geld verdienen und dann schnell wieder<br />
in die Heimat zurück», erzählt Kambouri. Doch es<br />
kam anders. Die Eltern lernen sich in Herten im Ruhrgebiet<br />
kennen. Zwei Kinder hat das Paar, einen Sohn<br />
und eine Tochter – Tania kam 1983 in Bochum zur<br />
Welt. Früh musste sie kämpfen. «In der Realschule<br />
sagten uns die Lehrer, wir würden unser Abi eh nicht<br />
schaffen.» Doch damit wollte sie sich nicht abfinden.<br />
Gemeinsam mit ihrer türkischen Freundin Sükran<br />
meldete sie sich auf eigene Faust am Gymnasium<br />
an. «Wir haben einfach unser Ding durchgezogen.»<br />
58<br />
Mit ihrem Weckruf schaffte es<br />
Tania Kambouri vier Wochen auf<br />
Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.<br />
Foto: picture alliance / Eventpress<br />
«Ich liebe es, Menschen<br />
zu helfen.»<br />
Wirklich wohl fühlt sie sich nicht im Schein der<br />
Kameras. Die Blicke aus großen braunen Augen verraten<br />
Unsicherheit. Die langen Haare sind unscheinbar<br />
zusammengebunden. «Ich wollte nicht in die Öffentlichkeit<br />
gehen, weil ich nicht präsent sein wollte<br />
und eine Polizistin bin, auf der Straße, und mehr<br />
nicht», sagt Tania Kambouri. Doch sie musste – für<br />
Deutschland, ihre Heimat.<br />
Seit zwölf Jahren arbeitet sie bei der Polizei, Bochum-Mitte<br />
ist ihr Revier. 2015 wurde sie zum Oberkommissar<br />
befördert. Es ist ihr Traumberuf. «Ich liebe<br />
es, Menschen zu helfen.» Leicht war es nie auf<br />
der Straße. Doch mit den Jahren wurde es immer<br />
schlimmer. «Mich haben auch genug Deutsche beleidigt<br />
und auch verletzt», sagt sie. Doch «die Probleme,<br />
die wir seit ein paar Monaten und einigen<br />
Jahren haben, die gab es vorher nicht. Mit muslimischen<br />
Migranten». Tania Kambouri sagt das mit<br />
Bestimmtheit, oft in unfertigen Sätzen. Die Wahrheit<br />
bricht aus ihr heraus. Manchmal ungelenk,<br />
doch immer voller Ehrlichkeit.<br />
Die Straßen ihrer Kindheit – das war Hamme,<br />
am nordwestlichen Ende der Bochumer Innenstadt.<br />
Die örtliche Glückauf-Bahn kündet von vergangenen<br />
Zeiten, als das Grubengold, wie Bochums bekanntester<br />
Sohn Herbert Grönemeyer den Bergbau einst<br />
besang, der Region Arbeit brachte. In den 1970er<br />
Jahren machte der Regisseur Peter Zadek mit seinem<br />
Sechs-Stunden-Stück Hamlet den Ort kurzzeitig<br />
überregional bekannt. Mittlerweile wurde die<br />
Gegend zum Ghetto. «Kleine alteingesessene Läden<br />
wurden nach und nach geschlossen, das Viertel<br />
ging im Laufe der Jahre immer weiter den Bach runter,<br />
und jeder, der die Möglichkeit dazu hatte, zog<br />
in bessere Stadtteile oder gleich ganz weg.» Heute<br />
fährt Tania Kambouri hier Streife.<br />
Wut im Bauch<br />
Im Sommer 2013 platzte Kambouri der Kragen.<br />
Bei einem Einsatz waren ihr wieder einmal Respektlosigkeit<br />
und offene Verachtung entgegengeschlagen.<br />
Mit einer Kollegin ging sie dem Hilfeersuchen<br />
eines Türken nach. «Als er uns zwei Frauen sah,<br />
wurde er laut und sprach mich in einem unfassbar
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Die Angst der Frauen<br />
unangebrachten Ton an, ich sollte gefälligst herkommen.»<br />
Ein paar Tage später saß Kambouri vor ihrem<br />
Computer. Noch nie hatte sie etwas veröffentlicht,<br />
nicht einmal einen Online-Kommentar. «Ich<br />
ließ meiner Wut freien Lauf.» Das Ergebnis schickte<br />
sie noch in der Nacht an die Gewerkschaftszeitschrift<br />
Deutsche Polizei. «Meine Kollegen und ich<br />
werden täglich mit straffälligen Migranten, darunter<br />
größtenteils Muslimen (Türken, Araber, Libanesen<br />
usw.) konfrontiert, welche nicht den geringsten<br />
Respekt vor der Polizei haben. Dabei fängt die<br />
Respektlosigkeit bereits im Kindesalter an», heißt<br />
es in dem Brief. «Wie sieht die Zukunft in Deutschland<br />
aus, wenn straffällige Migranten sich (weiterhin)<br />
weigern, die Regeln in ihrem Gast- beziehungsweise<br />
Heimatland zu akzeptieren?»<br />
«Ich sage meinen Freunden auch:<br />
Nehmt Pfefferspray mit, schützt<br />
Euch.»<br />
«Das ist nur ein Leserbrief, den keiner lesen<br />
wird», dachte sie sich damals. Doch es kam anders.<br />
Unzählige Nachrichten gingen in ihrem Mail-Postfach<br />
ein, alle «durchweg positiv». Ein Unbekannter<br />
schickte per Botendienst einen Blumenstrauß<br />
an die Wache. «Geben Sie nicht auf, die Bochumer<br />
werden es Ihnen danken», stand auf der Grußkarte.<br />
Kambouri wurde zur Hoffnungsträgerin. 450 Polizisten<br />
jubelten ihr Anfang 2014 bei einer Podiumsdiskussion<br />
in der Dortmunder Westfalenhalle zu. «Dabei<br />
will ich doch gar nicht bekannt werden.»<br />
Gut anderthalb Jahre später wagte sie erneut<br />
den Sprung in die Öffentlichkeit. Vielleicht, weil<br />
«sich bis heute nichts geändert hat. Null», wie sie<br />
entrüstet feststellte. Vielleicht, weil ihre Mutter ihr<br />
als «meine persönliche ”Psychotherapeutin”» Kraft<br />
gab. Vielleicht, weil Deutschland sie braucht. «Meine<br />
deutschen Kollegen scheuen sich, ihre Meinung<br />
über die straffälligen Ausländer zu äußern, da sofort<br />
die alte Leier mit den Nazis anfängt.» Dass der Nazi-<br />
Knüppel auch sie treffen könnte, hat die Deutsch-<br />
Griechin wohl gespürt. Immer wieder distanziert sie<br />
sich von allem, was als rechts gelten könnte. Nur<br />
keine neue Sarrazin-Debatte! Das ging sogar ihrer<br />
Freundin Sükran zu weit. «Als sie das Buch gelesen<br />
hat, hat sie nur gemeint: Warum rechtfertigst<br />
Du Dich 20.000 mal? Einmal reicht. Aber die Gesellschaft<br />
will es einfach so», berichtet Kambouri. Sie<br />
ist eben kein glatter PR-Profi, nur eine Polizistin, die<br />
nicht mehr schweigen will.<br />
Die Angst der alteingesessenen Einwanderer<br />
Die Deutsch-Griechin klingt noch immer fassungslos,<br />
wenn sie von ihrem Alltag in den Parallelgesellschaften<br />
berichtet. «Sie benehmen sich, als<br />
wäre es nicht ihr Staat, als wären sie hier nicht<br />
willkommen. Dabei weiß ich als Tochter einer griechisch-stämmigen<br />
Familie, dass jeder in Deutschland<br />
eine Chance hat, etwas zu werden – auch<br />
wenn man ausländisch aussieht.» Doch dieses<br />
Deutschland ist in Gefahr – und die Polizistin fühlt<br />
sich machtlos. «Ich sage meinen Freunden auch:<br />
Nehmt Pfefferspray mit, schützt Euch. Es wird alles<br />
schlimmer werden.» Kambouri spürt wohl, wie das<br />
multikriminelle Milieu gerade auch Einwanderer in<br />
Deutschland bedroht, weil die Reaktionen so oft die<br />
Herkunft der Intensivtäter<br />
mit Migrationshintergrund<br />
3%<br />
2% 11%<br />
5%<br />
46%<br />
Türken<br />
Araber<br />
Bosnier<br />
Kosovaren<br />
Sonst. Orientale<br />
Sonstige<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
33%<br />
Quelle: Rausch, «Migration und<br />
Kriminalität. Rechtsstaatliche<br />
und kriminologische Aspekte<br />
und Lösungsansätze für eine<br />
erfolgreiche Integration.»<br />
In den Talkshow-Arenen fühlt sich<br />
Kambouri bis heute unwohl. Erst<br />
nach Erscheinen ihres Buches<br />
Deutschland im Blaulicht wagte sie<br />
sich regelmäßig in die Öffentlichkeit.<br />
Foto: Screenshot Youtube<br />
59
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Die Angst der Frauen<br />
Polizisten schlagen<br />
Alarm<br />
Schon vor der Kölner Silvesternacht<br />
beklagten weitere Beamte<br />
die Zustände in multikriminellen<br />
Parallelgesellschaften. Der<br />
Berliner Polizist Karim el-Sarraf<br />
sieht vor allem die deutsche Kuscheljustiz<br />
als Problem. «In ihren<br />
Heimatländern haben Exekutivkräfte<br />
oft ein hohes Ansehen,<br />
in Deutschland haben einige<br />
straffällige Migranten jedoch<br />
erkannt: Hier sind die Repressalien<br />
zum Teil zu gering, hier fahren<br />
sie beispielsweise mit Sozialbetrug<br />
und kleinen Delikten<br />
relativ gut. Und das macht uns<br />
die Arbeit auf der Straße sehr<br />
schwer», so der Halb-Ägypter.<br />
Bereits 2014 berichtete der Berliner<br />
Hauptkommissar Christian<br />
Horn auf dem Integrationsgipfel<br />
der Bundesregierung von seinen<br />
Erfahrungen mit kriminellen<br />
Jung-Migranten. «Auch Erpressungen<br />
und Nötigungen sind an<br />
Schulen nahezu an der Tagesordnung;<br />
selbst Fälle regelrechter<br />
Versklavung von Mitschülern<br />
sind uns bekannt geworden.<br />
Diese Gewalt richtet sich gegen<br />
Mitschüler ebenso wie gelegentlich<br />
gegen Lehrer und Lehrerinnen.»<br />
Falschen träfen. «Ich will ja genau das nicht: dass<br />
die Bevölkerung immer ausländerfeindlicher, rassistischer<br />
wird. Wir dürfen einfach nicht verschweigen,<br />
was die Realität ist, wir müssen klar und deutlich<br />
thematisieren, was die Probleme sind.»<br />
Es nützt nichts: Die Multikulti-Lobby verträgt keine<br />
Wahrheit, die polit-korrekten Kommissare verzeihen<br />
kein Ausscheren aus der Propagandafront. In<br />
der Talkshow Menschen bei Maischberger musste<br />
Kambouri im November 2014 arrogante Belehrungen<br />
durch den Spiegel-Journalisten Jakob Augstein<br />
über sich ergehen lassen. Respektlosigkeit gegenüber<br />
der Polizei sei Ausdruck einer freiheitlichen,<br />
offenen Gesellschaft, bekommt die Beamtin zu hören,<br />
rollt entsetzt mit den Augen – und verbeißt<br />
sich eine Antwort. Gleich zwei Mal war sie in den<br />
Wochen zuvor im Einsatz durch kriminelle Ausländer<br />
verletzt worden.<br />
«Seit ich wieder Streife fahre,<br />
habe ich eine kritischere, differenziertere<br />
Sicht auf den Flüchtlingszustrom.»<br />
Doch Kambouri glaubt an das Gute im Menschen.<br />
Auch, als die <strong>Asyl</strong>lawine auf Deutschland zurollte.<br />
«Ich war anfangs positiv gestimmt und habe auch<br />
die Sicht vertreten, dass wir Flüchtlingen helfen<br />
müssen.» Doch die Realität holte sie ein. «Seit ich<br />
wieder Streife fahre, habe ich eine kritischere, differenziertere<br />
Sicht auf den Flüchtlingszustrom. Wir<br />
erleben es nicht selten, dass Flüchtlinge, die erst<br />
seit wenigen Tagen im Land sind, Straftaten begehen.»<br />
Zahlen des Bundeskriminalamtes, nach denen<br />
Flüchtlinge nicht mehr Straftaten begehen als<br />
Deutsche, kann sie nicht nachvollziehen – die Erfahrungen<br />
der Kollegen sprächen dagegen. «Nun<br />
ja, solche Zahlen über kriminelle Handlungen von<br />
Flüchtlingen sind politisch nicht gewollt. Ich denke<br />
auch, dass viele Beamte in führenden Positionen<br />
von der Politik gesteuert oder wenigstens beeinflusst<br />
werden», sagte sie Ende Dezember 2015.<br />
Bannstrahl der Selbstgerechten<br />
Nun bellen die getroffenen Hunde – und die <strong>Asyl</strong>lobby<br />
lechzt nach Blut. Bochums Linken-Kreissprecher<br />
Amid Rabieh fordert Anfang Januar 2016 unverhohlen<br />
ein Berufsverbot für die kritische Polizistin.<br />
Deren «kulturrassistische Äußerungen» seien «keine<br />
Privatsache», so Rabieh in einer Presseerklärung.<br />
«Wer sich bei polizeilichen Maßnahmen an Religion<br />
und nationaler Herkunft orientiert (sog. ethnisches<br />
Profiling), ist für den Streifendienst ungeeignet.»<br />
Eine dreiste Unterstellung. Auch die Funktionärskaste<br />
nimmt Tambouri nun ins Visier. «Wann gibt<br />
es eigentlich das erste Disziplinarverfahren?», fragte<br />
der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter,<br />
André Schulz. Bochums Polizei zitierte sie zu einem<br />
«vertrauensvollen Gespräch durch Vorgesetzte».<br />
Vielleicht wird auch Tania Kambouri unter dem<br />
Druck der Multikulti-Lobby zerbrechen. Manchmal<br />
klingt Traurigkeit aus ihrer Stimme, bei Sätzen wie<br />
«Noch liebe ich meinen Beruf». Doch sie gibt nicht<br />
auf. Es ist ihr Dienst an Deutschland. Genauso, wie<br />
jeden Tag auf Streife zu gehen. «Ich will weitermachen,<br />
sonst war alles umsonst.»<br />
Die ungeschminkte Wahrheit.<br />
Foto: Piper Verlag<br />
60<br />
Bild rechts: Einer der mutmaßlichen<br />
Sexgangster vom Kölner Hauptbahnhof<br />
wird am 1.1.2016 abgeführt.<br />
Foto: picture alliance / dpa
Vergewaltigt und verhöhnt<br />
_ von Martin Müller-Mertens<br />
Die 13-jährige Lisa wird brutal sexuell missbraucht. Traumatisiert vermischt sie ihr<br />
Martyrium mit einem späteren Erlebnis, bringt Daten durcheinander. Die Widersprüche<br />
in ihrer Aussage nutzt die Presse zur Propaganda gegen Russland.<br />
Sie kann es immer noch kaum aussprechen: Mit<br />
erstickter Stimme berichtet Svetlana F. vom Schicksal<br />
ihrer Tochter Lisa. Von dem Blut, den Hämatomen,<br />
den Tränen. Plötzlich stocken die Worte. «Dass<br />
sie lebt, war das Wichtigste für uns.» Doch die Welt<br />
ist für Lisas Eltern wohl für immer zusammengebrochen.<br />
Der Leidensweg der 13-Jährigen hat gerade<br />
erst begonnen.<br />
Knapp zwei Wochen hielt der Fall Berlin in Atem.<br />
Am Morgen des 11. Januar 2016 verschwand Lisa<br />
auf dem Schulweg zwischen den Ortsteilen Mahlsdorf<br />
und Falkenberg. Erst 30 Stunden später tauchte<br />
sie wieder auf. Später sagte das russlanddeutsche<br />
Mädchen aus, von mehreren arabisch sprechenden<br />
Männern entführt und in einer karg eingerichteten<br />
Wohnung 30 Stunden lang vergewaltigt worden<br />
zu sein. Mittlerweile ist klar, dass sich der Fall so<br />
nicht abgespielt hat. Ende Januar präsentierte die<br />
Staatsanwaltschaft einen anderen Verlauf. Demnach<br />
hatte Lisa Angst vor einem Schulgespräch, in<br />
dem die Eltern von ihren schlechten Noten erfahren<br />
sollten. Sie fuhr zu einem 19-Jährigen Bekannten<br />
und dessen Mutter, den die Polizei als Zeugen<br />
führt. Doch auch diese Darstellung wirft Fragen auf.<br />
Missbraucht und gefilmt<br />
Tatsächlich ist Lisas Fall ein düsteres Beispiel<br />
einer Lügenkampagne – jedoch nicht seitens der<br />
13-Jährigen, sondern der Leitmedien. Es sei «erwiesen,<br />
dass Lisa im Oktober [2015] Opfer eines sexuellen<br />
Missbrauchs durch mindestens zwei, wahrscheinlich<br />
drei erwachsene Männer geworden ist»,<br />
sagte Lisas Rechtsanwalt Alexej Danckwardt Ende<br />
Januar gegenüber russland.tv. «Einer dieser Täter<br />
war so dumm und hat die Tat auf Video gefilmt.» Dabei<br />
dürfte es sich um jene 20- und 22-jährigen Türken<br />
handeln, gegen die die Berliner Staatsanwaltschaft<br />
ermittelt. Eine besonders schwere Straftat,<br />
denn Lisa ist nach dem Gesetz noch ein Kind. «Wir<br />
gehen von einvernehmlichem sexuellen Kontakt<br />
aus», behauptet Behördensprecher Martin Steltner<br />
trotzdem ungerührt. Eine sonderbare Darstellung:<br />
Einvernehmlich mit zwei bis drei Erwachsenen,<br />
