12.12.2012 Aufrufe

6/2010 - Leporello

6/2010 - Leporello

6/2010 - Leporello

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wo sich Esskultur<br />

entfalten kann…<br />

Lukurello findet Wien gleich um die Ecke im nahegelegenen Veitshöchheim<br />

Klassisch gebildet, wie er nun<br />

einmal ist, kennt Lukurello<br />

natürlich die wahre Bedeutung<br />

der schönen lateinischen Sentenz<br />

„Tu felix Austria“. „Du glückliches<br />

Österreich“ heißt das übersetzt,<br />

wiewohl verkürzt. Das Zitat lautet<br />

nämlich „Bella gerant alii, tu<br />

felix Austria nube“, zu deutsch<br />

„Kriege führen mögen andere, du<br />

glückliches Österreich heirate“; es<br />

bezieht sich auf die Heiratspolitik<br />

der Habsburgerdynastie. Gleichwohl,<br />

aus lukullischer Sicht ist<br />

Österreich unbedingt glücklich<br />

zu preisen, durch alle Landesteile<br />

bis hin zur Hauptstadt Wien ein<br />

wahres Gourmetparadies. Was<br />

Lukurello allerdings seit jeher lebhaft<br />

bedauert, ist die betrübliche<br />

Tatsache, dass sich die wunderbare<br />

Küche des südlichen Nachbarn<br />

hierzulande kaum durchgesetzt<br />

hat. Lediglich manche der<br />

göttlichen Mehlspeisen finden<br />

sich – oft als müder Abklatsch – auf<br />

Dessertkarten wieder, und natürlich<br />

feiert das berühmte Wiener<br />

Schnitzel allüberall fröhliche Urständ<br />

– ein Umstand, der oft eher<br />

Bedauern als Freude hervorruft.<br />

Die Vielfalt einer Küche jedoch,<br />

die aus dem Vielvölkerstaat der<br />

Donaumonarchie hervorgegangen<br />

ist, jenes himmlische Changieren<br />

zwischen Rustikalität und<br />

Raffinesse, zwischen herzhaft<br />

Deftigem und schwärmerisch<br />

Verfeinertem hat bei uns wenig<br />

Verbreitung gefunden.<br />

Umso erfreuter war Lukurello,<br />

als ihn die Kunde erreichte,<br />

dass vor den Toren Würzburgs,<br />

im schönen Veitshöchheim, die<br />

„Wiener Botschaft“ ihre Pforten<br />

eröffnet hat und zu österreichischen<br />

Tafelfreuden lädt. Die<br />

Neugier war schier grenzenlos<br />

und die Vorfreude groß. Solch<br />

hohe Erwartungen sind natürlich<br />

tückisch, doch über der „Wiener<br />

Botschaft“ strahlt augenscheinlich<br />

ein glücklicher Stern. Das,<br />

was österreichische Gastlichkeit<br />

ja ausmacht, jene charmante,<br />

stilvolle Professionalität, war hier<br />

vom ersten Moment an spürbar.<br />

Bestens geschultes Personal,<br />

freundlich und aufmerksam; ein<br />

Ambiente, das die einfache Gemütlichkeit<br />

eines Wiener Beisl<br />

verströmt und dennoch Chic hat.<br />

Für etwas Skurrilität sorgen die<br />

Ölgemälde mit Hundeköpfen in<br />

Menschenkleidung im Stil der<br />

classic pets von Valerie Leonard.<br />

Doch nun von den Äußerlichkeiten<br />

zum Eigentlichen: Die<br />

Speisekarte zeigt auf den ersten<br />

Blick, dass man es hier mit dem<br />

Anspruch, österreichische Küche<br />

zu bieten, ernst meint. Auf den<br />

zweiten, tieferen Blick zeigt sie,<br />

dass man zur letzten Originalität<br />

nicht vordringen will, weil die<br />

vielen, schön „schrägen“ Sachen,<br />

die in Wien das Speisen zum<br />

