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Download Magazin als PDF - Musikfest Bremen

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GWILYM SIMCOCK<br />

05<br />

09<br />

Der 1981 in Bangor in Wales geborene Pianist erhielt schon <strong>als</strong><br />

Kind Unterricht in Klavier und Waldhorn und galt bald <strong>als</strong> Wunderkind.<br />

Nach einem klassischen Studium der Instrumente ging er<br />

an die Royal Academy in London und studierte Jazz. 2007 legte<br />

er sein Debüt-Album vor und wurde seitdem zu vielen renommierten<br />

Festiv<strong>als</strong> eingeladen. Sein junges Trio vervollständigen<br />

der britische Schlagzeuger James Maddren und der in Moskau<br />

geborenen Bassist Yuri Goloubev.<br />

Seit einigen Jahren gibt es im Jazz eine regelrechte Explosion an klassischen<br />

Pianotrios. Vermutlich hat der viel zu jung gestorbene Schwede Esbjörn Svensson<br />

mit seinem Trio e.s.t., das Jazz spielte, aber wie eine Popband auftrat, diesen<br />

Boom ausgelöst. Nun tummeln sich die Talente nur so auf den Jazzbühnen,<br />

eines davon ist das Trio des Walisers Gwilym Simcock. Die Jazzfans in unserer<br />

Region hatten bereits bisher zweimal Gelegenheit, das Können und den Einfallsreichtum<br />

des heute 29-jährigen Pianisten zu erleben: Vor zwei Jahren stellte<br />

Simcock sich mit seinem damaligen Trio im Rahmen der Messe »jazzahead!«<br />

in <strong>Bremen</strong> vor, die den Pianisten gleich ein Jahr später erneut einlud, und zwar<br />

<strong>als</strong> Solisten mit der NDR Bigband.<br />

Wer ein bisschen weiter reiste, konnte Simcock beim JazzFest Berlin 2009 <strong>als</strong> fabelhaften<br />

Ideengeber beim mitreißenden Auftritt von Tim Garlands Lighthouse Trio<br />

hören. Der junge Pianist ist <strong>als</strong>o ein sehr gefragter Mann, ein so genannter »rising<br />

star«. Wie auch bei einigen anderen Jazzpianisten der jüngeren Generation, etwa<br />

SO 05. SEPT I 21 UHR I 25 EUR (ERM. 18 EUR)<br />

BLG-Forum Überseestadt<br />

MUSIKFEST SURPRISE VI: BLUES VIGNETTE<br />

GWILYM SIMCOCK TRIO:<br />

GWILYM SIMCOCK Klavier<br />

YURI GOLOUBEV Bass<br />

JAMES MADDREN Drums<br />

»Blues Vignette« – Werke von G. Simcock, A. Hamilton,<br />

P. F. Webster/S. Burke u. a.<br />

GRENZGANG ZWISCHEN<br />

JAZZ UND KLASSIK<br />

dem Belgier Jef Neve, fällt bei Gwilym Simcock auf,<br />

dass er zweigleisig arbeitet: Die eine Schiene ist dem<br />

Jazz gewidmet, die andere – auf der Basis genauer<br />

Kenntnis auch von Klassik und Neuer Musik – ist<br />

auf Kompositionen gerichtet. So hat Simcock 2008<br />

im Rahmen der Londoner Proms sein Klavierkonzert<br />

aufgeführt. Anders <strong>als</strong> andere jüngere Pianisten, die<br />

die Schienen E-Musik und Jazz strikt getrennt halten,<br />

verbindet Gwilym Simcock die beiden Stränge<br />

gern miteinander. Das zeichnet auch sein Programm<br />

»Blues Vignette« aus, das im vorigen Jahr <strong>als</strong> CD erschienen<br />