von denen einer filmt? Danckwardt bestätigt<br />
unter Berufung auf die Mutter zudem, dass «sich der<br />
Charakter von Lisa und ihr Verhalten massiv geändert<br />
hatten. Sie hatte also mit schlimmsten inneren<br />
Spannungen zu kämpfen.»<br />
Am 23. Januar 2016 demonstrierten<br />
rund 700 Bürger, zumeist Russlanddeutsche,<br />
gegen das Schweigen<br />
der Politik zum Fall Lisa vor dem<br />
Kanzleramt. Foto: Reuters/Hannibal<br />
Hanschke<br />
«Dass sie lebt, war<br />
das Wichtigste für<br />
uns.»<br />
Lisas Mutter Svetlana F., hier bei<br />
ihrem einzigen Fernsehinterview,<br />
glaubt weiter an die Schilderungen<br />
der Tochter. Foto: Screenshot<br />
Spiegel-TV<br />
61
62<br />
In Villingen-Schwenningen forderten<br />
am 24. Januar 2016 rund 1.300<br />
Russlanddeutsche unter anderem<br />
«Respekt für deutsche Kultur».<br />
Foto: picture alliance/dpa<br />
Dawai Nemzy! *<br />
Demonstrationen von Russlanddeutschen<br />
gegen die Flüchtlingspolitik<br />
der Bundesregierung<br />
Ende Januar 2016.<br />
Osnabrück<br />
Gütersloh<br />
Hamburg<br />
Berlin<br />
Neustadt<br />
an der Aisch Erlangen<br />
Crailsheim Nürnberg<br />
Pforzheim<br />
Rastatt<br />
Ansbach<br />
Ortenau<br />
Ellwangen<br />
Lahr Schwäbisch Augsburg<br />
Gmünd<br />
Villingen-Schwenningen<br />
* Los, Deutsche!<br />
Quelle: <strong>COMPACT</strong>-Recherche<br />
Doch Lisa schwieg. Ihr Schmerz, ihre Angst waren<br />
vielleicht zu groß. Vielleicht begannen zu diesem<br />
Zeitpunkt die Schulprobleme. Wahrscheinlich<br />
brach sie an jenem 11. Januar 2016 einfach zusammen.<br />
Lisa floh zu ihrem Freund und dessen Mutter.<br />
Dort wurde sie offenbar aufgenommen. «Aber<br />
dass ich dann nicht mal den Versuch unternehme,<br />
die Eltern des Mädchens zu unterrichten, obwohl<br />
ich weiß, die machen sich Sorgen, das ist mir total<br />
merkwürdig», wundert sich Anwalt Danckwardt.<br />
In ihrem Trauma vermischte Lisa nun die Ereignisse.<br />
Möglicherweise fürchtete sie die Reaktion der<br />
Eltern, eventuell konnte sie zwischen Oktober 2015<br />
und Januar 2016 selbst nicht mehr unterscheiden.<br />
Vielleicht bergen die 30 Stunden ihres Verschwindens<br />
noch dunkle Geheimnisse. Immerhin bescheinigte<br />
ein weiterer Anwalt der Familie, Roman Igler,<br />
Lisa nach ihrer Rückkehr in der Berliner Zeitung<br />
«starke Hämatome am Körper».<br />
Eine Spontandemonstration von<br />
Russlanddeutschen verbot die<br />
Berliner Polizei.<br />
Nach einigen Tagen sickerten Informationen<br />
über den Fall an die Öffentlichkeit durch. Lisas Tante<br />
Marina gab dem russischen Fernsehen ein Interview.<br />
Der Sender berichtete in alarmistischem Ton,<br />
beging handwerkliche Fehler – aber im Kern referierte<br />
er den damals bekannten Stand. Denn Berlins<br />
Polizei deckelte den Fall zunächst. Lisas Familie<br />
«schien, dass die Beamten lediglich darauf aus waren<br />
nachzuweisen, dass überhaupt kein Verbrechen<br />
vorlag», so Alexander Reiser vom Berliner Spätaussiedler-Verein<br />
Vision gegenüber der Berliner Woche.<br />
Tante Marina sagte dem russischen Radiosender<br />
RSN, die Familie fürchte, das Jugendamt könnte<br />
ihr Lisa wegnehmen. Eine Spontandemonstration<br />
von Russlanddeutschen verbot die Polizei. Am<br />
18. Januar 2016 gab die Behörde eine dürre Pressemeldung<br />
heraus. Demnach sei das Mädchen lediglich<br />
«kurzfristig als vermisst» gemeldet worden. Aufgrund<br />
des Persönlichkeitsrechts werde man keine<br />
weiteren Angaben machen. Diese Schmallippigkeit<br />
mehrte erst recht Zweifel an der Darstellung – nur<br />
zwei Wochen zuvor hatte Kölns Polizei versucht, den<br />
Grapscher-Mob vom Hauptbahnhof zu vertuschen.<br />
Die Nazikeule<br />
Nun lief die Propagandamaschine der Systempresse<br />
warm. Von einer «angeblichen Vergewaltigung»<br />
schwadronierten Berlins Lokalmedien umgehend<br />
– obgleich Lisas Aussage zu diesem Zeitpunkt<br />
durchaus glaubhaft klang. Zeitungen und TV-Sender<br />
griffen zum bewährten Instrument. Die Abendschau<br />
des gebührenfinanzierten RBB bemühte nach einer<br />
Demonstration von Russlanddeutschen vor dem<br />
Kanzleramt am 23. Januar Verfassungsschutz-Chef<br />
Bernd Palenda. Der wollte gemeinsames Handeln<br />
mit Neonazis ausgemacht haben. Kurze Zeit später<br />
meldete das Berlin Journal hingegen: «Nur zehn polizeibekannte<br />
Rechtsextremisten wurden an diesem<br />
Nachmittag gezählt.» Die Kundgebung umfasste jedoch<br />
mehrere Tausend Demonstranten. Die Berliner<br />
Zeitung unterstellte Lisas Mutter kaum verhohlen,<br />
aus politischen Gründen zu lügen. Sie «teilte auch<br />
einen Aufruf zu einer Pegida-nahen Demo im März<br />
in Berlin unter dem Motto ”Wir sind das Volk, Merkel<br />
muss weg.”»
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Die Angst der Frauen<br />
Weshalb konnte der Fall derartige Emotionen in<br />
der russlanddeutschen Gemeinde auslösen? Vielleicht,<br />
weil sie das Weltbild der multikulturellen<br />
Realitätsverweigerer noch nicht verinnerlicht haben.<br />
Ihre eigene Migrationsgeschichte macht viele<br />
Russlanddeutsche besonders sensibel für den<br />
Merkelschen Willkommenswahn. «Viele Russen<br />
sind auch hierhergekommen», sagte Kostja, der<br />
bei Frankfurt wohnt und ebenfalls vor dem Kanzleramt<br />
demonstrierte. «Ich bin mit meinen Eltern<br />
herumgelaufen, wir haben darauf geachtet, dass<br />
wir bloß nicht bei Rot die Straße überquerten. Wir<br />
sind hergekommen und haben uns langsam und vorsichtig<br />
umgesehen – was und wie, wo gibt es Arbeit.<br />
Die kommen einfach hierher und Frau Merkel<br />
gibt ihnen alles: Wohnungen und so weiter. Dabei<br />
spucken sie auf alles.»<br />
«Die kommen einfach hierher, und<br />
Frau Merkel gibt ihnen alles.»<br />
Ihren Siedepunkt erreichte die Stimmung auch,<br />
weil Lisas Vergewaltigung keinesfalls ein Einzelfall<br />
ist. Im Gegenteil: Immer wieder begehen <strong>Asyl</strong>bewerber<br />
und muslimische Migranten brutale Sexualstraftaten.<br />
Zur gleichen Zeit, als die Lügenpresse<br />
in jenen Tagen in Berlin auf eine «erfundene Vergewaltigung»<br />
hoffte, wurde in Kiel eine junge Frau<br />
«von drei Männern südländischen Aussehens verfolgt,<br />
(…) hinter einen Sicherungskasten gezogen<br />
und gegen ihren Willen angefasst», wie die örtliche<br />
Polizei angab. In Lehrte verfolgten zwei Männer<br />
eine 25-Jährige und forderten sie auf, «die Beine<br />
breit zu machen». Einer der Täter hatte nach Polizeiangaben<br />
einen «etwas dunkleren Teint». Auch<br />
die Polizei in Nordstadt ermittelte Ende Januar wegen<br />
einer versuchten Vergewaltigung. «Der deutsch<br />
und arabisch sprechende Gesuchte» ließ von seinem<br />
Opfer ab, nachdem er von einer Personengruppe<br />
gestört wurde. Im hessischen Friedberg entging<br />
eine 48-Jährige nur durch heftigen Widerstand einer<br />
Vergewaltigung durch zwei Männer, die «sich<br />
auf Arabisch unterhalten» hätten.<br />
Putin ist Schuld<br />
Die Nazikeule schüchterte die Russlanddeutschen<br />
nicht ein, die Proteste wurden größer – auch<br />
in anderen Städten gingen mittlerweile Tausende<br />
auf die Straße. Nachdem Moskaus Außenminister<br />
Sergej Lawrow das Thema auf seiner dreistündigen<br />
Neujahrs-Pressekonferenz kurz ansprach, mutierte<br />
Lisas Schicksal zur angeblichen Kreml-Kampagne.<br />
Von «Russen-Propaganda» schrieb die Bild-Zeitung.<br />
Der einstige Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert<br />
witterte die Gelegenheit für eine Verschwörungstheorie.<br />
In der Wirtschaftswoche vom 30. Januar<br />
hielt er es «nicht für ausgeschlossen, dass der<br />
russische Geheimdienst den Begriff ”Lügenpresse”<br />
in Deutschland verbreitet hat». Selbstkritische Töne<br />
waren selten. «Leider ist diese [russische] Propaganda<br />
so erfolgreich, weil es einen massiven Vertrauensverlust<br />
bei uns gibt, in Politik, Medien, Polizei<br />
und Justiz. Daran sind wir selbst schuld, nicht Moskau»,<br />
betonte allerdings selbst der als Putin-kritisch<br />
bekannte Journalist Boris Reitschuster im Focus.<br />
Doch gab es die angebliche Kreml-Propaganda<br />
im Fall Lisa überhaupt? Anwalt Danckwardt gab<br />
Medien aus beiden Ländern Interviews. «Das russische<br />
Fernsehen hat meine Äußerungen jedenfalls<br />
ungeschnitten und im Originalton gesendet,<br />
teilweise sogar live. Das ZDF-Morgenmagazin hingegen<br />
hat es fertiggebracht, meine Aussagen so zu<br />
schneiden, dass sie in ihr Gegenteil verdreht wurden»,<br />
sagte er der Jungen Welt.<br />
Tatsächlich hatte Berlins Staatsanwaltschaft<br />
mittlerweile endlich eingeräumt, dass Lisa sexuell<br />
missbraucht wurde – wenn auch zu einem anderen<br />
Zeitpunkt. Doch die Medien geiferten trotzdem<br />
weiter und sprachen von «Vergewaltigungslüge»<br />
(Berliner Zeitung). «Es gab weder eine Vergewaltigung<br />
noch Sex», beschwichtigte der Berliner Kurier.<br />
Der Tagesspiegel käute erneut die Darstellung<br />
wider, «vor dem Verschwinden des Mädchens<br />
sei es eventuell zu einvernehmlichen Sexualkontakten<br />
gekommen». Wie es Lisa geht, fragte keiner<br />
der Schmierenjournalisten. Dass ihre Peiniger<br />
vom Oktober 2015 in Untersuchungshaft säßen, ist<br />
dagegen nicht bekannt. Erst im Februar 2017 erhob<br />
Berlin Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen<br />
nun 23-Jährigen. Der Vorwurf: Schwerer sexueller<br />
Kindesmissbrauch und Herstellung pornografischer<br />
Schriften.<br />
Putin ist immer<br />
schuld<br />
«Ich halte es nicht für ausgeschlossen,<br />
dass der russische<br />
Geheimdienst die sexuellen<br />
Massenübergriffe in der Silvesternacht<br />
inszeniert hat. (…)<br />
Hat Putin grüne Männchen auf<br />
die Kölner Domplatte entsandt?<br />
Nein. Aber vielleicht als syrische<br />
Flüchtlinge getarnte Anhänger<br />
seines Verbündeten Assad.»<br />
(Flensburger Tagblatt,<br />
31.1.2016)<br />
Wladimir Putin. Foto: Kremlin.ru<br />
Nach massiven Problemen in den<br />
1990er Jahren gelten die Russlanddeutschen<br />
heute als vorbildlich integriert.<br />
Foto: picture alliance / dpa<br />
63
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Die Angst der Frauen<br />
Requiem für Jolanta<br />
_ von Martin Müller-Mertens<br />
In Reutlingen starb eine vierfache Mutter unter den Machetenhieben<br />
eines <strong>Asyl</strong>forderers. Die Behörden verharmlosen die Tat, die<br />
Antifa schüchtert Trauernde ein – und die Staatsanwaltschaft droht<br />
allen, die an ihrer Version zweifeln.<br />
Trauer in Reutlingen.<br />
Foto: Maciej Wieteska<br />
Die Hoffnung hatte sie nie aufgegeben:<br />
«Zeit für einen Wechsel…»<br />
schrieb Jolanta im September 2015<br />
neben dieses Facebook-Bild.<br />
Foto: Facebook<br />
Die Welt ging an einem Sonntagabend unter. Am<br />
24. Juli 2016 klingelte Wladyslaw Majka bei den<br />
Kindern von Jolanta Kijak in der polnischen Kleinstadt<br />
Dabrowa Tarnowska. Gemeinsam mit Polizisten<br />
musste der Chef der Sozialbehörde GOPS eine<br />
grausame Nachricht überbringen: Ihre Mutter lebt<br />
nicht mehr. Der <strong>Asyl</strong>ant Mohamad Halef zerhackte<br />
sie nur Stunden zuvor im fernen Reutlingen mit einer<br />
60 Zentimeter langen Machete.<br />
Majka kannte Jolanta – wie viele andere in dem<br />
12.000-Einwohner-Ort in der südlichen Wojewodschaft<br />
Kleinpolen. «Der Moment, in dem ich es den<br />
Kindern mitteilen musste, war einer der schlimmsten<br />
in meinem Leben», zitierte ihn die Zeitung Dziennik<br />
Polski. «Die Familie hat ein sehr enges Verhältnis.<br />
Mama war ihre ganze Welt.» Nun steht Dabrowa<br />
Tarnowska unter Schock. Er habe in den Medien<br />
von der Tragödie gehört, aber «nie gedacht, dass<br />
Jola betroffen sein könnte», meinte ein Nachbar.<br />
Jolantas Weg<br />
Nur Tage zuvor hatten die Kinder ihre Mutter in<br />
der Heimat verabschiedet – sie ahnten nicht, dass<br />
es kein Wiedersehen geben würde. Jolanta fuhr<br />
zurück ins deutsche Reutlingen, wo die 45-Jährige<br />
das Geld für ihre Familie verdiente. Die Not hatte<br />
die tapfere Frau ein Jahr zuvor in die Fremde<br />
gezwungen: Vier Kinder musste Jolanta versorgen<br />
– acht, 19, 22 und 23 Jahre alt. Zuvor war die Familie<br />
«durch Höhen und Tiefen gegangen», beschreiben<br />
es örtliche Medien. Zwei Ehen scheiterten. Eine<br />
Zeit lang hielt sie sich mit Gelegenheitsjobs über<br />
Wasser. «Aber immer hat sie das Wohl der Kinder<br />
im Auge behalten. Jola war eine großartige Mutter»,<br />
meint Majka. Später lebte sie in Baden-Württemberg,<br />
fand eine Anstellung zunächst als Putzfrau,<br />
schließlich als Küchenhilfe im Dönerrestaurant<br />
Mangal unweit des Reutlinger Bahnhofes. Bekannte<br />
schildern, dass sie am liebsten alle vier Kinder<br />
zu sich holen wollte. Am 15. August 2016 sollte zumindest<br />
die jüngste Tochter zur Mutter ziehen, hier<br />
die Schule besuchen.<br />
Chronik einer Hinrichtung<br />
Am letzten Tag ihres Lebens ging Jolanta wie<br />
immer zur Arbeit – und Mohamad Halef beschloss,<br />
eine Frau zu schlachten. Um 16:25 Uhr erreichten<br />
die Polizei erste Notrufe. Den Hergang der Tat beschreiben<br />
die Ermittler im kühlen Amtsdeutsch.<br />
Demnach kam es zwischen Jolanta und ihrem Mörder<br />
«aus bislang ungeklärter Ursache zum Streit, in<br />
dessen Verlauf das Opfer vom Tatverdächtigen<br />
durch eine Machete tödlich im Kopfbereich verletzt<br />
wurde. In der Folge schlug der <strong>Asyl</strong>bewerber<br />
am Federnseeplatz mit der Machete die Scheiben<br />
eines PKW Citroën ein, in dem sich eine 51-jährige<br />
Frau sowie ein 41-jähriger Mann befanden». Erst<br />
der Sohn des Mangal-Wirtes konnte den Mörder<br />
stoppen. «Es war ein Albtraum. Ich sah die Frau im<br />
Blut liegen», sagte Robert Lukowski, der seit mehreren<br />
Jahren in der Stadt lebt.<br />
«Jola war eine großartige Mutter.»<br />
<br />
Wladyslaw Majka<br />
64<br />
Nur wenig ist über die Messer-Fachkraft bekannt.<br />
Rund ein Jahr zuvor hatte Halef in Deutschland<br />
<strong>Asyl</strong> gefordert. Angeblich stammt er aus Syrien.<br />
Auch die 115.000-Einwohner-Stadt südlich von<br />
Stuttgart inszenierte damals den Willkommensrausch.<br />
«Die Flüchtlinge brächten Dynamik ins Gemeinwesen<br />
– gute Dynamik», zitierte die Südwest<br />
Presse im Oktober 2015 eine Helferin. Vermutlich<br />
interessierte sich Halef nicht für den arabischen<br />
Reutlingen-Rundgang, den die ehrenamtliche<br />
Stadtführerin Salima Fellous regelmäßig organi-
Ausgabe 2/2016 | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de<br />
