12.12.2012 Aufrufe

Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg

Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg

Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schlusswort<br />

Die Dokumente aus Brüssel, Paris, Rom und<br />

St. Petersburg zeigen einen absolutistisch regierenden<br />

Fürsten, der es verstand, sich in das Spiel der<br />

europäischen Politik einzubringen und im Macht -<br />

poker um die Nachfolge im Reich konsultiert zu<br />

werden —, einen Mann, der Interesse für die<br />

Wissen schaften einzusetzen und Hang zum Okkultismus<br />

für seine Zwecke auszunutzen wusste.<br />

Trotz seines hohen Verstandes, 103 der ihm die<br />

Bewunderung der Fürsten Europas eintrug, ließ er<br />

sich zu dem un überlegten Besetzungsversuch von<br />

DER TOD IN DEN STERNEN 293<br />

Anhang: Das Sektionsprotokoll Wolf Dietrichs von Raitenau<br />

(Christoph Brandhuber und Maximilian Fussl) 106<br />

Illust mus et Rev mus D. D. Wolfgangus Theodoricus<br />

Raitenauius Archiep. olim et Princeps Salisburgensis,<br />

cum in arce, quae civitati imminet, pro loci<br />

et rerum conditione commode ac circa necessaria<br />

pro votis affluenter provisus, quinquennium sanus<br />

exegisset, octava hujus mensis neuter sibi visus,<br />

consuetum ad ordinarii sui medici praescriptum<br />

pharmacum hausit, ac succedentibus quinque<br />

diebus alterantia, septima hora octava collapsis<br />

viribus, quas etiam per actualium voluntaria ac<br />

nimia victus tenuitate praecipites dedit repente<br />

sensu privatur ac toto corpore convellitur, epileptico<br />

insultu, quo etiam alias correptus est, cum desperanda<br />

symptomatum magnitudine, sui scilicet<br />

alienatione, quod signum herculei affectus est<br />

pathognomicum, spuma, stertore insigni, faciei<br />

perversione.<br />

Post octo exactas horas expurgata viscidissimae<br />

pituitae per os copia multis adjutus remediis, quae<br />

duo a familiaribus adsciti medici affatim suppeditabant,<br />

redanimari visus est, accisa etiam verba<br />

loqui, sic noctem insomnis traduxit, singulis pene<br />

momentis liquore margaritarum orientalium<br />

instillato: leva corporis pars, jam pridem simili ex<br />

apoplectico assultu in paralysin resoluta, immobilis<br />

prorsus est reddita.<br />

Berchtesgaden hinreißen, woraufhin er als Gefangener<br />

auf Hohensalzburg gestorben ist. Bereits die<br />

Zeit genossen zeigten sich von Wolf Dietrichs<br />

Schicksal tief berührt. Die vielen Facetten seiner<br />

Persön lichkeit haben eine breite Rezeption in den<br />

unterschiedlichsten Sparten der Geschichtswissenschaft<br />

nach sich gezogen: Jede <strong>Salzburg</strong>er<br />

Forschergeneration erprobte und erprobt ihre<br />

Methoden an Wolf Diet rich. Zuletzt wurde mit<br />

Hilfe von Dendrochrono logie 104 und DNA-Tests 105<br />

versucht, dem letzten Lebensgeheimnis jenes<br />

Fürsten nachzuspüren, der wie kein anderer die<br />

Aufmerksamkeit der Nachwelt erfahren hat.<br />

Der hochgeborene und hochwürdigste Herr, Herr Wolf<br />

Dietrich von Raitenau, ehemals Fürsterzbischof von<br />

<strong>Salzburg</strong>, hatte in der Burg, die die Stadt beherrscht, nach<br />

der Lage des Ortes und der Dinge angemessen und neben<br />

dem Notwendigen nach seinen Wünschen reichlich versorgt,<br />

fünf Jahre gesund verbracht. Als er sich am achten<br />

dieses Monats gleichgültig dünkte, nahm er das nach<br />

Vorschrift seines ordentlichen Arztes gewohnte Medikament<br />

ein, und an den folgenden fünf Tagen verschlimmerte<br />

sich sein Zustand, am siebenten jedoch brachen<br />

seine Kräfte zusammen, die er praktisch durch freiwillige<br />

und allzu dürftige Nahrungsaufnahme zusammenbrechen<br />

ließ: Er wird plötzlich ohnmächtig und zuckt am<br />

ganzen Körper infolge eines epileptischen Anfalls, von<br />

dem er auch sonst befallen worden ist, bei hoffnungsloser<br />

Größe der Symptome, nämlich seiner Bewusstlosigkeit –<br />

ein krankheitskennzeichnendes Merkmal eines besonders<br />

starken körperlichen Befalls – mit Schaum (aus dem<br />

Mund), mit deutlichem Röcheln, mit Verzerrung des<br />

Gesichts.<br />

Nach acht Stunden – man hatte eine Menge zähflüssigsten<br />

Schleims oral reinigend entfernt – schien er unterstützt<br />

durch Heilmittel, die zwei von den Dienern zugezogene<br />

Ärzte zur Genüge darreichten, wieder lebendig zu werden,<br />

sogar abgehackte Worte zu sprechen und verbrachte<br />

so schlaflos die Nacht, wobei man ihm beinahe in jedem

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!