Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg
Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg
Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
292 CHRISTOPH BRANDHUBER<br />
Christi-Bruderschaft errichtet, das von zahlreichen<br />
Kerzen erleuchtet wurde. Bis zur kürchthür nahmen<br />
60 Knaben mit Fackeln feierlich Aufstellung. 98 Der<br />
Dompropst sang das Seelenamt, dem Domkapitel,<br />
Kammer- und Hofherren, Räte und Hofgesinde beiwohnten.<br />
Auch der Fürsterzbischof ist zum Opfer<br />
gangen. 99 Die üblichen Trauertage, den „Siebenten“<br />
und den „Dreißigsten“, ließ Markus Sittikus feierlich<br />
zelebrieren. 100<br />
Entgegen dem Verbot aller weltlichen Freuden<br />
für das Volk vergnügte der Fürst sich selber am<br />
27. Januar beim Musikdrama „Orpheus und Eurydike“,<br />
das mit khünstlichem verkherdtem Theatro,<br />
schönen fürstellungen und statlicher Khlaÿdung im<br />
Beisein seines Neffen, der Domherren und zahlreicher<br />
Hofadeligen aufgeführt wurde. 101 Das<br />
Schreiben der Brüder des Verstorbenen, dem zufolge<br />
sie beim Begräbnis hätten anwesend sein wollen,<br />
ließ Markus Sittikus zunächst unbeantwortet. Erst<br />
nachdem Wolf Dietrich in der Gruft der Gabrielskapelle<br />
seine letzte Ruhestätte gefunden hatte,<br />
schrieb der Untermarschall Thomas Perger von<br />
Emslieb an Wolf Weickl, den Sekretär Hans<br />
Rudolphs von Raitenau, über die Details der bereits<br />
vorgenommenen Trauerfeierlichkeiten: Wie der<br />
Abb. 27: Orpheusgrotte in Hell brunn: Orpheus spielt für<br />
Eurydike, seine Musik zähmt die wilden Tiere – darunter<br />
Löwe (Wappentier Salz burgs) und Steinbock (Wappentier<br />
der Hohenemser) (Schlossverwal tung Hellbrunn)<br />
Fürsterzbischof mit dem Domkapitel und anderen<br />
Geistlichen Räten die notdurft beratschlagte und aus<br />
allerhand Ursachen die Beisetzung nicht nach den<br />
Wünschen des Verstor benen vorzunehmen beschloss,<br />
wie er das Begräbnis dermassen ansehenlich<br />
und statlich ausrich tete, dass noch kein Erzbischof<br />
derartig feierlich zu Grabe getragen wurde, wie er<br />
die Leich selber begleitete und in allen ein son derbares<br />
treuherziges mitleiden würckhlich erscheinen ließ, wie<br />
er befahl, dass wegen dißes Todt falls in <strong>Salzburg</strong> nit<br />
allein die Fastnacht, sondern auch alle Saitenspill<br />
abgesagt wurden. Kurzum: Die Raitenauer könnten<br />
mit dem Verhalten des Fürst erzbischofs wol zufrieden<br />
sein. 102<br />
Abb. 28: Das zeichen und den grad der Sonnen auff einen jeglichen<br />
Tag, aus: Martin Pegie, Geburts-Stunden-Buch (Basel<br />
1570) (UBS, Sign. R 5.898 II)