siert. Vielleicht stand ihm auch kein «passgenauer<br />
Wohnraum» in Aussicht, den die linke Kommunalabgeordnete<br />
Jessica Tatti zur gleichen Zeit für die<br />
Neusiedler verlangte.<br />
Bald nach seiner Ankunft fiel Halef in der <strong>Asyl</strong>unterkunft<br />
unangenehm auf, soll Mitbewohner beklaut<br />
haben. Zwei Mal wurde er verlegt. Zuletzt logierte<br />
der 21-Jährige in einem Einzelzimmer in der<br />
ehemaligen Ypernkaserne, die die Stadt für die<br />
Unterbringung von 65 Illegalen hergerichtet hatte.<br />
Auch der Polizei war der Bereicherer bereits bekannt<br />
– «wegen verschiedener Delikte, unter anderem<br />
wegen Körperverletzung, Verstoßes gegen das<br />
Betäubungsmittelgesetz sowie Eigentumsdelikten».<br />
Doch warum messerte Mohamad Halef an diesem<br />
Tag die vierfache Mutter aus Polen? Einen islamistischen<br />
Anschlag schließen die Ermittler aus.<br />
Tatsächlich gibt es bislang keine Hinweise etwa auf<br />
einen Allahu-akbar-Schlachtruf. Allerdings existieren<br />
durchaus Indizien, dass die Bluttat politischkorrekt<br />
verharmlost werden soll. «Nach derzeitigem<br />
Sachstand handelt es sich bei der Tötung der<br />
Frau um eine Beziehungstat», meldeten Polizei und<br />
Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Presseerklärung.<br />
Eine Affäre mit dem Opfer habe der<br />
Mörder in ersten Vernehmungen eingeräumt. Zudem<br />
könnte bei Halef eine «psychische Erkrankung»<br />
vorliegen. Ein Sprecher des Reutlinger Polizeipräsidiums<br />
behauptete zudem, der Täter habe mit seinem<br />
Opfer in der Döner-Gaststätte gearbeitet.<br />
Recht ungewöhnlich für eine Presseerklärung,<br />
stießen Polizei und Staatsanwaltschaft bereits am<br />
Nachmittag des 25. Juli 2016 unmissverständliche<br />
Drohungen für den Fall aus, dass Zweifel an der offiziellen<br />
Version öffentlich geäußert würden. Demnach<br />
werde die «Verbreitung» von «unwahrem Inhalt»<br />
(…) «bei Bekanntwerden auf strafrechtliche<br />
Relevanz geprüft und gegebenenfalls ein Ermittlungsverfahren<br />
eingeleitet», hieß es ganz im Duktus<br />
von Zensurminister Heiko Maas. Diese Anweisung<br />
wurde umgesetzt: Die vorgegebene These von<br />
der sogenannten Beziehungstat findet sich in der gesamten<br />
deutschen Medienberichterstattung wieder.<br />
Gestörte Trauer<br />
Zum zentralen Gedenkmarsch am darauffolgenden<br />
Wochenende lud lediglich die polnische Gemeinde<br />
ein – nicht jedoch die Stadt. Fast erleichtert<br />
berichtete die örtliche Presse, dass sich statt<br />
der erwarteten 500 nur 150 Teilnehmer eingefunden<br />
hätten. Die Reutlinger Nachrichten, eine Regionalausgabe<br />
der Südwest Presse, diffamierte den Umzug<br />
als «nicht frei von nationalistischen Zielen». Das<br />
Infoportal Tübingen-Reutlingen machte «auch polnische<br />
NationalistInnen» aus. Auch die örtliche Antifa<br />
trommelte ihre Fußtruppen zusammen, um Trauerfeiern<br />
und Gedenkmärsche etwa der Bürgerinitiative<br />
Grenzgänger Neckar Alb zu stören. Sekundiert<br />
wurden sie von der örtlichen Politik. «Das war eine<br />
Beziehungstat und hatte keinen politischen Hintergrund»,<br />
diktierte der Kreisvorsitzende der Linken Rüdiger<br />
Weckmann das Verdikt. Auch SPD-Stadträtin<br />
Edeltraut Stiedl war zur Antifa-Kundgebung geeilt.<br />
Der örtliche General-Anzeiger wartete mit einer namentlich<br />
nicht genannten Lehrerin auf, der zufolge<br />
syrische Schulkinder völlig verstört seien und sich<br />
aus Angst vor «Faschisten» nicht mehr auf die Straße<br />
trauten.<br />
«Ich habe das erste Mal in meinem<br />
Leben einen Mörder gesehen», sagt<br />
Anwohner Marco Greco. Wenige<br />
Minuten nach der Tat wurde Halef<br />
von der Polizei festgenommen.<br />
Foto: picture alliance / dpa<br />
«Es war ein Albtraum.<br />
Ich sah die<br />
Frau im Blut liegen.»<br />
Robert Lukowski<br />
Freiwild<br />
Frau<br />
Das böse Ende der<br />
Willkommenskultur<br />
Schweigekartell<br />
Der Sexmob und die Medien<br />
Polizistin mit Eiern<br />
Migrantin auf Streife<br />
Superwanze Handy<br />
Tipps zum Selbstschutz<br />
Germaninnen<br />
Mit Liebreiz und Schwert<br />
Dossier: Die Die Lügenjournalisten<br />
Agenten Agenten der der Meinungsdiktatur<br />
<strong>COMPACT</strong> 2/2016. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
65
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Die Angst der Frauen<br />
Polen in Deutschland<br />
Wie viele Polen heute in der<br />
Bundesrepublik leben, ist aufgrund<br />
unterschiedlicher Definitionen<br />
von Polen und deutschen<br />
Aussiedlern in den Statistiken<br />
nur ungenau zu erfassen. 2013<br />
lebten in Deutschland 609.855<br />
Menschen, die ausschließlich<br />
die polnische Staatsbürgerschaft<br />
hatten. Der größte Teil<br />
kam als Arbeitsmigranten. Mittlerweile<br />
siedeln sich aber auch<br />
zunehmend Polen in von Leerstand<br />
betroffenen grenznahen<br />
Orten in Brandenburg und Vorpommern<br />
an.<br />
Stadtzentrum von Reutlingen.<br />
Foto: Stadtverwaltung Reutlingen<br />
Keine politischen Korrektheiten: Auf<br />
ihrer Trauerkundgebung erinnerten<br />
die Reutlinger Polen auch an die<br />
Schlacht am Kahlenberg – den Sieg<br />
eines deutsch-polnischen Heeres<br />
während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung<br />
1683.<br />
Fotos: Maciej Wieteska<br />
Nun wäre nicht von vornherein auszuschließen,<br />
dass sich Jolanta kurzzeitig auf eine Liaison<br />
mit dem deutlich jüngeren Halef eingelassen hätte.<br />
Die polnische Boulevardzeitung Super Express –<br />
die sich unter anderem durch die Veröffentlichung<br />
von Skandalen einen Namen gemacht hat – glaubt<br />
jedoch nicht an die Version von Polizei und deutscher<br />
Politik. Bereits am 26. Juli 2016 zitierte das<br />
Blatt Rafal Sobczaks vom Warschauer Außenministerium.<br />
Nach dessen Angaben verfügt die deutsche<br />
Polizei über detaillierte Kenntnisse zum Motiv des<br />
Täters, verschweigt die Fakten aber mit Verweis auf<br />
das Persönlichkeitsrecht. Die Zeitung Fakt recherchierte<br />
die Vorgeschichte des Mordes. Ihr zufolge<br />
war Halef arbeitslos, lungerte jedoch regelmäßig<br />
mit Landsleuten in dem Lokal herum. Immer wieder<br />
soll er Jolanta belästigt haben. Wiederholt schmissen<br />
ihn angeblich Imbiss-Mitarbeiter deshalb raus,<br />
schließlich bekam er sogar Hausverbot. Gut möglich,<br />
dass sich der <strong>Asyl</strong>forderer deshalb in seiner sogenannten<br />
Ehre gekränkt fühlte.<br />
«Die Probleme sind das Resultat<br />
von Multikulti-Politik.»<br />
<br />
Innenminister Blaszczak<br />
Wenige Tage nach der Bluttat servierte Bild eine<br />
weitere Lüge: Demnach sei das Opfer schwanger<br />
gewesen, schreibt das Blatt – obwohl die Obduktion<br />
bereits zuvor das Gegenteil bewiesen hatte. Zugleich<br />
präsentierte die Springer-Zeitung eine rührselige<br />
Liebesgeschichte zwischen Täter und Opfer.<br />
Der in Reutlingen lebende Pole Paul Owedyk erinnerte<br />
sich zwar, dass Jolanta tatsächlich öfter mit<br />
einem Syrer telefonierte. Doch dabei soll es sich um<br />
einen Kollegen – und damit gerade nicht um Halef<br />
– gehandelt haben. Jolanta beschrieb er als «fröhlich,<br />
freundlich und immer lächelnd». Hinweise auf<br />
Probleme konnte er nicht erkennen.<br />
Zweifel aus Warschau<br />
Nicht nur polnische Medien interessierten sich<br />
für den Fall. Auch die Staatsanwaltschaft des Landes<br />
ermittelte – offenbar traute die Warschauer<br />
Justiz angesichts der möglichen Vertuschungen<br />
den baden-württembergischen Kollegen nicht über<br />
den Weg. Jedenfalls erklärten sowohl Vize-Justizminister<br />
Zbigniew Ziobro als auch die Generalstaatsanwaltschaft,<br />
dass die offizielle Version der<br />
Bluttat nicht der Wahrheit entspreche. Die EU-kritische<br />
Oppositionspartei Kukiz’15 forderte, den Mörder<br />
nach Polen auszuliefern, damit er seine Strafe<br />
nicht in einem «deutschen Luxusgefängnis» absitzen<br />
kann. Zwischenzeitlich wurde in Polen eine Petition<br />
vorbereitet. Damit sollte die Regierung gezwungen<br />
werden, in diesem Fall juristisch gegen<br />
deutsche Medien vorzugehen, da diese vorsätzlich<br />
Falschinformationen verbreiteten.<br />
Doch weshalb hielten die schwäbischen Behörden<br />
stur an ihrer Version einer Beziehungstat fest?<br />
Ein Verdacht drängt sich auf: Der brutale Messermord<br />
soll als tragischer Einzelfall, keinesfalls jedoch<br />
als Teil der zunehmenden Gewaltausbrüche muslimischer<br />
<strong>Asyl</strong>betrüger im Gedächtnis bleiben. Eine<br />
Schönfärberei, die in Polen Verärgerung auslöste.<br />
Aus Sicht von Innenminister Mariusz Blaszczak gibt<br />
es «keinen Zweifel daran, dass die Probleme, mit<br />
denen sich jetzt <strong>unsere</strong> Nachbarn rumschlagen, das<br />
Resultat einer jahrzehntelangen Migrationspolitik<br />
sind, das Resultat von Multikulti-Politik».<br />
Ausländerkriminalität in Deutschland<br />
Stand 2012<br />
30,8 28,5<br />
Vergewaltigung<br />
Mord/Totschlag<br />
29,3<br />
29,8<br />
Diebstahl/Unterschlagung<br />
Raub/Erpressung<br />
Anteil der Ausländer in Prozent<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
66
Die Vertreibung aus dem Paradies<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
Migrantengangs terrorisieren die Stadt, Frauen sind Freiwild. Der Mord eines<br />
<strong>Asyl</strong>anten an Maria L. hat deutlich gemacht: Ausgerechnet in Freiburg, dem Biotop<br />
der achtundsechziger Utopien, sind heute diejenigen schutzlos, deren Befreiung sich<br />
die Linke immer auf die Fahnen geschrieben hatte.<br />
Sind es immer die Besten, die zuerst geschlachtet<br />
werden? Maria L. verkörperte alles, was wir an<br />
<strong>unsere</strong>n Frauen schätzen: Die 19-jährige Medizinstudentin<br />
war nicht nur hübsch, sondern auch gebildet<br />
und wissbegierig. Im Internet kursierende Fotos<br />
zeigen sie mit einem Lachen, das Lebenslust und<br />
eine unschuldige Zuversicht bezeugt. Ihre Jugend<br />
muss behütet gewesen sein: Sie stammte aus einer<br />
wohlhabenden Familie, ihr Vater ist hoher EU-Beamter<br />
und in der Kirche aktiv. In der Todesanzeige<br />
schreiben die gläubigen Eltern: «Maria war 19 Jahre<br />
lang ein einziger Sonnenschein für uns, und das<br />
wird sie bleiben. Wir danken Gott für dieses Geschenk,<br />
das Er uns mit ihr gemacht hat. Wir sind<br />
gewiss, dass sie es bei Ihm gut hat.»<br />
Die christliche Caritas war Maria ein Herzensanliegen,<br />
sonst hätte sie sich nicht in der Flüchtlingshilfe<br />
engagiert. Sie fragte nicht nach Politik,<br />
sie fragte nicht nach dem Sinn offener Grenzen, sie<br />
wollte nicht wissen, ob einer sich <strong>Asyl</strong> erschwindelt<br />
hat oder nicht. Sie wollte einfach helfen. So war sie<br />
eben: eine gute Seele.<br />
«Geräusche wie ein Tier»<br />
Doch gerade diese Gutherzigkeit wurde ihr zum<br />
Verhängnis: Am 16. Oktober 2016 gegen drei Uhr<br />
nachts wurde sie auf dem Heimweg von einer Studi-Party<br />
auf einem Radweg in der Nähe des Fußballstadions<br />
vergewaltigt und anschließend in die vorbeifließende<br />
Dreisam geworfen. Ob sie ihren mutmaßlichen<br />
Mörder persönlich gekannt hat, ist zwar<br />
noch offen. Aber Tatsache ist, dass es sich bei dem<br />
vermeintlich 17-jährigen Afghanen um einen <strong>Asyl</strong>bewerber<br />
handelt, der vor 15 Monaten über die<br />
Grenze kam. Eine Freiburger Pflegefamilie bot diesem<br />
Hussein K. ein Zuhause, er saß mit den Leuten<br />
am Esstisch und genoss ihre Gastfreundschaft. Wie<br />
müssen sich diese Großherzigen jetzt fühlen, nachdem<br />
sich das angebliche Bürgerkriegsopfer als brutaler<br />
Täter entpuppt und ausgerechnet ein Mädchen<br />
ins Jenseits befördert hat, das sich für Seinesgleichen<br />
einsetzte? Werden sie sich an Äsops Fabel erinnern,<br />
in der ein Bauer eine im Frost halberstarrte<br />
Schlange fürsorglich an seiner Brust gewärmt hatte<br />
– und zum Dank totgebissen wurde?<br />
So sieht sich das bunte Freiburg<br />
gerne: Christopher Street Day 2016.<br />
Foto: picture alliance / dpa<br />
Gerade ihre Gutherzigkeit<br />
ist Maria<br />
zum Verhängnis<br />
geworden.<br />
67
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Die Angst der Frauen<br />
Ethnie einzugrenzen. Unter dem frommen Vorsatz,<br />
Diskriminierung von Afrikanern, Arabern und anderen<br />
Rassen zu unterbinden, wird die Arbeit der Fahnder<br />
fahrlässig erschwert – man könnte das auch Täterschutz<br />
nennen.<br />
68<br />
Freunde und Fremde trauern um<br />
Maria. Foto: picture alliance /<br />
Patrick Seeger/dpa<br />
Die Ermittler sind von der Schuld<br />
Hussein Ks. überzeugt.<br />
Foto: Screenshot Facebook<br />
Die Dominanz der<br />
Multikulti-Ideologie<br />
hat die Idylle<br />
wehrlos gegen archaische<br />
Fremde<br />
gemacht.<br />
Die Natter an ihrem Busen – Maria hatte keine<br />
Chance in dem Verzweiflungskampf, der ihr Leben<br />
beendete. Auf seinem Facebook-Profil posierte der<br />
Afghane mal als Macho mit Basecap und gegeltem<br />
Haar, mal als Metrosexueller mit gezupften Augenbrauen.<br />
Verstörend ist ein Foto, das er im März 2016<br />
postete: Es zeigt einen Wolfsmenschen, der sich<br />
über ein Mädchen beugt und ihren Kopf hält. Kumpels,<br />
mit denen er auf dem Colombi-Platz abhing<br />
und Drogen konsumierte, berichteten der Bild-Zeitung<br />
von seinem ekelhaften Verhalten gegenüber<br />
Frauen: «Wir alle gucken schönen Frauen hinterher,<br />
sprechen sie an. Aber Hussein hat so ein Geräusch<br />
gemacht wie ein Tier. Er hat die Frauen richtig belagert<br />
und seine Show abgezogen.»<br />
Die Heldin der Ermittlungen<br />
Es gibt neben Maria L. noch eine beeindruckende<br />
Frauengestalt in dieser schrecklichen Geschichte:<br />
eine junge Kriminalassistentin der Freiburger Polizei,<br />
deren Name in den Medien nicht preisgegeben<br />
wurde. Menschen wie sie sind die stillen Helden,<br />
die einem noch Hoffnung machen.<br />
Dabei hätte man den Mörder auch ohne ihre Mühen<br />
schnell dingfest machen können. Am Fahrrad<br />
und an der Kleidung des Opfers gab es nämlich genügend<br />
DNA-Spuren. Da diese aber keine Treffer in<br />
der polizeilichen Datenbank ergaben, trat die Sonderkommission<br />
quälende Wochen lang auf der Stelle.<br />
Doch das war ein künstlich von der Politik aufgebautes<br />
Hindernis: Die Gesetze verbieten, was labortechnisch<br />
möglich ist, nämlich der DNA Angaben<br />
über Haut-, Haar- und Augenfarbe eines Verdächtigen<br />
