DISKUSSIONSBEITRÄGE - DHBW Villingen-Schwenningen
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Duale Hochschule Baden-Württemberg<br />
<strong>Villingen</strong>-<strong>Schwenningen</strong><br />
Fakultät Wirtschaft<br />
Studiengang BWL - Banken und Bausparkassen<br />
<strong>DISKUSSIONSBEITRÄGE</strong><br />
Discussion Papers<br />
Nr. 08/10<br />
Auslandsgeschäft der Volks- und Raiffeisenbanken<br />
Leistungsspektrum und empirische Studie<br />
Nadeschda Deutschmann (B.A.) und WP/StB Prof. Ulrich Bantleon
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
Prof. Dr. Wolfgang Disch<br />
Studiengang Banken und Bausparkassen<br />
<strong>DHBW</strong> <strong>Villingen</strong>-<strong>Schwenningen</strong><br />
Friedrich-Ebert-Straße 30<br />
78054 <strong>Villingen</strong>-<strong>Schwenningen</strong><br />
Telefon 07720/3906-127<br />
Telefax 07720/3906-119<br />
E-mail disch@dhbw-vs.de<br />
Internet www.dhbw-vs.de<br />
Redaktion<br />
Prof. Dr. Wolfgang Disch<br />
Druck<br />
Dokument-Center, <strong>Villingen</strong>-<strong>Schwenningen</strong><br />
ISSN 1613-4842<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
© 2010, Nadeschda Deutschmann (B.A.)
Inhaltsverzeichnis I<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................... III<br />
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................IV<br />
Tabellenverzeichnis ....................................................................................................VII<br />
1 Einleitung ................................................................................................................ 1<br />
1.1 Problemstellung ................................................................................................. 1<br />
1.2 Ziel und Aufbau .................................................................................................. 2<br />
2 Grundlagen zum Auslandsgeschäft ..................................................................... 3<br />
2.1 Definitionen ........................................................................................................ 3<br />
2.2 Risiken ............................................................................................................... 3<br />
2.3 Leistungsspektrum der Kreditinstitute ................................................................ 5<br />
2.3.1 Auslandszahlungsverkehr .......................................................................... 5<br />
2.3.1.1 Nicht-dokumentärer Auslandszahlungsverkehr ............................. 5<br />
2.3.1.2 Dokumentärer Zahlungsverkehr .................................................... 6<br />
2.3.2 Außenhandelsfinanzierung ........................................................................ 8<br />
2.3.2.1 Kurzfristige Außenhandelsfinanzierung ......................................... 8<br />
2.3.2.2 Mittel- und langfristige Außenhandelsfinanzierung ........................ 9<br />
2.3.3 Absicherung gegen Wechselkursrisiken .................................................. 10<br />
3 Ansätze zur Ertragsoptimierung ......................................................................... 11<br />
3.1 Trends im internationalen Firmenkundengeschäft ........................................... 11<br />
3.2 Organisation des Auslandsgeschäfts ............................................................... 13<br />
3.2.1 Organisation bei Volks- und Raiffeisenbanken ....................................... 13<br />
3.2.2 Besonderheiten bei der Volksbank Donau-Neckar eG ............................ 15<br />
3.3 Vertriebsoptimierung durch Firmenkundenmarketing ....................................... 21<br />
3.3.1 Produktpolitik .......................................................................................... 21<br />
3.3.2 Preispolitik ........................................................................................... 24<br />
3.3.3 Kommunikationspolitik ............................................................................ 26<br />
3.3.4 Distributionspolitik ................................................................................... 28<br />
3.4 Rolle des Firmenkundenbetreuers ................................................................... 30
II Inhaltsverzeichnis<br />
4 Ergebnisse der Befragung zum Auslandsgeschäft der Volks- und<br />
Raiffeisenbanken ................................................................................................. 31<br />
4.1 Zielsetzung ...................................................................................................... 31<br />
4.2 Auswahl der Adressaten und Ermittlung der Rücklaufquote ............................ 31<br />
4.3 Fragebogen ..................................................................................................... 32<br />
4.4 Ergebnisse des Umfrageteils 1: Struktur des Auslandsgeschäfts .................... 39<br />
4.5 Ergebnisse des Umfrageteils 2: Bedeutung des Auslandsgeschäfts ............... 45<br />
4.6 Ergebnisse des Umfrageteils 3: Aktuelle Situation in Bezug auf das<br />
Auslandsgeschäft ............................................................................................. 53<br />
4.7 Ergebnisse des Umfrageteils 4: Fortbildungsangebot ..................................... 63<br />
4.8 Ergebnisse des Umfrageteils 5: Aktuelle Wirtschaftskrise und ihre<br />
Auswirkungen .................................................................................................. 65<br />
4.9 Ergebnisse des Umfrageteils 6: Aktuelle Herausforderungen ......................... 69<br />
5. Zusammenfassung und Ausblick .......................................................................... 70<br />
Anhangsverzeichnis ................................................................................................... 72<br />
Literaturverzeichnis .................................................................................................... 77
Abkürzungsverzeichnis III<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
Aufl. Auflage<br />
Bd. Band<br />
Diss. Dissertation<br />
DZ BANK Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank Aktiengesellschaft<br />
e.V. eingetragener Verein<br />
eG eingetragene Genossenschaft<br />
ERA Einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumentenakkreditive<br />
f. folgende<br />
ff. fortfolgende<br />
Hrsg. Herausgeber<br />
Jg. Jahrgang<br />
Mio. Million<br />
Mrd. Milliarde<br />
o. J. ohne Jahr<br />
o. S. ohne Seite<br />
o. V. ohne Verfasser<br />
RAMA Regionales Akquisitions-Modell im Auslandsgeschäft<br />
S. Seite<br />
SEPA Single Euro Payments Area<br />
Tab. Tabelle<br />
vgl. vergleiche<br />
z.B. zum Beispiel
IV Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1: Beispielrechnung Provisionsverteilung ............................................................. 14<br />
Abb. 2: Musterkalkulation am Beispiel Importakkreditiv in US-Dollar mit<br />
hinausgeschobener Zahlung ......................................................................................... 18<br />
Abb. 3: Frage 1.1: Welche Bilanzsumme hat Ihr Kreditinstitut? .................................... 39<br />
Abb. 4: Frage 1.2: Wie ist Ihr Auslandsgeschäft organisiert?........................................ 40<br />
Abb. 5: Frage 1.3 (zweiter Teil): Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Ihre Bank in internen<br />
Abteilungen im Auslandsgeschäft? ............................................................................... 42<br />
Abb. 6: Frage 1.4: Wie ist Ihr Devisenhandel organisiert? ............................................ 43<br />
Abb. 7: Frage 1.5: Sind interne Spezialisten vorhanden, die ausschließlich das<br />
Auslandsgeschäft betreuen? ......................................................................................... 44<br />
Abb. 8: Frage 1.6: Welche Dienstleistungen bieten Sie Ihren Kunden im Bereich<br />
Auslandsgeschäft an? ................................................................................................... 45<br />
Abb. 9: Frage 2.1: Wie viel Prozent des Ertrags im Firmenkundengeschäft entfällt<br />
ungefähr auf das Auslandsgeschäft? ............................................................................ 46<br />
Abb. 10: Frage 2.2: Sehen Sie das Auslandsgeschäft als eine wichtige Ertragsquelle?47<br />
Abb. 11: Frage 2.3: Wie schätzen Sie das Ertragspotential des Geschäftsfeldes<br />
Auslandsgeschäft in der Zukunft ein? ........................................................................... 48<br />
Abb. 12: Entwicklung Exportakkreditive 2005-2008 ...................................................... 49<br />
Abb. 13: Frage 2.4: Ist das Auslandsgeschäft ein Teil der Produktstrategie Ihres<br />
Hauses? ........................................................................................................................ 49<br />
Abb. 14: Frage 2.5: Welche Potentiale sehen Sie im Auslandsgeschäft? ..................... 50<br />
Abb. 15: Frage 2.6: Sehen Sie die Gefahr, Kunden zu verlieren, die ihr<br />
Auslandsgeschäft bei einer anderen Bank abwickeln? ................................................. 51
Abbildungsverzeichnis V<br />
Abb. 16: Frage 2.7: Bestehen durch das Auslandgeschäft Ihrer Meinung nach vermehrt<br />
Cross-Selling-Möglichkeiten? ........................................................................................ 52<br />
Abb. 17: Frage 3.1: Wie viel Prozent Ihrer Firmenkunden haben Ihr Kreditinstitut als<br />
Hauptbankverbindung? ................................................................................................. 53<br />
Abb. 18: Frage 3.2: Wie viel Marktanteil hat Ihr Institut ungefähr im Bereich<br />
Auslandsgeschäft? ........................................................................................................ 54<br />
Abb. 19: Frage 3.3: In welchen Bereichen sehen Sie Verbesserungsbedarf? .............. 55<br />
Abb. 20: Frage 3.4: Glauben Sie durch eine Reorganisation Ihres Auslandsgeschäfts<br />
eine Ertragssteigerung erreichen zu können? ............................................................... 57<br />
Abb. 21: Frage 3.5: Würden Sie die Organisation Ihres Auslandsgeschäfts ändern, um<br />
eine bessere Marktbearbeitung zu erreichen? .............................................................. 57<br />
Abb. 22: Frage 3.6: Wären Sie zu einer Kooperation mit anderen Volks- und<br />
Raiffeisenbanken im Bereich Auslandsgeschäft bereit? ................................................ 58<br />
Abb. 23: Frage 3.8: Sprechen Ihre Firmenkundenberater ihre Kunden aktiv auf das<br />
Auslandsgeschäft an? ................................................................................................... 59<br />
Abb. 24: Frage 3.9: Wenn die Firmenkundenberater ihre Kunden selten oder nie auf das<br />
Auslandsgeschäft ansprechen, welche Voraussetzungen müssen für eine aktivere<br />
Ansprache gegeben sein? ............................................................................................. 60<br />
Abb. 25: Frage 3.10: Wo sehen Sie die Herausforderungen einer aktiveren<br />
Marktbearbeitung? ........................................................................................................ 61<br />
Abb. 26: Frage 3.11: Mit welcher Schulnote würden Sie die Unterstützung der DZ/WGZ<br />
BANK in Auslandsangelegenheiten benoten? ............................................................... 62<br />
Abb. 27: Frage 3.12: Welches Kreditinstitut ist momentan Ihr größter Wettbewerber im<br />
Bereich Auslandsgeschäft? ........................................................................................... 63<br />
Abb. 28: Frage 4: Wie sehr sind Sie mit dem Fortbildungsangebot der GENO-Akademie<br />
im Bereich Auslandsgeschäft zufrieden? ...................................................................... 64
VI Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 29: Frage 5.1: Inwiefern wirkt sich die aktuelle Wirtschaftslage auf Ihr<br />
Auslandsgeschäft aus? ................................................................................................. 65<br />
Abb. 30: Frage 5.2: Wenn Sie negative Auswirkungen registriert haben, mit welchen<br />
Mitteln versuchen Sie, diese zu kompensieren? ........................................................... 66<br />
Abb. 31: Frage 5.3: Schätzen Sie die aktuelle Wirtschaftskrise eher als Chance oder<br />
eher als Risiko für Ihr Auslandsgeschäft ein? ............................................................... 67<br />
Abb. 32: Frage 5.4: Haben Sie ein verändertes Kundenverhalten bezüglich Derivaten<br />
bemerkt? ....................................................................................................................... 68<br />
Abb. 33: Frage 6.1: Welchen Herausforderungen müssen sich die Banken im<br />
Auslandsgeschäft Ihrer Meinung nach stellen? ............................................................. 69<br />
Abb. 34: Frage 6.2: Wie gut sind die Mitarbeiter auf die oben genannten<br />
Herausforderungen vorbereitet? ................................................................................... 70
Tabellenverzeichnis VII<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tab. 1: Risikoarten im Außenhandel ............................................................................... 4<br />
Tab. 2: Vorteile des Kompetenzzentrums Ausland ........................................................ 19<br />
Tab. 3: Rücklaufquote ................................................................................................... 32
1 Einleitung<br />
1.1 Problemstellung<br />
Im langjährigen Exportweltmeisterland Deutschland 1 ist die Wirtschaft in den letzten<br />
Jahren vor allem durch den Außenhandel gewachsen. 2 Letztes Jahr wurden Waren im<br />
Wert von 994,9 Milliarden (Mrd.) Euro aus Deutschland exportiert, importiert wurden<br />
Waren im Wert von 818,6 Mrd. Euro. Seit 2001 konnte ein stetiger Anstieg des Ausfuhr-<br />
Überschusses verzeichnet werden, der 2007 mit 195,3 Mrd. Euro den höchsten Stand<br />
seit Erhebungsbeginn im Jahr 1950 hatte. 3 Die Internationalisierung der<br />
mittelständischen Unternehmen schreitet immer weiter voran. 4 Laut einer Umfrage des<br />
Deutschen Industrie- und Handelskammertages sind Mittelständler mit einem<br />
Jahresumsatz zwischen 10 Millionen (Mio.) Euro und 50 Mio. Euro im Durchschnitt auf<br />
20 Auslandsmärkten aktiv. 5 98 % aller Exportunternehmen sind dabei mittelständische<br />
Unternehmen. 6<br />
Beim Aus- und Aufbau ihrer internationalen Aktivitäten erwarten die Mittelständler eine<br />
Betreuung, die weltweit ohne Schnittstellenproblematik erfolgt, weltweit individuelle<br />
Lösungen sowie einheitliche Standards in der Servicequalität bietet. Es ist die Aufgabe<br />
von Banken 7 , ihren Kunden bei der Erschließung ausländischer Märkte in allen Fragen<br />
zur Verfügung zu stehen und dazu beizutragen, dass die Chancen, die mit der<br />
Internationalisierung verbunden sind, bestmöglich ausgeschöpft werden, bzw. die<br />
entstehenden Risiken gesteuert werden. 8<br />
Das Auslandsgeschäft ist ein wichtiger Bestandteil des Firmenkundengeschäftes. 9<br />
Ähnlich sehen es auch Marion Pester 10 und Stefan Nabben in ihrem Aufsatz „Mehrwert<br />
im Vertrieb“. Ihrer Meinung nach ist es „ein Muss, im qualifizierten<br />
Firmenkundengeschäft auslandsbezogene Leistungen“ 11 anzubieten. Dabei ist das<br />
1 Vgl. o. V., Exporte, S. 2.<br />
2 Vgl. Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (Hrsg.), Jahreswirtschafts-<br />
bericht, S. 5.<br />
3 Vgl. o. V. Export-Überschuss, S. 1.<br />
4 Vgl. Kary, Internationales Geschäft, S. 3.<br />
5 Vgl. Büch, Internationalisierung, S. 46 f.<br />
6 Vgl. Institut für Mittelstandsforschung, Mittelstand, S. 206.<br />
7 Im Rahmen dieser Arbeit wird der Begriff „Bank“ und „Kreditinstitut“ synonym verwendet.<br />
8 Vgl. Büch, Internationalisierung, S. 47 f.<br />
9 Vgl. o. V., Kompetenzzentrum, S. 29.<br />
10 Seit 2006 ist Frau Marion Pester Generaldirektorin der DZ PRIVATBANK Schweiz.<br />
11 Pester/Nabben, Vertrieb, S. 109.<br />
1
2<br />
Geschäft mit international tätigen Firmenkunden sehr hart umkämpft. 12 Die<br />
Welthandelsorganisation befürchtet für das Jahr 2009 den größten Einbruch des<br />
Handelsvolumens seit 1945 – um neun Prozent. 13 Es stellt sich deshalb die Frage, wie<br />
vor dem Hintergrund einer sich abschwächenden Wirtschaftslage in einer der<br />
wettbewerbsintensivsten Branche, nämlich den Banken, 14 die Erträge und die<br />
Unterstützung der Firmenkunden in ihrem Auslandsgeschäft optimiert werden können.<br />
Die Konzentration dieser Arbeit liegt dabei auf dem Auslandsgeschäft der Volks- und<br />
Raiffeisenbanken.<br />
1.2 Ziel und Aufbau<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wird untersucht, wie das Auslandsgeschäft der Volks- und<br />
Raiffeisenbanken organisiert ist, wie man dem steigenden Ertragsdruck 15<br />
entgegenwirken kann und wie die Erträge sowie die Beratung im Auslandsgeschäft<br />
optimiert werden können. Das Ziel ist es zunächst, die grundlegende Thematik des<br />
Auslandsgeschäfts vorzustellen und danach Möglichkeiten aufzuzeigen, mit welchen<br />
Maßnahmen eine Ertragsoptimierung gestaltet werden kann. In diesem Zusammenhang<br />
soll das Auslandsgeschäft im Rahmen des RAMA-Konzeptes oder einer Kooperation in<br />
Bezug auf Rentabilität und Kundenbetreuung analysiert werden.<br />
Zunächst werden in Kapitel 2 die Grundlagen für das Verständnis des<br />
Auslandsgeschäfts geschaffen. Dabei erfolgen zuerst Begriffsbestimmungen. Danach<br />
wird auf die Risiken und das Leistungsspektrum der Banken im Rahmen des<br />
Auslandsgeschäfts eingegangen.<br />
Mögliche Ansätze zur Ertragsoptimierung stehen im dritten Kapitel im Vordergrund.<br />
Dabei wird dargestellt, welche Maßnahmen zur Ertragsoptimierung in der Volksbank<br />
Donau-Neckar eG (eingetragene Genossenschaft) umgesetzt wurden und an welchen<br />
Stellen Optimierungsbedarf besteht.<br />
Um die Organisation, Bedeutung, aktuellen Herausforderungen und Trends des<br />
Auslandsgeschäfts der Volks- und Raiffeisenbanken zu ermitteln, wurde eine<br />
schriftliche Umfrage unter 287 Volks- und Raiffeisenbanken durchgeführt. Das Kapitel 4<br />
stellt die Ergebnisse dar. In Kapitel 5 werden vor dem Ausblick die wichtigsten<br />
Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst.<br />
12 Vgl. Kirsch, Auslandsgeschäft, S. b12.<br />
13 Vgl. o. V., Welthandel, S. 12.<br />
14 Vgl. Götzl, Genossenschaftsbank, S. 28.<br />
15 Vgl. Näther, Die verlängerte Werkbank, S. 60.
2 Grundlagen zum Auslandsgeschäft<br />
2.1 Definitionen<br />
Das Auslandsgeschäft der Banken umfasst im Sinne des Verfassers Folgendes:<br />
• den dokumentären und nicht-dokumentären Auslandszahlungsverkehr,<br />
• Devisengeschäfte,<br />
• Derivateeinsatz im Zins- und Währungsbereich,<br />
• Erstellung von Garantien,<br />
• Beratung über Kredit- und Absicherungsmöglichkeiten sowie über<br />
Auslandsinvestitionen,<br />
• Außenhandelsfinanzierung sowie<br />
• die Zurverfügungstellung von Informationen, zum Beispiel (z.B.) über Länder-<br />
risiken. 16<br />
Dabei stehen mittelständische Unternehmen im Vordergrund, die Außenhandel<br />
betreiben. 17<br />
Als Außenhandel werden die „wirtschaftlichen Beziehungen zu Wirtschaftsgebieten mit<br />
fremder Rechts-, Wirtschafts- oder Währungsordnung verstanden“. 18<br />
Es wird im Rahmen dieser Arbeit außerdem vom internationalen Firmenkundengeschäft<br />
gesprochen. Firmenkunden – in Abgrenzung zu Privatkunden – werden dabei nicht<br />
genauer unterschieden. Unter dem internationalen Firmenkundengeschäft der Banken<br />
und Sparkassen werden alle grenzüberschreitenden Tätigkeiten der Firmenkunden<br />
verstanden. 19<br />
Eine höhere Ertragskraft gehört zu den fundamentalen Herausforderungen im<br />
Bankenbereich. Als Ertrag werden Überschüsse aus Zins-, Provisions- und<br />
Handelsgeschäften sowie Finanzanlagen verstanden. 20 Ertragsoptimierung im Sinne<br />
dieser Arbeit wird als eine Erhöhung der erwirtschafteten Erträge im Bereich des<br />
Auslandsgeschäfts bezeichnet.<br />
2.2 Risiken<br />
Mittelständische Unternehmen unterschätzen oft die Risiken des Auslandsgeschäfts.<br />
Sie gehen unnötige Risiken ein, verzichten auf Kostengründen oder auch aus<br />
16 Vgl. Knappe, Banken, S. 10.<br />
17 Vgl. Institut für Mittelstandsforschung Bonn (Hrsg.), Mittelstandsdefinition.<br />
18 Matschke/Olbrich, Internationale und Außenhandelsfinanzierung, S. 2.<br />
19 Vgl. von Bernstorff, Internationales Firmenkundengeschäft, S. 3.<br />
20 Vgl. Nöcker/Grunenberg, Ertragsoptimierung, S. 40.<br />
3
4<br />
Unkenntnis auf eine Absicherung. Wenn es dann zu einem Forderungsausfall kommt,<br />
stehen die Unternehmen vor enormen Verlusten. 21 Die folgende Tabelle gibt einen<br />
Überblick über die Risiken im Außenhandel.<br />
Tab. 1: Risikoarten im Außenhandel<br />
Risikoart Export Import<br />
1. Allgemeine<br />
Risiken<br />
2. Länderrisiken<br />
3. Ökonomische<br />
Risiken<br />
- güterwirtschaftliche<br />
Risiken<br />
- rechtliche Risiken<br />
- Zahlungsrisiken<br />
- Währungsrisiken<br />
Quelle: Vgl. Altmann, Außenwirtschaft, S. 704.<br />
Um das Risiko eines Forderungsausfalls zu minimieren, können im Vertrag<br />
entsprechende Klauseln (wie z. B. der Eigentumsvorbehalt oder bestimmte<br />
Zahlungsbedingungen) vereinbart werden. Die Schwierigkeit dabei ist die Durchsetzung<br />
21 Vgl. an der Heiden, Exporte richtig sichern, S. 72.<br />
Sprache, Mentalität, Rechtsprobleme<br />
� Politische Risiken im engeren Sinne (Krieg, Aufruhr,<br />
Embargo, politische Instabilität)<br />
� wirtschaftspolitische Länderrisiken (Inflation, Devisen-<br />
bewirtschaftung, Enteignung, Transferprobleme,<br />
Zahlungsverbot)<br />
� Absatzrisiko (Marktrisiko)<br />
� Abnahmerisiko<br />
� Transportrisiko<br />
� Lagerrisiko<br />
� technische Risiken<br />
� Produkthaftungsrisiko<br />
� Verstöße gegen<br />
Exportbestimmungen<br />
� Kautionsrisiko<br />
� Zahlungsrisiko<br />
� Bonitätsrisiko<br />
� Liquiditätsrisiko<br />
� Aufwertung der<br />
Inlandswährung<br />
� Beschaffungsrisiko<br />
� Liefer-/Qualitätsrisiko<br />
� Transportrisiko<br />
� Lagerrisiko<br />
� Produkthaftungsrisiko<br />
� Verstöße gegen<br />
Importbestimmungen<br />
� Voraus-<br />
/Anzahlungsrisiko<br />
� Abwertung der<br />
Inlandswährung
dieser Bedingungen, 22 da sich die weltweiten Rechtsnormen von denen der deutschen<br />
erheblich unterscheiden können. 23 Es besteht auch die Möglichkeit der Risikoum-<br />
verteilung, z.B. mittels einer Ausfuhrkreditversicherung. 24 Auch durch die Inanspruch-<br />
nahme der Dienstleistungen von Banken können Risiken im internationalen Geschäft<br />
verringert werden. 25 So können Risiken z.B. mit Hilfe von Bankgarantien, Akkreditiven,<br />
Forderungsverkäufen, Zins- und Währungsgeschäften auf Banken verlagert werden. 26<br />
2.3 Leistungsspektrum der Kreditinstitute<br />
Die vorgestellten Instrumente zur Zahlungsabwicklung und Sicherung sind auch in<br />
einem schematischen Überblick über das Leistungsspektrum der Banken im<br />
Anhang 1 27 zu finden.<br />
2.3.1 Auslandszahlungsverkehr<br />
Der Auslandszahlungsverkehr umfasst alle Zahlungen zwischen Wirtschaftsakteuren in<br />
verschiedenen Währungsregionen. 28 Für Banken ist der Zahlungsverkehr gleichzeitig<br />
eine wichtige Ertragsquelle. Fünf Prozent aller in Europa getätigten bargeldlosen<br />
Zahlungen werden durch den Genossenschaftssektor abgewickelt. 29<br />
Man kann zwischen dem nicht-dokumentären und dokumentären Auslandszahlungs-<br />
verkehr unterscheiden.<br />
2.3.1.1 Nicht-dokumentärer Auslandszahlungsverkehr<br />
Wenn eine nicht-dokumentäre Zahlungsklausel mit dem Handelspartner vereinbart<br />
wurde, dann erfolgt die Zahlung losgelöst vom Warengeschäft. So z.B. bei der<br />
Vereinbarung einer „Lieferung gegen Nachnahme“ oder bei einer „Zahlung gegen<br />
offene Rechnung“, bei der die Ware sogar geprüft und unter Umständen gerügt werden<br />
kann. 30 Die Zahlung kann dabei beispielsweise mittels einer Überweisung oder eines<br />
Schecks getätigt werden. 31<br />
22<br />
Vgl. von Bernstorff, Risiko-Management im Auslandsgeschäft, S. 26.<br />
23<br />
Vgl. von Bernstorff, Rechtsprobleme im Auslandsgeschäft, S. 2.<br />
24<br />
Vgl. Jahrmann, Außenhandel, S. 291.<br />
25<br />
Vgl. Knappe, Banken, S. 5.<br />
26<br />
Vgl. von Bernstorff, Risiko-Management im Auslandsgeschäft, S. 26.<br />
27<br />
Obwohl sich der Bankenverband auf private Banken bezieht, lassen sich die dort genannten<br />
Leistungen auch auf Sparkassen und Genossenschaftsbanken übertragen. Vgl. Anhang 1.<br />
28<br />
Vgl. Jahrmann, Außenhandel, S. 386.<br />
29<br />
Vgl. Arnoldt, Zahlungsverkehr, S. 31.<br />
30<br />
Vgl. von Bernstorff, Rechtsprobleme im Auslandsgeschäft, S. 207.<br />
31 Vgl. Knappe, Banken, S. 14.<br />
5
6<br />
Durch die Einführung der Single Euro Payments Area (SEPA) im Januar 2008 wurde<br />
mit identischen Rahmenbedingungen, Regelwerken und Zahlungsverkehrsformaten ein<br />
einheitlicher Zahlungsverkehrsraum in Europa geschaffen. Die Zahlungen innerhalb<br />
Europas werden genau so einfach, kostengünstig und einfach wie auf nationaler Ebene<br />
durchgeführt. 32 Dadurch brechen den Kreditinstituten Erträge aus dem<br />
Auslandszahlungsverkehr weg. SEPA gilt innerhalb von 31 Ländern. Dazu gehören die<br />
Mitglieder der Europäischen Union, die Schweiz sowie die drei Mitglieder des<br />
Europäischen Wirtschaftsraumes Island, Lichtenstein und Norwegen. 33 Der<br />
innereuropäische Überweisungsverkehr wird bereits über SEPA durchgeführt, das<br />
Lastschriftverfahren wird aber erst gegen Ende 2009 möglich sein. 34<br />
SEPA bietet einige Vorteile für Unternehmen, da ihnen dadurch die Erschließung von<br />
neuen Märkten im europäischen Ausland erleichtert wird und damit die nötigen<br />
Skalenerträge gesichert werden. 35 Dadurch, dass Unternehmen die Abwicklung ihres<br />
Zahlungsverkehrs stark konzentrieren, ihre Bankverbindungen reduzieren und ihr<br />
Liquiditätsmanagement vereinfachen können, entsteht das Potenzial, Kosten zu<br />
senken. Verbraucher können ihre Debitkarte in Europa nun auch beim Einkaufen und<br />
nicht mehr nur für Barabhebungen benutzen. 36<br />
2.3.1.2 Dokumentärer Zahlungsverkehr<br />
Den Zahlungsverkehr nennt man gesichert, wenn die Kaufpreiszahlung und die<br />
Warenlieferung an die Überbringung beziehungsweise Dokumentenannahme geknüpft<br />
sind. 37 An der Abwicklung sind Kreditinstitute beteiligt. 38<br />
Die dokumentären Zahlungsklauseln beinhalten das Dokumenteninkasso und das<br />
Dokumentenakkreditiv. 39<br />
32<br />
Vgl. Syrbe/Prosch, Europäisierung des Zahlungsverkehrs, S. 209.<br />
33<br />
Vgl. Lichter, 100 Tage SEPA, S. 42.<br />
34<br />
Vgl. Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (Hrsg.), SEPA, S. 6.<br />
35<br />
Vgl. Lichter, 100 Tage SEPA, S. 42.<br />
36<br />
Vgl. Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (Hrsg.), SEPA, S. 5 f.<br />
37<br />
Vgl. Knappe, Banken, S. 14.<br />
38<br />
Vgl. von Bernstorff, Rechtsprobleme im Auslandsgeschäft, S. 207.<br />
39<br />
Vgl. von Bernstorff, Rechtsprobleme im Auslandsgeschäft, S. 207.
