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1. Jürgen Hald<br />

Von der Steinzeit bis zu den Alamannen –<br />

archäologische Funde in Radolfzell und den<br />

Ortsteilen<br />

Der Landkreis Konstanz gehört mit seinen etwa<br />

1500 archäologischen Fundstellen zu den fundträchtigsten<br />

Regionen in Südwestdeutschland. 1<br />

Die Nähe zum Bodensee und die damit verbundenen<br />

verkehrstopografischen Vorteile, die<br />

Fischgründe des Unter- und Überlinger Sees<br />

sowie die fruchtbaren Äcker des Hegaubeckens<br />

boten zu allen Zeiten Siedlungsanreize für den<br />

vor- und frühgeschichtlichen Menschen. Ebenso<br />

waren der nördliche Hegau, die Höri mit<br />

dem Schiener Berg und der Bodanrück bereits<br />

früh vom Menschen besiedelt. Zahlreiche archäologische<br />

Spuren zeugen auch in Radolfzell<br />

und dessen Umfeld vom Leben, Wirken und<br />

Sterben der frühen Bewohner des Hegaus,<br />

welche die Grundlagen zur Entstehung unserer<br />

heutigen Kulturlandschaft legten.<br />

Während in der Kernstadt in erster Linie Zeugnisse<br />

des Mittelalters und der Neuzeit das Fundbild<br />

prägen (siehe Beitrag Weber-Jenisch),<br />

sind ältere Siedlungsspuren mehrheitlich aus<br />

den Ortsteilen bekannt.<br />

Steinzeitliche Siedler am See und<br />

im Hinterland<br />

Bereits vor etwa 15000 Jahren suchten Rentierund<br />

Wildpferd-Jägergruppen am Ende der Würmkaltzeit<br />

regelmäßig ihre Jagdstationen entlang<br />

der ehemaligen Gletscherränder im westlichen<br />

und nördlichen Hegau, einer damals<br />

baumfreien Tundrenlandschaft auf. In Höhlen<br />

wie dem „Petersfels“ bei Engen und dem „Kesslerloch“<br />

bei Thayngen haben sie eindrucksvolle<br />

Artefakte in Form von Kleinplastiken und<br />

kunstvoll verzierte Knochenobjekte, die zu den<br />

ältesten Belegen künstlerischen Schaffens in<br />

Südwestdeutschland gehören, hinterlassen.<br />

Spuren dieser sogenannten Magdalénienkultur<br />

kennen wir aus Radolfzell und seinem unmittelbaren<br />

Umfeld bislang nicht.<br />

Um 11500 v. Chr. änderte sich mit der Erwärmung<br />

und der damit einsetzenden Bewaldung<br />

auch die Ernährungsgrundlage dieser Menschen.<br />

Nach und nach mussten nun nicht mehr<br />

die großen Herden von Rentier und Wildpferd,<br />

sondern die Tiere des Waldes, neben dem<br />

Sammeln von Beeren, Nüssen und Wildpflanzen,<br />

das Überleben sichern. Eine der wenigen<br />

bekannten Fundstellen dieses Abschnitts der<br />

ausgehenden Altsteinzeit liegt am „Sibach“<br />

nördlich von Radolfzell. Dort konnten Feuersteinwerkzeuge<br />

aufgesammelt werden, die<br />

von einem Jägerlager des Spätpaläolithikums<br />

stammen dürften. 2<br />

1 Einen breiten Überblick zur Ur- und Frühgeschichte im Landkreis Konstanz bietet: Hald, Jürgen und Kramer, Wolfgang (Hg.): Archäologische Schätze im Kreis<br />

Konstanz. Hegau-Bibliothek Band 147. Hilzingen 2011.<br />

2 Schlichtherle, Helmut: Exotische Feuersteingeräte am Bodensee. In: Plattform. Zeitschrift des Vereins für Pfahlbau- und Heimatkunde 3,<br />

Unteruhldingen 1994, S. 46 f.<br />

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