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COMPACT-Magazin | ERSTAUSGABE | 12-2010

Sog. 'Nullnummer' des erfolgreichen gesellschaftspolitischen Nachrichten-Magazins

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Politik<br />

<strong>COMPACT</strong><br />

Frauen als vorrangige Zielgruppe: Verbraucher werden ihr Papiergeld los<br />

Ende werden es wohl die Konsumenten<br />

selbst sein, die mit ihrer Marktmacht<br />

den Streit ums richtige Geld<br />

entscheiden werden. Viele Malaien<br />

sehen längst in der freien Wahl des<br />

Geldes ein entscheidendes Freiheitsrecht,<br />

genauso wichtig wie beispielsweise<br />

die Meinungsfreiheit. In zahlreichen<br />

Inter netforen und Zeitungen<br />

wird bereits munter diskutiert und erstaunlich<br />

sachlich die verschiedenen<br />

Glaubensüberzeugungen zum Thema<br />

Dinar präsentiert.<br />

Der Tenor der Pro-Dinar Fraktion,<br />

natürlich in Anspielung auf die wachsende<br />

Inflation, ist dabei so basisdemokratisch<br />

wie entwaffnend einfach<br />

gehalten: «Behaltet ihr doch einfach<br />

das Papiergeld, wir behalten unser<br />

Gold!»<br />

Darf man aber eigentlich<br />

einfach Münzen prägen? Offiziell dreht<br />

sich die Debatte in Malaysia auch um<br />

die Frage, ob das Bundesland – so argu<br />

mentiert zumindest die Nationalbank<br />

– seine rechtlichen Kompetenzen<br />

überschritten hat. Die Debatte ist juris -<br />

tisch durchaus komplex, denn Kelantan<br />

hatte ja gar nie behauptet, dass der<br />

Dinar eine offizielle Währung («Legal<br />

Tender») Malaysias sei.<br />

Es handelt sich auch um kein staatliches<br />

Zwangsgeld, ist die Nutzung des<br />

Dinars doch grundsätzlich freiwillig.<br />

Im Gegensatz zum südafrikanischen<br />

Krüger-Rand muss man auch des wegen<br />

für den Kelantan-Dinar in weiten<br />

Teilen der Welt Mehrwertsteuer bezahlen.<br />

Es ist aber wohl nur eine Frage der<br />

Zeit, bis ein islamisches Land endlich<br />

den Di nar als «Legal Tender» akzeptiert.<br />

Dann könnte die Goldwährung<br />

auch in anderen Ländern einziehen<br />

und das liberale Wirtschaftsrecht des<br />

Islam noch bekannter machen.<br />

Islamische Geldpolitik ist<br />

noch immer erstaunlich zeitgemäß,<br />

definiert aber auch «Geld» anders, als<br />

wir es heute in Europa gewohnt sind.<br />

Der schon im Koran erwähnte «Dinar»<br />

ist wegen seiner eigenen Geschichte,<br />

die bis zu Beginn des Islam zurückreicht,<br />

für Muslime keine bloße Alter -<br />

nativwährung oder überhaupt eine<br />

Währung im modernen Sinne.<br />

Der Dinar entzieht sich so ein Stück<br />

weit der gewohnten westlichen Ter mi -<br />

nologie. Geld wird bei den frommen<br />

Muslimen natürlich weder angebetet,<br />

noch sonst wie überhöht und ist damit<br />

eine betont rationale und nüchterne<br />

Sache. Die Münzen sind nach islamischem<br />

Recht nur ein Gewicht und<br />

mit anderen Gütern wie Reis vergleichbar.<br />

Im Gegensatz zu modernen<br />

Monopol-Währungen besteht übrigens<br />

auf dem islamischen Markt niemals<br />

ein Zwang, «nur» den Dinar zu<br />

benutzen.<br />

In Kelantan zeigt man sich von der<br />

Kritik an der alternativen Ökonomie<br />

unbeeindruckt. Datuk Husam Musa,<br />

Vorsitzender des staatlichen Planungskom<br />

mitees für Finanzen und Wirtschaft,<br />

bleibt angesichts der anschwellenden<br />

Debatte betont gelassen: «Ver schiedene<br />

Berichte, wonach der Dinar zum zweiten<br />

Zahlungsmittel Kelan tans werden<br />

soll, sind inkorrekt und haben Verwirrung<br />

gestiftet. Ich kann nicht erken -<br />

nen, warum diese Frage aufgeblasen<br />

wird, nachdem Kelantan den Gebrauch<br />

des Dinars eingeführt hatte. Es gibt den<br />

Dinar ja im Islam von Beginn an», sagte<br />

er gegenüber Medienvertretern. «Warum»<br />

so fragt Husam Musa lächelnd,<br />

«sollte das nun gerade heute in einem<br />

islamischen Land nicht mehr möglich<br />

sein?»<br />

Stefan Breuer lebt als Finanzberater in Djakarta<br />

und Frankfurt/Main.<br />

<strong>COMPACT</strong> / Nullnummer / Dezember <strong>2010</strong><br />

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