Beim Dokumenteninkasso händigen die Banken im Auftrag des Zahlungspflichtigen<br />
Dokumente nur<br />
• gegen Zahlung („documents against payment“ – D/P),<br />
• gegen Akzept („documents against accept“ – D/A) oder<br />
• gegen Erfüllung einer anderen Bedingung (seltener) aus. 40<br />
Der Verkäufer hat die Sicherheit, dass der Käufer vor der Kaufpreisbezahlung die<br />
Warenlieferung nicht bekommt, weil die Bank erst nach Erfüllung der oben genannten<br />
Bedingungen die Dokumente aushändigt („Zug-um-Zug-Geschäft“) 41 . Allerdings geht<br />
der Exporteur das Risiko des Hin- und unter Umständen Rücktransports in Kauf, wenn<br />
der Importeur die Dokumente nicht aufnimmt. Auf der anderen Seite besteht für den<br />
Importeur die Gefahr, dass die Ware nicht den vertraglichen Vereinbarungen entspricht,<br />
da er diese erst nach der Bezahlung prüfen kann. 42 Durch die einheitlichen Richtlinien<br />
für Inkassi wird sowohl eine größere Rechtssicherheit als auch eine einheitliche<br />
Abwicklung gewährleistet. 43<br />
Ein Dokumentenakkreditiv ist die vertragliche Verpflichtung einer Bank, im Auftrag des<br />
Importeurs gegen Übergabe vorgeschriebener Dokumente, die den Versand einer<br />
bestimmten Ware beweisen, Zahlung zu leisten. 44 Vorteilhaft für den Exporteur ist<br />
dabei, dass er ein abstraktes und bedingtes (das heißt an die Dokumentenvorlage<br />
gebundenes) Zahlungsversprechen der eröffnenden Bank ihm gegenüber erhält,<br />
unabhängig von den Interessen des Importeurs. 45 Ein Dokumentenakkreditiv empfiehlt<br />
sich vor allem bei Handelspatnern aus dem nichteuropäischen Ausland, mit denen man<br />
noch keine Geschäfte getätigt hat. 46 Die rechtliche Grundlage bilden die „Einheitlichen<br />
Richtlinien und Gebräuche für Dokumentenakkreditive“ (ERA) 47 , seit Juli 2007 ist die<br />
sechste Revision davon, die ERA 600, gültig. 48<br />
Als zusätzliche Sicherheit zu sorgfältig ausformulierten Liefer- und Leistungsverträgen<br />
sowie Zahlungsbedingungen dienen Bürgschaften und Garantien. Sie sind eng vor<br />
40<br />
Vgl. von Bernstorff, Risikoabsicherung, S. 54.<br />
41<br />
Vgl. Häberle, Dokumenteninkassi, S. 409.<br />
42<br />
Vgl. Huber/Schäfer, Dokumentengeschäft und Zahlungsverkehr, S. 20 f.<br />
43<br />
Vgl. von Bernstorff, Risikoabsicherung, S. 55.<br />
44<br />
Vgl. Gacho, Akkreditiv, S. 13.<br />
45<br />
Vgl. Heger, Forderungs-Ausfallrisiken, S. 72.<br />
46<br />
Vgl. Hölper, Globales Geschäft, S. 45 f.<br />
47<br />
Vgl. Möller, Außenhandel, S. 166.<br />
48<br />
Vgl. Schütze, Dokumentenakkreditiv, S. 32 und 50.<br />
7
8<br />
allem mit der dokumentären Zahlungsabwicklung verbunden. Im Gegensatz zur<br />
Bürgschaft ist die Garantie abstrakt. 49<br />
2.3.2 Außenhandelsfinanzierung<br />
Die Außenhandelsfinanzierung wird allgemein nach der Laufzeit des Kredites unterteilt:<br />
- kurzfristige Außenhandelsfinanzierung (die Laufzeit beträgt in der Regel bis zu<br />
einem Jahr) und<br />
- mittel- und langfristige Außenhandelsfinanzierung (die Laufzeit beträgt<br />
normalerweise zwischen zwei und vier oder fünf Jahren). 50<br />
Aus dieser Unterscheidung resultieren unterschiedliche Instrumente der<br />
Außenhandelsfinanzierung.<br />
2.3.2.1 Kurzfristige Außenhandelsfinanzierung<br />
Mit Ausnahme von Liefervertragskrediten, die die Lieferanten ihren Kunden zur<br />
Verfügung stellen, erfolgt die kurzfristige Außenhandelsfinanzierung über die<br />
Kreditinstitute. Dabei gibt es verschiedene Formen, so z. B. Wechseldiskont-,<br />
Negoziierungs-, Zessions- und Akkreditivkredite sowie verschiedene Garantiearten. 51<br />
Zudem können Kontokorrentkredite 52 , Euro- und Fremdwährungskredite 53 aufge-<br />
nommen werden. 54 Hier werden nur die wichtigsten Instrumente der kurzfristigen<br />
Außenhandelsfinanzierung vorgestellt.<br />
Unter Factoring wird der Kauf vor allem kurzfristiger Buchforderungen aus Export-<br />
geschäften verstanden. Der Factoring-Vertrag bildet dabei die rechtliche Basis. 55 Das<br />
Factoring erfüllt die Finanzierungs-, Dienstleistungs- und Delkrederefunktion (bei einem<br />
„echten“ Factoring). Die Vorteile des Forderungsverkäufers bestehen also in einem<br />
sofortigen Liquiditätsgewinn, der Verbesserung beziehungsweise Entlastung seiner<br />
49<br />
Vgl. Huber/Schäfer, Dokumentengeschäft und Zahlungsverkehr, S. 239 f.<br />
50<br />
Vgl. Reitz, Export-Finanzierung, S. 26.<br />
51<br />
Vgl. Kuttner, Exportfinanzierung, S. 59.<br />
52<br />
Ausführlicheres zum Kontokorrentkredit findet man bei Häberle, Einführung in die Exportfinanzierung,<br />
S. 300.<br />
53<br />
Ausführlicheres zum Eurokredit findet man bei Häberle, Einführung in die Exportfinanzierung, S. 307.<br />
54<br />
Laut einem Telefonat mit Herrn Johannes Godbarsen von der DZ BANK am 26.05.09 fallen<br />
Fremdwährungskredite nicht unter das Auslandsgeschäft, sondern sind dem Kreditgeschäft zuzuordnen.<br />
So sehen es seiner Meinung nach auch die meisten Genossenschaftsbanken. Da der Fremdwährungsund<br />
Eurokredit sowie die anderen in folgenden Kapiteln erwähnten Kreditarten zur Außenhandelsfinanzierung<br />
und diese nach der Definition des Kapitels 2.1 zum Auslandsgeschäft gehören, werden<br />
diese Kredite unter dem Auslandsgeschäft subsummiert. An der Vergabe ist neben dem<br />
Firmenkundenberater die Kreditabteilung beteiligt.<br />
55<br />
Vgl. Kuttner, Exportfinanzierung, S. 103.
Bilanz, der Verlagerung des Ausfallrisikos auf den Forderungskäufer sowie in der<br />
Verwaltungskosteneinsparung. 56<br />
Von einem Akzeptkredit spricht man, wenn der Importeur einen Wechsel auf seine Bank<br />
zieht und die Bank diesen akzeptiert. Damit verpflichtet sich die Bank, den Betrag bei<br />
Fälligkeit dem Inhaber der Tratte auszuzahlen. Im Innenverhältnis wird der Inhaber der<br />
Tratte zum Akzeptant (Schuldner der Bank). Voraussetzung dafür ist eine sehr gute<br />
Bonität des Kreditnehmers. Der Kreditnehmer kann den Akzept als Zahlungsmittel an<br />
den Exporteur oder zum Diskont weitergeben und damit sofort Liquidität bekommen. 57<br />
2.3.2.2 Mittel- und langfristige Außenhandelsfinanzierung<br />
Die vielfältigen Instrumente der mittel- und langfristigen Außenhandelsfinanzierung<br />
stammen alle von drei Grundformen ab: Lieferantenkredit, Bestellerkredit und<br />
Forfaitierung. 58<br />
Der Lieferantenkredit 59 ist ein Refinanzierungskredit, den eine Bank dem deutschen<br />
Exporteur gewährt, damit dieser dem ausländischen Importeur Tilgungsraten einräumen<br />
kann. 60 Diese Kredite werden von Spezialinstituten vergeben, z. B. von der AKA<br />
Ausfuhrgesellschaft mit beschränkter Haftung. Es stehen dabei mehrere Kreditplafonds<br />
zur Verfügung. 61 Wenn der gebundene Finanzkredit, wie der Lieferantenkredit auch<br />
genannt wird, von einer Bank gewährt wird, kann diese das Ausfallrisiko mit Hilfe einer<br />
staatlichen Hermesdeckung absichern, wobei politische und wirtschaftliche Risiken<br />
unter den Versicherungsschutz fallen. 62<br />
Ein Bestellerkredit ist eine Kreditgewährung einer Bank an den ausländischen Importeur<br />
(häufig über die ausländische Bank). 63 Dabei wird der Kreditbetrag in Höhe der<br />
Kaufpreisforderung direkt an den Exporteur ausgezahlt. 64 Die meisten Bestellerkredite<br />
sind durch eine Hermes-Versicherung abgedeckt. 65 Gerade in der momentanen<br />
Wirtschaftskrise erleben (vor allem staatliche) Kreditversicherungen eine<br />
Hochkonjunktur, 66 da es für Unternehmen immer schwerer wird, für ihre Exporte die<br />
56 Vgl. Keßler, Außenhandelsfinanzierung, S. 44 f.<br />
57 Vgl. Voigt/Jächel, Außenhandelsfinanzierung, S. 27 f.<br />
58 Vgl. Voigt/Jächel, Außenhandelsfinanzierung, S. 109.<br />
59 In Abgrenzung zu einem Liefervertragskredit, siehe dazu Kapitel 2.4.1.<br />
60 Vgl. Voigt/Müller, Handbuch der Exportfinanzierung, S. 138.<br />
61 Vgl. Kuttner, Mittel- und langfristige Exportfinanzierung, S. 16.<br />
62 Vgl. Euler Hermes Kreditversicherungs-Aktiengesellschaft, Exportförderung, S. 14 f.<br />
63 Vgl. Voigt/Müller, Handbuch der Exportfinanzierung, S. 146.<br />
64 Vgl. Voigt/Jächel, Außenhandelsfinanzierung, S. 117.<br />
65 Vgl. Beumer, Mittelstandsgerechte Absicherung, S. 87.<br />
66 Vgl. Fromme/Krüger, Krise, o. S.<br />
9
10<br />
nötigen Finanzierungen und Absicherungen zu finden. 67 Allerdings zeigt die Praxis,<br />
dass viele Kreditversicherungen aufgrund der zu erwartenden Ausfälle von<br />
Forderungen in Bezug auf Länder- und Adressausfallrisiken nicht mehr alle Risiken<br />
abdecken können.<br />
Der Exporteur kann mittel- und langfristige 68 Forderungen mit einem Abschlag (auch<br />
Diskont genannt) an seine Bank verkaufen. 69 Es werden dabei grundsätzlich abstrakte<br />
Forderungen, also Avale, Wechsel oder Akkreditive, angekauft. Dadurch wird<br />
sichergestellt, dass Einwände, die sich aus dem Grundgeschäft ergeben, keine<br />
Auswirkungen auf die forfaitierte Forderung haben. 70 Die Vorteile für den Exporteur<br />
liegen vor allem (wegen des regresslosen Forderungsverkaufs) in der Risikoentlastung<br />
sowie in der Liquiditätsverbesserung. 71<br />
2.3.3 Absicherung gegen Wechselkursrisiken<br />
Wechselkursrisiken und deren Absicherung werden immer dann zu einem zentralen<br />
Thema, wenn Rechnungen in einer Fremdwährung fakturiert werden. 72 Unter dem<br />
Wechselkursrisiko werden „die zufallsbedingten Abweichungen des Wechselkurses von<br />
seinem erwarteten Wert“ 73 verstanden. Ein Risikomanagement setzt voraus, dass die<br />
Risiken zunächst identifiziert werden. 74 Das Wechselkursrisiko kann z. B. durch<br />
Devisentermingeschäfte und Devisenoptionen gesteuert werden.<br />
Ein Devisentermingeschäft stellt einen Vertrag zwischen Käufer und Verkäufer dar, eine<br />
vorab festgelegte Geldmenge in einer anderen Währung zu einem bestimmten<br />
Wechselkurs an einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt zu kaufen oder zu<br />
verkaufen. 75 Ein Devisentermingeschäft stellt das wichtigste Kurssicherungsinstrument<br />
dar, weil es bei volatilen Wechselkursen bereits nach dem Abschluss eine sichere<br />
Kalkulationsbasis ermöglicht. 76<br />
Der Käufer einer Devisenoption hat das Recht, einen bestimmten Betrag einer<br />
Fremdwährung an einem bestimmten Termin in der Zukunft zu kaufen oder zu<br />
verkaufen. Dadurch können international tätige Unternehmen an positiven<br />
67 Vgl. o. V., Unsicherheit, S. 2.<br />
68 Vgl. von Bernstorff, Internationales Firmenkundengeschäft, S. 75.<br />
69 Vgl. Altmann, Außenwirtschaft, S. 398.<br />
70 Vgl. von Bernstorff, Internationales Firmenkundengeschäft, S. 75.<br />
71 Vgl. Guild/Harris, Forfaitierung, S. 26.<br />
72 Vgl. von Bernstorff, Risikoabsicherung, S. 73.<br />
73 Rudolph, Sicherungsinstrumente bei Währungsrisiken, S. 51.<br />
74 Vgl. Preyer, Währungsmanagement, S. 42.<br />
75 Vgl. Müller-Möhl, Optionen und Futures, S. 35.<br />
76 Vgl. von Bernstorff, Risiko-Management, S. 182.
Entwicklungen des Wechselkurses partizipieren, wobei Verluste in Folge negativer<br />
Entwicklungen des Devisenkurses vermieden werden. 77<br />
Da der Optionskäufer das Recht, aber nicht die Pflicht hat, das Geschäft zu erfüllen, 78<br />
eignen sich Optionen besonders zur Absicherung von Eventualpositionen.<br />
3 Ansätze zur Ertragsoptimierung<br />
3.1 Trends im internationalen Firmenkundengeschäft<br />
Zu den wesentlichen Zielen des Firmenkundenmarketings gehören Ertragserhöhung<br />
und Kostenkontrolle. Für die Erreichung dieser Ziele stellen Trends eine „dauerhafte<br />
Herausforderung“ 79 dar. Außerdem sind Trends von grundlegender Bedeutung, um die<br />
Produktpalette im Firmenkundengeschäft dynamisch ausrichten zu können. 80 Aus<br />
diesen Gründen beschäftigt sich dieses Kapitel mit einigen Entwicklungen im<br />
internationalen Firmenkundengeschäft.<br />
Zunächst steigen die qualitativen Kundenanforderungen an die Beratungskompetenz<br />
und die Qualität des Bankservices. 81 Dies erklärt Jürgen Fitschen 82 unter anderem mit<br />
der Internationalisierung und Globalisierung der Märkte, durch die höhere<br />
Anforderungen an die Liquidität und Finanzkraft der Unternehmen gestellt werden. 83<br />
Weitere Gründe sind der Bedarf nach individuellen Problemlösungen, ein hoher<br />
Informationsstand sowie eine schwächere Kunde-Bank-Beziehung. 84<br />
Der Trend im Zahlungsverkehr geht dahin, dass die Integrität des<br />
Auslandszahlungsverkehrs im Rahmen des Electronic Banking einen wichtigen<br />
Wettbewerbsfaktor darstellt, zumal der Auslandszahlungsverkehr sowohl für<br />
Unternehmen als auch für die Banken selbst sehr arbeitsintensiv ist. 85 Was vor allem<br />
bei großen Konzernen eine wichtige Rolle spielt, ist das In-House-Banking 86 . Allerdings<br />
könnten in dieses auch die mittelständischen Zulieferer einbezogen werden. Außerdem<br />
gibt es immer mehr konzerneigene Banken, die sich mit der „finanzierungstechnischen<br />
77<br />
Vgl. Müller-Mohl, Optionen und Futures, S. 65.<br />
78<br />
Vgl. Preyer, Währungsmanagement, S. 49.<br />
79<br />
Engell, Firmenkundengeschäft, S. 21.<br />
80<br />
Vgl. Engell, Firmenkundengeschäft, S. 21.<br />
81<br />
Vgl. Prester/Nabben, Vertrieb, S. 109.<br />
82<br />
Jürgen Fitschen ist Mitglied des Group Executive Committee der Deutschen Bank AG, Frankfurt am<br />
Main.<br />
83<br />
Vgl. Fitschen, Wachstum, S. 35.<br />
84<br />
Vgl. Fuchs/Raul, Vertriebssystem, S. 142.<br />
85<br />
Vgl. Engell, Firmenkundengeschäft, S. 26.<br />
86<br />
Damit verbunden ist das In-House-Netting, worauf nicht weiter eingegangen wird.<br />
11
12<br />
Absatzförderung“ 87 auseinandersetzen. Die Anforderungen an Cash-Management-<br />
Systeme steigen. Durch das Durchführen von Cash Management für ein Unternehmen<br />
ergeben sich Cross-Selling-Erträge und aus der Problemlösung aus einer Hand eine<br />
stärkere Kundenbindung. 88<br />
Während Marion Pester 89 und Stefan Nabben in ihrem Artikel „Mehrwert im Vertrieb“<br />
eine sinkende Bankloyalität erwähnen, 90 spricht Georg Ehrhart von einer sinkenden<br />
Anzahl der Bankverbindungen. 91 Er erläutert, dass Firmenkunden im Jahr 2003 über<br />
durchschnittlich 10,7 Bankverbindungen verfügten, diese jedoch bis 2005 auf 8,6<br />
Bankverbindungen geschrumpft sind. Die Gründe für diese Annahme liegen seiner<br />
Meinung nach in den höheren Kosten, die eine Bankverbindung verursacht sowie in den<br />
Fusionen am Bankenmarkt. 92 Jedoch sind 8,6 Bankverbindungen eine hohe Anzahl und<br />
es besteht ein harter Kampf um die Gunst des Kunden.<br />
Der Wettbewerb im Firmenkundengeschäft der Banken wird auch durch die<br />
Globalisierung verstärkt, wobei davon auch die regionalen Kreditinstitute betroffen sind.<br />
Es drängen sich vermehrt auch ausländische Anbieter sowie Spezialbanken mit<br />
aggressiven Konditionen auf den Markt. 93 Bedingt durch diesen harten Wettbewerb,<br />
den steigenden Druck auf die Margen, die zunehmenden Anforderungen der Kunden<br />
sowie die gesetzlichen Regelungen sieht die Boston Consulting Group das bedeutende<br />
Geschäftsfeld Zahlungsverkehr unter hohe Herausforderungen gestellt, obgleich die<br />
Erträge des letzten Jahres im weltweiten Zahlungsverkehr, verglichen mit 2006, um 23<br />
% zugenommen haben. In der Finanzmarktkrise wird dem Zahlungsverkehr eine höhere<br />
Bedeutung beigemessen. Allerdings gehen Experten davon aus, dass besonders im<br />
europäischen Zahlungsverkehr die Erlöse stark fallen werden, von heute 0,94 US-Dollar<br />
auf 0,61 US-Dollar pro Transaktion im Jahr 2016. 94 Die Euro- und SEPA-Einführung<br />
haben zu erheblichen Ertragseinbußen im Auslandszahlungsverkehr geführt. Zudem<br />
präferiert der Kunde elektronische Vertriebswege, deshalb wird weniger Personal<br />
benötigt. Viele Genossenschaftsbanken übertragen daher ihr Auslandsgeschäft auf die<br />
Zentralbank. 95<br />
87<br />
Engell, Firmenkundengeschäft, S. 22 f.<br />
88<br />
Vgl. Brandts/Titsch, Chance, S. 55 f.<br />
89<br />
Marion Pester ist Generaldirektorin der DZ Privatbank Schweiz. Vgl. o. V., Pester.<br />
90<br />
Vgl. Pester/Nabben, Vertrieb, S. 109.<br />
91<br />
Auch Krempler/Hofbauer stellen eine (aus Kostengründen) geringere Anzahl von Bankverbindungen<br />
fest. Vgl. Krempler/Hofbauer, Gewerbegeschäft, S. 53.<br />
92<br />
Vgl. Ehrhart, Marktentwicklungen, S. 125.<br />
93 Vgl. Fitschen, Wachstum, S. 34.<br />
94 Vgl. o. V., Erträge, S. 4.<br />
95 Vgl. Hoppe, Auslandsgeschäft, S. 31.
3.2 Organisation des Auslandsgeschäfts<br />
3.2.1 Organisation bei Volks- und Raiffeisenbanken<br />
Die Volks- und Raiffeisenbanken sind in den FinanzVerbund eingebunden, wobei die<br />
Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank Aktiengesellschaft (DZ BANK) als<br />
genossenschaftliche Zentralbank und Spitzeninstitut (mit Ausnahme des Rheinlands<br />
und Westfalens) bundesweit agiert. 96 Das Auslandsgeschäft wickeln die Volks- und<br />
Raiffeisenbanken entweder selbständig ab oder werden von der DZ BANK unterstützt.<br />
Diese stellt im Rahmen eines „Regionalen Akquisitions-Modells Auslandsgeschäft“<br />
(RAMA) Personalressourcen zur Akquisition von Auslandsgeschäft sowie zur<br />
Abwicklung des dokumentären Geschäftes zur Verfügung. Dabei wird subsidiär<br />
vorgegangen. Ziele sind die Sicherung und der Ausbau von Marktanteilen im<br />
Firmenkundengeschäft. Außerdem soll eine optimale Betreuung der international<br />
tätigen Firmenkunden gewährleistet werden. Die Aufgabenteilung sieht folgendermaßen<br />
aus: Der Auslandszahlungsverkehr wird weiterhin von der jeweiligen Genossenschafts-<br />
bank ausgeführt. Deswegen unterhalten einige Volks- und Raiffeisenbanken trotz der<br />
RAMA-Zusammenarbeit eine Auslandsabteilung. Dagegen erfolgt die Abwicklung des<br />
Dokumentengeschäfts bei der DZ BANK, diese bekommt dann auch die gesamten<br />
Abwicklungsprovisionen. Zinserträge aus Avalprovisionen verbleiben anteilsmäßig bei<br />
der jeweiligen Genossenschaftsbank, da diese das Risiko aus Garantiegeschäften trägt.<br />
Exportfinanzierungen (mit Ausnahme von mittel- und langfristigen Finanzierungen)<br />
werden von den Volks- und Raiffeisenbanken dargestellt. Konsortialbeteiligungen sind<br />
jedoch möglich. Devisengeschäfte werden grundsätzlich auch von Volks- oder<br />
Raiffeisenbank durchgeführt. Kurzfristig können diese aber auf die Zentralbank<br />
übertragen werden. Die Beratungsleistungen der DZ BANK sind unentgeltlich. Dafür<br />
tragen die Volks- und Raiffeisenbanken die Risikopositionen, partizipieren aber nicht an<br />
den Abwicklungsprovisionen. An diesem RAMA-Konzept, das bis Ende 2008 vermarktet<br />
wurde, nehmen circa 270 Volks- und Raiffeisenbanken 97 teil. Dass die Volks- und<br />
Raiffeisenbanken über einen nur geringen Marktanteil im Bereich des<br />
Auslandsgeschäfts verfügen, 98 liegt zum Teil auch an diesem Konzept, bei dem die<br />
Firmenkundenberater zu wenig Ertragsanreize für das Auslandsgeschäft bekommen.<br />
96 Vgl. Kirsch, FinanzVerbund, S. 29. Da die Umfrage (siehe Kapitel 4) vor allem unter badenwürttembergischen<br />
Volks- und Raiffeisenbanken durchgeführt wurde, wird die WGZ Bank, die die<br />
Zentralbank für das Rheinland und Westfalen ist, außer Betracht gelassen. Bei der WGZ BANK besteht<br />
ein dem RAMA-Modell ähnliches Konzept.<br />
97 Stand März 2009.<br />
98 Diese Aussage wird durch die empirische Studie bestätigt. Siehe dazu Kapitel 4.6, Frage 3.2.<br />
13
14<br />
Ein weiterer Grund für den geringen Marktanteil ist die Tatsache, dass der Einsatz eines<br />
Regionalberaters Ausland der DZ BANK mit Sitz z. B. in Stuttgart oft nur auf Zuruf<br />
erfolgt. Zudem betreut ein Regionalberater ein sehr großes Gebiet, so dass in Frage<br />
gestellt werden kann, ob Marktpotentiale ausreichend ausgeschöpft werden.<br />
Inzwischen hat die DZ BANK ihr Leistungsangebot überarbeitet. Seit Anfang des<br />
Jahres 99 sind drei Produktmodule – Comfort, Professional und Full-Service – möglich.<br />
Der wesentliche Unterschied zum vorherigen Konzept besteht darin, dass die Volks-<br />
und Raiffeisenbanken, die ab Januar 2009 erstmals am RAMA-Konzept teilnehmen,<br />
nun fünf Euro pro eine Mio. Euro Bilanzsumme jährlich für den Service bezahlen. Dafür<br />
werden sie jedoch auch an den Erträgen pro Geschäftsvorfall beteiligt. 100 Durch die<br />
Rückvergütung pro Geschäftsvorfall gibt es zwar mehr Ertragsanreize, jedoch sind<br />
diese immer noch sehr gering. Dies wird an der folgenden Beispielrechnung<br />
demonstriert. 101<br />
Abb. 1: Beispielrechnung Provisionsverteilung<br />
Export-Dokumentenakkreditiv mit hinausgeschobener Zahlung<br />
6 Monate Laufzeit<br />
Betrag: USD 200.000,00<br />
Gegenwert in Euro: 142.857,14 (Kurs: 1,40)<br />
Avisierungsprovision 1,0 %o: 142,86 Euro<br />
Abwicklungsprovision 1,5 %o: +214,29 Euro<br />
Courtage 0,25 %o: + 35,71 Euro<br />
Gebühr für hinausgeschobene Zahlung 1,5 %o: +214,29 Euro<br />
Pauschalgebühr Akkreditiv-Komplett-Service: +250,00 Euro<br />
Währungsgewinn (30 Basispunkte): +307,47 Euro<br />
Summe: 1.164,62 Euro<br />
Abzüglich 25,00 Euro Stückgebühr<br />
(Ertrag der Volks- oder Raiffeisenbank) -25,00 Euro<br />
Ertrag der DZ BANK: 1.139,62 Euro<br />
Quelle: Eigene Darstellung<br />
Während die DZ BANK einen Ertrag von insgesamt 1.164,62 Euro (98 %) einnimmt,<br />
wird der Volks- oder Raiffeisenbank eine Stückgebühr in Höhe von 25,00 Euro (2 %)<br />
99<br />
Diese Informationen stammen aus einem Telefongespräch am 28. Mai 2009 mit Herrn Johannes<br />
Godbarsen, Abteilungsdirektor Betreuung Internationales Geschäft bei der DZ BANK in Karlsruhe.<br />
100<br />
Vgl. Godbarsen, Produktmodule. Die Produktmodule sowie das Provisionsmodell sind im Anhang 2 zu<br />
finden.<br />
101<br />
Die DZ BANK übernimmt die bei der jeweiligen Genossenschaftsbank geltenden Provisionstabellen.
