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COMPACT-Spezial "Asyl unsere Toten"

Asyl, Unsere Toten Unsere Toten, Unsere Trauer

Asyl, Unsere Toten
Unsere Toten, Unsere Trauer

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<strong>Asyl</strong>.<br />

Unsere<br />

Toten<br />

Wir trauern um<br />

die Opfer der<br />

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Keine Tränen für Deutsche: Der unwürdige Umgang mit den Hinterbliebenen<br />

Ein mörderischer Sommer: Die Kanzlerin wäscht ihre Hände in Unschuld<br />

Blutige Weihnacht: Der Dschihadist, der V-Mann und die verscharrten Leichen<br />

Rapefugees welcome: Die allgegenwärtige Angst <strong>unsere</strong>r Frauen


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Geschichte: Raubzüge und Kolonisierung unter der grünen Fahne des Propheten<br />

Gegenwart: Warum der Islam mit <strong>unsere</strong>m Grundgesetz nicht vereinbar ist<br />

Zukunft: Wie wir das Abendland und <strong>unsere</strong> Werte verteidigen können<br />

Kampf ums Weiße Haus: Fakten, Fälscher und Finanziers<br />

Trump ist Trumpf: Mit Patriotismus für Frieden und sichere Grenzen<br />

Schattenregierung: Wall Street, Pentagon und Geheimdienste<br />

Hillary ist Killary: Präsidentin für Weltkrieg und Masseneinwanderung<br />

Rothfront marschiert: Wahljahr 2017 – Die Grünen auf dem Weg zur Macht<br />

Abendland wird abgebrannt: Die Ideologie von Multikulti und Volkszerstörung<br />

Nie wieder Krieg ohne uns: Make Love and War – vom Kosovo bis Syrien<br />

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<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Editorial<br />

Fünf Tage Totenstille<br />

Die Arbeit an dieser <strong>COMPACT</strong>-Sonderausgabe<br />

war nicht leicht. Bei der Recherche wurden wir mit<br />

Menschen aus der Mitte <strong>unsere</strong>s Volkes konfrontiert,<br />

deren Leben von einem auf den anderen Tag<br />

ausgelöscht wurde. Ihr Schicksal – droht das nicht<br />

auch uns und <strong>unsere</strong>n Angehörigen? An jenem<br />

Abend, als der Dschihadist Anis Amri den Todes-<br />

Lkw in den Weihnachtsmarkt steuerte, wollten ursprünglich<br />

auch meine Frau und ich dort sein...<br />

Besonders niederdrückend ist die Medienzensur,<br />

die offensichtlich immer dann verhängt wird,<br />

wenn die Täter Migranten sind. Allein in den letzten<br />

fünf Tagen der Endredaktion dieses Heftes haben<br />

wir neun weitere Todesfälle gefunden, die es<br />

nie in die überregionale Berichterstattung geschafft<br />

haben, obwohl sie grausig sind.<br />

Am 27. Februar 2017 wurden in Rott am Inn (Bayern)<br />

der 73-jährige Helmut H. und die 66-jährige Elisabeth<br />

G. erstochen. Die Bluttat ereignete sich in einem<br />

Mehrfamilienhaus. Bewohner hatten sich über<br />

den Partylärm aus einer Wohnung beklagt, als plötzlich<br />

ein 25-jähriger Türke von dort herausstürmte<br />

und mit dem Messer auf die beiden einhieb.<br />

Am 28. Februar wurde in Leipzig Haftbefehl gegen<br />

Dovchin D. erlassen. Der gebürtige Mongole<br />

hat gestanden, im April und November 2016 zwei<br />

Frauen grausam zerstückelt zu haben.<br />

tritt er «mit großer Gewalt» so brutal auf sie ein,<br />

dass sie kurz darauf stirbt.<br />

Nochmal 3. März: In einer Wohnung in Mönchengladbach-Rheydt<br />

wurde die Leiche von Nicole M.<br />

(47) gefunden. Die Mordkommission hat die Fahndung<br />

nach dem Mieter Ahmed Salim eingeleitet.<br />

Chefredakteur Jürgen Elsässer.<br />

Foto: Jörg Gründler<br />

Am 1. März wurde in Cottbus ein syrischer<br />

Flüchtling verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, am 9.<br />

Dezember die 82-jährige Rentnerin Gerda K. ermordet<br />

zu haben, vermutlich in ihrer eigenen Wohnung.<br />

«Die Tat hat mit der Nationalität des Täters nichts<br />

zu tun», so Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU).<br />

3. März, noch einmal Leipzig, noch einmal ein<br />

Doppelmord, bei dem die Leichen zerstückelt wurden:<br />

Die Staatsanwaltschaft (StA) erhebt Anklage<br />

gegen den Tunesier Fawzi M., der im Juli 2016 ein<br />

Ehepaar, Landsleute von sich, zerhackt und die Einzelteile<br />

in einem kleinen Badesee versenkt haben soll.<br />

Ebenfalls am 3. März erhebt die StA Osnabrück<br />

Anklage gegen einen 18-jährigen Somalier. Er sei<br />

am 22. Oktober nachts in ein Altersheim in der Grafschaft<br />

Bentheim eingedrungen, «um an den Bewohnern<br />

sexuelle Handlungen vorzunehmen». Sein erstes<br />

Opfer ist ein 59-jähriger Mann, der nach einem<br />

Schlaganfall halbseitig gelähmt ist. In einem anderen<br />

Zimmer nimmt er «sexuelle Handlungen» an einem<br />

schwer demenzkranken 87-Jährigen vor. Als<br />

dessen gleichaltrige Ehefrau ihn dabei überrascht,<br />

Nicht in diese Übersicht wurde ein weiterer<br />

Mord aufgenommen, der immerhin bundesweit<br />

Schlagzeilen machte: Am 25. Februar raste ein Auto<br />

in Heidelberg in eine Menschengruppe, einer der<br />

Verletzten starb später im Krankenhaus. Der Fahrer<br />

flüchtete mit einem Messer, Beamte mussten ihn<br />

mit einem Bauchschuss stoppen. Die Behörden beschwichtigten<br />

sofort, dass der Mann keinen Migrationshintergrund<br />

habe. Seltsam ist nur: Über seine<br />

Religionsangehörigkeit wurde nicht informiert, neben<br />

seinem Namen blieb selbst sein Vorname geheim.<br />

Unabhängig von dieser sogenannten Amokfahrt<br />

stehen die erwähnten neun Mordmeldungen<br />

aus nur fünf Tagen als Flammenschrift an der Wand.<br />

Wer hat auch nur von einer in den großen Medien<br />

gelesen? Warum werden wir nicht über die unheimliche<br />

Häufung der Bluttaten informiert? Warum<br />

warnt der Staat <strong>unsere</strong> Rentner nicht vor gewalttätigen<br />

Fremden? Vor allem: Wie lange wollen wir noch<br />

eine Regierung ertragen, die den Volkstod deckt?<br />

3


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<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Themen<br />

Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />

Ein mörderischer Sommer<br />

6 Wir gedenken<br />

8 Zitate zum Thema<br />

Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

10 Trauern verboten<br />

Die namenlosen Toten vom 19.12.2016<br />

12 «Wir haben Dich sehr lieb»<br />

Stefan B. aus Ragösen/Brandenburg<br />

15 Das Mädchen und der Tod<br />

Valeriya und die Leichenbürokratie<br />

17 Herr, erbarme Dich<br />

Trauerrede eines Geistlichen<br />

19 Erschlagen, verbrannt, vergessen<br />

Die schlimmsten Fälle 2012 bis 2014<br />

21 Mord-Mob in der Mainacht<br />

Bad Godesberg trauert um Niklas<br />

23 Keine Tränen, keine Trauer<br />

Warum <strong>unsere</strong>r Toten nicht gedacht wird<br />

26 Multikulti-Bereicherung mit Todesfolge<br />

Chronologie der Mordfälle seit 2015/2016<br />

Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />

32 «Die Kanzlerin hat das<br />

Grundgesetz missachtet»<br />

Interview mit K. A. Schachtschneider<br />

35 Der große Austausch<br />

Deutsche wandern aus, Fremde ein<br />

36 Der Schleusersultan und<br />

die Schlepperkönigin<br />

Stationen der <strong>Asyl</strong>invasion 2015/2016<br />

Ein mörderischer Sommer<br />

40 Terrorists welcome<br />

Die Kanzlerin und die ersten Attentate<br />

45 Alles Amok – oder was?<br />

Der Münchner Massenmörder<br />

49 Bombenstimmung in Chemnitz<br />

Posse um einen IS-Killer<br />

64 Requiem für Jolanta<br />

Trauer in Polen, Kälte in der BRD<br />

67 Die Vertreibung aus dem Paradies<br />

Die Ermordung Marias in Freiburg<br />

70 Eine unfassbare Tat?<br />

Eine <strong>Asyl</strong>helferin wird erstochen<br />

Was tun?<br />

72 Merkel? Verhaften!<br />

Verfassungsbruch im Amt<br />

76 Plädoyer für die wehrhafte Demokratie<br />

Der Staat muss das Volk schützen<br />

79 Wehrhafte Demokratie – aber wie?<br />

Ermächtigungsgesetze als Gefahr<br />

81 «Wenn andere Abhilfe nicht möglich ist»<br />

Der Widerstandsparagraph 20,4 GG<br />

82 Pfefferspray genügt nicht<br />

Die Ohnmacht der Vereinzelten<br />

<strong>COMPACT</strong> Impressum<br />

Herausgeber & Verlag<br />

<strong>COMPACT</strong>-Magazin GmbH<br />

Geschäftsführer Kai Homilius<br />

Am Zernsee 9, 14542 Werder (Havel)<br />

E-Mail verlag@compact-mail.de<br />

Website www.compact-online.de<br />

Vertrieb, Bestellungen, Abo-Betreuung<br />

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<strong>COMPACT</strong> Redaktion (NEU!)<br />

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(Großbriefe und Päckchen an den Verlag)<br />

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Chefredakteur Jürgen Elsässer (V.i.S.d.P.)<br />

Chef vom Dienst Martin Müller-Mertens<br />

Blutige Weihnacht<br />

Blutige Weihnacht<br />

52 Ein Dschihadist im Paradies<br />

Anis Amri und die Geheimdienste<br />

56 Narkotika fürs Volk<br />

Das GEZ-Fernsehen und der Anschlag<br />

Cover/Illustrationen Iris Fischer, Bildmaterial<br />

von Shutterstock (Seite 9/31/39/51/57/72)<br />

Fotoquelle Cover ballyscanlon, Photodisc,<br />

Getty Images<br />

Layout/Bild Steffen Jordan<br />

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E-Mail anzeigen@compact-mail.de<br />

Gedruckt in Deutschland<br />

Die Angst der Frauen<br />

Die Angst der Frauen<br />

58 Polizistin mit Eiern<br />

Der Aufschrei einer Migrantentochter<br />

61 Vergewaltigt und verhöhnt<br />

Der Fall Lisa und die Medien<br />

Redaktionsschluss<br />

4.3.2017<br />

Erscheinungsdatum<br />

der nächsten Ausgabe<br />

Samstag, 1. Juli 2017<br />

5


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Wir gedenken<br />

Wir gedenken<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Eine Aufstellung aller Deutschen, die von Einwanderern und <strong>Asyl</strong>anten<br />

in den letzten Jahren ermordet wurden. Der starke Anstieg der Fälle im<br />

Jahr 2016 spricht für sich. Staat und Staatsmedien haben die Opfer nie<br />

gewürdigt. Aber wenigstens wir sollten sie nicht vergessen.<br />

2009<br />

Marita D. (49), Schwabach<br />

Claudia Küfte (27), Berlin<br />

Andreas H. (41), Berlin<br />

Magdalena S. (24), München<br />

Marlis K. (53), Doberlug-Kirchhain<br />

Nicole B. (41), Hamburg<br />

Josefa Thalmann (83), Hörstel<br />

Name unbekannt (97)<br />

Thomas M. (44), Hamburg<br />

Klaus B. (62), Berlin<br />

Christiane H. (23), Schramberg<br />

Beata S. (22), Landau<br />

Kevin Wiegand (18), Schöppingen<br />

Andrea W. (36), Jengen<br />

Hanna H. (29), Köln<br />

Benjamin Diegmann (18), Wipperfürth<br />

Steffen M. (46), Lauchhammer<br />

Name unbekannt (25), Rosenheim<br />

Karina (Name geändert) (46), Rimsting<br />

Susanna Hinkel (18), Dresden<br />

2010<br />

Peter L. (58), Nienstedten<br />

Name unbekannt (55), Heilbronn<br />

Felix S. (35), Kiel<br />

Tanja A. (39), Marburg<br />

Saskia S. (18), Kiel<br />

Mel D. (19), Hamburg<br />

Klaus B. (51), Kamp-Lintfort<br />

Klaus Kandaouroff (80), Datteln<br />

Sieglinde F. (67), Linsengericht<br />

Zana O. (32), nahe Bodensee<br />

Pascal E. (22), Hamburg<br />

Samuel Fischer (25), Hamburg<br />

Name unbekannt (24), Völklingen<br />

Bernhard K. (47), Berlin<br />

Alex M. (23), Schlüchtern<br />

Iris S., Grevenbroich<br />

Andres O. (34), Köln<br />

Laura V. (29), Köln<br />

Gerd H. (50), Stade<br />

Janine F., Bad Homburg<br />

Wolfgang K. (49), Engelskirchen<br />

Name unbekannt (19), Köln<br />

Joanna S. (22), Hannover<br />

2011<br />

Berthold Franzmann (57), nahe Neuss<br />

Martina Kreutzer (23), Krefeld<br />

Tim Kreutzmann (20), Soest<br />

Arno Georg Kupka (74), Dülmen<br />

Klaus Johannsen (58), Berlin<br />

Matthias B. (50), Chemnitz<br />

Frieda H. (76), Nürnberg<br />

Patrick D. (29), Berlin<br />

Michael A. (27), Lohmar<br />

Werner Velhorn (67), Reuth<br />

Name unbekannt (51),<br />

Andernach-Miesenheim<br />

Harry T. (89), Ort unbekannt<br />

Bianca S. (37), Arnsberg<br />

Matthias B. (22), Osnabrück<br />

Mario Guhl (42), Berlin<br />

Michael Kaubisch (51), Chemnitz<br />

Stephanie S. (23), Berlin<br />

Mathias Vieth (41), Augsburg<br />

Name unbekannt (26), Bocholt<br />

Sarah S. (24), Hannover<br />

Diana T. (26), Mauenheim<br />

Name unbekannt (17), Ranschbach<br />

Hannelore R. (67), Mönchengladbach<br />

Agnes M. (55), Traunstein<br />

2012<br />

Ungeborenes Kind, Münsterland<br />

Name unbekannt (34), Alsfeld<br />

Herman (52), nahe München<br />

Angelika B. (51), nahe München<br />

Dirk Dahmen (41), Montabaur<br />

Name unbekannt (28), München<br />

Diana P. (20), Augsburg<br />

Name unbekannt (52), Siegburg<br />

Saskia Sänger (26), Neuss<br />

Jörg H. (46), Bremen<br />

Stefan Erdt (22), Heidenheim<br />

Irene N. (32), Neuss<br />

Christa Haase (76), Hannover<br />

Name unbekannt, Hessen<br />

2013<br />

Name unbekannt (48), Bad Krozingen<br />

Name unbekannt (38), Heilbronn<br />

Daniel Siefert (25), Kirchweye<br />

Name unkenannt (39),<br />

Köln oder Umgebung<br />

Marcel M. (82), Berlin<br />

Ingeburg Lewandowski (89), Berlin<br />

Hans-Peter W. (43), Wilflingen.<br />

Vanessa W. (22), Wiesbaden<br />

Viola G. (43), Marktrodach<br />

Marco Gutschner (21), Rosenheim<br />

Marina L. (34), Berlin<br />

Ulla N. (45), Berlin<br />

Vanessa (30), Wülfel<br />

Name unbekannt (38), Barsbüttel<br />

Henry B. (67), Hamburg<br />

2014<br />

Oliver F. (50), Frankfurt am Main<br />

Ulrike F. (54), Düsseldorf<br />

Bernhard L. (61), Düsseldorf<br />

Edith (84), Hamburg<br />

Veronika N. (22), Fürth<br />

Leila (9), Jena<br />

Johanna B. (16), Münster<br />

Johannes Weyer (81),<br />

Mönchengladbach<br />

Boje-Peter Voß (73), Heide<br />

Angelika D. (58), Reutlingen<br />

Joey K. (21), Hannover<br />

Dirk W. (43), Dortmund<br />

2015<br />

Katrin W. (33), Lüneburg<br />

Maria P. (19), Berlin<br />

Jaquelin F. (21), Hamburg<br />

Jessica Bastian (22), Frankfurt/M.<br />

Name unbekannt (68), Mannheim<br />

Udo Z. (50), Freiberg<br />

Christian G. (27), Saarbrücken<br />

Renate P. (50), Frankfurt/M.<br />

Nadina (29), Modautal<br />

Name unbekannt (56), Winterberg<br />

Frank M. (43), Essen<br />

2016<br />

Name unbekannt (54), Nürnberg<br />

Name unbekannt (69), Bremerhaven<br />

Name unbekannt (57), Fürth<br />

Maria D. (43), Leipzig<br />

Niklas Pöhler (17), Bonn<br />

Wiebke O. (29), Köln<br />

Name unbekannt (86), Landau<br />

Name unbekannt (70),<br />

Bad Friedrichshall-Untergriesheim<br />

Nicole G. (42), Emmerich<br />

Julia B. (35), Berlin<br />

Arno S. (75), Bremen<br />

Name unbekannt (44), Hamburg<br />

Anna Voltz (36), Eching<br />

Anton Voltz (7), Eching<br />

Name unbekannt (28), Saarbrücken<br />

Name unbekannt (69), Paderborn<br />

Name unbekannt (51), Freiburg<br />

Maria Ladenburger (19), Freiburg<br />

Victor E. (16), Hamburg<br />

Claudia S. (39), Frankfurt am Main<br />

Name unbekannt (87), Neuenhausen<br />

Werner Landscheidt (79), Krefeld<br />

Anja B. (40), Leipzig<br />

Sebastian Berlin (32), Berlin<br />

Dorit Krebs (53), Berlin<br />

Angelika Klösters (65), Berlin<br />

Christoph H., Berlin<br />

Gregoriy Bagratuni (44), Berlin<br />

Anna Bagratuni (44), Berlin<br />

Peter Volker (62), Berlin<br />

Gudrun B. (75), Unterwellenborn<br />

Gerda Krüger (82), Cottbus<br />

2017<br />

Nicole M. (47), Mönchengladbach<br />

Silvia B. (40), Offenbach<br />

Helmut H. (73), Rott am Inn<br />

Elisabeth G. (66), Rott am Inn<br />

Name unbekannt (41), Hamm<br />

6<br />

Berücksichtigt wurden nur eindeutig nachgewiesene Fälle. Details finden Sie auf den folgenden Seiten beziehungsweise auf Seite 3.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Wir gedenken<br />

KIEL<br />

HEIDE<br />

BREMERHAVEN<br />

STADE<br />

HAMBURG<br />

BARSBÜTTEL<br />

BREMEN<br />

KIRCHWEYE<br />

LÜNEBURG<br />

NEUENHAUS<br />

HÖRSTEL<br />

OSNABRÜCK<br />

HANNOVER<br />

SCHÖPPINGEN<br />

BOCHOLT MÜNSTER<br />

DÜLMEN<br />

EMMERICH ESSEN<br />

DATTELN HAMM PADERBORN<br />

KAMP-LINTFORT<br />

DORTMUND<br />

SOEST<br />

KREFELD NEUSS<br />

ARNSBERG<br />

DÜSSELDORF<br />

M.GLADBACH<br />

WINTERBERG<br />

WIPPERFÜRTH<br />

GREVENBROICH<br />

KÖLN<br />

ENGELSKIRCHEN<br />

LOHMAR<br />

JENA<br />

BONN SIEGBURG<br />

UNTERWELLENBORN<br />

ANDERNACH<br />

REUTH<br />

MARBURG ALSFELD<br />

BAD HOMBURG<br />

SCHLÜCHTERN<br />

WIESBADEN<br />

LINSENGERICHT<br />

FRANKFURT AM MAIN<br />

MARKTRODACH<br />

MONTABAUR<br />

MODAUTAL<br />

OFFENBACH<br />

MANNHEIM<br />

FÜRTH<br />

VÖLKLINGEN<br />

LANDAU<br />

NÜRNBERG<br />

SCHWABACH<br />

SAARBRÜCKEN<br />

BAD FRIEDRICHSHALL-UNTERGRIESHEIM<br />

RANSCHBACH<br />

HEILBRONN<br />

BERLIN<br />

COTTBUS<br />

DOBERLUG-KIRCHHAIN<br />

LAUCHHAMMER<br />

LEIPZIG<br />

DRESDEN<br />

CHEMNITZ<br />

FREIBERG<br />

ORT UNBEKANNT:<br />

REUTLINGEN<br />

HEIDENHEIM<br />

SCHRAMBERG<br />

FREIBURG<br />

AUGSBURG<br />

ECHING<br />

MÜNCHEN<br />

BAD KROZINGEN<br />

WILFLINGEN<br />

JENGEN<br />

ROTT AM INN<br />

ROSENHEIM<br />

RIMSTING<br />

TRAUNSTEIN<br />

Todesopfer 2009 bis 2014 Todesopfer 2015 bis 2017 Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

7


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Zitate zum Thema<br />

8<br />

Der polnische Lkw-Fahrer Lukasz Urban war vermutlich<br />

das erste Opfer des Terroranschlags am<br />

19.12.2016. Foto: picture alliance / Tone Koene<br />

Finde den Fehler!<br />

«Die Terroranschläge in Bayern haben nach<br />

Ansicht einer klaren Mehrheit der Deutschen<br />

mit der umstrittenen Flüchtlingspolitik<br />

von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nichts<br />

zu tun. Nach einer Forsa-Umfrage für das<br />

Magazin Stern hält nur eine Minderheit von<br />

28 Prozent eine Schuldzuweisung an Merkel<br />

für berechtigt – darunter allerdings 78<br />

Prozent der AfD-Wähler.» (waz.de, 3.8.2016)<br />

Hat nichts mit dem Islam zu tun…<br />

«Ja, ganz bestimmt gibt es gewaltbereite<br />

Islamisten unter den Hunderttausenden<br />

von Flüchtlingen, die nach Deutschland eingereist<br />

sind. Das ist keine Überraschung, das<br />

ist eine Selbstverständlichkeit. Es gibt sie<br />

schließlich auch fast überall sonst auf der<br />

Welt. Aber sollte ein Islamist tatsächlich der<br />

Mörder auf dem Weihnachtsmarkt gewesen<br />

sein, dann sagt das nichts über die große<br />

Mehrheit derjenigen aus, die hier Schutz suchen.»<br />

(Taz Online, 20.12.2016)<br />

Nie wieder Merkel<br />

Reporter: «Warum sind Sie eigentlich hierhergekommen<br />

heute?»<br />

Vater: «Weil unser Kind hier schwer verletzt<br />

worden ist, und… Dankeschön, Frau Merkel!<br />

(…) Dich wähle ich mein ganzes Leben<br />

lang nicht mehr und hoffentlich meine ganze<br />

Familie und meine Freunde auch…» (Aus<br />

einem Interview des dänischen Senders TV2 mit<br />

Angehörigen der Opfer auf dem Berliner Weihnachtsmarkt,<br />

The European, 26.12.2016)<br />

Urlaub geht vor<br />

«Ich finde die mangelnde Beachtung vonseiten<br />

des Staates traurig und unwürdig. (…) Der<br />

Bundestag war nicht mal zur Unterbrechung<br />

der Weihnachtspause für eine Schweigeminute<br />

bereit. Und Politiker erklären ständig,<br />

dass man jetzt schnell zur Normalität übergehen<br />

sollte. Aber für uns wird es eine solche<br />

Normalität nie wieder geben. (…) Der Lkw-<br />

Fahrer ist in Polen mit großer Anteilnahme<br />

beigesetzt worden. Hier gab es einen Gedenkgottesdienst<br />

am Tag nach der Tat. Aber da hatten<br />

viele Angehörige ganz andere Sorgen. Soll<br />

es das wirklich gewesen sein? (…) Von den<br />

Opfern weiß und hört man so gut wie nichts,<br />

jedenfalls nicht von den deutschen.» (Petra K.<br />

war am 19. Dezember auf dem Breitscheidplatz. Ihr<br />

langjähriger Lebensgefährte wurde bei dem Anschlag<br />

schwer verletzt und kämpft seither um sein<br />

Leben, Tagessspiegel Online, 8.1.2017)<br />

Freie Fahrt für Terroristen<br />

«Die Frage ist doch, warum die Betonpoller<br />

rund um den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz<br />

erst nach dem Anschlag aufgestellt<br />

wurden und nicht vorher. Spätestens<br />

nach dem Anschlag von Nizza wäre es doch<br />

naheliegend gewesen, dies zur Sicherheitsauflage<br />

für Weihnachtsmärkte zu machen.»<br />

(Opferanwalt, Tagesspiegel Online, 13.1.2017)<br />

Placebo vom <strong>Asyl</strong>-Onkel<br />

«Der scheidende Bundespräsident Joachim<br />

Gauck hat – ganz im Stillen – nochmals<br />

ein Zeichen gesetzt: Ohne Pomp hat<br />

er im Schloss Bellevue am Freitagnachmittag<br />

rund 50 Angehörige der Todesopfer des<br />

Attentats vom Breitscheidplatz empfangen<br />

und ihnen seine Anteilnahme ausgesprochen.<br />

(…) Gauck sowie der ebenfalls anwesende<br />

Bundesinnenminister Thomas de<br />

Maizière (CDU) versprachen nach Angaben<br />

von Teilnehmern, in Zukunft die Kommunikation<br />

bei ähnlichen Ereignissen – die nicht<br />

kommen sollten – zu verbessern.» (Tagesspiegel<br />

Online, 19.2.2017)<br />

Verwandte durften nicht<br />

zum Trauergottesdienst.<br />

Mitgefühl? Fehlanzeige!<br />

«Bis zu drei Tage irrten Angehörige durch<br />

die Stadt und klapperten Krankenhäuser<br />

ab, um zu erfahren, ob vermisste Angehörige<br />

unter den Opfern waren. Das ermittelnde<br />

Bundeskriminalamt hatte zunächst eine<br />

Nachrichtensperre verhängt. (…) Aber es<br />

ging noch weiter: Angehörige, die wussten,<br />

dass sie Verwandte verloren hatten, wurden<br />

(…) am Tag danach von Sicherheitsleuten<br />

daran gehindert, am Trauergottesdienst in<br />

der Gedächtniskirche teilzunehmen. Begründung:<br />

In der Kirche säßen hochkarätige Politiker.<br />

(…) Auch zunächst ahnungslose Angehörige<br />

seien unsensibel behandelt worden,<br />

berichteten Betroffene. So habe die Polizei<br />

nach ”aussagekräftigem DNA-Material”<br />

von Angehörigen gefragt, ohne den Grund zu<br />

nennen. Eine Antwort sei gewesen: ”Wer<br />

jetzt nicht wisse, worum es gehe, sei selbst<br />

schuld.”» (Tagesspiegel Online, 19.2.2017)<br />

Bloß ein Unfall<br />

«Die Familie der Italienerin Fabrizia Di L., die<br />

bei dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz<br />

am 19. Dezember getötet wurde,<br />

hat schwere Vorwürfe gegen deutsche Behörden<br />

und Politiker erhoben. Sie seien ”wütend”<br />

darüber, wie sie nach dem Tod der jungen Frau<br />

von den zuständigen Stellen in Berlin behandelt<br />

worden seien (…). Außerdem beklagen<br />

sie, dass ihnen keine angemessene Entschädigung<br />

für den Tod der Tochter zustehe; es sei<br />

”absurd”, dass der Anschlag in dieser Hinsicht<br />

”wie ein normaler Verkehrsunfall” angesehen<br />

werde.» (Berliner Morgenpost Online, 28.2.2017)<br />

Käthe Kollwitz’ Mutter mit totem Sohn steht seit<br />

1993 in der Berliner Neuen Wache, dem heute zentralen<br />

Gedenkort der Bundesrepublik. Foto: Beko, CC<br />

BY-SA 4.0, Wikimedia Commons


Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Der größte Terroranschlag in <strong>unsere</strong>m Land seit 36 Jahren –<br />

aber der deutschen Opfer wurde nicht gedacht.<br />

9


Trauern verboten<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Haben die Deutschen sich selbst aufgegeben? Oder treibt uns<br />

nur die Regierung in den Untergang? Jedenfalls muss bestürzen,<br />

dass nach den zwölf Toten auf dem Berliner Weihnachtsmarkt von<br />

Betroffenheit nichts zu spüren war.<br />

hatten alle Massenmedien über die Menschen berichtet,<br />

die Fanatismus und Hass aus dem Kreis ihrer<br />

Familie gerissen hatten. Das offizielle Deutschland<br />

trauerte um diese Toten – damit war das Gedenken<br />

an sie zur Staatsräson geworden.<br />

10<br />

Mit einem 450-PS-starken Lkw<br />

raste Anis Amri fast 80 Meter<br />

durch den Weihnachtsmarkt an<br />

der Berliner Gedächtniskirche.<br />

Foto: picture alliance / Bernd von<br />

Jutrczenka/dpa<br />

Die deutschen Opfer<br />

wurden verscharrt,<br />

ohne dass<br />

die Öffentlichkeit<br />

ihre Namen erfuhr.<br />

Nach diesem Terror war das ganze Land geschockt.<br />

Die gesamte Staatsspitze hatte sich zu einer<br />

Trauerfeier versammelt, das Fernsehen übertrug<br />

die Zeremonie live. Die Bundeskanzlerin saß<br />

in der ersten Reihe, neben und hinter ihr die Angehörigen<br />

der Opfer. Angela Merkel hielt eine bewegende<br />

Rede: «Bevor wir die alles überragenden Fragen<br />

– ”Wie konnte das geschehen?” (…) ”Warum<br />

konnten wir das nicht verhindern?”– beantworten,<br />

bitte ich darum, dass wir schweigen. Schweigen,<br />

so wie heute um 12 Uhr Beschäftigte im ganzen<br />

Land schweigen werden. Gewerkschaften und Arbeitgeber<br />

haben das vereinbart.» Und weiter: «Viele<br />

Hinterbliebene sind heute unter uns. Ich weiß, wie<br />

schwer Ihnen das gefallen ist. Sie haben mir vorhin<br />

von ihrem großen Schmerz erzählt. Sie haben mir<br />

erzählt, wie allein gelassen sie sich gefühlt haben.<br />

Umso dankbarer bin ich, dass wir heute gemeinsam<br />

hier sein können.» Die Kanzlerin las die Namen<br />

der Ermordeten vor. Große Fotos von ihnen waren<br />

neben dem Rednerpodest aufgestellt. Schon zuvor<br />

Trauer nur für Ausländer<br />

Diese Geschichte hört sich an wie ein Märchen,<br />

denn jeder weiß, dass es eine solche Staatstrauer<br />

nach dem Berliner Weihnachtsmassaker nicht<br />

gegeben hat. Trotzdem ist alles wahr – es spielte<br />

sich lediglich viereinhalb Jahre früher ab: Im Februar<br />

2012 fand diese bewegende Feier statt, und<br />

die mitfühlenden Sätze hat die Rautenfrau tatsächlich<br />

gesprochen. Der Hintergrund: Die Ermordeten<br />

waren fast alle Ausländer gewesen, angeblich erschossen<br />

durch Inländer, durch Mitglieder des Nationalsozialistischen<br />

Untergrunds (NSU). Streiten<br />

wir nicht über die Gräber hinweg, was daran stimmt<br />

oder nicht: Gut war jedenfalls, dass der Toten würdig<br />

gedacht wurde.<br />

Es stellt sich aber die Frage, warum um die Opfer<br />

des 19. Dezember 2016 nicht in ähnlicher Weise<br />

getrauert wurde. Immerhin handelte es sich um<br />

den größten Terroranschlag seit 36 Jahren, seit der


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Bombe auf dem Oktoberfest 1980. Von den zwölf Toten<br />

des Breitscheidplatzes sind fünf Ausländer. Ihre<br />

Namen sind bekannt, weil ihre Regierungen ihnen<br />

die letzte Ehre erwiesen haben: Am Sarg des Lkw-<br />

Fahrers Lukasz Urban kniete der polnische Staatspräsident<br />

Andrzej Duda. An der Trauerfeier für die<br />

junge Italienerin Fabrizia Di Lorenzo nahmen der<br />

Staatspräsident Sergio Mattarella und der Innenminister<br />

Marco Minniti teil. Über die Israelin Dalia<br />

Elyakim berichtete die Presse ihres Landes, aber<br />

auch die New York Times in großer Aufmachung.<br />

Das Volk wird von der Politik im<br />

Stich gelassen.<br />

Die deutschen Opfer aber wurden verscharrt,<br />

ohne dass die Öffentlichkeit je ihre Namen erfuhr.<br />

Nirgendwo erschien ein Foto von ihnen. Die Öffentlichkeit<br />

weiß, ganz anders als bei den NSU-Toten,<br />

nichts von ihrem Leben, ihrer Arbeit, ihren Träumen.<br />

Nur über eine einzige Beerdigung wurde berichtet,<br />

weil eine einzige Regionalzeitung einen Reporter<br />

geschickt hatte: Am 6. Januar wurde Sebastian B.<br />

im brandenburgischen Ragösen beigesetzt. Fast<br />

300 Trauernde zwängten sich in die kleine Dorfkirche,<br />

die Türen konnten kaum geschlossen werden.<br />

Das heißt: Das Volk empfindet sehr wohl Schmerz<br />

und Verzweiflung. Aber es wird von der Politik im<br />

Stich gelassen: Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />

(SPD) ließ sich gerade mal dazu herab, eine Kondolenzkarte<br />

zu schicken. Schäbiger geht’s nicht.<br />

Terror-Deutschland<br />

Offiziell bestätigte islamistische Anschläge seit 2011<br />

Herford<br />

August 2014<br />

Messerattacke<br />

Essen 16.4.2016<br />

Bombenattentat<br />

3 Verletzte<br />

Ramstein<br />

Köln<br />

Düsseldorf<br />

Frankfurt/M. 2.3.2011<br />

Schusswaffenangriff<br />

2 Tote<br />

Anschläge<br />

Quelle: wikipedia <br />

Hamburg<br />

Frankfurt/M.<br />

Berlin<br />

geplante Anschläge<br />

Hat nichts mit dem Islam zu tun<br />

Berlin 19.12.2016<br />

Lkw-Angriff<br />

12 Tote, 49 Verletzte<br />

Hannover 26.2.2016<br />

Messerattacke<br />

1 Verletzter<br />

Würzburg 18.7.2016<br />

Axtangriff<br />

1 Toter, 5 Verletzte<br />

Ansbach 24.7.2016<br />

Bombenanschlag<br />

1 Toter, 15 Verletzte<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Die Trauer ist unerwünscht, weil beim Weihnachtsanschlag<br />

ein Moslem der Täter war – und<br />

die meisten Opfer Deutsche sind. Die Multikulti-<br />

Ideologie aber hat festgelegt: Terror hat nie etwas<br />

mit dem Islam zu tun, und die Deutschen sind immer<br />

die Schuldigen. Was dazu nicht passt, wird wegzensiert.<br />

Aber wollen wir uns wirklich nicht nur <strong>unsere</strong><br />

Heimat und unser Leben, sondern auch <strong>unsere</strong> Toten<br />

stehlen lassen?<br />

Zweierlei Maß?<br />

«Die Opfer der rechtsextremen<br />

Terrorgruppe NSU sind von der<br />

Bundesregierung mit 900.000<br />

Euro entschädigt worden. Das<br />

teilte das Bundesjustizministerium<br />

mit. Das Geld kommt aus<br />

einem Fonds für die Opfer extremistischer<br />

Übergriffe. (…)<br />

Laut einem früheren Schreiben<br />

des Bundesjustizministeriums<br />

vom März 2012 erhalten Ehepartner<br />

und Kinder der ermordeten<br />

neun Kleinunternehmer eine<br />

Pauschale von 10.000 Euro, Geschwister<br />

5.000 Euro.» (zeit.de,<br />

29.10.2012)<br />

«Fast zwei Monate nach dem<br />

Berliner Terroranschlag haben<br />

Opfer und Angehörige rund<br />

203.000 Euro Entschädigung<br />

vom Bund bekommen. ”Weitere<br />

Zahlungen erfolgen laufend”,<br />

teilte das Bundesjustizamt am<br />

Donnerstag mit. Mit Stand 8.<br />

Februar seien 51 Anträge von<br />

Opfern und Hinterbliebenen erfasst.»<br />

(Berliner Morgenpost,<br />

9.2.2017)<br />

Der 37-jährige Lkw-Fahrer Lukasz<br />

Urban lebte im polnischen Greifenhagen<br />

an der Oder. Ilustration: IF<br />

Fabrizia Di Lorenzo stammte aus<br />

den italienischen Abruzzen und<br />

starb mit 31 Jahren. Ilustration: IF<br />

Italiens Präsident Sergio Mattarella<br />

empfängt am 24.12.2016 die<br />

sterblichen Überreste von Fabrizia<br />

Di Lorenzo am Flughafen Rom-<br />

Ciampino. Foto: picture alliance /<br />

AP Photo<br />

11


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

«Wir haben Dich sehr lieb<br />

und vermissen Dich sehr»<br />

_ von Martin Müller-Mertens<br />

Nach dem Terroranschlag von Berlin steht ein Brandenburger Dorf<br />

noch immer unter Schock. Einer der Söhne von Ragösen ist unter<br />

den Opfern. Zur Beerdigung kamen Paparazzi statt Politiker. Eine<br />

Spurensuche.<br />

Im Januar fuhren<br />

die Feuerwehrautos<br />

von Bad Belzig<br />

mit Trauerflor.<br />

In den Tagen nach dem Anschlag,<br />

hier am 21.12.2016, trauerten die<br />

Berliner um die Toten. Foto: picture<br />

alliance / Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa<br />

Als das Vaterunser verklungen war, senkte sich<br />

Stille über Ragösen. Rund 300 Trauernde wollten<br />

Abschied nehmen. Nicht alle fanden Platz in der<br />

von Fachwerk geschmückten Kirche des kleinen<br />

Dorfes im brandenburgischen Landkreis Potsdam-<br />

Mittelmark. Die Übrigen harrten draußen im Frost<br />

aus – man schrieb den 7. Januar 2017. Sebastian<br />

B., einen der ihren, geleiteten sie auf seinem letzten<br />

Gang. 32 Jahre war er alt, als der Attentäter<br />

Anis Amri ihm sein Leben nahm.<br />

Die meisten deutschen Toten des Berliner Breitscheidplatzes<br />

haben bis heute weder Namen noch<br />

Gesicht. Vielleicht ist das sogar in ihrem Sinne.<br />

Wahrscheinlich wollte auch Sebastian nie bekannt<br />

werden. Er war kein Held, nur ein Opfer. Er wartete<br />

in der Schlange eines Glühweinstandes, als Anis<br />

Amri den gekaperten Sattelschlepper von der Hardenbergstraße<br />

in den belebten Weihnachtsmarkt<br />

lenkte. Was er dachte, fühlte, hoffte in jenen Augenblicken,<br />

als Tonnen von Stahl auf ihn zuschossen –<br />

niemand wird es jemals erfahren. Es waren die letzten<br />

Sekunden eines Lebens, das doch erst am Beginn<br />

seiner Blüte stand. Zurück bleibt Hilflosigkeit:<br />

«Unsere Hände erreichen Sebastian nicht mehr. Wir<br />

können nichts mehr für ihn tun», sagte Pfarrer Jens<br />

Meiburg während der Messe und richtete sich dann<br />

direkt an Gott: «Halte ihn fest in Deiner Treue und<br />

lass uns nicht allein in <strong>unsere</strong>m Kummer.»<br />

Ein Schal von Borussia<br />

Es ist Ende Februar, gut zwei Monate nach der<br />

Todesfahrt von Berlin – die Vorboten des Frühlings<br />

legen sich über Ragösen, ein Straßendorf am Randes<br />

des Flämings. Die ersten Hügel des eiszeitlichen<br />

Höhenzuges erheben sich am Ende des Ortes.<br />

Kaum einen der 600 Einwohner treffen wir auf<br />

der Straße. Die Bäckerei Krause hat Ruhetag, der<br />

alte Dorfkonsum ist wohl schon längere Zeit verwaist.<br />

Ein halbes Dutzend Bauarbeiter errichtet eine<br />

neue Bushaltestelle. Ein Schotterbett kündet von<br />

der längst aufgegebenen Bahnlinie. Keine hundert<br />

Meter neben dem Friedhof harkt Walter F. (Name<br />

geändert) seinen Garten. «Ja, Sebastian», sagt er<br />

mit leiser Stimme. «Klar kannte ich ihn, ich war ja<br />

sein Lehrer. Er war sehr ruhig, gewissenhaft. Hat<br />

immer seine Arbeit gemacht.» Walter F. denkt an<br />

die Mutter und wirkt mit einem Male fast ängstlich:<br />

«Die arme Frau. Geh’n Sie da bloß nicht hin...»<br />

Das kurze Leben des Sebastian B. begann am<br />

20. September 1984. Es war ein Donnerstag. Das<br />

Wetteramt der DDR meldete 17 Grad Celsius. In<br />

Belzig, Bezirk Potsdam, brachte Ilona B. einen Sohn<br />

zur Welt – während in der libanesischen Hauptstadt<br />

Beirut ein Selbstmordattentäter mit seinem sprengstoffbeladenen<br />

Auto die Absperrung der US-Botschaft<br />

durchstieß – 22 Menschen starben.<br />

Von Sebastians Jugend sind nur Bruchstücke bekannt,<br />

auch heute bleiben die Ragösener darüber im<br />

Ungefähren. Als Kind hat er gern gebastelt, sagte<br />

der Pfarrer während der Trauerrede. Vielleicht spielte<br />

er im Schatten jener Linde neben dem Kriegerdenkmal,<br />

die seit 1910 Luise, Preußens Königin der<br />

Herzen, gewidmet ist. Vielleicht fieberte er mit den<br />

Fußballern des SV Eiche Ragösen. Auf seinem Grab<br />

liegt ein Fanschal von Borussia Dortmund. Irgendwann<br />

wird er das erste Mal verliebt gewesen sein.<br />

12<br />

Im Jahr von Sebastians Geburt lernte Irene M.<br />

(Name geändert) ihren Mann kennen, 1986 zog sie<br />

in das Dorf in der märkischen Provinz. Nun, Ende Fe-


uar, wartet sie auf den Bus. Ein leichtes Nicken.<br />

«Sebastian. Mein Sohn und er waren zusammen in<br />

der Pubertät. Zwei Wochen vorher habe ich ihn noch<br />

gesehen.» In letzter Zeit trafen sie sich seltener,<br />

nachdem Sebastian wohl wegen der Arbeit in die<br />

Stadt Brandenburg an der Havel gezogen war. Doch<br />

ganz abgebrochen ist der Kontakt nie. Sebastian B.<br />

war einer, auf den sie stolz sein konnten in Ragösen.<br />

Mit Begeisterung diente er bei der Freiwilligen Feuerwehr,<br />

deren kleine Wache ein paar hundert Meter<br />

entfernt steht. Im Kreisfeuerwehrverband Potsdam-<br />

Mittelmark war er zeitweise Schriftführer. «Sebastian<br />

war sehr angesehen», sagte Stadtwehrführer<br />

Olaf Beelitz der örtlichen Märkischen Allgemeinen.<br />

Im Januar fuhren die Feuerwehrautos von Bad Belitz<br />

mit Trauerflor. Viele Kameraden waren zur Totenfeier<br />

geeilt, eine Feuerwehrfrau brach während<br />

des Gottesdienstes ohnmächtig zusammen.<br />

Sebastian wollte die Welt erleben. Ein Bild auf<br />

Facebook zeigt ihn mit Kletterausrüstung in den<br />

USA. In Brandenburg an der Havel arbeitete er als<br />

Prüfer beim Wareneingang für den Getriebehersteller<br />

ZF, studierte nebenbei Ingenieurswesen. An jenem<br />

verhängnisvollen Montag im Dezember hatte er<br />

eine Prüfung bestanden – mit zwei Freunden wollte<br />

er auf dem Weihnachtsmarkt darauf anstoßen.<br />

Trauer und Wut<br />

Was an jenem 19. Dezember 2016 im Zentrum<br />

Berlins geschah – hier in Ragösen hat es klaffende<br />

Wunden hinterlassen. Carla Poggendorffs Laden<br />

Blumenkörbchen Julia an der Bundesstraße 102 ist<br />

eine Art Zentrum des Dorfes. «Es ist an meinem Geburtstag<br />

passiert» sagt sie. Ihre Tochter studiert in<br />

Berlin und arbeitete im Dezember auf einem anderen<br />

Berliner Weihnachtsmarkt. Natürlich kannte<br />

sie Sebastian: «Meine Freundin ist seine Tante.»<br />

In die Trauer mischt sich Zorn: auf Behörden, die<br />

endlose Tage für eine DNA-Identifizierung benötigten;<br />

auf Journalisten, die längst informiert waren,<br />

den Ort und die Familie regelrecht belagerten. Ungeniert<br />

mischten diese sich sogar unter die Gäste<br />

des Gottesdienstes. «Es ging immer nur um den<br />

Täter», ärgert sich Carla Poggendorff. «Was ist mit<br />

den anderen Opfern? Wie viele waren es überhaupt?»<br />

Das hätten sich viele im Ort gefragt. Antworten<br />

erhielt niemand, nicht einmal Pfarrer Meiburg.<br />

Kein Mitglied der Bundesregierung bequemte<br />

sich nach Ragösen. Auch Brandenburgs Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke blieb der Trauerfeier fern.<br />

Der SPD-Politiker war nur zum zentralen Gedenkgottesdienst<br />

in der Stadt Brandenburg erschienen.<br />

Dort hatte Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann<br />

(CDU) die Sicherheits- und Flüchtlingspolitik kritisiert,<br />

bei der «einiges im Argen» liege. So auch in<br />

Brandenburg, wo nach Einschätzung der Behörden<br />

Mitte letzten Jahres etwa 50 gewaltbereite Islamisten<br />

lebten. Nach Ragösen schickte Woidke lediglich<br />

eine Kondolenzkarte, wie sein Sprecher der<br />

Öffentlichkeit kundtat. Genau wie an die Angehörigen<br />

von Doris K., dem zweiten Brandenburger Opfer.<br />

Doch mit der Politik haben viele Ragösener offenbar<br />

abgeschlossen. «Die Wut steht mir bis hier»,<br />

sagt Irene M. «Auf die Regierung, die das ganze<br />

Kroppzeug reinholt. In meinen Augen sind das keine<br />

Kriegsflüchtlinge. Eines Tages müssen wir Deutsche<br />

alle auswandern. Aber man darf ja nichts sagen,<br />

dann ist man gleich rechtsradikal.»<br />

Auf diesem Friedhof in Ragösen<br />

liegt Sebastian B. begraben. Foto:<br />

Martin Müller-Mertens<br />

Sebastian B. wurde zu den Klängen<br />

von Eric Claptons «Tears in Heaven»<br />

beigesetzt. Ilustration: IF<br />

«Aber man darf<br />

ja nichts sagen,<br />

dann ist man gleich<br />

rechtsradikal.» <br />

Irene M.<br />

13


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Die Pfarrgemeinde Ragösen entstand<br />

um das Jahr 1500.<br />

Foto: Martin Müller-Mertens<br />

Die 60-jährige Israelin Daliya Elyakim<br />

hinterlässt ihren Ehemann und<br />

zwei erwachsene Kinder.<br />

Ilustration: IF<br />

14<br />

Die Familie von Christoph H. bat<br />

<strong>COMPACT</strong>, keine Details über die<br />

Identität des Verstorbenen zu veröffentlichen.<br />

Foto: izzzy71, shutterstock.com<br />

Der 62-jährige Richard Ramirez zog<br />

vor etwa zehn Jahren aus Texas.<br />

nach Berlin. Ilustration: IF<br />

Angelika Klösters aus Nordrhein-<br />

Westfalen wurde 61 Jahre alt. Foto:<br />

Screenshot dg-lanzerath.de<br />

So war es auch nach dem Terror von Berlin. «Es<br />

ist aber auch deutlich geworden, wie bestimmte<br />

Akteure skrupellos versuchen, aus dem unsäglichen<br />

Leid der Opfer und ihrer Angehörigen politisches<br />

Kapital zu schlagen», behaupteten die Berliner<br />

Landtagsfraktionen von SPD, Grünen und<br />

Linken in einer gemeinsamen Erklärung. Der zumindest<br />

in der Vergangenheit vom Bundesinnenministerium<br />

geförderte sogenannte Informationsdienst<br />

Blick nach Rechts titelte «Rechte Pilgerstätte<br />

Breitscheidplatz». «So nutzen Rechte die Tat in<br />

Berlin für ihre Zwecke», skandalisierte der Spiegel-<br />

Ableger Bento. Manche der Reaktionen erinnern in<br />

ihrer Borniertheit an die letzten Monate der DDR.<br />

Einen Soundtrack zu deren Untergang spielte die<br />

Band Keimzeit 1989: «Irre ins Irrenhaus, die Schlauen<br />

ins Parlament. Selber schuld daran, wer die Zeichen<br />

der Zeit nicht erkennt …» Keimzeits damaliger<br />

Schlagzeuger Roland Leisegang ist heute Bürgermeister<br />

von Bad Belzig, zu dem auch Ragösen<br />

gehört. «Es ist Betroffenheit und Bedrücktheit, dass<br />

es auch uns hier draußen in einem kleinen Dorf treffen<br />

kann», sagte er nach dem Anschlag.<br />

Unter Polizeischutz<br />

Was über den Ort hereinbrach, überstieg die<br />

Kräfte vieler Einwohner. Einen Tag vor der Beisetzung<br />

verwandelte die Polizei Ragösen in eine Art<br />

Hochsicherheitszone. Vor dem Pfarrhaus wartete<br />

ein Streifenwagen, um Sebastians Mutter Ilona,<br />

Schwester Steffi und Bruder Danny notfalls abzuschirmen.<br />

Von persönlichen Beileidsbekundungen<br />

am Grab bat die Familie abzusehen. Ihr Haus steht<br />

nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt. Das<br />

Erdgeschoss wirkt ausgeräumt. Die Familie leidet<br />

still. «Deine Nichte Lisa und auch dein Neffe Thilo<br />

hätten viel von Dir lernen können, sie haben Dich<br />

sehr lieb und vermissen Dich sehr», heißt es auf einer<br />

Gedenkseite im Internet.<br />

Es war schon der zweite Schicksalsschlag für die<br />

Familie. 2004 kam Sebastians Vater Günther gerade<br />

von der Landwirtschaftsmesse Grüne Woche nach<br />

Hause. «Er sagte noch: ”Mir geht’s nicht gut”», erinnert<br />

sich Walter F. Kurz darauf war Günther tot –<br />

Herzinfarkt mit 47 Jahren. Neben seinem Vater hat<br />

nun auch Sebastian auf dem kleinen Friedhof von<br />

Ragösen seine letzte Ruhe gefunden.<br />

«Wenn wir an Dich denken,<br />

fallen Sonnenstrahlen in <strong>unsere</strong><br />

Seelen.» <br />

Traueranzeige<br />

Die Rosen auf dem Grab haben zu welken begonnen.<br />

Noch mahnen Schleifen und Kerzen. «Keine<br />

Chance dem Terror. Mach’s gut Basti», steht in<br />

goldenen Lettern auf grünem Stoff. Carla Poggendorff<br />

will eigentlich nicht mehr über die Ereignisse<br />

sprechen. «Man muss es erstmal sacken lassen.<br />

Langsam geht’s wieder», sagt sie. An Sebastians<br />

Geburtstag werde es wohl noch einmal schlimm<br />

werden – und natürlich am Jahrestag des Anschlages.<br />

Irgendwann einmal wird die Wunde zur Narbe<br />

werden. Was bleibt, ist die Erinnerung. «Immer<br />

wenn wir an Dich denken und von Dir erzählen, fallen<br />

Sonnenstrahlen in <strong>unsere</strong> Seelen», heißt es in<br />

der Traueranzeige.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Das Mädchen und der Tod<br />

