Untitled - Universitätsbibliothek - Universität Salzburg
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vorhanden wie in eins Khünigs Pallast. 52 Auch hier<br />
waren die Wände mit khünstlichen Däffel khunstuckh<br />
[Tafelmalerei] und lieblichen holtseligen gemält<br />
[Gemälden] und abcontrafect [Porträts von] Alt und<br />
jungkh mans und weibs personen geziert. 53<br />
Beinahe jeder aus dem Domkapitel habe sich an<br />
dem Raub, Pliendern und Freÿbeütten beteiligt, das<br />
sich in Furcht vor den heranrückenden Bayern beÿ<br />
Tag und Nacht vollzog. 54 Die Kammerdiener Hannß<br />
Hackher, der alt Jörg und Mertl Trometter trugen wie<br />
die Essel und haben iren guett Taill bekommen. 55 Am<br />
weiber geschmuckh habe sich vor allem der Dom -<br />
dechant Johann Krafft von Weitting 56 bedient, der<br />
ihn seinem schönen Frauenzimmer zukommen ließ:<br />
Ja gar spöttlich ist es vor [für] einen geistlichen Herrn,<br />
klagt ein anonymer Berichterstatter, der Frauen von<br />
eines anderen guett zieren, schmuckhen und begaben<br />
[beschenken] will, und noch vil spöttlicher, und ein<br />
grosse Schandt ist es vor ein reichen, der raubt und<br />
stüllt [stiehlt] und füerdt ein grossen Pracht von<br />
gestollen guett. 57<br />
Wolf Dietrich war inzwischen im Pfarrhof von<br />
Altenmarkt abgestiegen, wo er sich gar lustig, frolich<br />
und wohlauf zeigte. 58 Auf der Flucht unterstützte ihn<br />
zunächst der Sekretär Thomas Perger, den er 1604<br />
von Erzherzog Albrecht VII. in seine Dienste übernommen<br />
hatte. 59 Mit dem Erzbischof waren auch<br />
seine Geliebte und die gemeinsamen Kinder geflohen.<br />
Salome von Altenau (Abb. 14) wurde von ihrer<br />
Schwester Sabina Stainhauser und ihrer Schwägerin<br />
Sabina Alt sowie deren Familien begleitet. Während<br />
der Erzbischof die Flucht über den Tauernpass fortsetzte,<br />
fuhren Salome und ihre Angehörigen nach<br />
Flachau, wo die Familie Stainhauser ein Eisenwerk<br />
besaß. Die Gegner des Erzbischofs begannen inzwischen<br />
zu rätseln, wohin sich Wolf Dietrich begeben<br />
wolle, und man vermutete, dass er sich in die<br />
Schweiz flüchten könne, wo er mit Salome weiterleben<br />
werde wie ein griechischer Bischof. 60 Am meisten<br />
befürchtete man aber, dass sich das durch die Flucht<br />
getrennte Paar wieder vereine, zum Luthertum<br />
übertrete und womöglich heirate: Das Beispiel des<br />
Kölner Erzbischofs Gebhard I. von Waldburg, der<br />
nach der Konversion 1583 seine Mätresse Agnes von<br />
Mansfeld geehelicht hatte, zeigt, dass solcher<br />
Argwohn durchaus begründet war. Ein weiterer<br />
DER TOD IN DEN STERNEN 283<br />
Abb. 14: Salome von Altenau (1568–1633), die Lebensgefährtin<br />
des Erzbischofs (Kunstsammlungen der Erzabtei<br />
St. Peter, M 930)<br />
Skandal für die Katholische Kirche musste um jeden<br />
Preis verhindert werden.<br />
„Lieb ist Laydes Anfangkh“<br />
Nach Wolf Dietrichs Flucht schloss das Domkapitel<br />
Frieden mit dem Bayernherzog, der am 26. Oktober<br />
1611 mit 600 Pferden in <strong>Salzburg</strong> einzog. In einer<br />
herrlichen Procession wurde er schon vor den Stadt -<br />
toren empfangen und man bewirtete ihn großzügig.<br />
Die Domherren beeilten sich, ihm den Schönen<br />
Schreib khasten zu schenken, den Wolf Dietrich um<br />
vil 1000 gulden als Hochzeitgeschenk für den späteren<br />
Kai ser Matthias (Abb. 15) und seine Braut,<br />
Erzherzogin Anna von Österreich-Tirol, hatte anfertigen<br />
lassen. 61 In der Residenz wurden dem Bay-