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6/2010 - Leporello

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Subtiles Sozialstück<br />

Viel Applaus für Christoph Diehms brillante Inszenierung „Von Mäusen und Menschen"<br />

Wo „Kaninchen“ als Codewort<br />

wirkt für alles Weiche,<br />

Schöne, wo Träume einmünden<br />

in einen Sack voll Futterklee, kann<br />

die Welt nur kaputt sein. In Christoph<br />

Diehms Inszenierung des<br />

Steinbeck-Dramas „Von Mäusen<br />

und Menschen“ ist sie grausam<br />

kaputt. Verrohte, resignierte Menschen<br />

gaben es irgendwann auf,<br />

gegen das Böse anzuleben. Einer<br />

noch hat sich Lebendigkeit bewahrt.<br />

Lennie. Der Idiot. Dem das<br />

Böse wie etwas Zufällig-Blödes<br />

passiert. Mit einem großartigen<br />

Ensemble präsentiert Christoph<br />

Diehm mit „Von Mäusen und<br />

Menschen“ die interessanteste<br />

Inszenierung eines „Sozialstücks“<br />

seit langem. Subtile Bewegungschoreographie,<br />

dezente Musikeinspielung<br />

und ein gestisch<br />

verhaltenes Offenbaren emotionaler<br />

Prozesse (Lennies immer<br />

verkrampfteres Festhalten an seinem<br />

Hemd) sorgen für eine beklemmende<br />

Atmosphäre, die da-<br />

durch gesteigert wird, dass Diehm<br />

dem Publikum Stillemomente<br />

zumutet. Unsentimental rückt<br />

der Regisseur die Geschichte von<br />

Lennie (Klaus Müller-Beck), dem<br />

Idioten, und George (Georg Zeies),<br />

dem Macher, an den Lennie<br />

sich immer wenden kann, wenn er<br />

selbst nicht weiter weiß, was meist<br />

der Fall ist, in den Mittelpunkt.<br />

Um die Perversionen moderner<br />

Arbeitswelt, um Prekariat und<br />

Ausbeutung dreht sich das Stück<br />

nur vordergründig. Es geht um<br />

jegliche Formen zerstörerischer<br />

Angst ausgelieferten Lebens. Für<br />

Lennie heißt lieben töten, weil<br />

er Angst hat vor seinen Liebesobjekten.<br />

Mäuse beißen. Frauen<br />

schreien. Beißen ist böse. Schreien<br />

auch. Das lockt andere herbei,<br />

die dann böse werden. George vor<br />

allem. George, der wirkt, als brauche<br />

er nichts zum Lieben. Doch<br />

George braucht Lennie. Den er<br />

am Ende tötet. Aus Angst vor dem,<br />

was sonst mit Lennie passiert. In<br />

einer kaputten Welt begegnen<br />

sich Menschen nicht mehr, um<br />

einander zum Glück zu verhelfen.<br />

Sie halten allenfalls ihre Schmerzen<br />

in Schach. Pat Christ<br />

Karten unter 0931.3908-124<br />

Fotos: FalK von trauBenBerG.<br />

bühne<br />

Rezension<br />

Klaus Müller-Beck (links) gibt<br />

einen brillianten Lennie in<br />

der Diehm-Inszenierung „Von<br />

Mäusen und Menschen“.<br />

verlosung<br />

In Zusammenarbeit<br />

mit dem Mainfranken Theater<br />

verlost das Kulturmagazin <strong>Leporello</strong><br />

3x2 Karten für die Aufführung<br />

am 23. Juli an diejenigen<br />

Leser, die wissen, wer das Drama<br />

„Von Mäusen und Menschen“<br />

geschrieben hat? Antwort mit<br />

der richtigen Lösung und Telefonnummer<br />

für die Glücksfee an<br />

kvv@kunstvoll-verlag.de oder an<br />

kunstvoll Verlag, Stichwort: Von<br />

Mäusen und Menschen, Pleicherkirchplatz<br />

11, 97070 Würzburg.<br />

Einsendeschluss ist der 28. Juni.<br />

Über die Gewinner entscheidet<br />

das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Viel Glück!<br />

<strong>Leporello</strong> l 21

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