_ von Marc Dassen<br />

Jetzt hat sie gar nichts mehr. Anis Amri, der Loser, Spieler, Attentäter vom Berliner<br />

Breitscheidplatz, nahm der 22-jährigen Valeriya den Vater und die Mutter. Doch statt<br />

Mitgefühl und Hilfe vom Staat zu erhalten, gerät sie in die Mühlen der rot-rot-grünen<br />

Bürokratie. Ein Armutszeugnis.<br />

Ihr Lächeln wirkt seltsam kühl auf den Fotos, die<br />

die Reporter der Bild-Zeitung in ihrer dreiteiligen<br />

Serie über sie abdrucken. Tief hinter den blaugrünen<br />

Augen des Mädchens meint man den Abgrund<br />

an Traurigkeit zu erahnen, der sich heute in ihr auftut.<br />

Es sind Tore zu einer gemarterten Seele. Die<br />

Berliner Studentin Valeriya Bagratuni, jung, blond,<br />

bildhübsch, steht vor dem Nichts wie vor einem tiefschwarzen<br />

Loch, dass ihr Lebensglück, ihre Zukunft<br />

zu verschlingen droht.<br />

Ihre Mutter Anna und ihr Vater Georgiy, beide<br />

erst 44 Jahre jung, kamen vor 15 Jahren aus der<br />

ukrainischen Hauptstadt Kiew nach Berlin, als Valeriya<br />

noch ein kleines Mädchen war. Sie eine Ingenieurin,<br />

er selbstständiger Unternehmer mit einer<br />

eigenen Computerfirma, waren seit 25 Jahren<br />

verheiratet, hatten ein eigenes Haus – und eine<br />

wunderbare Tochter. Familienfotos zeigen die drei<br />

kurz vor der Katastrophe im Glück vereint vor einem<br />

geschmückten Weihnachtsbaum. Eine einzige kalte<br />

Nacht genügte, um die Zukunft dieser Familie zu<br />

vernichten. Das einzige Kind steht nun einsam vor<br />

den Scherben seiner Existenz.<br />

Erste Meldungen von diesem schrecklichen Ereignis<br />

erreichen sie gegen 21 Uhr. Die Tochter hat<br />

ihr Handy im Hotel vergessen und versucht daher,<br />

ihre Eltern mit dem Telefon ihres Freundes zu kontaktieren,<br />

immer wieder. Nichts. «Beide gingen<br />

nicht ran, aber ich habe mir keine Sorgen gemacht»,<br />

so die 22-Jährige gegenüber Bild. Als sie dann bei<br />

ihren Nachbarn anruft, teilen die ihr mit, dass das<br />

Auto ihrer Eltern nicht in der Einfahrt steht. «Ich<br />

hatte mir vorgenommen, sauer auf meine Eltern zu<br />

sein – weil ich mir umsonst Sorgen gemacht habe»,<br />

erinnert sie sich. «Ich wollte den Gedanken, dass<br />

meinen Eltern etwas zugestoßen ist, einfach nicht<br />

zulassen.» Es folgt eine unruhige Nacht. Der Vater<br />

ihres Freundes ist zwar Notarzt in Berlin, doch<br />

auch er kann ihr keine Gewissheit verschaffen. Die<br />

Telefonleitungen für Angehörige sind ständig belegt.<br />

Valeriya Bagratuni. Foto: Screenshot<br />

Bild Online<br />

«Ich wollte den Gedanken,<br />

dass meinen<br />

Eltern etwas<br />

zugestoßen ist, einfach<br />

nicht zulassen.»<br />

Valeriya<br />

Anna und Georgiy Bagratuni.<br />

Ilustration: IF<br />

Gegen halb sechs an jenem Vorweihnachtsabend<br />

tippt Valeriya die letzte Nachricht an ihre<br />

Eltern in ihr Smartphone. Warum die beiden nach<br />

einem langen Arbeitstag noch ausgerechnet zum<br />

Breitscheidplatz fahren, wird sie wohl nicht mehr<br />

erfahren. «Wir waren vorher nie auf diesem Weihnachtsmarkt.<br />

Es gibt doch so viele andere in Berlin»,<br />

erzählt sie den Bild-Journalisten, die als einzige mit<br />

ihr sprechen konnten.<br />

Quälende Ungewissheit<br />

Genau acht Minuten, bevor Amri den Sattelschlepper<br />

in die belebte Gasse des Weihnachtsmarktes<br />

steuert, ihre Eltern und ein Dutzend weitere<br />

Menschen überrollt, nimmt ihr Vater noch einen<br />

letzten Schnappschuss auf, den er seiner Tochter<br />

kommentarlos aufs Handy schickt. Darauf zu sehen<br />

ist ihre Mutter. Lächelnd hält sie eine rote Tasse<br />

Glühwein in die Kamera. Valeriya ist gerade mit ihrem<br />

Freund Malte in Hamburg unterwegs, erledigt<br />

noch einige Geschenkeinkäufe, als sie das letzte<br />

Lebenszeichen empfängt.<br />

15


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Die Tschechin Nada Cizmar hatte<br />

einen fünfjährigen Sohn und war<br />

Kollegin von Fabrizia Di Lorenzo.<br />

Ilustration: IF<br />

Peter Volker stammte wie sein<br />

Lebenspartner Richard Ramirez aus<br />

den USA und war 72 Jahre alt. Ilustration:<br />

IF<br />

Die dem Islamischen Staat nahestehende<br />

Nachrichtenagentur Amaq<br />

bezeichnete Amri als «Soldaten»<br />

der Terrororganisation. Foto: picture<br />

alliance / Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa<br />

Auch am nächsten Morgen: keine Nachricht. Das<br />

Hoffen und Bangen beginnt. Geschlagene vier Tage<br />

dauert es, bis Valeriya endlich die Wahrheit erfährt.<br />

Das LKA kennt die Faktenlage längst, rückt aber<br />

nicht mit der Sprache heraus, vertröstet sie immer<br />

wieder. Weitere sechs Tage gehen ins Land, bevor<br />

sie ihre toten Eltern identifizieren kann. «Damit die<br />

Identitäten des Paares sicher festgestellt werden<br />

können, muss Valeriya unangenehme Fragen beantworten,<br />

zum Beispiel, ob ihr Vater beschnitten sei»,<br />

berichtet der Merkur.<br />

Es dauert bis zum 4. Januar – da endlich erfährt<br />

sie, dass ihr Vater noch vor Ort verstarb, ihre Mutter<br />

schwer verletzt in die fast zehn Kilometer entfernte<br />

Steglitzer Charité eingeliefert wurde. Dort<br />

konnte man nichts mehr für sie tun. Die persönlichen<br />

Habseligkeiten ihrer Eltern, ihre Eheringe und<br />

Papas Brieftasche, werden ihr nach der Leichenschau<br />

ausgehändigt.<br />

In den Klauen der Bürokratie<br />

Mit ihren Problemen und Ängsten steht Valeriya<br />

alleine da. Wird sie weiter in ihrem Elternhaus<br />

leben können? Die noch zu zahlenden Schulden für<br />

den Hauskredit, wie soll sie die abzahlen? Und wie<br />

soll sie ihre Studiengebühren zusammenbekommen?<br />

In ihre Wut, Trauer und Ohnmacht mischen<br />

sich Existenzängste. Der Vater ihres Freundes setzt<br />

sowohl bei Berlins regierendem Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD) als auch beim damaligen Bundespräsidenten<br />

Joachim Gauck alle Hebel in Bewegung,<br />

schreibt «Bettelbriefe», wie er sagt. Valeriya<br />

erhält telefonisch Antwort vom Bürgeramt:<br />

«Der Bürgermeister», so die Stimme am Telefon, sei<br />

«kein kleiner König», der einfach «in die Schatulle<br />

greifen kann, um Geld herauszunehmen». Bei der<br />

Beantragung der Sterbeurkunden verlangt das Bezirksamt<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf 30 Euro Gebühr<br />

von dem traumatisierten Mädchen.<br />

Nachdem Bild eine Spendenaktion startete, der<br />

Opferverband Weisser Ring und die Schaustellervereinigung<br />

ihr mehrere Tausend Euro Soforthilfe<br />

auszahlten und sogar der Berliner Tennisverein,<br />

in dem Valeriya und ihr Vater spielten, Hilfsgelder<br />

sammelte, konnte die erste Not überwunden werden,<br />

doch die Zukunft bleibt ungewiss. Ob staatliche<br />

Stellen finanzielle Hilfe leisten werden, ist zunächst<br />

nicht klar. Erst Ende Januar gab das Bundesjustizministerium<br />

bekannt, dass Valeriya als Angehörige<br />

von Terroropfern 20.000 Euro Schmerzensgeld<br />

zustehen – 10.000 pro Kopf. Ein Skandal für sich.<br />

«Kein einziges Beileidsschreiben<br />

ist bei der Studentin eingegangen,<br />

kein Kranz, keine Blume.» Bild<br />

Statt einer Überweisung bekam die völlig überforderte<br />

junge Frau aber zunächst einen bürokratischen<br />

Schrieb nach dem anderen. Man müsse «Zuständigkeiten»<br />

klären und zuerst prüfen, «ob und ggf.<br />

in welchem Umfang ein Anspruch besteht», heißt<br />

es da etwa. «Das Opferentschädigungsgesetz», so<br />

schreibt der Merkur vier Wochen nach der Tat, greife<br />

nicht, wenn «die Schäden» durch «ein Kraftfahrzeug<br />

verursacht wurden». Justizminister Heiko Maas versprach<br />

baldige Abhilfe, will eine Gesetzesänderung.<br />

Am 12. Januar trägt die Tochter ihre Eltern zu<br />

Grabe. Verwandte und Vertraute stehen ihr bei,<br />

doch Offizielle bleiben der Zeremonie fern. Kein hoher<br />

Beamter, kein Bürgermeister, keine Kanzlerin,<br />

kein Minister ist da. «Kein einziges Beileidsschreiben<br />

ist bei der Studentin eingegangen, kein Kranz,<br />

keine Blume», heißt es in Bild zunächst. Erst nach<br />

vier Wochen trifft ein Brief von Frank-Walter Steinmeier<br />

ein, datiert vom 11. Januar, abgestempelt am<br />

17. Januar. Ihr Vorname ist darin falsch geschrieben,<br />

und der damalige Außenminister kondoliert ihr nur<br />

zum Tod des Vaters…<br />

16<br />

Valeriya, durch den Anschlag nun Vollwaise, plagen<br />

bald ganz andere Dinge. Vor allem die Kosten<br />

der Bestattung bereiten der Medizinstudentin Kopfzerbrechen.<br />

Als sie bei der «Verkehrsopferhilfe» um<br />

Unterstützung bittet, erhält sie ein Schreiben der<br />

HUK-Coburg-Versicherung mit der Betreffzeile: «Kfz-<br />

Haftpflichtschaden vom 19.12.2016». Die Bürokratie<br />

kennt keine Trauer, keine Pietät, kein Mitleid.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Herr, erbarme Dich<br />

_ O-Ton von Thomas Wawerka<br />

Am 21. Dezember 2016, zwei Tage nach dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt<br />

am Breitscheidplatz, organisierte die Bürgerinitiative Einprozent mit Unterstützung<br />

von AfD-Politikern, Pegida, Sezession und <strong>COMPACT</strong> eine Andacht für die Toten<br />

am Bundeskanzleramt. Etwa 400 Menschen nahmen teil. Auf Reden wurde verzichtet<br />

– in stiller Trauer hörten die Versammelten die Predigt eines mutigen Christen, die<br />

wir im Folgenden ungekürzt dokumentieren.<br />

« Liebe Brüder und Schwestern in Christus, liebe<br />

Berliner, liebe Gäste,<br />

Sie wundern sich vielleicht, warum hier jemand<br />

im Talar vor Ihnen steht. Ich will es gleich vorweg<br />

sagen: Ich bin nicht im Auftrag meiner Kirche hier.<br />

Nach dem bestürzenden Attentat, das vorgestern<br />

diese Stadt und die ganze Republik erschüttert hat,<br />

wollte ich gern etwas tun, ein Zeichen setzen, so<br />

schwach es auch sein mag. Der Veranstalter hat<br />

mich um ein geistliches Wort gebeten, und ich bin<br />

meinem Gewissen gefolgt und habe zugesagt.<br />

Wie Sie bestimmt auch, so frage ich mich, wie<br />

man denn auf ein solches Ereignis angemessen reagieren<br />

soll. Was man angesichts der Toten und der<br />

Verletzten sagen soll. Und ich denke, es gibt keine<br />

richtigen Worte dafür. Politische Parolen sind nicht<br />

angemessen, aber auch hohle und leere Phrasen<br />

nicht. Am besten ist es zu schweigen und zu beten,<br />

und zum Gebet will ich Sie auch gleich einladen.<br />

«Was Ihr selbst für einen der Geringsten<br />

getan habt, das habt Ihr<br />

für mich getan.» Jesus Christus<br />

Erlauben Sie mir dennoch, vorher noch ein paar<br />

Worte zu sagen. Ich habe reiflich überlegt, welches<br />

biblische Wort ich Ihnen heute als Botschaft mitteilen<br />

will, und mich für ein Wort des Apostels Paulus<br />

aus dem 2. Tim entschieden: «Gott hat uns nicht<br />

den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft,<br />

der Liebe und der Besonnenheit.» Das, liebe Mitbürger,<br />

muss die christliche Reaktion auf das Attentat<br />

sein, das uns so tief getroffen hat: Kraft. Liebe.<br />

Besonnenheit.<br />

Ich weiß nicht, mit welcher emotionalen Gemengelage<br />

Sie hier hergekommen sind. Ich verspüre<br />

bohrenden Schmerz, Sorge, Trauer, Ärger, ja auch<br />

Wut und Verzweiflung. Mein stärkstes Gefühl aber<br />

ist das Gefühl der Ohnmacht. Man will gern irgendetwas<br />

tun – und weiß doch nicht, was.<br />

Dennoch denke ich, dass wir, die wir uns hier<br />

versammelt haben, genau das Richtige tun. Hier<br />

sind wir an der richtigen Stelle. Genau hier will der<br />

Geist Gottes uns haben und uns mit Kraft, mit Liebe<br />

und mit Besonnenheit ausrüsten. Das ist die richtige<br />

Antwort auf den Terror.<br />

Ich muss dieser Tage oft an Dietrich Bonhoeffer<br />

denken, mein großes theologisches Vorbild. Er befand<br />

sich in der Sicherheit des US-amerikanischen<br />

Exils. Er sollte dort warten, bis die Zeit des NS-<br />

Terrors vorüber wäre, um danach ein Bischofsamt<br />

in der Kirche zu übernehmen. Aber er hielt es dort<br />

nicht aus, aus Liebe zu seinem Land und zu seinem<br />

Volk kehrte er zurück, um «dem Rad in die Speichen<br />

zu fallen». Er hielt es für seine patriotische Pflicht,<br />

Widerstand gegen den Terror zu leisten.<br />

Mahnwache am 21. Dezember:<br />

Rechts die AfD-Politiker Alexander<br />

Gauland und Björn Höcke.<br />

Foto: picture alliance / Bernd von<br />

Jutrczenka/dpa<br />

Wir trauern um<br />

Frau Dorit Krebs<br />

Mitarbeiterin der Deutschen Bank<br />

Mit großer Bestürzung mussten wir erfahren, dass <strong>unsere</strong><br />

langjährige Kollegin am 19. Dezember 2016 verstorben<br />

ist. Frau Krebs war viele Jahre für die Deutsche Bank in<br />

Berlin tätig. Wir durften während all dieser Zeit immer<br />

wieder ihre hohe fachliche und menschliche Kompetenz<br />

erleben. Auch bei <strong>unsere</strong>n Kunden genoss <strong>unsere</strong> Kollegin<br />

eine außerordentlich große Wertschätzung.<br />

Wir behalten die Verstorbene mit tiefem Respekt in dankbarer<br />

Erinnerung. Unser Mitgefühl gilt allen Angehörigen<br />

der Familie.<br />

Deutsche Bank AG<br />

Aufsichtsrat und Vorstand<br />

Deutsche Bank AG, Berlin<br />

Geschäftsleitung, Betriebsrat und Mitarbeiter<br />

Die 53-jährige Dorit Krebs lebte<br />

im brandenburgischen Eichwalde<br />

und arbeitete in Berlin. Foto: maztrauer.de<br />

17


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

_ Thomas Wawerka war bis August<br />

2016 Pfarrer auf Probe in der evangelischen<br />

Landeskirche Sachsen.<br />

Sein Vertrag wurde offensichtlich<br />

aus politischen Gründen nicht verlängert.<br />

Im Interview mit Sezession<br />

im Netz äußerte er dazu: «Der<br />

Kern war der für mich absurde<br />

Vorwurf der ”Menschenfeindlichkeit”.<br />

Es gab da einen gut gefüllten<br />

Aktenordner, der alle Kommentare<br />

enthielt, die ich auf Sezession im<br />

Netz, auf Facebook und wohl auch<br />

anderswo gepostet habe.» Sein<br />

früherer Arbeitgeber zeigte sich<br />

empört über den nebenstehend<br />

dokumentierten Auftritt auf der<br />

Mahnwache für die Opfer des<br />

Berliner Terroranschlages. «Der<br />

Missbrauch von Amtskleidung auf<br />

einer Rechtsaußen-Veranstaltung<br />

kurz nach der fürchterlichen<br />

Gewalttat von Berlin ist ein<br />

wirklicher Affront», kritisierte der<br />

Ratsvorsitzende der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland (EKD),<br />

Heinrich Bedford-Strohm.<br />

Das stille Gedenken wurde von kreischenden<br />

Antifa-Rowdys gestört.<br />

Foto: picture alliance / Bernd von<br />

Jutrczenka/dpa<br />

Wenn Unschuldige angegriffen und mit Mord<br />

und Totschlag bedroht werden, dann gilt nicht das<br />

Wort Jesu: «Du sollst die andere Wange hinhalten!»<br />

– Dieses Wort gilt dem Jünger, der angegriffen<br />

wird, es ist seine Entscheidung, ob er der<br />

Jüngerethik Folge leisten und auf Widerstand verzichten<br />

will. Wenn aber neben ihm ein Unschuldiger<br />

steht und angegriffen wird, dann hat er die<br />

Pflicht, den anderen zu verteidigen. Dann gilt das<br />

Wort: «Was Ihr selbst für einen der Geringsten getan<br />

habt, das habt Ihr für mich getan.» Um es klar<br />

zu sagen: Wenn <strong>unsere</strong> Mitmenschen getötet und<br />

verletzt werden, haben wir auch als Christen das<br />

Recht, Widerstand zu leisten.<br />

Allerdings, wie soll dieser Widerstand aussehen?<br />

Wir können ja nicht die Dreschflegel und<br />

Mistgabeln aus <strong>unsere</strong>m Keller holen und damit<br />

durch die Straßen ziehen. Das funktioniert nicht,<br />

das wäre auch nicht aus dem Geist der Kraft, der<br />

Liebe und der Besonnenheit geboren.<br />

Es muss durch das freie und klare Wort geschehen.<br />

Wir können und wir sollen beharrlich und beständig,<br />

ruhig, fest und ohne Hysterie darauf hinweisen,<br />

dass es so wie bisher nicht weitergehen<br />

kann. Es sind politische Fehlentscheidungen getroffen<br />

worden, die unter anderem zu diesem Terroranschlag<br />

geführt haben. Aber diese Entscheidungen<br />

sind keine Gesetze. Man kann sie rückgängig machen,<br />

und sie müssen rückgängig gemacht werden.<br />

Der Weg, auf dem sich <strong>unsere</strong> Gesellschaft befindet,<br />

ist ein Irrweg, aber wir können umkehren. Darauf<br />

können und sollen wir <strong>unsere</strong> Mitmenschen immer<br />

wieder hinweisen, frei, klar, ohne Furcht.<br />

Friede oder Grabesruhe?<br />

Liebe Mitbürger, es ist Weihnachtszeit – eine<br />

Zeit des Friedens. Wir erinnern uns an den Gesang<br />

der Engel: «Friede auf Erden und den Menschen<br />

sein Wohlgefallen!» – Und wir sind so erschreckend<br />

weit davon entfernt! Die weltweite Lage und nun<br />

auch die Lage in <strong>unsere</strong>m Land erinnert mich an ein<br />

anderes Wort Jesu: «Sie sagen ”Friede!, Friede!”,<br />

und es ist doch kein Friede.»<br />

Wir haben keinen Frieden. Wir erleben ein Deckeln<br />

der Konflikte, ein Aufschieben der Lösungen,<br />

ein Ruhigstellen. Im Kochtopf dampft und brodelt<br />

es gewaltig, aber wir erleben, dass der Deckel immer<br />

nur fester draufgedrückt wird.<br />

Echter Friede ist nicht damit erreicht, dass die<br />

Waffen ruhen, dass man Konflikte abdämpft, dass<br />

man Ruhe erzwingt. Das ist nur eine Art Grabesruhe.<br />

Echter Friede ist an Recht geknüpft. Eine funktionierende<br />

Rechtsordnung ist die einzig tragfähige<br />

Grundlage für echten Frieden, und für eine solche<br />

müssen wir uns mit Wort und Tat einsetzen, im<br />

Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.<br />

Echter Friede ist an Recht geknüpft.<br />

Lasst uns beten! Im Namen Gottes, des Vaters<br />

und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.<br />

Allmächtiger und barmherziger Gott, sieh uns an<br />

und erbarme Dich. Wir sind gekommen mit Trauer,<br />

Schmerz und großer Sorge. Wir sind tief erschüttert<br />

und fühlen uns machtlos. Herr, gib uns Deinen Geist<br />

der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit! Wir rufen<br />

zu Dir: Herr, erbarme Dich!<br />

Gott, sieh die Opfer dieses Anschlags an und erbarme<br />

Dich. Nimm die Verstorbenen in Deinen Frieden<br />

auf. Erfülle die trauernden und verzweifelten<br />

Angehörigen der Getöteten mit Deinem Trost. Steh<br />

auch denen bei, die im Krankenhaus liegen und leiden.<br />

Wir rufen zu Dir: Herr, erbarme Dich!<br />

18<br />

Gott, sieh unser Land und unser Volk an und erbarme<br />

dich. Hilf, dass wir Spaltung und Hass überwinden<br />

und zur Erhaltung und Erneuerung <strong>unsere</strong>r<br />

Gesellschaft beitragen können. Halt deine schützende<br />

Hand über die Schwachen. Gib Frieden, Gott! Wir<br />

rufen zu Dir: Herr, erbarme Dich! Vater unser…»


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Erschlagen, verbrannt, vergessen<br />

_ von Jürgen Elsässer/Martin Müller-Mertens<br />

Schon vor dem <strong>Asyl</strong>-Tsunami 2015 haben orientalische Gewalttäter eine Blutspur<br />

durch Deutschland gezogen. <strong>COMPACT</strong> holt die grausamsten Fälle aus der<br />

Vergessenheit.<br />

Der militante Islam hat Deutschland den Krieg<br />

erklärt. Spätestens seit dem Anschlag auf den Berliner<br />

Weihnachtsmarkt leben wir mit der Frage:<br />

Wann wird es wieder passieren?<br />

Die Antworten der Politiker machen wütend.<br />

Über deutsche Dschihadisten, die sich zu Hunderten<br />

der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen<br />

haben, sagte Innenminister Thomas de Maizière<br />

im Herbst 2014: «Es sind <strong>unsere</strong> Söhne und<br />

Töchter.» Das ist eine Lüge. Diese Kopfabschneider<br />

sind kein Produkt der deutschen Gesellschaft, sondern<br />

einer antideutschen Parallelgesellschaft. Politiker<br />

wie de Maizière haben diese Struktur in den<br />

Ghettos <strong>unsere</strong>r Großstädte zugelassen, anstatt mit<br />

pädagogischer, juristischer und polizeilicher Konsequenz<br />

dazwischenzuhauen. So hatte es die Berliner<br />

Jugendrichterin Kirsten Heisig vorgeschlagen,<br />

die 2010 unter mysteriösen Umständen zu Tode kam.<br />

Die Kanzlerin selbst spuckte auf das Grab der mutigen<br />

Frau, als sie 2011 den schier unglaublichen Satz<br />

sprach: «Wir müssen akzeptieren, dass die Zahl der<br />

Straftaten bei jugendlichen Migranten besonders<br />

hoch ist.» Müssen wir das wirklich?<br />

Der Mord an Jonny<br />

Nur ein halbes Jahr richtigen Knast: So viel ist<br />

in Deutschland in Menschenleben wert, jedenfalls<br />

wenn Migranten es genommen haben. Erst Ende<br />

2014 schlossen sich die Gefängnistore hinter jenen<br />

Tottretern, die im Oktober 2012 Jonny K. mitten<br />

auf dem Berliner Alexanderplatz den Schädel<br />

zerschlugen. Doch bereits seit Frühjahr 2015 können<br />

zwei der Täter, Hüseyin I. und Bilal K., wieder<br />

durch die Stadt schlendern. Im Juni 2015 wurden<br />

sie in den Offenen Vollzug verlegt. Auf Anordnung<br />

des Gerichts – gegen den Willen der Gefängnisleitung.<br />

«Wir sind alles andere als glücklich über diese<br />

richterliche Anweisung, können aber nichts dagegen<br />

tun», zitierte der Berliner Kurier einen Mitarbeiter<br />

der Justizverwaltung.<br />

Der Tod von Jonny K. war in den Augen der Berliner<br />

schlichter Mord. «Völlig grundlos» hätten sich<br />

die Angeklagten an «Schlägen beteiligt, durch die<br />

der Tod eines Menschen verursacht wurde», Jonny<br />

K. «einen kräftigen Fußtritt versetzt», ihn attackiert,<br />

bis er «mit dem Hinterkopf wuchtig auf das Straßenpflaster<br />

aufschlug», die brutalen «Angriffe auf den<br />

Geschädigten auch noch fortgesetzt, als dieser schon<br />

zu Boden gegangen war», verlas Oberstaatsanwalt<br />

Burkhard Zuppe zu Prozessbeginn 2013 die Anklage.<br />

Der Mord an Daniel<br />

Der Prozess gegen die Schläger vom Alex hatte<br />

noch nicht begonnen, da ereignete sich bereits die<br />

nächste Gewaltorgie gegen einen Deutschen. Im<br />

März 2013 trat der Türke Cihan A. im niedersächsischen<br />

Kirchweyhe den 25-jährigen Daniel Siefert<br />

zu Tode. Bis auf die Regionalpresse verschwiegen<br />

die Medien das Thema, doch Blogeinträge verbreiteten<br />

sich wie ein Lauffeuer. Daniel hatte auf der<br />

Rückfahrt von einer Disco im Bus einen Streit zwischen<br />

zwei Türken schlichten wollen. Die riefen per<br />

Handy Verstärkung. An der Haltestelle am Bahnhof<br />

von Kirchweyhe sprang Cihan A. mit «menschenverachtendem<br />

Vernichtungswillen» Daniel «aus<br />

vollem Lauf heraus mit einer Sprungbewegung<br />

wie ein Kickboxer» in den Rücken, hieß es später<br />

vor Gericht. Während des Prozesses gegen Cihan A.<br />

ließ die Staatsanwaltschaft eine zunächst geplante<br />

Mordanklage fallen und schloss einen deutschfeindlichen<br />

Hintergrund der Tat kategorisch aus.<br />

Verurteilt wurde Cihan A. schließlich wegen Körperverletzung<br />

mit Todesfolge zu nur fünf Jahren und<br />

neun Monaten Jugendhaft. Zugleich kritisierte der<br />

Vorsitzende Richter, dass Cihan A. in der Presse als<br />

«Killer» und «Komaschläger»bezeichnet wurde.<br />

Jonny K.: Seine Angehörigen<br />

mußten sich im Gerichtssaal von<br />

den Freunden der Täter verhöhnen<br />

lassen. Ilustration: IF<br />

«Da wird ein junger<br />

Mensch gelyncht,<br />

mitten unter<br />

uns, weil jemand<br />

schlechte Laune<br />

hatte.»<br />

Daniel Siefert. Ilustration: IF<br />

19


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Arabische<br />

Intensivtäter<br />

Roman Reusch leitete in Berlin<br />

von 2003 bis 2008 eine damals<br />

neu gegründete Justizabteilung<br />

für jugendliche Intensivstraftäter.<br />

Seine Erkenntnisse trug er<br />

2007 auf einer Tagung der CSUnahen<br />

Hanns-Seidel-Stiftung<br />

vor: «Die Masse der Intensivtäter<br />

wird demnach von orientalischen<br />

Migranten gestellt. (…)<br />

Nicht etwa die Türken als kopfstärkste<br />

Migrantengruppe stellen<br />

die relativ meisten Täter,<br />

sondern die Araber, die an der<br />

Berliner Bevölkerung nur einen<br />

verschwindend geringen Anteil<br />

haben. Diese wiederum setzen<br />

sich überwiegend aus den bereits<br />

erwähnten Palästinensern<br />

sowie Angehörigen hochkrimineller<br />

Großfamilien mit türkischkurdisch-libanesischen<br />

Wurzeln<br />

zusammen, die arabische Muttersprachler<br />

sind und in Berlin<br />

weite Bereiche des organisierten<br />

Verbrechens beherrschen.<br />

Ausgerechnet bei der kriminell<br />

aktivsten Gruppe der Migranten,<br />

nämlich den Arabern, ist auch<br />

der Einbürgerungsanteil mit<br />

knapp 44 Prozent am höchsten.<br />

Zum Vergleich liegt er bei den<br />

Türken bei knapp 35 Prozent.<br />

Insgesamt haben knapp 80 Prozent<br />

aller eingetragenen Intensivtäter<br />

einen Migrationshintergrund.<br />

Der Anteil der ethnischen<br />

Deutschen liegt nach Abzug der<br />

Russlanddeutschen bei rund 17<br />

Prozent, bei Zuzählung derselben<br />

bei rund 20 Prozent.»<br />

Tugce Albayrak wurde nach ihrem Tod auch noch beschuldigt,<br />

den Täter provoziert zu haben. Ilustration: IF<br />

Der Mord an Tugce<br />

Am 28. November 2014 stellten die Ärzte<br />

im Krankenhaus Offenbach die lebenserhaltenden<br />

Geräte am Bett von Tugce Albayrak ab – es<br />

war ihr 23. Geburtstag. Gut 14 Tage zuvor hatte<br />

die Studentin mit Freundinnen ein Schnellrestaurant<br />

in der hessischen Stadt besucht. Dort soll sie<br />

zwei deutsche Mädchen vor den Nachstellungen<br />

mehrerer Migranten in Schutz genommen haben.<br />

Was genau im McDonald’s geschah, ist zwar umstritten,<br />

was sich kurze Zeit später auf dem Parkplatz<br />

ereignete, hielt dagegen eine Überwachungskamera<br />

fest. Pixelig, ohne Ton, anscheinend unvollständig.<br />

Sanel M. – aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach ein Muslim aus der serbischen Provinz Sandschak,<br />

der sich im Internet auch JugoBetrugo nannte<br />

– verließ die McDonald’s-Filiale, ging schnell zu<br />

einem geräumigen BMW höherer Preisklasse. Plötzlich<br />

entbrannte ein Tumult, Sanel M. rannte zurück,<br />

schien etwa sechs Passanten auf dem Parkplatz anzupöbeln.<br />

Den Grund verrät das stumme Video nicht.<br />

Als die Gruppe um Tugce ebenfalls den Parkplatz betrat,<br />

rastete der Täter völlig aus.<br />

Ein Menschenauflauf bildete sich. Ein Bekannter<br />

von Sanel M. wollte ihn zurückhalten, scheiterte<br />

jedoch. «Dann ist er auf Tugce zugelaufen und<br />

hat zugeschlagen. Ein unglaubliches Geräusch war<br />

zu hören.» Der Schlag traf Tugce so hart, «dass sie<br />

umgefallen ist wie ein Baum», heißt es in einer Zeugenaussage.<br />

Von stumpfer Gewalt spricht der Obduktionsbericht.<br />

rück. Drei Jahre seien «nicht genug für ein Leben»,<br />

sagte die Großmutter. Dabei ist noch nicht einmal<br />

klar, ob Sanel die Tat überhaupt hinter Gittern verbüßen<br />

muss. Sein Anwalt Heinz-Jürgen Borowsky<br />

kündigte Revision an, hatte im Prozess eine Bewährungsstrafe<br />

verlangt.<br />

Der Mord an Maria<br />

Bestialischer ist ein Mord kaum vorstellbar:<br />

Am 22. Januar 2015, irgendwann zwischen 21 und<br />

22:30 Uhr, rammte Eren T. ein Messer in den Bauch<br />

seiner schwangeren Exfreundin Maria P. Unter einem<br />

Vorwand hatte er die 19-Jährige zuvor in ein<br />

Waldstück des Berliner Stadtteils Treptow gelockt.<br />

Schließlich übergoss T. die Schwerverletzte mit<br />

Benzin. Gleich zwei Feuerzeuge soll er zur Sicherheit<br />

mit sich geführt haben, behauptete später sein<br />

Handlanger Daniel, der Maria festhielt. Ungerührt<br />

zündete T. die Hochschwangere an. «Was zur Folge<br />

hatte, dass die Geschädigte, wie von den Angeklagten<br />

beabsichtigt, bei vollem Bewußtsein qualvoll<br />

verbrannte», beschrieb die Staatsanwaltschaft<br />

den unfassbaren Gewaltakt.<br />

Der Mord an Maria P. erschütterte die Berliner.<br />

Die organisierten Betroffenheitsrituale der Multikulti-Lobby<br />

blieben jedoch aus: Kein Schweigemarsch,<br />

keine Lichterkette erinnerten an die 19-Jährige.<br />

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller<br />

(SPD) gab am Rande einer SPD-Konferenz in Leipzig<br />

lediglich eine kurze Erklärung ab. Maria P. war<br />

eben nur eine Deutsche.<br />

Der Täter, Eren T., ist alevitischer Kurde. Die Familie<br />

lebt in einem heruntergekommenen Altbau in<br />

Neukölln. Der Vater musste sich nach Angaben der<br />

Staatsanwaltschaft 2009 wegen Nötigung verantworten.<br />

Gegen einen Onkel liegt seit Oktober 2014<br />

eine Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung<br />

vor. «Wir sind bestens integriert», sagte derselbe<br />

Onkel nach dem Ehrenmord an Maria P. telefonisch<br />

gegenüber der Zeit.<br />

20<br />

Kein Schweigemarsch,<br />

keine Lichterkette<br />

erinnerten<br />

an die 19-Jährige.<br />

Auch in diesem Fall übte die Justiz viel Milde<br />

mit dem Täter. Eine Jugendstrafe von drei Jahren<br />

verhängte das Landgericht Darmstadt im Juni 2015.<br />

Nach der Hälfte der Haftzeit soll eine Entlassung<br />

geprüft werden. Sanel M. sei «kein Killer, Totschläger<br />

oder Koma-Schläger», hatte Richter Jens Aßling<br />

auch noch verharmlosende Worte für den Angeklagten<br />

parat. Tugces Familie blieb entsetzt zu-<br />

Maria P. Ilustration: IF


Mord-Mob in der Mainacht<br />

_ von Tino Perlick<br />

Anders als bei dem 2013 totgetretenen<br />

Daniel Siefert konnte Niklas P.<br />

zumindest ohne Störungen durch<br />

Freunde des Täters beerdigt werden.<br />

Foto: picture alliance/dpa<br />

War Niklas zur falschen Zeit am falschen Ort? Die Frage ist falsch gestellt: No-go-<br />

Gebiete, wo Migrantenkiller auf Beute lauern, gibt es mittlerweile fast überall in Bad<br />

Godesberg.<br />

Es war ein endgültiger Abschied. Vier Wochen<br />

nach dem Tod des 17-jährigen Niklas versammelten<br />

sich in den Abendstunden des 9. Juni 2016 rund<br />

350 Menschen im Kurpark des Bonner Stadtteils<br />

Bad Godesberg zu einer Schweigestunde. Sie kamen<br />

mit Lichtern und Kerzen, die sie um einen stolzen<br />

Ahornbaum stellten. Kurz vor Anbruch der Dunkelheit<br />

läuteten die Kirchenglocken. Hier, in einem<br />

der islamisiertesten Gebiete Deutschlands, kommt<br />

der Klang einem Schwanengesang gleich.<br />

Drei Jugendliche hatten Niklas und seine Freunde<br />

in der Nacht zum 7. Mai 2016 nach einem Konzertbesuch<br />

mit massiven Schlägen und Tritten attackiert<br />

– bewusstlos wurde er ins Krankenhaus<br />

eingeliefert. Sechs Tage später erlag er seinen<br />

schweren Verletzungen. Am 17. Mai nahm die<br />

Mordkommission den marokkanischstämmigen<br />

Walid S. als Hauptverdächtigen fest, zwei weitere<br />

Tatverdächtige blieben auf freiem Fuß. Insgesamt<br />

sechs Ermittlungsverfahren laufen bereits seit 2015<br />

gegen den Intensivtäter, davon drei wegen gefährlicher<br />

Körperverletzung. Bevor es zur tödlichen Begegnung<br />

mit Niklas kam, war der 20-Jährige in jener<br />

Nacht schon zwei Mal von Beamten vorläufig<br />

festgenommen und wieder freigelassen worden.<br />

«Da gab es vorher keinen Streit oder so. Der Täter<br />

wollte einfach draufhauen und hat’s gemacht.»<br />

So wie die 17-jährige Paulina es schildert, wollen<br />

es auch ihre Freundinnen gehört haben. Eben haben<br />

sie gemeinsam Kerzen abgelegt. «Die Bürgermeisterin<br />

hat das als Einzelfall dargestellt, was uns schockiert<br />

hat», sagt die gleichaltrige Joanna. «Wir gehen<br />

öfters weg und kommen dann abends um elf hier<br />

lang, und man wird immer angesprochen, man wird<br />

immer blöd von der Seite angemacht. Ohne Pfefferspray<br />

geh ich gar nicht mehr raus.» Angst hat auch<br />

Paulina, «definitiv».<br />

Vom Vorzeigeviertel zum Vorzeigeghetto<br />

Paulina und ihre Freundinnen sind mit dem Gefühl<br />

der Angst aufgewachsen. Das noble Bad Godesberg<br />

aus Bonner Hauptstadtzeiten haben sie<br />

nicht mehr kennengelernt. Die heile Welt hat nur<br />

im Villenviertel überlebt, wo nach wie vor pensionierte<br />

Diplomaten und Ministerialbeamte sowie gut<br />

situierte Bürger wohnen, die ihre Kinder auf Privatschulen<br />

schicken. Der restliche Stadtteil erinnert<br />

heute eher an den Gazastreifen. Fast jeder zweite<br />

Bewohner hier ist nichtdeutscher Herkunft, statt<br />

Multikulti-Idylle grassiert die Gewalt.<br />

Bad Godesberg erinnert<br />

heute eher<br />

an den Gazastreifen.<br />

Niklas. Ilustration: IF<br />

21


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Welten belegt, dass <strong>unsere</strong> zivilisierten Regeln vielen<br />

Jugendlichen aus dem Migrantenmilieu nichts<br />

bedeuten. «Ich sag nicht, Deutsche sind schwach,<br />

aber die trauen sich nicht, wie Ausländer draufzuschlagen»,<br />

wird ein 19-jähriger syrischer Kurde<br />

zitiert. «Sie lassen sich auch viel gefallen. Die wehren<br />

sich nicht. Die tun nur zu ihren Eltern gehen und<br />

sagen, der hat mich geschlagen.»<br />

«Der Reflex, nicht zuzutreten, wenn jemand am<br />

Boden liegt, ist kulturell einstudiert, nicht vererbt.<br />

Wo also lernen das junge Menschen?», fragt sich<br />

Pfarrer und Dechant Dr. Wolfgang Picken. Als Seelsorger<br />

erfährt er fast täglich von der Gewalt. «Bei<br />

muslimischen Jugendlichen würden wir uns als Bürgerstiftung<br />

nicht verschließen, bei der Finanzierung<br />

eines arabischen Streetworkers zu helfen», sagte Picken<br />

dem Bonner General-Anzeiger. «Aber da müssen<br />

als Erstes die aktiv werden, die etwas von dieser<br />

Gruppe verstehen, etwa die Moscheegemeinden.<br />

Ich kenne diese Jugendlichen zu wenig.»<br />

22<br />

Auch am 20. Mai 2016, fast zwei<br />

Wochen nach dem Verbrechen,<br />

trauerten die Bonner noch am<br />

Tatort. Foto: picture alliance/dpa<br />

Alles nicht so<br />

schlimm?<br />

Beim Trauergottesdient für Niklas<br />

strömten die Bad Godesberger<br />

zu Hunderten in die St.-<br />

Marien Kirche. Einige Dutzend,<br />

die keinen Platz mehr bekamen,<br />

verfolgten die Predigt draußen<br />

über Lautsprecher. Zur Fronleichnamsprozession,<br />

die auch<br />

am Tatort vorbei führte, reichten<br />

die von Pfarrer Wolfgang Picken<br />

ausgeteilten tausend Hostien<br />

nicht aus. Picken verurteilte die<br />

ausbleibende Anteilnahme der<br />

Landesregierung: «Das ist eine<br />

vertane Chance, auch als Signal<br />

in die Öffentlichkeit. Denn die<br />

ist schon politikverdrossen genug.»<br />

NRW-Innenminister Ralf<br />

Jäger (SPD) beruft sich derweil<br />

auf die Statistik: Mit 5.918 Delikten<br />

im Vorjahr sei der Stadtteil<br />

so sicher wie seit 2006 nicht<br />

mehr. Er wisse aber auch, erklärte<br />

Jäger am 2. Juni 2016<br />

schnippisch, dass «man in Bad<br />

Godesberg mit Statistiken nie<br />

überzeugen» könne.<br />

Doch an die Polizei glaubt hier schon lange niemand<br />

mehr. «Jetzt stehen vor der Schule mindestens<br />

drei Polizeiautos, aber vorher ist man durch Godesberg<br />

gelaufen, nachts wie tagsüber, und da war<br />

nie ein Polizist», schildert Paulina die Lage. 2013<br />

engagierte der Verein Stadtmarketing im Schulterschluss<br />

mit mehreren Einzelhändlern einen privaten<br />

Sicherheitsdienst, um die Innenstadt zu kontrollieren.<br />

«Wir zahlen für Schutz Geld, und wenn man das<br />

Wortspiel umdreht, dann ist das halt Schutzgeld»,<br />

fasste ein Ladeninhaber die Situation im Lokalfernsehen<br />

zusammen. «Die Rechte der Bürger hier werden<br />

nicht gewahrt», schimpft eine ältere Dame im<br />

Kurpark, die Kerzen zum Gedenken an Niklas verteilt.<br />

Sie möchte «einfach, dass alle Gruppen – Ausländer,<br />

Inländer – hier anständig und ohne Stress<br />

leben können». Niklas habe auch türkische und marokkanische<br />

Freunde gehabt – diese Feststellung<br />

ist ihr wichtig.<br />

Deutsche Jugend im Visier<br />

«Es ist einfach traurig, dass sich jetzt alle über<br />

die Sache mit Niklas aufregen – und vorher gab’s<br />

tausend Fälle, die nicht so schlimm waren, wo keiner<br />

zu Tode gekommen ist, und da wurde geschwiegen»,<br />

klagt Joanna. Vor allem deutsche Jugendliche<br />

bewegen sich hier seit Jahren in einem ständigen<br />

Angstraum. Die Zäsur war vermutlich im August<br />

2007, als eine in Kleinbussen angekarrte Migrantengruppe<br />

mehrere feiernde Schüler eines Privatgymnasiums<br />

im Kurpark mit Baseballschlägern attackierte.<br />

Der Fall veranlasste das Theater Bonn zu<br />

einer Recherche, die 2009 als Buch erschien. Zwei<br />

«Die Burka ist herabwürdigend für<br />

alle Frauen, eine Provokation.»<br />

<br />

Juppi Schaefer<br />

«Was mir passiert ist, passiert auch anderen»,<br />

berichtete der 18-jährige Tim P., der nach einer<br />

Prügelattacke auf der Rheinaue rund einen Monat<br />

vor Niklas’ Tod mit Schädel-Hirn-Trauma und einer<br />

Blutung im Kopfinneren auf die Intensivstation kam.<br />

«Gewalttätige Auseinandersetzungen gab es immer,<br />

und es wird sie immer geben», zitiert der General-<br />

Anzeiger Tims Vater. Der Wille, jemanden zu zerstören,<br />

ihm aus Frust massive Gewalt anzutun, sei<br />

jedoch neu.<br />

In Bad Godesberg, wo sogar die linke Taz Multikulti<br />

für «gescheitert» erklärt hat, kommt jede Form<br />

von Sozialarbeit zu spät. «Was sich hier seit Jahren<br />

abspielt, ist nicht mehr akzeptabel», sagt Klaus K.<br />

«Wenn die eigenen Kinder gefährdet werden, ist es<br />

Zeit zu gehen.» Zwei 15-jährige Bandenmitglieder<br />

nordafrikanischer Herkunft hatten am 4. Juni 2016<br />

seinen zwölfjährigen Sohn in ihre elterliche Wohnung<br />

verschleppt. 50 Euro sollte er besorgen, befahlen<br />

ihm seine mit Schlagstock und Klappmesser bewaffneten<br />

Peiniger. Falls er die Polizei rufe, werde<br />

man ihm «in einer Badewanne sämtliche Knochen<br />

brechen». Der mutige Junge verständigte seinen<br />

Vater, der daraufhin Anzeige erstattete. Es folgten<br />

Drohanrufe: «Ich werde Dich jagen und verfolgen»,<br />

so habe es geheißen. «Ich weiß von einigen, die ähnliche<br />

Erfahrungen gemacht haben», sagt Klaus K.,<br />

«sich aber nicht trauen, zur Polizei zu gehen».


