72. Jg. – Nr. 141 Winter 2008 - carocktikum.de
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<strong>72.</strong> <strong>Jg</strong>. <strong>–</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>141</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2008</strong>
Impressum<br />
Herausgegeben im Auftrag <strong>de</strong>s Schulvereins »Carolinum« e.V.<br />
in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Altschülerschaft e.V. durch:<br />
Jost Reinhold<br />
Helga Reuter<br />
Dr. Eberhard Voß<br />
Henry Tesch<br />
Olaf Müller<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
ISSN 0008-6827<br />
Die Bezugsgebühren für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Schulvereins »Carolinum« e.V.<br />
und <strong>de</strong>r Altschülerschaft e.V. sind in <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong> enthalten.<br />
Redaktionskollegium:<br />
Hannelore Gentzen<br />
Armgard Bentzin<br />
Jana Minkner<br />
Dirk Kollhoff<br />
Eike Benzin<br />
Dr. Detlef Stietzel<br />
Andreas Löskow<br />
Gesamtherstellung:<br />
Göttinger Tageblatt GmbH & Co. KG <strong>–</strong> Druckhaus Göttingen<br />
Anfragen unter:<br />
Gymnasium Carolinum, Louisenstraße 30, 17235 Neustrelitz,<br />
Tel. 0 39 81 / 28 67 10, Fax 0 39 81 / 28 67 30, E-Mail: info@carolinum.<strong>de</strong>
Inhalt<br />
Vorwort ..................................................................................................... 6<br />
Aus <strong>de</strong>m Schulleben<br />
Projekte<br />
• Schulentlassungsfeier <strong>de</strong>r Abiturienten <strong>de</strong>r 12. Jahrgangsstufe <strong>de</strong>s Jahres <strong>2008</strong> ..................... 7<br />
Auszüge aus <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur Henry Tesch ..... 7<br />
Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abiturienten Karoline Buchner und Jonas Wehling .................................................. 11<br />
Unsere Abiturienten mit ihren Tutoren ....................................................................................... 14<br />
Die Stipendiaten <strong>de</strong>r 12. Jahrgangsstufe ....................................................................................... 18<br />
• Schulentlassungsfeier <strong>de</strong>r Abiturienten <strong>de</strong>r 13. Jahrgangsstufe <strong>de</strong>s Jahres <strong>2008</strong> ..................... 19<br />
Auszüge aus <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur Henry Tesch ..... 19<br />
Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abiturienten Laura Dae<strong>de</strong>low und Ole Tru<strong>de</strong>rung ................................................... 24<br />
Unsere Abiturienten mit ihren Tutoren ....................................................................................... 28<br />
Die Stipendiaten <strong>de</strong>r 13. Jahrgangsstufe ....................................................................................... 34<br />
• Diamantenes Abitur ....................................................................................................................... 35<br />
• Einweihung <strong>de</strong>r Kanustation am Glambecker See .....................................................................<br />
• Feierliche Eröffnung <strong>de</strong>r Anlegestation für die Wassersportler<br />
38<br />
• <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum ............................................................................................................ 40<br />
• Einschulung <strong>de</strong>r 7. Klassen ............................................................................................................. 41<br />
• Eine Klassenfahrt ins Schullandheim Steinmühle ....................................................................... 44<br />
• Wie<strong>de</strong>reröffnung <strong>de</strong>s Jugendwaldheims in Steinmühle .............................................................. 46<br />
• Zotzensee ......................................................................................................................................... 48<br />
Aus <strong>de</strong>r Geschichte<br />
• Staatsminister Bossart .....................................................................................................................<br />
• Die äußerlichen Zeichen <strong>de</strong>r Erkenntlichkeit<br />
57<br />
aus <strong>de</strong>m Besitz <strong>de</strong>s Staatsministers Heinrich Bossart ................................................................. 83<br />
• Neuerscheinung zur Regionalgeschichte ...................................................................................... 91<br />
Literarisches<br />
• „Begegnung mit <strong>de</strong>m Frem<strong>de</strong>n“ <strong>–</strong> Schüler reflektieren über eine Studienfahrt ..................... 86<br />
Aus <strong>de</strong>n Vereinen<br />
• Protokoll <strong>de</strong>r Altschülerschaft ....................................................................................................... 93<br />
• Silbernes Abitur ............................................................................................................................... 97<br />
• Nachrufe ........................................................................................................................................... 98<br />
Pressespiegel .................................................................................................................................................. 100<br />
5
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Vorwort<br />
wir hoffen, Sie durch die Schneelandschaft und das Gedicht auf die Weihnachtszeit<br />
einstimmen zu können.<br />
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Ihrer Familie besinnliche Stun<strong>de</strong>n zum Jahreswechsel.<br />
Vielleicht haben Sie Muße in unserem Heft zu blättern.<br />
Bleiben Sie uns für das neue Jahr gewogen.<br />
Ihr Redaktionskollegium<br />
6<br />
Verschneiter Park<br />
Die Welt ist nur ein leichtes<br />
Gerinsel noch von Schnee.<br />
Über die Hügel streicht es<br />
und fällt als weißer Klee.<br />
Kein Vogelleut wird hörbar,<br />
<strong>de</strong>r Wind löst keinen Ast,<br />
als wäre unzerstörbar<br />
die weiße Last.<br />
Hermann Kasack
Aus <strong>de</strong>m Schulleben<br />
Schulentlassungsfeier <strong>de</strong>r Abiturientinnen<br />
und Abiturienten <strong>de</strong>r 12. Jahrgangsstufe<br />
<strong>de</strong>s Jahres <strong>2008</strong><br />
Auszüge aus <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministers<br />
für Bildung, Wissenschaft und Kultur Henry Tesch<br />
Liebe Abiturientinnen und liebe Abiturienten,<br />
liebe Eltern, liebe Großeltern,<br />
verehrte Kolleginnen und Kollegen,<br />
sehr verehrte Gäste,<br />
in wenigen Minuten wer<strong>de</strong>n Sie <strong>–</strong> liebe Abiturientinnen und Abiturienten <strong>–</strong> Ihr Abschluss -<br />
zeugnis <strong>–</strong> Ihr Abiturzeugnis <strong>–</strong> in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n halten. Am heutigen Tag dreht sich alles um Sie.<br />
Und das ist auch richtig so. Wir gratulieren Ihnen auf das Herzlichste zu Ihren erreichten Ergebnissen.<br />
Erlauben Sie mir <strong>de</strong>nnoch, als Erstes einige Worte an Ihre Eltern zu richten.<br />
Liebe Eltern, sicher haben Sie sich bereits umgesehen und wie<strong>de</strong>r einmal festgestellt, dass<br />
sich viele von Ihnen inzwischen tatsächlich kennen. Wenn schon im Laufe <strong>de</strong>r Jahre nicht persönlich,<br />
so doch zumin<strong>de</strong>st vom Sehen. Da war die Aufnahme in <strong>de</strong>r 5. Klasse, vielleicht auch<br />
schon die Zeit davor, gemeinsame Elternaben<strong>de</strong>, einzelne Veranstaltungen in <strong>de</strong>r Schule und<br />
nun die feierliche Zeugnisausgabe.<br />
Und wenn Sie sich noch ein weiteres Mal umschauen, so wer<strong>de</strong>n Sie feststellen, dass wir alle,<br />
Sie, Ihre Nachbarn, meine Kolleginnen und Kollegen und auch ich ein wenig reifer gewor<strong>de</strong>n<br />
sind. Reifer genau um die Jahre, die Ihre, unsere Kin<strong>de</strong>r die Schulbank gedrückt haben. Reifer<br />
um die Erfahrungen, die Sie mit Ihren Kin<strong>de</strong>rn, mit <strong>de</strong>r Schule, insgesamt gemacht haben.<br />
Und wenn Sie sich die jungen Leute so anschauen, die heute bescheinigt bekommen, dass sie<br />
bereits die erste große Prüfung in ihrem Leben, nämlich ihre eigene Reifeprüfung bestan<strong>de</strong>n haben,<br />
dann fragen Sie sich sicher, wo ist nur die Zeit geblieben? Betrachten Sie einfach Ihre Kin<strong>de</strong>r.<br />
Alle Mühen, so manche Anstrengung, vielleicht auch das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Traurigsein, aber<br />
vor allem die Freu<strong>de</strong>, die Sie in all <strong>de</strong>n Jahren miteinan<strong>de</strong>r hatten, all das vereint sich in unseren<br />
jungen Menschen, die heute hier sitzen und zu Recht aufgeregt sind, um gemeinsam das En<strong>de</strong><br />
ihrer Schulzeit zu besiegeln und zu feiern. Lassen Sie Ihre Blicke durch die Reihen <strong>de</strong>r Abiturientinnen<br />
und Abiturienten wan<strong>de</strong>rn.<br />
Es ist ganz offensichtlich, das Tun <strong>de</strong>r vergangenen Jahre hat sich gelohnt. Dass Ihnen das,<br />
liebe Eltern, ganz hervorragend gelungen ist, das kann man, glaube ich, <strong>de</strong>utlich sehen.<br />
7
Und nun zu Ihnen, liebe Abiturientinnen und liebe Abiturienten. Schließlich waren Sie selbst<br />
all die Jahre vor Ort und mit <strong>de</strong>m heutigen Tag lassen Sie (endlich) all das hinter sich, was die<br />
Schule nun einmal charakterisiert. Keine ewig lehren<strong>de</strong>n Lehrer, keine überraschen<strong>de</strong>n Kontrollen,<br />
keine Umzüge in <strong>de</strong>n viel zu kurzen Pausen, kein Büffeln, keine Hausaufgaben! Genießen<br />
Sie mit Recht <strong>de</strong>n kurzen Augenblick, in <strong>de</strong>m Sie das alles beiseite legen können. Mit <strong>de</strong>m Abiturzeugnis<br />
in <strong>de</strong>r Hand, das Ihnen und <strong>de</strong>r Welt dokumentiert, dass Sie eine umfangreiche Allgemeinbildung<br />
Ihr Eigen nennen, wer<strong>de</strong>n Sie bald mit Ihrem theoretischen und praktischen<br />
Wissen in die Welt hinaustreten.<br />
Viele von Ihnen wer<strong>de</strong>n ihre eigenen vier Wän<strong>de</strong> beziehen, in <strong>de</strong>nen die Musik nie leise spielen<br />
muss, wo <strong>de</strong>r Computer <strong>de</strong>n ganzen Tag laufen darf und Feiern nie zu En<strong>de</strong> gehen müssen.<br />
Klingt das gut? Ohne Ihnen diese Vorstellungen auch nur im Geringsten nehmen zu wollen,<br />
möchte ich Ihnen allerdings hier auch sagen, dass es sich bei all <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> wirklich nur um<br />
einen Augenblick han<strong>de</strong>ln wird. Über kurz o<strong>de</strong>r lang wer<strong>de</strong>n Sie einmal mehr feststellen, dass<br />
man <strong>de</strong>n Horizont nie erreicht. So wie sich nach je<strong>de</strong>r Bergkuppe eine neue Landschaft vor<br />
Ihnen ausbreitet, so wer<strong>de</strong>n auch an die Stelle <strong>de</strong>r altbekannten Pflichten viele neue treten.<br />
Den jungen Männern, die ihren Wehrdienst leisten wer<strong>de</strong>n, stellt sich das wohl am offensichtlichsten<br />
dar. Zivildienst und soziales Jahr wer<strong>de</strong>n Sie an<strong>de</strong>re Herausfor<strong>de</strong>rungen erleben<br />
lassen, ebenso für diejenigen, die gleich zum Studium o<strong>de</strong>r in eine Ausbildung gehen.<br />
Sie haben jedoch bewiesen, dass Sie sich beson<strong>de</strong>ren For<strong>de</strong>rungen stellen. Der Gesamtdurchschnitt<br />
von 2,28 beweist dies ein<strong>de</strong>utig. Das war harte Arbeit, Fleiß, Ausdauer und Leistungs -<br />
bereitschaft Ihrerseits. Wir freuen uns über alle Zeugnisse, in <strong>de</strong>nen zum Ausdruck kommt,<br />
dass Sie um Leistungen gekämpft haben. Und wir freuen uns beson<strong>de</strong>rs über die 4 Absolventinnen<br />
und Absolventen, die <strong>de</strong>n Durchschnitt von 1,0 erreicht haben. Die herzlichsten Glückwünsche<br />
möchte ich Ihnen auch von unserem Schulvereinsvorsitzen<strong>de</strong>n, Herrn Jost Reinhold, überbringen.<br />
Er wäre heute sehr gern bei Ihnen gewesen. Der Schulverein hat Sie über die Jahre<br />
durch das schulische und außerschulische Leben begleitet und er ist vielleicht für Sie auch das<br />
Bin<strong>de</strong>glied, wenn Sie nicht mehr Schüler <strong>de</strong>s Carolinums sind. Viele unserer ehemaligen Schülerinnen<br />
und Schüler prägen durch Ihren engen Kontakt das Leben und <strong>de</strong>n Charakter unserer<br />
Schule. Wir erhalten in verschie<strong>de</strong>nster Form Unterstützung und Anregungen. Reihen auch Sie<br />
sich in die Reihen dieser Absolventen ein. Tragen Sie <strong>de</strong>n Gedanken unserer Schule weiter.<br />
Mit <strong>de</strong>m heutigen Datum wer<strong>de</strong>n Sie, liebe Abiturientinnen und liebe Abiturienten, unsere<br />
Schule verlassen. Ihre Lehrerinnen und Lehrer wer<strong>de</strong>n zurückbleiben, Ihnen sozusagen nachwinken.<br />
Ich möchte an dieser Stelle allen Lehrkräften, die diesen Abiturjahrgang begleitet haben,<br />
herzlich danken. Es war Ihren Lehrerinnen und Lehrern Freu<strong>de</strong> und Herausfor<strong>de</strong>rung zugleich,<br />
mit Ihnen zu arbeiten, zu diskutieren, zu erörtern und auch an<strong>de</strong>rer Meinung zu sein. Sie sind<br />
die ersten nach <strong>de</strong>m Jahr 2000, die in Mecklenburg-Vorpommern nun Ihr Reifezeugnis nach 12<br />
Jahren in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n halten. Diese Umstellung ist in einigen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn bereits erfolgt, an<strong>de</strong>re<br />
wer<strong>de</strong>n sich anschließen. Die Bestrebungen gehen zu einem gemeinsamen Abitur mehrerer<br />
Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r. Damit gehören Sie zu <strong>de</strong>n Absolventen, die im sogenannten „Trend“ liegen. Ich<br />
habe mich einmal gefragt, welche ursprüngliche Be<strong>de</strong>utung die Zahl 12 eigentlich hat. Derlei<br />
gibt es eine ganze Reihe, was mir jedoch beson<strong>de</strong>rs ins Auge fiel, war, dass die Zahl Zwölf ein<br />
Symbol <strong>de</strong>r Vollkommenheit verkörpert. 12 Stun<strong>de</strong>n zeigt sich die Sonne an einem Tag, 12<br />
Monate hat ein Kalen<strong>de</strong>rjahr.<br />
Sie selbst haben sich in Ihrem Jahrbuch Gedanken darüber gemacht, welche 12 Vorteile das<br />
12jährige Abitur eigentlich hat. Lassen Sie mich daraus nur einige nennen.<br />
8
Der erste Grund ist: „Man wirkt viel intelligenter, wenn man in 12 Jahren das schafft, wofür<br />
an<strong>de</strong>re 13 brauchen.“ o<strong>de</strong>r „Ein Jahr mehr Zeit für Praktika, Stu<strong>de</strong>ntenparties und sonstige<br />
Selbstfindungsmöglichkeiten.“ o<strong>de</strong>r „Man muss im letzten Semester nicht plötzlich schockiert<br />
feststellen, dass man bereits auf die 30 zugeht.“ Ihr Fazit lautet <strong>de</strong>mzufolge: „12er sind jünger,<br />
zielstrebiger und sehen besser aus.“<br />
Wir, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, sind ebenfalls zu <strong>de</strong>m Ergebnis gekommen, dass<br />
Sie Ihren 13ern in keinster Weise nachstehen. Das hat nicht nur die Organisation und Durchführung<br />
<strong>de</strong>s letzten Schultages gezeigt, <strong>de</strong>r für uns zu einem beson<strong>de</strong>ren Erlebnis wur<strong>de</strong>, und<br />
bei <strong>de</strong>m Sie uns mit vielfältigen Talenten überrascht haben.<br />
Ihr Motto „Calorinum <strong>–</strong> <strong>de</strong>r fetteste Jahrgang aller Zeiten“ steht für uns durchaus für gehaltvoll,<br />
und zwar im Sinne von Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit. Darauf können Sie<br />
mit Recht stolz sein, wir sind es auch.<br />
Lassen Sie mich <strong>de</strong>n heutigen Tag nutzen, um noch einmal zurück zu blicken. In Ihrem Jahrbuch,<br />
in das ich schon einmal einen Blick werfen konnte, heißt es so schön: „Erinnert ihr euch<br />
noch?“ Woran erinnert man sich an so einem Tag? Was fällt zuerst ein? Wer ist in beson<strong>de</strong>rer<br />
Erinnerung geblieben? Da sind zunächst sicher erst einmal Ihre Freun<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>nen Sie gemeinsam<br />
gelernt, mit <strong>de</strong>nen Sie um Kontroll- und Klausurergebnisse gefiebert haben und natürlich<br />
auch die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Party gefeiert haben. Da sind auf je<strong>de</strong>n Fall Ihre Studienfahrten, die<br />
Ihnen einen Einblick in unterschiedlichste Bereiche gegeben haben und vielleicht auch schon<br />
die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Orientierung auf eine Ausbildungs- o<strong>de</strong>r Studienrichtung. Da sind eine<br />
Reihe von Schüleraustauschen, die einen Einblick geben in an<strong>de</strong>re Schulsysteme und Lebensweisen,<br />
durch die man Land und Leute kennenlernt. Da sind Sportwettkämpfe, die Ihren<br />
Kampfgeist geweckt haben und bei <strong>de</strong>nen Sie unser Carolinum würdig vertreten haben. Da ist<br />
<strong>de</strong>r Tanzkurs, mit <strong>de</strong>m Sie sich auch auf <strong>de</strong>n heutigen Tag vorbereitet haben.<br />
Und nicht zuletzt sind da die zahlreichen Unterrichtstage, die hoffentlich nicht nur Lehr- und<br />
Lernstoff vermittelt haben, son<strong>de</strong>rn die auch zum Diskutieren, zum Nach<strong>de</strong>nken angeregt haben.<br />
Ich kann Ihnen auf je<strong>de</strong>n Fall bestätigen, dass es Ihren Lehrerinnen und Lehrern Spaß mit Ihnen<br />
gemacht hat, dass <strong>de</strong>r Unterricht mit Ihnen eine Bereicherung war und dass auch die außerschulischen<br />
Aktivitäten in Erinnerung bleiben wer<strong>de</strong>n. Wenn Sie nun gehen, hinterlassen Sie<br />
eine Lücke, die nicht ohne Weiteres zu schließen ist. Wir wer<strong>de</strong>n Sie in Gedanken auf Ihrem<br />
weiteren Weg begleiten.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n uns immer wie<strong>de</strong>r fragen, was ist aus Ihnen gewor<strong>de</strong>n? Für welche Ausbildung<br />
haben Sie sich entschie<strong>de</strong>n? Welcher Neuanfang liegt vor Ihnen? Was wird die Zukunft Ihnen<br />
bringen? Ich möchte Ihnen folgen<strong>de</strong> Worte von Erich Fried mit auf <strong>de</strong>n Weg geben:<br />
Zurückblickend<br />
Die Zukunft liegt nicht darin,<br />
dass man an sie glaubt,<br />
o<strong>de</strong>r nicht an sie glaubt,<br />
son<strong>de</strong>rn darin,<br />
dass man sie vorbereitet.<br />
Die Vorbereitungen<br />
bestehen nicht darin, dass man<br />
nicht mehr zurückblickt,<br />
son<strong>de</strong>rn darin,<br />
dass man sich zugibt,<br />
was man sieht beim Zurückblicken.<br />
Und mit diesem Bild vor Augen<br />
auch etwas an<strong>de</strong>res tut<br />
als zurückblicken. Erich Fried
Die Vorbereitung Ihrer Zukunft haben Sie mit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> Ihrer schulischen Laufbahn und mit<br />
<strong>de</strong>m Abitur, das Sie heute erhalten, bereits vorgenommen. Wenn Sie aus <strong>de</strong>r heutigen Perspektive<br />
zurückblicken, erscheint Ihnen vielleicht vieles plötzlich einfach und leicht. Und wenn Sie nach<br />
vorn schauen, sind da zunächst vielleicht noch Unsicherheit und auch Zweifel. Da ist aber gewiss<br />
auch Neugier, da sind Mut und Kreativität. Wir wissen, dass Sie diesen vor Ihnen liegen<strong>de</strong>n<br />
Beginn meistern wer<strong>de</strong>n, mit Hilfe <strong>de</strong>r Unterstützung Ihrer Eltern, Ihrer Familie, Ihrer Freun<strong>de</strong>.<br />
Wichtig wird sein, dass Sie sich immer wie<strong>de</strong>r ein Ziel setzen, dass Sie Erfahrungen sammeln<br />
und aus diesen lernen. Denken Sie immer daran: Sie können auch Entscheidungen treffen, die<br />
sich als nicht richtig erweisen. Das gehört beim suchen und Fin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s richtigen Weges dazu.<br />
Schauen Sie zurück auf das, was Sie erreicht haben, blicken Sie nach vorn mit Optimismus und<br />
Energie.<br />
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,<br />
vielleicht ist unser Abschied voneinan<strong>de</strong>r gar kein so ein endgültiger. Vielleicht schon sehen<br />
wir das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Gesicht von Ihnen wie<strong>de</strong>r, zum Beispiel bei unseren schulischen<br />
Höhenpunkten wie <strong>de</strong>m Sommerfest, <strong>de</strong>m Carocktikum o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n beliebten Chorkonzerten.<br />
Unsere Tür steht Ihnen je<strong>de</strong>r Zeit offen.<br />
Im Namen <strong>de</strong>r Lehrerinnen und Lehrer, <strong>de</strong>r Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünsche ich<br />
Ihnen für Ihre Zukunft alles er<strong>de</strong>nklich Gute, viel Glück sowie vor allem beste Gesundheit.<br />
Denken Sie immer daran und dies kann ich Ihnen auch aus eigener Erfahrung sagen:<br />
„Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Weg wird steinig und schwer. Nicht mit vielem<br />
wirst du dir einig sein. Doch dieses Leben bietet so viel mehr …“ (Xavier Naidoo) <strong>–</strong> In diesem<br />
Sinne nochmals alles Gute.<br />
10
Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abiturienten<br />
Karoline Buchner und Jonas Wehling<br />
Doppelabitur <strong>–</strong> unser Unwort <strong>de</strong>s Jahres <strong>2008</strong>!<br />
Gleicher Lehrplan in kürzerer Zeit <strong>–</strong> zwei Leistungskurse wichen 3-mal so vielen Hauptfächern<br />
<strong>–</strong> Wir hatten viel weniger Zeit für viel mehr Hausaufgaben, und nicht zuletzt das Gefühl,<br />
die Versuchskaninchen in einem kontrovers diskutierten Experiment zu sein.<br />
Das Abitur nach zwölf Jahren Schule war für alle Beteiligten eine wahre Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />
Doch wür<strong>de</strong>n wir heute nicht hier stehen, hätten wir diese nicht mit Bravour gemeistert.<br />
Sehr geehrte Abiturientinnen und Abiturienten,<br />
verehrte Lehrerinnen und Lehrer und Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schulleitung,<br />
liebe Eltern, Freun<strong>de</strong> und Verwandte,<br />
werte Gäste,<br />
wir, Karoline Buchner und Jonas Wehling, heißen Sie herzlich zur Abiturzeugnisvergabe <strong>de</strong>r<br />
12. Klassen <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum Neustrelitz willkommen. Um dieses freudige Ereignis<br />
gebührend zu feiern, haben wir alle <strong>de</strong>n Weg hierher gefun<strong>de</strong>n. Doch wir wollen nicht allzu voreilig<br />
sein und die nun hinter uns liegen<strong>de</strong>n Jahre noch einmal Revue passieren lassen.<br />
Zwölf Jahren Rechnen, Lesen und Schreiben auf konstant genialem Niveau ging eine fulminante<br />
Einweihungszeremonie voraus. Die Einschulung war En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s unbeschwerten Kleinkin<strong>de</strong>rdaseins<br />
und Start einer Karriere als wissbegieriger Zwerg in einer unendlich spaßigen Institution<br />
namens „Grundschule“. Doch die Diskrepanz zwischen diesem Traumbild und <strong>de</strong>r Realität<br />
wuchs stetig. Erst als es schon viel zu spät war, begriffen wir Folgen<strong>de</strong>s: Schule ist grausame<br />
Folter. Der Peiniger trägt keine Henkersmaske, son<strong>de</strong>rn zeigt unbeschämt sein wahres Gesicht<br />
und quält seine Opfer mit einem beeindrucken<strong>de</strong>n Sammelsurium hinterhältiger Mittel, von A<br />
wie „Aufgeklärter Absolutismus“ über M wie „Molare Masse“ bis Z wie „Zinseszins“.<br />
Spätestens gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 10. Klasse dämmerte es uns langsam, dass dies noch nicht das<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fahnenstange war und alles noch viel schlimmer kommen sollte. Die Funktion „Motivation<br />
in Abhängigkeit von Zeit“ näherte sich unausweichlich ihrem globalen Minimum. Die<br />
verzweifelten Gefühlsausbrüche <strong>de</strong>s lyrischen Subjekts waren typisch für diese Epoche <strong>de</strong>r Erschöpfung<br />
und Ernüchterung. Die stressspalten<strong>de</strong>n Enzyme stan<strong>de</strong>n kurz vor <strong>de</strong>r irreversiblen<br />
Denaturierung.<br />
Denn wir waren verurteilt dazu, die letzten zwei Schuljahre mit gemischten Gefühlen anzugehen.<br />
Während die 13er in unseren Augen mit maßloser Freizeit gesegnet waren, blieb uns<br />
nichts an<strong>de</strong>res übrig, als zu schuften. Schließlich hatten wir das gleiche Ziel: ABITUR <strong>2008</strong>.<br />
Trotz<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n es, zumin<strong>de</strong>st mit <strong>de</strong>r Zeit, wohl vor allem die positiven Seiten <strong>de</strong>s<br />
Schülerlebens sein, die wir in Erinnerung behalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Viele <strong>de</strong>r geschlossenen Freundschaften währten nur kurz, einige begleiteten uns durch die<br />
gesamte Schulzeit und wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re wer<strong>de</strong>n darüber hinaus, vielleicht sogar ein Leben lang,<br />
11
andauern. Sie halfen und helfen uns, <strong>de</strong>n Kopf nicht hängen zu lassen und <strong>de</strong>n Mut nicht zu verlieren,<br />
sorgten außer<strong>de</strong>m für Abwechslung im grauen Schulalltag. Die Wochenen<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n<br />
zunehmend nicht mehr zu Hause abgesessen, son<strong>de</strong>rn mehr o<strong>de</strong>r weniger spontan mit diversen<br />
Aktivitäten, wie zum Beispiel Parties, Ausflügen und Konzerten, ausgefüllt <strong>–</strong> manchmal mit leistungsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Spätfolgen am Montagmorgen. Dank unserer Freun<strong>de</strong> war die Schulzeit eine<br />
Zeit, die nicht nur aus Schule bestand.<br />
Trotz<strong>de</strong>m stand das Lernen wohl o<strong>de</strong>r übel weit oben auf <strong>de</strong>r Prioritätenliste. Sei es für die<br />
nächste Vokabelkontrolle, die alles entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Matheklausur o<strong>de</strong>r die von so vielen gefürchtete<br />
Abiturprüfung im Hauptfach. Viel zu oft diskutiert und gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>swegen nicht wirklich von<br />
uns geliebt wur<strong>de</strong> das Comment-�ema schlechthin, das, allein <strong>de</strong>r wörtlichen Be<strong>de</strong>utung wegen,<br />
an Wichtigkeit niemals verlieren wird: „Lebenslanges Lernen“ o<strong>de</strong>r <strong>–</strong> globalisiert und supermo<strong>de</strong>rn<br />
ausgedrückt <strong>–</strong> „Lifelong Learning“ avancierte zum unfreiwilligen Running-Gag <strong>de</strong>r<br />
Englischstun<strong>de</strong>n.<br />
Doch in Wirklichkeit hielt das Leben für uns tatsächlich eine Menge Lektionen bereit, die mit<br />
<strong>de</strong>m Kerncurriculum eher wenig zu tun hatten. Wir sind erwachsen gewor<strong>de</strong>n. Wir haben erkannt,<br />
dass ein Schulabschluss, auch wenn es <strong>de</strong>r höchste ist, nieman<strong>de</strong>n vom Lernen befreit.<br />
Umzüge wer<strong>de</strong>n organisiert, Haushaltspläne aufgestellt, Arbeit wird gefun<strong>de</strong>n. Eine selbstständige<br />
Zukunft wird geplant, die uns unbegrenzte Möglichkeiten bietet.<br />
Auf uns allein gestellt wären wir nie so weit gekommen. Natürlich kamen wir mit ihnen nicht<br />
immer auf einen gemeinsamen Nenner, trotz<strong>de</strong>m gaben uns unsere Eltern stets Halt. Halt, <strong>de</strong>r<br />
für uns unentbehrlich war. Halt in Form von moralischem Beistand in kleinen und großen Krisen.<br />
Halt, von <strong>de</strong>m wir uns all zu oft nicht eingestehen wollten, dass wir ihn tatsächlich benötigten.<br />
Danke, liebe Eltern, <strong>de</strong>nn ohne Euch wären wir nicht das, was wir heute sind.<br />
Unser aufrichtiger Dank gilt außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Lehrerinnen und Lehrern. Es wäre kein gesun<strong>de</strong>s<br />
Verhältnis gewesen, hätten sich alle Schüler mit allen Lehrern zu je<strong>de</strong>r Zeit bestens verstan<strong>de</strong>n.<br />
Dennoch sind gera<strong>de</strong> sie es, die uns <strong>de</strong>n Großteil unseres Wissens vermittelt haben. Wissen, das<br />
uns bereichert. Wissen, von <strong>de</strong>m wir uns heute teilweise nicht vorstellen können, wie wir es einmal<br />
gebrauchen wer<strong>de</strong>n. Wissen, das Lücken schließt und Türen öffnet.<br />
Fast schon aus Prinzip wird sich von vielen Seiten aus über die Schule beschwert. Ein inneres<br />
Bedürfnis ist es uns <strong>de</strong>swegen, festzuhalten, welche außergewöhnlichen Möglichkeiten uns gera<strong>de</strong><br />
unsere Schule geboten hat und immer noch bietet. Zahlreiche Projekte erweiterten Horizonte,<br />
ermöglichten außerschulisches Engagement und ließen Freundschaften entstehen, die<br />
auch heute noch über Län<strong>de</strong>rgrenzen hinweg Bestand haben. So reiste - um nur eine Auswahl<br />
zu nennen - eine Delegation von Schülern und Lehrern im Februar 2007 nach Israel, das Ensemble<br />
aus Chor und Instrumentalgruppe unternahm eine Fahrt nach Brüssel und Zeitzeugen kamen<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s Geschichtsunterrichts mit Schülern ins Gespräch. Schulintern wur<strong>de</strong> mit<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Schulprogramms ein großer Schritt in Richtung „Selbstständige Schule“<br />
getan.<br />
Wir schätzen uns glücklich und sind dankbar dafür, einem Gymnasium angehört zu haben,<br />
das so viel Wert auf Bildung abseits <strong>de</strong>s Lehrplans legt.<br />
Zunächst musste aber <strong>de</strong>r reibungslose Ablauf <strong>de</strong>s Schulalltages gewährleistet wer<strong>de</strong>n. Deshalb<br />
dürfen auch Sekretärinnen, Bibliothekarin, Hausmeister, Mensa-Personal und Gebäu<strong>de</strong>reinigungsfachkräfte<br />
nicht unerwähnt bleiben. Auch Ihnen gebührt unser herzlicher Dank.<br />
Es gibt noch eine Gruppe von Menschen, ohne die wir beson<strong>de</strong>rs im vierten und letzten Semester<br />
ziemlich hilflos dagestan<strong>de</strong>n hätten: Die 13er waren maßgebend an <strong>de</strong>r Organisation <strong>de</strong>s<br />
12
letzten Schultages, unserer Abiparty und <strong>de</strong>s Abiballs beteiligt. Uns ohnehin schon vielbeschäftigten<br />
12ern haben sie dadurch eine große Last von <strong>de</strong>n Schultern genommen. Wir müssen uns<br />
also nicht nur für geliehene Tafelwerke und CAS-Rechner, sprich die Verhin<strong>de</strong>rung von Panikattacken<br />
vor <strong>de</strong>r Matheklausur, bedanken, son<strong>de</strong>rn auch für diesen selbstlosen Einsatz von Zeit<br />
und Nerven.<br />
Nun beginnt sie also <strong>–</strong> die selbstständige Zukunft. Nach <strong>de</strong>r Einschulung leitet jetzt die Abiturzeugnisvergabe<br />
einen neuen Lebensabschnitt ein. Hier trennen sich schließlich unsere Wege,<br />
die mit Sicherheit sehr vielfältig verlaufen wer<strong>de</strong>n. Auslandsjahr, Grundwehrdienst, Studium,<br />
Ausbildung, Freiwilliges Soziales Jahr o<strong>de</strong>r Zivildienst <strong>–</strong> egal wohin es uns verschlägt, wir wer<strong>de</strong>n<br />
Erfolg haben o<strong>de</strong>r scheitern, zuversichtlich sein o<strong>de</strong>r zweifeln, Neues willkommen heißen<br />
und Altes verabschie<strong>de</strong>n. Das Interessante an <strong>de</strong>r Zukunft ist ihre Ungewissheit, <strong>de</strong>r wir mit<br />
Mut und Entschlossenheit entgegentreten sollten.<br />
Doppelabitur <strong>–</strong> das Experiment war erfolgreich. Zwölf Jahre sind vergangen, die letzten zwei<br />
viel schneller, als wir es uns zu Beginn vorgestellt hatten.<br />
Lieber Abiturjahrgang <strong>2008</strong>: Jetzt ist es an uns zu experimentieren.<br />
Dankeschön<br />
13
vorn v. l.: Paul Marotz, Anne Piper, Christina Uthmann, Jane Suckstorff, Diana Olbert, Dana Aßmann, Bianca<br />
Schultz, Victoria Nickel, Anne-Cathrin Lüttke, Alexan<strong>de</strong>r Rommel<br />
hinten v.l.: Ben Schulz, Vincent Tirpitz, Max Lubitz, Stefan Kavelmann, Norman Bentzin, Valentin Lunkenheimer,<br />
René Roller, Frau Kollhoff, ver<strong>de</strong>ckt: Hannes Hase<br />
vorn v. l.: Maxim Menschenin, Maria Schnei<strong>de</strong>r, Jonathan Arlt, Gerard Remane, Ina Gennrich,<br />
Wiebke Winkel mann, Tobias Felt<strong>de</strong>n, Benjamin Dzatkowski, Frau Walter<br />
hinten v. l.: Hannes Schulz, Felix Lämmerhirt, Pascal Vonholdt, André Milchewski, Michael Klum, Nico Schüler,<br />
Wilhelm Behnke<br />
14<br />
12/1<br />
Unsere Abiturienten mit ihren Tutoren<br />
12/2
1. Reihe v. l.: Elisabeth Ruthenburg, Karoline Buchner, Anika Eike Benzin, Susanne Wun<strong>de</strong>r, Alexandra<br />
Neumann, Alexandra Stange, Franziska Grün<strong>de</strong>r, Maxi Lee<strong>de</strong>r · 2. Reihe v. l.: Sebastian Drews, Inga Schrö<strong>de</strong>r,<br />
Franziska Dirks, Christin Beese, Rea Kolletzki, Frau Kin<strong>de</strong>rmann · 3. Reihe v. l.: Hannes Siebeling, Alexandra<br />
Löper, Markus Nöske, Marcus Fenger, Ricardo Holz, es fehlt Felix Fechner<br />
12/4<br />
12/3<br />
1. Reihe v. l.: Christine Lembke, Aline Grahn, Desiree Glaser, Nicole Hosak, Maria Ocker, Theresa Menzel, Lisa<br />
Jeziorowski, Frau Jörß · 2. Reihe v. l.: Sabine Richter, Tim Schultze, Stefan Müller, Alexan<strong>de</strong>r Klein, Darina<br />
Kellermann, Sarah Gabriel, Claudia Dahm, Nadine Herzberg · 3. Reihe v. l.: Steven Brennecke, Hagen Schulz,<br />
Karsten Riemer, Trutz-Eckardt Fischer, Erik Schondorff, Felix Henseler<br />
15
12/5<br />
1. Reihe v. l.: Julia Schwen<strong>de</strong>l, Madleen Spann, Lisa Marie Berg, Lisa Krombholz, Franziska Fett, Anja Wendt,<br />
Anne-Christin Schulze, Sophie Poland · 2. Reihe v. l.: Stephan Müller, Diana Heinrich, Willem Raemisch,<br />
Carolin Meißler, Anne-Marie Maaß, Heidi Jansen, Yvonne Päuser, Marie Bud<strong>de</strong>nbohm, Caroline Finke, Frau<br />
Einhorn · 3. Reihe v. l.: Jonas Wehling, Jonas Hartung, Nils-Peter Gerlach, Gerhard Wegner, Christoph Weigt<br />
12/6<br />
1. Reihe v. l.: Vivian Schult, Carmen Bier, Sarah Garling, Kristin Gerloff, Franziska Schütt ·<br />
2. Reihe v. l.: Mariam Winkel, Johanna Manthey, Claudia Hartwig, Sophie Roloff, Saskia Probst, Babette<br />
Tränker, Ulrike Kaube, Frau Heimel · 3. Reihe vv. l.: Julia Seperant, Undine Handorf, Catharina Eberlein,<br />
Annemarie Schmetzke, Stefanie Müller · 4. Reihe v. l.: Mathias Wolff, Tony Brüssow, Dennis Juhnke, Markus<br />
Wilk, Martin Heinrich, Christian Heintz<br />
16
1. Reihe v. l.: Maria Könnecke, Stefanie Hil<strong>de</strong>brandt, Janine Rosenow, Luise Dunkel, Juliane Blohm, Monique<br />
Neubauer, Lisa Prokof, Aireen Wedrat · 2. Reihe v. l.: Anika Pankratz, Annekatrin He<strong>de</strong>r, Caroline Wieczorek,<br />
Karolin Schuz, Anne Hil<strong>de</strong>brandt, Jana Seeboth · 3. Reihe v. l.: Sarha Bähler, Rene Noßmann, Martin Krüger,<br />
Marco Kießling, Benjamin Rolff, Marie-Luise Schrö<strong>de</strong>r, Maria Lange, Frau Koritsch<br />
12/8<br />
12/7<br />
1. Reihe v. l.: Stefanie Grell, Cathleen Schimanski, Lisanne Stäbener, Luise Ruhnau, Andrea Kurzidim, Marlie-<br />
Luise Krüger, Frau Wossidlo · 2. Reihe v. l.: Franziska Werner, Maria Carls, Franziska Timmel, Lisa Jastrzembski,<br />
Diana Nowack · 3. Reihe v. l.: Manuela Rudolph, Ulrike Schaak, Anna-Luise Pietsch, Carolin Woywod,<br />
Marie Nowack, Kristin Jahncke, Anne Kolbatz 4. Reihe v. l.: Claudia Günther, Johannes George, Sebastian<br />
Kaelcke, Toni Kuhne<br />
17
18<br />
Die Stipendiaten <strong>de</strong>r 12. Jahrgangstufe<br />
Jonas Wehling, Karoline Buchner und Maxim Menschenin erhielten im Jahr <strong>2008</strong> das<br />
Stipendium in Höhe von je 1.000 Euro. (v.l.n.r.)<br />
Das Ensemble <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum umrahmte die Veranstaltung musikalisch.