ückvergütet. Dies ist für die Firmenkundenberater ein zu kleiner Ertragsanreiz für die<br />
Signalerkennung und Überleitung an den RAMA-Spezialisten.<br />
Die DZ BANK verfügt über ein weltweites Repräsentantennetz. Davon profitieren Volks-<br />
und Raiffeisenbanken, die DZ BANK als auch der Kunde. Wenn dieser z. B. eine<br />
Produktstätte in Moskau unterhält und für weitere Geschäfte eine Finanzierung benötigt,<br />
dann hat er die Möglichkeit, sich vor Ort mit einem Repräsentanten zu treffen. Der<br />
Kontakt erfolgt über den Firmenkundenberater der Volks- oder Raiffeisenbank oder der<br />
DZ BANK. Der Repräsentant versorgt den deutschen Kunden mit den nötigen<br />
Informationen und stellt für die Finanzierung Kontakte zu Banken vor Ort her. Für die<br />
Finanzierung wird eine Garantie der DZ BANK zugunsten der Bank vor Ort benötigt.<br />
Garantiegeber ist dabei die jeweilige Volks- oder Raiffeisenbank als Hausbank. 102<br />
3.2.2 Besonderheiten bei der Volksbank Donau-Neckar eG<br />
Die Volksbank Donau-Neckar eG verfügt im mittelständischen Firmenkundengeschäft<br />
laut dem Vorstandsvorsitzenden, Herrn Jürgen Findeklee, über eine starke<br />
Marktstellung. 103 Dabei werden die regionalen Unternehmen zunehmend<br />
international. 104 Während die Großbanken ihre Auslandsexperten und -abteilungen<br />
auslagern, wurde bei der Volksbank Donau-Neckar eG ein „Kompetenzzentrum<br />
Ausland“ unter der Leitung der Volksbank Donau-Neckar eG in Tuttlingen aufgebaut.<br />
Im Vorfeld wurde von der VR Consult Bayern GmbH eine Rentabilitätsstudie<br />
durchgeführt. Die Marktanalyse hat ergeben, dass 31 % der Kunden der<br />
Genossenschaftsbanken international tätig sind, während nur sieben Prozent der<br />
Kunden im Auslandsgeschäft ausschließlich die Produkte der Genossenschaftsbank<br />
nutzen. Die geringe Marktdurchdringung und das Image der Kreditgenossen verstärkt<br />
die Abwanderungsgefahr. So sind 37 % der mit einem Umsatz von über zwölf Mio. Euro<br />
und 28 % der Kunden mit einem Umsatz von unter zwölf Mio. Euro bereit, für ihr<br />
Auslandsgeschäft eine zusätzliche Bankverbindung aufzunehmen. Diese Tatsachen<br />
deuten auf ein hohes nicht ausgeschöpftes Potenzial im eigenen Kundenbestand hin.<br />
Die Kernaussage der Chancen-Risiken-Analyse ist, dass in der Kooperation die<br />
Chancen die Risiken überwiegen und dass keine Firmenkundenbindung ohne<br />
professionelle Beratung und Abwicklung im Auslandsgeschäft möglich ist. Die<br />
Ertragschancen liegen laut der Analyse beim Drei- bis Vierfachem der heutigen Erträge.<br />
102 Ähnlich werden die Leistungen des S-CountryDesks, dem internationalen Kooperationsnetzwerk der<br />
Sparkassen-Finanzgruppe, beschrieben. Vgl. Schindler, Internationales Geschäft, S. 32.<br />
103 Vgl. o. V., Verlässliche Partner, S. 29.<br />
104 Vgl. o. V., Mittelstand im Fokus.<br />
15
16<br />
Diese Prognose ist langfristig zu sehen und differiert je nachdem, welcher Bereich des<br />
Auslandsgeschäfts gemeint ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studie<br />
den Ausbau des Auslandsgeschäfts mittels einer Kooperation befürwortet. 105<br />
Der Start der Kooperation zwischen der Volksbank Donau-Neckar eG, Volksbank<br />
Rottweil eG, Volksbank Deißlingen sowie der Volksbank Schwarzwald-Neckar eG 106<br />
war im April 2008. Als rechtliche Grundlage dienen neben den geschlossenen<br />
Verträgen mit den kooperierenden Banken die an die DZ BANK erteilten<br />
Ermächtigungen und Erklärungen der Kooperationsbanken.<br />
Viele Volks- und Raiffeisenbanken sind laut Frau Patrizia Melfi, Leiterin des<br />
Kompetenzzentrums, alleine zu klein, um ein fundiertes Beratungs-Know-how und ein<br />
leistungsfähiges Produktangebot vorzuhalten. Deswegen werden sie vielfach nicht als<br />
kompetente Partner im Auslandsgeschäft wahrgenommen und das Auslandsgeschäft<br />
wird auch nicht aktiv angesprochen, wie die Umfrageergebnisse zeigen. 107 Gleichzeitig<br />
verfügen die Volks- und Raiffeisenbanken über die notwendigen Voraussetzungen und<br />
Stärken, um ihren Marktauftritt im Auslandsgeschäft entscheidend zu verbessern. Denn,<br />
erstens zeichnen sich die Volks- und Raiffeisenbanken durch einen guten<br />
Kundenzugang aus. Zweitens ist die notwendige Vertrauensbasis und Kundenkenntnis<br />
bereits vorhanden. Und drittens schafft die Größe des FinanzVerbundes das Potenzial<br />
zur Risikostreuung. Mit diesen Stärken kann durch das lokale, volksbankübergreifende<br />
Kompetenzzentrum für das Auslandsgeschäft der Wachstumsmarkt profitabel<br />
bearbeitet, eine qualifizierte Beratungskompetenz angeboten und die Vertriebskraft<br />
gestärkt werden. 108<br />
Ziel der Kooperation ist die Betreuung der Mittelständler in allen Angelegenheiten des<br />
Auslandsgeschäfts. 109 Das Kompetenzzentrum im Genossenschaftsbereich ist dabei so<br />
gestaltet, dass sich jederzeit weitere Volks- und Raiffeisenbanken an die Kooperation<br />
anschließen können 110 und stellt für eine Volksbank ein bedeutendes<br />
Alleinstellungsmerkmal dar. Die Kunden können auf ein umfangreiches<br />
Finanzdienstleistungs- und Beratungsangebot zurückgreifen, wobei das<br />
105<br />
Vgl. Gesell/Anzenberger, Kooperation Auslandsgeschäft, S. 2, 40, 41, 45 und 46.<br />
106<br />
Vgl. o. V., Auf zu neuen Ufern, S. 46.<br />
107<br />
Dass den Großbanken eine höhere Kompetenz im Auslandsgeschäft zugesprochen wird und diese<br />
über einen größeren Bekanntheitsgrad im In- und Ausland verfügen, bestätigt auch die FinanzMarkt-<br />
Daten-Service-Studie der Firma Infratest Burke. Als weitere Schwierigkeit kommt das kleine Einzugs- und<br />
Marktgebiet der einzelnen Volks- und Raiffeisenbanken hinzu. Vgl. Gesell/Anzenberger, Kooperation<br />
Auslandsgeschäft, S. 40.<br />
108<br />
Vgl. Melfi, Interview. Siehe Anhang 3.<br />
109 Vgl. o. V., Auf zu neuen Ufern, S. 46.<br />
110 Vgl. o. V., Mittelstand.
Kompetenzzentrum bei Bedarf durch den genossenschaftlichen FinanzVerbund<br />
unterstützt wird. 111<br />
Die Beratung und Abwicklung des dokumentären Geschäftes sowie die Bearbeitung<br />
des gesamten Auslandszahlungsverkehrs, der Devisenhandel, Exportfinanzierungen<br />
und die Abwicklung von Fremdwährungskrediten werden vom Auslandskompetenz-<br />
zentrum durchgeführt. Dadurch wird eine Bündelung von Abwicklungseinheiten und<br />
eine damit verbundene Realisierung von Kostensynergien ermöglicht. 112<br />
Das Kompetenzzentrum nutzt weiterhin die Plattform der DZ BANK (z. B. SWIFT-<br />
Anschlüsse) 113 sowie Auslandskorrespondenzbanken. Diese Leistungen der DZ BANK<br />
sind entgeltlich. Pro Geschäftsart partizipiert die DZ BANK ebenfalls in Form einer<br />
Gebühr, Marge oder Provision. Die Abwicklungsprovisionen aus dem<br />
Dokumentengeschäft sowie die Avalprovisionen aus Garantien gehen komplett den<br />
kooperierenden Banken zu. Dagegen fließt im RAMA-Konzept der Ertrag aus dem<br />
dokumentären Geschäft komplett (beziehungsweise im neuen Konzept nach Abzug der<br />
Stückgebühr) der DZ BANK zu, während das Risiko von der jeweiligen<br />
Genossenschaftsbank übernommen wird. Koppelerlöse, z. B. Devisenhandelsgewinne,<br />
werden generiert und ausgeschöpft, 114 was zu einer Ergebnisverbesserung führt. Die<br />
folgende Abbildung (Abb.) stellt eine Musterkalkulation 115 mit zusammengefassten<br />
Gebührensätzen dar.<br />
111 Vgl. o. V., Verlässliche Partner, S. 29.<br />
112 Vgl. Lang/Honold-Reichert, Outsourcing, S. 31.<br />
113 SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) ist eine technische Plattform<br />
zur Nachrichtenübermittlung zwischen Kreditinstituten. Vgl. Möller, Außenhandel, S. 36 f. Ein eigener<br />
Anschluss ist mit erheblichen Kosten verbunden und würde sich für das Kompetenzzentrum Ausland<br />
nicht lohnen.<br />
114 Im Rahmen des RAMA-Konzeptes werden Koppelerlöse nicht generiert, da die Abwicklung des<br />
Auslandszahlungsverkehrs bei der jeweiligen Volksbank bleibt und Aufträge in Währung zum<br />
Referenzkurs abgerechnet werden.<br />
115 Diese Informationen wurden während der Praxisphase im Kompetenzzentrum Ausland bei der<br />
Volksbank Donau-Neckar eG gewonnen.<br />
17
18<br />
Abb. 2: Musterkalkulation am Beispiel Importakkreditiv in US-Dollar mit<br />
hinausgeschobener Zahlung<br />
Importakkreditiv auf US-Dollar-Basis,<br />
Gegenwert in Euro: 100.000,00<br />
Kontokorrent/Aval Zahlungsausgang /<br />
Zahlunsverkehr<br />
Originäres Produkt<br />
Koppelprodukt<br />
Fremdwährungsgewinn<br />
Originäre Erlöse aus Importakkreditiv: 990,00 Euro<br />
./. Fremdkosten DZ BANK 350,00 Euro<br />
= Nettoerlös aus Importakkreditiv: 640,00 Euro<br />
+ Koppelerlös aus Zahlung: 15,00 Euro<br />
+ Koppelerlös aus Fremdwährungsgewinn: 190,00 Euro<br />
= Nettokoppelerlös 205,00 Euro<br />
= Gesamterlös 845,00 Euro<br />
Quelle: Eigene Darstellung<br />
Die Beratungsleistung des Auslandsspezialisten der Volksbank Donau-Neckar eG wird<br />
mit einer Kostenpauschale bepreist, sonstige Kosten werden umgelegt. Dadurch ergibt<br />
sich für das Auslandskompetenzzentrum eine Planungssicherheit und gleichzeitig wird<br />
damit für die Kooperationsbanken ein Anreiz geschaffen, das Beratungsangebot<br />
kontinuierlich zu nutzen. Durch die zielorientierte Akquisition können erkennbare<br />
Potenziale im jeweiligen Geschäftsbereich ausgeschöpft werden. Der Kunde profitiert<br />
von einer individuellen Problemlösung, was zu einer hohen Kundenzufriedenheit führt.<br />
Durch das fundierte Beratungs-Know-how und ein leistungsfähiges Produktangebot<br />
gewinnen die teilnehmenden Volksbanken an Image. Auch wenn es auf den ersten<br />
Blick so aussieht, als wäre das Kompetenzzentrum eine Konkurrenz für die DZ BANK,<br />
erkennt man bei näherer Betrachtung, dass diese von einem höheren<br />
Geschäftsvolumen profitiert. Je höher das Geschäftsvolumen, desto höher sind die<br />
Gebühren, die an die DZ BANK gezahlt werden. Die Mitarbeiter des<br />
Kompetenzzentrums zusammen mit den Firmenkundenberatern erreichen ein viel<br />
größeres Geschäftsvolumen, als ein einzelner regionaler RAMA-Beauftragter. Dieser<br />
kann auf Grund der Größe seines Gebietes den Markt bei Weitem nicht so intensiv<br />
bearbeiten und somit weniger Erträge generieren, als das Kompetenzzentrum.
Tab. 2: Vorteile des Kompetenzzentrums Ausland<br />
DZ BANK<br />
DZ BANK ist<br />
Schnittstelle<br />
Ausweitung des<br />
Volumens und<br />
damit<br />
verbundener<br />
Erträge sowie<br />
höhere Qualität<br />
des<br />
eingereichten<br />
Geschäfts<br />
Reduktion<br />
Volksbanken-<br />
Ansprechpartner<br />
(RAMA-<br />
Beauftragter)<br />
Auslandskompetenzzentrum<br />
Erreichung dauerhafte<br />
Verfügbarkeit und<br />
umfassende Tiefe des<br />
Beratungs-Know-hows<br />
Aufwertung des<br />
Auslandsgeschäfts nach innen<br />
und nach außen<br />
Ausweitung Marktanteil durch<br />
Angebot komplexer Produkte<br />
Verbesserung der<br />
Kapazitätsauslastung und<br />
Realisierung Skaleneffekte im<br />
Produktservice<br />
Überschaubare<br />
Investitionskosten<br />
Quelle: Vgl. Melfi, Interview, Anhang 3.<br />
Kooperierende<br />
Volksbanken<br />
Stärkung<br />
Vertriebskraft<br />
durch Spezial-<br />
Know-how<br />
Aufwertung des<br />
Auslandsgeschäfts<br />
nach innen und<br />
nach außen<br />
Ausweitung<br />
Marktanteil durch<br />
Angebot<br />
komplexer<br />
Produkte<br />
Sicherstellung<br />
bedarfsgerechte<br />
Versorgung<br />
Kostenreduktion<br />
durch Bündelung<br />
der Abwicklung<br />
Kunde<br />
Verbessertes<br />
Produkt- und<br />
Leistungsangebot<br />
Zugriff auf<br />
Spezial-Knowhow<br />
Angebot einer<br />
ganzheitlichen<br />
Beratung<br />
Produktservice in<br />
Kundennähe<br />
Durch die Reorganisation des Auslandsgeschäfts und die Gründung eines<br />
Kompetenzzentrums wurde bei der Volksbank Donau-Neckar eG eine Möglichkeit<br />
gefunden, die Erträge zu optimieren. Die konsequente Umsetzung der Nutzung von<br />
Koppelerlösen führt zu einer Ergebnisverbesserung. Die Vertriebskraft wird gestärkt und<br />
alle Erträge aus dem dokumentären Geschäft, die im Rahmen des RAMA-Konzeptes<br />
alleine der genossenschaftlichen Zentralbank zufließen würden, fließen komplett den<br />
kooperierenden Banken zu, da die gesamte Abwicklung und Bearbeitung vor Ort in<br />
Tuttlingen durchgeführt wird. Außerdem werden Cross-Selling-Möglichkeiten von den<br />
Beratern vor Ort erkannt und genutzt. Die Erträge, beispielsweise aus Fremd-<br />
19
20<br />
währungsanlagen, kommen dabei den kooperierenden Volks- und Raiffeisenbanken zu<br />
Gute. Nur bei Bedarf werden die Leistungen des FinanzVerbundes in Anspruch<br />
genommen. Die Zwischenbilanz des Kompetenzzentrums sieht grundsätzlich positiv<br />
aus. 2008 stiegen Erträge aus Kursgewinnen im Vergleich zu 2007 um das 8,7-fache.<br />
Der Konditionsbeitrag aus Fremdwährungskrediten wuchs um 6,4 %. Dagegen gingen<br />
vor dem Hintergrund der SEPA-Einführung und der Erweiterung der Europäischen<br />
Union die Provisionserträge um 3,9 % zurück. Die Provisionsaufwendungen betrugen<br />
2008 21 % mehr als in 2007. Nur aus ungefähr 15 % aller Zahlungen kann Ertrag<br />
generiert werden. Neben der SEPA-Einführung sind die Wirtschaftskrise und der<br />
Exportrückgang ein Grund für den Provisionsrückgang. Dadurch kommt weniger<br />
(dokumentärer und nicht-dokumentärer) Auslandszahlungs-verkehr zustande. Zudem<br />
kürzte die DZ BANK im Zuge der Wirtschaftskrise die Länderlimite, wodurch mit diesen<br />
Ländern weniger Geschäft möglich war.<br />
Auch der Sparkassensektor hat über Imageprobleme im Auslandsgeschäft geklagt.<br />
Ähnlich wie Genossenschaftsbanken sind viele Sparkassen zu klein, um eine<br />
entsprechende Kompetenz vorhalten zu können. Elf Sparkassen, zu denen große<br />
Häuser wie z. B. Duisburg, Essen oder Oberhausen gehören, haben seit dem 1. Juni<br />
2004 ihre Auslandstätigkeit an eine neu von ihnen gegründete Gesellschaft „S-<br />
International Rhein-Ruhr“ ausgelagert. Die Erträge konnten innerhalb der ersten<br />
zweieinhalb Jahre nach Bestehen um 57 % gesteigert werden. 116 Inzwischen bestehen<br />
in weiteren Regionen solche Kompetenzzentren. Die S-International Nürnberg, ein<br />
Kompetenzzentrum von fünf mittelfränkischen Sparkassen, die seit Juni 2007 agiert,<br />
konnte eine Ertragssteigerung in Höhe von 44 % verzeichnen. Neben diesen<br />
eigenständigen Gesellschaften bestehen außerdem weitere Kooperationsmodelle, bei<br />
denen kleinere Sparkassen mit größeren zusammenarbeiten. 117<br />
Die wirtschaftlichen Erfolge sowohl des Kompetenzzentrums Ausland als auch der S-<br />
International belegen, dass die Chancen am Markt des Auslandsgeschäfts auch durch<br />
Kooperationen genutzt werden können. 118 Möglicherweise entwickelt sich ein neuer<br />
Trend. Aufgrund der hohen Bedeutung des Auslandsgeschäfts darf es nicht<br />
vernachlässigt werden.<br />
116 Vgl. Wickel, Auslandsgeschäft, S. 20.<br />
117 Vgl. o. V., Sparkasse, S. 11.<br />
118 Vgl. Wickel, Auslandsgeschäft, S. 20.
Das Thema Outsourcing wird in der Literatur sehr kontrovers diskutiert. 119 Wichtig ist<br />
dabei, ob das Outsourcen mit Qualitätsverbesserungen verbunden ist. 120 Dies kann für<br />
die am Kompetenzzentrum Ausland teilnehmenden Banken eindeutig bejaht werden.<br />
Uwe Fröhlich (Präsident des BVR) ist der Meinung, dass die bestehenden<br />
Wettbewerbsnachteile der Volks- und Raiffeisenbanken durch ein selektives<br />
Outsourcing verringert werden können. 121<br />
3.3 Vertriebsoptimierung durch Firmenkundenmarketing<br />
Man kann zwischen internem und externem Marketing unterscheiden. Das<br />
Firmenkundenmarketing hat vor allem die Bankmitarbeiter, die den Kundenkontakt<br />
haben und das Erscheinungsbild der Bank nach außen prägen, als Adressaten<br />
(internes Marketing). Nur begrenzt kann dieses Erscheinungsbild mit Hilfe von zentraler<br />
Marketingkommunikation geändert werden (externes Marketing). 122<br />
Das Ziel des Firmenkundenmarketing ist es, „der Bank Wettbewerbsvorteile zu<br />
verschaffen und auf diesem Wege die Ertragsqualität des Firmenkundengeschäftes zu<br />
optimieren“. 123 Ein Wettbewerbsvorteil ist bei einer im Vergleich zu Wettbewerbern<br />
besseren Bedürfnisbefriedigung der Kunden vorhanden. Im Prinzip zielt die Bank darauf<br />
ab, sich dauerhaft einen qualitativ guten, das bedeutet, einen möglichst risikofreien und<br />
steigenden, Ertrag zu sichern. Den wichtigsten Schritt stellt dabei die<br />
Strategieformulierung dar. Die konkurrenzorientierte Strategie der Volksbank Donau-<br />
Neckar eG ist die Qualitätsstrategie. 124 Die Strategie wird durch den Marketing-Mix der<br />
Produkt-, Preis-, Vertriebs- und Kommunikationspolitik umgesetzt. 125 Diese werden im<br />
Folgenden zunächst kurz erläutert und anschließend mit einem Beispiel verdeutlicht.<br />
3.3.1 Produktpolitik<br />
Die Produktpolitik hat die marktgerechte Gestaltung des Leistungsangebots zur<br />
Aufgabe. 126 Dabei spielt die Kundensegmentierung eine wichtige Rolle, ebenso wie die<br />
folgenden Punkte:<br />
• Freundlichkeit und Kompetenz in der Beratung,<br />
119<br />
Eine Gegenüberstellung von Chancen und Risiken findet sich bei Kuhn, Outsourcing, S. 55.<br />
120<br />
Vgl. Krüger, Outsourcing, S. 9.<br />
121<br />
Vgl. Krüger, Outsourcing, S. 8.<br />
122<br />
Vgl. Koch, Firmenkundenmarketing, S. 247.<br />
123<br />
Koch, Firmenkundenmarketing, S. 246.<br />
124<br />
Vgl. Volksbank Donau-Neckar eG (Hrsg.), Geschäftsbericht, S. 4.<br />
125<br />
Vgl. Koch, Firmenkundenmarketing, S. 246, 250 und 253.<br />
126<br />
Vgl. Schneider, Marketing, S. 93.<br />
21
22<br />
• Schnelligkeit der Entscheidung,<br />
• zuverlässige Abwicklung sowie<br />
• zusätzliche Serviceangebote zu der eigentlichen Finanzdienstleistung, die den<br />
Firmenkunden entlasten. 127<br />
Für Kunden ist die Angebotsbreite im Vergleich zur Angebotstiefe, das heißt also eine<br />
individuelle Problemlösung allerdings ein viel wichtigeres Kriterium. 128<br />
Im Zuge der aktuellen Wirtschaftslage hat die DZ BANK zahlreiche Länderlimits<br />
gestrichen. Diese sind in Bezug auf Bestätigungen von Forfaitierungen von<br />
Exportgeschäften mit hinausgeschobener Zahlung notwendig. Eine große Anzahl von<br />
Länderlimits wurde auf die aktuelle Inanspruchnahme reduziert. Die Limits für Banken<br />
wurden in den Wachstumsmärkten in der Regel auf einige Banken beschränkt und in<br />
vielen Fällen auf die bisherige Inanspruchnahme reduziert. Deswegen wird es für das<br />
Kompetenzzentrum Ausland zunehmend schwieriger und in manchen Fällen sogar<br />
unmöglich, Geschäfte mit der Unterstützung der DZ BANK abzuwickeln. Als z. B. ein<br />
Brasilien-Akkreditiv mit einem Bestätigungsauftrag einging, konnte die DZ BANK das<br />
Akkreditiv nicht bestätigen, 129 weil das Bankenlimit nicht vorhanden war. Um<br />
konkurrenzfähig zu bleiben und das Geschäft trotzdem nach den Kundenwünschen<br />
auszuführen, versucht die Volksbank Donau-Neckar eG eigene weltweite Verbindungen<br />
aufzubauen, auch außerhalb der genossenschaftlichen Organisation. Der<br />
Bestätigungsauftrag wurde daher an die Skandifinanz Bank Aktiengesellschaft Zürich<br />
vermittelt. Durch die breite Aufstellung und weltweite Kontakte wird es möglich,<br />
Geschäfte auszuführen oder zu vermitteln, die für die Banken innerhalb des<br />
genossenschaftlichen Verbundes zu risikoreich sind. Wie die Befragung der Volks- und<br />
Raiffeisenbanken im vierten Kapitel zeigt, gehen viele der befragten Banken mit<br />
risikoreichen Geschäften auf diese Weise um. 130 Dadurch wird die Gefahr minimiert,<br />
den Kunden zu verlieren und es werden Erträge generiert. Gleichzeitig dient der Einsatz<br />
zur Erfüllung individueller Kundenbedürfnisse der Kundenbindung.<br />
Wie im nächsten Kapitel noch genauer beschriebenen wird, wurde eine<br />
Kontoverbindung zur JP Morgan Chase Bank aufgebaut, bei der die Volksbank Donau-<br />
127 Vgl. Koch, Firmenkundenmarketing, S. 261.<br />
128 Vgl. Engell, Firmenkundengeschäft, S. 18.<br />
129 Bei einem bestätigten Akkreditiv hat der Exporteur (zusätzlich zum abstrakten Schuldversprechen der<br />
Importeursbank) ein abstraktes Schuldversprechen einer Bank in seinem Land als Sicherheit. Vgl. Möller,<br />