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Keine Tränen, keine Trauer<br />

_ von Martin Lichtmesz<br />

Es ist verräterisch, mit welchen Floskeln sich Angela Merkel nach den islamistischen<br />

Terroranschlägen an die Öffentlichkeit wandte. Kein Wunder: Ein Gedenken<br />

mit Würde wird von der Staatsführung nur dann zelebriert, wenn es sich um ausländische<br />

Opfer handelt, beispielsweise bei den Toten der sogenannten NSU-Mordserie.<br />

Wie zu erwarten, galt auch nach dem Anschlag<br />

auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember<br />

2016 Angela Merkels dringlichste Sorge der<br />

Reputation ihrer Flüchtlingspolitik: «Ich weiß, dass<br />

es für uns alle besonders schwer zu ertragen wäre,<br />

wenn sich bestätigen würde, dass ein Mensch diese<br />

Tat begangen hat, der in Deutschland um Schutz<br />

und <strong>Asyl</strong> gebeten hat. Dies wäre besonders widerwärtig<br />

gegenüber den vielen, vielen Deutschen,<br />

die tagtäglich in der Flüchtlingshilfe engagiert<br />

sind, und gegenüber den vielen Menschen, die <strong>unsere</strong>n<br />

Schutz tatsächlich brauchen und die sich um<br />

Integration in unser Land bemühen.» (bundesregierung.de,<br />

20. Dezember 2016).<br />

Flucht aus der Verantwortung<br />

Dies war eine Art Selbst-Recycling der Kanzlerin.<br />

Am 28. Juli desselben Jahres hatte sich Merkel<br />

nach einer urlaubsbedingten Verzögerung endlich<br />

dazu bequemt, ein paar Worte über die ersten<br />

Regungen des islamischen Terrors in Deutschland<br />

[siehe Seite 38 ff.] zu verlieren. Sie äußerte sich<br />

damals mit beinahe identischen Worten wie später<br />

im Dezember, als die Anschläge von Würzburg<br />

und Ansbach um ein Vielfaches überboten wurden:<br />

«Dass zwei Männer, die als Flüchtlinge zu uns gekommen<br />

waren, für die Taten von Würzburg und<br />

Ansbach verantwortlich sind, verhöhnt das Land,<br />

das sie aufgenommen hat. Es verhöhnt die ehrenamtlichen<br />

Helfer, die sich so sehr um die Flüchtlinge<br />

gekümmert haben, und es verhöhnt die vielen<br />

anderen Flüchtlinge, die wirklich Hilfe vor Gewalt<br />

und Krieg bei uns suchen, die friedlich in einer<br />

für sie auch fremden Welt leben wollen, nachdem<br />

sie woanders alles verloren haben.» (bundesregierung.de)<br />

Und sie fügte hinzu: «Dabei ist es im Übrigen<br />

völlig egal, ob diese Flüchtlinge gemeinsam mit<br />

den so vielen Flüchtlingen schon vor oder nach dem<br />

4. September des vergangenen Jahres 2015 zu uns<br />

gekommen sind.» Was wollte Merkel mit diesem<br />

seltsamen Satz sagen? Wollte sie damit etwaigen<br />

Vorwürfen zuvorkommen? Ein Kommentator auf Pi-<br />

News hatte es wohl richtig erkannt (28. Juli 2016):<br />

«Es verhöhnt die<br />

ehrenamtlichen<br />

Helfer, die sich so<br />

sehr um die Flüchtlinge<br />

gekümmert<br />

haben…» <br />

Angela Merkel<br />

Kanzlerin Angela Merkel am<br />

23.2.2012 bei der zentralen Trauerkundgebung<br />

für die NSU-Opfer im<br />

Berliner Schauspielhaus. Foto: picture<br />

alliance / dpa<br />

23


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Bevor ich fortfahre, möchte ich ausdrücklich betonen,<br />

dass ich die offizielle Version der NSU-Geschichte<br />

für unglaubwürdig halte. Die Masse an<br />

Ungereimtheiten, Desinformation und ungeklärten<br />

Umständen gibt erheblichen Anlass zum Zweifel.<br />

Streichkonzert mit Schuldstolz<br />

Die offizielle NSU-Erzählung, die sich sehr rasch<br />

etablierte und in seinen Grundzügen bis dato nicht<br />

in Frage gestellt wird, traf einen nationalspezifischen<br />

Nerv der Deutschen und löste eine Kette von<br />

politischen Bußritualen sowie Schuld- und Schambekenntnissen<br />

aus. Der Höhepunkt war eine effektvoll<br />

inszenierte Gedenkveranstaltung im Konzerthaus<br />

Berlin am 23. Februar 2012, die zum symbolpolitischen<br />

Hochamt geriet und mit landesweiten<br />

Maßnahmen wie Gedenkminuten in Schulen und<br />

Betrieben sowie mit breiter Rundfunkauswertung<br />

und Lautsprecherdurchsagen im Nahverkehr von<br />

Berlin und Hamburg unterstrichen wurde. «Der<br />

Saal im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt<br />

ist abgedunkelt. Zwölf Kerzen brennen. Für jedes<br />

der zehn Opfer der Neonazi-Zelle eine», schrieb der<br />

Stern. «Außerdem ist eine Kerze entzündet stellvertretend<br />

für alle anderen Opfer rechtsextremer Gewalt<br />

und eine als Symbol für die gemeinsame Hoffnung<br />

und Zuversicht.»<br />

24<br />

Am 12.1.2017 gedachte das Berliner<br />

Abgeordnetenhaus der Toten des<br />

Breitscheidplatzes. Foto: picture<br />

alliance / Jörg Carstensen/dpa<br />

_ Martin Lichtmesz (* 1976) ist<br />

ein österreichischer Publizist und<br />

schreibt unter anderem für die<br />

Zweimonatsschrift Sezession.<br />

Der Text ist ein gekürzter und<br />

bearbeiteter Auszug seines gerade<br />

erschienenen Buches Die Hierarchie<br />

der Opfer (Verlag Antaios,<br />

96 Seiten, 8.50 Euro, antaios.de).<br />

«Frau Angela Merkel leugnet somit völlig ihre mögliche<br />

Verantwortung, obwohl sie alleine die Grenzen<br />

für Flüchtlinge, die Terroristen beinhalten, geöffnet<br />

hat. Denn Öffnung bedeutet die Erlaubnis,<br />

ohne Prüfung nach Deutschland und Europa zu gelangen.<br />

Merkel hat somit ab dem 4. September 2015<br />

faktisch allen Terroristen dieser Welt ein freies Geleit<br />

nach Deutschland und mittelbar in angrenzende<br />

Länder wie Frankreich gewährt.»<br />

Man kontrastiere nun dieses Verhalten mit der<br />

Reaktion der Kanzlerin auf einen weiteren Komplex<br />

von Terrorakten, der nach offizieller Version<br />

zehn Todesopfer forderte. Demnach soll die neonazistische<br />

Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund<br />

(NSU), der die seit 1998 untergetauchten<br />

Rechtsextremisten Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt<br />

und Beate Zschäpe angehörten, zwischen 2000 und<br />

2006 neun Einwanderer sowie 2007 eine Polizistin<br />

ermordet haben. Die Taten wurden jedoch erst<br />

Anfang November 2011 bekannt, nachdem Böhnhardt<br />

und Mundlos sich auf der Flucht vor der Polizei<br />

selbst getötet und Zschäpe sich gestellt hatten.<br />

Der seit 2013 andauernde Prozess ist bis dato<br />

nicht abgeschlossen, und es liegt immer noch kein<br />

Geständnis der angeklagten Tatverdächtigen vor.<br />

Merkel badete während ihrer<br />

Rede im für deutsche Politiker obligaten<br />

Schuldstolz.<br />

«Um 10:30 Uhr tritt Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

in schwarz gekleidet vorn ans Pult. Hinter ihr<br />

hängt eine glänzende Deutschlandflagge. Sie beginnt<br />

mit ruhiger Stimme die Rede, die eigentlich<br />

der Bundespräsident hätte halten sollen. Sie bittet<br />

um schweigendes Gedenken. “Mit diesem Schweigen<br />

ehren wir die Opfer der Mordserie“, sagt die<br />

Kanzlerin. Sie nennt jeden Namen der zehn Opfer<br />

und sagt ein paar Sätze zu jedem. “Er glaubte<br />

als Geschäftsmann an seine Zukunft in Deutschland.“<br />

Oder: “Er hat seinen Traum von einem Blumenladen<br />

erfüllt.“» Auch die Süddeutsche Zeitung<br />

trug dick auf: «Zur Ehrung der Angehörigen gehört<br />

auch, dass ein türkischer Komponist gespielt wird,<br />

Cemal Resit Rey. Eine dichte, intensive Musik für<br />

Violine und Streicher. So emotional berührend wie<br />

auch das Gedicht “Schnee“ von Ahmet Muhip Diranas,<br />

gelesen von Erol Sander. Oder “Entwöhnung“<br />

von Erich Fried, gelesen von Iris Berben. Abschied,<br />

darum geht es. Abschied von den Lieben. Ein Abschied,<br />

der den Angehörigen der Opfer viel zu lange<br />

viel zu schwer gemacht wurde.» Zusätzlich wurde,


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

wie übrigens drei Jahre später im Pariser Bataclan<br />

am Tag nach dem IS-Massaker im November 2015,<br />

John Lennons Hymne «Imagine» angestimmt: Der<br />

Text fordert die Abschaffung von Religionen, Nationen<br />

und Besitztümern, damit eine Welt erstehe,<br />

die sich alle Menschen brüderlich und friedlich teilen.<br />

Mit anderen Worten: Das Lied war eine durchaus<br />

passende Kirchenmusik, um die Ideologie der<br />

One World zu verkünden.<br />

Merkel badete während ihrer Rede im für deutsche<br />

Politiker obligaten Schuldstolz und bat die Angehörigen<br />

der Opfer «um Verzeihung» dafür, dass<br />

sie teilweise selbst Gegenstand der Ermittlungen<br />

waren, mithin also dafür, dass die Polizei ihre Routinearbeit<br />

getan hatte. Der Satz «Dafür bitte ich Sie<br />

um Verzeihung» wurde von der Presse suggestiv<br />

als Bitte um Verzeihung für die Taten selbst hingestellt<br />

– ein Satz, der im Juli und Dezember 2016<br />

weitaus angemessener gewesen wäre, dann aber<br />

einen Rücktritt der Kanzlerin zur Folge hätte haben<br />

müssen. So brachte die Berliner Zeitung am<br />

Tag nach der Gedenkfeier ein ganzseitiges Bild von<br />

Merkel auf der Titelseite, wie sie einem Angehörigen<br />

der Opfer die Hand schüttelt, Überschrift:<br />

«Deutschland sagt: Biz özur diliyoruz. Wir entschuldigen<br />

uns!» Damit wurde de facto den Türken, wie<br />

wohl den Einwanderern generell, suggeriert, dass<br />

ihnen als Ganzes ein Unrecht geschehen sei, für<br />

das das ganze deutsche Volk mitverantwortlich sei.<br />

Die ausgefeiltere Exegese übernahmen schließlich<br />

die Hohepriester der Qualitätspresse, wie etwa<br />

Georg Paul Hefty in der FAZ (23. Februar 2012). Merkels<br />

«feierliche Rede» sei der Staat «seinen Bürgern<br />

ausländischer Herkunft, jedoch ebenso der ganzen<br />

Gesellschaft, eigentlich auch sich selbst, schuldig»<br />

gewesen. Es sei «eine Tragik, dass unser Staat von<br />

Verbrechern und unzulänglichen Behörden in die Defensive<br />

gezwungen worden ist, kurz nachdem er mit<br />

dem Integrationsgipfel, der Islamkonferenz, der Anerkennung<br />

des Islams als nunmehr zugehöriger Religion<br />

und dem präsidialen Wort von der bunten Republik<br />

in Sachen Einwanderung in die Offensive gegangen<br />

war.» Die Verbrechen des NSU «zielten auf<br />

die Spaltung in Einheimische und Eingewanderte,<br />

auf die Zerstörung der Integrationsfortschritte und<br />

die Unterminierung des beiderseitigen (sic!) Integrationswillens».<br />

Einheit im Zeichen des Blutes<br />

des Blutes der Opfer des NSU zu stiften: Migranten<br />

und zerknirschte Deutsche konnten sich nun im<br />

Zeichen des «Niemals wieder» über ihren Gräbern<br />

die Hände reichen, unter einmütiger und einigender<br />

Verstoßung des rechtsradikalen Sündenbocks. So interpretierte<br />

auch Hefty die Feier im Konzerthaus als<br />

«Markstein im Zusammenwachsen der Bevölkerung<br />

Deutschlands», die «im Laufe von Jahrzehnten nicht<br />

lediglich europäischer und transatlantischer, sondern<br />

globalisierter geworden» sei.<br />

«Deutschland sagt: Biz özur diliyoruz.<br />

Wir entschuldigen uns!» <br />

<br />

Berliner Zeitung<br />

Nach dem Anschlag auf den Breitscheidplatz in<br />

Berlin lässt sich der Zusammenhang zwischen Terrorismus,<br />

Islamisierung und «Flüchtlingskrise» kaum<br />

mehr bestreiten, ebenso wenig wie die evidente<br />

Mitverantwortung Angela Merkels. Einige Abwehrgefechte<br />

werden noch geführt. Am 21. Dezember<br />

2016 fragte die Bild-Zeitung den Bundesinnenminister<br />

Thomas de Maizière, was er Menschen antworte,<br />

die sagen: «Das sind Merkels Tote!» De Maizière:<br />

«Eine solche zynische Behauptung hat mit der<br />

Realität nichts zu tun. Das finde ich widerwärtig.»<br />

Was hätte er auch anderes sagen sollen als einer,<br />

der selbst bis zum Hals in der Verantwortung drinsteckt?<br />

«Wie Schweine<br />

töten»<br />

In dem Bekennervideo des Berliner<br />

Attentäters Anis Amri, vom<br />

IS am 23. Dezember 2016 veröffentlicht,<br />

heißt es: «Ich verspreche,<br />

mich aktiv am Dschihad<br />

gegen die Feinde Allahs zu<br />

beteiligen, soviel ich kann. Und<br />

was jene Ungläubigen betrifft,<br />

die die Moslems jeden Tag bombardieren,<br />

schwöre ich, dass wir<br />

sie jagen und wie Schweine für<br />

das töten werden, was sie mit<br />

diesen Moslems tun. (…) Ich<br />

bete zu Allah, um mir den Weg<br />

zu ebnen, jene Ungläubigen zu<br />

töten, die den Islam und die<br />

Moslems bekämpfen.»<br />

Anis Amri. Foto: Youtube<br />

Vom Volk abgeschirmt: Dutzende<br />

Staats- und Regierungschefs während<br />

eines inszenierten Trauermarsches<br />

in Paris nach dem Anschlag<br />

auf Charlie Hebdo. Foto: picture alliance<br />

/ dpa<br />

Man kann jedoch nicht spalten, was gar nicht geeint<br />

ist. Die Ideologen des Multikulturalismus stehen<br />

vor dem permanenten Problem, die gewünschte<br />

«Vielfalt» durch wachsende ethnokulturelle Fragmentierung<br />

auf einen gemeinsamen staatlich-gesellschaftlichen<br />

Nenner zu bringen. Die Gedenkzeremonie<br />

zielte darauf ab, diese Einheit sozusagen mithilfe<br />

25


Multikulti-Bereicherung mit Todesfolge<br />

_ von <strong>COMPACT</strong>-Redaktion<br />

26<br />

Die Blutopfer der <strong>Asyl</strong>invasion: Von September 2015, als wir die<br />

letzte Übersicht veröffentlichten, bis Jahresende 2016 wurden 38<br />

Deutsche von Ausländern getötet. Die folgende Liste enthält nur<br />

Fälle aus überprüfbaren Quellen. Die Dunkelziffer dürfte groß sein.<br />

7.10.2015: Der 43-jährige Pferdepfleger<br />

wurde wegen einer Schachtel<br />

Zigaretten und einem Handy<br />

ermordet. Ilustration: IF<br />

«Der Angeklagte<br />

habe wie von Sinnen<br />

auf ihr Gesicht<br />

eingestochen.»<br />

9.8.2015: Der Türke Enver G. (34) metzelt im südhessischen<br />

Modautal seine 29-jährige Ehefrau nieder,<br />

nachdem diese ihm beichtete, dass sie fremdging.<br />

Eine Zeugin gibt an, die Deutsche sei «aus dem<br />

Wohnzimmer geflüchtet und auf der Terrasse zusammengebrochen.<br />

Der Angeklagte sei ihr gefolgt,<br />

habe sich auf sie gesetzt und wie von Sinnen immer<br />

wieder auf ihr Gesicht eingestochen» (echo-online.de,<br />

13.7.2016).<br />

September 2015: In Winterberg-Niedersfeld sticht<br />

ein Unbekannter mehrfach auf einen 56-Jährigen<br />

ein. «Ich gebe alles zu (…)», sagte der wegen Totschlags<br />

Angeklagte. «Das Opfer sei ein Ungläubiger<br />

gewesen, gab der 27-jährige Deutsch-Marokkaner<br />

an.» (www1.wdr.de, 17.3.2016).<br />

7.10.2015: Pferdepfleger Frank M. (43) wird in Essen<br />

von den türkischstämmigen Cousins Firat A. (16) und<br />

Sami M. (15) bedroht. Danach schlägt Kampfsportler<br />

A. ihn mit dem Ellenbogen so heftig, dass er mit<br />

dem Hinterkopf gegen den Bordstein prallt: A. hätte<br />

«als Intensivtäter (…) zur Tatzeit eigentlich eine<br />

Strafe im Jugendarrest (…) absitzen müssen» (derwesten.de,<br />

24.4.2016). Am 12.10. stirbt Frank M. an<br />

seinen schweren Verletzungen.<br />

13.1.2016: Ein abgelehnter <strong>Asyl</strong>bewerber aus Indien<br />

(30) ersticht in der Nürnberger Wohnung einer<br />

54-Jährigen, die er zur Absicherung eines weiteren<br />

Aufenthalts in der BRD heiraten wollte, deren<br />

Lebensgefährten mit einem Küchenmesser (infranken.de,<br />

4.5.2016).<br />

20.2.2016: Ferdi M., ein 23-Jähriger mit südländischem<br />

Teint, der später vor Gericht einen Dolmetscher<br />

benötigen wird, schlägt in Bremerhaven, vermutlich<br />

mit einer Axt, auf den Kopf eines 69-Jährigen<br />

ein. Der Eigentümer eines Parzellengrundstücks<br />

hatte ihn beim Einbruch erwischt und erliegt später<br />

im Krankenhaus seinen schweren Kopfverletzungen.<br />

(kreiszeitung.de, 9.8.2016)<br />

7.3.2016: Ein 57-jähriger Obdachloser wird in einem<br />

leerstehenden Fürther Wohnhaus gefesselt, geschlagen<br />

und erwürgt. Dringend tatverdächtig ist<br />

neben einem ungenannten und unbeschriebenen<br />

Mann, nach dem gefahndet wird, ein 58-jähriger<br />

Bulgare, der schon einmal inhaftiert war (nordbayern.de,<br />

14.12.2016).


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Menschen umzubringen» (swr.de, 27.9.2016). Dann<br />

habe er Wände sowie eine Schrankwand mit religiösen<br />

Schriftzügen beschmiert, Geld und Wertsachen<br />

geraubt. «Am Tatort wurden DNA-Spuren<br />

gesichert, die dem Mann, der bereits wegen weiterer<br />

Delikte polizeilich in Erscheinung getreten ist,<br />

zugeordnet werden konnten» (presseportal/blaulicht,<br />

23.5.2016).<br />

2.6.2016: Der Inder Sarbjit (oder Ajav) S. (30) tritt in<br />

Emmerich die Tür seiner Ex-Freundin Nicole G. (42)<br />

ein. Dann ersticht er sie; ihr neuer Freund (29), den<br />

S. auch mit dem Messer verletzt, überlebt (waz.de,<br />

16.1.2017).<br />

16.5.2016: Wiebke O. wurde nur 29<br />

Jahre alt. Ilustration: IF<br />

An dieser Stelle wurde Niklas überfallen. Der Bonner Stadtteil<br />

Bad Godesberg gilt heute als heimliche Burka-Hauptstadt<br />

Deutschlands. Foto: picture alliance / dpa<br />

13.05.2016: Niklas Pöhler (17) stirbt nach einer brutalen<br />

Prügelattacke auf ihn und zwei Begleiter in<br />

Bonn-Bad Godesberg. Der Körperverletzung mit Todesfolge<br />

angeklagt ist der im italienischen Piacenza<br />

geborene Sohn marokkanischer Eltern Walid S.<br />

(20), ein polizeibekannter Gewalttäter, der Blut und<br />

andere DNS-Spuren des Opfers an seiner Jacke<br />

hatte. Er soll Niklas den tödlichen, «sehr wuchtigen»<br />

Faustschlag gegen die Schläfe versetzt haben.<br />

Nachdem das Opfer zusammengesackt war, sei S.<br />

zurückgekommen, «um ihm noch mit voller Wucht<br />

gegen den Kopf zu treten» (express.de, 18.6.2016).<br />

16.5.2016: Wiebke O. (29) wird in Köln von ihrem türkischen<br />

Verlobten Yakub B. (30) nach einem Streit<br />

erdrosselt. Schon zuvor hatte er sie oft misshandelt<br />

(express.de, 9.9.2016).<br />

18./19.5.2016: Eine 86-jährige Rentnerin wird in ihrem<br />

Haus in Landau-Mörlheim mit Tritten und Schlägen<br />

schwer misshandelt und stirbt im Laufe der<br />

Nacht. Angeklagt werden zwei als Diebe polizeibekannte<br />

Rumänen (swr.de, 23.2.2017).<br />

10.6.2016: Ein «tunesischer Flüchtling tötet seine<br />

deutsche Ex-Freundin» Julia B. (35) mit sieben<br />

Messerstichen (welt.de, 5.1.2017). Die von ihm<br />

Schwangere hatte den in der BRD «geduldeten»<br />

Merwan B. (29) im April verlassen.<br />

17.6.2016: Der alkoholisierte 75-jährige Fußgänger<br />

Arno S. versucht trotz roter Ampel eine Bremer Straße<br />

zu überqueren. Da mit Tempo 100 (statt der erlaubten<br />

50) unterwegs, erfasst ihn der Deutsch-Türke<br />

Alperen T. (24) mit seinem Motorrad. Zudem filmt<br />

«Alpi» für Youtube-Videos, mit denen er Geld verdient,<br />

auch diese Fahrt via Helmkamera (goettinger-tageblatt.de,<br />

12.12.2016). Arno S. stirbt noch<br />

am Unfallort.<br />

17./18.6.2016: Hamburg-Eimsbüttel – «Ein 39-jähriger<br />

Senegalese steht im Verdacht, seine 44-jährige<br />

Verlobte getötet zu haben»; er erhängte sich (presseportal.de/blaulicht,<br />

18.06.2016).<br />

7.8.2016: Die 36-jährige Anne<br />

Voltz wurde von ihrem arabischen<br />

Exfreund erdrosselt. Ilustration: IF<br />

Zwei Särge: Neben Anna Voltz<br />

ermordete der Orientale auch deren<br />

siebenjährigen Sohn. Foto: picture<br />

alliance / dpa<br />

18./19.5.2016: In Bad Friedrichshall-Untergriesheim<br />

erwürgt mutmaßlich ein 27-jähriger <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

eine 70-Jährige, in deren Haus er eingebrochen<br />

war, um «einen aus seiner Sicht ungläubigen<br />

27


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Zur Quellenlage<br />

Da die Polizei keine entsprechende<br />

Statistik führt, nutzten<br />

wir die Gedenkseite<br />

ehrenmord.de, die Einzelfall-<br />

Map 2016 beziehungsweise<br />

2017 sowie die «Liste der von<br />

Ausländern in Deutschland getöteten<br />

Deutschen» bei de.metapedia.org.<br />

Sehr hilfreich war<br />

auch presseportal.de/blaulicht,<br />

wo unter anderem Pressemeldungen<br />

der Polizei gesammelt<br />

werden.<br />

Man beachte: Die Zahl der von<br />

Migranten getöteten Ausländer<br />

ist geschätzt zehn Mal so hoch<br />

wie die der getöteten Deutschen.<br />

Oft bringen sich <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

gegenseitig um –<br />

aus politischem oder religiösem<br />

Wahn oder auch ganz banal<br />

aus Habgier oder Eifersucht.<br />

So sind für «Mord, Tötung (auch<br />

versucht)» in der Einzelfall-Map<br />

2016 insgesamt 331 Fälle gelistet.<br />

Bild links: Kondolenzbuch für die<br />

vergewaltigte und ermordete Carolin<br />

Gruber. Der Täter könnte nach<br />

Polizeiangaben «mit hoher Wahrscheinlichkeit»<br />

bereits 2014 eine<br />

20-Jährige in Tirol ermordet haben.<br />

Foto: picture alliance / ROPI<br />

Bild rechts: Ein Bild aus glücklicheren<br />

Tagen. Am 16. Oktober 2016<br />

wurde die Freiburger Studentin<br />

Maria Ladenburger zunächst vergewaltigt<br />

und anschließend ermordet.<br />

Ilustration: IF<br />

16.10.2016: Der 16-jährige Victor E. stirbt durch die Messerstiche<br />

eines Südländers. Ilustration: IF<br />

7.8.2016: Mohamed (49), Franzose «marokkanischer<br />

Abstammung», erdrosselt in Eching am Ammersee<br />

seine Ex-Freundin Anna Voltz (36) sowie Anton<br />

Voltz (7), den gemeinsamen Sohn (tz.de, 20.8.2016).<br />

Mohamed hatte «von einer neuen Liebe erfahren,<br />

tobte vor Eifersucht und soll auch öfter gegenüber<br />

der 36-Jährigen und ihrem Sohn handgreiflich geworden<br />

sein» (merkur.de, 19.8.2016).<br />

17.9.2016: Ein Rumäne (25) rast mit seinem Lkw-Gespann<br />

trotz des Wochenendfahrverbots durch die<br />

Saarbrücker Innenstadt. Dabei erfasst er einen<br />

28-jährigen Radfahrer und schleift ihn unter dem<br />

Fahrzeug mehrere hundert Meter mit. Die Todesfahrt<br />

des wohl Alkoholisierten beendet erst ein Betonpfeiler<br />

(blaulichtreport-saarland.de, 18.9.2016).<br />

29.9.2016: Der Türke Faruk Kiskanc (56) soll in Paderborn<br />

seinen Vermieter (69) während eines Streits<br />

erstochen haben. «Der Tatverdächtige soll am 12.<br />

Januar in der Türkei festgenommen worden sein,<br />

nachdem er sich selbst gestellt habe» (nw.de,<br />

13.2.2017).<br />

12.10.2016: In Freiburg verrichtet ein 51-Jähriger im<br />

Bereich der Johanniskirche seine Notdurft, woraufhin<br />

er von vier «südländisch aussehenden» Männern<br />

(drei circa 30, einer Mitte 50) beleidigt wird. Dann<br />

gehen sie ihn körperlich an. Trotz starker Schmerzen<br />

im Oberkörper zieht der Deutsche keinen Arzt<br />

zu Rate: Noch am selben Tag stirbt er «aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach» an den Folgen des körperlichen<br />

Übergriffs (presseportal/blaulicht, 20.10.2016).<br />

16.10.2016: Medizinstudentin Maria Ladenburger<br />

(19) wird von dem afghanischen <strong>Asyl</strong>bewerber Hussein<br />

K. vergewaltigt und in der Dreisam «entsorgt»;<br />

sie ertrinkt. Schon 2013 in Griechenland überfiel K.<br />

eine Frau und warf sie eine Klippe hinunter. Nach<br />

Jugendstrafrecht zu 10 Jahren Haft verurteilt, war<br />

er per Sammelamnestie freigekommen (swp.de,<br />

6.12.2016).<br />

16.10.2016: Ein Südländer, Mitte 20, sticht in Hamburg<br />

mehrere Male auf Victor E. (16) ein. Er war von<br />

hinten an ihn und seine 15-jährige Freundin herangetreten,<br />

welche er noch in die Alster stößt, bevor<br />

er davonläuft. Sie überlebt, Victor stirbt im Hospital.<br />

(presseportal.de/blaulicht, 17.10.2016).<br />

20.10.2016: In Frankfurt massakriert Ousseini O. aus<br />

Kamerun (47) Claudia S. (39). Die 3-fache Mutter<br />

«starb an Schlägen mit einem Beil, die ihre Schädeldecke<br />

trafen. (…) Das Paar lebte in Trennung und<br />

stritt (…) um das Sorgerecht für die Kinder» (kreisblatt.de,<br />

25.10.2016).<br />

22.10.2016: Gegen 4 Uhr entdeckt ein Pfleger in einem<br />

Neuenhauser Seniorenheim einen Somalier<br />

(18), der flieht, als er ihn anspricht. Bei der Kontrolle<br />

aller Zimmer findet die Polizei eine 87-Jährige tot<br />

in ihrem Bett. Laut Staatsanwaltschaft »wurde starke<br />

Gewalt auf sie ausgeübt, alles war voll Blut». Der<br />

28


Nichts ist<br />

Anzeige<br />

friedlich am<br />

radikalen Islam<br />

„Religion des Friedens“.<br />

So stellt sich der Islam<br />

selber dar. Aber stimmt<br />

das wirklich?<br />

Mohammed war nicht nur<br />

Religionsstifter. Er war<br />

auch Politiker und Kriegsherr.<br />

Wer sich seinen<br />

Ideen in den Weg stellte,<br />

der wurde – ohne mit der<br />

Wimper zu zucken – ganz<br />

einfach umgebracht.<br />

Das alles wird jetzt in einer<br />

fundierten und gut verständlichen<br />

Broschüre beschrieben,<br />

die Sie kostenlos<br />

bestellen können.<br />

Gravierender<br />

Unterschied<br />

zwischen<br />

Christus und<br />

Mohammed<br />

Die Unterschiede zwischen<br />

Islam und Christentum<br />

sind gravierend.<br />

Jesus Christus und Mohammed<br />

haben nicht die<br />

geringsten Gemeinsamkeiten.<br />

In der Broschüre wird der<br />

Unterschied zwischen<br />

Christentum und Islam<br />

sehr gut erklärt.<br />

Bewiesen wird auch die<br />

Tatsache, daß der Koran<br />

selber die Handlungsanweisungen<br />

zum barbarischen<br />

und unmenschlichen Umgang<br />

mit „Ungläubigen“<br />

gibt.<br />

Erklärt wird auch, daß der<br />

Koran erst viele Jahre<br />

nach Mohammeds Tod<br />

aufgeschrieben wurde.<br />

Mohammed selber konnte<br />

weder lesen noch schreiben.<br />

Wer beim Thema Islam<br />

mitreden möchte – der<br />

muß diese Broschüre<br />

gelesen haben.<br />

Name:<br />

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Plz und Ort:<br />

Kostenlose Bestellung<br />

Von der Broschüre<br />

Allahu Akbar<br />

Islamistischer Terror<br />

bestelle ich kostenlos hiermit ein Exemplar.<br />

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Glasklare Fakten auf 44 Seiten. Titel der neuen Broschüre<br />

Allahu Akbar – Islamistischer Terror


Sonder-Ausgabe Nr. 7 | 8,80 EUR (D) · spezial.compact-online.de<br />

<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Unsere Toten, <strong>unsere</strong> Trauer<br />

Mindestens 190 ermordete<br />

Deutsche<br />

9,90 Euro (A), 13 sFr (CH)<br />

<strong>Asyl</strong>schwindel: Unterdrückte Zahlen Zahlen und und Fakten | Deutsche | Mieter werden<br />

zwangsgeräumt | Milliarden | für für Migranten | | Abschiebungen: Fehlanzeige<br />

Flüchtlinge als als Waffe Waffe | Die | Die Profiteure des des Notstands | Scharia | schlägt Verfassung<br />

Die Die verschwiegenen Morde Morde der der Zuwanderer | Auf | Auf dem Weg zum Bürgerkrieg<br />

Die nebenstehende Aufstellung<br />

erfasst in einem Zeitraum von<br />

20 Monaten (August 2015 bis<br />

Februar 2017) insgesamt 38 von<br />

Ausländern getötete Deutsche –<br />

also etwa zwei jeden Monat.<br />

In <strong>COMPACT</strong>-<strong>Spezial</strong> Nr. 7 <strong>Asyl</strong>.<br />

Die Flut dokumentierten wir die<br />

Todesstatistik von Mai 2013 bis<br />

August 2015 – in diesem Zeitraum<br />

von 28 Monaten starben<br />

32 Deutsche eines gewaltsamen<br />

Todes.<br />

In <strong>COMPACT</strong>-<strong>Spezial</strong> Nr. 8 <strong>Asyl</strong>.<br />

Das Chaos rekonstruierten wir<br />

die Morde der Jahre 2009,<br />

2010, 2011, 2012 und die ersten<br />

vier Monate 2013 – in diesen 52<br />

Monaten starben 120 Deutsche.<br />

Jetzt nachbestellen unter compactshop.de<br />

Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Bild oben rechts: Im hessischen<br />

Offenbach starb am 17.2.2017 Silvia<br />

B. durch die Hand ihres türkischen<br />

Freundes. Foto: picture alliance /<br />

Frank Rumpenhorst/dpa<br />

Somalier «wurde im Laufe des Tages festgenommen.<br />

Er ist dringend tatverdächtig» (presseportal.<br />

de/blaulicht, 22.10.2016).<br />

26.10.2016: Werner Landscheidt (79) wird in seiner<br />

Krefelder Wohnung «an Händen und Füßen mit Paketband<br />

gefesselt» aufgefunden. Auch den Kopf inklusive<br />

Nase und Mund bedeckten mehrere Lagen.<br />

Wohl schon am Vortag war er «elendig erstickt».<br />

Tatverdächtig waren zwei Frauen, «die von Zeugen<br />

als ”Zigeuner” beschrieben wurden» (bild.de,<br />

18.1.2017). Mittlerweile wurden diese beiden und<br />

weitere Mitglieder ihrer Diebesbande festgenommen.<br />

Gegen drei der Männer wurde Mordanklage<br />

erhoben, nachdem ihre DNA-Spuren am Opfer festgestellt<br />

wurden. (rp-online, 18.1.2017)<br />

19.12.2016: Der Tunesier Anis Amri (24), ein IS-Terrorist,<br />

erschießt in Berlin den Lkw-Fahrer Lukasz Urban<br />

(37) aus Polen, steuert mit dem erbeuteten Laster<br />

den Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche<br />

an, fährt quer durch eine Budenreihe. Zwölf Menschen<br />

sterben, 50 werden verletzt.<br />

20.12.2016: Gudrun B. (75) wird in Unterwellenborn<br />

von dem Türken Emrah Mutlu (35) erstochen. Ihre<br />

Enkelin, die von ihm getrennt lebende Frau Verena<br />

B. (26), und die wenige Monate alte gemeinsame<br />

Tochter verletzt «DJ Emrah Happy» lebensbedrohlich<br />

(bild.de, 22. und 24.12.2016).<br />

17.2.2017: Offenbach – Der Türke Volkan T. erschießt<br />

seine Freundin Silvia B. und wird vom SEK festgenommen.<br />

Die 40-Jährige hinterlässt zwei Kinder.<br />

(bild.de, Lokalausgabe Frankfurt, 19.2.2017)<br />

16.10.2016: Auch zum Mord an Victor E. in Hamburg bekannte<br />

sich der IS. Foto: picture alliance / dpa<br />

No-go-Areas in Deutschland Die größten Ängste 2016<br />

Meiden Sie bestimmte Orte in<br />

Ihrem Umfeld aus Sorge vor<br />

Kriminalität und Übergriffen?<br />

56<br />

30<br />

%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

77<br />

69<br />

69<br />

66 67<br />

64<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Terrorismus<br />

Quelle: Wendt, Deutschland in Gefahr, 2016; R&V Versicherung 2016<br />

Spannungen durch<br />

Zuzug von Ausländern<br />

Überforderung von<br />

Behörden/Bürgern<br />

durch <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

30


Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />

Der schleichende Austausch der Bevölkerung durch kulturfremde<br />

Zuwanderer ist seit 2015 in sein gewalttätiges Stadium<br />

getreten.<br />

31


«Die Kanzlerin hat<br />

das Grundgesetz missachtet»<br />

_ Interview mit Karl Albrecht Schachtschneider<br />

32<br />

Wenn die Bundesregierung massenhaft Flüchtlinge ins Land lässt,<br />

widerspricht das nicht nur dem <strong>Asyl</strong>gesetz, sondern den Kernaufgaben<br />

des Staates überhaupt. Dagegen müsste notfalls das Bundesverfassungsgericht<br />

einschreiten und wirksame Grenzschutzmaßnahmen<br />

anordnen.<br />

Grenzbelagerung durch <strong>Asyl</strong>forderer<br />

kurz vor Zakany an der ungarischkroatischen<br />

Grenze am 23.9.2015.<br />

Foto: picture alliance/AP Photo<br />

«Keiner der Flüchtlinge<br />

reist legal<br />

nach Deutschland<br />

ein, und keiner<br />

hält sich legal in<br />

Deutschland auf.»<br />

Auf der <strong>COMPACT</strong>-Freiheitskonferenz 2015<br />

haben Sie ausgeführt, dass alle an den deutschen<br />

Landesgrenzen ankommenden <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

ohne weitere Prüfung sofort abgewiesen<br />

werden müssten. Wie begründen Sie das?<br />

Das steht in Paragraph 18 Absatz 2 <strong>Asyl</strong>gesetz, und<br />

diese Regelung folgt Artikel 16a Absatz 2 Grundgesetz,<br />

der <strong>Asyl</strong>bewerbern kein Grundrecht auf<br />

<strong>Asyl</strong>recht zugesteht, wenn diese aus einem Mitgliedstaat<br />

der Europäischen Union oder einem sicheren<br />

Drittstaat einreisen wollen. Deutschland ist<br />

ausschließlich von EU-Staaten sowie sicheren Drittstaaten<br />

wie der Schweiz und Liechtenstein umgeben.<br />

Damit steht allen Flüchtlingen, die auf dem<br />

Landweg nach Deutschland kommen, kein <strong>Asyl</strong>recht<br />

zu, wie das Bundesverfassungsgericht bereits 1996<br />

klargestellt hat.<br />

Können Bürgerkriegsflüchtlinge, etwa aus Syrien,<br />

nicht statt <strong>Asyl</strong> sogenannten subsidiären<br />

Schutz beantragen und auf dieser Grundlage<br />

bleiben?<br />

Das subsidiäre Schutzrecht wurde von der EU erst<br />

2011 eingeführt. Für dieses internationale Schutzrecht<br />

ist Artikel 16a Grundgesetz analog anzuwenden,<br />

weil es 1993, als die <strong>Asyl</strong>rechtsnovelle wegen<br />

des damaligen <strong>Asyl</strong>antenzustroms zum Schutz<br />

Deutschlands gemacht wurde, das vergleichsweise<br />

schwächere subsidiäre Schutzrecht noch nicht gab.<br />

In all diesen Fällen gibt es auch kein verfahrensrechtliches<br />

Bleiberecht bis zur Entscheidung über<br />

die Schutzanträge. Es ist nicht bekannt, dass der<br />

Bundesinnenminister eine Ausnahmeanordnung<br />

aus humanitären Gründen zugunsten der Bürgerkriegsflüchtlinge<br />

aufgrund des Absatz 4 Ziffer 2 des<br />

Paragraph 18 <strong>Asyl</strong>gesetz getroffen hätte, einer Vorschrift,<br />

die wegen der Unbestimmtheit erheblichen<br />

rechtsstaatlichen Bedenken unterliegt.<br />

Warum sollte der Bundesinnenminister nicht<br />

eine entsprechende Vorschrift treffen können?<br />

Die Schutzrechte sind selbst humanitäres Recht,<br />

das Grenzen hat, die nicht durch vermeintlich humanitäre<br />

Verwaltungsmaßnahmen ausgehebelt werden<br />

dürfen. Angemerkt sei, dass Flüchtlinge, die<br />

ihre Identifizierung verhindern oder sich nicht registrieren<br />

lassen, genauso wenig Schutz beanspruchen


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />

können wie die «Flüchtlinge», die sich aus Lagern<br />

der Türkei, des Libanons oder Jordaniens auf den<br />

Weg in das «gelobte Land» gemacht haben. Letztere<br />

sind nicht mehr in ihrer menschenwürdigen Existenz<br />

bedroht. Die Rechtslage ist eindeutig. Keiner<br />

der Flüchtlinge reist legal nach Deutschland ein,<br />

und keiner hält sich legal in Deutschland auf. Sie<br />

sind nach Paragraph 18 Absatz 3 <strong>Asyl</strong>gesetz zurückzuschieben,<br />

wenn sie in räumlichem und zeitlichem<br />

Zusammenhang der Einreise aufgegriffen werden.<br />

Hat die Kanzlerin mit der Entscheidung vom<br />

4. September 2015, die Grenzkontrollen aufzuheben,<br />

gegen das Grundgesetz verstoßen?<br />

Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-<br />

Peter Uhl monierte, dass ein so weitreichender<br />

Beschluss nur vom Bundestag hätte getroffen<br />

werden dürfen!<br />

Die Bundeskanzlerin hat das Grundgesetz missachtet.<br />

Sie steht nicht über dem Recht. Aber auch der<br />

Bundestag hätte ihre Maßnahme nicht rechtfertigen<br />

können. Nicht einmal ein verfassungsänderndes<br />

Gesetz, das mit Zweidrittelmehrheiten im Bundestag<br />

und Bundesrat beschlossen werden müsste,<br />

könnte die Rechtslage ändern. Der Schutz der<br />

Grenzen des Staates ist ein unabänderliches Prinzip<br />

der Souveränität, das nicht zur Disposition der<br />

Politik steht. Der wesentliche Zweck eines Staates<br />

ist die Sicherheit seiner Bürger; denn ohne Sicherheit<br />

gibt es keine Freiheit. Souveränität aber ist die<br />

Freiheit der Bürger. Sicherheit ist die Wirklichkeit<br />

der Gesetzlichkeit, die Legalität. Sicherheit muss<br />

im Innern und nach außen gewährleistet werden.<br />

Dafür gibt es die Polizei und die Bundeswehr. Sicherheit<br />

des gemeinsamen Lebens zu verwirklichen<br />

ist die Pflicht der Staatsorgane, nichts anderes –<br />

schon gar nicht, eine neue Welt zu schaffen, auch<br />

nicht eine neue Bevölkerung des Landes. Deutschland<br />

ist kein Einwanderungsland, sondern verfassungsgeschützt<br />

das Land der Deutschen. Das ergibt<br />

sich aus unabänderlichen Entscheidungen des<br />

Grundgesetzes in der Präambel, in Artikel 1 und Artikel<br />

20 Grundgesetz.<br />

Die Bundeskanzlerin hat die Entscheidung<br />

vom 4. September 2015, die Grenzen zu öffnen,<br />

mit einer Art humanitärem Notstand begründet.<br />

Ist das rechtlich möglich?<br />

Die Gesetze können nicht schlicht als «nicht funktionsfähig»<br />

abgetan werden. Es besteht kein Ausnahmezustand,<br />

weil Flüchtlinge massenhaft in das<br />

Land kommen wollen. Den Zustrom abzuwehren,<br />

ist kein Problem. Das schaffen auch andere Länder,<br />

wie das Beispiel Ungarn zeigt. «Souverän ist, wer<br />

über den Ausnahmezustand entscheidet», hat Carl<br />

Schmitt, der Dogmatiker der Diktatur, propagiert.<br />

So hat die Kanzlerin gehandelt. Das Grundgesetz<br />

dagegen kennt Regelungen des inneren Notstandes<br />

und des äußeren Notstandes, die eine derartige<br />

Missachtung der Gesetze keinesfalls zulassen –<br />

auch nicht in der Lage, die der Flüchtlingszustrom<br />

schafft. Und: Merkels Einladung an die Flüchtlinge,<br />

die die Grenze nach Ungarn überschreiten wollten,<br />

nach Deutschland zu kommen, hat die verheerende<br />

Lage überhaupt erst hervorgerufen.<br />

«Deutschland ist kein Einwanderungsland,<br />

sondern verfassungsgeschützt<br />

das Land der<br />

Deutschen.»<br />

Wird Deutschland nicht die Grenzschließung<br />

durch entgegenstehendes EU-Recht, etwa die<br />

Schengen-Verträge, verwehrt?<br />

Deutschland hat sich auf die Schengen-Politik eingelassen,<br />

die einen Raum ohne Binnengrenzen in<br />

der Europäischen Union vereinbart hat. Der aber<br />

setzt die wirksame Sicherung der Außengrenzen<br />

der Union voraus. Die gelingt nicht. Darum müssen<br />

um der unaufhebbaren Souveränität willen im Interesse<br />

der Sicherheit die Binnengrenzen wieder gesichert<br />

werden. Alle internationalen, europarechtlichen<br />

und auch nationalen Regelungen lassen die<br />

Verantwortung der Nationalstaaten für die Sicherheit<br />

und Ordnung unberührt. Die muss Deutschland<br />

um der Freiheit und um des Rechts willen gewährleisten.<br />

Es gibt keine Humanität gegen das Recht.<br />

Das Recht ist die Humanität, wenn auch nicht schon<br />

jedes Gesetz.<br />

Schachtschneider auf der<br />

<strong>COMPACT</strong>-Freiheitskonferenz 2015.<br />

Foto: Michael Jeinsen<br />

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<strong>Asyl</strong>. Das Chaos<br />

So kommt der Bürgerkrieg zu uns<br />

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Multikulti-Land ist abgebrannt | Dschihadisten im Flüchtlingsstrom<br />

Morde, Massaker und Migranten | Erdogan und Soros als Schlepper<br />

Die Terrorhelfer CIA und Muslimbrüder | Merkels Notstandsdiktatur<br />

<strong>COMPACT</strong>-<strong>Spezial</strong> Nr. 8: <strong>Asyl</strong>. Das<br />

Chaos. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Von Recht auf Invasion steht nichts<br />

im Grundgesetz. Foto: picture<br />

alliance/dpa<br />

33


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />

Artikel 38: Deutsches<br />

Deutschland<br />

Das Grundrecht des Artikel<br />

38 Absatz 1 Grundgesetz,<br />

das das Wahlrecht der Deutschen<br />

zum Deutschen Bundestag<br />

und die Vertretung des ganzen<br />

Volkes durch nach bestimmten<br />

Prinzipien gewählte Abgeordnete<br />

des Bundestages<br />

schützt, ist nach der Rechtsprechung<br />

des Bundesverfassungsgerichts<br />

auch verletzt, wenn<br />

die Identität der Verfassung,<br />

also des Grundgesetzes, beeinträchtigt<br />

wird. Zu dieser Identität<br />

gehören die Menschenwürde,<br />

die Menschenrechte und die<br />

Strukturprinzipien des Artikels<br />

20 Grundgesetz, also das demokratische,<br />

das rechtsstaatliche<br />

und das soziale Prinzip, aber<br />

auch das föderale Republikprinzip.<br />

Dazu gehört auch das Prinzip<br />

des Deutschen Deutschlands.<br />

Allemal verletzt, wie ich<br />

eingangs aufgezeigt habe, die<br />

systemische Missachtung der<br />

verfassungsgesetzlich gebotenen<br />

Vorschriften des <strong>Asyl</strong>rechts<br />

und des subsidiären Schutzrechts<br />

das Rechtsstaatsprinzip.<br />

Dessen wesentliche Materie ist<br />

die durch Gesetze verwirklichte<br />

Rechtlichkeit des gemeinsamen<br />

Lebens und damit die strikte<br />

Verwirklichung der Gesetze<br />

durch den Staat, wenn diese der<br />

Verfassung genügen. (Schachtschneider)<br />

BELGIEN<br />

NIEDER-<br />

LANDE<br />

«Das Widerstandsrecht ist ein<br />

ewiges<br />

DÄNE-<br />

Recht der Menschen gegen<br />

die Obrigkeit<br />

MARK<br />

(…).»<br />

ESTLAND<br />

Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund<br />

die Chancen, gegen die <strong>Asyl</strong>politik Merkels<br />

vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen?<br />

Das Recht beiseite zu schieben ist in jedem Fall<br />

eine Verletzung der freiheitlichen demokratischen<br />

Grundordnung, jedenfalls, wenn das in einer Weise<br />

geschieht, die die Souveränität der Bürger verletzt.<br />

In dieser Lage befindet sich Deutschland, wenn<br />

die Bundesregierung massenhaft illegal und strafbar<br />

nach Paragraph 96 Aufenthaltsgesetz Flüchtlinge<br />

ins Land lässt. Dagegen haben alle Deutschen,<br />

wenn das in der Absicht geschieht, «diese<br />

Ordnung», also die Identität der Verfassung, zu beseitigen,<br />

das Recht zum Widerstand. Das Widerstandsrecht<br />

ist ein ewiges Recht der Menschen gegen<br />

die Obrigkeit, die das Recht missachtet. Aber<br />

es ist seit 1968 in Artikel 20 Absatz 4 Grundgesetz<br />

NORWEGEN<br />

auch ausdrücklich geregelt. Das Widerstandsrecht<br />

ist ein Grundrecht, das vor dem Bundesverfassungsgericht<br />

geltend gemacht werden kann. Es besteht<br />

nur, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. Diese<br />

andere Abhilfe kann und muss notfalls das Bundesverfassungsgericht<br />

selbst geben. Es könnte POLEN wirksame<br />

Grenzschutzmaßnahmen anordnen, um die<br />

Identität der Verfassung der Deutschen zu sichern.<br />

Aber auch das nebenstehend dargelegte Grundrecht<br />

auf Demokratie aus Artikel 38 Absatz 1 Grundgesetz<br />

kann durch Verfassungsbeschwerde geltend gemacht<br />

werden. (siehe Infobox)<br />

Die bayrische Staatsregierung hat den zwischenzeitlich<br />

ehemaligen Bundesverfassungsrichter<br />

Udo Di Fabio mit der Prüfung einer Verfassungsklage<br />

beauftragt. Könnten auch einfache<br />

Bürger wie Sie und ich in Karlsruhe<br />

klagen?<br />

Ein Land wie der Freistaat Bayern hat einen leichteren<br />

Zugang zum Bundesverfassungsgericht als<br />

der Bürger, der immer mit der Nichtannahme seiner<br />

Verfassungsbeschwerde zur Entscheidung rechnen<br />

muss.<br />

Wer heute verhaftet wird, weil er etwa einen<br />

Zufahrtsweg zu einem <strong>Asyl</strong>heim blockiert:<br />

Kann der sich auf den Widerstandsartikel 20,4<br />

Grundgesetz berufen?<br />

Ich halte illegale Widerstandsmaßnahmen nicht für<br />

rechtens, jedenfalls nicht, solange legale Maßnahmen<br />

noch nicht versucht wurden.<br />

Welche LITAUENProtestformen sind legal?<br />

Legal sind Demonstrationen, legal wäre ein Generalstreik,<br />

legal ist insbesondere die Verfassungsbeschwerde,<br />

die sich auf ein Grundrecht stützt. Der<br />

WEIßRUSSLAND<br />

zivile Ungehorsam hat vor Jahren, als er von Prominenten<br />

ausgeübt wurde, zu Strafmaßnahmen geführt.<br />

Die waren milde. In der gegenwärtigen Lage<br />

wären sie angesichts des gegenläufigen Moralismus<br />

sicherlich hart.<br />

UKRAINE<br />

RUSSLAND<br />

LUXEMBURG<br />

34<br />

ALGERIEN<br />

FRANKREICH<br />

DEUTSCHLAND<br />

bis 15.9.2015<br />

bis 11.11.2015<br />

ITALIEN<br />

Passau<br />

TSCHECHIEN<br />

ÖSTERREICH<br />

SLOWENIEN<br />

EU-Staaten<br />

Nicht EU-Staaten<br />

befestigte Grenzanlage<br />

Schlepperroute<br />

Wien<br />

Quelle: Der Spiegel Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Parndorf<br />

