6/2010 - Leporello
6/2010 - Leporello
6/2010 - Leporello
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Genuss an Ästhetik<br />
Handlungsballett „Lucidor“ am Mainfranken Theater Würzburg wird zur Sternstunde<br />
Ein bewunderndes, lautes<br />
Durchatmen strömt quer<br />
durch die Dunkelheit des Zuschauerraums<br />
im Mainfranken<br />
Theater in Würzburg. Hinter dem<br />
Bühnenvorhang öffnet sich ein in<br />
warmes Licht getauchter Ballsaal.<br />
Prächtige Lüster schweben unter<br />
der Decke. Zwischen würdigen<br />
Säulen glitzern die Kleider der Damen<br />
wie Rubine und Smaragde.<br />
Sie korrespondieren mit Lichtern<br />
und Farben, in die der Raum getaucht<br />
ist. Der Tanz beginnt. Edel<br />
bewegen sich Tänzerinnen und<br />
Tänzer in klassischen Formationen<br />
und weit ausholenden Bewegungen.<br />
Unter dem spontanen<br />
Applaus des Premierenpublikum<br />
beginnt der zweite Akt der Ballettaufführung<br />
„Lucidor“.<br />
Die gleichnamige Novelle von<br />
Hugo von Hofmannsthal geht auf<br />
ein Lustspiel von Molière zurück.<br />
Der in Ungarn geborene Choreograf<br />
Youri Vámos hat aus diesem<br />
Stoff vor Jahren ein Handlungsballett<br />
geschaffen, das nun im<br />
Mainfranken Theater Würzburg<br />
auf dem Spielplan steht. Es ist die<br />
Geschichte eines Mädchens, dem<br />
die verwitwete Mutter die Zöpfe<br />
abschneidet, da nur ein männlicher<br />
Nachkomme das Wohl der<br />
Familie garantiert. Aus der kleinen<br />
Lucille wird der Knabe Lucidor.<br />
Bis er/sie sich in den jungen Wladimir<br />
verliebt, der als Bräutigam<br />
für Lucidors Schwester Arabella<br />
eingeplant ist...<br />
Die Premiere der Geschichte<br />
wird zu einer Sternstunde, die das<br />
Publikum am Ende aus den Sitzen<br />
treibt und minutenlang applaudieren<br />
lässt. Es bedankt sich damit<br />
für einen Hochgenuss an Äs-<br />
thetik, für die mit Verve und feinst<br />
abgestimmter Sensibiltät gespielte<br />
Musik von Alexander Glasunow<br />
(Philharmonisches Orchester<br />
unter der Leitung von Viktor Aslund)<br />
und für den scheinbar leicht<br />
auf die Bühne geworfenen Tanz<br />
der Compagnie des Mainfranken<br />
Theaters, der Tänzerinnen und<br />
Tänzern ein hohes Maß an Können<br />
und Kraft abverlangt. In einer<br />
zauberhaft gestalteten Kulisse,<br />
die mal ganz minimalistisch hingetupft<br />
scheint, mal mit großem<br />
Pomp besticht (Bühne und Kostüme:<br />
Michael Scott), fügen sich<br />
dynamische Corps-Choreografien<br />
an fesselnde Pas de deux, die auf<br />
klassischen Elementen basieren<br />
und in freie Bewegungen, Umschlingungen<br />
und Öffnungen<br />
münden. Die Solisten begeben<br />
sich tänzerisch und schauspie-<br />
lerisch voll in ihre Charakterrollen.<br />
Allen voran Anna Vita, die<br />
Würzburger Ballettdirektorin, die<br />
erstmals nicht hinter, sondern<br />
auf der Bühne (Frau von Murska)<br />
tanzend zu erleben ist und in<br />
Technik und Ausdruck begeistert.<br />
Caroline Matthiessen ist eine erst<br />
burschikose, dann hingebungsvolle<br />
Lucille/Lucidor, die sich in<br />
Schmerz und Entsetzen und unerfüllter<br />
Liebe verzehrt, Victoria<br />
Hay ihre erfrischend jugendliche<br />
Schwester Arabella. Als Gast tanzt<br />
Guy Albouy einen Wladimir, der<br />
mit gekonnten Sprüngen und viel<br />
Ausstrahlung besticht. Neben<br />
tänzerischen Qualitäten zeigt<br />
Ivan Alboresi wieder einmal seine<br />
Leidenschaft für überzeugendes<br />
Schauspiel, gepaart mit seinem<br />
individuellen Akzent. umm<br />
Fotos: lioBa schönecK<br />
bühne<br />
Rezension<br />
Ballett-Chef Anna Vita erstmals<br />
nicht nur hinter den Kulissen<br />
aktiv, sondern auf der<br />
Bühne. Als Frau von Murska<br />
begeistert sie das Würzburger<br />
Publikum.<br />
verlosung<br />
In Zusammenarbeit<br />
mit dem Mainfranken Theater<br />
verlost das Kulturmagazin<br />
<strong>Leporello</strong> 3x2 Karten für die<br />
Lucidor-Aufführungam 9. Juli an<br />
diejenigen Leser, die wissen, wer<br />
erstmal nicht nur hinter den Kulissen<br />
maßgeblich verantwortlich<br />
ist fürs Ballett? Antwort mit der<br />
richtigen Lösung und Telefonnummer<br />
für die Glücksfee an<br />
kvv@kunstvoll-verlag.de oder an<br />
kunstvoll Verlag, Stichwort: Lucidor,<br />
Pleicherkirchplatz 11, 97070<br />
Würzburg. Einsendeschluss ist<br />
der 28. Juni. Über die Gewinner<br />
entscheidet das Los. Der Rechtsweg<br />
ist ausgeschlossen. Viel<br />
Glück!<br />
<strong>Leporello</strong> l 19