Schulentlassungsfeier <strong>de</strong>r Abiturientinnen<br />
und Abiturienten <strong>de</strong>r 13. Jahrgangsstufe<br />
<strong>de</strong>s Jahres <strong>2008</strong><br />
Auszüge aus <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministers<br />
für Bildung, Wissenschaft und Kultur Henry Tesch<br />
Liebe Abiturientinnen und liebe Abiturienten,<br />
zunächst möchte ich Ihnen, auch im Namen aller Lehrerinnen und Lehrer, auf das Herzlichste<br />
zu einer großartigen Leistung gratulieren. Sie haben <strong>de</strong>n höchsten Schulabschluss erreicht und<br />
können mit Recht stolz auf das von Ihnen Geleistete sein. Nun sind Sie die Absolventen <strong>de</strong>s<br />
Abiturjahrgangs <strong>2008</strong>.<br />
Um mit Ihnen diesen feierlichen Augenblick zu erleben, sind viele Gäste erschienen, die ich<br />
ebenso herzlich begrüßen möchte.<br />
Da sind Ihre Eltern, Großeltern, Geschwister, Verwandten, Freun<strong>de</strong>, die in <strong>de</strong>n letzten Tagen<br />
und Wochen mit Ihnen gefiebert haben, die Daumen gedrückt haben und sich nun mit Ihnen<br />
freuen.<br />
Begrüßen möchte ich ebenso Ihre Lehrerinnen und Lehrer, die mit Ihnen genauso aufgeregt<br />
waren, als es nun darum ging, zu beweisen, was in <strong>de</strong>n durchlaufenen 13 Schuljahren gelehrt<br />
und gelernt wur<strong>de</strong>.<br />
Seien Sie alle herzlich willkommen, um <strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>s „fettesten Jahrgangs aller Zeiten“ zu ehren,<br />
<strong>de</strong>r noch 13 Jahre zur Schule gehen durfte o<strong>de</strong>r vielleicht auch musste?<br />
Nicht umsonst be<strong>de</strong>utet „phat“, aus <strong>de</strong>m Englischen kommend, so viel wie cool und klug und<br />
natürlich vor allem groß. Ihre Klugheit und Ihre Größe spiegeln sich in Ihren erreichten Ergebnissen.<br />
So ein Tag wie heute, <strong>de</strong>r auch be<strong>de</strong>utet, Abschied zu nehmen, ist immer ein entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Anlass, Rückschau zu halten, darüber nachzu<strong>de</strong>nken, was wir gemeinsam erlebt haben. Was hat<br />
uns zu einer Gemeinschaft wer<strong>de</strong>n lassen? An was wer<strong>de</strong>n wir uns gern erinnern?<br />
In Ihrem Schulalltag gab es die verschie<strong>de</strong>nsten Höhepunkte.<br />
Ich <strong>de</strong>nke, Sie alle können sich noch genau <strong>de</strong>n ersten Schultag am Carolinum vorstellen, die<br />
meisten von Ihnen nahmen als Fünftklässler Besitz von einem neu sanierten, gut ausgestatteten<br />
Haus, das beste Möglichkeiten bot, zu lernen und auch Spaß zu haben. Sie haben es in Ihrer<br />
Schullaufbahn auch erlebt, was es be<strong>de</strong>utet, wenn aus mehreren Schulen eine wird, wenn man<br />
sich umgewöhnen muss, wenn es gilt, sich in einer neuen Umgebung und in einer neuen Gemeinschaft<br />
einzugewöhnen.<br />
19
Ich glaube, Sie alle haben diesen Prozess sehr gut gemeistert, Sie haben wichtige Erfahrungen<br />
gemacht, die Ihnen auch in <strong>de</strong>r Zukunft nutzen wer<strong>de</strong>n.<br />
Wir sind Ihnen dankbar, dass Sie zum Erfolg dieses Zusammenwachsens beigetragen haben,<br />
dass das Carolinum zu einer Schule gewor<strong>de</strong>n ist, die weit bekannt und geschätzt ist. Eine Schule<br />
lebt von ihren Schülern, sie prägen das Bild, das nach außen getragen wird.<br />
Mit einem Durchschnitt von 2,25 reihen Sie sich in die Absolventenjahrgänge unseres Carolinums<br />
in hervorragen<strong>de</strong>r Weise ein. Sechs von Ihnen haben <strong>de</strong>n Durchschnitt von 1,0 erreicht.<br />
Zu diesem Ergebnis gratulieren nicht nur wir alle Ihnen auf das Herzlichste. Ich möchte Ihnen<br />
ebenso die besten Wünsche und Grüße unseres Schulvereinsvorsitzen<strong>de</strong>n Herrn Jost Reinhold<br />
überbringen, <strong>de</strong>r heute gern unter Ihnen gewesen wäre. Er ist stolz auf Ihren Abiturjahrgang.<br />
Herr Reinhold und auch ich verbin<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Gedanken <strong>de</strong>s Schulvereins ein Gremium,<br />
das die schulische und die außerschulische Arbeit unseres Carolinums in be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Weise<br />
för<strong>de</strong>rt.<br />
Auch Sie sind mit diesem Verein verbun<strong>de</strong>n und wir wür<strong>de</strong>n uns sehr darüber freuen, wenn<br />
dies auch über die Schulzeit hinaus so bleibt. Sie haben in <strong>de</strong>n letzten Jahren erfahren, dass viele<br />
Absolventinnen und Absolventen immer noch mit unserem Carolinum verbun<strong>de</strong>n sind, dass<br />
auch sie das Leben und <strong>de</strong>r Charakter <strong>de</strong>r Schule mit geprägt haben. Seien auch Sie, liebe Abiturientinnen<br />
und Abiturienten, bereit, uns weiter zu begleiten, bringen Sie uns Ihre I<strong>de</strong>en und<br />
Ihre Unterstützung.<br />
Woran wer<strong>de</strong>n wir uns noch erinnern? Sie haben auf beson<strong>de</strong>re Art und Weise unterschiedlichste<br />
Aktivitäten geprägt, seien diese gesellschaftlicher, künstlerischer, sportlicher o<strong>de</strong>r internationaler<br />
Kultur.<br />
20<br />
Da ist zunächst Ihr letzter Schultag, <strong>de</strong>r noch gar nicht so lange her ist.
Sie haben gemeinsam mit <strong>de</strong>m 12. Jahrgang diesen für Sie so wichtigen Tag vorbereitet und<br />
für uns Lehrerinnen und Lehrer zu einem beson<strong>de</strong>ren Erlebnis wer<strong>de</strong>n ließen. Sie haben uns<br />
eine lustige und aktive Show präsentiert, die uns ganz neue Talente, beson<strong>de</strong>rs unter <strong>de</strong>n Lehrern,<br />
zeigte.<br />
Und Sie haben das Schulhaus sogar mit Blumen geschmückt. Das war für uns schon etwas<br />
Beson<strong>de</strong>res, haben wir in <strong>de</strong>n Vorjahren doch meist an<strong>de</strong>re Überraschungen erlebt.<br />
Erlebt haben Sie während Ihrer Schulzeit eine einmalige Hermann-Hesse-Ausstellung in <strong>de</strong>r<br />
Aula unseres Carolinums. Sie konnten Besitz ergreifen von wun<strong>de</strong>rvollen Aquarellen im Original,<br />
die so noch niemand vorher in Deutschland zu sehen bekommen hat. Sie erhielten Einblicke<br />
in das Leben eines großen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Dichters. Das Beson<strong>de</strong>re dieser Exposition war,<br />
dass auch Schülerinnen und Schüler aus Ihren Reihen sich <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Aufgabe gestellt haben,<br />
durch diese Ausstellung zu führen, nicht nur die eigenen Mitschüler, son<strong>de</strong>rn auch eine breite<br />
Öffentlichkeit - und das Interesse war groß. Damit haben Sie sehr viele wirklich beeindruckt.<br />
Es hat Ihnen einen Zugang zu einer Persönlichkeit gegeben, <strong>de</strong>n Sie so sonst nicht bekommen<br />
hätten. Vielleicht verrate ich Ihnen heute auch noch eine Neuigkeit, wenn ich Ihnen sage,<br />
dass auch Udo Lin<strong>de</strong>nberg ein Verehrer Hermann Hesses ist. Im Jahre 2005 gab er mit seinem<br />
Panikorchester vor <strong>de</strong>m Geburtshaus in Calw ein Konzert und er sagte selbst darüber:<br />
„Es war eine Hommage an einen Wahlverwandten, <strong>de</strong>r mir viel gegeben hat, ein Dank an einen<br />
großen Dichter und Denker, einen Sucher nach <strong>de</strong>m Eigenen, …, <strong>de</strong>r sich nicht hat verbiegen<br />
lassen und seine Mission <strong>–</strong> von <strong>de</strong>r alle gedacht haben, es wäre eine mission impossible (also<br />
eine unmögliche o<strong>de</strong>r nicht erfüllbare Mission) <strong>–</strong> erfolgreich durchzog. Und <strong>de</strong>r mir dadurch<br />
viele Erfahrungen und Impulse auf <strong>de</strong>n eigenen Lebensweg mitgeben konnte.“<br />
Vielleicht <strong>de</strong>nken einige von Ihnen ähnlich wie Udo Lin<strong>de</strong>nberg, sei es nun über Hermann<br />
Hesse, über an<strong>de</strong>re Persönlichkeiten, die Ihnen in Ihrer Schullaufbahn begegnet sind.<br />
Sie alle, liebe Absolventinnen und liebe Absolventen, haben im September <strong>de</strong>s letzten Jahres<br />
die Premiere unserer ersten Internationen Summerschool erleben dürfen, Sie haben Vorlesungen<br />
von be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Personen aus Politik und Geschichte erleben dürfen, Sie haben in Seminaren<br />
viel diskutiert und Neues erfahren.<br />
Wir freuen uns, Ihnen heute mit Ihrem Abiturzeugnis ein Son<strong>de</strong>rheft <strong>de</strong>r Zeitschrift „Carolinum“<br />
überreichen zu können, das Sie an diese Summerschool erinnern wird.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n mir und Ihren Lehrerinnen und Lehrern auch damit in Erinnerung bleiben und<br />
wir haben dadurch viele Grün<strong>de</strong> zu hoffen, dass Sie in Ihrem persönlichen und vor allem gesellschaftlichen<br />
Leben einmal Verantwortung für sich und an<strong>de</strong>re übernehmen wer<strong>de</strong>n, dass Sie<br />
sich einmischen, mitre<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Geben Sie <strong>de</strong>r Ignoranz keine Chance. Das ist mein und unser<br />
aller großer Wunsch.<br />
Liebe Abiturientinnen und liebe Abiturienten,<br />
Sie haben nicht nur viel erreicht bis zum heutigen Tage, Sie sind auch an einem Wen<strong>de</strong>punkt<br />
angekommen. Sie fragen sich: Wo soll es hingehen? Wie geht mein Leben weiter? Welche Ziele<br />
habe ich? Was erwarte ich vom Leben? Was kann ich? Was will ich?<br />
Das alles sind Fragen, die sich nicht so ohne Weiteres beantworten lassen, in <strong>de</strong>nen vielleicht<br />
auch Unsicherheit steckt.<br />
21
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang noch einmal auf Hermann Hesse zurückkommen.<br />
In Ihrem Jahrbuch, das von wirklich außergewöhnlicher Qualität ist, das auch Ihre Kreativität<br />
zeigt und das uns nachhaltig an Sie erinnern wird, haben wir Ihnen bereits Worte <strong>de</strong>s Autors<br />
mit auf <strong>de</strong>n Weg gegeben. Aber was passt besser zu einem Endpunkt, nämlich Ihre schulische<br />
Laufbahn, sowie zu einem damit verbun<strong>de</strong>nen Neubeginn als Hesses „Stufen“:<br />
Wie je<strong>de</strong> Blüte welkt und je<strong>de</strong> Jugend<br />
<strong>de</strong>m Alter weicht, blüht je<strong>de</strong> Lebensstufe,<br />
blüht je<strong>de</strong> Weisheit auch und je<strong>de</strong> Tugend<br />
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.<br />
Es muß das Herz bei je<strong>de</strong>m Lebensrufe<br />
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,<br />
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern<br />
in andre, neue Bindungen zu geben.<br />
Und je<strong>de</strong>m Anfang wohnt ein Zauber inne,<br />
<strong>de</strong>r uns beschützt und <strong>de</strong>r uns hilft, zu leben.<br />
Sie betreten nun eine neue Stufe. Dabei müssen Sie sich entschei<strong>de</strong>n, ob Sie eine Stufe<br />
wählen, auf <strong>de</strong>r sich vor Ihnen schon viele an<strong>de</strong>re befun<strong>de</strong>n haben, o<strong>de</strong>r ob Sie eine völlig neue<br />
wählen. Sollen Sie eine Lehre beginnen? Wollen sie studieren? Eventuell auf einen Studienplatz<br />
warten? Welchen Beruf wollen Sie erlernen - welche Fächer studieren? Erst jobben, Praktika absolvieren,<br />
ein Freiwilliges Jahr machen? Ein Jahr im Ausland verbringen, um sich vielleicht auch<br />
erst einmal klar zu wer<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n weiteren Weg? All diese Fragen haben Sie und Ihre Familien<br />
in <strong>de</strong>r letzten Zeit sehr beschäftigt.<br />
Betritt man eine eigene, eine neue, noch nicht von an<strong>de</strong>ren ausgetretene Stufe, lässt man sich<br />
selbstverständlich auf ein Risiko ein. Kann ich mein Ziel erreichen? Wie beschwerlich wird <strong>de</strong>r<br />
Weg sein? Auch diese Fragen sind völlig normal. <strong>–</strong> Trauen Sie sich etwas zu! Lassen Sie sich<br />
nicht einschüchtern von Zweiflern, von Pessimisten und schlechter Laune. Noch immer öffnet<br />
das Abitur Türen und hält Chancen bereit. Und: In nicht allzu ferner Zukunft wer<strong>de</strong>n wir Sie<br />
alle als gut ausgebil<strong>de</strong>te Fachkräfte und Aka<strong>de</strong>miker dringend brauchen.<br />
Nicht versäumen möchte ich, Ihren Lehrerinnen und Lehrern zu danken, <strong>de</strong>njenigen, mit<br />
<strong>de</strong>nen Sie einen Großteil Ihrer Zeit in <strong>de</strong>n letzten 13 Jahren verbracht haben. Sie haben sich<br />
bemüht, Ihnen entsprechen<strong>de</strong>s Rüstzeug für die nun bevorstehen<strong>de</strong> Ausbildung zu geben. Sie<br />
haben gern mit Ihnen diskutiert, gestritten und auch von Ihnen gelernt.<br />
Ein vertrauensvolles Miteinan<strong>de</strong>r hat sich in all <strong>de</strong>n Jahren entwickelt und gera<strong>de</strong> dies wird<br />
dazu führen, dass wir Sie vermissen wer<strong>de</strong>n. Wir verfolgen Ihren weiteren Weg, wir freuen uns,<br />
wenn Sie mit unserer Schule verbun<strong>de</strong>n bleiben, wenn Sie immer einmal wie<strong>de</strong>r vorbei schauen.<br />
Vielleicht sind Sie zunächst froh, die großen Türen hinter sich zu schließen, aber Sie wer<strong>de</strong>n<br />
doch bald an die Schule zurück <strong>de</strong>nken.<br />
Das haben wir schon durch viele an<strong>de</strong>re Absolventen erfahren. Traditionen wie das Schulfest,<br />
das Carocktikum und die traditionellen Chorkonzerte sowie sportliche Höhepunkte sind an unserer<br />
Schule zu einer beson<strong>de</strong>ren Begegnungsform für unsere Absolventen gewor<strong>de</strong>n. Kommen<br />
Sie auch mit Ihren Familien, Sie sind je<strong>de</strong>r Zeit herzlich eingela<strong>de</strong>n.<br />
22
Sie stehen auf dieser nun neuen Stufe nicht allein. Sie haben Ihre Eltern, Großeltern, Ihre<br />
Familien, die Ihnen <strong>de</strong>n Weg bis zu diesem Punkt geebnet haben. Sie haben Sie in je<strong>de</strong>r nur<br />
möglichen Form unterstützt, haben Ihnen Mut zugesprochen, Sie immer wie<strong>de</strong>r motiviert, mit<br />
Ihnen vielleicht so manches Mal gebangt, Sie auch getröstet und sich vor allem mit Ihnen gefreut.<br />
Glauben Sie mir, liebe Abiturientinnen und liebe Abiturienten, Ihre Familien und Ihre<br />
Freun<strong>de</strong> sind min<strong>de</strong>stens genauso stolz wie Sie. Ich bin sicher, Sie wer<strong>de</strong>n Ihre Angehörigen,<br />
Ihre Freun<strong>de</strong> auch weiterhin an Ihrer Seite haben und von ihnen Unterstützung erfahren. Dafür<br />
gebührt Ihren Familien Dank.<br />
Danken Sie Ihren Nächsten, in <strong>de</strong>m Sie an sie <strong>de</strong>nken. Auch wenn Ihr Weg Sie weiter weg führt,<br />
bleiben Sie mit Ihrem Zuhause verbun<strong>de</strong>n, das ist <strong>de</strong>r schönste Dank. Geben Sie die erfahrene<br />
Liebe und Zuneigung zurück.<br />
Haben Sie I<strong>de</strong>en, spezialisieren Sie sich, haben Sie Mut für neue Wege, treffen Sie mit Vernunft<br />
Entscheidungen, die von Ihnen verlangt wer<strong>de</strong>n. Denken Sie daran, dass es auch dazu gehört,<br />
mal einen Fehler zu machen. Wichtig ist es nur, dass man diesen auch erkennt und sich dazu<br />
bekennt. Daraus kann man lernen. Auch kleine Schritte führen zum Ziel. Sie haben uns in <strong>de</strong>n<br />
vergangenen gemeinsamen Schuljahren gezeigt, was für Sie Leistungsbereitschaft, persönliches<br />
Engagement und Ehrgeiz be<strong>de</strong>uten. Übertragen Sie dies auf Ihre neuen Vorhaben, bleiben Sie<br />
kritisch und bewegen Sie etwas! Wie sagte es Hermann Hesse: „Damit das Mögliche entsteht,<br />
muss immer wie<strong>de</strong>r das Unmögliche versucht wer<strong>de</strong>n.“<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, wünschen Ihnen die Lehrerinnen und Lehrer sowie die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alles er<strong>de</strong>nklich Gute für <strong>de</strong>n nun beginnen<strong>de</strong>n neuen Abschnitt,<br />
möge <strong>de</strong>r Erfolg ebenso Ihr Begleiter sein wie die Gesundheit. Mögen all Ihre Wünsche<br />
und Träume in Erfüllung gehen. „Man muss seinen Traum fin<strong>de</strong>n, dann wird <strong>de</strong>r Weg leicht.“<br />
23
Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abiturienten<br />
Laura Dae<strong>de</strong>low und Ole Tru<strong>de</strong>rung<br />
Laura Dae<strong>de</strong>low:<br />
„Die Schule ist jenes Exil, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Erwachsene<br />
das Kind solange hält, bis es imstan<strong>de</strong> ist<br />
in <strong>de</strong>r Erwachsenenwelt zu leben, ohne zu<br />
stören.“<br />
Das sagte einst Maria Montessori, eine italienische<br />
Ärztin und Pädagogin.<br />
Ole Tru<strong>de</strong>rung:<br />
Wir sind am En<strong>de</strong> unserer Schulzeit angelangt<br />
und müssen lei<strong>de</strong>r feststellen, dass Frau Montessori<br />
nicht wirklich richtig lag, <strong>de</strong>nn schließlich<br />
haben wir <strong>–</strong> <strong>de</strong>r fetteste Jahrgang aller Zeiten<br />
<strong>–</strong> es geschafft an unserem letzten Schultag<br />
<strong>de</strong>n Geräuschpegel <strong>de</strong>r Neustrelitzer Innenstadt<br />
auf geschätzte 1000 De zibel anzuheben.<br />
Sehr geehrte Abiturientinnen und<br />
Abiturienten, Liebe Eltern und Verwandte,<br />
Sehr geehrte Schulleitung und Lehrerschaft, Liebe Freun<strong>de</strong>, Bekannte und Gäste.<br />
Wir heißen Sie herzlich willkommen zur Zeugnisausgabe <strong>de</strong>r 13. Klasse <strong>de</strong>s Abiturjahrgangs<br />
<strong>2008</strong>. Dass wir nicht nur ein lauter son<strong>de</strong>rn auch beson<strong>de</strong>rer Jahrgang sind, war uns spätestens<br />
zu Beginn <strong>de</strong>r Sekundarstufe II klar.<br />
Wir sind die eine Hälfte <strong>de</strong>s Doppeljahrgangs. Dies be<strong>de</strong>utete für uns geteilten Stress und geteiltes<br />
Leid, und damit nur halbes, aber vor allem doppelt so viele lern- und feierfreudige Leute,<br />
doppelter Spaß am letzten Schultag und bei <strong>de</strong>r Abiparty und doppelte Aufregung vor <strong>de</strong>n<br />
Abiturprüfungen.<br />
Mit einer Gesamtschülerzahl von 350 Schülern können wir uns mit <strong>de</strong>m Titel <strong>de</strong>s schülerstärksten<br />
Abiturjahrgangs aller Zeiten schmücken. Und wir 13er haben mit einer stolzen Anzahl<br />
von 184 Schülern zu diesem Rekord beigetragen.<br />
Und nicht umsonst haben wir das Abimotto „Calorinum <strong>–</strong> Der fetteste Jahrgang aller Zeiten“<br />
gewählt. Allerdings wissen wir auch, dass Bildungshunger und Wissensdurst keine Dickmacher<br />
sind.<br />
Und natürlich wären wir nur halb so fett ohne die 12er gewesen und daher ist an dieser Stelle<br />
allen Abiturientinnen und Abiturienten <strong>de</strong>s 12er Jahrgangs ein riesiger Dank auszusprechen,<br />
dass sie bei <strong>de</strong>r Organisation <strong>de</strong>r Abiturevents so tatkräftig mitgearbeitet haben.<br />
Doch heute, liebe Dreizehner, geht es nicht in erster Linie um <strong>de</strong>n Doppeljahrgang. Heute<br />
geht es um uns. Den letzten 13er Jahrgang <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum.<br />
24<br />
Laura Dae<strong>de</strong>low und Ole Tru<strong>de</strong>rung
Im direkten Vergleich mit <strong>de</strong>n zwölften Klassen könnte man uns mit unseren „lächerlichen“<br />
vier Abiturprüfungen und unseren „dürftigen“ zwei Leistungskursen vielleicht als faul o<strong>de</strong>r gar<br />
träge einschätzen. Doch <strong>de</strong>m ist bei weitem nicht so. Wir legten eher Augenmerk auf die Qualität<br />
als auf die Quantität. Bei außerschulischen Aktivitäten zeigten wir uns sehr engagiert und<br />
pflegten soziale Kontakte.<br />
Nach 13 Jahren Schule, 8 Jahren am Gymnasium und 4 Semestern Punkte sammeln ist es nun<br />
endlich soweit. Wir erhalten unser Abiturzeugnis o<strong>de</strong>r unsere allgemeine Hochschulreife. Und gereift<br />
sind wir in <strong>de</strong>n letzten 13 Jahren wie ein guter Wein.<br />
Als freche Früchtchen mit einer überdimensionalen mit Süßigkeiten bela<strong>de</strong>nen Schultüte<br />
gewappnet haben wir vor 13 o<strong>de</strong>r 14 Jahren das erste Mal <strong>de</strong>n gol<strong>de</strong>nen Käfig <strong>de</strong>r Bildung betreten,<br />
<strong>de</strong>n wir bald zu schätzen wussten, und trafen unsere uns noch frem<strong>de</strong>n Mitgefangenen.<br />
Doch nicht nur mit neuen Lei<strong>de</strong>nsgenossen, son<strong>de</strong>rn auch mit neuen und bis dato un<strong>de</strong>nkbar<br />
schweren Herausfor<strong>de</strong>rungen sahen wir uns konfrontiert. Dabei stand uns unser allwissen<strong>de</strong>r<br />
Mentor, namens Lehrer, mit seinen Gehilfen Krei<strong>de</strong> und Rotstift stets best gelaunt zur Seite. Abverlangt<br />
wur<strong>de</strong> uns zuerst das Einmaleins, dann eine uns suspekte Buchstabenfolge namens Alphabet.<br />
Später dann die Endosymbiontenhypothese, die Heisenbergsche Unschärferelation o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
subjuntivo <strong>de</strong>l presente.<br />
Natürlich wuchsen wir auch mit unseren Herausfor<strong>de</strong>rungen und schnell hatten wir dank Tafel -<br />
werk und Wörterbuch <strong>de</strong>n Umgang mit Gleichungen und frem<strong>de</strong>n Sprachen gelernt.<br />
Seit <strong>de</strong>r 5. Klasse sind wir nun unseren gemeinsamen Weg gegangen und die Jahre auf <strong>de</strong>m<br />
Gymnasium waren für die meisten von uns die prägendsten.<br />
Wir haben erlebt, wie es ist zwischen drei Schulgebäu<strong>de</strong>n hin und her zu düsen und wie drei<br />
Gymnasien zum fettesten Gymnasium Mecklenburg Vorpommerns fusionierten. Wir hatten die<br />
Möglichkeit mit neuen Lehrmitteln zu arbeiten und sahen die Ära <strong>de</strong>s Polylux zugrun<strong>de</strong> gehen.<br />
Wir haben außer<strong>de</strong>m erlebt, wie das Internet als Wissensquelle <strong>de</strong>n Schulalltag erleichterte<br />
und wie es sich anfühlt, sich auf einen guten Freund namens Wikipedia verlassen zu können.<br />
Sollte man einem Radiosen<strong>de</strong>r Glauben schenken, so sind wir die schlauste Schule <strong>de</strong>s Nor<strong>de</strong>ns.<br />
Natürlich wur<strong>de</strong>n unter diesem Aspekt auch pädagogisch sehr wertvolle und lehrreiche Projekte<br />
durchgeführt, wie unter an<strong>de</strong>rem das Carocktikum o<strong>de</strong>r 1st International Summer School.<br />
Schulzeit be<strong>de</strong>utete für uns beispielsweise staubtrockenes Ausarbeiten von Vorträgen zum<br />
�ema „Demographische Entwicklung ostafrikanischer Volksstämme“ o<strong>de</strong>r das sich Einprägen<br />
von sinnlosen Fakten über <strong>de</strong>n Stadtstaat Polis im alten Griechenland, aber garantiert auch eine<br />
persönliche Entwicklung für je<strong>de</strong>n von uns.<br />
Diese wur<strong>de</strong> stark von <strong>de</strong>n Menschen beeinflusst, die uns Tag für Tag umgaben. Und heute ist<br />
es an <strong>de</strong>r Zeit all diesen Menschen zu danken.<br />
Da wären zum einen unsere Klassenkamera<strong>de</strong>n, Banknachbarn, Freun<strong>de</strong> und auch erste Liebschaften,<br />
die uns <strong>de</strong>n Schulalltag versüßten.<br />
Auch alle Mitarbeiter <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum seien an dieser Stelle genannt. Natürlich<br />
danken wir <strong>de</strong>n Putzkräften, die uns täglich ein sauberes Schulhaus bescherten, auch wenn wir zu<br />
25
unserer eigen Schan<strong>de</strong> gestehen müssen, dass unser jüngeres Wir dies nicht immer zu schätzen<br />
wusste.<br />
Wir danken <strong>de</strong>n Hausmeistern, die <strong>de</strong>n Campus Carolinum instand hielten, was uns aufgrund<br />
unserer mangeln<strong>de</strong>n praktischen Fähigkeiten selbst wohl kaum möglich gewesen wäre.<br />
Denn die �eorie beherrschen wir, aber die Glühbirne dann auch wirklich zu wechseln könnte<br />
ein Problem darstellen.<br />
Danke an das Mensapersonal für leckere Salamibaguettes und die weltberühmten Nu<strong>de</strong>ln mit<br />
Fleisch.<br />
Auch die Bibliothekarin und die Sekretärinnen, die uns stets hilfsbereit zur Seite stan<strong>de</strong>n, seien<br />
an dieser Stelle erwähnt.<br />
All diese Leute agierten meist unbemerkt im Hintergrund. Ohne sie wäre ein reibungs loser<br />
Schulalltag allerdings nicht möglich gewesen und Zustän<strong>de</strong> wie am letzten Schultag hätten sich<br />
wahrscheinlich durchgesetzt.<br />
Im Gegensatz zu diesen Menschen stan<strong>de</strong>n die Lehrer tagtäglich vor <strong>de</strong>r Klasse und mussten<br />
sich mit Müdigkeit, Lustlosigkeit und Unwissen rumschlagen. Auf Seiten <strong>de</strong>r Schüler, versteht<br />
sich.<br />
Doch dabei waren sie uns oft Beispiel, Orientierungshilfe und Wegweiser.<br />
Sie waren <strong>de</strong>r Wind, nach<strong>de</strong>m sich unser Fähnchen manche Male richten musste und doch erklärten<br />
sie uns die Welt und ermutigten uns zum Selber-Denken .<br />
Ihr Durchhaltevermögen war all die Jahre beispielhaft und ohne sie wäre die Schulzeit doch<br />
nur halb so schön … und vielleicht auch halb so schlimm.<br />
Und auch ein großer Dank gilt <strong>de</strong>m Gymnasium Carolinum als Plattform für unsere Entwicklung,<br />
die durch verschie<strong>de</strong>ne Projekte geprägt wur<strong>de</strong>. Dazu zählen internationale Kontakte nach<br />
Norwegen und Israel, um nur einige zu nennen, viele Sportwettkämpfe, wie zum Beispiel die <strong>de</strong>r<br />
Carolinum Dragons, o<strong>de</strong>r das alljährliche Sommerfest. Wir danken auch <strong>de</strong>r Schulleitung für ihre<br />
Fähigkeit alle ihre Schäfchen beisammen zu halten.<br />
Als beson<strong>de</strong>re Geste unsererseits und um lange Zeit in ihrer Erinnerung zu bleiben, möchten<br />
wir <strong>de</strong>r Schulleitung einen Stein mit <strong>de</strong>m Logo unseres Jahrgangs schenken. Dafür bitten wir<br />
Herrn Müller stellvertretend für die Schule auf die Bühne.<br />
Doch die Menschen, die uns wenn auch unbewusst am meisten beeinflussten, sind unsere Eltern<br />
und unsere Familien, und dies nicht nur während <strong>de</strong>r Schulzeit, son<strong>de</strong>rn unser ganzes Leben lang.<br />
Sie lehrten uns die wirklich wichtigen Dinge im Leben und e<strong>de</strong>l, hilfreich und gut zu sein.<br />
Und auch an dieser Stelle müssen wir gestehen, dass es aufgrund pubertärer Gefühlsausbrüche<br />
und jugendlichem Leichtsinn nicht immer einfach für sie war.<br />
Und gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>swegen haben sie unseren größten Dank verdient.<br />
Und wenn unsere Eltern uns in <strong>de</strong>n letzten zwei Deka<strong>de</strong>n Wurzeln gaben, die uns in unserer<br />
I<strong>de</strong>ntität stärken wer<strong>de</strong>n, so müssen wir jetzt erkennen, dass es an <strong>de</strong>r Zeit ist, uns Flügel zu<br />
geben, die uns in die weite Welt hinaus tragen.<br />
26
Also lassen sie uns nach diesem kleinen Anflug von Nostalgie nun <strong>de</strong>r Zukunft ins Gesicht<br />
schauen. Es mag <strong>de</strong>n Anschein haben, dass die fetten Jahre nun vorbei sind, doch haben wir alle<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>r Welt unser zukünftiges Leben zu gestalten. Es liegt nun an uns all das Gelernte<br />
anzuwen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn das große Ziel <strong>de</strong>r Bildung ist nicht Wissen, son<strong>de</strong>rn Han<strong>de</strong>ln.<br />