UNGARN<br />

KROATIEN<br />

SLOWAKEI<br />

BOSNIEN-<br />

HERZEGOWINA<br />

Budapest<br />

SERBIEN<br />

MONTENEGRO<br />

KOSOVO<br />

ALBANIEN<br />

Röszke<br />

Subotica<br />

Debrecen<br />

Belgrad<br />

_ Professor Dr. Karl Albrecht<br />

Schachtschneider ist einer<br />

der wichtigsten Staatsrechtler<br />

Deutschlands. Immer wieder<br />

wies er auf das grundlegende<br />

Demokratiedefizit der EU und<br />

die Allmacht des Europäischen<br />

Gerichtshofes hin. Er führte<br />

BOSNIEN-<br />

Verfassungsklage unter HERZEGOWINA anderem<br />

gegen die Einführung des Euro<br />

(1998), gegen den Lissabon-<br />

Vertrag (2009) und gegen die<br />

sogenannte Griechenland-Hilfe<br />

(2010). In der Auseinandersetzung<br />

der NATO mit Russland zeigte er<br />

die völkerrechtlichen Fehlschlüsse<br />

und die Propagandatricks im<br />

Zusammenhang mit der Krim-<br />

Sezession auf. Interview: J. E.<br />

MAZE-<br />

DONIEN<br />

GRIECHENLAND<br />

Balkanroute<br />

2015 kamen die meisten<br />

Illegalen über den Westbalkan<br />

RUMÄNIEN<br />

Gevgelija<br />

BULGARIEN<br />

Athen<br />

Bodrum<br />

Kos<br />

Istanbul<br />

TÜRKEI<br />

TUNESIEN<br />

MALTA


Ausgabe 1/2015 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />

Der große Austausch<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

<strong>Asyl</strong>zahlen<br />

1972 bis 2011<br />

Die Grenzöffnung durch Angela Merkel im September 2015 hat einen Prozess<br />

beschleunigt, der schon vor 25 Jahren begonnen hat: Der Anteil von Ausländern an<br />

der Bevölkerung steigt rapide an.<br />

Aus Sicht der <strong>Asyl</strong>lobby nimmt Deutschland<br />

nach wie vor zu wenige Flüchtlinge auf. Die nackten<br />

Zahlen des Statistischen Bundesamtes erlauben<br />

einen Blick auf die dramatischen Veränderungen:<br />

1990 lebten knapp 5,6 Millionen Ausländer im<br />

wiedervereinigten Deutschland. Bis dahin hatte es<br />

kaum Einbürgerungen von Zuwanderern gegeben. In<br />

den knapp 25 Jahren seither stieg die Zahl auf rund<br />

16,4 Millionen Personen. Allerdings spricht man jetzt<br />

nicht mehr von Ausländern, sondern von Menschen<br />

«mit Migrationshintergrund», da ein Großteil von ihnen<br />

deutsche Pässe bekommen hat. Die Entwicklung<br />

ist exponentiell: Allein von 2011 bis 2014 sind gut 1,5<br />

Millionen Neusiedler hinzugekommen (plus 10,3 Prozent).<br />

Gleichzeitig hat die Geburtenrate der Stammbevölkerung<br />

den weltweit tiefsten Stand erreicht.<br />

Der Anstieg der Nettozuwanderung (Zuwanderer<br />

einschließlich <strong>Asyl</strong>bewerber minus Auswanderer)<br />

ist erschreckend: Von lediglich 11.000 im Jahr 2008<br />

stieg die Zahl auf 300.000 (2011), 383.000 (2012)<br />

und schließlich 465.000 (2013). Damit war Deutschland<br />

unter den OECD-Staaten nach den Vereinigten<br />

Staaten das zweitwichtigste Zielland für Wanderungsströme.<br />

Im Jahr 2014 waren es 577.000,<br />

vermutlich auch aufgrund des Wegfalls von Arbeitsmarktbeschränkungen<br />

für Rumänen und Bulgaren.<br />

Das lässt an eine Äußerung von Altbundeskanzler<br />

Helmut Schmidt aus dem Jahre 1992 denken:<br />

«500.000 Menschen jährlich, das ist einfach zu<br />

viel.» Und weiter: «Kein Volk der Welt würde es ertragen,<br />

wenn jedes Jahr eine halbe Million Ausländer<br />

dazukommt, wie bei uns (…).» 2015 schließlich<br />

explodierte die Nettozuwanderung um fast 50 Prozent:<br />

Die Zahl der Ausländer in der Bundesrepublik<br />

stieg um 1,14 Millionen, den Löwenanteil bildeten<br />

<strong>Asyl</strong>bewerber aus islamischen Staaten.<br />

Vor mehr als 20 Jahren erlebte Deutschland<br />

schon einmal eine Flüchtlingsflut. 1991 beantragten<br />

256.000 Menschen <strong>Asyl</strong> in der Bundesrepublik, 1992<br />

bereits 438.000 und 1993 immer noch 322.000. Darunter<br />

waren nicht wenige Zuwanderer aus Rumänien<br />

und Bulgarien, die heute nicht mehr in den <strong>Asyl</strong>statistiken<br />

auftauchen, sondern im Rahmen der EU-Freizügigkeit<br />

nach Deutschland umsiedeln. Doch während<br />

die Flüchtlingswelle vor 20 Jahren durch eine Neufassung<br />

des <strong>Asyl</strong>gesetzes vorübergehend gestoppt<br />

werden konnte, bejubelt heute die politische Klasse<br />

den gefährlichen Trend als Beweis der Attraktivität<br />

Deutschlands. Im Oktober 2014 zog Angela Merkel<br />

einen gewagten Vergleich zwischen der deutschen<br />

Einheit und der Integrationspolitik: Deutschland werde<br />

weltweit für die Bewältigung der Wiedervereinigung<br />

und die Eingliederung der innerdeutschen Übersiedler<br />

gelobt. «Deshalb glaube ich, dass wir genauso<br />

das Potenzial und die Möglichkeiten haben, ein<br />

tolles Integrationsland zu sein.» Diese Steilvorlage<br />

nahmen in der Folge die Mitglieder des vom Berliner<br />

Senat eingesetzten Beirats für Flüchtlingspolitik auf:<br />

Ex-Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) schätzte<br />

die «Integrationsfähigkeit» der Hauptstadt freihändig<br />

auf «mehrere zehntausend Flüchtlinge».<br />

Die jährliche Nettozuwanderung<br />

nach Deutschland hat sich von<br />

2008 auf 2015 mehr als verhundertfacht.<br />

Die ehemalige Sozialsenatorin Ingrid Stahmer<br />

(SPD) legte noch eine Schippe drauf und erinnerte<br />

daran, dass Berlin vor 25 Jahren mit «deutlich höheren<br />

Flüchtlingszahlen» zu tun hatte – nämlich sowohl<br />

1989 wie 1990 mit jeweils über 100.000. Zum Vergleich:<br />

Im Jahr 2014 kamen 12.000 <strong>Asyl</strong>bewerber in<br />

die Hauptstadt, und schon das führte in den betroffenen<br />

Stadtteilen zu starken Protesten.<br />

Mutti<br />

Multikulti<br />

Merkels Migrationspolitik<br />

Tugce<br />

Die verhöhnten Opfer<br />

PEGIDA<br />

Dresden wehrt sich<br />

Ferguson<br />

Rambo gegen Django<br />

Mütter & Sex<br />

Baby da, Lust weg?<br />

Dossier: Frieden mit Russland<br />

Plädoyers für eine Achse Paris-Berlin-Moskau<br />

«In Westdeutschland erhöhte<br />

sich die Zahl der <strong>Asyl</strong>suchenden<br />

zwischen 1972 und 1980<br />

von 5.289 auf 107.818. In den<br />

drei Folgejahren ist die Zahl<br />

dreimal gesunken – auf unter<br />

20.000 im Jahr 1983. Mit Ausnahme<br />

des Jahres 1987 nahm<br />

die Zahl der <strong>Asyl</strong>suchenden in<br />

Westdeutschland beziehungsweise<br />

später in Deutschland<br />

zwischen 1983 und 1992 jedes<br />

Jahr zu. Mit 438.191 <strong>Asyl</strong>suchenden<br />

im Jahr 1992 wurde<br />

der bisherige Höchststand<br />

erreicht. Durch die <strong>Asyl</strong>rechtsreform<br />

1992/1993, das Ende<br />

der Kriegshandlungen im ehemaligen<br />

Jugoslawien sowie die<br />

Stabilisierung Osteuropas und<br />

anderer Regionen sank die Zahl<br />

der <strong>Asyl</strong>suchenden auf 322.599<br />

im Jahr 1993 beziehungsweise<br />

auf unter 128.000 in den Jahren<br />

1994/1995. In den Folgejahren<br />

ist die Zahl der <strong>Asyl</strong>bewerber –<br />

bis auf eine leichte Steigerung<br />

2001 – kontinuierlich gesunken.<br />

1998 lag sie erstmals seit 1987<br />

unter 100.000 und im Jahr 2007<br />

erreichte die Zahl der <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

mit 19.164 den niedrigsten<br />

Stand seit 1977. Seit 2007<br />

ist die <strong>Asyl</strong>bewerberzahl allerdings<br />

vier Jahre in Folge gestiegen<br />

– auf 45.741 <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

im Jahr 2011.»<br />

(Bundeszentrale für politische<br />

Bildung)<br />

Dieses <strong>COMPACT</strong>-Cover vom Januar<br />

2015 avancierte zum beliebten<br />

Motiv auf asylkritischen Demonstrationen.<br />

Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Bild oben links: 1992 strömten diese<br />

Ausländer in das damals für <strong>Asyl</strong>fragen<br />

zuständige Berliner Sozialamt<br />

am Friedrich-Krause-Ufer. Foto:<br />

picture alliance / zb<br />

35


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />

Der Schleusersultan<br />

und die Schlepperkönigin<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Bundeskanzlerin Merkel und der türkische Präsident Erdogan haben<br />

in diabolischem Zusammenspiel die Tür für die islamische Massenmigration<br />

nach Europa aufgestoßen. Eine Chronik der Ereignisse.<br />

«Leistungen der<br />

Türkei können nicht<br />

hoch genug gewürdigt<br />

werden.»<br />

Angela Merkel<br />

Angriff auf Europa: Am 16. September<br />

2015 attackierten <strong>Asyl</strong>forderer<br />

die geschlossene serbisch-ungarische<br />

Grenze mit Brandsätzen und<br />

Steinen. Die deutsche Lügenpresse<br />

zeigte hingegen nur den Einsatz von<br />

Wasserwerfern der ungarischen<br />

Polizei, der jedoch eine Reaktion auf<br />

die Aggression war. Foto: picture<br />

alliance / dpa<br />

«Von diesem Sturz erbebt das Abendland.<br />

Schreckhaft hallt die Nachricht wider Rom, wie ein<br />

warnender Donner rollt sie nach Frankreich, nach<br />

Deutschland hinüber, und schaudernd erkennt Europa,<br />

dass dank seiner dumpfen Gleichgültigkeit<br />

durch die vergessene Tür, (…) eine schicksalhaft<br />

zerstörende Gewalt hereingebrochen ist, die jahrhundertelang<br />

seine Kräfte binden und lähmen wird.»<br />

So schrieb Stefan Zweig in seinem Buch Sternstunden<br />

der Menschheit über den schicksalshaften 29.<br />

Mai 1453 – den Tag, an dem das christliche Byzanz<br />

von den Osmanen erobert wurde. Die letzte<br />

Festung, die die muslimischen Heere bis dahin gebunden<br />

hatte, hatte damit kapituliert – in der Folgezeit<br />

sollten die Eroberer bis vor die Tore Wiens<br />

marschieren.<br />

2015 öffnete Europa seine Tore dem Millionenheer,<br />

ohne dass die Waffen sprachen. Die Verteidiger<br />

gaben den Weg frei, und nicht ein einziger<br />

Schuss fiel. Dabei waren die Angreifer alles andere<br />

als gewaltlos.<br />

Vom Fallen der Dominosteine<br />

Die Historiker werden sich in späteren Zeiten<br />

streiten, wo der entscheidende Durchbruch gelang.<br />

War es auf den Inseln in der östlichen Ägäis?<br />

Dort kamen seit Anfang August 2015 von der nahen<br />

türkischen Küste beinahe im Stundentakt die<br />

Schlauchboote an – von der griechischen Marine<br />

war weit und breit nichts zu sehen. In glühender<br />

Hitze warteten die Menschen im Stadion von Kos<br />

oder an der Promenade von Lesbos, bis große Fähren<br />

aus Athen kamen, tobten gegen die Registrierung<br />

durch Beamte und prügelten sich untereinander<br />

um die besten Plätze. Der Bürgermeister der Insel,<br />

Giorgos Kyritsis, warnte: «Wenn die Situation<br />

sich weiter verschlimmert, ist ein Blutbad unausweichlich.»<br />

Bevor es jedoch zum Äußersten kam,<br />

ließ man die Massen auf die Schiffe.<br />

Wer in Athen anlandete, für den war der Weg<br />

nach Norden frei – an die Grenze zu Mazedonien. Der<br />

kleine Balkanstaat ist den Hellenen seit seiner Neugründung<br />

1991 ein Dorn im Auge, da er schon mit<br />

seinem Namen an das Weltreich des großen Alexander<br />

erinnert, dessen Erbe auch Athen beansprucht.<br />

Zur Konfrontation kam es beim Städtchen Gevgelija:<br />

Die Polizei sicherte die Grenzen unter Einsatz<br />

von Tränengas – 4.000 Flüchtlinge saßen im Niemandsland<br />

fest. Am 21. August wurde ein Beamter<br />

von einem Migranten erstochen – das konnte<br />

man aber nicht in deutschen, sondern nur in österreichischen<br />

Medien lesen. Am nächsten Tag nutzte<br />

die Masse das humanitäre Entgegenkommen der<br />

Grenzschützer: «Nur wenigen Familien mit kleinen<br />

Kindern hatte die mazedonische Polizei laut Medienberichten<br />

die Weiterreise erlaubt. Dies soll das<br />

Chaos an der Grenze ausgelöst haben, da die Menge<br />

nachdrängte.» (zeit.de)<br />

Merkels Dolchstoß<br />

36<br />

In dieser sich zuspitzenden Situation baute die<br />

ungarische Regierung fieberhaft an einem Zaun,<br />

der – ganz nach Geist und Buchstaben der Schengen-Verträge<br />

– die Südgrenze des Landes und damit<br />

die EU-Außengrenze zum Nichtmitgliedstaat Serbien<br />

vor den illegalen Massen schützen sollte. Die<br />

Fertigstellung war für Ende August geplant. Doch<br />

die Bundesregierung stach den Ungarn den Dolch in<br />

den Rücken: Am 24./25. August 2015 ließ sie durch-


Ausgabe 10/2015 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

blicken, dass Deutschland Syrer künftig auch dann<br />

als <strong>Asyl</strong>bewerber anerkennen werde, wenn sie über<br />

ein anderes Land einreisten – ein klarer Bruch des<br />

Dublin-Abkommens, das eine Registrierung im jeweiligen<br />

Ankunftsstaat festlegt. Damit hatte Merkel<br />

die Syrer «an den gedeckten Tisch eingeladen»<br />

(Premier Viktor Orbán). Die unmittelbare Folge: Am<br />

26. August wurde die ungarische Südgrenze erstmals<br />

großflächig überrannt, Tausende brachen aus<br />

Auffanglagern aus und machten sich auf den Weg<br />

nach Budapest. Ein schwunghafter Handel mit syrischen<br />

Ausweispapieren, echten und gefälschten,<br />

setzte ein – Emigranten jeder Nationalität sahen sie<br />

als Eintrittskarte für das gelobte Land.<br />

Kampf um Röszke<br />

Am 4. September 2015 verkündete Merkel den<br />

generellen Wegfall von Kontrollen an den deutschen<br />

Grenzen. Die Folgen zeigten sich in ihrer<br />

schlimmsten Form am 16. September an der ungarisch-serbischen<br />

Grenze bei Röszke. Tags zuvor<br />

hatte Budapest den Stacheldrahtzaun im gesamten<br />

Verlauf der 135 Kilometer langen Demarkationslinie<br />

zu seinem südlichen Nachbarstaat geschlossen,<br />

jedem illegal Einreisenden drohten seit Mitternacht<br />

mehrjährige Haftstrafen. Auf der serbischen<br />

Seite staute sich eine riesige Menschenmenge auf<br />

offenem Feld.<br />

Am Morgen stellten sie den ungarischen Grenzschützern<br />

ein Ultimatum: Sollten diese die Absperrung<br />

nicht binnen einer Stunde öffnen, würden sie<br />

angegriffen. Als nichts geschah, gingen die Militanten<br />

in die Offensive und bombardierten die Polizisten<br />

mit Stein-, Metall-, Beton- und Ziegelstücken,<br />

14 Beamte wurden verletzt. Auch nachdem die Menge<br />

zuerst den serbischen Kontrollpunkt überrannt<br />

und sich dann gegen den ungarischen Zaun geworfen<br />

hatte, hielten sich die Grenzschützer noch zurück.<br />

Erst als die vorderen Reihen auf ungarisches<br />

Territorium vordrangen, setzte die Polizei Tränengas<br />

und Wasserwerfer ein.<br />

Die Bilder gingen um die Welt, im Westen beklagte<br />

man die Herzlosigkeit und Brutalität der Regierung<br />

von Premier Viktor Orbán. Was nicht gezeigt<br />

wurde: Die Angreifer trugen in einigen Fällen Kinder<br />

als lebendige Schutzschilde vor sich her, zwei<br />

Kinder wurden sogar über den Zaun geworfen. Aufsehen<br />

erregte besonders die Szene, als eine ungarische<br />

Kamerafrau einen syrischen Flüchtling mit seinem<br />

Sohn zu Fall brachte – die Empörung über den<br />

angeblich rassistischen Vorfall war groß. Kaum einer<br />

der Empörten bekam mit, worauf die Kurdenmiliz<br />

PYD – der PKK-Ableger in Syrien – später in<br />

einer Presseerklärung hinwies: Bei dem vermeintlich<br />

armen Opfer handele es sich um Osama Abdul<br />

Mohsen, der in den Reihen der al-Nusra-Front, einem<br />

Ableger von al-Qaida, gekämpft hatte.<br />

Der Pakt mit dem Sultan<br />

Die Invasion über die Balkanroute hat vor allem<br />

der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan möglich<br />

gemacht. Die Frankfurter Allgemeine referierte<br />

dazu Kommentatoren aus Istanbul und Ankara:<br />

«Anfangs tat die Türkei alles, was sie konnte, um<br />

zu verhindern, dass die Seewege für die illegale<br />

Einwanderung nach Europa genutzt werden.» Das<br />

Gevgelija: Auch animiert von<br />

Nachrichten bereits Angekommener<br />

überrannten 2015 weitere<br />

sogenannte Flüchtlinge die Grenze<br />

nach Mazedonien. Dort begann die<br />

Balkanroute nach Deutschland.<br />

Foto: picture alliance/dpa<br />

Die Königin<br />

der Schlepper<br />

Wie Merkel Millionen<br />

ins Land holt<br />

Politikerpack<br />

Gabriel in Heidenau<br />

Modell DDR<br />

Ausländer im Osten<br />

Utopia lebt<br />

Königreich Deutschland<br />

Gothics<br />

Die klugen Schwarzen<br />

Dossier: Ungarn macht dicht<br />

Premier Orban: «Europa den Europäern!»<br />

Am 4.9.2015 öffnete Merkel die<br />

Grenzen. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Orban warnte vor<br />

einem «Geheimpakt»<br />

zwischen<br />

Berlin und Ankara.<br />

37


Ausgabe 4/2016 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />

«Der ewige Muslimbruder»<br />

Merkel im<br />

Erdowahn<br />

Die türkische Kanzlerin<br />

AfD-Triumph<br />

Klatsche für Blockparteien<br />

Bargeld-Verbot<br />

Die digitale Enteignung<br />

HC Strache<br />

Das große Interview<br />

Spur zum Mossad<br />

Der Barschel-Krimi<br />

Dossier: US-Wahlen<br />

Präsidentin Killary Killary und und die die Neocons<br />

Überall, wo der Dschihad vorbereitet<br />

wird, finden sich Emissäre<br />

eines Geheimbundes: der<br />

Muslimbruderschaft (MB). Sie<br />

gilt als Spinne im Netz des islamischen<br />

Terrorismus auf allen<br />

Kontinenten und hat heute nach<br />

eigenen Angaben 100 Millionen<br />

Mitglieder, die in nationalen<br />

Sektionen in über 70 Ländern organisiert<br />

sind.<br />

Auch dem türkischen Präsidenten<br />

werden Verbindungen zur<br />

MB nachgesagt: «Recep Tayyip<br />

Erdogan, der ewige Muslimbruder»,<br />

titelte Die Welt Ende 2013.<br />

In jedem Fall gehörte Erdogans<br />

politischer Ziehvater Necmettin<br />

Erbakan der Geheimgesellschaft<br />

an: Die Muslimbrüder hatten<br />

auf die Gründung eines türkischen<br />

Zweiges verzichtet, weil<br />

sie in der von Erbakan geführten<br />

Milli-Görüs-Bewegung (Nationale<br />

Sicht) Gesinnungsgenossen<br />

sahen.<br />

Erdogans Ausspruch aus dem<br />

Jahr 1998 passt jedenfalls ganz<br />

gut zu dem Geheimbund: «Die<br />

Demokratie ist nur der Zug, auf<br />

den wir aufsteigen, bis wir am<br />

Ziel sind. Die Moscheen sind<br />

<strong>unsere</strong> Kasernen, die Minarette<br />

<strong>unsere</strong> Bajonette, die Kuppeln<br />

<strong>unsere</strong> Helme und die Gläubigen<br />

<strong>unsere</strong> Soldaten.»<br />

(Mehr zur Muslimbruderschaft<br />

in <strong>COMPACT</strong>-<strong>Spezial</strong> Nr. 8: <strong>Asyl</strong>.<br />

Das Chaos – So kommt der Bürgerkrieg<br />

zu uns.)<br />

habe sich aber 2015 geändert. «Enttäuscht von einer<br />

Welt, die seinen Ideen zur Befriedung Syriens nicht<br />

folgen will, habe sich Erdogan dazu entschlossen,<br />

die Flüchtlingsmassen nach Europa weiterzuleiten.<br />

Wer nicht hören will, muss aufnehmen.» Und weiter:<br />

«Erdogan lässt die Menschen aus Kalkül ziehen,<br />

er setzt die Flüchtlinge als Druckmittel gegen<br />

Europa ein.»<br />

«Gelangen IS-Terroristen über die Türkei in die<br />

Europäische Union?» lautete die Überschrift eines<br />

FAZ-Artikels vom 17. Januar 2015. «Dies bestätigte<br />

der Vorsitzende der türkischen Regierungspartei<br />

AKP in der Provinz Mersin», schrieb FAZ-Korrespondent<br />

Michael Martens weiter. Unter den sage<br />

und schreibe 110.000 Syrern, die sich damals in<br />

Mersin aufhielten, agierten Schlepperbanden mit<br />

Lockangeboten für den Transport in die EU. Zu den<br />

Vermutungen von Menschenrechtlern, der türkische<br />

Geheimdienst müsse von der Bandentätigkeit<br />

Kenntnis haben, sagte der Politiker: «Wenn (…)<br />

eine Person sagt, solche Dinge könnten nicht geschehen,<br />

ohne dass der Geheimdienst davon wisse,<br />

dann ergibt das auch für mich Sinn.»<br />

Bei dem vermeintlichen Opfer<br />

handelte es sich um einen Dschihadisten<br />

der al-Nusra-Front.<br />

Trotzdem handelte die Bundeskanzlerin mit Erdogan<br />

im Frühjahr 2016 einen Flüchtlingspakt aus.<br />

Gegen Zahlungen von sechs Milliarden Euro aus<br />

den EU-Kassen – deutscher Anteil: 855 Millionen<br />

Euro – erklärte sich der osmanische Despot bereit,<br />

alle aus seinem Land nach Griechenland kommenden<br />

Flüchtlinge zurückzunehmen, also nicht nur offensichtliche<br />

Betrüger mit rein wirtschaftlichen Interessen,<br />

sondern auch die Syrer, die tatsächlich<br />

humanitäre Schutzrechte beanspruchen könnten.<br />

Was sich auf den ersten Blick gut anhörte, hatte<br />

im Kleingedruckten einen riesigen Pferdefuß: Für<br />

jeden zurückgenommenen Migranten sollte Ankara<br />

einen anderen, der sich bisher schon in der Türkei<br />

aufhält, ganz offiziell an die EU überstellen können.<br />

dem Jumbo nach Berlin oder Düsseldorf geflogen.<br />

Auch diese Spesen – etwa 200 Euro pro Kopf – hätte<br />

der Fiskus in Deutschland zu finanzieren.<br />

Die Erpressung<br />

Den Verhandlungen vom März 2016 war ein monatelanges<br />

Powerplay vorangegangen, in dem Recep<br />

Tayyip Erdogan mit der kompletten Öffnung der<br />

Grenzen für Flüchtlinge drohte, sollte Brüssel seinen<br />

Forderungen nicht nachgeben. Die Website<br />

euro2day.gr veröffentlichte im Februar 2016 das<br />

vierseitige Protokoll eines Gesprächs, das der türkische<br />

Präsident mit EU-Kommissionschef Jean-<br />

Claude Juncker und EU-Ratspräsident Donald Tusk<br />

am Rande des G20-Gipfels im November in Antalya<br />

geführt haben soll.<br />

Als man sich beim Geld zunächst nicht einigen<br />

konnte, wurde der Autokrat giftig: «Wir können die<br />

Tore nach Griechenland und Bulgarien jederzeit öffnen<br />

und die Flüchtlinge in Busse setzen.» Provokativ<br />

stichelte Erdogan weiter: «Wie wollen Sie mit den<br />

Flüchtlingen umgehen, wenn Sie keine Einigung erzielen?<br />

Die Flüchtlinge töten?» Tusk habe geantwortet,<br />

man könne die EU weniger attraktiv für Migranten<br />

machen, aber das sei nicht die Lösung, die man<br />

wolle. Daraufhin habe Erdogan geantwortet, dass<br />

Europa mit mehr als nur einem toten Jungen an<br />

der türkischen Küste konfrontiert werde. «Es werden<br />

10.000 oder 15.000 sein. Wie wollen Sie damit<br />

umgehen?» Juncker soll ihn daraufhin besänftigt<br />

haben: «Wir arbeiten hart, und wir haben Sie<br />

in Brüssel wie einen Prinzen behandelt.» Erdogan<br />

habe zurückgegeben: «Wie einen Prinzen? Natürlich,<br />

ich repräsentiere kein Dritte-Welt-Land.»<br />

Als die Verhandlungen trotzdem nicht mit dem<br />

von ihm gewünschten Ergebnis endeten, setzte er<br />

Mitte Februar noch einmal die Daumenschrauben<br />

an: «Erdogan droht Merkel mit hunderttausenden<br />

neuen Flüchtlingen», meldeten die Deutsch Türkischen<br />

Nachrichten. Danach soll die Kanzlerin eingeknickt<br />

sein. Doch ihre Kapitulation war in Wirklichkeit<br />

Kollaboration: Die EU war nämlich im Februar<br />

2016 bei der Sicherung ihrer Außengrenze<br />

gar nicht mehr auf die Unterstützung durch Erdogan<br />

angewiesen.<br />

38<br />

<strong>COMPACT</strong> 4/2016. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Da mittlerweile über zwei Millionen Menschen<br />

aus den Kampfzonen zwischen Levante und Euphrat<br />

nach Kleinasien geflohen sind, könnte der Ringtausch<br />

ziemlich lange fortgesetzt werden, ohne<br />

dass die Zahl der nach Europa Kommenden abnähme.<br />

Es gäbe nur einen Unterschied: Die Neusiedler<br />

müssten sich ihren Weg ins gelobte Deutschland<br />

nicht mehr unter Strapazen und Gefahren selbst suchen<br />

und auch noch die Schleuser bezahlen, sondern<br />

würden bequem aus Istanbul oder Izmir mit<br />

Dank der Initiative des ungarischen Premiers<br />

Viktor Orbán hatten die Balkanstaaten nämlich von<br />

ganz alleine mit der Schließung ihrer Grenzen begonnen.<br />

Doch genau in dem Moment, als die Balkanroute<br />

wirklich dicht war und die Massen an der<br />

mazedonischen Grenze nicht mehr weiterkamen, erfand<br />

Merkel mit Erdogan zusammen eine Ausweichoption,<br />

wie künftig die Massen direkt von der Türkei<br />

nach Europa geflogen werden könnten – den oben<br />

beschriebenen Deal.


Ein mörderischer Sommer<br />

Lauter Einzelfälle: der Axtmörder von Würzburg, der Selbstmordbomber<br />

von Ansbach, der Machetenkiller von Reutlingen...<br />

39


Terrorists welcome<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Merkel gibt Mördern <strong>Asyl</strong>: Von Paris und Brüssel über Würzburg,<br />

Reutlingen und Ansbach zieht sich die Blutspur, die vermeintliche<br />

Flüchtlinge durch friedliche Städte und Dörfer gezogen haben. Sie<br />

kamen, weil die Bundeskanzlerin Deutschland zum Multikulti-Paradies<br />

gemacht und die Grenzen geöffnet hat.<br />

lidarität zu zeigen. Während sie 2015 ihre Amtsgeschäfte<br />

unterbrochen hatte, um in Aufnahmelagern<br />

mit den <strong>Asyl</strong>bewerbern für Selfies zu posieren,<br />

blieb sie in diesen Horrortagen, als die ganze<br />

Nation in Angst und Panik war, eisern in ihrem Urlaubsort<br />

an der Uckermark.<br />

40<br />

Sie wiederholte die<br />

verhasste Formulierung:<br />

«Wir schaffen<br />

das.»<br />

2016 war der Sommer der Kanzlerin – ein blutiger<br />

Sommer. Hunderte von Übergriffen auf Frauen<br />

in Freibädern und auf Polizisten in Problemvierteln<br />

konnten die Lügenmedien verschweigen und zu<br />

Einzelfällen bagatellisieren. Aber als der fundamentalistische<br />

Terror, den man zuvor nur in Fernsehaufnahmen<br />

aus Städten im Ausland gesehen hatte,<br />

Ende Juli 2016 die Bundesrepublik erreichte, gewann<br />

der Schrecken für die Deutschen eine neue,<br />

eine erfahrbare Dimension. Der Axtkiller von Würzburg,<br />

der Machetenmörder von Reutlingen, der Nagelbomber<br />

von Ansbach – sie alle waren als Flüchtlinge<br />

gekommen, sie alle waren Moslems.<br />

Die Bundeskanzlerin sah sich in keinem dieser<br />

Fälle bemüßigt, die Schreckensorte aufzusuchen<br />

und den Verletzten in den Krankenhäusern ihre So-<br />

Keine Selbstkritik, nirgends<br />

Erst am 28. Juli bequemte sich Angela Merkel zu<br />

einer vorgezogenen Bundespressekonferenz nach<br />

Berlin – aber nur, um ihre Landsleute ein weiteres<br />

Mal zu verhöhnen. Erneut bekräftigte sie die<br />

Politik, durch die sie im September 2015 Deutschland<br />

zum Magneten für die weltweiten Migrationsströme<br />

gemacht hat: «Ich bin heute wie damals davon<br />

überzeugt, dass wir es schaffen, <strong>unsere</strong>r historischen<br />

Aufgabe – und dies ist eine historische<br />

Bewährungsaufgabe in Zeiten der Globalisierung –<br />

gerecht zu werden.» Arrogant wiederholte sie die<br />

mittlerweile im Volk verhasste Formulierung: «Wir<br />

schaffen das. Und wir haben im Übrigen in den letzten<br />

elf Monaten sehr, sehr viel bereits geschafft.»<br />

Wie müssen sich bei diesen Worten die Menschen


1<br />

<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ein mörderischer Sommer<br />

zei, ein Mehr an Videoüberwachung und rigorosere<br />

Abschiebungen – Punkte, die schon oft angekündigt<br />

worden sind, ohne dass dies zu Resultaten geführt<br />

hätte.<br />

Milde für die Mörder<br />

Ausdrücklich betonte Merkel auf dieser Pressekonferenz:<br />

«Wir befinden uns in keinem Krieg oder<br />

keinem Kampf gegen den Islam.» Was aber, wenn<br />

die Anhänger des Propheten uns ihrerseits schon<br />

längst den Krieg erklärt haben? Der 17-jährige Riaz<br />

Khan Ahmadzai, der am 18. Juli 2016 in einem Regionalzug<br />

bei Würzburg mit Axt und Messer auf Mitreisende<br />

einhieb, sagte in seinem Bekennervideo:<br />

«Jeder Mudschahed wird zu Euch kommen und Euch<br />

in Euren eigenen Häusern töten. (…) Wie Ihr seht,<br />

habe ich in Eurem Land gelebt. Ich habe in Euren<br />

Häusern meinen Plan gemacht und werde Euch in<br />

Euren Häusern und auf der Straße töten, so dass Ihr<br />

Frankreich vergessen werdet.»<br />

Bundesinnenminister Thomas<br />

de Maizière kassierte das Burka-<br />

Verbot.<br />

Bruch des Dublin-<br />

Vertrages<br />

Das Dublin-Abkommen sieht<br />

vor, dass Flüchtlinge nur in dem<br />

Land <strong>Asyl</strong> bekommen können, in<br />

dem sie zum ersten Mal EU-Territorium<br />

betreten und einen Antrag<br />

stellen. Die Bundesregierung<br />

hält sich nicht an dieses<br />

Abkommen und schickt fast niemanden<br />

nach – zum Beispiel –<br />

Griechenland oder Italien zurück.<br />

Vertragstreu verhält sie<br />

sich nur, wenn andere Staaten<br />

von Deutschland verlangen, ihnen<br />

<strong>Asyl</strong>bewerber abzunehmen,<br />

weil sie über die BRD dorthin<br />

weitergereist sind. Durch<br />

die asymmetrische Auslegung<br />

des Dublin-Abkommens ist die<br />

absurde Situation entstanden,<br />

dass die Bundesrepublik im ersten<br />

Halbjahr 2016 mehr <strong>Asyl</strong>anten<br />

von den Vertragspartnern<br />

übernahm (6.657) als sie an diese<br />

überstellte (1.758).<br />

Dieses Bild vom Selfie des Syrers Anis M. mit der Kanzlerin<br />

wurde 2015 zu einem der Symbole der Merkelschen Refugeewelcome-Politik.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

fühlen, die in den letzten elf Monaten Opfer von<br />

Merkels Refugees-welcome-Kurs geworden sind?<br />

Die «Würde des Menschen ist unantastbar», führt<br />

die CDU-Politikerin aus – und begründet mit diesem<br />

Grundgesetzartikel, warum man keinem <strong>Asyl</strong><br />

verweigern dürfe. Dass auch wir Inländer ein Recht<br />

auf Würde, auf Eigentum und auf körperliche Unversehrtheit<br />

haben und sie im Amtseid geschworen<br />

hat, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden<br />

– das kam ihr nicht über die Lippen.<br />

Wer immer gehofft hatte, in der Union würde das<br />

sture «Weiter so» ihrer Frontfrau einen Aufschrei<br />

provozieren, musste sich mit einem Sturm im Wasserglas<br />

begnügen. Die CSU attestierte ihr «Blauäugigkeit»<br />

und wiederholte ihre schon im Frühjahr<br />

zahnlos gewordene Drohung, einen eigenen Kanzlerkandidaten<br />

aufzustellen. Die Innenminister der<br />

Unions-regierten Länder brachten zwar kurzfristig<br />

einen Forderungskatalog in Umlauf, der auch ein<br />

Ende der doppelten Staatsbürgerschaft und ein<br />

Burka-Verbot umfasste – doch Bundesinnenminister<br />

Thomas de Maizière kassierte die Vorlage. Realistisch<br />

sind für ihn nur eine Aufstockung der Poli-<br />

Es wirft ein grelles Schlaglicht auf die Blindheit,<br />

wenn nicht den Verrat der politischen Klasse, dass<br />

die Frankfurter Allgemeine Zeitung dieselbe Seite,<br />

auf der sie diese Kriegserklärung des jungen Afghanen<br />

zitierte, unter anderem mit der dämlichen Frage<br />

aufmachte: «War der Angreifer von Würzburg psychisch<br />

krank oder ein überzeugter Islamist?» Letzteres<br />

ist für die Journaille offensichtlich erst dann erwiesen,<br />

wenn jemand einen Mitgliedsausweis des<br />

Islamischen Staates mit sich führt – ein Bekennervideo<br />

genügt nicht… Noch abstoßender waren nur<br />

die Kritik der grünen Politikerin Renate Künast an<br />

dem finalen Todesschuss, mit dem die Polizei den<br />

Dschihadisten schließlich gestoppt hatte, und die<br />

Islamversteherei des Bundespräsidenten im Bild-<br />

Interview zwei Tage nach Würzburg. Man müsse<br />

Lösungen suchen «auch bei der sozialen Integration,<br />

denn die Mehrheit der terroristischen Mörder<br />

kommt aus dem gesellschaftlichen Abseits», salbaderte<br />

Joachim Gauck. Dabei hat Deutschland<br />

dem Axtkiller ein Maximum an «sozialer Integration»<br />

geboten! Der minderjährige <strong>Asyl</strong>bewerber war<br />

zunächst monatelang in einem früheren Kolpingheim<br />

untergebracht – die «besonders gute Unterkunft»<br />

(FAZ) kostete den Steuerzahler in seinem Fall<br />

satte 50.000 Euro. Zwei Wochen vor der Tat durfte<br />

er dann sogar noch in eine Pflegefamilie wechseln.<br />

«Alles schien sich gut zu entwickeln; er bekam eine<br />

Praktikumsstelle in einer Bäckerei, eine Lehrstelle<br />

Mohamed Daleel.<br />

Foto: picture alliance / AP Photo<br />

Hochglanzmagazin des Islamischen<br />

Staates. Foto: Dabiq<br />

41


Ausgabe 9/2016 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ein mörderischer Sommer<br />

Terrorists<br />

welcome<br />

Merkel gibt Mördern <strong>Asyl</strong><br />

Kein Amok<br />

Das München-Massaker<br />

Berlin kaputt<br />

Moscheen und Migranten<br />

Der Putsch<br />

USA gegen Erdogan<br />

Pokemon<br />

Monster fressen Nerds<br />

Dossier: Die Die neue neue Protestjugend<br />

Opposition<br />

Hip, konservativ, Hip, Querfront rebellisch – nicht – links, die – die Identitären nicht rechts kommen!<br />

<strong>COMPACT</strong>-<strong>Spezial</strong> Nummer 8 –<br />

«<strong>Asyl</strong>. Das Chaos.» Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Die Heimunterbringung<br />

des späteren<br />

Axtkillers kostete<br />

den Staat 50.000<br />

Euro.<br />

Bild links: Die Bombe von Ansbach<br />

zerstörte im Juli 2016 auch diese<br />

Scheibe. Foto: picture alliance / dpa<br />

Bild rechts: Auch der Axtschwinger<br />

von Würzburg kam als sogenannter<br />

Schutzsuchender nach Deutschland.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

war in Aussicht», schreibt die FAZ. Doch die Gastfreundschaft<br />

führte den Fanatiker gerade nicht an<br />

<strong>unsere</strong> Gesellschaft heran, sondern offerierte ihm<br />

eine komfortable Ruhezone zur Vorbereitung seiner<br />

Verbrechen.<br />

Auf ähnliche Weise wurde der Anschlag in Ansbach<br />

durch falsch verstandene Rücksicht möglich<br />

gemacht. Der <strong>Asyl</strong>antrag des späteren Bombenlegers<br />

Mohamed Daleel wurde im Dezember 2014 abgelehnt,<br />

weil er aus dem sicheren Drittstaat Bulgarien<br />

gekommen war. Doch zur Rückführung dorthin<br />

kam es nicht – unter anderem, weil Harald Weinberg,<br />

Nürnberger Bundestagsabgeordneter der<br />

Linkspartei, sich für sein Bleiberecht einsetzte, sodass<br />

Daleels Abschiebung im Februar 2015 ausgesetzt<br />

wurde. Erst Mitte Juli 2016 – also 16 Monate<br />

später! – wurde dem Syrer mitgeteilt, dass<br />

er jetzt ausreisen müsse – und auch dagegen hätte<br />

er noch einen Monat lang Zeit zum Widerspruch<br />

gehabt. Weinberg bereute übrigens auch nach der<br />

Bluttat seinen Einsatz für Daleel nicht: «Nach allem,<br />

was ich damals wusste, würde ich heute wieder<br />

so entscheiden.»<br />

Totaler Kontrollverlust<br />

Von Anfang an profitierten die Killer von der –<br />

von oben angeordneten! – Passivität des Staates.<br />

Der Würzburger Täter reiste im Juni 2015 ein, also<br />

sogar noch vor Beginn der großen Flut, und trotzdem<br />

schaffte es die Bundespolizei schon zu diesem Zeitpunkt<br />

meistens nicht, von <strong>Asyl</strong>bewerbern Fingerabdrücke<br />

zu nehmen – so rutschte auch Ahmadzai<br />

durch. Personaldokumente hatte er ebenfalls nicht<br />

vorzuweisen – dennoch glaubte man seiner Angabe,<br />

dass er erst 16 Jahre alt sei. Deswegen durfte er<br />

«das für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge übliche<br />

Prozedere» durchlaufen und gleich erhebliche<br />

Privilegien in Anspruch nehmen: «einen möglichst<br />

sofortigen Zugang zu Schule und Ausbildung, Inobhutnahme<br />

durch das Jugendamt, Unterbringung in<br />

einer speziellen Unterkunft» (FAZ, 22. Juli 2016). Als<br />

dieser Skandal nach dem Würzburger Attentat «quälende<br />

Fragen nach der sicherheitspolitischen Lage in<br />

Deutschland» (ebenda) aufwarf, verteilte das Bundesamt<br />

für Migration und Flüchtlinge ein Placebo.<br />

«Alle Flüchtlinge in Deutschland seien mittlerweile<br />

registriert und polizeilich überprüft», wurde eine Behördensprecherin<br />

elf Tage später zitiert. Das stieß<br />

tags darauf selbst dem systemkonformen Mitteldeutschen<br />

Rundfunk sauer auf: «Zweifel sind erlaubt,<br />

schließlich sprechen Landespolitiker wie Ministerpräsident<br />

[Reiner] Haseloff in Magdeburg von<br />

100.000 oder mehr Menschen, die illegal kamen und<br />

von denen niemand weiß, wo sie leben.»<br />

Wie jemand «polizeilich überprüft» werden kann,<br />

der keine Personaldokumente vorzuweisen hat, ist<br />

ohnedies ein Rätsel. Das traf im Januar 2016 auf<br />

satte 77 Prozent der <strong>Asyl</strong>forderer zu – so die FAZ<br />

mit Verweis auf die Bundespolizei. Eine besondere<br />

Schwachstelle sind die unbegleiteten minderjährigen<br />

Flüchtlinge, die als besonders schutzbedürftig<br />

eingestuft und deshalb mit Samthandschuhen angefasst<br />

werden. Dabei ist es gerade diese Gruppe,<br />

die nach Angaben des Schweriner Innenministers<br />

Lorenz Cafier (CDU) «immer wieder durch Gewalt<br />

und Straftaten» auffalle – der Würzburger Mordbube<br />

war nur der bis dato schlimmste Fall. Im April<br />

2016 meldete das Bundesinnenministerium, dass<br />

8.629 minderjährige <strong>Asyl</strong>bewerber vermisst wer-<br />

42


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ein mörderischer Sommer<br />

den – keiner weiß, wie viele davon in illegale Kriminalität<br />

und Prostitution gezwungen wurden oder<br />

sich dem IS angeschlossen haben. Der Verfassungsschutz<br />

warnt jedenfalls schon seit Längerem, dass<br />

die Teenager «ein häufiges Ziel von Anwerbeversuchen<br />

islamistischer Extremisten» sind. «In den<br />

vergangenen Monaten seien mehr als 300 Fälle registriert<br />

worden», resümierte die FAZ am 20. Juli.<br />

Gefälschte Pässe<br />

Die Hauptverantwortliche dieser falschen Toleranzpolitik<br />

ist die Bundeskanzlerin. Sie hat die Richtlinienkompetenz<br />

über ihre Minister – und deshalb<br />

geht auf ihr Konto, dass <strong>unsere</strong> Grenzen so durchlässig<br />

wurden. Besonders verheerend für die Sicherheitslage<br />

war, dass sie am 4. September 2015 den<br />

förmlichen Verzicht auf alle Einreisekontrollen anordnete<br />

– in der Folge konnten Dschihadisten noch<br />

leichter ins Land kommen.<br />

So waren drei der acht IS-Attentäter, die am 13.<br />

November 2015 in Paris 130 Menschen töteten und<br />

352 verletzten, über das dank Merkel sperrangelweit<br />

geöffnete Einfallstor in Südosteuropa eingereist.<br />

Trotzdem verkündete Bundesjustizminister<br />

Heiko Maas damals dreist, es gebe «keine Verbindung<br />

zwischen Terror und Flüchtlingen».<br />

Nicht anders war es bei der Anschlagsserie am<br />

22. März 2016 in der belgischen Hauptstadt, mit 35<br />

Toten und über 300 Verletzten: «Zumindest drei der<br />

Attentäter von Brüssel sind als Flüchtlinge getarnt<br />

über die Balkanroute in die EU eingereist», meldete<br />

die Kronen Zeitung am 31. März. Später wurde klar,<br />

dass noch mehr Killer sich als <strong>Asyl</strong>bewerber kostümiert<br />

hatten. «Die IS-Terroristen, so glauben die<br />

französischen Ermittler inzwischen, reisten mehrheitlich<br />

als syrische Flüchtlinge getarnt auf der sogenannten<br />

Balkanroute in die Europäische Union»,<br />

referierte die Welt am 6. April den Ermittlungsstand.<br />

Auch dieses Mal versuchte Maas abzuwiegeln:<br />

«Die Terroristen sind keine Flüchtlinge», erklärte er.<br />

Als Organisator fungierte in beiden Fällen Salah<br />

Abdeslam, der Bruder eines der Selbstmordbomber<br />

vom 13. November 2015. Er pendelte immer wieder<br />

zwischen Griechenland und den späteren Anschlagsorten<br />

hin und her. Am 8. und 9. September 2015 fuhr<br />

er zum Beispiel gezielt von Belgien nach Budapest<br />

und parkte dort unweit des Ostbahnhofes, wo sich<br />

zu diesem Zeitpunkt Tausende von Syrern und anderen<br />

angeblichen Flüchtlingen in Erwartung der Weiterreise<br />

nach Mitteleuropa gesammelt hatten. Das<br />

Datum steht in unmittelbarer Verbindung mit dem<br />

Wegfall der deutschen Grenzkontrollen, den Merkel<br />

vier Tage zuvor verfügt hatte. Abdeslam erkannte<br />

offensichtlich, dass diese Situation günstig war,<br />

um mordlustige Dschihadisten zu schleusen. Erwiesen<br />

ist jedenfalls, dass er auf dem Rückweg Mohamed<br />

Belkaid und Nadschim Lachraoui im Auto hatte:<br />

den angeblichen Logistiker der Pariser Anschläge<br />

und einen der Attentäter vom Brüsseler Flughafen.<br />

Das Verblüffende: Die Killer wiesen sich beim<br />

Betreten von Schengen-Europa zumeist mit gefälschten<br />

Pässen als Syrer aus. Auf diese Idee hatte<br />

sie Merkel höchstpersönlich gebracht: Sie ordnete<br />

bereits in den letzten Augusttagen 2015 an,<br />

dass Flüchtlinge aus diesem Bürgerkriegsland unter<br />

Bruch des Dublin-Abkommens auf jeden Fall in<br />

Deutschland einreisen könnten und nicht in den<br />

Staat, wo sie zuerst in die EU gekommen waren,<br />

zurückgeschoben werden dürften.<br />

«Die Terroristen sind keine Flüchtlinge.»<br />

<br />

Heiko Maas<br />

Aber die Schuld der Bundeskanzlerin ist noch<br />

größer. Es stimmt nämlich nicht, wie die Leitmedien<br />

behaupten, dass man die gefälschten Personaldokumente<br />

nicht hätte entdecken können – weil es<br />

sich dabei gar nicht um Fälschungen handelte, sondern<br />

um originale Blankopässe, von denen der IS<br />

und die verbündete al-Nusra-Front schon 2015 insgesamt<br />

3.800 gestohlen hatten. Dabei wird geflissentlich<br />

übergangen, dass man die Inhaber dieser<br />

Papiere sehr wohl hätte identifizieren können, denn:<br />

«Die Nummern der gestohlenen Pässe sind den Behörden<br />

bekannt und zur Fahndung ausgeschrieben.<br />

Die Informationen gab Griechenland bereits im Juni<br />

in das Schengeninformationssystem (SIS) ein» (Berliner<br />

Zeitung, 24.9.2015). Hätte die Bundeskanzlerin<br />

also Anfang September des Jahres die Grenzkontrollen<br />

nicht aufheben und stattdessen jedes Ausweis-<br />

Siegesfeiern nach dem Einmarsch<br />

in Ungarn. Die Magyaren schlossen<br />

im Oktober 2015 als erstes europäisches<br />

Land ihre Grenzen für<br />

Illegale – gegen das Wutgeheul des<br />

bunten Establishments in Berlin und<br />

Brüssel. Foto: picture alliance / dpa<br />

Syrien-Dschihadisten<br />

aus Deutschland<br />

Aus Deutschland stammende<br />

Gotteskrieger<br />

120<br />

200<br />

240<br />

270<br />

300<br />

400<br />

450<br />

550<br />

60<br />

600<br />

700<br />

Quelle: Verfassungsschutz<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

12/2014<br />

01/2015<br />

06/2013<br />

08/2013<br />

10/2013<br />

12/2013<br />

01/2014<br />

02/2014<br />

08/2014<br />

09/2014<br />

05/2015<br />

43


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ein mörderischer Sommer<br />

