Inspiration 04/2015 dt
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inspiration<br />
BY<br />
WEGWEISER ALPENCROSS MIT TOURENSKI S. 6<br />
GIPFELTREFFEN SAMUEL UND MARTIN ANTHAMATTEN S. 18<br />
EXPERT TOURENSKISCHUHE OHNE SCHMERZEN S. 30
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WEGWEISER ALPENCROSS MIT TOURENSKI S. 6<br />
GIPFELTREFFEN SAMUEL UND MARTIN ANTHAMATTEN S. 18<br />
EXPERT TOURENSKISCHUHE OHNE SCHMERZEN S. 30<br />
IM RHYTHMUS DER JAHRESZEIT<br />
Die Tage werden kürzer, die Temperaturen fallen und der erste Schnee fällt bis in tiefe Lagen.<br />
Der Winter kommt! Es ist die Jahreszeit der Einkehr und der Ruhe. War es jedenfalls.<br />
Früher. Insbesondere in landwirtschaftlich geprägten Regionen der Schweiz, wo auf Feld<br />
und Hof die Arbeit weniger und die Zeit entsprechend mehr wurde. Zeit für «Ofenbank-Gespräche»,<br />
die innere Einkehr oder um vermeintlich unwichtige kleine Dinge zu erledigen,<br />
für die sonst die Zeit immer fehlte. Zeit auch für Langeweile.<br />
Und heute? Unser Lebensrhythmus hat sich schon längst von<br />
dem der Natur entkoppelt. Der Winter hat seine entschleunigende<br />
Wirkung weitestgehend verloren. Oder doch nicht ganz?<br />
Auf Skitour erlebe ich im Kleinen, wofür diese Jahreszeit immer<br />
stand. Wenn ich in gleichmässigem Rhythmus eine Aufstiegsspur<br />
lege und der frische Schnee die wenigen Geräusche<br />
schluckt, die in der Natur noch zu hören sind. Ein einziger, gigantisch<br />
grosser weisser Schalldämpfer. Was bleibt, sind die<br />
leisen Geräusche des eigenen Atems und des Klebefells, das<br />
über den Schnee gezogen wird. Zschh – zschh – zschh.<br />
Es sind diese Momente, in denen ich ganz bewusst das Smartphone<br />
ausschalte und die Outdoor-Uhr am Handgelenk nicht<br />
mehr beachte. Das Touren-Erlebnis steht jetzt im Vordergrund,<br />
nicht die sportliche Leistung. Egal, wenn jemand in flottem<br />
Tempo an mir vorbeizieht – ich habe mittlerweile gelernt,<br />
den eigenen sportlichen Ehrgeiz zu zügeln. Mein Gewinn: Die<br />
Berge fühlen sich in dieser Gemächlichkeit ganz anders an.<br />
Fokussierung weicht Bewusstsein. Beobachtungen stossen<br />
neue Ideen an. Ich werde mir das immer mal wieder in Erinnerung<br />
rufen. Besonders in dieser Saison, wenn die Patrouille<br />
des Glaciers und damit die Geschwindigkeit am Berg wieder<br />
vermehrt in den Fokus rücken. Auf einen tollen Winter mit eindrücklichen<br />
und vielfältigen Erlebnissen.<br />
Herzlichst,<br />
Felix Bächli<br />
Geschäftsführer Bächli Bergsport AG<br />
inspiration<br />
BY<br />
INHALTSVERZEICHNIS AUSGABE 4/<strong>2015</strong><br />
6 – WEGWEISER Alpencross mit Tourenski<br />
12 – WEGWEISER Eisklettermekka Kandersteg<br />
18 – GIPFELTREFFEN Samuel und<br />
Martin Anthamatten<br />
24 – HOCHGENUSS Kultur in den Bergen<br />
30 – EXPERT Tourenskischuhe ohne Schmerzen<br />
34 – EXPERT Boulder-Paradies im Estrich<br />
38 – 3 x 3 Produktneuheiten & Bergsport-News<br />
42 – PARTNERCHECK Black Diamond<br />
48 – BERGKAMERAD Hans Immer<br />
ZUSTIEG<br />
1<br />
FOTO TITELSEITE:<br />
Dan Patitucci
CHAMPAGNER-AUSSICHT<br />
Während der Geldadel unten in St. Moritz im «Champagner-Klima» schwelgt, geniessen Skitourengeher am<br />
Berg den echten Luxus: frischen Pulverschnee und den Ausblick auf den Piz Roseg (3'937 m).<br />
TOUR: im Aufstieg zum Piz Corvatsch<br />
Lars Schneider<br />
AUSSICHT<br />
2
AUSSICHT<br />
3
AUSSICHT<br />
4<br />
PULVER GUT<br />
«Pulver gut» heisst es in der Regel in den Schneeberichten der Skigebiete. Die Realität vor Ort ist meist eine andere.<br />
Nicht so auf dieser Schneeschuhtour. Wäre das Vorankommen in 80 Zentimetern Neuschnee nicht so anstrengend,<br />
könnte man bis zum Augstmatthorn oder den Hohgant aufsteigen.<br />
TOUR: von Habkern zur Lombachalp im Berner Oberland<br />
visualimpact.ch/Rainer Eder
AUSSICHT<br />
5
Gipfelmeer am Mittelmeer: Der dritte Tag der<br />
Ski-Transalp führt über ein 40-Grad-Couloir zum<br />
Gipfelanstieg der Cime du Gélas, mit 3'073 Metern<br />
höchster Berg des Mercantour-Nationalparks.<br />
WEGWEISER<br />
6
ÜBER ALLE BERGE<br />
Eine Alpenüberquerung auf Ski ist die Krönung für Tourengeher.<br />
Mit Bergerlebnissen der besonderen Art lockt eine<br />
Durchquerung der Seealpen: Blicke aufs Mittelmeer wechseln<br />
mit rasanten Pulverschneeabfahrten – einfach unvergesslich.<br />
Jeder Bergsteiger kennt ihn, diesen Moment.<br />
Den Moment, in dem der letzte Anstieg<br />
absolviert ist und das Auge umstellt:<br />
von Nah- auf Fernsicht. Ein Moment absoluter<br />
Freiheit und absoluter Zufriedenheit. Der<br />
Gipfelmoment. Und doch ist er jedes Mal anders.<br />
Heute ist es ein ganz besonderer.<br />
Nur etwa 70 Kilometer Luftlinie sind es vom<br />
Mont Clapier (3'<strong>04</strong>5 m) bis zum Mittelmeer,<br />
das hier die Côte d‘Azur mit der italienischen<br />
Riviera verbindet. Und nur knapp 40<br />
Kilometer liegt der südlichste Dreitausender<br />
der Alpen vom südwestlichen Rand der<br />
Po-Ebene entfernt. An klaren Tagen entsteht<br />
so am südwestlichen Ende des Alpenbogens<br />
ein einzigartiges Phänomen. Der<br />
Anfang und das Ende des Hauptkamms sind<br />
deutlich sichtbar: hier Meer, da Ebene, dort<br />
das Gipfelmeer.<br />
Der Wind zerrt an der Kleidung, lässt die<br />
schützenden Jacken beim Reinschlüpfen<br />
quer in der Luft flattern. Dann stehen 14<br />
Männer und Frauen aus der Schweiz mitten<br />
in der kalten Böe still. Sie blicken nach Süden.<br />
Nach Norden. Und wieder nach Süden.<br />
Sie lächeln – glücklich.<br />
Auf Ski sind sie unterwegs über die Alpen. In<br />
fünf Tagen legen sie etwa 7'000 Höhenmeter<br />
und 70 Kilometer zurück, steigen auf Gipfel<br />
und überqueren schneeverwehte Grate,<br />
fahren durch tiefe Kerbtäler und steile Couloirs<br />
der Seealpen: von Nizza nach Cuneo.<br />
Die Tourenwoche ist der Auftakt eines Gesamtalpen-Projektes,<br />
das bergpunkt, eine<br />
Bergschule mit Sitz in Worb bei Bern, im<br />
Frühjahr 2016 zum dritten Mal anbietet. Die<br />
Gründer Emanuel Wassermann und Michael<br />
Wicky haben das 1'200 Kilometer lange<br />
Massiv dafür in drei Abschnitte unterteilt:<br />
eine Transalp Süd, vom Mittelmeer zum<br />
Mont Blanc, eine Transalp Schweiz und eine<br />
Transalp Ost, von Tirol bis zur pannonischen<br />
Ebene. Die drei Abschnitte sind wiederum<br />
unterteilt in einwöchige Tourenpakete.<br />
Vom Meer weg oder zum Meer hin?<br />
Dass eine Transalp per Ski ein geniales<br />
Projekt sein würde, diese Idee geistert<br />
vermutlich schon seit Jahrzehnten in den<br />
Köpfen diverser Bergsteiger herum. Sogar<br />
ein bergfremder Taxifahrer in Nizza,<br />
dem Ausgangspunkt der Tour, ist sofort<br />
fasziniert: «S-u-p-e-r!» sei das, «g-é-ni-a-l!».<br />
Nur realisiert hatte es kaum einer,<br />
zumindest nicht kommerziell. Ein langjähriger<br />
bergpunkt-Kunde gab den entscheidenden<br />
Impuls. «Er sagte: Das muss man<br />
doch mal machen, oder?», erinnert sich Michael<br />
Wicky. «Und eigentlich war es keine<br />
Frage, dass man das mal machen muss»,<br />
ergänzt er grinsend. Die einzige Frage, die<br />
sich stellte, war die der Ausrichtung: Vom<br />
Mediterraner Auftakt:<br />
Der erste Tourentag führt<br />
frühmorgens an den<br />
Strand Nizzas – und von<br />
dort ins Gebirge.<br />
WEGWEISER<br />
7
Rast mit Rundblick: Jeder Sattel eröffnet<br />
der Gruppe neue spektakuläre Aussichten.<br />
Meer weg oder zum Meer hin? «Erst war<br />
ich überzeugt, dass so eine Tour am Meer<br />
enden muss», erinnert sich Wickys Partner<br />
Emanuel Wassermann. Seit 15 Jahren<br />
führen die beiden mit bergpunkt Menschen<br />
ins Gebirge, bilden sie aus, begeistern sie.<br />
Strategische Überlegungen liessen sie das<br />
Transalp-Projekt dann doch andersherum<br />
aufzäumen. «Wenn wir tendenziell eher<br />
nordseitig abfahren, haben wir auch bei wenig<br />
Schnee gute Chancen, abzufahren», erläutert<br />
Wassermann die Streckenführung.<br />
Bei der Jubiläumstour der beiden bergpunkt-Gründer<br />
im März <strong>2015</strong> ist Schneemangel<br />
kein Problem. In der Woche davor hat es<br />
kräftig geschneit in den Maritimen Alpen.<br />
Die Hütten stecken bis zur Hälfte der Türhöhe<br />
in einem dicken weissen Wulst. Allerdings<br />
hat es auch kräftig geweht. «Carton»<br />
nennen Franzosen das, was dann entsteht,<br />
auch «neige tôlée», Blech-Schnee. Wicky und<br />
Wassermann werden es in den fünf Tagen<br />
schaffen, ihre Gruppe bei den Abfahrten gekonnt<br />
am Harsch vorbeizudirigieren oder ihn<br />
dann zu erwischen, wenn sich seine Oberfläche<br />
in eine weiche Firnschicht verwandelt.<br />
«Chchcht, chchcht, chchcht.» Das mehrstimmige<br />
Schleifen der Harscheisen ist das einzige<br />
Geräusch, das die Gruppe nach der ersten<br />
Hüttennacht im Nationalpark Mercantour be-<br />
WEGWEISER<br />
8<br />
Wundervoll im Wortsinn:<br />
Das Hochtal «Vallée des Merveilles»<br />
führt mitten hinein in die Seealpen.
SERVICE-INFOS TRANSALP<br />
CHARAKTER<br />
Einmal quer durch den 1'200 Kilometer langen Alpenbogen zieht sich<br />
die Transalp-Route des Tourenveranstalters bergpunkt. Von Nizza<br />
führt der Ski-Alpencross durch die Seealpen, die Vanoise, vorbei am<br />
Mont Blanc, durch die Silvretta und die Hohen Tauern bis kurz vor<br />
Wien. Aufgeteilt in eine Transalp Süd, vom Mittelmeer zum Mont<br />
Blanc, eine Transalp Schweiz und eine Transalp Ost, von Tirol bis zur<br />
pannonischen Ebene, bietet bergpunkt jeden Winter Skitourenwochen<br />
in diesen drei Abschnitten an. Trotz Hüttenübernachtungen sind diese<br />
auch eine kulinarische Entdeckungsreise. Mont D‘Or chaud, Polenta,<br />
Lasagne, Gratin dauphinois, Raclette oder Tiroler Strudel - en passant<br />
kommen die Teilnehmer in den Genuss regionaler Spezialitäten.<br />
ANFORDERUNG<br />
Nur für erfahrene Tourengeher, bis zu 1'500 Höhenmeter pro Tag, auf<br />
einzelnen Etappen Aufstieg in bis zu 40 Grad steilen Couloirs.<br />
ANREISE<br />
Per Bahn, Transfer vor Ort per Taxi, Flug Basel-Nizza.<br />
gleitet. Das Refuge des Merveilles (2'130 m)<br />
zu Füßen des Mont Bégo (2'872 m) verschwindet<br />
hinter dessen westlichem Rücken.<br />
Die Morgensonne scheint bereits auf den<br />
steilen Hang. In Serpentinen arbeiten sich die<br />
Tourengeher hinauf. Der Deckel des Schnees<br />
ist noch hart. Niemand spricht, achtsam<br />
schiebt jeder seine Ski abwechselnd nach<br />
vorne, drückt die scharfkantigen Eisen unter<br />
der Stiefelmitte in den Harsch. Das Blickfeld<br />
verengt sich auf Stiefel, Bindung und Ski des<br />
Vordermanns, an den jeder das eigene Tempo<br />
anpasst. Dann plötzlich, mitten im Hang,<br />
etwa 1'000 Meter über der Baumgrenze,<br />
ein Anblick, der den Tunnelblick weitet. Ein<br />
INFO<br />
blog.transalpski.ch<br />
Tel. 031 832 <strong>04</strong> 06<br />
info@bergpunkt.ch<br />
UNTERKUNFT<br />
Die Übernachtungen auf allen Etappen der Transalp finden überwiegend<br />
in Hütten statt, Hotel-Übernachtung am Anfang und Ende jeder<br />
Tour. Hütten: grösstenteils bewirtschaftet, einzelne Selbstversorgerhütten.<br />
Übernachtung mit Halbpension ist im Preis inbegriffen.<br />
KARTEN ÜBERSICHT<br />
map.transalpski.ch<br />
ANGEBOTE FRÜHJAHR 2016:<br />
TRANSALP SÜD vom Mittelmeer zum Mont Blanc<br />
1. Etappe: Mercantour 20. – 26. Februar 2016<br />
2. Etappe: Cottische Alpen 20. – 26. Februar & 6. – 12. März 2016<br />
3. Etappe: Valle di Susa 29. Februar – 6. März & 6. – 12. März 2016<br />
TRANSALP SCHWEIZ durch unsere heimischen Alpen<br />
1. Etappe: Walliser Haute Route 3. – 9. April & 17. – 23. April 2016<br />
2. Etappe: Vom Wallis ins Tessin 28. März – 3. April & 10. – 16. April 2016<br />
TRANSALP OST von Tirol bis zur pannonischen Ebene<br />
1. Etappe: Ötztaler Alpen 6. – 11. März 2016<br />
2. Etappe: Stubaier Alpen 27. März – 2. April & 10. – 16. April 2016<br />
3. Etappe: Zillertaler Alpen 20. – 25. März & 3. – 8. April 2016<br />
WEGWEISER<br />
Feintuning mit Stirnlampe:<br />
bergpunkt-Gründer Michael<br />
Wicky (l.) und Emanuel Wassermann<br />
optimieren im Refuge des<br />
Merveilles (2'130 m) die<br />
Etappe des nächsten Tages.<br />
WEITERE INFORMATIONEN UNTER<br />
www.bergpunkt.ch<br />
www.transalpski.ch<br />
TABELLE ALLER ETAPPEN<br />
www.bergpunkt.ch/_data/documents/Transalp_alle_Etappen.pdf<br />
9
Interkulturelle Tour:<br />
Christophe, Wart des<br />
Refuge de Nice, serviert<br />
Couscous mit frischer<br />
Minze auf 2'232 Metern.<br />
«Molto strano»: Alpen-<br />
Traverseure trinken vor<br />
der Heimreise einen letzten<br />
Cappuccino in Cuneo.<br />
WEGWEISER<br />
10<br />
Blatt? Sanft ausgebreitet liegt es da, etwa<br />
zehn Zentimeter neben der Aufstiegsspur<br />
und genauso tief in den Schnee hineingetaut.<br />
Die harte Form unschliesst exakt die weichen<br />
Bögen seiner Kontur. Der Sturm der Vorwoche<br />
muss es heraufgetragen haben. Ein Ausdruck<br />
von Leichtigkeit in einem Moment der<br />