Außenhandel, S. 81.<br />
130 Vgl. dazu Kapitel 5.8, Frage 5.2.
Neckar eG nun über ein bestimmtes Limit verfügt. Die JP Morgan Chase Bank leitet das<br />
Konsortium der Trade Bank of Iraq. Weil die DZ BANK 131 kein Konsortialmitglied der<br />
Trade Bank of Iraq 132 ist, konnte die Volksbank Donau-Neckar eG bisher keine<br />
Forfaitierungen oder andere Geschäfte mit Irak abwickeln. Herr Gunnar Maul schreibt<br />
auf der Wirtschaftsplattform Irak, dass, obwohl es weitere Möglichkeiten der<br />
Akkreditiveröffnung im Irak gibt, die Akkreditiveröffnung über das Konsortium in der<br />
Praxis der kostengünstigste und sicherste Weg ist. 133 So sieht es auch die Volksbank<br />
Donau-Neckar eG, die durch die Bankverbindung zur JP Morgan Chase Bank eine<br />
kostengünstige und einfache Alternative gefunden hat, Akkreditiveröffnungen im Irak<br />
abzuwickeln und somit Erträge, die sonst den Wettbewerbern zufließen würden, selbst<br />
generieren kann.<br />
Wie oben bei den Trends dargestellt, möchten die Kunden auch im Bereich des<br />
Auslandsgeschäfts elektronische Bankleistungen nutzen. Der Auslandszahlungsverkehr<br />
kann mit bestimmten Programmen auch auf elektronischem Weg an die Bank geschickt<br />
werden. Bei solchen Zahlungsaufträgen werden von den Mitarbeitern im<br />
Auslandsgeschäft nur noch der Kurs sowie der Ausführungsweg eingegeben. Da dies<br />
mit weniger Zeitaufwand verbunden ist, sind elektronisch eingereichte Zahlungen<br />
preiswerter als papierhaft vorliegende. Mit dem Programm VR-DokTrade kann der<br />
Kunde Dokumentenakkreditive selbst erstellen, die dann der Bank nur noch zugeschickt<br />
werden. Nach der Meinung von Karl-Heinz Hoppe wird es allerdings noch einige Zeit<br />
dauern, bis Fachwissen komplett durch Technik ersetzbar sein wird. 134 Das Programm<br />
VR-DokTrade wird den Firmenkunden der Volksbank Donau-Neckar eG allerdings nicht<br />
aktiv angeboten. Stattdessen kann der Kunde den Akkreditiv-Komplett-Service nutzen.<br />
Folgende Leistungen sind in dem Service inbegriffen:<br />
• Erstellung aller im Akkreditiv geforderten Dokumente,<br />
• Prüfung der Akkreditiv-Bedingungen auf Erfüllbarkeit,<br />
• Einholung von Beglaubigungen/Legalisierungen,<br />
• Mitwirkung bei Dokumenten, die von Dritten auszustellen sind,<br />
131<br />
Die Hypo Vereinsbank ist beispielsweise ein deutscher Vertreter im Konsortium.<br />
132<br />
Im Irak werden Akkreditive vor allem über die staatliche Trade Bank of Iraq (und bisher noch weniger<br />
über private Banken) eröffnet.<br />
133<br />
Da beispielsweise bei der Deutschen Bank Kreditlinien für die Trade Bank of Iraq vorhanden sind, ist<br />
es möglich, Akkreditive auch über diese Bank zu eröffnen. Jedoch sind hierbei die Finanzierungskosten<br />
höher, da das Länderrisiko von der Deutschen Bank höher eingeschätzt wird. Weiterhin sind auch<br />
Drittlandsabsicherungen über jordanische Banken denkbar, wobei Risikoabsicherungen nur in kleinerem<br />
Umfang möglich sind. Vgl. zu dieser Thematik Maul, Förderung.<br />
134<br />
Vgl. Hoppe, Auslandsgeschäft, S. 31.<br />
23
24<br />
• Mitwirkung bei der Änderung von Akkreditivbedingungen und<br />
• Überwachung des Geldeinganges.<br />
Die Zielgruppe dieses Produktes sind Exporteure ohne qualifiziertes Fachpersonal oder<br />
Exporteure, die die Dokumentenerstellung an Dritte auslagern möchten. Der Kunde<br />
profitiert in Form von Kosteneinsparungen und der Vermeidung von Fehlerquellen 135 .<br />
Außerdem wird er von administrativen Tätigkeiten entlastet. Die Volksbank profitiert in<br />
Form von Imagegewinnen und insofern, als aufwändiges Vorprüfen der Dokumente<br />
entfällt und Ertragszuwächse in Form eines zusätzlichen Entgelts für diesen Service<br />
generiert werden. 136 Gleichzeitig stellt dieses Angebot einen Akquisitionsansatz dar,<br />
denn viele Kunden wollen ihre Auslandsgeschäfte schon deswegen nicht mit einem<br />
Akkreditiv absichern, weil ihnen die Abwicklung zu kompliziert ist. Sowohl die Volksbank<br />
Main-Tauber eG, die mit ihrem Akkreditiv-Komplett-Service zu den ersten<br />
Genossenschaftsbanken gehörte, die dieses Produkt angeboten hat, als auch die<br />
Volksbank Donau-Neckar eG haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. 137<br />
Krempler und Hofbauer nennen die Standardisierung von Produkten als weitere<br />
Möglichkeit, Ergebnissteigerungen zu erreichen. Dies setzt voraus, dass mit einigen<br />
selektierten Produkten die Kundenbedürfnisse zum einem großen Teil abgedeckt sind<br />
und für diese Produkte eine Nachfrage von einer bestimmten Kundenanzahl besteht.<br />
Der Vorteil für die Kreditinstitute liegt in Kostensenkungspotentialen. Zudem kann damit<br />
eine klare Produktstrategie entwickelt werden. Grundsätzlich sind zwar alle<br />
Banksparten zur Standardisierung geeignet. 138 Bei der Volksbank Donau-Neckar eG<br />
laufen zwar grundsätzlich alle Prozesse standardisiert ab. Dennoch zeichnet sich das<br />
Kompetenzzentrum dadurch aus, dass auch individuelle Kundenwünsche erfüllt werden<br />
können, wie die oberen Beispiele belegen.<br />
3.3.2 Preispolitik<br />
Mittelständler erwarten von ihren Banken neben Fachkompetenz vor allem günstige<br />
Konditionen. 139 Die Preispolitik hat die Aufgabe, „Kundengruppen per strategischem<br />
Controlling nach ihrer Preisbelastbarkeit zu unterscheiden und ihnen die notwendigen<br />
135<br />
Mögliche Konsequenzen aus fehlerhaften Export-Akkreditiv-Dokumenten: Zeit- und Zinsverlust bei der<br />
Zahlung, erhöhte Kosten und Spesen, mögliche Abzüge, Käufer verweigert die Aufnahme beziehungsweise<br />
Zahlung, Importeur gelangt eventuell widerrechtlich an die Ware.<br />
136<br />
Bewertung durch Thomas Wolz anlässlich seiner Präsentation „Akkreditiv Komplett Service“ der Volksbank<br />
Main-Tauber eG.<br />
137<br />
Vgl. Hoppe, Auslandsgeschäft, S. 33.<br />
138<br />
Vgl. Krempler/Hofbauer, Gewerbegeschäft, S. 67.<br />
139<br />
Vgl. Engell, Firmenkundengeschäft, S. 20.
Kosten (Personal-, Sach-, Risiko- und Eigenkapitalkosten) gegenüberzustellen.“ 140<br />
Zudem müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein:<br />
• Möglichkeit der flexiblen Preisgestaltung bei einzelnen Kunden,<br />
• schnelle Reaktionsfähigkeit auf die Preise am Markt,<br />
• dezentrale Preissetzung,<br />
• dauerhafte Sicherung und Qualitätssteigerung des Ertrags sowie<br />
• die Nachfragesteuerung in die gewünschten Angebotsfelder. 141<br />
Das Kompetenzzentrum Ausland versucht durch verschiedene Maßnahmen, den<br />
Kunden möglichst attraktive Konditionen zu bieten. So wurde, wie bereits beschrieben,<br />
eine Kontoverbindung zur JP Morgan Chase Bank aufgebaut. Ein Ziel ist es dabei,<br />
Kosten für den Auslandszahlungsverkehr zu reduzieren. Der Zahlungsverkehr in US-<br />
Dollar kann über die JP Morgan Chase Bank günstiger abgewickelt werden, als über die<br />
DZ BANK. Somit können die geringeren Kosten in Form von günstigeren Preisen für<br />
Zahlungen in US-Dollar an Kunden weitergegeben werden. Laut dem aktuellen<br />
Preisverzeichnis kostet z. B. ein Export-Scheck mindestens 5,00 Euro. Das<br />
Kompetenzzentrum strebt das Ziel an, Zahlungsein- und -ausgänge mit einer<br />
geringeren Gebühr zu bepreisen, die ungefähr bei einem Euro liegen soll. Durch die<br />
günstigen Konditionen sollen die Kunden dazu bewegt werden, ihren gesamten US-<br />
Dollar-Zahlungsverkehr dauerhaft über das Kompetenzzentrum abzuwickeln.<br />
Insbesondere große Medizintechnikunternehmen mit hohen Zahlungseingänge und<br />
Zahlungsausgängen sollen akquiriert werden. Dadurch entstehen weitere<br />
Ertragsquellen durch Cross-Selling-Möglichkeiten, so beispielsweise Devisenkassa-,<br />
Devisentermin- und Devisenoptionsgeschäfte. Die neu aufgebaute Kontoverbindung<br />
mit der JP Morgan Chase Bank trägt also auf zwei Arten zur Ertragsoptimierung bei. Auf<br />
der einen Seite tragen die an die Kunden weitergegebenen günstigen Konditionen zur<br />
Kundenbindung bei und stellen einen Anreiz dar, den gesamten US-Dollar über das<br />
Kompetenzzentrum abzuwickeln. Auf der anderen Seite ergeben sich daraus wiederum<br />
Cross-Selling-Möglichkeiten.<br />
Weiterhin wurde eine Möglichkeit gesucht, um den Kunden bei Fremdwährungskrediten<br />
wettbewerbsfähige Konditionen bieten zu können. Dazu wurde mit der DZ Privatbank<br />
Schweiz ein neuer Partner gefunden. Denn im Vergleich zur DZ BANK International, die<br />
im genossenschaftlichen Verbund ist, sind die Konditionen bei der DZ Privatbank<br />
140 Koch, Firmenkundenmarketing, S. 263.<br />
141 Vgl. Koch, Firmenkundenmarketing, S. 263 f.<br />
25
26<br />
Schweiz meist um 20-30 Basispunkte günstiger. Dies kann an die Kunden<br />
weitergegeben werden, die günstigere Vergleichsangebote von Wettbewerbern<br />
vorliegen haben oder als Zusatzertrag generiert werden. 142<br />
Die Volksbank Donau-Neckar eG geht dazu über, Pauschalen für den Zahlungsverkehr<br />
anzubieten. Diese bedürfen einer zeitlichen Begrenzung von z. B. einem Jahr, denn<br />
sonst kann nicht gewährleistet werden, dass die Konditionen rentabel sind.<br />
Sonderkonditionen sind zudem für ausgewählte Kunden möglich.<br />
3.3.3 Kommunikationspolitik<br />
Die Ziele der Kommunikationspolitik lassen sich wie folgt formulieren:<br />
• Prägung des Images der Bank (abgeleitet aus der Marketingstrategie),<br />
• effektiver und effizienter Einsatz des Mix der Kommunikationsinstrumente sowie<br />
• Erarbeitung von qualifizierten Gesprächsaufhängern für die Firmenkunden-<br />
berater für Zielgeschäfte. 143<br />
Da den Großbanken insbesondere bei anspruchsvollen Produkten eine höhere<br />
Kompetenz zugetraut wird, 144 müssen die Volksbanken ihre Kompetenz stets nach<br />
außen kommunizieren. So wie die Volksbank Donau-Neckar eG sind auch die<br />
Sparkassen der Meinung, dass Kundenveranstaltungen dabei hilfreich sind. 145<br />
Mittelständische Unternehmen legen zudem viel Wert auf einen Informations- und<br />
Erfahrungsaustausch. Kundenveranstaltungen ermöglichen den Ausbau der<br />
persönlichen Kontakte zu den Firmenkunden. Das vorrangige Ziel von<br />
Kundenveranstaltung stellt die Verkaufsunterstützung dar, woraus sich drei Teilziele<br />
ableiten lassen: die Kontaktförderung, der Image- und Kompetenzaufbau sowie die<br />
Vermittlung von Fachinformationen. 146<br />
Die Volksbank Donau-Neckar eG versucht, die Kunden dahingehend zu sensibilisieren,<br />
dass sie sich über die Gefahren des Auslandsgeschäfts auch innerhalb von Europa<br />
bewusst werden. 147 Vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschaftskrise und den<br />
zunehmenden Insolvenzen sind eine Absicherung sowie ein funktionierendes<br />
Forderungsmanagement unabdingbar. Am 12. Mai 2009 fand in der Volksbank Donau-<br />
142<br />
So war der Zinssatz bei der DZ Privatbank Schweiz für einen Schweizer Franken-Fremdwährungskredit<br />
(sechs Monate Laufzeit, für 500.000,00-2.000.000,00, am 8. Juni 2009) um 0,05 Prozent günstiger<br />
als bei der DZ BANK International.<br />
143<br />
Vgl. Koch, Firmenkundenmarketing, S. 267.<br />
144<br />
Vgl. o. V., RAMA, Folie 8.<br />
145<br />
Vgl. Schindler, Internationales Geschäft, S. 32.<br />
146<br />
Vgl. Schmoll, Firmenkunden, S. 286.<br />
147<br />
Eine Darstellung der Risiken im EU-Binnenmarkt findet sich bei von Bernstorff, Europa, S. 9 ff.
Neckar eG eine Veranstaltung zum Thema „Forderungsmanagement international<br />
ausgerichteter Unternehmen“ statt. Eingeladen waren neben Firmenkunden und ihren<br />
Beratern auch Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, die als Multiplikatoren für ihre<br />
Mandanten dienen sollen. Referent war Herr Prof. Dr. Christoph Graf von Bernstorff. Als<br />
Professor für internationales Recht, Autor zahlreicher Fachbücher sowie Rechtsanwalt<br />
mit der Spezialisierung auf internationales Wirtschafts- und Vertragsrecht 148 konnte er<br />
die Zuhörer von der Notwendigkeit der Absicherung ihrer Auslandstätigkeiten<br />
überzeugen. Dabei machte er deutlich, dass Firmenkunden die Beratungs- und<br />
Produktleistungen der Kreditinstitute im Bereich des Auslandsgeschäfts in Anspruch<br />
nehmen sollten, um nicht in Liquiditätsnot zu geraten und im schlimmsten Fall von der<br />
Insolvenz bedroht zu werden. 149<br />
Die Veranstaltung führt zu Kundenzufriedenheit und trägt zur Kundenbindung bei. 150 Für<br />
die Volksbank Donau-Neckar eG war diese Veranstaltung ein Erfolg, denn die Produkte<br />
der Volksbank Donau-Neckar eG, wie beispielsweise Dokumenteninkassi und<br />
Dokumentenakkreditive, wurden indirekt vom Referent beworben.<br />
Als ein weiteres Beispiel für eine Veranstaltung im Bereich Firmenkundengeschäft lässt<br />
sich das „Steuerberaterfrühstück“, bei dem ausschließlich Vertreter der steuerberatenen<br />
Berufe eingeladen wurden, nennen. Dabei standen Zuschussprogramme und<br />
zinssubventionierte Fördermittel im Vordergrund. 151 Auch bei der Veranstaltung zum<br />
Thema „Forderungsmanagement“ wurde bewusst diese Zielgruppe eingeladen, denn<br />
die Volksbank Donau-Neckar eG misst einer engen Zusammenarbeit zwischen<br />
Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und dem Kreditinstitut, von der sowohl die<br />
Unternehmen als auch die Volksbank profitieren, eine hohe Bedeutung zu. Diese<br />
Meinung vertreten auch Herr Jürgen Böhnke, Vorstand der Volksbank Hildesheim eG<br />
sowie Herr Ulrich Müller, Steuerberater in Hildesheim. Wenn der Steuerberater als ein<br />
„externer Controller des Unternehmens“ 152 und die jeweilige Bank intensiv miteinander<br />
kooperieren, dann können durch die schnelle Beschaffung und Weiterleitung der<br />
notwendigen Informationen beispielweise Kredite schneller vergeben werden, was für<br />
den gemeinsamen Kunden von Vorteil ist. Von der Kundenzufriedenheit profitieren<br />
sowohl der Steuerberater, als auch die Hausbank. 153<br />
148<br />
Vgl. Volksbank Donau-Neckar eG, Forderungsmanagement international.<br />
149<br />
Vgl. o. V., Management.<br />
150<br />
Vgl. Schmoll, Firmenkunden, S. 286.<br />
151<br />
Vgl. o. V., Chancen.<br />
152<br />
Böhnke/Müller, Zusammenspiel, S. 75.<br />
153<br />
Vgl. Böhnke/Müller, Zusammenspiel, S. 75 f.<br />
27
28<br />
Ausschließlich Kundenveranstaltungen reichen allerdings nicht aus, um die Kompetenz<br />
nach außen zu kommunizieren. Hier gibt es Verbesserungsbedarf. So gibt es bisher<br />
keine einheitliche Werbung der DZ BANK für das Auslandsgeschäft. Als Grund wird<br />
dafür von der DZ BANK angegeben, dass diese den Kunden das Auslandsgeschäft<br />
individuell anbietet. 154 Allerdings ist es vor dem Hintergrund der Imageprobleme der<br />
Volks- und Raiffeisenbanken im Auslandsgeschäft kein hinreichender Grund. Auch vom<br />
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken existiert keine<br />
einheitliche Werbung. Dagegen bekämpfen die Sparkassen ihre Imageprobleme seit<br />
2008 erstmals durch überregionale Online- und Print-Werbung. Unterstützend wirken<br />
dabei die internationalen Aktionswochen, die im März durchgeführt werden und an<br />
denen viele Veranstaltungen angeboten werden. 155 Die diesjährige Kommunikations-<br />
offensive steht unter dem Slogan „International besser ankommen“ und beinhaltet<br />
verschiedenste Marketinginstrumente und Medieneinsätze, z. B. einen Verbund-Flyer<br />
auf einem Flugticket oder einen Filmspot. Darüber hinaus wurde ein<br />
Umsetzungsleitfaden mit Checklisten, Praxisbeispielen und Umsetzungshilfen zu den<br />
verschiedenen Veranstaltungsformen erarbeitet. Durch solche – natürlich auch<br />
kostenintensive – Maßnahmen soll der Wettbewerb abgeschottet werden und<br />
Imagegewinne eingefahren werden. 156<br />
3.3.4 Distributionspolitik<br />
Die Ziele der Distributionspolitik lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
• Der Vertrieb muss über das immer komplexere Wissen verfügen.<br />
• Systematische Potentialerschließung und -ausschöpfung.<br />
• Lenkung der Akquisitionskosten.<br />
Das komplexe Know-how kann über eine Aus- und Weiterbildung sowie über die<br />
externe Personalrekrutierung sichergestellt werden. 157 Da immer mehr Volks- und<br />
Raiffeisenbanken ihr Auslandsgeschäft an die DZ BANK auslagern, 158 gibt es aufgrund<br />
mangelnder Nachfrage nach Fortbildungsangeboten auch nicht genügend<br />
Weiterbildungsangebote zu diesem Thema. 159 Für die Genossenschaftsbanken, die ihr<br />
154<br />
Aussage vom Herrn Rolf Adams, Auslandsabteilung der DZ BANK, in einem Telefonat vom 05.06.09.<br />
155<br />
Vgl. o. V., Kompetenzen, S. 3.<br />
156<br />
Vgl. o. V., Aktionswochen, S. 19.<br />
157<br />
Vgl. Koch, Firmenkundenmarketing, S. 257 f.<br />
158<br />
Während 2006 noch 266 Volks- und Raiffeisenbanken am RAMA-Konzept teilnahmen, waren es 2007<br />
272 und 2009 bereits 275 Kreditgenossen. (Stand 31.03.09). Information laut Johannes Godbarsen (DZ<br />
BANK).<br />
159<br />
Siehe dazu Kapitel 4.7.
Auslandsgeschäft aber bisher selbst abwickeln, ist ein breites Weiterbildungsangebot<br />
unabdingbar. Es ist dabei auch wichtig, dass die Firmenkundenbetreuer sich auf diesem<br />
Gebiet besser auskennen und sich trauen, ihre Kunden zu diesem Thema mehr<br />
anzusprechen.<br />
Um systematisch das Potential im eigenen Kundenbestand zu erschließen, wird bei der<br />
Volksbank Donau-Neckar eG bei den Bestandskunden im Rahmen der Bilanzanalyse<br />
auch der Auslandsumsatz, der als eine Darunter-Position zum Nettoumsatz<br />
ausgewiesen wird, untersucht. Nach den §§ 285 Nr. 4 und 314 Abs. 1 Nr. 3 HGB haben<br />
große Kapitalgesellschaften, Kapitalgesellschaften & Co. sowie Konzerne die<br />
Umsatzerlöse im Anhang nach Tätigkeitsbereichen und geografisch bestimmten<br />
Märkten aufzuteilen.<br />
Der zweite Schritt besteht darin zu überprüfen, wie viel Prozent des Auslandsumsatzes<br />
über die Volksbank Donau-Neckar eG abwickelt werden. Wenn es nur ein geringer Teil<br />
ist oder alles von Wettwerbern durchgeführt wird, dann versucht der<br />
Firmenkundenberater den Kunden im Rahmen einer Bilanzbesprechung oder eines<br />
Strategiegespräches für die Volksbank Donau-Neckar eG zu gewinnen und an den<br />
Auslandsspezialisten überzuleiten. Die Bilanzanalyse gibt Hinweise, die Erträge im<br />
Auslandsgeschäft zu erhöhen. Allerdings werden diese nicht von allen<br />
Firmenkundenberatern konsequent genutzt, wie es die empirische Studie im vierten<br />
Kapitel 160 noch belegen wird.<br />
Lenkung der Akquisitionskosten bedeutet, dass möglichst geringe Kosten durch<br />
vergebliche Akquisitionsversuche anfallen. Das kann auf der Personalkostenebene<br />
bedeuten, dass ein Nachwuchs-Firmenkundenbetreuer mit vergleichsweise niedrigen<br />
Lohnkosten Kunden betreut, die eher klein und weniger ertragreich sind. Dafür soll der<br />
Senior-Firmenkundenberater mit höheren Lohnkosten die ertragreicheren Firmen-<br />
kunden betreuen. 161<br />
Dies wird in der Volksbank Donau-Neckar eG zwar so gehandhabt. Allerdings soll die<br />
Kundensegmentierung noch präzisiert werden. Dann werden Firmenkunden innerhalb<br />
ihrer Gruppe (also Geschäfts-, Gewerbe- und Firmenkunden) nach Potential aufgeteilt<br />
und Betreuungsfrequenzen definiert. Beispielsweise soll ein Kunde mit hohem Potential<br />
einmal im halben Jahr kontaktiert werden. 162 Es soll – in Abhängigkeit von seinen<br />
160 Siehe dazu die Auswertung der Frage 3.8.<br />
161 Vgl. Koch, Firmenkundenmarketing, S. 259.<br />
162 Das gilt für den Firmenkundenbereich im Allgemeinen, wird aber nicht speziell bei den Kunden im<br />
Auslandsgeschäft durchgeführt.<br />
29
30<br />
Bedürfnissen – aktiv auf den Kunden zugegangen werden. Dass solch eine<br />
Feinsegmentierung, die nicht nur das Volumenkriterium berücksichtigt, wichtig ist, wird<br />
auch in der Literatur bestätigt. 163<br />
3.4 Rolle des Firmenkundenbetreuers<br />
Es ist für Banken sehr schwierig, sich von der Konkurrenz abzuheben. Denn über<br />
Produkte, Preise, Werbung oder die gewählten Absatzwege ist eine Differenzierung<br />
kaum möglich. Als einziges Differenzierungsmerkmal bleibt der Firmenkundenberater.<br />
Wenn die Beziehung zwischen dem Kunden und seinem Berater stimmt und wenn sich<br />
der Firmenkunde gut beraten fühlt, entsteht Vertrauen zum Berater und zur Bank.<br />
Daraus folgen geringere Transaktionskosten. Die Beziehungsqualität ergibt sich aus der<br />
Zufriedenheit und dem Vertrauen des Kunden. Der Verkaufserfolg hängt von Faktoren<br />
wie z. B. Fähigkeiten, Motivation, persönlichen Faktoren, Befähigungen und<br />
Rollenkonstrukten ab. In der Regel werden die Bankleistungen dabei von den<br />
Kundenberatern in Kooperation mit den Produktspezialisten erstellt. Die<br />
Zusammenarbeit ist „in hohem Maße erfolgskritisch“ 164 . Diese interne Beziehung muss<br />
aktiv gestaltet werden, wobei Vertrauen und Zufriedenheit von großer Bedeutung<br />
sind. 165<br />
Auch im Bereich des Auslandsgeschäfts ist eine ständige und enge Zusammenarbeit<br />
zwischen den Auslandsspezialisten und den Firmenkundenberatern eine<br />
Voraussetzung dafür, dass die Firmenkundenberater sensibilisiert sowie informiert sind<br />
und somit den Kundenbedarf in Auslandsangelegenheiten erkennen. Aus diesen<br />
Gründen nimmt der Auslandsspezialist regelmäßig an Sitzungen der Firmenkunden-<br />
berater teil. Dort werden aktuelle Änderungen aus dem Bereich Auslandsgeschäft<br />
mitgeteilt, so z. B. starke Veränderungen von Fremdwährungskursen oder es werden<br />
Best-Practise-Beispiele vorgestellt.<br />
Um den Vertriebserfolg zu steigern, ist es wichtig, das Auslandsgeschäft in das<br />
Zielsystem der Firmenkundenberater zu integrieren und zwar so, dass diese Ziele nicht<br />
durch andere Bereiche ersetzt werden können. Außerdem ist ein entsprechendes<br />
Zielcontrolling notwendig. 166 Hier ist bei der Volksbank Donau-Neckar eG<br />
Optimierungsbedarf zu erkennen. Zwar ist das Auslandsgeschäft in die Profit-Center-<br />
Rechnung eines jeden Firmenkundenberaters integriert, jedoch zählt es zu dem Punkt<br />