zu entnehmen und auf dieser Grundlage dessen<br />
Trotz dieses Handicaps arbeitete die Freiburger<br />
Kripo mit Hochdruck weiter. Ein Brombeerstrauch<br />
am Tatort wurde komplett in die Kriminaltechnik gebracht<br />
und akribisch untersucht. Dabei fand sich ein<br />
einzelnes Haar, 18 Zentimeter lang, das zur einen<br />
Hälfte schwarz, zur anderen Hälfte blondiert war.<br />
Man wusste nun, welche Frisur der Gesuchte hat.<br />
Aber erst dem unermüdlichen Einsatz der jungen<br />
Kollegin ist zu danken, dass auch das dazugehörige<br />
Gesicht identifiziert werden konnte. Sie war es,<br />
die tagelang die Überwachungsvideos der Freiburger<br />
Straßenbahnen sichtete und dabei einen Mann<br />
mit diesem sogenannten Undercut-Schnitt entdeckte,<br />
der in der Tatnacht am Bertholdsbrunnen in die<br />
Linie 1 einstieg und Richtung SC-Stadion fuhr. Mit<br />
diesem Bild fanden die Kriminalisten innerhalb weniger<br />
Tage Hussein K.<br />
Das Ende der Idylle<br />
Dass das Verbrechen gerade in Freiburg passiert<br />
ist, hat die Wohlfühl-Republik geschockt. Die weltoffene<br />
Universitätsstadt im Dreiländereck stand<br />
seit den 1970er Jahren für den Vormarsch der Achtundsechziger.<br />
Hier war die Wiege der Anti-Atom-<br />
Bewegung, die durch eine monatelange Bauplatzbesetzung<br />
im nahegelegen Wyhl 1975/76 zum ersten<br />
Mal ein AKW verhinderte. Hier war ein Biotop<br />
für linke Kollektive und Lebensformen, die in zahlreichen<br />
besetzten Häusern ihre Zentren hatten. Hier<br />
war die Hochburg der freien Liebe, die die Freudianer<br />
von der Marxistisch-Reichistischen Initiative<br />
propagierten – und die des Kampfes gegen die<br />
bösen soldatischen Männer, den der Hobbyphilosoph<br />
Klaus Theweleit vor vollen Hörsälen predigte.<br />
Die exotische Mischung aus sexueller Libertinage<br />
einerseits, die andererseits durch feministischen<br />
Einspruch gezügelt wurde, gab gerade Frauen große<br />
Freiheiten: Sie konnten in Sommernächten die<br />
verführerischen Angebote des Nachtlebens nutzen<br />
und mussten vor Zudringlichkeiten weniger Angst<br />
haben als anderswo.<br />
Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Revolte hat<br />
sich in ihrem eigenen Schwung überschlagen und<br />
ins Gegenteil verkehrt, wie so oft in der Geschichte.<br />
Dass Freiburg seit 2002 von einem grünen Oberbürgermeister<br />
regiert wird und seine Partei bei der<br />
letzten Landtagswahl mit satten 43,2 Prozent auftrumpfte,<br />
hat zwar allerhand ökologische Experimente<br />
beflügelt – etwa den Bau des neuen Stadtteils<br />
Vauban, wo sich die Bionade-Bourgeoisie in<br />
energieneutralen Häuschen eingerichtet hat. Aber
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Die Angst der Frauen<br />
die Dominanz der Multikulti-Ideologie hat die Idylle<br />
gleichzeitig wehrlos gegen die Gefahr von außen<br />
gemacht – gegen archaische Fremde, die Linke<br />
ebenso wie Christen als Ungläubige hassen und<br />
für die alle unverschleierten Frauen Schlampen sind,<br />
die man benutzen und wie Müll entsorgen kann.<br />
Schon lange vor der Kölner Silvesternacht hat<br />
Freiburg die ersten Ausläufer der <strong>Asyl</strong>anteninvasion<br />
zu spüren bekommen: Der Hauptbahnhof der Dreisamstadt<br />
ist der erste Halt für Züge, die Schwarzafrikaner<br />
aus Italien und der Schweiz mitbringen.<br />
Eine Gruppe von 40 – im Behördendeutsch – «unbegleiteten<br />
minderjährigen Flüchtlingen» (UMF) aus<br />
dem dunklen Kontinent hatte im Frühjahr 2014 monatelang<br />
«Anwohner und Passanten auf dem Stühlinger<br />
Kirchplatz regelrecht terrorisiert», meldete<br />
die Frankfurter Allgemeine Zeitung.<br />
«Ich finde es überhaupt kritisch,<br />
abends in Freiburg rumzulaufen.»<br />
Chiara (18)<br />
Nach 232 Straftaten von Januar bis Mitte Mai<br />
2014 schien die Polizei die Lage im Griff zu haben,<br />
es gab eine Reihe von Verhaftungen. Doch da der<br />
Zustrom nie aufgehört hat – allein 2016 wurden<br />
über 600 der besonders gefährlichen UMFs in Freiburg<br />
untergebracht –, ist die Situation mittlerweile<br />
so schlimm wie zuvor. Umliegende Schulen müssen<br />
von einem Sicherheitsdienst geschützt werden,<br />
die Kinder gehen nur noch in Gruppen von zu Hause<br />
Vorsicht, Frau!<br />
Straftaten unterschiedlicher Schwere gegen die sexuelle<br />
Selbstbestimmung in Deutschland. Von 10.000 Bürgern folgender<br />
Nationalität sind jeweils tatverdächtig:<br />
weg. Auf dem zentrumsnahen Platz mit seiner imposanten<br />
Kirche, der früher ein beliebtes Ziel von<br />
Spaziergängern und Nachtschwärmern war, traut<br />
sich heute nach Einbruch der Dunkelheit kein Weißer<br />
mehr. Obwohl allgemein bekannt ist, dass dort<br />
ausschließlich schwarze Drogengangs ihr Unwesen<br />
treiben, übt sich Polizeipräsident Bernhard Rotzinger<br />
im Vertuschen: «Wenn es Gambier sind, sind<br />
es Gambier, und wenn es Kaiserstühler sind, sind<br />
es Kaiserstühler», sagte er der örtlichen Badischen<br />
Zeitung (BZ) Anfang Dezember 2016.<br />
Wie sehr die Angst grassiert, zeigt das abgestimmte<br />
Vorgehen aller Discotheken und Clubs:<br />
Schon seit Anfang 2016 haben sie ein generelles<br />
Zutrittsverbot für Flüchtlinge verhängt, nachdem<br />
ihre Sicherheitsleute den Übergriffen auf den Tanzflächen,<br />
aber auch in Toiletten nicht mehr Herr geworden<br />
sind. Männerrudel sollen einzelne Frauen<br />
eingekreist und KO-Tropfen in Getränke geschüttet<br />
haben. Wer weiß, wie gerne gerade das polyglotte<br />
Partyvölkchen in der «Black-is-beautiful»-Laune badet,<br />
kann sich vorstellen, was vorgefallen sein muss,<br />
bis es zu diesem Schritt kam. Doch damit ist die Gefahr<br />
nicht gebannt. «Wenn viele an der Tür abgewiesen<br />
werden, werden sie aggressiv, und das Problem<br />
verlagert sich auf die Straße», sagte ein Security-<br />
Mann der BZ. Die Folge der verstärkten Wegelagerei:<br />
Statt wie früher ganz entspannt von einer Bar<br />
zur nächsten zu flanieren, bewegen sich Frauen nur<br />
noch mit dem Taxi durch die Stadt und lassen sich<br />
direkt am Eingang absetzen. «Ich finde es überhaupt<br />
kritisch, abends in Freiburg rumzulaufen», klagte die<br />
18-jährige Chiara L. in der Lokalpresse. Der öffentliche<br />
Raum gehört den Sex-Gangstern und ist für die<br />
Einheimischen zur No-go-Zone geworden.<br />
Die Verharmloser<br />
«Der Fall der getöteten Studentin<br />
in Freiburg hat aus folgenden<br />
Gründen keinen Eingang in<br />
die heutige 20-Uhr-Ausgabe der<br />
Tagesschau gefunden: Bei aller<br />
Tragik für die Familie des Opfers<br />
hat dieser Kriminalfall eine<br />
regionale Bedeutung.» (ARD-Tagesschau<br />
auf ihrem Facebook-<br />
Account, 3.12.2016)<br />
«Solche abscheulichen Morde<br />
gab es schon, bevor der erste<br />
Flüchtling aus Afghanistan<br />
oder Syrien zu uns gekommen<br />
ist.» (Sigmar Gabriel, SPD-Vorsitzender)<br />
«Solche Grausamkeiten werden<br />
leider von In- wie Ausländern<br />
begangen, das ist leider kein<br />
neues Phänomen.» (Julia Klöckner,<br />
stellvertretende CDU-Vorsitzende)<br />
«(…) politisch widerlich und<br />
dümmer, als die Polizei erlaubt».<br />
(Ralf Stegner, stellvertretender<br />
SPD-Vorsitzender, über Rainer<br />
Wendt, den Vorsitzenden<br />
der Deutschen Polizeigewerkschaft.<br />
Dieser hatte den Freiburger<br />
Mord auf die Probleme massenhafter<br />
Zuwanderung zurückgeführt.)<br />
Noch ein Schock für Freiburg: Im<br />
nahen Endingen wurde Anfang<br />
November 2016 die Joggerin Carolin<br />
Gruber ermordet. Foto: picture<br />
alliance / ROPI<br />
Algerier 60,2<br />
Somalier 41,2<br />
Afghanen 36,8<br />
Albaner 43,8<br />
Nigerianer 30,4<br />
Türken 7,2<br />
Deutsche 0,9<br />
Zugrundegelegt wurden die Zahlen des BKA für das gesamte Jahr 2015. Ein<br />
Beispiel für die Berechnung: Die Polizei hat 276 afghanische Tatverdächtige<br />
ermittelt. Dies wurde bezogen auf die Gesamtzahl der Afghanen, die zum<br />
31.12.2014 in Deutschland lebten, nämlich 75.385.<br />
Quelle: BKA<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
69
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Die Angst der Frauen<br />
Eine unfassbare Tat?<br />
_ von David Berger<br />
70<br />
Würde eine asiatische Flüchtlingshelferin von einem Deutschen<br />
erstochen, wäre die Empörung im Lande groß. Da in Ahaus ein<br />
<strong>Asyl</strong>ant der Täter war, erfuhr außerhalb der kleinen Stadt kaum<br />
jemand von der Bluttat.<br />
Es ist kein Trost<br />
«Warum die Festnahme des Nigerianers<br />
und mutmaßlichen<br />
Mörders von Soopika P. kein<br />
Trost ist: Es ist kein Trost, wenn<br />
ein Täter nach seiner Tat festgenommen<br />
wurde. Es macht die<br />
junge Frau nicht wieder lebendig.<br />
(…)<br />
Es ist kein Trost, weil es wieder<br />
eine Flüchtlingshelferin ist. Weil<br />
diejenigen, die so unbedarft<br />
an die Sache herangingen, einfach<br />
nur helfen wollten, für diese<br />
Einstellung bestraft werden.<br />
Weil ihnen Regierung, Medien<br />
und eine toleranz- und moralbesoffene<br />
Gesellschaft bis heute<br />
einreden, Angst zu haben sei<br />
irrational, postfaktisch und vor<br />
allem Nazi. Weil ihnen die natürliche<br />
Vorsicht abtrainiert wird<br />
und der angepriesene «offene»<br />
Umgang mit Menschen, die oft<br />
so verroht sind, deren Vorstellungen<br />
Mann und Frau sich so<br />
sehr von <strong>unsere</strong>n unterscheiden,<br />
nicht selten ins Verderben<br />
führt.» (Anabel Schunke auf ihrem<br />
Facebook-Account)<br />
_ David Berger (* 1968) ist ein<br />
katholischer Theologe, Publizist<br />
und Philosoph. Von 2003 bis<br />
2010 war er Professor an der<br />
Päpstlichen Thomas-Akademie<br />
im Vatikan. Von 2013 bis zu<br />
seiner Entlassung im Februar<br />
2015 wirkte er als Chefredakteur<br />
der Schwulen-Monatszeitschrift<br />
Männer. Viele seiner Beiträge<br />
finden sich auf seinem Blog philosophia-perennis.com.<br />
Die von einem <strong>Asyl</strong>bewerber vergewaltigte und<br />
ermordete Maria L. aus Freiburg hatte es noch in die<br />
überregionalen Schlagzeilen geschafft – wenn auch,<br />
etwa im Falle der ARD-Tagesschau, mit reichlicher<br />
Verspätung. Solche Schlagzeilen blieben bei dem<br />
Mord an Soopika P., der sich in der Nacht vom 10.<br />
auf den 11. Februar 2017 im beschaulichen Ahaus<br />
(NRW), ereignete, aus. Auch sie hatte sich, wie Maria,<br />
in der örtlichen Flüchtlingshilfe engagiert.<br />
Schnell hatten sich Zeugen gemeldet, die die<br />
Schreie gehört hatten, als die 22-Jährige auf offener<br />
Straße regelrecht abgeschlachtet wurde. Diese<br />
verständigten sofort Polizei und Notarzt, sahen den<br />
Täter bei der Flucht und konnten daher sofort Angaben<br />
zu ihm machen. Der 27-jährige Nigerianer war<br />
in Ahaus kein Unbekannter. Er hielt sich dort als sogenannter<br />
Flüchtling auf und hatte wochenlang Kontakt<br />
zu dem Opfer gesucht, das ebenfalls einen Migrationshintergrund<br />
hatte. Allerdings ging Soopika<br />
auf die Annäherungsversuche nicht ein, was dann<br />
zu dem blutigen Gemetzel auf offener Straße führte.<br />
Die junge Frau verlor nach zahlreichen Stichen<br />
in Kopf, Hals und Oberkörper so viel Blut, dass sie<br />
im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlag.<br />
Wieder einmal: Der «unbekannte» Mörder<br />
Bezeichnend sind die wenigen Berichte über den<br />
Vorfall, die den Weg in ein überregionales Medium<br />
schafften. Focus-Online (nicht zu verwechseln<br />
mit dem davon unabhängigen Printmagazin) etwa<br />
berichtete 13 Stunden nach dem Vorfall – also zu<br />
einem Zeitpunkt, an dem man die Augenzeugenberichte<br />
längst hätte recherchieren können. Dabei<br />
stützte man sich ausschließlich auf das von der Polizei<br />
Bekanntgegebene: Bei dem Täter handele es<br />
sich um einen «Unbekannten», zu seinen Motiven<br />
gebe es keinerlei Hinweise. Die Bild-Zeitung nannte<br />
immerhin Ross und Reiter, wenn auch nur in ihrer<br />
Regionalausgabe.<br />
Dass man bei Tagesschau und Heute vergeblich<br />
auf einen Bericht zu dem Vorfall wartete, muss<br />
nicht eigens erwähnt werden. Hier war wohl den<br />
verantwortlichen Redakteuren, spätestens als das<br />
Wort «Nigerianer» und «Flüchtling» fiel, klar, dass<br />
man es mit einem «Einzelfall von regionaler Bedeutung»<br />
– so die ARD-Nachrichtensendung über<br />
Soopika P. aus Sri Lanka arbeitete in der Jugendhilfe.<br />
Illustration: IF<br />
ihr langes Schweigen zum Freiburger Mord an Maria<br />
L. – zu tun habe.<br />
Soopikas Mörder konnte dann tatsächlich bereits<br />
am 14. Februar in der Schweiz festgenommen<br />
werden. Wie sehr der Schwarzafrikaner dabei auf<br />
seine Unantastbarkeit aufgrund seines Flüchtlingsstatus<br />
vertraute, zeigt sein Verhalten vor der Festnahme:<br />
Von Schweizer Polizeibeamten am Bahnhof<br />
von Basel kontrolliert, präsentierte der Mann den<br />
Beamten gelassen die in Deutschland auf seinen<br />
richtigen Namen ausgestellte <strong>Asyl</strong>bescheinigung.<br />
Dass sich aus dem Vorfall mehr als eine kritische<br />
Nachfrage zur Flüchtlingspolitik in Europa,<br />
ganz speziell natürlich zu jener Deutschlands ergibt,<br />
ist offensichtlich. Und das schon im ganz<br />
praktischen Detailbereich: etwa, wie der Täter unerkannt<br />
und problemlos durch Deutschland fahren<br />
und in die Schweiz einreisen konnte. Dass keines<br />
<strong>unsere</strong>r Qualitätsmedien diese Fragen stellte, hängt<br />
schlicht damit zusammen, dass die zu erwartenden<br />
Antworten so gar nicht in deren Weltbild passen:<br />
Gegen den Zusammenbruch ihrer bunten Refugeeswelcome-Märchenwelt<br />
wird sich die große Überzahl<br />
linksgrüner Journalisten in Deutschland wehren<br />
– bis zum letzten Atemzug der Medien, für die<br />
sie tätig sind.<br />
Zum Gedenken an Soopika versammelten sich<br />
Mitte Februar 200 Menschen auf dem Ahauser Rathausplatz,<br />
darunter zahlreiche Einwanderer aus Sri<br />
Lanka, die aus ganz Europa gekommen waren, um<br />
ihrer hinduistischen Glaubensgenossin die letzte<br />
Ehre zu erweisen. Bürgermeisterin Karola Voß ließ<br />
sich entschuldigen und gab das Übliche zu Protokoll:<br />
«Ich hoffe sehr, dass das bislang gute Zusammenleben<br />
in Ahaus, das hohe Engagement in der<br />
Integrationsarbeit und das Sicherheitsgefühl in <strong>unsere</strong>r<br />
Stadt durch die Tat nicht spürbar beeinträchtigt<br />
oder verändert werden.» Für sie sei es «unfassbar,<br />
dass eine solche Tat geschehen ist». Diese Sorte<br />
Politiker wird wohl nie umdenken.
