COMPACT-Magazin | ERSTAUSGABE | 12-2010
Sog. 'Nullnummer' des erfolgreichen gesellschaftspolitischen Nachrichten-Magazins
Sog. 'Nullnummer' des erfolgreichen gesellschaftspolitischen Nachrichten-Magazins
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>COMPACT</strong><br />
Titelthema<br />
Von Christentum, Abendland und anderen konservativen Werten<br />
hält er nichts: Geert Wilders ist der starke Mann hinter der<br />
niederländischen Regierung und will nun auch Deutschland erobern.<br />
Israels Mann in Europa<br />
Von Andrea Ricci<br />
Zickenkrieg in Europa: Die deutsche<br />
Bun deskanzlerin Angela Merkel (CDU)<br />
ist sauer. Und zwar auf den nieder ländischen<br />
Politrambo und so genannten<br />
Rechtspopulisten Geert Wilders – derzeit<br />
das Schmuddelkind Nr. 1 auf der<br />
europäischen Politbühne. Wilders hat<br />
Merkel gelobt, da sie öffentlich Multikulti<br />
als gescheitert bezeichnet hatte.<br />
Nun verwahrt sich die Kanzlerin<br />
gegen das Lob aus «dieser Ecke» und<br />
lässt ihren Regierungssprecher Steffen<br />
Seibert erklären: «Man wird die Kanzlerin<br />
nicht als Islamkritikerin interpretieren<br />
können, weil sie natürlich<br />
vor einer wichtigen Weltreligion Respekt<br />
hat.»<br />
Wilders sorgt für Furore –<br />
wenn er in Amsterdam bellt, wackeln<br />
in Berlin offensichtlich die Wände. Er<br />
steht für einen schier beispiellosen Erfolg<br />
rechtspopulistischer Bewegungen<br />
in Europa. Die Massenmedien geißeln<br />
die «einfachen Botschaften», mit denen<br />
die Populisten «komplexe Fragen»<br />
beantworteten. Gemeint sind Parteien<br />
wie die österreichische FPÖ, der flä mische<br />
Vlaams Belang oder eben die nieder<br />
ländische Wilders-Partei PVV. Während<br />
diese von Erfolg zu Erfolg eilen,<br />
Für Schwulenrechte<br />
und Feminismus –<br />
Wilders steht exemplarisch<br />
für eine<br />
Transformation der<br />
Rechten in Europa<br />
scheint in Deutschland in diesem<br />
Bereich noch gähnende Lehre zu<br />
herrschen. Das würden die Rechtspopulisten<br />
aus den Nachbarländern<br />
gerne ändern: FPÖ und Vlaams Belang<br />
unter stützen massiv die «Pro-Bewegung»,<br />
Wilders dagegen die Freiheits-<br />
Partei des Berliner CDU-Renegaten<br />
René Stadtkewitz.<br />
Vor allem linksgestrickte Analysten<br />
sehen in Wilders und in seiner Unterstützungsarbeit<br />
für Stadtkewitz eine<br />
neue rechte Gefahr aufdämmern. Wilders<br />
scharf formulierte antiislamische<br />
Thesen, sein Hang zum Polarisieren,<br />
seine Gestik – ein «Führertypus», bei<br />
dem vor allem linksintellektuellen<br />
Bedenkenträgern die Knie schlottern.<br />
Silvion Duve, Schreiber bei heise-online,<br />
erkennt bei Wilders den «altbekannten<br />
Nationalismus, der in eine neue Form<br />
gegossen, für weite Bevölkerungsschichten<br />
leichter konsumierbar ist als<br />
der abgestumpfte Nationalismus aus<br />
der Schmuddelecke». Der Grund: Wilders<br />
hat die Deutschen aufgefordert,<br />
nicht «Fremde im eigenen Land» zu<br />
werden, ihre nationale Identität zu<br />
wertschätzen und zu bewahren. Mit<br />
solchen Einschätzungen wie der Duves<br />
erntet man zwar Applaus bei besorgten<br />
linken Lesern – doch stimmt das<br />
wirklich? Ist Wilders ein gefährlicher<br />
Alles andere als nur ein enfant terrible: Der Niederländer Geert Wilders lässt sich europaweit feiern<br />
<strong>COMPACT</strong> / Nullnummer / Dezember <strong>2010</strong>