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COMPACT-Magazin | ERSTAUSGABE | 12-2010

Sog. 'Nullnummer' des erfolgreichen gesellschaftspolitischen Nachrichten-Magazins

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Politik<br />

<strong>COMPACT</strong><br />

Jemen: Sicherheitskräfte in erhöhtem Alarmzustand<br />

dem Anschlag auf das World Trade<br />

Center. Immerhin gilt der Krieg gegen<br />

den Terror Al Qaida.<br />

Natürlich wissen die Amerikaner von<br />

der Verbindung zwischen den Saudis<br />

und Al Qaida. Sie brauchen das Öl der<br />

Saudis, sie wollen an das Rote Meer,<br />

sie wollen den Golf von Aden kontrollieren.<br />

Und sie können den Saudis<br />

nicht einfach sagen: «Seid endlich loyal<br />

im Kampf gegen Al Qaida.» Al Qaida<br />

ist im Jemen und in Saudi-Arabien, die<br />

Scheichs haben Einfluss auf Scheichs,<br />

nicht die Amerikaner. Al Qaida ist<br />

Fleisch von ihrem Fleisch, Blut von ihrem<br />

Blut. Die CIA war an der Gründung<br />

von Al Qaida beteiligt, aber auch<br />

die CIA besteht nicht aus Arabern und<br />

hat nicht auf alles Einfluss, was «die<br />

Jungs» machen. Wie sollen denn die<br />

Amerikaner daran kommen? Sie könnten<br />

Sanaa-Stadt bombardieren. Und<br />

dann? Saleh macht ja nicht nur Deals<br />

mit Al Qaida, sondern auch mit den<br />

USA. Jemand anders ist derzeit nicht<br />

da; vielleicht bereiten sie schon den<br />

nächsten Diktator vor, der ihnen besser<br />

zuarbeitet, und nicht mit allen an deren<br />

auch noch Geschäfte macht. Alle Al<br />

Qaida-Leute der Welt wissen, dass der<br />

Jemen für sie sicheres Gebiet ist – die<br />

Al Qaida-Leute aus dem Jemen bekom -<br />

men Schutz vom jemenitischen Geheimdienst<br />

und von ihrem Stamm. Al<br />

Qaida sind Sunniten. Vielleicht braucht<br />

man sie noch.<br />

«Die CIA war an der<br />

Gründung von Al<br />

Qaida beteiligt.»<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Ahmadinedschad, das Staatsoberhaupt<br />

des Iran, die Mullahs im Iran, sind<br />

Schiiten. Die Amerikaner haben im Irak<br />

verloren; die Amerikaner haben in<br />

Afghanistan verloren. Im Irak hat der<br />

Widerstand gegen die Amerikaner den<br />

Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten,<br />

zwischen Arabern und Persern<br />

verwischt. Der Gewinner des Irak-<br />

Kriegs ist der Iran. Und das ist Amerikas<br />

Hauptfeind. Und um den Iran<br />

geht es eigentlich. Die Bombardierung<br />

der Huthi-Schiiten im Jemen ist nur ein<br />

Vorspiel dazu. Wenn die Saudis oder<br />

Amerikaner Krieg gegen den Iran führen,<br />

dann ist es besser, Al Qaida im<br />

Jemen in Ruhe zu lassen: Al Qaida sind<br />

Sunniten – Schlächter, die im Sudan,<br />

in Somalia, in Afghanistan und im Irak<br />

waren und die die Schiiten hassen. Die<br />

ersten, die mit Feuereifer in den Krieg<br />

gegen den Iran ziehen würden, wären<br />

die Al Qaida-Leute aus dem Jemen. Die<br />

Mullahs sind zwar ebenfalls Fun damentalisten,<br />

aber eben Schiiten und<br />

keine Wahhabiten. Und die Saudis<br />

wür den das wiederholen, was ihre Vor -<br />

väter in Kerbala getan hatten: Die kulturellen<br />

Heiligtümer der Muslime zerstö<br />

ren, die die wahhabitische Lehre<br />

nicht teilen, und alle massakrieren, die<br />

ihnen im Weg stehen. (…) Es gibt vor<br />

allem zwei Stämme im Nordjemen, aus<br />

denen sich Al Qaida rekrutiert. Das sind<br />

Haschut und Bakil. Sie leben im Grenzge<br />

biet zu Saudi-Arabien. Die Stammesführer<br />

bekommen Geld von Saudi-Arabien,<br />

um Ärger im Jemen zu ma chen<br />

und Al Qaida zu spielen. Wenn sie die<br />

jungen Männer in die Schlacht schicken,<br />

müssen die funktionieren. Das<br />

ist das Stammesgesetz, und aus diesem<br />

heraus zu kommen, haben diese Jungen<br />

nie geschafft. Die jungen Männer<br />

bekommen Waffen, Geld und eine<br />

Men ge Privilegien. Aber, wenn der<br />

Stamm sagt, du musst dich in die Luft<br />

sprengen, gibt es kein Nein. In Aden<br />

war es früher egal, ob du Christ, Jude<br />

oder Muslim warst. Wir hatten wunder<br />

schöne Moscheen, Kirchen und Syna<br />

gogen. Heute wird dir im Jemen der<br />

Schädel eingeschlagen, weil du kein<br />

«richtiger» Moslem bist, von dummen<br />

Jungs, die den Koran niemals gelesen<br />

haben, weil sie nicht lesen können.<br />

Manchmal schäme ich mich dafür, was<br />

aus meinem Land geworden ist.<br />

Von Utz Anhalt erschien<br />

bereits zuvor der Titel<br />

WÜSTENKRIEG. Jemen,<br />

Sudan, Somalia und die<br />

Geostrategie der USA in<br />

der <strong>COMPACT</strong> Reihe. (Vgl.<br />

Heftinnenteil S. A4)<br />

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