Und wie sagte schon Albert Einstein:<br />
„Bildung ist, was übrig bleibt, wenn man alles, was man in <strong>de</strong>r Schule lernte, vergessen hat.“<br />
Aber um uns <strong>de</strong>n Worten von Bildungsminister Henry Tesch und Schulleiter Olaf Müller im<br />
Vorwort unseres Jahrbuchs anzuschließen, wollen wir doch hoffen, dass wir unsere Schule nicht<br />
so schnell vergessen wer<strong>de</strong>n und mit Stolz auf unsere Zeit als Caroliner zurückschauen.<br />
Lieber Abiturjahrgang <strong>2008</strong>, auch wenn sich unsere Wege jetzt trennen, so verbin<strong>de</strong>n uns doch<br />
alle die gemeinsamen Jahre, die wir hier am einzigartigen Gymnasium Carolinum verbracht<br />
haben.<br />
Es haben sich Freundschaften entwickelt, manche sind auseinan<strong>de</strong>r gegangen, aber wir haben<br />
gelernt auf wen wir uns verlassen können und wir haben wahre Freun<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>nen<br />
wir so manchen Abend zusammen saßen.<br />
Ob nun unser engster Freun<strong>de</strong>skreis o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r gesamte Jahrgang, wir hatten immer unseren<br />
Spaß und wer<strong>de</strong>n die gemeinsame Zeit wirklich vermissen.<br />
Schließlich kennen wir uns oft schön länger als dreizehn Jahre und es liegt an uns die Menschen,<br />
die uns wichtig sind, nicht aus <strong>de</strong>n Augen zu verlieren, <strong>de</strong>nn wenn wir wollen, halten die<br />
Freundschaften ein Leben lang.<br />
Wenn man zurückblickt, merkt man doch, wie wir alle zusammengehalten haben und dadurch<br />
auch viele Erlebnisse wie z.B. <strong>de</strong>r letzte Schultag und die Abiparty für uns unvergesslich<br />
bleiben.<br />
Wir, Laura Dae<strong>de</strong>low und Ole Tru<strong>de</strong>rung, bedanken uns für die Ehre, uns im Namen <strong>de</strong>s<br />
Abiturjahrganges <strong>2008</strong> von Ihnen verabschie<strong>de</strong>n zu können und wünschen uns in diesem Sinne<br />
einen unvergesslichen Abend und eine im wahrsten Sinne <strong>de</strong>s Wortes fette Feier.<br />
Vielen Dank<br />
27
1. Reihe v. l.: Josephine Mozarski, Stefanie Tesch, Karoline Glawe, Anna Dzatkowski, Julian Bednarz, Anna<br />
Maria Hübner, Tom Götze, Frau Gentzen · 2. Reihe v. l.: Kirsten Tomszak, Sophie-Theresa Körner, Eva Herin,<br />
Carolin Herse, Anna Kavelmann, Christina Pipereit, Claudia Schöwe · 3. Reihe v. l.: Bodil Rengert, Antonia<br />
Frielinghaus, Doreen Raubold, Katharina Köhler, Anika Pfeifer, Elisa Wehser<br />
28<br />
Unsere Abiturienten mit ihren Tutoren<br />
LK Biologie<br />
1. Reihe v. l.: Laura Komning, Josephin Bienert, Ma<strong>de</strong>leine Soost, Stephanie Urban, Kristina Gierke, Julia Grell<br />
2. Reihe v. l.: Katharina Ebert, Maria Hausmann, Nicole Ziperling, Katharina Fank, Katharina Bonath,<br />
Margarete Hoppe, Franka Berndt, Anne-Kathrin Hummel ·<br />
LK Deutsch
1. Reihe v. l.: Sabine Smentek, Anna Warncke, Annika Schmalenberg, Juliane Sturmhöfel, Tina Schmallowsky,<br />
Grit Loßin · 2. Reihe v. l.: Carolin Jürvitz, Janine Nerlich, Katja Müller, Juliana Schmidt · 3. Reihe v. l.:<br />
Anica Pape, Caroline Liebow, Mandy Schauseil, Hanna Schulze, Kathrin Rupprecht, Maria Löblich ·<br />
4. Reihe v. l.: Frau Strauß, Björn Kahnke, Christian Lehnicke, Torsten Schulz, Henriette Meier<br />
LK Englisch 2<br />
LK Englisch 1<br />
1. Reihe v. l.: Frau Köppen, Carolin Reimann, Marie Skripec, Julia Prochor, Laura Sawadsky, Christin<br />
Lehnicke, Anke Simkowski, Caroline Dinse · 2. Reihe v. l.:Gregor Henseler, Philipp Huchel, André Heldt, Philipp<br />
Minkner, Christian Kandziora, Tim Kahl, Enrico Sann · 3. Reihe v. l.: John Wer<strong>de</strong>rmann, Wolfgang Schwarz,<br />
Leonhard Eisenach, Axel Sonntag, Tobias Kruse, Christian Busse<br />
29
Jonas Steglich, Max Kirsten, Thomas Kollhoff, Sven Specht · 3. Reihe v. l.:Sebastian Weis, Paul<br />
Krüger, David Hagedorn, Erik Hellmuth, [Name auf Wunsch <strong>de</strong>s Schülers entfernt], Hannes<br />
Klockmann · 4. Reihe v. l.: Herr Kollhoff, Richard Schnaidt, Paul Zahrndt, Sebastian Philipp, Max<br />
Alexandrin, Daniel Seperant<br />
2. Reihe v. l.: Herr Rathmann, Christoph Schafranka, Hannes Schiemann, Sebastian <strong>de</strong> Man,<br />
Johannes Krüger
LK Mathematik 1<br />
LK Kunst<br />
1. Reihe v. l.: Maria Milbredt, Kartrin Eckert, Franziska Treptow, Josefine Ewald, Anne Ulbrich, Herr Varsbotter<br />
2. Reihe v. l.: Caroline Kraft, Enia Sperling, Toni Topp, Danny Oestreich · 3. Reihe v.l.: Ole Tru<strong>de</strong>rung,<br />
Caroline Heineking, Berna<strong>de</strong>tt Forberger, Claudia Ullrich, Catleen Ficker, Pauline Gallinat, Stefanie Kaelke,<br />
Carolin Scholz, Antje Buchalski<br />
1. Reihe v. l.: Frau Bentzin, Ulrike Mahnke, Linda Moritz, Juliane Dreyer, Nadine Müller, Anne Schmoldt,<br />
Eve Riester · 2. Reihe v. l.: Hannes Mühlenberg, Christ Schiller, Benjamin Rick, Martin Bergholz, Marco Stein,<br />
Daniel Rausche, Olaf Peters<br />
31
1. Reihe v. l.: Desiree Friedrich, Julia Wernicke, Anne Seperant, Susanne Berndt, Theres Kolletzki · 2. Reihe v. l.:<br />
Anja Cornelius, Jette Zarske, Saskia Weichert, Frau Köppen · 3. Reihe v. l.: Jonas Kuske, Alexan<strong>de</strong>r Vahl,<br />
Felix Wulff, Mathias Peters, Julian Löskow, Carsten Wilck, Tim Schunke<br />
32<br />
LK Mathematik 2<br />
LK Physik<br />
1. Reihe v. l.: Laura Dae<strong>de</strong>low, Frau Dräger, Anne-Kathleen Malchow · 2. Reihe v. l.: Hans-Georg Engler, Felix<br />
Hahn, Toni Postleb, Felix Binkowski, Robert Trenk · 3. Reihe v. l.: Christopher Rosenthal, Stephan Templin,<br />
Christoph Bork, Martin Spiecker · 4. Reihe v. l.: Georg Hey<strong>de</strong>n, Michael Stieglitz
LK Geographie<br />
1. Reihe v. l.: Frau Kort, Ellen Filter, Henrike Köhn, Nicole Hirschberg, Anja Krüger, Annegret Heinz,<br />
Anica Ehlert, Janine Kühn · 2. Reihe v. l.: Thomas Kostack, Christian Knoll, Nick Karberg, Stefan Heruth,<br />
Gunnar Krenth, Florian Willers, Timo Jeworutzki, Thomas Hildbrandt<br />
33
34<br />
Die Stipendiaten <strong>de</strong>r 13. Jahrgangsstufe<br />
Die Übergabe <strong>de</strong>s „Erinnerungs -<br />
steins“ <strong>de</strong>r 13. Jahrgangsstufe<br />
an Schulleiter Olaf Müller.<br />
Laura Dae<strong>de</strong>low, Stefanie Tesch und Marie Skripec erhielten<br />
im Jahr <strong>2008</strong> das Stipendium in Höhe von je 1.000 Euro. (v.l.n.r.)
„Diamantenes Abitur“ <strong>–</strong><br />
einmal Caroliner, immer Caroliner<br />
Bildungsminister Hernry Tesch<br />
überreicht die Erinnerungsurkun<strong>de</strong><br />
an Herrn Teuscher<br />
Die „Diamantenen Abiturienten“ <strong>de</strong>s Jahrganges <strong>2008</strong><br />
Die Altschüler <strong>de</strong>s Jahrganges 1948 nutzten <strong>de</strong>n 27. September<br />
<strong>2008</strong>, um erneut ihr Gymnasium Carolinum zu besuchen.<br />
Da man sich in <strong>de</strong>n vergangenen sechzig Jahren nach<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schulzeit regelmäßig getroffen hatte, fiel die Begrüßung<br />
in einer Herzlichkeit aus, die die enge Verbun<strong>de</strong>nheit<br />
in dieser ehemaligen Klasse zeigte. In Erinnerungsgesprächen<br />
und auch in Gedanken versunken, begab sich die Gruppe in<br />
die Aula, um dort in einer Feierstun<strong>de</strong> ihr „Diamantenes Abitur“<br />
in Empfang zu nehmen.<br />
Wie Schüler es bei ihrer Abiturzeugnisverleihung verspüren,<br />
so war auch hier die Aufregung <strong>de</strong>r Jubilare <strong>de</strong>utlich<br />
wahrzunehmen. Mit guter Laune und kleinen Kommentaren<br />
aus <strong>de</strong>r Schulzeit wur<strong>de</strong> dann durch <strong>de</strong>n Minister für Bildung,<br />
Wissenschaft und Kultur <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern<br />
Herrn Henry Tesch, <strong>de</strong>r auch als stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Schulvereins „Carolinum“ e.V. und beurlaubter<br />
Schulleiter <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum fungiert, je<strong>de</strong>m seine<br />
Urkun<strong>de</strong> zum „Diamantenen Abitur“ überreicht.<br />
35
Frau Ursula Teuscher rief mit ihrer Re<strong>de</strong> zum Rückblick auf die gemeinsame Schulzeit und<br />
die vergangenen Jahre viele Anekdoten ins Gedächtnis zurück, gedachte <strong>de</strong>r Schüler und Lehrer,<br />
die diesen einmaligen Tag nicht mehr erleben durften, und bat die Anwesen<strong>de</strong>n, ihren Blick<br />
stets nach vorn zu richten und ein tiefes Vertrauen in sich selbst zu haben.<br />
Frau Teuscher übergibt die Urkun<strong>de</strong>n<br />
an Herrn Tesch.<br />
36<br />
Ge<strong>de</strong>nkmedaille zum<br />
„Diamantenen Abitur<br />
<strong>2008</strong>“<br />
Für die Schulchronik übergab sie an Herrn<br />
Tesch Urkun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Schulzeit dieser Klasse.<br />
Als beson<strong>de</strong>re Erinnerung wur<strong>de</strong> eine Ge<strong>de</strong>nkmedaille<br />
erstellt, die die Initialen <strong>de</strong>r „Diamantenen<br />
Abiturienten“ trägt. Jost Reinhold,<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Schulvereins „Carolinum“ e.V.,<br />
übergab je<strong>de</strong>m eine dieser Prägungen.<br />
Nach <strong>de</strong>m Festakt in <strong>de</strong>r Aula begaben sich<br />
die Altschüler zum Ufer <strong>de</strong>s Glambecker Sees,<br />
um bei <strong>de</strong>r Einweihung <strong>de</strong>s neuen Kanustegs,<br />
<strong>de</strong>s ersten Teils <strong>de</strong>r schuleigenen Wassersportanlage,<br />
dabei zu sein.<br />
Herr Jost Reinhold vor <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkmedaillen.
Mit einer Schere in <strong>de</strong>r<br />
Hand ließ es sich keiner <strong>de</strong>r<br />
Altcaroliner nehmen, selbst<br />
das vor <strong>de</strong>n Steg gespannte<br />
blaue Band durchzuschnei<strong>de</strong>n.<br />
Als Erinnerung an diesen<br />
Augenblick bewahrte je<strong>de</strong>r<br />
sein abgeschnittenes<br />
Stück <strong>de</strong>r Schleife auf.<br />
In einer gemütlichen Run<strong>de</strong> im Vorraum <strong>de</strong>r Aula klang die festliche Übergabe <strong>de</strong>s „Diamantenen<br />
Abiturs“ aus.<br />
Hei<strong>de</strong>marie Awe, Gymnasium Carolinum<br />
Die Gruppe <strong>de</strong>r Altcaroliner<br />
schnei<strong>de</strong>t mit Bildungsminister<br />
Henry Tesch und Schulvereinsvorsitzen<strong>de</strong>m<br />
Jost Reinhold das blaue<br />
Band durch.<br />
37
Das Gymnasium Carolinum besitzt mit <strong>de</strong>m großzügigen und sehr mo<strong>de</strong>rn ausgestatteten<br />
Gebäu<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Schullage im Zentrum von Neustrelitz sehr gute Voraussetzungen für eine optimale<br />
Ausbildung <strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler in Anlehnung an die Stiftungsurkun<strong>de</strong> „Der<br />
sittlichen und wissenschaftlichen Bildung <strong>de</strong>r Jugend“ (Carl, Herzog zu Mecklenburg im Jahre<br />
1806) im Sinne einer humanistischen Ausbildung. Die Nähe zum Glambecker See bietet i<strong>de</strong>ale<br />
Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Wasserport. Bisher mussten die Schüler jahrelang <strong>de</strong>n langen Weg<br />
zum Zierker See in Kauf nehmen, um in ihren Kanus bzw. Drachenbooten zu trainieren.<br />
In diesem Jahr konnte dank <strong>de</strong>r finanziellen Unterstützung <strong>de</strong>s Schulvereins „Carolinum“ e.V.<br />
<strong>de</strong>r Bau einer eigenen Kanuanlage am Glambecker See in Angriff genommen wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r<br />
Planung gab es schon viele Beson<strong>de</strong>rheiten zu berücksichtigen, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Steg sowie das dazugehörigeKanulager<br />
sollen sich gut<br />
in die Umgebung<br />
einglie<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>n<br />
Umweltaspekten gerecht<br />
wer<strong>de</strong>n und<br />
funktional ein Optimum<br />
erreichen.<br />
38<br />
Wasserträume wer<strong>de</strong>n wahr<br />
Der neue Kanusteg<br />
<strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum<br />
Wassersportler <strong>de</strong>s<br />
Gymnasium Carolinum<br />
auf <strong>de</strong>m Glambecker<br />
See
Schulvereinsvorsitzen<strong>de</strong>r Jost Reinhold und Bildungsminister<br />
Henry Tesch mit <strong>de</strong>m Drachenbootteam <strong>de</strong>s Gymnasium<br />
Carolinum<br />
Das Drachenbootteam <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum mit<br />
Herrn Jost Reinhold und Herrn Henry Tesch auf <strong>de</strong>m neuen Steg<br />
Mit Beginn <strong>de</strong>r Bauarbeiten En<strong>de</strong><br />
Som mer <strong>2008</strong> sollten die Träume <strong>de</strong>r<br />
Wassersportler <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum<br />
endlich in Erfüllung gehen.<br />
Am 27. September <strong>2008</strong> konnten<br />
sie ihren Kanusteg am Glambecker<br />
See das erste Mal nutzen. In Anwesenheit<br />
<strong>de</strong>s Ministers für Bildung,<br />
Wissenschaft und Kultur <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
Mecklenburg <strong>–</strong> Vorpommern Herrn<br />
Henry Tesch, <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Schulvereins „Carolinum“ e.V. Herrn<br />
Jost Reinhold, <strong>de</strong>s Bürgermeisters <strong>de</strong>r<br />
Stadt Neustrelitz Herrn Andreas<br />
Grund und Altcarolinern erfolgte die<br />
feierliche Einweihung.<br />
Jost Reinhold, <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Schulvereins „Carolinum“ e.V., nutzte<br />
die Gelegenheit, um aktiv im Drachenboot<br />
<strong>de</strong>r Schüler mitzufahren.<br />
Hei<strong>de</strong>marie Awe,<br />
Gymnasium Carolinum<br />
39
Feierliche Eröffnung<br />
<strong>de</strong>r Anlegestation für die Wassersportler<br />
<strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum<br />
Das Kanulager mit Steganlage und Zugang zum Sportplatz wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Vorstand <strong>de</strong>s<br />
Schulvereins „Carolinum“ e.V. seiner Bestimmung übergeben. Dafür wur<strong>de</strong> eine bis jetzt ein -<br />
malige Investition von 100.00 Euro durch <strong>de</strong>n Schulverein „Carolinum“ e.V. zur Verfügung gestellt.<br />
Die Möglichkeiten für <strong>de</strong>n Sport verbessern sich mit diesem Projekt, das zu Beginn <strong>de</strong>s<br />
Schuljahres auf die Initiative von Jost Reinhold gestartet wur<strong>de</strong>, erheblich. Das Sportgelän<strong>de</strong><br />
wur<strong>de</strong> damit komplett.<br />
40<br />
Vorstand und Mitglie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Schulvereins „Carolinum“<br />
e.V. auf <strong>de</strong>r neuen<br />
Steganlage.<br />
Die Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r<br />
Dr. Eberhard Voß, Ulrich Messner,<br />
Andrea Binkarski und<br />
Minister Henry Tesch (v.l.n.r.)<br />
bei <strong>de</strong>r Einweihung <strong>de</strong>r<br />
Kanustation.
Einschulung <strong>de</strong>r 7. Klassen<br />
Am 1. September <strong>2008</strong> wur<strong>de</strong>n 113 Schülerinnen und Schüler in vier 7. Klassen am Gymnasium<br />
Carolinum eingeschult. Stellvertretend für viele von ihnen schil<strong>de</strong>rt Justus Klein aus <strong>de</strong>r<br />
Klasse 7/4 seine Eindrücke vom ersten Schultag:<br />
Die Aula <strong>de</strong>s Carolinums füllte sich langsam. Überall saßen Schüler, die ich irgendwo schon<br />
einmal gesehen habe, an<strong>de</strong>re waren mir unbekannt. Mit klopfen<strong>de</strong>m Herzen ging ich <strong>de</strong>n großen<br />
Gang entlang <strong>–</strong> vorbei an Eltern, bis ich zu meiner Klasse kam. Das scheinbar leise Getuschel<br />
dröhnte wie ein Düsenjet in meinen Ohren. Im Saal wur<strong>de</strong> es ruhiger und ruhiger. Die letzten<br />
Leute gingen noch herum, bis es dann ganz leise war. Meine Aufregung steigerte sich, als Herr<br />
Müller ans Rednerpult stieg. Nach seiner und <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> vom Bildungsminister Herrn Tesch sowie<br />
<strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>r Klassenleiter hieß es dann, von je<strong>de</strong>r Klasse sollte ein Schüler nach vorne<br />
kommen. Mir gingen Gedanken durch <strong>de</strong>n Kopf wie: Oh nein, hoffentlich muss ich nicht<br />
nach vorne! Mein Herz klopfte immer schneller, bis alles zu spät war und ich aufgerufen wur<strong>de</strong>.<br />
Nach einem Hän<strong>de</strong>druck von Herrn Müller und Herrn Tesch sowie <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r Schul -<br />
tüten machte <strong>de</strong>r Oberfotograf Herr Löskow noch eine Großaufnahme. Kurze Zeit danach ging<br />
das Gewusel wie<strong>de</strong>r los. Die ruhiger gewor<strong>de</strong>nen Gespräche <strong>de</strong>r Schüler erfüllten die Aula.<br />
Nur einen Moment später waren alle Klassen verschwun<strong>de</strong>n und das Schulleben konnte beginnen.<br />
7/1<br />
1. Reihe v.l.: Nils Kriewall, Nico Nisse, Paul Drews · 2. Reihe v.l.:Ronja Panitzke, Lina Itner, Lizanne<br />
Raemisch, Stefan Horschig, Lina Westphal, Mareike Hil<strong>de</strong>brandt, Maximilian Warncke · 3. Reihe v.l.:Tillman<br />
Böhme, Philip Lü<strong>de</strong>rt, Sandy Schreyer, Victoria Schelle, Johannes Rick, Eric Deicken, Meike Engel,<br />
Frau Schnei<strong>de</strong>r 4. Reihe v.l.:Christian Scha<strong>de</strong>, Jan Philipp, Jana Martysiuk, Christiane Hunger, Anna Kaschke,<br />
Frie<strong>de</strong>rike Lindner, Tobias Werner, Melanie Mundt<br />
41
1. Reihe v.l.: Luisa Wer<strong>de</strong>rmann, Katharina Wiegert, Jana Bahlke, Elisa-Sophia Krüger, Anne Petzelt,<br />
Johanna Kajewski, Lisa Rosenthal · 2. Reihe v.l.: Willi George, Leon Matthias, Schubert, Richard Osterberg,<br />
Dennis Ahrndt, Irma Heinig, Erik André Griebel, Hannes Binkowski, Anton Harlos, Frau Simon<br />
3. Reihe v.l.: Justus Klein, Andrew Gladow, Roxana Maria Jeney, Marie Bellmann, Franziska Kollhoff,<br />
Philip Plambeck, Franz Wilfarth,Johann Kaminski, Paul Kaiser, Cosmo Baganz<br />
1. Reihe v.l.: Paul Wildt, Willem Steinberg, Eric Jahnke, Arvid Kiel · 2. Reihe v.l.: Christina Wilk, Jorin<strong>de</strong> Klara<br />
Gluth, Franziska Giesel, Susanne Arndt, Kimberly Herzog, Sophie Anschütz, Carolin Meißner 3. Reihe v.l.:<br />
Frau Kin<strong>de</strong>rmann, Louisa Dietze, Lisa Baumann, Paulina Schulz, Lilian Vater, Marie Dzatkowski, Josephin Lorenz,<br />
Paulina Pollex, Herr Varsbotter · 4. Reihe v.l.:Julia Schnei<strong>de</strong>r, Steven Kley, Tina Rechlin, Christin Peterlik,<br />
Christoph Kurzweil, Silvana Weimann, Marlen Pankratz, Naila Falkenberg, Sarah Baumann, Laura Baldauf<br />
42<br />
7/2<br />
7/3
7/4<br />
1. Reihe v.l.: Robert Anker, Philipp Ewald, Hannes Nowotny, Tom Habedank, Hans-Lukas Herse<br />
2. Reihe v.l.: Isabel Menke, Lisa Müller, Elisa Hinterschuster, Caroline Petersen, Laura Hansen,Jan Schulz,<br />
Katrin Pockrandt · 3. Reihe v.l.: Herr Beesk, Cindy Krüger, Jenny Rietz, Medina Dizdarevic, Katharina Göres,<br />
Angelina Ossipow, Anne Bartz, Theresa Raemisch, Frau Strauß · 4. Reihe v.l.: Mari Akazawa, Anne Worm,<br />
Paul Rakow, Felix Thamm, Philipp Heyn, Maxi von Poblotzki, Martin Ely, Paul Ahrndt, Anna-Lena Weiß<br />
43
Eine Klassenfahrt<br />
ins Schullandheim Steinmühle<br />
Zum Beginn <strong>de</strong>s Schuljahrs <strong>2008</strong>/09 fand die Klassenfahrt <strong>de</strong>r Klasse 7/4 vom 22.09. bis<br />
26.09.<strong>2008</strong> statt. Wir trafen uns am Montag in <strong>de</strong>r Schule, <strong>de</strong>m Gymnasium Carolinum,um mit<br />
<strong>de</strong>m Bus zu unserem Ziel zu fahren. Die Fahrt dauerte knapp 20 Minuten. Um tatsächlich in unserer<br />
Unterkunft anzukommen, mussten wir von Bergfeld noch eine halbe Stun<strong>de</strong> laufen. Bei<br />
<strong>de</strong>r Ankunft beschäftigte die Schülerinnen und Schüler vor allem die Frage, wer mit wem in einem<br />
Zimmer schläft. Die Unterkünfte waren alle neu, hell und einla<strong>de</strong>nd. Auch unsere Betten<br />
waren sehr weich. Die meisten Zimmer waren für drei bis vier Leute. Doch das Beste war das<br />
Zimmer für sechs Personen. In diesem Zimmer kam man sich vor wie in einer Halle. Auch das<br />
neue Heizsystem und die Duschen waren neu. Um in <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> Wärme und warmes<br />
Schüler <strong>de</strong>r 7. Klasse bei <strong>de</strong>r Projektarbeit<br />
44<br />
Im Bettenhaus
Wasser zu erzeugen, wer<strong>de</strong>n erneuerbare<br />
Energien genutzt. Nämlich durch einen<br />
Holzofen und Solarernergie. Dies ist sehr<br />
umweltfreundlich. Bei diesem Projekt halfen<br />
Schüler <strong>de</strong>s Carolinums kräftig mit.<br />
Am nächsten Tag sollte eine Wan<strong>de</strong>rung<br />
stattfin<strong>de</strong>n, da es aber stark regnete,<br />
blieben wir im Schullandheim und lernten<br />
im Vortragssaal, wie auch in unserer Gegend<br />
Urwald entstehen kann. Überraschend<br />
war für viele von uns, dass es dazu<br />
keines tropischen Klimas bedarf.<br />
Jugendwaldheim Steinmühle<br />
Am Nachmittag hörte <strong>de</strong>r Regen auf<br />
und wir gingen Wildäpfel pflücken, um sie<br />
am nächsten Tag zu mosten. Gegen 22 Uhr war Nachtruhe geplant, aber die Betonung liegt hier<br />
auf „geplant“.<br />
Am dritten Tag stand eine Wan<strong>de</strong>rung zum Thema „Leben im Unterholz“ an. Wir untersuchten<br />
zusammen mit Kerstin, <strong>de</strong>r Biologin <strong>de</strong>s Müritz-Nationalparks, wie aus Blättern und an<strong>de</strong>ren<br />
Pflanzenteilen Waldbo<strong>de</strong>n entsteht und welche Formen von Leben man darin ent<strong>de</strong>cken kann.<br />
Dazu suchten wir mit einer so genannten Becherlupe unter Steinen und Holzstücken nach Kleintieren,<br />
die mit ihrem Stoffwechsel zur Zersetzung <strong>de</strong>r Pflanzenteile beitragen. Am Nachmittag<br />
fuhren jene Kin<strong>de</strong>r, die geholfen hatten, die Äpfel zu pflücken, zur Mosterei. Sie kamen mit etwa<br />
70 Flaschen Apfelsaft zurück ins Schullandheim. Während die einen <strong>de</strong>n Most holten, bemalten<br />
die an<strong>de</strong>ren Gardinen mit Pflanzen- und Tiermotiven, pflanzten Sträucher und schnitzten Spielzeugschwerter<br />
aus <strong>de</strong>m Holz <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s. Am Abend fand die Nachtwan<strong>de</strong>rung statt. Wir gingen<br />
in zwei Gruppen zu je zwölf Kin<strong>de</strong>rn durch <strong>de</strong>n Serrahner Forst. Als wir starteten, dämmerte es<br />
bereits. Anhand von kleinen Spielen lernten wir die Geschöpfe <strong>de</strong>r Nacht kennen.<br />
Auch am Vormittag <strong>de</strong>s vierten Tages wan<strong>de</strong>rten wir durch <strong>de</strong>n Wald. Diesmal wollten wir<br />
uns mit <strong>de</strong>m Thema „Tierspuren“ genauer auseinan<strong>de</strong>rsetzen. Wir fertigten Gipsabdrücke verschie<strong>de</strong>ner<br />
Tierspuren an. Es ließen sich die Hinterlassenschaften von Waschbären, Damwild<br />
und Rotwild unterschei<strong>de</strong>n. Am Nachmittag stand die Vorbereitung <strong>de</strong>s Höhepunkts <strong>de</strong>r Klassenfahrt,<br />
<strong>de</strong>s „Essensfestes“, auf <strong>de</strong>m Programm. Bei diesem Fest sollten sich mehrere Schülerinnen<br />
und Schüler zusammenfin<strong>de</strong>n und anhand von Nahrungsmitteln darstellen, was sie in <strong>de</strong>r<br />
Woche alles gelernt und was ihnen am besten gefallen hatte. Eine Gruppe beschäftigte sich mit<br />
<strong>de</strong>r Dekoration aus Naturmaterialien. Nach<br />
<strong>de</strong>m Aben<strong>de</strong>ssen gab es zu je<strong>de</strong>m gruppenweise<br />
hergestellten Gericht eine Präsentation. Beispielsweise<br />
gab es ein Wettessen zwischen<br />
Mädchen und Jungen bei <strong>de</strong>m Brennnesseln,<br />
Löwenzahn, mit Pfeffer reichlich gewürzte Pilze,<br />
Mehl, kalte Bratwurst und eine Zwiebel auf<br />
<strong>de</strong>m Speiseplan stan<strong>de</strong>n. Alle waren <strong>de</strong>r Meinung,<br />
dass dies ein gelungener Abschluss <strong>de</strong>r<br />
gesamten Klassenfahrt war.<br />
Bildunterschrift<br />
Am Freitag fuhren wir, so wie wir gekommen<br />
waren, mit <strong>de</strong>m Bus wie<strong>de</strong>r nach Neustrelitz.<br />
Irma Heinig Klasse 7/4<br />
45
46<br />
Die Wie<strong>de</strong>reröffnung <strong>de</strong>s Jugendwaldheims<br />
Steinmühle nach Restaurierung<br />
2 Bildunterschriften ????????<br />
Das Gymnasium Carolinum ist seit 1999 Nationalpark-Patenschule. Die Schüler besuchen<br />
seit Jahren das Jugendwaldheim Stein mühle, um hier eine enge Verbun<strong>de</strong>nheit zum Lernort „Natur“<br />
zu entwickeln und spezifische Umweltprojekte zu bearbeiten.<br />
Die Projektgruppe „Regenerative Energie“ unserer Schule beschäftigte sich mit <strong>de</strong>r bevorstehen<strong>de</strong>n<br />
Sanierung <strong>de</strong>s Jugendwaldheims und entwickelte ein Umbaukonzept mit <strong>de</strong>m Titel „Die<br />
umweltgerechte Rekonstruktion <strong>de</strong>s Jugendwaldheims Steinmühle“, dass ihre I<strong>de</strong>en berücksich-
tigte. Mit diesem Entwurf erhielt das Team 2004 einen Preis beim Bun<strong>de</strong>sumweltwettbewerb<br />
und wur<strong>de</strong> zum Bun<strong>de</strong>ssieger im Wettbewerb “Jugend mit unendlicher Energie”. Für die erfolgreiche<br />
Umsetzung ihrer I<strong>de</strong>en wur<strong>de</strong>n die Schüler <strong>2008</strong> mit <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rpreis im Bun<strong>de</strong>sUmweltWettbewerb<br />
II 2007/<strong>2008</strong> ausgezeichnet.<br />
Prominente Gäste anlässlich <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>s Jugendwaldheim Steinmühle: (v.l.n.r.) Herr Minister für Landwirtschaft,<br />
Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus, Herr Jost Reinhold, Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r gleichnamigen Stiftung<br />
und Haupt sponsor und <strong>de</strong>r Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Herr Henry Tesch.<br />
Am 28. September <strong>2008</strong> wur<strong>de</strong> das Jugendwaldheim Steinmühle, das auf eine jahrelange Geschichte<br />
als Begegnungsstätte zurückblicken kann, nach seiner umfangreichen Restaurierung in<br />
Anwesenheit <strong>de</strong>s Ministers für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus,<br />
<strong>de</strong>s Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur Henry Tesch und Herrn Jost Reinhold,<br />
Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Jost-Reinhold-Stiftung und Hauptsponsor, wie<strong>de</strong>reröffnet.<br />
Alle Schüler <strong>de</strong>r 7. Klassen <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum konnten bereits fünf arbeitsreiche und<br />
erholsame Projekttage dort verbringen und haben ihre Eindrücke in eigenen Arbeiten geschil<strong>de</strong>rt.<br />
Hei<strong>de</strong>marie Awe,<br />
Gymnasium Carolinum<br />
47
48<br />
Projekte<br />
Fotomonitoring Zotzenseenie<strong>de</strong>rung<br />
ein Beitrag zum wissenschaftlichen Kolloquium<br />
<strong>de</strong>r Müritz-Nationalparkwoche <strong>2008</strong><br />
Am 18. September <strong>2008</strong> trafen sich Vertreter von Hoch- und Fachschulen, Mitar beiter von<br />
Einrichtungen <strong>de</strong>s Umweltschutzes, ehrenamtliche Umweltschützer und eine Delegation vom<br />
