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Download Magazin als PDF - Musikfest Bremen

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Musik für zwei Klaviere besitzt den Charme des Artistischen. Das Klavier ist<br />

klassischerweise entweder das Soloinstrument, oder aber es dient der Begleitung<br />

– quasi <strong>als</strong> Orchesterersatz. Dass das volltönende Instrument im Duo<br />

beide Rollen übernimmt, bereitet einen ungewöhnlichen Klangeindruck. Vor<br />

allem in den großbürgerlichen Salons des späten 19. Jahrhunderts galten Konzerte<br />

für das »Doppelte Klavier« <strong>als</strong> Attraktion. Claire Chevallier und Jos van<br />

Immerseel lassen jedoch nicht Stücke aus dieser heroischen Zeit des Klaviers<br />

erklingen, sondern sie kombinieren Werke der Spätromantik und ihrer weiten<br />

Ausläufer bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein.<br />

Weder Sergej Rachmaninow noch Francis Poulenc sind typische Vertreter der<br />

Bourgeoisie. Sie stehen aber mit ihren Werken für den Glanz jener neoklassischen<br />

und neoromantischen Phase des 20. Jahrhunderts, die das Beste des 19. Jahrhunderts<br />

in die Moderne hinüber zu retten versuchte. Die drei andalusischen Tänze<br />

Manuel Infantes sind ebensolche Versuche, Artifizielles und Authentisches in<br />

der zeitgenössischen Musik noch einmal miteinander zu verbinden.<br />

KLANGZAUBEREI<br />

CLAIRE CHEVALLIER<br />

01<br />

09<br />

Sie lernte Klavier an den Akademien von Nancy, Straßburg und<br />

Paris, während sie gleichzeitig Mathematik und Physik studierte.<br />

Zwar entschied sich Claire Chevallier für die Musik, sie besitzt aber<br />

<strong>als</strong> Relikt ihres Faibles für Technik eine umfangreiche Sammlung<br />

historischer französischer Klaviere und lehrt selbst Musik- und<br />

Instrumentengeschichte in Paris und Brüssel. Als Interpretin hat<br />

sich Claire Chevallier einen ausgezeichneten Ruf für Alte Musik<br />

und insbesondere für französische Musik des späten 19. und<br />

frühen 20. Jahrhunderts erworben.<br />

MI 01. SEPT I 21 UHR I 25 EUR (ERM. 18 EUR)<br />

BLG-Forum Überseestadt<br />

MUSIKFEST SURPRISE II: 4 HÄNDE – 2 FLÜGEL<br />

CLAIRE CHEVALLIER Klavier (Piano Erard 1897)<br />

JOS VAN IMMERSEEL Klavier (Piano Erard 1904)<br />

»Aus den Salons von Moskau und Paris«:<br />

C. Saint Saëns: Danse Macabre op. 40<br />

F. Poulenc: Elégie en accords alternés<br />

M. Infante: Trois Danses Andalouses<br />

C. Franck: Prélude, fugue et variation op. 18 für zwei Klaviere<br />

S. Rachmaninow: Suite Nr. 2 op. 17<br />

Von der vielfältigen Klangzauberei, die die Kombination<br />

zweier Klaviere ermöglicht, hatte sich Camille<br />

Saint-Saëns zu einem furiosen Totentanz hinreißen<br />

lassen, der durch seine melodische Wucht zu einem<br />

der beliebtesten Werke des Komponisten wurde und<br />

eine Vielzahl von Variationen und populären Bearbeitungen<br />

erlebte. Auch César Francks berühmtes<br />

»Prélude, fugue et variation« ist eine Bearbeitung,<br />

interessanterweise des Komponisten selbst, der das<br />

Werk ursprünglich für die Orgel geschrieben hatte.<br />

In der verdoppelten Klavierbesetzung erhöhte er die<br />

Stimmvielfalt und komplexe Klangwirkung gegenüber<br />

der Königin der Instrumente aber noch einmal<br />

und schuf so ein grandioses Duett für weiße und<br />

schwarze Tasten.<br />

JOS VAN IMMERSEEL<br />

Stephan Cartier<br />

KLAVIEREN<br />

Der belgische Cembalist ist gleichermaßen <strong>als</strong> Solist am Cembalo<br />

ein viel gefragter Interpret wie auch <strong>als</strong> Leiter des Orchesters<br />

Anima Eterna, das sich seit 1987 dem Originalklang Alter<br />

Musik verschrieben hat. Van Immerseel unterrichtet zudem <strong>als</strong><br />

