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COMPACT-Magazin | ERSTAUSGABE | 12-2010

Sog. 'Nullnummer' des erfolgreichen gesellschaftspolitischen Nachrichten-Magazins

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<strong>COMPACT</strong><br />

Politik<br />

Eine Expertise der Schweizer Großbank UBS über das mögliche<br />

Auseinanderbrechen der Euro-Zone. Die Rückkehr zur D-Mark könnte<br />

demnach Vorteile haben – nicht nur für die Deutschen.<br />

O-Ton:«Das Undenkbare denken»<br />

«Ein Auseinanderbrechen der<br />

Euro päischen Währungsunion<br />

(EWU) wäre zweifellos ein großer<br />

Rückschlag. Kanz lerin Angela Merkel<br />

sagte vor dem Bundestag: «Es ist<br />

eine Frage des Überlebens. Der Euro<br />

ist in Gefahr. Scheitert der Euro, dann<br />

scheitert Europa. Wenn wir Erfolg haben,<br />

wird Europa stärker als zuvor<br />

sein.» Wir stimmen dieser Einschätzung<br />

nicht zu. Die Europäische Union<br />

bestand lange vor dem Euro, und der<br />

Euro ist für den Erfolg der EU nicht<br />

ausschlaggebend.<br />

Es ist grundsätzlich noch zu früh, um<br />

ein solches Urteil abzugeben, aber es<br />

wäre gut möglich, dass sich der Euro<br />

kens werte an dieser Stellungnahme ist<br />

nicht nur, dass die deutsche Regierung<br />

darin einen geordneten Austritt aus der<br />

Union befürwortet, sondern auch, dass<br />

sie andeutet, dass ein solcher Austritt<br />

auch unfreiwillig zustande kommen<br />

könnte, wenn ein Land bestimmte Bedingungen<br />

nicht erfülen kann. (…)<br />

Es wäre vorstellbar, dass ein oder<br />

mehrere hoch verschuldete Peri pherieländer<br />

aus der EWU ausscheiden. Die<br />

Beweggründe hinter einem solchen<br />

Schritt könnten unserer Meinung nach<br />

darin bestehen, dem Zwang zur Wiederherstellung<br />

der Wettbewerbs fä higkeit<br />

– durch den schmerzhaften Prozess<br />

Darüber hinaus würde die Einführung<br />

einer neuen deutschen Währung die<br />

Staatsverschuldung reduzieren (…).<br />

in seiner derzeitigen Zusammen setzung<br />

als Hindernis für die Integration<br />

erweist. Wie eingangs festgestellt,<br />

wurde der Euro aus politischen Grün -<br />

den und mit einer fragwürdigen wirtschaftlichen<br />

Begründung eingefuḧrt.<br />

Wenn sich herausstellt, dass er nicht<br />

funktioniert, sollte die EWU keine<br />

Skrupel haben, die Mitgliedschaft neu<br />

zu gestalten, um sie besser an die wirtschaftliche<br />

Realität anzupassen. (…)<br />

Deutschland steht im Zentrum des<br />

Euroraumes, und wenn die deutschen<br />

Regierungsvertreter die Zukunft des<br />

Euro offen diskutieren, so markiert dies<br />

eine bedeutende Wende. Der Finanzminister<br />

erläuterte vor kurzem klar die<br />

Haltung der deutschen Regierung bezüglich<br />

eines Austritts aus der EWU:<br />

«… sollte ein Mitglied der Eurozone<br />

letztlich feststellen, dass es nicht in der<br />

Lage ist, seinen Haushalt zu konso lidieren<br />

oder seine Wettbewerbsfä higkeit<br />

wiederherzustellen, könnte dieses<br />

Land im schlimmsten Fall aus der<br />

Währungsunion ausscheiden, aber<br />

Mitglied der EU bleiben». Das Bemereiner<br />

fortgesetzten realen Abwer tung<br />

durch höhere Steuern, Kürzungen der<br />

Staatsausgaben und niedrigere Löhne<br />

– zu entgehen. Stattdessen würden<br />

diese Länder danach streben, die Euro -<br />

zone zu verlassen, um ihren Wechselkurs<br />

abzuwerten und dadurch die<br />

Wett bewerbsfähigkeit auf rasche und<br />

relativ schmerzlose Weise wiederherzustellen.<br />

(…)<br />

Eine zweite Option wäre ein Auseinanderbrechen<br />

der EWU infolge des<br />

Ausscheidens eines oder mehrerer der<br />

finanzstärkeren Länder aus der Union.<br />

Wenn der gewählte Kurs «Sparmaßnahmen<br />

und reale Abwertung» (…)<br />

keinen Erfolg zeitigt, könnte dies die<br />

fiskalische Koordinierung oder Födera<br />

tion wieder auf die Tagesordnung<br />

bringen und ganz allgemein die Verpflichtung<br />

der Kernländer zur Finanzie<br />

rung der Peripherieländer erhöhen.<br />

Aus diesem Grund könnten sich ein<br />

oder mehrere Kernländer für einen<br />

Aus tritt aus der Eurozone entscheiden.<br />

Das Land, das möglicherweise unter<br />

solchen Umständen aus der EWU aus-<br />

scheiden würde, wäre Deutschland.<br />

Eine neue deutsche Währung würde<br />

gegenüber dem verbleibenden Euro<br />

deutlich aufwerten. Das heißt, dass die<br />

Preiswettbewerbsfähigkeit der deutschen<br />

Exporteure stark zurückgehen<br />

wür de. Daher würde die deutsche<br />

Wirt schaft zunächst unter einem solchen<br />

Schritt vermutlich stark leiden.<br />

Längerfristig würde dies jedoch zu einer<br />

begrüßenswerten Umorientierung<br />

der deutschen Wirtschaft vom bisherigen<br />

Exportfokus auf die Binnensektoren<br />

fuḧren. Damit könnten die Deutschen,<br />

die bisher nur wenig von der<br />

Exportstärke ihres Landes profitiert haben,<br />

einen höheren Anteil dessen genießen,<br />

was sie produzieren. Darüber<br />

hinaus würde die Einfuḧrung einer<br />

neuen deutschen Währung die Staatsverschuldung<br />

reduzieren, wenn alte<br />

Verträge weiterhin auf den wohl möglich<br />

schwächeren, aber vermutlich sta -<br />

bileren Euro lauten würden.<br />

Ein Ausstieg Deutschlands hätte auch<br />

für die anderen Länder der Eurozone<br />

Vorteile. (…) Die Bestrebungen Deutschlands<br />

zur Verbesserung seiner externen<br />

Preiswettbewerbsfähigkeit zwingt den<br />

übrigen EWU-Mitgliedsländern eine<br />

deflationäre Tendenz auf. Sie können<br />

entweder versuchen, das deutsche Modell<br />

nachzuahmen oder laufen<br />

»<br />

Gefahr, grosse Defizite in ihren<br />

Leistungsbilanzen anzuhäufen.<br />

Quelle: UBS Research focus,<br />

Die Zukunft des Euro, August<br />

<strong>2010</strong><br />

<strong>COMPACT</strong> / Nullnummer / Dezember <strong>2010</strong>

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