Fokussierung. Die Entdeckung verführt dazu,<br />
sich umzusehen, während der Vordermann<br />
die nächste Spitzkehre in Angriff nimmt.<br />
Steile Couloirs und schroffe Kämme<br />
Weich und zugleich schroff sind sie, die Seealpen.<br />
Von Gletscherzungen geformte Trogtäler,<br />
an deren Grund oft noch Seen von ihrer<br />
eisigen Vergangenheit zeugen, enden in<br />
Kränzen aus steilen Hängen und Couloirs.<br />
Tief eingeschnittene Kerbtäler münden auf<br />
der nächsten Höhenstufe plötzlich wieder in<br />
einem weiten Kessel. Gut 40 Grad steile Couloirs,<br />
die nur mit Steigeisen durchstiegen<br />
werden können, führen zu runden Gipfeln wie<br />
der Cime du Gélas (3'073 m), dem höchsten<br />
Berg des Mercantour, dessen letzter Hang<br />
wieder per Ski erklommen werden kann.<br />
Steigeisen – sicher. Schon ab 2'000 Metern<br />
zeigen die maritimen Alpen hochalpinen<br />
Charakter. Der Wind hat die schroffen Konturen<br />
ihrer Kämme noch markanter und<br />
scharfliniger gestaltet. Er hat neue Kammlinien<br />
aus Schnee und Eis geformt.<br />
Mitten durch die gleissend weisse Landschaft<br />
schlängelt sich eine bunte Truppe. Da<br />
sich die Transalp-Gruppe jeden Tag neu in<br />
zwei Hälften sortiert, ist jeder zugleich Akteur<br />
und Beobachter, kann immer wieder von<br />
oben auf das Geschehen blicken. Gerade tritt<br />
die zweite Gruppe, die sich noch im Boden<br />
des Wundertales «Vallée des Merveilles»<br />
befindet, aus dem dunklen Schlagschatten<br />
eines Gipfels heraus. Aus sieben Menschen<br />
werden in der Sonne vierzehn. Ihre Schattenlinien<br />
sind so klar konturiert, dass jeder<br />
einen Zwilling an den Füssen führt. Ein<br />
treuer Begleiter in dieser menschenleeren<br />
Gegend, die einem imposanten, minimalistischen<br />
Bühnenbild gleicht, in dem sich bunte<br />
Figuren mit schwarzen Abbildern ihrer<br />
selbst im Gleichschritt bewegen.<br />
Grandioses Finale im Pulverschnee<br />
Geradezu theatralisch endet denn auch die<br />
Auftakttour der Transalp durch die wilden<br />
Seealpen. Mittlerweile unter italienischer<br />
Sonne, schwingt die Gruppe die letzten<br />
steilen Pulverhänge hinab ins Vallone di<br />
Rio Freddo. Am Talgrund wartet ein Taxi.<br />
Bindung auf, ein letzter Blick vor dem Einsteigen<br />
zurück in die Berge. Berge? Sie sind<br />
verschwunden. Ein dicker Wolkenvorhang<br />
hat sie verschluckt. Die Vorstellung ist beendet.<br />
Erste Schneeflocken segeln vom<br />
Himmel. Doch ein Bild bleibt wohl ewig im<br />
Kopf: der Blick auf das Gipfelmeer und das<br />
Mittelmeer – einfach unvergesslich.<br />
TEXT: SANDRA ZISTL<br />
FOTOS: CHRISTIAN JAEGGI
MEDOLA WOMAN PANTS<br />
ORTOVOX<br />
Wenn Schaf auf Softshell trifft, dann<br />
entsteht eine Tourenhose mit dem<br />
Besten aus Natur und Labor. Die Kombination<br />
aus weichen Merinofasern auf<br />
der Innenseite und schützender Shell<br />
auf der Aussenseite resultiert in hoher<br />
Atmungsaktivität, schneller Trocknung<br />
und hohem Schutz vor Wind- und Niederschlägen.<br />
Der Riss- und Reibegefahr<br />
durch spitze Skikanten und rücksichtslose<br />
Tourenschuhe entgeht die Hose<br />
durch gummierte Beinabschlüsse und<br />
den Keprotec-Kantenschutz.<br />
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Für Skitourengeher, die nach einem<br />
anspruchsvollen Aufstieg nicht lange<br />
herum fackeln und die Abfahrt entschlossen<br />
angehen: Binnen Sekunden<br />
ist der Tourenschuh dank der<br />
FBC-Schnalle für die Abfahrt bereit. Mit<br />
dem BOA-Drehverschluss am Vorfussbereich<br />
lässt sich die Passform fein und<br />
ultraschnell justieren. Zusätzlichen Halt,<br />
ohne Druckstellen, gibt es durch eine<br />
flexible Zungenkonstruktion aus Pebax.<br />
Photo: Thilo Brunner<br />
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Wer ohne Kompass-Gen das Licht der<br />
Welt erblickte, dem sei zumindest zu<br />
einem digitalen Wegweiser geraten: Denn<br />
mit 3-Achsen-Kompass samt Neigungskorrektur,<br />
integriertem Höhenmesser<br />
und einem kontrastreichen Display geht<br />
niemand verloren. Die GLONASS-Unterstützung<br />
gewährleistet feinen Empfang<br />
und eine schnelle Positionsberechnung –<br />
vor allem in Wäldern und tiefen Schluchten,<br />
an denen GPS-Empfänger alleine<br />
manchmal an ihre Grenzen stossen.<br />
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WEGWEISER<br />
12
Zapfig: Simon<br />
Duverney in «Crack<br />
Baby» (WI6) an der<br />
Breitwangflue.<br />
HEILIGES EIS<br />
Aus hohen Felsen und tropfendem,<br />
fliessendem und<br />
stürzendem Wasser formt<br />
der Frost jeden Winter imposante<br />
Eisfälle rund um<br />
Kandersteg. Aus aller Welt<br />
pilgern Eisverehrer in das<br />
Örtchen und machen es zur<br />
Kultstätte kalter Kletterkunst,<br />
die nur einen Feind<br />
kennt: den Föhn.<br />
«Da stand ich also, am Fuss der Breitwangflue.<br />
Ich war überwältigt von den Eismassen,<br />
die sich wie getropfter Zuckerguss<br />
von riesigen Felswänden herabgossen.<br />
Die schiere Grösse und Steilheit raubten<br />
mir den Atem», erinnert sich Eiskletterer<br />
und Bergführer Simon Duverney an seinen<br />
ersten Eiskletter-Trip nach Kandersteg.<br />
Das war 2010. Seitdem vergeht kein Winter,<br />
in dem der Bergführer und passionierte<br />
Eiskletterer nicht für eine Weile sein Basecamp<br />
im Scout Center in Kandersteg aufschlägt.<br />
Dabei hätte der Franzose zu Hause<br />
in der Maurienne genügend Möglichkeiten.<br />
Doch Kandersteg ist eine andere Liga. Kandersteg<br />
ist Weltklasse.<br />
So wie Simon treibt es im Winter Eisliebhaber<br />
aus der ganzen Welt in die 1'200-Seelen-Gemeinde<br />
am Talschluss des Kandertals<br />
im Berner Oberland. Mit Tourenski<br />
spurt Simon hinauf zur Alp Giesenen und<br />
unter die Wände der Breitwangflue. Der<br />
Schnee ist mit einer dünnen Harschkruste<br />
überzogen. Es ist kalt im Schatten der nach<br />
Nordwest ausgerichteten Felswände. «Hier<br />
findet jeder die passende Route ...», erzählt<br />
WEGWEISER<br />
13
Eiskalt: Im Schatten der Breitwangflue,<br />
«Crack Baby» (WI6).<br />
WEGWEISER<br />
14<br />
er, während er bei jedem zweiten Schritt<br />
eine kleine Dampfwolke ausstösst, «... vom<br />
Einsteiger bis zum Profi.»<br />
Neun Sektoren bieten eine Auswahl an Expositionen<br />
und Schwierigkeitsgraden, wie<br />
sie kaum anderswo auf der Welt auf so<br />
engem Raum und gleichzeitig so leicht erreichbar<br />
zu finden ist. Die Zustiegszeiten<br />
bewegen sich häufig zwischen komfortablen<br />
15 Minuten und einer Stunde. Lediglich<br />
für die Breitwangflue oder Ueschenen sind<br />
um die zwei Stunden einzuplanen.<br />
Für heute hat sich Simon den «Über-Klassiker»<br />
vorgenommen: «Crack Baby» an der<br />
Breitwangflue. Der 300 Meter hohe Eisfall<br />
im Sechser-Grad ist DIE Schweizer Eiskletterroute<br />
schlechthin. Weitere Meilensteine<br />
wie die M10-Route «The Flying Circus», 1998<br />
von Robert und Daniela Jasper erschlossen,<br />
oder «Elementarteilchen» (IV/8M) bieten<br />
in diesem Sektor grenzenlose Herausforderungen.<br />
Dani Arnold hat hier im Januar<br />
2013 Eisklettergeschichte geschrieben, als<br />
er in seiner Breitwangflue-Trilogie die drei<br />
Klassiker «The Flying Circus», «Mach 3»<br />
und «Crack Baby» an nur einem Tag bewältigte.<br />
Auch Simon ist mittlerweile in «Crack<br />
Baby» eingestiegen. Mit routinierten Schlägen<br />
treibt er seine Eisgeräte in eine riesige<br />
gefrorene Säule. Die Eiskonsistenz ist heute<br />
perfekt. Nicht zu weich, nicht zu spröde.<br />
Wer wie Simon erst einmal Gefallen am Eis<br />
gefunden hat, kann kaum noch von dem kalten<br />
Wunderzeug lassen. An heissen Sommertagen<br />
macht es den Whisky trinkbar,<br />
im Winter die Wasserfälle begehbar. «Doch<br />
Vorsicht», rät Simon, «die mal milchig helle,<br />
mal dunkle und glasklare Glasur verändert<br />
ihre Konsistenz so schnell, wie sich das<br />
Wetter ändert.» Der Wechsel aus Tau- und<br />
Frostphasen verändert die Eiswände Tag<br />
für Tag. Ob das Eis splittert oder hält, hängt<br />
zudem von seiner Dicke und vom Untergrund<br />
ab. «Deshalb ist einiges an Erfahrung<br />
nötig, um die Bedingungen verlässlich einschätzen<br />
zu können.» Und an Wänden wie<br />
der Breitwangflue, die oben in hochalpines<br />
Terrain münden, drohen unter Umständen<br />
weitere objektive Gefahren wie Lawinen.<br />
Aber nicht heute.<br />
Nach vollbrachter Route blickt Simon mit<br />
dampfendem Kopf ein letztes Mal auf den<br />
Eisfall. «Klar», sagt er, «Föhnlagen und<br />
lange Wärmeeinbrüche können auch den<br />
Routen rund um Kandersteg schwer zusetzen.<br />
Doch in der Regel lassen sich dank<br />
der unterschiedlichen Ausrichtungen und<br />
Höhenlagen fast immer machbare Projekte
INFO EISKLETTERN KANDERSTEG<br />
Ein Hochfest des Eiskletterns – das ist für eingefleischte Ice- und<br />
Mixed-Gourmets ein Besuch in der Region Kandersteg. Sage und<br />
schreibe neun Sektoren, die sich vielfach in weniger als einer<br />
Stunde erreichen lassen, bieten eine enorme Vielfalt an Routen und<br />
Schwierigkeitsgraden. Die Mixed-Routen sind gut gesichert. Und für<br />
Sonnenanbeter gibt es sogar südseitige Routen. All dies macht Kandersteg<br />
zu einem der attraktivsten Eisklettergebiete der Welt. Vom<br />
Einsteiger bis zum Profi kommt hier jeder auf seine Kosten.<br />
BESTE JAHRESZEIT<br />
Januar und Februar<br />
ANREISE<br />
Mit dem RegioExpress der BLS ab Bern oder Brig nach Kandersteg.<br />
Per Auto: Von Norden: Autobahnen über Basel (A2) bzw. Zürich (A1)<br />
oder Genf (A1) nach Bern. Ab Bern Autobahn A6 Richtung Thun –<br />
Spiez. Ab Spiez auf der Nationalstrasse bis Reichenbach/Kiental.<br />
Weiter nach Kandergrund-Blausee und Kandersteg. Von Süden:<br />
Autoverlad Lötschberg von Goppenstein nach Kandersteg.<br />
Zustieg: Viele Routen lassen<br />
sich mit überschaubarem Zeitaufwand<br />
erreichen.<br />
LITERATUR<br />
Urs Odermatt, «Hot Ice – Eisklettern in der Schweiz West»,<br />
Mountain Consulting Verlag, Umfangreicher Führer mit detaillierter<br />
Vorstellung aller Sektoren und Routen.<br />
finden.» Die meisten Routen befinden sich<br />
in den Expositionen Nordwest bis Ost. Aber<br />
auch west- und sogar südseitig gelegene<br />
Routen wie «Necrophilice» im Gasterntal<br />
bietet das Kandersteg-Portfolio.<br />
Ein weiterer Sektor mit langen, herausfordernden<br />
Touren ist Ueschenen – der Treffpunkt<br />
für ein Date mit Kletterprofi Ueli Steck<br />
am nächsten Tag. Von der Talstation der<br />
Stockbahn geht es den Berg hinauf in Richtung<br />
Schwarzgrätli. Nach etwa einer Stunde<br />
ist das Mixed-Gebiet erreicht. Ueli Steck<br />
ist bereits eingestiegen und turnt in «Pink<br />
Panther» mit den Eisgeräten frei hängend<br />
zwischen Eisgirlanden, die vertikal aus dem<br />
überhängenden Fels ragen. Stefan Siegrist<br />
hat die M9+ Route erstbegangen. Sie ist<br />
nur eine von einer Ansammlung härtester<br />
Dry-Tooling-Aufgaben, wie sie so kaum anderswo<br />
zu finden sind. Auch weitere Kletterprominenz<br />
wie Roger Schäli, Simon Anthamatten<br />
und Robert Jasper hat sich hier<br />
mit Erstbegehungen verewigt. Für Steck<br />
ist Kandersteg der ideale Trainingsort, nur<br />
einen Katzensprung von seinem Zuhause in<br />
Ringgenberg bei Interlaken entfernt. Das<br />
Vergnügen am 1'850 Meter hoch gelegenen<br />
Spot Ueschenen fängt bei M5- und D4 an<br />
(«Daimonion», «Treti»), steigert sich dann<br />
ROUTENTIPPS<br />
Für Einsteiger: Sektor Stock, Winteregg rechts (I+/2+; 10 m),<br />
Kerze (II, 4+; 15 m)<br />
Für Fortgeschrittene: Oeschinenwald, Arbonium (III/5-; 180 m)),<br />
Staubbach (IV/5+; 165 m)<br />
Für Experten: Breitwangflue, Crack Baby (IV/6; 300 m),<br />
Gastroman (M7+; 210 m)<br />
WEB<br />
Allgemeine Infos zur Region: www.kandersteg.ch<br />
Alpine-Center Kandersteg, Tel. 033 675 01 01, www.alpine-center.ch<br />
Kurse, Guiding, Ausrüstung und Ampelsystem, das von November bis<br />
März Verhältnisse und Zustand der Touren in allen Sektoren zeigt.<br />
UNTERKUNFT<br />
Hotel Ermitage, Tel. 033 675 80 20, www.ermitage-kandersteg.ch<br />
Scout Center Kandersteg, Tel. 033 675 82 82, www.kisc.ch<br />
ESSEN UND TRINKEN<br />
Berghotel Oeschinensee, Tel. 033 675 11 19, www.oeschinensee.ch<br />
Restaurant Blausee, Tel. 033 672 33 33, www.blausee.ch<br />
aber zügig über Routen wie «Permafrost»<br />
(M6+) oder «Luuuser» (M6+) auf knallharte<br />
9-er und 10-er Mixed-Prüfungen.<br />
Doch Kandersteg zeigt den weniger routinierten<br />
Freunden von Gefrorenem keines-<br />
WEGWEISER<br />
15
Mixed-Märchen: Ueli Steck in<br />
«Pink Panther» (M9+), Ueschenen.<br />
WEGWEISER<br />
16<br />
wegs die kalte Schulter. Simon Duverney<br />
hat einen Tipp, der allerdings lange schon<br />
kein Geheimtipp mehr ist: «Oeschiwald».<br />
Die wohl berühmteste Eiskletterwand der<br />
Schweiz hat ihre Beliebtheit ebenso den vielen<br />
