Stahl & Technik auf der IdeenExpo - Schau Verlag Hamburg
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stil<br />
DAS MAGAZIN DER SALZGITTER AG<br />
Nr. 3/2009 · www.salzgitter-ag.de<br />
Salzgitter Mannesmann Forschung<br />
Der <strong>Stahl</strong> von morgen<br />
75 Jahre <strong>Stahl</strong>forschung in Duisburg
Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
hat viele<br />
Leistungsträger.<br />
Die aus <strong>Stahl</strong> entstehen bei uns.<br />
Von Nie<strong>der</strong>sachsen aus hat sich die Salzgitter AG<br />
zu einem <strong>der</strong> führenden <strong>Stahl</strong>technologie-Konzerne<br />
Euro pas entwickelt. Innovations- und Forschungsdrang<br />
sind unser Erfolgsrezept. Und gekocht wird mit <strong>Stahl</strong>.<br />
Ganz feste Vielfalt.<br />
Wir bieten ein hochqualitatives und<br />
breites Produktsortiment . Von Spezial- und<br />
Markenstählen über <strong>Stahl</strong>träger bis zum<br />
Großrohr: Rechnen Sie ganz fest mit uns.<br />
Schon entdeckt?<br />
Auch in dieser Anzeige ist ein Pferdeapfel ver steckt:<br />
nur als kleiner Hinweis <strong>auf</strong> unsere Produktivität. Und<br />
weil bei Innovationen genau wie bei Pferdeäpfeln<br />
gilt: Richtig gut ist es erst, wenn’s rund ist.<br />
www.innovatives.nie<strong>der</strong>sachsen.de<br />
Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Stärken.<br />
FoTo: UDo BoJAHR<br />
Bernd Gersdorff,<br />
Leitung Konzernkommunikation<br />
Herzlich willkommen!<br />
Sind Sie neugierig? Interessieren Sie die<br />
Dinge, die Sie umgeben? Wenn ja, dann steckt<br />
in Ihnen auch ein kleiner Forscher und Entdecker.<br />
STIL war neugierig und hat die Forscher<br />
und Entwickler im Salzgitter Konzern<br />
besucht und sich von ihnen erklären lassen,<br />
was <strong>Stahl</strong> in Zukunft leisten wird und wie <strong>der</strong><br />
industri elle Werkstoff Nummer eins hilft, die<br />
Welt weiter zu verän<strong>der</strong>n und zu verbessern.<br />
Interesse wollen wir auch als Partner <strong>der</strong><br />
<strong>IdeenExpo</strong> und damit des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
ab dem kommenden Samstag – dem<br />
5. September – in Hannover wecken. Bis zu<br />
200 000 Kin<strong>der</strong> und Jugendliche werden an<br />
neun Tagen erwartet: Die Faszination von<br />
<strong>Stahl</strong> und die vielfältigen Berufschancen können<br />
dort bei <strong>der</strong> Salzgitter AG in Halle 9 erlebt<br />
werden.<br />
Übrigens, warum Sie im zu Ende gehenden<br />
Sommer <strong>auf</strong> Ihrer Urlaubsreise vielleicht vor<br />
dem Elbtunnel in <strong>Hamburg</strong> im Stau gestanden<br />
haben – auch das erfahren Sie in STIL.<br />
Viel Freude beim Lesen!<br />
stil Der <strong>Stahl</strong> von morgen<br />
REPoRTAGE „Wir machen den <strong>Stahl</strong> von morgen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4–17<br />
INTERVIEW Prof. Niemeyer for<strong>der</strong>t mehr Grundlagenforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
BERIcHT Warum HSD®Stähle so einmalig sind. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11<br />
RÜcKBLIcK Vor 75 Jahren wurde das mFI gegründet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />
stil des Hauses – Neues aus dem Konzern<br />
PRoFIT Nie<strong>der</strong>sachsenkai in Brake eröffnet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20/21<br />
PRoDUKTE Drinnen für den Ernstfall draußen üben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22/23<br />
PERSoNAL <strong>Technik</strong>tage: <strong>der</strong> Region den Nachwuchs sichern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24/25<br />
PARTNER <strong>Stahl</strong>Innovationspreis 2009: die Sieger. ........................................26/27<br />
PRoZESSE RESTIL® mag auch saure Sachen: neue <strong>Stahl</strong>güte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28/29<br />
stil extra<br />
Peiner Träger für die Baustelle im <strong>Hamburg</strong>er Elbtunnel (ab Seite 30)<br />
NEWS 18<br />
REPoRTAGE Peiner Träger für den <strong>Hamburg</strong>er Elbtunnel 30–33<br />
PREISRäTSEL/ANKÜNDIGUNG/ImPRESSUm 34/35<br />
Das Titelfoto zeigt einen Knoten aus HSD®-<strong>Stahl</strong>. Foto: Udo Bojahr<br />
stil 3
„Wir machen den<br />
<strong>Stahl</strong> von morgen“<br />
Ohne Innovationen keine Zukunft: Die Salzgitter Mannesmann<br />
Forschung (SZMF) gehört weltweit zu den führenden Instituten<br />
<strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>branche. Es entstand 2004 als Zusammenschluss aus<br />
Teilen des Werkstoffzentrums <strong>der</strong> Salzgitter Flachstahl GmbH<br />
und dem Mannesmann Forschungsinstitut (MFI), das in diesen<br />
Tagen sein 75-jähriges Bestehen feiert. Für STIL Anlass genug,<br />
die SZMF ausführlich vorzustellen – und ihre Menschen<br />
Sandrine Bremer<br />
„<strong>Stahl</strong> ist alt – aber mo<strong>der</strong>n!“<br />
Tätigkeit: Werkstoffentwicklerin<br />
Abteilung: Neue Werkstoffe & Technologien<br />
in Salzgitter<br />
Ausbildung: Dipl.-Ing. Maschinenbau<br />
Aktuelle Projekte: Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>güten X60<br />
für sauergasbeständige Werkstoffe<br />
und X80, ein mikrolegierter <strong>Stahl</strong><br />
für Gashochdruckleitungen – beides<br />
zusammen mit dem Kooperationspartner<br />
POSCO, Südkorea<br />
Faszination des „Obwohl <strong>Stahl</strong> schon 4000 Jahre<br />
Werkstoffs <strong>Stahl</strong>: alt ist, ist ein Ende des Entwicklungspotenzials<br />
immer noch<br />
nicht abzusehen.“<br />
BOJAHR<br />
Reiz an <strong>der</strong> Forschung? „Spannende Tätigkeit, gute<br />
UDO<br />
internationale Kontakte.“<br />
Hobbys: „Mein Islandpferd Kappi.“ FOTO:
Bernd Schnei<strong>der</strong>s<br />
„Ich liebe die ständige<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung“<br />
Tätigkeit: <strong>Technik</strong>er<br />
Abteilung: Mechanische Prüfung und<br />
Bruchmechanik in Duisburg<br />
Ausbildung: Maschinenbautechniker<br />
Aktuelle Projekte: Uml<strong>auf</strong>biegeversuche an Bohrrohren<br />
am Spannfeld zur Charakterisierung<br />
<strong>der</strong> Ermüdungseigenschaften.<br />
Schnei<strong>der</strong>s, <strong>der</strong><br />
seit 2006 bei <strong>der</strong> SZMF arbeitet,<br />
ist für zwei weitere Prüffel<strong>der</strong><br />
und die Wartung des Abteilungs-<br />
Maschinenparks zuständig.<br />
Faszination des<br />
Werkstoffs <strong>Stahl</strong>: „Die vielseitigen Verwendungs-<br />
möglichkeiten von <strong>Stahl</strong> –<br />
von <strong>der</strong> Schraube bis zur<br />
Offshore-Pipeline.“<br />
Reiz an <strong>der</strong><br />
Forschung? „Ständige Herausfor<strong>der</strong>ung durch<br />
neue Fragestellungen.“<br />
Hobbys: „Familie, Lesen, Radeln, Wan<strong>der</strong>n.“<br />
Forschung und Entwicklung bilden eine wesentliche<br />
Basis für unsere Gesamtstrategie, als erfolgreicher<br />
Nischenplayer zu agieren.“ Das, was Professor Wolfgang<br />
Leese, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> SZAG, 2007<br />
bei <strong>der</strong> Präsentation des neuen <strong>Technik</strong>ums (SZMF)<br />
in Salzgitter sagte, gilt bis heute: Dem Bereich Forschung<br />
wird im Konzern ein unvermin<strong>der</strong>t großes Augenmerk<br />
zuteil. Mit über 300 Mitarbeitern, davon 100 Wissenschaftler,<br />
gehört die SZMF mit den Standorten Salzgitter und Duisburg<br />
zu den führenden europäischen Einrichtungen im <strong>Stahl</strong>bereich.<br />
Das Unternehmen entstand 2004 als Zusammenschluss aus<br />
dem Mannesmann Forschungsinstitut (MFI), das dieses Jahr<br />
75-jähriges Bestehen feiert, sowie Teilen des Werkstoffzentrums<br />
<strong>der</strong> Salzgitter Flachstahl GmbH. Geschäftsführer <strong>der</strong> SZMF ist<br />
seit dem Zusammenschluss Prof. Matthias Niemeyer. Seit 2004<br />
wurden an beiden Standorten mehr als 20 Millionen Euro investiert.<br />
Innovationen haben Tradition in Salzgitter: Nachdem z. B. 2002<br />
und 2007 mit Konzeptstudien wie „Atlas“ und „Scalight“ und 2006<br />
mit <strong>der</strong> Entwicklung lufthärten<strong>der</strong> LH®-Stähle im Automobilleichtbau<br />
für Aufsehen gesorgt wurde, sind es zurzeit hochmanganhaltige<br />
HSD ®-Stähle, <strong>auf</strong> die Kunden in aller Welt warten.<br />
Diese HSD ®-Stähle, die ab 2011 <strong>auf</strong> einer ebenfalls vom SZMF<br />
gemeinsam mit SMS Siemag und <strong>der</strong> TU Clausthal entwickel-<br />
ten Bandgießanlage in Peine produziert werden, vereinigen wie<br />
Dr. Charles Stallybrass<br />
„Immer wie<strong>der</strong> Neues“<br />
Tätigkeit: Werkstoffentwickler<br />
Abteilung: Werkstoffentwicklung<br />
in Duisburg<br />
Ausbildung: Ing. Werkstoffwissenschaften<br />
Aktuelle Projekte: Untersuchung <strong>der</strong><br />
Grundwerkstoffeinflüsse <strong>auf</strong> die Zähigkeit<br />
in <strong>der</strong> Wärmeeinflusszone von<br />
längsnahtgeschweißten Großrohren;<br />
Ent wicklung hochfester Großrohrgüten<br />
mit beson<strong>der</strong>er Zähigkeit bei Tiefst-<br />
temperaturen<br />
Faszination des Werkstoffs <strong>Stahl</strong>:<br />
„Dass man immer noch neue Eigenschaften<br />
und Anwendungsmöglichkeiten<br />
entdecken kann.“<br />
Reiz an <strong>der</strong> Forschung?<br />
„Die tägliche Herausfor<strong>der</strong>ung.“<br />
Hobbys: „Sport, Geige spielen.“<br />
Eckhard Maiwald<br />
„Das Warum ergründen“<br />
Tätigkeit: Umformversuche/<br />
Prototyping<br />
Abteilung: Anwendungstechnik/<br />
Umformtechnik in Salzgitter<br />
Ausbildung: Industriemechaniker<br />
Aktuelle Projekte:<br />
Grenzformän<strong>der</strong>ungsanalysen bei<br />
HSD®-Stählen. Eckhard Maiwald ist<br />
Experte an <strong>der</strong> 1000-Tonnen-Presse,<br />
die im <strong>Technik</strong>um steht.<br />
Faszination des Werkstoffs <strong>Stahl</strong>:<br />
„<strong>Stahl</strong> ist ein Werkstoff wie kein an<strong>der</strong>er:<br />
mit fast unbegrenzten Anwendungsmöglichkeiten<br />
und zu 100 Prozent<br />
recycelbar.“<br />
Reiz an <strong>der</strong> Forschung?<br />
„Weil ich das Warum einer Sache<br />
ergründen kann.“<br />
Hobby: „Basteln an meinem Trecker.“<br />
keine Stähle zuvor gegenläufige Materialeigenschaften wie Festigkeit<br />
und Dehnbarkeit. Hans Fischer, Vorstand <strong>Stahl</strong> <strong>der</strong> Salzgitter<br />
AG: „Mit dem HSD ®-Projekt festigt Salzgitter seine Position als<br />
Premiumlieferant und unterstreicht damit seine Fähigkeit, Marktanfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Zukunft zu erfüllen.“ Und: „Die SZMF trägt<br />
entscheidend zu unserem übergeordneten Konzernziel bei: Sicherung<br />
<strong>der</strong> unternehmerischen Eigenständigkeit durch Profitabilität<br />
und Wachstum. “<br />
6 stil stil 7<br />
FOTOS: UDO BOJAHR
FOTOS: UDO BOJAHR<br />
Neue Dimensionen<br />
Professor Niemeyer in <strong>der</strong> Oberflächentechnik<br />
am Standort Salzgitter. Das neue <strong>Technik</strong>um<br />
wurde im Jahr 2007 <strong>der</strong> Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Damit ist Forschen in neuen Dimensionen<br />
möglich<br />
Unternehmenskennzahlen<br />
Salzgitter Mannesmann Forschung<br />
Gründung 1934/2004<br />
Umsatz 34,3 Mio. Euro (GJ 2008)<br />
Mitarbeiter 313 (31. 12. 2008)<br />
Investitionen 2004–2008 21,5 Mio. Euro<br />
Büro-/Laborflächen SZ: ca. 3500 m 2<br />
DU: ca. 8600 m 2<br />
Zertifikate/ ISO 17025:2000;<br />
Akkreditierung ISO/TS 16949/ISO 9001<br />
QUELLE: SZMF<br />
„Künftige Innovationssprünge sind nur<br />
mit mehr Grundlagenforschung zu erwarten“<br />
Interview mit Prof. Matthias Niemeyer, Geschäftsführer <strong>der</strong> Salzgitter Mannesmann Forschung<br />
Seit 2004 leitet Professor Matthias<br />
Niemeyer, 42, die Salzgitter<br />
Mannesmann Forschung. Der<br />
Vater von zwei Kin<strong>der</strong>n studierte<br />
Maschinenbau an <strong>der</strong> Universität<br />
Hannover, wo er promovierte<br />
und 2005 zum außerordentlichen Professor<br />
ernannt wurde. Das Interesse am Werkstoff<br />
<strong>Stahl</strong> und <strong>der</strong> <strong>Technik</strong> scheint Prof. Niemeyer<br />
in die Wiege gelegt: Vater, Großvater<br />
und Urgroßvater waren Schmiede.<br />
stil Welchen Stellenwert hat die Forschung<br />
für ein Unternehmen wie die Salzgitter AG?<br />
prof. niemeyer Die Aufgabe <strong>der</strong> Salzgitter<br />
Mannesmann Forschung besteht vorrangig<br />
darin, dem Konzern die Innovationsfähigkeit<br />
und damit den Absatz auch in Zukunft<br />
zu sichern. In diesem Zusammenhang sind<br />
die sogenannten Pionierrenten wichtig:<br />
Die fährt ein Unternehmen immer dann<br />
ein, wenn es eine bestimmte Idee früher<br />
hat als an<strong>der</strong>e und diese praktisch umsetzt.<br />
Allgemein gilt: Da wir in Deutschland ein<br />
rohstoffarmes Land sind, müssen wir die<br />
Rohstoffe, die wir einführen, so wertig wie<br />
möglich machen. Auch wenn ich eine Binsenweisheit<br />
wie<strong>der</strong>hole: Unsere wichtigste<br />
Ressource ist das Wissen.<br />
