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Intelligenter Pflanzenbau Teil II.2 - Umsetzung in der Praxis

Grundsätzliche Verfahrensumstellungen erfordern einen hohen finanziellen Aufwand und bringen Risiken mit sich. Ein allmählicher Einstieg in neue Bodenbearbeitungsverfahren hingegen ermöglicht es, immer mehr Erfahrungen zu sammeln und verringert das Umstellungsrisiko.

Grundsätzliche Verfahrensumstellungen erfordern einen hohen finanziellen Aufwand und bringen Risiken mit sich. Ein allmählicher Einstieg in neue Bodenbearbeitungsverfahren hingegen ermöglicht es, immer mehr Erfahrungen
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<strong>Intelligenter</strong><br />

<strong>Pflanzenbau</strong><br />

<strong>Teil</strong> <strong>II.2</strong><br />

<strong>Umsetzung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong><br />

5. Auflage


<strong>Intelligenter</strong> <strong>Pflanzenbau</strong><br />

2.<br />

<strong>Umsetzung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong><br />

2.1 Der E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die<br />

pfluglose Bodenbearbeitung<br />

Grundsätzliche Verfahrensumstellungen erfor<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en<br />

hohen f<strong>in</strong>anziellen Aufwand und br<strong>in</strong>gen Risiken mit<br />

sich. E<strong>in</strong> allmählicher E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> neue Bodenbearbeitungsverfahren<br />

h<strong>in</strong>gegen ermöglicht es, immer mehr Erfahrungen<br />

zu sammeln und verr<strong>in</strong>gert das Umstellungsrisiko.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt, dass sich heute fast alle mo<strong>der</strong>nen<br />

Masch<strong>in</strong>enlösungen universell nach dem Pflug wie auch<br />

<strong>in</strong> pfluglosen Bestellverfahren e<strong>in</strong>setzen lassen, so dass<br />

e<strong>in</strong> schrittweiser E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die kostengünstige pfluglose<br />

Bestellung möglich ist.<br />

Für viele Betriebe ist die pfluglose Bestellung nach Blattfrüchten<br />

(Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln) e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller<br />

E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> neue Bestellverfahren. Höhere Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Strohe<strong>in</strong>mischung und Saatbettbereitung stellt<br />

da schon die pfluglose Bestellung von Raps nach Getreide.<br />

Wird Getreide nach Getreide angebaut, so s<strong>in</strong>d gute<br />

Strohverteilung, kurze Häcksellängen, e<strong>in</strong>e sehr präzise<br />

Stoppelbearbeitung mit e<strong>in</strong>er exzellenten Strohe<strong>in</strong>mischung<br />

zw<strong>in</strong>gende Voraussetzungen für den erfolgreichen<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> pfluglosen Verfahren. Im Zuge <strong>der</strong> Umstellung<br />

bei <strong>der</strong> Bodenbearbeitung wird <strong>der</strong> Pfluge<strong>in</strong>satz zur<br />

Ausnahme o<strong>der</strong> entfällt ggf. ganz. Musterbetriebe mit<br />

entsprechendem Know-how gibt es <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> allen<br />

Ackerbauregionen. Wird <strong>der</strong> Pflug punktuell <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fruchtfolge<br />

wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzt, z.B. bei Getreide nach Getreide<br />

o<strong>der</strong> Getreide nach Silomais, werden bestimmte posi-<br />

tive Effekte, wie die verbesserte Tragfähigkeit, die Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Regenwurmaktivität und <strong>der</strong> Verschlämmungsschutz<br />

an <strong>der</strong> Oberfläche kurzzeitig wie<strong>der</strong> reduziert,<br />

erholen sich aber bei Rückkehr zur Mulchsaat relativ<br />

schnell wie<strong>der</strong>.<br />

2.2 Grundsätze <strong>der</strong> Strohverteilung<br />

und Stoppelbearbeitung<br />

2.2.1 Anfor<strong>der</strong>ungen an die Strohverteilung<br />

Steigende Stroherträge (bis 120 dt/ha), zunehmende<br />

Arbeitsbreiten <strong>der</strong> Mähdrescher (bis 12 m) sowie Dreschen<br />

am Hang beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n oftmals die gleichmäßige<br />

Strohverteilung. Im Extremfall kann es dazu kommen,<br />

dass mittig h<strong>in</strong>ter dem Mähdrescher zu viel Stroh liegt<br />

(bis zu 200 dt/ha), was dann <strong>in</strong> den Außenbereichen <strong>der</strong><br />

Mähdrescher-Arbeitsbreite fehlt. Das ist sowohl für die<br />

Mulchsaat wie auch für die Bodenbearbeitung mit dem<br />

Pflug e<strong>in</strong> Problem, da überall dort, wo zu viel Stroh<br />

liegt, Feldaufgang und Wurzelwachstum <strong>der</strong> Folgefrucht<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt werden.<br />

Die Mähdrescher-Hersteller liefern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel das<br />

Potenzial für e<strong>in</strong>e exakte Strohverteilung – wichtig<br />

ist vor allem aber auch die optimale E<strong>in</strong>stellung, die<br />

<strong>der</strong> Fahrer vornehmen muss. Oftmals reicht es, die<br />

Stroh-E<strong>in</strong>trittsöffnungen <strong>in</strong> den Häcksler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte


Bodenbearbeitung aus Sicht <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

148 | 149<br />

zu verkle<strong>in</strong>ern und am Rand zu vergrößern bzw. die<br />

Drehzahl des Häckslers zu verän<strong>der</strong>n. E<strong>in</strong>e Alternative<br />

kann es se<strong>in</strong>, im Außenbereich des Häckslers Messer zu<br />

<strong>in</strong>stallieren, die e<strong>in</strong>e höhere W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

erzeugen bzw. bei Arbeitsbreiten über 8 m zusätzlich<br />

Zentrifugalverteiler zu montieren. Bei Neu<strong>in</strong>vestitionen<br />

sollte man statt e<strong>in</strong>facher Spreuverteiler solche<br />

Häckslersysteme auswählen, bei denen auch die Spreu<br />

über den Häcksler verteilt wird, damit sie zusammen<br />

mit dem Massenfluss des Strohs stärker <strong>in</strong> die Randbereiche<br />

geför<strong>der</strong>t wird.<br />

Beim Mähdrusch-Hochschnitt ist das Problem Strohverteilung<br />

nicht so groß, weil das Stroh an <strong>der</strong> Stelle<br />

verbleibt, wo es gewachsen ist. Um allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e<br />

sachgerechte Stoppelbearbeitung und Aussaat für die<br />

Folgefrucht durchführen zu können, müssen die Hochschnitt-Stoppeln<br />

nachträglich mit e<strong>in</strong>em Schlegelhäcksler<br />

zerkle<strong>in</strong>ert werden. Damit gehen E<strong>in</strong>sparungen,<br />

die <strong>der</strong> Hochschnitt mit sich br<strong>in</strong>gt, durch die zusätzlichen<br />

E<strong>in</strong>satzkosten des Schlegelhäckslers wie<strong>der</strong><br />

verloren. Der Mähdrusch-Hochschnitt kann aber dennoch<br />

<strong>in</strong> kritischen Situationen (Fallzahl-Problematik)<br />

s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, um morgens zwei Stunden früher mit<br />

dem Drusch zu beg<strong>in</strong>nen und nachts zwei Stunden<br />

länger zu arbeiten. Dann ist auch nur für diese zusätzlichen<br />

Mähdrusch-Stunden e<strong>in</strong>e angepasste Logistik<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Abb. 4: Arbeitsgänge nichtwenden<strong>der</strong> Bodenbearbeitung<br />

bei unterschiedlichen Fruchtfolgen<br />

Vorfrucht<br />

Hauptfrucht<br />

Juli/August<br />

August<br />

September<br />

Oktober<br />

Februar<br />

April<br />

Getreide Getreide Raps/Kart. ZR<br />

Raps/Getreide Zuckerrüben Getreide<br />

2.2.2 Anfor<strong>der</strong>ungen an die Strohe<strong>in</strong>arbeitung<br />

Ist das Stroh gleichmäßig verteilt, bestimmen die Zeitspanne<br />

bis zur Folgefrucht und das ausgewählte Bodenbearbeitungssystem<br />

(mit/ohne Pflug) die weitergehende<br />

Strategie. Folgt dem Getreide e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>terung<br />

(Raps/Getreide), ist e<strong>in</strong> beschleunigter Strohabbau<br />

wichtig. Folgt e<strong>in</strong>e Sommerung (Zuckerrüben, Mais,<br />

Kartoffeln, Erbsen, Getreide), ist im S<strong>in</strong>ne des Bodenschutzes<br />

e<strong>in</strong> verzögerter Strohabbau anzustreben (siehe<br />

Abb. 4).<br />

Grundsätzlich wird die Verrottungsgeschw<strong>in</strong>digkeit bestimmt<br />

von<br />

• dem Spleißgrad des Strohs (Gegenschneide und<br />

gezackte Messer am Mähdrescher-Häcksler können<br />

den Spleißgrad erhöhen),<br />

• <strong>der</strong> Strohlänge (10 cm langes Stroh verrottet<br />

langsamer als 3 cm kurzes Stroh) und<br />

• <strong>der</strong> E<strong>in</strong>arbeitungstiefe (Stroh auf <strong>der</strong> Bodenoberfläche<br />

verrottet am langsamsten und bildet den<br />

besten Verdunstungsschutz, siehe Abb. 5).<br />

Ziel<br />

beschleunigter<br />

verzögerter<br />

Strohabbau<br />

verzögerter<br />

Abb. 5: Strohverrottung <strong>in</strong> Relation zur E<strong>in</strong>mischtiefe,<br />

(geän<strong>der</strong>t nach Köller)<br />

Verottetes Stroh <strong>in</strong> %<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

Boden: schluffiger Lehm (uL), 70 dt Stroh/ha<br />

0 0 0–5 0–10 0–15 0–20 0–25<br />

E<strong>in</strong>mischtiefe <strong>in</strong> cm


<strong>Intelligenter</strong> <strong>Pflanzenbau</strong><br />

Abb. 6: Platzierung von Stroh und Saatgut bei unterschiedlicher<br />

Bodenbearbeitung und Klimagebieten<br />

Abb. 7: Feldaufgang <strong>in</strong> Relation zur Strohmenge,<br />

(nach H. Voßhenrich, 1997)<br />

humid<br />

arid<br />

Feldaufgang <strong>in</strong> %<br />

100<br />

80<br />

84<br />

60<br />

66<br />

40<br />

20<br />

48<br />

33 32<br />

Bodenbearbeitung<br />

mit Pflug (P)<br />

Mulchsaat<br />

mit Lockerung<br />

(MSmL)<br />

Mulchsaat<br />

ohne Lockerung<br />

(MSoL)<br />

Direktsaat<br />

(DS)<br />

0<br />

0 25 50 75 100<br />

Strohmenge <strong>in</strong> dt/ha<br />

Bei e<strong>in</strong>er engen Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folge <strong>der</strong> Früchte im Herbst<br />

bieten sich im Zuge pflugloser Verfahren drei mögliche<br />

Strategien an, um das Stroh zu verarbeiten (siehe Abb. 6):<br />

1. Die Trennung von Stroh und Samen: Dies gel<strong>in</strong>gt durch<br />

e<strong>in</strong>e Direktsaat mit reißenden Scharen wie Meißel-,<br />

Z<strong>in</strong>ken- o<strong>der</strong> Gänsefußscharen. Das Stroh verbleibt<br />

auf <strong>der</strong> Bodenoberfläche, zugleich f<strong>in</strong>den die Samen<br />

Anschluss an das Kapillarwasser – es besteht e<strong>in</strong> optimaler<br />

Verdunstungsschutz. Chemische Abbauprodukte<br />

des Strohs bee<strong>in</strong>flussen Keimung und Aufgang <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel nicht.<br />