Routen in mittleren Schwierigkeitsgraden<br />
zu verdanken wie ihrer zentralen Lage.<br />
Simons Rat lautet deshalb: «Früh starten!»<br />
Denn «Oeschiwald» steht für Hochbetrieb<br />
den ganzen Winter über, einsam wird es<br />
hier nie. Dennoch lohnt es sich auch mal, für<br />
eine Route anzustehen. Denn – und das ist<br />
es, was «Oeschiwald» tatsächlich auszeichnet<br />
– die Routen sind wirklich klasse. «Aber<br />
aufpassen!», ergänzt Simon. Gerade wegen<br />
der starken Frequentierung ist die Gefahr<br />
von Eisschlag nicht zu unterschätzen.<br />
Feine Fälle zwischen 5er- und 7er-Grad<br />
warten auch im benachbarten Sektor<br />
«Staubbach». «Blue Magic» (IV/5+) heisst<br />
hier der Klassiker. Imposante Eispilze und<br />
anspruchsvolles Röhreneis auf 215 Metern<br />
bietet «Rübezahl» (IV/6). «Mit dem Eisklettern<br />
habe ich vor 17 Jahren angefangen»,<br />
blickt Simon zurück. Was ihn damals gereizt<br />
hat? «Ich wollte einfach das ganze<br />
Jahr klettern, wollte nicht warten, bis es im<br />
Frühjahr wieder warm wird. Ausserdem hat<br />
es mich gereizt, mich einer neuen Materie<br />
anzunähern. Klettern im Eis ist eben doch<br />
etwas ganz anderes als Klettern im Fels.»<br />
Für Einsteiger, die es ihm gleichtun wollen,<br />
weiss er auch schon ein paar Routen. «Winteregg<br />
rechts» (I+/2+) eignet sich perfekt<br />
für ein erstes Beschnuppern glatter Wände.<br />
In den Routen «Kerze» (II/4+) und Säule<br />
(II/4+) lässt sich der Umgang mit Steigeisen,<br />
Eisgeräten und Eisschrauben dann schon<br />
intensiver üben.»<br />
«Ein weiterer Grund, weshalb es mich immer<br />
wieder nach Kanderstag zieht, sind die<br />
langen Routen», verrät Simon. Am Blausee<br />
bei Mitholz warten zwei Routen mit 250 und<br />
280 Metern Länge – und das Ganze im gut<br />
machbaren Schwierigkeitsgrad 5+. Sonst<br />
noch was? «Klar», grinst Simon, während<br />
er seine Ausrüstung für den Rückmarsch<br />
sortiert, im Rucksack verpackt und simultan<br />
in seinem Gedächtnis nach weiteren<br />
Klettermöglichkeiten kramt, «der Allmenalp-Fall<br />
– eine wirklich feine Genusstour<br />
im vierten Schwierigkeitsgrad.» Der Weg
BLACKLIGHT 4S JACKET &<br />
3L PANTS<br />
PEAK PERFORMANCE<br />
Wetterschutzjacke trifft auf Bergsporthose<br />
für «Fast&Light-Alpinismus». Das<br />
heisst? Eine Kleidungskombination aus<br />
robustem und extrem wasserdampfdurchlässigem<br />
Gore-Tex Pro-Material,<br />
ausgestattet mit essenziellen Funktionen,<br />
auf die es bei Sport in Fels und Eis ankommt.<br />
Oben: Jacke mit angeschnittener,<br />
helmtauglicher Kapuze samt verstärktem<br />
Schild und ergonomisch vorgeformten<br />
Ärmeln für uneingeschränkte Bewegungsfreiheit.<br />
Unten: Hose mit langen<br />
Belüftungsreissverschlüssen, vorgeformten<br />
Knien und verstellbaren Fussbeinen.<br />
Vielseitig: Kandersteg bietet Routen<br />
in allen Schwierigkeitsgraden.<br />
x Gewicht: Jacke 470 g / Hose 460 g<br />
x Preis: Jacke CHF 629.- / Hose CHF 499.-<br />
dorthin von der Allmenalpbahn über Felder<br />
führt am Ende mühsam durchs Bachbett,<br />
lohnt sich aber bei guten Eisverhältnissen<br />
auf jeden Fall. „Allerdings sollte man die<br />
Routen dort nur bei wirklich kaltem Winterwetter<br />
in Angriff nehmen», schränkt Simon<br />
ein. «Das ostseitige Gelände ist starker<br />
Sonneneinstrahlung ausgesetzt, was die<br />
Unternehmung bei nicht idealen Bedingungen<br />
gefährlich macht.»<br />
Gibt es in Kanderstag vielleicht doch noch<br />
einen Geheimtipp? «Wenn, dann das Gasterntal»,<br />
meint Simon. Die Routen dort sind<br />
überwiegend auch für Otto-Normal-Kletterer<br />
machbar und eine echte Alternative,<br />
wenn es im überlaufenen «Oeschiwald» mal<br />
wieder zu sehr brummt. Hier finden sich reine<br />
Eisfälle genauso wie die Mixed-Routen<br />
«Gastroman» (M7+) oder «Lara Croft» (M7).<br />
Der Klassiker hier ist die 300 Meter lange<br />
«Black Nova» (IV/5) – ein riesiger Eisfall<br />
zwischen düsteren Felswänden.<br />
Simon schultert den Rucksack, die Skibindung<br />
klickt. Er zieht eine Girlande eleganter<br />
Schwünge ins Tal. Zwei Eistage hat er noch<br />
in Kandersteg. Das Wetter soll kalt bleiben<br />
und klar. Beste Bedingungen für noch zwei<br />
anspruchsvolle Routen an diesem magischen<br />
Platz. Denn für Simon steht jetzt<br />
schon fest: «Für uns Eiskletterer ist Kandersteg<br />
eine heilige Stätte. Ich komm’ wieder,<br />
keine Frage!»<br />
TEXT: CHRISTIAN PENNING<br />
FOTOS: DAN PATITUCCI<br />
NEPAL CUBE<br />
LA SPORTIVA<br />
NORDWAND PRO HS SUIT<br />
MAMMUT<br />
Grenzenlose Bewegungsfreiheit,<br />
verlässlicher Sitz und reduziertes Materialvolumen<br />
unter dem Klettergurt.<br />
Diese Eigenschaften zeichnen den auf<br />
das Wesentliche reduzierte Nordwand<br />
Pro HS Suit aus Gore-Tex Pro 3-Lagen-Material.<br />
In Zusammenarbeit<br />
mit den Mammut Pro Team-Athleten<br />
entstand der Overall für extreme Einsätze<br />
in Steileis- und Mixed-Routen.<br />
Für Funktion und aussergewöhnliches<br />
Design gab es obendrauf noch den<br />
begehrten OutDoor Industry Award.<br />
x Gewicht: ca. 882 g<br />
x Preis: CHF 1‘329.-<br />
Stabiler Meister für Schnee und Eis. Der technische Bergschuh mit<br />
uneingeschränkter Steigeisentauglichkeit fühlt sich auf Hochgebirgstouren<br />
und im Mixed-Gelände nicht nur zu Hause, sondern meis-<br />
tert eisige Herausforderungen mit profilstarker<br />
Sohle eigen- und bodenständig. Die wasser- und<br />
winddichte Membran reguliert Feuchtigkeit und<br />
bietet eine hohe Thermoisolation. Das Resultat:<br />
warme und trockene Füsse.<br />
x Gewicht: ca. 1'780 g/Paar (42.0)<br />
x Preis: CHF 539.-<br />
WEGWEISER<br />
17
Zwei Brüder, eine<br />
Passion: Bergsport.<br />
GIPFELTREFFEN<br />
18
«DAS A-TEAM»<br />
A wie Action. A wie Anthamatten. Zwei Brüder, so verschieden<br />
wie Yin und Yang. Der eine Freerider. Der andere Skibergsteiger<br />
und Bergläufer. Beide Weltspitze in ihren Disziplinen.<br />
Nicht zufällig. Denn: Sie ergänzen sich und profitieren voneinander.<br />
Die Zermatter Samuel und Martin Anthamatten über<br />
alpine Höchstleistungen und die Berge als Lebensschule.<br />
Etwas zu leisten, an seine persönlichen Grenzen<br />
zu gehen, braucht ihr das? Wären die Berge<br />
für euch sonst zu langweilig?<br />
Martin: Zu langweilig? Ich glaube nicht. Man<br />
sieht uns in der Öffentlichkeit in der Regel nur<br />
bei Wettkämpfen. Aber wir geben ja nicht immer<br />
nur Vollgas. Ich trainiere 20 bis 30 Stunden<br />
pro Woche. Davon bin ich zu 90 Prozent<br />
langsam unterwegs – für meine Verhältnisse.<br />
Da geniesse ich die Berge genauso wie ein<br />
anderer, der wandert. Gut, nach einem Skitourenrennen<br />
kann ich nicht sagen, wo welcher<br />
Berg stand, da sehe ich nur die Spur und<br />
bin voll fokussiert. Aber wenn ich trainiere, ist<br />
der Horizont offen.<br />
Samuel: Wir brauchen die Berge nicht nur, um<br />
unsere Leistung zu zeigen. Wenn du die Berge<br />
nicht gern hast und dich dort nicht wohlfühlst,<br />
dann machst du das nicht, was wir machen.<br />
Jeder geniesst die Berge auf seine Art. Wir<br />
tun es auf unsere.<br />
Martin: Meine beiden Brüder sind Bergführer,<br />
ich bin Bergführeraspirant. Das zeigt, dass es<br />
uns nicht immer um die Leistung geht. Wenn<br />
du mit Gästen unterwegs bist, ist das Wichtigste<br />
die Sicherheit. Und es geht darum, jemandem<br />
ein Erlebnis zu vermitteln, die Freude<br />
an den Bergen. Das ist ein guter Gegenpol<br />
zu den Wettkämpfen.<br />
Bergführer zu sein, ist das ein Traumberuf?<br />
Samuel: Schwierig zu sagen. Ich mache das<br />
gerne. Aber es ist kein einfacher Beruf ... vom<br />
Wetter her, vom Zwischenmenschlichen. Das<br />
wird vielfach unterschätzt. Die Leute sehen<br />
immer nur die guten Sachen. Aber wenn ein<br />
Unwetter tobt und du sechs, sieben Leute<br />
hinter dir hast und alle dir ihr Leben anvertrauen<br />
… das ist eine Riesenverantwortung.<br />
Dann hast du wiederum Schönwettertage, wo<br />
alles ganz einfach geht. Zwischenmenschlich<br />
musst du natürlich auf den Gast eingehen.<br />
Das ist auch nicht immer einfach. Es kann<br />
sein, dass es ganz und gar nicht passt. Dann<br />
muss man trotzdem damit umgehen können.<br />
Martin: Ich habe in der Bergführerausbildung<br />
viel dazugelernt. Aber zum jetzigen Zeitpunkt<br />
könnte ich mir nicht vorstellen, zu hundert<br />
Prozent als Bergführer zu arbeiten. Was mich<br />
interessieren würde, wäre zum Beispiel, eine<br />
Vorbereitung auf die Patrouille des Glaciers<br />
(PDG) anzubieten.<br />
Was geben euch die Berge?<br />
Samuel: Für mich sind sie ein Spielplatz mit<br />
immer neuen Herausforderungen. Letztendlich<br />
geht es darum, diese Herausforderungen<br />
zu bewältigen. Das Schöne daran: Das Feedback<br />
der Berge auf deine Entscheidungen ist<br />
sehr ehrlich.<br />
Martin: Für uns sind die Berge unser Element<br />
wie für einen Surfer das Meer. Ich sehe die<br />
Berge auch als <strong>Inspiration</strong>, mich weiterzuentwickeln.<br />
Wir Brüder sind dafür doch das<br />
beste Beispiel: Samuels Entwicklung geht<br />
vom Klettern zum Eisklettern und weiter zum<br />
Bergsteigen, zum Freeriden und zum Mountainbiken.<br />
Ich bin vom Eishockey zum Berglauf<br />
und dann zum Skibergsteigen und zum<br />
Klettern gekommen. Es geht immer weiter.<br />
GIPFELTREFFEN<br />
19
«Die Berge sind<br />
eine Lebensschule.»<br />
Speed-Rekorde sind<br />
einfach auch Ausdruck<br />
unserer modernen Zeit.<br />
GIPFELTREFFEN<br />
20<br />
Samuel: Die Berge sind eine Lebensschule.<br />
2009 bin ich mit meinem zweiten Bruder,<br />
Simon, zur Erstbegehung durch die Südwand<br />
des 7'350 Meter hohen Jasemba im Himalaya<br />
aufgebrochen. Bei einem solchen Projekt<br />
musst du so viele Entscheidungen treffen, das<br />
macht dich danach im normalen Leben viel<br />
entscheidungsfreudiger. Es schärft den Blick,<br />
worauf es konkret in der Situation ankommt.<br />
Wie ist es, mit einem Bruder eine Seilschaft<br />
zu bilden?<br />
Samuel: Die meisten Klettertouren bin ich<br />
mit Simon gegangen. Simon ist ein Alphatier.<br />
Ich war immer beta – hintendran oder nebendran.<br />
Es gab da kein Konkurrenzdenken.<br />
Für mich war Simon immer der bessere Kletterer.<br />
Im Sportklettern, im Eisklettern und im<br />
Alpinbergsteigen. Da war er für mich auch<br />
ein Vorbild. Wir haben uns immer gegenseitig<br />
motiviert. So ist es auch mit Martin im Berglauf.<br />
Es ist eine Motivation, zu sehen, was<br />
möglich ist. Aber ich kann mich niemals mit<br />
ihm vergleichen. Das wäre Blödsinn.<br />
Martin: Genauso geht es mir, wenn ich Samuel<br />
Skifahren sehe.<br />
Ausdauersportler gelten oft eher als langweilig,<br />
die Freerider als die wilden Typen – treffen<br />
diese stereotypen Ansichten auf euch zu?<br />
Samuel: Das geht schon in die richtige Richtung.<br />
Martin: Allerdings ist Samuel einer, der beim<br />
Freeriden sehr viel Disziplin hat. Er weiss<br />
genau, was nötig ist, um Leistung zu bringen,<br />
... was er trainieren muss. Und deshalb ist<br />
er auch so gut. Er profitiert von mir, wenn es<br />
um konsequentes Training geht. Anders herum<br />
kann aber auch ich von seiner Technik<br />
profitieren.<br />
Samuel: Ich fahre ja nicht nur Wettkämpfe. Ich<br />
befahre auch Steilwände, betreibe Extremskifahren.<br />
Dafür musst du schon mehr trainieren.<br />
Wenn du 1'500 Höhenmeter eine Wand<br />
hinaufklettern musst, merkst du jedes Bier,<br />
das du getrunken hast.<br />
Samuel, könntest du dir vorstellen, bei einem<br />
Wettkampf im Skibergsteigen zu starten?<br />
(grinst). Da habe ich meine Erfahrungen gemacht.<br />
2013 bin ich bei der Patrouille des Glaciers<br />
gestartet. Ich war eigentlich nur Ersatzmann,<br />
hatte nur 3'000 Höhenmeter trainiert.<br />
Entsprechend übel ging es mir. Ich könnte mir<br />
schon vorstellen, so etwas mal wieder auszuprobieren,<br />
aber dann möchte ich richtig trainiert<br />
sein.<br />
Was geht dir beim Stichwort «Aufstieg» durch<br />
den Kopf?<br />
Das ist für mich der Zugang zu neuen Linien in<br />
der Abfahrt. Mit unserem Material, mit Lawinenrucksack,<br />
breiten, schweren Ski ... meistens<br />
sehr beschwerlich. Mental um einiges<br />
anstrengender als eine Abfahrt. Aber jede<br />
Abfahrt, die ich mir bergauf erklettere, fühlt<br />
sich qualitativ um einiges besser an, als mit<br />
der Bahn oder mit dem Hubschrauber hochgebracht<br />
zu werden.<br />
Es gibt wenige Bergsportler, die so vielseitig<br />
sind wie ihr.<br />
Samuel: Es liegt sicher an unserer Jugend.<br />
Wir waren immer schon polysportiv unterwegs:<br />
Skifahren, Klettern, Bergsteigen …<br />
Martin: Das kommt nicht einfach so. Da steckt<br />
auch viel Arbeit dahinter. Unser Leben ist voll<br />
auf das ausgerichtet, was wir tun. Das ist kein<br />
Nine-to-five-Job. Ich bin Ausdauersportler,<br />
24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.