stil Welche unterschiedlichen Forschungsschwerpunkte<br />
existieren an den Standorten<br />
Salzgitter und Duisburg?<br />
prof. niemeyer Schwerpunkte in Duisburg<br />
sind Metallurgie/Werkstofftechnik und die<br />
Ingenieurtechnik, beides in den Produktgruppen<br />
Rohr, Profil und Grobblech so-<br />
wie <strong>der</strong> Systemtechnik. In Salzgitter wird<br />
hauptsächlich im Bereich <strong>der</strong> Anwendungs-<br />
und <strong>der</strong> Oberflächentechnik sowie insbeson<strong>der</strong>e<br />
an <strong>der</strong> Werkstoff- und Prozessentwicklung<br />
für Kalt- und Warmband<br />
gearbeitet.<br />
stil Rekrutiert sich Ihr Kundenstamm ausschließlich<br />
aus den Gesellschaften <strong>der</strong> SZAG?<br />
prof. niemeyer Keinesfalls. Aufträge kommen<br />
auch aus <strong>der</strong> Automobilindustrie,<br />
dem Maschinen- und Anlagenbau, <strong>der</strong><br />
Energietechnik und <strong>der</strong> Bauindustrie.<br />
stil Reagieren Sie bei <strong>der</strong> Forschung nur <strong>auf</strong><br />
Markterfor<strong>der</strong>nisse – o<strong>der</strong> schaffen Sie auch<br />
Bedarf?<br />
prof. niemeyer Beides. Zum einen forschen<br />
wir natürlich <strong>auf</strong> konkrete Anfragen hin.<br />
Zwei Beispiele: 2004 fragte Mercedes bei uns<br />
an, ob wir für die nächste Generation <strong>der</strong><br />
E-Klasse einen <strong>Stahl</strong> als Alternative zum<br />
teuren Aluminium entwickeln könnten. Das<br />
Ergebnis ist <strong>der</strong> sogenannte lufthärtende<br />
<strong>Stahl</strong>, aus dem heute <strong>der</strong> gesamte Integralträger<br />
in <strong>der</strong> aktuellen E-Klasse gefertigt ist.<br />
Und bei den Rohren für die Ostsee-Pipeline<br />
haben wir für den Hersteller Europipe den<br />
<strong>Stahl</strong> so modifiziert, dass er resistent gegen<br />
das leicht saure Tiefenwasser <strong>der</strong> Ostsee ist.<br />
stil Und wie sieht es mit <strong>der</strong> Schaffung von<br />
Bedarf aus?<br />
prof. niemeyer Wir führen die neuesten wissenschaftlichen<br />
Trends mit Produkt- und<br />
Prozesswissen zusammen und gleichen sie<br />
mit Marktbedürfnissen ab. Dies gelingt<br />
auch, weil wir eine Schnittstelle zu einem<br />
internationalen Netzwerk aus Universitäten,<br />
Instituten und industriellen Partnern sind.<br />
Die daraus resultierenden Forschungskooperationen<br />
ziehen wir dem Zuk<strong>auf</strong> von<br />
Know-how übrigens entschieden vor (siehe<br />
dazu auch die Seiten 14/15; Anm. d. Red.).<br />
stil Ein Beispiel, bitte.<br />
prof. niemeyer Nehmen Sie die neue Bandgießanlage,<br />
die in Peine bis 2011 entsteht.<br />
Sie beruht <strong>auf</strong> Erfahrungen, die wir mit<br />
einer Pilotanlage an <strong>der</strong> TU Clausthal<br />
gesammelt haben. Diese neue Technologie,<br />
bei <strong>der</strong> wir weltweit führend sind, bietet<br />
zwei große Vorteile: Zum einen sind die<br />
Investitions- und Betriebskosten bedeutend<br />
niedriger als bei <strong>der</strong> bisherigen <strong>Technik</strong>.<br />
Zum an<strong>der</strong>en können Werkstoffe hergestellt<br />
werden, die mit konventioneller <strong>Technik</strong> gar<br />
nicht o<strong>der</strong> nur sehr eingeschränkt erzeugt<br />
werden können. Mit dem Direct Strip<br />
Casting, wie das Verfahren auch genannt<br />
wird, können neue <strong>Stahl</strong>werkstoffe mit<br />
beson<strong>der</strong>s hoher Festigkeit und sehr gutem<br />
Umformvermögen gleichzeitig hergestellt<br />
werden. Darum werden sich die Kunden<br />
reißen. Diese HSD®-Stähle (High Strength<br />
and Ductility, siehe dazu auch Seite 11,<br />
Anm. d. Red.) sind von strategischer<br />
Be deutung für die Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />
Salzgitter AG als Premiumlieferant.<br />
stil Welche drei Erfindungen <strong>der</strong> SZMF in<br />
den vergangenen Jahren halten Sie für die<br />
wichtigsten?<br />
prof. niemeyer Da nenne ich die eben angesprochenen<br />
HSD®-Stähle, die Bandgießtechnologie<br />
und den lufthärtenden <strong>Stahl</strong>.<br />
stil Was wird <strong>Stahl</strong> 2020 können?<br />
prof. niemeyer Im Prinzip wird es darum<br />
gehen, Stähle zu entwickeln, die noch einmal<br />
eine Verdoppelung <strong>der</strong> Festigkeit bei<br />
ähnlicher Verformbarkeit wie heute bieten.<br />
Prinzipiell gilt: Um künftig wirklich Innovationssprünge<br />
zu machen, müssen wir<br />
uns auch wie<strong>der</strong> mehr <strong>der</strong> Grundlagenforschung<br />
zuwenden. Wir müssen bestimmte<br />
Mechanismen verstehen. Warum diffundiert<br />
Wasserstoff in den <strong>Stahl</strong> hinein, und was<br />
macht er dort? Wenn ich das verstanden<br />
habe, kann ich gezielt einen Werkstoff entwickeln,<br />
<strong>der</strong> das verhin<strong>der</strong>t.<br />
stil Sehen Sie die Integration <strong>der</strong> Forschungsstandorte<br />
Salzgitter und Duisburg als gelungen<br />
an o<strong>der</strong> bestehen noch unterschiedliche<br />
Mentalitäten?<br />
prof. niemeyer Die unterschiedlichen Mentalitäten<br />
bestehen durchaus noch. Um die<br />
Zusammenarbeit zu för<strong>der</strong>n, tauschen wir<br />
regelmäßig Mitarbeiter zwischen den Standorten<br />
aus und machen gemeinsame Projekte.<br />
Wichtig ist aber auch, dass wir im Konzern<br />
unser geballtes <strong>Stahl</strong>wissen für gesellschaftsübergreifende<br />
Projekte nutzen.<br />
stil Worin bestehen für Sie die größten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
an den Konzern?<br />
prof. niemeyer Das ist für mich zum Beispiel<br />
das Wissensmanagement. Wissen muss<br />
so gelenkt werden, dass man es sinnvoll und<br />
zielgerichtet einsetzen kann. Wir haben zum<br />
Beispiel 800 000 Seiten aus dem Duisburger<br />
Archiv digitalisiert, um sie allen Mitarbeitern<br />
zur Verfügung stellen zu können. Und<br />
mit WiDaS haben wir unsere eigene kleine<br />
Wikipedia-Version mit im Moment 3500<br />
Seiten geschaffen.<br />
stil Was persönlich reizt Sie an <strong>der</strong> Forschung?<br />
prof. niemeyer Die handelnden Menschen,<br />
Neues zu erfinden und damit Geld zu verdienen.<br />
stil Was ist <strong>Stahl</strong> für Sie in einem Wort, bitte!<br />
prof. niemeyer Sexy.<br />
8 stil stil 9
FOTOS: UDO BOJAHR/SZMF<br />
SZMF: Zwei Standorte, ein Ziel<br />
Der Bil<strong>der</strong>bogen aus Salzgitter und Duisburg zeigt Atmosphäre – und die beiden größten Investitionen<br />
1<br />
2 4<br />
3<br />
1 Tradition und Mo<strong>der</strong>ne: Der Eingangsbereich des Standortes<br />
Duisburg wurde einladend gestaltet<br />
2 In <strong>der</strong> Duisburger Bibliothek stehen u. a. die kompletten<br />
Jahrgänge des Fachblattes „<strong>Stahl</strong> und Eisen“ – seit 1896<br />
3 Wichtigste Neu-Investition in Salzgitter: die 1000-Tonnen-Presse<br />
4 Wichtigste Neu-Investition in Duisburg:<br />
<strong>der</strong> Warmwalzsimulator<br />
Warum HSD ® -Stähle so einmalig sind<br />
Die Seite für alle, die es ein bisschen genauer wissen möchten<br />
HSD® (High Strength<br />
and Ductility)-Stähle<br />
stellen <strong>auf</strong>grund ihrer<br />
herausragenden mechanischenEigenschaften<br />
eine eigene<br />
Klasse von <strong>Stahl</strong>werkstoffen mit sehr<br />
großen Potenzialen dar. Sie besitzen bei<br />
sehr hohen Festigkeiten gleichzeitig eine<br />
hohe Duktilität. Zu erklären sind die<br />
Werkstoffeigenschaften durch die Vorgänge<br />
beim Auftreten des TRIP- und des<br />
TWIP-Effekts. Beim sogenannten TRIP-<br />
Effekt (TRansformation Induced Plasticity),<br />
ist <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong> nach Abkühlung <strong>auf</strong><br />
Raumtemperatur weitgehend austenitisch.<br />
Dieser Zustand ist allerdings metastabil,<br />
und bei Verformung wandelt<br />
Austenit in Martensit um, was mit einer<br />
hohen Verfestigung verbunden ist. Beim<br />
TWIP-Effekt, <strong>der</strong> im oberen Mangangehaltsspektrum<br />
dominiert, resultiert<br />
das Verfestigungspotenzial aus <strong>der</strong> verformungsinduzierten<br />
Zwillingsbildung.<br />
Hierdurch werden noch höhere Dehnungen,<br />
allerdings bei etwas geringerer,<br />
aber immer noch außerordentlich hoher<br />
Festigkeit erreicht.<br />
Die extrem hohen Festigkeiten und<br />
die gegenüber herkömmlichen Stählen<br />
geringere Dichte <strong>der</strong> neuen HSD®-Güten<br />
ermöglichen bei gleichzeitig großer Ver-<br />
formbarkeit deutliche Gewichtseinsparungen<br />
an <strong>Stahl</strong>bauteilen. So konnten an<br />
beispielhaften Untersuchungen an Musterbauteilen<br />
für Automobile Gewichtseinsparungen<br />
um bis zu 30 Prozent erreicht<br />
werden. Gewichtsreduzierte Fahrzeuge<br />
ermöglichen die Erschließung großer<br />
Energie- und CO2-Emissionseinsparpotenziale,<br />
nicht nur bei <strong>der</strong> Produktion,<br />
son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e im Betrieb.<br />
Die neue <strong>Technik</strong><br />
kommt ohne<br />
Gießpulver aus<br />
Voraussetzung für die Herstellung von<br />
HSD®-Stählen ist die neue Direct Strip<br />
Cast- o<strong>der</strong> Dünnbandgießtechnik (DSC).<br />
Bei diesem Bandgießen wird <strong>der</strong> flüssige<br />
<strong>Stahl</strong> über ein Zuführsystem <strong>auf</strong> ein uml<strong>auf</strong>endes,<br />
von unten intensiv mit Wasser<br />
gekühltes Gießband aus <strong>Stahl</strong> gegossen.<br />
Weil <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong> direkt <strong>auf</strong> das mitl<strong>auf</strong>ende<br />
Gießband gegossen wird, kann <strong>auf</strong> den<br />
Einsatz von Gießpulver verzichtet werden,<br />
welches in klassischen Prozessen zur Verringerung<br />
<strong>der</strong> Reibung eingesetzt wird.<br />
Nach <strong>der</strong> Erstarrung des <strong>Stahl</strong>filmes<br />
durchläuft das 8 bis 15 Millimeter dicke<br />
Band eine Sekundärkühlzone, sodass das<br />
anschließende Warmwalzen bei für die<br />
KLASSIFIZIeRUnG deR STäHLe nAcH LIeFeReIGenScHAFTen<br />
Liefereigenschaften nach Duktilität/Festigkeit<br />
Einstellung <strong>der</strong> Werkstoffeigenschaften<br />
geeigneten Temperaturen erfolgen kann.<br />
Die nachgeschaltete Kühlstrecke und Aufwickeleinheit<br />
sind Stand <strong>der</strong> <strong>Technik</strong>.<br />
Durch die Einführung <strong>der</strong> DSC-<strong>Technik</strong><br />
können bei <strong>der</strong> Herstellung von <strong>Stahl</strong>band<br />
erhebliche Energie- und Kosteneinsparungen<br />
gegenüber <strong>der</strong> konventionellen<br />
Strangguss- o<strong>der</strong> Dünnbrammentechnik<br />
erreicht werden. Die konventionelle diskontinuierliche<br />
Herstellung von Brammen<br />
mit Abmaßen, die weit von denen<br />
des Endproduktes entfernt sind, erfor<strong>der</strong>t<br />
das wie<strong>der</strong>holte Aufwärmen des Materials<br />
und zahlreiche Umformstufen. Die Einsparpotenziale<br />
durch Nutzung <strong>der</strong> Gießwärme<br />
und Reduzierung des Umformgrades<br />
liegen <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Hand.<br />
Weitere Einsparpotenziale ergeben sich<br />
durch die mögliche Nutzung gesteigerter<br />
Schrottanteile, ohne dass die bekannten<br />
unerwünschten Effekte durch hohe Begleitelementanteile<br />
<strong>auf</strong>träten. DSC unter<br />
Schutzgas und beschleunigter Erstarrung<br />
vermeidet dieses Problem und erschließt<br />
die in Zukunft verstärkt <strong>auf</strong>tretenden<br />
Schrotte mit zu hohen Gehalten an Begleitelementen<br />
als Rohstoffressource sogar<br />
für beson<strong>der</strong>s innovative Produkte<br />
wie HSD®-<strong>Stahl</strong>.<br />
Bei <strong>der</strong> Entwicklung von HSD®-Stählen<br />
kooperiert Salzgitter seit 2005 mit Corus.<br />
10 stil stil 11<br />
QUELLE: SZAG
Am 1. Juni 1934, vor 75 Jahren, nahm die zentrale Forschungs-<br />
anstalt <strong>der</strong> Mannesmannröhren-Werke ihre Arbeit <strong>auf</strong><br />
Ein Rückblick: 75 Jahre <strong>Stahl</strong>forschung<br />
in Duisburg-Huckingen<br />
Vom Hüttenlabor zum Entwicklungszentrum. Von Prof. Dr. Horst A. Wessel, Düsseldorf<br />
Der Standort Duisburg<br />
<strong>der</strong> Salzgitter Man-<br />
nesmann Forschung<br />
(SZMF) nahm am<br />
1. Juni 1934 als zentrale<br />
Forschungsan-<br />
stalt <strong>der</strong> Mannesmannröhren-Werke<br />
ihre Arbeit <strong>auf</strong>. Wenige Jahre zuvor hatte<br />
das Unternehmen das Blechwalzwerk<br />
im Süden Duisburgs zu einem Hüttenwerk<br />
mit Roheisen- und <strong>Stahl</strong>erzeugung<br />
ausgebaut. Das Arbeitsprogramm <strong>der</strong><br />
neuen Ein richtung umfasste die Erforschung<br />
<strong>der</strong> Roheisenerzeugung, die Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Qualität bekannter und<br />
die Entwicklung neuer Stähle sowie<br />
die Berechnung von Rohrkonstruktionen<br />
und die Untersuchung fertiger<br />
Erzeugnisse.<br />
Vorher hatte es bereits eine metallurgische<br />
Abteilung gegeben. Die drei Mitarbeiter,<br />
ein Wissenschaftler, ein <strong>Technik</strong>er<br />