Gymnasium Carolinum im Schloss Hohenzieritz, Sitz <strong>de</strong>s Nationalparkamtes Müritz zu einem<br />
wissenschaftlichen Kolloquium zum �ema:<br />
Das EU-Life-Projekt zur Moorrenaturierung in <strong>de</strong>r Zotzenseenie<strong>de</strong>rung<br />
Eine Bilanz nach fünf Jahren<br />
Standort nördlich <strong>de</strong>s Krutzsees<br />
In <strong>de</strong>r Tagungseinladung <strong>de</strong>s Nationalparkamtes heißt es:<br />
„Die Wie<strong>de</strong>rherstellung weitgehend naturnaher hydrologischer Verhält nisse ist eines <strong>de</strong>r wesentlichen<br />
Entwicklungsziele für <strong>de</strong>n Müritz- Nationalpark. Die Wasserrückhaltung in <strong>de</strong>r Landschaft<br />
gewinnt aufgrund <strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls in unserer von Seen und Mooren geprägten Region<br />
beson<strong>de</strong>rs an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Die Wie<strong>de</strong>rvernässung <strong>de</strong>r Moore im Einzugsgebiet <strong>de</strong>s Zotzensses sowie die<br />
Reaktivierung <strong>de</strong>s alten Havelbaches wur<strong>de</strong> zwischen 1998 bis 2003 geplant und<br />
entsprechend <strong>de</strong>n wasserrechtlichen Vorgaben umgesetzt. Das von <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Union kofinanzierte EU-LIFE-Projekt „Moore und Große Rohrdommel an<br />
<strong>de</strong>r oberen Havel“ war eines unserer größten und aufwendigsten Renaturierungsvorhaben.<br />
Fünf Jahre nach <strong>de</strong>r Umsetzung wollen wir <strong>de</strong>r Frage nachgehen, wie sich das<br />
Projektgebiet entwickelt hat.“
v.l.n.r.: Dr. Detlef Stietzel, Max Schmidt, Philipp Möller und weitere Teilnehmer <strong>de</strong>s Kolloquiums (2.v.r.:Ulrich<br />
Messner, Amtsleiter <strong>de</strong>s Nationalparkamtes Müritz)<br />
Fünf Jahre in <strong>de</strong>r Natur ist, zumin<strong>de</strong>st bezogen auf das obige Gebiet, ein kleiner Zeit raum, in<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung von Schülern und Schule ist es ein vergleichsweise großer Zeitraum.<br />
Das Gymnasium Carolinum ist als Nationalparkpatenschule sowohl als beteilig ter Partner als<br />
auch Entwickler verschie<strong>de</strong>ner Projekte <strong>de</strong>s Müritz-Nationalpar kes tätig (Veröffent lichungen<br />
sind hierzu auch in dieser Zeit schrift nachzulesen).<br />
Anliegen unserer Präsentation auf <strong>de</strong>r Konferenz war es, unsere Ergebnisse im Bereich Umweltbildung,<br />
bezogen auf das EU-LIFE-Projekt in Beziehung zur Gesamtheit schulischer Bildung<br />
und Erziehung, darzustellen.<br />
Welche Entwicklungsetappen<br />
hat unser schulisches Langzeitprojekt bisher durchlaufen?<br />
Bereits in <strong>de</strong>r Anfangsphase dieses Projektes wur<strong>de</strong> eine Schülergruppe unter Leitung <strong>de</strong>s damalig<br />
stellv. Schulleiters, Herrn Müller (jetzt amt. Schulleiter), im Rahmen <strong>de</strong>s Biologieunterrichtes<br />
aktiv.<br />
2001/2003 wur<strong>de</strong>n zur Flora <strong>de</strong>s Projektgebietes Herbarien angefertigt, Bo<strong>de</strong>nuntersuchungen<br />
durchgeführt und ein Mo<strong>de</strong>ll zur Erfassung <strong>de</strong>r Ausgangssituation in <strong>de</strong>r Zotzenseenie<strong>de</strong>rung<br />
zwischen <strong>de</strong>n Orten Granzin und Babke hergestellt. Die Ergebnisse <strong>de</strong>s Jahres 2003 wur<strong>de</strong>n<br />
auf <strong>de</strong>m Greenday in Anwesenheit <strong>de</strong>s Europaabgeordneten Prof. Alfred Gomolka in <strong>de</strong>r<br />
Aula unseres Gymnasiums vorgestellt.<br />
2003/2004 wur<strong>de</strong>n von Schülern <strong>de</strong>r 12. Klasse <strong>de</strong>s Projektkurses „Digitale Fotografie“ unter<br />
Leitung von Dr. Detlef Stietzel Bürgerbefragungen in <strong>de</strong>n Orten Granzin, Babke, Krienke und<br />
Blankenför<strong>de</strong> durchgeführt.<br />
Greenday 2005<br />
Arbeit im Projektgebiet links: Volker Spicher, Projektleiter<br />
<strong>de</strong>s Nationalparkamtes Müritz<br />
49
2004/2005 starteten wir das Fotomonitoring. Es wur<strong>de</strong>n zu Beginn 23 Standorten <strong>de</strong>s Projektgebietes<br />
erfasst. Aus inhaltlichen und organisatorischen Grün<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> die Anzahl ab<br />
Frühjahr 2006 auf 13 Standorte reduziert.<br />
Projektgebiet Verteilung <strong>de</strong>r Standorte <strong>de</strong>s Fotomonitorings<br />
Standort 2: ca. 350m westlich von Babke <strong>–</strong> Totale Nahaufnahme<br />
Wie ordnet sich dieses Projekt <strong>de</strong>r Umweltbildung rückblickend und<br />
zukünftig in <strong>de</strong>n Bildungs- und Erziehungsprozess<br />
unseres Gymnasiums ein?<br />
Die Schulen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg Vorpommern haben in <strong>de</strong>n letzten zwei Jahren Schulprogramme<br />
entwickelt, in <strong>de</strong>nen sie die langfristigen Ziele ihrer Arbeit fixiert haben.<br />
Unser Schulprogramm weist drei Leitsätze aus. Im dritten Leitsatz heißt es:<br />
„Die Schüler übernehmen Verantwortung für die eigene Wirkung auf Natur und<br />
Umwelt und erwerben Fähigkeiten und Kenntnisse zur Umsetzung dieser<br />
Lebensweise.“<br />
In <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Entwicklungsschwerpunkten wer<strong>de</strong>n diese Leitsätze spe zifiziert. Bezogen<br />
auf die Umweltbildung wur<strong>de</strong>n dort folgen<strong>de</strong> Schwerpunkte festgelegt:<br />
50<br />
„Respekt vor <strong>de</strong>n Lebensansprüchen komplexer Ökosysteme, von Pflan zen,<br />
Tieren, Mitmenschen und <strong>de</strong>r eigenen Person.
Einbindung ökologischer �emen in Unterrichtsvorhaben zahlreicher Fächer<br />
und in Projekten, die fächer- und jahrgangsübergreifend stattfin<strong>de</strong>n (z.B. Zotzensee-Projekt,<br />
…)<br />
praktische Umsetzung für eine nachhaltige Wirkung <strong>de</strong>r Umwelterziehung:<br />
Verankerung <strong>de</strong>r Umwelterziehung in allen schulinternen Festlegungen (z.B.<br />
schulinterne Lehrpläne, …)“<br />
Durch die Arbeit an diesem Projekt konnten bzw. können die Schüler Kenntnisse, Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten aus <strong>de</strong>n Fächern Biologie, Geografie, Sozialkun<strong>de</strong> und Informatik fach -<br />
übergreifend anwen<strong>de</strong>n und vertiefen. Dabei geht es um das Erwerben rationaler, emotionaler<br />
und handlungsbezogener Kompetenzen, um aktiv und eigenverantwortlich sowohl die eigene<br />
als auch die Zukunft <strong>de</strong>r Gesellschaft gestalten zu können. Verschie<strong>de</strong>ne Schülergenerationen<br />
konnten im Verlauf <strong>de</strong>s Projektes erleben, mit welchen Schwierigkeiten man zu kämpfen hat,<br />
wie viel Zivilcourage es bedarf, nicht vom Ziel, einem kaum zu verneinen<strong>de</strong>n Ziel <strong>–</strong> <strong>de</strong>m Klimaschutz,<br />
abzukommen.<br />
Schei<strong>de</strong>n-Wollgras - Transekt „Tartarbruch“<br />
An dieser Stelle seien die Gedanken von Max Schmidt, Schüler <strong>de</strong>r Klasse 10, eingebun<strong>de</strong>n,<br />
die er im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Präsentation unserer Ergeb nisse äußerte:<br />
„Schauen wir auf die Gebiete um <strong>de</strong>n Zootzensee, dann sehen wir eine sumpfund<br />
moorreiche, renaturierte und artenreiche Landschaft. Dank <strong>de</strong>r Renaturierung<br />
konnten viele Flächen wie<strong>de</strong>r vernässt wer<strong>de</strong>n und in Folge <strong>de</strong>ssen konnten<br />
sich vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten erneut ansie<strong>de</strong>ln.<br />
Es wur<strong>de</strong> eine Vielzahl ökologischer Nischen über Feuchtbiotope hinaus geschaffen,<br />
in <strong>de</strong>nen sich viele Arten <strong>de</strong>r Flora und Fauna ansie<strong>de</strong>ln konnten. Darüber<br />
können wir, die in dieser Region leben, froh und auch stolz sein. Wir tragen so-<br />
51
mit aktiv zum Natur- und Artenschutz bei. Aber wie lange wer<strong>de</strong>n diese Maßnahmen<br />
wirklich wirken und wie sieht die Zukunft aus?<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei um die Frage nach <strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls.<br />
Ich weiß, dass ein Großteil <strong>de</strong>r Bevölkerung mit <strong>de</strong>m Klimawan<strong>de</strong>l nur die dahin<br />
schmelzen<strong>de</strong>n Polkappen, das Ansteigen <strong>de</strong>s Meeresspiegels, die überfluteten<br />
Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, viele Naturkatastrophen und noch heißere Frühjahre und Sommer<br />
verbin<strong>de</strong>t, aber wir sollten in diese Diskussion auch die Sorgen um die Zukunft<br />
unseres hiesigen Naturraumes einfließen lassen. Aber mal wirklich, kann uns<br />
und unserer Natur <strong>de</strong>r Klimawan<strong>de</strong>l wirklich etwas anhaben? Um die Frage kurz<br />
und bündig zu beantworten: Ja, er kann!“<br />
Nach <strong>de</strong>r Beschreibung von weltweit sich entwickeln<strong>de</strong>n Klimaszenarien stellt er noch eine<br />
zweite Frage:<br />
„Ist in diesem Fall überhaupt eine Lösung in Sicht? <strong>–</strong> Wenn man will, ist immer<br />
eine Lösung in Sicht!<br />
Nun muss ich aber auch ehrlich sein und sagen, dass nicht nur <strong>de</strong>r Klimawan<strong>de</strong>l<br />
an <strong>de</strong>m Verschwin<strong>de</strong>n von Feuchtbiotopen o<strong>de</strong>r bedrohter Tier- und Pflanzenarten<br />
schuld ist. Schauen wir uns doch einmal die großräumige Region um <strong>de</strong>n<br />
Zotzensee an. Wir sehen Wiesen, kleine Fel<strong>de</strong>r und landwirtschaftlich genutzte<br />
Flächen. Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei nicht um größtenteils ökologisch genutzte<br />
Flächen. Also wird auf diesen Flächen auch gedüngt. Wissenschaftliche Studien<br />
ergaben, dass auf mehr als 60% dieser Flächen zu viel gedüngt wird.<br />
Für uns ergibt sich daraus die logische Endkonsequenz, dass die landwirtschaftlichen<br />
Erträge weiter steigen, aber die Arten, die auf <strong>de</strong>r Roten Liste stehen, noch<br />
gefähr<strong>de</strong>ter sind (beispielsweise durch die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Kleinklimas).<br />
Am Zotzensee müssen wir nur an die seltenen Orchi<strong>de</strong>enarten, <strong>de</strong>n Sumpfporst<br />
und an<strong>de</strong>re Vertreter <strong>de</strong>r Flora <strong>de</strong>nken, um uns ein Bild davon zu machen, wie<br />
sehr auch dieses Biotop betroffen ist bzw. betroffen sein wird.<br />
Hier müsste es jedoch ganz einfach sein durch eine kontrollierte Düngung dieses<br />
Problem aus <strong>de</strong>r Welt zu schaffen, um auch unserer Nachwelt später eine intakte<br />
und nicht künstliche Natur zu zeigen, an <strong>de</strong>ren Erhaltung wir beteiligt waren.<br />
Aber natürlich beruht diese Problemlösung auf gegenseitigem Einverständnis,<br />
was nicht in allen Fällen vorliegt.<br />
So liegt es wohl auch an uns, <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Generationen, wie wir mit <strong>de</strong>r<br />
Natur, <strong>de</strong>n globalen Klimaproblemen und sonstigen Problemzonen umgehen…“<br />
Diese in aktiver Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>m �ema<br />
erworbene Sicht und ihre engagierte<br />
Darstellung errang<br />
beim Fachpublikum Achtung.<br />
52<br />
Großer Blaupfeil (weibl.)<br />
in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Transektes<br />
„Tartarbruch“
Ergebnisse von Forschung und Bildung brauchen Öffentlichkeit<br />
In einer Pressemitteilung <strong>de</strong>s Nationalparkamtes Müritz vom 27.8.<strong>2008</strong> zu dieser Konferenz<br />
heißt es:<br />
„Forschung im Nationalpark dient nicht <strong>de</strong>m Selbstzweck, Sie lässt vielmehr<br />
Schlussfolgerungen für naturschutzgerechte Bewirtschaftung außerhalb <strong>de</strong>s<br />
Schutzgebiets zu. Folgerichtig hat es sich das Nationalparkamt zur Aufgabe gemacht,<br />
die Ergebnisse <strong>de</strong>r Forschung in die Öffentlichkeit zu tragen.“<br />
Impressionen vom Fotomonitoring<br />
Nun erheben wir nicht <strong>de</strong>n Anspruch mit unserer Projekttätigkeit wissen schaftliche Ergebnisse<br />
zu erzielen, aber wir leisteten und leisten neben unsere Haupttätigkeit <strong>–</strong> <strong>de</strong>r Bildung- und<br />
Erziehung - unserer Schüler <strong>–</strong> einen wesentlichen Beitrag zur Akzeptanz <strong>de</strong>s EU-LIFFE-Projektes<br />
in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit, regional und vielleicht auch darüber hinaus. Dies wur<strong>de</strong> uns auf <strong>de</strong>m<br />
Kolloquium bestätigt.<br />
Um dies zu untermauern, möchte ich kurz die bisherigen Ergebnisse zusammenfassen:<br />
1 Durch Herrn Spicher, Projektleiter <strong>de</strong>s Nationalparkamtes, wur<strong>de</strong>n 13 Standorte<br />
im Projektgebiet ausgewählt und eine Beschreibung mit <strong>de</strong>n zu erwarten<strong>de</strong>n<br />
landschaftsbildlichen Verän<strong>de</strong>rungen erarbeitet.<br />
1 Im Fotomonitoring wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Jahren 2006 und 2007 jeweils im Herbst und<br />
im Frühjahr 13 Standorte fotografiert.<br />
1 Mehrere Standorte wur<strong>de</strong>n aus verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven (Totale, Halbtotale,<br />
Nahdistanz) fotografiert.<br />
1 Diese Bilddatenbank umfasst z. Zt. 192 Aufnahmen in jeweils zwei verschie<strong>de</strong>nen<br />
Auflösungen.<br />
1 Die Ergebnisse wur<strong>de</strong>n in einer Webpräsentation zusammengefasst, die einen interaktiven<br />
Vergleich <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Aufnahmezeitpunkte ermöglicht. Diese<br />
Webpräsentation ist zu erreichen unter:<br />
www.carolinum.<strong>de</strong>/nationalparkpaten schule/<br />
Projekt Fotomonitoring „Zotzensee“<br />
o<strong>de</strong>r unter:<br />
www.national park-mueritz.<strong>de</strong>/Projekte/Life-Projekt/Fotomonitoring Zotzensee<br />
53
v.l.n.r.: Herr Brüggemann (Müritz Nationalpark),<br />
Herr Tesch, Minister für Bildung, Wissenschaft<br />
und Kultur und Herr Rathmann während <strong>de</strong>r<br />
Präsentation am Greenday 2006<br />
Darüber hinaus wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Jahren 2005 bis <strong>2008</strong> auf <strong>de</strong>m jährlichen statt fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Greenday<br />
die Ergebnisse <strong>de</strong>n Bürgern und Touristen <strong>de</strong>r Region, und <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>s Nationalparkamtes<br />
in Anwesenheit <strong>de</strong>s Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Herrn Tesch<br />
(Bürgermeister <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Roggentin), in <strong>de</strong>r Müritz Nationalpark Informationsstelle im Besucher-<br />
und Begegnungszentrum Blankenför<strong>de</strong>/Babke vorgestellt.<br />
Mit <strong>de</strong>n dokumentarischen Fotos und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen Ergebnissen erbringen wir<br />
auch einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Entwicklung und Ausgestaltung dieses Zentrums.<br />
<strong>2008</strong><br />
Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Zotzenseenie<strong>de</strong>rung Ausstellung - Greenday<br />
Natur-Fotomonitoring schafft Freu<strong>de</strong> und erfor<strong>de</strong>rt Disziplin<br />
Greenday 2005 <strong>–</strong> Philipp Möller<br />
im Gespräch mit einer Besucherin<br />
54<br />
Müritz Nationalpark Informationsstelle im Besucherund<br />
Begegnungszentrum Blankenför<strong>de</strong>/Babke<br />
Foto: 15.10.2006<br />
Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Zotzenseenie<strong>de</strong>rung Ausstellung <strong>–</strong> Greenday <strong>2008</strong><br />
Natur-Fotomonotoring schafft Freu<strong>de</strong> und erfor<strong>de</strong>rt Disziplin<br />
In einer Zeit <strong>de</strong>r Allgegenwärtigkeit<br />
und Verfügbarkeit von Bil<strong>de</strong>rn be<strong>de</strong>utet<br />
ein Fotomonitoring mehr als nur Spaß an<br />
<strong>de</strong>r Fotografie zu haben, es verlangt neben<br />
<strong>de</strong>n fotografischen Grundkenntnissen<br />
vor allem solche Verhaltensweisen<br />
wie z.B. Ausdauer, Exaktheit, Sorgfältig-<br />
Distelfalter auf Sumpf-Porst -<br />
Transekt „Tartarbruch“
Philipp Möller und Reik Schachtschnei<strong>de</strong>r<br />
am Standort Krutzsee<br />
keit im Umgang mit <strong>de</strong>r Technik und <strong>de</strong>r Natur,<br />
Disziplin und Einsatzbereitschaft. Es entwickelt<br />
und verstärkt aber auch die Freu<strong>de</strong> am<br />
Ästhetischen <strong>de</strong>r Natur.<br />
Die Vorträge <strong>de</strong>r Wissenschaftler und <strong>de</strong>r<br />
ehrenamtlichen Naturschützer bekräftigten<br />
noch einmal, wie wichtig es ist, diese Eigenschaften<br />
bei unseren Schülern auch aus <strong>de</strong>r<br />
Sicht <strong>de</strong>r Umwelterziehung zu entwickeln.<br />
Die Schüler realisierten diese Tätigkeit im<br />
Rahmen ihres Projektunterrichtes <strong>de</strong>r Klasse<br />
12/13, so auch Philipp Möller (Schüler <strong>de</strong>r 11.<br />
Klasse), <strong>de</strong>r sich als Schüler <strong>de</strong>r 8. Klasse 2005<br />
für dieses Projekt interessierte und seit<strong>de</strong>m<br />
aktiv mitarbeitet.<br />
Er sagte dazu auf <strong>de</strong>m Kolloquium:<br />
„In <strong>de</strong>r 8. Klasse wur<strong>de</strong> in mir durch meine<br />
Klassenlehrerin das Interesse an digitaler Fotografie<br />
geweckt. Für mich war es über die<br />
Jahre hinweg sehr interessant am Projekt „Fotomonitoring<br />
Zotzensee“ teilzunehmen, da für<br />
mich über diesen längeren Zeitraum viele Ver-<br />
än<strong>de</strong>rungen sichtbar wur<strong>de</strong>n. In dieser Zeit hat das Projekt viele unvergessliche Erinnerungen<br />
geschaffen. Es ermöglichte mir neue Techniken im Umgang mit <strong>de</strong>m Com puter und <strong>de</strong>m Fotoapparat<br />
zu erlernen und erweiterte Kenntnisse über unsere Umwelt zu erwerben. Es macht<br />
mich persönlich sehr stolz, an diesem Projekt mitgearbeitet zu haben. Ich hoffe, dass sich nach<br />
mir noch viele an diesem Projekt beteiligen wer<strong>de</strong>n, um es so gut wie möglich fortzusetzen.“<br />
Verän<strong>de</strong>rte pädagogische Rahmenbedingungen<br />
verlangen neue Strategien<br />
Mit <strong>de</strong>m Übergang zur 12-jährigen Schulzeit entfielen in <strong>de</strong>r gymnasialen Oberstufe die Projektkurse<br />
als beson<strong>de</strong>re pädagogische Organisationsform.<br />
Impressionen vom Projekttag <strong>2008</strong> (links im Bild: Kerstin Wossidlo)<br />
55
Dieser äußere Aspekt und die Einsicht, dass die Intervalle <strong>de</strong>s Fotomonitorings (Herbst <strong>–</strong><br />
Frühjahr) für eine sichtbare Verän<strong>de</strong>rung zu kurz waren, ließen uns für das Schuljahr 2007/<strong>2008</strong><br />
zu einem weiteren Ansatz kommen.<br />
Auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s vegetationskundlichen Monitorings von Dr. Ing. Kornelis Vegelin,<br />
freiberuflicher Landschaftsökologe, <strong>de</strong>r im Projektgebiet 7 Tansekte mit insgesamt 36<br />
Vegetationsdauer quadrate aufgenommen und damit die vernässungsbedingten Verän<strong>de</strong>run gen<br />
untersucht hatte, wur<strong>de</strong> ein Projekttag im Rahmen <strong>de</strong>s Biologie Wahlpfichtunterrichtes <strong>de</strong>r<br />
Klassen stufe 9 geplant. Eine Schülergruppe erstellte unter Leitung von Frau Kerstin Wossidlo,<br />
Biologielehrerin Gymnasium Carolinum, Pflanzen porträts <strong>de</strong>r zu erwarten<strong>de</strong>n Exem plare <strong>de</strong>r<br />
Roten Liste Mecklenburg Vorpommerns (Dr. Vegelin konnte 24 Arten im gesamten Projektgebiet<br />
nachweisen.), eine weitere Gruppe bereitete sich unter Leitung von Dr. Detlef Stietzel auf<br />
die fotografische Dokumentation vor.<br />
Von <strong>de</strong>n Transekten wur<strong>de</strong>n das Ost ufer <strong>de</strong>s Zotzensees und das Tartar bruch ausgewählt.<br />
Die Ergebnisse wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Greenday <strong>2008</strong> und Teile <strong>de</strong>r Ausstellung auch während <strong>de</strong>s<br />
Kol loquiums präsentiert. Dr. Vegelin sicherte uns seine persön liche Unterstützung bei <strong>de</strong>r Fortsetzung<br />
dieser Arbeit zu.<br />
Wasserfe<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s<br />
Transektes „Tartarbruch“<br />
Wie geht’s weiter?<br />
Ausgehend von unseren pädagogischen Zielsetzungen wer<strong>de</strong>n wir im zweijährigen Rhythmus<br />
das Fotomonitoring <strong>de</strong>r 13 Standorte und die Untersuchung an<strong>de</strong>rer ausgewiesener Transekte<br />
durchführen.<br />
Zu prüfen ist, welche Möglichkeiten die Ausgestaltung unsere Schule als Ganztagsschule für<br />
dieses Projekt eröffnet.<br />
Dr. Detlef Stietzel<br />
56<br />
Exuvie einer E<strong>de</strong>llibelle <strong>–</strong> Transekt<br />
„Ostufer Zotzensee“<br />
Großes Zweibaltt im Transekt<br />
„Ostufer Zotzensee“
Geschichte<br />
Ein Kämpfer für eine mo<strong>de</strong>rne<br />
mecklenburgische Lan<strong>de</strong>sverfassung <strong>–</strong><br />
Staatsminister Heinrich Bossart<br />
Jean Bellmann<br />
Strebsamkeit o<strong>de</strong>r:<br />
Wie wird man Staatsminister?<br />
Heinrich Bossart, mit vollständigem Namen<br />
Heinrich Hil<strong>de</strong>brand Carl Bossart, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m<br />
mecklenburgischen Städtchen Friedland als Sohn<br />
<strong>de</strong>s dortigen Pastors <strong>de</strong>r St. Nicolaikirche am 13.<br />
August 1857 geboren. Für kurze Zeit besuchte er<br />
die Bürgerschule in Friedland, bevor er 1865 auf<br />
das Gymnasium seiner Heimatstadt wechselte.<br />
Am 9. März 1877 verließ er diese Schule, nach<strong>de</strong>m<br />
er acht Prüfungen abgelegt hatte, mit <strong>de</strong>m<br />
Reifezeugnis, das einen Notendurchschnitt von<br />
2,3 bezeugte.<br />
Nach Ostern 1877 nahm Heinrich Bossart ein<br />
Jurastudium auf, welches er in Tübingen begann,<br />
ein Jahr später in Leipzig und ab September 1879<br />
in Rostock weiterführte. Während er sich in Tübingen<br />
ganz <strong>de</strong>m Studium widmen konnte, leistete er<br />
in Leipzig gleichzeitig als Einjährig-Freiwilliger<br />
seinen Wehrdienst und absolvierte daneben die<br />
Ausbildung zum Reserveoffizier. Während <strong>de</strong>r Rostocker<br />
Stu<strong>de</strong>ntenzeit musste er an einer militärischen<br />
Reserveübung in Leipzig teilnehmen. Außer<strong>de</strong>m<br />
absolvierte er ein Zivilprozesspraktikum. 1<br />
Stets wur<strong>de</strong> ihm von <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Professo- Heinrich Bossart (Privatsammlung)<br />
ren ein ununterbrochener, ausgezeichneter Fleiß<br />
bescheinigt. Mit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sommersemesters 1880 war sein Studium been<strong>de</strong>t und am 4.<br />
August verließ Heinrich Bossart die Rostocker Universität.<br />
Auf seinen Antrag mel<strong>de</strong>te die Lan<strong>de</strong>sregierung von Mecklenburg-Strelitz Heinrich Bossart<br />
am 6. November 1880 zur ersten juristischen Prüfung am Landgericht Rostock an, die er nach<br />
Einreichung einer schriftlichen Arbeit und nach mündlicher Prüfung am 24. März 1881 bestand.<br />
57
H. Bossarts erster, oberster Dienstherr:<br />
Friedrich Wilhelm, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz<br />
(Privatsammlung)<br />
Wenige Tage später, am 2. April, bat Bossart um<br />
Beschäftigung am Neustrelitzer Landgericht 2 Seiner<br />
Ernennung zum Referendar und <strong>de</strong>r Übernahme in<br />
<strong>de</strong>n Staatsdienst von Mecklenburg-Strelitz stand<br />
nichts im Wege, so dass Großherzog Friedrich Wilhelm<br />
am 5. April im St. James Palace London die Bestallungsurkun<strong>de</strong><br />
unterzeichnete.<br />
Landgerichtspräsi<strong>de</strong>nt Blücher vereidigte<br />
<strong>de</strong>n Referendar Bossart am 28.<br />
April 1881 3 , <strong>de</strong>r damit seinen Vorbereitungsdienst<br />
zunächst wie gewünscht<br />
am Neustrelitzer Landgericht antrat. Es<br />
begann eine Zeit <strong>de</strong>s Sammelns von Erfahrungen<br />
und Wissen durch eigene<br />
An schauung und eigenes Tätigsein.<br />
Noch im Sommer 1881 hatte Bossart <strong>de</strong>n Friedlän<strong>de</strong>r Rechtsanwalt Schrö<strong>de</strong>r am dortigen<br />
Amtsgericht zu vertreten. 1882 wur<strong>de</strong> er zum Amtsgericht Schönberg versetzt, wo er seinen<br />
Vorbereitungsdienst fortsetzte und zusätzlich zu selbständiger Amtsrichtertätigkeit 4 eine Reihe<br />
von Aufgaben in <strong>de</strong>r Landvogtei, im Domänenamt und als Vertreter <strong>de</strong>s Schönberger Amts -<br />
anwaltes übernehmen musste. Die Fülle dieser Aufgaben ließ <strong>de</strong>n jungen Referendar jedoch<br />
nicht missmutig wer<strong>de</strong>n. Er gratulierte <strong>de</strong>m Großherzogspaar zum 39. Hochzeitstag.<br />
58<br />
Ernennungsschreiben zum Referendar für<br />
Heinrich Bossart, unterzeichnet durch<br />
Großherzog Friedrich Wilhelm<br />
in London 1881<br />
(Privatsammlung)
Danktelegramm <strong>de</strong>s Großherzogs Friedrich Wilhelm an H. Bossart,<br />
21.6.1882 (Privatsammlung)<br />
Der Großherzog dankte in einem<br />
persönlichen Telegramm<br />
und wenige Tage später musste<br />
Heinrich Bossart auch <strong>de</strong>n vertretungsweisen<br />
Zivilvorsitz in <strong>de</strong>r<br />
Ersatzkommission für <strong>de</strong>n Aushebungsbezirk<br />
Fürstentum Ratzeburg<br />
übernehmen. Nach Monaten<br />
harter Arbeit in Schönberg<br />
gestattete man Heinrich Bossart<br />
auf <strong>de</strong>ssen Bitte vom 29. Januar 5<br />
ab <strong>de</strong>m 1. Mai 1883 für ein halbes<br />
Jahr an das Amtsgericht im<br />
heimatlichen Friedland zurückzukehren,<br />
damit er sich mit mehr<br />
Ruhe auf die zweite juristische<br />
Prüfung vorbereiten konnte. Immer<br />
wie<strong>de</strong>r bestätigten die Vorgesetzten<br />
Bossarts Fleiß und beste<br />
Führung, so z.B. <strong>de</strong>r Erste<br />
Staatsanwalt Götze, <strong>de</strong>r außer<strong>de</strong>m<br />
Gewandtheit und schnelle<br />
Einsicht attestierte. 6<br />
In <strong>de</strong>r Zeit vom 1. Oktober bis zum 1. November leistete Bossart Dienst beim Staatsanwalt am<br />
Landgericht Neustrelitz; anschließend setzte er seine Prüfungsvorbereitungen beim Rechtsanwalt<br />
Busch in Rostock fort. Auch dieser Schritt wur<strong>de</strong> durch die Mecklenburg-Strelitzer Lan<strong>de</strong>sregierung<br />
in <strong>de</strong>r Weise vorbereitet, dass die Absprachen von dort aus erfolgten und anschließend<br />
<strong>de</strong>m Referendar Bossart die jeweiligen Mitteilungen bzw. Anweisungen zugestellt wur<strong>de</strong>n.<br />
Am 1. Mai beantragte Bossart seine Zulassung zur zweiten juristischen Prüfung 7 und schon<br />
am 2. Mai 1884 zeigte die Neustrelitzer Lan<strong>de</strong>sregierung <strong>de</strong>m Oberlan<strong>de</strong>sgericht Rostock das<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Vorbereitungsdienstes <strong>de</strong>s Referendars Bossart an, womit sie ihn zur zweiten juristischen<br />