«Für uns sind<br />
die Berge unser<br />
Element wie für<br />
einen Surfer<br />
das Meer. »<br />
Speed-Rekorde sind<br />
einfach auch Ausdruck<br />
unserer modernen Zeit.<br />
Ich sehe die Berge auch<br />
als <strong>Inspiration</strong>, mich<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Und das braucht es auch, um Top-Resultate<br />
zu erreichen und noch besser zu werden. Sicher<br />
gehe ich auch mal ein Bier trinken ...<br />
Samuel: ... Nein, das macht er nicht! (lacht).<br />
Aber im Ernst: Unser ganzes Leben ist darauf<br />
fixiert, sportlich weiterzukommen.<br />
Wer ganz noch oben will, muss leiden?<br />
Samuel: Jeden Tag. (lacht). Nein, nicht wirklich.<br />
Es gibt Leute auf der Welt, die leiden<br />
wirklich, jene, die nichts zu essen haben. Wir<br />
können uns in den Bergen austoben und unseren<br />
Visionen, unserer Leidenschaft nachgehen.<br />
Das ist manchmal hart. Letztendlich<br />
sind es Glücksmomente, für die wir ein paar<br />
Strapazen auf uns nehmen.<br />
Martin: Leiden ist das falsche Wort. Wenn ich<br />
in Führung liege und auf dem Weg zum Sieg<br />
bin, dann leide ich körperlich, aber geistig<br />
bin ich auf Wolke sieben. Was mir wichtig ist:<br />
Ich mache das nicht nur, um gute Leistung<br />
zu bringen, sondern weil es für mich Lebensqualität<br />
ist, eine Lebenseinstellung. Natürlich<br />
kann ich nicht immer nur trainieren,<br />
trainieren, trainieren. Du brauchst auch eine<br />
andere Schiene, damit du abschalten kannst.<br />
Für mich war das in den letzten Jahren unser<br />
Haus. Simon, Samuel und ich haben es von<br />
unserem Grossvater gekauft und umgebaut.<br />
Ein grossartiges Projekt, perfekt, um mal den<br />
Fokus zu ändern.<br />
Samuel, du arbeitest mit den besten Skifilmern<br />
der Welt zusammen. Skifahren als<br />
Abenteuer – ist das ein Ausgleich zum Druck<br />
bei den Contests?<br />
Samuel: Ganz klar, das pure Freeriden findet<br />
nicht in den Wettkämpfen statt. Beim Filmen<br />
sehe ich Linien, die ich befahren will, die mich<br />
motivieren. Das ist ein ganz anderer Zugang,<br />
DIE ANTHAMATTENS<br />
Drei Brüder, drei Ausnahme-Alpinisten: Samuel Anthamatten ist<br />
Weltklasse-Freerider und gleichzeitig ein vielseitiger Kletterer, mittlerweile<br />
auch Mountainbiker. Martin spielte bis zu seinem 22. Lebensjahr<br />
Eishockey. Mittlerweile zählt er zur Weltelite im Berglauf und im<br />
Skibergsteigen. Simon zählt zu den besten Extrembergsteigern und war<br />
Eiskletter-Gesamt-Weltcupsieger 2008.<br />
ALTER<br />
Samuel: 29 Jahre, Wohnort Zermatt<br />
Martin: 31 Jahre, Wohnort Zermatt<br />
BERUF<br />
Samuel: Zimmermann, Dipl.-Skilehrer, Bergführer UIAGM<br />
Martin: Grenzwächter, Metallbauer, Hochbauzeichner,<br />
Bergführeraspirant<br />
ERFOLGE<br />
Samuel: Klettern: Jasemba Südwand (7'350 m) Erstbegehung,<br />
Verro torre, El Capitan «Freerider»;<br />
Ski: 2011 2. Rang Overall Freeride World Tour, <strong>2015</strong> 7. Rang<br />
Martin: Skibergsteigen: 2010 1. Patrouille des Glaciers<br />
(mit Streckenrekord 5:52:20 h), 2011 Weltmeister im Sprint;<br />
Berglauf: 1. Matterhorn Ultraks <strong>2015</strong>, 1. Flagstaff Skyrace (USA).<br />
INFO<br />
www.anthamattens.ch<br />
auch emotional. Auf einem Trip, einer Expedition,<br />
bin ich viel glücklicher. Klar ist es auch<br />
schön, einen Wettkampf zu gewinnen, aber<br />
nicht im selben Masse. Doch Contests sind<br />
natürlich ein gutes Schaufenster, mich als<br />
Profisportler zu präsentieren. Ausserdem<br />
GIPFELTREFFEN<br />
21
Tero Repo<br />
bestreite ich seit meinem zwölften Lebensjahr<br />
Wettkämpfe. Das hat für mich immer dazugehört.<br />
Martin: Ich bin auch ein Wettkampftyp. Jeder<br />
Wettkampf ist eine Belohnung für mein<br />
Training.<br />
Viele Profi-Bergsteiger vermarkten sich<br />
derzeit mit Speed-Rekorden. Wie denkt ihr<br />
darüber?<br />
Martin: Als angehender Bergführer betrachte<br />
ich den Berg von einer anderen Seite, als<br />
ich es als Wettkämpfer tue. Wenn eine grosse<br />
Masse sieht, wie schnell Kilian Jornet auf<br />
den Mont Blanc oder aufs Matterhorn rennt,<br />
besteht die Gefahr, dass es viele nachahmen.<br />
Denn das ist zunächst ganz leicht. Man<br />
kauft sich leichte Ausrüstung und rennt los<br />
– bis man vielleicht in eine kritische Situation<br />
kommt, in eine Sackgasse, an eine Stelle, an<br />
der man physisch und technisch sehr gut sein<br />
muss. Bisweilen stehen 10 bis 20 Leute pro<br />
Woche in Turnschuhen am Mont Blanc. Das<br />
sehe ich kritisch. Auch weil die oft vergessen,<br />
dass auch Weltklasse-Athleten wie Jornet<br />
derartige Leistungen nicht aus dem Stand heraus<br />
vollbringen. Für seinen Rekord am Matterhorn<br />
war Jornet 40 Tage lang in Cervinia<br />
und ist die Route 30-mal geklettert. Wenn du<br />
etwas in dieser Schnelligkeit machen willst,<br />
muss es zu 99 Prozent sicher sein.<br />
Samuel: Meiner Meinung nach sind solche Rekorde<br />
eine Entwicklung, die den Alpinismus<br />
weiterbringen. Sie zeigen, was möglich ist.<br />
Übertragen auf den Himalaya bedeutet dies<br />
doch, dass man weniger lang in der Todeszone<br />
ist. Ein neuer Ansatz. Sportarten haben sich<br />
immer durch Wettkämpfe weiterentwickelt.<br />
Speed-Rekorde sind einfach auch Ausdruck<br />
unserer modernen Zeit. Unsere Mentalität<br />
in Mitteleuropa ist einfach die des immer<br />
schneller, höher und weiter. Und das drückt<br />
sich auch im Bergsport aus. Ich selbst suche<br />
eher das Ästhetische. Aber zwischendurch<br />
reizen mich auch Projekte wie hier in Zermatt,<br />
in 24 Stunden vier Viertausender mit Steilabfahrten<br />
zu machen.<br />
GIPFELTREFFEN<br />
22<br />
Samuel, beim Blick auf deine Facebook-Seite<br />
bekommt man den Eindruck, dass das Leben<br />
dem eines Action-Movie-Heroes gleicht. Wie<br />
siehst du dich selbst?<br />
Samuel: Alles, was auf Facebook ist, ist tatsächlich<br />
Realität. Klar, das sind nur die Highlights.<br />
Teilweise frage ich mich selbst ... das<br />
ist schon ein spezielles Leben. Einen Tag bist<br />
du in der Sta<strong>dt</strong>, am nächsten Tag mit dem Hubschrauber<br />
irgendwo am Berg beim Filmen. Du<br />
musst mega-anpassungsfähig sein.<br />
Wenn die Grenzen zwischen<br />
Fliegen und Fahren verwischen:<br />
Samuel Anthamatten beim<br />
Steilwandfahren in Zermatt.
Die kurzen Video-Clips wirken, als wäre das<br />
immer ganz schnell, ganz leicht gemacht. Was<br />
steckt wirklich dahinter?<br />
Samuel: Viel Arbeit, viel Training und viel Organisation.<br />
Natürlich realisiere ich mittlerweile<br />
auch Ideen nur für die sozialen Medien.<br />
Aber das sind kleine Projekte, die mir gefallen.<br />
Dass ich zum Beispiel eine Abfahrt vorbereite,<br />
die Sprünge präpariere. Und dann lass<br />
ich es draufschneien und fahre das Ganze am<br />
nächsten Tag mit der GoPro ab.<br />
Martin, du hältst mit deinem Team immer<br />
noch den Rekord bei der PDG. Ist ein neuer<br />
Rekord möglich, dein Ziel?<br />
Das war 2010, aber er steht immer noch. Mein<br />
Ziel ist es primär, die PDG zu gewinnen. Der<br />
Rekord ist etwas Schönes, darauf bin ich<br />
stolz, aber er ist zweitrangig, weil die Verhältnisse<br />
nie gleich sind. 2010 waren die Verhältnisse<br />
optimal. Und wir waren drei sehr starke<br />
Läufer, die zu diesem Zeitpunkt in Hochform<br />
waren.<br />
Gibt es für euch Brüder ein Projekt, das ihr<br />
gerne zusammen machen würdet?<br />
Samuel: Momentan geht jeder seinen Weg,<br />
weil jeder in seinen Sportarten ein Spezialist<br />
ist. Ich kann nicht mit Martin mithalten, er<br />
nicht mit mir, wir beide nicht mit Simon. Wir<br />
bräuchten sehr viel Zeit, um zusammen etwas<br />
auf höchstem Niveau zu realisieren. Und<br />
irgendwelche halbherzigen Marketing-Flops,<br />
das wollen wir nicht. Da machen wir lieber zusammen<br />
einen Grillabend.<br />
Martin: Wir waren dieses Jahr alle drei zusammen<br />
auf dem Matterhorn. Für mich war<br />
das ein schönes Projekt. Mann muss es ja<br />
nicht immer auf die Spitze treiben. Vielleicht<br />
machen wir ja in ein paar Jahren mal die Patrouille<br />
des Glaciers.<br />
Samuel: Da kann er mich dann ziehen (grinst).<br />
INTERVIEW UND FOTOS:<br />
CHRISTIAN PENNING<br />
POLARKREIS<br />
EXPEDITIONEN<br />
SCHNEESPORT<br />
PLAISI®<br />
TREKKING<br />
AUSBILDUNG<br />
kobler-partner.ch • 031 381 23 33
Uncool auf der Alp Grüm:<br />
Festival sistiert – nächste<br />
Ausgabe unbekannt<br />
BERGE ALS BÜHNE<br />
HOCHGENUSS<br />
24<br />
Berge als Inszenierung. Früher auf Gemälden, heute<br />
für Festivals. Von Gourmet über Grandezza bis Gaudi.<br />
Schliesslich kommt der Gast längst nicht mehr nur der<br />
reinen Luft wegen in die Alpen. Nach der Tour die Kultur.<br />
Wir stellen sieben Anlässe in den Bergen vor, die in ihrem<br />
Genre alle einzigartig sind.<br />
Einige mögen Berge besteigen. Manche mögen<br />
sie «nur» anschauen. Um die Berge zu<br />
bestaunen, gab es schon früh Berghotels. Die<br />
Bergsicht und -luft zu geniessen, war schon<br />
Selbstzweck. Natürlich waren Berge schon<br />
lange auch Kulisse für Bräuche und Feste –<br />
zum Bespiel die Stobete auf der Bollenwees<br />
im Alpstein, Chästeilet auf der Justisalp im<br />
Berner Oberland oder das Schäferfest auf<br />
der Gemmi. Später wurden Berge zur Bühne:<br />
Anfangs der Neunziger entstanden Festivals<br />
der Populär- bis Hochkultur, vom Arosa Humor-Festival<br />
bis zum klassischen Verbier<br />
Festival. Später kamen kleinere Veranstaltungen<br />
dazu, etwa das wirklich coole Uncool<br />
im Puschlav, das derzeit aus finanziellen<br />
Gründen sistiert ist. Wer etwa die Budo-Truppe<br />
Shibusashirazu auf der Alp Grüm im Ant-
litz des Palü-Gletschers erlebt hat, weiss,<br />
welche Magie und <strong>Inspiration</strong> solch eine eindrucksvolle<br />
Alpin-Kulisse ausstrahlen kann.<br />
Immer mehr mussten Berge aber auch für<br />
kommerziellen Event-Tourismus herhalten,<br />
insbesondere Saisoneröffnungs- oder<br />
schlusskonzerte, von Samnaun-Ischgl über<br />
Grindelwald bis Zermatt – mal massentauglich<br />
Snowpenair, mal distinguiert Unplugged<br />
genannt. Hier kommen die Leute ausschliesslich<br />
des Events, kaum mehr der<br />
Berge wegen. Zum Glück geht’s auch anders:<br />
Am Literaturfestival Leukerbad sind literarische<br />
Schlucht- und Höhenwanderungen fixe<br />
Programmpunkte.<br />
Es muss auch gar nicht immer ein Festival<br />
sein: Wer Bergferien macht, möchte zwischen<br />
den Tourentagen einfach mal einen<br />
ruhigen Kulturtag einschalten. Im Segantini<br />
Museum in St. Moritz, in der Fondation Pierre<br />
Arnaud in Lens (Crans-Montana) oder der<br />
Fondation Pierre Gianadda in Martigny bieten<br />
sich hochkarätige Sammlungen und Ausstellungen<br />
an. Im Kirchner Museum Davos und im<br />
Nietzsche-Haus in Sils kann man gar die Faszination<br />
nacherleben, welche die Bergwelt<br />
auf den Maler Ernst Ludwig Kirchner und den<br />
Philosophen Friedrich Nietzsche ausübte.<br />
Wer hingegen ganz grosses (Kunst-)Kino<br />
liebt, sollte sich eigens auf den Weg nach RagARTz<br />
– Europas grösstem Skulpturenpark<br />
in Bad Ragaz, mit Ableger in Vaduz, begeben.<br />
An dieser schweizerischen Triennale der<br />
Skulptur stellen jeweils gegen 100 Künstler<br />
aus einem Dutzend Ländern ihre Werke aus.<br />
Das Gelände befindet sich zwar im Flachland,<br />
doch beim Flanieren auf dem sechs Kilometer<br />
langen Rundweg fasziniert die durch die<br />
Kunst bewirkte Veränderung der von den<br />
Bergen geprägten Landschaft. Bad RagARTz<br />
ist der Beweis, dass ein Open-Air-Event<br />
auch jenseits von Mainstream-Ansammlungen<br />
faszinieren kann.<br />
TEXT: PETER HUMMEL<br />
FOTOS: PETER HUMMEL, ZVG<br />
AROSA HUMOR-FESTIVAL<br />
LACHEN «AUF HÖCHSTEM NIVEAU»<br />
Festivalgründer Florenz Schaffner hatte<br />
einst die Vision, dass Arosa für den Humor<br />
das werden soll, was Montreux für den Jazz<br />
und Locarno für den Film bedeutet. In 23<br />
Jahren hat es diesen Platz gefunden. Es hat<br />
sich längst zu einem der renommiertesten<br />
Humor-Anlässe in Europa entwickelt. «Ein<br />
Auftritt in Arosa gilt im deutschsprachigen<br />
Raum als Ritterschlag», erklärt denn auch<br />
Urs Wehrli von Ursus & Nadeschkin. Neben<br />
der vollständigen Schweizer Szene gastierte<br />
in Arosa fast alles von internationalem<br />
Rang und Namen: die deutschen Superstars<br />
Michael Mittermeier, Gerhard Polt, Helge<br />
Schneider und Oropax, die Clown-Ikonen<br />
Jango Edwards und Johnny Melville, aber<br />
auch Schocker wie Leo Bassi, Chris Lynam<br />
und andere Nackerte.<br />
Bei allem heutigen Renommee war ja das<br />
Humor-Festival ursprünglich lanciert worden,<br />
um Anfang Dezember die Wintersaison<br />
anzukurbeln. Dies war auch wieder vermehrt<br />
der Fall, als Werber und TV-Produzent Frank<br />
Baumann 2008 die Leitung des Festivals<br />
übernahm. Das Tschuggen-Zelt im Schnee<br />
auf 2'000 Metern als «Unique key visual»<br />
sollte gestärkt werden, weshalb alle Vorstellungen<br />
auf den Berg gelegt wurden. Damit<br />
war das Festival dem Dorf allerdings etwas<br />
entrückt. In den letzten fünf Jahren kam es<br />
schrittweise wieder etwas zurück: Am Postplatz<br />
wurde eine kostenlose Open-Air-Show<br />
initiiert, und einige Abendvorstellungen unter<br />
der Woche finden in Blatters Bellavista,<br />
in der «Humorhalle» im neuen Kongresszentrum<br />
und im umgebauten Kursaal statt. Dort<br />
soll heuer erstmals nach über zehn Jahren<br />
auch wieder eine Matinee stattfinden. Und<br />
wer weiss, vielleicht wird dereinst auch wieder<br />
eine frivole Late Night Show gewagt.<br />
WWW.HUMORFESTIVAL.CH<br />
HOCHGENUSS<br />
25<br />
Arosa Humor-Festival: 3. bis 13. Dezember <strong>2015</strong>
Lenzerheidner Zauberwald 18. bis 28. Dezember <strong>2015</strong><br />
HOCHGENUSS<br />
Origen Festival Cultural<br />
LENZERHEIDNER ZAUBERWALD<br />
LICHTER ZAUBER OHNE<br />
ADVENTSKOMMERZ<br />
Advent ist die Zeit des Lichtes. Das muss<br />
sich aber nicht auf Weihnachtsbeleuchtungen<br />
beschränken: Der «Lenzerheidner<br />
Zauberwald» will ein Fest für alle Sinne<br />
bieten. Faszinierende Lichtinstallationen<br />
verwandeln den Eichhörnchenwald in eine<br />
poetische Traumwelt und schaffen eine einzigartige<br />
(Vor-)Weihnachtsambiance. Der<br />
Vielfalt sind kaum Grenzen gesetzt. «Wir<br />
haben Installationen, bei denen der Betrachter<br />
etwas erforschen kann, andere, wo<br />
er interaktiv miteingebunden wird», verrät<br />
der künstlerische Leiter Primo Berera.<br />
Ausgesuchte Singer/Songwriter sorgen an<br />
einzelnen Tagen für die passende akustische<br />
Umrahmung des Lichtfestivals.<br />
Schliesslich kommt auch das kulinarische<br />
Erlebnis nicht zu kurz. Regionale Gastronomen<br />
und Produzenten bieten nicht nur<br />
Speis und Trank, sondern auch lokale Köstlichkeiten<br />
und Produkte feil – vom Birnbrot<br />