und ein Hilfsarbeiter, arbeiteten in<br />
einem Raum; die Apparateausstattung<br />
bestand aus einem alten Mikroskop. In<br />
den größeren Mannesmannröhren-Werken<br />
bestanden kleinere Werkslaboratorien<br />
zur Berechnung von Leitungsprojekten,<br />
zur Durchführung von Druckversuchen<br />
und von Spannungsmessungen.<br />
Bei <strong>der</strong> Herstellung von Son<strong>der</strong>stählen,<br />
die Anfang <strong>der</strong> 1930er-Jahre <strong>auf</strong>genommen<br />
worden war, hinkte das Unternehmen<br />
mangels wissenschaftlicher Einrichtungen<br />
und fehlen<strong>der</strong> Forschungsarbeit<br />
hinter <strong>der</strong> Entwicklung her und musste<br />
sogar wirtschaftliche Nachteile hinnehmen.<br />
Der schließlich gefasste Entschluss,<br />
ein eigenes Forschungsinstitut zu errichten,<br />
wurde zwar durch die Weltwirtschaftskrise<br />
verzögert, konnte jedoch bis<br />
Mitte 1934 realisiert werden. In unmittelbarer<br />
Nähe des heutigen Standorts konnte<br />
die personell verstärkte und auch apparatemäßig<br />
besser ausgestattete me tallur gische<br />
Abteilung einen Neubau beziehen.<br />
Die als Versuchsanstalt konzipierte Einrichtung<br />
entwickelte sich rasch zu einer<br />
zentralen Forschungseinrichtung für den<br />
Konzern. Sie wurde durch physikalische<br />
und chemische Abteilungen sowie durch<br />
Laboratorien für Röntgenuntersuchungen,<br />
Schweißtechnik, Korrosion, Schwingungsprüfungen<br />
und Verzun<strong>der</strong>ung erweitert.<br />
Für die bauliche Erweiterung und<br />
die Beschaffung <strong>der</strong> Apparateausstattung,<br />
darunter ein Kaltwalzwerk und ein Hochfrequenzofen,<br />
wurden finanzielle Mittel<br />
in zuvor nicht gekannten Umfang bereit<br />
gestellt. Dadurch wurde nicht nur die<br />
Stellung des Unternehmens im Wettbewerb<br />
verbessert und langfristig gesichert,<br />
son<strong>der</strong>n zugleich auch den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
entsprochen, die die nationalsozialistische<br />
Autarkiepolitik an die Eisenund<br />
<strong>Stahl</strong>industrie stellte. Die Zahl <strong>der</strong><br />
Mitarbeiter stieg <strong>auf</strong> 15 Wissenschaftler,<br />
19 <strong>Technik</strong>er und Laboranten sowie 40<br />
Lohnempfänger. Die Arbeiten betrafen<br />
bereits anspruchsvolle und patentfähige<br />
Entwicklungsarbeiten.<br />
1936 wurde in <strong>der</strong> Nähe des Institutsgebäudes<br />
eine auch äußerlich ansprechende<br />
Neuanlage mit Hauptgebäude<br />
und Hallen errichtet, die 1937 bezogen<br />
wurde – dabei handelte es sich um den<br />
heutigen „Altbau“. Nun konnten die Abteilungen<br />
zentral untergebracht werden.<br />
Neben <strong>der</strong> systematischen Qualitätsverbesserung<br />
stellte die befohlene Umstellung<br />
<strong>der</strong> Werke <strong>auf</strong> Ersatzwerkstoffe hohe<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an das Institut und seine<br />
Mitarbeiter. So gelang es, trotz fehlen<strong>der</strong><br />
Zuschlagstoffe <strong>Stahl</strong>qualitäten beson<strong>der</strong>er<br />
Güten zu entwickeln. Die Mannesmannröhren-Werke<br />
waren z. B. als einzige in<br />
<strong>der</strong> Lage, Stähle mit hoher Sicherheit<br />
gegen Laugensprödigkeit herzustellen.<br />
Am 1. Juli 1948 wurde das Forschungsinstitut<br />
rechtlich verselbstständigt. Ab<br />
Herbst 1949 durften wie<strong>der</strong> Forschungsarbeiten<br />
durchgeführt werden. Der mit<br />
<strong>der</strong> Währungsumstellung einsetzende<br />
Wirtschafts<strong>auf</strong>schwung stellte Mittel zur<br />
Verfügung, die zur Beseitigung <strong>der</strong><br />
Kriegsverluste und zur Neuanschaffung<br />
von Geräten genutzt wurden. Die Aufnahme<br />
neuer Arbeitsgebiete wie Wärme-,<br />
Strömungs-, Verformungs- und Kunststofftechnik<br />
wurde geplant und später<br />
nach Ausbau des Dachgeschosses im<br />
Hauptgebäude und einiger Neubauten<br />
realisiert. Mitte <strong>der</strong> 1950er-Jahre hatte<br />
<strong>der</strong> Personalstand die Vorkriegsstärke<br />
wie<strong>der</strong> erreicht. Das Institut hatte sich<br />
inzwischen von einem beinahe reinen<br />
Werkstoffinstitut zu einer Einrichtung für<br />
betriebliche Forschung und Entwicklung<br />
für den Konzern gewandelt. Mit seinen<br />
spezialisierten Fachbereichen war die<br />
Grundlage für die Lösung auch komplexerer<br />
Probleme gegeben. Grundlegend<br />
waren die Untersuchungen zur Versprödung<br />
von Chromstählen und zur Bildung<br />
<strong>der</strong> sigma-Phase sowie zur Kornzerfallneigung<br />
bestimmter legierter Stähle, das<br />
Frischen mit Sauerstoff und insbeson<strong>der</strong>e<br />
die industrielle Umsetzung des Vergießens<br />
von flüssigem <strong>Stahl</strong> im Strang. Anfang<br />
<strong>der</strong> 1960er-Jahre beschäftigte das<br />
Institut mehr als 350 Mitarbeiter. Einige<br />
von ihnen qualifizierten sich durch ihre<br />
Arbeit für führende Positionen an an<strong>der</strong>en<br />
Stellen des Konzerns.<br />
Durch die Arbeitsteilung mit Thyssen<br />
1970 fielen einige Arbeitsbereiche weg,<br />
an<strong>der</strong>e, insbeson<strong>der</strong>e die Rohrentwicklung,<br />
wurden noch intensiviert. Durch<br />
die Einglie<strong>der</strong>ung von mehr als hun<strong>der</strong>t<br />
neuen Mitarbeitern wuchs die Belegschaft<br />
<strong>auf</strong> knapp 500 Personen. Auf <strong>der</strong> linken<br />
Frontseite des Hauptgebäudes entstand<br />
ein Neubau, <strong>der</strong> zunächst zweistöckig<br />
ausgeführt wurde, und dahinter eine weitere<br />
Halle. Ende <strong>der</strong> 1970er-Jahre erreichte<br />
das Institut seine größte räumliche<br />
Ausdehnung durch die Aufstockung<br />
des Neubaus und die Errichtung neuer<br />
Hallen. Seitdem präsentiert es sich nach<br />
außen hin so, wie wir es kennen.<br />
Anfang 1987 wurde das Institut von <strong>der</strong><br />
Mannesmann AG <strong>auf</strong> die Tochtergesellschaft<br />
Mannesmannröhren-Werke<br />
(MRW), für die es zu mehr als 90 Prozent<br />
arbeitete, übertragen; <strong>der</strong> Name Mannesmann<br />
Forschungsinstitut blieb wegen des<br />
hohen Bekanntheitsgrads erhalten. MRW<br />
befand sich wegen <strong>der</strong> weltweiten Überkapazitäten<br />
und <strong>der</strong> durch Staatssubventionen<br />
verzerrten Wettbewerbslage in einer<br />
fast ausweglosen Situation. Innerhalb<br />
weniger Jahre musste die Belegschaft um<br />
fast die Hälfte reduziert werden. Das hatte<br />
Auswirkungen auch <strong>auf</strong> das Institut, das<br />
drastische Mittelkürzungen hinnehmen<br />
und die Zahl seiner Mitarbeiter erst um<br />
ein Viertel, schließlich um mehr als 40<br />
Prozent kürzen musste. Im Übrigen setzte<br />
man alles daran, MRW im internationalen<br />
Wettbewerb zu stärken – durch<br />
Sicherung und Verbesserung <strong>der</strong> Qualität,<br />
Reduzierung <strong>der</strong> Produktionskosten und<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Liefersicherheit. Dennoch<br />
war in diesen Jahren die Existenz <strong>der</strong><br />
Gesellschaft mehrfach akut gefährdet.<br />
Durch die Übernahme von MRW<br />
durch die Salzgitter AG än<strong>der</strong>te sich für<br />
die Gesellschaft und das Forschungsinstitut<br />
die Lage grundlegend zum Positiven.<br />
Das Mannesmann Forschungsinstitut<br />
wurde im Oktober 2000 bei unverän<strong>der</strong>ter<br />
Aufgabenstellung in <strong>der</strong> neu gegründeten<br />
Mannesmann Forschungsinstitut<br />
GmbH, Duisburg (SZMF), verselbstständigt.<br />
2004 wurde es in Salzgitter Mannesmann<br />
Forschung GmbH umfirmiert und<br />
<strong>der</strong> Sitz nach Salzgitter verlegt. Nach <strong>der</strong><br />
Vereinigung mit dem Werkstoffzentrum<br />
<strong>der</strong> Salzgitter Flachstahl GmbH wurden<br />
beide Forschungsstandorte großzügig<br />
ausgebaut. Dabei wurden nicht nur die<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit entstandenen Lücken<br />
ausgefüllt, son<strong>der</strong>n das Institut hinsichtlich<br />
Personal und Einrichtung so<br />
ausgestattet, dass es auch künftig noch<br />
wachsenden Ansprüchen zu entsprechen<br />
vermag. Die SZMF gehört zum Kreis <strong>der</strong><br />
führenden <strong>Stahl</strong>forschungsunternehmen<br />
in Europa.<br />
Forschung früher<br />
KTB-Bohranlage, bis 1995: Die Tatsache,<br />
dass eine Beteiligung von<br />
MRW unter (o<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong>) Mitarbeit<br />
des Instituts an <strong>der</strong> Auslegung<br />
des Bohrstrangs für das tiefste Bohrloch<br />
Deutschlands (über 9000 m)<br />
stattfand, zeigte erneut die herausragende<br />
Stellung <strong>der</strong> Mannesmannröhren-Werke<br />
als Lieferant für hochwertige<br />
Gestängerohre. Bei <strong>der</strong><br />
Werkstoffauswahl und dem Konzept<br />
für das Bohrgestänge waren neben<br />
den hohen mechanischen Beanspruchungen<br />
Temperaturen bis 300 °C<br />
und extrem korrosive Bedingungen<br />
zu berücksichtigen, die letztlich zu<br />
einem niedrig legierten Vergütungsstahl<br />
und innovativen Lösungen im<br />
Design führten. Die entstandene<br />
Leichtbaukonstruktion zeichnete<br />
sich durch höchstes Festigkeits- und<br />
Zähigkeitsniveau sowie eine hoch<br />
tragfähige Gewindeverbindung aus.<br />
Wasserstoffspeicher, 1987: Im Rahmen<br />
eines Forschungsvorhabens<br />
„Alternative Energien im Straßenverkehr“<br />
unter Führung von Daimler-<br />
Benz hat sich Mannesmann schon<br />
1987 an <strong>der</strong> Entwicklung von sogenannten<br />
Hydridspeichern zur Speicherung<br />
von Wasserstoff beteiligt.<br />
Hierbei wird Wasserstoff von in<br />
Rohren befindlichem Metallpulver<br />
absorbiert, es entstehen sogenannte<br />
Hydride. Beim Betankungsvorgang<br />
wird Wärme abgegeben, bei <strong>der</strong> Entnahme<br />
Wärme <strong>auf</strong>genommen. Der<br />
Wasserstoffspeicher ist deshalb als<br />
Wärmetauscher ausgebildet, die<br />
Wärmeabfuhr erfolgt mit Wasser,<br />
die Wärmezufuhr aus den heißen<br />
Abgasen eines Motors. Als Folge <strong>der</strong><br />
Entwicklung entstand eine eigenständige<br />
Gesellschaft, HWT Gesellschaft<br />
für Hydrid- und Wasserstofftechnik<br />
mbH, die die Fertigung <strong>der</strong> Speicher<br />
vornahm. Die Erprobung in Fahrzeugen<br />
von Daimler-Benz führte damals<br />
bis zur Serienreife, scheiterte aber<br />
am noch nicht <strong>auf</strong>nahmebereiten<br />
Umfeld. Inzwischen hat diese Technologie<br />
aber auch Verwendung im<br />
Bau von Unterseebooten gefunden.<br />
Ein neues Anwendungsgebiet erschloss<br />
sich mit <strong>der</strong> Reinigung von<br />
Gasen, wobei höchste Reinheitsgrade<br />
erreicht werden können.<br />
SZMF<br />
Der Duisburger Bau, in dem die Salzgitter Mannesmann Forschung bis heute arbeitet:<br />
links nach Inbetriebnahme 1937, rechts <strong>der</strong> aktuelle Zustand FOTOS:<br />
12 stil stil 13
Zusammen mehr erreichen:<br />
Fünf Beispiele für erfolgreiche Kooperationen<br />
Von Korea bis Aachen, von numerischen Berechnungen und virtuellen Crashs<br />
Bereits seit 2003 besteht eine fruchtbare<br />
Kooperation zwischen dem<br />
koreanischen <strong>Stahl</strong>konzern<br />
POSCO und <strong>der</strong> Salzgitter AG. Neben<br />
dem vielfältigen Informationsaustausch<br />
ist die technische Zusammenarbeit ein<br />
entscheiden<strong>der</strong> Aspekt. Beginnend mit<br />
gemeinsamen Entwicklungstätigkeiten<br />
<strong>auf</strong> dem Feld von Hochleistungsstäh-<br />
len für den Automobilbau ist die Kooperation<br />
mittlerweile auch <strong>auf</strong> den <strong>Stahl</strong>rohrbereich<br />
ausgeweitet worden. Über<br />
POSCO: Partner von<br />
Welt aus Korea<br />
die gemeinsame Neuentwicklung neuer<br />
hochfester Stähle hinausgehend, ist auch<br />
die Erarbeitung neuer technischer Konzepte<br />
für eine effizientere Produktion<br />
bestehen<strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>produkte ein wesentlicher<br />
Inhalt <strong>der</strong> Zusammenarbeit.<br />
Ein Ergebnis <strong>der</strong> Zusammenarbeit ist<br />
beispielsweise die lizenzierte Produktion<br />
von isotropem <strong>Stahl</strong> (I-<strong>Stahl</strong>) bei POSCO.<br />
Dabei wendet POSCO auch die bei <strong>der</strong><br />
Salzgitter AG verwendete PRETEX-Technologie<br />
zur Oberflächentexturierung an.<br />
Ein weiteres Beispiel für die bereits realisierten<br />
Projekte im Bereich <strong>der</strong> Stähle für<br />
den Automobilbau ist die Entwicklung<br />
von Mehrphasenstählen mit ausgezeichneten<br />
Bake-Hardening-Eigenschaften. Im<br />
Zuge <strong>der</strong> Globalisierung <strong>auf</strong> den Automobilmärkten<br />
können hierdurch beide<br />
Partner ihre Stärken und ihr Know-how<br />
einbringen, um die weitere Entwicklung<br />
im Bereich <strong>der</strong> Automobilstähle aktiv<br />
mitzugestalten.<br />
Integralträger <strong>der</strong> neuen E-Klasse<br />
POSCO hat nach Salzgitter-Vorbild eine Feuerverzinkung gebaut<br />