Ähnlich verhält es sich mit <strong>der</strong> Frässohlensaat. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

werden die Samen hier durch e<strong>in</strong> Gemisch aus<br />

Stroh und Boden bedeckt, zugleich besteht bei feuchtem<br />

Boden die Gefahr <strong>der</strong> Frässohlenbildung.<br />

2. Oberflächennahes E<strong>in</strong>arbeiten von Stroh: Damit es<br />

bei Mulchsaat ohne Lockerung (MSoL) nicht zu e<strong>in</strong>er<br />

physikalisch-mechanischen Bee<strong>in</strong>trächtigung während<br />

<strong>der</strong> Samene<strong>in</strong>bettung, dem Aufgang und <strong>der</strong> Jugendentwicklung<br />

kommt (siehe Abb. 7), müsste das Stroh<br />

vollständig und auf weniger als 1 cm zerkle<strong>in</strong>ert werden.<br />

Dies ist technisch allerd<strong>in</strong>gs sehr aufwändig und<br />

kostspielig. E<strong>in</strong>e Mulchsaat ohne Lockerung (MSoL)<br />

ist bei heutigem Stand <strong>der</strong> Technik deshalb nur bei<br />

Stroherträgen von weniger als 50 dt/ha bzw. zu e<strong>in</strong>er<br />

Sommerung zu empfehlen.<br />

3. Verdünnungseffekt: Auf Standorten mit hohen Stroherträgen<br />

(bis 120 dt/ha) sowie bei engen Zeitspannen<br />

bis zur Bestellung <strong>der</strong> Folgefrucht ist die Mulchsaat<br />

mit Lockerung (MSmL) am besten geeignet. Beim <strong>der</strong>zeitigen<br />

Stand <strong>der</strong> Technik von Strohaufbereitung und<br />

-verteilung hat <strong>der</strong> Landwirt nur so die Möglichkeit,<br />

über e<strong>in</strong>en „Verdünnungseffekt“ die physikalische<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung durch das Stroh zu m<strong>in</strong>imieren.<br />

Die Böden müssen also im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> optimalen Strohe<strong>in</strong>mischung<br />

tiefer bearbeitet werden, obwohl e<strong>in</strong>e<br />

Lockerung strukturbed<strong>in</strong>gt nicht notwendig wäre.<br />

Als Faustregel gilt: Je 10 dt Ertrag/ha sollte man<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>arbeitungstiefe von 1 cm (feuchte Bed<strong>in</strong>gungen)<br />

bis 2 cm (trockene Bed<strong>in</strong>gungen) anstreben –<br />

nur so ist mit e<strong>in</strong>em beschleunigten Strohabbau zu<br />

rechnen.<br />

2.2.3 Stroh-E<strong>in</strong>arbeitungsqualität bei<br />

unterschiedlicher Technik<br />

In Folge <strong>der</strong> umfangreichen Anfor<strong>der</strong>ungen an das<br />

Strohmanagement reicht es heute nicht mehr aus, den<br />

Acker bei <strong>der</strong> Stoppelbearbeitung e<strong>in</strong>fach „schwarz zu<br />

machen“. Vielmehr ist e<strong>in</strong>e „Präzisions-Stoppelbearbeitung“<br />

zu for<strong>der</strong>n.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist u.a. die E<strong>in</strong>arbeitungsqualität<br />

und <strong>der</strong> Energiebedarf unterschiedlicher Stoppelbearbeitungsgeräte<br />

im Feldversuch untersucht worden.<br />

Als Kontrolle diente <strong>der</strong> stark verbreitete Flügelschargrubber<br />

(3 m Arbeitsbreite, 43 cm Strichabstand, Hohlscheiben,<br />

Stabwalze) für die flache und tiefe Bearbeitung.<br />

Alternativ kam für die flache Bearbeitung<br />

e<strong>in</strong>e angebaute Kurzscheibenegge (5 m Arbeitsbreite,


Bodenbearbeitung aus Sicht <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

150 | 151<br />

Keilr<strong>in</strong>gwalze) zum E<strong>in</strong>satz, auf die e<strong>in</strong> 4-balkiger<br />

Grubber (3 m Arbeitsbreite, 23 cm Strichabstand, Wendelschare,<br />

Sterntiller) für die tiefe Bearbeitung folgte.<br />

Die 3. Variante war e<strong>in</strong>e aufgesattelte Grubber-Scheibeneggen-Komb<strong>in</strong>ation<br />

(3 m Arbeitsbreite, 20 cm Strichabstand,<br />

Wendelschare, Keilr<strong>in</strong>gwalze) für die flache<br />

und tiefe Bearbeitung. Da für die Krümelung und E<strong>in</strong>mischung<br />

hohe Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeiten erfor<strong>der</strong>lich<br />

s<strong>in</strong>d, wurden Schlepper mit 120 kW Zugleistung e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Für die Auswertung wurden nach <strong>der</strong> Bearbeitung mehrere<br />

Profile gegraben, anschließend mit Hilfe e<strong>in</strong>es Rasters<br />

die Bedeckung des Strohs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Profilwand bzw.<br />

auf <strong>der</strong> Oberfläche bonitiert. Abb. 8 zeigt anhand <strong>der</strong><br />

Verteilung des Strohs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Profilwand die Qualität <strong>der</strong><br />

flachen Strohe<strong>in</strong>arbeitung (Abb. 8.2). Dabei fällt auf,<br />

dass <strong>der</strong> Flügelschargrubber – trotz flacher E<strong>in</strong>stellung –<br />

10 bis 15 cm tief arbeitet, was auf den Untergriff <strong>der</strong><br />

Scharspitzen zurückzuführen ist. Das Krumenprofil zeigt<br />

Zonen mit hoher und solche mit ger<strong>in</strong>ger Strohkonzentration,<br />

d.h. e<strong>in</strong> heterogenes Bild <strong>der</strong> Strohe<strong>in</strong>mischung.<br />

Die Kurzscheibenegge h<strong>in</strong>gegen ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, extrem<br />

flach zu arbeiten, was zu e<strong>in</strong>em hohen Aufgang von<br />

Ausfallgetreide führt. Mit 78 % Bedeckung belässt sie zugleich<br />

das meiste Stroh an <strong>der</strong> Oberfläche.<br />

Auch mit <strong>der</strong> Grubber-Scheibeneggen-Komb<strong>in</strong>ation gel<strong>in</strong>gt<br />

im Vergleich zum Flügelschargrubber e<strong>in</strong>e flachere<br />

Bearbeitung, was auf die höhere Z<strong>in</strong>kenzahl und die<br />

schmal schneidenden Wendelschare zurückzuführen ist.<br />

Mehr Z<strong>in</strong>ken wie auch die nachfolgende doppelte Scheibenegge<br />

führen zu e<strong>in</strong>er sehr <strong>in</strong>tensiven Strohe<strong>in</strong>mischung.<br />

In Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Rückverfestigung durch<br />

die Keilr<strong>in</strong>gwalze erreicht diese Masch<strong>in</strong>e zugleich den<br />

höchsten Aufgang von Ausfallgetreide (Abb. 9).<br />

Bei allen Varianten musste <strong>der</strong> erste Arbeitsgang wegen<br />

Mähdrescherspuren etwas tiefer erfolgen. Die 2. tiefere<br />

Bearbeitung (auf halber Krumentiefe) sorgte für den<br />

„Stroh-Verdünnungseffekt“ und stellte im Zuge des<br />

Mulchsaatverfahrens die Grundbodenbearbeitung dar<br />

(Abb. 8.2, 8.3).<br />

Deutlich zeigen sich die Strohabbau-Raten vom 1. Arbeitsgang<br />

(Abb. 8.2) zum 2. Arbeitsgang (Abb. 8.3). Bei<br />

allen Verfahrensvarianten nehmen die Bedeckungsgrade<br />

des Strohs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Profilwand ab (Abb. 8.2: mehr schwarze<br />

und dunkelbraun gefärbte Quadrate; Abb. 8.3: mehr<br />

orange und gelb gefärbte Quadrate).<br />

Abb. 8: E<strong>in</strong>arbeitungsqualität von Weizenstroh<br />

(flach und tief) mit unterschiedlichen Geräten<br />

(Adenstedt, IT 3 V 68, 2002, FAL/IBB, Voßhenrich,<br />

Ortmeier, Brunotte)<br />

Abb. 8.1:<br />

Stroh/Stoppelverteilung<br />

Bonitur <strong>der</strong> E<strong>in</strong>arbeitung von Stroh-/Ernterückständen<br />

Raster 4,0 x 4,0 cm<br />

Abb. 8.2:<br />

Stroh/Stoppelverteilung<br />

E<strong>in</strong>arbeitung mit unterschiedlichen Geräten: flache E<strong>in</strong>arbeitung<br />

Flügelschargrubber<br />

3 m Arbeitsbreite, 2-balkig: 7 Z<strong>in</strong>ken<br />

1. Stoppelbearbeitung (flach) 80 % 39<br />

Kurzscheibenegge<br />

5 m Arbeitsbreite, 2-balkig<br />

1. Stoppelbearbeitung (flach) 80 % 27<br />

Grubber-Scheibeneggen-Komb<strong>in</strong>ation mit Keilr<strong>in</strong>gwalze<br />

3 m Arbeitsbreite, 4-balkig: 15 Z<strong>in</strong>ken<br />

1. Stoppelbearbeitung mit Stoppelscharen (flach) 80 % 17<br />

Abb. 8.3:<br />

Stoppelverteilung<br />

E<strong>in</strong>arbeitung mit unterschiedlichen Geräten: tiefe E<strong>in</strong>arbeitung<br />

Flügelschargrubber<br />

3 m Arbeitsbreite, 2-balkig: 7 Z<strong>in</strong>ken<br />

2. Stoppelbearbeitung (tief)<br />

1. Arbeitgang: Flügelschargrubber<br />

80 % 21<br />

Schwergrubber<br />

3 m Arbeitsbreite, 4-balkig: 13 Z<strong>in</strong>ken 1. Arbeitgang: Catros (flach)<br />

2. Stoppelbearbeitung mit Wendelscharen (tief) 80 % 27<br />

Grubber-Scheibeneggen-Komb<strong>in</strong>ation mit Keilr<strong>in</strong>gwalze<br />

3 m Arbeitsbreite, 4-balkig: 15 Z<strong>in</strong>ken 1. Arbeitgang: Centaur (flach)<br />

2. Stoppelbearbeitung mit Wendelscharen (tief) 80 % 17<br />

Um hohe Strohabbau-Raten zu erreichen, sollte man die<br />

Strohreste immer wie<strong>der</strong> neu im Boden positionieren,


<strong>Intelligenter</strong> <strong>Pflanzenbau</strong><br />

Abb. 9: Aufgang von Ausfallgetreide nach unterschiedlich<br />

flacher Stoppelbearbeitung.<br />

Pflanzen/m²<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Standardabweichung<br />

54 88 100<br />

Flügelscharg<br />

rubber<br />

Kurzscheibenegge<br />

Grubber-<br />

Scheibeneggen-<br />

Komb<strong>in</strong>ation<br />

weil man den Mikroorganismen so neue Möglichkeiten<br />

für den Abbau schafft. Demzufolge ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malig<br />

durchgeführte <strong>in</strong>tensive Stoppelbearbeitung nicht so<br />

wirksam wie zwei zeitlich versetzte Arbeitsgänge auf<br />

unterschiedliche Arbeitstiefen, die mit weniger <strong>in</strong>tensiv<br />

arbeitenden Masch<strong>in</strong>en durchgeführt werden. Entscheidend<br />

ist, dass Stroh und Boden noch e<strong>in</strong>mal neu<br />

vermischt werden.<br />

Um e<strong>in</strong>en hohen Feldaufgang von Ausfallgetreide und<br />

Unkrautsamen zu erreichen, ist es wichtig, die <strong>in</strong>tensive<br />

Strohe<strong>in</strong>mischung mit e<strong>in</strong>er gezielten Rückverfestigung<br />

zu komb<strong>in</strong>ieren. Wie Abb. 9 zeigt, erreicht die<br />

Grubberscheibeneggen-Komb<strong>in</strong>ation die besten Werte,<br />

gefolgt von <strong>der</strong> Kurzscheibenegge, bei <strong>der</strong> etwas mehr<br />