Was tun?<br />
Die Eliten wollen das Volk zerstören. Was muss<br />
politisch gefordert werden, was sagt das Gesetz,<br />
was kann der Einzelne tun?<br />
71
Merkel? Verhaften!<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
72<br />
Ob die Kanzlerin weiß, dass sie schon mit einem Bein im Gefängnis<br />
steht? Rechtsgutachten, die ihr den Bruch von Gesetzen vorwerfen,<br />
wurden zwischenzeitlich sogar von etablierten Medien verbreitet.<br />
Und im Innenministerium von Thomas de Maizière kursierten<br />
Papiere, welche die Polizei zur Meuterei aufrufen.<br />
Auf dem Karnevalsumzug im<br />
rheinland-pfälzischen Bad Bergzabern<br />
schmückte dieses Motiv<br />
nebst der Aufschrift «So ergeht es<br />
Volksverrätern» dem Mottowagen<br />
der Kapeller Narren. Selbstredend<br />
echauffierte sich das Organisationskommitee<br />
umgehend über die<br />
Unbotmäßigkeit. Illustration: IF,<br />
picture alliance/AP Images<br />
Am 7. Oktober 1989<br />
wurde Honecker<br />
noch umjubelt,<br />
zehn Tage später<br />
war er weg.<br />
Selig sind die Sanftmütigen, denn ihrer ist das<br />
Himmelreich. Wer gestern noch an der Spitze eines<br />
allmächtigen Regimes stand, kann schon am nächsten<br />
Tag tief fallen und muss dann hoffen, auf einen<br />
solchen Sanftmütigen wie Pfarrer Uwe Holmer zu<br />
treffen. Dieser öffnete seine Wohnung zu Anfang<br />
des Jahres 1990 einem Ehepaar, das keine andere<br />
Zuflucht mehr wusste, obwohl noch zehn Wochen<br />
vorher jeder in der Republik vor den beiden das<br />
Haupt gebeugt hatte: Margot und Erich Honecker.<br />
Der SED-Generalsekretär hatte am 17. Oktober<br />
1989 zurücktreten müssen. Die kurzlebigen Nachfolgeregierungen<br />
waren nicht mehr in der Lage, den<br />
einst mächtigsten Mann im Arbeiter- und Bauernstaat<br />
vor der wütenden Opposition zu schützen –<br />
und vor den Nachstellungen der DDR-Staatsanwaltschaft;<br />
seine Villa in Wandlitz wurde zu unsicher.<br />
Wohin gehen? In der Pfarre von Lobetal im Norden<br />
von Berlin, einer 1.200 Seelen-Gemeinde, fanden<br />
die Honeckers ein Zuhause. Zuerst zögerte der Geistliche,<br />
dann beriet er sich mit seiner Frau. «Aber dann<br />
fiel uns ein, dass wir jeden Sonntag in <strong>unsere</strong>r vollbesetzten<br />
Kirche beten: «Vergib uns <strong>unsere</strong> Schuld,<br />
wie wir vergeben <strong>unsere</strong>n Schuldigern.» Das gab<br />
den Ausschlag. Die folgenden Wochen verbrachten<br />
die Honeckers im Haus der Holmers, die Kommunisten<br />
unter dem Schutz der Christen, später fanden<br />
sie Zuflucht in Moskau. Am 29. Juli 1992 wurde er<br />
in die Justizvollzugsanstalt Berlin-Moabit verbracht.<br />
Die Schrift an der Wand<br />
Ist es vorstellbar, dass Angela Merkel vor einem<br />
ähnlichen Absturz steht? Sie, die in den Honecker-Jahren<br />
Sekretärin für Agitation und Propaganda<br />
der Freien Deutschen Jugend war und sich nach<br />
der Wiedervereinigung, zuerst als «Kohls Mädchen»<br />
und dann gegen ihren politischen Ziehvater,<br />
an die Spitze ihrer neuen Partei, ihres neuen Staates<br />
durchbiss? Man mag lange diskutieren, was sie<br />
von Honecker unterscheidet und worin sie ihm ähnelt,<br />
aber zwei Unheilsbotschaften des Jahres 1989<br />
stehen als Menetekel auch an ihrer Wand: Wie damals<br />
ist es eine Flüchtlingskrise, die die Fundamente<br />
des Staates erschüttert – nur dass die Massen<br />
damals hinaus- und heute hineinströmen. Und wieder<br />
sind es die aufmüpfigen Sachsen, die unter der<br />
Parole «Wir sind das Volk» gegen das Regime in<br />
Berlin demonstrieren. «Den Sozialismus in seinem<br />
Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf», hatte Honecker<br />
noch wenige Monate vor seinem Sturz geprahlt.
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Was tun?<br />
Merkels Diktum «Wir schaffen das» ist von ähnlich<br />
pausbäckiger Zuversicht angesichts einbrechender<br />
Zustimmungswerte.<br />
Dass außerhalb von Sachsen und Thüringen<br />
noch immer Tausende unter den roten oder bunten<br />
Fahnen der Blockparteien gegen die Opposition<br />
mobilisiert werden können, sollte niemanden täuschen:<br />
Auch am 7. Oktober 1989, zum 40. Geburtstag<br />
der DDR, jubelten die Massen auf dem Alexanderplatz<br />
noch Honecker zu, die wenigen Protestierer<br />
hatten keine Chance. Und trotzdem war, keine<br />
zehn Tage später, seine Macht perdu. Die heutigen<br />
Antifa-Claqueure sind nicht so uniformiert wie damals,<br />
aber sie werden genauso staatlich alimentiert.<br />
Solange die Staatsführung geschlossen agiert, mag<br />
sich daran nichts ändern. Aber wenn sich die politische<br />
Klasse spaltet, läuft auch der bezahlte Anhang<br />
auseinander. Genauso war es vor 26 Jahren:<br />
Das Ende der DDR wurde nicht auf den Straßen von<br />
Leipzig oder Dresden eingeläutet, sondern im Politbüro<br />
der SED – dort wurde Honecker zum Rücktritt<br />
gezwungen, von seinen eigenen Genossen.<br />
Aufstand der Paladine<br />
Eine solche Palastrevolte droht auch Angela<br />
Merkel. Seit sie an jenem unheilvollen 4. September<br />
2015 die Grenzen geöffnet hat, sind nicht nur<br />
die demoskopischen Zustimmungswerte für sie und<br />
die Union insgesamt rapide gefallen. Sie sieht sich<br />
auch in ihrer eigenen, bis dato so fügsamen Partei<br />
wachsendem Widerstand gegenüber. Innenminister<br />
Thomas de Maizière, der immer wieder auf eine Eindämmung<br />
des Zustroms drängt, konnte sie zunächst<br />
noch stoppen: Sie entzog ihm zwar Anfang Oktober<br />
de facto die Zuständigkeit in Sachen <strong>Asyl</strong>politik<br />
und betraute damit ihren treuen Knappen, Kanzleramtschef<br />
Peter Altmaier. Doch dieser verdarb<br />
es sich schon am 13. Oktober mit den Innenpolitikexperten<br />
der Bundestagsfraktion – durch seine<br />
irre Ankündigung, die Zuwanderungszahlen würden<br />
bald zurückgehen: «Ihr müsst Euch das so vorstellen<br />
wie eine Pipeline, die leerläuft.» Die Fachleute<br />
waren entsetzt.<br />
Einen Tag später rebellierte die ganze CDU/CSU-<br />
Fraktion. Der 14. Oktober wurde zum Scherbengericht<br />
für die Kanzlerin. Die Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung berichtete aus der nichtöffentlichen<br />
Sitzung: «Eine rhetorische Frage Merkels entfachte<br />
Zorn. Ob jemand im Ernst glaube, dass Flüchtlinge<br />
an der Grenze zurückgewiesen werden können?<br />
(…) Plötzlich aber riefen Abgeordnete laut und<br />
deutlich ”ja”. Beifall gab es für die Opponenten.»<br />
Merkel, so erzählen Insider, konnte auf dieser<br />
Sitzung nur noch die Hälfte der Fraktion hinter sich<br />
versammeln. Dabei war Horst Seehofer als bayrischer<br />
Ministerpräsident gar nicht anwesend, und<br />
auch der gewohnt kritische Wolfgang Bosbach und<br />
der Euro-kritische Hans-Peter Willsch standen nicht<br />
an der Spitze der Protestierer. Vielmehr waren es<br />
Abgeordnete, von denen man das nie gedacht hatte,<br />
etwa Clemens Binninger und Armin Schuster aus<br />
Baden-Württemberg, die als frühere Polizeibeamte<br />
mit großer Sachkenntnis nachwiesen, dass und<br />
wie Grenzkontrollen gemacht werden müssten. Vor<br />
allem Binninger habe die Kanzlerin regelrecht vorgeführt,<br />
war zu hören.<br />
Eine ganz grundsätzliche Gegenposition formulierte<br />
Hans-Peter Uhl. «Der CSU-Innenpolitiker<br />
sprach von Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatsgewalt.<br />
Wenn das Volk den Eindruck gewinne, dass<br />
die Regierung das Staatsgebiet nicht mehr vor massenhafter<br />
Einwanderung schützen könne, werde es<br />
sich eine neue Regierung suchen. Abermals gab es<br />
zustimmendes Klopfen, und es heißt, hernach seien<br />
Abgeordnete zu Uhl gegangen. Wie recht er habe»,<br />
berichtete die FAZ. Fraktionschef Volker Kauder, der<br />
in der Vergangenheit Abweichler immer zu disziplinieren<br />
wusste, schwieg verräterisch. Als ein Regierungsmitglied<br />
wieder einmal tönte, man könne die<br />
Grenzen nicht sichern, soll er gemurmelt haben: «Ja,<br />
genauso wie bei den Libanesen-Clans, wo wir auch<br />
nichts mehr machen können.»<br />
Dafür sprang ausgerechnet Thomas de Maizière<br />
für die Kanzlerin in die Bresche – von dem jeder<br />
wusste, dass er die Grenzöffnung von Anfang an<br />
kritisiert hatte. Dass Merkel in jener Sitzung über<br />
seine Fürsprache glücklich sein musste, schwächte<br />
ihre Position erst recht. In den späteren Kontrover-<br />
Erich Honecker auf dem 11. Parteitag<br />
der SED 1986. Foto: Bundesarchiv,<br />
Bild 183-1986-0421-044,<br />
Rainer Mittelstädt, CC-BY-SA 3.0,<br />
Wikimedia Commons<br />
Die Fraktionssitzung<br />
wurde zum<br />
Scherbengericht<br />
für die Kanzlerin.<br />
Wolfgang Schäuble folgt Merkel<br />
treu in den Untergang, wie einst<br />
DDR-Wirtschaftslenker Günter<br />
Mittag Honecker. Foto: picture<br />
alliance/dpa<br />
73
Ausgabe 12/2015 | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de<br />
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Was tun?<br />
Schleuser sind<br />
Straftäter<br />
sen um Transitzonen und eine Begrenzung des Familiennachzuges<br />
war die Kanzlerin nicht mehr in der<br />
Lage, den spröden Mann auf ihre Linie zu zwingen.<br />
74<br />
Nach Paragraph 96 Strafgesetzbuch<br />
begehen auch jene Schleuser<br />
eine Straftat, die zwar ohne<br />
Bezahlung, aber zugunsten mehrerer<br />
Personen oder mehrfach<br />
handeln. Wörtlich heißt es:<br />
«Einschleusen von Ausländern<br />
Mit Freiheitsstrafe von drei Monaten<br />
bis zu fünf Jahren, in minder<br />
schweren Fällen mit Freiheitsstrafe<br />
bis zu fünf Jahren<br />
oder mit Geldstrafe wird bestraft,<br />
wer einen anderen anstiftet<br />
oder ihm dazu Hilfe leistet,<br />
eine Handlung<br />
(1) nach § 95 Abs. 1 Nr. 3 oder<br />
Abs. 2 Nr. 1 Buchstabe a [illegale<br />
Einreise] zu begehen und<br />
(...) wiederholt oder zugunsten<br />
von mehreren Ausländern handelt<br />
(...).<br />
(3) Der Versuch ist strafbar.»<br />
Mit professioneller Aufmachung<br />
wirbt die Initiative Werde Fluchthelfer.in<br />
um Hobby-Schleuser. Den<br />
Tätern verspricht die Truppe ein<br />
sogenanntes Verdienstkreuz.<br />
Foto: Screenshot fluchthelfer.in<br />
Bild oben rechts: Die «Wir schaffen<br />
das»-Phrase hat den Mächtigen<br />
noch nie Glück gebracht, wie<br />
dieses Plakat zeigt. Auf dem hier<br />
beworbenen X. Parteitag der<br />
SED 1980 räumte Honecker erstmals<br />
vorsichtig ökonomische Probleme<br />
ein. Foto: picture alliance/ZB<br />
Die kriminelle Kanzlerin<br />
Meuterei<br />
Wie Pegida ist die Polizei?<br />
Berufsverbot<br />
Hexenjagd auf Pirincci<br />
Superwaffen<br />
Putin siegt in Syrien<br />
DFB-Skandal<br />
Der falsche Zwanziger<br />
Dossier: Für die Festung Europa<br />
Beiträge der der <strong>COMPACT</strong>-Freiheitskonferenz<br />
<strong>COMPACT</strong> 12/2015. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Wie es an der Parteibasis aussieht, kann man<br />
nur ahnen. Dass Merkel nicht auf einen alten Fahrensmann<br />
wie den ehemaligen Verteidigungsstaatssekretär<br />
Willy Wimmer hören möchte, der sie – wie<br />
den verbannten Napoleon – «ab nach St. Helena»<br />
wünscht, mag ihrer Dickfelligkeit geschuldet sein.<br />
Aber ob sie sich auch leisten kann, einen Mann wie<br />
Hans-Hermann Tiedje zu ignorieren? Der frühere<br />
Chefredakteur der Bild-Zeitung und persönliche Berater<br />
von Helmut Kohl sprach in einem Zeitungsbeitrag,<br />
der bezeichnenderweise im Ausland erschien,<br />
von «Merkeldämmerung». Beliebt sei sie «noch bei<br />
grünen Menschheitsrettern, dem Philosophen Habermas<br />
und dem indischstämmigen TV-Populärphysiker<br />
Ranga Yogeshwar», höhnte er. Und weiter:<br />
«Angela Merkel scheint immer noch keine Konkurrenz<br />
zu haben, aber das ist falsch. Wenn Finanzminister<br />
Schäuble nicht mehr mitmacht, dann zerbricht<br />
das System Merkel. Schäuble ist ein badischer<br />
Preuße, pflichtbewusst, korrekt, sparsam. Geduldig.<br />
Aber wenn für Schäuble das Maß voll ist, dann wird<br />
er gefährlich. Helmut Kohl und Iannis Varoufakis<br />
können das bestätigen. Noch macht Schäuble gute<br />
Miene. Und wann zieht er den Stecker?»<br />
Justitias scharfes Schwert<br />
Besonders brenzlig ist die Lage für die Regierungschefin,<br />
weil ihre Kritiker nicht nur politisch argumentieren,<br />
sondern ihr Gesetzes- und sogar Verfassungsbruch<br />
vorwerfen. Der bereits erwähnte<br />
Hans-Peter Uhl, immerhin Justitiar der Unionsfraktion,<br />
kritisierte, dass die Kanzlerin Paragraph 95 und<br />
96 des Aufenthaltsgesetzes – also die Strafwürdigkeit<br />
der illegalen Einreise und des Schleppertums<br />
– durch ihre Grenzöffnung am 4. September<br />
2015 «faktisch suspendiert» habe, und befürchtete<br />
«schweren Schaden» für den Rechtsstaat.<br />
Merkel wurde auf der Fraktionssitzung<br />
am 14. Oktober regelrecht<br />
vorgeführt.<br />
«Ist Angela Merkel eine Schleuserin?» betitelte<br />
der Passauer Strafrechtler Holm Putzke seine mehrseitige<br />
Expertise, die durch eine auszugsweise Veröffentlichung<br />
in der FAZ Anfang November besonderes<br />
Gewicht erhielt. Putzke beantwortet die Frage<br />
mit einem Vergleich: «Entweder erfüllen Personen,<br />
die ab dem 5. September Flüchtlinge nach Deutschland<br />
befördert haben, nicht den Tatbestand des Einschleusens<br />
von Ausländern», dann wären Hunderte<br />
von entsprechenden Verfahren vor deutschen<br />
Gerichten einzustellen. «Oder all jene haben sich<br />
ebenfalls strafbar gemacht, die bei der unerlaubten<br />
Einreise Hilfe geleistet haben, darunter die Bundeskanzlerin.»<br />
Und weiter: «Angela Merkels Entschluss,<br />
zusammen mit Österreich die EU-Abreden über das<br />
Weiterreiseverbot von Flüchtlingen außer Kraft zu<br />