44<br />

Das <strong>Asyl</strong>recht im<br />

Grundgesetz<br />

In Artikel 16a heißt es:<br />

(1) Politisch Verfolgte genießen<br />

<strong>Asyl</strong>recht.<br />

(2) Auf Absatz 1 kann sich nicht<br />

berufen, wer aus einem Mitgliedstaat<br />

der Europäischen Gemeinschaften<br />

oder aus einem<br />

anderen Drittstaat einreist, in<br />

dem die Anwendung des Abkommens<br />

über die Rechtsstellung<br />

der Flüchtlinge und der<br />

Konvention zum Schutze der<br />

Menschenrechte und Grundfreiheiten<br />

sichergestellt ist. Die<br />

Staaten außerhalb der Europäischen<br />

Gemeinschaften, auf die<br />

die Voraussetzungen des Satzes<br />

1 zutreffen, werden durch<br />

Gesetz, das der Zustimmung<br />

des Bundesrates bedarf, bestimmt.<br />

In den Fällen des Satzes<br />

1 können aufenthaltsbeendende<br />

Maßnahmen unabhängig von<br />

einem hiergegen eingelegten<br />

Rechtsbehelf vollzogen werden.<br />

(3) Durch Gesetz, das der Zustimmung<br />

des Bundesrates bedarf,<br />

können Staaten bestimmt<br />

werden, bei denen auf Grund<br />

der Rechtslage, der Rechtsanwendung<br />

und der allgemeinen<br />

politischen Verhältnisse gewährleistet<br />

erscheint, dass dort<br />

weder politische Verfolgung<br />

noch unmenschliche oder erniedrigende<br />

Bestrafung oder Behandlung<br />

stattfindet. (…)<br />

(4) Die Vollziehung aufenthaltsbeendender<br />

Maßnahmen wird<br />

in den Fällen des Absatzes 3<br />

und in anderen Fällen, die offensichtlich<br />

unbegründet sind oder<br />

als offensichtlich unbegründet<br />

gelten, durch das Gericht<br />

nur ausgesetzt, wenn ernstliche<br />

Zweifel an der Rechtmäßigkeit<br />

der Maßnahme bestehen (…).<br />

(5) Die Absätze 1 bis 4 stehen<br />

völkerrechtlichen Verträgen von<br />

Mitgliedstaaten der Europäischen<br />

Gemeinschaften untereinander<br />

und mit dritten Staaten<br />

nicht entgegen (…).<br />

Geld gibt es in Germoney auch,<br />

wenn die Fahne falsch herum hängt.<br />

Foto: picture alliance / AP Photo<br />

dokument der Einreisenden überprüfen lassen, hätten<br />

durch SIS-Abgleich alle verdächtigen Personen<br />

sofort festgenommen und eingesperrt werden können.<br />

Nur weil das nicht geschah, konnten die Gotteskrieger<br />

durchschlüpfen und auf ihre Stunde warten.<br />

Merkel contra Sicherheit<br />

Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen<br />

gab Mitte April 2016 zu, dass man die Situation<br />

«zunächst falsch eingeschätzt» habe: Man habe<br />

es «für unwahrscheinlich gehalten, dass der IS den<br />

Flüchtlingsstrom nutzen» werde. Maaßen weiter:<br />

«Wir dachten, das Risiko sei schlichtweg viel zu<br />

hoch. Mittlerweile wissen wir: Was den IS angeht,<br />

müssen wir eben auch dazulernen.» Das «islamistisch-terroristische<br />

Potential» in der Bundesrepublik<br />

beziffert er auf 1.100 Personen, hinzu kämen<br />

8.650 Salafisten.<br />

Maaßen warnte schon damals vor Anschlägen<br />

auch bei uns: «Deutsche Städte werden in einem<br />

Zusammenhang mit anderen Metropolen wie Paris,<br />

London oder Brüssel genannt.» Der Axtschlächter<br />

von Würzburg und der Bombenleger von Ansbach<br />

zeigen, wie Recht er mit dieser Warnung hatte.<br />

Mittlerweile ist auch klar, «dass beide Männer<br />

mehrfach Kontakte zu Personen hatten, die mutmaßlich<br />

dem Islamischen Staat (IS) angehören, und<br />

dass sie bei der Ausführung ihrer Anschläge bis in<br />

deren Einzelheiten hinein gesteuert wurden» (FAZ,<br />

6. August 2016).<br />

Die Chefs von Bundespolizei und BND, Dieter Romann<br />

und Gerhard Schindler, hatten, zusammen mit<br />

Maaßen, schon im Herbst 2015 ein Ende der naiven<br />

Refugees-welcome-Politik gefordert. «Aufstand<br />

gegen Merkel?» fragte Die Welt Ende Oktober. «Sicherheitsbehörden<br />

warnen wegen der Flüchtlingskrise<br />

vor totalem Kontrollverlust. Sie halten den<br />

Kurs der Kanzlerin für brandgefährlich – und fordern<br />

die Schließung der Grenzen.» Jan Fleischhauer,<br />

einer der wenigen Realisten bei Spiegel-Online,<br />

erzählt das Trauerspiel weiter: «Im Kanzleramt hörte<br />

man sich ihre Sorgen an, aber man hatte immer<br />

neue Gründe, warum eine Abriegelung nicht möglich<br />

sei. Die Lage in Griechenland. Technisch nicht<br />

machbar. Zum Schluss hieß es, wenn Deutschland<br />

seine Grenze dichtmache, hätte das einen Krieg auf<br />

dem Balkan zur Folge. Wer einen der drei obersten<br />

Sicherheitsexperten in diesen Wintertagen traf,<br />

konnte ihre Verzweiflung mit Händen greifen.»<br />

Selbst nach dem blutigen Sommer 2016 will die<br />

Rautenfrau nicht auf ihre Sicherheitsexperten hören.<br />

«Nach <strong>unsere</strong>r Auffassung – nach meiner Auffassung,<br />

aber auch nach Auffassung der [EU-]Kommission<br />

– ist eine Zurückweisung eines <strong>Asyl</strong>suchenden<br />

nicht möglich», verkündete sie apodiktisch auf<br />

der Pressekonferenz am 28. Juli. «Damit ist eine<br />

Auffassung vom Tisch, die im Oktober vorigen Jahres<br />

auf vier dichtbeschriebenen Seiten von Fachleuten<br />

des Bundesinnenministeriums ausgearbeitet<br />

worden war, allerdings nicht als offizielle Position<br />

des Hauses. Die Autoren kamen ausdrücklich<br />

zu dem Schluss, dass auch die Dublin-Verordnung<br />

die Zurückweisung in einen sicheren Drittstaat zulasse»,<br />

kommentierte die FAZ. Das war gegenüber<br />

der Kanzlerin sehr höflich formuliert.<br />

Tatsächlich sind solche Zurückweisungen laut<br />

Dublin-Vertrag, vor allem aber gemäß Grundgesetz<br />

keineswegs nur zulässig, sondern zwingend vorgeschrieben,<br />

wenn ein Antragsteller aus einem sicheren<br />

Drittstaat – und das sind ausnahmslose alle<br />

an <strong>unsere</strong>n Grenzen – kommt. Nur wer auf dem Luftoder<br />

Seeweg deutsches Territorium erreicht, kann<br />

demnach <strong>Asyl</strong> beantragen. Deswegen gingen einige<br />

der damaligen Eingaben aus dem Innenministerium<br />

auch wesentlich weiter, als es die Merkel-Presse<br />

heute noch wahrhaben will. Wörtlich hieß es in<br />

einem der sogenannten Non-Papers, verfasst von<br />

einem «hochrangigen Sicherheitsmann aus dem<br />

Bundesapparat» (Die Welt), in Bezug auf Abweisungen<br />

an der Grenze: «Die Bundespolizei ist hierzu<br />

nach dem Aufenthaltsrecht verpflichtet; gegenteilige<br />

Weisungen der Bundesregierung sind rechtswidrig.»<br />

Ein weiterer «hochrangiger Beamter»,<br />

dessen Namen das Blatt ebenfalls nicht preisgab,<br />

argumentierte ähnlich: «Entgegenstehende Weisungen<br />

sind rechtswidrig und führen zur Strafbarkeit<br />

(…) wegen Anstiftung oder Beihilfe zur illegalen<br />

Einreise von Ausländern (…).» Damit wurden<br />

die Polizisten zur Meuterei aufgerufen; allerdings<br />

wäre das eine Meuterei im Sinne des Recht – gegen<br />

eine Regierungschefin, die den Rechtsbruch notorisch<br />

gemacht hat.


Alles Amok – oder was?<br />

_ von Marc Dassen<br />

Neun Tote und kein Einzeltäter: Das Blutbad in München am 22. Juli 2016 wurde von<br />

Staat und Medien fein säuberlich von den islamistischen Anschlägen in derselben<br />

Woche separiert. Der Mörder sei ein rechtsradikaler Deutsch-Iraner gewesen, will<br />

man uns einreden. Eine Spurensuche vor Ort verstärkt meine Zweifel.<br />

Wieder einmal soll es ein Einzeltäter gewesen<br />

sein, wieder einmal ein Depressiver. Dabei hatte es<br />

zunächst ganz andere Berichte gegeben: Bis in die<br />

späten Abendstunden gingen die Behörden von einer<br />

«Terrorlage» aus. Tausende Polizisten, dazu die<br />

Sondereinheiten GSG9 und die österreichische Cobra,<br />

waren im Einsatz, Feldjäger der Bundeswehr<br />

standen in Reserve – es war die vielleicht größte<br />

Operation der Sicherheitsorgane seit Bestehen<br />

der Bundesrepublik. Kein Wunder: Hunderte Zeugen<br />

hatten von mehreren Schützen mit «Langwaffen»,<br />

also Gewehren, auch in der Innenstadt berichtet.<br />

CNN telefonierte mit einer Zeugin, die am<br />

Tatort Allahu-akbar-Rufe gehört haben wollte. US-<br />

Präsident Barack Obama hielt eine Ansprache. Und<br />

das alles wegen des Amoklaufs eines verstörten<br />

Teenagers – so die offizielle Version, auf die sich<br />

Staat und Medien in den frühen Morgenstunden<br />

des 23. Juli festlegten?<br />

Es gab einfach zu viele Widersprüche in der Story,<br />

die mich nicht ruhen ließen. Ich musste los, mir<br />

selbst ein Bild machen. Ich fuhr nach München.<br />

Falsche Fährte nach rechts<br />

Die Tür des Aufzuges öffnet sich mit einem leisen<br />

Quietschen. Ich trete ein, fahre in den fünften<br />

Stock, um dort den wohl berühmtesten Augenzeugen<br />

im Fall München zu interviewen: Thomas Salbey<br />

– der Baggerfahrer, der von seinem Balkon aus<br />

mit dem mutmaßlichen Amokläufer auf dem Oberdeck<br />

eines Parkhauses gestritten, sogar eine Bierflasche<br />

nach ihm geworfen hat. Noch während der<br />

Fahrstuhl aufwärts rumpelt, fällt mir wieder ein,<br />

was der angebliche Amokläufer Ali David Sonboly<br />

zu Salbey sagte: «Jetzt muss ich ’ne Waffe kaufen…»<br />

Moment mal: Hatte er nicht gerade eine Pistole<br />

in der Hand? Ebenso rätselhaft der Satz: «Ich<br />

habe nichts getan.» Wie konnte er das behaupten,<br />

wo er doch gerade neun Menschen hingerichtet<br />

hatte? War er verwirrt? Ich frage auch Salbey.<br />

«Der hatte die Ruhe weg», erzählt er mir.<br />

Später stehe ich wieder vor dem Klingelbrett im<br />

Erdgeschoss, da fällt mir der Name M. A. Shehab<br />

auf. Als die Reporter von Spiegel TV bei ihm waren,<br />

Vorgriff auf <strong>unsere</strong> Zukunft? Wehrlose<br />

Deutsche werden nach den<br />

Todesschüssen in München am 22.<br />

Juli 2016 aus der Gefahrenzone<br />

eskortiert. Foto: picture alliance/<br />

SZ Photo<br />

Nachbarn und Bekannte<br />

bezeichnen<br />

Ali als «guten Menschen».<br />

45


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ein mörderischer Sommer<br />

Auch die von Bild und anderen Medien verbreitete<br />

Behauptung, dass bei Ali das «Breivik-Manifest»<br />

gefunden worden sei, in dem der norwegische<br />

Massenmörder seine Tat vor genau fünf Jahren<br />

rechtfertigte, musste das Landeskriminalamt<br />

später dementieren. Nicht einmal das Gerücht, der<br />

Junge habe selbst ein Manifest verfasst, bewahrheitete<br />

sich.<br />

Das Schweigegebot<br />

46<br />

Am Abend des 22. Juli 2016 in der<br />

Innenstadt: Polizisten führen einen<br />

weiteren Verdächtigen ab. Mittlerweile<br />

gilt Sonboly jedoch als Einzeltäter.<br />

Foto: Johannes Simon/Getty<br />

Images<br />

Ali David Sonboly. Fotos: Hamburger<br />

Morgenpost<br />

erzählte er ihnen, dass ihm der Mann auf dem Parkdeck<br />

«normal» vorgekommen sei. Ich klingele. Zweimal.<br />

Dreimal. Kein Glück. Auch in den kommenden<br />

Tagen öffnet mir keiner. Durch Zufall erfahre ich von<br />

einer Nachbarin, dass er rund 48 Stunden nach den<br />

Ereignissen «bei Nacht und Nebel» ausgezogen ist.<br />

Ein wichtiger Zeuge ist verschwunden.<br />

Sind der kaltblütige Killer vor dem McDonalds<br />

und der verpeilte Teenager auf dem Parkhausdach<br />

überhaupt ein und dieselbe Person? Nachbarn und<br />

Bekannte bezeichnen Ali, der in seiner Nachbarschaft<br />

Zeitungen austrug, als «guten Menschen» –<br />

nett, bestens erzogen und hilfsbereit. In psychiatrischer<br />

Behandlung war er dennoch: wegen Depressionen<br />

und Angstzuständen, die von jahrelangen<br />

Misshandlungen durch Migrantenkids herrührten.<br />

Es dauerte nicht lange, da wurde der Deutsch-<br />

Iraner als Rechtsextremist bezeichnet. Die Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung wollte das aus «Sicherheitskreisen»<br />

erfahren haben. «Der Täter von München<br />

war ein Rassist mit rechtsextremistischem<br />

Weltbild», hieß es da. Adolf Hitler und Anders<br />

Breivik seien seine Idole gewesen, er selbst soll<br />

sich als «Arier» gesehen haben. Die zuständige<br />

Staatsanwaltschaft München I widersprach: «Eine<br />

rechtsextreme Motivation» könne «nach derzeitiger<br />

Erkenntnislage nicht bestätigt werden», sagte ihr<br />

Sprecher Florian Weinzierl.<br />

Zurück am Tatort, stehe ich vor der McDonalds-<br />

Filiale. Hier soll Ali mit gezogener Pistole aus der<br />

Toilette gekommen und fünf Menschen routiniert<br />

erschossen haben, bevor er auf die Straße trat und<br />

drei weitere Jugendliche in den Tod schickte. Das<br />

Mordwerkzeug: Eine halbautomatische Glock17 –<br />

laut Polizei eine aufbereitete «Theaterwaffe» aus<br />

der Slowakei, bestellt im sogenannten Darknet. Von<br />

Waffenkundigen erfahre ich, dass eine solche «kastrierte»<br />

Pistole nur mit größtem Aufwand wiederhergestellt<br />

werden kann, wenn überhaupt. Selbst<br />

dann lässt sie nur Einzelschüsse zu, kein Dauerfeuer.<br />

Wo hat der erstaunlich zielsichere 18-Jährige –<br />

mit 57 Kugeln traf er neun Mal tödlich, 16 Menschen<br />

wurden verletzt – das Schießen und Töten<br />

überhaupt gelernt? Durch Computerspiele? Während<br />

eines Aufenthalts im Iran, wie manche Medien<br />

nun berichten?<br />

Eine Zeugin schwört, dass der<br />

Tote vor ihrem Haus Rechtshänder<br />

war – der Killer aber schoss<br />

mit links.<br />

Augenzeugen zu den tödlichen Minuten vor<br />

dem Schnellrestaurant finde ich keine – die McDonalds-Filiale<br />

ist komplett verrammelt, die Zentrale<br />

des Konzerns wimmelte mich telefonisch ab.<br />

Stattdessen begebe ich mich auf das berühmte<br />

Parkhausdach. Auf den vielen Videos von dort<br />

ist der mutmaßliche Täter kaum zu erkennen. Mit<br />

dem Schützen vor dem McDonalds hat der Typ kaum<br />

Ähnlichkeit. Körperbau und Gang passen nicht, der<br />

rote Rucksack ist nicht zu sehen. Umso merkwürdiger,<br />

dass die Bild-Zeitung plötzlich ein hochauflösendes<br />

Foto vom Parkdeck nachlieferte, das den<br />

Amokläufer allerdings nur von hinten zeigt. Jetzt<br />

passt scheinbar alles. Doch woher kommt dieses<br />

Foto? Warum nahm man nicht eins, dass sein Gesicht<br />

zeigt? Gerne hätte ich die Familie dazu befragt<br />

und sie gebeten, ihn auf den Videos zu identifizieren:<br />

Unmöglich. Sie alle werden nach Morddrohungen<br />

von der Polizei abgeschirmt.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ein mörderischer Sommer<br />

Auf einem der Videos vom Parkdeck sieht man,<br />

wie Ali seelenruhig umherschlendert und dann von<br />

der Polizei beschossen – und anscheinend sogar getroffen<br />

– wird. Der Mann in Schwarz hält sich den<br />

Bauch, während er hektisch das Weite sucht. Hier<br />

verliert sich seine Spur für mehr als zwei Stunden.<br />

Später wird es heißen, er habe es irgendwie geschafft,<br />

die Polizisten auszutricksen, versteckt in einer<br />

der vielen Tiefgaragen in der Nähe.<br />

Am nächsten Tag fahre ich ins Olympia-Einkaufszentrum<br />

(OEZ). Dort war am meisten geschossen worden,<br />

auch wenn es nur einen Toten gab – aber viele<br />

Verletzte. Was mir sofort auffällt: An Eingang jedes<br />

einzelnen der zwei Dutzend Geschäfte in Schussweite<br />

befinden sich Kameras. Was auch immer hier passiert<br />

ist, wurde lückenlos aufgezeichnet. Warum hat<br />

man der Öffentlichkeit bisher nicht einmal ein Standbild<br />

gezeigt, um zu verifizieren, ob es tatsächlich nur<br />

einen Täter gab, der das Blutbad anrichtete? Ich beschließe,<br />

in allen Läden rund um den Tatort nachzufragen,<br />

und beginne in der Parfümerie Douglas direkt vor<br />

den Rolltreppen zum Untergeschoss. Schon aus der<br />

Ferne sehe ich die abweisende Miene des Geschäftsführers.<br />

Als ich mich noch vorstelle, fällt er mir ins<br />

Wort: «Nein, wir geben keine Auskunft, ok?», raunt<br />

er. «Wissen Sie was hier los war?», fährt er mich an.<br />

«Nein», gebe ich zu, «deshalb bin ich ja hier». Das Gespräch<br />

ist beendet, ich werde des Ladens verwiesen.<br />

Diese Szene wiederholt sich in den nächsten<br />

Stunden etwa 20 Mal. Ein junger Typ, Mitarbeiter<br />

in einem Café ganz in der Nähe, will gerade ansetzen,<br />

als sein Chef ihn beiseite schiebt: «Wir äußern<br />

uns nicht dazu.» Als ich das Gespräch mit dem Leiter<br />

eines Modegeschäfts beginne und ihn frage, ob er<br />

etwas gesehen hat, blickt er mich schweigend an.<br />

«Ich war hier», sagt er und wirkt dabei wie traumatisiert.<br />

Als ich ihn frage, was er gesehen hat, flackert<br />

unverkennbar Angst in seinen Augen auf, die<br />

Mundwinkel zittern. «Ich kann dazu nichts sagen.» –<br />

«Kann nicht, will nicht oder darf nicht?», frage ich<br />

frech. Er antwortet nicht. Ich bin schon fast wieder<br />

weg, da höre ich ihn flüstern: «Ich kann nur sagen,<br />

es war anders, aber mehr…» Er verstummt.<br />

Der Tote von der Isar<br />

Ich beschließe, zur nahegelegenen Henckystraße<br />

zu laufen, wo sich der angebliche Amokläufer erschossen<br />

hat. Hier treffe ich Gabriele M., die genau<br />

gesehen haben will, wie er abdrückte. Als ich mir im<br />

achten Stock zeigen lasse, von wo genau sie alles<br />

beobachtet hat, stelle ich verdutzt fest, dass Bäume<br />

die Sicht auf den Tatort verdecken.<br />

von McDonalds und vom OEZ-Parkhaus war ganz in<br />

Schwarz. Wie passt das zusammen? Auffällig ist:<br />

Stunden bevor die Polizei den Selbstmord in der<br />

Henckystraße gemeldet hatte, wollte sie die Leiche<br />

des Attentäters «in einer Nebenstraße an der<br />

Isar» gefunden haben, ebenfalls mit einem Kopfschuss.<br />

Das meldete der Radiosender RTF1 mit Bezug<br />

auf eine Pressekonferenz der Polizei um 22:35<br />

Uhr. Man beachte: Die Isar ist fünf Kilometer von<br />

der Henckystraße entfernt. Und: Von diesem Toten<br />

war später nie mehr die Rede. Wäre interessant<br />

zu wissen, was er für ein T-Shirt trug… Die Polizei<br />

versuchte die Sache mit dem Kleiderwechsel von<br />

Ali später damit zu erklären, dass es eine «Eigenart»<br />

von ihm gewesen sei, zwei T-Shirts übereinander<br />

zu tragen…<br />

Der Tote in der Henckystraße trägt<br />

ein blaues T-Shirt, der Schütze auf<br />

den Videos ein schwarzes.<br />

Noch etwas lässt mich daran zweifeln, dass<br />

der tote Deutsch-Iraner der Mehrfachmörder von<br />

McDonalds und OEZ war: Der Schütze auf den Videos<br />

ist Linkshänder. Doch Maria S., eine Anwohnerin<br />

in der Henckystraße, schwört mir gegenüber<br />

Stein und Bein, dass sie gesehen hat, wie die Polizei<br />

dem Selbstmörder die Waffe aus der rechten<br />

Hand nahm.<br />

Falsche Spuren<br />

Dank Internet wurde die offizielle<br />

Version von vielen Menschen<br />

sehr schnell angezweifelt. Einige<br />

der umstrittenen Punkte<br />

konnten aber geklärt werden.<br />

Geister-Video: In dem Clip,<br />

der die Schüsse vor McDonalds<br />

zeigte, sah es für viele so aus,<br />

als ob der Täter aus dem Nichts<br />

ins Bild springt – sie vermuteten,<br />

er sei nachträglich eingebaut<br />

worden. Doch eine Recherche<br />

von Fachleuten bei<br />

quer-denken.tv bewies: Das<br />

war nur bei schlecht aufgelösten<br />

Kopien der Fall, nicht im Original-Video.<br />

Falsche Schuhe: Es kursierte<br />

ein Foto des Selbstmörders, das<br />

ihn mit weißen Schuhen zeigt –<br />

nicht mit schwarzen wie auf den<br />

Videos. Doch das Bild stammt<br />

vom April 2016.<br />

Falsche Fotos: Einige besonders<br />

blutrünstige Aufnahmen<br />

waren Jahre alt und stammten<br />

nicht aus dem OEZ, sondern<br />

aus einem südafrikanischen Einkaufszentrum<br />

nach einem Feuerüberfall.<br />

Von seinem Balkon aus konnte Thomas<br />

Salbey – hier mit <strong>COMPACT</strong>-<br />

Redakteur Marc Dassen – das<br />

Olympia-Einkaufszentrum sehen.<br />

Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Auf Videos und Bildern erkennt man, dass der<br />

Mann, der da in seinem Blut liegt, ein blaues<br />

T-Shirt mit weißer Aufschrift trägt. Aber der Täter<br />

47


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1


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ein mörderischer Sommer<br />

Bombenstimmung in Chemnitz<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Der Rechtsstaat blamiert, die Polizei am Pranger: Ein Terrorist hält eine Großstadt in<br />

Angst und Schrecken, fährt anschließend gemütlich durch halb Sachsen und wird<br />

ausgerechnet von syrischen Landsleuten überwältigt, die selbst alles andere als<br />

unverdächtig sind.<br />

Deutschland gleicht Anfang Oktober 2016 einem<br />

Käfig voller Narren. Den ersten Orden wider<br />

den tierischen Ernst bekommt die Polizei. Sie erhielt<br />

einen heißen Tipp: Ein gewisser Dschaber Albakr<br />

sei in Chemnitz am Bombenbauen. Die Fahnder<br />

stellten sich aber bei der Observierung von dessen<br />

Wohnung so tollpatschig an wie Dick und Doof. Als<br />

der Islamist stiften ging, kamen die hochgelobten<br />

Sondereinsatzkräfte nicht hinterher, weil sie mit 35<br />

Kilo <strong>Spezial</strong>gerät pro Nase bepackt waren wie auf<br />

einer Polarexpedition. Immerhin machten sie von<br />

dem Araber noch ein ziemlich gutes Foto. Trotzdem<br />

konnte der Flüchtige ungestört seine Meldeadresse<br />

im über 100 Kilometer entfernten Eilenburg und<br />

anschließend den – komplett videoüberwachten! –<br />

Leipziger Hauptbahnhof erreichen.<br />

Fesselspiele im Plattenbau<br />

Zwei Tage später sieht man die syrische Fachkraft<br />

mit frisch rasiertem Kopf, rosa Wangen und<br />

neuem T-Shirt ganz gelöst auf einem Sofa, Mimik<br />

entspannt, Augen geschlossen. Die Idylle hat nur<br />

ein paar Schönheitsfehler: Zwischen den Lippen<br />

schimmert Blut, die Füße sind mit einem Verlängerungskabel<br />

gebunden. Um den Hals des jungen<br />

Mannes schlingt sich ein dünnes Ärmchen, das einem<br />

schmächtigen Wesen gehört. Dessen Kopf<br />

erkennt man nicht, wohl aber eine schlanke Taille<br />

und einen neckischen weißen Schmuckgürtel.<br />

Hat der Kerl mit irgendeiner Fatima oder einer orientalischen<br />

Schwulette Fesselspiele gemacht? Die<br />

Bild-Zeitung klärt auf, dass nicht Aphrodite, sondern<br />

Mars bei dieser Szene Regie geführt habe: Das<br />

Foto zeige den Terroristen nach seiner Überwältigung<br />

durch drei seiner eigenen Landsleute in einem<br />

Leipziger Plattenbau.<br />

Mit diesem Schnappschuss betritt die zweite<br />

Narrenriege die Bühne – die Journalisten. Im Unterschied<br />

zur Polizei, die zumindest ab und an etwas<br />

Selbstkritik durchschimmern lässt, sind die Pappnasen<br />

der Schreib-und-Quak-Zunft allerdings von<br />

keines Zweifels Blässe angekränkelt. Bild schreibt<br />

durchgängig nur noch von «Helden-Syrern», andere<br />

Blätter kupfern das ab. Jubel auch beim Focus: «Es<br />

ist eine Geschichte, wie sie sich Hollywoods Drehbuchautoren<br />

nicht besser hätten ausdenken kön-<br />

Das sächsische Industriezentrum<br />

trug zwischen 1953 und 1990 den<br />

Namen Karl-Marx-Stadt. Neben<br />

Stalinstadt (heute Eisenhüttenstadt)<br />

und Marxwalde (heute Neuhardenberg)<br />

war es die einzige nach einem<br />

Politiker benannte Stadt der DDR.<br />

Foto: By pixel-liebe, CC BY-SA 3.0,<br />

Wikimedia Commons<br />

Dschaber Albakr. Foto: www.medienservice.sachsen.de<br />

Die Observierer<br />

stellten sich so tollpatschig<br />

an wie<br />

Dick und Doof.<br />

49


Ausgabe 2/2015 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ein mörderischer Sommer<br />

Syrienflüchtling auf<br />

Terrorurlaub<br />

Terrorziel<br />

Europa<br />

Dschihad und Geheimdienste<br />

Paris-Massaker<br />

Blutspur nach London<br />

Genug ist genug<br />

Ulfkotte zur Islamisierung<br />

AfD ohne Lucke?<br />

Interview mit Björn Höcke<br />

Der letzte Papst<br />

Franziskus am Ende<br />

Dossier: Ebola<br />

Panik, Pharma und Profit<br />

«Der im Juni 2015 als Flüchtling<br />

anerkannte Albakr hielt<br />

sich zuletzt nach Erkenntnissen<br />

des Spiegel und anderer Medien<br />

mehrere Monate lang in<br />

der Türkei auf. (…) Unklar ist,<br />

wann Albakr genau in die Türkei<br />

aufbrach und wie oft er einund<br />

ausreiste. Dem MDR zufolge<br />

reiste Albakr im Herbst vergangenen<br />

Jahres zwei Mal in<br />

die Türkei und hielt sich auch einige<br />

Zeit in Syrien, in der Stadt<br />

[Dschihadistenhochburg] Idlib,<br />

auf. (…) Zwar durfte Albakr<br />

nach seiner Anerkennung als<br />

Flüchtling im Juni 2015 grundsätzlich<br />

verreisen – den Bestimmungen<br />

ohne Visum zufolge<br />

aber nur innerhalb der<br />

EU und nicht in sein Herkunftsland.<br />

Für die Türkei wäre ein Visum<br />

nötig gewesen. Mit welchen<br />

Dokumenten und auf welchem<br />

Weg gelang es dem Terrorverdächtigen<br />

also, unbemerkt<br />

zwischen der Türkei oder Syrien<br />

und Deutschland hin und<br />

her zu reisen?» (Spiegel Online,<br />

13.10.2016)<br />

<strong>COMPACT</strong> 2/2015.<br />

Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Hinter diesen Mauern wurde Albakr erhängt in seiner Zelle<br />

gefunden. Foto: picture alliance / dpa<br />

nen.» Der Spiegel beweist seine Recherchequalitäten<br />

und findet überall auf Facebook Araber, die<br />

sich bei der Fahndung beteiligt haben wollen. In<br />

diesem medialen Umfeld laufen auch Politiker zu<br />

Hochform auf: Johannes Kahrs (SPD), Jürgen Klimke<br />

(CDU) und André Hahn (Die Linke) fordern das<br />

Bundesverdienstkreuz für die Drei aus dem Plattenbau.<br />

Ich glaube, die Tagesschau endet danach mit<br />

dem Narrhallamarsch…<br />

Der Journaille fällt nicht auf, dass Oberheld Mohamed<br />

nicht recht erklären kann, warum der Terrorist<br />

ausgerechnet bei ihm aufkreuzte. «Woher Dschaber<br />

Albakr seine Telefonnummer hatte, weiß Mohamed<br />

nicht», erfährt der RTL-Reporter beim Gespräch mit<br />

ihm. Oder weiß er es nur zu gut, weil vereinbart war,<br />

dass der Bombenbauer auf der Flucht bei ihm untertauchen<br />

sollte? Und lieferte er ihn der Polizei aus,<br />

nachdem klar war, dass Albakrs Versagen die ganze<br />

Helfer-Combo gefährdete? Der jedenfalls zögert<br />

nicht, bei seiner ersten Vernehmung ganz explizit<br />

das Heldentrio als Komplizen anzuschwärzen.<br />

Politiker der Blockparteien forderten<br />

das Bundesverdienstkreuz für<br />

die angeblichen Helden.<br />

Ein reiner Racheakt, wie die Medien unterstellen?<br />

Der Dschihadist kann nicht mehr dazu befragt<br />

werden – ein paar Stunden später hängt er tot in<br />

seiner Zelle. «Fremdverschulden sei nahezu ausgeschlossen»,<br />

referiert die FAZ die Stellungnahme<br />

des sächsischen Justizministers. «Nahezu» ist das<br />

Wort, das besonders Freude macht.<br />

Drei Chinesen mit dem Kontrabass<br />

Zu der ganzen blutigen Posse hat FAZ-Herausgeber<br />

Berthold Kohler einen neuen Text auf einen<br />

alten Gassenhauer gedichtet: «Drei Ex-Syrer mit<br />

dem deutschen Pass, saßen auf der Straße und fingen<br />

sich schnell was, da kam die Polizei, fragt, was<br />

ist denn das, drei Ex-Syrer mit dem deutschen Pass.»<br />

Die Willkommens-Karnevalistin Angela könnte hinzufügen:<br />

Wolle mer se roilasse?<br />

50<br />

Dieses Bild soll den überwältigten Albakr in Leipzig zeigen.<br />

Foto: Screenshot Spiegel TV


Blutige Weihnacht<br />

Der Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz war<br />

über ein Jahr lang im Visier der Fahnder – trotzdem<br />

ließ man ihn gewähren.<br />

851


Ein Dschihadist im Paradies<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

52<br />

Der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt hätte verhindert<br />

werden können. Der Attentäter Anis Amri stand seit über einem Jahr<br />

unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden und hätte aufgrund<br />

zahlreicher Straftaten hinter Schloss und Riegel kommen müssen.<br />

Nach den GPS-Daten brachte<br />

Anis Amri den Lkw am Tag des<br />

Anschlags etwa gegen 15:30 Uhr in<br />

seinen Besitz. Foto: picture alliance<br />

/ Paul Zinken/dpa<br />

Amri war in Ravensburg<br />

inhaftiert<br />

– aber nach zwei<br />

Tagen kam er frei.<br />

Es gibt wohl keinen Anschlag in der Weltgeschichte,<br />

der so einfach hätte verhindert werden<br />

können wie der auf dem Berliner Breitscheidplatz<br />

am 19. Dezember 2016. Sicher, auch am 11. September<br />

2001 waren einige der mutmaßlichen Terroristen<br />

schon vorher auf dem Radar der Geheimdienste<br />

gewesen, und die Massenmörder von Madrid<br />

2004, von London 2005 oder von Paris 2015<br />

hatten ebenfalls zum Teil dicke Polizeiakten gehabt.<br />

Aber keiner dieser Selbstmordbomber hat sich über<br />

fast anderthalb Jahre im Vorfeld dermaßen oft verdächtig<br />

gemacht und die Sicherheitsbehörden wieder<br />

und wieder bis in die höchsten Gremien beschäftigt<br />

wie Anis Amri.<br />

Der Tunesier scheint es seit seiner Ankunft aus<br />

Italien im Sommer 2015 geradezu darauf angelegt<br />

zu haben, inhaftiert oder abgeschoben zu werden –<br />

so lauthals posaunte er seine Mordabsichten in<br />

der Gegend herum. Doch ihm geschah nichts. Die<br />

Staatsorgane, die uns Bürger vor Terror schützen<br />

sollen, berieten wieder und wieder über den Gefährder<br />

– aber jedes Mal ließen sie ihn weitermachen,<br />

ja unterstützten ihn sogar.<br />

Chronologie des Grauens<br />

Der Buchautor Jürgen Cain Külbel hat für den<br />

Fernsehsender RTdeutsch die Stationen des Staatsversagens<br />

im Falle Anis Amri zusammengestellt.<br />

Wir übernehmen seine Dokumentation bis zum<br />

Frühjahr 2016 ungekürzt:<br />

■■<br />

28. Juli 2015: Anis Amri boxt auf dem Gelände<br />

des Berliner Landesamts für Gesundheit und Soziales<br />

(Lageso) einem Wachmann mit der Faust<br />

ins Gesicht.<br />

■■<br />

Sommer 2015: Ein Informant des Landeskriminalamtes<br />

Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) erklärt,<br />

Amri habe von Attentaten gesprochen. Einen<br />

V-Mann habe er gefragt, ob der Schusswaffen<br />

besorgen könne.<br />

■■<br />

November 2015: Amri erkundigt sich bei einem<br />

V-Mann, ob der eine Kalaschnikow für einen<br />

Anschlag besorgen könnte; er wolle «etwas in<br />

Deutschland unternehmen».


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Blutige Weihnacht<br />

■■<br />

25. November 2015: LKA NRW: «Anis» habe gegenüber<br />

einem V-Mann behauptet, er könne «problemlos<br />

eine Kalaschnikow in Napoli besorgen».<br />

■■<br />

3. Dezember 2015: Ein V-Mann sagt, «Anis» wolle<br />

in Paris Kalaschnikows kaufen, um in Deutschland<br />

Anschläge durchzuführen.<br />

■■<br />

18. Dezember 2015: Feststellung, dass sich Amri<br />

am 14. Dezember 2015 für chemische Formeln<br />

zur Herstellung von Sprengmitteln interessierte.<br />

■■<br />

29. Dezember 2015: Verdeckte Überwachungsmaßnahmen<br />

bringen Hinweise auf Raub- und<br />

Diebstahlpläne in Berlin zur Finanzierung terroristischer<br />

Aktivitäten. Die Berliner Polizei regt ein<br />

Strafverfahren bei der Staatsanwaltschaft an –<br />

die lehnt ab.<br />

■■<br />

Januar 2016: Das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />

(BfV) erklärt, Amri reise unter diversen<br />

Identitäten nach Berlin, Nordrhein-Westfalen,<br />

Niedersachsen, Baden-Württemberg, werbe «offensiv»<br />

darum, mit ihm Anschläge zu begehen.<br />

Waffen wolle er sich in der französischen Islamisten-Szene<br />

besorgen, das zum Kauf notwendige<br />

Geld durch Einbrüche und Überfälle.<br />

■■<br />

26. Januar 2016: Zeugnis des BfV mit Hinweis auf<br />

mögliches Eigentumsdelikt in Berlin durch Amri<br />

zur Erlangung von Geldmitteln zwecks Vorbereitung<br />

eines Anschlages mit Schnellfeuergewehren.<br />

Generalstaatsanwaltschaft (GStA) Berlin<br />

lehnt am 29. Januar 2016 Einleitung eines Strafverfahrens<br />

ab.<br />

■■<br />

2. Februar 2016. Amri kontaktiert über den Instant-Messaging-Dienst<br />

Telegram Mitglieder des<br />

Islamischen Staates (IS), bietet sich als Selbstmordattentäter<br />

an.<br />

■■<br />

17. Februar 2016: Verdacht, dass Amri einen<br />

Mann in Falkensee töten will, um so Geld zum<br />

Einkauf von Waffen und Sprengstoffen zu besorgen.<br />

■■<br />

18. Februar 2016: Ergebnis der Auswertung von<br />

Amris Handy durch das LKA Berlin: Er hat sich im<br />

Internet nach Anleitungen zum Bau von Rohrbomben<br />

und chemischen Formeln zur Sprengstoffherstellung<br />

erkundigt.<br />

■■<br />

24. Februar 2016: Verdeckte Maßnahmen ergeben,<br />

Amri will «im Auftrag Allahs töten».<br />

■■<br />

25. Februar 2016: Das LKA NRW regt beim Generalbundesanwalt<br />

ein Verfahren gegen Amri<br />

wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden<br />

Gewalttat (§ 89a StGB) an: Generalbundesanwalt<br />

gibt an Generalstaatsanwaltschaft<br />

GStA Berlin ab.<br />

■■<br />

März 2016: Berlin ermittelt gegen Amri wegen<br />

des Versuchs der Mittäterschaft in einem Tötungsdelikt.<br />

■■<br />

23. März 2016: Die GStA Berlin findet keinen<br />

ausreichenden Anfangsverdacht für ein Strafverfahren<br />

gemäß Paragraph 89a Strafgesetzbuch<br />

(StGB). Stattdessen wird ein Strafverfahren<br />

wegen des Verdachts des Versuchs der Beteiligung<br />

an einem Mord (Paragraph 30/ 211 StGB)<br />

eingeleitet.<br />

■■<br />

28. März 2016: V-Mann: Amri habe einen Selbstmordanschlag<br />

mittels Sprengstoffgürtel im Visier.<br />

Terrorbasis NRW<br />

Zwar sind in mehreren Bundesländern – höflich<br />

ausgedrückt – Versäumnisse im Falle Amris festgestellt<br />

worden. Doch in NRW war der <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

gemeldet – und hier erfreute er sich besonderer<br />

Förderung durch die Behörden. Das dortige Landeskriminalamt<br />

(LKA) – oberster Dienstherr ist Innenminister<br />

Ralf Jäger – hatte bereits Ende 2015 Erkenntnisse<br />

darüber, dass der Tunesier in Deutschland<br />

«etwas machen» wolle und man damit rechnen<br />

müsse, dass er seine Anschlagspläne «ausdauernd<br />

und langfristig verfolgen» werde. Im Februar 2016<br />

hielt das LKA den Tunesier für so gefährlich, dass<br />

man beim Generalbundesanwalt ein Verfahren wegen<br />

«Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden<br />

Straftat» beantragte. Doch man ließ es dabei<br />

bewenden, die Observation zu verstärken – obwohl<br />

allein die Tatsache, dass Amri den ihm zugewiesenen<br />

Wohnsitz in NRW verlassen hatte und sich häufiger<br />

in Berlin aufhielt, also sein fortwährender Verstoß<br />

gegen die sogenannte Residenzpflicht, Handhabe<br />

zur Verhaftung geboten hätte.<br />

Aber es kommt noch doller: Amri benutzte mindestens<br />

14 Alias-Identitäten, um seine Reisen zu<br />

verschleiern und sich staatliche Stütze zu erschleichen.<br />

Tatsächlich erstattete das LKA im Frühjahr<br />

2016 Strafanzeige wegen Leistungsbetrugs und<br />

Urkundenfälschung – aber die Staatsanwaltschaft<br />

Duisburg lehnte es ab, deswegen einen Haftbefehl<br />

Mit diesem Foto suchten die Behörden<br />

Anis Amri. Foto: Bundeskriminalamt<br />

Im September und<br />

Oktober 2016 gab<br />

es drei alarmierende<br />

Hinweise ausländischer<br />

Dienste.<br />

Der SPD-Politker Ralf Jäger ist seit<br />

2010 Innenminister von Nordrhein-<br />

Westfalen. Foto: picture alliance /<br />

Federico Gambarini/dpa<br />

53


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Blutige Weihnacht<br />

Austritt aus Protest<br />

Die langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete<br />

Erika Steinbach<br />

hat Mitte Januar 2017 ihren<br />

Parteiaustritt angekündigt.<br />

«Dass monatelang Menschen<br />

unidentifiziert mit Bussen<br />

und Zügen über die Grenze geschafft<br />

wurden, war keine Ausnahme,<br />

sondern eine gewollte<br />

Maßnahme entgegen <strong>unsere</strong>r<br />

gesetzlichen Regelungen und<br />

entgegen EU-Verträgen», sagte<br />

sie der Welt am Sonntag. Besonders<br />

brisant: Sie beschuldigte<br />

die Bundesregierung, absichtlich<br />

für illegale Einwanderung<br />

zu sorgen, geht also über die bei<br />

Merkel-Kritikern sonst übliche<br />

Kritik an Pleiten, Pech und Pannen<br />

weit hinaus.<br />

Erika Steinbach sitzt seit 1990 im<br />

Bundestag. Foto: Deutscher Bundestag,<br />

CC BY-SA 3.0 DE<br />

Am 23. Dezember 2016 wurde Amri<br />

in Sesto San Giovanni bei Mailand<br />

erschossen. Foto: picture alliance /<br />

Daniele Bennati/B&V/dpa<br />

zu beantragen. Auch nachdem Amri wegen der letztinstanzlichen<br />

Ablehnung seines <strong>Asyl</strong>antrages seit<br />

Mitte Juni 2016 «vollziehbar ausreisepflichtig» gewesen<br />

war, unternahmen die NRW-Behörden nichts.<br />

Immerhin war die Bundespolizei auf Zack, als sie<br />

den Gefährder Ende Juli 2016 in Friedrichshafen am<br />

Bodensee aufgriff: Er hatte gefälschte italienische<br />

Papiere und Drogen bei sich, und das reichte für die<br />

Einweisung in die Justizvollzugsanstalt Ravensburg.<br />

Doch nun kamen ihm wieder seine Schutzengel aus<br />

NRW zu Hilfe: In Absprache mit Innenminister Jäger<br />

wies die Ausländerbehörde Kleve die baden-württembergische<br />

Justiz darauf hin, dass die Haft unzulässig<br />

sei, weil Amris Abschiebung «aus Gründen,<br />

die der Ausländer nicht zu verantworten hat, nicht<br />

innerhalb der nächsten drei Monate durchgeführt<br />

werden kann». Amri hatte das nicht zu verantworten?<br />

Richtig stellt der Vorsitzende des Deutschen<br />

Richterbundes, Jens Gnisa, fest, dass der Tunesier<br />

«seine Abschiebung unter anderem durch die Angabe<br />

verschiedener Alias-Namen verhindert» habe<br />

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.1.2017).<br />

Der spätere Terrorist kam schon am übernächsten<br />

Tag wieder auf freien Fuß. Und als sich im weiteren<br />

Verlauf des Jahres auch das länderübergreifende<br />

Gemeinsame Terrorabwehrzentrum (GTAZ) in<br />

Berlin insgesamt sieben Mal mit Amri beschäftigte,<br />

brachten die NRW-Vertreter regelmäßig den zitierten<br />

Einwand vor. «So drehte sich das Verfahren<br />

im Kreis – stets zugunsten Amris, der sich nach Belieben<br />

in Deutschland bewegen konnte», fasste die<br />

FAZ gallig zusammen.<br />

Das Argument, ein Gefährder könne nicht hinter<br />

Schloss und Riegel festgehalten werden, wenn man<br />

ihn kurzfristig nicht in sein Herkunftsland abschieben<br />

könne, ist freilich in der Sache ebenso idiotisch<br />

wie nach der Gesetzeslage falsch: Paragraph 58a<br />

des Aufenthaltsgesetzes bietet die Möglichkeit, «zur<br />

Abwehr einer besonderen Gefahr für die Sicherheit<br />

der Bundesrepublik Deutschland oder einer terroristischen<br />

Gefahr ohne vorhergehende Ausweisung (!)<br />

eine Abschiebungsanordnung» zu erlassen. Dies erlaubte<br />

bisher bereits eine Inhaftierung von gefährlichen<br />

Ausländern von bis zu 18 Monaten. Was dem<br />

Fass den Boden ausschlägt, ist, dass dieser Paragraph<br />

in den vergangenen Jahren von den Bundesbehörden<br />

gar nicht angewendet wurde. «Und auch<br />

jene Länder, in denen die meisten Gefährder gemeldet<br />

sind, haben auf diese ”Abschiebungsanordnung”<br />

in keinem Fall zurückgegriffen, weder Bayern, noch<br />

Baden-Württemberg, Berlin oder Nordrhein-Westfalen»,<br />

fasste Welt Online am 14. Januar zusammen.<br />

Demnach sind derzeit 550 islamistische Gefährder<br />

aktenkundig, bei 62 gibt es einen «vollziehbar abgelehnten<br />

<strong>Asyl</strong>antrag», bei 33 ist sogar das Aufenthaltsrecht<br />

erloschen oder widerrufen worden – aber<br />

all diese Terrorverdächtigen sind weiter auf freiem<br />

Fuß. In welchem Irrenhaus leben wir eigentlich?<br />

Der V-Mann und der Terrorist<br />

Trotz der Warnungen seit Sommer 2015 wollen<br />

die Behörden bei Amri bis Mitte September 2016 keine<br />

konkreten Anschlagsvorbereitungen festgestellt<br />

haben – es hieß sogar, er sei mittlerweile nicht mehr<br />

im dschihadistischen, sondern eher im kleinkriminellen<br />

Milieu unterwegs. Doch dann gab es Ende September<br />

sowie Mitte und Ende Oktober 2016 drei alarmierende<br />

Hinweise sowohl des tunesischen wie des<br />

marokkanischen Geheimdienstes: Amri sei Anhänger<br />

des Islamischen Staates (IS), bereite in Deutschland<br />

«ein Projekt» vor und halte sich in Berlin auf, wo er<br />

Kontakte zu anderen IS-Militanten habe.<br />

Der Fisch stinkt vom Kopf her –<br />

und dieser Kopf ist die Kanzlerin.<br />

Daraufhin befasste sich das GTAZ in seiner Sitzung<br />

am 2. November erneut mit dem Verdächtigen<br />

– nur, um wie bisher festzustellen, dass immer<br />

noch «kein konkreter Gefährdungssachverhalt zur<br />

Person von Amri vorliege». Dennoch führte man<br />

die Beobachtung fort. «Maßnahmen gegen ihn liefen<br />

bis zum Schluss», bestätigte das Bundesinnenministerium<br />

Mitte Januar. Aber offensichtlich haben<br />

im willkommensbesoffenen Deutschland<br />

«Maßnahmen» gar nichts zu bedeuten – es sind<br />

zahnlose Spielchen, die der Steuerzahler finanziert<br />

und die das Land nicht sicherer machen.<br />

54<br />

Doch es geht nicht nur um fahrlässiges Laisserfaire,<br />

sondern, zumindest im Falle des nordrheinwestfälischen<br />

LKAs, höchstwahrscheinlich um Bei-


Countdown zum Terror _ Anis Amri in Deutschland<br />

2011<br />

1<br />

Illegale Einreise nach Italien<br />

über Lampedusa.<br />

Juni 2015<br />

2<br />

Nach Haftentlassung illegale<br />

Einreise nach Deutschland.<br />

November 2015<br />

3<br />

Amri berichtet V-Mann des<br />

LKA NRW von Anschlagsplänen.<br />

Später wird ihn ein<br />

V-Mann mindestens einmal<br />

nach Berlin fahren.<br />

Dezember 2015<br />

4<br />

LKA NRW und Berlin regen<br />

erstmals Strafverfahren an,<br />

Berliner Justiz folgt dem nicht.<br />

Februar – März 2015 5<br />

LKA NRW stuft Amri als «Gefährder,<br />

Funktionstyp: Akteur»<br />

ein, da er «im Auftrag von Allah<br />

töten» wolle.<br />

Brüssel<br />

Lyon<br />

Amsterdam<br />

Ermittlungen wegen Diebstähle<br />

und Drogenhandel.<br />

Verurteilung zu fünf Jahren<br />

Haft in Abwesenheit.<br />

3<br />

7 4<br />

Berlin<br />

5<br />

4 DEUTSCHLAND<br />

6<br />

8<br />

2<br />

ITALIEN<br />

TUNESIEN<br />

Mailand<br />

1<br />

Ermittlungen wegen Gefährliche Körperverletzung,<br />

Urkundenfälschung, Drogenhandel,<br />

Erschleichung von Leistungen,<br />

Verdacht auf Terrorfinanzierung.<br />

Ermittlungen wegen Körperverletzung<br />

und Brandstiftung.<br />

Verurteilung zu vier Jahren<br />

Haft.<br />

LAMPEDUSA<br />

April – September 2015<br />

Observierung Amris wegen eines<br />

Tötungsdeliktes.<br />

Juli 2016<br />

6<br />

Amri wird in Abschiebehaft<br />

genommen, jedoch kurze Zeit<br />

später wieder freigelassen.<br />

September – Oktober 2016<br />

Tunesische und marokkanische<br />

Sicherheitsbehörden<br />

warnen BND und LKA NRW<br />

wiederholt vor IS-Kontakten<br />

und möglichen Anschlagsplänen<br />

Amris.<br />

November 2016<br />

Gemeinsames Terrorabwehrzentrum<br />

(GATZ) sieht keinen<br />

Gefährdungssachverhalt. 7<br />

19. Dezember 2016<br />

Anschlag auf dem Berliner<br />

Weihnachtsmarkt.<br />

8<br />

23. Dezember 2016<br />

Amri wird bei Mailand von der<br />

Polizei erschossen.<br />

<strong>Asyl</strong>anträge unter verschiedenen Namen<br />

Fluchtroute zwischen 19. und 20. Dezember<br />

hilfe zum 12-fachen Mord. Aktenkundig ist jedenfalls,<br />

dass ein Spitzel der Ralf Jäger unterstellten<br />

Behörde Amri zumindest ein Mal von Dortmund<br />

nach Berlin kutschiert hat.<br />

Murats Erzählungen<br />

Der verdeckte Fahnder war nach Recherchen der<br />

Bild-Zeitung ein Deutsch-Türke mit dem Decknamen<br />

Murat, den das LKA NRW unter dem Kürzel VP-01<br />

geführt habe und der bereits 2002 in die Islamistenszene<br />

eingeschleust worden sei. Seine Einsätze<br />

hätten in vielen Fällen zu Erkenntnissen geführt, mit<br />

denen Anschläge verhindert werden konnten. Auch<br />

bei Anis Amri habe er seine Vorgesetzten alarmiert –<br />

ohne aber Gehör zu finden.<br />

Ob diese Geschichte vom tapferen Murat und<br />

seinen verstockten Vorgesetzten stimmt oder nur<br />

von diesem selbst beziehungsweise den Springer-<br />

Leuten erfunden wurde, lässt sich nicht überprüfen.<br />

Vielleicht war es auch so, dass der Türke und der<br />

Tunesier ziemlich beste Freunde waren, weil Amri<br />

ebenfalls als V-Mann sein Salär verdiente? Dieser<br />

Verdacht, zunächst erneut von der Bild-Zeitung aufgebracht,<br />

wurde vom BfV-Chef Hans-Georg Maaßen<br />

am 19. Januar mit einer bemerkenswerten Formulierung<br />

dementiert: «Ich kann nicht die Hand ins<br />

Feuer legen für alle Dienste der Welt. Ich kann es<br />

für meine Behörde sagen, er war kein V-Mann von<br />

uns.» Könnte das bedeuten, Amri stand zwar nicht<br />

auf der Gehaltsliste eines inländischen, wohl aber<br />

eines ausländischen Dienstes? Fakt ist jedenfalls,<br />

dass die italienischen Schlapphüte ihn gerne rekrutiert<br />

hätten. In der Welt am Sonntag war am 22.<br />

Januar zu lesen: «Die Freilassung Amris aus italienischer<br />

Abschiebehaft im Juni 2015 könnte Teil einer<br />

Geheimoperation des italienischen Inlandsnachrichtendienstes<br />

AISI gewesen sein. Dies berichteten<br />

gleichlautend zwei mit der Untersuchung des Falls<br />

Amri unmittelbar befasste Quellen aus dem italienischen<br />

Sicherheitsapparat unabhängig voneinander<br />

der Welt am Sonntag. Die AISI-Aktion habe<br />

zum Ziel gehabt, Amri als Köder in der islamistischen<br />

Szene Italiens einzusetzen. Wegen einer Panne<br />

habe man Amri jedoch aus den Augen verloren.»<br />

Blut an der Raute<br />

Unabhängig von der Frage, wie Anis Amri der<br />

Observation durch Murat entschlüpfte und ob ein<br />

ausländischer Dienst dabei die Hände im Spiel gehabt<br />

hat, trägt Angela Merkel die Hauptverantwortung<br />

für den steigenden Blutzoll, den das deutsche<br />

Volk entrichten muss. Die von ihr kommandierte<br />

Willkommenskultur hat den Sicherheitsbehörden<br />

die Arbeit erschwert und die Wachsamkeit der gesetzestreuen<br />

Bürger gegenüber Flüchtlingen unter<br />

das Verdikt des Rechtspopulismus gestellt. Dass<br />

die juristischen Möglichkeiten zur Inhaftierung ausreisepflichtiger<br />

<strong>Asyl</strong>bewerber auch bei dringendem<br />

Terrorverdacht nicht ausgeschöpft wurden und werden,<br />

hätte sie mit ihrer Richtlinienkompetenz gegenüber<br />

den untergeordneten Ministerien und Dienststellen<br />

abstellen können und müssen. Und die Öffnung<br />

der Grenzen gegen den Rat aller Experten<br />

Anfang September 2015 ist ihrem einsamen Beschluss<br />

zu verdanken – sie hat ihn bis heute nicht<br />

zurückgenommen. Der Fisch stinkt vom Kopf her –<br />

und dieser Kopf ist die Kanzlerin.<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Der italienische Geheimdienst<br />

wollte<br />

Amri anwerben.<br />

<strong>COMPACT</strong> 11/2015. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