Stroh im Saatgutablagebereich zum Liegen kommt. Der<br />

Flügelschargrubber fällt im Ergebnis stark ab, weil er<br />

zu tief arbeitet und h<strong>in</strong>sichtlich Krümelung und Rückverfestigung<br />

Wünsche offen lässt. Anzumerken bleibt<br />

außerdem, dass man <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei feuchten Bodenbed<strong>in</strong>gungen<br />

die schmal schneidenden Werkzeuge bevorzugen<br />

sollte, weil Flügelschare leicht zu Schmierzonen<br />

führen können.<br />

2.2.4 Kraftstoffbedarf und Flächenleistung<br />

<strong>der</strong> Verfahren<br />

Bei <strong>der</strong> 1. flachen Bearbeitung liegt <strong>der</strong> Kraftstoffverbrauch<br />

des Flügelschargrubber am höchsten, da die Flügel<br />

bei ganzflächiger Bearbeitung relativ tief <strong>in</strong> den Boden<br />

e<strong>in</strong>greifen (siehe Abb. 10). Das kommt <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e<br />

allerd<strong>in</strong>gs bei <strong>der</strong> 2. Bearbeitung zugute, wo sie im Vergleich<br />

zu den an<strong>der</strong>en beiden Grubbern den günstigsten<br />

Wert von nur 13,5 l/ha Kraftstoffverbrauch erreicht.<br />

Die Kurzscheibenegge erzielt auch bei 5 m Arbeitsbreite<br />

e<strong>in</strong>en sehr günstigen Verbrauchswert, außerdem mit<br />

6,1 ha/h die höchste Flächenleistung. Es folgt <strong>der</strong><br />

4-balkige Grubber mit 15,3 l/ha Verbrauch und 2,2 ha/h<br />

Abb. 10: Kraftstoffverbrauch und Flächenleistung bei flacher und tiefer Stoppelbearbeitung mit unterschiedlichen Geräten<br />

Kraftstoffverbrauch l/ha<br />

30<br />

Flächenleistung ha/h<br />

10<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

13,5 l/ha<br />

2,3 ha/h<br />

10,6 l/ha 3,5 ha/h<br />

Kraftstoff verbrauch Flächen leistung<br />

15,3 l/ha<br />

5,5 l/ha<br />

Kraftstoff verbrauch<br />

2,2 ha/h<br />

6,1 ha/h<br />

Flächen leistung<br />

18,4 l/ha<br />

8,8 l/ha<br />

Kraftstoff verbrauch<br />

2,1 ha/h<br />

3,3 ha/h<br />

Flächen leistung<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

2. Stoppelbearbeitung<br />

1. Stoppelbearbeitung<br />

Flügelschargrubber – 3 m 4-balkiger Grubber/Wendelschare – 3 m Grubber-Scheibenegge/Wendelschare – 3 m<br />

Flügelschargrubber – 3 m Kurzscheibenegge – 5 m Grubber-Scheibenegge/Wendelschare – 3 m


Bodenbearbeitung aus Sicht <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

152 | 153<br />

Flächenleistung bei <strong>der</strong> tiefen Bearbeitung; dieser Wert<br />

ist etwa gleich hoch wie bei den an<strong>der</strong>en Grubbern. Die<br />

Grubber-Scheibeneggen-Komb<strong>in</strong>ation schafft e<strong>in</strong>e sehr<br />

gleichmäßige Strohe<strong>in</strong>arbeitung, was <strong>in</strong> etwa e<strong>in</strong>er Sekundärbodenbearbeitung<br />

bei <strong>der</strong> Mulchsaat entspricht;<br />

dies allerd<strong>in</strong>gs mit e<strong>in</strong>em hohem Anspruch an den Zugkraftbedarf<br />

sowie e<strong>in</strong>er mittleren Flächenleistung, die<br />

mit dem Flügelschargrubber vergleichbar ist.<br />

2.2.5 Empfehlungen zum Strohmanagement<br />

1. Die Querverteilung von Stroh ist bei Mähdreschern<br />

mit mehr als 6 m Arbeitsbreite häufig noch unzureichend.<br />

Der Mähdrescher-Fahrer sollte Leitbleche<br />

und Gebläsedrehzahl entsprechend optimieren. E<strong>in</strong>e<br />

Feldmethode, um die Strohverteilung zu überprüfen,<br />

ist z.B., das Stroh mit e<strong>in</strong>er grobz<strong>in</strong>kigen Harke quer<br />

zur Fahrtrichtung des Mähdreschers und über drei<br />

Arbeitsbreiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schwad zusammen zu ziehen.<br />

An <strong>der</strong> Gleichmäßigkeit des Querschwads lässt sich<br />

erkennen, wie gut die Querverteilung ist. Bei Mähdrescher-Neu<strong>in</strong>vestitionen<br />

sollte man e<strong>in</strong>e Technik<br />

auswählen, bei <strong>der</strong> auch die Spreu über den Häcksler<br />

verteilt wird.<br />

2. E<strong>in</strong> Strohstriegel kann das Stroh <strong>in</strong> gewissen Grenzen<br />

nachverteilen, bewirkt aber zugleich, da er es nur<br />

oberflächlich verteilt, e<strong>in</strong>en verzögerten Strohabbau.<br />

4. E<strong>in</strong>e Universal-Masch<strong>in</strong>e für die Stoppelbearbeitung<br />

und Grundbodenbearbeitung, die als gezogene Masch<strong>in</strong>e<br />

h<strong>in</strong>ter dem Traktor angebaut wird, gibt es<br />

bisher nicht. Von <strong>der</strong> Funktionalität her erfüllen die<br />

Grubber-Scheibeneggen-Komb<strong>in</strong>ationen mit Scharwechselsystemen<br />

weitestgehend diese Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

– lei<strong>der</strong> ist die Arbeitsbreite nicht an die Arbeitstiefe<br />

anzupassen, um die Schlepperleistung bei<br />

beiden Arbeitsgängen voll auszunutzen. Deshalb ist<br />

es besser, anstatt e<strong>in</strong>er Universal-Masch<strong>in</strong>e für alle<br />

Arbeitsgänge jeweils Spezialmasch<strong>in</strong>en mit optimalen<br />

Arbeitsbreiten e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

5. Angebaute Spezialmasch<strong>in</strong>en mit unterschiedlichen<br />

Arbeitsbreiten wie z.B. e<strong>in</strong>e Kurzscheibenegge (5 m)<br />

und anschließend e<strong>in</strong> 3- o<strong>der</strong> 4-balkiger Grubber (3 m)<br />

s<strong>in</strong>d bei e<strong>in</strong>er Anspannung von 180 PS am besten geeignet,<br />

die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Stoppel- und Grundbodenbearbeitung<br />

zu erfüllen.<br />

6. Bei <strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrierten Landbewirtschaftung spielt die<br />

zielorientierte Stoppelbearbeitung e<strong>in</strong>e ganz entscheidende<br />

Rolle. Wird das Stroh gleichmäßig <strong>in</strong> den<br />

Boden e<strong>in</strong>gearbeitet, lassen sich damit sowohl die<br />

Ziele des Bodenschutzes erfüllen, aber auch das Infektionspotenzial<br />

für Pflanzenkrankheiten m<strong>in</strong>imieren.<br />

3. Bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>arbeitung von Stroh muss entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Trennung von Stroh und Samen (Direktsaat) erfolgen<br />

o<strong>der</strong> man muss – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei hohen Stroherträgen<br />

– e<strong>in</strong>en Verdünnungseffekt des Strohs <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Krume (Mulchsaat mit Lockerung) anstreben.


<strong>Intelligenter</strong> <strong>Pflanzenbau</strong><br />

2.3 Saatbettbereitung und Saat nach<br />

wenden<strong>der</strong> Bodenbearbeitung<br />

Bei <strong>der</strong> konventioneller Bodenbearbeitung schafft man<br />

durch den E<strong>in</strong>satz des Pfluges den sogenannten ‚re<strong>in</strong>en<br />

Tisch‘. Um dabei unerwünschte Nebeneffekte wie Bodenerosion<br />

und Bodenverdichtungen zu m<strong>in</strong><strong>der</strong>n, gibt<br />

es grundsätzlich zwei Ansätze:<br />

1.) Liegen ke<strong>in</strong>e Ernterückstände auf <strong>der</strong> Oberfläche,<br />

kann <strong>der</strong> erosionsauslösende Effekt <strong>der</strong> Verschlämmung<br />

– wenn auch nur <strong>in</strong> gewissem Umfang – durch grobe<br />

Bodenaggregate gem<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden (siehe Abb. 11).<br />

Die Abbildung zeigt, dass bei hoher Regenenergie nur<br />

3,3 mm Nie<strong>der</strong>schlag erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, um 2 bis 5 mm<br />

große Aggregate zu verschlämmen; um 10 bis 20 mm<br />

große Aggregate zu zerstören, s<strong>in</strong>d bereits 9,2 mm Regen<br />

notwendig.<br />

Gleichzeitig gilt, dass e<strong>in</strong> rauhes Saatbett den Oberflächenabfluss<br />

von Nie<strong>der</strong>schlagswasser stärker hemmt als<br />

e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es Saatbett (siehe Abb. 12). Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

müssen die Aggregate im Saatgutablagebereich aber<br />

e<strong>in</strong>en gewissen Fe<strong>in</strong>heitsgrad aufweisen (also kle<strong>in</strong>er als<br />

<strong>der</strong> jeweilige Samendurchmesser se<strong>in</strong>), um über e<strong>in</strong>en<br />

optimalen Samen-Boden-Kontakt die Keimwasserversorgung<br />

sicherzustellen.<br />

Um grobe Aggregate an <strong>der</strong> Oberfläche und fe<strong>in</strong>e Krümel<br />

im Saathorizont zu erreichen, müssen Masch<strong>in</strong>en<br />

und Werkzeuggeschw<strong>in</strong>digkeiten passend ausgewählt<br />

Abb. 11: Erfor<strong>der</strong>liche Regenmenge (mm) für die<br />

Verschlämmung von Aggregaten (Lehm)<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsenergie<br />

(nach Czeratzki, 1966)<br />

Nie<strong>der</strong>schlag bis zum E<strong>in</strong>treten <strong>der</strong> Verschlämmung <strong>in</strong> mm<br />

15<br />

13,6<br />

10<br />

5<br />

0<br />

5,7<br />

3,3<br />

7,9<br />

4,1<br />

9,2<br />

2–5 mm 5–10 mm 10–20 mm<br />

Ø Aggregate<br />

Regenenergie: ger<strong>in</strong>ge hohe<br />

werden. Wichtig ist dabei, dass man die Werkzeuggeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von angetriebenen Kreiseleggen und<br />

-grubbern durch e<strong>in</strong> Schaltgetriebe am Gerät und/o<strong>der</strong><br />

durch ger<strong>in</strong>gere Motordrehzahlen reduzieren kann. Auf<br />

Sanden und lehmigen Sanden reicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>e<br />

Fe<strong>der</strong>z<strong>in</strong>kenegge mit Sämasch<strong>in</strong>e aus. Tonige Lehme<br />

und Tonstandorte erfor<strong>der</strong>n den E<strong>in</strong>satz von Kreiseleggebzw.<br />

Kreiselgrubber (4 bis 6 m/s Werkzeuggeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

bei 5 km/h Vorfahrtsgeschw<strong>in</strong>digkeit, d.h. 250 bis<br />

290 Kreiselumdrehungen/m<strong>in</strong>.). Höhere Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

erfor<strong>der</strong>n höhere Kreiseldrehzahlen.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf das Ziel e<strong>in</strong>er optimalen Krümelverteilung<br />

