Das Magazin des Theaters in der Josefstadt - Theater in der Josefstadt
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preMIere<br />
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so geht's her <strong>in</strong> <strong>der</strong> bitterschwarzen Komödie von stephen<br />
s<strong>in</strong>clair & Anthony McCarten, die Vorlage war für den<br />
K<strong>in</strong>oerfolg »Full Monty« (1997).<br />
schnitt. proben von »Ladies Night« <strong>in</strong> den Wiener Kammerspielen.<br />
blende zu Alexan<strong>der</strong> pschill als Craig, Michael ostrowski<br />
als barry, Mart<strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>mair als gav<strong>in</strong>. Im Jahr 2009,<br />
da nackte Männer auf je<strong>der</strong> bühne längst ohne buhs skandalfrei<br />
durchgehen. Da sich je<strong>der</strong> Durchschnittsmann im<br />
Fitness-studio Waschbrettbauch und Muckis antra<strong>in</strong>iert,<br />
straffende Cremes schmiert, bisweilen gar den schönheitschirurgen<br />
frequentiert. Doch die drei <strong>Josefstadt</strong>-boys s<strong>in</strong>d<br />
sensibler, als man glauben würde. Wollen seele zeigen und<br />
Charakter, nicht als sexualobjekte wahrgenommen werden.<br />
Interessant. Was wurden Frauen, die palmers-plakate mit<br />
(halb-)nackt aufreizenden girls als sexistisch geißelten, nicht<br />
alles geheißen. »Frustrierte emanzen« war das Mil<strong>des</strong>te. und<br />
jetzt s<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> junge herr ostrowski den Männer-emanzensong,<br />
halt unter an<strong>der</strong>en Vorzeichen: <strong>Das</strong>s ihn »die braungebrannt<br />
gestählten Muskeltypen von <strong>der</strong> Coca-Cola-Werbung<br />
schon als zwölfjährigen schwer angezipft« hätten. peter<br />
Turr<strong>in</strong>is erstl<strong>in</strong>g »rozznjogd« h<strong>in</strong>gegen begeistert: »Da ziehen<br />
sich zwei Leut vore<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aus, zeigen sich dem an<strong>der</strong>en<br />
unperfekt, fehlerhaft, schief. sich auszuziehen kann auch<br />
e<strong>in</strong> befreiungsschlag se<strong>in</strong>.« Lass mich o<strong>der</strong> lieb mich,<br />
so wie ich b<strong>in</strong>. pe<strong>in</strong>lich fände es <strong>der</strong> 36-Jährige wie<strong>der</strong>um,<br />
g<strong>in</strong>ge se<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Chippendales-show: »Ist doch<br />
schwachs<strong>in</strong>nskommerz! Kommt aus e<strong>in</strong>er ziemlich bie<strong>der</strong>en<br />
haltung.« e<strong>in</strong>e Falle, die er auch <strong>in</strong> den Kammerspielen e<strong>in</strong><br />
bisschen fürchtet: hihi und haha. In München brachten die<br />
Leute Taschenlampen mit. Knipsten sie <strong>in</strong> dem Augenblick<br />
an, <strong>in</strong> dem sich gnädiges Dunkel über die pudelnackerten<br />
stripper senkte. ostrowski sagt, ihm sei an Männern wie<br />
Frauen seit je nur wichtig gewesen, »ob sie e<strong>in</strong> guter Typ<br />
s<strong>in</strong>d«. Dünn und drahtig verweigert er sich jedem Fitnesswahn,<br />
siebenstunden-radtouren am Wochenende sowieso.<br />
zum e<strong>in</strong>cremen muss er sich zw<strong>in</strong>gen. schaut bloß drauf,<br />
gesund zu essen, nicht dick zu werden.<br />
Doch, er musste sich öfter ausziehen, als ihm lieb war, auf<br />
<strong>der</strong> bühne und im Film: »Im grazer ›<strong>Theater</strong> im bahnhof‹<br />
kam's mir immer komisch vor, auf so e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en bühne,<br />
aber bei Jel<strong>in</strong>eks ›burgtheater‹, da hat es gepasst und da war<br />
es dann auch lustig. In dem Film ›Nacktschnecken‹ komm<br />
ich komplett ohne daher, und ›Die unabsichtliche entführung<br />
<strong>der</strong> Frau elfriede ott‹ ist e<strong>in</strong> Film <strong>der</strong> nackten Männerärsche.«<br />
Allerd<strong>in</strong>gs: »Die Anlässe, bei denen man sich als schauspieler<br />
auszieht, eignen sich nicht zur entspannung. Wie <strong>der</strong> Moment,<br />
<strong>in</strong> dem man vor <strong>der</strong> Kamera vögeln muss, ke<strong>in</strong>er ist, <strong>in</strong> dem<br />
man unglaubliche geilheit spürt.«<br />