163 Vgl. Benölken, Strategien, S. 101 und 167.<br />
164 Menk, Erfolgsfaktor, S. 205.<br />
165 Vgl. Menk, Erfolgsfaktor, S. 203 ff.<br />
166 Vgl. o. V., Kompetenzen, S. 3.
„Zahlungsverkehr“ und kann durch Erträge aus anderen Geschäftsfeldern substituiert<br />
werden, ohne dass es Auswirkungen auf den gesamten Zielerreichungsgrad und die<br />
Entlohnung hat. Der Grund dafür liegt laut dem Firmenkundenleiter der Volksbank<br />
Donau-Neckar eG, Herrn Hans-Jürgen Schneck, darin, dass die Erträge aus dem<br />
Auslandsgeschäft früher aufgrund der geringen Größenordnung eine untergeordnete<br />
Rolle spielten und daher nicht als Steuerungsinstrument verwendet werden. Es ist<br />
jedoch geplant, das Auslandsgeschäft separat auf der Profitcenter-Rechnung<br />
aufzuführen, sobald die Erträge daraus höher sind. An dieser Stelle ist zu hinterfragen,<br />
ob es sinnvoll ist, bereits jetzt das Auslandsgeschäft als Steuerungsinstrument zu<br />
benutzen, um auf diese Weise mehr Anreize für die Firmenkundenberater zu schaffen,<br />
das Auslandsgeschäft zu forcieren. Auch ist der Frage nachzugehen, ob es möglich ist,<br />
das Auslandsgeschäft so in die Profitcenter-Rechnung einzugliedern, dass es nicht mit<br />
anderen Erträgen verrechnet wird. Die Ertragsplanung sollte dabei potentialorientiert<br />
erfolgen.<br />
4 Ergebnisse der Befragung zum Auslandsgeschäft der Volks- und<br />
Raiffeisenbanken<br />
4.1 Zielsetzung<br />
Da das Auslandsgeschäft der Volks- und Raiffeisenbanken bisher eine eher<br />
untergeordnete Rolle spielt, sind in der Literatur keine Studien zu diesem Thema zu<br />
finden.<br />
Mit der Umfrage soll die Organisation, die Bedeutung sowie die Herausforderungen des<br />
Auslandsgeschäfts bei den Volks- und Raiffeisenbanken ermittelt werden.<br />
4.2 Auswahl der Adressaten und Ermittlung der Rücklaufquote<br />
Die Befragung wurde durch den Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband<br />
e. V. den 242 Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg 167 zur Verfügung<br />
gestellt. Außerdem wurde der Fragebogen bei einem Arbeitskreis, an dem 20 Leiter des<br />
Auslandsgeschäfts teilnahmen, ausgeteilt. Darüber hinaus wurde der Fragebogen an<br />
die 25 bundesweit (mit Ausnahme Baden-Württembergs) nach der Bilanzsumme per<br />
31.12.2008 größten Volks- und Raiffeisenbanken 168 versendet. Insgesamt wurden 287<br />
Banken befragt.<br />
167 Vgl. o. V., Volks- und Raiffeisenbanken.<br />
168 Auswahl gemäß der Übersicht des BVR per Ende 2008. Vgl. Bundesverband der Deutschen Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken, Alle Volks- und Raiffeisenbanken.<br />
31
32<br />
Die Rücklaufquote wurde jeweils für die drei unterschiedlichen Adressaten errechnet<br />
und kumuliert dargestellt. Die 96 beantworteten Fragebögen ergeben eine<br />
Rücklaufquote von 33 %. Acht Fragebögen wurden nicht gewertet, somit ergibt sich<br />
eine tatsächliche Rücklaufquote von 31 %. Diese Quote kann als repräsentativ<br />
angesehen werden.<br />
Tab. 3: Rücklaufquote<br />
Anzahl der<br />
Adressaten<br />
Anzahl der<br />
Rückläufe<br />
Bundesweit Baden-<br />
Württemberg<br />
Arbeitskreis<br />
Ausland<br />
Gesamt<br />
25 242 20 287<br />
12 79 5 96<br />
Rücklaufquote 48 % 33 % 25 % 33 %<br />
Davon nicht<br />
gewertet<br />
Tatsächliche<br />
Rücklaufquote<br />
4.3 Fragebogen<br />
0 8 0 8<br />
48 % 29 % 25 % 31 %<br />
Auf den folgenden Seiten ist der Fragebogen abgebildet, der im Rahmen der<br />
Bachelorarbeit an die genannten Banken verschickt wurde.<br />
Vorbemerkung: Das Auslandsgeschäft im Sinne dieser Umfrage umfasst den<br />
Auslandszahlungsverkehr (dokumentär und nicht-dokumentär), Devisengeschäfte, den<br />
Einsatz von Derivaten im Zins- und Währungsbereich, Garantien, die Beratung über<br />
Kreditierung und Absicherung bei Import- und Exporttransaktionen sowie<br />
Auslandsinvestitionen und das Zurverfügungstellen von Informationen (z. B.<br />
Länderberichte).<br />
1. Fragen zur Struktur Ihres Auslandsgeschäfts<br />
1.1 Welche Bilanzsumme hat Ihr Kreditinstitut?<br />
□ Bis 500 Mio. Euro<br />
□ 500 Mio. – 1,0 Mrd. Euro<br />
□ 1,0 Mrd. – 1,5 Mrd. Euro<br />
□ Über 1,5 Mrd. Euro<br />
1.2 Wie ist Ihr Auslandsgeschäft organisiert?<br />
□ Eigene Auslandsabteilung im Haus<br />
□ Zusammenarbeit mit der Zentralbank (z. B. im Rahmen von RAMA-Verträgen)<br />
□ Auslandsgeschäft wird gar nicht angeboten
□ Sonstiges:…………………………………………………………………………<br />
1.3 Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Ihre Bank im Auslandsgeschäft?<br />
• Firmenkundenberater (die auch Produkte des Auslandsgeschäfts vertreiben):<br />
• Mitarbeiter in internen Abteilungen (im Auslandsgeschäft)<br />
1.4 Wie ist Ihr Devisenhandel organisiert?<br />
□ Spezialist(en) innerhalb der Auslandsabteilung<br />
□ Spezialist(en) innerhalb des Treasury<br />
□ Gar nicht vorhanden<br />
□ Sonstiges:<br />
……………………………………………………………………………………<br />
1.5 Sind interne Spezialisten vorhanden, die ausschließlich das Auslandsgeschäft<br />
betreuen?<br />
□ Ja<br />
□ Nein<br />
□ Sonstiges:…………………………………………………………………………<br />
1.6 Welche Dienstleistungen bieten Sie Ihren Kunden im Bereich Auslandsgeschäft<br />
an?<br />
□ Abwicklung des Auslandszahlungsverkehrs<br />
□ Dokumentäres Geschäft<br />
□ Exportfinanzierung<br />
□ Zinsmanagement<br />
□ Währungsmanagement<br />
□ Rohstoffmanagement<br />
□ Fremdwährungskredit<br />
□ Fremdwährungsanlagen<br />
□ Länderberatung<br />
□ Sonstiges:…………………………………………………………………………<br />
2. Bedeutung des Auslandsgeschäfts<br />
2.1 Wie viel Prozent des Ertrags im Firmenkundengeschäft entfällt ungefähr auf das<br />
Auslandsgeschäft?<br />
□ über 10 %<br />
□ über 5 %<br />
□ bis 5 %<br />
33
34<br />
2.2 Sehen Sie das Auslandsgeschäft als eine wichtige Ertragsquelle?<br />
□ Ja<br />
□ Nein<br />
2.3 Wie schätzen Sie das Ertragspotential des Geschäftsfeldes Auslandsgeschäft in<br />
der Zukunft ein?<br />
□ Zunahme des Ertrags über 10 %<br />
□ Zunahme des Ertrags um bis zu 10 %<br />
□ Gleich bleibender Ertrag<br />
□ Abnahme des Ertrags um bis zu 10 %<br />
□ Abnahme des Ertrags über 10 %<br />
2.4 Ist das Auslandsgeschäft ein Teil der Produktstrategie Ihres Hauses?<br />
□ ja<br />
□ nein<br />
2.5 Welche Potenziale sehen Sie im Auslandsgeschäft?<br />
□ Imagegewinn<br />
□ Ertragserhöhung<br />
□ Ausbau der Kundenbeziehung/Kundenbindung<br />
□ Cross-Selling-Möglichkeiten<br />
□ Sonstiges:…………………………………………………………………………<br />
2.6 Sehen Sie die Gefahr, Kunden zu verlieren, die ihr Auslandsgeschäft bei einer<br />
anderen Bank abwickeln?<br />
1 2 3 4 5<br />
Auf jeden Fall Eher ja Vielleicht Eher nein Auf keinen Fall<br />
2.7 Bestehen durch das Auslandsgeschäft Ihrer Meinung nach vermehrt Cross-<br />
Selling-Möglichkeiten?<br />
□ Ja, und zwar folgende:……………………………………………………………<br />
□ Nein<br />
□ Kann ich im Moment nicht beurteilen<br />
3. Aktuelle Situation Ihres Kreditinstituts in Bezug auf das Auslandsgeschäft<br />
3.1 Wie viel Prozent Ihrer Firmenkunden haben Ihr Kreditinstitut als<br />
Hauptbankverbindung?<br />
0% 50% 100%
3.2 Wie viel Marktanteil hat Ihr Institut ungefähr im Bereich Auslandsgeschäft?<br />
0% 5% 10 % 15% 20%<br />
3.3 In welchen Bereichen sehen Sie Verbesserungsbedarf?<br />
□ Kein Verbesserungsbedarf<br />
□ Qualität/Kompetenz der Mitarbeiter<br />
□ Aktivität der Mitarbeiter<br />
□ Änderung der Geschäftsstrategie<br />
□ Änderung der Struktur der Zusammenarbeit mit der DZ/WGZ Bank<br />
□ Höhere Kapazitäten / mehr Mitarbeiter<br />
□ Image der Volks- und Raiffeisenbanken<br />
□ Zusammenarbeit zwischen Firmenkundenbetreuer und Spezialisten im<br />
Auslandsgeschäft<br />
□ Sonstiges:<br />
……………………………………………………………………………………<br />
3.4 Glauben Sie durch eine Reorganisation Ihres Auslandsgeschäfts eine<br />
Ertragssteigerung erreichen zu können?<br />
1 2 3 4 5<br />
Auf jeden Fall Eher ja Vielleicht Eher nein Auf keinen Fall<br />
3.5 Würden Sie die Organisation Ihres Auslandsgeschäfts ändern, um eine bessere<br />
Marktbearbeitung zu erreichen?<br />
1 2 3 4 5<br />
Auf jeden Fall Eher ja Vielleicht Eher nein Auf keinen Fall<br />
3.6 Wären Sie zu einer Kooperation mit anderen Volks- und Raiffeisenbanken im<br />
Bereich Auslandsgeschäft bereit?<br />
1 2 3 4 5<br />
Auf jeden Fall Eher ja Vielleicht Eher nein Auf keinen Fall<br />
3.7 Wenn Sie zu einer Kooperation bereit wären, welche Faktoren wären Ihnen<br />
dabei wichtig?<br />
□ ……………………………………………………………………………………<br />
□ …………………………………………………………………………<br />
35
36<br />
3.8 Sprechen Ihre Firmenkundenberater ihre Kunden aktiv auf das Auslandsgeschäft<br />
an?<br />
Immer meistens selten nie<br />
3.9 Wenn die Firmenkundenberater ihre Kunden selten oder nie auf das<br />
Auslandsgeschäft ansprechen, welche Voraussetzungen müssen für eine<br />
aktivere Ansprache gegeben sein?<br />
□ Mehr Potential/Nachfrage<br />
□ Mehr Kapazität/Mitarbeiter<br />
□ Stärkere Ertragsanreize<br />
□ Höhere Kompetenz der Mitarbeiter<br />
□ Mehr Unterstützung durch die DZ/WGZ Bank<br />
□ Mehr Fort- und Weiterbildungsangebote im Bereich Auslandsgeschäft<br />
□ Sonstiges:…………………………………………………………………………<br />
3.10 Wo sehen Sie die Herausforderungen einer aktiveren Marktbearbeitung?<br />
□ Momentane Wirtschaftslage<br />
□ Starker Preiswettbewerb<br />
□ Unzureichende Qualität / Kompetenz der Mitarbeiter<br />
□ Keine freien Kapazitäten<br />
□ Hohes Risiko / Kreditlinie<br />
□ Image der Volks- und Raiffeisenbanken<br />
□ Sonstiges:…………………………………………………………………………<br />
3.11 Mit welcher Schulnote würden Sie die Unterstützung der DZ/WGZ Bank in<br />
Auslandsangelegenheiten benoten?<br />
1 2 3 4 5<br />
Verbesserungspotenzial:<br />
………………………………………………………………………………………..<br />
3.12 Welches Kreditinstitut ist momentan Ihr größter Wettbewerber im Bereich<br />
Auslandsgeschäft?<br />
□ Sparkasse<br />
□ Deutsche Bank<br />
□ UniCredit Group<br />
□ LBBW<br />
□ Commerzbank/Dresdner Bank<br />
□ Sonstige:………………………………………………………………………………
3.13 Welche Leistungen der DZ/WGZ Bank nehmen Sie im Bereich Auslands-<br />
geschäft in Anspruch?<br />
□ Direkte Beratung Ihrer Kunden in Auslandsangelegenheiten<br />
□ Betreuung Ihrer Firmenkundenberater und Mitarbeiter in Auslandsfragen<br />
□ Abwicklung des Auslandszahlungsverkehrs und sonstigen Geschäften<br />
□ Unterstützung bei Kundenveranstaltungen<br />
□ Sonstiges: ……………………………………………………………...…………<br />
4. Frage zum Fortbildungsangebot<br />
Wie sehr sind Sie mit dem Fortbildungsangebot der GENO-Akademie im Bereich<br />
Auslandsgeschäft zufrieden?<br />
1 2 3 4 5<br />
Sehr zufr. Eher zufr. Unentschieden Eher unzufr. Sehr unzufr.<br />
□ Folgende Veranstaltungen sind meiner Meinung nach wünschenswert:<br />
……………………………………………………………………………………<br />
5. Aktuelle Wirtschaftskrise und ihre Auswirkungen<br />
5.1 Inwiefern wirkt sich die aktuelle Wirtschaftslage auf Ihr Auslandsgeschäft aus?<br />
□ Keine Auswirkung<br />
□ Rückgang der Erträge<br />
□ Rückgang der Aufträge<br />
□ Erhöhter Beratungsbedarf (z. Bsp. wegen gestiegener Länderrisiken)<br />
□ Sonstiges:…………………………………………………………………………<br />
5.2 Wenn Sie negative Auswirkungen registriert haben, mit welchen Mitteln<br />
versuchen Sie, diese zu kompensieren?<br />
□ Kein Auslandsgeschäft mehr anbieten<br />
□ Konzentration auf Auslandszahlungsverkehr und risikoarme Geschäfte<br />
□ Risikoreichere Geschäfte werden an Dritte vermittelt<br />
□ Verstärktes Zugehen auf Kunden (z. Bsp. wegen des erhöhtes<br />
Beratungsbedarfs)<br />
□ Sonstiges:…………………………………………………………………………<br />
5.3 Schätzen Sie die aktuelle Wirtschaftskrise eher als Chance oder eher als Risiko<br />
für Ihr Auslandsgeschäft ein?<br />
□ Chance, weil……………………………………………………………………...<br />
□ Risiko, weil……………………………………………………………………….<br />
□ Keine Meinung<br />
□ Kann man schwer einschätzen<br />
37
38<br />
5.4 Haben Sie ein verändertes Kundenverhalten bezüglich Derivaten bemerkt?<br />
□ Ja. Inwiefern?<br />
……………………………………………………………………………<br />
□ Nein<br />
□ Keine Meinung<br />
6. Aktuelle Herausforderungen<br />
6.1 Welchen Herausforderungen müssen sich die Banken im Auslandsgeschäft Ihrer<br />
Meinung nach stellen?<br />
□ Zunehmender Preiswettbewerb bei Standardprodukten (Kontokorrentkonto<br />
usw.)<br />
□ Wegfall der Erträge im Auslandszahlungsverkehr durch SEPA-Einführung<br />
□ Steigende Anforderungen an die Beratungsqualität („informierte Kunden“)<br />
□ Weltweite Abwicklung des Auslandsgeschäfts durch die Hausbank<br />
□ Höhere Komplexität aufgrund strengerer gesetzlicher Auflagen<br />
□ Aggressive Markteintritte ausländischer Banken<br />
□ Höhere Anforderungen an die Sicherheit (Phishing, Kartenmissbrauch)<br />
□ Innovative Finanzierungsinstrumente werden vermehrt nachgefragt<br />
□ Sonstiges:<br />
……………………………………………………………………………………<br />
6.2 Wie gut sind die Mitarbeiter auf die oben genannten Herausforderungen<br />
vorbereitet?<br />
1 2 3 4 5<br />
sehr gut gut mittelmäßig eher schlecht sehr schlecht
4.4 Ergebnisse des Umfrageteils 1: Struktur des Auslandsgeschäfts<br />
Im ersten Umfrageteil werden allgemeine Fragen zur Bilanzsumme und zur<br />
Organisation des Auslandsgeschäfts gestellt. Es soll damit die Struktur des<br />
Auslandsgeschäfts in Abhängigkeit von der Größe der Kreditinstitute herausgefunden<br />
werden. Gute Ergebnisse werden regelmäßig bei Zuordnung zum Firmenkunden-<br />
geschäft erreicht. Wenn das Auslandgeschäft nur einen Teil des Zahlungsverkehrs<br />
darstellt, können außerhalb des Auslandszahlungsverkehrs so gut wie keine Erträge<br />
generiert werden.<br />
Abb. 3: Frage 1.1: Welche Bilanzsumme hat Ihr Kreditinstitut?<br />
15%<br />
19%<br />
20%<br />
46%<br />
Bis 500 Mio. €<br />
500 Mio. - 1,0<br />
Mrd. €<br />
1,0 Mrd. - 1,5<br />
Mrd. €<br />
Über 1,5 Mrd. €<br />
Die Größe der Kreditinstitute spielt eine wichtige Rolle für das Auslandsgeschäft. Je<br />
höher die Bilanzsumme, desto bedeutender ist das Auslandsgeschäft. Mit zunehmender<br />
Größe der Bank hat diese gewöhnlich auch mehr Know-How im Auslandsgeschäft und<br />
mehr größere Firmenkunden, die international ausgerichtet sind.<br />
46 % der an der Umfrage teilnehmenden Banken haben eine Bilanzsumme unter 500<br />
Mio. Euro. Die kleinste Gruppe mit 15 % bilden die Volks- und Raiffeisenbanken mit<br />
einer Bilanzsumme von 1,0 Mr. Euro – 1,5 Mrd. Euro. Es sind alle Bilanzgrößen<br />
abgebildet: Es kann von einer Repräsentativität ausgegangen werden.<br />
39
40<br />
Abb. 4: Frage 1.2: Wie ist Ihr Auslandsgeschäft organisiert?<br />
bis 500 Mio. 500 Mio. - 1,0 Mrd. € 1,0 Mrd. - 1,5 Mrd. € Über 1,5 Mrd. €<br />
Sonstiges<br />
Auslandsgeschäft wird gar nicht angeboten<br />
Eigene Auslandsabteilung und Zusammenarbeit<br />
mit Zentralbank<br />
Zusammenarbeit mit der Zentralbank (z. B. im<br />
Rahmen von RAMA-Verträgen)<br />
Eigene Auslandsabteilung im Haus<br />
0%<br />
0%<br />
0%<br />
0%<br />
0%<br />
0%<br />
0%<br />
5%<br />
5%<br />
15%<br />
15%<br />
12%<br />
12%<br />
28%<br />
28%<br />
38%<br />
44%<br />
Durch die Frage 1.2 soll ermittelt werden, wie das Auslandsgeschäft in Abhängigkeit<br />
von der Bilanzsumme der Kreditinstitute organisiert ist. Man kann eindeutig einen<br />
Zusammenhang zwischen der Größe des Kreditinstituts und der Organisation des<br />
Auslandgeschäfts erkennen. Auffallend ist dabei, dass das Auslandsgeschäft – selbst<br />
wenn es sich dabei nur um den Auslandszahlungsverkehr handelt – von allen befragten<br />
Kreditinstituten angeboten wird. Das Auslandsgeschäft gewinnt mit zunehmender<br />
Größe des Kreditinstituts an Bedeutung. Diese Tatsache kann man in der Abb. 2 daran<br />
erkennen, dass mit zunehmender Bilanzgröße mehr eigene Auslandsabteilungen im<br />
Hause bestehen. So haben z. B. 76 % der Kreditinstitute mit einer Bilanzsumme über<br />
1,5 Mrd. Euro eine eigene Auslandsabteilung, während nur 5 % der kleinen Volks- und<br />
Raiffeisenbanken mit einer Bilanzsumme bis 500 Mio. Euro eine eigene<br />
Auslandsabteilung haben. Diese Banken arbeiten zu 75 % mit der genossen-<br />
schaftlichen Zentralbank (auf Basis von RAMA-Verträgen) zusammen. Einige der<br />
befragten Kreditinstitute unterhalten (zusätzlich zur RAMA-Zusammenarbeit) eigene<br />
kleinere Auslandsabteilungen, die vor allem den Auslandszahlungsverkehr bearbeiten.<br />
Bei einer Volksbank, die einen RAMA-Vertrag hat, ist der Auslandszahlungsverkehr im<br />
Inlandszahlungsverkehr integriert.<br />
Eine Volks- oder Raiffeisenbank erledigt ihr Auslandsgeschäft „nebenbei“ und bei einer<br />
weiteren besteht das Auslandsgeschäft „nur in geringem Umfang“. Außerdem gibt es<br />
eine Bank, die das Auslandsgeschäft im Inlandszahlungsverkehr und eine, die es in der<br />
Anlageberatung abwickelt. Bei einer weiteren Bank wird das Auslandsgeschäft „auf<br />
Anfrage“ durchgeführt. Weiterhin gibt es eine Bank, deren Auslandsabteilung aus einem<br />
46%<br />
75%<br />
76%
„Team mit 1,5 Arbeitskräften mit Zusatzaufgaben“ besteht. Diese Aussagen wurden<br />
unter der Antwortmöglichkeit „Sonstiges“ erfasst. Darunter fällt auch die Antwort der<br />
Volksbank Donau-Neckar eG, die ein Kompetenzzentrum Ausland führt sowie die<br />
Antwort einer Bank, die nur den Auslandszahlungsverkehr anbietet.<br />
An der Abb. 2 ist die Tendenz erkennbar, dass Banken mit zunehmender Größe ihr<br />
Auslandsgeschäft „selbst in die Hand“ nehmen und weniger zu Kooperationen mit der<br />
genossenschaftlichen Zentralbank bereit sind.<br />
Mit der Frage 1.3 sollte die Mitarbeiteranzahl im Auslandsgeschäft untersucht werden.<br />
Zunächst wurde nach Firmenkundenberatern, die auch Produkte des Auslands-<br />
geschäfts vertreiben, gefragt. Grundsätzlich vertreiben Firmenkundenberater nicht aktiv<br />
Produkte des Auslandsgeschäfts, sondern bei Bedarfserkennung 169 erfolgt die<br />
Überleitung an die Spezialisten der DZ BANK (im Rahmen der RAMA-Zusammenarbeit)<br />
oder (bei Bestehen einer eigenen Auslandsabteilung) an die eigenen<br />
Auslandsspezialisten. Die Anzahl der Spezialberater bei Führung einer eigenen<br />
Auslandsabteilung liegt, ebenfalls abhängig von der Bilanzsumme, zwischen einem und<br />
fünf Mitarbeitern. Die Potenzialausschöpfung hängt auch davon ab, in wieweit die<br />
Vertriebsmitarbeiter von Mitarbeitern im Back-Office-Bereich unterstützt werden. Die<br />
Anzahl der Mitarbeiter in internen Bereichen wurde im zweiten Teil der Frage 1.3<br />
abgefragt.<br />
169 Das Auslandsgeschäft der Firmenkunden wird z.B. im Rahmen eines regelmäßigen Strategiegesprächs<br />
von den Firmenkundenberatern angesprochen.<br />
41
42<br />
Abb. 5: Frage 1.3 (zweiter Teil): Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Ihre Bank in<br />
internen Abteilungen im Auslandsgeschäft?<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
4%<br />
31%<br />
0%<br />
63%<br />
42%<br />
62%<br />
78%<br />
25%<br />
35%<br />
22%<br />
13% 15%<br />
7%<br />
0% 0% 0%<br />
4%<br />
0% 0% 0%<br />
0 1-2 3-4 5-7 über 7<br />
Eigene Auslandsabteilung im Haus<br />
Zusammenarbeit mit der Zentralbank (z. B. im Rahmen von RAMA-<br />
Verträgen)<br />
Eigene Auslandsabteilung und Zusammenarbeit mit Zentralbank<br />
Sonstiges<br />
Die Mehrzahl der befragten Banken beschäftigen zwischen einem und zwei Mitarbeiter.<br />
Eine Genossenschaftsbank, die eine eigene Auslandsabteilung unterhält, hat<br />
angegeben, dass keine internen Mitarbeiter beschäftigt werden. Das bedeutet, dass die<br />
Vertriebsmitarbeiter auch die gesamte Abwicklung tätigen müssen, wodurch die<br />
Beratungszeit geschmälert wird. Dass die „RAMA-Banken“ bis zu vier Mitarbeiter im<br />
Auslandsgeschäft beschäftigen, liegt daran, dass diese den Auslandszahlungsverkehr<br />
sowie Fremdwährungskredite selbst bearbeiten. Je größer die Banken sind, die eine<br />
eigene Auslandsabteilung haben, desto höher ist auch die Mitarbeiterzahl im internen<br />
Bereich. Mehr Mitarbeiter zu haben, bedeutet, dass das Potential besser ausgeschöpft<br />
werden kann. Allerdings ist es für Banken, die Personal aufstocken möchten, um<br />
weitere Potentiale auszuschöpfen, schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.<br />
Die Volksbank Donau-Neckar eG konnte durch eine Neuorganisation den Ertrag aus<br />
Kursgewinnen um das 8,7-fache steigern. Deshalb beschäftigt sich die Frage 1.4 mit<br />
der Organisation des Devisenhandels.
