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Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg

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284 CHRISTOPH BRANDHUBER<br />

Abb. 15: Der Sieger im Bruderzwist: Kaiser Matthias, hier<br />

im Alter von 15 Jahren (Residenzgalerie <strong>Salzburg</strong>, Inv. Nr.<br />

41) (Foto studio Ghezzi)<br />

ernherzog deß Bischoffs Zimmer zugewiesen. Hier<br />

fand Maximilian die beiden Briefe, die Wolf Dietrich<br />

noch vor seiner Flucht geschrieben und in seinen<br />

Gemächern hinterlegt hatte. In dem ersten Schreiben,<br />

das er an den Bayernherzog richtete, versuchte<br />

er, den Vorwurf zu entkräften, dass er kein guter<br />

Catholicus were, weil er mit den Protestierenden [protestantischen]<br />

Chur: unnd Fürsten correspondierte. 62<br />

Hier geschehe ihme aber unrecht, Dann er bey dem<br />

Catholischen Glauben leben und sterben wölle. Er<br />

wisse, dass er gegen den Bayernherzog ungerecht<br />

gehandelt habe und begere derowegen Gnad und<br />

Verzeyhung. In seinem zweiten Brief schrieb er an<br />

das Domkapitel, dass er, weiln er so lange Jar regiert,<br />

unnd nun mehr eines hohen Alters sei, sich erbiete, zu<br />

resignieren. Man wolle ihm im Gegenzug ein jährliches<br />

Deputat zu weisen, von dem er standesgemäß<br />

leben könne.<br />

Unverzüglich gab der Bayern herzog den Befehl,<br />

dass etliche Soldaten zu Roß und Fuß dem fliehenden<br />

Erzbischof nachsetzen sollten – vor allem wegen der<br />

mitgenommenen Schätze. Salome von Altenau<br />

wurde bei dieser Gelegenheit in Flachau gefasst,<br />

jedoch bald darauf wieder freigelassen.<br />

Als sich Wolf Dietrich bereits auf Kärntner Boden<br />

befand, hat der Currierer, 63 so ihne geführt, unnversehens<br />

still gehalten. Und obwohl der Raitenauer den<br />

Kutscher ermahnte und schließlich flehentlich<br />

ersuchte, die Flucht mit ihm fortzusetzen, hat er doch<br />

nit gewöllt, sondern geantwortet, Er were nicht mehr<br />

sein Diener, worauf er sich mit mehr andern zurück<br />

gewendet, und den Bischoff verlassen hat. Wolf Diet -<br />

rich kam nun in einen kleinen Flecken, wo er von<br />

dem bayerischen Obristen von Haßlang 64 und<br />

etlichen Soldaten im Wirtshauß gefunden und festgenommen<br />

wurde. Während der gefangene Erzbischof<br />

nach Werfen gebracht wurde, stellte man<br />

neun Güter Wägen sicher, die man auff dem Kärndnerischen<br />

Boden bekommen hatte. Sie enthielten ein<br />

grosse Baarschaft an Gelt, Silber, unnd Kleinoden, die<br />

alle mit dem erzbischöflichen Wappen (Abb. 16)<br />

verziert waren. 65<br />

Kaum hörte der Bayernherzog, dass man den<br />

Erzbischof in Verwahrung gebracht hatte, ließ er sein<br />

Landvolck wieder nach Hause ziehen. Für die Ab -<br />

dankung der Reiter mussten die <strong>Salzburg</strong>er Bürger<br />

20.000 fl. bezahlen.<br />

Als Maximilian gemeldet wurde, dass sich Wolf<br />

Dietrich in seiner Verhafftung was kleinmütig erzeyge,<br />

ließ er ihm ausrichten, weiter sich wol zu gehaben,<br />

dann werde er den Sachen schon recht thun wöllen.<br />

Der mit seinem Schicksal hadernde Fürst kritzelte<br />

wehmütig an die Wand seines Gefängnisses: Lieb ist<br />

Laydes Anfangkh, Über kurz oder langkh. 66<br />

„Wolf Dietrich leid, leid!“<br />

In der Nacht vom 22. auf den 23. November 1611<br />

wurde Wolf Dietrich unter der Bewachung von<br />

50 Bayrischen Soldaten in die Stadt <strong>Salzburg</strong> und<br />

umb 5 Uhr in einer von sechs Pferden gezogenen<br />

Kutsche auf die Festung ge bracht. 67 Die Hafträume<br />

lassen sich aufgrund mehrerer Quellen indizien<br />

lokalisieren (Abb. 17). 68

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