bis zum Kriasi-Schtai-Küssi.<br />
WWW.LENZERHEIDE.COM/ZAUBERWALD<br />
ORIGEN FESTIVAL CULTURAL<br />
WIE DEREINST: VON DER BURG NEUE<br />
LANDSCHAFTSRÄUME EROBERN<br />
Fachleute konnten nur den Kopf schütteln,<br />
als der Theologe und Theaterwissenschaftler<br />
Giovanni Netzer 2006 in Riom, einem<br />
200-Seelen-Krachen im Sursés, ein Theaterfestival<br />
aus der Taufe hob – ohne Infrastruktur,<br />
Geld und Publikum. Gut, das benachbarte<br />
Savognin und die Julierstrasse<br />
mochten für regelmässiges Touristenaufkommen<br />
sorgen. Und dem kreativen Theatermann<br />
glückte in seiner engeren Heimat<br />
ein Kulturwunder: Nach zehn Jahren gehört<br />
sein Origen zu den bedeutendsten Theaterfestivals<br />
im Alpenraum.<br />
Die Inszenierungen sollen klassische<br />
Opern mit der rätoromanischen Sprache<br />
in Kontakt bringen und daraus Neues kreieren.<br />
Origen ist rätoromanisch und heisst<br />
Ursprung, Herkunft. Der Name ist Programm:<br />
«Origen arbeitet mit alten Theaterformen<br />
und setzt sie in eine neue Zeit.<br />
Origen erobert Landschaftsräume. Origen<br />
hat kein Theaterhaus, keine Kellerbühne,<br />
kein Werkstattlabor. ‚Die Welt ist Bühne‘,<br />
sagt Shakespeare. Origen ist Welttheater»,<br />
erklärt Intendant Giovanni Netzer. Mit der<br />
Vergabe von künstlerischen Aufträgen an<br />
vorwiegend junge Künstler fördert Origen<br />
den Nachwuchs und stärkt den Kulturstandort<br />
Graubünden.<br />
Hauptspielort ist immer noch die trutzige<br />
Burg Riom, doch Origen bricht immer wieder<br />
zu buchstäblich neuen Horizonten auf – vom<br />
Hauptbahnhof Zürich über die Marmorera-Staumauer<br />
und den Julierpass bis zum<br />
gefrorenen Silvaplanersee. Das eigentliche<br />
Diverse Termine<br />
26
Festival da Jazz St. Moritz: 7. Juli bis 7. August 2016<br />
Festival dauert von Mitte Juni bis Mitte August<br />
und umfasst über 100 Veranstaltungen aus<br />
den Bereichen Oper, Tanztheater, Commedia,<br />
Konzert und Kunst. Diesen Sommer wurde<br />
in Riom die Scheune Clavadeira eröffnet, die<br />
erstmals ein Winterprogramm ermöglicht.<br />
Bereits Tradition haben die Weihnachtskonzerte<br />
in den RhB-Werkstätten in Landquart.<br />
WWW.ORIGEN.CH<br />
FESTIVAL DA JAZZ<br />
VON GRÖSSE UND KLASSE:<br />
DAS BOUTIQUEFESTIVAL<br />
Neben all den hochkarätigen sportlichen<br />
und kulinarischen Anlässen, welche im St.<br />
Moritzer «Champagnerklima» gedeihen,<br />
hat ja ein Jazzfestival noch gefehlt. Zumal<br />
ein Hauptschauplatz gesetzt war – der legendäre<br />
Dracula-Club, der sommers bislang<br />
geschlossen war. Die intime Grösse<br />
(150 Plätze, 3,5 x 4,5 m-Bühne) ist dem Motto<br />
des Festivals bestens angemessen: klein,<br />
aber fein. Wem Montreux Jazz zu kommerziell<br />
geworden ist, findet hier die mehr oder<br />
weniger gleich renommierten Namen aus<br />
der Weltliga. Und kann danach an der Bar<br />
im Kulm Hotel kostenlos Entdeckungen aus<br />
dem In- und Ausland machen. Von den rund<br />
50 Konzerten sind die Hälfte gratis – darunter<br />
auch das Open-Air-Konzert auf Muottas<br />
Muragl.<br />
WWW.FESTIVALDAJAZZ.CH<br />
ALPENTÖNE –<br />
INTERNATIONALES MUSIKFESTIVAL<br />
KLANGMINESTRONE VOLLER<br />
EXPERIMENTE<br />
Menschen unterschiedlicher Kulturen treffen<br />
in Uri seit Jahrhunderten aufeinander,<br />
durch hohe Berge isoliert, durch Pässe verbunden.<br />
Hier, wo Waren, Sprachen und Kulturen<br />
vorbeiziehen, ist das alle zwei Jahre<br />
stattfindende Musikfestival Alpentöne gut<br />
aufgehoben. Die Musiker reisen aus allen<br />
Ländern des Alpenbogens zwischen Slowenien<br />
und Okzitanien an. Sie kommen aus grossen<br />
Metropolen und entlegenen Regionen.<br />
Das 1999 gegründete dreitägige Festival ist<br />
keinem musikalischen Stil verpflichtet. Gesetzt<br />
ist das Thema, nicht aber das Genre.<br />
Ob Neue Musik, Klassik, Jazz, Folk oder<br />
Volksmusik – die Ansätze stützen sich alle<br />
auf alpine Klangtraditionen. Die exzellenten<br />
Künstler werfen so manches Klischee über<br />
Bord, reiben sich an falschen Vorstellungen<br />
von einem Klang der Berge – mal humorvoll<br />
oder ganz ernst, aber auch mal tiefgründig<br />
und sinnlich. Viele entwickeln so ganz neue<br />
alpine Sounds der Gegenwart.<br />
In Altdorf gibt es eigentlich keine «Headliner»<br />
(auch wenn man die Alpenschamanin<br />
Erika Stucky, den Hackbrett-Rocker Christoph<br />
Pfändler und den Akkordeon-Virtuosen<br />
Otto Lechner & seine Ziehharmoniker<br />
heuer durchaus als solche bezeichnen<br />
dürfte) – hierher kommt man aus Neugier<br />
HOCHGENUSS<br />
27<br />
Alpentöne: Internationales Musikfestival<br />
August 2017
Internationales Literaturfestival Leukerbad 1. bis 3. Juli 2016<br />
HOCHGENUSS<br />
Verbier Festival<br />
auf un-erhörte (volks-)musikalische Produktionen<br />
und tollkühne Improvisationen.<br />
Neben den vier angestammten Bühnen<br />
Lehnplatz, Theater Uri, Schlüsselsaal und<br />
der Kirche St. Martin wird neu das Sacklager<br />
der ehemaligen eidgenössischen<br />
Getreidemagazine bespielt. Seit Anbeginn<br />
ein Highlight ist der sonntägliche Klangspaziergang<br />
im Reussdelta, wo jeweils rund<br />
ein Dutzend Formationen buchstäblich «im<br />
Schilf draussen» zu entdecken sind. Es gibt<br />
wohl an keinem Festival eine bessere Gelegenheit,<br />
zu entschleunigen!<br />
WWW.ALPENTOENE.CH<br />
INTERNATIONALES LITERATUR-<br />
FESTIVAL LEUKERBAD<br />
DANK LESUNG ZUR WANDERUNG<br />
Das Literaturfestival Leukerbad ist seit seinem<br />
Beginn 1996 ein Ort der Begegnung<br />
und Reflexion. Nach den Literaturtagen<br />
Solothurn ist es der bedeutendste Literaturanlass<br />
der Schweiz. Die grosse internationale<br />
Ausstrahlung verdankt das Festival<br />
dem hohen Qualitätsanspruch wie auch<br />
dem eigenartigen Charme Leukerbads.<br />
Hier verbindet sich auf einzigartige Weise<br />
Weltläufigkeit mit dem Genius Loci – Gärten,<br />
Bars, ein leeres Thermalbad oder ein<br />
alter Bahnhof. Feste Programmpunkte sind<br />
die literarischen Wanderungen in die Dalaschlucht,<br />
neuerdings ergänzt durch die<br />
Höhenwanderung Sunnbüel bis zur Gemmi,<br />
wo auch die Mitter nachtslesung als atmosphärischer<br />
Höhepunkt abgehalten wird.<br />
WWW.LITERATURFESTIVAL.CH<br />
VERBIER FESTIVAL<br />
EINES DER BEDEUTENDSTEN<br />
KLASSIK-FESTIVALS EUROPAS<br />
Das Verbier Festival wurde 1994 von Martin<br />
Engstroem mit der hehren Absicht gegründet,<br />
die besten musikalischen Talente<br />
zusammenzubringen. Dazu wurde die Verbier<br />
Festival Academy ins Leben gerufen.<br />
Jedes Jahr haben rund 50 Absolventen der<br />
besten Konservatorien die Gelegenheit,<br />
Masterkurse mit Solisten von Weltruf zu<br />
belegen. Im Verbier Festival Orchestra und<br />
Verbier Festival Chamber Orchestra können<br />
sie während des Festivals unter Leitung<br />
führender Dirigenten Konzerterfahrungen<br />
sammeln. Für die Besucher bietet<br />
das Fest'Off an mehreren Plätzen kostenlose<br />
Konzerte. Und Amateurmusiker haben<br />
in der Amateur Chamber Music Week die<br />
Chance, sich unter Anleitung renommierter<br />
Musiker ihrer Leidenschaft für die Kammermusik<br />
hinzugeben.<br />
WWW.VERBIERFESTIVAL.COM<br />
22. Juli bis 7. August 2016<br />
28
BLACK LIGHT 4S JACKET & TOURING SOFTSHELL PANTS
EXPERT<br />
30<br />
Grob-Ortung: Der Bächli-Kundenberater<br />
hilft, aus dem Angebot von über 70 Modellen<br />
den passenden Schuh zu finden.<br />
Jürg Buschor
WAHLHELFER<br />
Die passenden Tourenskischuhe zu finden, ist für manche<br />
Bergsportler ein wahrer Horror. Doch alles halb so<br />
schlimm. Die Experten von Bächli Bergsport verhelfen<br />
zum passenden Schuh – egal, ob für grosse oder kleine<br />
Touren, ob breiter oder schmaler Fuss, Skitourenrennen<br />
oder gemütliche Genusstour.<br />
Es ist noch früh. Und es ist kalt. Weit oben<br />
erleuchten die ersten Sonnenstrahlen gerade<br />
die Bergspitzen, lassen die zackigen<br />
Grate wie feurige Kämme glühen. Unten<br />
schlummert das Tal noch in gedämpftem<br />
blauen Licht. Los geht’s! Ob die Tour zum<br />
Genuss wird, hängt nicht zuletzt an der Verbindung<br />
zwischen Skibindung und Fuss –<br />
dem Tourenschuh.<br />
Perfekte Skitourenschuhe zu bauen, gleicht<br />
einer Quadratur des Kreises. Sie sollen warm<br />
und bequem sein, den Fuss stützen und schützen<br />
und im Aufstieg die Flexibilität eines normalen<br />
Bergschuhs haben. Bergab müssen sie<br />
eine hohe Steifigkeit bieten und die Kräfte und<br />
Befehle des Fahrers effizient auf die Ski übertragen.<br />
Obendrein dürfen sie nichts wiegen.<br />
Dabei müssen sie brachiale Kräfte wegstecken,<br />
die aufs Material wirken – in Kurven ein<br />
Mehrfaches des Körpergewichts.<br />
«Den Tourenskischuh, der alles perfekt<br />
kann, gibt es nicht», zuckt Ernst Schärer mit<br />
den Schultern, «leider!» Doch der Experte<br />
für den Einkauf von Tourenskischuhen bei<br />
Bächli Bergsport hat auch eine gute Nachricht:<br />
«Wir finden für jeden Tourengeher<br />
den passenden Schuh.» Und sein Kollege<br />
Ralph Strahberger, Experte für Anpassung<br />
und Service rund ums Thema Skischuhe,<br />
ergänzt: «Und wenn der Schuh nicht ganz<br />
perfekt passt, können wir ihn in den allermeisten<br />
Fällen passend machen.»<br />
Probleme machen in der Praxis weniger<br />
die Schuhe als die Füsse. Wieso? Das Fuss-<br />
Skelett besteht aus: 26 Knochen, 33 Gelenken,<br />
20 Muskeln, 114 Bändern – ganz schön<br />
komplex, und bei jedem Skifahrer sind diese<br />
Teile ein bisschen anders geformt. Kein Fuss<br />
ist wie der andere. Ergebnis: Platt, Hohl- und<br />
Senkspreizfüsse, Halux vagus und Überbeine<br />
sind an der Tagesordnung. Den idealen<br />
Modellfuss hat kaum einer. Skifahrerfüsse<br />
passen also nur bedingt in genormte Schalen.<br />
Unterschiedliche Modelle, Grössen,<br />
Leistenbreiten sowie spezielle Damen- und<br />
Herrenmodelle lassen eben auch nur eine<br />
bedingte Individualisierung zu.<br />
Entscheidend:<br />
Grösse und Einsatzbereich<br />
«Deshalb ist eine intensive Analyse und Beratung<br />
beim Skischuhkauf enorm wichtig»,<br />
erklärt Ernst Schärer. «Ein bis zwei Stunden<br />
sollte sich der Kunde schon Zeit nehmen,<br />
um das für ihn am besten geeignete<br />
Modell zu finden und es bei Bedarf noch individuell<br />
anzupassen.» Ein ziemlicher Aufwand,<br />
der sich aber lohnt, denn: Ein perfekt<br />
passender Skischuh bietet enorme Vorteile.<br />
Er hilft, das Fahrkönnen zu verbessern. Er<br />
spart Kraft, man ermüdet weniger. Er ist<br />
komfortabel (verursacht keine Schmerzen).<br />
Und er macht einfach mehr Spass. Fazit:<br />
Die Freude am Skifahren steigt.<br />
«Zuerst vermessen wir grundsätzlich den<br />
Fuss», erklärt Ralph Strahberger. «Häufig<br />
kaufen Skifahrer ihre Schuhe zu gross.»<br />
Ein folgenschwerer Fehler, denn genau wie<br />
EXPERT<br />
31
Fein-Anpassung:<br />
Die potenziellen Problemzonen werden abgedeckt …<br />
… bevor der thermo-verformbare Innenschuh aufgeheizt …<br />
EXPERT<br />
32<br />
Ski und Bindung sind die Skischuhe Teil des<br />
Sportgeräts. Sind sie zu gross, «schwimmt»<br />
der Fuss im Schuh. Er verkrampft beim Versuch,<br />
Halt zu finden. Also werden die Schnallen<br />
fester gezogen. Nicht selten resultieren<br />
daraus schmerzhafte Druckstellen und kalte<br />
Füsse, weil die Durchblutung behindert wird.<br />
Idealerweise sollte der Schuh kompakt sitzen.<br />
An den Zehenspitzen sollte noch minimal Luft<br />
sein, damit man sich beim Gehen keine blauen<br />
Zehennägel holt. Neben der Länge analysiert<br />
der Skischuhberater mit geschultem Auge<br />
weitere anatomische Merkmale: Wie breit ist<br />
der Fuss, liegen auffällige Problemzonen vor?<br />
«Parallel erfolgt eine Bedarfsanalyse», ergänzt<br />
Ernst Schärer. Zusammen mit dem<br />
Kunden wird der Einsatzbereich des Schuhs<br />
definiert. Vom ultraleichten Race-Tourenschuh<br />
mit weniger als 700 Gramm pro Schuh<br />
bis hin zu Freeride-Schuhen, die an die zwei<br />
Kilo pro Schuh wiegen können, ist die Bandbreite<br />
enorm. Je nach Fitness, Fahrkönnen,<br />
bevorzugtem Tourengelände und Präferenz<br />
auf Abfahrt oder Aufstieg lässt sich so die<br />
Zahl der infrage kommenden Modelle deutlich<br />
eingrenzen. «Auch das Körpergewicht<br />
spielt dabei eine Rolle», ergänzt Schärer.<br />
«Ein ultraleichter Schuh und ein 100-Kilo-Mann,<br />
das passt nicht zusammen. Da<br />
geht der Schuh in die Knie.» Ein weiterer<br />
Faktor: «Ski, Bindung und Schuhe sollten<br />
immer funktionell aufeinander abgestimmt<br />
sein, um eine optimale Performance zu gewährleisten.»<br />
Ein breiter, eher schwerer<br />
Ski lässt sich mit einem sehr leichten, eher<br />
flexiblen Schuh nur bedingt präzise steuern<br />
und sportlich fahren. Und auch der umgekehrte<br />
Fall, ein schwerer Schuh auf einem<br />
ultraleichten Race-Ski, macht keinen Sinn.<br />
Eine zweite Vorauswahl geschieht anhand<br />
der Leistenbreite und Schnitte der Schuhmodelle.<br />
Manche sind eher auf schmale Füsse<br />
zugeschnitten, andere auf breite. «Unsere<br />
Verkäufer haben da einen guten Überblick,<br />
sie probieren zu Beginn der Saison die meisten<br />
Modelle selbst an und können sich so ein<br />
gutes Bild von der Passform machen», sagt<br />
Ralph Strahberger. «So engt sich die Auswahl<br />
meist auf zwei bis drei Modelle ein. Die ganze<br />
Schuhwand durchzuprobieren, wäre nicht<br />
zielführend.» Im Idealfall passt eines der<br />
ausgewählten Modelle perfekt. Sind noch Anpassungen<br />
nötig, geht es nun ans Feintuning.<br />
Feinanpassung: Performance-Plus<br />
durch Innensohle<br />
Die meisten Skitourenschuhe sind heute mit<br />
thermoformbaren Innenschuhen ausgestattet.<br />
«Eine prima Sache», bemerkt Strahberger.<br />
«Dabei ist es oft nicht einmal nötig, die Innenschuhe<br />
zu erhitzen. Sie passen sich durch<br />
die Körperwärme nach ein paar Tourentagen<br />
automatisch an die Fussform an. Auf Wunsch<br />
nehmen wir eine solche Anpassung natürlich<br />
bereits in einer der Bächli-Filialen vor.»<br />
Die Innensohlen, mit denen Tourenskischuhe<br />
serienmässig ausgestattet sind, bieten in der<br />
Regel wenig Unterstützung für den Fuss. Die<br />
Folgen: Die Haltemuskulatur ermüdet, die<br />
Fussarchitektur sackt etwas zusammen, der<br />
Schuh sitzt nicht mehr richtig, er reibt oder<br />
drückt. Eine stabile Innensohle, die das Fussgewölbe<br />
dauerhaft stützt, kann viele Passformprobleme<br />
von vornherein eliminieren.<br />
Falls nötig, kann man auch noch eine dünne<br />
Korkmatte zwischen Innenschuh und Schale<br />
legen. «Ein sehr effizienter Kniff», weiss<br />
Ralph Strahberger. Der Fersenhalt und der<br />
seitliche Halt verbessern sich. Der Schuh sitzt<br />
gut, auch ohne die Schnallen fest zuzuknallen.<br />
Das wiederum führt zu einer besseren Durchblutung<br />
und die Füsse bleiben länger warm.