Prüfung anmel<strong>de</strong>te. Während seines Aufenthaltes in Rostock hatte Bossart zwei schriftliche<br />
Arbeiten an das Oberlan<strong>de</strong>sgericht einzureichen. Die darauf am 27. September 1884 durchgeführte<br />
Prüfung bestand Heinrich Bossart mit Auszeichnung. Ein Mitglied <strong>de</strong>r Prüfungskommission,<br />
Oberlan<strong>de</strong>sgerichtsrat Dr. Mann aus Rostock, wandte sich am 30. September an Staatsminister<br />
v. Dewitz und machte diesen auf die außeror<strong>de</strong>ntlichen Kenntnisse Heinrich Bossarts<br />
aufmerksam. In seinem Brief lobte er „die Schnelligkeit, mit welcher <strong>de</strong>r Prüfling <strong>de</strong>n rechten<br />
Fleck zu treffen“ wusste, <strong>de</strong>ssen „über das gewöhnliche Maß hinausgehen<strong>de</strong> Leistungsfähigkeit“<br />
und, dass er „selten einen so vollen<strong>de</strong>ten Vortrag“ gehört hätte. 8<br />
Aus <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen ist ersichtlich, dass es am 3. Oktober 1884 zwischen <strong>de</strong>m<br />
Mecklenburg-Strelitzer Staatsminister v. Dewitz und <strong>de</strong>m Referendar Bossart zu einem Gespräch<br />
über <strong>de</strong>ssen berufliche Zukunft gekommen war. Einen Tag später teilte v. Dewitz ihm in<br />
einem nicht offiziellen Brief mit, dass alle Wünsche Bossarts erfüllt wür<strong>de</strong>n, so <strong>de</strong>ssen Anstellung<br />
am Neustrelitzer Landgericht. Dewitz wünschte, „eine so tüchtige Kraft <strong>de</strong>m Richterstan<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s engeren Vaterlan<strong>de</strong>s erhalten zu sehen.“ Er bat Bossart um ein entsprechen<strong>de</strong>s Gesuch und<br />
stellte ein anfängliches Jahresgehalt von 2400,00 Mark in Aussicht. Eine Assessorenstelle war<br />
am Landgericht jedoch gar nicht etatsmäßig, d.h. nicht vorgesehen. Die richterlichen Mitglie<strong>de</strong>r<br />
waren insgesamt fünf Landgerichtsräte, ein Landgerichtsdirektor und ein Landgerichtspräsi<strong>de</strong>nt.<br />
9 Somit konnte eine Zusatzvergütung, wie sie Landgerichtsräte als unterste Richter dieser<br />
Institution erhielten, vorerst nicht gezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />
59
60<br />
Am 14. Oktober 1884 folgte tatsächlich<br />
die Bestallung zum außeror<strong>de</strong>ntlichen Assessor<br />
am Landgericht Neustrelitz. Schon<br />
zehn Monate später wur<strong>de</strong> Bossart zum<br />
Landgerichtsrat beför<strong>de</strong>rt. Auch in dieser<br />
Stellung waren zusätzliche, oftmals unentgeltliche<br />
Aufgaben zu erledigen: 1886 <strong>–</strong> zeitweilige<br />
Vertretung <strong>de</strong>s Amtsrichters Horn<br />
in Neustrelitz; 1887 <strong>–</strong> Ständiges Mitglied in<br />
<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sversicherungsanstalt <strong>de</strong>r Landund<br />
Forstwirtschaft; Zweites Mitglied <strong>de</strong>r<br />
Großherzoglichen Kommission für Heimatwesen;<br />
1888 <strong>–</strong> Mitglied <strong>de</strong>s Hofmarschallamtes,<br />
dort zuständig für Justiz- und Disziplinarangelegenheiten;<br />
1891 <strong>–</strong> Urlaubsvertretung<br />
für <strong>de</strong>n Landgerichtsrat Brückner,<br />
Dirigent und erster Hypothekenbewahrer<br />
bei <strong>de</strong>r Hypothekenkammer für Landgüter<br />
in Neustrelitz; 1895 <strong>–</strong> Erstes Mitglied in <strong>de</strong>r<br />
„... eine so tüchtige Kraft <strong>de</strong>m Richterstan<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
engeren Heimatlan<strong>de</strong>s erhalten zu sehen.“ <strong>–</strong><br />
Brief <strong>de</strong>s Staatsministers v. Dewitz an Referendar<br />
Bossart vom 4.10.1884 (Privatsammlung)
Großherzoglichen Gewerbekommission; 1896 <strong>–</strong> Pfandhalter <strong>de</strong>r Mecklenburg-Strelitzschen<br />
Hypothekenbank AG im Range eines Aufsichtsratsmitglie<strong>de</strong>s; Schlüsselbewahrer <strong>de</strong>s Nachlasses<br />
<strong>de</strong>s Oberstallmeisters Steuber und <strong>de</strong>r Marstallkasse; Schlüsselbewahrer <strong>de</strong>s Nachlasses I<br />
<strong>de</strong>r Großherzogin Mutter und Kassenrevisor; 1898 Ersatzmitglied <strong>de</strong>s Oberen Kirchengerichts<br />
in Rostock.<br />
1887 erbat Heinrich Bossart die Erlaubnis <strong>de</strong>s Großherzogs zur Eheschließung mit Gertrud<br />
Seip, <strong>de</strong>r Tochter <strong>de</strong>s verstorbenen Landgerichtsrates Seip. Der Konsens wur<strong>de</strong> erteilt. 10<br />
1898 erfolgte die Ernennung zum Landgerichtsdirektor. Damit wur<strong>de</strong> er Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>sunfallversicherungsamtes für die Land- und Forstwirtschaft, 1899 bzw. 1900 hatte Heinrich<br />
Bossart <strong>de</strong>n stellvertreten<strong>de</strong>n Vorsitz in <strong>de</strong>r Friedrich-Wilhelm-und-Augusta-Jubiläumsstiftung<br />
bzw. <strong>de</strong>r Kommission für das Vereinswesen zu übernehmen.<br />
Zu einem beruflichen Fall aus dieser Zeit schrieb Heinrich Bossart später:<br />
„Als ich noch Direktor am Landgericht in Neustrelitz war, ließen sich eines Tages zwei Männer<br />
aus meiner Heimatstadt Friedland bei mir mel<strong>de</strong>n, die mich in einer wichtigen Angelegenheit zu<br />
sprechen wünschten. In das Zimmer traten zwei mir bekannte Persönlichkeiten, <strong>de</strong>r eine klein,<br />
mit weißen Haaren und glatt rasiertem, intelligenten Gesicht, einem alten, würdigen Geistlichen<br />
nicht unähnlich. Er war <strong>de</strong>r schon damals über 80 Jahre alte, frühere Ackerbürger Hey<strong>de</strong>n, eine<br />
trotz seines würdigen Aussehens wenig gut beleum<strong>de</strong>te Person, im Volksmun<strong>de</strong> ‚Klüter Hey<strong>de</strong>n’<br />
genannt, <strong>de</strong>r, nach<strong>de</strong>m er seinen Bauernhof in Glinicke verwirtschaftet hatte, nach Friedland gezogen<br />
war, und dort Winkeladvokatur betrieb und in stete Hän<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>n städtischen Behör<strong>de</strong>n<br />
verwickelt war. Er war trotz seines hohen Alters von einer fast jugendlichen Frische und Beweglichkeit,<br />
führte stets sehr gottselige Re<strong>de</strong>n im Mun<strong>de</strong> und verstand es sogar, <strong>de</strong>n blin<strong>de</strong>n Großherzog<br />
Friedrich Wilhelm, bei <strong>de</strong>m er an <strong>de</strong>n allgemeinen Audienztagen wie<strong>de</strong>rholt mit allerlei Anliegen<br />
und Beschwer<strong>de</strong>n erschien, für sich einzunehmen. (Hey<strong>de</strong>n starb im Jahre 1919 mit 103<br />
o<strong>de</strong>r 105 Jahren.) Der an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Besucher war ein ehemaliger Schulkamerad, <strong>de</strong>r Fuhrmann<br />
Robert Lin<strong>de</strong>mann, genannt Lühmann, aus Friedland, ein herkulisch gebauter Mensch von<br />
stupi<strong>de</strong>m Aussehen, mit <strong>de</strong>m zusammen ich als Junge die Bürgerschule und die untersten Klassen<br />
<strong>de</strong>s Gymnasiums in Friedland besucht hatte. Auch Robert Lühmann hatte manches auf <strong>de</strong>m<br />
Kerbholz und saß wie<strong>de</strong>rholt wegen kleiner Eigentumsvergehen vor mir auf <strong>de</strong>r Anklagebank,<br />
doch hatte dies seinem Vertrauen und seiner alten Anhänglichkeit an mich so wenig Eintrag, dass<br />
er mir später, als ich schon Minister war, noch eine Postkarte schickte, auf <strong>de</strong>r seine sieben Söhne,<br />
die er groß gezogen und ins Feld geschickt hatte, alle in Uniform abgebil<strong>de</strong>t waren. Unter das Bild<br />
<strong>de</strong>s Jüngsten hatte er stolz geschrieben ‚Der schwerste Rekrut <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Armee’, die Gewichtsangabe<br />
habe ich vergessen.<br />
Nach<strong>de</strong>m ich das ungleiche Paar begrüßt und nach ihrem Anliegen gefragt hatte, begann Hey<strong>de</strong>n:<br />
‚Herr Direktor, Sie kennen uns ja, wi willen hüt nah unserm gnädigsten Großherzog hin, wulln Se<br />
äwerst doch nich vörbigahn. De Sack is nemlich so. Se hebben nülich Robert Lühmann sin Fru to ne<br />
Woch Gefängnis verur<strong>de</strong>lt. Se soll ja woll stohlen hewen. Äwerst dat stümmt nich. Na ick nehm dat<br />
<strong>de</strong> Herren werer nich äwel, <strong>de</strong>nn Se kennen dat nich bäter. Äwerst ick häw mi <strong>de</strong> Sack nah frogt un<br />
nu is dat rute kamen, dat Lühmannsch ganz unschüllig is. Denn sehens mal, wo wird <strong>de</strong> Fru so<br />
dämlich sin und holen <strong>de</strong> Fru, bi <strong>de</strong> se inwohnt, Holt ut `n Keller? Un wenn Fru Liebenthrow vör<br />
dusent Gerichte beswürt, dat dat Holt, wat bi Lühmannsch fun<strong>de</strong>n is, ehr gehürt, so glöwt ehr dat<br />
doch keen Minsch. Denn ut Liebenthrowsch ehr`n Mund geht keen wohres Wurt, dat weet in Früland<br />
jeres Kind. Und <strong>de</strong>nn, Herr Direktor, ‚Ehrlich währt am längsten’, dat wet Fru Lühmann ok,<br />
<strong>de</strong>nn se is bi Ehren Vad<strong>de</strong>r in <strong>de</strong> Presterstund gahn un insegnet worrn. Nu hett Fru Lühmann<br />
gestern `n Bref vont Gericht krägen, dat se <strong>de</strong> Straf antreten soll <strong>–</strong> wat soll <strong>de</strong>nn ut all <strong>de</strong> lütten<br />
Kinner wer<strong>de</strong>n, die Lühmannsch to Hus hett? Un <strong>de</strong>swegen willen wi mal unsern gnädigsten<br />
Großherzog <strong>de</strong> Sack vordrögen, ob <strong>de</strong> nich´n bäten Insehn hett und Lühmannsch <strong>de</strong> Straf schenkt.’<br />
61
Da ich es für geraten hielt, auf die einleuchten<strong>de</strong> Begründung <strong>de</strong>r Unschuld von Frau Lühmann<br />
nicht weiter einzugehen, wünschte ich meinen bei<strong>de</strong>n Besuchern besten Erfolg und riet ihnen, sich<br />
zu beeilen, da bald Audienzzeit sei. Sie verließen mich mit <strong>de</strong>m Versprechen, nachher wie<strong>de</strong>rzukommen<br />
und mir zu berichten. Nach Verlauf von etwa zwei Stun<strong>de</strong>n erschien das ungleiche Paar<br />
wie<strong>de</strong>r, bei<strong>de</strong> mit freu<strong>de</strong>strahlen<strong>de</strong>n Gesichtern. ‚Herr Direktor’, rief Klüter Hey<strong>de</strong>n schon beim<br />
Eintreten’, wat is uns Herr Großherzog för’n gnädiger Mann. As wi bi em rinne kamen, säd he to<br />
mi: ›Na Sie sind Hey<strong>de</strong>n aus Friedland, Sie kenne ich ja schon, aber wen haben Sie <strong>de</strong>nn da noch<br />
mitgebracht und was haben Sie für ein Anliegen?‹ Gnedigst Herr Großherzog säd ick, dit is Robert<br />
Lühmann ut Friedland, he is man en beten eenfach, kann kum lesen o<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>swegen bün<br />
ick mitkamen, <strong>de</strong>nn um Robert Lühmann sine Fru han<strong>de</strong>lt sick dat, se soll stahlen hebben un nu<br />
inspunnt waren. De Gerichten hebben sich äwerst irrt, ick hew mi <strong>de</strong> Sack nachforscht, un nu<br />
wullen wi Königliche Hoheit mal <strong>de</strong> Sack richtig vertellen un bid<strong>de</strong>n, ob uns gnädigst Großherzog<br />
Lühmannsch <strong>de</strong> Straf nich schenken wull. <strong>–</strong> ›Na Hey<strong>de</strong>n‹, säd <strong>de</strong> Großherzog, ›dann erzählen Sie<br />
mal, aber kurz, <strong>de</strong>nn es warten noch mehr Leute draußen und ich muss nachher in die Regierungssitzung.‹<br />
Na dunn hew ick <strong>de</strong>nn <strong>de</strong> Großherzog allens utführlich vertellt. Männigmal wurd<br />
he woll en beten ungedullig, un up sin Richters un up Se wull he ok nichs kamen laten. ›Ich kenne<br />
meinen Landgerichtsdirektor und die übrigen Richter,‹, säd he, ›es sind ehrenwerte und unparteiische<br />
Leute.‹ ›Richtig Königliche Hoheit‹, säd ick, ›äwerst dat Sprichwurt seggt: Irren ist menschlich.‹<br />
Dunn lat he mi noch ne Tid wie<strong>de</strong>r re<strong>de</strong>n. Mit’n Mal öwerst reep he: › Jo Hey<strong>de</strong>n, nu hallens<br />
mal dat Mul un latens Lühmann ok mal re<strong>de</strong>n, wenn he noch wat to seggen hätt.‹ Mit dat sülbe<br />
Wurd, Herr Direktor, un up platt het uns <strong>de</strong> Großherzog dat seggt, na wat is dat doch förn gnädiger<br />
Mann! Lühmann har nu natürlich nicks mihr to seggen, un dunn säd <strong>de</strong> Großherzog to em, he<br />
wull <strong>de</strong> Sack naher glickst in <strong>de</strong> Regierun vördrägen, <strong>de</strong> süll em <strong>de</strong>nn nahsten berichten, äwerst<br />
vörher müssten Se ok hürt weren. Na wenn sick <strong>de</strong>nn <strong>de</strong> Sack so verhöllen <strong>de</strong>d, dann wull se Fru<br />
Lühmann <strong>de</strong> Straf schenken. So’, fuhr Hey<strong>de</strong>n fort, ‚Herr Direktor , nu ligt dat bi Se, <strong>de</strong> Sack wed<strong>de</strong>r<br />
intorenken, un dat weren Se ja ok dahn un weren Lühmann sin Fru nich unschüllig sitten laten.<br />
Denkens man an <strong>de</strong> velen lütten Kinner, <strong>de</strong>nn wird Se dat Richtige all infallen.’<br />
Nach<strong>de</strong>m ich meine Freu<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n günstigen Verlauf <strong>de</strong>r Audienz ausgesprochen hatte, begann<br />
Hey<strong>de</strong>n von Neuem: ‚Ja Herr Direktor, dat is ja nu allens schön un gut, äwerst wer giwt Lühmann<br />
un mi nu dat Reisgeld wed<strong>de</strong>r? Wi sünd all beid man arm, un dat beten Geld wat Lühmann to<br />
Hus har, het man grad för <strong>de</strong> Hinreis langt.’ Was blieb mir auf diesen Wink mit <strong>de</strong>m Zaunpfahl<br />
an<strong>de</strong>res übrig, als in die Tasche zu langen und Hey<strong>de</strong>n einen Taler einzuhändigen, worauf bei<strong>de</strong><br />
befriedigt und voller Stolz auf ihren Besuch beim<br />
Großherzog die Heimreise antraten. Dieser Stolz war<br />
dann auch berechtigt, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Besuch hatte vollen Erfolg.<br />
Zunächst war <strong>de</strong>r Großherzog in Folge <strong>de</strong>r Geschwätzigkeit<br />
<strong>de</strong>s alten Hey<strong>de</strong>n ganz gegen seine Gewohnheit<br />
mit großer Verspätung in die Regierungssitzung<br />
gekommen und wur<strong>de</strong> dadurch veranlasst, sofort<br />
von <strong>de</strong>m Besuch <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Friedlän<strong>de</strong>r zu sprechen<br />
und die schleunige Einholung eines Berichtes über die<br />
Strafsache gegen Frau Lühmann anzuordnen. ‚Ich war<br />
in Verzweiflung’, sagte <strong>de</strong>r Großherzog, ‚<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Alte<br />
konnte kein En<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n, und wenn ich ihm nicht endlich<br />
zugerufen hätte: ›Nu höll dat Mul!‹, re<strong>de</strong>te er noch.’<br />
Der schließliche Erfolg aber war <strong>de</strong>r, dass Frau Lin<strong>de</strong>mann<br />
die Strafe, weil sie offenbar in Not gehan<strong>de</strong>lt hatte,<br />
in Gna<strong>de</strong>n erlassen wur<strong>de</strong>.“<br />
62<br />
Seit 1904 oberster Dienstherr H. Bossarts: Adolf Friedrich V.,<br />
Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (Privatsammlung)
1903 hatte Heinrich Bossart<br />
seine Arbeit als Landgerichtsdirektor<br />
zu unterbrechen und sich<br />
zeitlich befristet an <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r<br />
Mecklenburg-Strelitzer Lan<strong>de</strong>sregierung<br />
zu beteiligen. Im Folgejahr<br />
wur<strong>de</strong> dieser Akt zweimal<br />
wie<strong>de</strong>rholt.<br />
Zu <strong>de</strong>n Geschäften Bossarts in<br />
dieser Zeit zählte u.a. die Fe<strong>de</strong>rführung<br />
bei <strong>de</strong>r Ausarbeitung eines<br />
Vertrages über die Gebietsabtretung<br />
<strong>de</strong>s Bahnhofgelän<strong>de</strong>s von<br />
<strong>de</strong>r Stadt Strelitz an Neustrelitz.<br />
Offenbar gestalteten sich die Verhandlungen<br />
zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
Städten schwierig, <strong>de</strong>nn zum Abschluss<br />
sandte am 14. März 1905<br />
die Großherzogliche Lan<strong>de</strong>sregierung<br />
ihrem Landgerichtsdirektor<br />
ein förmliches Dankschreiben<br />
für die erfolgreiche Mühewaltung.<br />
Am 25. Januar 1908 erhielt er<br />
wenige Stun<strong>de</strong>n vor öffentlicher<br />
Bekanntmachung mit einem<br />
formlosen Schreiben folgen<strong>de</strong><br />
Nachricht: „Sehr geehrter Herr<br />
Landgerichtsdirektor! Auf Allerhöchsten<br />
Befehl Seiner Königlichen<br />
Hoheit <strong>de</strong>s Großherzogs habe<br />
ich Ihnen davon Mitteilung zu<br />
machen, dass seine Königliche Hoheit<br />
soeben Ihre Ernennung zum<br />
Staatsminister beschlossen haben.<br />
Die Nachricht von dieser Ernennung<br />
wird heute in <strong>de</strong>n Zeitungen<br />
erscheinen. Mit <strong>de</strong>n herzlichsten<br />
Glückwünschen verharre ich in<br />
vorzüglichster Hochachtung als Ihr<br />
ergebenster Dr. Selmer <strong>–</strong> Geheimer<br />
Regierungsrat“<br />
Anweisung zur befristeten Teilnahme an <strong>de</strong>n Geschäften <strong>de</strong>r<br />
Großherzoglichen Lan<strong>de</strong>sregierung, 7.11.1903 (Privatsammlung)<br />
Das Amt <strong>de</strong>s Staatsministers entsprach <strong>de</strong>m eines heutigen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten. Mit dieser<br />
Ernennung gingen einher die Ernennungen zum bevollmächtigten Stimmführer für Mecklenburg-Strelitz<br />
im Bun<strong>de</strong>srat, zum Or<strong>de</strong>nskanzler <strong>de</strong>s Hausor<strong>de</strong>ns <strong>de</strong>r Wendischen Krone, zum<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Lehnkammer, zum Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Friedrich-Wilhelm-und-Augusta-Jubiläumsstiftung<br />
sowie zum bevollmächtigten Kommissar für die Landtage. Am 16. Dezember<br />
1908 wur<strong>de</strong> Heinrich Bossart Vorsteher <strong>de</strong>r zum 1. Januar zu errichten<strong>de</strong>n Ministerialabteilung<br />
für die Justiz, die geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten ernannt. 11<br />
63
Bestallung (Ernennungsschreiben) H. Bossarts zum Staatsminister von Mecklenburg-Strelitz, 25.1.1908<br />
(Privatsammlung)<br />
64
Formular zum Diensteid als Staatsminister, ausgefertigt am 30.1.1908<br />
(Privatsammlung)<br />
68<br />
Heinrich Bossart war weit<br />
über die höchste ihm eigentlich<br />
mögliche Beför<strong>de</strong>rungsstufe hinaus<br />
aufgestiegen. Die Berufung<br />
in diese Vertrauensstellung<br />
wur<strong>de</strong> möglich durch beste<br />
Umgangsformen, Auf fas sungs -<br />
gabe und Kenntnisse, jahrzehntelange<br />
Pflicht er fül lung, einen<br />
über das normale Maß hinausgehen<strong>de</strong>n<br />
Fleiß, Verhandlungsgeschick<br />
sowie Treue gegenüber<br />
seinem Lan<strong>de</strong>sherrn.<br />
An dieser Stelle ist er -<br />
wähnenswert, dass einfluss -<br />
reiche Gegner Bossarts im Februar<br />
und März 1908 versuchten,<br />
ihn zum Rücktritt von seinen<br />
gera<strong>de</strong> angetretenen Regierungsfunktionen<br />
zu zwingen:<br />
Wie aus Unterlagen hervorgeht,<br />
unterstellte ein Dr. med. Jaspis,<br />
Herzoglicher Leibarzt aus Hannover,<br />
Heinrich Bossart, Ehebruch<br />
mit <strong>de</strong>r Frau dieses Arztes<br />
begangen zu haben. Dieser<br />
Versuch einer Schmutzkampagne<br />
gegen Hein rich Bossart<br />
zeigt, wie groß <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstand<br />
gegen <strong>de</strong>n neuen Staatsminister<br />
war. Die Anschuldigungen blie -<br />
ben unbeantwortet und damit<br />
ohne öffentlich spürbare Auswirkungen.<br />
Alle betreffen<strong>de</strong>n<br />
Unterlagen wur<strong>de</strong>n zu Heinrich<br />
Bossarts amtlicher Personalakte<br />
genommen, ein Teil davon 1908<br />
regierungsamtlich versiegelt.<br />
Erst am 02. August 2007 wur<strong>de</strong><br />
das Siegel wie<strong>de</strong>r geöffnet. 12
Aus <strong>de</strong>r Ministerarbeit<br />
1887 war Heinrich Bossart während seines Urlaubs über die Schweiz nach Italien gereist. Ab<br />
1892 ist nachweisbar, dass Heinrich Bossart alljährlich ein vierwöchiger Erholungsurlaub genehmigt<br />
wur<strong>de</strong>. Er reiste zur Erholung an u.a. an die Nordsee o<strong>de</strong>r nach Schlesien. 1907 erhielt er<br />
sogar einen zweimonatigen Urlaub, <strong>de</strong>r aber <strong>de</strong>r letzte gewesen sein sollte 13 , <strong>de</strong>nn Heinrich<br />
Bossart wur<strong>de</strong> zu einem Zeitpunkt in das Ministeramt berufen, als die Verhandlungen zwischen<br />
<strong>de</strong>n mecklenburgischen Großherzögen bzw. <strong>de</strong>ren Kommissaren und <strong>de</strong>n Stän<strong>de</strong>n um die Reform<br />
<strong>de</strong>r Verfassung, d.h. <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sgrundgesetzlichen Erbvergleichs, in eine neue Phase eintraten.<br />
Der Kampf für eine neue und zeitgemäße mecklenburgische Lan<strong>de</strong>sverfassung sollte für<br />
Heinrich Bossart zu <strong>de</strong>r politisch wichtigsten Aufgabe während seiner Zeit als Staatsminister<br />
und in seinem gesamten Leben wer<strong>de</strong>n. Als Bevollmächtigter Kommissar für Mecklenburg-<br />
Strelitz hatte er <strong>de</strong>n Standpunkt <strong>de</strong>s Großherzogs und <strong>de</strong>r Regierung zu vertreten, welchen er<br />
selbst maßgeblich prägte.<br />
Die erste Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sgrundgesetzlichen Erbvergleichs von 1755 war durch <strong>de</strong>n<br />
Freienwal<strong>de</strong>r Schiedsspruch 1850 gescheitert. Ab 1867 versuchten fortschrittliche Mecklenburger<br />
bzw. ab 1871 die Mecklenburg-Schweriner Regierung erneut, <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sgrundgesetzlichen<br />
Erbvergleich durch eine mo<strong>de</strong>rne Lan<strong>de</strong>sverfassung zu ersetzen. Diese Versuche wur<strong>de</strong>n 1880<br />
erfolglos abgebrochen. Doch ein viertel Jahr nach Bossarts Ernennung zum Staatsminister wur<strong>de</strong><br />
das Werk einer gesamtmecklenburgischen Verfassungsreform wie<strong>de</strong>r aufgenommen. Von<br />
Mecklenburg-Schweriner Seite war dies hauptsächlich durch finanzielle Schwierigkeiten veranlasst.<br />
Dort vergrößerte sich die Schere zwischen <strong>de</strong>n Einnahmen <strong>de</strong>s Großherzogs und <strong>de</strong>n<br />
durch ihn zu tragen<strong>de</strong>n Kosten für die Regierung sowie die Verwaltung ständig. In Mecklenburg-Strelitz<br />
waren <strong>de</strong>rartige Finanzsorgen zu Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts unbekannt. Die Einkünfte<br />
<strong>de</strong>s Großherzogs <strong>de</strong>ckten die Ausgaben ohne alle Probleme. Ohne dazu gezwungen zu<br />
sein, unterstützte Großherzog Adolf Friedrich V., <strong>de</strong>r Nachfolger Friedrich Wilhelms, die Reformbestrebungen<br />
aus Mecklenburg-Schwerin <strong>de</strong>nnoch, was einen Rückschluss auf <strong>de</strong>ssen politische<br />
Gesinnung zulässt. Noch <strong>de</strong>utlicher wird Adolf Friedrich V. Haltung, wenn man beachtet,<br />
auf welche Weise er am 21. Juli 1904 <strong>de</strong>n Stän<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>ren Huldigung in Neubran<strong>de</strong>nburg ihre<br />
Privilegien bestätigt hatte, nämlich nur „... soweit sie mit <strong>de</strong>n durch die Wie<strong>de</strong>raufrichtung <strong>de</strong>s<br />
Deutschen Reiches geschaffenen neuen Verhältnissen vereinbar seien.“ 14 Ein Budgetsystem für<br />
bei<strong>de</strong> mecklenburgischen Staaten sollte die Lösung <strong>de</strong>r Schweriner Probleme bringen, doch <strong>de</strong>n<br />
Stän<strong>de</strong>n, vor allem <strong>de</strong>r eigensüchtigen Ritterschaft wollte man das Budgetrecht nicht anvertrauen.<br />
In einem solchen Falle wären bei<strong>de</strong> mecklenburgische Regierungen, Verwaltungen und<br />
Großherzöge <strong>de</strong>n reaktionären Vertretern <strong>de</strong>r Stän<strong>de</strong> ausgeliefert gewesen. Um dies zu verhin<strong>de</strong>rn,<br />
sollte <strong>de</strong>r Landtag von einer fast mittelalterlichen Stän<strong>de</strong>vertretung in eine wesentlich mo<strong>de</strong>rnere,<br />
faktisch <strong>de</strong>mokratische Volksvertretung umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. 15 Als die Verfassungsverhandlungen<br />
sich immer weiter in die Länge zogen, war es Staatsminister Heinrich Bossart,<br />
<strong>de</strong>r in Übereinstimmung mit seinem Großherzog <strong>de</strong>n ursprünglichen Standpunkt beibehielt<br />
und damit gegenüber <strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rspenstigen mecklenburgischen Ritterschaft immer <strong>de</strong>utlicher<br />
hervortrat. Dass sich Bossart mit Nachdruck für die Reform <strong>de</strong>r Verfassung engagierte, entsprach<br />
<strong>de</strong>ssen tiefster Überzeugung, dass die ständische Ordnung von 1755 keinesfalls mehr<br />
zeitgerecht war. Er selbst war das beste Beispiel dafür, dass auch an<strong>de</strong>re als die Stän<strong>de</strong>vertreter<br />
zum Wohle <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s politische Entscheidungen beeinflussen konnten. Außer<strong>de</strong>m hatte je<strong>de</strong>r<br />
einfache Bewohner Mecklenburgs bei Reichstagswahlen sein unangefochtenes Wahlrecht, war<br />
aber von aller Mitwirkung an Entscheidungen auf heimatlicher Lan<strong>de</strong>sebene ausgeschlossen. 16<br />
In Regierungskreisen herrschte in Schwerin also aus wirtschaftlicher Not, in Neustrelitz aus politischer<br />
Überzeugung die Meinung, dass <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgrundgesetzliche Erbvergleich abzuschaffen<br />
war und Staatsminister Bossart konnte 1908 erklären, dass Großherzog Adolf Friedrich V.<br />
nicht länger auf einen Beirat einer aus unterschiedlichen Bevölkerungskreisen zusammengesetzten<br />
Lan<strong>de</strong>svertretung verzichten wolle. 17 Die Großherzöge erhofften sich von <strong>de</strong>r angestrebten<br />
Reform Erleichterung u.a. dadurch, dass Son<strong>de</strong>r- bzw. Teillandtage für das entsprechen<strong>de</strong><br />
69
Großherzogtum in Schwerin bzw. Neustrelitz nur die jeweils relevanten Sachverhalte behan<strong>de</strong>ln<br />
sollten. Es ist fast selbstverständlich, dass sich maßgebliche Vertreter <strong>de</strong>r Ritterschaft nicht darauf<br />
einließen, freiwillig auch nur einen kleinen Teil ihrer bisherigen Macht in Mecklenburg abbzw.<br />
aufzugeben. Über die folgen<strong>de</strong>n Jahre kam es bis 1913 zu langwierigen und kräftezehren<strong>de</strong>n<br />
Verhandlungen, zu Vorschlägen, Beratungen, Ablehnungen, Neuentwürfen, Teilkompromissen,<br />
Nachverhandlungen und immer wie<strong>de</strong>r zu Misserfolgen. Rechtsgutachten wur<strong>de</strong>n eingeholt,<br />
Be<strong>de</strong>nklichkeiten mit <strong>de</strong>r Reichsregierung ausgetauscht, Meinungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sratsmitglie<strong>de</strong>r<br />
erfragt und dort für Verständnis geworben. Kaum zu ermessen ist <strong>de</strong>r Aufwand, welchen<br />
allein die Durchsicht und die Stellungnahmen zu <strong>de</strong>n Landtagsdrucksachen erfor<strong>de</strong>rten. Letztlich<br />