Abb. 6: Frage 1.4: Wie ist Ihr Devisenhandel organisiert?<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
33%<br />
53%<br />
15%<br />
61%<br />
17%<br />
bis 500 Mio. 500 Mio. - 1,0 Mrd.<br />
€<br />
77%<br />
22% 23%<br />
100%<br />
0% 0%<br />
1,0 Mrd. - 1,5 Mrd.<br />
€<br />
0%<br />
Über 1,5 Mrd. €<br />
Auslandsabteilung/Treasury gar nicht vorhanden Sonstiges<br />
Bei allen Volks- und Raiffeisenbanken mit einer Bilanzsumme über 1,5 Mrd. Euro ist<br />
der Devisenhandel in der Auslands- beziehungsweise in der Treasuryabteilung<br />
angesiedelt. Dies gilt ebenso für 77 % der Banken mit einer Bilanzsumme zwischen 1,0<br />
Mrd. Euro – 1,5 Mrd. Euro sowie für 61 % der Banken mit einer Bilanzsumme zwischen<br />
500 Mio. Euro – 1,0 Mrd. Euro. Durch die direkte Einbindung des Devisenhandels in die<br />
Auslandsabteilung beziehungsweise in die Treasuryabteilung lassen sich die Erträge<br />
optimieren, weil die Mitarbeiter hier nah am Marktgeschehen sind. Die Tendenz zeigt:<br />
Je kleiner die Bank, desto eher sind die Ertragspotenziale aus dem Devisenhandel nicht<br />
ausgeschöpft. Alle Banken, bis auf die Bank, die ihr Auslandsgeschäft „nebenbei“<br />
erledigt und die keinen Devisenhandel betreiben, verlagern ihren Devisenhandel im<br />
Rahmen der RAMA-Konzeption an die DZ BANK. Bei einigen Banken ist der<br />
Devisenhandel im Firmenkundenbereich beziehungsweise bei den Anlageberatern oder<br />
wegen des „geringen Umfangs“ beim Vorstand angesiedelt. Bei zwei anderen Banken<br />
wird der Devisenhandel auf dem „Handelstisch miterledigt“. 170 Aufgrund der zahlreichen<br />
Aufgaben, die die Firmenkundenberater beziehungsweise der Vorstand darüber hinaus<br />
noch zu erledigen haben, durften sich so Ertragsmöglichkeiten regelmäßig nicht optimal<br />
generieren lassen.<br />
Bei vielen kleineren Volks- und Raiffeisenbanken haben Mitarbeiter neben den<br />
Tätigkeiten im Auslandsgeschäft, wie z. B. die Abwicklung des Auslandszahlungs-<br />
verkehrs, weitere Aufgaben, so beispielsweise die Bearbeitung des Inlands-<br />
170 Diese Banken sind in der Abbildung unter „Sonstiges“ erfasst.<br />
43
44<br />
zahlungsverkehrs. Ein Spezialist kann sich dagegen voll und ganz auf das<br />
Marktgeschehen konzentrieren und bei Schwankungen schnell reagieren. Deshalb wird<br />
in der nächsten Frage untersucht, ob interne Spezialisten vorhanden sind, die<br />
ausschließlich das Auslandsgeschäft betreuen.<br />
Abb. 7: Frage 1.5: Sind interne Spezialisten vorhanden, die ausschließlich das<br />
Auslandsgeschäft betreuen?<br />
Sonstiges<br />
Eigene Auslandsabteilung und<br />
Zusammenarbeit mit Zentralbank<br />
Zusammenarbeit mit der Zentralbank (z.<br />
B. im Rahmen von RAMA-Verträgen)<br />
Eigene Auslandsabteilung im Haus<br />
0%<br />
0%<br />
0%<br />
4%<br />
4%<br />
0%<br />
13%<br />
33%<br />
67%<br />
88%<br />
88%<br />
96%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
ja nein sonstiges<br />
Unterhält eine Bank eine eigene Auslandsabteilung, hat diese auch einen oder mehrere<br />
Mitarbeiter, die dieses Spezialgebiet bearbeiten. Das ist bei 88 % der befragten Banken<br />
der Fall. Eine Bank gab an, dass sich die Spezialberater des Auslandsgeschäfts auch<br />
mit der „Kreditseite großer Außenhandelskunden“ beschäftigen. 171 96 % der Befragten<br />
mit einer RAMA-Zusammenarbeit gaben an, dass sie keine internen Mitarbeiter haben,<br />
die sich nur ums Auslandsgeschäft kümmern. Die Mehrzahl der Banken mit einer<br />
eigenen Auslandsabteilung und mit der RAMA-Zusammenarbeit verfügen über<br />
Mitarbeiter, die nicht ausschließlich das Auslandsgeschäft bearbeiten.<br />
Die letzte Frage im diesem Umfrageteil beschäftigt sich mit den Dienstleistungen, die<br />
die Kreditinstitute ihren Kunden im Bereich des Auslandsgeschäfts anbieten. Das<br />
Ergebnis zeigt, dass die Banken, die das Auslandsgeschäft nur im Rahmen der RAMA-<br />
Zusammenarbeit abwickeln, als auch Banken, die neben der RAMA-Zusammenarbeit<br />
eine eigene Auslandsabteilung haben, stets selbst vor allem den<br />
Auslandszahlungsverkehr und Fremdwährungskredite bearbeiten. Die restlichen<br />
Dienstleistungen werden alle von der DZ BANK angeboten. Welche Dienstleistungen<br />
171 Dieser Fall ist unter „Sonstiges“ erfasst.
von Banken mit eigenständigen Auslandsabteilungen angeboten werden, zeigt die<br />
folgende Abbildung.<br />
Abb. 8: Frage 1.6: Welche Dienstleistungen bieten Sie Ihren Kunden im Bereich<br />
Auslandsgeschäft an?<br />
Sonstiges<br />
Länderberatung<br />
Fremdwährunganlagen<br />
Fremdwährungskredit<br />
Rohstoffmanagement<br />
Währungsmanagement<br />
Zinsmanagement<br />
Exportfinanzierung<br />
Dokumentäres Geschäft<br />
Abwicklung des<br />
Auslandszahlungsverkehrs<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Banken mit einer eigenen Auslandsabteilung in %<br />
Alle befragten Banken mit einer eigenen Auslandsabteilung bieten den<br />
Auslandszahlungsverkehr, das dokumentäre Geschäft und Fremdwährungskredite an.<br />
Unter dem Punkt „Sonstiges“ wurden noch angegeben:<br />
• Importfinanzierung,<br />
• Akkreditiv-Komplett-Service,<br />
• Seminare für Auszubildende der Firmen und<br />
• Workshops für Export- und Importspezialisten der Firmen.<br />
4.5 Ergebnisse des Umfrageteils 2: Bedeutung des Auslandsgeschäfts<br />
Im zweiten Umfrageteil wird die Bedeutung des Auslandsgeschäfts analysiert. Es wird<br />
nach den Erträgen, den Potentialen und den Cross-Selling-Möglichkeiten gefragt.<br />
Mit der Frage 2.1 soll ermittelt werden, welchen Ertragsanteil das Auslandsgeschäft am<br />
Gesamtertrag des Firmenkundengeschäftes bringt. Bei der Auswertung dieser Frage<br />
muss berücksichtigt werden, dass nur in den wenigsten Fällen konkrete Zahlen<br />
vorliegen 172 und die Mehrzahl der Antworten geschätzt wurden.<br />
172 Nur auf zwei Fragebögen wurde neben die Antwortmöglichkeit eine konkrete Zahl hingeschrieben.<br />
45
46<br />
Abb. 9: Frage 2.1: Wie viel Prozent des Ertrags im Firmenkundengeschäft entfällt<br />
ungefähr auf das Auslandsgeschäft?<br />
Sonstiges 13%<br />
0%<br />
Eigene Auslandsabteilung und<br />
0%<br />
Zusammenarbeit mit Zentralbank<br />
Zusammenarbeit mit der Zentralbank (z. B.<br />
im Rahmen von RAMA-Verträgen) 2%<br />
Eigene Auslandsabteilung im Haus<br />
über 10 % über 5 % bis 5 %<br />
7%<br />
8%<br />
27%<br />
Obwohl die Mehrzahl der Befragten die Erträge des Auslandsgeschäfts auf bis 5 % an<br />
den gesamten Erträgen des Firmenkundengeschäfts schätzt, ist auf Basis der oberen<br />
Grafik dennoch ein Zusammenhang zwischen den Erträgen und der Organisation des<br />
Auslandsgeschäfts erkennbar. So schätzen 27 % der befragten Banken mit einer<br />
eigenen Auslandsabteilung, dass die Erträge über 5 % liegen. Erstaunlich ist, dass die<br />
Bank, die ihr Auslandsgeschäft „nebenbei“ erledigt und unter „Sonstiges“ fällt, den<br />
Anteil der Erträge auf über 5 % schätzt. Bei der Volks- oder Raiffeisenbank, die als<br />
einzige „RAMA-Bank“ glaubt, dass der Ertragsanteil über 10 % liegt, gilt folgendes zu<br />
berücksichtigen: Diese Bank arbeitet nach eigenen Angaben erst seit dem 1. April 2009<br />
mit der DZ BANK im Rahmen eines RAMA-Vertrages zusammen. Bis zum 30. März<br />
2009 bestand eine eigene Auslandsabteilung. Aus diesem Grund wird sich die Antwort<br />
auf diese Frage auf die Zeit beziehen, in der noch eine eigene Auslandsabteilung<br />
bestand.<br />
Die nächste Frage steht in einem engen Zusammenhang zu der vorherigen Frage und<br />
100%<br />
soll ermitteln, ob das Auslandsgeschäft als eine wichtige Ertragsquelle gesehen wird.<br />
88%<br />
91%<br />
65%
Abb. 10: Frage 2.2: Sehen Sie das Auslandsgeschäft als eine wichtige<br />
Ertragsquelle?<br />
Sonstiges<br />
Eigene Auslandsabteilung und<br />
Zusammenarbeit mit Zentralbank<br />
Zusammenarbeit mit der Zentralbank (z.<br />
B. im Rahmen von RAMA-Verträgen)<br />
Eigene Auslandsabteilung im Haus<br />
20%<br />
15%<br />
38%<br />
63%<br />
56%<br />
44%<br />
80%<br />
85%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
ja nein<br />
An der oben abgebildeten Grafik wird deutlich, dass für 85 % der Kreditinstitute mit<br />
einer eigenen Auslandsabteilung das Auslandsgeschäft eine wichtige Ertragsquelle<br />
darstellt. 80 % der mit der DZ BANK zusammenarbeitenden Banken halten dagegen<br />
das Auslandsgeschäft für eine unwichtige Ertragsquelle. Daraus und aus den<br />
Ergebnissen der Frage 2.1 lässt sich schließen, dass den Banken, die nicht selbst das<br />
Auslandsgeschäft abwickeln, Ertrag entgeht. Die kleineren Banken, die RAMA-Verträge<br />
haben, bieten ihren Kunden nur deshalb das Auslandsgeschäft an, damit der Kunde<br />
bedient ist. Aber sie sehen darin kein Ertragspotential. Dies könnte daran liegen, dass<br />
sowohl im alten, als auch im neuen RAMA-Konzept die Volks- und Raiffeisenbanken<br />
noch nicht ausreichend an den Provisionen beteiligt werden, sodass das<br />
Auslandsgeschäft als Ertragsquelle als nicht wichtig betrachtet wird. Die Banken, die ihr<br />
Auslandsgeschäft selbst abwickeln und die Erträge daraus selbst einnehmen, tendieren<br />
eher dazu, den Ertragsanteil des Auslandsgeschäfts an den Erträgen des<br />
Firmenkundengeschäfts über 5 % zu schätzen. Das seit Januar 2009 von der DZ BANK<br />
geänderte RAMA-Provisionsmodell ist ein richtiger Schritt, weil die Volks- und<br />
Raiffeisenbanken etwas mehr an den Erträgen beteiligt werden. Dennoch werden die<br />
Ertragsanreize meist noch als zu gering bewertet.<br />
47
48<br />
Abb. 11: Frage 2.3: Wie schätzen Sie das Ertragspotential des Geschäftsfeldes<br />
Auslandsgeschäft in der Zukunft ein?<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
35%<br />
13%<br />
4%<br />
7%<br />
0% 0% 0% 0%<br />
Zunahme des<br />
Ertrags über<br />
10 %<br />
Zunahme des<br />
Ertrags um bis<br />
zu 10 %<br />
31%<br />
Eigene Auslandsabteilung im Haus<br />
51%<br />
44%<br />
63%<br />
Gleich<br />
bleibend<br />
24%<br />
22%<br />
19%<br />
15%<br />
13% 13%<br />
Abnahme des<br />
Ertrags um bis<br />
zu 10 %<br />
Zusammenarbeit mit der Zentralbank (z. B. im Rahmen von RAMA-<br />
Verträgen)<br />
Eigene Auslandsabteilung und Zusammenarbeit mit Zentralbank<br />
Sonstiges<br />
33%<br />
13%<br />
Abnahme des<br />
Ertrags über<br />
10 %<br />
Die Mehrzahl der Befragten erwartet für die Zukunft gleichbleibende Erträge. Zunahmen<br />
des Ertrags über 10 % werden – mit Ausnahme von zwei Banken – von allen Befragten<br />
für unrealistisch gehalten. 35 % der Befragten mit einer eigenen Auslandsabteilung<br />
gehen davon aus, dass die Erträge um bis zu 10 % zunehmen. 15 % der Banken mit<br />
einer eigenen Auslandsabteilung denken jedoch, dass der Ertrag um bis zu 10 % fallen<br />
wird. Es fällt auf, dass vor allem Banken, die mit der DZ BANK zusammenarbeiten mit<br />
eher sinkenden Erträgen rechnen. Man kann davon ausgehen, dass die Banken, die<br />
nur den Auslandszahlungsverkehr anbieten, aufgrund der SEPA-Einführung rückläufige<br />
Erträge erwarten. Dagegen legen Banken, die beispielsweise den Devisenhandel und<br />
das dokumentäre Geschäft betreiben, ihren Schwerpunkt anders. Gerade in der<br />
aktuellen Situation setzen sie vermehrt auf die Beratung bezüglich<br />
Dokumentenakkreditiven, Garantien und Wechsel. Hier können höhere Erträge erzielt<br />
werden. Die Erwartung fallender Erträge kann auch mit der aktuellen Wirtschaftskrise in<br />
Verbindung gebracht werden. So sind die deutschen Exporte im April so stark wie noch
nie seit der Gründung der Bundesrepublik gesunken. 173 Dadurch werden z. B. weniger<br />
Dokumentenakkreditive eröffnet, wodurch sich die Einnahmen der Kreditinstitute<br />
verringern. Allerdings zeigt die Entwicklung des Volumens der Exportakkreditive, dass<br />
in den letzten Jahren der Deckungsbeitrag gesteigert werden konnte.<br />
Abb. 12: Entwicklung Exportakkreditive 2005-2008 174<br />
Quelle: o. V., Arbeitskreis, S. 25.<br />
Mit der Frage 2.4 soll erfragt werden, ob das Auslandsgeschäft zur Produktstrategie des<br />
jeweiligen Hauses gehört.<br />
Abb. 13: Frage 2.4: Ist das Auslandsgeschäft ein Teil der Produktstrategie Ihres<br />
Hauses?<br />
Sonstiges<br />
Eigene Auslandsabteilung und<br />
Zusammenarbeit mit Zentralbank<br />
Zusammenarbeit mit der Zentralbank (z.<br />
B. im Rahmen von RAMA-Verträgen)<br />
Eigene Auslandsabteilung im Haus<br />
0% 10<br />
%<br />
ja nein<br />
20<br />
%<br />
29%<br />
27%<br />
30<br />
%<br />
38%<br />
40<br />
%<br />
56%<br />
44%<br />
173 Vgl. o. V., Export, S. 1.<br />
174 *: Deckungsbeitrag (DB) I 2008 per Mai 2008 / Stücke der Produkte per Oktober 2008 hochgerechnet<br />
auf das Jahresende.<br />
50<br />
%<br />
60<br />
%<br />
63%<br />
70<br />
%<br />
71%<br />
73%<br />
80<br />
%<br />
49
50<br />
Für 73 % der Banken mit einer eigenen Auslandsabteilung stellt das Auslandsgeschäft<br />
einen Teil der Produktstrategie dar. Dagegen bejahen diese Frage nur 29 % der<br />
„RAMA“-Banken. Für die Bank, die ihr Auslandsgeschäft „nebenbei“ erledigt, sind dabei<br />
vor allem Fremdwährungskredite wichtig. Für Banken, für die das Auslandsgeschäft<br />
eine wichtige Rolle spielt und die daraus Erträge generieren, gehört das<br />
Auslandsgeschäft eindeutig zur Strategie. Allerdings ist das Auslandsgeschäft immer<br />
von der geschäftspolitischen Meinung des Vorstandes abhängig. Sobald das<br />
Auslandsgeschäft dem Firmenkundengeschäft zugeordnet ist, erfolgt eine Erfassung im<br />
Strategiepapier und daraus folgen dann die Zielvorgaben für die Firmenkundenberater<br />
und Mitarbeiter der Auslandsabteilung.<br />
Abb. 14: Frage 2.5: Welche Potentiale sehen Sie im Auslandsgeschäft?<br />
Sonstiges<br />
Cross-Selling-Möglichkeiten<br />
Ausbau der<br />
Kundenbeziehung/Kundenbindung<br />
Ertragserhöhung<br />
Imagegewinn<br />
11%<br />
38%<br />
58%<br />
59%<br />
82%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Laut der Auswertung der Frage nach den Potentialen im Auslandsgeschäft sehen 82 %<br />
der Befragten das Potential im Ausbau der Kundenbeziehung und in der<br />
Kundenbindung.<br />
Die Mehrzahl der Befragten erkennt im Auslandsgeschäft auch einen Weg zur<br />
Imageverbesserung und Cross-Selling-Möglichkeiten. 38 % erhoffen sich vom<br />
Auslandsgeschäft eine Ertragserhöhung. Aus diesen Antworten kann man schließen,<br />
dass das Auslandsgeschäft für Kreditinstitute essentiell ist. Unter „Sonstiges“ wurde das<br />
Auslandsgeschäft als ein Instrument zur Neukundenakquise und „Kundensicherungs-<br />
instrument“ genannt. Außerdem notierten einige Banken unter der Antwortmöglichkeit<br />
„Sonstiges“, dass das Auslandsgeschäft Teil einer ganzheitlichen Beratung ist und es<br />
wichtig ist, dass alles „aus einer Hand“ angeboten wird. Allerdings wurde unter diesem
Punkt auch die Antwort einer Bank erfasst, die nicht aktiv am Markt tätig ist und deshalb<br />
keine Potentiale erkennt. Weiterhin sieht eine Bank „eher weniger“ Potential.<br />
Abb. 15: Frage 2.6: Sehen Sie die Gefahr, Kunden zu verlieren, die ihr<br />
Auslandsgeschäft bei einer anderen Bank abwickeln?<br />
Auf keinen Fall<br />
Eher nein<br />
Vielleicht<br />
Eher ja<br />
Auf jeden Fall<br />
3%<br />
9%<br />
18%<br />
27%<br />
42%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />
42 % der befragten Volks- und Raiffeisenbanken antworteten darauf mit „eher ja“. 9 %<br />
der Befragten sind der Meinung, dass diese Gefahr „auf jeden Fall“ besteht. 18 % sind<br />
unentschieden und denken, dass Kunden „vielleicht“ abwandern. Dass Kunden eher<br />
nicht abwandern, davon sind 27 % überzeugt.<br />
Mit der Frage 2.7 sollen die mit dem Auslandsgeschäft verbundenen Cross-Selling-<br />
Möglichkeiten untersucht werden.<br />
Unter Cross-Selling versteht man „alle Verkaufsaktivitäten, die darauf abzielen, mit<br />
bankwirtschaftlichen Kernleistungen verbundene Folgeprodukte beziehungsweise<br />
Zusatzleistungen an Bestandskunden zu verkaufen“. 175 Da die Ertragskraft eines<br />
Kreditinstituts stark davon abhängig ist, inwieweit das Kundenpotential ausgeschöpft ist,<br />
ist eine hohe Cross-Selling-Quote sehr wichtig. Es ist Aufgabe des<br />
Firmenkundenbetreuers, Signale für Zusatzverkäufe zu erkennen und den<br />
Firmenkunden darauf anzusprechen. 176<br />
175 Schmoll, Vertriebskultur, S. 38.<br />
176 Vgl. Krempler/Hofbauer, Gewerbegeschäft, S. 66.<br />
51
52<br />
Abb. 16: Frage 2.7: Bestehen durch das Auslandgeschäft Ihrer Meinung nach<br />
vermehrt Cross-Selling-Möglichkeiten?<br />
30%<br />
20%<br />
50%<br />
Ja<br />
Nein<br />
Kann ich im<br />
Moment nicht<br />
beurteilen<br />
Genau die Hälfte der befragten Banken bejaht die Frage, ob das Auslandsgeschäft<br />
vermehrt Cross-Selling-Möglichkeiten bietet. Während 30 % keine Meinung dazu<br />
haben, verneinen 20 % diese Frage. Als Cross-Selling-Möglichkeiten wurden folgende<br />
Punkte genannt:<br />
• Versicherungen (z. B. Transport- und Forderungsausfallversicherung),<br />
• Anlage- und Kreditgeschäft,<br />
• Factoring,<br />
• Leasing,<br />
• Zahlungsverkehr (und elektronische Zahlungsverkehrsprogramme), Karten-<br />
geschäft sowie<br />
• Devisen- und Zinsgeschäfte.<br />
Allgemein gesagt sind durch die Verflechtung des Auslandsgeschäfts alle<br />
Geschäftsfelder betroffen. Die größte Chance sehen viele im Aufbau einer<br />
Hauptbankbeziehung und den daraus resultierenden Zusatzgeschäften.<br />
Michael Bork 177 ist der Meinung, dass der dokumentäre Zahlungsverkehr folgende<br />
Cross-Selling-Möglichkeiten bietet:<br />
• Abwicklung des Auslandszahlungsverkehrs,<br />
• Bevorschussung von Dokumenten,<br />
• Diskontierung von Wechseln,<br />
• Commodity Trade Finance,<br />
• unwiderrufliche Zahlungsaufträge,<br />
177 Michael Bork ist Managing Director bei der Barclays Private Equity GmbH in München. Vgl. dazu o. V.,<br />
Bork.
