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LIEBE UND<br />

ANDERE DÄMONEN<br />

Es sind vor allem zwei Gedichtzeilen, die heute »auf dem Kontinent« an den<br />

Engländer John Donne erinnern: »Niemand ist eine Insel« und »Wem die Stunde<br />

schlägt«. Sie stammen aus einem seiner Gedichte, der »Meditation XVII«.<br />

Dieser sehr bescheidene Nachhall seiner Poesie entspricht nicht im geringsten<br />

John Donnes Bedeutung <strong>als</strong> Dichter der bewegten Epoche, in der das neue Zeitalter<br />

der Naturwissenschaft und der blutigen religiösen Auseinandersetzungen<br />

in England anbricht. Donne, der Zeitgenosse William Shakespeares, gilt <strong>als</strong> bedeutendster<br />

Vertreter der metaphysischen Lyrik jener Zeit. So nimmt es nicht<br />

Wunder, dass John Donnes Epen und Poeme von vielen Komponisten seiner Zeit<br />

in Musik gesetzt wurden.<br />

Das Trio aus Dorothee Mields, Lee Santana und Hille Perl gibt gemeinsam mit dem<br />

Rezitator Graham F. Valentine einen Einblick in die eigenwillige, so pessimistisch<br />

wie auch hoffnungsvolle Welt eines der größten englischen Dichter und öffnet<br />

damit das Fenster zur Besichtigung einer ganzen Epoche. Dabei machen sie auch<br />

bekannt mit einer Reihe von Komponisten, die zu jener Zeit zu den Großen zählten,<br />

heute aber meist nur noch Fachleuten bekannt sind. Hierzu zählen Tonsetzer wie<br />

Thomas Hume, William Corkine oder Henry Lawes, deren Madrig<strong>als</strong>ätze technisch<br />

brillant waren und die die Musik des 17. Jahrhunderts prägten.<br />

Hille Perl und ihre Mitstreiter haben in den Archiven auch eine Vielzahl anonymer<br />

Vertonungen von John Donnes Texten gefunden und weben eine Auswahl dieser<br />

Schätze in das Programm ein. Diese Anonyma sind weniger ein Beleg für die Vergesslichkeit<br />

der Musikgeschichte <strong>als</strong> für die Beliebtheit der Dichtung Donnes. Andererseits<br />

sind mit Werken Alfonso Ferraboscos und John Dowlands auch Komponisten<br />

der ersten Garde zu hören, die sich der Anziehungskraft von John Donnes<br />

Poesie nicht erwehren konnten. In ihren Werken spiegelt sich neben der Freude<br />

an den Texten auch der stilistische Umbruch in der englischen Musik jener Epoche<br />

wider; besonders der immer größer werdende Einfl uss der italienischen Musik auf<br />

der Insel. Das Programm über die »Liebe und andere Dämonen« wird so zu einer<br />

musikhistorischen Revue.<br />

John Donne hatte viele Schicks<strong>als</strong>schläge zu erleiden, darunter den Tod seiner<br />

Frau, die politischen Wirren der vorrevolutionären Zeit und den inneren Zwist der<br />

Konfessionen, die ihn <strong>als</strong> Katholiken im anglikanischen England besonders hart<br />

trafen. Über all diesen Unfrieden schrieb er Zeilen, die den Nerv und die Erfahrungen<br />

vieler Zeitgenossen trafen, und an ihrer tiefen Wirkung auf so viele Menschen<br />

hat sich bis heute nichts geändert. Denn niemand ist eine Insel.<br />

Stephan Cartier<br />

DOROTHEE MIELDS<br />

Sie kennt <strong>Bremen</strong> gut. Dorothee<br />

Mields ist <strong>als</strong> Expertin für<br />

die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts<br />

auf den Bühnen Europas<br />

unterwegs – gelernt hat<br />

sie ihr Fach jedoch unter anderem<br />

an der Hochschule für<br />

Künste in der Hansestadt bei<br />

Elke Holzmann. Mit ihren Auftritten<br />

und ihren beachtlichen 40 CD-Einspielungen gehört die<br />

junge Sopranistin zum engsten Kreis der Originalklang-Szene.<br />

Dorothee Mields hat neben vielen Projekten zur Renaissance<br />

und zum Barock – unter anderem mit dem Collegium Vocale<br />

Gent und einem Dowland-Programm mit Hille Perl – auch die<br />

jüngere Musik nicht aus den Augen verloren. Die aktuelle Einspielung<br />

mit Chopin-Liedern beweist dies.<br />

HILLE PERL<br />

Ob <strong>als</strong> Solistin, Duospielerin<br />

oder Ensemblemitglied<br />

– für Hille<br />

Perl spielt immer die<br />

Gambe die Hauptrolle.<br />

Die gebürtige Bre merin<br />

hat sich durch ihr intensives<br />

Spiel und ihre umfassende Beschäftigung mit dem<br />

Instrument zu einer festen Größe in ganz Europa entwickelt.<br />

Zusammen mit Lee Santana und Steve Player hat sie das erfolgreiche<br />

Ensemble Los Otros gegründet, mit dem sie innovative<br />

und überraschende Programme zur Alten Musik kreiert.<br />

Sie lehrt an der Bremer Hochschule für Künste – Gambenspiel,<br />

natürlich.<br />

GRAHAM F. VALENTINE<br />

Der gebürtige Schotte ist ein Meister des Rollentauschs.<br />

Hauptsache, es hat etwas mit Sprache zu tun. Ob <strong>als</strong> Schauspieler,<br />

Rezitator oder auch Sänger: Graham F. Valentine hat<br />

eine umfassende Bühnenerfahrung in Frankreich, England,<br />

Österreich und Deutschland gesammelt. Auf seine sprachliche<br />

Wandlungsfähigkeit setzten viele berühmte Regisseure wie<br />

beispielsweise Christoph Marthaler, in dessen frühen Produktionen<br />

Valentine mitwirkte.<br />

LEE SANTANA<br />

Zwischen Rock und Jazz ist er groß geworden, groß gemacht<br />

hat ihn die Alte Musik. Der US-Amerikaner Lee Santana zählt<br />

heute zu den weltweit einfl ussreichsten Lautenisten. Neben<br />

seinen vielen Konzertverpfl ichtungen gehört die Zusammenarbeit<br />

mit seiner Ehefrau, der Gambistin Hille Perl, zu seinen<br />

produktivsten Projekten. Lee Santana ist außerdem <strong>als</strong> Komponist<br />

tätig und unterrichtet seit 2006 an der Hochschule für<br />

Künste in <strong>Bremen</strong> Laute, Kammermusik und Continuospiel.<br />

ˆ<br />

DO 09. SEPT I 20 UHR I KAT. F<br />

Reformierte Kirche Aurich<br />

präsentiert von<br />

LIEBE UND ANDERE DÄMONEN<br />

DOROTHEE MIELDS Sopran<br />

LEE SANTANA Laute<br />

HILLE PEARL Viola da Gamba<br />

GRAHAM F. VALENTINE Sprecher<br />

John-Donne-Vertonungen von J. Dowland, T. Hume, G. Coperario u. a.<br />

09<br />

09<br />

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