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6/2010 - Leporello

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Zum Brüllen komisch...<br />

Bonnie & Clyde im Theater Sommerhaus in Sommerhausen<br />

Die blonde Chantal ist süß. Verliebt.<br />

Verträumt. Kann heulen<br />

wie ein Baby. Und spielen wie ein<br />

Kleinkind. Am liebsten das Spiel<br />

„Banküberfall“. Zumindest geht<br />

sie ganz spielerisch in die Banküberfälle<br />

hinein, die ihr Freund<br />

Manni bis ins Detail plant. Und mit<br />

viel Glück kommt sie unbeschadet<br />

wieder heraus. „Zwei wie Bonnie<br />

und Clyde“ möchten Chantal und<br />

Manni sein. Und amüsieren damit<br />

die Zuschauer des Theater Sommerhaus<br />

in Sommerhausen, wo<br />

die Komödie von Tom Müller und<br />

Sabine Misiorny auf dem Spielplan<br />

steht. Es ist nämlich gar nicht<br />

so einfach, eine Bank zu überfallen.<br />

Das will zunächst gut geübt<br />

und wohl durchdacht sein, denn<br />

schließlich heißt es „Geld oder Leben“<br />

und nicht „Geld oder Liebe“.<br />

Obwohl sich Manni und Chantal<br />

redlich bemühen, geht manches<br />

schief bei ihren Ganovenstreichen.<br />

Der leere Tank des Fluchtautos<br />

oder die blickdichte Strumpfhose,<br />

die so gar nicht als Verbrechermaske<br />

taugt und beide um die heiß<br />

ersehnte Kohle bringt, sind schuld<br />

daran. Brigitte Obermeier und Heiko<br />

Schnierer sind ein zum Brüllen<br />

komisches Gangsterpärchen. Unter<br />

der Regie von Anne Hansen<br />

hecken sie in einem coolen Abstellraum<br />

voller Schuhkartons ihren<br />

nächsten Coup aus. Dabei gibt die<br />

Obermeier die naive Blonde, die<br />

das Herz auf dem rechten Fleck<br />

und ein klein bisschen Raffinesse<br />

in sich hat, während Manni, der so<br />

gern Clyde wäre, zwischen Wutattacken<br />

und hoffnungsloser Einfalt<br />

hin- und hergerissen, immer und<br />

immer wieder von vorn anfängt.<br />

Die Lacher auf ihrer Seite hat letztendlich<br />

die doofe Bonnie, während<br />

Macho-Manni dumpf-brüllend<br />

blöd aus der Wäsche guckt. umm<br />

Foto: oliver MacK<br />

erwin pelzig beschäftigt sich in seinem theatererstling<br />

„alkaid“ mit grossen lebensfragen<br />

Er ist derzeit wohl einer der erfolgreichsten Exportartikel Frankens: Frank-Markus Barwasser. Der Kabarettist hat sich nicht nur<br />

als schnoddriger Alltagskommentator „Erwin Pelzig“ im Rahmen seiner Satireprogramme einen Namen gemacht, sondern<br />

fl immerte mittlerweile schon über die Leinwand und auch in der ARD hat er einen festen Platz. Fehlte eigentlich nur noch<br />

eines: die Theaterbühne. Auf diese begibt sich derzeit der Würzburger Entertainer, und zwar an keiner geringeren Stelle als am<br />

renommierten Residenztheater in München. „Alkaid-Pelzig hat den Staat im Bett“ heißt sein Theatererstling. Und der wird am<br />

Bayerischen Staatsschauspiel seit einigen Wochen mit riesigem Erfolg gespielt. In „Alkaid“ sucht Erwin Pelzig keine Antworten.<br />

Er sucht Fragen. Das ist eine sehr philosophische Herangehensweise an die Welt. Pelzig will eher nichts begreifen, als sich von<br />

den vermeintlich gut gelüfteten Geheimnissen verwirren zu lassen. Der einzige Mensch, der ihn versteht, ist der Nachbar Dr.<br />

Sami Youssef. Auch wenn er sich aber möglichst aus allem heraushalten möchte, „schlägt“ die Realität zurück: Das Landeskriminalamt<br />

nistet sich in seinem Schlafzimmer ein. Warum? Das ist eigentlich unwichtig. Die Polizei ist sich lediglich sicher,<br />

etwas zu fi nden. Zweieinhalb Stunden dauert diese Parabel auf die grassierende Paranoia. Die eigene Identität, Freundschaften<br />

und Loyalitäten und am Ende der ganze Staat wird in Frage gestellt. Dass dies aber auch diesmal wieder auf eine äußerst vergnügliche<br />

Weise geschieht, dafür garantiert der Autor. Die Theaterpremiere ist Barwasser jedenfalls voll gelungen.<br />

Timo Lechner<br />

bühne<br />

Rezension<br />

Als Gangsterpärchen Heiko<br />

Schnierer (links) als Manni<br />

und Brigitte Obermeier als<br />

Chantal (rechts).<br />

„Non(n)sens“<br />

Das himmlische Musical<br />

Flussbühne im Main<br />

63925 Laudenbach<br />

Telefon 0 93 72 . 9 47 47 41<br />

www.maintal-theater.de<br />

<strong>Leporello</strong> l 17

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