Abenteuer machen, fehlen. Lukurello<br />

möchte es einmal so ausdrücken:<br />

„Die Wiener Botschaft“<br />

bietet (auch preislich) gehobene<br />

Küche, die der österreichischen<br />

Kulinarik auf hohem Niveau und<br />

mit viel Einfühlungsvermögen<br />

nachempfunden ist. Der Küchenchef<br />

ist denn auch Würzburger<br />

mit großer Liebe zu Österreich.<br />

Der dritte, umfassende Blick<br />

in die Speisekarte verschafft die<br />

Einsicht, dass man die „Wiener<br />

Botschaft“ am besten mit gutem<br />

Appetit aufsucht. Schon allein<br />

eine Vorspeise wie „Lauwarmer<br />

Erdäpfelsalat & Backhendl“ verspricht<br />

Üppigkeit; man könnte<br />

dann über eine Frittatensuppe<br />

(Thomas Bernhard läßt grüßen)<br />

zu einem sogenannten „Zwischengericht“<br />

übergehen und<br />

beispielsweise „Innsbrucker Spinatnockerln<br />

mit geschmolzenem<br />

Bergkäse“ oder „Schlutzkrapfen<br />

vom Ochsenschlepp auf Rotweinkraut<br />

mit Schmorfond und<br />

brauner Butter“ bestellen – mei,<br />

und dann hätte man immer noch<br />

keinen Hauptgang. Da locken<br />

Zander und Bachsaibling, Saftgulasch<br />

vom Kärntner Ochsen oder<br />

Burgenländer Lammrücken. Lukurello<br />

und Begleitung wählten<br />

ganz klassisch Gesottenen Kalbstafelspitz<br />

und ein Original Wiener<br />

Schnitzel vom Kalb. Im Einfachen<br />

liegt ja oft die Tücke. Um<br />

es kurz zu machen: Die Küche<br />

der „Wiener Botschaft“ meisterte<br />

diese Herausforderung glänzend.<br />

Delikat und von hoher Qualität<br />

sowohl der Tafelspitz wie auch<br />

das Kalbsschnitzel, perfekt zubereitet,<br />

mit einfachen, wohlschmeckenden<br />

Beilagen. In Wien wird<br />

man kaum besser essen. Und<br />

lebensART<br />

Essen erleben!<br />

danach noch eine Mehlspeise?<br />

Ja, österreichische Küche<br />

kann eine echte<br />

Herausforderung<br />

sein.<br />

Der Verzicht<br />

auf Kaisers<br />

c h m a r r n<br />

und Topfenknödel<br />

fiel nicht<br />

leicht, schien aber geboten. So<br />

blieb es beim Marillenpalatschinken<br />

mit Kürbiskerneis. Ein etwas<br />

leichteres, süßes Schmankerl<br />

zum Schluss. Dass auch noch<br />

österreichische Weine und landestypische<br />

Edelbrände auf der<br />

Karte zu finden sind, versteht sich<br />

von selbst. Was bleibt, ist der zufriedene<br />

Seufzer „Tu felix Austria“<br />

und der glückliche Umstand, dass<br />

Wien in Veitshöcheim gleich um<br />

die Ecke liegt. Lukurello<br />

18. (13.30 Uhr ) + 23. Juni ( 20.30 Uhr )<br />

Public Viewing bei allen Deutschlandspielen<br />

der Fußball-WM auf Großleinwand<br />

26. + 27. Juni, 11, 14, 17 Uhr<br />

Führungen im Weinforum Franken mit den<br />

Architekten Roth + Haas, Treffpunkt Vinothek<br />

16. Juli, 19.30 Uhr<br />

„Silvaner an einem<br />

Sommerabend“<br />

Weinprobe mit<br />

Dr. Gabriele Brendel<br />

Weinforum Franken GmbH & Co. KG<br />

Hauptstraße 37 | 97246 Eibelstadt | Tel. 09303.984509 - 0<br />

WWW.WEINFORUM-FRANKEN.DE<br />

<strong>Leporello</strong> l 35<br />

Illustration: Mario Mario Trott

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!