55


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Blutige Weihnacht<br />

Narkotika fürs Volk<br />

_ von Hans-Hermann Gockel<br />

Da gibt es den größten islamistischen Terroranschlag in Deutschland<br />

– aber beim ZDF geht das Wohlfühl-Programm weiter wie<br />

gehabt. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hält der Willkommens-<br />

Kanzlerin den Rücken frei.<br />

in Mainz: «Hören wir, was es aus Berlin möglicherweise<br />

von politischer Seite inzwischen gibt. Auch<br />

an Einschätzungen. Bettina Schausten ist uns aus<br />

Berlin zugeschaltet, höre ich.»<br />

Frau Schausten sitzt derweil – fast zwei Stunden<br />

nach dem Anschlag! – ganz entspannt im wohltemperierten<br />

ZDF-Studio Unter den Linden: «Also,<br />

Offizielles gibt es in der Tat hier auch noch nicht.<br />

Unsere Kollegen aus dem Landesstudio Berlin sind<br />

natürlich zum Ort des Geschehens unterwegs. Und<br />

werden sich sicherlich, sobald technische Probleme<br />

gelöst sind, von dort direkt melden.» Dann endlich,<br />

gegen 22 Uhr, steht die Schalte. ZDF-Reporter Carsten<br />

Behrendt in seinem Aufsager vom Breitscheidplatz:<br />

«Telefonisch kommen wir momentan bei der<br />

Polizei gar nicht durch. Und ein Pressesprecher ist<br />

gerade hier für mich nicht greifbar.» Mit dem Zweiten<br />

sieht man besser? «Nichts hören! Nichts sehen!<br />

Nichts wissen!» – das wäre wohl die korrektere<br />

Botschaft.<br />

56<br />

Nichts sagen, nichts hören, nichts<br />

sehen: Die Mainzelmännchen<br />

stellen das neue ZDF-Motto vor.<br />

Foto: picture alliance / R. Goldmann<br />

Nichts hören!<br />

Nichts sehen!<br />

Nichts wissen!<br />

_ Hans-Hermann Gockel hat als<br />

TV-Journalist viele Jahre für RTL,<br />

SAT.1 und N24 gearbeitet. Heute ist<br />

er freier Journalist und Produzent.<br />

Der Islamist Anis Amri war am 19. Dezember<br />

exakt um 20:02 Uhr in den Weihnachtsmarkt am<br />

Breitscheidplatz gerast. Wenige Minuten später unterbrachen<br />

NTV und N24 ihre Programme und lieferten<br />

erste dramatische Bilder vom Ort des Terroranschlags.<br />

Die Privaten hatten schnell ihre besten<br />

Reporter vor Ort – im Gegensatz zum ZDF. Bis zum<br />

Beginn des Heute Journals um 21:45 Uhr spulte der<br />

Sender erst noch pflichtgemäß sein normales Programm<br />

herunter. Gotthard hieß der Spielfilm, er behandelt<br />

ein Bergdrama vor 150 Jahren – während<br />

in Berlin die Retter verzweifelt um das Leben Dutzender<br />

Menschen kämpften und die Leichen mit Tüchern<br />

bedeckten. Die Wohlfühltruppe des Zweiten<br />

auf dem Mainzer Lerchenberg lässt sich eben nicht<br />

so schnell aus der Ruhe bringen. Offizielle Stellen<br />

sprachen schon längst von einem Anschlag, da<br />

klammerten sich die Macher beim ZDF noch verzweifelt<br />

an die Hoffnung, es könnte ja auch «ein Unfall<br />

gewesen sein». Bedingt durch den Herzinfarkt<br />

eines Lkw-Fahrers. Narkotika fürs Volk.<br />

Wohltemperierte Analysen<br />

Das von Marietta Slomka moderierte und von Elmar<br />

Theveßen kommentierte Heute Journal an jenem<br />

Abend wird als eine Art Nachrichten-Kabarett<br />

in die Fernsehgeschichte eingehen. Als Beleg dafür<br />

reichen schon ein paar Sätze. Slomka im ZDF-Studio<br />

Aber auch die ARD stellte einmal mehr unter<br />

Beweis, warum die Bürger gut daran tun, den öffentlich-rechtlichen<br />

Sendern mit Misstrauen zu begegnen.<br />

Zwei Tage nach dem Terroranschlag gab<br />

es eine Mahnwache vor dem Kanzleramt. Hunderte<br />

Menschen, darunter die AfD-Politiker Alexander<br />

Gauland und Björn Höcke, gedachten der Opfer.<br />

Bereits gegen 19 Uhr berichtete N24 live von<br />

dem stillen Protest.<br />

Doch wer sich an diesem 21. Dezember nur im<br />

Ersten informierte, erfuhr davon nichts. Weder die<br />

Tagesschau noch die Tagesthemen berichteten über<br />

die Mahnwache, die natürlich auch ein Protest gegen<br />

die Politik der Kanzlerin war. Stattdessen zeigten<br />

die ARD-Tagesthemen eine Demonstration linker<br />

Gruppen, angeführt vom Berliner Bündnis gegen<br />

Rechts. Reporterin Marie von Mallinckrodt:<br />

«Draußen sind die Berliner auf den Straßen. Sie<br />

demonstrieren gegen die rechte Instrumentalisierung<br />

und rassistische Hetze in unmittelbarer Nähe<br />

des Tatortes.» Natürlich ließ die Reporterin – der<br />

politischen Korrektheit der Programmmacher huldigend<br />

– auch einen Politiker zu Wort kommen. Der<br />

Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu von den Grünen<br />

nutzte seine Chance. Er sprach von «Zeichen<br />

setzen» und dass man «unser Land nicht den Nazis<br />

überlassen» wolle. Mallinckrodt war zufrieden: «48<br />

Stunden nach dem Anschlag: Neben dem Sicherheitsgefühl<br />

spielen auch Solidarität und Gemeinsinn<br />

eine Rolle», kommentierte die ARD-Frau die<br />

Phrasen Mutlus. Lückenpresse vom Feinsten.


Die Angst der Frauen<br />

Multikultiland ist abgebrannt: Orientalische Machos<br />

nehmen sich, was sie wollen – keine ist mehr sicher.<br />

57


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die Angst der Frauen<br />

Polizistin mit Eiern<br />

_ von Martin Müller-Mertens<br />

Eine deutsch-griechische Beamtin redet Klartext über den täglichen<br />

Terror moslemischer Parallelgesellschaften. Jetzt gerät sie<br />

ins Fadenkreuz der politisch korrekten Lobby.<br />

Seit Ende 2015 ist die 32-Jährige ein Medienstar<br />

wider Willen. Mit ihrem Buch Deutschland im Blaulicht<br />

hat sie sich den Frust von der Seele geschrieben:<br />

Über Gewalt und Respektlosigkeit männlicher<br />

Migranten, über islamische Parallelkulturen und deren<br />

patriarchalische Frauenverachtung. «Wir wollen<br />

ja alle immerzu politisch korrekt bleiben und bloß<br />

nichts Falsches sagen. Mir ist aber ein offenes Visier<br />

lieber als Scheinheiligkeit.» Nun steht die Beamtin<br />

auf politischem Glatteis – und die rot-grüne<br />

Lobby wetzt bereits die Messer.<br />

Tania Kambouri hätte einen leichteren Weg gehen<br />

können: Jung, hübsch, weiblich und aus einer<br />

Einwandererfamilie – perfekt, um als Alibi der Multikulti-Illusion<br />

herumgereicht zu werden. In den 1960er<br />

Jahren kamen die Großeltern als Gastarbeiter aus<br />

Griechenland nach Deutschland. «Man wollte ein<br />

bisschen Geld verdienen und dann schnell wieder<br />

in die Heimat zurück», erzählt Kambouri. Doch es<br />

kam anders. Die Eltern lernen sich in Herten im Ruhrgebiet<br />

kennen. Zwei Kinder hat das Paar, einen Sohn<br />

und eine Tochter – Tania kam 1983 in Bochum zur<br />

Welt. Früh musste sie kämpfen. «In der Realschule<br />

sagten uns die Lehrer, wir würden unser Abi eh nicht<br />

schaffen.» Doch damit wollte sie sich nicht abfinden.<br />

Gemeinsam mit ihrer türkischen Freundin Sükran<br />

meldete sie sich auf eigene Faust am Gymnasium<br />

an. «Wir haben einfach unser Ding durchgezogen.»<br />

58<br />

Mit ihrem Weckruf schaffte es<br />

Tania Kambouri vier Wochen auf<br />

Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.<br />

Foto: picture alliance / Eventpress<br />

«Ich liebe es, Menschen<br />

zu helfen.»<br />

Wirklich wohl fühlt sie sich nicht im Schein der<br />

Kameras. Die Blicke aus großen braunen Augen verraten<br />

Unsicherheit. Die langen Haare sind unscheinbar<br />

zusammengebunden. «Ich wollte nicht in die Öffentlichkeit<br />

gehen, weil ich nicht präsent sein wollte<br />

und eine Polizistin bin, auf der Straße, und mehr<br />

nicht», sagt Tania Kambouri. Doch sie musste – für<br />

Deutschland, ihre Heimat.<br />

Seit zwölf Jahren arbeitet sie bei der Polizei, Bochum-Mitte<br />

ist ihr Revier. 2015 wurde sie zum Oberkommissar<br />

befördert. Es ist ihr Traumberuf. «Ich liebe<br />

es, Menschen zu helfen.» Leicht war es nie auf<br />

der Straße. Doch mit den Jahren wurde es immer<br />

schlimmer. «Mich haben auch genug Deutsche beleidigt<br />

und auch verletzt», sagt sie. Doch «die Probleme,<br />

die wir seit ein paar Monaten und einigen<br />

Jahren haben, die gab es vorher nicht. Mit muslimischen<br />

Migranten». Tania Kambouri sagt das mit<br />

Bestimmtheit, oft in unfertigen Sätzen. Die Wahrheit<br />

bricht aus ihr heraus. Manchmal ungelenk,<br />

doch immer voller Ehrlichkeit.<br />

Die Straßen ihrer Kindheit – das war Hamme,<br />

am nordwestlichen Ende der Bochumer Innenstadt.<br />

Die örtliche Glückauf-Bahn kündet von vergangenen<br />

Zeiten, als das Grubengold, wie Bochums bekanntester<br />

Sohn Herbert Grönemeyer den Bergbau einst<br />

besang, der Region Arbeit brachte. In den 1970er<br />

Jahren machte der Regisseur Peter Zadek mit seinem<br />

Sechs-Stunden-Stück Hamlet den Ort kurzzeitig<br />

überregional bekannt. Mittlerweile wurde die<br />

Gegend zum Ghetto. «Kleine alteingesessene Läden<br />

wurden nach und nach geschlossen, das Viertel<br />

ging im Laufe der Jahre immer weiter den Bach runter,<br />

und jeder, der die Möglichkeit dazu hatte, zog<br />

in bessere Stadtteile oder gleich ganz weg.» Heute<br />

fährt Tania Kambouri hier Streife.<br />

Wut im Bauch<br />

Im Sommer 2013 platzte Kambouri der Kragen.<br />

Bei einem Einsatz waren ihr wieder einmal Respektlosigkeit<br />

und offene Verachtung entgegengeschlagen.<br />

Mit einer Kollegin ging sie dem Hilfeersuchen<br />

eines Türken nach. «Als er uns zwei Frauen sah,<br />

wurde er laut und sprach mich in einem unfassbar


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die Angst der Frauen<br />

unangebrachten Ton an, ich sollte gefälligst herkommen.»<br />

Ein paar Tage später saß Kambouri vor ihrem<br />

Computer. Noch nie hatte sie etwas veröffentlicht,<br />

nicht einmal einen Online-Kommentar. «Ich<br />

ließ meiner Wut freien Lauf.» Das Ergebnis schickte<br />

sie noch in der Nacht an die Gewerkschaftszeitschrift<br />

Deutsche Polizei. «Meine Kollegen und ich<br />

werden täglich mit straffälligen Migranten, darunter<br />

größtenteils Muslimen (Türken, Araber, Libanesen<br />

usw.) konfrontiert, welche nicht den geringsten<br />

Respekt vor der Polizei haben. Dabei fängt die<br />

Respektlosigkeit bereits im Kindesalter an», heißt<br />

es in dem Brief. «Wie sieht die Zukunft in Deutschland<br />

aus, wenn straffällige Migranten sich (weiterhin)<br />

weigern, die Regeln in ihrem Gast- beziehungsweise<br />

Heimatland zu akzeptieren?»<br />

«Ich sage meinen Freunden auch:<br />

Nehmt Pfefferspray mit, schützt<br />

Euch.»<br />

«Das ist nur ein Leserbrief, den keiner lesen<br />

wird», dachte sie sich damals. Doch es kam anders.<br />

Unzählige Nachrichten gingen in ihrem Mail-Postfach<br />

ein, alle «durchweg positiv». Ein Unbekannter<br />

schickte per Botendienst einen Blumenstrauß<br />

an die Wache. «Geben Sie nicht auf, die Bochumer<br />

werden es Ihnen danken», stand auf der Grußkarte.<br />

Kambouri wurde zur Hoffnungsträgerin. 450 Polizisten<br />

jubelten ihr Anfang 2014 bei einer Podiumsdiskussion<br />

in der Dortmunder Westfalenhalle zu. «Dabei<br />

will ich doch gar nicht bekannt werden.»<br />

Gut anderthalb Jahre später wagte sie erneut<br />

den Sprung in die Öffentlichkeit. Vielleicht, weil<br />

«sich bis heute nichts geändert hat. Null», wie sie<br />

entrüstet feststellte. Vielleicht, weil ihre Mutter ihr<br />

als «meine persönliche ”Psychotherapeutin”» Kraft<br />

gab. Vielleicht, weil Deutschland sie braucht. «Meine<br />

deutschen Kollegen scheuen sich, ihre Meinung<br />

über die straffälligen Ausländer zu äußern, da sofort<br />

die alte Leier mit den Nazis anfängt.» Dass der Nazi-<br />

Knüppel auch sie treffen könnte, hat die Deutsch-<br />

Griechin wohl gespürt. Immer wieder distanziert sie<br />

sich von allem, was als rechts gelten könnte. Nur<br />

keine neue Sarrazin-Debatte! Das ging sogar ihrer<br />

Freundin Sükran zu weit. «Als sie das Buch gelesen<br />

hat, hat sie nur gemeint: Warum rechtfertigst<br />

Du Dich 20.000 mal? Einmal reicht. Aber die Gesellschaft<br />

will es einfach so», berichtet Kambouri. Sie<br />

ist eben kein glatter PR-Profi, nur eine Polizistin, die<br />

nicht mehr schweigen will.<br />

Die Angst der alteingesessenen Einwanderer<br />

Die Deutsch-Griechin klingt noch immer fassungslos,<br />

wenn sie von ihrem Alltag in den Parallelgesellschaften<br />

berichtet. «Sie benehmen sich, als<br />

wäre es nicht ihr Staat, als wären sie hier nicht<br />

willkommen. Dabei weiß ich als Tochter einer griechisch-stämmigen<br />

Familie, dass jeder in Deutschland<br />

eine Chance hat, etwas zu werden – auch<br />

wenn man ausländisch aussieht.» Doch dieses<br />

Deutschland ist in Gefahr – und die Polizistin fühlt<br />

sich machtlos. «Ich sage meinen Freunden auch:<br />

Nehmt Pfefferspray mit, schützt Euch. Es wird alles<br />

schlimmer werden.» Kambouri spürt wohl, wie das<br />

multikriminelle Milieu gerade auch Einwanderer in<br />

Deutschland bedroht, weil die Reaktionen so oft die<br />

Herkunft der Intensivtäter<br />

mit Migrationshintergrund<br />

3%<br />

2% 11%<br />

5%<br />

46%<br />

Türken<br />

Araber<br />

Bosnier<br />

Kosovaren<br />

Sonst. Orientale<br />

Sonstige<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

33%<br />

Quelle: Rausch, «Migration und<br />

Kriminalität. Rechtsstaatliche<br />

und kriminologische Aspekte<br />

und Lösungsansätze für eine<br />

erfolgreiche Integration.»<br />

In den Talkshow-Arenen fühlt sich<br />

Kambouri bis heute unwohl. Erst<br />

nach Erscheinen ihres Buches<br />

Deutschland im Blaulicht wagte sie<br />

sich regelmäßig in die Öffentlichkeit.<br />

Foto: Screenshot Youtube<br />

59


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die Angst der Frauen<br />

Polizisten schlagen<br />

Alarm<br />

Schon vor der Kölner Silvesternacht<br />

beklagten weitere Beamte<br />

die Zustände in multikriminellen<br />

Parallelgesellschaften. Der<br />

Berliner Polizist Karim el-Sarraf<br />

sieht vor allem die deutsche Kuscheljustiz<br />

als Problem. «In ihren<br />

Heimatländern haben Exekutivkräfte<br />

oft ein hohes Ansehen,<br />

in Deutschland haben einige<br />

straffällige Migranten jedoch<br />

erkannt: Hier sind die Repressalien<br />

zum Teil zu gering, hier fahren<br />

sie beispielsweise mit Sozialbetrug<br />

und kleinen Delikten<br />

relativ gut. Und das macht uns<br />

die Arbeit auf der Straße sehr<br />

schwer», so der Halb-Ägypter.<br />

Bereits 2014 berichtete der Berliner<br />

Hauptkommissar Christian<br />

Horn auf dem Integrationsgipfel<br />

der Bundesregierung von seinen<br />

Erfahrungen mit kriminellen<br />

Jung-Migranten. «Auch Erpressungen<br />

und Nötigungen sind an<br />

Schulen nahezu an der Tagesordnung;<br />

selbst Fälle regelrechter<br />

Versklavung von Mitschülern<br />

sind uns bekannt geworden.<br />

Diese Gewalt richtet sich gegen<br />

Mitschüler ebenso wie gelegentlich<br />

gegen Lehrer und Lehrerinnen.»<br />

Falschen träfen. «Ich will ja genau das nicht: dass<br />

die Bevölkerung immer ausländerfeindlicher, rassistischer<br />

wird. Wir dürfen einfach nicht verschweigen,<br />

was die Realität ist, wir müssen klar und deutlich<br />

thematisieren, was die Probleme sind.»<br />

Es nützt nichts: Die Multikulti-Lobby verträgt keine<br />

Wahrheit, die polit-korrekten Kommissare verzeihen<br />

kein Ausscheren aus der Propagandafront. In<br />

der Talkshow Menschen bei Maischberger musste<br />

Kambouri im November 2014 arrogante Belehrungen<br />

durch den Spiegel-Journalisten Jakob Augstein<br />

über sich ergehen lassen. Respektlosigkeit gegenüber<br />

der Polizei sei Ausdruck einer freiheitlichen,<br />

offenen Gesellschaft, bekommt die Beamtin zu hören,<br />

rollt entsetzt mit den Augen – und verbeißt<br />

sich eine Antwort. Gleich zwei Mal war sie in den<br />

Wochen zuvor im Einsatz durch kriminelle Ausländer<br />

verletzt worden.<br />

«Seit ich wieder Streife fahre,<br />

habe ich eine kritischere, differenziertere<br />

Sicht auf den Flüchtlingszustrom.»<br />

Doch Kambouri glaubt an das Gute im Menschen.<br />

Auch, als die <strong>Asyl</strong>lawine auf Deutschland zurollte.<br />

«Ich war anfangs positiv gestimmt und habe auch<br />

die Sicht vertreten, dass wir Flüchtlingen helfen<br />

müssen.» Doch die Realität holte sie ein. «Seit ich<br />

wieder Streife fahre, habe ich eine kritischere, differenziertere<br />

Sicht auf den Flüchtlingszustrom. Wir<br />

erleben es nicht selten, dass Flüchtlinge, die erst<br />

seit wenigen Tagen im Land sind, Straftaten begehen.»<br />

Zahlen des Bundeskriminalamtes, nach denen<br />

Flüchtlinge nicht mehr Straftaten begehen als<br />

Deutsche, kann sie nicht nachvollziehen – die Erfahrungen<br />

der Kollegen sprächen dagegen. «Nun<br />

ja, solche Zahlen über kriminelle Handlungen von<br />

Flüchtlingen sind politisch nicht gewollt. Ich denke<br />

auch, dass viele Beamte in führenden Positionen<br />

von der Politik gesteuert oder wenigstens beeinflusst<br />

werden», sagte sie Ende Dezember 2015.<br />

Bannstrahl der Selbstgerechten<br />

Nun bellen die getroffenen Hunde – und die <strong>Asyl</strong>lobby<br />

lechzt nach Blut. Bochums Linken-Kreissprecher<br />

Amid Rabieh fordert Anfang Januar 2016 unverhohlen<br />

ein Berufsverbot für die kritische Polizistin.<br />

Deren «kulturrassistische Äußerungen» seien «keine<br />

Privatsache», so Rabieh in einer Presseerklärung.<br />

«Wer sich bei polizeilichen Maßnahmen an Religion<br />

und nationaler Herkunft orientiert (sog. ethnisches<br />

Profiling), ist für den Streifendienst ungeeignet.»<br />

Eine dreiste Unterstellung. Auch die Funktionärskaste<br />

nimmt Tambouri nun ins Visier. «Wann gibt<br />

es eigentlich das erste Disziplinarverfahren?», fragte<br />

der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter,<br />

André Schulz. Bochums Polizei zitierte sie zu einem<br />

«vertrauensvollen Gespräch durch Vorgesetzte».<br />

Vielleicht wird auch Tania Kambouri unter dem<br />

Druck der Multikulti-Lobby zerbrechen. Manchmal<br />

klingt Traurigkeit aus ihrer Stimme, bei Sätzen wie<br />

«Noch liebe ich meinen Beruf». Doch sie gibt nicht<br />

auf. Es ist ihr Dienst an Deutschland. Genauso, wie<br />

jeden Tag auf Streife zu gehen. «Ich will weitermachen,<br />

sonst war alles umsonst.»<br />

Die ungeschminkte Wahrheit.<br />

Foto: Piper Verlag<br />

60<br />

Bild rechts: Einer der mutmaßlichen<br />

Sexgangster vom Kölner Hauptbahnhof<br />

wird am 1.1.2016 abgeführt.<br />

Foto: picture alliance / dpa


Vergewaltigt und verhöhnt<br />

_ von Martin Müller-Mertens<br />

Die 13-jährige Lisa wird brutal sexuell missbraucht. Traumatisiert vermischt sie ihr<br />

Martyrium mit einem späteren Erlebnis, bringt Daten durcheinander. Die Widersprüche<br />

in ihrer Aussage nutzt die Presse zur Propaganda gegen Russland.<br />

Sie kann es immer noch kaum aussprechen: Mit<br />

erstickter Stimme berichtet Svetlana F. vom Schicksal<br />

ihrer Tochter Lisa. Von dem Blut, den Hämatomen,<br />

den Tränen. Plötzlich stocken die Worte. «Dass<br />

sie lebt, war das Wichtigste für uns.» Doch die Welt<br />

ist für Lisas Eltern wohl für immer zusammengebrochen.<br />

Der Leidensweg der 13-Jährigen hat gerade<br />

erst begonnen.<br />

Knapp zwei Wochen hielt der Fall Berlin in Atem.<br />

Am Morgen des 11. Januar 2016 verschwand Lisa<br />

auf dem Schulweg zwischen den Ortsteilen Mahlsdorf<br />

und Falkenberg. Erst 30 Stunden später tauchte<br />

sie wieder auf. Später sagte das russlanddeutsche<br />

Mädchen aus, von mehreren arabisch sprechenden<br />

Männern entführt und in einer karg eingerichteten<br />

Wohnung 30 Stunden lang vergewaltigt worden<br />

zu sein. Mittlerweile ist klar, dass sich der Fall so<br />

nicht abgespielt hat. Ende Januar präsentierte die<br />

Staatsanwaltschaft einen anderen Verlauf. Demnach<br />

hatte Lisa Angst vor einem Schulgespräch, in<br />

dem die Eltern von ihren schlechten Noten erfahren<br />

sollten. Sie fuhr zu einem 19-Jährigen Bekannten<br />

und dessen Mutter, den die Polizei als Zeugen<br />

führt. Doch auch diese Darstellung wirft Fragen auf.<br />

Missbraucht und gefilmt<br />

Tatsächlich ist Lisas Fall ein düsteres Beispiel<br />

einer Lügenkampagne – jedoch nicht seitens der<br />

13-Jährigen, sondern der Leitmedien. Es sei «erwiesen,<br />

dass Lisa im Oktober [2015] Opfer eines sexuellen<br />

Missbrauchs durch mindestens zwei, wahrscheinlich<br />

drei erwachsene Männer geworden ist»,<br />

sagte Lisas Rechtsanwalt Alexej Danckwardt Ende<br />

Januar gegenüber russland.tv. «Einer dieser Täter<br />

war so dumm und hat die Tat auf Video gefilmt.» Dabei<br />

dürfte es sich um jene 20- und 22-jährigen Türken<br />

handeln, gegen die die Berliner Staatsanwaltschaft<br />

ermittelt. Eine besonders schwere Straftat,<br />

denn Lisa ist nach dem Gesetz noch ein Kind. «Wir<br />

gehen von einvernehmlichem sexuellen Kontakt<br />

aus», behauptet Behördensprecher Martin Steltner<br />

trotzdem ungerührt. Eine sonderbare Darstellung:<br />

Einvernehmlich mit zwei bis drei Erwachsenen,<br />

von denen einer filmt? Danckwardt bestätigt<br />

unter Berufung auf die Mutter zudem, dass «sich der<br />

Charakter von Lisa und ihr Verhalten massiv geändert<br />

hatten. Sie hatte also mit schlimmsten inneren<br />

Spannungen zu kämpfen.»<br />

Am 23. Januar 2016 demonstrierten<br />

rund 700 Bürger, zumeist Russlanddeutsche,<br />

gegen das Schweigen<br />

der Politik zum Fall Lisa vor dem<br />

Kanzleramt. Foto: Reuters/Hannibal<br />

Hanschke<br />

«Dass sie lebt, war<br />

das Wichtigste für<br />

uns.»<br />

Lisas Mutter Svetlana F., hier bei<br />

ihrem einzigen Fernsehinterview,<br />

glaubt weiter an die Schilderungen<br />

der Tochter. Foto: Screenshot<br />

Spiegel-TV<br />

61


62<br />

In Villingen-Schwenningen forderten<br />

am 24. Januar 2016 rund 1.300<br />

Russlanddeutsche unter anderem<br />

«Respekt für deutsche Kultur».<br />

Foto: picture alliance/dpa<br />

Dawai Nemzy! *<br />

Demonstrationen von Russlanddeutschen<br />

gegen die Flüchtlingspolitik<br />

der Bundesregierung<br />

Ende Januar 2016.<br />

Osnabrück<br />

Gütersloh<br />

Hamburg<br />

Berlin<br />

Neustadt<br />

an der Aisch Erlangen<br />

Crailsheim Nürnberg<br />

Pforzheim<br />

Rastatt<br />

Ansbach<br />

Ortenau<br />

Ellwangen<br />

Lahr Schwäbisch Augsburg<br />

Gmünd<br />

Villingen-Schwenningen<br />

* Los, Deutsche!<br />

Quelle: <strong>COMPACT</strong>-Recherche<br />

Doch Lisa schwieg. Ihr Schmerz, ihre Angst waren<br />

vielleicht zu groß. Vielleicht begannen zu diesem<br />

Zeitpunkt die Schulprobleme. Wahrscheinlich<br />

brach sie an jenem 11. Januar 2016 einfach zusammen.<br />

Lisa floh zu ihrem Freund und dessen Mutter.<br />

Dort wurde sie offenbar aufgenommen. «Aber<br />

dass ich dann nicht mal den Versuch unternehme,<br />

die Eltern des Mädchens zu unterrichten, obwohl<br />

ich weiß, die machen sich Sorgen, das ist mir total<br />

merkwürdig», wundert sich Anwalt Danckwardt.<br />

In ihrem Trauma vermischte Lisa nun die Ereignisse.<br />

Möglicherweise fürchtete sie die Reaktion der<br />

Eltern, eventuell konnte sie zwischen Oktober 2015<br />

und Januar 2016 selbst nicht mehr unterscheiden.<br />

Vielleicht bergen die 30 Stunden ihres Verschwindens<br />

noch dunkle Geheimnisse. Immerhin bescheinigte<br />

ein weiterer Anwalt der Familie, Roman Igler,<br />

Lisa nach ihrer Rückkehr in der Berliner Zeitung<br />

«starke Hämatome am Körper».<br />

Eine Spontandemonstration von<br />

Russlanddeutschen verbot die<br />

Berliner Polizei.<br />

Nach einigen Tagen sickerten Informationen<br />

über den Fall an die Öffentlichkeit durch. Lisas Tante<br />

Marina gab dem russischen Fernsehen ein Interview.<br />

Der Sender berichtete in alarmistischem Ton,<br />

beging handwerkliche Fehler – aber im Kern referierte<br />

er den damals bekannten Stand. Denn Berlins<br />

Polizei deckelte den Fall zunächst. Lisas Familie<br />

«schien, dass die Beamten lediglich darauf aus waren<br />

nachzuweisen, dass überhaupt kein Verbrechen<br />

vorlag», so Alexander Reiser vom Berliner Spätaussiedler-Verein<br />

Vision gegenüber der Berliner Woche.<br />

Tante Marina sagte dem russischen Radiosender<br />

RSN, die Familie fürchte, das Jugendamt könnte<br />

ihr Lisa wegnehmen. Eine Spontandemonstration<br />

von Russlanddeutschen verbot die Polizei. Am<br />

18. Januar 2016 gab die Behörde eine dürre Pressemeldung<br />

heraus. Demnach sei das Mädchen lediglich<br />

«kurzfristig als vermisst» gemeldet worden. Aufgrund<br />

des Persönlichkeitsrechts werde man keine<br />

weiteren Angaben machen. Diese Schmallippigkeit<br />

mehrte erst recht Zweifel an der Darstellung – nur<br />

zwei Wochen zuvor hatte Kölns Polizei versucht, den<br />

Grapscher-Mob vom Hauptbahnhof zu vertuschen.<br />

Die Nazikeule<br />

Nun lief die Propagandamaschine der Systempresse<br />

warm. Von einer «angeblichen Vergewaltigung»<br />

schwadronierten Berlins Lokalmedien umgehend<br />

– obgleich Lisas Aussage zu diesem Zeitpunkt<br />

durchaus glaubhaft klang. Zeitungen und TV-Sender<br />

griffen zum bewährten Instrument. Die Abendschau<br />

des gebührenfinanzierten RBB bemühte nach einer<br />

Demonstration von Russlanddeutschen vor dem<br />

Kanzleramt am 23. Januar Verfassungsschutz-Chef<br />

Bernd Palenda. Der wollte gemeinsames Handeln<br />

mit Neonazis ausgemacht haben. Kurze Zeit später<br />

meldete das Berlin Journal hingegen: «Nur zehn polizeibekannte<br />

Rechtsextremisten wurden an diesem<br />

Nachmittag gezählt.» Die Kundgebung umfasste jedoch<br />

mehrere Tausend Demonstranten. Die Berliner<br />

Zeitung unterstellte Lisas Mutter kaum verhohlen,<br />

aus politischen Gründen zu lügen. Sie «teilte auch<br />

einen Aufruf zu einer Pegida-nahen Demo im März<br />

in Berlin unter dem Motto ”Wir sind das Volk, Merkel<br />

muss weg.”»


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die Angst der Frauen<br />

Weshalb konnte der Fall derartige Emotionen in<br />

der russlanddeutschen Gemeinde auslösen? Vielleicht,<br />

weil sie das Weltbild der multikulturellen<br />

Realitätsverweigerer noch nicht verinnerlicht haben.<br />

Ihre eigene Migrationsgeschichte macht viele<br />

Russlanddeutsche besonders sensibel für den<br />

Merkelschen Willkommenswahn. «Viele Russen<br />

sind auch hierhergekommen», sagte Kostja, der<br />

bei Frankfurt wohnt und ebenfalls vor dem Kanzleramt<br />

demonstrierte. «Ich bin mit meinen Eltern<br />

herumgelaufen, wir haben darauf geachtet, dass<br />

wir bloß nicht bei Rot die Straße überquerten. Wir<br />

sind hergekommen und haben uns langsam und vorsichtig<br />

umgesehen – was und wie, wo gibt es Arbeit.<br />

Die kommen einfach hierher und Frau Merkel<br />

gibt ihnen alles: Wohnungen und so weiter. Dabei<br />

spucken sie auf alles.»<br />

«Die kommen einfach hierher, und<br />

Frau Merkel gibt ihnen alles.»<br />

Ihren Siedepunkt erreichte die Stimmung auch,<br />

weil Lisas Vergewaltigung keinesfalls ein Einzelfall<br />

ist. Im Gegenteil: Immer wieder begehen <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

und muslimische Migranten brutale Sexualstraftaten.<br />

Zur gleichen Zeit, als die Lügenpresse<br />

in jenen Tagen in Berlin auf eine «erfundene Vergewaltigung»<br />

hoffte, wurde in Kiel eine junge Frau<br />

«von drei Männern südländischen Aussehens verfolgt,<br />

(…) hinter einen Sicherungskasten gezogen<br />

und gegen ihren Willen angefasst», wie die örtliche<br />

Polizei angab. In Lehrte verfolgten zwei Männer<br />

eine 25-Jährige und forderten sie auf, «die Beine<br />

breit zu machen». Einer der Täter hatte nach Polizeiangaben<br />

einen «etwas dunkleren Teint». Auch<br />

die Polizei in Nordstadt ermittelte Ende Januar wegen<br />

einer versuchten Vergewaltigung. «Der deutsch<br />

und arabisch sprechende Gesuchte» ließ von seinem<br />

Opfer ab, nachdem er von einer Personengruppe<br />

gestört wurde. Im hessischen Friedberg entging<br />

eine 48-Jährige nur durch heftigen Widerstand einer<br />

Vergewaltigung durch zwei Männer, die «sich<br />

auf Arabisch unterhalten» hätten.<br />

Putin ist Schuld<br />

Die Nazikeule schüchterte die Russlanddeutschen<br />

nicht ein, die Proteste wurden größer – auch<br />

in anderen Städten gingen mittlerweile Tausende<br />

auf die Straße. Nachdem Moskaus Außenminister<br />

Sergej Lawrow das Thema auf seiner dreistündigen<br />

Neujahrs-Pressekonferenz kurz ansprach, mutierte<br />

Lisas Schicksal zur angeblichen Kreml-Kampagne.<br />

Von «Russen-Propaganda» schrieb die Bild-Zeitung.<br />

Der einstige Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert<br />

witterte die Gelegenheit für eine Verschwörungstheorie.<br />

In der Wirtschaftswoche vom 30. Januar<br />

hielt er es «nicht für ausgeschlossen, dass der<br />

russische Geheimdienst den Begriff ”Lügenpresse”<br />

in Deutschland verbreitet hat». Selbstkritische Töne<br />

waren selten. «Leider ist diese [russische] Propaganda<br />

so erfolgreich, weil es einen massiven Vertrauensverlust<br />

bei uns gibt, in Politik, Medien, Polizei<br />

und Justiz. Daran sind wir selbst schuld, nicht Moskau»,<br />

betonte allerdings selbst der als Putin-kritisch<br />

bekannte Journalist Boris Reitschuster im Focus.<br />

Doch gab es die angebliche Kreml-Propaganda<br />

im Fall Lisa überhaupt? Anwalt Danckwardt gab<br />

Medien aus beiden Ländern Interviews. «Das russische<br />

Fernsehen hat meine Äußerungen jedenfalls<br />

ungeschnitten und im Originalton gesendet,<br />

teilweise sogar live. Das ZDF-Morgenmagazin hingegen<br />

hat es fertiggebracht, meine Aussagen so zu<br />

schneiden, dass sie in ihr Gegenteil verdreht wurden»,<br />

sagte er der Jungen Welt.<br />

Tatsächlich hatte Berlins Staatsanwaltschaft<br />

mittlerweile endlich eingeräumt, dass Lisa sexuell<br />

missbraucht wurde – wenn auch zu einem anderen<br />

Zeitpunkt. Doch die Medien geiferten trotzdem<br />

weiter und sprachen von «Vergewaltigungslüge»<br />

(Berliner Zeitung). «Es gab weder eine Vergewaltigung<br />

noch Sex», beschwichtigte der Berliner Kurier.<br />

Der Tagesspiegel käute erneut die Darstellung<br />

wider, «vor dem Verschwinden des Mädchens<br />

sei es eventuell zu einvernehmlichen Sexualkontakten<br />

gekommen». Wie es Lisa geht, fragte keiner<br />

der Schmierenjournalisten. Dass ihre Peiniger<br />

vom Oktober 2015 in Untersuchungshaft säßen, ist<br />

dagegen nicht bekannt. Erst im Februar 2017 erhob<br />

Berlin Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen<br />

nun 23-Jährigen. Der Vorwurf: Schwerer sexueller<br />

Kindesmissbrauch und Herstellung pornografischer<br />

Schriften.<br />

Putin ist immer<br />

schuld<br />

«Ich halte es nicht für ausgeschlossen,<br />

dass der russische<br />

Geheimdienst die sexuellen<br />

Massenübergriffe in der Silvesternacht<br />

inszeniert hat. (…)<br />

Hat Putin grüne Männchen auf<br />

die Kölner Domplatte entsandt?<br />

Nein. Aber vielleicht als syrische<br />

Flüchtlinge getarnte Anhänger<br />

seines Verbündeten Assad.»<br />

(Flensburger Tagblatt,<br />

31.1.2016)<br />

Wladimir Putin. Foto: Kremlin.ru<br />

Nach massiven Problemen in den<br />

1990er Jahren gelten die Russlanddeutschen<br />

heute als vorbildlich integriert.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

63


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die Angst der Frauen<br />

Requiem für Jolanta<br />

_ von Martin Müller-Mertens<br />

In Reutlingen starb eine vierfache Mutter unter den Machetenhieben<br />

eines <strong>Asyl</strong>forderers. Die Behörden verharmlosen die Tat, die<br />

Antifa schüchtert Trauernde ein – und die Staatsanwaltschaft droht<br />

allen, die an ihrer Version zweifeln.<br />

Trauer in Reutlingen.<br />

Foto: Maciej Wieteska<br />

Die Hoffnung hatte sie nie aufgegeben:<br />

«Zeit für einen Wechsel…»<br />

schrieb Jolanta im September 2015<br />

neben dieses Facebook-Bild.<br />

Foto: Facebook<br />

Die Welt ging an einem Sonntagabend unter. Am<br />

24. Juli 2016 klingelte Wladyslaw Majka bei den<br />

Kindern von Jolanta Kijak in der polnischen Kleinstadt<br />

Dabrowa Tarnowska. Gemeinsam mit Polizisten<br />

musste der Chef der Sozialbehörde GOPS eine<br />

grausame Nachricht überbringen: Ihre Mutter lebt<br />

nicht mehr. Der <strong>Asyl</strong>ant Mohamad Halef zerhackte<br />

sie nur Stunden zuvor im fernen Reutlingen mit einer<br />

60 Zentimeter langen Machete.<br />

Majka kannte Jolanta – wie viele andere in dem<br />

12.000-Einwohner-Ort in der südlichen Wojewodschaft<br />

Kleinpolen. «Der Moment, in dem ich es den<br />

Kindern mitteilen musste, war einer der schlimmsten<br />

in meinem Leben», zitierte ihn die Zeitung Dziennik<br />

Polski. «Die Familie hat ein sehr enges Verhältnis.<br />

Mama war ihre ganze Welt.» Nun steht Dabrowa<br />

Tarnowska unter Schock. Er habe in den Medien<br />

von der Tragödie gehört, aber «nie gedacht, dass<br />

Jola betroffen sein könnte», meinte ein Nachbar.<br />

Jolantas Weg<br />

Nur Tage zuvor hatten die Kinder ihre Mutter in<br />

der Heimat verabschiedet – sie ahnten nicht, dass<br />

es kein Wiedersehen geben würde. Jolanta fuhr<br />

zurück ins deutsche Reutlingen, wo die 45-Jährige<br />

das Geld für ihre Familie verdiente. Die Not hatte<br />

die tapfere Frau ein Jahr zuvor in die Fremde<br />

gezwungen: Vier Kinder musste Jolanta versorgen<br />

– acht, 19, 22 und 23 Jahre alt. Zuvor war die Familie<br />

«durch Höhen und Tiefen gegangen», beschreiben<br />

es örtliche Medien. Zwei Ehen scheiterten. Eine<br />

Zeit lang hielt sie sich mit Gelegenheitsjobs über<br />

Wasser. «Aber immer hat sie das Wohl der Kinder<br />

im Auge behalten. Jola war eine großartige Mutter»,<br />

meint Majka. Später lebte sie in Baden-Württemberg,<br />

fand eine Anstellung zunächst als Putzfrau,<br />

schließlich als Küchenhilfe im Dönerrestaurant<br />

Mangal unweit des Reutlinger Bahnhofes. Bekannte<br />

schildern, dass sie am liebsten alle vier Kinder<br />

zu sich holen wollte. Am 15. August 2016 sollte zumindest<br />

die jüngste Tochter zur Mutter ziehen, hier<br />

die Schule besuchen.<br />

Chronik einer Hinrichtung<br />

Am letzten Tag ihres Lebens ging Jolanta wie<br />

immer zur Arbeit – und Mohamad Halef beschloss,<br />

eine Frau zu schlachten. Um 16:25 Uhr erreichten<br />

die Polizei erste Notrufe. Den Hergang der Tat beschreiben<br />

die Ermittler im kühlen Amtsdeutsch.<br />

Demnach kam es zwischen Jolanta und ihrem Mörder<br />

«aus bislang ungeklärter Ursache zum Streit, in<br />

dessen Verlauf das Opfer vom Tatverdächtigen<br />

durch eine Machete tödlich im Kopfbereich verletzt<br />

wurde. In der Folge schlug der <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

am Federnseeplatz mit der Machete die Scheiben<br />

eines PKW Citroën ein, in dem sich eine 51-jährige<br />

Frau sowie ein 41-jähriger Mann befanden». Erst<br />

der Sohn des Mangal-Wirtes konnte den Mörder<br />

stoppen. «Es war ein Albtraum. Ich sah die Frau im<br />

Blut liegen», sagte Robert Lukowski, der seit mehreren<br />

Jahren in der Stadt lebt.<br />

«Jola war eine großartige Mutter.»<br />

<br />

Wladyslaw Majka<br />

64<br />

Nur wenig ist über die Messer-Fachkraft bekannt.<br />

Rund ein Jahr zuvor hatte Halef in Deutschland<br />

<strong>Asyl</strong> gefordert. Angeblich stammt er aus Syrien.<br />

Auch die 115.000-Einwohner-Stadt südlich von<br />

Stuttgart inszenierte damals den Willkommensrausch.<br />

«Die Flüchtlinge brächten Dynamik ins Gemeinwesen<br />

– gute Dynamik», zitierte die Südwest<br />

Presse im Oktober 2015 eine Helferin. Vermutlich<br />

interessierte sich Halef nicht für den arabischen<br />

Reutlingen-Rundgang, den die ehrenamtliche<br />

Stadtführerin Salima Fellous regelmäßig organi-


Ausgabe 2/2016 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

siert. Vielleicht stand ihm auch kein «passgenauer<br />

Wohnraum» in Aussicht, den die linke Kommunalabgeordnete<br />

Jessica Tatti zur gleichen Zeit für die<br />

Neusiedler verlangte.<br />

Bald nach seiner Ankunft fiel Halef in der <strong>Asyl</strong>unterkunft<br />

unangenehm auf, soll Mitbewohner beklaut<br />

haben. Zwei Mal wurde er verlegt. Zuletzt logierte<br />

der 21-Jährige in einem Einzelzimmer in der<br />

ehemaligen Ypernkaserne, die die Stadt für die<br />

Unterbringung von 65 Illegalen hergerichtet hatte.<br />

Auch der Polizei war der Bereicherer bereits bekannt<br />

– «wegen verschiedener Delikte, unter anderem<br />

wegen Körperverletzung, Verstoßes gegen das<br />

Betäubungsmittelgesetz sowie Eigentumsdelikten».<br />

Doch warum messerte Mohamad Halef an diesem<br />

Tag die vierfache Mutter aus Polen? Einen islamistischen<br />

Anschlag schließen die Ermittler aus.<br />

Tatsächlich gibt es bislang keine Hinweise etwa auf<br />

einen Allahu-akbar-Schlachtruf. Allerdings existieren<br />

durchaus Indizien, dass die Bluttat politischkorrekt<br />

verharmlost werden soll. «Nach derzeitigem<br />

Sachstand handelt es sich bei der Tötung der<br />

Frau um eine Beziehungstat», meldeten Polizei und<br />

Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Presseerklärung.<br />

Eine Affäre mit dem Opfer habe der<br />

Mörder in ersten Vernehmungen eingeräumt. Zudem<br />

könnte bei Halef eine «psychische Erkrankung»<br />

vorliegen. Ein Sprecher des Reutlinger Polizeipräsidiums<br />

behauptete zudem, der Täter habe mit seinem<br />

Opfer in der Döner-Gaststätte gearbeitet.<br />

Recht ungewöhnlich für eine Presseerklärung,<br />

stießen Polizei und Staatsanwaltschaft bereits am<br />

Nachmittag des 25. Juli 2016 unmissverständliche<br />

Drohungen für den Fall aus, dass Zweifel an der offiziellen<br />

Version öffentlich geäußert würden. Demnach<br />

werde die «Verbreitung» von «unwahrem Inhalt»<br />

(…) «bei Bekanntwerden auf strafrechtliche<br />

Relevanz geprüft und gegebenenfalls ein Ermittlungsverfahren<br />

eingeleitet», hieß es ganz im Duktus<br />

von Zensurminister Heiko Maas. Diese Anweisung<br />

wurde umgesetzt: Die vorgegebene These von<br />

der sogenannten Beziehungstat findet sich in der gesamten<br />

deutschen Medienberichterstattung wieder.<br />

Gestörte Trauer<br />

Zum zentralen Gedenkmarsch am darauffolgenden<br />

Wochenende lud lediglich die polnische Gemeinde<br />

ein – nicht jedoch die Stadt. Fast erleichtert<br />

berichtete die örtliche Presse, dass sich statt<br />

der erwarteten 500 nur 150 Teilnehmer eingefunden<br />

hätten. Die Reutlinger Nachrichten, eine Regionalausgabe<br />

der Südwest Presse, diffamierte den Umzug<br />

als «nicht frei von nationalistischen Zielen». Das<br />

Infoportal Tübingen-Reutlingen machte «auch polnische<br />

NationalistInnen» aus. Auch die örtliche Antifa<br />

trommelte ihre Fußtruppen zusammen, um Trauerfeiern<br />

und Gedenkmärsche etwa der Bürgerinitiative<br />

Grenzgänger Neckar Alb zu stören. Sekundiert<br />

wurden sie von der örtlichen Politik. «Das war eine<br />

Beziehungstat und hatte keinen politischen Hintergrund»,<br />

diktierte der Kreisvorsitzende der Linken Rüdiger<br />

Weckmann das Verdikt. Auch SPD-Stadträtin<br />

Edeltraut Stiedl war zur Antifa-Kundgebung geeilt.<br />

Der örtliche General-Anzeiger wartete mit einer namentlich<br />

nicht genannten Lehrerin auf, der zufolge<br />

syrische Schulkinder völlig verstört seien und sich<br />

aus Angst vor «Faschisten» nicht mehr auf die Straße<br />

trauten.<br />

«Ich habe das erste Mal in meinem<br />

Leben einen Mörder gesehen», sagt<br />

Anwohner Marco Greco. Wenige<br />

Minuten nach der Tat wurde Halef<br />

von der Polizei festgenommen.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