RÜCKBRING-SERVICE<br />
Effektiver als auf einer Skitour kann man einen neuen Tourenschuh<br />
nicht ausprobieren. Deshalb bietet Bächli Bergsprt einen besonderen<br />
Service an: Passt der gekaufte Schuh nicht, können Sie ihn nach<br />
drei Wochen oder drei Tourentagen wieder zurückgeben (gilt nur für<br />
Schuhe, die nicht zur Anpassung thermoverformt wurden). Sie erhalten<br />
dann 85 Prozent des Kaufpreises zurück. Nähere Infos bei Ihrem<br />
Bächli-Berater in einer der Filialen von Bächli Bergsport.<br />
… und danach am Fuss in die finale Form gebracht wird.<br />
Heizsohlen gegen kalte Füsse<br />
Apropos Wärme: Tourenskischuhe sind<br />
keine Moonboots. Die aktuell immer leichteren<br />
Konstruktionen gehen auf Kosten der<br />
Isolation. Die Wandstärken von Plastikschalen<br />
und Innenschuhen schrumpfen. Ob<br />
ein Schuh noch warm genug ist oder nicht,<br />
hängt neben der tatsächlichen Temperatur<br />
auch stark vom individuellen Temperaturempfinden<br />
und der Durchblutung ab. «Wenn<br />
nötig, lassen sich alle Modelle mit Heizsohlen<br />
nachrüsten», empfiehlt Strahberger.<br />
Und dann schiesst er gleich noch zwei weitere<br />
Tipps hinterher. «Mit den richtigen<br />
Socken lassen sich Blasen oft vermeiden.<br />
Ideal sind spezielle Skisocken mit leichten<br />
Polsterungen an besonders strapazierten<br />
Stellen.» Tipp zwei: sogenannte Ankle<br />
Booties (eZeefit), hautenge, dünne Neopren-Übersocken,<br />
ähnlich einer Sprunggelenksbandage.<br />
Sie werden unter den Skitourensocken<br />
getragen und reduzieren die<br />
Reibung an der Ferse und am Knöchel auf<br />
ein Minimum.<br />
Jetzt kann der Skischuh geschlossen werden.<br />
Bisweilen erweist sich dabei der Schaft<br />
als zu eng. «Das lösen wir schnell und unkomliziert,<br />
indem wir die Schnallen versetzen»,<br />
verspricht Strahberger.<br />
Drückt der Schuh nach dem Ausschöpfen all<br />
dieser Soft-Massnahmen immer noch, ist<br />
es eventuell erforderlich, die Schale zu bearbeiten.<br />
«Dazu legen wir mit dem Kunden<br />
beim Anprobieren den Bereich genau fest<br />
und bearbeiten die Schalen dann mit Spezialwerkzeugen<br />
in den Filialen Bern oder<br />
Zürich. «In den allermeisten Fällen passt<br />
der Schuh dann», lächelt Ralpf Strahberger<br />
zufrieden und ergänzt: «Ganz schwierige<br />
Fälle verweisen wir an Spezialisten<br />
mit orthopädischem Know-how.» So findet<br />
PASSFORM-CHECK<br />
Um die teils konträren Anforderungen an Komfort und Performance<br />
zu erfüllen, ist es nötig, den Fuss gleichermassen fest wie komfortabel<br />
zu umschliessen. Darauf kommt es beim Skischuhkauf an:<br />
LÄNGE UND LEISTENBREITE<br />
Gemeint ist die Breite des Innenschuhs im Vorfussbereich. Eher<br />
breitere Leisten helfen, den Fuss nicht einzuengen und Schmerzen<br />
zu vermeiden. Ein zu breiter Schuh allerdings bietet zu wenig Halt.<br />
Je sportlicher der Schuh, desto schmaler ist in der Regel auch der<br />
Leisten. Um unterschiedlichen Fusstypen gerecht zu werden, bieten<br />
einige Hersteller manche Modelle in unterschiedlichen Leistenbreiten<br />
an. Die Zehenspitzen sollten vorne gerade nicht anstossen.<br />
FLEX (HÄRTE)<br />
Der Flex-Index ist das Mass für die Härte der Skischuhe. Die Indizes<br />
einzelner Hersteller sind nicht direkt miteinander vergleichbar. Doch<br />
gilt: Je höher der Wert, desto steifer der Schuh. Eine härtere Schale<br />
leitet Bewegungsimpulse vom Fuss direkter und schneller auf den Ski<br />
weiter.<br />
GEWICHT<br />
Tourenschuhe werden immer leichter. Je nach Einsatzbereich kann<br />
das Gewicht von Skitourenschuhen aber sehr unterschiedlich sein.<br />
Superleichte Schuhe und schwere Ski bzw. schwere Fahrer sind in der<br />
Regel keine ideale Kombination.<br />
SCHAFT<br />
Je beweglicher der Schuhschaft, desto mehr Bewegungsfreiheit<br />
bietet der Schuh im Aufstieg. Vor allem für Skialpinisten, die mit dem<br />
Tourenschuh auch Kletterpasssagen überwinden, ist das ein wichtiges<br />
Kriterium.<br />
KOMPATIBILITÄT<br />
Pin- und Rahmenbindungen haben auch unterschiedliche Tourenschuh-Technologien<br />
hervorgebracht. Nicht jeder Tourenschuh ist mit<br />
jeder Tourenbindung kompatibel. Unbedingt vor dem Kauf checken<br />
oder den Verkäufer fragen.<br />
schliesslich doch jeder zu seinem individuell<br />
perfekt passenden Skitourenschuh.<br />
TEXT: CHRISTIAN PENNING<br />
EXPERT<br />
33
Gezieltes Krafttraining lässt die Grade<br />
purzeln: das funktioniert auch in den<br />
eigenen vier Wänden.<br />
Café Kraft<br />
OASE DER KRAFT<br />
EXPERT<br />
34<br />
Beeindruckende Linien in Kalk und Granit ziehen Kletterer<br />
in ihren Bann. Damit die begehrten Touren nicht ein<br />
Wunschtraum bleiben, sollten die kommenden Monate dafür<br />
genutzt werden, um die Basis für die nächste Felssaison<br />
zu legen. Regelmässige Trainingseinheiten sind dabei<br />
der Schlüssel zum Erfolg. Bächli Bergsport zeigt deshalb,<br />
wie die eigenen vier Wände zur Kraftschmiede werden.<br />
Herby Bissig hat sich im Dachgeschoss sein<br />
persönliches Paradies geschaffen: An 18<br />
Quadratmetern Wandfläche kann sich der<br />
leidenschaftliche Kletterer die Finger langziehen.<br />
Zu jeder Uhrzeit. Eine ausgeprägte<br />
Dachschräge setzt dabei den nötigen Trainingsreiz.<br />
Knapp 3’000 Schweizer Franken<br />
und vier Wochen harte Arbeit hat der Schreiner<br />
in seinen Spielplatz investiert – und er<br />
würde es wieder tun. Aber keine Angst: Auch<br />
mit weniger Platz und Aufwand können die<br />
Unterarme fit für den Fels gemacht werden.
BOULDERWANDBAU KOMPAKT<br />
Kleines Brett – grosse Wirkung<br />
Ein klassisches Griffbrett passt an jeden Türrahmen.<br />
Lediglich die Wandfestigkeit und die<br />
gewählte Befestigung müssen passen. Die<br />
Leisten, Löcher und Sloper bringen die Fingerkraft<br />
auf Vordermann. Gezielte Übungen<br />
an diesem simplen Trainingsgerät können am<br />
Fels die Grade purzeln lassen. Die nächste<br />
Ausbaustufe ist das Campusboard. Ein Brett,<br />
an dem in regelmässigen Abständen Holzleisten<br />
verschiedener Stärke befestigt sind.<br />
Der Vorteil: Hier erweitern dynamische Züge<br />
das Trainingsprogramm, was die kletterspezifische<br />
Muskulatur noch direkter anspricht.<br />
Leisten unterschiedlicher Stärke ermöglichen<br />
verschiedene Trainingsintensitäten. Für<br />
Kletteranfänger sind sowohl das Griffbrett als<br />
auch das Campusboard nur bedingt geeignet,<br />
da die Belastung auf Finger und Bandstrukturen<br />
sehr hoch ist – was bei wenig Trainierten<br />
leicht zu Verletzungen führen kann. In der<br />
Regel wird an diesen Geräten mit den Füssen<br />
in der Luft, also hangelnd, trainiert. Zum Aufwärmen,<br />
oder um die Belastung zu minimieren,<br />
können Tritte unter dem Brett montiert<br />
werden. So wird ein sinnvolles Herantasten an<br />
die fordernden Zielübungen möglich. Eine Variante<br />
des Campusboards ist das Steckbrett.<br />
Hier stehen die Oberarme und der Oberkörper<br />
im Fokus: An zwei Holzstäben wird durch ein<br />
Lochraster gehangelt. Während ein Arm den<br />
Körper an einem Stab hält, wandert der andere<br />
Stab ins nächste Loch.<br />
DER ROHSTOFF<br />
Dreischichtige Holzplatten (18–27 Millimeter stark) aus Sperrholz<br />
oder Fichte bieten eine solide Grundlage. Die einzelnen Stücke sollten<br />
so gross wie möglich dimensioniert sein, das verleiht Stabilität.<br />
DAS RASTER<br />
Ein dichtes Raster an Gewindelöchern in den Platten bringt Variabilität.<br />
Mindestens alle 20 Zentimeter sollte ein Insert für einen Griff geschaffen<br />
werden. In ein 12-Millimeter-Bohrloch passen Krallenmuttern, dadurch<br />
wird ein einfaches Wechseln und Umschrauben der Boulder möglich.<br />
Pro Quadratmeter sollten mindestens vier bis sechs Griffe an die Wand.<br />
DER UNTERBAU<br />
Wenn es die räumlichen Gegebenheiten zulassen (etwa auf einem Dachboden)<br />
können die Platten direkt auf Trägerbalken befestigt werden.<br />
In vielen Räumen wird es nötig sein, die Platten auf einen Rahmen aus<br />
Kanthölzern zu schrauben und einen separaten Unterbau zu konstruieren.<br />
Vorteil: Der Boulderbereich kann variabler gestaltet werden. Auch<br />
eine Wand, die in ihrer Neigung variabel ist, lässt sich so realisieren.<br />
MATERIAL<br />
Von der Krallenmutter über Klettergriffe und Leisten<br />
fürs Campusboard bis hin zum Griffbrett: Bächli<br />
Bergsport bietet Unterstützung rund um den privaten<br />
Trainingsparcours.<br />
IDEENGEBER<br />
Am Campusboard, dem Steckbrett und kleinen Griffboards kann die<br />
Muskulatur erstaunlich vielfältig gekräftigt werden.<br />
Das Buch «Gimme Kraft!» zeigt mit zahlreichen<br />
Trainingstipps, wie die heimische Folterkammer<br />
zur launigen Traumschmiede wird.<br />
EXPERT<br />
Archiv Bissig<br />
Archiv Bissig<br />
3'000 Schweizer<br />
Franken hat<br />
Schreiner Herby<br />
Bissig in den Umbau<br />
seines Dachgeschosses<br />
investiert …<br />
… und 18 Quadratmeter Boulderfläche herausgezaubert.<br />
35
Unterschiedlichste Griffe und ein<br />
enges Lochraster machen die Boulderwand<br />
zum variablen Spielplatz.<br />
Café Kraft<br />
EXPERT<br />
36<br />
Der Königsweg<br />
Die schonendste, kompletteste und zudem<br />
am besten auf die Klettermuskulatur abgestimmte<br />
Trainingsmethode in den eigenen vier<br />
Wänden ist die vollwertige Boulderwand. Den<br />
Aufwand für den Bau sollte man nicht unterschätzen,<br />
warnt Herby. «Eine Boulderfläche<br />
von zwölf Quadratmetern sollten die Räume<br />
hergeben, damit sich die Arbeit lohnt», sagt<br />
er. Als Schreiner weiss er, wovon er spricht.<br />
Und ein gewisses handwerkliches Geschick<br />
müsse man auf alle Fälle mitbringen. Eine<br />
Dachschräge erleichtert die Konstruktion,<br />
denn senkrechte Wände bieten bei beschränkter<br />
Höhe oder Fläche kaum Trainingsmöglichkeiten<br />
und -reize. Natürlich lässt<br />
sich ein Überhang auch an einer senkrechten<br />
Wand realisieren – der Aufwand an Zeit und<br />
Material schiesst dann allerdings schnell in<br />
die Höhe. «Wer die bauliche Vorgabe mit viel<br />
Fantasie umsetzt und sich nicht nur stur an<br />
eine Anleitung hält, kann am meisten aus dem<br />
individuellen Boulderzimmer herausholen»,<br />
rät Herby. Er selbst hat einen Kamin und einen<br />
massiven Holzbalken in die Wandstruktur<br />
integriert, was die Variabilität des Trainings<br />
erhöht hat. Griffbrett und Campusboard komplettieren<br />
sein Kletterreich.<br />
In punkto «Ausbaustandard» markieren<br />
hochmoderne Kletterhallen wie das Griffig<br />
in Uster das obere Ende der Skala. 650 Quadratmeter<br />
Boulderfläche, 4,5 Meter hohe<br />
Wände und ein Mantle-Block, der echtes<br />
«Draussen-Feeling» beschert. Hier wird das<br />
Training schnell zur Sucht. Ein Campusboard,<br />
Griffbretter und eine Systemwand sind sowieso<br />
Pflicht. Ob professioneller Bouldertempel<br />
oder Trainingshöhle unterm Dach:<br />
Die Traumlinien im Fels rücken mit jedem<br />
Boulder und jeder Übung ein Stück näher.<br />
TEXT: FLORENTIN VESENBECKH<br />
REVIVE<br />
ROCK TECHNOLOGIES<br />
Handcreme zur Förderung der Heilung von<br />
Schürfungen und Schnitten. Pflegt die Haut<br />
nach dem Gebrauch von Magnesium und<br />
beugt der Entstehung von Rissen in der Haut<br />
vor. Zieht besonders schnell ein.<br />
x Preis: CHF 9.-<br />
BEASTMAKER<br />
1000<br />
Trainingsboard mit diversen Griffmöglichkeiten.<br />
Hergestellt aus fein gemasertem Tulpenbaumholz<br />
mit FSC-Zertifizierung. Masse: 58 x 15 cm.<br />
Inkl. Befestigungsschrauben zur Montage.<br />
x Preis: CHF 139.-<br />
LAPIS<br />
BOULDERING SET EASY<br />
Klettergriff-Set bestehend aus<br />
verschieden grossen Lapis-Klettergriffen.<br />
x Preis: CHF 75.-
WE WERE BORN WILD<br />
Diese Saison entfesseln wir die Leistungsfähigkeit von Merino,<br />
damit du dich an die Bedingungen der Natur anpassen kannst.<br />
icebreaker.com
3 X 3 – NEUES AUS DER<br />
WELT DES BERGSPORTS<br />
PARTNERWAHL: BÄCHLI-SKITEST<br />
Der eine ist auf der Suche nach einem vertrauenswürdigen Partner für die Skitour. Ein<br />
anderer kann sich sein Leben nur mit breiten Tiefschnee-Latten an den Füssen vorstellen.<br />
Wenn Bächli zwischen dem 5. und 7. Dezember <strong>2015</strong> am Andermatter Gemsstock den<br />
alljährlichen Skitest eröffnet, bekommt jeder Skifahrer die Möglichkeit, seinen potenziellen<br />
neuen «Partner» vor dem Kauf auszuprobieren. Jeweils ab 9 Uhr stehen den Gästen<br />
alle aktuellen Modelle aus dem Bächli-Sortiment für ausgiebige Tests zur Verfügung. Für<br />
einen Unkostenbeitrag von 50 Franken geht es querbeet durch die Skiwelt – Skitouren,<br />
Freeride, Aufstieg, Piste, Rocker. Zusätzlich ist der Anlass die ideale Möglichkeit, sich<br />
über die neuesten Entwicklungen im Bereich Lawinen-Airbag-Rucksäcke zu informieren.<br />
Jeder Teilnehmer erhält einen Gutschein im Wert von CHF 100.-, welcher beim Kauf eines<br />
Skis der aktuellen Kollektion angerechnet wird. Die Anmeldung ist bis zum 30.November<br />
<strong>2015</strong> möglich. In jeder Bächli Bersport- Filiale oder online unter<br />
WWW.BAECHLI-BERGSPORT.CH/SKITEST<br />
NEULANDHELFER<br />