(grob auf <strong>der</strong> Oberfläche, fe<strong>in</strong> im Saathorizont<br />

darunter) führen die „auf Griff stehenden Z<strong>in</strong>ken“ des<br />

Kreiselgrubbers zu folgenden Effekten:<br />

• Sie för<strong>der</strong>n grobe Aggregate an die Oberfläche, fe<strong>in</strong>e<br />

rieseln <strong>in</strong> den Saathorizont (siehe Abb. 13). Durch die<br />

Saatgutablage im Bereich <strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>erde wird e<strong>in</strong> guter<br />

Samen-Boden-Kontakt erreicht („Entmischungseffekt“).<br />

Schleppende Z<strong>in</strong>ken dagegen, z.B. von Kreiseleggen,<br />

drücken die gröberen Bodenaggregate nach<br />

unten und lassen die Fe<strong>in</strong>erde überwiegend an <strong>der</strong><br />

Oberfläche.<br />

• „Z<strong>in</strong>ken auf Griff“ ziehen sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei harten<br />

Bodenverhältnissen besser <strong>in</strong> den Boden e<strong>in</strong>, können<br />

jedoch bei feuchten Bed<strong>in</strong>gungen ggf. feuchte Kluten<br />

an die Bodenoberfläche för<strong>der</strong>n.<br />

• Der Leistungsbedarf an <strong>der</strong> Zapfwelle ist bei „Z<strong>in</strong>ken<br />

auf Griff“ etwa gleich hoch bzw. etwas niedriger als bei<br />

schleppenden Z<strong>in</strong>ken (Abb. 13).<br />

2.) E<strong>in</strong> weiterer Ansatz, um die unerwünschten Nebeneffekte<br />

des Pfluge<strong>in</strong>satzes zu m<strong>in</strong><strong>der</strong>n, ist die Rückverfestigung.<br />

So wird <strong>der</strong> Boden mit e<strong>in</strong>em Untergrundpacker<br />

h<strong>in</strong>ter dem Pflug und e<strong>in</strong>er Packerwalze am<br />

Bodenbearbeitungsgerät rückverfestigt, was die Negativ-<br />

Folgen <strong>der</strong> Überlockerung verr<strong>in</strong>gert. Als Packerwalzen<br />

am Bodenbearbeitungsgerät stehen Stab-, Zahnpacker-,<br />

Keilr<strong>in</strong>gwalzen und an<strong>der</strong>e offene, stegartige Walzen<br />

zur Verfügung. Stab- und Zahnpackerwalzen wirken flächig<br />

über die gesamte Arbeitsbreite, wobei die Stabwalze<br />

hauptsächlich den Boden krümelt und <strong>der</strong> Tiefenführung<br />

<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e dient, und die Zahnpackerwalze<br />

den Boden zusätzlich rückverfestigt.<br />

Die Keilr<strong>in</strong>g- bzw. Dachprofilwalze h<strong>in</strong>gegen übernehmen<br />

aufgrund ihrer unterbrochenen Bauweise zwei gegenläufige<br />

Funktionen:<br />

A. Sie rückverfestigen den Boden <strong>in</strong> Streifen. In diesen<br />

Streifen werden die Säschare anschließend auf e<strong>in</strong>er<br />

vorverfestigten Zone und mit gleichmäßiger Ablage-


Bodenbearbeitung aus Sicht <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

154 | 155<br />

Abb. 12: Oberflächenabfluss für unterschiedliche Rauhigkeit<br />

des Saatbettes (nach Helm<strong>in</strong>g, 1992)<br />

kumulierter Abfluss (mm)<br />

35<br />

30<br />

fe<strong>in</strong>es Saatbett<br />

mittleres Saatbett<br />

25<br />

rauhes Saatbett<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

kumulierter Nie<strong>der</strong>schlag (mm) Intensität 30 mm/h<br />

Abb. 13: Oberfläche von Aggregaten (= Maß für die Rauhigkeit)<br />

und Zapfwellenleistungsbedarf von schleppenden<br />

und „auf Griff stehenden Z<strong>in</strong>ken“ am Beispiel des<br />

Kreiselgrubbers (nach Herberg, 1988)<br />

m²/dm³<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

Z<strong>in</strong>ken-Geschw<strong>in</strong>digkeit: 4,2 m/s<br />

spez. Oberfläche<br />

Z<strong>in</strong>ken: auf Griff schleppend<br />

spez. Zapfwellenarbeit<br />

kWh/ha<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

tiefe geführt (siehe Abb. 14). Als Folge <strong>der</strong> streifenweise<br />

Rückverfestigung kann den Keiml<strong>in</strong>g später –<br />

bei Trockenheit – mehr Kapillarwasser erreichen.<br />

B. Zwischen den rückverfestigten Streifen verbleiben<br />

Zwischenräume, die aus groberen Bodenaggregaten<br />

bestehen, was die Verschlämmungsgefahr verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong>e lockere Bodenlagerung, die zu e<strong>in</strong>er<br />

Steigerung <strong>der</strong> Wasser<strong>in</strong>filtration (2,5-fach höher als<br />

im rückverfestigten Bereich) führt. In den ungewalzten,<br />

losen Bereichen können somit auch große Nie<strong>der</strong>schlagsmengen<br />

besser versickern. Aber Achtung: Bei<br />

schluffigen Böden sollte man die Werkzeuggeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

<strong>der</strong> zapfwellenangetriebenen Eggen durch<br />

Schaltgetriebe und Motordrehzahl reduzieren, weil<br />

sie Aggregate schaffen, die stark zum Verschlämmen<br />

neigen. Die groberen Aggregate aus den Zwischenräumen<br />

werden nach dem Sävorgang mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />

Schwalbenschwanzstriegels (= Exaktstriegel) über die<br />

gesamte Oberfläche verteilt (siehe Abb. 14).<br />

Die streifenförmige Rückverfestigung, die e<strong>in</strong>en hohen<br />

Feldaufgang mit hoher Infiltrationsleistung für Wasser<br />

komb<strong>in</strong>iert, bezeichnet man als „gezielte Heterogenität“.<br />

Sie knüpft an die Erkenntnis an, dass <strong>der</strong> Boden<br />

unter trockenen Standortbed<strong>in</strong>gungen etwas dichter<br />

liegen sollte als unter feuchten Verhältnissen. Da man<br />

zur Zeit <strong>der</strong> Bodenbearbeitung im Herbst o<strong>der</strong> Frühjahr<br />

die Witterung <strong>der</strong> folgenden Vegetationsperiode nicht<br />

voraussehen kann, gibt e<strong>in</strong>e streifenförmige Bearbeitung<br />

bzw. Rückverfestigung des Bodens – im Wechsel<br />

dicht und locker bzw. grob und fe<strong>in</strong> – <strong>der</strong> Pflanze die<br />

Möglichkeit, sich selbst die jeweils besseren Bed<strong>in</strong>gungen<br />

auszuwählen. Das neue Verfahren <strong>der</strong> Streifenbearbeitung<br />

(= Strip Till) <strong>in</strong>tegriert zusätzlich die Grundbodenbearbeitung<br />

und Düngerapplikation.<br />

Abb. 14: Arbeitsfolge e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation von Kreiselgrubber, Keilr<strong>in</strong>gwalze und RoTeC-Scharen<br />

Kreiselgrubber<br />

Planierbalken<br />

Keilr<strong>in</strong>gwalze<br />

RoTeC-Schare<br />

Exaktstriegel<br />

Reihenbezogenes Walzen mit AMAZONE Keilr<strong>in</strong>gwalze<br />

Distanzr<strong>in</strong>g Gummi-Keilr<strong>in</strong>g Ø 580 o<strong>der</strong> 450 mm<br />

1 1 1<br />

3<br />

2<br />

3<br />

2<br />

3<br />

2<br />

1<br />

unterschiedlich verfestigte Bodenzonen:<br />

1 loser, offener Boden 2 mittlere Verfestigung 3 hohe Rückverfestigung


<strong>Intelligenter</strong> <strong>Pflanzenbau</strong><br />

2.4 Effekte <strong>der</strong> nichtwendenden<br />

Bodenbearbeitung<br />

Geschont bzw. geschützt werden sollen neben <strong>der</strong> Ertragsfähigkeit<br />

auch an<strong>der</strong>e wichtige Funktionen des<br />

Bodens, so z.B. die Filter- und Pufferfähigkeit. Nichtwendende<br />

Bodenbearbeitung stellt e<strong>in</strong> Konzept dar,<br />

das darauf abzielt, die Kosten <strong>der</strong> Bodenbearbeitung<br />

zu reduzieren und gleichzeitig mehr Bodenschutz zu<br />

verwirklichen. Im S<strong>in</strong>ne des Landwirts sowie nach dem<br />

Bodenschutzgesetz sollte die „gute fachliche <strong>Praxis</strong>“<br />

Vorsorge gegen schädliche Bodenverän<strong>der</strong>ungen treffen.<br />

Das heißt,<br />

• die Bodenbearbeitung muss standortangepasst<br />

erfolgen,<br />

• Bodenerosion, Bodenverdichtungen und Stoffausträge<br />

s<strong>in</strong>d zu vermeiden,<br />

• Bodenstruktur, Humusgehalte und biologische<br />

Aktivität s<strong>in</strong>d zu för<strong>der</strong>n.<br />

E<strong>in</strong> Schlüssel zur Erreichung dieser Ziele liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Bearbeitungs<strong>in</strong>tensität (e<strong>in</strong>e tiefe Lockerung<br />

ist nicht automatisch gleichzusetzen mit <strong>in</strong>tensiver Bearbeitung,<br />

wenn z.B. schmale Meißelschare ganzflächig<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Streifen e<strong>in</strong>gesetzt werden). Dies gilt sowohl bei<br />

<strong>der</strong> Grundbodenbearbeitung als auch bei <strong>der</strong> Saatbettbereitung.<br />

Während die schonende Lockerung auf Kostene<strong>in</strong>sparung<br />

und bessere Befahrbarkeit abzielt, ist die Mulchsaat<br />

(siehe Tab. 1), (ganzflächig und partiell) mit o<strong>der</strong> ohne<br />

Saatbettbereitung, die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit, um effektiv<br />

Verschlämmungen und Bodenerosion durch W<strong>in</strong>d o<strong>der</strong><br />

Wasser vorzubeugen (siehe Abb. 16).<br />

2.4.1 Mulchsaat m<strong>in</strong><strong>der</strong>t Verschlämmung<br />

und Bodenerosion<br />

Unter „Mulch“ versteht man Reststoffe, die auf <strong>der</strong><br />

Oberfläche verbleiben. Weitreihig angebaute Früchte<br />

wie Zuckerrüben, Mais und Kartoffeln s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s<br />

erosionsgefährdet. Bei diesen Sommerungen besteht<br />

die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e Zwischenfrucht vorzuschalten,<br />

so dass Reststoffe aus Zwischenfrüchten und/o<strong>der</strong> Vorfruchtresten<br />

zur Verfügung stehen. Wird jedoch Getreide<br />

bzw. Raps nach Getreide angebaut, können lediglich<br />

die Rückstände <strong>der</strong> Vorfrucht als Mulchauflage genutzt<br />

werden.<br />

Grundsätzlich gilt, dass sich <strong>der</strong> vorbeugende Schutz gegen<br />

Oberflächenabfluss und Bodenerosion umso stärker<br />

auswirkt, je größer <strong>der</strong> Bedeckungsgrad durch organische<br />

Rückstände an <strong>der</strong> Oberfläche ist (siehe Abb. 15).<br />

Die Stängel schützen die Bodenaggregate vor dem direkten<br />

Angriff durch W<strong>in</strong>d und Wasser. Damit wird Verschlämmung<br />

vermieden, e<strong>in</strong>e Infiltration über die Poren<br />

bleibt erhalten und damit die Bodenerosion gem<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

Entsprechendes gilt für die W<strong>in</strong><strong>der</strong>osion.<br />

Abb. 15: Je höher <strong>der</strong> Bedeckungsgrad, desto größer <strong>der</strong> Schutz gegen Oberflächenabfluss und Erosion (nach Roth et al., 1990)<br />