scheiterten alle Mo<strong>de</strong>rnisierungsbemühungen daran, dass die Ritterschaft, und zwar nicht<br />
nur <strong>de</strong>r alteingesessene A<strong>de</strong>l, son<strong>de</strong>rn auch die neu zugezogenen Rittergutsbesitzer bürgerlicher<br />
Herkunft, grundsätzlich <strong>de</strong>n Ausschluss aller ärmeren Bevölkerungsschichten von <strong>de</strong>n mecklenburgischen<br />
Wahlen for<strong>de</strong>rten, außer<strong>de</strong>m for<strong>de</strong>rten sie, dass später eine weitere Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />
<strong>de</strong>r von ihnen schon jetzt nicht gewollten, neuen Verfassung durch diese selbst ausgeschlossen<br />
sein sollte. Schließlich sollte die Union <strong>de</strong>r Stän<strong>de</strong> erhalten bleiben, d.h. die Tatsache,<br />
dass Landtagsabgeordnete aus Mecklenburg-Strelitz in Schweriner Belangen Stimmrecht hatten<br />
und umgekehrt Schweriner Landtagsvertreter die Strelitzer ggf. überstimmen konnten. 18<br />
Die Finanznot <strong>de</strong>s Mecklenburg-Schweriner Großherzogs verschärfte sich in dieser Zeit immer<br />
mehr. In Anbetracht dieser Sorgen und <strong>de</strong>r unnachgiebigen Haltung <strong>de</strong>r Ritterschaft versuchte die<br />
Schweriner Regierung ab 1910 durch Kompromissbereitschaft Deckungszusagen für die fehlen<strong>de</strong>n<br />
Geldbeträge vom Landtag zu erhalten. Damit verließ sie Schritt für Schritt die bisherige gemeinsame<br />
Position mit Mecklenburg-Strelitz. 19 Schon zu diesem Zeitpunkt äußerte sich Heinrich Bossart<br />
unmissverständlich gegen politische Zugeständnisse an die Ritterschaft. 1911 unternahm die<br />
Schweriner Regierung einen weiteren Vorstoß zur Verfassungsän<strong>de</strong>rung zugunsten <strong>de</strong>r Ritterschaft.<br />
All dies wirkte sich kaum positiv auf Bossarts Gesundheit aus. Im Mai 1912 kurte er in Dr.<br />
Lahmanns Psychiatrischem Sanatorium im Dres<strong>de</strong>ner Stadtteil Weißer Hirsch. Schon in dieser Zeit<br />
wur<strong>de</strong> dort eine ganzheitliche Naturheilkun<strong>de</strong> betrieben. Hochrangige Gäste aus aller Welt besuchten<br />
diese Einrichtung. 20 Die Zeit <strong>de</strong>r Erholung än<strong>de</strong>rte jedoch nichts an <strong>de</strong>r Einstellung Heinrich<br />
Bossarts. Als 1913 die Mecklenburg-Schweriner Regierung gar einen Verfassungsentwurf ohne Billigung<br />
und Beteiligung aus Mecklenburg-Strelitz erarbeitet hatte, welcher die ritterschaftlichen Vertreter<br />
als mehrheitliche Anzahl <strong>de</strong>r Landtagsabgeordneten vorsah, lehnte Staatsminister Bossart<br />
dieses Ansinnen energisch ab. 21 Durch sein Beibehalten <strong>de</strong>s bekannten Standpunktes profilierte<br />
sich Heinrich Bossart immer <strong>de</strong>utlicher gegen die Ritterschaft. Aufgrund seiner exponierten politischen<br />
Stellung ist es durchaus angemessen, ihn im Kampf um eine neue Lan<strong>de</strong>sverfassung als<br />
Speerspitze gegen die Ritterschaft zu bezeichnen. Zu <strong>de</strong>n oben genannten Grün<strong>de</strong>n kam außer<strong>de</strong>m<br />
hinzu, dass er um das Ansehen seiner Regierung fürchtete, wenn ein Zurückweichen vor <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Ritterschaft erkennbar wür<strong>de</strong>. Bossart empfahl ein weniger diplomatisches Vorgehen<br />
gegenüber <strong>de</strong>n Rittergutsbesitzern und sah schließlich als einzigen Ausweg aus <strong>de</strong>r Krise die Oktroyierung<br />
einer neuen Verfassung. Dazu konnten sich bei<strong>de</strong> Großherzöge wegen <strong>de</strong>r unsicheren<br />
Rechtslage sowie <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Unterstützung seitens <strong>de</strong>r Reichsregierung und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates jedoch<br />
nicht entschließen. Am 29. Oktober 1913 wur<strong>de</strong>n die Verfassungsverhandlungen ergebnislos<br />
abgebrochen. 22 Die Großherzöge erklärten eine Reform <strong>de</strong>r Verfassung zwar als unbedingtes Erfor<strong>de</strong>rnis,<br />
aber auch, dass sie auf eine Oktroyierung verzichteten. Dieser Verzicht kam in erster Linie<br />
durch die ängstlich-inkonsequente Haltung <strong>de</strong>r Schweriner Regierung zustan<strong>de</strong>. 23 Weitere<br />
Bemühungen, mit <strong>de</strong>r Ritterschaft zu einer neuen Lan<strong>de</strong>sverfassung zu gelangen, schätzte Heinrich<br />
Bossart als zwecklos ein. So formulierte er in das Mecklenburg-Strelitzer Rescript, dass die Ritterschaft<br />
das Scheitern <strong>de</strong>r Verhandlungen „aus selbstsüchtigen Grün<strong>de</strong>n“ zu verantworten hatte. 24 Die<br />
Wogen <strong>de</strong>r Empörung ob <strong>de</strong>r undiplomatischen, ja schroffen Ausdrucksweise <strong>de</strong>s Staatsministers<br />
gingen bei <strong>de</strong>r Ritterschaft hoch. Wie Bossart im Entwurf seines Entlassungsgesuches vom 30. Oktober<br />
1913 schrieb, hatte er sich „das Missfallen ... einflussreicher Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ritterschaft in hohem<br />
Gra<strong>de</strong> zugezogen.“ Er formulierte weiter, dass er bei eventueller Nichtentlassung „nach wie vor<br />
danach streben wür<strong>de</strong>“, seinem Großherzog „auch fernerhin in alter Treue ... weiter zu dienen.“<br />
70
Erste Seite <strong>de</strong>s<br />
Entwurfs zum<br />
Entlassungsgesuch<br />
<strong>de</strong>s Staatsministers<br />
H. Bossart<br />
vom<br />
30.10.1913<br />
(Privatsammlung)<br />
Ein Sinneswan<strong>de</strong>l war bei Heinrich Bossart also nicht zu erwarten. Statt <strong>de</strong>ssen eröffnete er<br />
<strong>de</strong>m Großherzog Adolf Friedrich V. mit seinem Entlassungsgesuch die Möglichkeit eines<br />
Politik wan<strong>de</strong>ls. <strong>–</strong> Die Frage lautete: War ein solcher Wan<strong>de</strong>l gewollt? <strong>–</strong> Nach kurzzeitigen Irritationen<br />
in <strong>de</strong>r Presse, u.a. in <strong>de</strong>r Vossischen Zeitung, <strong>de</strong>r Deutschen Tageszeitung, <strong>de</strong>m Berliner<br />
Lokal-Anzeiger und <strong>de</strong>r Berliner Morgenpost wur<strong>de</strong> innerhalb weniger Tage auch öffentlich<br />
klar, dass zwischen Staatsminister Bossart und Großherzog Adolf Friedrich V. keinerlei Differenzen<br />
bestan<strong>de</strong>n.<br />
71
Angenommen o<strong>de</strong>r abgelehnt? <strong>–</strong> Irritationen in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Presse, November 1913 (Privatsammlung)<br />
72
Das Entlassungsgesuch wur<strong>de</strong> abgelehnt. Adolf Friedrich V. antwortete darauf: „Mein lieber<br />
Minister Bossart! Auf Ihr an mich gerichtetes Abschiedsgesuch erwi<strong>de</strong>re ich, daß ich <strong>de</strong>mselben<br />
nicht entsprechen kann und Sie bitte, mir ferner Ihre treuen Dienste widmen zu wollen. Ich<br />
verstehe vollkommen, daß das Scheitern <strong>de</strong>r Verfassungsreform Sie stark angegriffen hat, nach<strong>de</strong>m<br />
Sie Ihre ganze Arbeitskraft <strong>de</strong>m von mir begonnenen Werke gewidmet haben. Aber wir<br />
wollen weiter frischen Mutes zusammen wirken und vielleicht gelingt es uns nach Jahren, zu <strong>de</strong>m<br />
erwünschten Ziele zu gelangen. Ich bitte Sie mit Ihrer schon in langer Dienstzeit bewährten<br />
Kraft, mir ferner zur Seite zu stehen, zum Wohle unseres lieben Mecklenburg. Ihr dankbarer Adolf<br />
Friedrich.“ 25 Von Heinrich Bossart aufbewahrte Glückwunschschreiben kün<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Erleichterung<br />
seiner politischen Freun<strong>de</strong>. Ein kaiserlicher Flügeladjutant telegrafierte ihm gar:<br />
„Hurrah! Hurrah! Hurrah! Freue mich riesig, dass Se. Königliche Hoheit Euer Excellenz, <strong>de</strong>n so<br />
bewährten Minister, nicht entbehren wollen./ Allerherzlichste Grüße/ von Neumann-Cosel/<br />
Flügeladjutant/ Berlin Charlottenburg, Kantstr. 9“<br />
„Hurrah! Hurrah! Hurrah!“ <strong>–</strong> Glückwunschtelegramm aus Berlin zur Nichtannahme von Bossarts Entlassungsgesuch,<br />
5.11.1913 (Privatsammlung)<br />
73
Leibjäger und 1914 <strong>–</strong> 1918 Leibwächter <strong>de</strong>s<br />
Großherzogs Adolf Friedrich VI., Friedrich Honnen,<br />
hier mit <strong>de</strong>m Kreuz für Tapferkeit im Kriege<br />
(Privatsammlung)<br />
Dienst in Kriegszeiten<br />
Im Jahr <strong>de</strong>s Beginns <strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges<br />
folgte Adolf Friedrich VI. seinem Vater auf <strong>de</strong>n<br />
Neustrelitzer �ron. Während <strong>de</strong>s Krieges gab<br />
es zwar 1917/18 Gespräche über die Verfassung,<br />
doch wur<strong>de</strong>n die Verhandlungen nicht wie<strong>de</strong>r<br />
aufgenommen. Bossart sah sie einerseits sowieso<br />
als unsinnig an, da sich die Ritterschaft <strong>de</strong>m<br />
Ziel <strong>de</strong>r allgemeinen, gleichen und direkten<br />
Wahl <strong>de</strong>r Landtagsabgeordneten nie anschließen<br />
wür<strong>de</strong>. 26 Zum Zweiten sollte die <strong>de</strong>utsche<br />
Staatsräson international nicht beschädigt wer<strong>de</strong>n<br />
und zum Dritten rückten durch die Kriegsereignisse<br />
an<strong>de</strong>re Aufgaben in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Heinrich Bossart wirkte 1915 an <strong>de</strong>r Kriegsgesetzgebung<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Reiches mit. Groß -<br />
herzog Adolf Friedrich VI. erachtete es als seine<br />
Pflicht, in dieser schwierigen Zeit <strong>de</strong>n Soldaten<br />
seines Lan<strong>de</strong>s, soweit möglich, moralischen Beistand<br />
zu geben, anstatt es sich ausschließlich<br />
<strong>de</strong>m angenehmen zivilen Leben hinzugeben. So<br />
bereiste er mehrfach und für längere Zeit die<br />
Kriegsschauplätze. 1915 folgte ihm Heinrich<br />
Bossart auf <strong>de</strong>ssen ausdrücklichen Wunsch an<br />
die Westfront nach Noyon, wo sich dieser seit<br />
<strong>de</strong>m 20. April aufhielt. In seinen Erinnerungen<br />
berichtete Bossart später von einer kuriosen Begebenheit:<br />
„Im Mai <strong>de</strong>s Jahres 1915 begleitete<br />
ich <strong>de</strong>n Großherzog Adolf Friedrich VI. ins Feld<br />
... Das Quartier <strong>de</strong>s Großherzogs befand sich in<br />
einer Villa, die in einem großen, an die Landstraße<br />
grenzen<strong>de</strong>n Park lag, während ich selber<br />
beim Ortskommandanten einquartiert war. An<br />
einem sonnigen Vormittag begab ich mich zur Villa <strong>de</strong>s Großherzogs, um von dieser eine photographische<br />
Aufnahme zu machen. Der Großherzog, die Flügeladjutanten (Major v. Krell und Rittmeister<br />
Graf Hahn) und einige an<strong>de</strong>re Personen <strong>de</strong>s Gefolges gruppierten sich vor <strong>de</strong>r Villa und<br />
ich machte einige Aufnahmen, die mir lei<strong>de</strong>r später nebst <strong>de</strong>m wertvollen, <strong>de</strong>m Großherzog<br />
gehören<strong>de</strong>n photographischen Apparat in Brüssel gestohlen wur<strong>de</strong>n. Während <strong>de</strong>s Photographierens<br />
rasselte draußen auf <strong>de</strong>r Straße eine endlos lange Munitionskolonne vorüber. Der Großherzog<br />
trat mit mir und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Herren vor die in <strong>de</strong>n Park führen<strong>de</strong> breite Einfahrt und for<strong>de</strong>rte<br />
mich auf, auch von <strong>de</strong>r Kolonne einige Aufnahmen zu machen. Während ich dabei beschäftigt<br />
war, ertönte plötzlich von <strong>de</strong>r Kolonne her das Kommando ‚Kolonne halt!’ Die Kolonne riss sofort<br />
auseinan<strong>de</strong>r, während <strong>de</strong>r erste Teil weiterfuhr, stoppte <strong>de</strong>r hintere, ein Soldat sprang vom Pfer<strong>de</strong>,<br />
stürzte auf uns zu, blieb in militärischer Haltung vor <strong>de</strong>m Großherzog stehen und stammelte in<br />
sichtlicher Aufregung und Verwirrung: ‚Untertänigst guten Tag Königliche Hoheit’ und zu <strong>de</strong>n<br />
Flügeladjutanten gewandt: ‚Guten Tag Herr Major, guten Tag Herr Graf.’ Darauf <strong>de</strong>r Großherzog:<br />
‚Wer bist Du <strong>de</strong>nn und was willst Du von uns, hast Du die Kolonne zum Halten gebracht?’ Der<br />
Soldat: ‚Jawohl Königliche Hoheit, ich wollte Eurer Königlichen Hoheit bloß mal guten Tag sagen.<br />
Kennen Königliche Hoheit mich <strong>de</strong>nn nicht mehr, ich bin doch <strong>de</strong>r Vorreiter Zingelmann aus <strong>de</strong>m<br />
Marstall, und als ich Königliche Hoheit und <strong>de</strong>n Herrn Major und <strong>de</strong>n Herrn Graf hier so plötzlich<br />
stehen sah ...’ Großherzog zum Leibwächter Honnen 27 : ‚Honnen hol mal schnell eine von <strong>de</strong>n<br />
kurzen Pfeifen und ein Paket Tabak.’<br />
74
Während Honnen forteilt und <strong>de</strong>r Großherzog sich noch mit Zingelmann unterhält, bemächtigt<br />
sich <strong>de</strong>r Kolonne eine große Unruhe, weil offenbar niemand weiß, wer das Kommando zum<br />
Halten gegeben hat. Die Unteroffiziere galoppieren an die Spitze <strong>de</strong>r Kolonne und einige ziehen<br />
Erkundigungen über die Person <strong>de</strong>s mit <strong>de</strong>m Soldaten stehen<strong>de</strong>n hohen Offiziers ein. Inzwischen<br />
ist Honnen mit Pfeife und Tabak zurückgekehrt. Der Großherzog, in<strong>de</strong>m er Zingelmann bei<strong>de</strong>s<br />
gibt: ‚Hier Zingelmann, hast Du ´ne Pfeife und Tabak, nun mach aber, dass Du aufs Pferd<br />
kommst, die halbe Kolonne wartet, <strong>de</strong>r Spaß kann Dir schlecht bekommen.’ Nach<strong>de</strong>m Zingelmann<br />
freu<strong>de</strong>strahlend sich bedankt, sich aufs Pferd geschwungen, <strong>de</strong>n Tabak verstaut und die Pfeife in<br />
<strong>de</strong>n Mund gesteckt hatte, hörte man ihn rufen: ‚Herr Unteroffizier nu kannt wierer gahn.’ Worauf<br />
nach einem kurzen Kommando die Kolonne weiterrasselte.“<br />
Großherzog Adolf Friedrich VI. war schon 1914 auf <strong>de</strong>m westlichen Kriegsschauplatz gewesen.<br />
Aber auch an an<strong>de</strong>ren Frontabschnitten machte er sich ein Bild von <strong>de</strong>r Lage, z.B. in <strong>de</strong>r<br />
von <strong>de</strong>n russischen Truppen aufgegebenen und gesprengten Festung Grodno. 28 Nach einem <strong>de</strong>r<br />
Frontbesuche muss sich die nächste Begebenheit zugetragen haben. Heinrich Bossart notierte<br />
auch diese Episo<strong>de</strong>, wie er schrieb, um zu dokumentieren, „... dass <strong>de</strong>r stille, gemütvolle Humor<br />
<strong>de</strong>r mecklenburgischen Bevölkerung, <strong>de</strong>n Fritz Reuter so meisterhaft geschil<strong>de</strong>rt hat, noch immer<br />
nicht ausgestorben ist.“ Auch wollte er belegen, „... welch vertrauensvolles, fast kindlich-naives<br />
und von je<strong>de</strong>r Kriecherei und Künstelei weit entferntes Verhältnis zwischen <strong>de</strong>n mecklenburgischen<br />
Großherzögen und ihren Lan<strong>de</strong>skin<strong>de</strong>rn bis unmittelbar vor Ausbruch <strong>de</strong>r traurigen Revolution<br />
von 1918 bestan<strong>de</strong>n hat.“ Lassen wir dieses letzte Beispiel im originalen Wortlaut folgen:<br />
1914 <strong>–</strong> 23.2.1918 Dienstherr Heinrich Bossarts:<br />
Adolf Friedrich VI., Großherzog von Mecklenburg-<br />
Strelitz in <strong>de</strong>r Uniform eines Obersten<br />
(Privatsammlung)<br />
„Großherzog Adolf Friedrich VI., <strong>de</strong>r bekanntlich<br />
bis zu seiner �ronbesteigung viel bei seinen<br />
königlichen Verwandten in England weilte und<br />
durch seinen häufigen Aufenthalt dort eine<br />
große Vorliebe für englische Sitten gewonnen<br />
hatte, pflegte bei seiner Anwesenheit in Neustrelitz<br />
stets Zivil und nicht, wie sein Vater, Uniform<br />
zu tragen. Es entsprach dies auch <strong>de</strong>m sehr unverhohlen<br />
ausgesprochenem Wunsche seiner<br />
Großmutter, <strong>de</strong>r Großherzogin Witwe Augusta<br />
Caroline, einer englischen Prinzess, die <strong>de</strong>r junge<br />
Großherzog fast abgöttisch liebte und verehrte,<br />
so dass mir nach ihren To<strong>de</strong> (sie starb im Jahre<br />
1916 im selten hohen Alter von fast 95 Jahren)<br />
zum ersten Male <strong>de</strong>utliche Spuren von Schwermut<br />
beim Großherzog auffielen. - Als <strong>de</strong>r Groß -<br />
herzog nach Ausbruch <strong>de</strong>s Weltkrieges zum ersten<br />
Male wie<strong>de</strong>r nach Neustrelitz zurückkehrte<br />
und sofort wie<strong>de</strong>r die Uniform mit <strong>de</strong>m Zivilanzug<br />
vertauschte, erregte dies vielfach Befrem<strong>de</strong>n<br />
und gab <strong>de</strong>m <strong>–</strong> durchaus unwahren <strong>–</strong> Gere<strong>de</strong>, dass<br />
<strong>de</strong>r Großherzog auch in politischer Beziehung mit<br />
England sympatisiere, neue Nahrung. Ich hielt<br />
es daher für meine Pflicht, <strong>de</strong>n jungen Herrn zu<br />
bitten, sich während <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>s Krieges öffentlich<br />
nur in Uniform zu zeigen, was <strong>de</strong>r<br />
Großherzog sofort zusagte und auch befolgt hat.<br />
75
Kurz darauf erzählte er mir folgen<strong>de</strong>s Erlebnis. ‚Ich ging gestern Vormittag durch <strong>de</strong>n Schloss -<br />
garten und nahm dabei um abzukürzen, <strong>de</strong>n Weg über eine größere Rasenfläche. In <strong>de</strong>r Nähe war<br />
eine alte Gartenarbeiterin mit <strong>de</strong>m Wegräumen von Laub aus <strong>de</strong>m Bassin beschäftigt. Als sie<br />
mich herankommen sah, rief sie mir zu: ›Weten Se nich, dat dat verboten is, över <strong>de</strong>n Rasen to<br />
gahn?‹ <strong>–</strong> Als ich ganz in ihrer Nähe war, zeigte sie auf mein Eisernes Kreuz und meinte: ›Na Se<br />
kamen woll eben erst ut’n Krieg un weten dat nich beter. Min Enkelsähn is ok buten, he hett ok all<br />
dat Iserne Krüz, un vörrig Woch hett he schräwen, dat he dat mecklenbörgisch Krüz nu ok krägen<br />
hett, dat hett em uns Großherzog sülwst in <strong>de</strong> Hand gewwen. Häwwen Se dat ok all?‹ Ich bejahte<br />
die Frage, in<strong>de</strong>m ich auf das mecklenburgische Kreuz auf meiner Brust zeigte und fragte die Alte,<br />
wie <strong>de</strong>nn ihr Enkel hieße, worauf sie erwi<strong>de</strong>rte, er hieße Rake und sei <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s Gartenknechtes<br />
R. Ich erinnerte mich nun, dass er unter <strong>de</strong>n kürzlich von mir <strong>de</strong>korierten gewesen sei und sagte<br />
zu <strong>de</strong>r Alten: ›Nu kickens mi mal richtig an, kennen Se mi <strong>de</strong>nn nich, ick bin doch <strong>de</strong> Großherzog<br />
un hew Ehren Enkelsähn dat Krüz nülich sülwen gewen, wenn ich wed<strong>de</strong>r rüber geh, werr ick<br />
em von Großmudding grüßen.‹ Darauf die Alte: ›Ja warraftig, nu kenn ick Se, <strong>de</strong>nn nehmenst<br />
man nich äwel, Königliche Hoheit, äwerst dat ick Se nich glickst kennt hew, doran sünd Se sülwst<br />
schüllig, <strong>de</strong>nn so (d.h. in Uniform) hew ick Se nie nich sehn.‹ Und entschuldigend lächelnd fügte<br />
sie hinzu: ›Denn könen Se nu rühig wierer äwer <strong>de</strong> Rasen gehen.‹ Dann erwischte sie ihren Besen<br />
und fuhr, ohne sich weiter um mich zu bekümmern, eifrig mit ihrer Arbeit fort.“<br />
Auch 1916 hatte Heinrich Bossart <strong>de</strong>n Großherzog an die Westfront zu begleiten. Die Reise<br />
dauerte vom 21. September bis zum 5. Oktober. In Tagebuchform notierte Bossart alle Ereignisse.<br />
Nach einer 37-stündigen Bahnfahrt war man am 22. September um 16.00 Uhr in St. Quentin<br />
eingetroffen. Der Großherzog besuchte sofort das dortige Lazarett und begab sich erst anschließend<br />
in seine Unterkunft, eine alte Villa. Am folgen<strong>de</strong>n Tag sorgten Fliegerbomben um 6.00<br />
Uhr für das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Nachtruhe. Die Bomben waren in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Villa abgeworfen wor<strong>de</strong>n,<br />
eine hatte das Hofpflaster durchschlagen, zum Glück ein Blindgänger. Als <strong>de</strong>m Oberbefehlshaber<br />
v. Gallwitz die Aufwartung gemacht wor<strong>de</strong>n war, fuhr man nach Biache, geriet in feindliches<br />
Geschützfeuer, konnte aber schließlich doch die mitgeführten Ehrenzeichen verleihen. Ein<br />
Feindflugzeug sorgte dadurch für Aufsehen, dass von ihm in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r mecklenburgischen<br />
Besucher eine Fahne in <strong>de</strong>n mecklenburgischen Lan<strong>de</strong>sfarben herabgeworfen wur<strong>de</strong>. Offenbar<br />
hatte die feindliche Spionage beste Informationsquellen. Der 23. September ging für Bossart<br />
und <strong>de</strong>n Großherzog wie jetzt je<strong>de</strong>r Tag nach einem Aben<strong>de</strong>ssen mit hohen Offizieren in großer<br />
Run<strong>de</strong> zu En<strong>de</strong>. An Schlaf war aber nicht zu <strong>de</strong>nken. Er notierte: „0.30 Uhr zu Hause. Ganze<br />
Nacht starker Kanonendonner von <strong>de</strong>r Front, darunter Trommelfeuer, unmöglich, Schüsse zu<br />
zählen.“ Die folgen<strong>de</strong>n Tage vergingen mit Besuchen in Lazaretts und auf Friedhöfen, mit Truppenbesuchen,<br />
<strong>de</strong>m Überreichen von Blumen, Tabakspfeifen nebst Tabak, Verleihungen von Ehrenzeichen<br />
sowie abendlichen Besuchen bei Truppenführern und höchsten Offizieren. Bei einer<br />
Einheit <strong>de</strong>r Sturmtruppen inspizierte man die Angriffstaktik und -technik. Ein „Flammenspeier“<br />
wur<strong>de</strong> begutachtet, ebenso ein sog. „Albrecht-Mörser“, <strong>de</strong>r 240-kg-Sprengladungen bis 1500 m<br />
schleu<strong>de</strong>rte. Größeres Interesse erregte bei Heinrich Bossart offenbar ein medizinischer Vortrag<br />
<strong>de</strong>r Professoren Bich und �iers aus Detmold bzw. Würzburg. Sie referierten über eine neue Art<br />
<strong>de</strong>r Wundversorgung. Bossart notierte u.a.: „... Alles sehr interessant. Automatische Kompression<br />
mittels Sauerstoffapparat, kein Wundverband. Hypertrophie u. lokale Wassersucht ...“ Am 27.<br />
September begleitete Heinrich Bossart <strong>de</strong>n Großherzog zu einem Artilleriebeobachtungsstand<br />
nach Bias-Ferme. Hier stieg General v. Quast mit <strong>de</strong>m Großherzog und ihm in einen hohen<br />
Baum. Von dort hatten sie einen weitreichen<strong>de</strong>n Blick über das Tal <strong>de</strong>r Somme, wo eine <strong>de</strong>r<br />
berüchtigtsten Schlachten <strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges tobte. Er notierte: „Soweit man sieht: Pulverdampf,<br />
platzen<strong>de</strong> Granaten und Schrapnells, Leuchtsignale, elf feindliche Fesselballons, Flieger ...<br />
feindlicher Gegenangriff ... <strong>–</strong> Nach mehreren Stun<strong>de</strong>n verlassen wir diesen Ort <strong>de</strong>s Grauens, <strong>de</strong>r<br />
bald ent<strong>de</strong>ckt und zusammengeschossen wer<strong>de</strong>n dürfte.- Mit Auto direkt zurück nach Quentin.<br />
Großherzog übergibt einem schwer verwun<strong>de</strong>ten und am ganzen Körper gelähmten Sachsen sein<br />
Kreuz (für Auszeichnung im Kriege <strong>–</strong> J.B.), heftet es <strong>de</strong>m Sterben<strong>de</strong>n selber an die Brust im Lazarett<br />
(Orphelinat).-“ Festzustellen ist, dass es <strong>de</strong>n Großherzog immer wie<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n Verwun<strong>de</strong>-<br />
76
ten in die Lazaretts drängte. Innerhalb von neun Tagen hielt er sich insgesamt sechsmal mit seinem<br />
Gefolge in diesen Einrichtungen auf. Am 1. Oktober 1916 fuhr man um 17.20 Uhr nach<br />
Brüssel ab, wo man im Hotel Astoria logierte und einen Bombenangriff auf eine leere Luftschiffhalle<br />
erlebte. Der Großherzog erledigte mehrere Einkäufe, zum Teil ohne Begleitung. Die Heimreise<br />
wur<strong>de</strong> am 4. Oktober angetreten. Einen Tag zuvor erreichte <strong>de</strong>n Großherzog und damit<br />
auch Bossart das Telegramm <strong>de</strong>s sächsischen Königs, welches die Verleihung <strong>de</strong>s Albrechtsor<strong>de</strong>ns<br />
mit Schwertern ankündigte. König Friedrich August hatte sich dazu entschlossen, um damit<br />
die rege Anteilnahme <strong>de</strong>s Großherzogs an <strong>de</strong>n Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r sächsischen Verwun<strong>de</strong>ten anzuerkennen.<br />
Die Weiterreise war jedoch nicht mehr zu verschieben. 29 Über Charleroi, Namur,<br />
Lüttich, Köln, Mag<strong>de</strong>burg und Potsdam fuhr <strong>de</strong>r Zug nach Berlin. Zu einem Kurzaufenthalt begab<br />
man sich ins Hotel Adlon und am 5. Oktober 1916 traf die Reisegesellschaft um 13.08 Uhr<br />
auf <strong>de</strong>m Neustrelitzer Hauptbahnhof ein. Über die folgen<strong>de</strong>n Jahre ist <strong>de</strong>r private Nachlass<br />
Heinrich Bossarts wenig aussagefähig. 1917 wur<strong>de</strong> er zum kaiserlichen Territorial<strong>de</strong>legierten<br />
<strong>de</strong>r freiwilligen Krankenpflege ernannt. Nach<strong>de</strong>m er schon im Jahr 1893 im Königreich Sachsen<br />
zum Hauptmann <strong>de</strong>r Landwehr avanciert war, beför<strong>de</strong>rte ihn Großherzog Adolf Friedrich VI.<br />
am 17. Juni 1917 zum Major à la suite <strong>de</strong>s Neustrelitzer Bataillons. Am 1. Januar 1918 trug <strong>de</strong>r<br />
Mecklenburg-Strelitzer Verein für Landkin<strong>de</strong>rheime Heinrich Bossart die Ehrenmitgliedschaft<br />
an, um so <strong>de</strong>m Staatsmann für die freigiebige För<strong>de</strong>rung zu danken.<br />
Am 23. Februar 1918 starb<br />
Großherzog Adolf Friedrich VI.<br />
von Mecklenburg-Strelitz im<br />
Kammerkanal bei Neustrelitz<br />
unter teilweise ungeklärten Umstän<strong>de</strong>n.<br />
Am späten Abend <strong>de</strong>s<br />
23. Februars hatte man die Suche<br />
nach <strong>de</strong>m Vermissten begonnen;<br />
am Sonnabend, <strong>de</strong>m<br />
24. Febuar, trat die Lan<strong>de</strong>sregierung<br />
zusammen, an <strong>de</strong>ren Sitzung<br />
mit Sicherheit auch Heinrich<br />
Bossart teilgenommen hatte.<br />
Das Schriftstück, mit welchem<br />
Großherzog Friedrich<br />
Franz IV. von Mecklenburg-<br />
Schwerin die Regentschaft von<br />
Mecklenburg-Strelitz übernahm,<br />
benennt jedoch ein Trauerreglement<br />
vom 23. Februar<br />
für <strong>de</strong>n verstorbenen Großherzog<br />
30 Dazu schweigt <strong>de</strong>r privaten<br />
Nachlass <strong>de</strong>s Staatsministers.<br />
Kein Fe<strong>de</strong>rstrich verrät<br />
eine Gemütsbewegung, welche<br />
Schreiben zur Verleihung <strong>de</strong>r Ehrenmitgliedschaft<br />
im Verein <strong>de</strong>r Land -<br />
kin<strong>de</strong>rheime für Mecklenburg-Strelitz,<br />
1.1.1918 (Privatsammlung)<br />
77
doch höchst wahrscheinlich vorhan<strong>de</strong>n gewesen war. Mit <strong>de</strong>m 7. März 1918 wur<strong>de</strong> Heinrich<br />
Bossart durch <strong>de</strong>n Schweriner Großherzog Friedrich Franz IV. in seinen Ämtern bestätigt. Stellvertreter<br />
Bossarts als Bun<strong>de</strong>sratsbevollmächtigter für Mecklenburg-Strelitz wur<strong>de</strong> jedoch <strong>de</strong>r<br />
Schweriner Geheime Rat Bran<strong>de</strong>nstein. 31<br />
Das Deutsche Reich erzwang im selben Monat vom inzwischen sowjetischen Russland <strong>de</strong>n<br />