setzen, stellt sich zweifellos als eine solche Förderung<br />
dar, wenn es nicht sogar konkludent als Aufforderung<br />
zur unerlaubten Einreise zu verstehen war,<br />
was ebenfalls strafbar wäre, nämlich nach Paragraph<br />
111 Absatz 1 des Strafgesetzbuches (StGB).»<br />
«Aufstand gegen Merkel?» fragte Die Welt Ende<br />
Oktober 2015. «Sicherheitsbehörden warnen wegen<br />
der Flüchtlingskrise vor totalem Kontrollverlust.<br />
Sie halten den Kurs der Kanzlerin für brandgefährlich<br />
– und fordern die Schließung der Grenzen.»<br />
Das Blatt zitierte, auch in den Folgewochen,<br />
aus Geheimpapieren, die offenbar gezielt an die<br />
früher konservative Zeitung durchgestochen wurden,<br />
und zwar aus de Maizières Innenministerium,<br />
das bekanntlich die Aufsicht über alle «Sicherheitsbehörden»<br />
führt. Darin wird nicht nur – etwa<br />
in einem Zehn-Punkte-Programm des früheren BND-<br />
Chefs August Hanning – die Rückkehr zum Rechtsstaatsprinzip,<br />
also zur Grenzsicherung und damit zur<br />
Abweisung der Illegalen, gefordert. Viel brisanter:<br />
Die Revision des seit 4./5. September 2015 herrschenden<br />
Laisser-faire müsse auch gegen die Bundeskanzlerin<br />
durchgesetzt werden. Wörtlich heißt<br />
es in einem der sogenannten Non-Papers, verfasst<br />
von einem «hochrangigen Sicherheitsmann<br />
aus dem Bundesapparat» (Welt): «Die Bundespolizei<br />
ist hierzu nach dem Aufenthaltsrecht ver-
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Was tun?<br />
pflichtet; gegenteilige Weisungen der Bundesregierung<br />
sind rechtswidrig.» Ein weiterer «hochrangiger<br />
Beamter», dessen Namen Die Welt ebenfalls<br />
nicht preisgibt, argumentiert ähnlich: «Entgegenstehende<br />
Weisungen sind rechtswidrig und führen<br />
zur Strafbarkeit (…) wegen Anstiftung oder Beihilfe<br />
zur illegalen Einreise von Ausländern (…).» Damit<br />
werden die Polizisten zur Meuterei aufgerufen;<br />
allerdings wäre das eine Meuterei im Sinne<br />
des Rechts – gegen eine Regierungschefin, die den<br />
Rechtsbruch notorisch gemacht hat.<br />
Kollektiver Suizid<br />
Eineinhalb Jahre nach dem Rumoren der CDU-Basis<br />
ist klar: Der Aufstand gegen Merkel ist ausgefallen.<br />
Auch der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer ist –<br />
wieder einmal – als Löwe gesprungen und als Bettvorleger<br />
gelandet. Die Union zieht geschlossen unter<br />
ihrer Kanzlerin in den Bundestagswahlkampf 2017.<br />
«Ab nach St. Helena!»<br />
Willy Wimmer (CDU) über Merkel<br />
Amtsinhaberin und ein Regierungswechsel für das<br />
Volk deshalb keinen Fortschritt bringt: Für sie selbst<br />
könnte eine Niederlage an der Wahlurne und der<br />
damit einhergehende Verlust der juristischen Immunität<br />
böse Folgen haben.<br />
Ein Blick zurück dürfte sie erschrecken: Honecker,<br />
der im Mai 1989 noch durch Wahlfälschung<br />
triumphierte, stürzte fünf Monate später und saß<br />
Ende Januar 1990 schon zum ersten Mal in Untersuchungshaft,<br />
wenn auch nur kurzzeitig. Von 29.<br />
Juli 1992 bis 12. Januar 1993 war er, während seines<br />
Prozesses, Gefangener in Moabit. Die Weisheit<br />
der Sieger, ihn und seine Frau schließlich ins chilenische<br />
Exil ausreisen zu lassen, möge dereinst auch<br />
Angela Merkel ein gnädiges Schicksal bescheren.<br />
Es geht um Recht, nicht um Rache.<br />
Einwanderung nach Deutschland<br />
Jährliche Nettozuwanderung<br />
von Ausländern in Tausend<br />
Das Hanning-Papier<br />
In seinem Zehn-Punkte-Papier<br />
fordert der ehemalige BND-Chef<br />
August Hanning:<br />
«1. Erklärung der Bundeskanzlerin/Bundesregierung,<br />
dass<br />
die Aufnahmekapazitäten in<br />
Deutschland bis auf Weiteres<br />
erschöpft sind und Deutschland<br />
keine zusätzlichen Migranten<br />
mehr aufnehmen kann.<br />
2. Weisung an die Bundespolizei,<br />
die Grenze für Migranten<br />
ohne Einreiseerlaubnis entsprechend<br />
der Gesetzeslage sofort<br />
zu schließen und Reisende<br />
ohne Einreiseerlaubnis zurückzuweisen.<br />
Bitte an die Länder,<br />
die Bundespolizei – soweit notwendig<br />
– dabei zu unterstützen.<br />
Strikte Anwendung des nationalen<br />
und supranationalen<br />
Rechts.»<br />
(Vollständig in der Welt vom<br />
26.10.2015)<br />
Bild oben links: Frauke Petry,<br />
Alexander Gauland, Beatrix von<br />
Storch (v.l.n.r.) auf der AfD-Demonstration<br />
am 7.11.2015 in Berlin. Foto:<br />
picture alliance/NurPhoto<br />
1.139<br />
Doch die Hasenfüßigkeit der Merkel-Kritiker hat<br />
ihren Preis: Angela Merkel ist mittlerweile so unbeliebt,<br />
dass selbst ein ausgesprochen farbloser SPD-<br />
Kandidat namens Martin Schulz zu einem Angstgegner<br />
geworden ist. Viele Demoskopen sahen die<br />
SPD im Februar/März 2017 – zum ersten Mal seit<br />
anno Schnee – wieder vor der Union. Auch wenn<br />
der Sozi im Falle seiner Wahl nichts besser und vieles<br />
schlechter machen wird als die gegenwärtige<br />
279<br />
142<br />
44<br />
2003 2007 2011 2015<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt (2016), Wanderungsergebnisse<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
75
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Was tun?<br />
Plädoyer für die wehrhafte Demokratie<br />
_ von Gerd Held<br />
Im Wahljahr 2017 soll die Innere Sicherheit zum zentralen Thema<br />
der deutschen Politik werden. Doch das trügerische Idealbild der<br />
«Zivilgesellschaft» fördert ein Grundmisstrauen gegen den Staat<br />
und verhindert einen wirklichen Kurswechsel.<br />
Eingriffe freimütig erörtert und durchgesetzt werden<br />
können. Tatsächlich scheint sich das notwendige<br />
Umdenken bereits zwischen minimalen Einzelmaßnahmen<br />
und maximalen Ursachenphilosophien<br />
aufzulösen.<br />
Ein zuverlässiger<br />
Schutz ist ohne Zumutungen<br />
nicht<br />
möglich.<br />
«Lerne ich Gebräuche und Sitten<br />
aus anderen Kulturkreisen kennen,<br />
gibt das Sicherheit und kann Ängste<br />
nehmen», schlaumeierte Österreichs<br />
Bildungsministerium angesichts<br />
von Opfern sexueller Gewalt.<br />
Foto: picture alliance / Boris Roessler/dpa<br />
Nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz<br />
mit zwölf Toten erwarteten viele Deutsche<br />
ein Umdenken von der Politik. Sie hofften, ihr<br />
Land würde zu jener Staatsräson zurückfinden, die<br />
als «wehrhafte Demokratie» einmal einen guten<br />
Namen hatte. Tatsächlich haben Terrorakte und<br />
alltägliche Gewalt ein Ausmaß erreicht, bei dem<br />
von einer offenen Herausforderung <strong>unsere</strong>s Staatswesens<br />
gesprochen werden muss. Wird darauf nun<br />
entsprechend geantwortet?<br />
Auf den ersten Blick könnte es so scheinen, denn<br />
nun soll das Thema Innere Sicherheit das Wahljahr<br />
2017 bestimmen. Doch ist es hier wie auf anderen<br />
Gebieten: Die Tatsache, dass etwas zum zentralen<br />
Thema wird, bedeutet nicht, dass man den Ernst<br />
der Lage offenlegt, damit dann auch schmerzhafte<br />
Die Vision des «offenen Deutschlands»<br />
Worin liegt das Sicherheitsproblem im Fall des<br />
Berliner Todesfahrers Anis Amri? Nicht in einer Unterschätzung<br />
des Täters oder in einer Nachlässigkeit<br />
beim Überwachen, sondern darin, dass man einen<br />
solchen Tätertypus nicht frühzeitig und bis zu<br />
seiner Abschiebung in Sicherheitsverwahrung genommen<br />
hat. Die Gesetze gibt es. Aber solange für<br />
deren Anwendung das Kriterium gilt, dass ein «konkreter<br />
Gefährdungssachverhalt» nachweisbar sein<br />
muss, ist diese Waffe stumpf. Eine Rund-um-die-<br />
Uhr-Observierung aller potentiellen Gefährder ist<br />
eine abwegige Idee, und auch die Forderung nach<br />
mehr Personal ändert daran nichts. Sie ist eher als<br />
Ausrede zu verstehen, um sich nicht ernsthaft mit<br />
der Aufgabe präventiver Inhaftierung zu befassen.<br />
76
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Was tun?<br />
Hier ist eine Präferenz im Spiel, die ideologischer<br />
Natur ist: Eher wird eine erhöhte Wahrscheinlichkeit<br />
von Terroranschlägen hingenommen, als die<br />
Vision eines «offenen Deutschlands» aufzugeben.<br />
Sind wir beim Thema Innere Sicherheit also weiter?<br />
Würden die Regierenden in einem ähnlichen<br />
Fall jetzt anders handeln? Keineswegs, wir sind hier<br />
mit den gleichen Entscheidungsproblemen konfrontiert<br />
und strukturell unfähig, sie zu lösen.<br />
Ein zweiter Problemkomplex ist die sich ausbreitende<br />
Alltagsgewalt: die Hauseinbrüche und<br />
Taschendiebstähle, die Überfälle in U-Bahn-Stationen<br />
und Stadtparks, die Gewalt gegen Polizeibeamte,<br />
Feuerwehrleute, Busfahrer und Lehrer. Sehen wir<br />
für einen Moment von der Herkunft der Täter ab<br />
und schauen nur auf die Art der Taten: Es handelt<br />
sich nicht um monströse Einzelfälle, sondern um<br />
ein breites Vordringen in der Fläche, dem man viel<br />
weniger entkommen kann als dem Einzelattentat.<br />
Wie viele Menschen in Deutschland haben inzwischen<br />
ihre täglichen Heimwege von der Arbeit geändert,<br />
wie viele Frauen gehen nach Sonnenuntergang<br />
nicht mehr in ihren Park, wie viele Schüler<br />
meiden bestimmte Ecken im Umfeld ihrer Schule?<br />
Diese Verschlechterung der Sicherheitslage ist<br />
schwer in den Griff zu bekommen. Die Dunkelziffern<br />
sind hoch, und die Polizei sagt zu Recht, sie könne<br />
nicht überall sein. Ein zuverlässiger Schutz ist hier<br />
ohne Zumutungen nicht möglich. Dazu gehört zum<br />
Beispiel die systematische Anwendung von Videoüberwachung<br />
oder auch die organisierte Wachsamkeit<br />
der Bürger, als Neighbourhood Watch in den<br />
USA seit langem wohlbekannt. Erheblich verringert<br />
werden müsste auch die leichtsinnige Gewohnheit,<br />
mit der Strafen immer wieder auf Bewährung verhängt<br />
werden – was dazu führt, dass Straftäter in<br />
den Alltag entlassen werden, ohne dass die Justiz<br />
die Mittel hätte, ihr Verhalten dann zu kontrollieren.<br />
Der Preis der Freiheit<br />
Diese Beispiele zeigen, dass eine erhöhte<br />
Wehrhaftigkeit keine Innovationen erfordert, sondern<br />
eine Änderung in der Rechtsgüterabwägung<br />
von öffentlicher Sicherheit und individueller Freiheit.<br />
Davon aber sind wir gegenwärtig weit entfernt,<br />
wie die Stellungnahme des Deutschen Richterbundes<br />
zur Videoüberwachung vom 27. Dezember 2016<br />
verdeutlichte. Deren Ausdehnung stünde in Konflikt<br />
mit dem Gebot der «Verhältnismäßigkeit» staatlicher<br />
Eingriffe, erklärte der Vorsitzende Jens Gnisa,<br />
weil sie «die Freiheit einer Vielzahl von unbescholtenen<br />
Bürgern, die selbst keinen Anlass für Überwachung<br />
schaffen», einschränke. Dabei stellt jeder<br />
nicht gefasste Täter ebenfalls eine Einschränkung<br />
der Freiheit von Zigtausenden Bürgern dar! Doch<br />
das kommt in solchen Verhältnisrechnungen, die<br />
gerne als absolutes Gebot «des» Rechts ausgegeben<br />
werden, nicht vor. Die Fakten einer veränderten<br />
Sicherheitslage können diese Einstellung paradoxerweise<br />
nicht erschüttern. Das Prinzip, das so<br />
sehr auf die Freiheit des Einzelnen schaut und dabei<br />
die Freiheit der Vielen übersieht, herrscht unangetastet<br />
weiter.<br />
Daraus muss man lernen. Die Wiederherstellung<br />
der inneren Wehrhaftigkeit der Bundesrepublik<br />
wird sich nicht einfach spontan als Reaktion<br />
auf Ereignisse – und seien sie noch so monströs –<br />
ergeben. Die Wehrhaftigkeit kann nur wiedergefunden<br />
werden, wenn bestimmte Maßnahmen, die mit<br />
ihr verbunden sind, akzeptiert werden – etwa die<br />
Konfrontation, die mit Maßnahmen gegen Täter und<br />
deren konsequenter Bestrafung verbunden ist. Hiergegen<br />
wird in Deutschland oft eingewendet: Die<br />
Härte der Sicherheitskräfte und der Justiz würde<br />
die Täter nur verhärten, Mut sei deshalb «kontraproduktiv».<br />
Bisweilen wird sogar behauptet, Strafen<br />
seien nur eine Rache des Staates und deshalb mit<br />
dem Verbrechen auf eine Stufe zu stellen. Doch der<br />
Rechtsstaat steht nicht in einer Privatfehde mit dem<br />
Täter, er handelt im Auftrag der Gesetze und schützt<br />
damit die Allgemeinheit der Bürger. Bei der Wehrhaftigkeit<br />
ist Konfrontation also kein Selbstzweck.<br />
Vorwurf Generalverdacht<br />
Wenn Identitätskontrollen vorgenommen werden<br />
oder wenn Videoüberwachung installiert wird,<br />
treffen die Maßnahmen einen Kreis von Menschen,<br />
der viel größer ist als der der gesuchten Täter.<br />
Es ist üblich geworden, solches Vorgehen für<br />
illegitim zu erklären, weil es angeblich einen Generalverdacht<br />
erhebe. Aber jedes allgemeingültige<br />
Gesetz verlangt allgemeine Kontrollen zu seiner<br />
Ein Räumpanzer der Polizei sichert<br />
am 1.1.2017 die Silvesterfeier auf<br />
der Alten Brücke in Frankfurt am<br />
Main (Hessen). Zudem wurde ein<br />
abgetrennter Sicherheitsbereich<br />
eingerichtet, in dem 30.000<br />
Menschen nach entsprechenden<br />
Einlasskontrollen Platz fanden. Foto:<br />
picture alliance / Boris Roessler/<br />
dpa<br />
Die Konjunktur<br />
des Wortes Generalverdacht<br />
zeigt<br />
die grassierende<br />
Staatsfremdheit.<br />
_ Gerd Held (*1951) schreibt<br />
gegenwärtig als Publizist für<br />
verschiedene Online-Plattformen,<br />
zuvor unter anderem auch für<br />
die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung<br />
und Die Welt. Bis zu<br />
seiner Pensionierung war er als<br />
Hochschuldozent für Stadt- und<br />
Raumplanung tätig.<br />
77
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Was tun?<br />
78<br />
Bild links: Polizeiaufgebot vor<br />
dem Kölner Hauptbahnhof am<br />
31.12.2016. Foto: picture alliance /<br />
Geisler-Fotopress<br />
Bild rechts: So titelte der Focus im<br />