Bei Hochleistungs-API-Stählen für<br />
den Bau von Öl- und Erdgaspipelines,<br />
wie beispielsweise dem X80, wurde im<br />
Rahmen <strong>der</strong> gemeinsamen Aktivitäten<br />
wechselseitig Probematerial ausgetauscht.<br />
Das Material von POSCO wurde bei<br />
<strong>der</strong> Salzgitter Mannesmann Großrohr<br />
GmbH zu <strong>Stahl</strong>rohren verarbeitet, das<br />
Salzgitter-Material entsprechend in<br />
Korea. Ziel dieser Versuche war es, die<br />
unterschiedlichen Werkstoff- und Prozesskonzepte<br />
bei<strong>der</strong> Partner und die<br />
resultierenden Auswirkungen <strong>auf</strong> die<br />
Rohreigenschaften beurteilen zu kön-<br />
nen, um hieraus bei<strong>der</strong>seitiges Opti-<br />
mierungspotenzial für die zukünftige<br />
Erzeugung ableiten zu können. Die<br />
Zusammenarbeit in diesem Feld sichert<br />
die Wettbewerbsposition bei<strong>der</strong> Unternehmen<br />
als führende Lieferanten von<br />
Lufthärter in <strong>der</strong> neuen E-Klasse<br />
Lufthärtende Stähle sind höchstfeste<br />
Stähle, die im Lieferzustand weich<br />
und sehr gut umformbar sind. Sie<br />
werden nach <strong>der</strong> Bauteil-Umformung<br />
gehärtet und erlangen erst dann ihre sehr<br />
hohe Festigkeit. Diese Stähle wurden in<br />
enger Zusammenarbeit mit Daimler<br />
entwickelt.<br />
Mit dieser <strong>Stahl</strong>sorte ist es möglich,<br />
höchstfeste Bauteile in komplexer und<br />
leichtgewichtiger Form zu fertigen, wie<br />
es bisher nicht bekannt war.<br />
Stählen höchster Festigkeit für die Öl-<br />
und Gasindustrie.<br />
Neben <strong>der</strong> Durchführung von gemeinsamenWerkstoff-Entwicklungsprojekten<br />
umfasst die Zusammenarbeit<br />
auch den Bereich <strong>der</strong> Prozesstechnik.<br />
Beispielsweise hat POSCO eine Feuerverzinkungslinie<br />
gebaut, bei <strong>der</strong> die Erfahrungen<br />
und Kenntnisse aus dem Bau<br />
und Betrieb <strong>der</strong> Anlage in Salzgitter eingeflossen<br />
sind, wodurch die gemeinsame<br />
Produktentwicklung zielgerichtet unterstützt<br />
wird.<br />
Geprägt von einer offenen, interkulturellen<br />
Kommunikation gelingt es, die<br />
Stärken <strong>der</strong> Partner POSCO und Salzgitter<br />
gewinnbringend zusammenzuführen.<br />
Daraus resultierend können den Kunden<br />
bei<strong>der</strong> Unternehmen bestmögliche Produkte<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
LH®-Stähle sind daher eine echte Alternative<br />
zu Aluminium, wenn es z. B. darum<br />
geht, im Fahrzeugbau eine hohe Stabilität<br />
bei minimalem Gewicht zu realisieren.<br />
Weitere Eigenschaften und Vorteile:<br />
Ideal für laser- und hochfrequenzgeschweißte<br />
Rohre, hervorragend geeignet<br />
für Innen-Hochdruck-Umformungen.<br />
Erstes Beispiel für den erfolgreichen<br />
Einsatz <strong>der</strong> LH®-Stähle: Bei <strong>der</strong> neuen<br />
E-Klasse von Mercedes sind die Integralträger<br />
komplett aus LH®800 gefertigt.<br />
Anfang 2007 präsentierte sich <strong>der</strong> Salzgitter<br />
Konzern den Studenten <strong>der</strong> RWTH Aachen<br />
als kompetenter Arbeitgeber<br />
Hochschulen: Köpfe & Forschung<br />
Die Studenten von heute sind die Mitarbeiter von morgen.<br />
Mit dem Engagement <strong>der</strong> Salzgitter AG an Hochschulen<br />
und Forschungseinrichtungen sollen das Interesse<br />
an <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>branche gesteigert und die Bildungsangebote<br />
vermehrt <strong>auf</strong> die berufliche Praxis ausgerichtet werden. Mit<br />
bundesweit 13 Universitäten hat die Salzgitter AG Kooperationen<br />
geschlossen und för<strong>der</strong>t Angebote und Projekte in vielen<br />
Studiengängen. So zum Beispiel an <strong>der</strong> TU Braunschweig, <strong>der</strong><br />
TU Clausthal, <strong>der</strong> TU Freiberg, <strong>der</strong> Universität Hannover und<br />
<strong>der</strong> RWTH Aachen. Fachspezifische Exkursionen bieten Studierenden<br />
zahlreiche Möglichkeiten, einen ersten Einblick in den<br />
Salzgitter Konzern zu erhalten und mögliche Berufsfel<strong>der</strong> zu<br />
erkunden. Praktika, Semesterarbeiten und Abschlussarbeiten<br />
vertiefen die ersten Kontakte. Weitere Infos zu Praktika o<strong>der</strong><br />
dem Berufseinstieg: www.salzgitter-ag.de/de/Jobs_Karriere<br />
ICAMS: Sieben Partner aus<br />
Wirtschaft & Wissenschaft<br />
Die theoretische Beschreibung und numerische Berech-<br />
nung von Werkstoffeigenschaften ist <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit wahrscheinlich<br />
innovativste Gedanke <strong>der</strong> Werkstofftechnologie.<br />
Der Ansatz <strong>der</strong> Multiskalensimulation verspricht eine marktorientierte,<br />
zeit- und ressourceneffiziente Material- und Produktentwicklung.<br />
Die Salzgitter AG för<strong>der</strong>t zusammen mit dem Land<br />
Nordrhein-Westfalen und sechs weiteren Partnern aus Wirtschaft<br />
und Wissenschaft das Forschungsinstitut Interdisciplinary Centre<br />
for Advanced Materials Simulation (ICAMS). Das an <strong>der</strong> Ruhr-<br />
Universität Bochum (RUB) angesiedelte Spitzenforschungszentrum<br />
(in Public-Private-Partnership) hat 2008 seine Arbeit <strong>auf</strong>genommen.<br />
Das Zentrum umfasst drei attraktiv ausgestattete Stiftungsprofessuren,<br />
die im ICAMS organisiert sind. Das <strong>auf</strong> fünf Jahre angelegte<br />
Anschubprogramm wird nach Abl<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Gründungsphase<br />
von <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum weitergeführt. Mit dem Zentrum<br />
erfährt die seit Jahren erfolgreiche Materialforschung an <strong>der</strong><br />
RUB eine weitere Stärkung. „In <strong>der</strong> jetzigen Konstellation haben<br />
wir exzellente Voraussetzungen, um das Projekt am Standort<br />
Bochum zu einem Erfolg zu machen, für die Ruhr-Universität<br />
wie für die ganze Region und das Land Nordrhein-Westfalen“,<br />
sagte Professor Wagner, Rektor <strong>der</strong> RUB.<br />
WING: Vom Halbzeug zum<br />
Crash in <strong>der</strong> virtuellen Welt<br />
Markus Rottwinkel<br />
von <strong>der</strong> SZAG im<br />
Gespräch mit einem<br />
Aachener Studenten<br />
Der Bedarf nach weiterer Gewichtseinsparung im Automobilbau<br />
stellt die <strong>Stahl</strong>industrie weiter vor immer wie<strong>der</strong><br />
neue Herausfor<strong>der</strong>ungen. Aus diesem Grunde startete<br />
die SZMF im November 2006 im BMBF-Rahmenprogramm<br />
WING das Projekt „Bauteilbewertung <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Basis integraler<br />
Werkstoffmodellierung entlang <strong>der</strong> Prozesskette“ gemeinsam mit<br />
<strong>der</strong> Daimler AG, Kirchhoff Automotive Deutschland GmbH,<br />
dem Softwareentwickler DYNAmore GmbH und den renommierten<br />
Forschungsstellen Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik<br />
und dem Max-Planck-Institut für Eisenforschung.<br />
Ziel des Projektes ist die Beschleunigung <strong>der</strong> Entwicklung und<br />
Markteinführung neuartiger Stähle. Die durchgängige, integrale<br />
Prozesskettensimulation wurde <strong>auf</strong> Basis bereits genutzter Simulationsprogramme<br />
entwickelt. Damit ist es möglich, insbeson<strong>der</strong>e<br />
die orts- und prozessabhängige Entwicklung <strong>der</strong> Werkstoffeigenschaften<br />
durchgehend zu verfolgen. Ausgehend von <strong>der</strong><br />
Kaltbandherstellung werden die <strong>Stahl</strong>eigenschaften mikromechanisch<br />
modelliert und mithilfe eines virtuellen Labors an die Modellierung<br />
<strong>der</strong> Bauteilherstellung gekoppelt. Die Autohersteller<br />
können die Eigenschaften am fertigen Bauteil ortsbezogen ablesen,<br />
ohne dass teure Großversuche bis hin zum Prototypenteil<br />
nötig wären.<br />
14 stil stil 15<br />
FOTOS: PETER LENKE
FOTOS: SALZGITTER AG GESCHäFTSBERICHT 2005<br />
elastizität<br />
Ein Ringturner, an den sich zwei<br />
Sumo-Ringer klammern, ahnt, was<br />
Schiffe so alles aushalten müssen<br />
Containerschiffe sind heute 300 Meter lang und wiegen bis<br />
zu 20 000 Tonnen. Wenn sie ihren Dienst verrichten, schieben<br />
ihre Bugnasen gewaltige Wassermassen vor sich her.<br />
Und ist die See richtig rau, kann es schon mal vorkommen, dass<br />
in einem Wellental ausschließlich Bug und Heck des Ozeanriesen<br />
16 stil stil 17<br />
elastizität<br />
Hingucker: Was <strong>Stahl</strong> heute schon kann<br />
Grobbleche aus dem Konzern wi<strong>der</strong>stehen riesigen Kräften, die an Ozeanriesen zerren<br />
Kontakt mit <strong>der</strong> Wasseroberfläche haben. Kräfte, die von Grobblechen<br />
aus Ilsenburg dank hervorragen<strong>der</strong> Elastizitäts- und<br />
Festigkeitswerte problemlos <strong>auf</strong>genommen werden. So etwas<br />
schafft nicht je<strong>der</strong>. Fragen Sie mal einen Ringturner, an den sich<br />
zwei Sumo-Ringer klammern …
FOTO: NORBERT DROGIES<br />
FOTO: PETER LENKE<br />
News<br />
Achtung, Aufnahme: das Filmteam und sein Star<br />
Bugatti Veyron vor <strong>der</strong> Linse<br />
Film<strong>auf</strong>nahmen dokumentieren Produktionsprozess bei SZAE<br />
Bugatti – ein Name, <strong>der</strong> seit rund<br />
100 Jahren für rasante Automobile<br />
und sportliches Fahren steht. Vor gut<br />
elf Jahren wurde die Marke neu entdeckt<br />
und feierte im Volkswagen-Konzern ein<br />
Comeback. Jetzt dreht <strong>der</strong> renommierte<br />
TV-Sen<strong>der</strong> National Geographic eine Dokumentation<br />
über das Fahrzeug.<br />
Der Bugatti Veyron 16.4. verfügt über<br />
1001 PS und ist damit <strong>der</strong> stärkste und<br />
schnellste Serien-Pkw <strong>der</strong> Welt – mit 407<br />
km/h. Nur insgesamt ein paar Hun<strong>der</strong>t<br />
Fahrzeuge werden im elsässischen Molsheim<br />
gefertigt, für 1,4 Millionen Euro das<br />
Exemplar. Mit dabei in <strong>der</strong> Zuliefererkette<br />
ist die Salzgitter Automotive Engineering<br />
GmbH & Co. KG in Osnabrück.<br />
„Wir waren sehr früh an <strong>der</strong> Realisierung<br />
des Bugatti Veyron beteiligt“, erklärt SZAE-<br />
18 stil<br />
Geschäftsführer Knut Westpfahl: „Über den<br />
Bau von Prototypen und Mus terteilen bis<br />
hin zur Serienfertigung.“ SZAE liefert alle<br />
Außenhautteile <strong>der</strong> Karosserie, die aus Aluminium<br />
gefertigt sind. Dabei han delt es<br />
sich unter an<strong>der</strong>em um Seitenteile, Türen,<br />
Kotflügel und Schweller. Vor <strong>der</strong> Auslieferung<br />
werden die Bauteile mit den bei SZAE<br />
angelieferten CFK-Teilen (Mono coque,<br />
Frontklappe, Heckklappe usw.) <strong>auf</strong>gebaut,<br />
alle Fugen voreingestellt und als zusammengehörendes<br />
Kit gekennzeichnet.<br />
Vier Wochen war das sechsköpfige Filmteam<br />
in Europa unterwegs und schaute sich<br />
bei sieben von Bugatti ausgewählten, beson<strong>der</strong>s<br />
wichtigen Zulieferern <strong>der</strong>en Produktionsprozess<br />
an. „Dass auch bei uns gefilmt<br />
wurde, sehen wir als Kompliment an“, sagt<br />
Knut Westpfahl.<br />
SUPER-POSTKARTE<br />
Die Redaktion von STIL ist es<br />
gewöhnt, dass <strong>auf</strong> die Preisrätsel<br />
Hun<strong>der</strong>te von Zuschriften<br />
eingehen. Aber dass wir<br />
eine extra gezeichnete Postkarte mit<br />
dem Lösungsbegriff wie dieses Mal<br />
bekommen, ist auch für uns neu …<br />
Vielen Dank, Johan Hübecker aus<br />
Mönchengladbach! Selbstverständlich<br />
gibt’s für Sie als Belohnung eine<br />
<strong>Stahl</strong>leuchte extra – den aktuellen<br />
Hauptgewinn.<br />
Da fehlt doch noch etwas.<br />
Na klar: die Meisterschaft<br />
AUF ZUR IAA IN<br />
FRANKFURT<br />
Mehr als 60 Aussteller aus<br />
aller Welt haben sich<br />
zur Internationalen Automobilausstellung<br />
(IAA) vom<br />
17. bis 27. September in Frankfurt<br />
angemeldet. Aber es gibt wegen<br />
<strong>der</strong> Wirtschaftskrise auch Absagen:<br />
Honda, Daihatsu und Nissan<br />
sowie Continental sind in diesem<br />
Jahr nicht <strong>auf</strong> dem Messegelände<br />
vertreten. Die 63. IAA des Verbandes<br />
<strong>der</strong> Automobilindustrie<br />
(VDA) steht unter dem Motto<br />
„Erleben, was bewegt“. Eine Tageskarte<br />
kostet 13 bzw. 15 Euro.<br />
Dreidimensionales am See<br />
Kunstausstellung eines Arbeitsdirektors in Salzgitter-Lebenstedt<br />
Frameworks“ heißen die dreidimensionalen Werke des Künstlers Heinz-G. Dachrodt,<br />
die im Hotel am See <strong>der</strong> Salzgitter AG in Salzgitter-Lebenstedt zu sehen<br />
waren. Seit 1980 schafft Heinz-G. Dachrodt Aquarelle und Keramiken. Mit <strong>der</strong><br />
Erstellung von dreidimensionalen Werken („frameworks“) hat er seinen ganz persönlichen<br />
Kunststil gefunden. Heinz-G. Dachrodt ist ein kreativer Mensch. In seiner beruflichen<br />
Funktion als Arbeitsdirektor in einem Unternehmen <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>industrie gestaltet<br />