Frie<strong>de</strong>n von Brest-Litowsk, <strong>de</strong>r jedoch <strong>de</strong>n Zusammenbruch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Westfront und die<br />
inneren Unruhen in Deutschland im Herbst <strong>de</strong>s Jahres nicht verhin<strong>de</strong>rn konnte.<br />
Treue, Rücktritt, Abschied<br />
In einem Brief vom 27. Oktober 1918 dankte Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-<br />
Schwerin Staatsminister Heinrich Bossart für die Strelitzer Propositionen zum bevorstehen<strong>de</strong>n<br />
Landtag. Der Brief en<strong>de</strong>t mit folgen<strong>de</strong>m Gedanken: „Wir durchleben alle tiefernste Zeiten, und es<br />
ist ein grenzenloser Jammer, das festgefügte und bisher für unerschütterlich angesehene Reichsgefüge<br />
Stück für Stück zerbrechen zu sehen. Ich kann mir nicht <strong>de</strong>nken, daß das Deutsche Vaterland<br />
glücklicher sein wird als bisher! Ihr ergebener Friedrich Franz“. Auf <strong>de</strong>ssen Bitte, die Amtsgeschäfte<br />
weiter zu führen, hatte Heinrich Bossart sich Be<strong>de</strong>nkzeit erbeten. Herzog Carl Michael<br />
zu Mecklenburg-Strelitz war ein möglicher Neustrelitzer �ronfolger, befand sich aber in Russ -<br />
land und stand nicht zur Verfügung. 32 Auch <strong>de</strong>r Mecklenburg-Schweriner Prinz Christian Ludwig,<br />
sechsjähriger „Neffe“ und gleichzeitig Patenkind Großherzog Adolf Friedrichs VI., war<br />
nicht in <strong>de</strong>r Lage, die Regentschaft in Mecklenburg-Strelitz anzutreten, wie Adolf Friedrich VI.<br />
in einem seiner Abschiedsbriefe gewünscht hatte. 33 Offenbar zog <strong>de</strong>r regieren<strong>de</strong> Großherzog<br />
von Mecklenburg-Schwerin die Nachfolge seines zweitgeborenen Sohnes auf <strong>de</strong>m Neustrelitzer<br />
�ron nicht in Betracht. Für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s �ronverzichts <strong>de</strong>s Herzogs Carl Michael wollte <strong>de</strong>r<br />
Schweriner Großherzog Mecklenburg-Strelitz nicht weiter als selbständigen Bun<strong>de</strong>sstaat im<br />
Deutschen Reich erhalten. 34 Mit <strong>de</strong>r Revolution im November 1918 än<strong>de</strong>rte sich jedoch diese<br />
Haltung Friedrich Franz IV.: Nach<strong>de</strong>m die politische Situation durch ihn nicht mehr beherrschbar<br />
war, machte er sich Hoffnungen auf die Weiterführung seiner Regentschaft im ruhigen<br />
Mecklenburg-Strelitz. Eine Nachtreise <strong>de</strong>s Schweriner Revolutionsministers Starosson vom<br />
9. zum 10. November nach Neustrelitz genügte allerdings, um auch hier die bisher ruhige Lage<br />
zu been<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r Neustrelitzer Exerzierhalle 35 einen Soldatenrat zu grün<strong>de</strong>n und damit diesen<br />
Wunsch <strong>de</strong>s Schweriner Großherzogs ad absurdum zu führen.<br />
Heinrich Bossart hatte sich vom 8. bis zum 10. November 1918 in Schwerin aufgehalten,<br />
worüber ein ausführlicher Bericht aus seiner Fe<strong>de</strong>r existiert. Sein Dienstherr, <strong>de</strong>r Schweriner<br />
Großherzog, hatte ihn zu sich bitten lassen. Kurze Zeit zuvor kursierten in Neustrelitz Gerüchte<br />
über die Revolution in Schwerin. Da <strong>de</strong>r Neustrelitzer Oberchauffeur seine Dienste aus Angst<br />
vor Revolutionären verweigerte und an<strong>de</strong>re Beför<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten nicht zur Verfügung<br />
stan<strong>de</strong>n, blieb nur die Fahrt in einem Güterzug. Während <strong>de</strong>s Aufenthaltes in Schwerin stand<br />
Heinrich Bossart in Kontakt mit Großherzog Friedrich Franz IV., mit Ministern <strong>de</strong>r revolutionären<br />
Schweriner Regierung sowie mit <strong>de</strong>r ersten, aus Neustrelitz angereisten Delegation.<br />
Diese war am 10. November eingetroffen und bestand aus <strong>de</strong>m Neustrelitzer Verleger Pape,<br />
<strong>de</strong>m Neubran<strong>de</strong>nburger Rechtsanwalt Sauerwein und <strong>de</strong>m Mecklenburg-Strelitzer Reichstagsabgeordneten<br />
Dr. Stubmann. Um gewaltsame Ausschreitungen in Neustrelitz möglichst zu vermei<strong>de</strong>n,<br />
bot Heinrich Bossart Großherzog Friedrich Franz IV. die Nie<strong>de</strong>rlegung seines Ministeramts<br />
an. In Schwerin wur<strong>de</strong>n schließlich eine auf prächtigem Vordruck abgefasste Entlassungsurkun<strong>de</strong><br />
und eine Schreibmaschinenausführung mit abweichen<strong>de</strong>m Text von Großherzog<br />
Fried rich Franz am 10. November1918 unterzeichnet.<br />
78<br />
Abb. rechts:<br />
Eine <strong>de</strong>r Entlassungsurkun<strong>de</strong>n für Staatsminister Heinrich Bossart, 10.11.1918<br />
(Privatsammlung)
Da die Rückfahrt mit <strong>de</strong>m Zug wegen <strong>de</strong>r vielen mitreisen<strong>de</strong>n, alkoholisierten Soldaten problematisch<br />
zu wer<strong>de</strong>n schien, boten die o.g. Neustrelitzer Delegationsmitglie<strong>de</strong>r Heinrich Bossart<br />
einen Platz in <strong>de</strong>ren Abteil an. Wi<strong>de</strong>rstrebend nahm er das Angebot schließlich an, worauf<br />
sich eine Zugfahrt ohne einen einzigen Wortwechsel anschloss.<br />
Mit Schreiben vom 13. Dezember 1918 legte Heinrich Bossart auch die Geschäfte als Leiter<br />
<strong>de</strong>r Geheimen Kommission, als Mitglied <strong>de</strong>s Kuratoriums <strong>de</strong>s Familienfi<strong>de</strong>ikommisses „Blin<strong>de</strong>r<br />
Hausschatz“, als Minister <strong>de</strong>s Großherzoglichen Hauses sowie als Or<strong>de</strong>nskanzler nie<strong>de</strong>r. Mit<br />
<strong>de</strong>m 20. Dezember wur<strong>de</strong> er gebeten, die Schlüssel für die Geldschränke <strong>de</strong>s „Blin<strong>de</strong>n Hausschatzes“<br />
sowie <strong>de</strong>r Geheimen Kommission an <strong>de</strong>n Landgerichtsrat Dr. Ro<strong>de</strong>rich Hustädt<br />
„durch persönliche Fühlungnahme“ zu übergeben. Staatsminister Dr. Stubmann teilte weiter mit,<br />
dass das Ministerium <strong>de</strong>s Großherzoglichen Hauses sowie das Or<strong>de</strong>nskanzleramt aufgehoben<br />
wür<strong>de</strong>n.<br />
Nach <strong>de</strong>m Ausschei<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Staatsdienst sie<strong>de</strong>lte Heinrich Bossart innerhalb kurzer Zeit<br />
nach Hermsdorf am Kynast, einem kleinen Städtchen von rund 3000 Einwohnern im nie<strong>de</strong>rschlesischen<br />
Kreis Hirschberg, über. Überschattet wur<strong>de</strong>n die letzten Lebensjahre durch Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten<br />
zwischen <strong>de</strong>m Mecklenburg-Strelitzer Staatsministerium und Heinrich<br />
Bossart, welcher <strong>de</strong>r Auffassung war, dass sein Ruhegehalt fälschlicherweise zu niedrig berechnet<br />
war. 36 Als letzten Alterssitz wählte seine Familie schließlich ab <strong>de</strong>m 1. November 1925<br />
Wiesba<strong>de</strong>n 37 , wo Heinrich Bossart am 28. Juli 1930 starb. 38 Der Neustrelitzer Staatsminister, Dr.<br />
Reibnitz, teilte <strong>de</strong>r Witwe am 29. Juli mit, dass er „zu seinem beson<strong>de</strong>ren Bedauern ... erst heute<br />
Nachmittag“ vom To<strong>de</strong> Bossarts Kenntnis bekommen habe und zu dieser späten Uhrzeit keine<br />
Möglichkeit mehr bestan<strong>de</strong>n habe, einen offiziellen Vertreter o<strong>de</strong>r einen Kranz zu entsen<strong>de</strong>n. 39<br />
Frau Bossart dankte am 5. August für die Anteilnahme und teilte mit, dass die Urne ihres Mannes<br />
„<strong>de</strong>mnächst zu Friedland in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> seiner geliebten Heimat ruhen“ wer<strong>de</strong>. 40 Im Jahre 2007<br />
ist jedoch diese Beisetzung in Friedland nicht nachweisbar. 41<br />
Als pflichtbewusster und menschlicher Beamter sowie als vielfach ausgezeichneter Staatsminister<br />
und Politiker, <strong>de</strong>r fortschrittlicher eingestellt war als die meisten <strong>de</strong>r einflussreichen Zeitgenossen<br />
in seiner Heimat, sollte Heinrich Bossart <strong>de</strong>n Menschen in Mecklenburg-Strelitz in<br />
Erinnerung bleiben.<br />
Auch in Erinnerung bleiben sollte, dass Heinrich Bossart <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>r Lage war, seine fortschrittlichen<br />
Ansichten zu vertreten, weil ein Großherzog ebenso fortschrittlich eingestellt war<br />
und seinen Minister unterstützte.<br />
Der Verfasser dankt Frau Erika Bossart für das Bereitstellen von Informationen und Material.<br />
Anmerkungen und Quellen:<br />
1 Durch die Aufzählung <strong>de</strong>r einzelnen Lehrfächer wird ein oberflächlicher Einblick in das<br />
Studium möglich: Es umfasste in Tübingen die Institutionen <strong>de</strong>s Römischen Privatrechts,<br />
Römische Rechtsgeschichte, Zulassungsrecht <strong>de</strong>s Deutschen Reiches, Konstitutionelle<br />
Verfassungslehre, Pfandakten (erster Teil), Deutsches Privatrecht und Beurteilung <strong>de</strong>r<br />
Prinzipien <strong>de</strong>s Sozialismus vom Standpunkt <strong>de</strong>r philosophischen Ethik. In Leipzig studierte<br />
Bossart Deutsches Strafrecht, <strong>de</strong>n Römischen Zivilprozess, die wichtigsten neueren philosophischen<br />
Systeme, Deutsches Staatsrecht und Rechtsgeschichte, Deutsches Strafprozessrecht,<br />
Pfandakten (zweiter Teil), Europäisches Völkerrecht sowie Evangelisches und<br />
Katholisches Kirchenrecht. In Rostock belegte er noch einmal Lehrveranstaltungen zu<br />
Pfandakten, außer<strong>de</strong>m zum Zivilprozessrecht, Mecklenburgischen Privatrecht, Han<strong>de</strong>ls- und<br />
Wechselrecht.<br />
80
2 Lan<strong>de</strong>shauptarchiv Schwerin, Mecklenburg-Strelitzer Lan<strong>de</strong>sregierung Personalakten<br />
(künftig LHAS, MST LReg. PA) <strong>Nr</strong>. 49/1; 4<br />
3 ebenda; 6<br />
4 ebenda; 20<br />
5 ebenda; 15<br />
6 ebenda; 27<br />
7 ebenda; 29<br />
8 ebenda; Brief <strong>de</strong>s Oberlan<strong>de</strong>sgerichtsrats Dr. Mann vom 30.09.1884<br />
9 vgl. Raabe, Wilhelm/Qua<strong>de</strong>, Gustav: Mecklenburgische Vaterlandskun<strong>de</strong>. <strong>–</strong> 2. Aufl., Bd. 3,<br />
Wismar, 1896, S. 889 f.<br />
10 LHAS, MST LReg. PA 49/1; 39, 40<br />
11 ebenda; 50<br />
12 ebenda; unpaginiert<br />
13 ebenda; Urlaubsgesuche<br />
14 LHAS, MST StMin. 4.12 <strong>–</strong> 2/1, <strong>Nr</strong>. 361; unpaginiert.<br />
15 vgl. Brehmen-Kühne, York-Friedrich von: Die letzte Bastion. Der Kampf um Mecklenburgs<br />
Stän<strong>de</strong>staat im Bismarck-Reich.- Rostock 2002 (künftig Brehmen-Kühne), S. 340.<br />
16 vgl. ebenda, S. 341<br />
17 vgl. ebenda, S. 191<br />
18 vgl. Brehmen-Kühne, S. 225<br />
19 vgl. ebenda, S. 248<br />
20 vgl. www.dres<strong>de</strong>n-und-sachsen.<strong>de</strong>/dres<strong>de</strong>n/weisserhirsch<br />
21 vgl. Brehmen-Kühne, S. 262<br />
22 vgl. ebenda, S. 303<br />
23 vgl. ebenda, S. 303 f.<br />
24 vgl. ebenda, S. 303<br />
25 LHAS, MST LReg. PA <strong>Nr</strong>. 49/1; 69<br />
26 vgl. Brehmen-Kühne, S. 325<br />
vgl. LHAS, MST StMin. 4.12 <strong>–</strong> 2/1; <strong>Nr</strong>. 362, unpaginiert:<br />
Die Vertreter <strong>de</strong>r mecklenburgischen Ritterschaft befürchteten sehr, dass durch allgemeine,<br />
direkte und geheime Wahlen „die große Menge <strong>de</strong>r besitzlosen Wähler einseitig über <strong>de</strong>n<br />
Besitz <strong>de</strong>s wohlhaben<strong>de</strong>n Teiles <strong>de</strong>r Bevölkerung Beschluß faßt, die ihm zum Nachteil“<br />
gereichen wür<strong>de</strong>.<br />
Deshalb for<strong>de</strong>rte noch im September 1917 Freiherr v. Maltzan, dass verheiratete Arbeiter ab<br />
<strong>de</strong>m 25., unverheiratete erst ab <strong>de</strong>m 30. Lebensjahr mit einer Stimme wahlberechtigt sein<br />
dürften. In Abhängigkeit vom steuerpflichtigen Einkommen o<strong>de</strong>r vom Grundbesitz sollten<br />
Wahlberechtigte (pro 5000 Mark) eine bzw. mehrere weitere Wahlstimmen erhalten, jedoch<br />
auf maximal 20 Stimmen „beschränkt“ sein.<br />
Wie Bossart darüber dachte, zeigen <strong>de</strong>ssen schon in <strong>de</strong>n Jahren zuvor entstan<strong>de</strong>ne Notizen:<br />
„Dreiklassenwahlrecht abzulehnen, da es <strong>de</strong>n Besitz zur alleinigen Norm macht ...“<br />
81
„Wahlverfahren:<br />
a) unmittelbare o<strong>de</strong>r mittelbare Wahl <strong>–</strong> unmittelbar! <strong>–</strong><br />
b) öffentliche o<strong>de</strong>r geheime Wahl <strong>–</strong> geheim! <strong>–</strong><br />
c) Mehrheits- o<strong>de</strong>r Proportionalwahl <strong>–</strong> Mehrheitswahl! <strong>–</strong> “<br />
27 Friedrich Honnen: Seit 1906 Leibjäger <strong>de</strong>s Großherzogs Adolf Friedrich V. von Mecklenburg-<br />
Strelitz, im Ersten Weltkrieg neben seiner Stellung als Leibwächter außer<strong>de</strong>m Adjutant und<br />
Mel<strong>de</strong>fahrer <strong>de</strong>s Großherzogs Adolf Friedrich VI. von Mecklenburg-Strelitz; 1920 zunächst<br />
„Förster ohne Revier“ in Gol<strong>de</strong>nbaum, am 1. November 1920 berufen zum Inhaber <strong>de</strong>r neu<br />
geschaffenen Försterei Steinmühle.<br />
vgl. Großherzoglich Mecklenburg-Strelitzscher Staatskalen<strong>de</strong>r für 1906, S. 120;<br />
vgl. Borrmann, Klaus u. Tempel, Holger: Die Wildparks Serrahn & Lüttenhagen.<br />
hrsg. vom Waldmuseum Lütt Holthus OT Lüttenhagen, Feldberger Seenlandschaft<br />
2005, S. 108, 121.<br />
28 Großherzog Adolf Friedrich VI. von Mecklenburg-Strelitz inmitten einer Gruppe von<br />
15 weiteren Offizieren im Fort V <strong>de</strong>r Festung Grodno.- Zeitgenössisch beschriftete Originalfotografie<br />
aus <strong>de</strong>m Labor <strong>de</strong>s Fotografen L. Gelgor in Grodno 1916; Privatsammlung.<br />
29 LHAS, MST StMin. 4.12-2/1, <strong>Nr</strong>. 443, unpaginiert.<br />
30 vgl. Lippert, Rajko: Das Großherzogliche Haus Mecklenburg-Strelitz. <strong>–</strong> Reutlingen 1994,<br />
(künftig Lippert) S. 94.<br />
31 LHAS, MST LReg. PA, <strong>Nr</strong>. 49/1; 71<br />
32 vgl. Lippert, S. 95<br />
33 vgl. ebenda, S. 93 und S. 96<br />
34 vgl. Brehmen-Kühne, S. 325<br />
35 Im Jahr 2007 ist in diesem Gebäu<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Strelitzer Straße in Neustrelitz u.a. die Postfiliale<br />
untergebracht.<br />
36 LHAS, MST LReg. PA, <strong>Nr</strong>. 49/1; 108<br />
37 ebenda; 112<br />
38 ebenda; 115<br />
39 ebenda<br />
40 ebenda; 119<br />
41 Fernmündliche Auskunft <strong>de</strong>r Stadtverwaltung Friedland (Frau Laue) vom 22.11.2007<br />
Alle Mitteilungen ohne angegebene Quellen beziehen sich ausnahmslos auf Dokumente eines<br />
privaten Teilnachlasses <strong>de</strong>s Staatsministers Heinrich Bossart, vorhan<strong>de</strong>n in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Privatsammlungen.<br />
Abkürzungen:<br />
LHAS: Lan<strong>de</strong>shauptarchiv Schwerin<br />
MST: Mecklenburg-Strelitz(er)<br />
LReg: Lan<strong>de</strong>sregierung<br />
StMin: Staatsministerium<br />
PA: Personalakte<br />
82
Die äußerlichen Zeichen <strong>de</strong>r Erkenntlichkeit<br />
aus <strong>de</strong>m Besitz <strong>de</strong>s Staatsministers Heinrich Bossart<br />
Peter Groth Ohm-Hieronymussen<br />
Staatsminister<br />
Heinrich Bossart,<br />
porträtiert durch<br />
seine Frau Gertrud<br />
1912<br />
(Privatsammlung)<br />
Äußerliche Zeichen <strong>de</strong>r Erkenntlichkeit, das sind Or<strong>de</strong>n und Ehrenzeichen, wie <strong>de</strong>r dänische<br />
Märchendichter Hans Christian An<strong>de</strong>rsen einst sagte.<br />
Auch Staatsminister Heinrich Bossart erhielt Or<strong>de</strong>n und Ehrenzeichen. In seiner Eigenschaft<br />
als Premierleutnant <strong>de</strong>r Infanterie <strong>de</strong>s 1. Aufgebotes <strong>de</strong>s Landwehrbezirks II Leipzig erhielt er<br />
am 12. August 1890 die sächsische Landwehrdienstauszeichnung zweiter Klasse.<br />
Wäre Heinrich Bossart nicht in <strong>de</strong>n Staatsdienst eingetreten, hätte dies seine einzige Auszeichnung<br />
bleiben können, doch durch seine Laufbahn erreichte er auch als Zivilperson weitere<br />
Rangstufen und wur<strong>de</strong> mit Auszeichnungen geehrt: Im Jahre 1903, fünf Jahre nach seiner Ernennung<br />
zum Landgerichtsdirektor, wur<strong>de</strong> er am 28. Juni, <strong>de</strong>m 60. Hochzeitstag <strong>de</strong>s großherzoglichen<br />
Paares, zum Komtur <strong>de</strong>s Hausor<strong>de</strong>ns <strong>de</strong>r Wendischen Krone ernannt. Großherzog<br />
Friedrich Wilhelm unterzeichnete die durch Staatsminister von Dewitz gegengezeichnete Urkun<strong>de</strong>.<br />
Am 25. Januar 1908 hatte Heinrich Bossart die letzte Stufe <strong>de</strong>r Karriereleiter erreicht; mit seiner<br />
Ernennung zum Staatsminister wur<strong>de</strong> er auch Mecklenburg-Strelitzer Or<strong>de</strong>nskanzler.<br />
83
Ernennungsschreiben <strong>de</strong>s Staatsministers<br />
H. Bossart zum Kanzler <strong>de</strong>s Großherzoglich<br />
Mecklenburgischen Hausor<strong>de</strong>ns <strong>de</strong>r<br />
Wendischen Krone, 25.1.1908 (Privatsammlung)<br />
85
86<br />
Verleihungsurkun<strong>de</strong> zum Großkreuz <strong>de</strong>r<br />
Wendischen Krone mit <strong>de</strong>r Krone in Gold (1 b)<br />
für H. Bossart, 22.7.1908 (Privatsammlung)
Verleihungsurkun<strong>de</strong><br />
zum Königlichen Kronenor<strong>de</strong>n erster Klasse<br />
(Preußen), 7.6.1911 (Privatsammlung)<br />
87
Als solcher war er dafür zuständig, die benötigten Or<strong>de</strong>n und Auszeichnungen bei <strong>de</strong>n<br />
Herstellerfirmen in Auftrag geben zu lassen, <strong>de</strong>m Großherzog begrün<strong>de</strong>te Auszeichnungsvorschläge<br />
zu unterbreiten, die Führung <strong>de</strong>r Verleihungslisten zu beaufsichtigen und Verleihungsurkun<strong>de</strong>n<br />
gegenzuzeichnen.<br />
Am 22. Juli 1908, <strong>de</strong>m Geburtstag, <strong>de</strong>s regieren<strong>de</strong>n Großherzogs, wur<strong>de</strong> ihm das Großkreuz<br />
<strong>de</strong>r Wendischen Krone mit <strong>de</strong>r Krone in Gold verliehen. Sein Komturkreuz hatte er zurückzugeben.<br />
Dies entsprach <strong>de</strong>n Statuten, <strong>de</strong>nn mit <strong>de</strong>r Ernennung zum Staatsminister war Heinrich<br />
Bossart in die erste Rangklasse (1 b) mit <strong>de</strong>m Prädikat „Exzellenz“ aufgestiegen.<br />
Der Hausor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Wendischen Krone mit <strong>de</strong>r Krone in Erz war <strong>de</strong>n Angehörigen regieren<strong>de</strong>r<br />
Häuser (Rangklasse 1 a) vorbehalten. Die Rangstufen betrafen die gesellschaftliche Stellung<br />
<strong>de</strong>r auszuzeichnen<strong>de</strong>n Person. War man z.B. Postassistent, dann konnte man das silberne Verdienstkreuz<br />
erhalten, war man Oberpostsekretär, war das gol<strong>de</strong>ne Verdienstkreuz möglich, als<br />
Obermedizinalrat o<strong>de</strong>r Major aber das Ritterkreuz. Mit <strong>de</strong>r Auszeichnung in einer bestimmten<br />
Or<strong>de</strong>nsstufe war zu beachten, dass die gesellschaftliche Stellung <strong>de</strong>s Auszuzeichnen<strong>de</strong>n nachvollzogen<br />
wur<strong>de</strong>. Die Auszeichnung mit einem Verdienst- o<strong>de</strong>r Ritterkreuz war also eine in gleicher<br />
Weise angesehene Ehrung wie die Ernennung zum Komtur o<strong>de</strong>r Großkomtur. Keinesfalls<br />
durfte damit eine Hintenansetzung o<strong>de</strong>r Bevorzugung <strong>de</strong>r Person bezüglich ihrer gesellschaftlichen<br />
Stellung verbun<strong>de</strong>n sein. 1<br />
Für Heinrich Bossart sollten zwei Jahre vergehen, bis er wie<strong>de</strong>r ausgezeichnet wur<strong>de</strong>. Anlässlich<br />
eines Staatsbesuches in Sachsen erhielt er in Dres<strong>de</strong>n am 1. Dezember 1910 das Großkreuz <strong>de</strong>s<br />
Albrechtsor<strong>de</strong>ns von König Friedrich August überreicht. Im Folgejahr besuchte Wilhelm II. von<br />
Hohenzollern seine Neustrelitzer Verwandtschaft. Bei dieser Gelegenheit verlieh ihm <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche<br />
Kaiser in <strong>de</strong>r Eigenschaft als König von Preußen die erste Klasse <strong>de</strong>s preußischen Kronenor<strong>de</strong>ns.<br />
Nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> Großherzog Adolf Friedrichs V. von Mecklenburg-Strelitz wur<strong>de</strong> die Gedächtnismedaille<br />
auch an Heinrich Bossart verliehen. Er hatte als Or<strong>de</strong>nskanzler auch die für<br />
ihn selbst bestimmte Urkun<strong>de</strong> zu unterzeichnen. Am 19. Dezember 1914 erfragte <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />
Westfront weilen<strong>de</strong> Großherzog Adolf Friedrich VI. in einem Brief Bossarts Meinung zu <strong>de</strong>r<br />
I<strong>de</strong>e, <strong>de</strong>m Kreuz für Auszeichnung im Kriege eine erste Klasse hinzuzufügen. Im Gegensatz<br />
zum preußischen Eisernen Kreuz erster Klasse sollte es nur „in ganz beson<strong>de</strong>ren Fällen“ zur<br />
Verleihung kommen. Bossarts Antwort muss positiv ausgefallen sein, <strong>de</strong>nn schon am 1. Januar<br />
1915 erfolgte die Stiftung 2 Das anhaltinische Großkreuz <strong>de</strong>s Hausor<strong>de</strong>ns Albrechts <strong>de</strong>s Bären<br />
wur<strong>de</strong> Staatsminister Bossart am 1. Januar 1917 von Herzog Friedrich von Anhalt verliehen.<br />
Bossarts Amtskollege formulierte aus diesem Anlass <strong>de</strong>n Wunsch, dass zwischen <strong>de</strong>n verwandten<br />
Herrscherhäusern auch weiterhin freundschaftliche und vertrauensvolle Beziehungen bestehen<br />
mögen und sandte die Or<strong>de</strong>ns<strong>de</strong>koration nach Neustrelitz. Der Neustrelitzer Großherzog<br />
gestattete das Tragen <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>ns 14 Tage später. Am 18. März <strong>de</strong>s selben Jahres ließ Fürst von<br />
Hatzfeldt die dritte Klasse <strong>de</strong>r preußischen Rote-Kreuz-Medaille wegen Bossarts Tätigkeit als<br />
Territorial<strong>de</strong>legierter <strong>de</strong>r freiwilligen Krankenpflege übersen<strong>de</strong>n und am 6. Oktober erhielt er<br />
das preußische Verdienstkreuz für Kriegshilfe. Im letzten Kriegsjahr hatte Bossart am 24. August<br />
schließlich das Mecklenburg-Strelitzer Kreuz für Auszeichnung im Kriege zweiter Klasse am<br />
Nichtkämpferband erhalten, bevor er am 10. November auf eigenen Wunsch entlassen wur<strong>de</strong>.<br />
Heinrich Bossarts Frau Gertrud, geb. Seip, stand ihrem Mann auch in <strong>de</strong>n schweren Jahren<br />
<strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges treu zur Seite. Sie wur<strong>de</strong> mit zwei Auszeichnungen geehrt, mit <strong>de</strong>m Strelitzer<br />
Kreuz für Auszeichnung im Kriege („Tapfer und Treu“) für Frauen und mit <strong>de</strong>r preußischen<br />
Rote-Kreuz-Medaille.<br />
Nach zwöl�ährigem Ruhestand verstarb Heinrich Bossart am 28. Juli 1930 in Wiesba<strong>de</strong>n. Die<br />
Mecklenburg-Strelitzer Lan<strong>de</strong>szeitung veröffentlichte zwei Tage später die To<strong>de</strong>sanzeige sowie<br />
88
<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Bericht: „Mecklenburg-Strelitz. Exz. Bossarts Einäscherung. Am Mittwoch mittags<br />
11½ Uhr fand im Krematorium <strong>de</strong>s Wiesba<strong>de</strong>ner Südfriedhofes die Trauerfeier und an schließend<br />
die Einäscherung von Heinrich Bossart statt. Nach feierlichem Orgelspiel hielt Domprobst<br />
Bossart-Ratzeburg, ein Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Verstorbenen, die Trauerre<strong>de</strong>. Ausgehend von Mose 1, Kap.12,<br />
Vers 2: ‚Und ich will dich segnen, und dir einen großen Namen machen und du sollst ein Segen<br />
sein’ sprach Domprobst Bossart von <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>s Verstorbenen, das reich an Arbeit, Erfolgen,<br />
Liebe und Dankbarkeit gewesen sei. 73 Jahre seien ihm beschie<strong>de</strong>n gewesen voll Sonnenschein,<br />
Glück und Sturm. Ein heroischer, fester Geist von Pflichterfüllung und Willensstärke beseelt, beliebt<br />
durch seine herzgewinnen<strong>de</strong> Güte, sei mit Heinrich Bossart dahingegangen. Klar und weitschauend<br />
im Amt war er stets ein Mensch zum Menschen, wenn er auch an<strong>de</strong>rer politischer Anschauung<br />
war. Darum hatte <strong>de</strong>r Tote auch nie persönliche Fein<strong>de</strong>. Unter drei Großherzögen war<br />
<strong>de</strong>r Heimgegangene tätig. Der erste hat ihn hochgestellt, <strong>de</strong>r zweite ihn höher als alle an<strong>de</strong>ren,<br />
und <strong>de</strong>r dritte war sein Freund. Heinrich Bossart ist vielen ein Segen gewesen. Die Quelle seiner<br />
Kraft aber lag in seinem Elternhaus und in seiner Ehe. Als Lieblingssohn <strong>de</strong>r Mutter, <strong>de</strong>ren Ebenbild<br />
er war, ist er aufgewachsen. Liebe und Glück hat er auch in <strong>de</strong>r Ehe gefun<strong>de</strong>n und in bösen,<br />
in allerletzten Tagen hat er erfahren, welchen Segen die Worte Gottes be<strong>de</strong>uten können: ‚Ich will<br />
ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.’ Domprobst Bossart gedachte dann noch <strong>de</strong>s schönen<br />
stillen Friedhofs, auf <strong>de</strong>m die Eltern und Jugendfreun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Verstorbenen zur letzten Ruhe gebettet<br />
seien, und wo von <strong>de</strong>r Mutter Grab weithin die Inschrift leuchte: ‚Die Liebe höret nimmer auf’.<br />
Darauf sprach Regierungsdirektor Dr. Waldschmidt, <strong>de</strong>r ein schwarz-weiß-schwarzes Band und<br />
Große Or<strong>de</strong>nsspange <strong>de</strong>s Staatsministers Bossart mit folgen<strong>de</strong>n Dekorationen (v. l. n. r.):<br />
1 Eisernes Kreuz II. Klasse am Nichtkämpferband (Preußen);<br />
1 Kreuz für Tapferkeit im Kriege II. Klasse am Nichtkämpferband;<br />
1 Gedächtnismedaille für Adolf Friedrich V., Großherzog v. Mecklenburg-Strelitz (bei<strong>de</strong> Mecklenburg-Strelitz);<br />
1 Kreuz für Kriegshilfsdienst (Preußen);<br />
1 Rote-Kreuz-Medaille III. Klasse (Preußen);<br />
1 Landwehrdienstauszeichnungsmedaille II Klasse (Königreich Sachsen).<br />
einen Kranz für das Tübinger Korps Borussia nie<strong>de</strong>rlegte, <strong>de</strong>m Exz. Bossart angehörte. Unter<br />
Orgelklängen glitt <strong>de</strong>r Sarg langsam zur Tiefe, während die letzten Blumengrüße <strong>de</strong>r Angehörigen<br />
auf ihn nie<strong>de</strong>rfielen. Vor <strong>de</strong>m Sarg lagen auf einem Kissen die zahlreichen Or<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Verstorbenen,<br />
so u.a. das Meckl. Großkreuz <strong>de</strong>r Wendischen Krone, <strong>de</strong>r Preußische Kronenor<strong>de</strong>n 1. Klasse<br />
mit Stern, das Großkreuz <strong>de</strong>s Anhaltinischen Hausor<strong>de</strong>ns und <strong>de</strong>s Sächsischen Albrechtsor<strong>de</strong>ns.<br />
Unter <strong>de</strong>n vielen Blumenspen<strong>de</strong>n befand sich auch ein Kranz <strong>de</strong>r Frau Großherzogin Elisabeth<br />
89
aus roten Rosen und Astern mit weißsei<strong>de</strong>ner Schleife, auf <strong>de</strong>r in Gold gestickt die Großherzog -<br />
liche Krone und ein ‚E‘ zu bemerken war. Auch Großherzog Friedrich Franz und die Prinzessin<br />