Professor an mehreren Akademien und Universitäten, darunter<br />

am Konservatorium in Paris und am Amsterdamer Sweelinck-<br />

Konservatorium.<br />

präsentiert von<br />

AUF ZWEI<br />

MATT HERSKOWITZ & FRIENDS<br />

Der Wahlkanadier studierte an<br />

der New Yorker Juilliard School<br />

Klavier. Er ist auch Pianist, Keyboarder<br />

und Arrangeur des Absolute<br />

Ensemble. Ebenfalls zum<br />

Absolute Ensemble gehört der<br />

neuseeländische Kontrabassist<br />

Mat Fieldes, der zudem langjähriges<br />

Mitglied des Herskowitz Trios ist. Der Kanadier Kevin Warren<br />

hat schon <strong>als</strong> Neunjähriger begonnen, Schlagzeug zu spielen,<br />

das er dann auch studierte. Er ist ein viel gefragter Trommler,<br />

der immer wieder mit Matt Herskowitz arbeitet. Die kanadische<br />

Geigerin Lara St. John wird <strong>als</strong> Phänomen beschrieben. Sie verbrachte<br />

ihre gesamte Kindheit und Jugend mit Studien in den<br />

USA, Europa und Russland, seither arbeitet sie weltweit <strong>als</strong><br />

Solistin. Der Kanadier Mike Block gilt <strong>als</strong> ein Grenzgänger, der<br />

an Yo-Yo Mas Seidenstraßenprojekt beteiligt war, aber auch mit<br />

dem Absolute Ensemble spielt.<br />

präsentiert von<br />

SYNTHESE AUS<br />

JAZZ, ROCK,<br />

KLASSIK UND WELTMUSIK<br />

Langjährige Besucher des <strong>Musikfest</strong> <strong>Bremen</strong> sind dem Pianisten Matt Herskowitz<br />

in den vergangenen Jahren sicherlich schon einmal begegnet. Zum einen<br />

gehört der Amerikaner zum Absolute Ensemble von Kristjan Järvi, das diverse<br />

Auftritte in <strong>Bremen</strong> hatte, zum anderen war er mit seinem eigenen Herskowitz<br />

Rozenblatt Project vor sechs Jahren im Rahmen des <strong>Musikfest</strong> in Bremerhaven<br />

zu erleben. Schon dam<strong>als</strong> deutete der Pianist, Komponist und Arrangeur die<br />

Richtung an, die er nun mit seinem neuen Programm »Jerusalem Trilogy« weitertreibt,<br />

nämlich eine Synthese aus Komposition und Improvisation zu finden.<br />

Matt Herskowitz selbst nennt das »Kammermusik des 21. Jahrhunderts«. Damit<br />

meint er die Verbindung von »unterschiedlichen, aber kompatiblen Musikstilen«,<br />

was konkret bedeutet, dass er E-Musik-Avantgarde, Jazz und Weltmusik miteinander<br />

verschmelzen möchte. Kernstück seines Programms ist die Titel gebende<br />

»Jerusalem Trilogy«, eine dreisätzige Suite, bei der jüdische und arabische Melodik<br />

und Rhythmik eine Verbindung eingehen. Komponiert hat Herskowitz das<br />

Stück für sein Jazzpianotrio plus Violine und Violoncello. Auch die weiteren Stücke<br />

des Programms sind bewusste musikalische Grenzgänge: »Polonaise Libanaise«<br />

lehnt sich vage an Chopins Polonaise fis-Moll op. 44 an, kontrastiert den Rhythmus<br />

der Polonaise aber mit arabischen Metren. Im Programm findet sich auch<br />

Herskowitz’ Arrangement des traditionellen jiddischen Liedes »Under your white<br />

starry heaven«, das er nach der Einleitung mit erheblichen Improvisationsausflügen<br />

konfrontiert. Mit »Göttingen«, einem der großen Erfolge der französischen<br />

Chansonsängerin Barbara, hat Herskowitz dann ein zutiefst pazifistisches Chanson<br />

vorsichtig in die Sprache der Klezmermusik übersetzt. Bei »Tova Equito Abyssus«<br />

oder »Wilder Ritt durch die Hölle« vertraut der Komponist wieder auf eine<br />

klassische Vorlage, nämlich Prokofjews Étude in c-Moll op. 2 Nr. 3, eines der technisch<br />

schwierigsten Klavierstücke überhaupt, das er für sein Pianotrio arrangiert<br />

hat. Schließlich gehört mit »Crossbones« noch ein Jazzrocktitel zum Programm.<br />

DO 02. SEPT I 21 UHR I 25 EUR (ERM. 18 EUR)<br />

BLG-Forum Überseestadt<br />

MUSIKFEST SURPRISE III: JERUSALEM TRILOGY<br />

MATT HERSKOWITZ Klavier<br />

MAT FIELDES Bass<br />

KEVIN WARREN Drums<br />

LARA ST. JOHN Violine<br />

MIKE BLOCK Violoncello<br />

»Jerusalem Trilogy«: Werke von M. Herskowitz<br />

Christian Emigholz<br />

02<br />

09<br />

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