er an verantwortlicher Stelle die Personalpolitik <strong>der</strong> Hoesch Hohenlimburg AG.<br />
stil<br />
FOTO: PETER LENKE<br />
des Hauses<br />
Rund 180 Schüler interessierten sich für die ersten <strong>Technik</strong>tage bei <strong>der</strong> Salzgitter AG<br />
Nie<strong>der</strong>sachsenkai in Brake offiziell<br />
eröffnet – Salzgitter AG gibt Kredit<br />
für weiteren Liegeplatz S. 20/21<br />
Drinnen für den Ernstfall draußen<br />
proben: In Bad Tölz entstand eine<br />
ungewöhnliche Halle S. 22/23<br />
Der Region den Nachwuchs<br />
sichern: 180 Schüler bei den ersten<br />
<strong>Technik</strong>tagen S. 24/25<br />
<strong>Stahl</strong>-Innovationspreis 2009. Vom<br />
Abrollcontainer bis zur Obstschale:<br />
Hier sind die Sieger S. 26/27<br />
RESTIL® mag auch saure Sachen:<br />
neue <strong>Stahl</strong>güten für Pipelines und<br />
Behälterbau S. 28/29<br />
stil 19
FOTO: NPORT<br />
Eine Animation des Hafens Brake<br />
nach endgültiger Fertigstellung<br />
Zweiter Bauabschnitt soll Ende 2010 fertig gestellt sein<br />
Nie<strong>der</strong>sachsenkai in Brake offiziell eröffnet<br />
Salzgitter AG gibt Kredit für einen weiteren Liegeplatz. Bündelung von Ladungsmengen<br />
terpräsident Christian Wulff<br />
hat den neuen Nie<strong>der</strong>sach<br />
senkai im Seehafen Brake<br />
eingeweiht. „Dies ist ein sichtbares Zeichen<br />
für die gute Standortqualität <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen<br />
Seehäfen“, betonte er in seiner<br />
FOTO: PETER LENKE Der nie<strong>der</strong>sächsische Minis<br />
Ansprache vor 400 Gästen, darunter auch<br />
Prof. Dr. Heinz Jörg Fuhrmann und Heinz<br />
Groschke vom SalzgitterVorstand.<br />
Die neue Hafenanlage verfügt über eine<br />
Kailänge von 270 Metern und lässt Schiffe<br />
mit einem Tiefgang von 11,90 Meter zu.<br />
Hinter <strong>der</strong> Kaianlage erstrecken sich 30<br />
Hektar Lagerflächen. Das Areal verfügt<br />
über eine leistungsfähige Gleis und Straßenanbindung.<br />
Auf <strong>der</strong> Kaianlage steht ein<br />
Hafenmobilkran, <strong>der</strong> Lasten bis zu 140<br />
Tonnen bewältigen kann. Für den Umschlag<br />
von Eisen und <strong>Stahl</strong> sollen zwei zusätzliche<br />
Verladebrücken <strong>auf</strong>gestellt werden.<br />
„Wir wollen noch in diesem Jahr mit<br />
<strong>der</strong> nächsten Ausbaustufe beginnen“, erklärte<br />
Matthias Dornblüth von Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
Ports Brake. Hintergrund ist eine<br />
Vereinbarung mit <strong>der</strong> Salzgitter AG, die<br />
den Bau eines weiteren Liegeplatzes durch<br />
einen Kredit unterstützt. Am Standort<br />
Brake sollen dann durch die Bündelung<br />
von Ladungsmengen betriebliche und<br />
wirtschaftliche Vorteile genutzt werden.<br />
Durch die Verlängerung um 180 Meter<br />
wird <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>sachsenkai mit 450 Metern<br />
Liegeplätze für zwei Großschiffe bieten.<br />
Das Investitionsvolumen des zweiten<br />
Bauabschnittes, <strong>der</strong> Ende 2010 fertig gestellt<br />
werden soll, beträgt 17,5 Mio. Euro.<br />
Machten das erste Schiff fest, v. l.: Jan<br />
Müller (Fa. Müller), Prof. Dr. Fuhrmann,<br />
Ministerpräsident Wulff, Matthias Dornblüth<br />
(Nie<strong>der</strong>sachsen Ports Brake)<br />
Mülheimer Blechwalzwerk mehr denn je <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Zeit<br />
„Herzoperation“ gelungen<br />
Größte Investition seit Bestehen des Walzgerüstes<br />
Sie stellt zwar keine Rohre her,<br />
ist aber dennoch eine wichtige<br />
Schlüsselanlage im Unternehmensbereich<br />
Röhren des Salzgitter<br />
Konzerns. Das Mülheimer Blechwalzwerk<br />
<strong>der</strong> Salzgitter Mannesmann Grobblech<br />
GmbH (MGB) liefert mit <strong>der</strong> verlässlichen<br />
Bereitstellung des Vormaterials vornehmlich<br />
für die erfolgreiche Großrohrgesellschaft<br />
EUROPIPE gewissermaßen<br />
die Basis für <strong>der</strong>en führende Position <strong>auf</strong><br />
dem Weltmarkt. Ihren eigenen Anspruch<br />
<strong>auf</strong> Technologieführerschaft untermauert<br />
die Mülheimer Grobblechstraße, eine <strong>der</strong><br />
größten Walzstraßen ihrer Art in Europa,<br />
mit einer vorausschauenden Mo<strong>der</strong>nisierungsstrategie.<br />
Jüngstes Beispiel ist die<br />
in <strong>der</strong> vergangenen sommerlichen Produktionspause<br />
vorgenommene, mit über<br />
17 Millionen Euro Kosten größte Investition<br />
seit Bestehen des Walzgerüstes.<br />
27 Tage mussten reichen, die Produktionsplanung<br />
des gut beschäftigten Abnehmers<br />
EUROPIPE aber auch an<strong>der</strong>er<br />
wichtiger Kunden ließ mehr nicht zu. Im<br />
Rahmen eines äußerst engen Zeitplans<br />
waren in <strong>der</strong> Spitze bis zu 500 Kräfte<br />
rund um die Uhr im Einsatz für eine zum<br />
Erfolg verurteilte „Herzoperation“. Die<br />
Erneuerung <strong>der</strong> Arbeitsrollgänge sowie<br />
<strong>der</strong> vier Verschieber beidseits des Walzgerüstes,<br />
die für den passgenauen mittigen<br />
Blick <strong>auf</strong> das Mülheimer Walzgerüst während des Umbaus<br />
Einl<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Brammen in das Gerüst sorgen,<br />
war schon wegen <strong>der</strong> zu bewegenden<br />
Menge eine große Herausfor<strong>der</strong>ung. U. a.<br />
<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Materialliste: rund 1300 Tonnen<br />
Maschinen und <strong>Stahl</strong>baukomponenten<br />
sowie über 1000 Kubikmeter Beton. Auch<br />
wenn <strong>der</strong> in monatelanger Vorarbeit ausgefeilte<br />
Abl<strong>auf</strong>plan zwischenzeitlich schon<br />
mal aus den Fugen zu geraten drohte –<br />
am Ende passte alles wie geplant, nach<br />
kurzer Hochl<strong>auf</strong>phase arbeitet die rundum<br />
erneuerte Grobblechstraße wie<strong>der</strong><br />
<strong>auf</strong> vollen Touren. Zum Fazit von knapp<br />
drei <strong>auf</strong>regenden Wochen gehört auch<br />
dies: Trotz Hektik und drangvoller Enge,<br />
in <strong>der</strong> sich auch zahlreiche schwere Baumaschinen<br />
tummelten, gab es keinen<br />
Arbeitsunfall im Baustellenbereich.<br />
Nachdem bereits im vergangenen Jahr<br />
eine neue hochmo<strong>der</strong>ne Kaltrichtmaschine<br />
in Betrieb genommen wurde, präsentiert<br />
sich das Mülheimer Blechwalzwerk<br />
von MGB mehr denn je <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong><br />
Zeit. Die jüngste Großinvesti tion ist zugleich<br />
auch ein technologischer Sprung,<br />
<strong>der</strong> zu einer deutlichen Leistungssteigerung<br />
führt. Die neuen Rollgänge wurden<br />
von 5,20 um gleich zwei Meter <strong>auf</strong> 7,20<br />
Meter verbreitert, womit künftig mehr<br />
<strong>Stahl</strong>bleche in Doppellänge gefertigt<br />
werden können, was die Produktivität<br />
deutlich steigert.<br />
1. Halbjahr 2009<br />
Zahlen, Daten,<br />
Fakten<br />
Erwartungsgemäß wurde <strong>der</strong> SalzgitterKonzern<br />
im ersten Halbjahr<br />
des Geschäftsjahres 2009 von den<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> globalen Wirtschafts<br />
und Finanzkrise erheblich<br />
belastet. Dies schlug sich vor allem<br />
in den Ergebnissen <strong>der</strong> Unternehmensbereiche<br />
<strong>Stahl</strong>, Handel und<br />
Technologie nie<strong>der</strong>. Die positiven<br />
Beiträge <strong>der</strong> Röhrensparte, <strong>der</strong><br />
AurubisAGBeteiligung und <strong>der</strong><br />
umfangreichen Finanzanlagen<br />
wirkten im Gegenzug zwar stabilisierend,<br />
konnten die Negativeinflüsse<br />
<strong>der</strong> konjunkturellen Rahmenbedingungen<br />
jedoch nicht kompensieren.<br />
Der KonzernAußenumsatz verringerte<br />
sich angesichts deutlich reduzierter<br />
Absatzmengen und fallen<strong>der</strong><br />
Erlöse in nahezu allen Produktsegmenten<br />
um 34 % <strong>auf</strong> 4.125,7 Mio.<br />
Euro (1. Halbjahr 2008: 6.233,4 Mio.<br />
Euro). Der Salzgitter Konzern<br />
schrieb im ers ten Halbjahr 195,2<br />
Mio. Euro Verlust vor Steuern (1.<br />
Halbjahr 2008: +646,4 Mio. Euro).<br />
Mit diesem Resultat sind auch nennenswerte<br />
bilanzielle Anpassungen<br />
von Vorratsbewertungen schwerpunktmäßig<br />
im Unternehmensbereich<br />
<strong>Stahl</strong> verkraftet worden,<br />
sodass <strong>der</strong> Konzern – zusammen<br />
mit den bereits im Jahresabschluss<br />
2008 vorgenommenen Maßnahmen<br />
– frei von stillen Lasten aus <strong>der</strong><br />
Bestandsbewertung ist.<br />
Die ursprüngliche Prognose eines<br />
Halbjahresverlustes mit einer möglichen<br />
Aufhellung <strong>der</strong> Lage in <strong>der</strong><br />
zweiten Jahreshälfte hat sich bestätigt.<br />
Demzufolge erwartet <strong>der</strong> Salzgitter<br />
Konzern auch für das zweite Halbjahr<br />
2009 einen Vorsteuerverlust,<br />
<strong>der</strong> allerdings niedriger als <strong>der</strong>jenige<br />
<strong>der</strong> abgel<strong>auf</strong>enen Berichtsperiode<br />
ausfallen dürfte. Die SZAG hält es<br />
für denkbar, dass gegen Jahresende<br />
wie<strong>der</strong> nahezu ausgeglichene Monatsergebnisse<br />
erzielt werden können.<br />
„Im Großen und Ganzen haben<br />
wir die Krise bestmöglich bewältigt“,<br />
sagte Konzernchef Prof. Dr. Wolfgang<br />
Leese.<br />
20 stil stil 21<br />
FOTO: NORBERT FISCHER
Bergwacht Bayern<br />
Hier hebt nichts ab: Verantwortlich für <strong>Stahl</strong>bau und Montage war das Unternehmen Biedenkapp aus dem Allgäu<br />
Drinnen für den Ernstfall draußen üben<br />
Der Salzgitter Mannesmann <strong>Stahl</strong>handel Plochingen lieferte für den Bau <strong>der</strong> Hubschrauber-Simulationshalle<br />
In Ruhe üben, um im Notfall gut gerüstet zu sein: Nach<br />
diesem Motto verfährt die Bergwacht Bayern nun auch<br />
mit ihren Hubschrauberpiloten. In Bad Tölz entstand eine<br />
Hubschrauber-Simulationshalle, für <strong>der</strong>en Bau <strong>der</strong> Salzgitter<br />
Mannesmann <strong>Stahl</strong>handel in Plochingen 350 Tonnen Träger<br />
und Bleche an den <strong>Stahl</strong>bauer Biedenkapp in Wangen im Allgäu<br />
lieferte. Ein Teil des Materials stammt aus Salzgitter-Konzern-<br />
Produktion. Biedenkapp leistete Herstellung, Beschichtung und<br />
Montage <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>baukonstruktion sowie <strong>der</strong> Wartungspodeste<br />
und Kranschienen für den Simulationshubschrauber.<br />
Gemeinsam mit ihren Partnern bewältigt die Bergwacht Bay ern<br />
jährlich mehr als 10 000 Einsätze im alpinen und unwegsamen<br />
Gelände. Durchschnittlich dreimal täglich sind die Einsatzkräfte<br />
<strong>der</strong> Bergwacht Bayern in Hubschraubereinsätze eingebunden.<br />
An<strong>der</strong>s als bei Standardeinsätzen des Rettungs- und Notarztdienstes,<br />
in denen sich Einsatzkräfte nur selten in lebensbedrohliche<br />
Situationen begeben müssen, ist eine Hubschrauberrettung<br />
mit einer Rettungswinde o<strong>der</strong> dem Rettungstau ohne eine<br />
Die Halle muss enorme Kräfte <strong>auf</strong>nehmen<br />
gewisse Eigengefährdung nicht möglich. Auch wenn alle denkbaren<br />
Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden, bleibt ein<br />
Restrisiko bestehen.<br />
Es gilt daher alles zu versuchen, um durch eine optimale Ausbildung<br />
und Ausstattung <strong>der</strong> Einsatzkräfte eine größtmögliche<br />
Sicherheit zu erreichen. Eine umfassende Ausbildung muss dazu<br />
führen, dass nicht nur Kenntnisse entstehen, son<strong>der</strong>n sich zudem<br />
Routinen ausbilden. Erst diese erzeugen den gewünschten<br />
Sicherheitsgewinn und die<br />
notwendigen Leistungsreserven.<br />
In <strong>der</strong> entstandenen Simulationsanlage<br />
für die Berg-<br />
und Luftrettung wird durch<br />
die einzigartige Kombination<br />
<strong>der</strong> transparenten Hallenarchitektur,<br />
durch die Kran- und<br />
Steuertechnik und durch die<br />
originalgetreue Hubschrauberzelle<br />
das Gefühl eines echten<br />
Einsatzes vermittelt. Die Halle<br />
muss <strong>auf</strong>grund <strong>der</strong> Simulation<br />
Zweckmäßig: die neue Halle<br />
<strong>der</strong> Bergwacht in Bad Tölz<br />
von Wind und Sturm und den „Flugbewegungen“ <strong>der</strong> Hubschrauber<br />
enorme Kräfte <strong>auf</strong>nehmen.<br />
Wichtige Nebeneffekte: Die CO 2-Emission im Übungsbetrieb<br />
wird verringert, Anwohner und Natur werden vor lästigen Rotorgeräuschen<br />
geschont und die ehrenamtlichen Einsatzkräfte<br />
können ihre zahlreichen Trainingseinheiten sicher planen. Unabhängig<br />
von Regen, Sturm o<strong>der</strong> Dunkelheit, bei denen im<br />
dramatischen Einsatz ein hohes Risiko eingegangen wird, können<br />
sich die Retter in <strong>der</strong> Simulationsanlage genau <strong>auf</strong> diese<br />
Situation vorbereiten.<br />
Im Einsatz- und Ausbildungsgeschehen arbeiten die Einsatzkräfte<br />
<strong>der</strong> Bergwacht Bayern sowohl mit den Hubschraubern <strong>der</strong><br />
Bundeswehr als auch mit denen weiterer Betreiber eng zusammen.<br />