Marie zur Lippe, geb. Herzogin von Mecklenburg-Strelitz, hatten Kränze gesandt.“ 3<br />
Alle Großkreuz<strong>de</strong>korationen wur<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> Heinrich Bossarts entsprechend <strong>de</strong>n<br />
Or<strong>de</strong>nsstatuten an die verschie<strong>de</strong>nen Bun<strong>de</strong>sstaaten pflichtgemäß zurückgeliefert, so dass heute<br />
lediglich die Verleihungslisten sowie die Verleihungsurkun<strong>de</strong>n Zeugnis von diesen Ehrenzeichen<br />
ablegen. Erhalten geblieben ist die Or<strong>de</strong>nsspange mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren, im Text erwähnten und<br />
nicht rückgabepflichtigen „äußerlichen Zeichen <strong>de</strong>r Erkenntlichkeit“.<br />
Anmerkungen und Quellen:<br />
1 Lediglich ein bemerkenswerter Ausnahmefall ist bekannt, in <strong>de</strong>m von dieser feststehen<strong>de</strong>n<br />
Regel abgewichen wor<strong>de</strong>n war. Daniel San<strong>de</strong>rs, <strong>de</strong>r Altstrelitzer Lexikograph, wur<strong>de</strong> 1880 in<br />
seiner Eigenschaft als Doktor und Professor mit <strong>de</strong>m Verdienstkreuz in Gold <strong>de</strong>s Hausor<strong>de</strong>ns<br />
<strong>de</strong>r Wendischen Krone geehrt und 1889 mit <strong>de</strong>m Ritterkreuz, ohne dass sich seine offizielle<br />
Stellung verbessert hatte.<br />
Vgl. Ohm-Hieronymussen, Peter: Die Mecklenburg-Strelitzer Or<strong>de</strong>n und Ehrenzeichen.<strong>–</strong><br />
Kopenhagen 2000, S. 59.<br />
2 Für Adlige trug dieses Kreuz die Inschrift „Für Tapferkeit“ und wur<strong>de</strong> in 21 Fällen verliehen.<br />
Die allgemeine Ausführung trug <strong>de</strong>n Schriftzug „Tapfer und Treu“ und wur<strong>de</strong> an 288 Kämpfer<br />
verausgabt.<br />
Vgl. Ohm-Hieronymussen, Peter: a.a.O. S. 147 ff., S. 152 f.<br />
3 Stadtarchiv Neustrelitz, Mecklenburg-Strelitzer Lan<strong>de</strong>szeitung <strong>Nr</strong>. 175, 30. Juli 1930.<br />
Alle Mitteilungen ohne Quellenangabe beziehen sich auf Dokumente eines privaten Teilnachlasses<br />
<strong>de</strong>s Staatsministers Heinrich Bossart, vorhan<strong>de</strong>n in verschie<strong>de</strong>nen Privatsammlungen.<br />
90
Neuerscheinung zur Regionalgeschichte<br />
Walter Karbes Buch erstmals erschienen<br />
Anfang Dezember wur<strong>de</strong> im Neustrelitzer Rathaussaal ein Buch präsentiert, das 52 Jahre nach<br />
<strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Verfassers erstmals im Druck erschienen ist <strong>–</strong> „Die Kulturgeschichte <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
Stargard von <strong>de</strong>r Eiszeit bis zur Gegenwart“.<br />
Den Autor und be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Heimatforscher Walter Karbe (1877 <strong>–</strong> 1956) verband seine berufliche<br />
Tätigkeit 40 Jahre lang <strong>–</strong> seit 1919 als Konservator <strong>–</strong> mit <strong>de</strong>n kulturellen Institutionen<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Strelitz, <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sarchiv, <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>smuseum und vor allem <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothek. Seine gesamte Freizeit widmete er heimatgeschichtlichen und volkskundlichen<br />
Forschungen. Er war an archäologischen Projekten beteiligt, führte eigene Ausgrabungen<br />
durch, baute Sammlungen auf, verfasste populärwissenschaftliche Aufsätze, hielt Vorträge und<br />
führte Wan<strong>de</strong>rgruppen durch die heimatliche Natur. Als kenntnisreicher Wissenschaftler war er<br />
über die Grenzen von Mecklenburg-Strelitz bekannt und wur<strong>de</strong> als Partner wissenschaftlicher<br />
Dispute geschätzt.<br />
Walter Karbe führte ein nahezu asketisches Leben, ganz seiner Berufung hingegeben.<br />
In seinen letzten Lebensjahren schrieb er auf fast eintausend Blatt handgeschöpften Papiers<br />
einen Bruchteil seines Wissensschatzes nie<strong>de</strong>r und nannte sein Werk: Kulturgeschichte <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
Stargard von <strong>de</strong>r Eiszeit bis zur Gegenwart.<br />
Was für ein Anspruch!<br />
Karbe selbst relativiert ihn in einem Entwurf zu seinem Vorwort:<br />
Der geneigte Leser möge nicht erschrecken! Es han<strong>de</strong>lt sich hier nicht um tiefschürfen<strong>de</strong> Darstellungen<br />
alles <strong>de</strong>ssen, was wechseln<strong>de</strong> Völkerscharen im Laufe von Jahrtausen<strong>de</strong>n in unserem<br />
Lan<strong>de</strong> erlebt und erlitten haben, son<strong>de</strong>rn um das, was ich mein Leben hindurch im Dienst <strong>de</strong>r<br />
Heimatkun<strong>de</strong> durch Wan<strong>de</strong>rungen und Grabungen, aus Büchern und Schriften erforscht o<strong>de</strong>r im<br />
persönlichen Verkehr mit Einheimischen und Frem<strong>de</strong>n erfahren habe. Auf diese Art trägt das Gebotene<br />
einen stark subjektiven Charakter, <strong>de</strong>nn es enthält nur das, was ich meinen Fähigkeiten<br />
entsprechend verarbeiten konnte.<br />
Mehr als fünfzig Jahre „ruhte“ dieses Manuskript in Schränken und Tresoren, anfangs bei seiner<br />
Nachlassverwalterin Annalise Wagner (1903<strong>–</strong>1986), die dafür einen mit grüner Leinwand<br />
bezogenen Kasten mit Goldprägung anfertigen ließ, und seither in <strong>de</strong>m von ihr 1956 gegrün<strong>de</strong>ten<br />
Karbe-Wagner-Archiv in Neustrelitz.<br />
Nur wenige Menschen wussten von <strong>de</strong>r Existenz dieses Manuskripts und seinem Inhalt <strong>–</strong><br />
Benutzer <strong>de</strong>s Archivs, Forscher, die mit <strong>de</strong>r Mecklenburger Lan<strong>de</strong>sgeschichte befasst waren<br />
o<strong>de</strong>r sind. Aber einem größeren Leserkreis, wie ihn sich Karbe <strong>–</strong> in seinem Vorwort schreibt er<br />
es <strong>–</strong> gewünscht hatte, war seine Kulturgeschichte nicht zugänglich.<br />
Einerseits waren die Zeiten nicht danach, das Buch zu veröffentlichen <strong>–</strong> anfangs aus materiellen<br />
Grün<strong>de</strong>n, später aus i<strong>de</strong>ologischen <strong>–</strong> , an<strong>de</strong>rerseits gab es in Historikerkreisen Vorbehalte<br />
gegen eine Veröffentlichung. Karbe selbst wusste das und schreibt in einer Vorwort-Variante:<br />
Gedruckt kann es ja jetzt doch nicht wer<strong>de</strong>n.<br />
91
Im 50. Gründungsjahr <strong>de</strong>s Karbe-Wagner-Archivs 2006 und anlässlich <strong>de</strong>s 50. To<strong>de</strong>stages<br />
Walter Karbes wur<strong>de</strong>n in öffentlichen Lesungen mehrere Auszüge aus <strong>de</strong>m Karbe-Manuskript<br />
zu Gehör gebracht. Die freudige und unerwartet lebhafte Resonanz auf diesen Veranstaltungen<br />
bestärkte die Stadt Neustrelitz und die Mitarbeiterinnen <strong>de</strong>s Karbe-Wagner-Archivs in ihrem<br />
Bemühen, Walter Karbes Kulturgeschichte im 275. Gründungsjahr <strong>de</strong>r ehemaligen Resi<strong>de</strong>nzstadt,<br />
52 Jahre nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Verfassers als Buch herauszugeben und damit <strong>de</strong>n Verfasser<br />
nachhaltig zu würdigen.<br />
Das Ergebnis <strong>–</strong> verwirklicht mit finanzieller Unterstützung <strong>de</strong>r Stadt Neustrelitz, <strong>de</strong>s Ministeriums<br />
für Bildung, Wissenschaft und Kultur, pirivater Spen<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>s Landkreises Mecklenburg-Strelitz<br />
<strong>–</strong> liegt nun vor.<br />
Unter <strong>de</strong>r Redaktion von Gundula Tschepego und Peter Schüßler wur<strong>de</strong> das knapp 470 Seiten<br />
umfassen<strong>de</strong> Buch in 14 Kapitel geglie<strong>de</strong>rt und mit einem tabellarischen Lebenslauf <strong>de</strong>s Autors<br />
versehen. Es verfügt über ein Personen-, Orts- und Sachregister und ein Verzeichnis <strong>de</strong>r<br />
von Walter Karbe zitierten o<strong>de</strong>r erwähnten Literatur. Zahlreiche, z. T. farbige Illustrationen sowie<br />
eine ausklappbare Wan<strong>de</strong>rkarte vervollständigen dieses von vielen mit Spannung erwartete<br />
Buch. Es ist im �omas Helms Verlag in Schwerin erschienen.<br />
92
Literarisches<br />
Begegnung mit <strong>de</strong>m Frem<strong>de</strong>n<br />
Frem<strong>de</strong>s kennen lernen, Frem<strong>de</strong>m begegnen, Frem<strong>de</strong>s erfahren … Ausgangspunkte für Reflexionen<br />
über das Fremdsein.<br />
Sich <strong>de</strong>m Frem<strong>de</strong>n zu öffnen, dadurch neue Erfahrungen zu sammeln und somit Frem<strong>de</strong>s in<br />
sich aufzunehmen, stellte für die Schüler <strong>de</strong>r Klasse 10/3 eine beson<strong>de</strong>re Herausfor<strong>de</strong>rung dar, die<br />
sie, ausgehend von <strong>de</strong>n Erlebnissen während <strong>de</strong>r Studienfahrt im April <strong>2008</strong> nach Tschechien, zu<br />
meistern hatten.<br />
Die sehr verschie<strong>de</strong>nen Orte <strong>de</strong>r Reise wie das Böhmische Paradies, Prag und �eresienstadt<br />
inspirierten zu diesen Gedanken …<br />
Überreste einer alten „Kultur”<br />
In einem Gebiet, in einer Region,<br />
Im Raume <strong>de</strong>r Su<strong>de</strong>ten,<br />
Dort wütete einst die Aggression<br />
Von Panzern und Raketen.<br />
Doch heute, was bleibt heute schon<br />
Noch Zeuge dieser Taten?<br />
Verstummt bleibt immer noch <strong>de</strong>r Ton<br />
Der stillen Menschen, die schreiend um Hilfe baten.<br />
Es bleibt ein großes Denkmal stehn,<br />
Die Menschheit zu ermahnen,<br />
Man hört darin die Win<strong>de</strong> wehn<br />
Aus Schreien unsrer Ahnen.<br />
Es herrschten grausame Metho<strong>de</strong>n,<br />
Wo nebenan die Kin<strong>de</strong>r spielten,<br />
Dort fielen viele Bürger zu Bo<strong>de</strong>n,<br />
Weil Menschen volle Macht erhielten.<br />
Es bleibt auch noch die „gol<strong>de</strong>ne Stadt“,<br />
Die kaum drunter gelitten hat<br />
Doch kann sie letztlich nur berichten<br />
Von sehr viel älteren Geschichten.<br />
Es ist die Stadt, die gol<strong>de</strong>n glänzt,<br />
Die Stadt erfrischen<strong>de</strong>r Wonne.<br />
Am En<strong>de</strong> wird sie nur ergänzt<br />
Durch Strahlen unsrer Sonne.<br />
Es bleibt auch hübsche Landschaft,<br />
Noch schöner als in Sachsen,<br />
Da ist’s als ob aus eigner Kraft<br />
Die Felsen dort erwachsen.<br />
Es eine hinreißen<strong>de</strong> Magie<br />
Der Bäume und <strong>de</strong>r Bergesspitzen,<br />
Denn hier kommt wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Genie<br />
Zu neuen Geistesblitzen.<br />
Doch wird die alte Felsenstadt<br />
Uns nie etwas verraten<br />
Wer Leben nun gefor<strong>de</strong>rt hat<br />
Von vielen „Moorsoldaten“.<br />
Kjell Sandkuhl, Klasse 11/3<br />
93
94<br />
Begegnung mit <strong>de</strong>m Frem<strong>de</strong>n<br />
Was ist uns fremd?<br />
Fremd ist uns all jenes,<br />
Womit wir keine Erfahrungen verbin<strong>de</strong>n.<br />
Können wir uns im Frem<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n?<br />
Was ist uns fremd?<br />
Ein frem<strong>de</strong>s Land, ein frem<strong>de</strong>s Wort,<br />
Ein frem<strong>de</strong>r Mensch, ein frem<strong>de</strong>r Ort.<br />
Theresienstadt.<br />
Ein frem<strong>de</strong>r und befremdlicher Ort,<br />
Wir spüren die Kälte noch Jahrzehnte<br />
später.<br />
Theresienstadt<br />
Ein nicht weichen<strong>de</strong>r Schatten<br />
liegt über <strong>de</strong>m Denkmal,<br />
die Zeit - stehengeblieben,<br />
Vergangenheit wird lebendig<br />
Grauen kriecht aus je<strong>de</strong>r Spalte,<br />
Je<strong>de</strong>r Stein erzählt vom Leid.<br />
In je<strong>de</strong>r Ecke wird geklagt,<br />
In je<strong>de</strong>m Winkel wird geweint.<br />
Qual und Schreie stecken in <strong>de</strong>n Mauern,<br />
Gehen durch Mark und Bein,<br />
Es braucht nur Einen um sie zu hören.<br />
Sind sie noch so klein.<br />
In je<strong>de</strong>r Ecke wird geklagt,<br />
In je<strong>de</strong>m Winkel wird geweint.<br />
Es gibt kein Entrinnen<br />
Die Vergangenheit lebt<br />
Ich fühle mich hilflos<br />
Mein Innerstes bebt.<br />
In je<strong>de</strong>r Ecke wird geklagt,<br />
In je<strong>de</strong>m Winkel wird geweint.<br />
Prag.<br />
Auch hier sind wir Frem<strong>de</strong>,<br />
doch wir sind Gäste.<br />
Und die Sonne scheint.<br />
Jicin.<br />
Ein Blick auf die Stadt vom Turm.<br />
Ein Frem<strong>de</strong>r, er spricht mit uns.<br />
Wir gehen, er ist kein Frem<strong>de</strong>r mehr.<br />
Was ist uns fremd?<br />
Fremd ist uns all jenes,<br />
Womit wir keine Erfahrungen verbin<strong>de</strong>n.<br />
Und <strong>de</strong>nnoch <strong>–</strong><br />
wir können uns imFrem<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n.<br />
Henning Heller, Klasse 11/3<br />
Nur einem gelang die Flucht,<br />
Die Flucht ins normale Leben.<br />
Ob er es überlebt hat o<strong>de</strong>r nicht<br />
Er hat einen Hoffnungsschimmer gegeben.<br />
In je<strong>de</strong>r Ecke wird geklagt,<br />
In je<strong>de</strong>m Winkel wird geweint.<br />
Selbst einen Galgen mussten sie errichten,<br />
an <strong>de</strong>m einer nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren hing,<br />
nur Augenzeugen können berichten,<br />
wie es damals von statten ging.<br />
In je<strong>de</strong>r Ecke wird geklagt,<br />
In je<strong>de</strong>m Winkel wird geweint.<br />
Tausen<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n erschossen,<br />
alles säuberlich entfernt,<br />
Doch <strong>de</strong>r Geruch von Folter,<br />
Gewalt und Not,<br />
Weht noch heute über <strong>de</strong>n Platz<br />
<strong>de</strong>s Grauens,<br />
Hier fand man nur noch eines - <strong>de</strong>n Tod.<br />
Jacob Schwerdtfeger, Klasse 11/3
Aus <strong>de</strong>n Vereinen<br />
Protokoll<br />
<strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>r „Altschülerschaft Gymnasium Carolinum e. V.“<br />
vom 05. September <strong>2008</strong>, 16.00 Uhr,<br />
im Lehrerzimmer <strong>de</strong>s Gymnasiums Carolinum in Neustrelitz.<br />
1 Frau Helga Reuter begrüßt die Mitglie<strong>de</strong>r und nimmt die Totenehrung vor.<br />
2 Das Protokoll vom 7. September 2007 wird einstimmig genehmigt.<br />
3 Frau Reuter liest <strong>de</strong>n Bericht <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s vor.<br />
Darin hebt sie die Unterstützung von Schülern bei <strong>de</strong>r Durchführung von Klassenfahrten<br />
sowie <strong>de</strong>r Zuerkennung von Stipendien hervor.<br />
Durch weiter zurückgehen<strong>de</strong> Mitglie<strong>de</strong>rzahl und fehlen<strong>de</strong>r Bereitschaft, im Vorstand<br />
mitzuarbeiten stellt <strong>de</strong>r Vorstand <strong>de</strong>n Antrag, <strong>de</strong>n Verein als juristische Einrichtung aufzulösen.<br />
Da die Altschülerschaft bereits Mitglied im Schulverein ist, besteht die Möglichkeit,<br />
als eigenständige Abteilung mit <strong>de</strong>m Namen „Altschülerschaft“ die Traditionspflege<br />
fortzusetzen.<br />
4 Der Kassenprüfer Herr Dr. Schulz gibt <strong>de</strong>n Kassenbericht. Der Zahlungsverkehr wur<strong>de</strong> vom<br />
Kassenwart ordnungsgemäß geführt. Die Kassenprüfer bemängeln die schlechte Zahlungsmoral<br />
einiger Mitglie<strong>de</strong>r und dass das gefor<strong>de</strong>rte Mahnverfahren vom Vorstand nicht umgesetzt<br />
wur<strong>de</strong>. Weiterhin wird festgestellt, dass die Ausgaben für die Zeitschrift zu hoch waren.<br />
Deshalb stellt Herr Schulz <strong>de</strong>n Antrag, <strong>de</strong>n Vorstand nicht zu entlasten. Diesem Antrag<br />
stimmten 3 Mitglie<strong>de</strong>r zu, 30 stimmten für die Entlastung <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s. Somit wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Vorstand entlastet.<br />
5 In <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n Diskussion wur<strong>de</strong>n die gestellten Anträge heftig diskutiert. So bedauerten<br />
viele Mitglie<strong>de</strong>r, dass es in <strong>de</strong>n letzten Jahren nicht gelungen ist, neue Mitglie<strong>de</strong>r zu<br />
werben. Es wur<strong>de</strong> auch hervorgehoben, <strong>de</strong>n Namen „Altschülerschaft“ zu bewahren und die<br />
Traditionen fortzuführen.<br />
6 Der schriftlich gestellte Antrag von Prof. Dr. Redmann, ob Vereinsmitglie<strong>de</strong>r zur Übernahme<br />
von Vorstandsarbeit bereit sind, wird verlesen. Es sind keine Mitglie<strong>de</strong>r bereit, Aufgaben zu<br />
übernehmen.<br />
7 Abstimmung zu <strong>de</strong>n Anträgen:<br />
Antrag auf Auflösung <strong>de</strong>s Vereins: 33 Mitglie<strong>de</strong>r anwesend, 27 dafür, 4 dagegen, 2 Stimmenthaltungen,<br />
damit stimmten 81% <strong>de</strong>r anwesen<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r entsprechend <strong>de</strong>r Satzung<br />
für die Auflösung.<br />
Antrag zur Übertragung <strong>de</strong>s Vermögens an die Schule: 2 Enthaltungen, 31 dafür, damit<br />
wird das Vermögen <strong>de</strong>r Schule mit <strong>de</strong>r Bitte, das Geld für die Erstellung eines Registers<br />
<strong>de</strong>r Zeitschrift zu verwen<strong>de</strong>n, übertragen.<br />
Der Vorstand wird mit <strong>de</strong>r Auflösung beauftragt.<br />
H. Reuter, Vorsitzen<strong>de</strong> O. Müller, Protokollant<br />
95
Sehr geehrtes Mitglied <strong>de</strong>r Altschülerschaft <strong>de</strong>s Carolinums<br />
Wie Sie <strong>de</strong>m Protokoll <strong>de</strong>r letzten Mitglie<strong>de</strong>rversammlung entnehmen können, haben die anwesen<strong>de</strong>n<br />
Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vereinsauflösung zugestimmt. Die Tradition und <strong>de</strong>r Name sollen bewahrt<br />
wer<strong>de</strong>n. Als Mitglied im Schulverein in <strong>de</strong>r Abteilung „Altschülerschaft“ wer<strong>de</strong>n Sie weiterhin<br />
die Zeitschrift erhalten. Das Traditionstreffen am ersten Wochenen<strong>de</strong> im September soll<br />
fortgeführt wer<strong>de</strong>n. Bewährte Veranstaltungen wie die Schülergesprächsrun<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Festabend<br />
am Freitag sowie Schülergottesdienst und entsprechen<strong>de</strong> Veranstaltungen am Nachmittag<br />
<strong>de</strong>s Sonnabends wer<strong>de</strong>n weiterhin angeboten.<br />
Voraussetzung dafür ist die Überweisung eines Mitgliedsbeitrages in Höhe von 25 € an <strong>de</strong>n<br />
Schulverein im Januar 2009.<br />
(Kontonummer: 36 008 301, Bankleitzahl: 150 517 32 bei <strong>de</strong>r Sparkasse Mecklenburg-Strelitz)<br />
Für <strong>de</strong>n Jahresausklang und für das kommen<strong>de</strong> Jahr wünschen wir Ihnen alles Gute.<br />
Der Vorstand<br />
96
Absolventen <strong>de</strong>s Jahres 1983<br />
Berit Badzio<br />
Gabriele Böhm<br />
Harald Benthin<br />
Jean Bellman<br />
Harry Boeck<br />
Markus Böhm<br />
Heiko Benzin<br />
Udo Bein<br />
Christiane Behnke<br />
Marlies Büschel<br />
�omas Flashar<br />
Anemone Fleischhacker<br />
Heike Fechner<br />
Anke Flügel<br />
Andreas- Michael Gu<strong>de</strong>r<br />
Corinna Gerhard<br />
Raik Heller<br />
Toralf Häcker<br />
René Juhnke<br />
Anke Kauffmann<br />
Burkhild Kehnscherper<br />
Dirk Kollhoff<br />
Nora Königsmann<br />
Andreas Kern<br />
Andrea Kiwitz<br />
Iris Kennke<br />
Kathrin Knispel<br />
Michael Kleinholz<br />
Sabine Kattge<br />
Kerstin Krepel<br />
Dirk Lorsch<br />
Mario Lehnicke<br />
Detlef Ledwon<br />
Judith Linke<br />
Silke Martins<br />
�omas Müller<br />
Katrin Mollzahn<br />
Gunnar Pape<br />
Hardo Roß<br />
Karen Rosch<br />
Christina Rühe<br />
Jana Rhein<br />
Sabine Reckentin<br />
Beate Reuter<br />
Jana Richartz<br />
Jürgen Rusch<br />
André Rose<br />
Anke Ruck<br />
René Janowski<br />
Ralf Tschakert<br />
Ines Trümper<br />
Belinda Tallarek<br />
Claudia �iele<br />
Frank- Uwe Schebera<br />
Annette Schüßler<br />
Roland Stief<br />
Ines Schäfer<br />
Kerstin Sonnenburg<br />
Franka Schiller<br />
Stefan Sturm<br />
Harry Seedorf<br />
Andre Schindler<br />
Holger Süldt<br />
�omas Strauß<br />
Jan Sakowski<br />
Helge �e<strong>de</strong>ran<br />
Guntram Wagner<br />
Holger Wed<strong>de</strong>rmann<br />
Peter Witt<br />
Ute Weber<br />
Heike Wegner<br />
Norbert Wieting<br />
Hartwig Woge<br />
Anke Zimdars<br />
97
98<br />
Nachrufe<br />
Dieter Schönborn <strong>–</strong> ein Neustrelitzer Urgestein <strong>–</strong> ist tot<br />
Ganz plötzlich starb er an <strong>de</strong>n Folgen eines Herzinfarktes am 27. Dezember 2007 in Köln.<br />
Wir haben bei<strong>de</strong> unsere kurze Jugend - und Schulzeit am Carolinum in Neustrelitz verlebt.<br />
Zwei Begebenheiten fallen mir spontan ein, wenn ich an Dieter <strong>de</strong>nke. Zum einen erinnere<br />
ich mich an <strong>de</strong>n Sommer 1943. Dieter war Fanfarenzugführer <strong>de</strong>s „Deutschen-Jungvolk“ in<br />
Neu strelitz. Er schaffte es, Salem Wilk, <strong>de</strong>n Fanfarenzugführer von Alt-Strelitz zu einem gemein -<br />
samen Auftritt in Neustrelitz zu überre<strong>de</strong>n.<br />
Hierzu muss man wissen, dass sich die Jugendlichen bei<strong>de</strong>r Städte über Generationen hinweg<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen oft Schlägereien lieferten. Selbst zu strengen Hitler-Jugend Zeiten fand<br />
eine dieser Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen mitten auf <strong>de</strong>r Strelitzer Staße statt. Im Carolinum saßen wir<br />
dann am nächsten Tag wie<strong>de</strong>r friedlich nebeneinan<strong>de</strong>r. Nun, es fand ein großer Umzug <strong>de</strong>r vereinten<br />
Fanfarenzüge durch die Straßen von Neustrelitz statt. Über einhun<strong>de</strong>rt Trommler und<br />
Fanfarenbläser, 4 Aida-Fanfaren und 2 Trompeten sorgten für ein gewaltiges Spektakel.<br />
Die an<strong>de</strong>re Begebenheit habe ich nicht selbst miterlebt, aber man konnte sie in „Bild“ nachlesen.<br />
Wie fast alle unseres Jahrgangs musste auch Dieter noch in <strong>de</strong>n Krieg ziehen. Nach kurzer<br />
sowjetischer Kriegsgefangenschaft kehrte er nach Neustrelitz zurück und führte das elterliche<br />
Optikergeschäft weiter. Zu Zeiten <strong>de</strong>s Mauerbaus hat er sich zur Flucht in <strong>de</strong>n Westen entschlossen.<br />
Nach<strong>de</strong>m er seine Familie in West-Berlin in Sicherheit wusste, floh er dann in seinem<br />
Opel-Ka<strong>de</strong>tt und durchbrach spektakulär die Schlagbäume am Grenzübergang Bornholmer<br />
Straße.<br />
Später führte ihn sein weiterer Weg nach Köln, wo er bald ein eigenes Optikergeschäft eröffnete<br />
und sich um die nach dort verschlagenen Neustrelitzer kümmerte.<br />
Und zum Schluss, was wäre ein Caroliner-Treffen in Marburg o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Mauerfall in<br />
Neustrelitz ohne Dieter Schönborn gewesen? Er hat an allen unseren Treffen teilgenommen und<br />
dadurch seine Verbun<strong>de</strong>nheit zu seiner Schule, unserem Carolinum, bewiesen. Ich wer<strong>de</strong> ihn<br />
immer in guter Erinnerung behalten! Rolf Hartwig, Dreieich<br />
Von guten Mächten wun<strong>de</strong>rbar geborgen,<br />
erwarten wir getrost, was kommen mag.<br />
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen<br />
und ganz gewiß an je<strong>de</strong>m neuen Tag.<br />
Dietrich Bonhoeffer<br />
Am 14. April <strong>2008</strong> verstarb im Alter von 80 Jahren unser Caroliner Dr. Gerhard Schönbeck.
Im Alter von 83 Jahren verstarb unser Klassenkamerad Ernst-Eberhard Merian am 20. Mai <strong>2008</strong>.<br />
„Ebbi“ <strong>–</strong> so wur<strong>de</strong> er von uns genannt <strong>–</strong> kam 1937 zum Carolinum in unsere Klasse.<br />
1943 wur<strong>de</strong> er wie die meisten von uns Soldat.<br />
Nach <strong>de</strong>m Krieg studierte er in Alt- Strelitz am Technikum Bauingenieur- Wesen. Dort<br />
wur<strong>de</strong> er bei einer Behör<strong>de</strong> beruflich eingestellt. Sein Fachgebiet war <strong>de</strong>r Brückenbau.<br />
1979 kam er erstmalig wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Klassenkamera<strong>de</strong>n in Marburg zusammen. Seit dieser<br />
Zeit besuchte er regelmäßig die Klassen- und Carolinertreffen, auch das erste Treffen in<br />
Neustrelitz ( 1990/1991). Dann konnte er bedauerlicherweise aus gesundheitlichen Grün<strong>de</strong>n<br />
nicht mehr teilnehmen.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n „Ebbi“ ein ehren<strong>de</strong>s An<strong>de</strong>nken bewahren!<br />
Günther Jonas<br />
Kurz vor Weihnachten verstarb für uns überraschend am 15. Dezember unser verehrter<br />
Altcaroliner Günther Jonas im 84. Lebensjahr. Ihm ist zu verdanken, dass die Altschülerschaftnach<br />
<strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r in Neustrelitz heimisch wur<strong>de</strong>. Günther Jonas war im Herzen jung geblieben<br />
und setzte sich <strong>de</strong>shalb für die junge Generation ein. Uneigennützig betonte er immer<br />
wie<strong>de</strong>r, dass die Unterstützung <strong>de</strong>r Schüler <strong>de</strong>s Carolinums das wichtigste Anliegen <strong>de</strong>r Altschülerschaft<br />
ist. Wie kein an<strong>de</strong>rer konnte er eine Vermittlerrolle in <strong>de</strong>r Altschülerschaft einnehmen.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n sein An<strong>de</strong>nken bewahren und sprechen seiner Familie unser aufrichtiges<br />
Beileid aus.<br />
Altschülerschaft<br />
Schulverein „Carolinum“ e. V.<br />
Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum<br />
99
Strelitzer Zeitung, 20. Juni <strong>2008</strong><br />
100<br />
Pressepiegel
Strelitzer Zeitung, 1. Juli <strong>2008</strong><br />
101
Strelitzer Zeitung, 11. Juli <strong>2008</strong><br />
102
Strelitzer Zeitung, 11. Juli <strong>2008</strong><br />
103
Strelitzer Zeitung, 14. Juli <strong>2008</strong><br />
104
Strelitzer Zeitung, 14. Juli <strong>2008</strong><br />
105
Strelitzer Zeitung, 15. Juli <strong>2008</strong><br />
106
Strelitzer Zeitung, 16. Juli <strong>2008</strong><br />
107
Strelitzer Zeitung, 18. Jli <strong>2008</strong><br />
108
Strelitzer Zeitung, 21. August <strong>2008</strong><br />
109
Strelitzer Zeitung, 29. August <strong>2008</strong><br />
110
Strelitzer Zeitung, 2. September <strong>2008</strong><br />
111
Strelitzer Zeitung, 2. September <strong>2008</strong><br />
112
Strelitzer Zeitung, 2. September <strong>2008</strong><br />
113
Strelitzer Zeitung, 3. September <strong>2008</strong><br />
114
Strelitzer Zeitung, 6./7. September <strong>2008</strong><br />
115
Strelitzer Zeitung, 9. September <strong>2008</strong><br />
116
Strelitzer Zeitung, 13. / 14. September <strong>2008</strong><br />
117
Nordkurier, 29. September <strong>2008</strong><br />
118
Strelitzer Zeitung, 30. September <strong>2008</strong><br />
119
Nordkurier, 30. September <strong>2008</strong><br />
120
Nordkurier, 30. September <strong>2008</strong><br />
121
Mecklenburg-Strelitzer Blitz, 5. Oktober <strong>2008</strong><br />
122
Strelitzer Zeitung, 10. Oktober <strong>2008</strong><br />
123
Strelitzer Zeitung, 17. Oktober <strong>2008</strong><br />
124
Strelitzer Zeitung, 4. November <strong>2008</strong><br />
125
Strelitzer Zeitung, 12. Dezember <strong>2008</strong><br />
126
Strelitzer Zeitung, 4. September <strong>2008</strong>