gPDF - SFB 580
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4. de m o g r a p h i s c h e r w a n d e l<br />
u n d ko m m u n a l e r re s p o n s e<br />
In diesem Abschnitt geht es darum, zunächst<br />
den analytischen Möglichkeitsraum für kommunale<br />
Bewältigungsstrategien abzustecken.<br />
Das idealtypisch dargestellte Problem demographischen<br />
Wandels für interne Arbeitsmärkte<br />
fokussiert auf den Bereich der Personalstrategien,<br />
die die interne Grenze zwischen<br />
der Organisation und ihren Mitgliedern neu<br />
definieren bzw. sie unverändert reproduzieren.<br />
Dazu gehören Entscheidungen über Eintritte<br />
und Austritte, die den Beschäftigungsstatus<br />
(intern/extern), die Beschäftigungsdauer (unbefristet/befristet),<br />
den Beschäftigungsumfang<br />
(vollzeit/teilzeit) sowie deren Entlohnung<br />
(hoch/niedrig; senioritätsbasiert/leistungsbasiert)<br />
definieren.<br />
Als Merkmale interner Beschäftigungssysteme<br />
gelten Rekrutierungen über Ausbildungsverhältnisse<br />
und gesetzlich normierte Übertritte<br />
in den Ruhestand entsprechend dem Muster<br />
des Normalarbeitsverhältnisses. Bei einem<br />
Gleichgewicht zwischen Eintritten und Austritten<br />
kommt es idealtypisch zu einem „natürlichen“<br />
oder stabilen Generationenwechsel.<br />
Dabei bestimmt das Verhältnis von Eintritten<br />
und Austritten zueinander, ob der Generationenaustausch<br />
blockiert wird oder beschleunigt<br />
erfolgt. Im Gegensatz dazu basieren externe<br />
Beschäftigungssysteme grundsätzlich auf kürzeren<br />
Verweildauern. Als Merkmale externer<br />
Beschäftigungssysteme gelten Einstellungen<br />
durch den Abschluss befristeter Beschäftigungsverträge<br />
und die vorzeitige Beendigung<br />
unbefristeter Beschäftigungsverhältnisse.<br />
Dadurch wird der Abstand zwischen den<br />
Generationen verkürzt und Eintritte aber auch<br />
Bartl, Kopycka, Walter Bartl Rademacher<br />
Austritte erhöht.<br />
Personalstrategien können demnach entweder<br />
auf externe Personalflexibilität durch einen<br />
regen Austausch mit dem externen Arbeitsmarkt<br />
setzen, oder das Ziel interner Personalflexibilität<br />
verfolgen, indem sie eine variable<br />
Gestaltung der Arbeitszeit, des Lohns oder<br />
der räumlichen und fachlichen Zuordnung<br />
von Personen auf Stellen verfolgen. Es sind<br />
auch Kombinationen beider Formen möglich.<br />
Idealtypisch wird dabei eine Kernbelegschaft<br />
bei langen Verweildauern intern flexibel<br />
eingesetzt, während häufige Eintritte und<br />
Austritte im Bereich der Randbelegschaft bei<br />
dieser Gruppe längere Verweildauern in der<br />
Organisation verhindern.<br />
Davon zu unterscheiden sind Angebots- oder<br />
Publikumsstrategien, die die Positionierung<br />
der Organisation gegenüber ihren Kunden<br />
oder Klienten betreffen und eine Neudefinition<br />
bzw. eine Beibehaltung des bestehenden<br />
Leistungsangebotes bedeuten. Unter den Publikumsstrategien<br />
können bei Kommunen im<br />
Bereich der Leistungsverwaltung, ebenso wie<br />
bei Wettbewerbsstrategien von Unternehmen,<br />
Expansions-, Reduktions- und Konsolidierungsstrategien<br />
unterschieden werden, die je<br />
unterschiedliche „Marktanteile“ im Standortwettbewerb<br />
um Einwohner und Unternehmensansiedlungen<br />
anstreben. Publikums- und<br />
Personalstrategien stehen in einem<br />
engen Wechselverhältnis zueinander,<br />
wobei der Führungsimpuls theore- Seite 61<br />
tisch von beiden Seiten ausgehen<br />
kann. Privatisierungen stellen beispielsweise<br />
eine typische Reduktionsstrategie<br />
dar, bei der die Personalverantwortung durch<br />
Betriebsüberleitung auf eine neue Organisati-