• Forfaitierung sowie<br />
• Akquisition von Nichtkunden. 178<br />
Um die Cross-Selling-Quote zu erhöhen, könnte man auch Privatprodukte an die<br />
Vertreter der Unternehmen, also an Geschäftsführer und Prokuristen, anbieten. 179 Uwe<br />
Berghaus, Leiter Firmenkunden bei der WGZ Bank, ist der Meinung, dass die Quote<br />
erhöht werden kann, indem zunächst der Zahlungsverkehr, den er als entscheidend für<br />
die Kundenbeziehung ansieht, an das Kreditinstitut gebunden wird. 180 Fest steht jedoch,<br />
dass ein systematisches Cross-Selling als ein „entscheidender Erfolgsfaktor für die<br />
Ertragsverbesserung im Firmenkundengechäft“ 181 angesehen werden kann.<br />
4.6 Ergebnisse des Umfrageteils 3: Aktuelle Situation in Bezug auf das Auslands-<br />
geschäft<br />
Die erste Frage des Umfrageteils 3 untersucht, wie viel Prozent der Firmenkunden die<br />
jeweilige Volks- oder Raiffeisenbank als Hauptbankverbindung nutzen. Diese<br />
Information ist wichtig in Verbindung mit der folgenden Frage, in der es um den<br />
Marktanteil der Genossenschaftsbanken im Auslandgeschäft geht. Daraus kann man<br />
schließen, inwiefern Potentiale im eigenen Kundenbestand ausgeschöpft werden.<br />
Abb. 17: Frage 3.1: Wie viel Prozent Ihrer Firmenkunden haben Ihr Kreditinstitut<br />
als Hauptbankverbindung?<br />
Anzahl Kunden mit<br />
Hauptbankverbindung in Prozent<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
0% 5% 10% 15% 20% 25%<br />
Anzahl befragter Banken in Prozent<br />
178 Vgl. Bork, Zukunftsorientiertes Firmenkundengeschäft, S. 231.<br />
179 Vgl. Fuchs/Raul, Vertriebssystem, S. 147.<br />
180 Vgl. Berghaus, Geschäftspotenziale, S. 41.<br />
181 Schmoll, Vertriebsoptimierung, S. 81.<br />
53
54<br />
22 % der befragten Banken schätzt, dass die Hälfte ihrer Kunden sie als<br />
Hauptbankverbindung nutzen. 19 % schätzen die Quote sogar auf 70 %, während<br />
insgesamt 11 % der Befragten angaben, dass nur 20 % beziehungsweise 30 % der<br />
Kunden eine Hauptbankverbindung zu ihnen unterhalten. Die hohen Quoten der<br />
Hauptbankbeziehungen belegen, dass die Genossenschaftsbanken über einen guten<br />
Kundenzugang verfügen. Die Potentiale im eigenen Kundenbestand aber – wie die<br />
nächste Abbildung zeigt – häufig aber nicht ausgeschöpft werden.<br />
Abb. 18: Frage 3.2: Wie viel Marktanteil hat Ihr Institut ungefähr im Bereich<br />
Auslandsgeschäft?<br />
Marktanteil in %<br />
keine Angabe möglich<br />
0,0%<br />
2,5%<br />
5,0%<br />
7,5%<br />
10,0%<br />
12,50%<br />
15,0%<br />
17,5%<br />
20,0%<br />
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%<br />
Befragte Volks- und Raiffeisenbanken in%<br />
Über 1,5 Mrd. €<br />
1,0 Mrd. - 1,5 Mrd. €<br />
500 Mio. - 1,0 Mrd. €<br />
bis 500 Mio.<br />
Laut der Auswertung der Frage 3.2 verfügen nur drei Genossenschaftsbanken über<br />
einen Marktanteil von circa 20 %. Die meisten Banken haben einen Marktanteil<br />
zwischen 2,5 % und 5 %. Man sieht an der Abb. 16, dass das Auslandsgeschäft<br />
vernachlässigt wurde und es auch heute noch keine wesentliche Relevanz hat. Wenn<br />
man bedenkt, wie viele Firmenkunden Volks- und Raiffeisenbanken als Hauptbanken<br />
nutzen, müsste das Auslandsgeschäft im Strategiepapier berücksichtigt sein. Um die<br />
Ertragsmöglichkeiten zu ermitteln, könnte man eine Beratungsgesellschaft beauftragen.<br />
Bei der Auswertung dieser Frage muss berücksichtigt werden, dass die Werte nur<br />
geschätzt werden und dass sich die Marktanteile – je nachdem welcher Bereich des<br />
Auslandsgeschäfts gemeint ist – auch deutlich unterscheiden können. 15 % der<br />
Befragten konnten dazu keine Angaben machen. Dennoch lässt sich eine<br />
Hauptaussage formulieren: Die Potentiale im eigenen Kundenbestand werden zu einem
großen Teil nicht ausgeschöpft und das Auslandsgeschäft der Firmenkunden wird zu<br />
circa 80 % – 95 % bei den Wettbewerbern abgewickelt.<br />
Mit der Frage 3.3 soll ermittelt werden, in welchen Bereichen Verbesserungen<br />
notwendig sind.<br />
Abb. 19: Frage 3.3: In welchen Bereichen sehen Sie Verbesserungsbedarf?<br />
Sonstiges<br />
Zusammenarbeit zwischen Firmenkundenbetreuer und<br />
Spezialisten im Auslandsgeschäft<br />
Image der Volks- und Raiffeisenbanken<br />
Höhere Kapazitäten/mehr Mitarbeiter<br />
Änderung der Struktur der Zusammenarbeit mit der DZ/WGZ<br />
Bank<br />
Änderung der Geschäftsstrategie<br />
Aktivität der Mitarbeiter<br />
Qualität/Kompetenz der Mitarbeiter<br />
Kein Verbesserungsbedarf<br />
6%<br />
10%<br />
10%<br />
18%<br />
17%<br />
26%<br />
34%<br />
41%<br />
50%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />
Das Image der Volks- und Raiffeisenbanken wird von jedem zweiten Befragten als der<br />
größte Schwachpunkt angesehen. Die Imageprobleme sind das Resultat der<br />
Vernachlässigung dieses Geschäftsfelds durch viele Volks- und Raiffeisenbanken. Um<br />
das schlechte Image zu beseitigen, bedarf es einer breiten Kommunikation, so z. B.<br />
durch eine überregionale Imagekampagne, wie es die Sparkassengruppe bereits<br />
durchgeführt hat. Man muss, auch wenn es keine einheitliche Werbung, z. B. vom BVR<br />
oder der DZ BANK, gibt, selbst als Volks- oder Raiffeisenbank handeln und die<br />
Kompetenz beispielsweise durch Veranstaltungen oder eigene Broschüren nach außen<br />
vermitteln. Nachdem die Imageprobleme beseitigt sind, kann das im eigenen<br />
Kundenbestand vorhandene Potential ausgeschöpft und Neukunden können besser<br />
über das Instrument Auslandsgeschäft akquiriert werden. Dadurch können Erträge<br />
optimiert werden. Ebenfalls kritisch wird die Zusammenarbeit zwischen dem<br />
Firmenkundenbetreuer und den Spezialisten im Auslandsgeschäft 182 gesehen. Die<br />
182 Mit den Spezialisten sind sowohl die RAMA-Beauftragten als auch die eigenen Auslandsspezialisten<br />
gemeint.<br />
55
56<br />
Zusammenarbeit kann verbessert werden, indem man z. B. an regelmäßigen<br />
gemeinsamen Besprechungen teilnimmt. Für den Erfolg im Auslandsgeschäft ist auch<br />
die Aktivität für die Mitarbeiter sehr wichtig. Hier sehen 41 % der Befragten einen<br />
Verbesserungsbedarf. Die Aktivität hängt entscheidend von den Ertragsanreizen ab.<br />
Dieser Punkt wurde unter „Sonstiges“ genannt. Da die Ertragsanreize aber im RAMA-<br />
Konzept nicht hoch sind, ist die Aktivität dementsprechend gering. Außerdem wurden<br />
folgende Punkte unter „Sonstiges“ genannt:<br />
• keine marktgerechten Preise der DZ BANK,<br />
• Zahlungsabwicklungssystem ist „veraltet“ und<br />
• keine klare Strategie im Verbund hinsichtlich Schulungen, Kompetenzen und<br />
Zuständigkeiten.<br />
Die Struktur der Zusammenarbeit mit der Zentralbank wurde von 18 % der Volks- und<br />
Raiffeisenbanken bemängelt. 26 % sind mit der Kompetenz der Mitarbeiter nicht<br />
zufrieden. Dies zu verbessern bedarf eines differenzierten Qualifikationsangebots, das<br />
aber bisher – bedingt durch die Zusammenarbeit mit der Zentralbank – nicht<br />
vorzufinden ist. Nur 17 % der Befragten sehen in keinem der Punkte<br />
Verbesserungsbedarf.<br />
Da laut Abb. 17 18 % der Volks- und Raiffeisenbanken mit der Struktur der<br />
Zusammenarbeit nicht zufrieden sind, zielt die nächste Frage darauf ab, zu erfahren, ob<br />
die Banken glauben, eine Ertragssteigerung durch eine Reorganisation des<br />
Auslandsgeschäfts erreichen zu können. Die Reorganisation kann bedeuten, statt der<br />
alleinigen Zusammenarbeit mit der Zentralbank im RAMA-Konzept, das<br />
Auslandsgeschäft selbst zu betreiben. Es kann aber auch bedeuten, dass die<br />
Mitarbeiterstrukturen, z. B. die Mitarbeiteranzahl, bei Vorhandensein einer eigenen<br />
Auslandsabteilung geändert werden. Da das Ergebnis der Frage davon abhängig ist,<br />
wie das Auslandgeschäft bisher organisiert ist, wird es in Abhängigkeit davon<br />
dargestellt.
Abb. 20: Frage 3.4: Glauben Sie durch eine Reorganisation Ihres Auslands-<br />
geschäfts eine Ertragssteigerung erreichen zu können?<br />
Auf keinen<br />
Fall<br />
Eher nein<br />
Vielleicht<br />
Eher ja<br />
Auf jeden Fall<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />
Sonstiges<br />
Eigene Auslandsabteilung und<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Zentralbank<br />
Zusammenarbeit mit der<br />
Zentralbank (z. B. im Rahmen<br />
von RAMA-Verträgen)<br />
Eigene Auslandsabteilung im<br />
Haus<br />
Die Hälfte der Banken mit einer eigenen Auslandsabteilung glaubt eher nicht, dass sie<br />
durch eine Reorganisation, z. B. die Abwicklung des Auslandsgeschäfts über RAMA,<br />
eine Ertragssteigerung erreichen könnte. Bei den „RAMA-Banken“ glauben 22 % durch<br />
eine Reorganisation „vielleicht“ und 18 % „eher“ ihre Erträge steigern zu können.<br />
Abb. 21: Frage 3.5: Würden Sie die Organisation Ihres Auslandsgeschäfts ändern,<br />
um eine bessere Marktbearbeitung zu erreichen?<br />
Auf keinen<br />
Fall<br />
Eher nein<br />
Vielleicht<br />
Eher ja<br />
Auf jeden<br />
Fall<br />
0% 20% 40% 60%<br />
Sonstiges<br />
Eigene Auslandsabteilung<br />
und Zusammenarbeit mit<br />
Zentralbank<br />
Zusammenarbeit mit der<br />
Zentralbank (z. B. im<br />
Rahmen von RAMA-<br />
Verträgen)<br />
Eigene Auslandsabteilung<br />
im Haus<br />
Wenn durch eine Reorganisation eine bessere Marktbearbeitung möglich wäre, würde<br />
die Mehrzahl der Befragten die bisherige Organisation „eher“ ändern. Das Ergebnis<br />
57
58<br />
zeigt, dass sich die Mehrheit der Banken im Auslandsgeschäft gerne verbessern, dem<br />
Auslandsgeschäft eine höhere Bedeutung beimessen und dafür auch eine<br />
Umstrukturierung in Kauf nehmen würde. Diese Reorganisation kann auch eine<br />
Kooperation mit weiteren Volks- und Raiffeisenbanken bedeuten.<br />
Abb. 22: Frage 3.6: Wären Sie zu einer Kooperation mit anderen Volks- und<br />
Raiffeisenbanken im Bereich Auslandsgeschäft bereit?<br />
45%<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
17%<br />
8%<br />
23%<br />
6%<br />
39%<br />
35% 35%<br />
31%<br />
35%<br />
22%<br />
20%<br />
15%<br />
38%<br />
22%<br />
31%<br />
24%<br />
0% 0% 0% 0%<br />
Auf jeden Falll Eher ja Vielleicht Eher nein Auf keinen Fall<br />
bis 500 Mio. 500 Mio. - 1,0 Mrd. € 1,0 Mrd. - 1,5 Mrd. € Über 1,5 Mrd. €<br />
Die Mehrzahl der Befragten steht Kooperationen offen gegenüber. Dass Kreditinstitute<br />
mit einer Bilanzsumme von 1,0 Mrd. Euro - 1,5 Mrd. Euro sind aber zu 31 % eher nicht<br />
zu Kooperationen bereit. Falls sie doch kooperieren würden, ist es vielen größeren<br />
Banken wichtig, dabei „die Federführung zu haben“. 38 % der befragten<br />
Genossenschaftsbanken mit einer Bilanzsumme bis 500 Mio. Euro sind „eher nicht“ zu<br />
Kooperationen bereit. Das kann damit begründet werden, dass Kooperationen im<br />
Auslandsgeschäft der Genossenschaftsbanken sich bisher nicht etabliert haben. Die<br />
Mehrzahl der Befragten steht Kooperationen jedoch positiv gegenüber und antwortet<br />
mit „eher ja“. Hierbei ist es interessant zu erfahren, welche Faktoren bei einer<br />
Kooperation als wichtig erachtet werden. Damit beschäftigt sich die Frage 3.7: „Wenn<br />
Sie zu einer Kooperation bereit wären, welche Faktoren wären Ihnen dabei wichtig?“<br />
Neben der Volksbank Donau-Neckar eG führen zwei weitere Volksbanken eine<br />
Kooperation mit weiteren Volks- und Genossenschaftsbanken durch. Jedoch ist die<br />
Kooperation nicht so weitreichend wie das Kompetenzzentrum Ausland der Volksbank<br />
Donau-Neckar eG. So gab eine Bank an, dass sie für eine weitere Bank das<br />
Auslandsgeschäft bearbeitet und dass es ihr dabei wichtig ist, dass es immer ein „Zwei-<br />
Gewinner-Modell“ ist. Die zweite Kooperationsbank unterstützt und betreut kleinere
Volksbanken zur Akquisition und Intensivierung des Auslandsgeschäfts. Die folgenden<br />
Kriterien werden bei einer Kooperation häufig als wichtig erachtet:<br />
• geographische Nähe der Beratung und Bearbeitung,<br />
• Kundenbestandsschutz,<br />
• Kosten-Nutzen-Verbesserung/Potential zur Kostenreduktion,<br />
• hohe Qualität der Beratungsleistungen,<br />
• Kontinuität der Ansprechpartner,<br />
• klare Aufgabenzuordnung,<br />
• offene und vertrauenswürdige Zusammenarbeit/gleichberechtigte Partnerschaft<br />
und<br />
• gemeinsame strategische Grundausrichtung und volle Unterstützung vom<br />
Vorstand.<br />
Dass die Aktivität des Auslandsgeschäfts für die Mitarbeiter verbesserungswürdig ist,<br />
wurde bereits bei der Frage 3.3 festgestellt. Mit der nächsten Frage soll<br />
herausgefunden werden, wie häufig die gezielte Ansprache der Kunden durch den<br />
Firmenkundenberater in Bezug auf das Auslandsgeschäft erfolgt.<br />
Abb. 23: Frage 3.8: Sprechen Ihre Firmenkundenberater ihre Kunden aktiv auf das<br />
Auslandsgeschäft an?<br />
54%<br />
5%<br />
3%<br />
38%<br />
Immer<br />
Meistens<br />
Selten<br />
55 % der Befragten gaben an, dass die Firmenkundenberater ihre Kunden „selten“ und<br />
5 % „nie“ auf das Auslandsgeschäft ansprechen. Dabei ist sich die Mehrzahl der<br />
befragten Volks- und Raiffeisenbanken über die Cross-Selling-Möglichkeiten bewusst<br />
sowie darüber, dass die Gefahr der Kundenabwanderung besteht (vergleiche dazu<br />
Frage 2.6 und 2.7). Nur 40 % gehen das Auslandsgeschäft aktiver an. Diese Zahlen<br />
verdeutlichen das Potential, das im eigenen Kundenbestand nicht ausgeschöpft wird.<br />
Nie<br />
59
60<br />
Abb. 24: Frage 3.9: Wenn die Firmenkundenberater ihre Kunden selten oder nie<br />
auf das Auslandsgeschäft ansprechen, welche Voraussetzungen müssen für eine<br />
aktivere Ansprache gegeben sein?<br />
Sonstiges<br />
Mehr Fort- und<br />
Weiterbildungsangebote<br />
Mehr Unterstützung<br />
durch die DZ/WGZ Bank<br />
Höhere Kompetenz der<br />
Mitarbeiter<br />
Stärkere Ertragsanreize<br />
Mehr<br />
Kapazität/Mitarbeiter<br />
Mehr<br />
Potential/Nachfrage<br />
7%<br />
9%<br />
19%<br />
25%<br />
30%<br />
33%<br />
51%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />
Laut der Auswertung muss für eine aktivere Ansprache vor allem mehr Potential<br />
beziehungsweise mehr Nachfrage gegeben sein. Der Bedarf der Firmenkunden nach<br />
Produkten des Auslandsgeschäfts ist zwar gegeben, jedoch wird das Auslandsgeschäft<br />
nicht an die Volk- und Raiffeisenbanken herangetragen. Das liegt zum einen am<br />
schlechten Image der Volks- und Raiffeisenbanken und zum anderem daran, dass die<br />
Kunden die Kompetenz der Genossenschaftsbanken im Auslandsgeschäft nicht<br />
wahrnehmen. Deswegen muss der Firmenkundenberater selber aktiv werden. In der<br />
aktuellen Wirtschaftskrise besteht mehr Bedarf nach Absicherungsmöglichkeiten. 183<br />
Von 33 % der Befragten werden eine höhere Kompetenz der Mitarbeiter und von 30 %<br />
der Befragten werden mehr Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten als<br />
Voraussetzungen für eine aktivere Ansprache genannt. Eine Voraussetzung für das<br />
aktivere Ansprechen sind außerdem marktgerechte Preise sowie die Einbindung des<br />
Auslandsgeschäfts ins Vertriebssystem. Dies wurde unter der Antwortmöglichkeit<br />
„Sonstiges“ angegeben. Zudem sind für mehr Aktivität höhere Ertragsanreize<br />
unabdingbar. Diesbezüglich wird die RAMA-Zusammenarbeit kritisch bewertet. Bei<br />
einer eigenen Auslandsabteilung im Hause ist es wichtig, dass der Ertrag zwischen den<br />
Firmenkundenberatern und der Auslandsabteilung nach einem „Zwei-Gewinner-Modell“<br />
aufgeteilt wird. Nur 9 % der Befragten sehen knappe Mitarbeiterkapazitäten als<br />
Problem.<br />
183 Siehe dazu die Auswertung der Frage 5.1.
Herausforderungen in der Marktbearbeitung sind aktuell vor allem die momentane<br />
Wirtschaftslage, der starke Preiswettbewerb sowie das Image der Volks- und<br />
Raiffeisenbanken.<br />
Abb. 25: Frage 3.10: Wo sehen Sie die Herausforderungen einer aktiveren<br />
Marktbearbeitung?<br />
Sonstiges<br />
Image der Volks- und Raiffeisenbanken<br />
Hohes Risiko/Kreditlinie<br />
Keine freien Kapazitäten<br />
Unzureichende Qualität/Kompetenz der<br />
Mitarbeiter<br />
Starker Preiswettbewerb<br />
Momentane Wirtschaftslage<br />
10%<br />
19%<br />
27%<br />
30%<br />
45%<br />
51%<br />
52%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />
Unter dem Punkt „Sonstiges“ wurde außerdem Folgendes genannt:<br />
• Stärke der Großbanken,<br />
• keine einheitliche Werbung für das Auslandsgeschäft im Verbund (keine<br />
einheitlichen Flyer, Downloads, Prospekte sowie kein ausgeprägter<br />
Internetauftritt),<br />
• kein Bedarf/Potential der Firmenkunden und<br />
• Geschäftsstrategie hinsichtlich Risikobereitschaft.<br />
Bei der Marktbearbeitung ist die Unterstützung der genossenschaftlichen Zentralbank<br />
von enormer Bedeutung – unabhängig davon, ob mit dem RAMA-Konzept gearbeitet<br />
wird oder nicht. Die Umfrage zeigt, dass die Mehrzahl der Befragten mit der<br />
Unterstützung zufrieden ist.<br />
61
62<br />
Abb. 26: Frage 3.11: Mit welcher Schulnote würden Sie die Unterstützung der<br />
DZ/WGZ BANK in Auslandsangelegenheiten benoten?<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
5% 1%<br />
38%<br />
13%<br />
34%<br />
5% 6%<br />
0% 0%<br />
1 1-2 2 2-3 3 3-4 4 4-5 5<br />
In folgenden Punkten besteht Verbesserungspotential der genossenschaftlichen<br />
Zentralbank:<br />
• mehr Kunden- statt Produktorientierung,<br />
• aktives Markterschließungskonzept,<br />
• mehr Provisionen/Ertrag für die Volks- und Raiffeisenbanken,<br />
• Sensibilisierung der Firmenkundenberater und stärkeres Aufzeigen des<br />
Kundennutzens,<br />
• Verbesserungsbedarf im Marketing und teilweise in der Technik (z. B. im<br />
Zahlungsabwicklungssystem) und<br />
• mehr Bereitschaft zur Anwesenheit vor Ort.<br />
Außerdem wurde zweimal genannt, dass sich die Betreuung in den letzten Jahren<br />
verschlechtert hat. Auf die Forderung der Volks- und Raiffeisenbanken nach mehr<br />
Provisionen/Ertrag im Auslandsgeschäft hat die DZ BANK mit dem neuen RAMA-<br />
Konzept reagiert. Ob dieses allerdings die gewünschten Ertragsanreize bringt, wird sich<br />
in der Zukunft zeigen.
Abb. 27: Frage 3.12: Welches Kreditinstitut ist momentan Ihr größter<br />
Wettbewerber im Bereich Auslandsgeschäft?<br />
Sonstige<br />
Commerzbank/Dresdner<br />
Bank<br />
LBBW<br />
UniCredit Group<br />
Deutsche Bank<br />
Sparkasse<br />
3%<br />
3%<br />
15%<br />
33%<br />
30%<br />
57%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />
Die Sparkasse wird von 57 % der Befragten als größter Konkurrent gesehen. Allerdings<br />
ist zu beachten, dass diese Antwort vor allem von Volks- und Raiffeisenbanken mit<br />
einer Bilanzsumme bis 500 Mio. Euro, die 46 % der Befragten ausmachen, genannt<br />
wurde. Das liegt daran, dass die Sparkassen im Gegensatz zu den Großbanken in der<br />
Fläche, also auch in ländlicheren Gebieten, in denen eher die kleinen<br />
Genossenschaftsbanken vertreten sind, präsent sind. Die Commerzbank/Dresdner<br />
Bank ist der zweitgrößte Wettbewerber. Das liegt daran, dass den Großbanken mehr<br />
Kompetenz auf diesem Gebiet zugesprochen wird. Als „sonstige“ Wettbewerber wurden<br />
zweimal die Postbank und einmal eine benachbarte Volksbank genannt.<br />
Die nächste Frage 3.13 lautet: „Welche Leistungen der DZ/WGZ BANK nehmen Sie im<br />
Bereich Auslandsgeschäft in Anspruch?“<br />
Die Auswertung hat ergeben, dass alle Volks- und Raiffeisenbanken für die Abwicklung<br />
des Auslandszahlungsverkehrs und sonstigen Geschäften die Plattform der Zentralbank<br />
nutzen. Bei Vorhandensein eines RAMA-Vertrags werden die Kunden direkt vom<br />
Spezialisten der Zentralbank betreut. Bei Spezialfragen sowie bei<br />
Kundenveranstaltungen werden die Volks- und Raiffeisenbanken von den<br />
genossenschaftlichen Zentralbanken bei Bedarf unterstützt.<br />
4.7 Ergebnisse des Umfrageteils 4: Fortbildungsangebot<br />
Da die Qualifizierung der Mitarbeiter maßgeblich über den Erfolg entscheidet, wird in<br />
diesem Umfrageteil das Fortbildungsangebot behandelt.<br />
63
64<br />
Abb. 28: Frage 4: Wie sehr sind Sie mit dem Fortbildungsangebot der GENO-<br />
Akademie im Bereich Auslandsgeschäft zufrieden?<br />
16%<br />
39%<br />
10%<br />
1%<br />
34%<br />
Sehr zufrieden<br />
Eher zufrieden<br />
Unentschieden<br />
Eher unzufrieden<br />
Sehr unzufrieden<br />
Die Mehrzahl der Befragten ist unentschieden, was die Zufriedenheit mit dem<br />
Fortbildungsangebot im Auslandsgeschäft angeht. 184 Das liegt daran, dass die meisten<br />
Volks- und Raiffeisenbanken bisher keine Erfahrungen damit sammeln konnten, weil es<br />
nur wenig Qualifizierungsangebote im Bereich des Auslandsgeschäfts gibt. Der Grund<br />
dafür ist die Struktur der Zusammenarbeit mit der genossenschaftlichen Zentralbank.<br />
Allerdings ist das für die Volks- und Raiffeisenbanken, die ihr Auslandsgeschäft<br />
selbständig abwickeln, nicht zufriedenstellend. Insgesamt 26 % der Befragten sind nicht<br />
zufrieden. 35 % sind zufrieden. Dies kann auch damit zusammenhängen, dass diese<br />
Banken aufgrund der RAMA-Betreuung gar keine Qualifizierungsmaßnahmen<br />
wünschen, weil ihnen die Spezialisten der DZ BANK gestellt werden. Bemängelt wird<br />
jedoch, dass vor allem für kleinere Häuser praktisch kein Angebot besteht. Einige<br />
Banken wünschen modulare Aufbauseminare für das dokumentäre Geschäft und den<br />
Devisenhandel, mehr markt- und wettbewerbsorientierte Inhalte sowie mehr<br />
Möglichkeiten zu einem Erfahrungsaustausch. Außerdem werden<br />
Firmenkundenberater-Seminare zur Signalerkennung von Auslandsgeschäften<br />
gewünscht. 30 % der Befragten unterhalten eigene Auslandsabteilungen und benötigen<br />
somit qualifiziertes Personal. Deshalb sollte darüber nachgedacht werden, das<br />
Qualifizierungsangebot der GENO-Akademie auszuweiten, um den Bedürfnissen<br />
gerecht zu werden.<br />
184 Viele Kreditinstitute haben bei dieser Frage aufgrund fehlender Erfahrungen oder mangels Bedarf an<br />
Fort- und Weiterbildungsangeboten nichts angekreuzt. Diese Banken wurden zu „unentschieden“ gezählt.
4.8 Ergebnisse des Umfrageteils 5: Aktuelle Wirtschaftskrise und ihre<br />
Auswirkungen<br />
Abb. 29: Frage 5.1: Inwiefern wirkt sich die aktuelle Wirtschaftslage auf Ihr<br />
Auslandsgeschäft aus?<br />
Sonstiges<br />
Erhöhter Beratungsbedarf (z. B. wegen<br />
gestiegener Länderrisiken)<br />
Rückgang der Aufträge<br />
Rückgang der Erträge<br />
Keine Auswirkung<br />
3%<br />
26%<br />
33%<br />
41%<br />
53%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />
Über die Hälfte der Befragten hat im Zuge der Wirtschaftskrise einen Rückgang der<br />
Erträge bemerkt. Wegen des Exportrückgangs sind die Erträge aus dem dokumentären<br />
und nicht-dokumentären Auslandszahlungsverkehr rückläufig. 26 % haben einen<br />
erhöhten Beratungsbedarf beispielsweise infolge gestiegener Länderrisiken registriert.<br />
Dies hängt mit dem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Firmenkunden zusammen,<br />
wodurch sich aber wiederum Ertragschancen ergeben. 33 % haben keine<br />
Auswirkungen gespürt. Unter „Sonstiges“ wurde angegeben, dass eine Bank zum<br />
Zeitpunkt der Befragung (Mai 2009) noch keine Auswirkungen gespürt hat, mit diesen<br />
aber ab Jahresmitte rechnet. Es ist interessant zu erfahren, mit welchen Mitteln die<br />
Banken versuchen, die negativen Auswirkungen zu kompensieren.<br />
65
66<br />
Abb. 30: Frage 5.2: Wenn Sie negative Auswirkungen registriert haben, mit<br />
welchen Mitteln versuchen Sie, diese zu kompensieren?<br />
Das verstärkte Zugehen auf Kunden scheint in dieser Situation der richtige Weg zu<br />
sein, denn es wird von 64 % der Befragten praktiziert. Viele (42 %) konzentrieren sich<br />
auf risikoarme Geschäfte. 13 % vermitteln risikoreichere Geschäfte an Dritte, um diese<br />
nicht in die eigenen Bücher nehmen zu müssen. Unter „Sonstiges“ wurden folgende<br />
Möglichkeiten genannt, mit denen dem Ertragsschwund entgegen gewirkt werden kann:<br />
• Neukundengewinnung,<br />
• Cross-Selling,<br />
• Kunden für den Auslandszahlungsverkehr gewinnen,<br />
• mehr Kundentermine bei Firmenkunden vor Ort, In-House-Schulungen,<br />
• durch Veranstaltungen auf bewährte und ertragsstarke Produkte<br />
(Dokumenteninkassi und -akkreditive) aufmerksam machen sowie<br />
• Stärkung der Kundenbindung durch Kompetenz und Kundenpflege sowie<br />
kontinuierliche interne Akzeptanz.<br />
Die Krise birgt für das Auslandsgeschäft neben Risiken, wie z. B. die geringeren Erträge<br />
aus dem Auslandszahlungsverkehr, auch Chancen, die sich beispielsweise aus dem<br />
erhöhten Sicherheitsbedürfnis ergeben.
