6/2010 - Leporello

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ühne Freilichtspiele 16 l <strong>Leporello</strong> Paraderolle für Christine Neubauer. Als die Buhlschaft verkörpert sie nicht nur das pralle Leben, sondern begeistert in Originalkostümen des Jahres 1959. Ist Geld das einzige, was zählt? Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ mit Starbesetzung im Bad Kissingener Kurgarten Die Geschichte ist schnell erzählt. Ihre Botschaft wirkt jedoch lange nach: Der genusssüchtige und hartherzige Jedermann wird auf Geheiß Gottes mitten aus seinem bunten Dasein vom Tode abgeholt. Gerade eben hat er noch die verzweifelten Hilfegesuche seiner armen Nachbarn und Schuldner zurückgewiesen und selbst in Saus und Braus gelebt. Da verlassen ihn plötzlich, im Angesicht des Todes, Freunde und Verwandte. Sein Reichtum ist wertlos – guter Rat ist teuer. Verzweifelt wendet sich der Reumütige an Gott. Der verzeiht ihm und der Teufel muss, rasend vor Wut, wieder abziehen. 1912 wurde Hofmannsthals „Spiel vom Leben und Sterben des reichen Mannes“ uraufgeführt. Am 31. Juli um 20 Uhr ist das mittelalterliche Mysterienspiel in einer Neufassung von Regisseur Peter Willy Willmann nun in Bad Kissingen zu sehen. Mit der prägnanten Stimme Otto Sanders aus dem Off, Vollweib Christine Neubauer als die verführerische Buhlschaft und Peter Willy Willmann als Jedermann hat sich die Inszenierung der Kulturbühne Salzburg mittlerweile zu einer „echten Perle des deutschsprachigen Theaters“ entwickelt. Die uralte Parabel vom guten und moralisch einwandfreien Leben ist nicht nur ein Dauerbrenner auf dem Salzburger Domplatz, sondern seit vielen Jahren auf allen großen Bühnen zu Hause. Dabei kommt die Tragödie gerade jetzt ausgesprochen aktuell daher. Denn einmal mehr stellt sich die Frage: Ist die Macht des Geldes unser einziger Glaube? Ist irdischer Besitz alles, was zählt? Nicole Oppelt Karten unter Telefon 0971.8048- 444 oder per E-Mail: kissingenticket@badkissingen.de.erhältlich.
Zum Brüllen komisch... Bonnie & Clyde im Theater Sommerhaus in Sommerhausen Die blonde Chantal ist süß. Verliebt. Verträumt. Kann heulen wie ein Baby. Und spielen wie ein Kleinkind. Am liebsten das Spiel „Banküberfall“. Zumindest geht sie ganz spielerisch in die Banküberfälle hinein, die ihr Freund Manni bis ins Detail plant. Und mit viel Glück kommt sie unbeschadet wieder heraus. „Zwei wie Bonnie und Clyde“ möchten Chantal und Manni sein. Und amüsieren damit die Zuschauer des Theater Sommerhaus in Sommerhausen, wo die Komödie von Tom Müller und Sabine Misiorny auf dem Spielplan steht. Es ist nämlich gar nicht so einfach, eine Bank zu überfallen. Das will zunächst gut geübt und wohl durchdacht sein, denn schließlich heißt es „Geld oder Leben“ und nicht „Geld oder Liebe“. Obwohl sich Manni und Chantal redlich bemühen, geht manches schief bei ihren Ganovenstreichen. Der leere Tank des Fluchtautos oder die blickdichte Strumpfhose, die so gar nicht als Verbrechermaske taugt und beide um die heiß ersehnte Kohle bringt, sind schuld daran. Brigitte Obermeier und Heiko Schnierer sind ein zum Brüllen komisches Gangsterpärchen. Unter der Regie von Anne Hansen hecken sie in einem coolen Abstellraum voller Schuhkartons ihren nächsten Coup aus. Dabei gibt die Obermeier die naive Blonde, die das Herz auf dem rechten Fleck und ein klein bisschen Raffinesse in sich hat, während Manni, der so gern Clyde wäre, zwischen Wutattacken und hoffnungsloser Einfalt hin- und hergerissen, immer und immer wieder von vorn anfängt. Die Lacher auf ihrer Seite hat letztendlich die doofe Bonnie, während Macho-Manni dumpf-brüllend blöd aus der Wäsche guckt. umm Foto: oliver MacK erwin pelzig beschäftigt sich in seinem theatererstling „alkaid“ mit grossen lebensfragen Er ist derzeit wohl einer der erfolgreichsten Exportartikel Frankens: Frank-Markus Barwasser. Der Kabarettist hat sich nicht nur als schnoddriger Alltagskommentator „Erwin Pelzig“ im Rahmen seiner Satireprogramme einen Namen gemacht, sondern fl immerte mittlerweile schon über die Leinwand und auch in der ARD hat er einen festen Platz. Fehlte eigentlich nur noch eines: die Theaterbühne. Auf diese begibt sich derzeit der Würzburger Entertainer, und zwar an keiner geringeren Stelle als am renommierten Residenztheater in München. „Alkaid-Pelzig hat den Staat im Bett“ heißt sein Theatererstling. Und der wird am Bayerischen Staatsschauspiel seit einigen Wochen mit riesigem Erfolg gespielt. In „Alkaid“ sucht Erwin Pelzig keine Antworten. Er sucht Fragen. Das ist eine sehr philosophische Herangehensweise an die Welt. Pelzig will eher nichts begreifen, als sich von den vermeintlich gut gelüfteten Geheimnissen verwirren zu lassen. Der einzige Mensch, der ihn versteht, ist der Nachbar Dr. Sami Youssef. Auch wenn er sich aber möglichst aus allem heraushalten möchte, „schlägt“ die Realität zurück: Das Landeskriminalamt nistet sich in seinem Schlafzimmer ein. Warum? Das ist eigentlich unwichtig. Die Polizei ist sich lediglich sicher, etwas zu fi nden. Zweieinhalb Stunden dauert diese Parabel auf die grassierende Paranoia. Die eigene Identität, Freundschaften und Loyalitäten und am Ende der ganze Staat wird in Frage gestellt. Dass dies aber auch diesmal wieder auf eine äußerst vergnügliche Weise geschieht, dafür garantiert der Autor. Die Theaterpremiere ist Barwasser jedenfalls voll gelungen. Timo Lechner bühne Rezension Als Gangsterpärchen Heiko Schnierer (links) als Manni und Brigitte Obermeier als Chantal (rechts). „Non(n)sens“ Das himmlische Musical Flussbühne im Main 63925 Laudenbach Telefon 0 93 72 . 9 47 47 41 www.maintal-theater.de <strong>Leporello</strong> l 17
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