«Es war ein Albtraum.<br />

Ich sah die<br />

Frau im Blut liegen.»<br />

Robert Lukowski<br />

Freiwild<br />

Frau<br />

Das böse Ende der<br />

Willkommenskultur<br />

Schweigekartell<br />

Der Sexmob und die Medien<br />

Polizistin mit Eiern<br />

Migrantin auf Streife<br />

Superwanze Handy<br />

Tipps zum Selbstschutz<br />

Germaninnen<br />

Mit Liebreiz und Schwert<br />

Dossier: Die Die Lügenjournalisten<br />

Agenten Agenten der der Meinungsdiktatur<br />

<strong>COMPACT</strong> 2/2016. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

65


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die Angst der Frauen<br />

Polen in Deutschland<br />

Wie viele Polen heute in der<br />

Bundesrepublik leben, ist aufgrund<br />

unterschiedlicher Definitionen<br />

von Polen und deutschen<br />

Aussiedlern in den Statistiken<br />

nur ungenau zu erfassen. 2013<br />

lebten in Deutschland 609.855<br />

Menschen, die ausschließlich<br />

die polnische Staatsbürgerschaft<br />

hatten. Der größte Teil<br />

kam als Arbeitsmigranten. Mittlerweile<br />

siedeln sich aber auch<br />

zunehmend Polen in von Leerstand<br />

betroffenen grenznahen<br />

Orten in Brandenburg und Vorpommern<br />

an.<br />

Stadtzentrum von Reutlingen.<br />

Foto: Stadtverwaltung Reutlingen<br />

Keine politischen Korrektheiten: Auf<br />

ihrer Trauerkundgebung erinnerten<br />

die Reutlinger Polen auch an die<br />

Schlacht am Kahlenberg – den Sieg<br />

eines deutsch-polnischen Heeres<br />

während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung<br />

1683.<br />

Fotos: Maciej Wieteska<br />

Nun wäre nicht von vornherein auszuschließen,<br />

dass sich Jolanta kurzzeitig auf eine Liaison<br />

mit dem deutlich jüngeren Halef eingelassen hätte.<br />

Die polnische Boulevardzeitung Super Express –<br />

die sich unter anderem durch die Veröffentlichung<br />

von Skandalen einen Namen gemacht hat – glaubt<br />

jedoch nicht an die Version von Polizei und deutscher<br />

Politik. Bereits am 26. Juli 2016 zitierte das<br />

Blatt Rafal Sobczaks vom Warschauer Außenministerium.<br />

Nach dessen Angaben verfügt die deutsche<br />

Polizei über detaillierte Kenntnisse zum Motiv des<br />

Täters, verschweigt die Fakten aber mit Verweis auf<br />

das Persönlichkeitsrecht. Die Zeitung Fakt recherchierte<br />

die Vorgeschichte des Mordes. Ihr zufolge<br />

war Halef arbeitslos, lungerte jedoch regelmäßig<br />

mit Landsleuten in dem Lokal herum. Immer wieder<br />

soll er Jolanta belästigt haben. Wiederholt schmissen<br />

ihn angeblich Imbiss-Mitarbeiter deshalb raus,<br />

schließlich bekam er sogar Hausverbot. Gut möglich,<br />

dass sich der <strong>Asyl</strong>forderer deshalb in seiner sogenannten<br />

Ehre gekränkt fühlte.<br />

«Die Probleme sind das Resultat<br />

von Multikulti-Politik.»<br />

<br />

Innenminister Blaszczak<br />

Wenige Tage nach der Bluttat servierte Bild eine<br />

weitere Lüge: Demnach sei das Opfer schwanger<br />

gewesen, schreibt das Blatt – obwohl die Obduktion<br />

bereits zuvor das Gegenteil bewiesen hatte. Zugleich<br />

präsentierte die Springer-Zeitung eine rührselige<br />

Liebesgeschichte zwischen Täter und Opfer.<br />

Der in Reutlingen lebende Pole Paul Owedyk erinnerte<br />

sich zwar, dass Jolanta tatsächlich öfter mit<br />

einem Syrer telefonierte. Doch dabei soll es sich um<br />

einen Kollegen – und damit gerade nicht um Halef<br />

– gehandelt haben. Jolanta beschrieb er als «fröhlich,<br />

freundlich und immer lächelnd». Hinweise auf<br />

Probleme konnte er nicht erkennen.<br />

Zweifel aus Warschau<br />

Nicht nur polnische Medien interessierten sich<br />

für den Fall. Auch die Staatsanwaltschaft des Landes<br />

ermittelte – offenbar traute die Warschauer<br />

Justiz angesichts der möglichen Vertuschungen<br />

den baden-württembergischen Kollegen nicht über<br />

den Weg. Jedenfalls erklärten sowohl Vize-Justizminister<br />

Zbigniew Ziobro als auch die Generalstaatsanwaltschaft,<br />

dass die offizielle Version der<br />

Bluttat nicht der Wahrheit entspreche. Die EU-kritische<br />

Oppositionspartei Kukiz’15 forderte, den Mörder<br />

nach Polen auszuliefern, damit er seine Strafe<br />

nicht in einem «deutschen Luxusgefängnis» absitzen<br />

kann. Zwischenzeitlich wurde in Polen eine Petition<br />

vorbereitet. Damit sollte die Regierung gezwungen<br />

werden, in diesem Fall juristisch gegen<br />

deutsche Medien vorzugehen, da diese vorsätzlich<br />

Falschinformationen verbreiteten.<br />

Doch weshalb hielten die schwäbischen Behörden<br />

stur an ihrer Version einer Beziehungstat fest?<br />

Ein Verdacht drängt sich auf: Der brutale Messermord<br />

soll als tragischer Einzelfall, keinesfalls jedoch<br />

als Teil der zunehmenden Gewaltausbrüche muslimischer<br />

<strong>Asyl</strong>betrüger im Gedächtnis bleiben. Eine<br />

Schönfärberei, die in Polen Verärgerung auslöste.<br />

Aus Sicht von Innenminister Mariusz Blaszczak gibt<br />

es «keinen Zweifel daran, dass die Probleme, mit<br />

denen sich jetzt <strong>unsere</strong> Nachbarn rumschlagen, das<br />

Resultat einer jahrzehntelangen Migrationspolitik<br />

sind, das Resultat von Multikulti-Politik».<br />

Ausländerkriminalität in Deutschland<br />

Stand 2012<br />

30,8 28,5<br />

Vergewaltigung<br />

Mord/Totschlag<br />

29,3<br />

29,8<br />

Diebstahl/Unterschlagung<br />

Raub/Erpressung<br />

Anteil der Ausländer in Prozent<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

66


Die Vertreibung aus dem Paradies<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Migrantengangs terrorisieren die Stadt, Frauen sind Freiwild. Der Mord eines<br />

<strong>Asyl</strong>anten an Maria L. hat deutlich gemacht: Ausgerechnet in Freiburg, dem Biotop<br />

der achtundsechziger Utopien, sind heute diejenigen schutzlos, deren Befreiung sich<br />

die Linke immer auf die Fahnen geschrieben hatte.<br />

Sind es immer die Besten, die zuerst geschlachtet<br />

werden? Maria L. verkörperte alles, was wir an<br />

<strong>unsere</strong>n Frauen schätzen: Die 19-jährige Medizinstudentin<br />

war nicht nur hübsch, sondern auch gebildet<br />

und wissbegierig. Im Internet kursierende Fotos<br />

zeigen sie mit einem Lachen, das Lebenslust und<br />

eine unschuldige Zuversicht bezeugt. Ihre Jugend<br />

muss behütet gewesen sein: Sie stammte aus einer<br />

wohlhabenden Familie, ihr Vater ist hoher EU-Beamter<br />

und in der Kirche aktiv. In der Todesanzeige<br />

schreiben die gläubigen Eltern: «Maria war 19 Jahre<br />

lang ein einziger Sonnenschein für uns, und das<br />

wird sie bleiben. Wir danken Gott für dieses Geschenk,<br />

das Er uns mit ihr gemacht hat. Wir sind<br />

gewiss, dass sie es bei Ihm gut hat.»<br />

Die christliche Caritas war Maria ein Herzensanliegen,<br />

sonst hätte sie sich nicht in der Flüchtlingshilfe<br />

engagiert. Sie fragte nicht nach Politik,<br />

sie fragte nicht nach dem Sinn offener Grenzen, sie<br />

wollte nicht wissen, ob einer sich <strong>Asyl</strong> erschwindelt<br />

hat oder nicht. Sie wollte einfach helfen. So war sie<br />

eben: eine gute Seele.<br />

«Geräusche wie ein Tier»<br />

Doch gerade diese Gutherzigkeit wurde ihr zum<br />

Verhängnis: Am 16. Oktober 2016 gegen drei Uhr<br />

nachts wurde sie auf dem Heimweg von einer Studi-Party<br />

auf einem Radweg in der Nähe des Fußballstadions<br />

vergewaltigt und anschließend in die vorbeifließende<br />

Dreisam geworfen. Ob sie ihren mutmaßlichen<br />

Mörder persönlich gekannt hat, ist zwar<br />

noch offen. Aber Tatsache ist, dass es sich bei dem<br />

vermeintlich 17-jährigen Afghanen um einen <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

handelt, der vor 15 Monaten über die<br />

Grenze kam. Eine Freiburger Pflegefamilie bot diesem<br />

Hussein K. ein Zuhause, er saß mit den Leuten<br />

am Esstisch und genoss ihre Gastfreundschaft. Wie<br />

müssen sich diese Großherzigen jetzt fühlen, nachdem<br />

sich das angebliche Bürgerkriegsopfer als brutaler<br />

Täter entpuppt und ausgerechnet ein Mädchen<br />

ins Jenseits befördert hat, das sich für Seinesgleichen<br />

einsetzte? Werden sie sich an Äsops Fabel erinnern,<br />

in der ein Bauer eine im Frost halberstarrte<br />

Schlange fürsorglich an seiner Brust gewärmt hatte<br />

– und zum Dank totgebissen wurde?<br />

So sieht sich das bunte Freiburg<br />

gerne: Christopher Street Day 2016.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

Gerade ihre Gutherzigkeit<br />

ist Maria<br />

zum Verhängnis<br />

geworden.<br />

67


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die Angst der Frauen<br />

Ethnie einzugrenzen. Unter dem frommen Vorsatz,<br />

Diskriminierung von Afrikanern, Arabern und anderen<br />

Rassen zu unterbinden, wird die Arbeit der Fahnder<br />

fahrlässig erschwert – man könnte das auch Täterschutz<br />

nennen.<br />

68<br />

Freunde und Fremde trauern um<br />

Maria. Foto: picture alliance /<br />

Patrick Seeger/dpa<br />

Die Ermittler sind von der Schuld<br />

Hussein Ks. überzeugt.<br />

Foto: Screenshot Facebook<br />

Die Dominanz der<br />

Multikulti-Ideologie<br />

hat die Idylle<br />

wehrlos gegen archaische<br />

Fremde<br />

gemacht.<br />

Die Natter an ihrem Busen – Maria hatte keine<br />

Chance in dem Verzweiflungskampf, der ihr Leben<br />

beendete. Auf seinem Facebook-Profil posierte der<br />

Afghane mal als Macho mit Basecap und gegeltem<br />

Haar, mal als Metrosexueller mit gezupften Augenbrauen.<br />

Verstörend ist ein Foto, das er im März 2016<br />

postete: Es zeigt einen Wolfsmenschen, der sich<br />

über ein Mädchen beugt und ihren Kopf hält. Kumpels,<br />

mit denen er auf dem Colombi-Platz abhing<br />

und Drogen konsumierte, berichteten der Bild-Zeitung<br />

von seinem ekelhaften Verhalten gegenüber<br />

Frauen: «Wir alle gucken schönen Frauen hinterher,<br />

sprechen sie an. Aber Hussein hat so ein Geräusch<br />

gemacht wie ein Tier. Er hat die Frauen richtig belagert<br />

und seine Show abgezogen.»<br />

Die Heldin der Ermittlungen<br />

Es gibt neben Maria L. noch eine beeindruckende<br />

Frauengestalt in dieser schrecklichen Geschichte:<br />

eine junge Kriminalassistentin der Freiburger Polizei,<br />

deren Name in den Medien nicht preisgegeben<br />

wurde. Menschen wie sie sind die stillen Helden,<br />

die einem noch Hoffnung machen.<br />

Dabei hätte man den Mörder auch ohne ihre Mühen<br />

schnell dingfest machen können. Am Fahrrad<br />

und an der Kleidung des Opfers gab es nämlich genügend<br />

DNA-Spuren. Da diese aber keine Treffer in<br />

der polizeilichen Datenbank ergaben, trat die Sonderkommission<br />

quälende Wochen lang auf der Stelle.<br />

Doch das war ein künstlich von der Politik aufgebautes<br />

Hindernis: Die Gesetze verbieten, was labortechnisch<br />

möglich ist, nämlich der DNA Angaben<br />

über Haut-, Haar- und Augenfarbe eines Verdächtigen<br />

zu entnehmen und auf dieser Grundlage dessen<br />

Trotz dieses Handicaps arbeitete die Freiburger<br />

Kripo mit Hochdruck weiter. Ein Brombeerstrauch<br />

am Tatort wurde komplett in die Kriminaltechnik gebracht<br />

und akribisch untersucht. Dabei fand sich ein<br />

einzelnes Haar, 18 Zentimeter lang, das zur einen<br />

Hälfte schwarz, zur anderen Hälfte blondiert war.<br />

Man wusste nun, welche Frisur der Gesuchte hat.<br />

Aber erst dem unermüdlichen Einsatz der jungen<br />

Kollegin ist zu danken, dass auch das dazugehörige<br />

Gesicht identifiziert werden konnte. Sie war es,<br />

die tagelang die Überwachungsvideos der Freiburger<br />

Straßenbahnen sichtete und dabei einen Mann<br />

mit diesem sogenannten Undercut-Schnitt entdeckte,<br />

der in der Tatnacht am Bertholdsbrunnen in die<br />

Linie 1 einstieg und Richtung SC-Stadion fuhr. Mit<br />

diesem Bild fanden die Kriminalisten innerhalb weniger<br />

Tage Hussein K.<br />

Das Ende der Idylle<br />

Dass das Verbrechen gerade in Freiburg passiert<br />

ist, hat die Wohlfühl-Republik geschockt. Die weltoffene<br />

Universitätsstadt im Dreiländereck stand<br />

seit den 1970er Jahren für den Vormarsch der Achtundsechziger.<br />

Hier war die Wiege der Anti-Atom-<br />

Bewegung, die durch eine monatelange Bauplatzbesetzung<br />

im nahegelegen Wyhl 1975/76 zum ersten<br />

Mal ein AKW verhinderte. Hier war ein Biotop<br />

für linke Kollektive und Lebensformen, die in zahlreichen<br />

besetzten Häusern ihre Zentren hatten. Hier<br />

war die Hochburg der freien Liebe, die die Freudianer<br />

von der Marxistisch-Reichistischen Initiative<br />

propagierten – und die des Kampfes gegen die<br />

bösen soldatischen Männer, den der Hobbyphilosoph<br />

Klaus Theweleit vor vollen Hörsälen predigte.<br />

Die exotische Mischung aus sexueller Libertinage<br />

einerseits, die andererseits durch feministischen<br />

Einspruch gezügelt wurde, gab gerade Frauen große<br />

Freiheiten: Sie konnten in Sommernächten die<br />

verführerischen Angebote des Nachtlebens nutzen<br />

und mussten vor Zudringlichkeiten weniger Angst<br />

haben als anderswo.<br />

Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Revolte hat<br />

sich in ihrem eigenen Schwung überschlagen und<br />

ins Gegenteil verkehrt, wie so oft in der Geschichte.<br />

Dass Freiburg seit 2002 von einem grünen Oberbürgermeister<br />

regiert wird und seine Partei bei der<br />

letzten Landtagswahl mit satten 43,2 Prozent auftrumpfte,<br />

hat zwar allerhand ökologische Experimente<br />

beflügelt – etwa den Bau des neuen Stadtteils<br />

Vauban, wo sich die Bionade-Bourgeoisie in<br />

energieneutralen Häuschen eingerichtet hat. Aber


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die Angst der Frauen<br />

die Dominanz der Multikulti-Ideologie hat die Idylle<br />

gleichzeitig wehrlos gegen die Gefahr von außen<br />

gemacht – gegen archaische Fremde, die Linke<br />

ebenso wie Christen als Ungläubige hassen und<br />

für die alle unverschleierten Frauen Schlampen sind,<br />

die man benutzen und wie Müll entsorgen kann.<br />

Schon lange vor der Kölner Silvesternacht hat<br />

Freiburg die ersten Ausläufer der <strong>Asyl</strong>anteninvasion<br />

zu spüren bekommen: Der Hauptbahnhof der Dreisamstadt<br />

ist der erste Halt für Züge, die Schwarzafrikaner<br />

aus Italien und der Schweiz mitbringen.<br />

Eine Gruppe von 40 – im Behördendeutsch – «unbegleiteten<br />

minderjährigen Flüchtlingen» (UMF) aus<br />

dem dunklen Kontinent hatte im Frühjahr 2014 monatelang<br />

«Anwohner und Passanten auf dem Stühlinger<br />

Kirchplatz regelrecht terrorisiert», meldete<br />

die Frankfurter Allgemeine Zeitung.<br />

«Ich finde es überhaupt kritisch,<br />

abends in Freiburg rumzulaufen.»<br />

Chiara (18)<br />

Nach 232 Straftaten von Januar bis Mitte Mai<br />

2014 schien die Polizei die Lage im Griff zu haben,<br />

es gab eine Reihe von Verhaftungen. Doch da der<br />

Zustrom nie aufgehört hat – allein 2016 wurden<br />

über 600 der besonders gefährlichen UMFs in Freiburg<br />

untergebracht –, ist die Situation mittlerweile<br />

so schlimm wie zuvor. Umliegende Schulen müssen<br />

von einem Sicherheitsdienst geschützt werden,<br />

die Kinder gehen nur noch in Gruppen von zu Hause<br />

Vorsicht, Frau!<br />

Straftaten unterschiedlicher Schwere gegen die sexuelle<br />

Selbstbestimmung in Deutschland. Von 10.000 Bürgern folgender<br />

Nationalität sind jeweils tatverdächtig:<br />

weg. Auf dem zentrumsnahen Platz mit seiner imposanten<br />

Kirche, der früher ein beliebtes Ziel von<br />

Spaziergängern und Nachtschwärmern war, traut<br />

sich heute nach Einbruch der Dunkelheit kein Weißer<br />

mehr. Obwohl allgemein bekannt ist, dass dort<br />

ausschließlich schwarze Drogengangs ihr Unwesen<br />

treiben, übt sich Polizeipräsident Bernhard Rotzinger<br />

im Vertuschen: «Wenn es Gambier sind, sind<br />

es Gambier, und wenn es Kaiserstühler sind, sind<br />

es Kaiserstühler», sagte er der örtlichen Badischen<br />

Zeitung (BZ) Anfang Dezember 2016.<br />

Wie sehr die Angst grassiert, zeigt das abgestimmte<br />

Vorgehen aller Discotheken und Clubs:<br />

Schon seit Anfang 2016 haben sie ein generelles<br />

Zutrittsverbot für Flüchtlinge verhängt, nachdem<br />

ihre Sicherheitsleute den Übergriffen auf den Tanzflächen,<br />

aber auch in Toiletten nicht mehr Herr geworden<br />

sind. Männerrudel sollen einzelne Frauen<br />

eingekreist und KO-Tropfen in Getränke geschüttet<br />

haben. Wer weiß, wie gerne gerade das polyglotte<br />

Partyvölkchen in der «Black-is-beautiful»-Laune badet,<br />

kann sich vorstellen, was vorgefallen sein muss,<br />

bis es zu diesem Schritt kam. Doch damit ist die Gefahr<br />

nicht gebannt. «Wenn viele an der Tür abgewiesen<br />

werden, werden sie aggressiv, und das Problem<br />

verlagert sich auf die Straße», sagte ein Security-<br />

Mann der BZ. Die Folge der verstärkten Wegelagerei:<br />

Statt wie früher ganz entspannt von einer Bar<br />

zur nächsten zu flanieren, bewegen sich Frauen nur<br />

noch mit dem Taxi durch die Stadt und lassen sich<br />

direkt am Eingang absetzen. «Ich finde es überhaupt<br />

kritisch, abends in Freiburg rumzulaufen», klagte die<br />

18-jährige Chiara L. in der Lokalpresse. Der öffentliche<br />

Raum gehört den Sex-Gangstern und ist für die<br />

Einheimischen zur No-go-Zone geworden.<br />

Die Verharmloser<br />

«Der Fall der getöteten Studentin<br />

in Freiburg hat aus folgenden<br />

Gründen keinen Eingang in<br />

die heutige 20-Uhr-Ausgabe der<br />

Tagesschau gefunden: Bei aller<br />

Tragik für die Familie des Opfers<br />

hat dieser Kriminalfall eine<br />

regionale Bedeutung.» (ARD-Tagesschau<br />

auf ihrem Facebook-<br />

Account, 3.12.2016)<br />

«Solche abscheulichen Morde<br />

gab es schon, bevor der erste<br />

Flüchtling aus Afghanistan<br />

oder Syrien zu uns gekommen<br />

ist.» (Sigmar Gabriel, SPD-Vorsitzender)<br />

«Solche Grausamkeiten werden<br />

leider von In- wie Ausländern<br />

begangen, das ist leider kein<br />

neues Phänomen.» (Julia Klöckner,<br />

stellvertretende CDU-Vorsitzende)<br />

«(…) politisch widerlich und<br />

dümmer, als die Polizei erlaubt».<br />

(Ralf Stegner, stellvertretender<br />

SPD-Vorsitzender, über Rainer<br />

Wendt, den Vorsitzenden<br />

der Deutschen Polizeigewerkschaft.<br />

Dieser hatte den Freiburger<br />

Mord auf die Probleme massenhafter<br />

Zuwanderung zurückgeführt.)<br />

Noch ein Schock für Freiburg: Im<br />

nahen Endingen wurde Anfang<br />

November 2016 die Joggerin Carolin<br />

Gruber ermordet. Foto: picture<br />

alliance / ROPI<br />

Algerier 60,2<br />

Somalier 41,2<br />

Afghanen 36,8<br />

Albaner 43,8<br />

Nigerianer 30,4<br />

Türken 7,2<br />

Deutsche 0,9<br />

Zugrundegelegt wurden die Zahlen des BKA für das gesamte Jahr 2015. Ein<br />

Beispiel für die Berechnung: Die Polizei hat 276 afghanische Tatverdächtige<br />

ermittelt. Dies wurde bezogen auf die Gesamtzahl der Afghanen, die zum<br />

31.12.2014 in Deutschland lebten, nämlich 75.385.<br />

Quelle: BKA<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

69


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die Angst der Frauen<br />

Eine unfassbare Tat?<br />

_ von David Berger<br />

70<br />

Würde eine asiatische Flüchtlingshelferin von einem Deutschen<br />

erstochen, wäre die Empörung im Lande groß. Da in Ahaus ein<br />

<strong>Asyl</strong>ant der Täter war, erfuhr außerhalb der kleinen Stadt kaum<br />

jemand von der Bluttat.<br />

Es ist kein Trost<br />

«Warum die Festnahme des Nigerianers<br />

und mutmaßlichen<br />

Mörders von Soopika P. kein<br />

Trost ist: Es ist kein Trost, wenn<br />

ein Täter nach seiner Tat festgenommen<br />

wurde. Es macht die<br />

junge Frau nicht wieder lebendig.<br />

(…)<br />

Es ist kein Trost, weil es wieder<br />

eine Flüchtlingshelferin ist. Weil<br />

diejenigen, die so unbedarft<br />

an die Sache herangingen, einfach<br />

nur helfen wollten, für diese<br />

Einstellung bestraft werden.<br />

Weil ihnen Regierung, Medien<br />

und eine toleranz- und moralbesoffene<br />

Gesellschaft bis heute<br />

einreden, Angst zu haben sei<br />

irrational, postfaktisch und vor<br />

allem Nazi. Weil ihnen die natürliche<br />

Vorsicht abtrainiert wird<br />

und der angepriesene «offene»<br />

Umgang mit Menschen, die oft<br />

so verroht sind, deren Vorstellungen<br />

Mann und Frau sich so<br />

sehr von <strong>unsere</strong>n unterscheiden,<br />

nicht selten ins Verderben<br />

führt.» (Anabel Schunke auf ihrem<br />

Facebook-Account)<br />

_ David Berger (* 1968) ist ein<br />

katholischer Theologe, Publizist<br />

und Philosoph. Von 2003 bis<br />

2010 war er Professor an der<br />

Päpstlichen Thomas-Akademie<br />

im Vatikan. Von 2013 bis zu<br />

seiner Entlassung im Februar<br />

2015 wirkte er als Chefredakteur<br />

der Schwulen-Monatszeitschrift<br />

Männer. Viele seiner Beiträge<br />

finden sich auf seinem Blog philosophia-perennis.com.<br />

Die von einem <strong>Asyl</strong>bewerber vergewaltigte und<br />

ermordete Maria L. aus Freiburg hatte es noch in die<br />

überregionalen Schlagzeilen geschafft – wenn auch,<br />

etwa im Falle der ARD-Tagesschau, mit reichlicher<br />

Verspätung. Solche Schlagzeilen blieben bei dem<br />

Mord an Soopika P., der sich in der Nacht vom 10.<br />

auf den 11. Februar 2017 im beschaulichen Ahaus<br />

(NRW), ereignete, aus. Auch sie hatte sich, wie Maria,<br />

in der örtlichen Flüchtlingshilfe engagiert.<br />

Schnell hatten sich Zeugen gemeldet, die die<br />

Schreie gehört hatten, als die 22-Jährige auf offener<br />

Straße regelrecht abgeschlachtet wurde. Diese<br />

verständigten sofort Polizei und Notarzt, sahen den<br />

Täter bei der Flucht und konnten daher sofort Angaben<br />

zu ihm machen. Der 27-jährige Nigerianer war<br />

in Ahaus kein Unbekannter. Er hielt sich dort als sogenannter<br />

Flüchtling auf und hatte wochenlang Kontakt<br />

zu dem Opfer gesucht, das ebenfalls einen Migrationshintergrund<br />

hatte. Allerdings ging Soopika<br />

auf die Annäherungsversuche nicht ein, was dann<br />

zu dem blutigen Gemetzel auf offener Straße führte.<br />

Die junge Frau verlor nach zahlreichen Stichen<br />

in Kopf, Hals und Oberkörper so viel Blut, dass sie<br />

im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlag.<br />

Wieder einmal: Der «unbekannte» Mörder<br />

Bezeichnend sind die wenigen Berichte über den<br />

Vorfall, die den Weg in ein überregionales Medium<br />

schafften. Focus-Online (nicht zu verwechseln<br />

mit dem davon unabhängigen Printmagazin) etwa<br />

berichtete 13 Stunden nach dem Vorfall – also zu<br />

einem Zeitpunkt, an dem man die Augenzeugenberichte<br />

längst hätte recherchieren können. Dabei<br />

stützte man sich ausschließlich auf das von der Polizei<br />

Bekanntgegebene: Bei dem Täter handele es<br />

sich um einen «Unbekannten», zu seinen Motiven<br />

gebe es keinerlei Hinweise. Die Bild-Zeitung nannte<br />

immerhin Ross und Reiter, wenn auch nur in ihrer<br />

Regionalausgabe.<br />

Dass man bei Tagesschau und Heute vergeblich<br />

auf einen Bericht zu dem Vorfall wartete, muss<br />

nicht eigens erwähnt werden. Hier war wohl den<br />

verantwortlichen Redakteuren, spätestens als das<br />

Wort «Nigerianer» und «Flüchtling» fiel, klar, dass<br />

man es mit einem «Einzelfall von regionaler Bedeutung»<br />

– so die ARD-Nachrichtensendung über<br />

Soopika P. aus Sri Lanka arbeitete in der Jugendhilfe.<br />

Illustration: IF<br />

ihr langes Schweigen zum Freiburger Mord an Maria<br />

L. – zu tun habe.<br />

Soopikas Mörder konnte dann tatsächlich bereits<br />

am 14. Februar in der Schweiz festgenommen<br />

werden. Wie sehr der Schwarzafrikaner dabei auf<br />

seine Unantastbarkeit aufgrund seines Flüchtlingsstatus<br />

vertraute, zeigt sein Verhalten vor der Festnahme:<br />

Von Schweizer Polizeibeamten am Bahnhof<br />

von Basel kontrolliert, präsentierte der Mann den<br />

Beamten gelassen die in Deutschland auf seinen<br />

richtigen Namen ausgestellte <strong>Asyl</strong>bescheinigung.<br />

Dass sich aus dem Vorfall mehr als eine kritische<br />

Nachfrage zur Flüchtlingspolitik in Europa,<br />

ganz speziell natürlich zu jener Deutschlands ergibt,<br />

ist offensichtlich. Und das schon im ganz<br />

praktischen Detailbereich: etwa, wie der Täter unerkannt<br />

und problemlos durch Deutschland fahren<br />

und in die Schweiz einreisen konnte. Dass keines<br />

<strong>unsere</strong>r Qualitätsmedien diese Fragen stellte, hängt<br />

schlicht damit zusammen, dass die zu erwartenden<br />

Antworten so gar nicht in deren Weltbild passen:<br />

Gegen den Zusammenbruch ihrer bunten Refugeeswelcome-Märchenwelt<br />

wird sich die große Überzahl<br />

linksgrüner Journalisten in Deutschland wehren<br />

– bis zum letzten Atemzug der Medien, für die<br />

sie tätig sind.<br />

Zum Gedenken an Soopika versammelten sich<br />

Mitte Februar 200 Menschen auf dem Ahauser Rathausplatz,<br />

darunter zahlreiche Einwanderer aus Sri<br />

Lanka, die aus ganz Europa gekommen waren, um<br />

ihrer hinduistischen Glaubensgenossin die letzte<br />

Ehre zu erweisen. Bürgermeisterin Karola Voß ließ<br />

sich entschuldigen und gab das Übliche zu Protokoll:<br />

«Ich hoffe sehr, dass das bislang gute Zusammenleben<br />

in Ahaus, das hohe Engagement in der<br />

Integrationsarbeit und das Sicherheitsgefühl in <strong>unsere</strong>r<br />

Stadt durch die Tat nicht spürbar beeinträchtigt<br />

oder verändert werden.» Für sie sei es «unfassbar,<br />

dass eine solche Tat geschehen ist». Diese Sorte<br />

Politiker wird wohl nie umdenken.


Was tun?<br />

Die Eliten wollen das Volk zerstören. Was muss<br />

politisch gefordert werden, was sagt das Gesetz,<br />

was kann der Einzelne tun?<br />

71


Merkel? Verhaften!<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

72<br />

Ob die Kanzlerin weiß, dass sie schon mit einem Bein im Gefängnis<br />

steht? Rechtsgutachten, die ihr den Bruch von Gesetzen vorwerfen,<br />

wurden zwischenzeitlich sogar von etablierten Medien verbreitet.<br />

Und im Innenministerium von Thomas de Maizière kursierten<br />

Papiere, welche die Polizei zur Meuterei aufrufen.<br />

Auf dem Karnevalsumzug im<br />

rheinland-pfälzischen Bad Bergzabern<br />

schmückte dieses Motiv<br />

nebst der Aufschrift «So ergeht es<br />

Volksverrätern» dem Mottowagen<br />

der Kapeller Narren. Selbstredend<br />

echauffierte sich das Organisationskommitee<br />

umgehend über die<br />

Unbotmäßigkeit. Illustration: IF,<br />

picture alliance/AP Images<br />

Am 7. Oktober 1989<br />

wurde Honecker<br />

noch umjubelt,<br />

zehn Tage später<br />

war er weg.<br />

Selig sind die Sanftmütigen, denn ihrer ist das<br />

Himmelreich. Wer gestern noch an der Spitze eines<br />

allmächtigen Regimes stand, kann schon am nächsten<br />

Tag tief fallen und muss dann hoffen, auf einen<br />

solchen Sanftmütigen wie Pfarrer Uwe Holmer zu<br />

treffen. Dieser öffnete seine Wohnung zu Anfang<br />

des Jahres 1990 einem Ehepaar, das keine andere<br />

Zuflucht mehr wusste, obwohl noch zehn Wochen<br />

vorher jeder in der Republik vor den beiden das<br />

Haupt gebeugt hatte: Margot und Erich Honecker.<br />

Der SED-Generalsekretär hatte am 17. Oktober<br />

1989 zurücktreten müssen. Die kurzlebigen Nachfolgeregierungen<br />

waren nicht mehr in der Lage, den<br />

einst mächtigsten Mann im Arbeiter- und Bauernstaat<br />

vor der wütenden Opposition zu schützen –<br />

und vor den Nachstellungen der DDR-Staatsanwaltschaft;<br />

seine Villa in Wandlitz wurde zu unsicher.<br />

Wohin gehen? In der Pfarre von Lobetal im Norden<br />

von Berlin, einer 1.200 Seelen-Gemeinde, fanden<br />

die Honeckers ein Zuhause. Zuerst zögerte der Geistliche,<br />

dann beriet er sich mit seiner Frau. «Aber dann<br />

fiel uns ein, dass wir jeden Sonntag in <strong>unsere</strong>r vollbesetzten<br />

Kirche beten: «Vergib uns <strong>unsere</strong> Schuld,<br />

wie wir vergeben <strong>unsere</strong>n Schuldigern.» Das gab<br />

den Ausschlag. Die folgenden Wochen verbrachten<br />

die Honeckers im Haus der Holmers, die Kommunisten<br />

unter dem Schutz der Christen, später fanden<br />

sie Zuflucht in Moskau. Am 29. Juli 1992 wurde er<br />

in die Justizvollzugsanstalt Berlin-Moabit verbracht.<br />

Die Schrift an der Wand<br />

Ist es vorstellbar, dass Angela Merkel vor einem<br />

ähnlichen Absturz steht? Sie, die in den Honecker-Jahren<br />

Sekretärin für Agitation und Propaganda<br />

der Freien Deutschen Jugend war und sich nach<br />

der Wiedervereinigung, zuerst als «Kohls Mädchen»<br />

und dann gegen ihren politischen Ziehvater,<br />

an die Spitze ihrer neuen Partei, ihres neuen Staates<br />

durchbiss? Man mag lange diskutieren, was sie<br />

von Honecker unterscheidet und worin sie ihm ähnelt,<br />

aber zwei Unheilsbotschaften des Jahres 1989<br />

stehen als Menetekel auch an ihrer Wand: Wie damals<br />

ist es eine Flüchtlingskrise, die die Fundamente<br />

des Staates erschüttert – nur dass die Massen<br />

damals hinaus- und heute hineinströmen. Und wieder<br />

sind es die aufmüpfigen Sachsen, die unter der<br />

Parole «Wir sind das Volk» gegen das Regime in<br />

Berlin demonstrieren. «Den Sozialismus in seinem<br />

Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf», hatte Honecker<br />

noch wenige Monate vor seinem Sturz geprahlt.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Was tun?<br />

Merkels Diktum «Wir schaffen das» ist von ähnlich<br />

pausbäckiger Zuversicht angesichts einbrechender<br />

Zustimmungswerte.<br />

Dass außerhalb von Sachsen und Thüringen<br />

noch immer Tausende unter den roten oder bunten<br />

Fahnen der Blockparteien gegen die Opposition<br />

mobilisiert werden können, sollte niemanden täuschen:<br />

Auch am 7. Oktober 1989, zum 40. Geburtstag<br />

der DDR, jubelten die Massen auf dem Alexanderplatz<br />

noch Honecker zu, die wenigen Protestierer<br />

hatten keine Chance. Und trotzdem war, keine<br />

zehn Tage später, seine Macht perdu. Die heutigen<br />

Antifa-Claqueure sind nicht so uniformiert wie damals,<br />

aber sie werden genauso staatlich alimentiert.<br />

Solange die Staatsführung geschlossen agiert, mag<br />

sich daran nichts ändern. Aber wenn sich die politische<br />

Klasse spaltet, läuft auch der bezahlte Anhang<br />

auseinander. Genauso war es vor 26 Jahren:<br />

Das Ende der DDR wurde nicht auf den Straßen von<br />

Leipzig oder Dresden eingeläutet, sondern im Politbüro<br />

der SED – dort wurde Honecker zum Rücktritt<br />

gezwungen, von seinen eigenen Genossen.<br />

Aufstand der Paladine<br />

Eine solche Palastrevolte droht auch Angela<br />

Merkel. Seit sie an jenem unheilvollen 4. September<br />

2015 die Grenzen geöffnet hat, sind nicht nur<br />

die demoskopischen Zustimmungswerte für sie und<br />

die Union insgesamt rapide gefallen. Sie sieht sich<br />

auch in ihrer eigenen, bis dato so fügsamen Partei<br />

wachsendem Widerstand gegenüber. Innenminister<br />

Thomas de Maizière, der immer wieder auf eine Eindämmung<br />

des Zustroms drängt, konnte sie zunächst<br />

noch stoppen: Sie entzog ihm zwar Anfang Oktober<br />

de facto die Zuständigkeit in Sachen <strong>Asyl</strong>politik<br />

und betraute damit ihren treuen Knappen, Kanzleramtschef<br />

Peter Altmaier. Doch dieser verdarb<br />

es sich schon am 13. Oktober mit den Innenpolitikexperten<br />

der Bundestagsfraktion – durch seine<br />

irre Ankündigung, die Zuwanderungszahlen würden<br />

bald zurückgehen: «Ihr müsst Euch das so vorstellen<br />

wie eine Pipeline, die leerläuft.» Die Fachleute<br />

waren entsetzt.<br />

Einen Tag später rebellierte die ganze CDU/CSU-<br />

Fraktion. Der 14. Oktober wurde zum Scherbengericht<br />

für die Kanzlerin. Die Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung berichtete aus der nichtöffentlichen<br />

Sitzung: «Eine rhetorische Frage Merkels entfachte<br />

Zorn. Ob jemand im Ernst glaube, dass Flüchtlinge<br />

an der Grenze zurückgewiesen werden können?<br />

(…) Plötzlich aber riefen Abgeordnete laut und<br />

deutlich ”ja”. Beifall gab es für die Opponenten.»<br />

Merkel, so erzählen Insider, konnte auf dieser<br />

Sitzung nur noch die Hälfte der Fraktion hinter sich<br />

versammeln. Dabei war Horst Seehofer als bayrischer<br />

Ministerpräsident gar nicht anwesend, und<br />

auch der gewohnt kritische Wolfgang Bosbach und<br />

der Euro-kritische Hans-Peter Willsch standen nicht<br />

an der Spitze der Protestierer. Vielmehr waren es<br />

Abgeordnete, von denen man das nie gedacht hatte,<br />

etwa Clemens Binninger und Armin Schuster aus<br />

Baden-Württemberg, die als frühere Polizeibeamte<br />

mit großer Sachkenntnis nachwiesen, dass und<br />

wie Grenzkontrollen gemacht werden müssten. Vor<br />

allem Binninger habe die Kanzlerin regelrecht vorgeführt,<br />

war zu hören.<br />

Eine ganz grundsätzliche Gegenposition formulierte<br />

Hans-Peter Uhl. «Der CSU-Innenpolitiker<br />

sprach von Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatsgewalt.<br />

Wenn das Volk den Eindruck gewinne, dass<br />

die Regierung das Staatsgebiet nicht mehr vor massenhafter<br />

Einwanderung schützen könne, werde es<br />

sich eine neue Regierung suchen. Abermals gab es<br />

zustimmendes Klopfen, und es heißt, hernach seien<br />

Abgeordnete zu Uhl gegangen. Wie recht er habe»,<br />

berichtete die FAZ. Fraktionschef Volker Kauder, der<br />

in der Vergangenheit Abweichler immer zu disziplinieren<br />

wusste, schwieg verräterisch. Als ein Regierungsmitglied<br />

wieder einmal tönte, man könne die<br />

Grenzen nicht sichern, soll er gemurmelt haben: «Ja,<br />

genauso wie bei den Libanesen-Clans, wo wir auch<br />

nichts mehr machen können.»<br />

Dafür sprang ausgerechnet Thomas de Maizière<br />

für die Kanzlerin in die Bresche – von dem jeder<br />

wusste, dass er die Grenzöffnung von Anfang an<br />

kritisiert hatte. Dass Merkel in jener Sitzung über<br />

seine Fürsprache glücklich sein musste, schwächte<br />

ihre Position erst recht. In den späteren Kontrover-<br />

Erich Honecker auf dem 11. Parteitag<br />

der SED 1986. Foto: Bundesarchiv,<br />

Bild 183-1986-0421-044,<br />

Rainer Mittelstädt, CC-BY-SA 3.0,<br />

Wikimedia Commons<br />

Die Fraktionssitzung<br />

wurde zum<br />

Scherbengericht<br />

für die Kanzlerin.<br />

Wolfgang Schäuble folgt Merkel<br />

treu in den Untergang, wie einst<br />

DDR-Wirtschaftslenker Günter<br />

Mittag Honecker. Foto: picture<br />

alliance/dpa<br />

73


Ausgabe 12/2015 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Was tun?<br />

