Allgemeine Bauernzeitung - Ausgabe 01 - 2017 (Kärntner Bauernbund)

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GAP2020+: Das Rennen um eine neue EU-Agrarpolitik ist gestartet Bürgerbeteiligung zur Gemeinsamen Agrarpolitik eröffnet: Selber mitreden oder Fremdbestimmung riskieren Der Startschuss für die nächste Periode wurde am 2. Februar von Agrarkommissar Phil Hogan gegeben. Im Rahmen einer öffentlichen Konsultation ist die europäische Öffentlichkeit nun eingeladen, Vorschläge für die Ausgestaltung der Agrarpolitik einzubringen. „Jetzt kommt es darauf an, dass unsere Bäuerinnen und Bauern ihre Vorstellungen und Wünsche direkt deponieren. Wir wollen unsere österreichische Handschrift hinterlassen, damit wir die Natur auch weiterhin nach österreichischer Tradition bewirtschaften können. Wir brauchen weiterhin die gesamte Palette unserer vielfältigen Landwirtschaft. Wir wollen, dass Österreichs Landwirtschaft weiterhin nachhaltig bewirtschaftet wird – vom Nebenerwerbsbauern über den professionellen Biobauern bis hin zum modernen Traditionsbauern – wenn wir die gesunde naturwirtschaftliche Stellung Österreichs im internationalen Wettbewerb wahren wollen“, mit diesen Worten fordert die Kärntner EU-Abgeordnete Elisabeth Köstinger zur regen Teilnahme an der Befragung auf. Agrarindustrie oder bäuerliche Familienlandwirtschaft? „Aus einem Überfluss an Nahrungsmitteln zu niedrigsten Preisen, billigen fossilen Rohstoffen und in einer Zeit, in der scheinbar nur mehr einfache Antworten auf komple- Elisabeth Köstinger, Abgeordnete zum Europäischen Parlament und Vize- Präsidentin des Österreichischen Bauernbundes Link zum Aufruf von Elisabeth Köstinger: https://www.youtube. com/watch?v= XhzLtxcDG8M& feature=youtu.be 6
xe Fragestellungen erwartet werden, starten wir nun in eine Diskussion zur GAP. Die Herausforderungen sind enorm und die Ziele sind klar: Die Produzenten müssen wieder zu starken Akteuren in der Lebensmittelversorgungskette werden, das Preisdumping muss systematisch bekämpft werden und die neue GAP muss die Handschrift der bäuerlichen Familienbetriebe als ökosoziales Erfolgskonzept tragen“, betont Köstinger und baut auf die Unterstützung der Kärntner Bäuerinnen und Bauern. „Solche öffentlichen Befragungen sind immer auch als eine Art Rennen zu verstehen. Es wird genau ausgewertet, wer welches Ergebnis erzielt hat. Wenn sich die österreichischen Bauern einbringen, stärkt das auch meine Stimme für die GAP-Verhandlungen in Brüssel.“ Die Fragen, in welchem Verhältnis Produzenten, Lebensmittelhandel und Konsumenten stehen sollen, welchen Stellenwert die Bauern in der Gesellschaft genießen oder in welche Richtung sich die Produktion entwickelt – etwa ob Agrarindustrie oder eine bäuerliche familienbetriebene Bewirtschaftung - werden jetzt beantwortet. Selber bestimmen oder fremdbestimmt werden? In der Folge werden Resultate aus dieser 12-wöchigen Bürgerbeteiligung von der EU-Kommission direkt in ihren Vorschlag zur GAP 2020+ eingearbeitet. Für Elisabeth Köstinger geht es darum, dass die bäuerlichen Familienbetriebe die künftige EU-Agrarpolitik bestimmen „Heute können wir selber das Heft in die Hand nehmen und bestimmen, welche Landwirtschaft gefördert wird anstatt Fremdbestimmung von außen zu riskieren. Dass viele Umweltgruppierungen aber auch politische Mitbewerber für das Verfahren mobilisieren werden, ist schon heute klar.“ Allein in Österreich geht es um über 2 Milliarden Euro, der EU-Agrarhaushalt ist ein seit jeher starker Budgetposten von rund 140 Milliarden Euro. Die Begehrlichkeiten sind da freilich groß. „Auch die Umweltorganisation WWF hat auf unseren Bauernbund-Aufruf prompt reagiert und lässt ausrichten, dass man hier ein gewichtiges Wörtchen mitreden will wie diese Gelder verteilt werden sollen. Schon in der letzten GAP-Runde waren nicht-bäuerliche Interessen, die sich an den Agrargeldern bedienen wollten, deutlich spürbar“, führt Köstinger ein abschließendes Argument an, warum so wichtig ist sich zahlreich zu beteiligen. „Die Zukunft der europäischen Agrarpolitik hängt von der Expertise aus der bäuerlichen Praxis ab. Theoretikern und Schreibtischtätern dürfen wir dieses Feld keinesfalls überlassen.“ Für die nächste GAP-Runde werden harte Verhandlungen erwartet, weil sich der Haushalt auch durch den Brexit verknappen wird. Zur Teilnahme sind alle EU-Bürger aufgerufen – hier der Link zur Beteiligung: http://ec.europa.eu/agriculture/ consultations/cap-modernising/2017_de NGO’S MÖCHTEN MITREDEN Die Umweltorganisation WWF kampagnisiert in ihren Reihen für eine starke Beteiligung am EU-Konsultationsprozess. Naturgemäß spricht sich der WWF für „eine Kehrtwende in der Agrarpolitik aus“. Demnach solle „nicht Produktion für den Weltmarkt“ betrieben werden, sondern eine langfristig zukunftsfähige und klimaneutrale Lebensmittelproduktion – mit Rücksicht auf Tier-, Umwelt- und Naturschutz. Dies müsse künftig ins Zentrum der Agrarpolitik gerückt werden. Umweltschutz und Konsumentenwünsche seien eine Chance. Köstinger dazu: „Unsere Landwirte sind die besten Konsumentenschützer und Naturpfleger. Und bevor wir den Export verteufeln, sollten wir uns in Erinnerung rufen, dass jeder zweite österreichische Arbeitsplatz durch den Export gesichert wird. Die österreichischen Bauern dürfen stolz darauf sein, dass neben einem treuen Inlandskonsum unsere Qualitätsprodukte aus den Alpen – sowohl im Molkerei- als auch im Fleischbereich – auch erfolgreich in ganz Europa vermarktet werden.“ http://www.wwf.at/de/wwf-zumbauernbund-ganz-genau-jetztmitbestimmen-wie-gap2020- ausschauen-soll/ Allgemeine Bauernzeitung Kärnten 7
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