3 X 3<br />
38<br />
GPS-Uhr Traverse meldet sich zum Dienst. «Quergang», so definiert der Duden kurz und<br />
bündig den Begriff Traverse. Damit bei einem Quergang niemand verloren geht, verfügt das<br />
Uhren-Modell über alle wichtigen Sensoren wie GPS-Empfänger, GLONASS-Navigation,<br />
Barometer und Thermometer. Der Vorteil einer Kombination aus GLONASS und GPS: Insbesondere<br />
in engen Tälern muss das GPS für die Standortbestimmung systembedingt Sichtkontakt<br />
zu mindestens drei Satelliten haben, was jedoch aufgrund der Topografie nicht<br />
immer gewährleistet ist. Dank GLONASS-Integration stehen weitere Satelliten zur<br />
Positionsbestimmung zur Verfügung. Das erlaubt vor allem in Schluchten und<br />
Gebirgs tälern eine schnelle und präzise Lokalisierung. Mithilfe der sogenannten<br />
Findback-Funktion lassen sich alle Schritte – samt Quer gängen –<br />
zurückverfolgen. Und auch der Weg zurück zum Parkplatz<br />
ist so gesichert.<br />
SUUNTO<br />
TRAVERSE<br />
Gewicht: 80 g<br />
Preis: CHF 379.-
TIEFSCHNEE-TAKTSTOCK<br />
Mehr als nur ein Skistock: Der zweiteilige Freeridestock aus Carbon<br />
ist ein praktisches Multi-Tool für den Tiefschnee. Angefangen bei<br />
der praktischen LockJaw-Klemme, die eine schnelle Längenverstellung<br />
ohne langes Anhalten oder Schrauben im Gelände ermöglicht.<br />
3D-Schlaufe und EVA-Griff fixieren die Hand stabil dort, wo sie in der<br />
Abfahrt sein soll. Im «Ruhezustand» lassen sich die Skistöcke mit einem<br />
integrierten Gerät zur Messung der Hangneigung einsetzen und<br />
ferner für eine Bestimmung der Schneetiefe. Zeigt die Messung einen<br />
halben Meter feinen Neuschnee, dann kommen die Webbed-Powder-<br />
Teller zum Einsatz. An den Tellern bietet ein Aussenring aus Aluminium<br />
Unterstützung auf weichem Schnee und hindert so den Stock am<br />
Einsinken. Das Gummi-Innengewebe passt sich der Hangneigung an<br />
und verhindert ein Abrutschen auf hartem Untergrund. Zusätzliches<br />
Werkzeug für den Notfall: Die Schaftunterteile beider Seiten lassen<br />
sich zu einer 200 cm langen Notfallsonde kombinieren.<br />
K2<br />
LOCKJAW<br />
Gewicht: ca. 516 g/Paar<br />
Preis: CHF 149.-<br />
WINTERKÖNNER<br />
Die schmal geschnittene Skitourenhose Zenit ist<br />
gemacht für ausdauernde Skitourengeherinnen,<br />
die sich nicht von ein bisschen Wind und Wetter<br />
von einer Tour abhalten lassen. Selbst bei feuchter<br />
Witterung oder Schneeregen schützt die wasserabweisende<br />
Imprägnierung auf der Hose dauerhaft<br />
gegen Nässe. Im Kniebereich verfügt die Hose über<br />
eine extra Isolationslage. Wenn die Sonne dann immer<br />
noch auf sich warten lässt, wärmt am Torso der<br />
kuschlige Midlayer-Pullover Stardust. Die hohe Isolation<br />
gewährleistet das bewährte Thermal-Pro-Material<br />
von Marktführer Polartec. Die dafür verwendeten<br />
Garne sind besonders atmungsaktiv, trocknen<br />
schnell und speichern warme Luft, ohne dabei<br />
schwer zu werden. Die nötige Bewegungsfreiheit<br />
auf Skitour sichern Einsätze aus Polartec Power Dry<br />
unter den Armen und an den Körperseiten.<br />
3 X 3<br />
LA SPORTIVA<br />
STARDUST PULLOVER & ZENIT PANTS<br />
Gewicht: 343 g (Pullover, M), 415 g (Hose, M)<br />
Preis: CHF 135.- (Pullover), CHF 235.- (Hose)<br />
39
GENORMTE SCHUHE?<br />
MEISTERSTANGE<br />
3 X 3<br />
«Im letzten Winter habe ich mir einen<br />
neuen Skitourenski mit Pin-Bindung<br />
gekauft. Jetzt überlege ich mir, auch<br />
meinen alten Skitourenschuh zu ersetzen.<br />
Ich habe aber gehört, dass es manchmal<br />
Kompatibilätsprobleme gibt zwischen<br />
gewissen Schuh- und Bindungsmodellen.<br />
Stimmt das?»<br />
Heinrich Meier, Zürich<br />
BÄCHLI BERGSPORT ANTWORTET:<br />
Die Industrie kennt aktuell keine klare<br />
Schuhnorm für Pin-Systeme. Die Skitourenschuhe<br />
unterscheiden sich in der Realität<br />
in den Bereichen Schuhsohle-Dicke,<br />
Sprengung der Sohle (leichte Biegung),<br />
Geometrie von Schuhspitze und Fersenbereich<br />
sowie Form und Abstand der Inserts,<br />
in welche die Pins einrasten. Die Abweichungen<br />
bei den Pin-Inserts sind zwar<br />
minimal, doch die Auswirkungen können<br />
erheblich sein. Rasten zum Beispiel die<br />
Pins weniger tief ein oder ist ihr Abstand<br />
etwas grösser, als vom Bindungshersteller<br />
vorgesehen, befindet sich die Bindung<br />
dadurch bereits im normalen Abfahrtsmodus<br />
in leicht geöffnetem Zustand. So kann<br />
es zu Fehlauslösungen kommen. Auch die<br />
Abnutzung der Inserts kann unter Umständen<br />
die Auslösefunktion beeinflussen. Ihr<br />
Bächli Bergsport-Fachmann hilft Ihnen bei<br />
der Wahl des richtigen Skitourenschuhs,<br />
der auf Ihre Bindung passt. Oder übernimmt<br />
die Anpassung der Pin-Breite am<br />
Vorderbacken, sollten Sie sich im letzten<br />
Winter für die Fritschi-Vipec-Bindung<br />
entschieden haben.<br />
Terminvereinbarung<br />
Stiletto-Expedition? Wer sich bei diesem Namen spontan<br />
eine Dame in hochhackigen Schuhen am Mount Everest<br />
vorstellt, der irrt. Keine hohen Absätze, dafür ein hohes<br />
Niveau präsentiert der 3-teilige Tourenstock mit dem<br />
vielversprechenden Namen. In den Stock integriert: ein<br />
schnell zu bedienendes und stabiles Verstellsystem.<br />
Über einen Knopf im Griff lässt er sich in Sekundenschnelle<br />
an das Gelände anpassen. Zwischen 105-130 cm<br />
in der Kompakt- und 115-140 cm in der Standard-Version<br />
kann man so variieren. Der Stock lässt sich in die<br />
zwei Segmente falten und dadurch leicht im Rucksack<br />
verstauen. Das obere Segment aus widerstandsfähigem<br />
Titanal ist mit einem zweiten Segment aus Carbon gepaart.<br />
Das Resultat: ein belastbarer Stock mit geringem<br />
Gewicht. Einfaches Handling, praktische Verstellbarkeit<br />
und geringes Packvolumen machen den Tourenstock zu<br />
einem vielfältig einsetzbaren Begleiter für alle Jahreszeiten.<br />
KOMPERDELL<br />
STILETTO EXPEDITION TOURENSTOCK<br />
Gewicht: 290 g<br />
Preis: CHF 179.-<br />
FINGERSPITZENGEFÜHL<br />
Anpacken! Das kann dieser Handschuh für bewegungsintensive<br />
Einsätze am Berg zweifelsohne. Der Teneo vereint den strapazierfähigen<br />
Stretch des Arc’teryx<br />
Softshell-Materials Fortius mit dem<br />
bewährten Windstopper-Material.<br />
Lederverstärkungen schützen nicht<br />
nur die beanspruchten Handschuhinnenseiten,<br />
sondern verbessern<br />
Griffigkeit und Fingerfertigkeit. Das<br />
hochfloorige Innenfutter aus Fleece<br />
isoliert hervorragend. Jetzt muss<br />
nur noch der Träger es anpacken. Das<br />
Material macht es vor.<br />
40<br />
ARC’TERYX<br />
TENEO GLOVE<br />
Gewicht: 120 g (M)<br />
Preis: CHF 125.-<br />
Ernst Schärer<br />
Produktmanger<br />
Schuhe
WOLLE WOLLEN<br />
Merinowolle in gewobener oder gestrickter<br />
Form, das kennen wir. Aber als luftige<br />
Füllung? Mit Merinoloft hat Icebreaker<br />
ein Füllmaterial entwickelt, welches den<br />
Anforderungen leichter und kuscheliger<br />
Isolationsjacken entspricht. Dafür werden<br />
Merinowolle und normale Schafschurwolle<br />
gemischt, zu einer Wollwattierung verarbeitet<br />
und mit einer kleinen Menge Bio-Kunststoff<br />
angereichert. Dadurch wird das Produkt<br />
leicht waschbar – was allerdings nicht oft nötig<br />
ist, denn Schafwolle wirkt antibakteriell<br />
und damit geruchshemmend. Das flauschige<br />
Wollvlies packt Icebreaker zwischen einen<br />
wind- und wasserabweisenden Aussenstoff<br />
aus 100 Prozent recyceltem Polyester und<br />
einen Innenstoff aus reiner Merinowolle.<br />
ICEBREAKER<br />
HELIX LS ZIP W HOOD<br />
Preis: CHF 235.-<br />
WÄRME-WISSENSCHAFT<br />
Mammut erteilt in diesem Winter Physikunterricht:<br />
Strahlt der Körper Wärme ab, verschwindet sie wohin?<br />
Exakt, in die kalte Luft. Es sei denn, sie wird vor dem<br />
Verschwinden von etwas aufgefangen und in Körpernähe<br />
zurückgehalten. Dieses einfache Konzept steckt in der<br />
Stoffkombination der Eigerjoch Jacke: Das Obermaterial<br />
Pertex ist innenseitig mit Alu bedampft, damit die Körperwärme<br />
reflektiert wird. Die vom Körper produzierte<br />
warme Luft wird in der Primaloft-Füllung gesammelt.<br />
Die hohlen Polyesterfasern verlieren auch in feuchtem<br />
oder nassem Zustand nichts von ihrem Volumen und<br />
speichern die warme Luft zuverlässig. Mit dieser Material-Kombination<br />
erstarrt der verschwitzte Athlet auf<br />
Hoch- oder Klettertour nicht zum Eiszapfen, sondern<br />
kann sich stundenlang durch die Berge hangeln. Note<br />
6 für das Musterschüler-Modell.<br />
3 X 3<br />
MAMMUT<br />
EIGERJOCH PRO IS JACKET<br />
Gewicht: 340 g<br />
Preis: CHF 269.-<br />
41
Von Kopf bis Fuss: Black Diamond<br />
hat sein Angebot für Skitourengeher<br />
laufend erweitert.<br />
PARTNERCHECK<br />
42
DIE UNVERBIEGBAREN<br />
Seit 1989 entwickelt Black Diamond Ausrüstung, die bei<br />
jedem Bergsportler Begehrlichkeiten weckt. Kultstatus genie<br />
sst nicht nur die Kletterware, sondern auch die US-Marke<br />
selbst. Allen voran Gründer Peter Metcalf. Der feiert in<br />
diesem Jahr einen runden Geburtstag. Das passt ganz gut,<br />
denn er ist kein Mann für halbe Sachen!<br />
Ein Blick auf den Gesprächspartner, und es ist<br />
klar: Der Mann ist topfit. Eine Minute im Gespräch,<br />
und es ist klar: Der Mann ist leidenschaftlich,<br />
lebenshungrig und kämpferisch.<br />
Peter Metcalf ist kein Mann für halbe Sachen.<br />
Schon gar nicht in diesem, für ihn so runden<br />
Jahr: Peter ist gerade 60 geworden. Durchaus<br />
ein Anlass, zurückzublicken, speziell auf<br />
sein Lebenswerk: 1989 hat er Black Diamond<br />
Equipment gegründet. Aus der Insider-Klettermarke<br />
ist einer der weltweit führenden<br />
Ausrüster für anspruchsvolle Alpinisten, Kletterer,<br />
Bergsportler und Skifahrer gewachsen.<br />
Was treibt BD seit über einem Vierteljahrhundert<br />
an? Den Rückblick in Ehren, aber für Peter<br />
Metcalf und sein Team geht es grundsätzlich<br />
nur nach vorne – oder nach oben.<br />
Der Kletter-Bum und sein Amboss<br />
In den 70ern war Peter Metcalf Profi-Kletterer.<br />
Was damals im Grunde auf ein Leben als<br />
«klassischer Kletter-Bum» hinauslief. Eine<br />
Outdoor-Industrie gab es damals noch nicht<br />
– und damit auch keine Sponsoren. Also arbeitete<br />
Peter in den Wintermonaten auf Ölraffinerien<br />
in der Wüste Utahs, um Geld für den<br />
Klettersommer zu verdienen. «Mein Ziel war<br />
es, so viel zu klettern und so wenig zu arbeiten<br />
wie möglich.»<br />
In dieser Zeit lernte er einen gewissen Yvon<br />
Chouinard kennen. Der hatte 1957 als kletterfanatischer<br />
17-Jähriger damit begonnen,<br />
sein eigenes Material herzustellen. Genervt<br />
von den weichen Eisen-Felshaken, hatte er<br />
sich einen 138 Pfund schweren Amboss samt<br />
Schmiedewerkzeug gekauft und sich härtere<br />
Haken aus Stahl gehämmert. Das massive<br />
Material sprach sich in der Szene schnell herum,<br />
und Yvon begann damit, seine Haken zu<br />
verkaufen – aus dem Kofferraum seines Autos<br />
heraus. So finanzierte er sich sein «Kletter-Bum»-Leben.<br />
Das Werkzeug-Business entwickelte sich für<br />
Yvon sehr erfolgreich. Zusätzlich baute er in<br />
den 70er-Jahren noch eine Bekleidungsmarke<br />
auf – und taufte sie Patagonia. Sie wuchs so<br />
rasant, dass Yvon schliesslich einen Kompagnon<br />
für seine «Hartwarenabteilung» suchte.<br />
Nach einer gemeinsamen Eiskletter-Session<br />
fragte er Peter Metcalf. Und der fühlte sich<br />
reif, reif für Veränderungen. Es war 1982, als<br />
Peter die neue Herausforderung annahm.<br />
Eine Herausforderung, die zu seiner Lebensaufgabe<br />
werden sollte.<br />
«Geht-nicht-gibt’s-nicht»-Geist<br />
Als Yvon sich 1989 ganz von Chouinard Equipment<br />
Ltd. trennen wollte, übernahm Peter und<br />
gründete eine neue Marke: Black Diamond<br />
Equipment. Warum der Name? «Aus mehreren<br />
Gründen», lacht der heute 60-Jährige.<br />
«Yvon hatte schon das ‹Diamond C›-Logo. Ausserdem<br />
ist es in vielen Ländern das Symbol<br />
der Skipiste für die ‚Experten’, und es ist ein<br />
extrem selten vorkommendes Mineral. Vor<br />
allem aber ist der schwarze Dia mant derart<br />
hart, dass man ihn nicht einfach schleifen<br />
kann. Er ist widerstandsfähig. Er gibt niemals<br />
PARTNERCHECK<br />
43
Der Bürotag beginnt des<br />
öfteren mit einer Skitour.<br />
«Firmenpolitik» - bei Black Diamond sind<br />
Mitarbeiter immer auch Tester und Athleten.<br />
PARTNERCHECK<br />
nach, auch unter dem höchstem Druck nicht –<br />
und diesen Anspruch hatten wir auch an uns<br />
und unsere Produkte.»<br />
Nach einer kurzen Pause ergänzt er mit einem<br />
Schmunzeln: «Und wir mochten auch<br />
die Schwarze-Schaf-Assoziation. Wir waren<br />
die unorthodoxen Outsider, die James Deans,<br />
ein wenig Bad Boys eben.» Der Black Diamond-Trupp:<br />
Bergsportfanatiker, die sich<br />
nichts vorschreiben lassen wollten. Getragen<br />
von einem «Geht-nicht-gibt’s-nicht»-Geist ist<br />
der eigene Anspruch an die Produkte hoch:<br />
Sie sollen den Markt revolutionieren. Sie sollen<br />
besser, sicherer, komfortabler sein.<br />
Fragt man Peter nach einem Produkt, auf das<br />