Januar 2016. Foto: Focus<br />
Elektronische<br />
Fußfessel<br />
Statt potentielle Terroristen<br />
wegzuschließen oder gar nicht<br />
erst ins Land zu lassen, sollen<br />
diese künftig mittels elektronischer<br />
Fußfessel überwacht<br />
werden. Eine entsprechende<br />
Neuregelung beschloss<br />
das Bundeskabinett Anfang Februar<br />
2017. Dafür will das Bundeskriminalamt<br />
zunächst 500<br />
Geräte ordern. Die Maßnahme<br />
kann angeordnet werden, wenn<br />
das Verhalten eines Gefährders<br />
auf Anschlagspläne hindeutet.<br />
Bislang sind in Deutschland<br />
88 Fußfesseln im Einsatz. Überwacht<br />
werden sie von 16 Justizmitarbeitern<br />
in Bad Vilbel bei<br />
Frankfurt am Main.<br />
Elektronische Fußfesseln wurden in<br />
den 1960er Jahren an der Harvard<br />
Universität entwickelt.<br />
Foto: picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa<br />
Einhaltung. Erst dann können Gesetzesbrecher herausgefiltert<br />
werden. Daher weist jede Gesetzesanwendung<br />
im ersten Schritt ein extremes Missverhältnis<br />
zwischen der Zahl der erfassten Personen<br />
und der Zahl der Gesetzesbrecher auf – man denke<br />
an Geschwindigkeitskontrollen im Straßenverkehr,<br />
an Einzeltische bei Prüfungsklausuren, an automatische<br />
Einkommensmeldungen bei den Finanzämtern<br />
und so weiter. Die Konjunktur des Wortes Generalverdacht<br />
zeigt nur, wie viel Staatsfremdheit gegenwärtig<br />
in Deutschland in Umlauf ist.<br />
Diese Staatsfremdheit ist erstaunlich leichtfertig.<br />
Soll insgeheim an die Stelle des Staates ein anderes<br />
Modell der Regulierung gesetzt werden? Etwa<br />
die sogenannte Zivilgesellschaft, die in ausdrücklicher<br />
Gegenüberstellung zum Staat definiert wird?<br />
In ihr regeln sich die Dinge angeblich durch das «Engagement»<br />
der Bürger, durch Dialog. Die befriedende<br />
Sogkraft des miteinander Redens soll die Härten<br />
der Wehrhaftigkeit überflüssig machen. Der Einfluss<br />
dieser Zivildoktrin in Deutschland scheint auch nach<br />
den jüngsten Gewaltexzessen ungebrochen. Dabei<br />
ist die «Zivilgesellschaft» mindestens ebenso eine<br />
Chimäre wie die «multikulturelle Gesellschaft».<br />
Zurück zum Grundgesetz<br />
Wie ist es so weit gekommen? Ist die Wehrhaftigkeit<br />
den Deutschen prinzipiell fremd? Nein,<br />
in der Geschichte der Bundesrepublik sind beide<br />
Tendenzen – Wehrhaftigkeit und Zivilität – angelegt.<br />
Beides waren Konsequenzen aus dem Ende der<br />
NS-Diktatur. Die eine suchte das Heil in einer möglichst<br />
großen Distanz zu jedwedem Staatswesen,<br />
weil sie das NS-Regime als Folge einer missratenen<br />
deutschen, vor allem preußischen Staatstradition<br />
verstand. Die andere sah im NS-Regime eine<br />
Verletzung aller rechtsstaatlichen Traditionen, die<br />
Deutschland schon entwickelt hatte. Daraus folgerte<br />
man, dass die Bundesrepublik wehrhafter gegen<br />
totalitäre Heilsansprüche sein müsste, als die<br />
Weimarer Republik es war. So entstand das Konzept<br />
der «wehrhaften Demokratie». An diesem Anfang<br />
der Bundesrepublik war auch die Wertschätzung<br />
für das Zivile groß, aber dies wurde nicht als<br />
Staatsersatz verstanden. Die Idee einer zivilen Gesellschaft<br />
beanspruchte nicht, der Angelpunkt des<br />
ganzen Landes zu sein. Das Grundgesetz enthält sowohl<br />
Wehrhaftigkeit als auch Zivilität. Erst in der<br />
weiteren Entwicklung ist die Zivildoktrin Schritt für<br />
Schritt dominant geworden.<br />
Das Grundgesetz enthält sowohl<br />
Wehrhaftigkeit als auch Zivilität.<br />
Jetzt zeigt sich, dass es so nicht weitergeht. Die<br />
Bundesrepublik steht vor der Aufgabe, die verdrängte<br />
Tradition der wehrhaften Demokratie wieder aufzunehmen.<br />
Das ist es, was eigentlich beim gegenwärtigen<br />
Streit um die Innere Sicherheit auf dem<br />
Spiel steht. Wir müssen wieder lernen, für einen<br />
wehrhaften Staat zu kämpfen – und überhaupt für<br />
ein bestimmtes, begrenztes Staatswesen und nicht<br />
für einen globalen «Gesellschaftsentwurf».<br />
Polizei tappt im Dunkeln<br />
Neuer Rekord bei Wohnungseinbrüchen: 2015 wurden 167.000<br />
Fälle angezeigt. Schaden: über 440 Mio. Euro.<br />
aufgeklärt<br />
15,2 84,8<br />
(Aufklärungsquote in Prozent)<br />
Quelle: BKA Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
nicht aufgeklärt
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Was tun?<br />
Wehrhafte Demokratie – aber wie?<br />
_ von Marc Dassen<br />
Regierung und Eliten greifen längst rücksichtslos gegen vermeintliche Extremisten<br />
durch. Leider verstehen sie darunter nicht islamische Terroristen, sondern die<br />
wachen Teile des Volkes. Ein Plädoyer für den starken Staat könnte diese gefährliche<br />
Tendenz verstärken.<br />
Gerd Held ist mit seinem «Plädoyer für die wehrhafte<br />
Demokratie» eine kritische Bestandsaufnahme<br />
der Sicherheitslage in Deutschland sowie eine<br />
treffende Analyse der zwielichtigen Rolle der sogenannten<br />
Zivilgesellschaft gelungen. Allerdings ist<br />
bereits sein Zentralbegriff problematisch: Verstand<br />
man unter «wehrhafter Demokratie» in den ersten<br />
Jahrzehnten der Bundesrepublik noch die verfassungsmäßig<br />
geregelte Fähigkeit <strong>unsere</strong>s Gemeinwesens,<br />
sich gegen innere und äußere Feinde zur<br />
Wehr zu setzen und dabei auch Grundrechte bestimmter<br />
Personengruppen zum Schutz der Allgemeinheit<br />
temporär einzuschränken, scheint in der<br />
Ära Gauck eine Lähmung dieses demokratischen<br />
Selbstschutzmechanismus eingetreten zu sein.<br />
Als vordringliche Aufgabe von Staat und Gesellschaft<br />
wird heute nicht der notwendige Kampf<br />
gegen Scharia-Zonen und islamistischen Terrorismus<br />
gesehen, sondern vielmehr die Verfolgung und<br />
Unterdrückung unliebsamer Meinungen und weitgehend<br />
gewaltfreier Proteste patriotischer Widerständler.<br />
Aggressiv gegen Merkel-Kritiker, zahm gegen<br />
Salafisten?<br />
Jagd auf Gedankenverbrecher<br />
Besonders Justizminister Heiko Maas scheint<br />
dieser neuen Form politisch korrekter Wehrhaftigkeit<br />
zugeneigt. Nachdem Ende Februar 2016 eine 15-jährige<br />
IS-Besessene einen Bundespolizisten in Hannover<br />
mit einem Messer attackiert hatte und Mitte<br />
April 2016 bei einem Sprengstoffanschlag auf eine<br />
Sikh-Gemeinde in Essen drei Menschen knapp dem<br />
Tode entkamen, zitierte Die Zeit ihn Anfang Juni mit<br />
den Worten: «Maas sieht Demokratie in Gefahr.»<br />
Doch nicht der sich ausbreitende IS-Terror, der weniger<br />
als einen Monat später in Würzburg und Ansbach<br />
erneut zuschlagen sollte, schien ihm bedrohlich.<br />
Vielmehr sei es die «rechte Hetze», die «in<br />
Deutschland ein nicht mehr hinnehmbares Maß erreicht»<br />
habe. Maas warnt vor «intensiveren organisatorischen<br />
Zusammenschlüssen» gewaltbereiter<br />
Gruppen, die sich verabreden würden, um «gezielt<br />
Verbrechen zu begehen – mit klaren rechtsextremistischen<br />
Motiven.» Von Islamisten kein Wort. Besonders<br />
dreist: «Eine Mitschuld» für die beklagte Verrohung<br />
sieht er bei den «verbalen Brandstiftern» von<br />
der AfD, also – frei nach Kurt Tucholsky – wieder bei<br />
denjenigen, die mit Worten auf den Schmutz hinweisen,<br />
statt bei denen, die den Schmutz verursachen<br />
– also mit ihren Taten Blut vergießen.<br />
Auch bei der Süddeutschen Zeitung gab man<br />
Ende Januar 2017 eine gleichlautende Losung aus:<br />
«Eine wehrhafte Demokratie», so hieß es da, müsse<br />
«Hetzer nicht fürchten». Damit ist die Sache klar:<br />
Statt Terroristen und Scheinasylanten ins Visier zu<br />
nehmen, werden die Waffen der wehrhaften Demokratie<br />
auf politische Gedankenverbrecher gerichtet,<br />
die selbstverständlich weder die Demokratie bedrohen,<br />
noch Ursache des Terrors sind. Ihr Vergehen<br />
«Eine wehrhafte Demokratie<br />
muss Hetzer<br />
nicht fürchten.» <br />
Süddeutsche Zeitung<br />
Bundesjustizminister Heiko Maas<br />
(SPD) ist das Gesicht der Zensur<br />
in Deutschland. Foto: picture alliance<br />
/ dpa<br />
79
Ausgabe 10/2016 12/2016 | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de<br />
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Was tun?<br />
Demokratiefeind<br />
Trump?<br />
Yeah!<br />
Trump die Merkel!<br />
Bye bye<br />
Multikulti<br />
Patrioten aller Länder,<br />
vereinigt Euch!<br />
Kalifat Berlin<br />
Neukölln wird Neu-Aleppo<br />
Weihnachten<br />
Das letzte deutsche Fest<br />
Pearl Harbor<br />
75 Jahre Geschichtslügen<br />
«Wie wehrhaft ist die amerikanische<br />
Demokratie?», wollte<br />
der Tagesspiegel Ende Januar<br />
wissen. Im Artikel wird die<br />
demokratische Wahl eines vom<br />
Establishment verhassten Kandidaten<br />
als Gefahr bezeichnet.<br />
Dass Islamisierung und Masseneinwanderung<br />
die Rechtsordnung<br />
(nicht nur) der USA bedrohen<br />
und Trump genau dagegen<br />
vorgehen will, wird ins<br />
Gegenteil verkehrt.<br />
<strong>COMPACT</strong> 12/2016.<br />
Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Dossier: Offensiv gegen gegen Zensur Zensur<br />
<strong>COMPACT</strong>-Konferenz zur Verteidigung zur Verteidigung der Meinungsfreiheit<br />
der Bei dieser Demonstration der Identitären<br />
Bewegung in Wien feuerte<br />
die Polizei im Juni 2016 Pfefferspray<br />
gegen die Patrioten. Foto:<br />
picture alliance / Michael Gruber /<br />
EXPA / picturedesk.com<br />
liegt darin, dass sie als einzige die echten Probleme<br />
benennen und die Verantwortlichen bloßstellen.<br />
Was ist der nächste Schritt, Herr Maas? Beugehaft<br />
für Merkel-Kritiker?<br />
Die gleiche Rhetorik erleben wir übrigens seit<br />
Kurzem weltweit. In der Westdeutschen Allgemeinen<br />
Zeitung (WAZ) hieß es Ende Januar 2017: «Der<br />
Aufstieg der Rechtspopulisten in Europa und den<br />
USA bedeutet nichts Geringeres als einen Angriff<br />
auf <strong>unsere</strong> freiheitlich-liberale, offene, tolerante<br />
und bunte Gesellschaft.» Die Erweiterung des Meinungsspektrums<br />
wird also als Gefahr für die Demokratie<br />
bezeichnet – welche Absurdität!<br />
Die Gleichsetzung von Worten mit Taten wurde<br />
bei der WAZ besonders extrem vorgeführt: «Wer<br />
verleumdet, gegen Volksgruppen hetzt, den Faschismus<br />
banalisiert und zu Gewalttaten aufruft, muss<br />
bestraft werden – genauso konsequent wie derjenige,<br />
der raubt, stiehlt, einbricht, schlägt oder vergewaltigt.»<br />
Auf Deutsch: Wer Claudia Roth «ekelhaft»<br />
oder Mutti Merkel «Kanzler-Diktatorin» nennt,<br />
ist genauso gefährlich wie jemand, der im Namen<br />
Allahs Anschläge verübt und Frauen vergewaltigt.<br />
Die «Demokratie» müsse sich, so die WAZ, «wehrhaft<br />
zeigen und für Sicherheit sorgen – ob gegen<br />
Tat-Täter oder Wort-Täter».<br />
Totalüberwachung statt Grenzschutz?<br />
Der Begriff der «wehrhaften Demokratie» erscheint<br />
in dieser Argumentation eher als das rhetorische<br />
Geschütz einer verpanzerten Parteienoligarchie,<br />
die sich gegen neue demokratische Konkurrenten<br />
– wie etwa die AfD – «mit allen Mitteln<br />
des Rechtsstaats» zu erwehren versucht. Ist es das,<br />
was die Väter des Grundgesetzes gewollt haben,<br />
als sie nützliche Selbstschutzmechanismen gegen<br />
Extremisten ins Grundgesetz einbauten? Solange<br />
Rechtsbruch im Kanzleramt an der Tagesordnung<br />
ist, man vermeintlich böse Rechte und Regimekritiker<br />
gründlicher überwachen und verfolgen lässt<br />
als polizeibekannte Terroristen und stadtbekannte<br />
<strong>Asyl</strong>betrüger, kann nichts besser werden.<br />
Es ist deshalb auch nicht nachvollziehbar, den<br />
Deutschen flächendeckende Datensammelei als unumgänglich<br />
verkaufen zu wollen, wenn doch jedem<br />
klar ist, dass derlei Methoden keinen einzigen Terroristen<br />
stoppen können und werden. Dass Innenminister<br />
Thomas de Maizère nach dem Anschlag auf<br />
den Berliner Weihnachtsmarkt einen Ausbau der<br />
Videoüberwachung forderte, ist ein reines Placebo.<br />
Wie sollen Kameras oder auch elektronische Fußfesseln<br />
einen Selbstmordattentäter zurückhalten,<br />
der doch ohnedies mit seinem Leben abgeschlossen<br />
hat? Auch bei Anis Amri war das Problem gerade<br />
nicht die fehlende Überwachung: Er war über<br />
ein Jahr im Visier des Verfassungsschutzes, konnte<br />
sich trotzdem 14 Identitäten zulegen – und ungestört<br />
im ganzen Land operieren.<br />
Solange Rechtsbruch im Kanzleramt<br />
an der Tagesordnung ist,<br />
kann nichts besser werden.<br />
Es stimmt zwar: Man hätte den Tunesier mit<br />
den vorhandenen Gesetzen in Sicherungsverwahrung<br />
nehmen müssen und damit seine Tat verhindern<br />
können. Doch wer garantiert uns deutschen<br />
Bürgern denn, dass diese präventive Inhaftierung,<br />
einmal salonfähig gemacht, nicht am Ende gegen<br />
sogenannte Regimekritiker, also sprich: Pegida-Anhänger,<br />
AfD-Wähler und demonstrierende Patrioten,<br />
angewendet werden würde? Einen Staatsapparat,<br />
der offensichtlich von Personen geführt wird,<br />
die ihrem eigenen Volk («Pack») misstrauen, sollten<br />
wir nicht zu Notstandsmaßnahmen im Innern<br />
ermächtigen. Gefordert werden muss vielmehr an<br />
erster Stelle die Sicherung <strong>unsere</strong>r Grenzen, damit<br />
die Gewalttäter gar nicht erst ins Land kommen. Die<br />
Schützenpanzer, die jetzt in <strong>unsere</strong>n Innenstädten<br />
auffahren, bräuchten wir auf den Schmuggelrouten<br />
für illegale Einwanderer.<br />
80<br />
Ein starker Staat, der nicht den Volkswillen vollstreckt<br />
und deshalb nicht das Vertrauen seiner Bürger<br />
genießt, kann nur zur Tyrannei werden. Wo aber<br />
das Volk die Macht hat, wird es Wege finden, sich<br />
zu schützen.
