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Das Magazin des Theaters in der Josefstadt - Theater in der Josefstadt

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Fotos »Wir Europäer/My Evropané« (l.), Bayerischer Rundfunk/Ralf Wilschewski (r.) reChter text Auszug aus e<strong>in</strong>em Gespräch von Roger Willemsen, das im ZEIT <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> erschien neuwIrtH<br />

& wecKer<br />

Zwei Kapazun<strong>der</strong> komponieren für die <strong>Josefstadt</strong>. Roland Neuwirth<br />

und se<strong>in</strong>e Extremschrammeln geigen bei Franzobels »Moser« auf;<br />

Konstant<strong>in</strong> Wecker packte »Jugend ohne Gott« <strong>in</strong> Musik.<br />

e S GIbt KeInen berufeneren als roland Neuwirth, um die<br />

eigenwillige Farce um den beliebten Volksschauspieler<br />

Moser musikalisch aufzumischen.<br />

Denn <strong>der</strong> geniale extremschrammler ist erneuerer und<br />

großmeister <strong>der</strong> Wiener Musik. Als gitarrist, sänger,<br />

Komponist und Texter. Vor mittlerweile 25 Jahren machte<br />

sich roland Neuwirth auf, die schrammelmusik, jene<br />

Musikform, die zur Touristenfalle zwischen gr<strong>in</strong>z<strong>in</strong>g und<br />

pek<strong>in</strong>g verkommen war, vom triefenden Kitsch zu befreien:<br />

er rettete das Wienerlied mit eigenkompositionen und<br />

progressiven Neuarrangements <strong>in</strong>s heute.<br />

se<strong>in</strong> vielfältiges oeuvre umfasst raunzerte Nekrophiliegstanzeln,<br />

gefühlvolle Liebeslie<strong>der</strong> mit schmäh und sw<strong>in</strong>g,<br />

grantelnde blues-oden an die Wiener Tristesse, groovige<br />

heurigenbankeln voll Lebensgefühl.<br />

Neuwirth erneuerte und verteidigt das Wienerlied:<br />

»hitler und die unmusikalität <strong>der</strong> oberschullehrer haben<br />

es fertig gebracht, dass bei uns die Jungen über ihre eigene<br />

Volksmusik lachen und sich für sie schämen. Aus den<br />

radio- und Fernsehgeräten hat man unseren Dialekt –<br />

und damit unsere Identität – verbannt. statt <strong>der</strong> poetischen<br />

bildhaftigkeit und präzision unserer sprache werden<br />

die ›Kids‹ mit permanentem Wenzel-Lüdecke-Deutsch gefüttert.<br />

Diese sprache aber weist nicht die fe<strong>in</strong>en Färbungen<br />

und Nuancen auf, nicht die ironische Doppelbödigkeit o<strong>der</strong><br />

gar die philosophische Tiefe <strong>des</strong> Wiener Dialekts.<br />

zurück bleiben entwe<strong>der</strong> grenzdebile schunkelmonster<br />

o<strong>der</strong> blässliche ›Teenies‹, die zwischen Videoclips und<br />

Computern verwahrlosen.«<br />

e S GIbt KeInen berufeneren als Konstant<strong>in</strong> Wecker, um horváths<br />

Antifaschismus-statement »Jugend ohne gott« musikalisch<br />

zu begleiten.<br />

Denn seit mehr als 30 Jahren bekämpft <strong>der</strong><br />

Lie<strong>der</strong>macher das »schlechte«. Immer noch Ans<strong>in</strong>gen<br />

gegen den Krieg?<br />

Konstant<strong>in</strong> Wecker: Ja, was denn sonst? s<strong>in</strong>gen hilft. Waffen<br />

helfen jedenfalls nicht, wie wir gesehen haben. Die Menschheit<br />

richtet sich zugrunde, und ich soll schweigen? Wer<br />

jetzt se<strong>in</strong>e stimme nicht öffentlich erhebt, verdient es nicht,<br />

e<strong>in</strong>e öffentliche stimme zu haben.<br />

Für solche sätze schimpft man sie »gutmensch«!<br />

Wecker: Ja, was soll ich denn eher se<strong>in</strong>: schlechtmensch?<br />

Was verrät es denn Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach über diese zeit,<br />

dass sie den »gutmenschen« zum schimpfwort erhob?<br />

Wecker: seit gut zehn Jahren werden alle <strong>des</strong>avouiert, die<br />

sich engagieren. Die allgeme<strong>in</strong>e entpolitisierung wird genutzt,<br />

um auch die Künstler zu entpolitisieren. und es hat ja<br />

dummerweise funktioniert. Ich habe nichts gegen elfenbe<strong>in</strong>türme,<br />

aber im Moment haben wir e<strong>in</strong>en ganzen Wald von<br />

elfenbe<strong>in</strong>türmen!<br />

Fehlen <strong>der</strong> politik nach bush jetzt die schurken?<br />

Wecker: es gibt ja auch glanzlose schurken. Vielleicht<br />

werden wir ja von soziopathen regiert, die so viel h<strong>in</strong>ter sich<br />

lassen mussten an aufrechtem gang und zivilcourage, die<br />

sich so viel biegen mussten, bis sie an <strong>der</strong> spitze waren, dass<br />

sie am ende ke<strong>in</strong>e rücksicht mehr nehmen auf irgende<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Auffassung. Ich habe nicht vergessen, wie sich Angela<br />

Merkel bei bush e<strong>in</strong>geschleimt hat.<br />

MusIK<br />

<strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 7

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