Der Aufbau des Bergwacht-Zentrums in Bad Tölz wurde<br />
u. a. durch den Freistaat Bayern finanziert.<br />
FOTOS: PETER LENKE<br />
Universalmittelstraße in Peine<br />
Die UMIT wird schneller und variabler<br />
Alte Anlage produzierte 16,8 Millionen Tonnen in 35 Jahren. Umbau ein „Generationenprojekt“<br />
In 35 Jahren Betriebszeit hat die Universalmittelstraße<br />
(UMIT) in Peine Träger gewalzt – nun wird die Großan-<br />
lage umfassend mo<strong>der</strong>nisiert: Am 16. Juli wurde sie außer<br />
Betrieb genommen. Seit 1974 sind rund 16,8 Millionen<br />
Tonnen Träger hauptsächlich für die <strong>Stahl</strong>bauindustrie gewalzt<br />
worden. „Die UMIT war bei ihrem Produktionsstart 1975 für<br />
das schnelle und rationelle Walzen von großen Losgrößen gebaut<br />
worden“, sagt Betriebsleiter Dr. Jörg Wehage – was heißt,<br />
dass kontinuierlich und „in einem Rutsch“ große Mengen Träger<br />
erzeugt wurden. Doch <strong>der</strong> Markt hat sich gewandelt.<br />
Mit <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Walzstraße für rund 67 Millionen<br />
Euro können nun auch kleinere Mengen schneller und<br />
wirtschaftlicher erzeugt und spezielle Kundenwünsche erfüllt<br />
werden. Das Wechseln <strong>der</strong> Walzen wird einfacher, sodass verschiedene<br />
Trägergüten hintereinan<strong>der</strong> ohne großen Zeitverlust<br />
produziert werden können. Auch die Qualität steigt weiter: Die<br />
Träger werden maßgenauer – und es lässt sich eine beson<strong>der</strong>s<br />
glatte Oberfläche erzielen. Genau das wünschen sich die Kunden<br />
für ihre Produkte. Zukünftig können <strong>auf</strong> <strong>der</strong> UMIT qualitativ<br />
anspruchsvolle Spezialprofile gewalzt werden, somit werden<br />
ganz neue Kundengruppen erschlossen.<br />
In <strong>der</strong> imposanten Halle ging es im August bisweilen turbulent<br />
zu: Bis zu 60 Monteure arbeiteten im Schichtdienst, demontierten<br />
Altanlagen, bauten neue wie<strong>der</strong> ein. Den Überblick behielt<br />
Thomas Räther, <strong>der</strong> Projektleiter dieses „Generationenprojekts“:<br />
„Denn so eine komplette Mo<strong>der</strong>nisierung erlebt ein Walzwerker<br />
nur einmal im Leben.“<br />
Die Fakten<br />
• Herzstück <strong>der</strong> Walzstraße sind die drei neuen Walz-<br />
gerüste mit mo<strong>der</strong>nster Regelungstechnik. Es wird eine<br />
Maßgenauigkeit im Zehntelmillimeterbereich erreicht.<br />
• Die Träger sind bis zu 172 Kilogramm schwer und<br />
haben eine Höhe von 80 bis zu 450 Millimeter.<br />
• In <strong>der</strong> fünfwöchigen Stillstandszeit wurden ca. 3000<br />
Tonnen Anlagentechnik demontiert und montiert.<br />
• 1200 vorhandene Walzen werden jetzt umgearbeitet.<br />
Blick in die UMIT<br />
<strong>der</strong> Peiner Träger<br />
GmbH: oben das<br />
Kühlbett für die gewalzten<br />
Träger, links<br />
ein neues Walzgerüst<br />
22 stil stil 23<br />
FOTOS: PETER LENKE
BonA-sZ<br />
Der region den nachwuchs sichern<br />
Berufsorientierung hautnah: 180 schüler bei den ersten techniktagen <strong>der</strong> salzgitter AG<br />
r<br />
und 180 schüler erlebten bei<br />
den techniktagen bei <strong>der</strong> salzgitter<br />
AG wissenschaftliche<br />
Phänomene hautnah. nach<br />
vielen spannenden schulexperimenten<br />
mit allerlei Alltagsgegenständen ging es<br />
in die Betriebe, um naturwissenschaft<br />
und technik in <strong>der</strong> Praxis kennenzulernen.<br />
so fand sich beispielsweise das<br />
Prinzip <strong>der</strong> Dampfturbine im kraftwerk<br />
wie<strong>der</strong>, und <strong>der</strong> „Flaschenzug mit Besenstiel“<br />
konnte im Ausbildungszentrum<br />
für transporttechnik an den<br />
kranen wie<strong>der</strong>entdeckt werden. Im<br />
Druckcenter durften die teilnehmer<br />
selbst Hand anlegen und einen notizblock<br />
„ableimen“, <strong>der</strong> mit dem eigenen<br />
namen versehen war.<br />
Insgesamt beteiligten sich an den<br />
techniktagen 1069 schüler, verteilt <strong>auf</strong><br />
45 „Lernorte“ bei verschiedenen Unternehmen<br />
und Institutionen. Die im rahmen<br />
des startmoduls „Interesse wecken“<br />
entwickelten techniktage gingen damit<br />
erstmalig an den start.<br />
Die rückmeldungen <strong>der</strong> teilnehmer<br />
bestätigen auch den eindruck <strong>der</strong> Betriebe:<br />
Das Interesse <strong>der</strong> schülerinnen<br />
und schüler war groß und die resonanz<br />
durchweg positiv. Dies war Berufsorientierung<br />
vom Feinsten.<br />
„Das Gemeinschaftsprojekt BonA<br />
sALZGItter verfolgt das Ziel, kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche umfassend bei ihrer<br />
Berufsorientierung zu unterstützen und<br />
sie zur Wahl gewerblich-technischer<br />
sowie naturwissenschaftlicher Ausbildungsberufe<br />
und studiengänge zu motivieren“,<br />
sagte Dr. Florian Löbermann,<br />
Leiter <strong>der</strong> Beruflichen Bildung.<br />
Die salzgitter AG, die stadt salzgitter<br />
und die Agentur für Arbeit Braunschweig<br />
Gruppenbild vor dem Eingang <strong>der</strong> Hauptverwaltung <strong>der</strong> SZAG<br />
Auch Michael Bock, Leiter des Kraftwerkes, nahm sich Zeit für die jungen Besucher<br />
arbeiten mit <strong>der</strong> Alstom LHB GmbH,<br />
<strong>der</strong> MAn nutzfahrzeuge AG, <strong>der</strong> robert<br />
Bosch elektronik GmbH, <strong>der</strong> Volkswagen<br />
AG und <strong>der</strong> projekt reGIon BrAUnsCHWeIG<br />
GMBH zusammen, um salzgitter<br />
und <strong>der</strong> region langfristig nachwuchs<br />
zu sichern. Auch <strong>der</strong> gewerblichtechnische<br />
Mittelstand salzgitters und<br />
das Handwerk sind inzwischen aktiv eingebunden<br />
und machen bei den BonA<br />
sALZGItter-techniktagen mit.<br />
Stolze Titelverteidiger: das Team <strong>der</strong> Salzgitter Flachstahl GmbH<br />
Fußball: Wer ist die beste Werksmannschaft?<br />
Flachstahl verteidigt titel<br />
Zwölf teams traten in torreichen Begegnungen gegeneinan<strong>der</strong> an<br />
In einem spielerisch hochklassigen<br />
und fairen Finale gelang <strong>der</strong> salzgitter<br />
Flachstahl mit einem hart erkämpften<br />
1:0-sieg gegen die salzgitter<br />
service und technik die erfolgreiche<br />
titelverteidigung. Zwölf Mannschaften<br />
aus dem salzgitter konzern spielten zum<br />
8. Mal den titelträger als beste Werksmannschaft<br />
aus.<br />
Bereits in <strong>der</strong> Vorrunde zeigten 53 erzielte<br />
treffer an, dass offensivfußball<br />
trumpf war. nachdem sich in den Viertelfinalbegegnungen<br />
die Peiner träger,<br />
salzgitter service und technik, das Mülheimer<br />
team von salzgitter Mannesmann<br />
und <strong>der</strong> titelverteidiger salzgitter Flachstahl<br />
durchgesetzt hatten, folgten span-<br />
nende Halbfinals. Hierbei bezwang salzgitter<br />
service und technik die Peiner träger<br />
mit 1:0, und salzgitter Flachstahl<br />
setzte sich mit 2:0 gegen die Mülheimer<br />
Werksmannschaft durch. Platz 3 sicherten<br />
sich die Mülheimer kicker mit einem<br />
3:0 gegen die spieler <strong>der</strong> Peiner träger.<br />
Da rüber hinaus traten Mannschaften von<br />
Hoesch spundwand und Profil und <strong>der</strong><br />
kHs AG aus Dortmund, <strong>der</strong> Gesis und<br />
salzgitter Großrohre aus salzgitter, des<br />
stahlhandels und klöckner Hänsel Processing<br />
aus Hannover, von Universal<br />
eisen und stahl aus neuss sowie ein gemeinsames<br />
team <strong>der</strong> salzgitter Hydroforming<br />
aus Crimmitschau und Brumby<br />
zu dem sportlichen Wettkampf an.<br />
4. Drachenboot-Cup <strong>auf</strong> dem salzgittersee<br />
Im hinteren Mittelfeld …<br />
Für die konzernpaddler galt das olympische Motto<br />
Hart gekämpft in den Vorläufen<br />
– doch mehrfach um<br />
Haaresbreite geschlagen: Die<br />
Drachenboottruppe „Made<br />
of steel“ – so <strong>der</strong> schlachtruf – landete<br />
im „hinteren Mittelfeld“, wie es Vincent<br />
Hach aus <strong>der</strong> rechtsabteilung <strong>der</strong> salzgitter<br />
AG umschreibt. so zählte das olympische<br />
Motto für die 20 „konzernpaddler“:<br />
Dabei sein ist alles. Mit DtM-salzgitter-<br />
Cap und konzernshirt mit Logo: „Hier<br />
legiere Ich“ waren die sportler bestens<br />
ausstaffiert.<br />
Beim 4. Drachenboot-Cup <strong>auf</strong> dem<br />
salzgittersee gingen an drei tagen 78<br />
teams in drei Wertungen an den start.<br />
Den schüler-Cup hatte <strong>der</strong> salzgitter<br />
konzern geför<strong>der</strong>t.<br />
Hart gekämpft und knapp geschlagen: die<br />
„Konzernpaddler“ <strong>auf</strong> dem Salzgittersee<br />
Salzgitter AG engagiert sich<br />
<strong>Stahl</strong> & <strong>Technik</strong> <strong>auf</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>IdeenExpo</strong><br />
Die diesjährige Ideenexpo startet am<br />
5. september <strong>auf</strong> dem Messegelände<br />
in Hannover. Die salzgitter AG för<strong>der</strong>t<br />
die Ideenexpo als Premium-sponsor<br />
und engagiert sich mit kreativen Ideen,<br />
Workshops, Mitarbeitern und Mitmach-exponaten<br />
unter dem Motto<br />
„Was wäre die Welt ohne Metall?“.<br />
Bernd Gersdorff, Direktor konzernkommunikation,<br />
erklärt zum engagement<br />
<strong>der</strong> salzgitter AG <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />
Ideenexpo: „Wir sind ein bedeuten<strong>der</strong><br />
Arbeitgeber in <strong>der</strong> region<br />
südostnie<strong>der</strong>sachsen und fühlen uns<br />
den Menschen und ihren Familien<br />
verbunden. Unser engagement unterstreicht<br />
diese Verantwortung. Die<br />
Ideenexpo ist eine tolle kommunikationsplattform,<br />
um mit jungen Menschen<br />
in kontakt zu kommen und<br />
sie für technik und naturwissenschaften<br />
zu begeistern. Gleichzeitig<br />
bietet sie uns die Möglichkeit, den<br />
Werkstoff stahl in seinen faszinierenden<br />
Anwendungsmöglichkeiten<br />
darzustellen.“<br />
Die salzgitter AG ist <strong>auf</strong> dem Messegelände<br />
in Halle 9, stand P511, zu<br />
finden und bietet zahlreiche Möglichkeiten,<br />
sich mit dem Werkstoff stahl<br />
auseinan<strong>der</strong>zusetzen und Berufsperspektiven<br />
zu entwickeln.<br />
Größter Blickfang am stand wird<br />
das DtM-Auto sein, neben dem ein<br />
Fahrsimulator <strong>auf</strong>gebaut sein wird,<br />
an dem man seine Fahrkünste testen<br />
kann. Aber auch an<strong>der</strong>e Attraktionen<br />
locken die jungen Besucher und zeigen<br />
ihnen den vielfältigen Gebrauch<br />
von stahl: Die Frage, wie man stahl<br />
zum Leuchten bringt, wird z. B. mit<br />
dem Basteln eines elektronischen teelichts<br />
beantwortet.<br />
Weitere Informationen im Internet<br />
unter: www.ideenexpo.de<br />
24 stil stil 25<br />
Fotos: Peter Lenke
FOTO: WV STAHL<br />
<strong>Stahl</strong>-Innovationspreis 2009<br />
Vom Abrollcontainer bis zur Obstschale<br />
Mehr als 1000 Gäste erlebten in Düsseldorf das 20-jährige Jubiläum des Wettbewerbs<br />
Diese verformbare<br />
Schale aus <strong>Stahl</strong> gewann<br />
den 1. Preis in <strong>der</strong><br />
Kategorie „Design“<br />
Ende Juni wurde in Düsseldorf <strong>der</strong><br />
<strong>Stahl</strong>-Innovationspreis 2009 vergeben.<br />
14 Preisträger nahmen aus<br />
den Händen des Schirmherren<br />
Dr. Markus Miele, Geschäftsführen<strong>der</strong> Gesellschafter<br />
<strong>der</strong> Miele & Cie. KG, und des<br />
Vorstandsvorsitzenden des <strong>Stahl</strong>-Informations-Zentrums,<br />
Prof. Dr. Ing. Karl-Ulrich<br />
Köhler, ihre Auszeichnungen entgegen.<br />
Mehr als 1000 Gäste erlebten das 20-jährige<br />
Jubiläum des Wettbewerbs. Seit 1989<br />
wird <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>-Innovationspreis alle drei<br />
Der Innovationspreis wird in<br />
vier Kategorien vergeben<br />
Jahre verliehen, um innovative Ideen und<br />
Produkte aus <strong>Stahl</strong> zu för<strong>der</strong>n, bekannt<br />
zu machen und ihnen bei <strong>der</strong> erfolgreichen<br />
Positionierung im Markt zu helfen.<br />
Mit 644 Einreichungen für den Preis 2009<br />
ist <strong>der</strong> Wettbewerb wie<strong>der</strong> einer <strong>der</strong> erfolgreichsten<br />
seiner Art in Deutschland.<br />
Im Vergleich zu 2006 konnte die Beteiligung<br />
gesteigert werden. Um <strong>der</strong> großen<br />
Anwendungsvielfalt von <strong>Stahl</strong> gerecht zu<br />
werden, wird <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>-Innovationspreis<br />
in vier Kategorien verliehen:<br />
Produkte aus <strong>Stahl</strong>: Ausgezeichnet werden<br />
serienreife Produkte, die ganz o<strong>der</strong><br />
überwiegend aus <strong>Stahl</strong> bestehen und verbesserte<br />
o<strong>der</strong> neue Anwendungen für den<br />
Werkstoff <strong>Stahl</strong> ermöglichen. Sie zeichnen<br />
sich insbeson<strong>der</strong>e durch Funktionalität,<br />
Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit<br />
aus. Den 1. Preis gab es für<br />