Alexan<strong>der</strong> pschill denkt die Neunzigerjahre mit: »Als Teenager<br />
<strong>in</strong> Kanada war ich mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em striplokal. Muss zugeben,<br />
dass ich das ziemlich erregend fand. gut möglich, dass<br />
Frauen ähnliches beim Anblick nackter Männerkörper<br />
spüren.« Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, er schämt sich nicht, sich auszuziehen:<br />
»Tu es ja auch am strand, damit die Klei<strong>der</strong> nicht nass<br />
werden. Wenn's das stück verlangt, hab ich ke<strong>in</strong> problem<br />
damit. Me<strong>in</strong> Craig muss es ja tun, um se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d nicht zu<br />
verlieren – das f<strong>in</strong>d ich so schön an ›Ladies Night‹«. Körperbewusstse<strong>in</strong>?<br />
»e<strong>in</strong>e hassliebe, je nachdem, wie ich drauf b<strong>in</strong>.<br />
Manchmal mag ich den spiegel, manchmal meide ich ihn.<br />
Länger als zehn M<strong>in</strong>uten brauch ich aber nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Früh.<br />
okay, versuch mich täglich zu rasieren. Die Nasenhaare<br />
schneide ich auch. Menschen, die länger als e<strong>in</strong>e halbe<br />
stunde brauchen, kommen mir schon komisch vor.« Fitnessstudio?<br />
»Ja, aber nur aus hypochondrie. Nicht wegen dem<br />
schönheitswahn. Ich will gesund bleiben.« Auf se<strong>in</strong> gewicht<br />
schaut aber auch er.<br />
bei Mart<strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>mair sieht man die sixpacks unterm T-shirt.<br />
ha! endlich e<strong>in</strong>er, <strong>der</strong> mit dem strom <strong>der</strong> zeit schwimmt.<br />
enttäuschung: Vom exhibitionismus se<strong>in</strong>es rollen-gav<strong>in</strong><br />
auch bei ihm ke<strong>in</strong>e rede: »Ich brauch e<strong>in</strong>fach bewegung,<br />
muss dreimal pro Woche im studio laufen und me<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm<br />
absolvieren.« Als K<strong>in</strong>d sei er dick gewesen,<br />
pummelig, se<strong>in</strong> Körper schon e<strong>in</strong> Thema für ihn. Aber seit er<br />
mit 20 endlich schlank war, fühlt er sich wohl. gestaunt hat<br />
er trotzdem: »Über die muskelbepackten Tiere, früher, im<br />
Club Danube. und wer sich aller die Augenbrauen zupft.<br />
In London wie<strong>der</strong>um, wo ich oft b<strong>in</strong>, beg<strong>in</strong>nt man sich vor<br />
schönheits-ops zu fürchten: Man sieht so viele, bei denen es<br />
schief gegangen ist.« sich auf <strong>der</strong> bühne zu entblättern sei<br />
e<strong>in</strong>e hürde für ihn gewesen, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tellektuelle entscheidung:<br />
»hab lang darüber nachgedacht, ob es gerechtfertigt ist,<br />
etwas zu zeigen, das sonst nicht sichtbar ist.«<br />
Nie<strong>der</strong>mair dreht die schraube weiter: »Die <strong>Josefstadt</strong> ist<br />
abgebrannt. und ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger an<strong>der</strong>er bühnenjob <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
stadt. Würde ich Werbung für Feucht-Toilettenpapier<br />
machen? Würde ich als stripper gehen? Nach dem Motto:<br />
Wer zahlt, <strong>der</strong> kriegt?« pschill seufzt: »Nur über me<strong>in</strong>e<br />
Leiche. es sei denn, ich hab e<strong>in</strong>en sohn zu versorgen wie<br />
Craig und strippen ist tatsächlich <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Job <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
stadt.« ostrowski kennt ke<strong>in</strong> Wenn und Aber: »Ich würde<br />
nackt putzen gehen – egal ob bei Damen o<strong>der</strong> herren. <strong>Das</strong><br />
hat zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t nicht die Anrüchigkeit e<strong>in</strong>es Nachtlokals.«<br />
Ro Raftl<br />
LaDIeS nIGHt<br />
Regie: Folke Braband<br />
Bühnenbild: Tom Prest<strong>in</strong>g<br />
Kostüme: Polly Matthies<br />
Choreografie: Angela Hercules Joseph<br />
Mit Ljubiša Lupo Grujčić, Mart<strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>mair, Michael Ostrowski,<br />
Alexan<strong>der</strong> Pschill, Heribert Sasse, Mart<strong>in</strong> Zauner<br />
PremIere am 14. Jänner 2010, KammerSPIeLe