Abb. 31: Frage 5.3: Schätzen Sie die aktuelle Wirtschaftskrise eher als Chance<br />
oder eher als Risiko für Ihr Auslandsgeschäft ein?<br />
Chance und Risiko<br />
Kann man schwer einschätzen<br />
Keine Meinung<br />
Risiko<br />
Chance<br />
7%<br />
8%<br />
8%<br />
22%<br />
56%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />
Ein Großteil der Befragten (56 %) kann schwer einschätzen, ob die Wirtschaftskrise<br />
eher eine Chance oder eher ein Risiko für das Auslandsgeschäft bedeutet. 7 % sehen<br />
darin sowohl Chancen, als auch Risiken. Für nur 8 % der Volks- und Raiffeisenbanken<br />
stellt es ein Risiko dar, weil Kunden wegen Insolvenzen wegfallen,<br />
Wettbewerbsverzerrungen durch staatliche Rettungsaktionen entstehen, die Exporte<br />
rückläufig sind und weil der Margendruck zunimmt. Allerdings sehen auch 22 % die<br />
Krise aus folgenden Gründen als Chance:<br />
• Kunden reagieren sensibler auf Risiken und Forderungsausfälle, das führt zu<br />
mehr dokumentärem Geschäft.<br />
• Großbanken haben im Gegensatz zum Genossenschaftssektor Imageverluste zu<br />
verzeichnen.<br />
• Steigender Beratungsbedarf führt zu mehr Kundenbindung.<br />
Auch die Sparkassen sehen die Krise eher als Chance und als einen Zeitpunkt für das<br />
Risikomanagement. Zwar sinkt das Außenhandelsvolumen. Die höheren Länder- und<br />
Bankenrisiken führen jedoch zu neuen Möglichkeiten. Krisenzeiten führen zur<br />
klassischen Außenhandelsfinanzierung. Demnach erlebt das internationale<br />
Firmenkundengeschäft selbst keine Krise. 185<br />
Die letzte Frage in diesem Umfrageteil soll Aufschluss darüber geben, ob die<br />
Wirtschaftskrise ein verändertes Kundenverhalten bezüglich Derivaten, also<br />
beispielsweise Devisentermingeschäften und Devisenoptionen, hervorgerufen hat.<br />
185 Vgl. o. V., Kompetenzen, S. 3.<br />
67
68<br />
Abb. 32: Frage 5.4: Haben Sie ein verändertes Kundenverhalten bezüglich<br />
Derivaten bemerkt?<br />
27%<br />
46%<br />
27%<br />
Ja<br />
Nein<br />
Keine<br />
Meinung<br />
46 % der befragten Volks- und Raiffeisenbanken haben keine Meinung dazu, was auch<br />
daran liegen kann, dass Derivate von diesen Kreditinstituten gar nicht angeboten<br />
werden. 27 % der Befragten haben keine Änderungen im Kundenverhalten bezüglich<br />
Derivaten registriert. Genauso viele bejahen jedoch diese Frage. Dabei haben manche<br />
Volks- und Raiffeisenbanken angegeben, dass sie weniger Bedarf bemerkt haben.<br />
Andere sind allerdings der Meinung, dass es durch das erhöhte Sicherheitsbedürfnis<br />
der Firmenkunden zu mehr Abschlüssen bei Kurssicherungsgeschäften kommt.
4.9 Ergebnisse des Umfrageteils 6: Aktuelle Herausforderungen<br />
Abb. 33: Frage 6.1: Welchen Herausforderungen müssen sich die Banken im<br />
Auslandsgeschäft Ihrer Meinung nach stellen?<br />
Laut der Auswertung dieser Frage sehen fast alle Banken (90 %) die größte<br />
Herausforderung im Wegfall der Erträge im Auslandszahlungsverkehr durch die SEPA-<br />
Einführung. Den steigenden Anforderungen an die Beratungsqualität, die von 55 % der<br />
Befragten registriert wurden, muss mit einem verbesserten Qualifizierungsangebot von<br />
genossenschaftlichen Verbänden oder den genossenschaftlichen Zentralbanken<br />
entgegen getreten werden. Weiterhin sehen sich jeweils 48 % der Befragten mit dem<br />
zunehmenden Preiswettbewerb bei Standardprodukten und den steigenden<br />
Anforderungen an die Sicherheit konfrontiert.<br />
Dr. Mario Daberkow (Vorstandsmitglied der Deutschen Postbank AG) bestätigt, dass<br />
Banken aufgrund gesetzlicher Auflagen, wie z. B. der EU-Preisverordnung und der<br />
SEPA-Einführung einem erhöhten Margendruck ausgesetzt sind. 186 Diesem muss z. B.<br />
mit Kundenbindungsmaßnahmen, dem Ausschöpfen von Cross-Selling-Potentialen und<br />
kompetenten Beratungsleistungen entgegen gewirkt werden.<br />
Die Mitarbeiter der Kreditinstitute sind laut der Auswertung der letzten Frage des<br />
Fragebogens zum Großteil gut bis mittelmäßig auf die Herausforderungen vorbereitet.<br />
186 Vgl. Daberkow, Zahlungsverkehrsdienste, S. 30.<br />
69
70<br />
Abb. 34: Frage 6.2: Wie gut sind die Mitarbeiter auf die oben genannten<br />
Herausforderungen vorbereitet?<br />
50%<br />
8%<br />
0%<br />
2%<br />
5. Zusammenfassung und Ausblick<br />
40%<br />
Sehr gut<br />
gut<br />
mittelmäßig<br />
eher schlecht<br />
sehr schlecht<br />
Das Auslandsgeschäft der Unternehmen hat im langjährigen Exportweltmeisterland<br />
Deutschland in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Vor dem<br />
Hintergrund der hohen Risiken wird deutlich, dass aufgrund der komplexen Thematik<br />
eine umfassende und qualifizierte Beratung seitens der Hausbank beziehungsweise<br />
eine entsprechende Risikoabsicherung maßgeblich über den Erfolg der internationalen<br />
Geschäftstätigkeit von Unternehmen entscheidet. Das Leistungsspektrum der Banken<br />
im Auslandsgeschäft ist sehr vielfältig und umfasst unter anderem den Auslands-<br />
zahlungsverkehr, Außenhandelsfinanzierungen und verschiedene Absicherungs-<br />
instrumente, wie beispielsweise Garantien oder Währungsoptionen.<br />
Kreditinstitute sollten auf Entwicklungen im internationalen Firmenkundengeschäft, wie<br />
beispielsweise steigenden Kundenanforderungen, zunehmendem Margendruck und<br />
Ertragseinbußen aufgrund gesetzlicher Regelungen (SEPA-Einführung) reagieren, um<br />
wettbewerbsfähig zu sein.<br />
Das Auslandsgeschäft gewinnt mit steigender Bilanzsumme der Kreditinstitute an<br />
Bedeutung. Kleinere Banken lassen sich durch fehlenden Devisenhandel noch dieses<br />
Ertragspotential entgehen. Die RAMA-Zusammenarbeit wird unter<br />
Ertragsteilungsaspekten weiterhin kritisch bewertet. Das hohe Potential im eigenen<br />
Kundenbestand wird aufgrund der mangelnden Aktivität des Auslandsgeschäfts für die<br />
Mitarbeiter und die oftmals noch fehlende Kompetenz der Firmenkundenberater nicht<br />
vollständig ausgeschöpft. Dies sollte durch entsprechende Ertragsanreize verbessert<br />
werden, zumal das Auslandsgeschäft zahlreiche Cross-Selling-Möglichkeiten bietet und
zur Kundenbindung beiträgt. 59 % der befragten Banken sehen im Auslandsgeschäft<br />
außerdem einen Weg zur Imageverbesserung.<br />
Die größte Herausforderung momentan ist der Wegfall von Erträgen durch die SEPA-<br />
Einführung. Dem treten viele Banken mit einem verstärkten Zugehen auf Kunden durch<br />
kompetente Beratung im Auslandsgeschäft entgegen. Der Fokus liegt auf den damit<br />
verbundenen Risiken, die durch den Einsatz von bewährten Bankprodukten wie<br />
Dokumentenakkreditiven, Garantien und Dokumenteninkassi behoben werden können.<br />
Die aktuelle Wirtschaftskrise wird eher als eine Chance wahrgenommen und sollte<br />
genutzt werden, bestehende Kundenbeziehungen auszubauen und neue Kunden zu<br />
gewinnen.<br />
Weitere Herausforderungen im Auslandsgeschäft sind die Verbesserung des<br />
auslandsgeschäftsbezogenen Images der Volks- und Raiffeisenbanken. Hierzu ist eine<br />
überregionale Imagekampagne notwendig. Verbesserungsbedarf besteht auch in den<br />
Qualifikationsmöglichkeiten. Entsprechende Weiter- und Fortbildungsangebote,<br />
insbesondere für Firmenkundenberater, sind zu entwickeln.<br />
Das Auslandsgeschäft der Volks- und Raiffeisenbanken ist im Umbruch. Auch kleinere<br />
Banken müssen über eine Neuausrichtung ihres Auslandsgeschäfts nachdenken, um<br />
auch in Zukunft im Firmenkundengeschäft wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
71
72<br />
Anhangsverzeichnis<br />
Anhang 1: Leistungsspektrum der Banken im Rahmen des Auslandsgeschäfts………73<br />
Anhang 2: Produktmodule sowie Provisionsmodell der DZ BANK………………………74<br />
Anhang 3: Interview mit Patrizia Melfi, Leiterin des Kompetenzzentrums Ausland bei<br />
der Volksbank Donau-Neckar eG, Tuttlingen…………………………………75
Anhang 1: Leistungsspektrum der Banken im Rahmen des Auslandsgeschäfts<br />
´ Leistungsspektrum der Kreditinstitute<br />
Informationen<br />
Finanzierung<br />
Dokumentengeschäft<br />
Garantiegeschäft<br />
Zahlungsverkehr<br />
Risikomanagement<br />
Planung<br />
Phasen des Auslandsgeschäfts<br />
Vertragsverhandlungen<br />
Bietungsgarantie<br />
Vertragsabschluss<br />
Anzahlungs-,<br />
Vertagserfüllungsgarantie<br />
Beratung<br />
Errichtung,<br />
Produktion<br />
Akkreditiv<br />
Liefergarantie<br />
Termingeschäft, Option<br />
Lieferung Zahlung<br />
Außenhandels-, Investitions-,<br />
Betriebsmittel,<br />
strukturierte Finanzierung<br />
Zahlungsgarantie<br />
Inkasso<br />
Gewährleistungsgarantie<br />
Scheckzahlungen,Überweisungen<br />
Kassageschäft<br />
Quelle: Vgl. Bundesverband Deutscher Banken (Hrsg.), Auslandsgeschäft, S. 17.<br />
73
74<br />
Anhang 2: Produktmodule sowie Provisionsmodell der DZ BANK<br />
Internationales Geschäft - Produktmodule<br />
Produktname Comfort Professional Full-Service<br />
Vereinbarung Ja Ja Ja<br />
Leistungen Marktfolge VB/RB DZ<br />
BANK<br />
VB/RB DZ BANK VB/RB DZ BANK<br />
AZV ���� ���� ����<br />
Akkreditive I/E ���� ���� ����<br />
Inkassi I/E ���� ���� ����<br />
Garantien ���� ���� ����<br />
Servicepaket:<br />
� Expertentreffen<br />
� AZV-Partnertraining<br />
� Kundenbezogene Auswertungen<br />
(AZV, DOK - falls technisch möglich)<br />
� Fachbrief Ausland<br />
� Banken-Hotline<br />
Internationales Geschäft - Produktmodule<br />
���� ���� ����<br />
Produktname Comfort Professional Full-Service<br />
Vereinbarung Ja Ja Ja<br />
Leistungen Marktfolge VB/RB DZ<br />
BANK<br />
VB/RB DZ BANK VB/RB DZ BANK<br />
AZV ���� ���� ����<br />
Akkreditive I/E ���� ���� ����<br />
Inkassi I/E ���� ���� ����<br />
Garantien ���� ���� ����<br />
Servicepaket:<br />
� Expertentreffen<br />
� AZV-Partnertraining<br />
� Kundenbezogene Auswertungen<br />
(AZV, DOK - falls technisch möglich)<br />
� Fachbrief Ausland<br />
� Banken-Hotline<br />
���� ���� ����<br />
Internationales Geschäft – Produktmodule: Preise / Erträge / Rückvergütung<br />
Produktname Comfort Professional Full-Service<br />
Preise<br />
5,-- € pro<br />
1 Mio € Bilanzssumme<br />
5,-- € pro<br />
1 Mio € Bilanzssumme<br />
5,-- € pro<br />
1 Mio €<br />
Bilanzsumme<br />
AZV ø ø Preis für<br />
AZV-Service<br />
Rückvergütung / Ertrag<br />
pro Geschäftsvorfall<br />
Akkreditive Import 2/3 Unw.Geb. + € 25,- 2/3 Unw.Geb. + € 25,- 2/3 Unw.Geb. + €<br />
25,-<br />
Akkreditive Export € 25,-- € 25,-- € 25,--<br />
Inkassi Import ø € 10,-- € 10,--<br />
Inkassi Export ø € 10,-- € 10,--<br />
Garantien<br />
Kundensatz VB/RB<br />
minus 0,25 % p.a.<br />
Kundensatz VB/RB<br />
minus 0,25 % p.a.<br />
Kundensatz VB/RB<br />
minus 0,25 % p.a.<br />
Finanzierungen fallweise bis 0,25 % p.a. fallweise bis 0,25 % p.a. fallweise bis 0,25 % p.a.<br />
Quelle: Godbarsen, Produktmodule.<br />
Bei Abwicklungsprovision > € 1.000,-- pro Geschäftsvorfall<br />
Rückvergütung von 50 % des € 1.000,-- übersteigenden Anteils !
Anhang 3: Interview mit Patrizia Melfi, Leiterin des Kompetenzzentrums Ausland<br />
bei der Volksbank Donau-Neckar eG, Tuttlingen<br />
Autor: Frau Melfi, wie kam es eigentlich zu der Idee, ein Kompetenzzentrum Ausland zu<br />
gründen?<br />
P. Melfi: Die meisten kleineren Volksbanken lassen sich durch eine unterkritische Größe und<br />
eine mangelnde Kompetenz im Wachstumsmarkt Auslandsgeschäft charakterisieren.<br />
Deswegen haben sie auch ein Imageproblem und werden häufig nicht als Ansprechpartner im<br />
Auslandsgeschäft wahrgenommen. Gleichzeitig haben die Volksbanken aber auch einige<br />
Stärken, wie z. B. den guten Kundenzugang durch die sehr hohe Flächenpräsenz, bei einem<br />
noch nicht ausgeschöpften Potential bei den Kunden. Zudem ist das nötige Vertrauen zu den<br />
Kunden bereits aufgebaut und die Berater kennen ihre Kunden. Mit dem FinanzVerbund haben<br />
die Volksbanken einen Partner, mit dem die Risikostreuung im Auslandsgeschäft ermöglicht<br />
wird. Als Fazit kann man sagen, dass die Volksbanken über die nötigen Voraussetzungen<br />
verfügen, um den Bereich Auslandsgeschäft deutlich besser bearbeiten zu können. Die vorher<br />
genannten Schwächen werden durch die Gründung eines Kompetenzzentrums überwunden.<br />
Von diesem Auslandskompetenzzentrum profitieren letztendlich alle Beteiligten.<br />
Autor: Inwiefern?<br />
P. Melfi: Nun, der Kunde kann auf ein verbessertes Produkt- und Leistungsangebot, Spezial-<br />
Know-how sowie eine ganzheitliche und individuelle Beratung zurückgreifen und das alles in<br />
seiner Nähe. Sowohl bei den kooperierenden Volksbanken auch als beim<br />
Auslandskompetenzzentrum selbst wird das Auslandsgeschäft nach innen und nach außen<br />
aufgewertet und der Marktanteil wird durch das Angebot komplexer Produkte ausgeweitet. Die<br />
Kooperationsbanken profitieren durch das Spezial-Know-how von einer stärkeren Vertriebskraft.<br />
Zudem ist eine bedarfsgerechte Versorgung gewährleistet und durch Bündelung der<br />
Abwicklung und Bearbeitung werden Kosten reduziert. Das Auslandskompetenzzentrum<br />
profitiert dabei von einer dauerhaften Verfügbarkeit und einer umfassenden Tiefe des<br />
Beratungs-Know-hows. Die Kapazitätsauslastung wird verbessert und Skaleneffekte im<br />
Produktservice werden realisiert, wobei dem Aufbau überschaubare Investitionskosten<br />
gegenüberstehen. Die DZ BANK als Schnittstelle profitiert von einer Ausweitung des Volumens<br />
und einer höheren Qualität des eingereichten Geschäfts und kann die Volksbanken-<br />
Ansprechpartner reduzieren.<br />
Autor: Aber sind diese Vorteile nicht auch durch das RAMA-Konzept gegeben?<br />
P. Melfi: Zum Teil, ja. Aber die Ertragslage im Auslandsgeschäft der beteiligten Banken wird<br />
durch das Kompetenzzentrum deutlich verbessert. So können z. B. Koppelerträge generiert<br />
werden. Außerdem bekommt die DZ BANK durch die RAMA-Zusammenarbeit die kompletten<br />
Erträge aus dem dokumentären Geschäft, während die Risikoübernahme durch die jeweilige<br />
Volks- oder Raiffeisenbank erfolgt.<br />
Autor: Was sind Koppelerträge?<br />
P. Melfi: Koppelerträge sind beispielsweise Devisenhandelsgewinne. Im Rahmen der RAMA-<br />
Zusammenarbeit verbleibt die Abwicklung des Auslandszahlungsverkehrs bei der jeweiligen<br />
75
76<br />
Volks- oder Raiffeisenbank. 187 Die Abrechnung der Aufträge in einer Fremdwährung erfolgt<br />
dabei zum Referenzkurs. Beim Kompetenzzentrum sieht es anders aus: Beratung und<br />
Abwicklung der Geschäfte findet in Tuttlingen statt. Die Abwicklungsprovisionen aus<br />
Dokumentengeschäften und Avalprovisionen aus Garantiegeschäften gehen komplett an die<br />
kooperierenden Banken. Für die Beratungsleistung der Spezialisten der Volksbank Donau-<br />
Neckar eG wird eine Pauschalgebühr – was uns Planungssicherheit gibt – erhoben, die<br />
gleichzeitig einen Anreiz für die Kooperationsbanken dargestellt, die Beratungsleistung auch<br />
ständig zu nutzen. Sonstige anfallende Kosten werden umgelegt. Der gesamte<br />
Auslandszahlungsverkehr wird in Tuttlingen abgewickelt, dadurch werden Abwicklungseinheiten<br />
gebündelt und Synergien realisiert. Koppelerlöse können generiert und ausgeschöpft werden.<br />
Durch eine zielorientierte Akquisition werden Potentiale besser ausgeschöpft.<br />
Autor: Vielen Dank für das Interview.<br />
187 Bezieht sich auf das RAMA-Modell, das bis Dezember 2008 angeboten wurde.
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Graf Christoph<br />
Von Bernstorff,<br />
Graf Christoph<br />
Von Bernstorff,<br />
Graf Christoph<br />
Von Bernstorff,<br />
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Bundesverband der<br />
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Volksbanken und<br />
Raiffeisenbanken<br />
e.V.<br />
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Raiffeisenbanken<br />
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Prechtl, Manfred (Hrsg.), Neue Finanzierungsinstrumente für<br />
Unternehmen, Stuttgart 1996, S. 37-59.<br />
Reitz, Gerhard (Export-Finanzierung) Export-Finanzierung, Heidelberg 1989.<br />
Rudolph, Bernd (Sicherungsinstrumente bei Währungsrisiken) Möglichkeiten<br />
des Einsatzes derivativer Sicherungsinstrumente bei<br />
Währungsrisiken, in: Schmalenbach-Gesellschaft – Deutsche<br />
Gesellschaft für Betriebswirtschaft e. V. (Hrsg.), Globale<br />
Finanzmärkte, Stuttgart 1996, S. 49-74.<br />
Schindler, Thomas (Internationales Geschäft) Internationales Geschäft – Brücke ins<br />
Ausland, in: Sparkasse, 03/09, S. 32.<br />
Schmoll, Anton (Vertriebskultur) Feinschliff für die Vertriebskultur, in: Die Bank,<br />
07/2008, S. 36-40.<br />
Schmoll, Anton (Vertriebsoptimierung) Vertriebsoptimierung im Firmenkundengeschäft.<br />
Lösungen für nachhaltige Ertragssteigerung,<br />
Wien und Wiesbaden 2006.<br />
Schmoll, Anton (Firmenkunden) Firmenkunden aktiv und erfolgreich betreuen,<br />
Wiesbaden 1996.
Schneider, Willy (Marketing) Marketing, Heidelberg 2007.<br />
Schütze, Rolf (Dokumentenakkreditiv) Das Dokumentenakkreditiv im<br />
Internationalen Handelsverkehr, 6. Aufl., Frankfurt am Main<br />
2008.<br />
Syrbe, Benjamin<br />
Prosch, Ulrich<br />
Voigt, Heinz<br />
Jächel, F. Dieter<br />
Voigt, Heinz<br />
Müller, Detlef<br />
Volksbank Donau-<br />
Neckar eG<br />
(Europäisierung des Zahlungsverkehrs) Die Europäisierung des<br />
Zahlungsverkehrs – Herausforderungen und Chancen für<br />
regionale Banken, in: Spath, Dieter/ Bauer, Wilhelm/ Engstler,<br />
Martin (Hrsg.), Innovationen und Konzepte für die Bank der<br />
Zukunft, Wiesbaden 2008, S. 209-220.<br />
(Außenhandelsfinanzierung) Außenhandelsfinanzierung, Bd. 2,<br />
Das Auslandsgeschäft der Banken. Ein Leitfaden für die Praxis<br />
der Volksbanken und Raiffeisenbanken, 6. Aufl., Wiesbaden<br />
1997.<br />
(Handbuch der Exportfinanzierung) Handbuch der Exportfinanzierung,<br />
4. Aufl., Frankfurt am Main 1996.<br />
(Geschäftsbericht) Volksbank Donau-Neckar eG – Geschäftsbericht<br />
2008.<br />
Wenzelberger, Georg (Risiko) Risiko global, in: Econo, 01/2009, S. 120-121.<br />
Wickel, Horst Peter (Auslandsgeschäft) Auslandsgeschäft II. Neues Image, neues<br />
Geschäft, in: Sparkasse, 07/2007, S. 20.<br />
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86<br />
Verfasser:<br />
Nadeschda Deutschmann, Bachelor of Arts<br />
bis 12/2009 Volksbank Donau-Neckar eG, seit 01/2010 Robert Bosch GmbH<br />
Betreuer:<br />
WP/StB Prof. Ulrich Bantleon<br />
Professor an der <strong>DHBW</strong> <strong>Villingen</strong>-<strong>Schwenningen</strong><br />
Studiengangsleiter Banken und Bausparkassen<br />
Tel.: 07720/3906-154<br />
E-mail: bantleon@dhbw-vs.de<br />
Wissenschaftliche Unterstützung:<br />
MBA, Dipl.-Betriebswirtin (BA) Anita Peter<br />
Akademische Mitarbeiterin der <strong>DHBW</strong> VS
Bisher sind in der Schriftenreihe folgende Bände erschienen:<br />
Nr. 01/04 Chancen und Risiken von Hedge Funds als Anlagekategorie<br />
Prof. Dr. Wolfgang Disch und Dr. Roland Füss<br />
Nr. 02/04 Asset Securitisation – Die Verbriefung bankeigener Forderungen als neue<br />
Herausforderung für Genossenschaftsbanken<br />
Dipl.-Betriebswirt (BA) Stephanie Burger und Dipl. Kfm. Franz Josef<br />
Untenberger<br />
Nr. 03/06 Auswirkungen von Basel II auf die Finanzierung mittelständischer<br />
Unternehmen im genossenschaftlichen Sektor<br />
Dipl.-Betriebswirt (BA) Beate Wiertzbiki und Dipl. Kfm. Franz Josef<br />
Untenberger<br />
Nr. 04/08 Neue Strukturen und weiteres Wachstum von Kreditderivaten im<br />
genossenschaftlichen Sektor<br />
Dipl.-Bw. (BA) Olivia Pastari und Dipl. Kfm. Franz Josef Untenberger<br />
Nr. 05/08 Performance und Optimierung von Portfolios unter Diversifizierung der<br />
Anlageklassen und Anlageinstrumente Immobilienaktien und REITs<br />
Dipl.-Bw. (BA) Alexander Kraus<br />
Nr. 06/08 Covenants im Firmenkundenkreditgeschäft der Volks- und Raiffeisenbanken<br />
- Eignung und empirische Analyse<br />
Dipl.-Bw. (BA) Patrick Fengler<br />
Nr. 07/08 Diversifikationspotenzial börsennotierter Private Equity-Gesellschaften in<br />
der Asset Allocation unter besondere Berücksichtigung des Risikoaspekts<br />
Dipl.-Bw. (BA) Johannes Buck<br />
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