Bodenbedeckungsgrad <strong>in</strong> % Abtrag Abfluss<br />

95<br />

70<br />

55<br />

35<br />

15<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 %


Bodenbearbeitung aus Sicht <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

156 | 157<br />

Tab. 1: Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Mulchsaat mit Saatbettbereitung und <strong>der</strong> Mulchsaat ohne Saatbettbereitung<br />

<strong>Teil</strong>bereich<br />

Mulchsaat<br />

Bezeichnung mit Saatbettbereitung ohne Saatbettbereitung<br />

Def<strong>in</strong>ition<br />

Ziel<br />

Sätechnik<br />

ganzflächig, flach e<strong>in</strong>gearbeitete Reststoffe<br />

<strong>der</strong> Vor- und/o<strong>der</strong> Zwischenfrucht<br />

streifenförmig, flach e<strong>in</strong>gearbeitete Reststoffe<br />

<strong>der</strong> Vor- und/ o<strong>der</strong> Zwischenfrucht<br />

Bodenruhe, Bodenbedeckung<br />

Vorbeugung von Verschlämmung und Erosion<br />

Kostene<strong>in</strong>sparung<br />

herkömmliche Techniken und Weiterentwicklung (Rollschare, Säschiene u. a.)<br />

Abb. 16: Der Problembereich Bodenerosion und Lösungsansätze (nach Sommer, 1997)<br />

Belassen von Reststoffen <strong>der</strong> Vor- und/o<strong>der</strong><br />

Zwischenfrucht auf <strong>der</strong> Bodenoberfläche<br />

Schneiden bzw. bandbreites Räumen vor<br />

herkömmlichen Techniken (Scheibensäschare,<br />

Meißel-, Gänsefußschare)<br />

Problembereich<br />

Bodenerosion<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

Nie<strong>der</strong>schlag<br />

und Verteilung<br />

Kulturart<br />

und Fruchtfolge<br />

Bestellung<br />

und Sätechnik<br />

Bodenund<br />

Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />

Bodenbearbeitung<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

und<br />

Betriebsbed<strong>in</strong>gungen<br />

Auswirkungen<br />

Bodenabtrag durch W<strong>in</strong>d- o<strong>der</strong> Wassererosion<br />

Zielsetzung<br />

Vorbeugende Maßnahmen zur M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Bodenabtrag<br />

Strategien<br />

A<br />

Ganzflächiger Bodenschutz<br />

B<br />

Partieller Bodenschutz<br />

Lösungsansätze<br />

• Mulchsaat ohne Lockerung/Saatbettbereitung<br />

• Mulchsaat mit Lockerung/Saatbettbereitung<br />

(ganzflächig/streifenförmig)<br />

• stabiles Bodengefüge<br />

• Ackerflächengestaltung<br />

• Oberflächenvernetzung mittels Gülle<br />

• Bodenbearbeitung quer zur Hangneigung<br />

• raue Oberfläche<br />

• landtechnische Maßnahmen (Fahrgassen-Begrünung)<br />

• Streifene<strong>in</strong>saaten <strong>in</strong> Höhenl<strong>in</strong>ien<br />

• W<strong>in</strong>dschutzhecken<br />

• Terrassierung


<strong>Intelligenter</strong> <strong>Pflanzenbau</strong><br />

Abb. 17: Gerätee<strong>in</strong>satz bei konventioneller und konservieren<strong>der</strong> Bodenbearbeitung zu Mais<br />

Vorfrucht<br />

WG/WW/Flächenstilllegung<br />

WG/Flächenstilllegung<br />

WW<br />

WW<br />

Juli/August<br />

August<br />

Zwischenfrucht<br />

ohne mit<br />

mit<br />

ohne ohne<br />

September<br />

Oktober<br />

Bodenart<br />

T-tL IU-U T-tL IU-U IU-U T-tL IU-U T-tL<br />

IU-tL<br />

Februar<br />

April<br />

Möglicher Bedeckungsgrad<br />

<strong>in</strong> %<br />

0 0 50 25 35 70 15 30 >70–100<br />

Problembereich<br />

koventionelle Saat Mulchsaat Mulchsaat Direktsaat<br />

mit ohne ohne mit ohne mit ohne<br />

Saatbettbereitung Saatbettbereitung Saatbettbereitung<br />

Verschlämmung – – xx x xx o x xx<br />

Bodenerosion o – xx x xx o x xx<br />

Bodenverdichtung x – x x xx x xx xx<br />

Nitrataustrag – – xx xx xx o o x<br />

Kosten x o o – x x xx xx<br />

Problemlösung: xx sehr gut x gut o befriedigend – unbefriedigend<br />

Bodenarten: L, l = Lehm T, t = Ton U = Schluff; Getreidearten: WG = W<strong>in</strong>tergerste, WW = W<strong>in</strong>terweizen


Bodenbearbeitung aus Sicht <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

158 | 159<br />

Abb. 17 zeigt am Beispiel <strong>der</strong> Maisbestellung, wie man<br />

durch e<strong>in</strong>en gezielten Masch<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>e standortangepasste<br />

Bodenbearbeitung sowie unterschiedliche<br />

Bedeckungsgrade (BDG) zur Vorbeugung von Verschlämmung<br />

und Erosion erreicht.<br />

Die Abbildung zeigt außerdem, dass verschiedene Bodenbearbeitungsverfahren<br />

und <strong>der</strong> Anbau von Zwischenfrüchten<br />

zu unterschiedlich hohen Bedeckungsgraden<br />

führen. Aus Gründen <strong>der</strong> Übersichtlichkeit ist die Streifenbearbeitung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Abb. 17 nicht aufgeführt. Sie<br />

weist <strong>in</strong> den bearbeiteten (15 – 30 %) und unbearbeiteten<br />

Streifen (50 – 70 %) sehr unterschiedliche Bedeckungsgrade<br />

<strong>der</strong> Oberfläche auf.<br />

Wenn man unter den Bed<strong>in</strong>gungen: Tonstandort, Vorfrucht<br />

W<strong>in</strong>tergerste sowie nach e<strong>in</strong>er Pflugfurche Phacelia<br />

bestellt – wie es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> häufig geschieht – und<br />

dann im Frühjahr auf die Saatbettbereitung verzichtet,<br />

so kann man mit den Zwischenfruchtresten e<strong>in</strong>en Bedeckungsgrad<br />

von 50 % erreichen.<br />

Bei Senf, den man pfluglos bestellen kann, sollte man<br />

nach vorhergehen<strong>der</strong> Stoppelbearbeitung statt e<strong>in</strong>er<br />

Kreiselegge den Kreiselgrubber e<strong>in</strong>setzen, da er mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> „Z<strong>in</strong>ken auf Griff“ frischen Boden an die Oberfläche<br />

transportiert und somit e<strong>in</strong>e gute Strohe<strong>in</strong>mischung ermöglicht.<br />

Wird W<strong>in</strong>terweizen bzw. W<strong>in</strong>terrogen vor Mais angebaut,<br />

so muss oft auf den Anbau e<strong>in</strong>er Zwischenfrucht<br />

verzichtet werden, da sie sich im Herbst nicht mehr<br />

ausreichend entwickeln kann. Stattdessen s<strong>in</strong>d die<br />

Strohrückstände <strong>der</strong> Vorfrucht als Oberflächenschutz<br />

zu nutzen. Dabei ist das Strohmanagement völlig umzustellen:<br />

Im Oktober sollte lediglich e<strong>in</strong>e Bearbeitung<br />

mit dem Grubber auf die für den Standort notwendige<br />

Tiefe erfolgen.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis von Strohmulch s<strong>in</strong>d immerh<strong>in</strong> Bedeckungsgrade<br />

von durchschnittlich 30 % zu erreichen (Abb. 17),<br />

wenn lediglich e<strong>in</strong> Stoppelbearbeitungsgang und <strong>der</strong> e<strong>in</strong>malige<br />

E<strong>in</strong>satz des Kreiselgrubbers (Werkzeuggeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

4,5 m/s) erfolgen. Durch die „auf Griff stehenden<br />

Z<strong>in</strong>ken“ muss es auch bei hohen Bedeckungsgraden<br />

nicht zu e<strong>in</strong>er Schwadbildung durch Stroh- und/o<strong>der</strong><br />

Zwischenfruchtreste kommen. Bei e<strong>in</strong>er Kreiselegge mit<br />

schleppenden Z<strong>in</strong>ken kann das leichter passieren, weil<br />

das organische Material unter den Z<strong>in</strong>ken h<strong>in</strong>durch <strong>in</strong><br />

den Boden gedreht wird und die Laufbahn des Werkzeugs<br />

immer wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong>selben Stelle verlässt. Liegen<br />

trockene Bodenverhältnisse vor, kann nach wenden<strong>der</strong><br />

wie auch nichtwenden<strong>der</strong> Grundbodenbearbeitung die<br />

Komb<strong>in</strong>ation aus Kreiselgrubber + Keilr<strong>in</strong>gwalze + E<strong>in</strong>zelkorn-Sägerät<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Bei Schadverdichtungen, z.B. nach e<strong>in</strong>er Ernte unter<br />

feuchten Bed<strong>in</strong>gungen, ist es s<strong>in</strong>nvoll, zusätzlich e<strong>in</strong>en<br />

Lockerer vor dem Kreiselgrubber e<strong>in</strong>zusetzen. Nach dieser<br />

mechanischen Lockerung des Gefüges kann anschließend<br />

e<strong>in</strong>e Zwischenfrucht (Zwischenfruchtgemenge/<br />

Ölrettich) mit ihren Wurzeln die Krume biologisch stabilisieren,<br />

ohne dass <strong>der</strong> Acker für die Aussaat e<strong>in</strong> zweites<br />

Mal befahren werden muss. Durch Stroh- und Zwischenfruchtreste<br />

lassen sich immerh<strong>in</strong> Bedeckungsgrade von<br />

70 % erreichen.<br />

Wenn e<strong>in</strong> Lockerer vorgeschaltet ist, wird zugleich die<br />

E<strong>in</strong>arbeitungsqualität des Kreiselgrubbers verbessert. Die<br />

vor den Erdleitblechen aufsteigenden Erdbalken fallen<br />

von oben auf das lose Stroh und werden damit vermischt<br />

(siehe Abb. 18). Dennoch ist <strong>der</strong> Verdünnungseffekt des<br />

Abb. 18: Vorlockerer, Kreiselgrubber und Keilr<strong>in</strong>gwalze<br />

bei <strong>der</strong> Stoppelbearbeitung<br />

Abb. 19: Feldaufgang bei konservieren<strong>der</strong> Bodenbearbeitung,<br />

mit und ohne Schwergrubber (nach Voßhenrich, 1996)<br />

Feldaufgang <strong>in</strong> %<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Schwergrubber, Kreiselgrubber<br />

und Tiefenlockerer<br />

Kreiselgrubber und<br />

Tiefenlockerer


<strong>Intelligenter</strong> <strong>Pflanzenbau</strong><br />

Abb. 20: Ablagetiefen von Weizensaatgut beim E<strong>in</strong>satz von<br />

Rollscharen, nach unterschiedlicher Bodenbearbeitung<br />

Ablagetiefe<br />

Vorfrucht<br />

<strong>in</strong> cm W<strong>in</strong>terweizen RoBrache Zuckerrüben<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