ist. Auf der CD ist bereits sein aktuelles Trio<br />

zu hören mit dem blutjungen britischen Schlagzeuger<br />

James Maddren und dem russischen Kontrabassisten<br />

Yuri Goloubev, der zunächst allein der Klassik verpflichtet<br />

war, inzwischen aber nur noch Jazz spielt.<br />

»Blues Vignette« enthält einerseits eine Auseinandersetzung<br />

mit Edward Griegs Klavierkonzert sowie<br />

eine eher in der Klassiksparte angesiedelte Komposition<br />

Simcocks für Cello und Klavier, andererseits aber<br />

auch ganz am Jazz orientierte Standards wie »Nice<br />

work if you can get it« oder die schöne Schnulze »Cry<br />

me a river«.<br />

präsentiert von<br />

Christian Emigholz<br />

FÖRDERPREISTRÄGER<br />

DEUTSCHLANDFUNK<br />

2009<br />

Josquin Desprez galt zu Lebzeiten <strong>als</strong> einer der<br />

größten Meister der Polyphonie – und an dieser<br />

Einschätzung hat sich bis heute nichts geändert.<br />

Um diese Lichtgestalt herum bildete sich eine<br />

Schule, zu der auch Jean Richafort zählte. Heute ist<br />

der 1480 in Ricartsvoorde geborene Komponist eine<br />

veritable Wiederentdeckung. Sein Requiem, das<br />

er 1532 – immerhin elf Jahre nach dem Tod seines<br />

Lehrers – Josquin Desprez widmete, lässt darüber<br />

staunen, dass Richafort in Vergessenheit geriet,<br />

bildet es doch ein Meisterwerk der handwerklich<br />

und ästhetisch so komplexen Vielstimmigkeit, für<br />

die die franco-flämische Schule berühmt ist.<br />

Richaforts Requiem für Josquin Desprez basiert zwar<br />

traditionsgemäß auf dem Klagegesang aus der »Missa<br />

pro defunctis«. Hinzu kommen aber <strong>als</strong> Material<br />

CINQUECENTO<br />

Welches Jahrhundert sie für das spannendste halten, das signalisieren<br />

die Musiker in ihrem Ensemblenamen unmissverständlich.<br />

Die Epoche der Spätrenaissance, das 16. Jahrhundert, hat<br />

es den Mitgliedern von Cinquecento angetan, besonders die<br />

große Ära der kaiserlichen Hofkapelle. Die Vielfalt der Polyphonie,<br />

die hier gepflegt wurde, zieht die Cinquecento-Vokalisten<br />

an, deren nationaler Hintergrund so bunt ist wie die des Habsburger<br />

Reichs. Im Oktober 2004 gründete sich das Ensemble<br />

von begeisterten Sängern aus Österreich, Belgien, England,<br />

Deutschland und der Schweiz. Kein halbes Jahr später bestritt<br />

Cinquecento bereits die erste Tournee und konnte seitdem bei<br />

Festiv<strong>als</strong> in ganz Europa Publikum und Kritiker mit seiner Freude<br />

an heute vielfach vergessenen Werken und Komponisten anstecken.<br />

Für seinen mitreißenden Auftritt beim <strong>Musikfest</strong> <strong>Bremen</strong><br />

erhielt das Ensemble den Förderpreis Deutschlandfunk 2009.<br />

bei Richafort zwei Chansons von Josquin Desprez selbst: »Nymphes napplés«<br />

und »Faulte d’argent«. Aus diesem Material verstand es Richafort, ein sechsstimmiges<br />

und sechssätziges Werk voller harmonischer und satztechnischer<br />

Raffinessen zu formen. Dank seiner großen handwerklichen Versiertheit gelang<br />

es Richafort, so unterschiedliche Motive wie einen Klagegesang, den Cantus firmus<br />

seines Lehrers und eine Fuge kontrapunktisch miteinander zu vereinen. Das<br />

»Requiem in Memoriam Josquin Desprez« ist <strong>als</strong>o gleichermaßen ein Nachruf wie<br />

auch ein Wort des Verstorben selbst.<br />

Programmlich überzeugend singen Cinquecento die beiden Chansons Desprez’,<br />

die Richafort für sein Requiem <strong>als</strong> Steinbruch nutzte. Das Ensemble umrankt das<br />

Requiem mit weiteren musikalischen Fundstücken seiner Schüler und Bewunderer:<br />

Nicolas Gombert und Benedictus Appenzeller haben zum Tode Desprez’ je ein<br />

Chanson mit dem Titel »Musae Iovis« geschrieben. Bewegend ist der Abschluss,<br />

den das Ensemble für seine Totenfeier findet. Hier kommt Josquin Desprez selbst<br />

<strong>als</strong> Trauerredner mit dem Chanson »Nymphes des Bois« zu Wort, das er zum Tod<br />

seines eigenen Lehrers, Johannes Ockeghem, schrieb.<br />

präsentiert von<br />

DI 31. AUG I 20 UHR I KAT. F<br />

Alexanderkirche Wildeshausen<br />

FÖRDERPREISTRÄGER DEUTSCHLANDFUNK 2009<br />

CINQUECENTO Vokalensemble<br />

Stephan Cartier<br />

»Himmlisches Erbe« – J. Richafort: »Requiem in Memoriam Josquin Desprez«<br />

sowie Werke von J. Desprez, N. Gombert und B. Appenzeller<br />

31<br />

08<br />

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