die Abrollcontainer in gewichtsoptimierter<br />
Bauweise <strong>der</strong> Sirch GmbH & Co KG<br />
aus K<strong>auf</strong>beuren. Der intelligente Einsatz<br />
von Blechen aus hochfesten und verschleißbeständigen<br />
Stählen sparte 45 Prozent<br />
Gewicht.<br />
<strong>Stahl</strong> in Forschung und Entwicklung/<br />
Verfahren: Ausgezeichnet in dieser Rubrik<br />
werden Forschungs- und Entwicklungsleistungen<br />
sowie Verarbeitungsverfahren<br />
für verbesserte o<strong>der</strong> neue <strong>Stahl</strong>anwendungen.<br />
In diesem Bereich siegten die<br />
hochmanganhaltigen TRIPLEX-Leichtbaustähle,<br />
die vom Max-Planck-Institut<br />
für Eisenforschung in Düsseldorf entwickelt<br />
wurden.<br />
Bauteile und Systeme aus <strong>Stahl</strong> für das<br />
Bauen: In dieser Kategorie werden serienfähige<br />
Bauteile, Elemente und Systeme<br />
aus <strong>Stahl</strong> prämiert, die beim Bauen neue<br />
Eine kostengünstige Lösung<br />
für das Bauen im Bestand<br />
Akzente hinsichtlich Architektur, Konstruktion,<br />
Wirtschaftlichkeit und Ökologie<br />
setzen. Die Jury vergab den 1. Preis<br />
an ein Fußbodensystem aus <strong>Stahl</strong>blech<br />
<strong>der</strong> SEAG System-Elemente AG aus Eisenhüttenstadt.<br />
Bauteile aus 0,5 mm dickem<br />
<strong>Stahl</strong>blech bilden die Bewehrung eines<br />
mit Fließestrich zu verfüllenden Fußbodens,<br />
<strong>der</strong> <strong>auf</strong>grund seiner Systemhöhe<br />
äußerst leicht ist. Das Bodensystem eröffnet<br />
Bauherren wirtschaftliche Lösungen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e beim Bauen im Bestand.<br />
In <strong>der</strong> Kategorie <strong>Stahl</strong>-Design schließlich<br />
siegte eine formbare Schale des<br />
De signers Christofer Born aus Nürnberg,<br />
die sich in jedem Haushalt gut macht.<br />
Mehr Infos unter:<br />
www.stahl-innovationspreis.de<br />
Haus <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
Ein Experimentierort<br />
Nachdem das „Jahr <strong>der</strong> Wissenschaft“<br />
in Braunschweig abgel<strong>auf</strong>en ist,<br />
soll sich jetzt das „Haus <strong>der</strong> Wissenschaft“<br />
um die För<strong>der</strong>ung des Themas<br />
kümmern. Geschäftsführer ist seit dem<br />
1. Juni Markus Weißkopf. Seine Aufgabe<br />
besteht darin, eine attraktive<br />
Plattform für wissenschaftliche Veranstaltungen<br />
zu schaffen und somit<br />
möglichst viele Bürgerinnen und<br />
Bürger am Dialog mit <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
teilhaben zu lassen. Das Haus<br />
soll als Experimentier- und Lernort<br />
in <strong>der</strong> Region und auch überregional<br />
wahrgenommen werden.<br />
Forschung und Entwicklung sichern<br />
die Innovationskraft von Unternehmen.<br />
Die SZAG als internationaler<br />
<strong>Stahl</strong>- und Technologie-Konzern<br />
pflegt die Zusammenarbeit mit Universitäten<br />
und Forschungseinrichtungen<br />
<strong>auf</strong> vielfältigen Ebenen. Prof.<br />
Dr. Wolfgang Leese, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Salzgitter AG, die das<br />
Haus <strong>der</strong> Wissenschaft unterstützt,<br />
erklärte: „Unser Engagement verdeutlicht<br />
aktuell das Miteinan<strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />
TU Braunschweig. Als <strong>der</strong> Wunsch<br />
an uns herangetragen wurde, den<br />
Neubau <strong>der</strong> im Zweiten Weltkrieg<br />
zerstörten Kuppel mitzugestalten,<br />
haben wir zugesagt.“ 2009 wird ein<br />
<strong>Stahl</strong>skelett mit Glas elementen <strong>auf</strong><br />
das sechste Stockwerk montiert (siehe<br />
Animation). Damit erhält das „Haus<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft“ ein über den Dächern<br />
Braunschweigs weit sichtbares<br />
Symbol, das einen hohen Wie<strong>der</strong>erkennungswert<br />
haben wird. Mehr Infos:<br />
www.haus<strong>der</strong>wissenschaft.org<br />
Bei <strong>der</strong> Hebeaktion hielten Bauleiter und Zuschauer den Atem an<br />
Wenn 1600 Tonnen <strong>Stahl</strong> in<br />
30 Meter Höhe schweben …<br />
Spektakuläre Hebeaktion <strong>auf</strong> Wiener Baustelle. Die Ilsenburger<br />
Grobblech GmbH lieferte 440 Tonnen Bleche <strong>der</strong> Güte S460M<br />
Am Donaukanal in Wien entsteht<br />
zurzeit ein neues Hotel<br />
des französischen Architekten<br />
Jean Nouvel, <strong>der</strong> u. a. auch die<br />
„Galerie Lafayette“ in Berlin entworfen<br />
hat. Die Grundform des Gesamtbaus,<br />
für den auch die Ilsenburger Grobblech<br />
GmbH Material geliefert hat und <strong>der</strong><br />
im Herbst 2010 eröffnet werden soll, ist<br />
bereits jetzt erkennbar: In den unteren<br />
Stockwerken wird sich ein Eink<strong>auf</strong>szentrum<br />
mit einem Parkhaus befinden. In<br />
den darüberliegenden Stockwerken will<br />
Zwei komplette Geschosse<br />
wurden am Boden errichtet<br />
<strong>der</strong> französische Hotelkonzern Accor mit<br />
seiner 5-Sterne-Luxusmarke Sofitel einziehen.<br />
Im 18. und höchsten Stockwerk<br />
ist schließlich ein frei zugängliches Panoramarestaurant<br />
mit Bar vorgesehen.<br />
Der spektakulärste B<strong>auf</strong>ortschritt war<br />
im Frühjahr dieses Jahres zu sehen: Mit<br />
maximal 5 km/h transportierten drei<br />
Hydraulikaggregate eine rund 1600 Tonnen<br />
schwere Plattform aus <strong>Stahl</strong> in 30<br />
Meter Höhe, die die ersten fünf Stockwerke<br />
überdacht.<br />
Die Plattform besteht aus zwei kompletten<br />
Geschossen des Hochhauses, die <strong>auf</strong><br />
dem Boden samt dazugehöriger Decken<br />
aus Beton zusammengebaut wurden.<br />
Dieser innovative Vorgang ersparte dem<br />
Bauträger unter an<strong>der</strong>em ein 30 Meter<br />
hohes Gerüst und war damit wesentlich<br />
kosteneffizienter als die herkömmliche<br />
Methode.<br />
Die Ilsenburger Grobblech GmbH lieferte<br />
für den Bau 440 Tonnen Bleche in <strong>der</strong><br />
Güte S460M in Dicken von 10 bis 100 Millimeter.<br />
Aus den Blechen wurden in Wien<br />
Träger für die Tragkonstruktion mit einem<br />
hohen Beanspruchungsgrad geschweißt.<br />
Empfänger war die „Arbeitsgemeinschaft<br />
Praterstraße 1“, die den Bau errichtet<br />
und <strong>der</strong> die Unternehmen Zeman<br />
& Co und STRABAG angehören. Peter<br />
Zeman, Geschäftsführer von Zeman<br />
International, zur Plattform: „Diese spektakuläre<br />
Hebung von rund 1600 Ton-<br />
nen <strong>Stahl</strong> hat uns vor die Herausforde-<br />
Alle Kompetenzen in Planung<br />
und Statik waren gefor<strong>der</strong>t<br />
rung gestellt, all unsere Kompetenzen in<br />
Planung und Statik, <strong>der</strong> Abl<strong>auf</strong>organisation<br />
sowie schlussendlich in <strong>der</strong> Fertigung<br />
und Montage zu vereinen. Sie war<br />
bereits wesentlicher Bestandteil unseres<br />
Alternativangebotes, mit dem wir unser<br />
spezielles technisches Know-how in die<br />
Arbeitsgemeinschaft einbringen und die<br />
Auftragsvergabe für uns entscheiden<br />
konnten.“<br />
26 stil stil 27<br />
ANIMATION: HAUS DER WISSENSCHAFT
FOTO: ILSENBURGER GROBBLECH<br />
RESTIL ® Werkstoff wurde in enger Zusammenarbeit mit dem <strong>Stahl</strong>werk und <strong>der</strong> SZMF entwickelt<br />
mag auch saure Sachen<br />
Neue <strong>Stahl</strong>güten für Pipelines und Behälterbau aus Ilsenburg<br />
Der Verbrauch von Erdöl und<br />
Erdgas ist enorm. So sind zwischen<br />
2000 und 2007 rund<br />
220 Milliarden Barrel Erdöl<br />
geför<strong>der</strong>t worden. Und allein 2004 wurden<br />
2689 Millionen Kubikmeter Erd<br />
gas geför<strong>der</strong>t. Damit sind diese beiden<br />
Stoffe die wesentlichen Energieträger<br />
<strong>der</strong> Menschheit.<br />
Aber die Vorkommen sind endlich,<br />
auch wenn sich die Experten nicht einig<br />
sind, wie viel Erdgas und Erdöl noch<br />
unter <strong>der</strong> Erde lagern. Man schätzt, dass<br />
die Reserven noch 50 Jahre ausreichen.<br />
Eines aber ist gewiss: Die Lagerstätten<br />
sind immer schwieriger zu erschließen.<br />
Das betrifft nicht nur die Erreichbarkeit.<br />
Auch die Qualität gibt Probleme <strong>auf</strong>,<br />
denn die „süßen“ Vorkommen an Öl und<br />
Gas werden immer weniger. „Es werden<br />
zunehmend ,saure‘ Vorkommen mit<br />
einem hohen Schwefelwasserstoffanteil<br />
erschlossen“, sagt Fabian Illmer, Leiter <strong>der</strong><br />
Exportabteilung <strong>der</strong> Ilsenburger Grobblech<br />
GmbH (ILG). Dieser Schwefelwasserstoff<br />
sorgt für Probleme: Er greift den<br />
<strong>Stahl</strong> an und führt in einem chemischen<br />
Prozess zur Rissbildung bei den Pipelines.<br />
Die Folge: <strong>Stahl</strong>rohre und Behälter können<br />
bersten.<br />
Der Anspruch an Werkstoffwissenschaft<br />
ler und Metallurgen war eindeutig:<br />
Es muss te ein <strong>Stahl</strong> entwickelt werden,<br />
bei dem dieser Schädigungsprozess nicht<br />
einsetzt. Die Lösung <strong>der</strong> Ilsenburger<br />
Grobblech GmbH heißt „RESTIL ® “. Diese<br />
<strong>Stahl</strong>Produktfamilie ist ein eingetragenes<br />
Warenzeichen – ein Brand, wie die<br />
Marketingfachleute sagen.<br />
Damit RESTIL ® die anspruchsvollen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an Zähigkeit, Festigkeit<br />
und Sauergasbeständigkeit erfüllen kann,<br />
„muss er, was die Legierung betrifft, sehr<br />
,sauber‘ mit möglichst wenig Schwefel<br />
und Phosphor sein“, erläutert Dr. Kerstin<br />
Brecht von <strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>der</strong><br />
ILG. Legierungselemente sind Kohlenstoff,<br />
Silizium, Mangan und je nach spezieller<br />
RESTIL ® Güte auch Nickel. Doch<br />
eine TopLegierung allein reicht nicht.<br />
„Schon im Hochofenprozess bei <strong>der</strong> Roheisenproduktion<br />
bei unserer Schwesterfirma<br />
Salzgitter Flachstahl wird bei Erzen<br />
und Koks dar<strong>auf</strong> geachtet, dass wenig<br />
Schwefel enthalten ist“, erklärt Dr. Brecht.<br />
Diese Sorgfalt setzt sich im <strong>Stahl</strong>werk<br />
fort: Bevor hier das Vormaterial <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />
Stranggießanlage III zu Brammen vergossen<br />
wird, muss <strong>der</strong> Rohstahl in <strong>der</strong> Vakuumanlage<br />
zunächst entgast werden.<br />
Eine mit <strong>Stahl</strong>blechen aus<br />
Ilsenburg errichtete Raffinerie<br />
Entscheidend ist ebenso das homogene<br />
und gleichmäßige Walzen <strong>der</strong> Brammen<br />
in Ilsenburg. Der <strong>Stahl</strong> erhält ein feines<br />
Gefüge und weist eine geringe Kaltverfestigung<br />
<strong>auf</strong>. Speziell für RESTIL ® wurde<br />
von <strong>der</strong> ILG auch im Zusammenspiel mit<br />
<strong>der</strong> Salzgitter Mannesmann Forschung<br />
eine <strong>auf</strong>wendige Logistik erarbeitet, um<br />
die Prüfverfahren zu beschleunigen.<br />
Das fertige Produkt kann sich sehen<br />
lassen: „In Europa können nur wenige<br />
Hersteller vergleichbare <strong>Stahl</strong>güten herstellen“,<br />
sagt Illmer. Damit wird auch mit<br />
RESTIL ® ein Anspruch <strong>der</strong> Salzgitter<br />
Strategie erfüllt: hin zu einem immer höheren<br />
Anteil an höherwertigen <strong>Stahl</strong>güten<br />
mit höherer Wertschöpfung.<br />
„Die Kunden wurden von uns intensiv<br />
informiert“, berichtet Hubert Büttner vom<br />
Verk<strong>auf</strong> <strong>der</strong> ILG. „Wir haben eigens Symposien<br />
in Indien und <strong>der</strong> Golfregion veranstaltet,<br />
um unseren internationalen Kunden<br />
RESTIL ® vorzustellen. Dazu nutzen wir<br />
auch unsere regelmäßigen Kundentreffen.“<br />
Ganz nah an den Kunden zeigte sich die<br />
ILG bei einem Symposium in Ilsenburg.<br />
Auch hier ging es speziell um RESTIL ® .<br />
Geschäftsführer Dr. Jörg Wehmann: „Die<br />
Veranstaltung war so erfolgreich, dass wir<br />
sie bestimmt wie<strong>der</strong>holen.“<br />
In Salzgitter entsteht eine neue Luftzerlegungsanlage<br />
Sauerstoff für die <strong>Stahl</strong>produktion<br />
Mit einer 27 Kilometer langen Pipeline wird auch die Peiner Träger GmbH angeschlossen<br />
In Salzgitter entsteht zurzeit eine Luftzerlegungsanlage<br />
zur Herstellung<br />
von Sauerstoff, Stickstoff und Argon.<br />
Bauherr und Betreiber ist die Firma<br />
Messer <strong>auf</strong> dem Gelände <strong>der</strong> Salzgitter<br />
Flachstahl. Sie investiert rund 50 Mio. Euro.<br />
Die Luftzerlegungsanlage wird bis zu<br />
28 000 Normkubikmeter gasförmigen<br />
Sauerstoff pro Stunde in das Verteilnetz<br />
<strong>der</strong> Salzgitter Flachstahl GmbH einspeisen.<br />
Messer wird zusätzlich Sauerstoff,<br />
Stickstoff und Argon in flüssiger Form<br />
produzieren und damit den lokalen<br />
Markt bedienen. Salzgitter Flachstahl benötigt<br />
den Sauerstoff in verschiedenen<br />
Betrieben wie Hochofen und <strong>Stahl</strong>werk.<br />
Über eine im Bau befindliche Sauerstofffernleitung<br />
von Salzgitter nach Peine<br />
baut die Peiner Träger GmbH eine Verbundversorgung<br />