4,1 20,0 3,5 22,0 1,8 15,5<br />

Bedeckungsgrad <strong>in</strong> %<br />

Bodenbearbeitung: Pflug Konservierend ohne Lockerung<br />

Abb. 21: Belastung, Beanspruchung und Verdichtung<br />

des Bodens (nach Sommer, 1997)<br />

mechanische Bodenbelastung<br />

• Radlast F (t)<br />

• Kontaktflächendruck<br />

p k<br />

(kPA, bar)<br />

Bodenbeanspruchung<br />

• Bodendruck<br />

p B<br />

(kPA, bar)<br />

Bodenverdichtung<br />

• Differenz <strong>der</strong> Bodendichte<br />

vor und nach dem Befahren<br />

Strohs (bei 80 dt/ha) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krume nicht ausreichend –<br />

dies belegen Feldaufgangsergebnisse von Raps auf Fehmarn.<br />

E<strong>in</strong> zusätzlicher, vorhergehen<strong>der</strong> Arbeitsgang mit<br />

dem Schwergrubber auf 20 cm Tiefe ließ hier den Feldaufgang<br />

um 20 % ansteigen (siehe Abb. 19).<br />

Wird e<strong>in</strong>e nichtwendende Bodenbearbeitung mit Lockerung<br />

durchgeführt, so muss mit Hilfe <strong>der</strong> Packerwalze<br />

e<strong>in</strong>e Rückverfestigung <strong>der</strong> Krume erfolgen. Dazu eignet<br />

sich die Keilr<strong>in</strong>gwalze besser als die Zahnpackerwalze,<br />

da letztere durch die <strong>in</strong> den Boden e<strong>in</strong>stechenden Zähne<br />

das Stroh-Boden-Gemisch wie<strong>der</strong> hochreißt und damit<br />

die Rückverfestigung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Saatzone verr<strong>in</strong>gert.<br />

Versuche zeigen, dass Strohreste im Saathorizont und<br />

an <strong>der</strong> Oberfläche auch die Scharführung des Sägerätes<br />

bee<strong>in</strong>flussen. Die an e<strong>in</strong>er AMAZONE Sämasch<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stallierten<br />

Rollschare s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>kel von 7° angestellt.<br />

Der gewählte W<strong>in</strong>kel stellt e<strong>in</strong>en Kompromiss<br />

dar zwischen e<strong>in</strong>er gewollten Strohräumung, um den<br />

Samen-Boden Kontakt zu verbessern, und e<strong>in</strong>em unerwünschten<br />

Bodentransport bei hoher Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

E<strong>in</strong> schräg gestelltes Schar neigt weniger dazu,<br />

über die Strohreste abzurollen, als e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Fahrtrichtung<br />

geradeaus laufendes Schar bzw. Doppelscheibenschar.<br />

Trotz <strong>der</strong> Schrägstellung ist die Ablagetiefe e<strong>in</strong>es Rollschares<br />

bei Mulchsaatverfahren <strong>in</strong> organische Reststoffe<br />

flacher als nach konventioneller Bodenbearbeitung mit<br />

dem Pflug (siehe Abb. 20).<br />

Die ger<strong>in</strong>gere Ablagetiefe muss nicht unbed<strong>in</strong>gt ger<strong>in</strong>gere<br />

Feldaufgänge zur Folge haben. Sie kann jedoch<br />

beim Auftauen von gefrorenem Boden zum Freispülen<br />

von Wurzeln führen, was wie<strong>der</strong>um bei AHL-E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit Herbiziden Pflanzenverluste verursachen<br />

kann. Aus diesen Gründen müssen Rollschare bei<br />

Mulchauflagen etwas tiefer e<strong>in</strong>gestellt bzw. mit höherem<br />

Schardruck gefahren werden.<br />

2.4.2 Schonende Bodenlockerung reduziert<br />

Schadverdichtungen<br />

Grundsätzlich s<strong>in</strong>d Bodenverdichtungen als die „Zunahme<br />

von Bodendichte“ def<strong>in</strong>iert. Diskutiert man die Möglichkeiten<br />

zur vorsorgenden Bodenschonung, so stehen<br />

aber vor allem die Gefügeverän<strong>der</strong>ungen, die durch das<br />

Befahren des Bodens entstehen, im Mittelpunkt.<br />

Belastungen des Bodens werden entwe<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Radlast<br />

o<strong>der</strong> mit dem Kontaktflächendruck <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berührungsfläche<br />

als Laufwerk/Boden <strong>in</strong> kPa (100 kPa = 1 bar)<br />

angegeben (siehe Abb. 21). Als Folgen dieser Belastung<br />

entstehen während des Befahrens mechanische Spannungen<br />

im Boden, <strong>der</strong>en Verlauf man <strong>in</strong> L<strong>in</strong>ien gleichen<br />

Bodendrucks (‚Druckzwiebeln‘) angibt (s. Abb. 22).<br />

Die Folge dieser Bodenbeanspruchung wie<strong>der</strong>um ist die<br />

Zunahme <strong>der</strong> Bodendichte, die hauptsächlich zu Lasten<br />

<strong>der</strong> Grobporen geht und damit die Durchlüftung und<br />

Infiltration des Bodens bee<strong>in</strong>flusst. Je tragfähiger, d.h.,<br />

je dichter und/o<strong>der</strong> trockener <strong>der</strong> Boden während des<br />

Befahrens ist, umso ger<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d die Folgen <strong>der</strong> Druckbeanspruchung.<br />

Übersteigt die Beanspruchung die Eigenstabilität<br />

des Bodengefüges, kann es zu e<strong>in</strong>er Än<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Bodenfunktionen kommen. Werden bestimmte Labor-<br />

Schwellenwerte z.B. bei <strong>der</strong> Luftkapazität (< 5 Vol.-%)<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> gesättigten Wasserleitfähigkeit (< 10 cm/Tag)<br />

unterschritten und weist die Feldgefügeansprache bei


Bodenbearbeitung aus Sicht <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

160 | 161<br />

Abb. 22: Zur Tiefenwirkung von Bodendruck bei unterschiedlichen Bodenbearbeitungsverfahren<br />

Konventionelle<br />

Boden bearbeitung<br />

mit Pflug<br />

üblich<br />

Konservierende Bodenbearbeitung ohne Pflug<br />

Lockerung<br />

fruchtfolgespezifisch<br />

ohne<br />

Direktsaat<br />

Bodentiefe<br />

Packungsdichte, Regenwurmaktivität bzw. Wurzelwachstum<br />

kritische Zustände auf, können Bodenschadverdichtungen<br />

vorliegen (Lebert et al., 2004).<br />

Die Auswirkungen des Masch<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>satzes auf die Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Bodenstruktur s<strong>in</strong>d so alt wie die Mechanisierung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft. Der E<strong>in</strong>satz von<br />

technischem Gerät zur Arbeitserleichterung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

wäre zum Scheitern verurteilt gewesen,<br />

wenn die Steigerung <strong>der</strong> Ertragsfähigkeit <strong>der</strong> Böden<br />

darunter gelitten hätte. Deshalb gibt es seit Mitte des<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts Statuserhebungen, Bodendauerbeobachtungen<br />

und Belastungsversuche, die die wichtige<br />

Interaktion zwischen Masch<strong>in</strong>e und Boden beschreiben<br />

und helfen, die Brisanz und Verbreitung von Bodenverdichtungen<br />

zu beurteilen. Solche Untersuchungen s<strong>in</strong>d<br />

die Grundlage für die Ausgestaltung und Präzisierung<br />

von Handlungsempfehlungen zum vorsorgenden Bodenschutz<br />

(aid, 2013).<br />

Beispielhaft wird e<strong>in</strong>e Statuserhebung aus Südnie<strong>der</strong>sachsen<br />

(Brunotte et al., 2008) herangezogen, die e<strong>in</strong>en<br />

Zeithorizont von 50 Jahren berücksichtigt und damit die<br />

landtechnische Entwicklung recht gut abbildet. Während<br />

1952 mehrfach e<strong>in</strong>zelne Arbeitsgänge mit e<strong>in</strong>er Egge und<br />

Walze zu e<strong>in</strong>er hohen Überrollhäufigkeit durch den Traktor<br />

führten und die Lagerungsdichte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krume erhöhten,<br />

konnten 1982 durch Zusammenlegen von Arbeitsgängen<br />

<strong>in</strong> Form von Gerätekomb<strong>in</strong>ationen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

e<strong>in</strong>er erhöhten Schlagkraft durch größere Arbeitsbreiten<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von Überrollungen e<strong>in</strong>gespart werden; dies<br />

führte zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Lagerungsdichte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krume.<br />

Die Entwicklung von 1962 bis 2002 hat hier ke<strong>in</strong>en weiteren<br />

Fortschritt gebracht.<br />

Bei Betrachtung von Krumenbasis und Unterboden fällt<br />

die Krumenbasisverdichtung im Jahr 1982 auf. Durch<br />

Krumenvertiefung und Pflugarbeit – mitunter bei hohem<br />

Schlupf und feuchten Bed<strong>in</strong>gungen – entstand<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Verdichtung beim Übergang von <strong>der</strong><br />

Krume zum Unterboden. Die Untersuchungen von 2002<br />

– weitere 20 Jahre später – belegen, dass sich dieser<br />

Trend nicht fortgesetzt hat (Abb. 23). Als Gründe für<br />

diese Entspannung s<strong>in</strong>d anzuführen:<br />

• e<strong>in</strong>e Zurücknahme <strong>der</strong> Bearbeitungstiefe aus Kostengründen<br />

• Bearbeitung bei akzeptabler Bodenfeuchte dank hoher<br />

Schlagkraft<br />

Abb. 23: Bodendichte/Porenvolumen von 144 Standorten<br />

<strong>in</strong> Südnie<strong>der</strong>sachsen – tendenzieller Vergleich<br />

(Ruhm 1983; nach Ruhm zitiert von Sommer 1985;<br />

Brunotte et al., 2008)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

Tiefe<br />

<strong>in</strong> cm<br />

1952<br />

Bodendichte [g/cm3]<br />

45 40 35 30<br />

Porenvolumen [Vol-%]<br />

20<br />

2002/2003<br />

1982 40<br />

1982<br />

60<br />

Tiefe<br />

<strong>in</strong> cm<br />

1,46 1,59 1,72 1,86 1,46 1,59 1,72 1,86<br />

Bodendichte [g/cm3]<br />

45 40 35 30<br />

Porenvolumen [Vol-%]


<strong>Intelligenter</strong> <strong>Pflanzenbau</strong><br />

Abb. 24: Vergleich <strong>der</strong> Radlasten Landseite/Furchenseite am H<strong>in</strong>terrad e<strong>in</strong>es Traktors beim Pflügen.<br />

Mittelwerte aus jeweils 6 aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden Messfahrten (Brunotte et al., 2012)<br />

Radlast [kN]<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Landseite<br />

Furchenseite<br />

0 0 50 100 150 200 250<br />

Messwerte<br />

Abb. 25: Der Problembereich Bodenverdichtung und Lösungsansätze (Sommer, 1998b, geän<strong>der</strong>t n. Brunotte, 2008)<br />

Problembereich<br />

Tragfähigkeit und Verdichtung von Ackerböden<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

Nie<strong>der</strong>schlag<br />

und Verteilung<br />

Kulturart<br />

und Fruchtfolge<br />

Bodenund<br />

Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />

Bodenbearbeitung<br />

und Arbeitsverfahren<br />

Fahrzeugparameter<br />

und Leistungsübertragung<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

und<br />

Betriebsbed<strong>in</strong>gungen<br />

Auswirkungen<br />

Bodenverdichtungen<br />

Zielsetzung<br />

Verr<strong>in</strong>gerung des Bodendrucks<br />

Konzept<br />

Bodenschonendes Befahren<br />

Strategien<br />

Acker- und pflanzenbauliche<br />

Vorsorgemöglichkeiten<br />

Arbeitsverfahren<br />

bei <strong>der</strong> Bodennutzung<br />

Technische Möglichkeiten zur<br />

M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Spannungen im Boden<br />

Lösungsansätze<br />

• Fruchtfolgen, Zeitfenster und<br />

Bodenfeuchte bei <strong>der</strong> Ernte<br />

• Zwischenfrucht, Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> Bodenstruktur<br />

• schonende, fuchtfolgespezifische<br />

Lockerung durch konservierende<br />

Bodenbearbeitung<br />

• Erntereststoffe, Oberflächenschutz<br />

und Humusgehalt<br />

• bedarfsgerechte Kalkung<br />

• E<strong>in</strong>satz leistungsfähiger Technik<br />

bei optimalem Bodenzustand<br />

• Schlaglängen und Bunkerkapazitäten<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abstimmen<br />

