Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg
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Abb. 25 (S. 290): Sektion eines Leichnams, Titelkupfer<br />
(Detail) aus Robert Fludd, Anatomiæ amphitheatrum,<br />
Frankfurt a. M. 1623 (UBS, Sign. R 63.103 II)<br />
kamen die Ärzte zum Schluss, dass die Todes -<br />
ursache im Kopf zu suchen wäre. 91 Da in <strong>Salzburg</strong><br />
aber der fürstliche Leichnam im offenen Sarg durch<br />
die Stadt getragen zu werden pflegte, hätte man<br />
nach einer Schädelöffnung dem Toten eine Maske<br />
aufsetzen müssen. Deshalb verzichteten die Ärzte<br />
auf die Beschreibung des Gehirns und gaben den<br />
Körper zur Beisetzung frei.<br />
Prachtentfaltung wider Willen<br />
Am Abend wurde der Leichnam im bischöflichen<br />
Ornat von der Festung herabgetragen und in der<br />
St.-Veits-Kapelle auf einem mit schwarzem Samt<br />
ausgeschlagenen Trauergerüst aufgebahrt. 92 Dom -<br />
choralisten, Chorpriesterschaft, Benediktiner, Fran -<br />
ziskaner und Kapuziner wechselten sich in der<br />
Totenwache ab. Bis zum Begräbnistag wurden<br />
für dißen abgeleibten Herrn vill Seelenmessen gelesen.<br />
93 Edelknaben, Kammerdiener und Hoflakaien<br />
erhielten für das Begräbnis schwarze Trauerklei -<br />
dung vom Hof, alle weltliche Freüdt wurde abgestellt.<br />
Am 18. Januar formierte sich nach vollendter<br />
Vesper der lange Leichenzug: 94<br />
Voran gingen die Domschüler in Chorröcken<br />
und die Schüler von St. Peter, ihnen folgten die<br />
Bruderschaften mit Vortragekreuzen, Stäben, Fah -<br />
nen und Laternen, die Domchoralisten in Chor -<br />
röcken, welche das Miserere anstimmten, die Stadt -<br />
kapläne, zehn Augustiner, neunzehn Kapuziner<br />
und zwölf Franziskaner, der Domklerus, die Alum -<br />
nen des hochfürstlichen Seminars, die Hofmusik,<br />
welche traurigelich musicirt hat, die Leibtrabanten<br />
und das Domkapitel. Anschließend wurde die Leich<br />
offen, in Bischoflichem Ornat, durch etliche der fürnembsten<br />
Brüder Corporis Christi getragen. Nach<br />
der Bahre ging Fürsterzbischof Markus Sittikus, hinter<br />
ihm vier Clagherren, die Edelknaben, Kammer -<br />
diener, Lakaien, dann Hof: und andere Herrn, Hof -<br />
gesindt, Bürgerschaft und Gmain. Den Abschluss bildeten<br />
Adeliche und andere Frauenzimmer, Bürgerin -<br />
nen, und allerlaÿ Weibspersohnen. 95 In dieser Reihen -<br />
DER TOD IN DEN STERNEN 291<br />
Abb. 26: Martin de Vos/Zeichner, Peter Overadt/Stecher:<br />
Wolf Dietrich von Raitenau. Wie in der Gabrielskapelle, ist<br />
der Fürsterzbischof von den vier Evangelisten und den<br />
vier Kirchenvätern umgeben (UBS, Sign. G 1498 II). Bisher<br />
war nur der Por trätstich von Dominicus Custos aus dem<br />
Jahr 1597 be kannt, der aber die Vorlage verschweigt<br />
folge geleitete man den Leichnam von St. Peter über<br />
die Stadtbrücke bis zum Friedhof St. Sebastian, wo<br />
er in der Gruft der Gabrielskapelle beigesetzt wurde<br />
(Abb. 26). 96 Die Einsegnung nahm zwischen sechs<br />
und sieben Uhr abends Paris Graf Lodron, der spätere<br />
Fürsterzbischof, vor. 97<br />
Orpheus in der Trauerzeit<br />
Einen Tag nach dem Begräbnis wurde in der<br />
Franziskanerkirche das Todtengerüst der Corporis-