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Was tun?<br />
«Wenn andere Abhilfe nicht möglich ist»<br />
_ von Federico Bischoff<br />
Das Widerstandsrecht im Grundgesetz: Darauf kann sich nur berufen, wer nicht den<br />
Umsturz, sondern die Verteidigung der verfassungsmäßigen Ordnung anstrebt.<br />
Viele Menschen fühlen sich in der gegenwärtigen<br />
politischen Situation ohnmächtig. Obwohl offensichtlich<br />
ist, dass die Bundeskanzlerin mit ihrer<br />
<strong>Asyl</strong>politik die Gesetze bricht und unser Land einen<br />
solchen Zustrom von Fremden nicht verkraften kann,<br />
fährt sie stur ihren Kurs. In der Regierungskoalition<br />
wird zwar verstärkt diskutiert – aber real geändert<br />
hat sich in den vergangenen Wochen trotzdem<br />
nichts.<br />
Was kann der Bürger tun, wenn sich die Obrigkeit<br />
nach der alten Anarcho-Devise «legal, illegal,<br />
scheißegal» verhält? Wer das Grundgesetz studiert,<br />
findet einen wichtigen Hinweis im Artikel 20, Absatz<br />
4. Dort heißt es: «Gegen jeden, der es unternimmt,<br />
diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen<br />
das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe<br />
nicht möglich ist.»<br />
Fast 20 Jahre fehlte ein solcher Widerstandsartikel<br />
in der deutschen Verfassung. Vom Parlamentarischen<br />
Rat wurde er 1949 zunächst aus dem Grundgesetz<br />
herausgehalten, da man ihn als eine «Aufforderung<br />
zum Landfriedensbruch» (Carlo Schmid,<br />
SPD) ansah. Erst 1968 wurde der Passus eingefügt,<br />
zeitgleich zu den Notstandsgesetzen. Während diese<br />
die Regierung ermächtigen, in Kriegs- und Katastrophenzeiten<br />
die Demokratie vorübergehend einzuschränken,<br />
soll das Widerstandsrecht umgekehrt<br />
die Bürger ermächtigen, einer Regierung, die die<br />
verfassungsmäßigen Freiheiten abschaffen will, in<br />
den Arm zu fallen.<br />
Der Staat am Abgrund<br />
Der Staatsrechtler Josef Isensee betont auf der<br />
Webseite des Bundestages: «Das Widerstandsrecht<br />
reagiert nicht auf einzelne Rechtsverstöße,<br />
für die ohnehin Abhilfe besteht.» Daher decke es<br />
auch nicht den zivilen Ungehorsam, der sich gegen<br />
spezielles Regierungshandeln richte, das als<br />
«rechtswidrig, unmoralisch oder gefährlich» empfunden<br />
würde – etwa ein Verkehrsprojekt oder der<br />
Transport von Nuklearmaterial. Die grundgesetzliche<br />
Maßgabe erlaube lediglich «das letzte Aufgebot<br />
zum Schutz der Verfassung». Konkret: «Wenn nichts<br />
anderes mehr hilft, drückt diese ihnen [den Bürgern]<br />
die Waffe des Widerstandsrechts in die Hand, um<br />
ihr eigenes Überleben zu sichern.»<br />
Eine aktuelle Studie des Rechtsanwaltes Dr. Dr.<br />
Thor von Waldstein wendet diese höchstoffizielle<br />
Interpretation auf die aktuelle Lage an. In der Tat<br />
ist offensichtlich, dass die Flutung <strong>unsere</strong>r Grenzen<br />
keine x-beliebe Streitfrage ist, sondern das «Überleben»<br />
(Isensee) des demokratischen Souveräns bedroht.<br />
Die Exekutoren dieser Politik wollen aus dem<br />
«deutschen Deutschland» (Grundgesetz) ein «Land<br />
der Vielen» (Bundespräsident Joachim Gauck) machen.<br />
Andere Abhilfe als ziviler Ungehorsam sei<br />
nicht möglich – Neuwahlen und Volksabstimmungen<br />
sind nicht geplant, Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
für den Privatmann fast unmöglich.<br />
Von Waldstein betont: «Die Zulässigkeit des<br />
Widerstands steht und fällt damit, dass der Widerstandleistende<br />
mit seinen Handlungen/Unterlassungen<br />
allein dem Zweck zu dienen beabsichtigt,<br />
die in Artikel 20, 1–3 Grundgesetz verankerten<br />
Verfassungsgrundsätze wiederherzustellen.»<br />
Dies vorausgesetzt, könnten sich auch «Beamte<br />
oder Bundeswehrsoldaten, die mit ihrem Amtseid<br />
geschworen haben, ”das Grundgesetz und alle in<br />
der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze<br />
zu wahren”, auf das Widerstandsrecht beziehen».<br />
Keine Aktionsform sei nach dem Widerstandsrecht<br />
statthaft, die sich gegen Menschen richte oder nicht<br />
verhältnismäßig sei. «Wesentlich erscheint in diesem<br />
Zusammenhang, dass der Migrant als solcher<br />
– trotz der Rechtswidrigkeit seiner ”Einreise” nach<br />
und seines Aufenthalts in Deutschland – ebenso<br />
wenig wie der Polizei- oder Verwaltungsbeamte als<br />
solcher – trotz der Rechtswidrigkeit seines Behördenhandelns<br />
– persönlich Ziel einer Widerstandshandlung<br />
sein kann.»<br />
Der Bundesadler im Plenarsaal des<br />
Reichstages wiegt 2,5 Tonnen.<br />
Foto: CC0, Pixabay<br />
Bis 1968 fehlte ein<br />
solcher Widerstandsartikel<br />
in der<br />
deutschen Verfassung.<br />
Leitfaden für Mutige<br />
Thor von Waldensteins Schrift<br />
«Zum politischen Widerstandsrecht<br />
der Deutschen» mit Fallbeispielen<br />
zu Aktionsformen findet<br />
sich zum Herunterladen auf<br />
sezession.de und einprozent.de.<br />
Revolutionäre auf den Barrikaden<br />
in Berlin 1848. Foto: Archiv<br />
81
<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />
_ Was tun?<br />
Pfefferspray genügt nicht<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
Was kann der Bürger tun? Der individuelle Selbstschutz wird nicht<br />
ausreichen, weil wir nicht von einzelnen Kriminellen bedroht<br />
werden, sondern von einem Täterkollektiv.<br />
im Extremfall um unser Leben. Dagegen Vorsorge<br />
zu treffen und sich entsprechend auszurüsten, hat<br />
gar nichts mit Politik zu tun – es sind uralte Schutzinstinkte,<br />
gottlob noch nicht ganz abgestorben, die<br />
uns handeln lassen.<br />
82<br />
Ein Prozent genügt<br />
Götz Kubitschek hat mit Unterstützung<br />
von Karl Albrecht<br />
Schachtschneider, Jürgen Elsässer<br />
und anderen die Vernetzungsinitiative<br />
einprozent.de<br />
ins Leben gerufen. Im Aufruftext<br />
heißt es: «Die Flüchtlingsinvasion<br />
ist eine Katastrophe für<br />
Deutschland und Europa. Politik<br />
und Medien wollen uns vor<br />
vollendete Tatsachen stellen?<br />
Wir machen nicht mit! Wir brauchen<br />
eine Bürgerbewegung,<br />
eine breite Lobby für Deutschland.<br />
Unsere Vision: Tausende<br />
Mitglieder unterstützen <strong>unsere</strong><br />
juristischen, medialen und politischen<br />
Aktionen, verbreiten die<br />
Informationen, die in den Medien<br />
nicht zu finden sind, und<br />
wehren sich in ihren Gemeinden<br />
gegen die Auflösung <strong>unsere</strong>s<br />
Staates.<br />
Kurzum: Wir brauchen die Unterstützung<br />
von einem Prozent<br />
der Deutschen, nicht mehr. Ein<br />
Prozent reicht aus! (…) Lasst<br />
uns beginnen – kreativ, finanzstark<br />
und so groß, dass wir nicht<br />
mehr ignoriert werden können!<br />
Jeder, dem unser Land am Herzen<br />
liegt, kann sich beteiligen.»<br />
Einprozent veröffentlicht die Demonstrationstermine<br />
im ganzen<br />
Land und dreht Videofilme, die<br />
wichtige Ansätze vorstellen. Wo<br />
es Aktivisten an Geld fehlt, wird<br />
geholfen.<br />
Mehr Informationen unter einprozent.de<br />
Foto: einprozent.de<br />
Karneval der Angst: Überall bilden sich Bürgerwehren.<br />
Anfang Januar 2016 haben sich in kürzester<br />
Zeit 13.000 Unterstützer der Facebook-Gruppe<br />
«Einer für alle, alle für einen – Düsseldorf passt auf»<br />
angeschlossen. Gemeinsam will man, nicht nur in<br />
den Tollen Tagen, an Wochenenden und bei Veranstaltungen<br />
durch die Stadt ziehen und die Frauen<br />
vor Gangbang-<strong>Asyl</strong>anten schützen. Mit Nazis hat<br />
das nichts zu tun: Organisator ist ein gewisser Tofigh<br />
Hamid, er ist selbst Migrant.<br />
Auch die persönliche Vorsorge boomt: Pfefferspray<br />
ist vielerorts ausverkauft. Und die Kölner Polizei<br />
gibt Tipps, wie Bürger unbürokratisch an einen<br />
Kleinen Waffenschein kommen können – man sei<br />
nämlich mit der Bearbeitung der Anträge überlastet.<br />
Kein Zweifel: Was seit Sommer 2015 in COM-<br />
PACT vorhergesagt, aber von vielen als Übertreibung<br />
angesehen wurde, wird mittlerweile von Otto<br />
Normalverbraucher und Eva Mustermann als Realität<br />
erkannt – der Bürgerkrieg steht vor der Tür. Im<br />
Millionenstrom der Zuwanderer kamen zigtausende<br />
Gewalttäter nach Deutschland, die selbst im kleinsten<br />
Provinzkaff auf Beute lauern: Es geht um <strong>unsere</strong><br />
Handys, <strong>unsere</strong> Brieftaschen, <strong>unsere</strong> Frauen,<br />
Ein Knopfdruck gegen Rapefugees? Foto: picture alliance /<br />
Winfried Rothermel<br />
Doch der individuelle Selbstschutz wird nicht<br />
ausreichen, weil wir nicht von individuellen Tätern<br />
bedroht werden, sondern von einem Täterkollektiv.<br />
«Sie waren wie eine Armee», beschreibt der Kölner<br />
Türsteher Ivan Jurcevic das Vorgehen des Sex-<br />
Mobs in der Silvesternacht 2015/2016. Und selbst<br />
Bundesjustizminister Heiko Maas, einer der dummdreistesten<br />
Protagonisten von «Refugees Welcome»,<br />
kam angesichts der bundesweiten Gewaltorgie<br />
zum Jahreswechsel zu der Schlussfolgerung:<br />
«Niemand kann mir erzählen, dass das nicht abgestimmt<br />
oder vorbereitet wurde.»<br />
Der Testosteron-Dschihad<br />
Dabei muss man noch nicht einmal an eine Kommandostruktur<br />
des Islamischen Staates (IS) denken.<br />
Es geht wohl eher um ein synergetisches Zusammenspiel:<br />
Migrantenbanden nutzen die Überlastung<br />
der Polizei durch Aufgaben bei der Terrorabwehr<br />
zur Ausdehnung der von ihnen kontrollierten No-go-<br />
Areas. In diesen rechtsfreien Zonen wiederum können<br />
sich, wie im Brüsseler Stadtteil Molenbeek, IS-<br />
Schläferzellen seelenruhig auf Anschläge vorbereiten.<br />
Erinnern wir uns an den Tahrir-Platz in Kairo<br />
2011: Testosterongesteuerte Jungmänner praktizieren<br />
ihr «taharrush gamea», also die Jagd auf Sexualopfer.<br />
In diesem Strom der Christen- und Frauenhasser<br />
bewegen sich die militanten Moslembrüder<br />
wie Fische im Wasser. Der Arabische Frühling,<br />
in Kairo wie in Köln, begann als Männerüberschussparty.<br />
In Ägypten übernahmen die Scharia-Jünger<br />
in der Folge die Macht…<br />
Der Bürgerkrieg steht vor der Tür.<br />
Wenn weiterhin jeden Tag hunderte, wenn nicht<br />
tausende muslimische Machos über die Grenze<br />
kommen, ist der Einzelne gegen diese Entwicklung<br />
machtlos – Pfefferspray hin oder her. Gegen die<br />
koordinierte Invasion hilft nur koordinierte Gegenwehr,<br />
und das ist die Aufgabe des Staates – er muss<br />
die Grenzen schließen. Da <strong>unsere</strong> Regierung dazu<br />
nicht bereit ist, muss sie gestürzt werden. Anders<br />
gesagt: Wenn die Regierung das Volk austauschen<br />
will, muss das Volk die Regierung austauschen.
Abo jetzt mit<br />
T-Shirt<br />
Zusatzprämie!<br />
Ehrlicher Journalismus in Zeiten der Lüge.<br />
Die schweigende Mehrheit kann die Verhältnisse zum Tanzen bringen,<br />
wenn sie ihre Stimme wiederfindet. <strong>COMPACT</strong> ist ihr Lautsprecher, weil<br />
wir drucken und verbreiten, was andere nicht zu schreiben wagen.<br />
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Yeah!<br />
Trump die Merkel!<br />
Bye bye<br />
Multikulti<br />
Patrioten aller Länder,<br />
vereinigt Euch!<br />
Kalifat Berlin<br />
Neukölln wird Neu-Aleppo<br />
Weihnachten<br />
Das letzte deutsche Fest<br />
Pearl Harbor<br />
75 Jahre Geschichtslügen<br />
Wollt Ihr den<br />
totalen<br />
Maas?<br />
Kein Volk, kein Recht,<br />
keine Freiheit<br />
Angriff auf<br />
deutsche Sparer<br />
Zinsklau, Bankster und<br />
Bargeldverbot<br />
Chemnitz-Bomber<br />
Unwetteropfer<br />
Kein Geld für Deutsche<br />
Wahlbetrug<br />
Ein Käfig voller Narren<br />
Pussy-Alarm<br />
Presstituierte gegen Trump<br />
Bananenrepublik Österreich<br />
Anakonda<br />
Aleppo<br />
NATO an der Ostfront<br />
US-Pakt mit dem Teufel<br />
Alpen-Elvis<br />
Gabalier – Der Heimat-Rocker<br />
Ausgabe 10/2016 12/2016 | 4,95 EUR<br />
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Dossier: Offensiv gegen gegen Zensur Zensur<br />
Dossier: Hoffen auf Trump<br />
<strong>COMPACT</strong>-Konferenz zur Verteidigung zur Verteidigung der Meinungsfreiheit<br />
der Ausgabe 7/2016 | 4,95 EUR<br />
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US-Wahlkampf im Schatten des Islam-Terrors<br />
Dossier: Der Der neue neue Rassenkrieg<br />
Cyborgs, Cyborgs, Mutanten Mutanten und Klone und Klone gegen gegen die Menschheit die Menschheit<br />
Ausgabe 11/2016 | 4,95 EUR<br />
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Geheimdienste und Islamisten –<br />
Gefahr für Deutschland?<br />
Invasionsziel: Deutschland<br />
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<strong>Asyl</strong>. Das Chaos<br />
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Islam<br />
Gefahr für Europa<br />
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Multikulti-Land ist abgebrannt | Dschihadisten im Flüchtlingsstrom<br />
Morde, Massaker und Migranten | Erdogan und Soros als Schlepper<br />
Die Terrorhelfer CIA und Muslimbrüder | Merkels Notstandsdiktatur<br />
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Grundwissen: Koran, Scharia und Dschihad als akute Bedrohung <strong>unsere</strong>r Freiheit<br />
Geschichte: Raubzüge und Kolonisierung unter der grünen Fahne des Propheten<br />
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Berlin: Die Bombe tickt | Paris: Charlie Hebdo und die Folgen<br />
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