• Kampagnenauslastung an Befahrbarkeitszeitspannen<br />

(Klimadaten)<br />

anpassen<br />

• Überrollhäufigkeit durch Kopplung<br />

von Arbeitsgeräten reduzieren<br />

• „controlled-traffic-farm<strong>in</strong>g“<br />

• Streifenbearbeitung<br />

• Maximale Kontaktfläche durch<br />

breite Radialreifen/Bandfahrwerke<br />

• Indikatoren für Befahrbarkeit<br />

nutzen (Spurtiefe, Bodensetzung)<br />

• Verdichtungsempf<strong>in</strong>dlichkeit von<br />

Böden beim E<strong>in</strong>satzmanagement<br />

berücksichtigen<br />

• Fahrzeugparameter an Verdichtungsempf<strong>in</strong>dlichkeit<br />

anpassen<br />

• Bodendruck m<strong>in</strong><strong>der</strong>n durch<br />

Fahrwerksauswahl<br />

• Reifen<strong>in</strong>nendruckverstellung


Bodenbearbeitung aus Sicht <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

162 | 163<br />

• Ausdehnung pflugloser Bodenbearbeitungssysteme mit<br />

Befahrung <strong>der</strong> Bodenoberfläche<br />

• technische Detailverbesserungen (Radialreifen mit ger<strong>in</strong>gem<br />

Innendruck von ca. 1 bar und Schlupfregelung<br />

beim Pflügen)<br />

• breitere Pflüge (> 4 Pflugkörper) bewirken e<strong>in</strong>e Gewichtsverlagerung<br />

zum Landrad und e<strong>in</strong>e Entlastung<br />

des Furchenrades (Abb. 24)<br />

Da bundesweit noch ca. 50 % <strong>der</strong> Fläche gepflügt werden<br />

– mit regional großen Unterschieden – s<strong>in</strong>d die<br />

Auswirkungen des Pflugtraktors auf die Krumenbasis<br />

von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Durch Adaption von Ultraschallsensoren<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Felge ist es im Thünen-Institut<br />

für Agrartechnologie (Braunschweig) weltweit erstmalig<br />

gelungen, die Reifene<strong>in</strong>fe<strong>der</strong>ung onl<strong>in</strong>e zu messen. Da<br />

sie mit <strong>der</strong> abzustützenden Last hoch korreliert, kann<br />

die dynamische Radlast während <strong>der</strong> Pflugarbeit gemessen<br />

werden. Die Messungen zeigten e<strong>in</strong>e überraschende<br />

Tendenz: Nicht am Furchenrad son<strong>der</strong>n am Landrad<br />

traten die höheren Lasten auf (Abb. 24). Statt des zu<br />

erwartenden Verhältnisses Furchenradlast/Landradlast<br />

von 60/40 ergaben die Messungen e<strong>in</strong> Verhältnis von<br />

40/60. Die Ursache für die unerwartete Entlastung des<br />

Furchenrades liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation von Traktor und<br />

Pflug. Bei 2- und 3-Schar-Pflügen verschiebt sich <strong>der</strong><br />

Angriffspunkt <strong>der</strong> Gewichtskraft des Traktors <strong>in</strong> Richtung<br />

Furchenrad. Bei 4- und 5-Schar-Pflügen wan<strong>der</strong>t<br />

<strong>der</strong> Angriffspunkt <strong>der</strong> Vertikalkraft zur Landradseite.<br />

Diese Messungen liefern demnach e<strong>in</strong>e weitere Erklärung<br />

für die Entspannung <strong>der</strong> Bodenzustände <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krumenbasis<br />

(Brunotte et al., 2012).<br />

E<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Befahrbarkeit lässt sich erreichen,<br />

<strong>in</strong>dem man den Boden nicht unbed<strong>in</strong>gt jedes Jahr<br />

krumentief lockert, son<strong>der</strong>n fruchtfolgespezifisch (Abb.<br />

25) mit nichtwendenden Werkzeugen (z.B. Meißelschare)<br />

bearbeitet. Das Bodengefüge weniger zu lockern<br />

würde die Rückverfestigung entbehrlich machen, was<br />

zu e<strong>in</strong>er enormen Kostene<strong>in</strong>sparung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim<br />

Dieselverbrauch, führen könnte.<br />

Der E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er Bestellkomb<strong>in</strong>ation mit Vorlockerer,<br />

Kreiselgrubber und Keilr<strong>in</strong>gwalze hilft, dieses Konzept<br />

zu verwirklichen. Dabei ist aber im Verlauf <strong>der</strong> Fruchtfolge<br />

<strong>der</strong> richtige Zeitpunkt <strong>der</strong> nichtwendenden Lockerung<br />

sorgfältig abzuwägen. Das heißt, die Lockerungsschare<br />

des Vorlockerers sollten nur bei tatsächlich<br />

vorhandenen Schadverdichtungen und bei günstigen,<br />

d.h. trockenen Bodenverhältnissen e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Gleichzeitig kann e<strong>in</strong>e biologische Stabilisierung mittels<br />

Zwischenfrucht erfolgen.<br />

Versuche zu dieser Fragestellung belegen am Beispiel<br />

von Zuckerrüben (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ZR-WW-WW-Fruchtfolge),<br />

dass die Lockerung reduziert werden konnte, ohne dass<br />

es zu Ertragse<strong>in</strong>bußen kam. Der Positiv-Effekt <strong>der</strong> nichtwendenden<br />

Bodenbearbeitung ohne Lockerung lag im<br />

Vergleich zur wendenden Bearbeitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kostene<strong>in</strong>sparung.<br />

H<strong>in</strong>zu kam e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Tragfähigkeit<br />

(dargestellt an <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>achsen-Spurtiefe e<strong>in</strong>es 6-reihigen<br />

Köpfrodebunkers, Abb. 26).<br />

Als technische Möglichkeit zur Reduzierung des Bodendrucks<br />

ist vor allem die Verr<strong>in</strong>gerung des Kontaktflächen-<br />

Abb. 26: Spurtiefe e<strong>in</strong>es Rübenro<strong>der</strong>s mit zunehmen<strong>der</strong> Bunkerfüllung und nach unterschiedlicher Bodenbearbeitung<br />

(Reifen: 800/65R32 XM28, Reifen<strong>in</strong>nendruck: 2,4 bar, Aufstandsfläche: 6.600 cm², Kontaktflächendruck: 1,24 bar)<br />

E<strong>in</strong>s<strong>in</strong>ktiefe <strong>in</strong> cm<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

6-reihiger Köpf-Rodebunker, 6–10 t Radlast<br />

Spurtiefe nach Pflugfurche<br />

Spurtiefe nach Mulchsaat ohne Lockerung<br />

0<br />

6 6,5 7 7,5 8 8,5 9 9,5 10<br />

Radlast <strong>in</strong> t


<strong>Intelligenter</strong> <strong>Pflanzenbau</strong><br />

Abb. 27: Breitreifen m<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Druckfortpflanzung <strong>in</strong> die<br />

Bodentiefe nur dann, wenn die Radlast gleich bleibt<br />

(nach Söhne, 1961)<br />

0<br />

10<br />

2,2<br />

2,0<br />

20<br />

1,6<br />

1,2<br />

30<br />

0,8<br />

0,6<br />

40<br />

0,4<br />

50<br />

60<br />

Bodentiefe <strong>in</strong> cm<br />

0,2 bar<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2 bar<br />

drucks zu nennen. Reifenverbreiterungen <strong>in</strong> Form von<br />

Zwill<strong>in</strong>gsrä<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Breitreifen erhöhen die Aufstandsfläche<br />

und führen bei gleicher Radlast zur Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Druckfortpflanzung <strong>in</strong> die Bodentiefe (Abb. 27).<br />

Dies führt zu ger<strong>in</strong>gerem Bodendruck <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ackerkrume.<br />

Wird gleichzeitig noch die Radlast, z.B. bei e<strong>in</strong>em<br />

Pflegeschlepper, gesenkt, <strong>in</strong>dem man anstelle e<strong>in</strong>er<br />

Anbau-Pflanzenschutzspritze auf e<strong>in</strong>e Anhängespritze<br />

e<strong>in</strong>setzt, reduziert sich auch <strong>der</strong> Bodendruck <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Tiefe.<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

Die Weiterentwicklung von Arbeitsverfahren ist e<strong>in</strong>e<br />

weitere Maßnahme zur Bodenschonung. Wird z.B. bei<br />

Zuckerrüben bzw. Kartoffeln auf das Fahrgassensystem<br />

übergegangen, hat man bei Pflegearbeiten ausreichend<br />

Platz für breitere Reifen. Dies ermöglicht e<strong>in</strong>e Absenkung<br />

des Reifen<strong>in</strong>nendrucks auf 1 bar und schafft <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit den oben genannten Maßnahmen<br />

bessere Voraussetzungen für e<strong>in</strong> bodenschonendes<br />

Befahren. Darüber h<strong>in</strong>aus verr<strong>in</strong>gert sich <strong>in</strong> Folge <strong>der</strong><br />

flacheren Spurwannen die Gefahr e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ienhafter Bodenerosion.<br />

Dasselbe gilt für die Anlage breiterer Fahrgassen<br />

im Getreide: Schließt man beim Säen drei anstatt<br />

zwei Reihen an <strong>der</strong> Sämasch<strong>in</strong>e, kann man e<strong>in</strong>en<br />

16.9- bzw. 18.4-Zoll-Reifen e<strong>in</strong>setzen. Um hier die<br />

l<strong>in</strong>ienhafte Erosion zusätzlich zu m<strong>in</strong><strong>der</strong>n, bieten z.B.<br />

die AMAZONE Sämasch<strong>in</strong>en die Möglichkeit, Intervall-<br />

Fahrgassen anzulegen. Dabei wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fahrgassenspur<br />

abwechselnd Getreide gesät bzw. nicht gesät, so<br />

dass man die Fahrgassen zwar weiterh<strong>in</strong> erkennen kann,<br />

die Gefahr <strong>der</strong> Wassererosion <strong>in</strong> den Fahrgassen aber<br />

verr<strong>in</strong>gert wird, denn die erosionswirksame Hanglänge<br />

wird unterbrochen. Dies ist e<strong>in</strong>e aus dem BBodSchG<br />

abgeleitete konkrete Handlungsempfehlung, die beson<strong>der</strong>s<br />

bei Herbst applikationen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />

spielt.<br />

Inwieweit eventuell e<strong>in</strong>e Lockerung <strong>der</strong> Fahrgassen als<br />

Reparaturmaßnahme erfor<strong>der</strong>lich ist, kann man zum<br />

e<strong>in</strong>en an <strong>der</strong> Spurtiefe und zum an<strong>der</strong>en an <strong>der</strong> Regenwurmaktivität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Fahrgasse überprüfen. Ist Regenwurmaktivität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Spur zu erkennen (organische<br />

Reststoffe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Gänge gezogen), kann auf das tiefe<br />

(30 cm) mechanische Lockern verzichtet werden. Der<br />

große Tauwurm (Lumbricus terrestris) ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage,<br />

den Boden mit 1,5 bar zu verdrängen. Das heißt, wer bei<br />

Pflegemaßnahmen mit < 1,5 bar Reifen<strong>in</strong>nendruck fährt<br />

(entsprechend dem Bodendruck <strong>in</strong> 10 cm Tiefe), schont<br />

das Bodenleben.<br />

Abb. 28: Dreidimensionale Visualisierung des Makroporenraumes nach Röntgen-Computertomografie (nach Rogasik et al, 1994)<br />

Abb. 28a: Bodenbearbeitung mit Pflug<br />

Abb. 28b: Pfluglose Bodenbearbeitung<br />

oben<br />

Pflugsohle<br />

unten


Bodenbearbeitung aus Sicht <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