er besonders stolz ist, schüttelt er nach kurzer<br />
Überlegung den Kopf. «Weisst du, worauf<br />
ich stolz bin? Darauf, dass wir von Anfang<br />
an den Anspruch hatten, jede Kategorie fundamental<br />
neu zu denken. Und dass wir das<br />
über all die Jahrzehnte durchgezogen haben.<br />
Wir haben die Eisschraube neu erfunden, mit<br />
unserem Camalot einen neuen Standard für<br />
Klemmgeräte geschaffen, den modernen, laminierten<br />
Klettergurt entwickelt genauso wie<br />
ergonomisch geformte Eisgeräte oder den<br />
Klemmmechanismus bei Teleskop-Stöcken.<br />
Oder den Drahtschnapper bei Karabinern.<br />
Oder die LED-Stirnlampe. Oder den Jet-<br />
Force.» Er hält inne, blickt auf, als wollte<br />
er sagen: Es ist wohl unmöglich, hier<br />
einen Favoriten herauszupicken.<br />
«Und», wirft er dann noch hinterher, «unsere<br />
Portaledge! Auf die bin ich aktuell wieder besonders<br />
stolz.» Er erzählt, wie derzeit die Bilder<br />
von Greenpeace-Aktivisten die Runde machen,<br />
die versuchen zu verhindern, dass ein<br />
Eisbrecher von Portland gen Alaska aufbricht.<br />
Er soll den Weg frei machen für Ölbohrungen<br />
in der Arktis. Die Fotos zeigen die Protestler<br />
bei Kletteraktionen mit Portaledges von Black<br />
Diamond ...<br />
Phönix aus der Asche<br />
Auch beim BD-Team war die Kämpfernatur<br />
gefordert, speziell in der Anfangszeit. «In<br />
den 80er-Jahren wurde in den USA das Haftungsrecht<br />
geändert, und es konnte mehr<br />
oder weniger alles und jeder verklagt werden.<br />
Der Staat, wenn man sich auf seinem Grund<br />
verletzte, oder Hersteller, wenn sie nicht ausreichend<br />
davor gewarnt haben, was potenziell<br />
alles mit ihrem Produkt passieren könnte. Es<br />
war verrückt. Und gefährlich. Uns als Marke<br />
drohte eine Klagewelle zu zerstören. Und als<br />
Sportler drohte uns der Verlust unseres Spielfelds.<br />
Klettergebiete wurden geschlossen und<br />
Skifahren im ungesicherten Gelände wurde<br />
mit 500 Dollar und einer Nacht im Gefängnis<br />
bestraft. Wie gesagt: verrückt!»<br />
Aufgeben war keine Option. Je höher der<br />
Druck, desto unnachgiebiger – wie der<br />
44
Die Basis: Yvon Chouinards<br />
«Hartwaren-Abteilung»<br />
schwarze Diamant, so der Kletterer. Das<br />
Team kämpfte, initiierte den Verbund Outdoor<br />
Industry Association, und aus der Krise wuchs<br />
eine starke Lobby für den Outdoor-Sport. Und<br />
aus der Firma, die vor dem Bankrott stand,<br />
wuchs einer der bedeutendsten Bergsportausrüster<br />
der Welt.<br />
Testgelände vor der Tür<br />
Gründerzeit:<br />
die Black Diamond<br />
«Familie»<br />
Mit der Gründung von Black Diamond hatte<br />
Peter schnell den Standort von Kalifornien<br />
nach Salt Lake City an den Fuss der Wasatch<br />
Mountains verlegt. Inmitten der Bergwelt<br />
konnte das Team seiner Sportleidenschaft<br />
nachgehen – und hatte zugleich perfektes berufliches<br />
Testgelände. «Unser Mantra lautet,<br />
being one with the sport we serve. Und das<br />
geht nur, wenn du in unmittelbarer Nähe der<br />
Berge lebst und arbeitest.»<br />
Der Sport ist für Peter dabei weit mehr als nur<br />
die physische Herausforderung. «Klettern<br />
funktioniert für mich nur als ganzheitliche<br />
Sache. Da ist die körperliche Seite genauso<br />
wie das Gemeinschaftsgefühl und das absolute<br />
Vertrauen in der Seilschaft. Und all das ist<br />
nichts ohne die Natur. Wir haben die Verpflichtung,<br />
dafür zu sorgen, dass uns das nicht verloren<br />
geht.» Dafür legt sich Peter gerne auch<br />
mit dem Staat an. Als in Utah wieder einmal<br />
für die Öl- und Gasgewinnung Vorhaben in<br />
die Wege geleitet werden, die die einzigartige<br />
Landschaft bedrohen, steht Peter in BD-Manier<br />
bereit: unverbiegbar und hartnäckig. Er<br />
droht, mit seinem Unternehmen Salt Lake City<br />
zu verlassen und auch die Outdoor Retailer<br />
Show in einen anderen Staat zu verlegen. Die<br />
grösste Outdoor-Messe Nordamerikas hatte<br />
er einst von Nevada nach Salt Lake City geführt.<br />
Zumindest auf lokaler Ebene hat sein<br />
Einschreiten immer wieder Erfolg, und BD ist<br />
heute mit 350 Mitarbeitern fester denn je in<br />
den Wasatch Mountains verankert.<br />
Auch heute noch steht der 60-Jährige mindestens<br />
zweimal in der Woche in aller Früh am<br />
Selbst ist der<br />
kritischste Tester<br />
Materialschlacht<br />
auf Tour<br />
CEO Peter<br />
Metcalf auf<br />
dem Mount<br />
Hunter<br />
«Kletter-Bum»<br />
Peter on the road<br />
PARTNERCHECK<br />
Made in USA: die<br />
Produktionsstätte<br />
in Utah<br />
45
Peter Metcalf:<br />
Die Fitness sieht<br />
man ihm an. Die<br />
60 Jahre nicht.<br />
Gewachsene Mannschaft:<br />
Das Black Diamond-Team<br />
in Salt Lake City<br />
PARTNERCHECK<br />
46<br />
Berg. «Um fünf Uhr. Mit meiner Stirnlampe.<br />
Im Winter gehe ich eine Skitour, im Sommer<br />
ist es eine kurze Kletterei oder ein Berglauf.<br />
Ein Tag kann nicht besser starten! Du bist mitten<br />
in der Natur, wenn sie erwacht. Die Lungen<br />
voller frischer Luft, der Geist frei, alles<br />
pulsiert. Und um 8 Uhr sitzt du im Büro und<br />
könntest dich nicht lebendiger fühlen.» Dawn<br />
patrol nennen sie den Morgensport in der Firmenzentrale<br />
in Utah. In der Schweiz ticken die<br />
Uhren da anders: Hier heisst es After-Work<br />
statt Early-Bird.<br />
Europäische Basis: Basel<br />
Die europäische Firmenbasis liegt in Basel<br />
– ganz nahe der Jurafelsen, wie man gleich<br />
betont. Im Gegensatz zu den Frühaufstehern<br />
der dawn patrol in den USA greift das BD-<br />
Team hier meist nach der Arbeit zur Stirnlampe.<br />
Und das gern täglich, wenn nur irgendwie<br />
möglich. Dann geht es an den Fels. Gelebte<br />
Firmenkultur nennt man das wohl.<br />
Die Tochtergesellschaft Black Diamond<br />
Equipment AG wurde 1997 gegründet, und das<br />
anfänglich kleine Team ist inzwischen auf 43<br />
Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Nationen<br />
angewachsen. Mit Zahlen kann man<br />
dienen in Basel – allerdings werden nicht, wie<br />
erwartet, zuerst die Verkaufszahlen runtergerattert,<br />
sondern ganz andere Punkte aufgelistet:<br />
«Das Basler Jura bietet im Umkreis über<br />
20 Klettergebiete mit mehr als 3.000 Kletterrouten<br />
und 800 Boulder-Problemen, die alle<br />
nur auf uns warten», beschreibt Thomas Hodel.<br />
Als Product Director Europe arbeitet er<br />
eng mit dem amerikanischen Team zusammen<br />
und bringt dabei seinen europäischen<br />
Blickwinkel mit ein. Seit 2002 lebt Hodel die<br />
Firmengeschichte mit. «Gerade in unserer<br />
Begeisterung fürs Klettern, Bergsteigen und<br />
Skifahren liegt das Erfolgsgeheimnis von<br />
Black Diamond», ist er sich sicher. Speziell<br />
Produkte wie die JetForce-Technologie sind<br />
für ihn zukunftsweisend. Das Lawinenairbag-System<br />
ist das Ergebnis einer langjährigen<br />
Zusammenarbeit mit den Spezialisten von<br />
PIEPS und ist das erste seiner Art mit Düsenstrahl-Befüllung.<br />
Aber auch im Textilbereich<br />
entwickelt BD stets Neues, wie etwa die Ausstattung<br />
der neuen Freeride-Hose Mission:<br />
Das LVS-Gerät lässt sich hier durch eine Gurtkonstruktion<br />
in der Tasche am Oberschenkel<br />
fixieren – eine bequeme, sichere Alternative<br />
zum LVS-Brustgurt.<br />
Und wie blickt Peter Metcalf in die Zukunft?<br />
Er möchte langsam weniger arbeiten. «Mein<br />
Ziel wäre eine 50-Stunden-Woche.» Und wie<br />
sieht er die Zukunft des Unternehmens? «Die<br />
Zukunft ist unser Feld. Es war schon immer<br />
unser Anspruch, einen Schritt voraus zu sein<br />
– und diese Vision ist zeitlos. Der Sport ist so<br />
dynamisch, und so müssen auch wir sein. Immer<br />
in Bewegung. Ein sehr schönes Gefühl!»<br />
TEXT: SISSI PÄRSCH<br />
FOTOS: BLACK DIAMOND
BÄCHLI ON TOUR<br />
FÜR GENUSSVOLLE TOUREN<br />
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Sie wollen in die Berge und sich dabei aber auf die professionelle Führung eines<br />
Bergführers verlassen?<br />
Dann sind Sie bei unserem Tourenprogramm genau richtig.<br />
Bächli on Tour richtet sich an AnfängerInnen, GeniesserInnen und WiedereinsteigerInnen,<br />
die ein genussvolles Erlebnis in den Bergen suchen.<br />
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Ski– und Snowboar<strong>dt</strong>ouren, Schneeschuhwanderungen, Eisklettern, Risikomanagement<br />
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«AUSRÜSTUNG, APOTHEKE<br />
UND ERFAHRUNG»<br />
Mit sechs Jahren zum ersten Mal in einer Seilschaft unterwegs,<br />
mit 20 Bergführer, danach 35 Jahre Gebirgsoffizier:<br />
Hans Immer (65) hat einen Grossteil seines Lebens in den<br />
Bergen verbracht. Stolz ist er darauf, dass ihm und seinen<br />
Gästen nie ein grösserer Unfall passiert ist.<br />
BERGKAMERAD<br />
48<br />
«Fünf Zentimeter hoch waren die blauen<br />
Flammen auf meinem Pickel. Die Haare<br />
standen uns kerzengerade vom Kopf ab, die<br />
Luft knisterte: Solche Elmsfeuer habe ich<br />
seither nie wieder erlebt. Ich war mit einem<br />
Engländer am Finsteraarhorn unterwegs,<br />
als sich ein Gewitter zusammenbraute. Wir<br />
mussten den Grat so schnell wie möglich<br />
verlassen. Vom Hugisattel zum Frühstücksplatz<br />
sind wir quasi gerannt: Meinem Gast<br />
wurde die Gefahr erst bei der Ankunft so<br />
richtig bewusst – zum Glück!<br />
Zum Bergsteigen gekommen bin ich durch<br />
meinen Vater: Er war Bergführer und Skilehrer.<br />
Als ich sechs war, bestiegen wir mit einer<br />
Seilschaft die Kingspitze in den Engelshörnern.<br />
Dieses Erlebnis war prägend für mich.<br />
Davon wollte ich mehr. 1970 absolvierte ich<br />
die Bergführerprüfung, 1973 gelang mir<br />
die Erstbesteigung des Grossen Wellhorns<br />
über die Nordwand: Das bedeutet vier Tage<br />
Klettern bei einer Wandhöhe von 700 Metern<br />
und 220 Metern überhängendem Fels. Und<br />
damals gab es noch keine Klemmkeile, sondern<br />
selbst geschnitzte Keile aus Holz!<br />
35 Jahre war ich Berufsoffizier und erster<br />
Kommandant der Gebirgsspezialisten-Rekrutenschule<br />
in Andermatt. In all diesen<br />
Jahren ist weder mir noch meinen Gästen<br />
ein schwerer Unfall passiert. Darauf bin<br />
ich stolz! Einmal musste ich dennoch erleben,<br />
wie sich eine Gletscherspalte anfühlt:<br />
In der Ecole Militaire de Haute Montagne in<br />
Impressum<br />
«<strong>Inspiration</strong>», die Kundenzeitschrift der<br />
Bächli Bergsport AG, erscheint 4 x jährlich<br />
und ist in allen Filialen kostenlos erhältlich.<br />
Auflage: 90‘000 Exemplare<br />
Herausgeber<br />
Bächli Bergsport AG<br />
Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon<br />
Telefon 0848 448 448 (8 Rp./Min.)<br />
E-Mail info@baechli-bergsport.ch<br />
Redaktion & Layout<br />
outkomm gmbh<br />
Eichbergerstrasse 60, 9452 Hinterforst<br />
Telefon 071 755 66 55<br />
E-Mail info@outkomm.com<br />
Druck<br />
Bruhin AG<br />
Pfarrmatte 6, 8807 Freienbach<br />
Telefon 055 415 34 34<br />
E-Mail info@bruhin-druck.ch<br />
Chamonix liess der<br />
Gruppenleiter jeweils<br />
den vordersten Fahrer<br />
jeder Dreierseilschaft<br />
absichtlich in<br />
eine Spalte fahren.<br />
Ich war die Nummer<br />
1. Damals war man<br />
noch ohne Helm unterwegs<br />
und ich habe<br />
mir grausam den<br />
Kopf gestossen.<br />
Das Wichtigste in den<br />
Bergen? Ausrüstung, eine gute Apotheke<br />
und Erfahrung. Für einen Bergführer ist das<br />
Material extrem wichtig: Vom Rucksack über<br />
die Thermosflasche bis zum Karabiner muss<br />
alles möglichst leicht sein. Ich bin jahrelanger<br />
Bächli-Kunde: Die Verkäufer kennen<br />
mich persönlich, ich schätze die riesige Auswahl<br />
sowie die Aktionstage für Bergführer<br />
ein bis zwei Mal im Jahr.<br />
Ich mache übrigens auch internationale<br />
Trekkings und Expeditionen: Mein höchster<br />
Gipfel war der Aconcagua in Argentinien mit<br />
6'962 m ü. M. Und ja, ich bin zwar jetzt Rentner.<br />
Doch so lange ich noch kann, bin ich in<br />
den Bergen anzutreffen: Den vergangenen<br />
Oktober habe ich in Ecuador, den November<br />
in Nepal verbracht.»<br />
TEXT: MIA HOFMANN<br />
FOTO: ZVG<br />
Copyright<br />
Alle Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwendung ist ohne<br />
Zustimmung des Herausgebers unzulässig<br />
und strafbar. Das gilt insbesondere für<br />
Vervielfältigungen, Übersetzungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen<br />
und multimedialen Systemen.
Reifeprüfung.<br />
Ganz schön abgehoben? Keinesfalls! Denn jede reife Leistung beginnt im Kopf.<br />
Powdern? Aber sicher!<br />
erdmannpeisker / Robert Bösch<br />
ULTRALIGHT REMOVABLE AIRBAG<br />
Maximale Sicherheit, minimales Gewicht<br />
Der Ultralight Removable Airbag setzt neue Massstäbe in Sachen<br />
Gewicht und Performance! Mit Airbag-System und Karbon-<br />
Kartusche bringt der schlanke Skitouren- und Freeriderucksack<br />
gerade mal ca. 1720 g auf die Waage. Das Obermaterial ist<br />
federleicht, aber extrem strapazierfähig, und seine technische<br />
Ausstattung lässt keine Wünsche offen, selbst wenn es um<br />
jedes Gramm geht.<br />
Sicherheit war noch nie so leicht zu haben.<br />
www.mammut.ch