Schleuser sind<br />

Straftäter<br />

sen um Transitzonen und eine Begrenzung des Familiennachzuges<br />

war die Kanzlerin nicht mehr in der<br />

Lage, den spröden Mann auf ihre Linie zu zwingen.<br />

74<br />

Nach Paragraph 96 Strafgesetzbuch<br />

begehen auch jene Schleuser<br />

eine Straftat, die zwar ohne<br />

Bezahlung, aber zugunsten mehrerer<br />

Personen oder mehrfach<br />

handeln. Wörtlich heißt es:<br />

«Einschleusen von Ausländern<br />

Mit Freiheitsstrafe von drei Monaten<br />

bis zu fünf Jahren, in minder<br />

schweren Fällen mit Freiheitsstrafe<br />

bis zu fünf Jahren<br />

oder mit Geldstrafe wird bestraft,<br />

wer einen anderen anstiftet<br />

oder ihm dazu Hilfe leistet,<br />

eine Handlung<br />

(1) nach § 95 Abs. 1 Nr. 3 oder<br />

Abs. 2 Nr. 1 Buchstabe a [illegale<br />

Einreise] zu begehen und<br />

(...) wiederholt oder zugunsten<br />

von mehreren Ausländern handelt<br />

(...).<br />

(3) Der Versuch ist strafbar.»<br />

Mit professioneller Aufmachung<br />

wirbt die Initiative Werde Fluchthelfer.in<br />

um Hobby-Schleuser. Den<br />

Tätern verspricht die Truppe ein<br />

sogenanntes Verdienstkreuz.<br />

Foto: Screenshot fluchthelfer.in<br />

Bild oben rechts: Die «Wir schaffen<br />

das»-Phrase hat den Mächtigen<br />

noch nie Glück gebracht, wie<br />

dieses Plakat zeigt. Auf dem hier<br />

beworbenen X. Parteitag der<br />

SED 1980 räumte Honecker erstmals<br />

vorsichtig ökonomische Probleme<br />

ein. Foto: picture alliance/ZB<br />

Die kriminelle Kanzlerin<br />

Meuterei<br />

Wie Pegida ist die Polizei?<br />

Berufsverbot<br />

Hexenjagd auf Pirincci<br />

Superwaffen<br />

Putin siegt in Syrien<br />

DFB-Skandal<br />

Der falsche Zwanziger<br />

Dossier: Für die Festung Europa<br />

Beiträge der der <strong>COMPACT</strong>-Freiheitskonferenz<br />

<strong>COMPACT</strong> 12/2015. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Wie es an der Parteibasis aussieht, kann man<br />

nur ahnen. Dass Merkel nicht auf einen alten Fahrensmann<br />

wie den ehemaligen Verteidigungsstaatssekretär<br />

Willy Wimmer hören möchte, der sie – wie<br />

den verbannten Napoleon – «ab nach St. Helena»<br />

wünscht, mag ihrer Dickfelligkeit geschuldet sein.<br />

Aber ob sie sich auch leisten kann, einen Mann wie<br />

Hans-Hermann Tiedje zu ignorieren? Der frühere<br />

Chefredakteur der Bild-Zeitung und persönliche Berater<br />

von Helmut Kohl sprach in einem Zeitungsbeitrag,<br />

der bezeichnenderweise im Ausland erschien,<br />

von «Merkeldämmerung». Beliebt sei sie «noch bei<br />

grünen Menschheitsrettern, dem Philosophen Habermas<br />

und dem indischstämmigen TV-Populärphysiker<br />

Ranga Yogeshwar», höhnte er. Und weiter:<br />

«Angela Merkel scheint immer noch keine Konkurrenz<br />

zu haben, aber das ist falsch. Wenn Finanzminister<br />

Schäuble nicht mehr mitmacht, dann zerbricht<br />

das System Merkel. Schäuble ist ein badischer<br />

Preuße, pflichtbewusst, korrekt, sparsam. Geduldig.<br />

Aber wenn für Schäuble das Maß voll ist, dann wird<br />

er gefährlich. Helmut Kohl und Iannis Varoufakis<br />

können das bestätigen. Noch macht Schäuble gute<br />

Miene. Und wann zieht er den Stecker?»<br />

Justitias scharfes Schwert<br />

Besonders brenzlig ist die Lage für die Regierungschefin,<br />

weil ihre Kritiker nicht nur politisch argumentieren,<br />

sondern ihr Gesetzes- und sogar Verfassungsbruch<br />

vorwerfen. Der bereits erwähnte<br />

Hans-Peter Uhl, immerhin Justitiar der Unionsfraktion,<br />

kritisierte, dass die Kanzlerin Paragraph 95 und<br />

96 des Aufenthaltsgesetzes – also die Strafwürdigkeit<br />

der illegalen Einreise und des Schleppertums<br />

– durch ihre Grenzöffnung am 4. September<br />

2015 «faktisch suspendiert» habe, und befürchtete<br />

«schweren Schaden» für den Rechtsstaat.<br />

Merkel wurde auf der Fraktionssitzung<br />

am 14. Oktober regelrecht<br />

vorgeführt.<br />

«Ist Angela Merkel eine Schleuserin?» betitelte<br />

der Passauer Strafrechtler Holm Putzke seine mehrseitige<br />

Expertise, die durch eine auszugsweise Veröffentlichung<br />

in der FAZ Anfang November besonderes<br />

Gewicht erhielt. Putzke beantwortet die Frage<br />

mit einem Vergleich: «Entweder erfüllen Personen,<br />

die ab dem 5. September Flüchtlinge nach Deutschland<br />

befördert haben, nicht den Tatbestand des Einschleusens<br />

von Ausländern», dann wären Hunderte<br />

von entsprechenden Verfahren vor deutschen<br />

Gerichten einzustellen. «Oder all jene haben sich<br />

ebenfalls strafbar gemacht, die bei der unerlaubten<br />

Einreise Hilfe geleistet haben, darunter die Bundeskanzlerin.»<br />

Und weiter: «Angela Merkels Entschluss,<br />

zusammen mit Österreich die EU-Abreden über das<br />

Weiterreiseverbot von Flüchtlingen außer Kraft zu<br />

setzen, stellt sich zweifellos als eine solche Förderung<br />

dar, wenn es nicht sogar konkludent als Aufforderung<br />

zur unerlaubten Einreise zu verstehen war,<br />

was ebenfalls strafbar wäre, nämlich nach Paragraph<br />

111 Absatz 1 des Strafgesetzbuches (StGB).»<br />

«Aufstand gegen Merkel?» fragte Die Welt Ende<br />

Oktober 2015. «Sicherheitsbehörden warnen wegen<br />

der Flüchtlingskrise vor totalem Kontrollverlust.<br />

Sie halten den Kurs der Kanzlerin für brandgefährlich<br />

– und fordern die Schließung der Grenzen.»<br />

Das Blatt zitierte, auch in den Folgewochen,<br />

aus Geheimpapieren, die offenbar gezielt an die<br />

früher konservative Zeitung durchgestochen wurden,<br />

und zwar aus de Maizières Innenministerium,<br />

das bekanntlich die Aufsicht über alle «Sicherheitsbehörden»<br />

führt. Darin wird nicht nur – etwa<br />

in einem Zehn-Punkte-Programm des früheren BND-<br />

Chefs August Hanning – die Rückkehr zum Rechtsstaatsprinzip,<br />

also zur Grenzsicherung und damit zur<br />

Abweisung der Illegalen, gefordert. Viel brisanter:<br />

Die Revision des seit 4./5. September 2015 herrschenden<br />

Laisser-faire müsse auch gegen die Bundeskanzlerin<br />

durchgesetzt werden. Wörtlich heißt<br />

es in einem der sogenannten Non-Papers, verfasst<br />

von einem «hochrangigen Sicherheitsmann<br />

aus dem Bundesapparat» (Welt): «Die Bundespolizei<br />

ist hierzu nach dem Aufenthaltsrecht ver-


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Was tun?<br />

pflichtet; gegenteilige Weisungen der Bundesregierung<br />

sind rechtswidrig.» Ein weiterer «hochrangiger<br />

Beamter», dessen Namen Die Welt ebenfalls<br />

nicht preisgibt, argumentiert ähnlich: «Entgegenstehende<br />

Weisungen sind rechtswidrig und führen<br />

zur Strafbarkeit (…) wegen Anstiftung oder Beihilfe<br />

zur illegalen Einreise von Ausländern (…).» Damit<br />

werden die Polizisten zur Meuterei aufgerufen;<br />

allerdings wäre das eine Meuterei im Sinne<br />

des Rechts – gegen eine Regierungschefin, die den<br />

Rechtsbruch notorisch gemacht hat.<br />

Kollektiver Suizid<br />

Eineinhalb Jahre nach dem Rumoren der CDU-Basis<br />

ist klar: Der Aufstand gegen Merkel ist ausgefallen.<br />

Auch der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer ist –<br />

wieder einmal – als Löwe gesprungen und als Bettvorleger<br />

gelandet. Die Union zieht geschlossen unter<br />

ihrer Kanzlerin in den Bundestagswahlkampf 2017.<br />

«Ab nach St. Helena!»<br />

Willy Wimmer (CDU) über Merkel<br />

Amtsinhaberin und ein Regierungswechsel für das<br />

Volk deshalb keinen Fortschritt bringt: Für sie selbst<br />

könnte eine Niederlage an der Wahlurne und der<br />

damit einhergehende Verlust der juristischen Immunität<br />

böse Folgen haben.<br />

Ein Blick zurück dürfte sie erschrecken: Honecker,<br />

der im Mai 1989 noch durch Wahlfälschung<br />

triumphierte, stürzte fünf Monate später und saß<br />

Ende Januar 1990 schon zum ersten Mal in Untersuchungshaft,<br />

wenn auch nur kurzzeitig. Von 29.<br />

Juli 1992 bis 12. Januar 1993 war er, während seines<br />

Prozesses, Gefangener in Moabit. Die Weisheit<br />

der Sieger, ihn und seine Frau schließlich ins chilenische<br />

Exil ausreisen zu lassen, möge dereinst auch<br />

Angela Merkel ein gnädiges Schicksal bescheren.<br />

Es geht um Recht, nicht um Rache.<br />

Einwanderung nach Deutschland<br />

Jährliche Nettozuwanderung<br />

von Ausländern in Tausend<br />

Das Hanning-Papier<br />

In seinem Zehn-Punkte-Papier<br />

fordert der ehemalige BND-Chef<br />

August Hanning:<br />

«1. Erklärung der Bundeskanzlerin/Bundesregierung,<br />

dass<br />

die Aufnahmekapazitäten in<br />

Deutschland bis auf Weiteres<br />

erschöpft sind und Deutschland<br />

keine zusätzlichen Migranten<br />

mehr aufnehmen kann.<br />

2. Weisung an die Bundespolizei,<br />

die Grenze für Migranten<br />

ohne Einreiseerlaubnis entsprechend<br />

der Gesetzeslage sofort<br />

zu schließen und Reisende<br />

ohne Einreiseerlaubnis zurückzuweisen.<br />

Bitte an die Länder,<br />

die Bundespolizei – soweit notwendig<br />

– dabei zu unterstützen.<br />

Strikte Anwendung des nationalen<br />

und supranationalen<br />

Rechts.»<br />

(Vollständig in der Welt vom<br />

26.10.2015)<br />

Bild oben links: Frauke Petry,<br />

Alexander Gauland, Beatrix von<br />

Storch (v.l.n.r.) auf der AfD-Demonstration<br />

am 7.11.2015 in Berlin. Foto:<br />

picture alliance/NurPhoto<br />

1.139<br />

Doch die Hasenfüßigkeit der Merkel-Kritiker hat<br />

ihren Preis: Angela Merkel ist mittlerweile so unbeliebt,<br />

dass selbst ein ausgesprochen farbloser SPD-<br />

Kandidat namens Martin Schulz zu einem Angstgegner<br />

geworden ist. Viele Demoskopen sahen die<br />

SPD im Februar/März 2017 – zum ersten Mal seit<br />

anno Schnee – wieder vor der Union. Auch wenn<br />

der Sozi im Falle seiner Wahl nichts besser und vieles<br />

schlechter machen wird als die gegenwärtige<br />

279<br />

142<br />

44<br />

2003 2007 2011 2015<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt (2016), Wanderungsergebnisse<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

75


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Was tun?<br />

Plädoyer für die wehrhafte Demokratie<br />

_ von Gerd Held<br />

Im Wahljahr 2017 soll die Innere Sicherheit zum zentralen Thema<br />

der deutschen Politik werden. Doch das trügerische Idealbild der<br />

«Zivilgesellschaft» fördert ein Grundmisstrauen gegen den Staat<br />

und verhindert einen wirklichen Kurswechsel.<br />

Eingriffe freimütig erörtert und durchgesetzt werden<br />

können. Tatsächlich scheint sich das notwendige<br />

Umdenken bereits zwischen minimalen Einzelmaßnahmen<br />

und maximalen Ursachenphilosophien<br />

aufzulösen.<br />

Ein zuverlässiger<br />

Schutz ist ohne Zumutungen<br />

nicht<br />

möglich.<br />

«Lerne ich Gebräuche und Sitten<br />

aus anderen Kulturkreisen kennen,<br />

gibt das Sicherheit und kann Ängste<br />

nehmen», schlaumeierte Österreichs<br />

Bildungsministerium angesichts<br />

von Opfern sexueller Gewalt.<br />

Foto: picture alliance / Boris Roessler/dpa<br />

Nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz<br />

mit zwölf Toten erwarteten viele Deutsche<br />

ein Umdenken von der Politik. Sie hofften, ihr<br />

Land würde zu jener Staatsräson zurückfinden, die<br />

als «wehrhafte Demokratie» einmal einen guten<br />

Namen hatte. Tatsächlich haben Terrorakte und<br />

alltägliche Gewalt ein Ausmaß erreicht, bei dem<br />

von einer offenen Herausforderung <strong>unsere</strong>s Staatswesens<br />

gesprochen werden muss. Wird darauf nun<br />

entsprechend geantwortet?<br />

Auf den ersten Blick könnte es so scheinen, denn<br />

nun soll das Thema Innere Sicherheit das Wahljahr<br />

2017 bestimmen. Doch ist es hier wie auf anderen<br />

Gebieten: Die Tatsache, dass etwas zum zentralen<br />

Thema wird, bedeutet nicht, dass man den Ernst<br />

der Lage offenlegt, damit dann auch schmerzhafte<br />

Die Vision des «offenen Deutschlands»<br />

Worin liegt das Sicherheitsproblem im Fall des<br />

Berliner Todesfahrers Anis Amri? Nicht in einer Unterschätzung<br />

des Täters oder in einer Nachlässigkeit<br />

beim Überwachen, sondern darin, dass man einen<br />

solchen Tätertypus nicht frühzeitig und bis zu<br />

seiner Abschiebung in Sicherheitsverwahrung genommen<br />

hat. Die Gesetze gibt es. Aber solange für<br />

deren Anwendung das Kriterium gilt, dass ein «konkreter<br />

Gefährdungssachverhalt» nachweisbar sein<br />

muss, ist diese Waffe stumpf. Eine Rund-um-die-<br />

Uhr-Observierung aller potentiellen Gefährder ist<br />

eine abwegige Idee, und auch die Forderung nach<br />

mehr Personal ändert daran nichts. Sie ist eher als<br />

Ausrede zu verstehen, um sich nicht ernsthaft mit<br />

der Aufgabe präventiver Inhaftierung zu befassen.<br />

76


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Was tun?<br />

Hier ist eine Präferenz im Spiel, die ideologischer<br />

Natur ist: Eher wird eine erhöhte Wahrscheinlichkeit<br />

von Terroranschlägen hingenommen, als die<br />

Vision eines «offenen Deutschlands» aufzugeben.<br />

Sind wir beim Thema Innere Sicherheit also weiter?<br />

Würden die Regierenden in einem ähnlichen<br />

Fall jetzt anders handeln? Keineswegs, wir sind hier<br />

mit den gleichen Entscheidungsproblemen konfrontiert<br />

und strukturell unfähig, sie zu lösen.<br />

Ein zweiter Problemkomplex ist die sich ausbreitende<br />

Alltagsgewalt: die Hauseinbrüche und<br />

Taschendiebstähle, die Überfälle in U-Bahn-Stationen<br />

und Stadtparks, die Gewalt gegen Polizeibeamte,<br />

Feuerwehrleute, Busfahrer und Lehrer. Sehen wir<br />

für einen Moment von der Herkunft der Täter ab<br />

und schauen nur auf die Art der Taten: Es handelt<br />

sich nicht um monströse Einzelfälle, sondern um<br />

ein breites Vordringen in der Fläche, dem man viel<br />

weniger entkommen kann als dem Einzelattentat.<br />

Wie viele Menschen in Deutschland haben inzwischen<br />

ihre täglichen Heimwege von der Arbeit geändert,<br />

wie viele Frauen gehen nach Sonnenuntergang<br />

nicht mehr in ihren Park, wie viele Schüler<br />

meiden bestimmte Ecken im Umfeld ihrer Schule?<br />

Diese Verschlechterung der Sicherheitslage ist<br />

schwer in den Griff zu bekommen. Die Dunkelziffern<br />

sind hoch, und die Polizei sagt zu Recht, sie könne<br />

nicht überall sein. Ein zuverlässiger Schutz ist hier<br />

ohne Zumutungen nicht möglich. Dazu gehört zum<br />

Beispiel die systematische Anwendung von Videoüberwachung<br />

oder auch die organisierte Wachsamkeit<br />

der Bürger, als Neighbourhood Watch in den<br />

USA seit langem wohlbekannt. Erheblich verringert<br />

werden müsste auch die leichtsinnige Gewohnheit,<br />

mit der Strafen immer wieder auf Bewährung verhängt<br />

werden – was dazu führt, dass Straftäter in<br />

den Alltag entlassen werden, ohne dass die Justiz<br />

die Mittel hätte, ihr Verhalten dann zu kontrollieren.<br />

Der Preis der Freiheit<br />

Diese Beispiele zeigen, dass eine erhöhte<br />

Wehrhaftigkeit keine Innovationen erfordert, sondern<br />

eine Änderung in der Rechtsgüterabwägung<br />

von öffentlicher Sicherheit und individueller Freiheit.<br />

Davon aber sind wir gegenwärtig weit entfernt,<br />

wie die Stellungnahme des Deutschen Richterbundes<br />

zur Videoüberwachung vom 27. Dezember 2016<br />

verdeutlichte. Deren Ausdehnung stünde in Konflikt<br />

mit dem Gebot der «Verhältnismäßigkeit» staatlicher<br />

Eingriffe, erklärte der Vorsitzende Jens Gnisa,<br />

weil sie «die Freiheit einer Vielzahl von unbescholtenen<br />

Bürgern, die selbst keinen Anlass für Überwachung<br />

schaffen», einschränke. Dabei stellt jeder<br />

nicht gefasste Täter ebenfalls eine Einschränkung<br />

der Freiheit von Zigtausenden Bürgern dar! Doch<br />

das kommt in solchen Verhältnisrechnungen, die<br />

gerne als absolutes Gebot «des» Rechts ausgegeben<br />

werden, nicht vor. Die Fakten einer veränderten<br />

Sicherheitslage können diese Einstellung paradoxerweise<br />

nicht erschüttern. Das Prinzip, das so<br />

sehr auf die Freiheit des Einzelnen schaut und dabei<br />

die Freiheit der Vielen übersieht, herrscht unangetastet<br />

weiter.<br />

Daraus muss man lernen. Die Wiederherstellung<br />

der inneren Wehrhaftigkeit der Bundesrepublik<br />

wird sich nicht einfach spontan als Reaktion<br />

auf Ereignisse – und seien sie noch so monströs –<br />

ergeben. Die Wehrhaftigkeit kann nur wiedergefunden<br />

werden, wenn bestimmte Maßnahmen, die mit<br />

ihr verbunden sind, akzeptiert werden – etwa die<br />

Konfrontation, die mit Maßnahmen gegen Täter und<br />

deren konsequenter Bestrafung verbunden ist. Hiergegen<br />

wird in Deutschland oft eingewendet: Die<br />

Härte der Sicherheitskräfte und der Justiz würde<br />

die Täter nur verhärten, Mut sei deshalb «kontraproduktiv».<br />

Bisweilen wird sogar behauptet, Strafen<br />

seien nur eine Rache des Staates und deshalb mit<br />

dem Verbrechen auf eine Stufe zu stellen. Doch der<br />

Rechtsstaat steht nicht in einer Privatfehde mit dem<br />

Täter, er handelt im Auftrag der Gesetze und schützt<br />

damit die Allgemeinheit der Bürger. Bei der Wehrhaftigkeit<br />

ist Konfrontation also kein Selbstzweck.<br />

Vorwurf Generalverdacht<br />

Wenn Identitätskontrollen vorgenommen werden<br />

oder wenn Videoüberwachung installiert wird,<br />

treffen die Maßnahmen einen Kreis von Menschen,<br />

der viel größer ist als der der gesuchten Täter.<br />

Es ist üblich geworden, solches Vorgehen für<br />

illegitim zu erklären, weil es angeblich einen Generalverdacht<br />

erhebe. Aber jedes allgemeingültige<br />

Gesetz verlangt allgemeine Kontrollen zu seiner<br />

Ein Räumpanzer der Polizei sichert<br />

am 1.1.2017 die Silvesterfeier auf<br />

der Alten Brücke in Frankfurt am<br />

Main (Hessen). Zudem wurde ein<br />

abgetrennter Sicherheitsbereich<br />

eingerichtet, in dem 30.000<br />

Menschen nach entsprechenden<br />

Einlasskontrollen Platz fanden. Foto:<br />

picture alliance / Boris Roessler/<br />

dpa<br />

Die Konjunktur<br />

des Wortes Generalverdacht<br />

zeigt<br />

die grassierende<br />

Staatsfremdheit.<br />

_ Gerd Held (*1951) schreibt<br />

gegenwärtig als Publizist für<br />

verschiedene Online-Plattformen,<br />

zuvor unter anderem auch für<br />

die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung<br />

und Die Welt. Bis zu<br />

seiner Pensionierung war er als<br />

Hochschuldozent für Stadt- und<br />

Raumplanung tätig.<br />

77


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Was tun?<br />

78<br />

Bild links: Polizeiaufgebot vor<br />

dem Kölner Hauptbahnhof am<br />

31.12.2016. Foto: picture alliance /<br />

Geisler-Fotopress<br />

Bild rechts: So titelte der Focus im<br />

Januar 2016. Foto: Focus<br />

Elektronische<br />

Fußfessel<br />

Statt potentielle Terroristen<br />

wegzuschließen oder gar nicht<br />

erst ins Land zu lassen, sollen<br />

diese künftig mittels elektronischer<br />

Fußfessel überwacht<br />

werden. Eine entsprechende<br />

Neuregelung beschloss<br />

das Bundeskabinett Anfang Februar<br />

2017. Dafür will das Bundeskriminalamt<br />

zunächst 500<br />

Geräte ordern. Die Maßnahme<br />

kann angeordnet werden, wenn<br />

das Verhalten eines Gefährders<br />

auf Anschlagspläne hindeutet.<br />

Bislang sind in Deutschland<br />

88 Fußfesseln im Einsatz. Überwacht<br />

werden sie von 16 Justizmitarbeitern<br />

in Bad Vilbel bei<br />

Frankfurt am Main.<br />

Elektronische Fußfesseln wurden in<br />

den 1960er Jahren an der Harvard<br />

Universität entwickelt.<br />

Foto: picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa<br />

Einhaltung. Erst dann können Gesetzesbrecher herausgefiltert<br />

werden. Daher weist jede Gesetzesanwendung<br />

im ersten Schritt ein extremes Missverhältnis<br />

zwischen der Zahl der erfassten Personen<br />

und der Zahl der Gesetzesbrecher auf – man denke<br />

an Geschwindigkeitskontrollen im Straßenverkehr,<br />

an Einzeltische bei Prüfungsklausuren, an automatische<br />

Einkommensmeldungen bei den Finanzämtern<br />

und so weiter. Die Konjunktur des Wortes Generalverdacht<br />

zeigt nur, wie viel Staatsfremdheit gegenwärtig<br />

in Deutschland in Umlauf ist.<br />

Diese Staatsfremdheit ist erstaunlich leichtfertig.<br />

Soll insgeheim an die Stelle des Staates ein anderes<br />

Modell der Regulierung gesetzt werden? Etwa<br />

die sogenannte Zivilgesellschaft, die in ausdrücklicher<br />

Gegenüberstellung zum Staat definiert wird?<br />

In ihr regeln sich die Dinge angeblich durch das «Engagement»<br />

der Bürger, durch Dialog. Die befriedende<br />

Sogkraft des miteinander Redens soll die Härten<br />

der Wehrhaftigkeit überflüssig machen. Der Einfluss<br />

dieser Zivildoktrin in Deutschland scheint auch nach<br />

den jüngsten Gewaltexzessen ungebrochen. Dabei<br />

ist die «Zivilgesellschaft» mindestens ebenso eine<br />

Chimäre wie die «multikulturelle Gesellschaft».<br />

Zurück zum Grundgesetz<br />

Wie ist es so weit gekommen? Ist die Wehrhaftigkeit<br />

den Deutschen prinzipiell fremd? Nein,<br />

in der Geschichte der Bundesrepublik sind beide<br />

Tendenzen – Wehrhaftigkeit und Zivilität – angelegt.<br />

Beides waren Konsequenzen aus dem Ende der<br />

NS-Diktatur. Die eine suchte das Heil in einer möglichst<br />

großen Distanz zu jedwedem Staatswesen,<br />

weil sie das NS-Regime als Folge einer missratenen<br />

deutschen, vor allem preußischen Staatstradition<br />

verstand. Die andere sah im NS-Regime eine<br />

Verletzung aller rechtsstaatlichen Traditionen, die<br />

Deutschland schon entwickelt hatte. Daraus folgerte<br />

man, dass die Bundesrepublik wehrhafter gegen<br />

totalitäre Heilsansprüche sein müsste, als die<br />

Weimarer Republik es war. So entstand das Konzept<br />

der «wehrhaften Demokratie». An diesem Anfang<br />

der Bundesrepublik war auch die Wertschätzung<br />

für das Zivile groß, aber dies wurde nicht als<br />

Staatsersatz verstanden. Die Idee einer zivilen Gesellschaft<br />

beanspruchte nicht, der Angelpunkt des<br />

ganzen Landes zu sein. Das Grundgesetz enthält sowohl<br />

Wehrhaftigkeit als auch Zivilität. Erst in der<br />

weiteren Entwicklung ist die Zivildoktrin Schritt für<br />

Schritt dominant geworden.<br />

Das Grundgesetz enthält sowohl<br />

Wehrhaftigkeit als auch Zivilität.<br />

Jetzt zeigt sich, dass es so nicht weitergeht. Die<br />

Bundesrepublik steht vor der Aufgabe, die verdrängte<br />

Tradition der wehrhaften Demokratie wieder aufzunehmen.<br />

Das ist es, was eigentlich beim gegenwärtigen<br />

Streit um die Innere Sicherheit auf dem<br />

Spiel steht. Wir müssen wieder lernen, für einen<br />

wehrhaften Staat zu kämpfen – und überhaupt für<br />

ein bestimmtes, begrenztes Staatswesen und nicht<br />

für einen globalen «Gesellschaftsentwurf».<br />

Polizei tappt im Dunkeln<br />

Neuer Rekord bei Wohnungseinbrüchen: 2015 wurden 167.000<br />

Fälle angezeigt. Schaden: über 440 Mio. Euro.<br />

aufgeklärt<br />

15,2 84,8<br />

(Aufklärungsquote in Prozent)<br />

Quelle: BKA Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

nicht aufgeklärt


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Was tun?<br />

Wehrhafte Demokratie – aber wie?<br />

_ von Marc Dassen<br />

Regierung und Eliten greifen längst rücksichtslos gegen vermeintliche Extremisten<br />

durch. Leider verstehen sie darunter nicht islamische Terroristen, sondern die<br />

wachen Teile des Volkes. Ein Plädoyer für den starken Staat könnte diese gefährliche<br />

Tendenz verstärken.<br />

Gerd Held ist mit seinem «Plädoyer für die wehrhafte<br />

Demokratie» eine kritische Bestandsaufnahme<br />

der Sicherheitslage in Deutschland sowie eine<br />

treffende Analyse der zwielichtigen Rolle der sogenannten<br />

Zivilgesellschaft gelungen. Allerdings ist<br />

bereits sein Zentralbegriff problematisch: Verstand<br />

man unter «wehrhafter Demokratie» in den ersten<br />

Jahrzehnten der Bundesrepublik noch die verfassungsmäßig<br />

geregelte Fähigkeit <strong>unsere</strong>s Gemeinwesens,<br />

sich gegen innere und äußere Feinde zur<br />

Wehr zu setzen und dabei auch Grundrechte bestimmter<br />

Personengruppen zum Schutz der Allgemeinheit<br />

temporär einzuschränken, scheint in der<br />

Ära Gauck eine Lähmung dieses demokratischen<br />

Selbstschutzmechanismus eingetreten zu sein.<br />

Als vordringliche Aufgabe von Staat und Gesellschaft<br />

wird heute nicht der notwendige Kampf<br />

gegen Scharia-Zonen und islamistischen Terrorismus<br />

gesehen, sondern vielmehr die Verfolgung und<br />

Unterdrückung unliebsamer Meinungen und weitgehend<br />

gewaltfreier Proteste patriotischer Widerständler.<br />

Aggressiv gegen Merkel-Kritiker, zahm gegen<br />

Salafisten?<br />

Jagd auf Gedankenverbrecher<br />

Besonders Justizminister Heiko Maas scheint<br />

dieser neuen Form politisch korrekter Wehrhaftigkeit<br />

zugeneigt. Nachdem Ende Februar 2016 eine 15-jährige<br />

IS-Besessene einen Bundespolizisten in Hannover<br />

mit einem Messer attackiert hatte und Mitte<br />

April 2016 bei einem Sprengstoffanschlag auf eine<br />

Sikh-Gemeinde in Essen drei Menschen knapp dem<br />

Tode entkamen, zitierte Die Zeit ihn Anfang Juni mit<br />

den Worten: «Maas sieht Demokratie in Gefahr.»<br />

Doch nicht der sich ausbreitende IS-Terror, der weniger<br />

als einen Monat später in Würzburg und Ansbach<br />

erneut zuschlagen sollte, schien ihm bedrohlich.<br />

Vielmehr sei es die «rechte Hetze», die «in<br />

Deutschland ein nicht mehr hinnehmbares Maß erreicht»<br />

habe. Maas warnt vor «intensiveren organisatorischen<br />

Zusammenschlüssen» gewaltbereiter<br />

Gruppen, die sich verabreden würden, um «gezielt<br />

Verbrechen zu begehen – mit klaren rechtsextremistischen<br />

Motiven.» Von Islamisten kein Wort. Besonders<br />

dreist: «Eine Mitschuld» für die beklagte Verrohung<br />

sieht er bei den «verbalen Brandstiftern» von<br />

der AfD, also – frei nach Kurt Tucholsky – wieder bei<br />

denjenigen, die mit Worten auf den Schmutz hinweisen,<br />

statt bei denen, die den Schmutz verursachen<br />

– also mit ihren Taten Blut vergießen.<br />

Auch bei der Süddeutschen Zeitung gab man<br />

Ende Januar 2017 eine gleichlautende Losung aus:<br />

«Eine wehrhafte Demokratie», so hieß es da, müsse<br />

«Hetzer nicht fürchten». Damit ist die Sache klar:<br />

Statt Terroristen und Scheinasylanten ins Visier zu<br />

nehmen, werden die Waffen der wehrhaften Demokratie<br />

auf politische Gedankenverbrecher gerichtet,<br />

die selbstverständlich weder die Demokratie bedrohen,<br />

noch Ursache des Terrors sind. Ihr Vergehen<br />

«Eine wehrhafte Demokratie<br />

muss Hetzer<br />

nicht fürchten.» <br />

Süddeutsche Zeitung<br />

Bundesjustizminister Heiko Maas<br />

(SPD) ist das Gesicht der Zensur<br />

in Deutschland. Foto: picture alliance<br />

/ dpa<br />

79


Ausgabe 10/2016 12/2016 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Was tun?<br />

Demokratiefeind<br />

Trump?<br />

Yeah!<br />

Trump die Merkel!<br />

Bye bye<br />

Multikulti<br />

Patrioten aller Länder,<br />

vereinigt Euch!<br />

Kalifat Berlin<br />

Neukölln wird Neu-Aleppo<br />

Weihnachten<br />

Das letzte deutsche Fest<br />

Pearl Harbor<br />

75 Jahre Geschichtslügen<br />

«Wie wehrhaft ist die amerikanische<br />

Demokratie?», wollte<br />

der Tagesspiegel Ende Januar<br />

wissen. Im Artikel wird die<br />

demokratische Wahl eines vom<br />

Establishment verhassten Kandidaten<br />

als Gefahr bezeichnet.<br />

Dass Islamisierung und Masseneinwanderung<br />

die Rechtsordnung<br />

(nicht nur) der USA bedrohen<br />

und Trump genau dagegen<br />

vorgehen will, wird ins<br />

Gegenteil verkehrt.<br />

<strong>COMPACT</strong> 12/2016.<br />

Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Dossier: Offensiv gegen gegen Zensur Zensur<br />

<strong>COMPACT</strong>-Konferenz zur Verteidigung zur Verteidigung der Meinungsfreiheit<br />

der Bei dieser Demonstration der Identitären<br />

Bewegung in Wien feuerte<br />

die Polizei im Juni 2016 Pfefferspray<br />

gegen die Patrioten. Foto:<br />

picture alliance / Michael Gruber /<br />

EXPA / picturedesk.com<br />

liegt darin, dass sie als einzige die echten Probleme<br />

benennen und die Verantwortlichen bloßstellen.<br />

Was ist der nächste Schritt, Herr Maas? Beugehaft<br />

für Merkel-Kritiker?<br />

Die gleiche Rhetorik erleben wir übrigens seit<br />

Kurzem weltweit. In der Westdeutschen Allgemeinen<br />

Zeitung (WAZ) hieß es Ende Januar 2017: «Der<br />

Aufstieg der Rechtspopulisten in Europa und den<br />

USA bedeutet nichts Geringeres als einen Angriff<br />

auf <strong>unsere</strong> freiheitlich-liberale, offene, tolerante<br />

und bunte Gesellschaft.» Die Erweiterung des Meinungsspektrums<br />

wird also als Gefahr für die Demokratie<br />

bezeichnet – welche Absurdität!<br />

Die Gleichsetzung von Worten mit Taten wurde<br />

bei der WAZ besonders extrem vorgeführt: «Wer<br />

verleumdet, gegen Volksgruppen hetzt, den Faschismus<br />

banalisiert und zu Gewalttaten aufruft, muss<br />

bestraft werden – genauso konsequent wie derjenige,<br />

der raubt, stiehlt, einbricht, schlägt oder vergewaltigt.»<br />

Auf Deutsch: Wer Claudia Roth «ekelhaft»<br />

oder Mutti Merkel «Kanzler-Diktatorin» nennt,<br />

ist genauso gefährlich wie jemand, der im Namen<br />

Allahs Anschläge verübt und Frauen vergewaltigt.<br />

Die «Demokratie» müsse sich, so die WAZ, «wehrhaft<br />

zeigen und für Sicherheit sorgen – ob gegen<br />

Tat-Täter oder Wort-Täter».<br />

Totalüberwachung statt Grenzschutz?<br />

Der Begriff der «wehrhaften Demokratie» erscheint<br />

in dieser Argumentation eher als das rhetorische<br />

Geschütz einer verpanzerten Parteienoligarchie,<br />

die sich gegen neue demokratische Konkurrenten<br />

– wie etwa die AfD – «mit allen Mitteln<br />

des Rechtsstaats» zu erwehren versucht. Ist es das,<br />

was die Väter des Grundgesetzes gewollt haben,<br />

als sie nützliche Selbstschutzmechanismen gegen<br />

Extremisten ins Grundgesetz einbauten? Solange<br />

Rechtsbruch im Kanzleramt an der Tagesordnung<br />

ist, man vermeintlich böse Rechte und Regimekritiker<br />

gründlicher überwachen und verfolgen lässt<br />

als polizeibekannte Terroristen und stadtbekannte<br />

<strong>Asyl</strong>betrüger, kann nichts besser werden.<br />

Es ist deshalb auch nicht nachvollziehbar, den<br />

Deutschen flächendeckende Datensammelei als unumgänglich<br />

verkaufen zu wollen, wenn doch jedem<br />

klar ist, dass derlei Methoden keinen einzigen Terroristen<br />

stoppen können und werden. Dass Innenminister<br />

Thomas de Maizère nach dem Anschlag auf<br />

den Berliner Weihnachtsmarkt einen Ausbau der<br />

Videoüberwachung forderte, ist ein reines Placebo.<br />

Wie sollen Kameras oder auch elektronische Fußfesseln<br />

einen Selbstmordattentäter zurückhalten,<br />

der doch ohnedies mit seinem Leben abgeschlossen<br />

hat? Auch bei Anis Amri war das Problem gerade<br />

nicht die fehlende Überwachung: Er war über<br />

ein Jahr im Visier des Verfassungsschutzes, konnte<br />

sich trotzdem 14 Identitäten zulegen – und ungestört<br />

im ganzen Land operieren.<br />

Solange Rechtsbruch im Kanzleramt<br />

an der Tagesordnung ist,<br />

kann nichts besser werden.<br />

Es stimmt zwar: Man hätte den Tunesier mit<br />

den vorhandenen Gesetzen in Sicherungsverwahrung<br />

nehmen müssen und damit seine Tat verhindern<br />

können. Doch wer garantiert uns deutschen<br />

Bürgern denn, dass diese präventive Inhaftierung,<br />

einmal salonfähig gemacht, nicht am Ende gegen<br />

sogenannte Regimekritiker, also sprich: Pegida-Anhänger,<br />

AfD-Wähler und demonstrierende Patrioten,<br />

angewendet werden würde? Einen Staatsapparat,<br />

der offensichtlich von Personen geführt wird,<br />

die ihrem eigenen Volk («Pack») misstrauen, sollten<br />

wir nicht zu Notstandsmaßnahmen im Innern<br />

ermächtigen. Gefordert werden muss vielmehr an<br />

erster Stelle die Sicherung <strong>unsere</strong>r Grenzen, damit<br />

die Gewalttäter gar nicht erst ins Land kommen. Die<br />

Schützenpanzer, die jetzt in <strong>unsere</strong>n Innenstädten<br />

auffahren, bräuchten wir auf den Schmuggelrouten<br />

für illegale Einwanderer.<br />

80<br />

Ein starker Staat, der nicht den Volkswillen vollstreckt<br />

und deshalb nicht das Vertrauen seiner Bürger<br />

genießt, kann nur zur Tyrannei werden. Wo aber<br />

das Volk die Macht hat, wird es Wege finden, sich<br />

zu schützen.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Was tun?<br />

«Wenn andere Abhilfe nicht möglich ist»<br />

_ von Federico Bischoff<br />

Das Widerstandsrecht im Grundgesetz: Darauf kann sich nur berufen, wer nicht den<br />

Umsturz, sondern die Verteidigung der verfassungsmäßigen Ordnung anstrebt.<br />

Viele Menschen fühlen sich in der gegenwärtigen<br />

politischen Situation ohnmächtig. Obwohl offensichtlich<br />

ist, dass die Bundeskanzlerin mit ihrer<br />

<strong>Asyl</strong>politik die Gesetze bricht und unser Land einen<br />

solchen Zustrom von Fremden nicht verkraften kann,<br />

fährt sie stur ihren Kurs. In der Regierungskoalition<br />

wird zwar verstärkt diskutiert – aber real geändert<br />

hat sich in den vergangenen Wochen trotzdem<br />

nichts.<br />

Was kann der Bürger tun, wenn sich die Obrigkeit<br />

nach der alten Anarcho-Devise «legal, illegal,<br />

scheißegal» verhält? Wer das Grundgesetz studiert,<br />

findet einen wichtigen Hinweis im Artikel 20, Absatz<br />

4. Dort heißt es: «Gegen jeden, der es unternimmt,<br />

diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen<br />

das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe<br />

nicht möglich ist.»<br />

Fast 20 Jahre fehlte ein solcher Widerstandsartikel<br />

in der deutschen Verfassung. Vom Parlamentarischen<br />

Rat wurde er 1949 zunächst aus dem Grundgesetz<br />

herausgehalten, da man ihn als eine «Aufforderung<br />

zum Landfriedensbruch» (Carlo Schmid,<br />

SPD) ansah. Erst 1968 wurde der Passus eingefügt,<br />

zeitgleich zu den Notstandsgesetzen. Während diese<br />

die Regierung ermächtigen, in Kriegs- und Katastrophenzeiten<br />

die Demokratie vorübergehend einzuschränken,<br />

soll das Widerstandsrecht umgekehrt<br />

die Bürger ermächtigen, einer Regierung, die die<br />

verfassungsmäßigen Freiheiten abschaffen will, in<br />

den Arm zu fallen.<br />

Der Staat am Abgrund<br />

Der Staatsrechtler Josef Isensee betont auf der<br />

Webseite des Bundestages: «Das Widerstandsrecht<br />

reagiert nicht auf einzelne Rechtsverstöße,<br />

für die ohnehin Abhilfe besteht.» Daher decke es<br />

auch nicht den zivilen Ungehorsam, der sich gegen<br />

spezielles Regierungshandeln richte, das als<br />

«rechtswidrig, unmoralisch oder gefährlich» empfunden<br />

würde – etwa ein Verkehrsprojekt oder der<br />

Transport von Nuklearmaterial. Die grundgesetzliche<br />

Maßgabe erlaube lediglich «das letzte Aufgebot<br />

zum Schutz der Verfassung». Konkret: «Wenn nichts<br />

anderes mehr hilft, drückt diese ihnen [den Bürgern]<br />

die Waffe des Widerstandsrechts in die Hand, um<br />

ihr eigenes Überleben zu sichern.»<br />

Eine aktuelle Studie des Rechtsanwaltes Dr. Dr.<br />

Thor von Waldstein wendet diese höchstoffizielle<br />

Interpretation auf die aktuelle Lage an. In der Tat<br />

ist offensichtlich, dass die Flutung <strong>unsere</strong>r Grenzen<br />

keine x-beliebe Streitfrage ist, sondern das «Überleben»<br />

(Isensee) des demokratischen Souveräns bedroht.<br />

Die Exekutoren dieser Politik wollen aus dem<br />

«deutschen Deutschland» (Grundgesetz) ein «Land<br />

der Vielen» (Bundespräsident Joachim Gauck) machen.<br />

Andere Abhilfe als ziviler Ungehorsam sei<br />

nicht möglich – Neuwahlen und Volksabstimmungen<br />

sind nicht geplant, Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht<br />

für den Privatmann fast unmöglich.<br />

Von Waldstein betont: «Die Zulässigkeit des<br />

Widerstands steht und fällt damit, dass der Widerstandleistende<br />

mit seinen Handlungen/Unterlassungen<br />

allein dem Zweck zu dienen beabsichtigt,<br />

die in Artikel 20, 1–3 Grundgesetz verankerten<br />

Verfassungsgrundsätze wiederherzustellen.»<br />

Dies vorausgesetzt, könnten sich auch «Beamte<br />

oder Bundeswehrsoldaten, die mit ihrem Amtseid<br />

geschworen haben, ”das Grundgesetz und alle in<br />

der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze<br />

zu wahren”, auf das Widerstandsrecht beziehen».<br />

Keine Aktionsform sei nach dem Widerstandsrecht<br />

statthaft, die sich gegen Menschen richte oder nicht<br />

verhältnismäßig sei. «Wesentlich erscheint in diesem<br />

Zusammenhang, dass der Migrant als solcher<br />

– trotz der Rechtswidrigkeit seiner ”Einreise” nach<br />

und seines Aufenthalts in Deutschland – ebenso<br />

wenig wie der Polizei- oder Verwaltungsbeamte als<br />

solcher – trotz der Rechtswidrigkeit seines Behördenhandelns<br />

– persönlich Ziel einer Widerstandshandlung<br />

sein kann.»<br />

Der Bundesadler im Plenarsaal des<br />

Reichstages wiegt 2,5 Tonnen.<br />

Foto: CC0, Pixabay<br />

Bis 1968 fehlte ein<br />

solcher Widerstandsartikel<br />

in der<br />

deutschen Verfassung.<br />

Leitfaden für Mutige<br />

Thor von Waldensteins Schrift<br />

«Zum politischen Widerstandsrecht<br />

der Deutschen» mit Fallbeispielen<br />

zu Aktionsformen findet<br />

sich zum Herunterladen auf<br />

sezession.de und einprozent.de.<br />

Revolutionäre auf den Barrikaden<br />

in Berlin 1848. Foto: Archiv<br />

81


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Was tun?<br />

Pfefferspray genügt nicht<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Was kann der Bürger tun? Der individuelle Selbstschutz wird nicht<br />

ausreichen, weil wir nicht von einzelnen Kriminellen bedroht<br />

werden, sondern von einem Täterkollektiv.<br />

im Extremfall um unser Leben. Dagegen Vorsorge<br />

zu treffen und sich entsprechend auszurüsten, hat<br />

gar nichts mit Politik zu tun – es sind uralte Schutzinstinkte,<br />

gottlob noch nicht ganz abgestorben, die<br />

uns handeln lassen.<br />

82<br />

Ein Prozent genügt<br />

Götz Kubitschek hat mit Unterstützung<br />

von Karl Albrecht<br />

Schachtschneider, Jürgen Elsässer<br />

und anderen die Vernetzungsinitiative<br />

einprozent.de<br />

ins Leben gerufen. Im Aufruftext<br />

heißt es: «Die Flüchtlingsinvasion<br />

ist eine Katastrophe für<br />

Deutschland und Europa. Politik<br />

und Medien wollen uns vor<br />

vollendete Tatsachen stellen?<br />

Wir machen nicht mit! Wir brauchen<br />

eine Bürgerbewegung,<br />

eine breite Lobby für Deutschland.<br />

Unsere Vision: Tausende<br />

Mitglieder unterstützen <strong>unsere</strong><br />

juristischen, medialen und politischen<br />

Aktionen, verbreiten die<br />

Informationen, die in den Medien<br />

nicht zu finden sind, und<br />

wehren sich in ihren Gemeinden<br />

gegen die Auflösung <strong>unsere</strong>s<br />

Staates.<br />

Kurzum: Wir brauchen die Unterstützung<br />

von einem Prozent<br />

der Deutschen, nicht mehr. Ein<br />

Prozent reicht aus! (…) Lasst<br />

uns beginnen – kreativ, finanzstark<br />

und so groß, dass wir nicht<br />

mehr ignoriert werden können!<br />

Jeder, dem unser Land am Herzen<br />

liegt, kann sich beteiligen.»<br />

Einprozent veröffentlicht die Demonstrationstermine<br />

im ganzen<br />

Land und dreht Videofilme, die<br />

wichtige Ansätze vorstellen. Wo<br />

es Aktivisten an Geld fehlt, wird<br />

geholfen.<br />

Mehr Informationen unter einprozent.de<br />

Foto: einprozent.de<br />

Karneval der Angst: Überall bilden sich Bürgerwehren.<br />

Anfang Januar 2016 haben sich in kürzester<br />

Zeit 13.000 Unterstützer der Facebook-Gruppe<br />

«Einer für alle, alle für einen – Düsseldorf passt auf»<br />

angeschlossen. Gemeinsam will man, nicht nur in<br />

den Tollen Tagen, an Wochenenden und bei Veranstaltungen<br />

durch die Stadt ziehen und die Frauen<br />

vor Gangbang-<strong>Asyl</strong>anten schützen. Mit Nazis hat<br />

das nichts zu tun: Organisator ist ein gewisser Tofigh<br />

Hamid, er ist selbst Migrant.<br />

Auch die persönliche Vorsorge boomt: Pfefferspray<br />

ist vielerorts ausverkauft. Und die Kölner Polizei<br />

gibt Tipps, wie Bürger unbürokratisch an einen<br />

Kleinen Waffenschein kommen können – man sei<br />

nämlich mit der Bearbeitung der Anträge überlastet.<br />

Kein Zweifel: Was seit Sommer 2015 in COM-<br />

PACT vorhergesagt, aber von vielen als Übertreibung<br />

angesehen wurde, wird mittlerweile von Otto<br />

Normalverbraucher und Eva Mustermann als Realität<br />

erkannt – der Bürgerkrieg steht vor der Tür. Im<br />

Millionenstrom der Zuwanderer kamen zigtausende<br />

Gewalttäter nach Deutschland, die selbst im kleinsten<br />

Provinzkaff auf Beute lauern: Es geht um <strong>unsere</strong><br />

Handys, <strong>unsere</strong> Brieftaschen, <strong>unsere</strong> Frauen,<br />

Ein Knopfdruck gegen Rapefugees? Foto: picture alliance /<br />

Winfried Rothermel<br />

Doch der individuelle Selbstschutz wird nicht<br />

ausreichen, weil wir nicht von individuellen Tätern<br />

bedroht werden, sondern von einem Täterkollektiv.<br />

«Sie waren wie eine Armee», beschreibt der Kölner<br />

Türsteher Ivan Jurcevic das Vorgehen des Sex-<br />

Mobs in der Silvesternacht 2015/2016. Und selbst<br />

Bundesjustizminister Heiko Maas, einer der dummdreistesten<br />

Protagonisten von «Refugees Welcome»,<br />

kam angesichts der bundesweiten Gewaltorgie<br />

zum Jahreswechsel zu der Schlussfolgerung:<br />

«Niemand kann mir erzählen, dass das nicht abgestimmt<br />

oder vorbereitet wurde.»<br />

Der Testosteron-Dschihad<br />

Dabei muss man noch nicht einmal an eine Kommandostruktur<br />

des Islamischen Staates (IS) denken.<br />

Es geht wohl eher um ein synergetisches Zusammenspiel:<br />

Migrantenbanden nutzen die Überlastung<br />

der Polizei durch Aufgaben bei der Terrorabwehr<br />

zur Ausdehnung der von ihnen kontrollierten No-go-<br />

Areas. In diesen rechtsfreien Zonen wiederum können<br />

sich, wie im Brüsseler Stadtteil Molenbeek, IS-<br />

Schläferzellen seelenruhig auf Anschläge vorbereiten.<br />

Erinnern wir uns an den Tahrir-Platz in Kairo<br />

2011: Testosterongesteuerte Jungmänner praktizieren<br />

ihr «taharrush gamea», also die Jagd auf Sexualopfer.<br />

In diesem Strom der Christen- und Frauenhasser<br />

bewegen sich die militanten Moslembrüder<br />

wie Fische im Wasser. Der Arabische Frühling,<br />

in Kairo wie in Köln, begann als Männerüberschussparty.<br />

In Ägypten übernahmen die Scharia-Jünger<br />

in der Folge die Macht…<br />

Der Bürgerkrieg steht vor der Tür.<br />

Wenn weiterhin jeden Tag hunderte, wenn nicht<br />

tausende muslimische Machos über die Grenze<br />

kommen, ist der Einzelne gegen diese Entwicklung<br />

machtlos – Pfefferspray hin oder her. Gegen die<br />

koordinierte Invasion hilft nur koordinierte Gegenwehr,<br />

und das ist die Aufgabe des Staates – er muss<br />

die Grenzen schließen. Da <strong>unsere</strong> Regierung dazu<br />

nicht bereit ist, muss sie gestürzt werden. Anders<br />

gesagt: Wenn die Regierung das Volk austauschen<br />

will, muss das Volk die Regierung austauschen.


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Yeah!<br />

Trump die Merkel!<br />

Bye bye<br />

Multikulti<br />

Patrioten aller Länder,<br />

vereinigt Euch!<br />

Kalifat Berlin<br />

Neukölln wird Neu-Aleppo<br />

Weihnachten<br />

Das letzte deutsche Fest<br />

Pearl Harbor<br />

75 Jahre Geschichtslügen<br />

Wollt Ihr den<br />

totalen<br />

Maas?<br />

Kein Volk, kein Recht,<br />

keine Freiheit<br />

Angriff auf<br />

deutsche Sparer<br />

Zinsklau, Bankster und<br />

Bargeldverbot<br />

Chemnitz-Bomber<br />

Unwetteropfer<br />

Kein Geld für Deutsche<br />

Wahlbetrug<br />

Ein Käfig voller Narren<br />

Pussy-Alarm<br />

Presstituierte gegen Trump<br />

Bananenrepublik Österreich<br />

Anakonda<br />

Aleppo<br />

NATO an der Ostfront<br />

US-Pakt mit dem Teufel<br />

Alpen-Elvis<br />

Gabalier – Der Heimat-Rocker<br />

Ausgabe 10/2016 12/2016 | 4,95 EUR<br />

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Dossier: Offensiv gegen gegen Zensur Zensur<br />

Dossier: Hoffen auf Trump<br />

<strong>COMPACT</strong>-Konferenz zur Verteidigung zur Verteidigung der Meinungsfreiheit<br />

der Ausgabe 7/2016 | 4,95 EUR<br />

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US-Wahlkampf im Schatten des Islam-Terrors<br />

Dossier: Der Der neue neue Rassenkrieg<br />

Cyborgs, Cyborgs, Mutanten Mutanten und Klone und Klone gegen gegen die Menschheit die Menschheit<br />

Ausgabe 11/2016 | 4,95 EUR<br />

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Geheimdienste und Islamisten –<br />

Gefahr für Deutschland?<br />

Invasionsziel: Deutschland<br />

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<strong>Asyl</strong>. Das Chaos<br />

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Multikulti-Land ist abgebrannt | Dschihadisten im Flüchtlingsstrom<br />

Morde, Massaker und Migranten | Erdogan und Soros als Schlepper<br />

Die Terrorhelfer CIA und Muslimbrüder | Merkels Notstandsdiktatur<br />

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Geschichte: Raubzüge und Kolonisierung unter der grünen Fahne des Propheten<br />

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Berlin: Die Bombe tickt | Paris: Charlie Hebdo und die Folgen<br />

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