164 | 165<br />

2.4.3 För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> biologischen Aktivität<br />

Ziel <strong>der</strong> Bodenbearbeitung muss es se<strong>in</strong>, nicht nur günstige<br />

bodenphysikalische Bed<strong>in</strong>gungen für das Pflanzenwachstum<br />

zu schaffen, son<strong>der</strong>n auch das biologische<br />

Aufbau- und Abbaupotenzial zu mehren. So schädigt<br />

e<strong>in</strong>e Pflugfurche Regenwürmer beson<strong>der</strong>s dann, wenn<br />

man sie im Herbst o<strong>der</strong> Frühjahr durchführt, weil die<br />

Regenwürmer <strong>in</strong> diesen Zeiten beson<strong>der</strong>s aktiv s<strong>in</strong>d.<br />

Man sollte deshalb besser im Sommer pflügen, wenn die<br />

Würmer sich <strong>in</strong> tiefere, feuchte Bodenhorizonte zurückgezogen<br />

haben. Der E<strong>in</strong>satz nichtwenden<strong>der</strong> Grubber<br />

stört das Bodengefüge nicht so stark wie die wendende<br />

Pflugarbeit.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist es wichtig, mit Hilfe <strong>der</strong> Mulchsaatverfahren<br />

den Regenwürmern <strong>in</strong> den Zeiten starker<br />

Aktivitäten e<strong>in</strong> reichhaltiges Nahrungsangebot an <strong>der</strong><br />

Bodenoberfläche anzubieten. Das för<strong>der</strong>t beson<strong>der</strong>s die<br />

Aktivitäten des großen Tauwurmes, <strong>der</strong> damit<br />

• das Wasseraufnahmevermögen des Bodens steigert,<br />

• die Durchlüftung för<strong>der</strong>t und<br />

• e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>arbeitung des organischen Materials bewirkt,<br />

ohne dass man aufwendige Bodenbearbeitung betreiben<br />

muss.<br />

Abb. 29: Ortsspezifische Bodenbearbeitung im Verbundprojekt<br />

pre agro (Voßhenrich et al. 2000)<br />

Versuchsmasch<strong>in</strong>e für <strong>Teil</strong>flächenspezifische Bodenbearbeitung<br />

Projektpartner: AMAZONEN-WERKE<br />

ES KW KG VL<br />

Ortsspezifische Arbeitstiefen<br />

3633032.12 GK 3633570.99<br />

tief<br />

flach<br />

DGPSgesteuert<br />

Röntgen-computertomografische Untersuchungen zeigen<br />

die Porosität e<strong>in</strong>er Krume nach Pflugfurche und<br />

nach Mulchsaat (Abb. 28). Nach dem E<strong>in</strong>satz des Pfluges<br />

können an <strong>der</strong> Krumenbasis (= Schlepperradsohle) vertikale<br />

Poren abgeschnitten se<strong>in</strong>, so dass die Ableitung von<br />

überschüssigem Nie<strong>der</strong>schlagswasser unterbrochen ist,<br />

(Abb. 28a). An<strong>der</strong>s dagegen bei <strong>der</strong> Mulchsaat: Hier s<strong>in</strong>d<br />

die biogenen Vertikalporen mit ihrer hohen Durchgängigkeit<br />

sehr gut zu erkennen. Sie bilden die Leitungsbahnen<br />

für Wasser, Sauerstoff und Wurzeln (Abb. 28b).<br />

5803237.18<br />

Projektpartner:<br />

Universität Kiel<br />

TU München<br />

Fa. Agri-Con u. a.<br />

Betrieb: Täger-Farny<br />

Informationsebenen:<br />

Bohrstockproben<br />

Reichsbodenschätzung<br />

Leitfähigkeit (EM38)<br />

Relief<br />

2.5 Der Boden bestimmt die<br />

Bearbeitungs<strong>in</strong>tensität<br />

Mit abnehmen<strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Bodenbearbeitung werden<br />

die Anfor<strong>der</strong>ungen an den Landwirt immer größer,<br />

wenn man die Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reihenfolge „Bodenbearbeitung<br />

mit Pflug“, „nichtwendende Bodenbearbeitung<br />

mit/ohne Lockerung“, „Streifenbodenbearbeitung (Strip<br />

Till)“ und „Direktsaat“ betrachtet. Neben e<strong>in</strong>em optimalen<br />

Strohmanagement (siehe Kapitel 2.2) spielen die<br />

Bodenverhältnisse e<strong>in</strong>es Standorts die entscheidende<br />

Rolle. Limitierend wirkt sich immer die für das Pflanzenwachstum<br />

so wichtige Sauerstoffversorgung aus. Um<br />

die Sauerstoffversorgung sicherzustellen, sollte <strong>der</strong> luftführende<br />

Grobporenanteil e<strong>in</strong>es Bodens auch im W<strong>in</strong>terhalbjahr<br />

m<strong>in</strong>destens 10 % betragen.<br />

Im Rahmen des vom BMBF (Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung<br />

und Forschung) geför<strong>der</strong>ten „pre agro-Projektes“,<br />

an dem AMAZONE als Projektpartner beteiligt war, haben<br />

Voßhenrich und Sommer (2002) Handlungsanweisungen<br />

beschrieben, nach denen die Bearbeitungs<strong>in</strong>tensität des<br />

Bodens <strong>in</strong> Abhängigkeit von Bodenart und -typ erfolgt<br />

(Abb. 29).<br />

Sandböden neigen aufgrund ihres E<strong>in</strong>regelungsvermögens<br />

zur Dichtlagerung, was das Wurzelwachstum ggf.<br />

bee<strong>in</strong>trächtigen kann. Sie müssen daher krumentief<br />

bearbeitet werden. E<strong>in</strong>e stabilisierende Komponente


<strong>Intelligenter</strong> <strong>Pflanzenbau</strong><br />

im Bodengefüge h<strong>in</strong>gegen stellt <strong>der</strong> Ton dar. Ab e<strong>in</strong>em<br />

Tongehalt von etwa 15 % bestehen günstige Voraussetzungen,<br />

so dass man auf e<strong>in</strong>e Bodenlockerung verzichten<br />

kann, sofern <strong>der</strong> Boden nicht durch Grund- o<strong>der</strong><br />

Stauwasser geprägt ist. Die dritte limitierende Größe<br />

neben Bodenart und -typ ist <strong>der</strong> Humusgehalt des Bodens.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Humusgehalt von 1 % o<strong>der</strong> weniger, wie<br />

er z.B. häufig auf lehmigen Standorten nach jahrelangem<br />

Pfluge<strong>in</strong>satz im Bereich <strong>der</strong> Kuppen zu beobachten ist,<br />

muss man e<strong>in</strong>e Lockerung durchführen.<br />

Nur wenige Standorte erfüllen die Voraussetzungen, die<br />

für e<strong>in</strong>en Verzicht auf die Bodenlockerung erfüllt se<strong>in</strong><br />

sollten, <strong>in</strong> vollem Umfang. Für viele Standorte bietet<br />

sich daher die ortsspezifische Variation <strong>der</strong> Arbeitstiefen<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Fläche als e<strong>in</strong>e Lösung an. Das Verstellen<br />

des Grubbers von flach auf tief bzw. von tief auf flach<br />

kann entwe<strong>der</strong> von Hand o<strong>der</strong> über Satelliten gesteuert<br />

werden. Diese sogenannte „ortsspezifische Bodenbearbeitung“,<br />

so zeigen Versuche, bietet den Vorteil von bis<br />

zu 40 % weniger Arbeitszeit und Energieverbrauch bei<br />

<strong>der</strong> Grundbodenbearbeitung und schließt die üblichen<br />

Risiken e<strong>in</strong>er konsequent flachen Bearbeitung aus. Die<br />

Streifenbearbeitung nimmt hier e<strong>in</strong>e Zwischenstellung<br />

e<strong>in</strong>, weil sie die Streifen flach bis tief bearbeitet und<br />

den Zwischenraum weitestgehend unberührt lässt. Wie<br />

sich dabei Wurzelwachstum, Nährstoffdynamik, Wasserhaushalt<br />

und Schädl<strong>in</strong>gsaufkommen entwickeln, muss<br />

zukünftig <strong>in</strong> Feldversuchen geklärt werden.<br />

Die Direktsaat als e<strong>in</strong> System ohne jegliche Stoppelbearbeitung<br />

h<strong>in</strong>gegen erfor<strong>der</strong>t durchgehend geeignete<br />

Bodenverhältnisse <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Fläche, welche die<br />

o.g. Kriterien für e<strong>in</strong>en Lockerungsverzicht erfüllen. Sie<br />

wird weltweit auf entsprechenden Standorten mit Erfolg<br />

durchgeführt. Voraussetzung ist aber die spezielle<br />

Sätechnik, die das Saatgut mit Scheiben-, Z<strong>in</strong>ken- bzw.<br />

Meißelscharen ablegt. Scheibenschare arbeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel störungsfrei, s<strong>in</strong>d aber nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Stroh<br />

zu durchschneiden (so genannter „hair p<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g“-Effekt).<br />

Z<strong>in</strong>kenschare überzeugen durch gute Ablagequalität,<br />

neigen aber zur Verstopfung. Beide Techniken erfor<strong>der</strong>n<br />

deshalb e<strong>in</strong>e entsprechend gute Häckselqualität und<br />

Strohverteilung.<br />

Bei vorbildlichem Strohmanagement und e<strong>in</strong>em Ertragsniveau<br />

bis ca. 70 dt Stroh/ha s<strong>in</strong>d Direktsaatschare <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage, die Saatrille von Stroh freizuräumen. Bei E<strong>in</strong>satz<br />

von Z<strong>in</strong>ken- o<strong>der</strong> Meißelscharen wird dabei die Strohauflage<br />

unterfahren und die Saat auf dem Kapillarsaum<br />

des Bodens abgelegt. Eventuell entstehende Strohhaufen<br />

werden anschließend durch e<strong>in</strong>en Strohverteiler im<br />

Heck <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e breit verteilt.


<strong>Intelligenter</strong><br />

<strong>Pflanzenbau</strong><br />

<strong>Teil</strong> I:<br />

<strong>Teil</strong> I.1<br />

<strong>Teil</strong> I.2<br />

<strong>Teil</strong> I.3<br />

<strong>Teil</strong> I.4<br />

<strong>Teil</strong> I.5<br />

<strong>Teil</strong> I.6<br />

<strong>Teil</strong> I.7<br />

<strong>Teil</strong> I.8<br />

<strong>Teil</strong> I.9<br />

<strong>Teil</strong> II:<br />

<strong>Teil</strong> II.1<br />

<strong>Teil</strong> <strong>II.2</strong><br />

<strong>Teil</strong> II.3<br />

<strong>Teil</strong> II.4<br />

Das 3C-Ackerbau-Konzept<br />

Die Bodenbearbeitung im Fokus des Ackerbaus<br />

Worauf es ankommt: Die Grundregeln des 3C-Ackerbau-Konzepts<br />

AMAZONE Masch<strong>in</strong>en im 3C-Ackerbau-Konzept<br />

Hand <strong>in</strong> Hand: Theorie und <strong>Praxis</strong> für e<strong>in</strong>e optimale Funktion<br />

AMAZONE – Verfahrenstechniken mit System<br />

Versuchsergebnisse zu Bodenbearbeitung und Saat<br />

Versuchsergebnisse aus Düngung und Pflanzenschutz.<br />

Praktiker berichten über Erfahrungen mit AMAZONE Masch<strong>in</strong>en<br />

Fazit: Anwendungsoptimierte Konzepte entwickeln<br />

sich weiter fort<br />

Bodenbearbeitung aus Sicht <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

Grundlagen<br />

<strong>Umsetzung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong><br />

Auswirkungen auf Düngung und Pflanzenschutz<br />

Kosten und Nutzen im Vergleich<br />

AMAZONEN-WERKE H. Dreyer GmbH & Co. KG • www.amazone.de

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