mit <strong>der</strong> Salzgitter Flachstahl<br />
GmbH <strong>auf</strong>. Der Bau ist <strong>der</strong> nächste<br />
wichtige Schritt für die zukünftige Versorgung<br />
des Peiner <strong>Stahl</strong>werkes mit Sauerstoff.<br />
Die PTG wird dabei den Sauerstoff<br />
aus dem Netz <strong>der</strong> Salzgitter Flachstahl<br />
beziehen. Sauerstoff wird bei <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>produktion<br />
benötigt, um unerwünschte<br />
Begleitstoffe aus <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>schmelze herauszulösen.<br />
Die Sauerstofffernleitung zwischen den<br />
<strong>Stahl</strong>Produktionsstandorten Peine und<br />
Salzgitter wird 27 Kilometer lang und<br />
rund 13 Mio. Euro kosten.<br />
Mit den Erweiterungsinvestitionen in die<br />
Produktionsanlagen in Salzgitter und in<br />
Peine wurde ein höherer Sauerstoffbedarf<br />
für die <strong>Stahl</strong>produktion an beiden Standorten<br />
erwartet. Um die Sauerstoffversorgung<br />
sicherzustellen, war zu entscheiden, entwe<strong>der</strong><br />
an beiden Standorten jeweils eine neue<br />
Luftzerlegungsanlage zu errichten o<strong>der</strong> in<br />
eine gemeinsam genutzte Anlage mit einer<br />
entsprechend höheren Sauerstoffkapazität<br />
zu investieren. „In <strong>der</strong> Gesamtschau ergaben<br />
sich dann deutliche wirtschaftliche und<br />
auch umwelttechni sche Vorteile für den Bau<br />
nur einer Anlage, weil wir die bestehende,<br />
energetisch unwirtschaftliche Anlage in<br />
Peine in den StandbyBetrieb setzen können“,<br />
erklärt Maik Ren<strong>der</strong>, Leiter Technische<br />
Dienste <strong>der</strong> Peiner Träger. So wird sich<br />
durch die SauerstoffFernleitung allein <strong>der</strong><br />
für die Sauerstofferzeugung erfor<strong>der</strong>liche<br />
Strombedarf in einem Maße verringern,<br />
Flexen, dass die Funken fliegen: zwei Arbeiter bei <strong>der</strong> Installation <strong>der</strong> Pipeline<br />
dass zukünftig jedes Jahr bis zu 18.000<br />
Tonnen CO2 (Kohlendioxid) eingespart<br />
werden können. Die Versorgung des <strong>Stahl</strong>werks<br />
Peine wird somit zukünftig über<br />
die Sauerstofffernleitung erfolgen, die bis<br />
November 2009 fertig gestellt sein soll.<br />
Durch diese neue Pipeline wird demnächst<br />
Sauerstoff nach Peine fließen<br />
28 stil stil 29<br />
FOTOS: PETER LENKE
KLimahaus in<br />
Bremerhaven<br />
<strong>Stahl</strong> und Glas geben dem neuen<br />
Klimahaus in Bremerhaven sein<br />
futuristisches Aussehen. Aber auch<br />
innen ist die Touristenattraktion<br />
an <strong>der</strong> Weser spektakulär: In drei<br />
Stunden erlebt <strong>der</strong> Besucher Hitze<br />
und Kälte, Wüste und Tropenwald<br />
– immer am 8. Längengrad entlang,<br />
an dem auch Bremerhaven<br />
liegt. Eintritt: ab 12,50 Euro, Kin<strong>der</strong><br />
8,50 Euro. Mehr im Internet unter:<br />
www.klimahaus-bremerhaven.de<br />
<strong>auf</strong>Lösung<br />
Wann findet das Eröffnungsspiel bei<br />
<strong>der</strong> WM 2010 in Südafrika statt?<br />
So lautete die Preisfrage in Ausgabe<br />
2/09. Die richtige Antwort hieß:<br />
11. Juni 2010. Die Gewinner <strong>der</strong><br />
zehn Salzgitter-Sommerleuchten<br />
wurden bereits benachrichtigt.<br />
gewinnspieL<br />
Gegen Herbstschauer: Der schicke<br />
Regenschirm mit dem Konzernlogo<br />
ist 10-mal zu gewinnen.<br />
Die Preisfrage:<br />
In welchem Jahr wurde <strong>der</strong><br />
<strong>Hamburg</strong>er Elbtunnel eröffnet?<br />
Die Antwort schicken Sie bis<br />
zum 30. September 2009 an:<br />
<strong>Schau</strong> <strong>Verlag</strong> GmbH, Lange Reihe 29,<br />
20099 <strong>Hamburg</strong> o<strong>der</strong> per E-Mail an:<br />
info.stil@schauverlag.de<br />
Gibt’s 10-mal zu gewinnen:<br />
den SZAG-Regenschirm<br />
34 stil<br />
➢<br />
Durch Wind<br />
und Wetter<br />
FOTO: epd<br />
in <strong>der</strong><br />
nÄChsTen<br />
ausgaBe (1. 12. 2009)<br />
<strong>Stahl</strong> klingt<br />
Ob in Klavier, Gitarre – o<strong>der</strong> Fahrradklingel:<br />
überall sorgt <strong>Stahl</strong> für den<br />
rechten Ton. Musikalische und über-<br />
raschende Einblicke bietet STIL in<br />
seiner nächsten Ausgabe: <strong>Stahl</strong> klingt<br />
stil<br />
Herausgeber:<br />
Salzgitter AG, Eisenhüttenstr. 99,<br />
38239 Salzgitter<br />
Telefon: 0 53 41 / 21 - 01<br />
www.salzgitter-ag.de<br />
Verantwortlich:<br />
Bernd Gersdorff<br />
(Direktor Konzernkommuni kation)<br />
Koordination:<br />
Olaf Reinecke (Salzgitter AG),<br />
Norbert Fischer<br />
(Mannesmannröhren-Werke GmbH)<br />
Leserservice, Heftbestellung:<br />
Michaela Kruffke, Tel. 0 53 41 / 21 - 57 01<br />
E-Mail: stil@salzgitter-ag.de<br />
Realisation:<br />
<strong>Schau</strong> <strong>Verlag</strong> GmbH,<br />
Lange Reihe 29, 20099 <strong>Hamburg</strong><br />
Telefon: 0 40 / 32 87 27 - 0<br />
info.stil@schauverlag.de<br />
Chefredakteur: Carsten Wurr<br />
Gestaltung:<br />
Cornelia von Rönn<br />
Druck: Ruth Printmedien GmbH,<br />
38114 Braunschweig<br />
stil 35<br />
FOTOS: UDO BOJAHR
FotoS: UDo BoJAHR<br />
Peiner träger für den<br />
<strong>Hamburg</strong>er Elbtunnel<br />
Neue Fluchttunnel und ein besserer Brandschutz sollen den<br />
Verkehrsengpass bis 2011 <strong>auf</strong> den aktuellen Stand <strong>der</strong> Sicherheitstechnik<br />
bringen. Bis dahin brauchen Autofahrer viel Geduld …<br />
Schwere Jungs<br />
Südlicher Tunneleingang: Träger aus Peine<br />
werden für den Einbau in Röhre zwei vorbereitet.<br />
Sie sorgen dort für die nötige Stabilität<br />
Den Verkehrslärm zu beiden<br />
Seiten <strong>der</strong> Baustelle<br />
registriert Bauleiter<br />
Christoph Koch schon<br />
gar nicht mehr. „Alles<br />
eine Frage <strong>der</strong> Gewöh-<br />
nung“, sagt er, „schließlich bin ich schon<br />
seit Monaten jeden tag hier.“ Koch ist mit<br />
verantwortlich dafür, dass sich <strong>der</strong> <strong>Hamburg</strong>er<br />
Elbtunnel ab 2011 <strong>auf</strong> dem neuesten<br />
Stand <strong>der</strong> Sicherheitstechnik befindet.<br />
„Nachrüstprogramm Röhren 1 bis 3“<br />
heißt das 120 Millionen Euro teure Projekt,<br />
in dessen Rahmen u. a. zusätzliche<br />
Fluchttunnel und eine Rauchabsaugung<br />
gebaut sowie die Fahrbahnentwässerung<br />
und <strong>der</strong> bauliche Brandschutz verbessert<br />
werden. Die vierte Röhre, die Ende 2002<br />
in Betrieb ging, erfüllt die geltenden Sicherheitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
bereits.<br />
Was den Autofahrer naturgemäß weniger<br />
freut: Während <strong>der</strong> Bauarbeiten muss<br />
durchgehend eine <strong>der</strong> Röhren gesperrt wer-<br />
den – eine tatsache, die den sowieso schon<br />
notorischen Engpass im Verl<strong>auf</strong> <strong>der</strong> A7<br />
noch häufiger als sonst zum Dauergast im<br />
Verkehrsfunk macht …<br />
Wer sich dem Elbtunnel von Süden her<br />
nähert, entdeckt sie <strong>auf</strong> <strong>der</strong> gesperrten<br />
Spur kurz vor dem tunneleingang sofort:<br />
träger aus Peine, die dort für den Einsatz<br />
im tunnel vorbereitet werden. Ralf Fel<strong>der</strong>hoff,<br />
Betriebsleiter <strong>der</strong> trägeranarbeitung<br />
<strong>der</strong> Peiner träger GmbH: „Für die Sanie-<br />
rung dieser ersten Röhre liefern wir insgesamt<br />
194 <strong>Stahl</strong>träger. Je<strong>der</strong> wiegt rund<br />
1400 Kilogramm und ist zwischen 4,1<br />
und 4,5 Meter lang.“ Bauleiter Koch zur<br />
Funktion: „In je<strong>der</strong> Röhre werden 20 Öffnungen<br />
in die tunnelwände für die neue<br />
Be- und Entlüftung geschaffen. Die träger<br />
dienen dort als Stützen. “<br />
Das Beson<strong>der</strong>e an den Stützen in <strong>der</strong><br />
<strong>Stahl</strong>güte S355 besteht darin, dass sie nach<br />
<strong>der</strong> Walzung <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Schweren trägerstraße<br />
in Peine noch bearbeitet werden:<br />
Zum einen erhalten sie Bohrungen in drei<br />
verschiedenen Durchmessern, die nach<br />
Aussage von Fel<strong>der</strong>hoff mit einer Größe<br />
von 49 bis 60 Millimeter außergewöhnlich<br />
groß sind: „Diese Bohrungen sind<br />
nötig, weil an die Stützen unter an<strong>der</strong>em<br />
Konsolen angeschraubt werden. Außerdem<br />
erhalten die Stützen bei uns beidseitig<br />
100 Millimeter dicke Kopfplatten<br />
von <strong>der</strong> Konzernschwester aus Ilsenburg,<br />
die als Kontaktstoß verschweißt wer-<br />
den. Hierfür müssen die Stützen in<br />
enger toleranz winklig und eben gesägt<br />
werden.“ Geliefert hat die Platten <strong>der</strong><br />
Salzgitter Mannesmann <strong>Stahl</strong>handel in<br />
Hannover.<br />
Die träger aus Peine werden je nach<br />
B<strong>auf</strong>ortschritt „just in time“ nach <strong>Hamburg</strong><br />
transportiert. Die Anlieferung per<br />
tiefla<strong>der</strong> erfolgt übrigens immer nach 20<br />
Uhr: „Zu dieser Zeit lassen wir bis 5 Uhr<br />
eine zusätzliche Spur sperren, damit uns<br />
1 Bauleiter Christoph Koch (rechts) erklärt STIL-Redakteur Carsten Wurr die Umbaupläne<br />
2 Die Träger wurden in Peine angearbeitet … 3 … und in <strong>Hamburg</strong> in Position gebracht:<br />
In jeweils 20 Öffnungen pro Röhre wird eine neue Lüftungsanlage installiert<br />
Lieferungen wie die aus Peine gefahrlos<br />
erreichen können“, sagt Koch.<br />
Verantwortlich für das Großprojekt ist<br />
die „Arbeitsgemeinschaft Nachrüstprogramm<br />
Elbtunnel“, <strong>der</strong> u. a. die B<strong>auf</strong>irmen<br />
HC Hagemann und Aug. Prien angehören.<br />
Projektleiter ist Carsten Storck,<br />
Bauleiter sind Clemens Krumm und<br />
Christoph Koch. Bis zu 150 Handwerker<br />
sind gleichzeitig „unter tage“ beschäftigt.<br />
Übrigens: Auch Koch muss jeden tag<br />
durch den Elbtunnel zur Arbeit. Für ihn<br />
kein Problem, „da ich immer schon um<br />
6.30 Uhr anfange“. Und überhaupt: Die<br />
schlimmsten Befürchtungen hätten sich<br />
zum Glück nicht bewahrheitet: „So viel<br />
Stau ist gar nicht.“<br />
Mehr über den<br />
Elbtunnel <strong>auf</strong> den<br />
nächsten Seiten ➣<br />
30 stil stil 31<br />
2<br />
Foto: PEINER tRäGER GMBH<br />
1<br />
3
Elbtunnel: Zahlen, Daten, Fakten<br />
Prominentester Bauarbeiter war Blödelbarde Mike Krüger, ein gelernter Betonbauer<br />
Der <strong>Hamburg</strong>er Elbtunnel im<br />
Verl<strong>auf</strong> <strong>der</strong> A7 wurde von<br />
1968 bis 1975 erbaut. Kein<br />
Witz: Einer <strong>der</strong> beteiligten Betonarbeiter<br />
war Blödelbarde Mike Krüger,<br />
<strong>der</strong> zu jener Zeit noch in seinem gelernten<br />
Beruf arbeitete. Sie wollen mehr Einzelheiten<br />
wissen? Bitte sehr:<br />
• Eckdaten<br />
Die Gesamtlänge des Bauwerks beträgt<br />
3325 Meter, die eigentliche tunnelstrecke<br />
misst 2653 Meter. Der Elbtunnel ist einer<br />
<strong>der</strong> längsten Unterwassertunnel <strong>der</strong> Welt<br />
und wird heute von rund 150 000<br />
Fahrzeugen am tag durchquert. Die<br />
ursprüngliche Konzeption ging von<br />
60 000 Fahrzeugen täglich aus.<br />
1<br />
• Technische Daten<br />
Die ersten drei tunnel wurden aus jeweils<br />
acht tunnelelementen (à 46 000 tonnen)<br />
erbaut, die an Land gefertigt und dann<br />
abgesenkt wurden. Beim Bau <strong>der</strong> vierten<br />
Röhre (Fertigstellung 2002) kam dagegen<br />
tRUDE zum Einsatz, die größte tunnelbohrmaschine<br />
<strong>der</strong> Welt. Sie hat einen<br />
Außendurchmesser von 14,2 Metern. Bei<br />
mittlerem tidenhochwasser befindet sich<br />
<strong>der</strong> tunnel 28 Meter unter <strong>der</strong> Wasser-<br />
oberfläche. Eine rund um die Uhr besetzte<br />
Betriebszentrale überwacht den tunnel.<br />
Mithilfe dynamischer Verkehrsanlagen<br />
können einzelne Fahrspuren gesperrt<br />
werden.<br />
Pro Jahr ereignen sich im tunnel rund<br />
150 Unfälle. Etwa 1000 Autos bleiben<br />
mit einem technischen Defekt liegen. Die<br />
Höhenkontrolle wird rund 800-mal im<br />
Jahr ausgelöst. Und an 1000 Stunden im<br />
Jahr herrscht rund um den Elbtunnel<br />
Verkehrsstillstand.<br />
• Und zum Schluss<br />
Zahl <strong>der</strong> Kacheln: 1,9 Millionen.<br />
1 Blick <strong>auf</strong> den nördlichen Tunneleingang. In den nächsten Jahren soll die A7 <strong>auf</strong><br />
<strong>Hamburg</strong>er Gebiet achtspurig ausgebaut werden.<br />
2 <strong>Hamburg</strong> von oben, Blickrichtung Nordost: Links die A7, in <strong>der</strong> Mitte die<br />
Köhlbrandbrücke – und darunter <strong>der</strong> Hansaport, <strong>der</strong> zu 51 % <strong>der</strong> Salzgitter AG gehört<br />
und über den <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> benötigten Rohstoffe aus aller Welt ankommt<br />
3 Der südliche Tunneleingang aus <strong>der</strong> Luft – deutlich zu sehen die Träger aus Peine<br />
4 Hansaport im Detail: Ein Massengutfrachter wird entladen<br />
32 stil stil 33<br />
3<br />
2<br />
4
www.salzgitter-ag.de<br />
4 stil<br />
Was auch immer Sie vorhaben.