12.12.2012 Aufrufe

Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg

Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg

Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Abb. 16: Goldene Trinkschale mit<br />

dem Wappen Wolf Dietrichs (Florenz,<br />

Museo degli Argenti, Palazzo<br />

Pitti, Foto Land <strong>Salzburg</strong>, Aufnahme<br />

Oskar Anrather)<br />

Der Bayernherzog wünschte,<br />

dass Wolf Dietrich in einem<br />

Raum untergebracht werde, aus<br />

dem er nicht auf die Stadt blicken<br />

könne. Der Raitenauer begab<br />

sich nach seiner Ankunft auf der<br />

Festung in die verguldeten Zim -<br />

mer, wurde aber gezwungen,<br />

diese wieder zu verlassen. 69 Er<br />

muss zusammen mit zwei Fran -<br />

ziskanern 70 und zwei Barbieren<br />

in den heutigen Räumen des<br />

Rainer-Regimentsmuseums un -<br />

tergebracht worden sein, da ihm<br />

Maximilian im Februar 1612<br />

gestattete, daß er bisweilen zu seiner<br />

Gelegenheit von seinem Zimmer<br />

auf den großen Saal vor dem gulden Zimmer gehe<br />

und allda sein Recreation nehmen möge. 71 Wolf<br />

Dietrich bewohnte nach der Beschreibung des<br />

Schlosshauptmanns Leonhard Ehrgott (Abb. 18) 72<br />

das erste Zimmer zunegst bei dem guldin Saal und<br />

verfügte insgesamt über vier Ge mach nacheinander,<br />

von denen drei sogar tapeziert waren. Genannt werden<br />

eine Stuben und Camer sowie eine Taffelstuben,<br />

wo er sich ohne deren bei sich habenden Personen<br />

Irrung oder Verhindernus [Stören] aufhalten konnte.<br />

73 Nachdem es dem Erzbischof gelungen war, verschiedenen<br />

Fürsten Briefe zukommen zu lassen,<br />

wurde er ab dem Sommer 1612 in strengere Haft<br />

genommen. 74 Man ließ seine Fenster zum Teil vermauern<br />

(Abb. 19) sowie mit hülzernen Körben und<br />

mit gestrickten eisernen Gättern verbarrikadieren,<br />

damit das Hinabwerfen zu den Knechten abgestellt<br />

werde. 75<br />

Als am 8. Oktober 1612 die Festungskanonen<br />

donnerten und Wolf Dietrich fragte, was das Schie -<br />

ßen bedeut, wurde ihm mitgeteilt, dass gerade<br />

sein Vetter, Markus Sittikus Graf von Hohenems, als<br />

neuer Erz bischof in die Stadt einreite. Da hat er<br />

lachender geantwortet [...] Wir wollen auch schießen<br />

DER TOD IN DEN STERNEN 285<br />

und hat den Kachelofen eingeschlagen. Durch den zerbrochenen<br />

Ofen konnten die Gefangenen den Mesner<br />

sehen, der das Feuer geschürt und gerichtet hat. 76 Mit<br />

der Aussicht auf fürstliche Belohnung war dieser<br />

bald gewonnen, einen Briefschmuggel zu organisieren.<br />

Mit Hilfe des Kochs gelangten – gewitzt in einer<br />

Pastete versteckt – Tinte und Schreibpapier in die<br />

Zelle Wolf Dietrichs. Mittler weile war die warme<br />

Jahreszeit angebrochen und es wäre aufgefallen,<br />

wenn der Mesner weiter geheizt hätte. Die<br />

„Verschwörer“ stiegen daher auf den Dach boden<br />

und bohrten ein großes Loch in den Rauch fang<br />

(Abb. 20), der direkt in die vom Gang betret bare<br />

Feuerungsstätte mündete (Abb. 21), von der aus der<br />

Ofen in der Zelle der Mitgefangenen beheizt wurde.<br />

Nun konnte der Messner hinab mit ihnen reden, und<br />

alle Sachen auf- und abziehen. 77 Einer von ihnen<br />

wurde sogar im Rauchfang auf- und abgezogen.<br />

Bald ersann man jedoch eine neue Möglichkeit für<br />

den Nachrichtenaustausch. Auf dem Dachboden<br />

(Abb. 22) wurde direkt über Wolf Dietrichs Zimmer<br />

ein Loch durch den dicken Estrich und Tram gebohrt,<br />

um Papier, Brief und anderes herabzulassen. 78 Bei<br />

einer Raumhöhe von 2,87 m musste ein Stuhl auf

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!